Schweizer BIM Kongress 2016 Rückblick - Bauen digital ...
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Formen wir Lebenszyklen Ein nachhaltiges Gesamtangebot sicherstellen Als führendes Schweizer Unter- nehmen für nachhaltiges Bauen und Quartiererneuerungen berücksichti- gen wir den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Von der Landan- bindung über die Projektierung und Realisierung bis hin zum Betrieb und Unterhalt. Mit diesem Gesamt- angebot schaffen wir energie- und kosteneffiziente Bauten für das Wohl von Mensch und Umwelt. www.losinger-marazzi.ch
Liebe Leserin, lieber Leser Was für ein Hammer! Mehr als 650 Gäste Genau hier setzt der Schweizer BIM Kongress nahmen an der Premiere des Schweizer BIM als jährliche Veranstaltung an. Der Kongress ist Kongresses am 28. Oktober 2016 in der Maag die ideale Plattform, um sich über die Bran- Halle in Zürich teil. Die 22 Referenten und chen- und Landesgrenzen hinaus auszutau- Podiumsgäste aus Schottland, Deutschland, schen, Wissen zu bündeln und die Konkur- den USA und aus der Schweiz machten die renzfähigkeit der Schweizer Baubranche im Veranstaltung zu einem vollen Erfolg: Wie internationalen Kontext gemeinsam zu stärken. bisher keiner anderen Schweizer Veranstaltung ist es dem Schweizer BIM Kongress gelungen, Es ist mir eine Freude, in diesem Heft, das in die Digitalisierung von allen Seiten zu beleuch- Zusammenarbeit mit Docu Media Schweiz ten und die Chancen und Risiken für die entstanden ist, auf die Highlights des Kongres- Bauwirtschaft umfassend zu diskutieren. Die ses zurückzublicken. Zu allen Referaten und Inhalte waren mit den vier Themenblöcken Podiumsdiskussionen finden Sie einen Politik, Technologie, Innovation und Wirtschaft kompakten Beitrag mit den entsprechenden übersichtlich gegliedert. Höhepunkten. Ich lege Ihnen die Lektüre dieser Publikation daher wärmstens ans Der Kongress zeigte klar: Die Schweizer Herzen: Tauchen Sie ein in die inspirierende Bauwirtschaft steht in Sachen BIM noch am Atmosphäre des Kongresses. Anfang. Es liegt nun an uns, mit Agilität vorwärts zu gehen. Wir müssen dafür offen Der nächste Schweizer BIM Kongress findet sein, dass etablierte Prozesse auf den Kopf im Herbst 2017 statt. Ich würde mich freuen, gestellt und neue Geschäftsmodelle Einzug Sie dann begrüssen zu dürfen. halten werden. Wir sind in einer anspruchsvol- len Findungsphase, in der wir BIM testen und laufend Knowhow sammeln. Mich persönlich beeindruckte am Schweizer BIM Kongress besonders der Konsens, der über allen Diskus- sionen stand: «BIM erfordert ein Umdenken. Wir schaffen das, wenn wir uns öffnen und über alle Disziplinen und Kulturen hinweg zusammenarbeiten.» Markus Weber Präsident «Bauen digital Schweiz» 3
Impressum Inhalt Herausgeber 06 Bauen digital Schweiz: nächster Meilenstein Bauen digital Schweiz 08 «Bauen vor dem Bauen» – Neubau Spital Limmattal Geschäftsstelle Andreasstrasse 11 Sponsorenbeitrag Losinger Marazzi AG 8050 Zürich Tel. 044 515 04 50 Politik bauen-digital.ch 12 BIM ist kein trojanisches Pferd Referat David Philp Leiter der Geschäftsstelle 14 Digitalisierung heisst Veränderung Referat Marcel Dobler Peter Scherer 16 Politik muss Rahmenbedingungen setzen Podiumsdiskussion Verleger 18 Digitalisierung auf dem Vormarsch Sponsorenbeitrag Amberg Group Docu Media Schweiz GmbH Bahnhofstrasse 24 8803 Rüschlikon Technologie Tel. 044 724 77 77 22 Zurück in die Zukunft Referat Martin Fischer docu.ch 24 Intelligente Geräte vernetzen Referat Martin Vesper Geschäftsleitung 26 BIM ändert komplett alles Podiumsdiskussion Axel Riester, CEO Dominik Mahn, COO 28 Gründung Verband Schweizer BIM-Software Lieferanten Dominik Schuler, CFO Sponsorenbeitrag openBIM Redaktion Katharina Weber Innovation 32 Wie geht Innovation Referat Elmar Mock Autoren Stefan Breitenmoser 34 Operation BIM Referat Maria Åström Ben Kron 36 Wie bestellt man BIM? Podiumsdiskussion Lea-María Louzada 38 Innovation, Offenheit, Bildung Foto Cover Sponsorenbeitrag Mensch und Maschine Silvan Bachmann 38 Wandel des Berufsbildes – vom Plan zum Modell Fotos Kapitelseiten Sponsorenbeitrag FHNW Shutterstock Fotos Kongress Wirtschaft Aissa Tripodi 44 Gestalten mit BIM Referat Steffen Lemmerzahl Layout 46 BIM und die Zulieferer Referat Siegfried Gerlach Corinta Bürgi 48 BIM und die Bauunternehmer Referat Antoine Rérolle Druckvorstufe 50 Wo steht die Bauwirtschaft in Sachen BIM? Podiumsdiskussion Stämpfli AG, Zürich 52 SwissBIMLibrary – die Plattform für die Schweizer Bauwirtschaft Druck Sponsorenbeitrag buildup Stämpfli AG, Bern Copyright Nachdruck, auch mit Quellenangabe, nur mit ausdrücklicher Bewilligung des Verlages gestattet. 4 BIM Kongress Inhalt
Bauen digital Schweiz: nächster Meilenstein Die Interessengemeinschaft «Bauen digital Schweiz» hat sich zum Ziel gesetzt, die Transformation der Schweizer Bauwirtschaft ins digitale Zeitalter nachhaltig zu unterstützen. Mit dem Schweizer BIM Kongress hat sie einen jährlichen Treffpunkt der digitalen Bauwirtschaft geschaffen. Am Kongress bezog «Bauen digital Schweiz» Stellung zu den zentralen Fragen und hat die nächsten Schritte der Interessengemeinschaft präsentiert. Die Digitalisierung der Bauwirtschaft führt zu fundamen- Schweizer BIM Kongress ist der neue Treffpunkt der talen Veränderungen der Prozesse entlang der ganzen digitalen Bauwirtschaft Wertschöpfungskette, der Zusammenarbeitskultur und Mit der Lancierung des ersten Schweizer BIM Kongresses der Rolle im Bauwesen. Neue Geschäftsmodelle und am 28. Oktober 2016 stiess «Bauen digital Schweiz» auf revolutionäre Arbeitshilfsmittel bringen neue Chancen. grosses Interesse: Die 650 Plätze des Kongresses waren Insbesondere erwartet man eine Steigerung der Effizienz, in kurzer Zeit ausverkauft. «Wir ziehen ein sehr positives mehr Qualität über den gesamten Lebenszyklus und Fazit aus der Premiere des Schweizer BIM Kongresses. schliesslich eine Erhöhung der Produktivität. Building Die hohe Beteiligung und die ausnahmslos positive Information Modelling, kurz BIM, ist zwar Thema der Resonanz zeigen das Bewusstsein der Baubranche, dass Stunde, jedoch im Alltag der Schweizer Bauwirtschaft man sich der digitalen Transformation nicht entziehen noch nicht angekommen. «Bauen digital Schweiz» hat kann», so Peter Scherer, Leiter der Geschäftsstelle von das Thema aufgenommen und die Diskussion in der «Bauen digital Schweiz». breiten Öffentlichkeit lanciert. Die spannenden Beiträge der Referenten aus dem In- und Ausland und die kontroversen Podiumsdiskus- «Bauen digital Schweiz» bündelt die Kräfte sionen bestätigten, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, «Bauen digital Schweiz» vereint die bestehenden Institu- die entscheidenden Fragen zu diskutieren und Antworten tionen, Verbände und Unternehmungen rund um das zu finden. Bauen und vertritt damit ein gemeinsames Interesse. An der Swissbau 2016 – der Leitmesse der Schweizer Der Kongress bot einen Überblick zum aktuellen Stand Bauwirtschaft – wurde sie offiziell gegründet und der auf einem Top-Level. Meinungsführer und Entscheidungs- breiten Öffentlichkeit vorgestellt. «Bauen digital Schweiz» träger aus dem In- und Ausland diskutierten die aktuellen wuchs daraufhin schnell und zählt heute über 190 Fragestellungen im internationalen Kontext in vier Firmen und rund 50 Institutionen zu ihren Partnern. Themenbereichen: Von buildingSMART hat sie das Chapter Switzerland erhalten und pflegt damit auch den internationalen Politik: Wie kann die Politik die Bauwirtschaft in der Knowhow-Austausch. digitalen Transformation unterstützen und die Auf Initiative des SIA, des KBOB/IPB, des CRB und Konkurrenzfähigkeit international stärken? von «Bauen digital Schweiz» wurde die Plattform netzwerk_digital ins Leben gerufen. Dort werden die Technologie: Was leisten zukünftige Technologien und Aktivitäten rund um die digitale Transformation der wie verändert sich die Wertschöpfungskette konkret? Bauwirtschaft der genannten Institutionen koordiniert. Ziel ist es, Synergien zu schaffen, Ineffizienzen bei der Innovation: Wie entwickeln sich die heutigen Erarbeitung von Aufgaben- und Themenbereichen zu Geschäftsmodelle und wie schaffen wir Raum für neue vermeiden und gebündelte Informationen an die Ideen? Bauwirtschaft abzusetzen. Wirtschaft: Wo steht die Bauwirtschaft in der Digitalisierung heute und wohin geht die Reise? 6 BIM Kongress Bauen digital Schweiz
Die Schweiz steht in Sachen BIM noch vor einem langen Nächste Schritte in der Phase «Handeln» Weg und niemand weiss genau, wie die Zukunft effektiv Die Interessengemeinschaft «Bauen digital Schweiz» aussehen wird. Der Schweizer BIM Kongress setzt hier wurde am 12. Juni 2015 mit der Fachtagung «BIM – an und bietet jährlich die optimale Plattform, um sich auf Einführung in der Schweiz» an der ETH Zürich lanciert hohem Niveau auszutauschen, Erfahrungen zu teilen, und eröffnete damit die erste Phase «Definieren». Mit voneinander zu lernen und gemeinsam vorwärts zu der offiziellen Gründung im «Swissbau Focus» startete kommen. die zweite Phase «Handeln», deren Fokus aktuell in der Umsetzung ausgewählter Projekte liegt. Hohe Priorität Die Anwendung von BIM in der Schweiz geniesst der Stufenplan. Die darin enthaltenen drei und ihre Herausforderung Zeitstufen sind thematisch gegliedert und bilden eine Grundsätzlich befindet sich die Schweiz in einer guten logische, chronologische Abfolge. Dabei wird dem Ausgangslage und BIM wird in einzelnen Projekten Zusammenspiel zwischen Angebot, Nachfrage und bereits erfolgreich eingesetzt. Die neuen Technologien technischen Möglichkeiten im Rahmen der Normen und der Einsatz von BIM fordern insbesondere die vielen und Standards besondere Beachtung beigemessen. kleinen und mittleren Betriebe der Bauwirtschaft heraus. Die Projekte werden gemeinsam mit den Mitgliedern Zusätzlich zum Tagesgeschäft neue Technologien in einem kollaborativen Arbeitsmodell vertieft. Die einzuführen ohne vorhandene Standards, Normen oder Ergebnisse werden den Mitgliedern von «Bauen digital zumindest «Best Practice», ist für sie eine grosse Schweiz» laufend auf der Plattform www.bauen-digital.ch Herausforderung. Hier sieht «Bauen digital Schweiz» zugänglich gemacht. Die Interessengemeinschaft ihre Rolle und setzt sich dafür ein, die «Practice» nun informiert weiterhin regelmässig auf dem Blog ihrer konsequent in «Best Practice» zu überführen. Website, auf Twitter (@bauendigitalCH), in den Gruppen auf LinkedIn und Xing und mit dem Infoletter. Priorisierte Projekte von «Bauen digital Schweiz» für die Phase «Handeln» 1. Prozess, Wertschöpfung: BIM Stufenplan, BIM Nutzungsplan, BIM Leitfaden 2. Informationen, Bauteile: BIM LOD Definition 3. Leistungen, Vergütung: BIM Leistungskatalog 4. Qualitätssicherung: BIM Zertifizierung 5. Information, Kommunikation: BIM Pilotprojekte Schweiz, BIM Wiki, BIM Kongress, BIM Camp 7
«Bauen vor dem Bauen» – Neubau Spital Limmattal Die Automobil-, Raumfahrt- oder auch Schiffbauindustrie haben die Planungs- und Realisierungspro- zesse für ihre Produkte seit geraumer Zeit erfolgreich auf neue digitale Tools umgestellt und erreichen so höchst verlässliche Ergebnisse und optimale Kosten. Wie sieht es im Bausektor aus? © Julien Vonier Die Planung eines Gebäudes erfolgt in mehreren Arbeitsschritten. Beim herkömmlichen Ablauf gehen zwischen te und parametrische 3D-Modelle, welche BIM beim Neubau Spital Limmattal jedem Schritt zahlreiche relevante von jedem Partner erstellt werden. Auf Ein Spitalprojekt wird in der Regel auf die Informationen verloren, da die Akteure im Basis der Modelle entstehen Visualisie- nächsten 40-50 Jahre ausgelegt. Dessen Allgemeinen nicht die gleichen Tools und rungs- und Simulationsmöglichkeiten, die Planung, Realisierung und Betrieb sind demnach nicht die gleichen Datenformate kollaborative Arbeitsmethoden unter den sehr komplex. Beim Neubau Spital benutzen. Noch höhere Kosten schlagen Beteiligten implizieren. Die Vorteile sind: Limmattal war das digitale Modell Teil des zu Buche, weil diese Informationen von Mit dem Einsatz von BIM stellen Ausschreibungsverfahrens und wurde den verschiedenen Gewerken im Architekten, Bauingenieure, Fachplaner für grundsätzlich ins Pflichtenheft integriert. Allgemeinen mehrmals erfasst werden. Gebäudetechnik und die ausführenden Das Totalunternehmen Losinger Marazzi Man geht davon aus, dass die Gebäude- Unternehmen von einer sequenziellen auf AG hat im Anschluss an den Zuschlag des daten im Durchschnitt sieben Mal erfasst eine simultane Arbeitsweise um. Als Gesamtleistungswettbewerbs entschie- werden! Diese mehrfachen Eingabevor- nützlich erweist sich hier die ständig den, BIM bereits bei der Planung und Rea- gänge führen zu inkonsistenten Daten, aktualisierte Synthese der Gebäudetech- lisierung zu integrieren und sich nicht nur Verzögerungen, Fehlern und Mehrkosten nik-Ansichten. Alle arbeiten zusammen, darauf zu beschränken, dem Kunden am für das fertige Gebäude. und der Kunde profitiert davon durch Ende der Realisierung ein 3D-Modell zu kürzere Fristen, eine insgesamt deutlich übergeben. So ist BIM seit der Planung verbesserte Gebäudequalität und aber auch in der aktuellen Ausführungs- Visualisierungsmöglichkeiten seines phase in vollem Einsatz. Gebäudes, bevor dieses überhaupt Zur Vorbereitung der Ausführung ist gebaut ist. Mit BIM erlebt die Baubranche die dreidimensionale Koordination der einen Paradigmenwechsel, der uns vor Einrichtung und Ausrüstung pro Raum neue Herausforderungen stellt. BIM ist erste Priorität. So werden zum Beispiel aber auch eine grossartige Chance, die Position und Abstände von Strompunkten Vorteile der Digitalisierung für die Welt des und Kundenmobiliar abgestimmt. Bauens zu erschliessen. Um die Informationen aus dem Als Totalunternehmen ist die Losinger Architekturmodell optimal zu nutzen, Marazzi AG gewohnt, Projekte kollaborativ arbeiten die Architekten und das abzuwickeln. Das BIM-Management Totalunternehmen gemeinsam am beruht auf genau den gleichen Arbeitsre- gleichen 3D-Modell. Eine mit dem Modell flexen. Das Unternehmen stellt die verknüpfte Datenbank ermöglicht zudem Für die Losinger Marazzi AG ist Building Interoperabilität der von den verschiede- die effiziente und webbasierte Verwaltung Information Modeling (BIM) – oder zu nen Projektakteuren genutzten Softwares der Räume und Rauminformationen. Auf Deutsch Gebäudedatenmodellierung – und hat sich für eine systemunabhängige diese Datenbank haben alle Projektbetei- eine Methode, welche alle Partner openBIM Arbeitsweise entschieden. Seit ligten wie Bauherr, Architekten, Fachplaner miteinbezieht, um ein Projekt vor und 2012 setzt die Losinger Marazzi AG BIM und Nutzer zeitgleich Zugriff. Ebenso während dessen Realisierung virtuell zu bei zahlreichen Projekten und in verschie- können sie ihre Informationen abspei- bauen, zu testen und zu validieren. Die denen Geschäftsfeldern ein, vom chern. Es besteht somit eine Charta der Grundlage dieser Arbeit sind objektbasier- nachhaltigen Quartier bis zum Spital. Zusammenarbeit. 8 BIM Kongress Sponsorenbeitrag
Ein neues Gewand für den Neubau Spital Limmattal Das Spital Limmattal ist eines der ersten grossen Bauvorhaben in der Schweiz, das mit der BIM-Technologie realisiert wird. Es handelt sich um ein 215-Millionen- Franken-Projekt für 200 Betten, mit einem Gebäudevolumen von 205 000 m3 und einer Geschossfläche von 48 500 m2. Es umfasst zudem 8 OP- und Eingriffsräume sowie jeweils 12 IPS/IMC- und Tageskli- Die koordinierten Modelle und die Neubau Spital Limmattal: nik-Plätze. Insgesamt entstehen Behand- Datenbank stehen dem Bauherrn sowohl Preisträger beim BIM d’Or 2015 lungsmöglichkeiten für rund 11 000 für die zukünftige Umzugsplanung vom Am 16. September 2015 fand in Paris die stationäre und 70 000 ambulante Patienten bestehenden in das neue Spital als auch Preisverleihung des Wettbewerbs BIM pro Jahr. Die Architekten haben das digita- für den späteren Betrieb zur Verfügung. D’OR 2015 für die beste Verwendung von le Modell zusammen mit Losinger Marazzi Dies stellt einen echten Vorteil in Prüfung BIM und des digitalen Modells statt. Der gemäss den gemeinsamen Modellierungs- und Planung dar. Es wird so möglich sein, Wettbewerb wurde von Le Moniteur regeln entwickelt, um die Übereinstim- anhand des visualisierten Modells organisiert, einer renommierten französi- mung zwischen Projekt und Raumpro- Nutzergespräche zu führen und das neue schen Fachzeitschrift. Er umfasste zehn gramm sicherzustellen und die Arbeitsumfeld zu zeigen. Kategorien, für die nicht weniger als 108 Raumanforderungen und Lokalisierungs- Das Fazit: «Für die Losinger Marazzi AG Bewerbungen eingereicht wurden. In der pläne zu verwalten. besteht die grosse Chance von BIM darin, Kategorie internationale Projekte wurde die Einhaltung der Kosten und Termine bei das von Losinger Marazzi mitentwickelte Worin bestehen Planung, Bau und Betrieb der Gebäude mit und realisierte Neubauprojekt Spital Hilfe digitaler Tools zu optimieren. Eine Limmattal zum Sieger gekürt. Besonders die Vorteile von BIM? verbesserte Zugänglichkeit der Daten positiv bewertete die Jury das zentrale ermöglicht zudem die reibungslose Datenmanagement und den permanenten Besser planen Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten», Informationsfluss zwischen allen Das Gebäude besser verstehen, die betont Martin Peiner, der zuständige Projektbeteiligten. richtigen Entscheidungen treffen, die BIM-Manager bei der Losinger Marazzi AG. Finanzierung und Vermarktung erleichtern, die Kosten optimieren, die Konsistenz der Daten gewährleisten. Besser bauen Die Baustelle besser organisieren, Fehlerquellen antizipieren, Fristen Die Losinger Marazzi AG ist eine in der Schweiz führende Unternehmung in den Bereichen Immobilien- absichern, für eine ergonomische und und Quartierentwicklung, General- und Totalunternehmung. Sie zeichnet sich durch innovative und sichere Baustelle sorgen. ganzheitliche Lösungen in der Finanzierung, Projektierung und Realisierung von Projekten aus. Als Tochterunternehmen von Bouygues Construction vereint die Losinger Marazzi AG die Stärke eines Besser betreiben internationalen Grosskonzerns mit der Flexibilität eines lokal verankerten Unternehmens. Dieses zählt Den Unterhalt optimieren, die Entwicklung 800 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von nahezu 800 Mio. Franken. des Gebäudes voraussehen und Als Pionier im Bereich des nachhaltigen Bauens sind mehr als 95 Prozent ihrer Projektentwicklungen simulieren, Immobilien verwalten. zertifiziert. Die Losinger Marazzi AG entwickelt und realisiert zudem die ersten vom Trägerverein Energiestadt zertifizierten «2000-Watt-Areale» der Schweiz. Es handelt sich um die nachhaltigen losinger-marazzi.ch Quartiere Greencity in Zürich und Im Lenz in Lenzburg sowie um Erlenmatt West in Basel, welches bereits Ende 2015 erfolgreich übergeben wurde. Das nachhaltige Bauen ermöglicht es, ökologisch und ökonomisch leistungsfähige Lösungen für den gesamten Lebenszyklus eines Areals bzw. eines Gebäudes zu finden. Indem die Losinger Marazzi AG gemeinsam mit ihren Kunden lebenswerte und zukunftsfähige Projekte gestaltet, trägt die Unternehmung zum Wohlbefinden aller bei. 9
Was sind die Aufgaben der Politik in Bezug auf BIM? Wie kann die Politik BIM zum Durchbruch verhelfen? Was passiert mit den Daten? Wie sind sie geschützt? Welche Bildungsangebote müssen geschaffen werden? Gehört Informatik in die Grundausbildung? Soll man die Wirtschaft gewähren lassen? Regelt sich alles von selbst? Braucht es eine Vereinheitlichung bei den Baureglementen? Was für Standards braucht es? Braucht es Anstossfinanzierungen? Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus? Gibt es bald ein digitales Grundbuchamt? 11
BIM ist kein trojanisches Pferd In seinem Referat zum Thema «Scottish BIM Delivery Group – a global perspective» zeigte der BIM-Experte David Philp auf, wie die schottische Regierung die Baubranche auf ihrem Weg Richtung Digitalisierung unterstützt und wo die Stolpersteine liegen. Text: Stefan Breitenmoser «Überall auf der Welt sind Regierungen ein deshalb: Was ist BIM? Dabei verstehe man Schlüsselklient für die Baubranche», meinte BIM als Verb. Schliesslich gehe es um das David Philp, der 2011 vom britischen Erstellen von Modellen und das Managen Kabinett zum «Head of BIM Implementati- von Information. In Schottland habe man on» bestimmt wurde, zu Beginn seines ausserdem das klare Ziel, bis April 2017 Referats. Regierungen seien ein intelligen- BIM Level 2 zu erreichen, was einem ter Klient, der überdies die Rahmenbedin- kollaborativen BIM-Ansatz entspricht. gungen für digitale Reformen vorgebe. Deshalb sei die Frage, wie BIM der Der schottische Ansatz Regierung helfen kann, Reformen und neue Doch wie gelangt man dahin? In Schottland Technologien voranzutreiben und die habe man zuerst ein Online-Tool gebaut, Vernetzung zu fördern. «BIM ist kein um herauszufinden, in welches BIM-Level trojanisches Pferd, sondern Innovation. Es die einzelnen Gebäude gehören. Dabei hat der Lieferkette geholfen, neue habe man auch auf das jetzige Invest- Arbeitsweisen zu entwickeln. Durch das ment-Tool der Regierung zurückgegriffen. digitale und kollaborative Arbeiten waren «Es bringt ja nichts, BIM einzusetzen, wenn durch BIM in Grossbritannien Einsparungen es in Bezug auf die Ziele keine Vorteile in der Höhe von 12 bis 20 Prozent bringt», so Philp. Das Motto dabei sei stets möglich», so Philp. «BIM bedeutet gewesen, alles so einfach wie möglich zu kontinuierliches Weiterentwickeln.» halten. «Man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden.» «Macht kleine Schritte, aber habt klare Ziele Darüber hinaus wurden in Schottland unterschiedlich Bauprojekte als sogenannte «pathfinder projects» deklariert. «Wir lernen und einen Plan.» immer wieder von diesen Projekten, die sowohl neue als auch historische Bauten umfassen», so Philp. Ausserdem wurde ein In der Folge ging Philp vor allem auf das weiteres Tool für die Lieferkette gebaut, schottische BIM-Programm ein, für das er damit diese auf die Regierungsziele verantwortlich ist. «Es gibt viele Ähnlichkei- reagieren kann. «So werden wir nicht von ten zwischen Schottland und der Schweiz. einer einzigen Seite beeinflusst. Wir Beide verfügen über eine ähnlich grosse arbeiten mit Unis, Industrieunternehmen Bevölkerung, und an beiden Orten ist BIM und verschiedenen Regierungsabteilungen neu. Einzig die Fussball-Nationalmann- zusammen.» Dadurch werde das schotti- schaft ist hier wohl ein bisschen besser.» sche BIM-Programm während des Wegs Die Einführung eines BIM-Programms immer wieder neu geformt. Ausserdem starte immer mit der Reflexion darüber, was bietet man in Schottland gratis Trainings man erreichen will. Die erste Frage, welche und Beratungen an. «Wir haben sogar man sich in Schottland gestellt habe, sei einen physischen Raum geschaffen, damit 12 BIM Kongress Politik Referat David Philp
In Grossbritannien wurden durch die Anwendung von BIM Einsparungen in der Höhe von 12 bis 20 Prozent ermöglicht. Visualisierung: AECOM sich die Leute begegnen können.» Denn es allem die neuen Skills definieren, neue gehe vor allem darum, die Menschen zu Bildungswege entwickeln und diese befähigen. attraktiv gestalten müsse. «In Grossbritan- nien müssen wir mit unserem Digitalisie- BIM verändert die Kultur rungsprogramm versuchen sicherzustellen, Wichtig sei aber auch die globale Sicht, dass wir neue, diversifizierte, attraktive und weshalb man in Schottland Anfang des spannende Möglichkeiten im Bausektor Jahres eine Veranstaltung zum Wis- bieten.» sensaustausch über BIM durchgeführt habe. Im Rahmen dieses Events wurden verschiedene Länder wie Deutschland, Australien oder die USA besucht, um zu «Das BIM-Programm ändert die Baukultur sehen, wie BIM dort eingesetzt wird. Dabei sei man auf verschiedene Namen für BIM grundlegend.» David Philp AECOM Global BIM/IM wie «VDC» oder «Digital Engineering» Consultancy Director, gestossen. «Doch egal welcher Name – Grosse Chance Chair SFT BIM Working Group grundsätzlich reden alle vom Gleichen. «Die Industrie ist gut für Innovation», so Denn es geht um die Digitalisierung der Philp. Deshalb solle man ihr die Komplexi- 2011 bestimmte das Britische Baubranche.» In England stünde momen- tät überlassen. Wichtig sei aber auch, dass Kabinett David Philp zum «Head tan vor allem das Entwickeln von Standards der Kunde den Nutzen sehe und von den of BIM Implementation», und er für die Lieferkette im Vordergrund, während Leistungen tatsächlich Gebrauch mache. wurde zur Schlüsselfigur für BIM man in den USA eher auf intelligente «Macht kleine Schritte, aber habt klare Ziele im öffentlichen Sektor. David Kunden statt auf staatliche Führung setze. und einen Plan.» Aus staatlicher Sicht sei Philp gilt heute als einer der «Nächstes Jahr wird wohl ein erster vor allem eine richtige Infrastruktur Wegbereiter von BIM im internationaler Standard veröffentlicht, der essentiell, welche im Falle der Digitalisie- internationalen Kontext. hoffentlich für eine gewisse Harmonisierung rung der Baubranche auch Standards und aller auf dem Weg zu BIM sorgen wird.» eine gemeinsame und strukturierte Doch was hat man in Schottland seit Datenumgebung umfasse. «Denn die Beginn des BIM-Programms gelernt? Chancen, die in der Digitalisierung liegen, «Zuerst haben wir gedacht, es handle sich sind gross. Das gilt nicht nur für den um ein Technologie-Programm. Aber es Kunden, sondern auch für die Industrie.» geht um den Prozess des Informations-Ma- nagements und der Informations-Delivery. Es ist aber auch ein Programm, welches die Kultur grundlegend verändert.» Deshalb meinte Philp mit Blick auf die Schweiz, dass man auch über Menschen, ihr Verhalten und Kollaboration nachdenken müsse, während die akademische Welt vor 13
Digitalisierung heisst In seinem Referat zum Thema «Schweiz als Hotspot der Digitalisierung – die Aufgaben der Politik» zeigte Marcel Dobler auf, wieso sein Unternehmen Digitec so erfolgreich ist, wo die Chancen und Gefahren der Digitalisierung liegen und was die Politik künftig tun muss. Text: Stefan Breitenmoser «Wer hier im Saal kaufte schon mal etwas immer Risiko und Chance zugleich. «Nichts online», fragte Marcel Dobler, FDP-Natio- ist so schnell weg wie der Vorsprung. nalrat und Gründungsmitglied von Digitec, Man braucht nur stehen zu bleiben.» gleich zu Beginn seines Referats die Zuhörer in der Maag Halle. Natürlich streckten sofort alle die Hand hoch. «Das war vor 2000 noch nicht so», meinte «Wichtig ist, den Markteintritt nicht zu Dobler, «denn die Internetnutzung hat seit 1997 extrem zugenommen.» Diese verschlafen.» Zunahme sei aber noch lange nicht fertig, da immer mehr Menschen das Internet Einen Vorsprung hatte Dobler mit der von nutzten. «Durch die Digitalisierung werden ihm mitbegründeten Firma Digitec von die Karten neu gemischt.» Das führe dazu, Anfang an. Deshalb nannte er auch das dass sich die Technologie, der Preis, das Timing als entscheidenden Erfolgsfaktor Konsumverhalten und das Kundenbedürf- der Firma. «Wir waren nicht nur erfolgreich, nis ändere. Parallel dazu reagieren Anbieter weil wir besonders gut waren, sondern darauf mit neuen Vertriebskanälen und auch, weil die Konkurrenz fast inexistent neuen Produktions- und Entwicklungsmög- war», so Dobler. 2001 startete das lichkeiten. Deshalb sind Marktänderungen Unternehmen mit einem eigenen Webshop, Foto: Luca Bruno / AP Beide Bilder zeigen Besucher der Papstwahl auf dem Petersplatz. Das obere Bild stammt aus dem Jahr 2005, das Foto: Michael Sohn / AP untere aus 2013. Innerhalb von nur acht Jahren hat die Digitalisierung die Welt stark verändert. 14 BIM Kongress Politik Referat Marcel Dobler
Veränderung welcher 2005 nochmals komplett überar- Das sei aber nicht nur schlecht, da beitet wurde. «Die Idee bei der Neulancie- Innovation Freiraum und keine übermässige rung des Webshops war, dass wir Regulierung benötige. Dobler sieht die Eigenschaften und Produktkategorien Aufgabe der Politik deshalb vornehmlich in erfassen.» Ab 2005 konnte man also die der Schaffung von neuen Bildungsangebo- verschiedenen Angebote im Online-Shop ten. «Unser Rohstoff ist die Bildung», nach gewissen Kriterien wie beispielsweise meinte er. Deshalb gehöre Informatik Gewicht oder Preis sortieren. «Das ist heute zwingend in die Grundausbildung und auch im Internet Standard, aber wir waren die eine Informatik-Matura wäre angebracht. Ersten, die das gemacht haben. So Auch BIM müsse in die Ausbildung gesehen ist dies das eigentliche Alleinstel- integriert werden und berufsbegleitende lungsmerkmal von Digitec.» Geholfen habe BIM-Weiterbildungsmöglichkeiten dabei natürlich auch, dass die Firmengrün- geschaffen werden. Marcel Dobler der eher von der Informatik-Seite her Nationalrat FDP, gekommen seien und man sich die Ziele Digitalisierung kennt keine Grenzen Gründungsmitglied Digitec nie zu tief gesteckt habe. «Deshalb bin ich Da die Professionalisierung zunimmt, seien auch direkt Nationalrat geworden», so nun starkes Knowhow und Bildungsres- Marcel Dobler erkannte schon Dobler schmunzelnd, der vor seiner Wahl in sourcen gefordert. Ausserdem nehme die früh, dass man mit Einsatz und den Nationalrat 2015 noch kein politisches Konsolidierung zu, weil nicht alle Firmen Hingabe den Weg zum Erfolg Amt innehatte. das Knowhow bieten könnten und wohl ebnen kann. Noch während über früh oder lang von grösseren Firmen seines Informatikstudiums Kommt das iHouse? geschluckt würden. Wichtig seien deshalb an der Hochschule Rapperswil «Für Innovation braucht es immer Mut und Weiterbildung, Innovation und Positionie- gründete er mit zwei Kollegen eine gesunde Fehlerkultur.» Denn Innovati- rung. «Die Digitalisierung kennt keine die Firma Digitec und war on sei Firmenkultur. Für BIM bedeute dies, Grenzen», so Dobler. So stelle sich bei BIM während 13 Jahren deren CEO. dass der Nutzen im Vordergrund stehen die Frage, inwiefern zukünftig auch Firmen Das Unternehmen beschäftigt müsse. Deshalb sei es nun an der Zeit, die aus dem Ausland bei Aufträgen mitbieten heute über 450 Mitarbeiter und richtigen Fragen zu stellen, wie etwa: würden. Transparenz sei deshalb wichtig. erzielt einen Umsatz von rund «Kommt BIM mit oder ohne uns?», «Kommt Und dass man den Markteintritt nicht 500 Millionen Franken. Seit 2015 das ‹iHouse›, das ‹WindowHouse› oder das verschlafe, wie das etwa Nokia, Kodak und sitzt Marcel Dobler für die FDP ‹GoogleHouse›?» Und: «Bieten sie das Media Markt getan hätten. «Denn derjenige, St. Gallen im Nationalrat. Gleiche an?» Oder: «Was, wenn nur der sich als Erster auf dem Markt etabliert, ausländische Firmen gewisse automatisier- hat eine Monopolstellung. Diese später an- te Arbeiten anbieten?» «Wir müssen also zugreifen, ist schwierig.» Das sei bei Zalando, aufpassen, dass nicht internationale Player Facebook und Autoscout der Fall – und die Standards vorgeben», meinte Dobler. natürlich bei Digitec. Für die Politik bedeute dies, dass sie Ziele definieren müsse, die man auch einhalten könne. Deshalb gehöre die Digitalisierung der Baubranche dringend auf die politische Agenda und IT-Themen in die Legislaturplanung. «Die Politik hinkt allerdings der Digitalisierung hinterher, weil die Gesetzgebung sehr viel Zeit braucht.» 15
Politik muss Rahmen- bedingungen setzen Auf dem Podium zum Thema «Politik» diskutierten Norbert Barthle, Daniel Büchel, Jürg Grossen, Felix Amberg, Hans Rupli und Marcel Dobler, welche Rolle die Politik beim Thema BIM übernehmen soll. Soll sie stark eingreifen oder besser die Wirtschaft machen lassen? Text: Stefan Breitenmoser «In Deutschland stehen wir erst am Anfang Angst vor der Datenflut der Lernkurve. Mit BIM werden sich neue «Der Bund muss nicht Antreiber von BIM Potentiale erschliessen», meinte Norbert sein. Denn der Bund ist zu träge für Innovati- Barthle, parlamentarischer Staatssekretär on», sagte Jürg Grossen, GLP-Nationalrat beim Bundesministerium für Verkehr und und Vorstandsmitglied von «Bauen digital digitale Infrastruktur in Deutschland. Zurzeit Schweiz». «Wir tun gut daran, wenn sich die gebe es eine Expertenkommission und vier Branche selber organisiert. Der Bund soll die BIM-Pilotprojekte, die man allerdings auf Rahmenbedingungen setzen», so Grossen. 24 ausbauen wolle. «Wir überprüfen zurzeit, Dem widersprach Felix Amberg, VR-Präsi- inwiefern wir regulatorisch eingreifen dent und Inhaber Amberg Group AG, nicht, müssen. Ausserdem arbeiten wir an einem gab aber zu bedenken, dass die Politik noch Stufenplan zur schrittweisen Einführung andere Funktionen habe: «Wenn man sich von BIM. Ab 2020 wollen wir für alle vorstellt, dass alle Gebäudedaten digital Projekte BIM implementieren», so Barthle. sind: Was passiert dann mit diesen Daten? Wie öffentlich sind die? Und gibt es «Die Politik darf nicht hinterherhinken.» beispielsweise ein digitales Grund- buchamt?», fragte Amberg in den Saal. «Diesbezüglich hat die Politik eine Schrittmacherfunktion.» «Beim Bund fehlt eine klare Zuständigkeit «In Deutschland existiert eine grosse für Gebäude», sagte Daniel Büchel, Angst vor der Datenflut. Deshalb ist es Vizedirektor des Bundesamtes für Energie Aufgabe der Politik, den Menschen die (BFE) und Programmleiter EnergieSchweiz. Angst vor der Digitalisierung zu nehmen», «Wir vom BFE sind der Hoffnung, dass wir antwortete Barthle. Es stelle sich zudem die in Sachen BIM etwas bewegen können. Ich Frage, wie man aus Big-Data Smart-Data weiss beispielsweise nicht, ob die Armee mache. «Wir stellen viele Daten öffentlich zur schon auf dem BIM-Pfad ist.» Oft sei Verfügung und hoffen auf Start-Ups, die deshalb nicht einfach festzustellen, wer etwas mit diesen Daten machen», so beim Bund zuständig ist. «Die Potentiale Barthle. «Man muss die Schnittstellen sind da. Jetzt müssen sie nur noch kennen, um Daten nutzen zu können», koordiniert werden. Denn eigentlich erwiderte Büchel. Die Politik könne die verfügen wir in der Schweiz über eine gute Akzeptanz für die Digitalisierung nur fördern, Vernetzung zwischen Staat und Industrie», wenn sie die Sorge um die Datensicherheit so Büchel, der sich insbesondere wünscht, ernst nehme. «Wir müssen Regeln schaffen, dass durch BIM der Energieverbrauch der von denen alle sagen: ‹Ja, mit diesen Regeln Gebäude reduziert werden kann. gehen wir in die Zukunft›», so Büchel. Zu viele Reglemente «Die Politik steuert das BIM-Thema indirekt», meinte Hans Rupli, Zentralpräsi- dent Holzbau Schweiz. So seien beispiels- 16 BIM Kongress Politik Podiumsdiskussion
weise die Klima- und Energiepolitik wichtig müsse sich die Politik nicht nur fragen, was Angeregt wurden Pro und für den Bau. Ausserdem gehe es nicht nur heute möglich ist, sondern auch was kommt. Contra von staatlicher um Innovation, sondern auch um Prozesse. «Die Wirtschaft wird sich schon Mühe geben, Regulierung bei der Diese müssten kooperativer gestaltet dass ihr niemand reinredet», so Amberg. Dem Podiumsdiskussion Politik werden. «Für die Holzbauer stellt sich immer pflichtete FDP-Nationalrat Marcel Dobler bei: erörtert. die Frage: Wo ist die Schnittstelle zum «Die Innovation muss von der Wirtschaft Von links nach rechts: Marcel Planer? In diesem Kontext geniesst BIM kommen. Ich halte es für problematisch, Dobler, Jürg Grossen, Norbert eine grosse Bedeutung.» Auch Rupli war der wenn sich der Staat zu fest einmischt.» Barthle, Esther Keller, Daniel Ansicht, dass die Politik vor allem die Deshalb muss sich die Politik laut Dobler Büchel, Felix Amberg, Hans Rahmenbedingungen schaffen und sich um vornehmlich um die Bildung kümmern. Rupli die Forschung kümmern müsse. «Doch auch im sozialen Bereich stellen sich einige Fragen wie beispielsweise: Wo arbeiten wir künftig? Ausserdem müssen wir darauf «Wie öffentlich sind digitale Gebäude- achten, dass die Alten nicht abgehängt werden», so Rupli. daten?» «In der Schweiz gibt es noch ein anderes Problem. Wir haben nämlich 26 «Die Politik muss Ziele setzen. Den Weg Energiegesetze und Tausende Bauregle- dahin findet die Wirtschaft schon allein», mente», sagte Grossen. Deshalb müsse meinte auch Grossen. «Trotzdem darf die nun entschieden werden, welche Gesetze Politik nicht zu weit hinterherhinken. Sie hat man über Bord werfe und was für auch eine wichtige Funktion bei der Standards man einführen könne. «Wir Förderung von neuen Technologien, müssen aufpassen, dass BIM nicht an der beispielsweise durch Anstossfinanzierun- Fülle von Gesetzen zerbricht», so Grossen. gen», engegnete Barthle. So wäre man laut Das sah auch Hans Rupli so: «Die Barthle beispielsweise beim Autobau noch Baugesetzgebung kann man sicher noch nicht so weit, hätte die EU nicht Richtwerte standardisieren. Allerdings müssen wir in Bezug auf Abgase erlassen. «Ein darauf achten, dass wir unsere hohe Problem ist auch das Cassis-de-Dijon-Prin- Baukultur beibehalten.» Die Digitalisierung zip bei digitalen Produkten. Softwares könne ausserdem zu einer höheren kosten im Ausland manchmal die Hälfte», Gestaltungsfreiheit führen. wies Dobler auf ein weiteres Problem hin. «BIM ist nur ein Tool. Das Thema ist die Neue Chancen zur Teilnahme Digitalisierung. Und in dieser liegen grosse «Eine Aufgabe, welche die Politik überneh- partizipative Chancen», brachte es Amberg men kann, ist Standards zu setzen – bei- zum Schluss des Podiums auf den Punkt. spielsweise bei den Messwerten», sagte Dem pflichtete auch Barthle bei: «BIM wird Büchel. «Die Politik muss sich aber auch dazu beitragen, dass es mehr Transparenz fragen: Was bedeutet die Digitalisierung? im Bau geben wird. Das führt zu neuen Was für Auswirkungen hat sie beispielsweise Teilnahmemöglichkeiten, die man einfach auf die Logistik», erwiderte Amberg. Deshalb nutzen muss.» 17
Digitalisierung auf dem Vormarsch – die Baubranche im Wandel Auch in der Bauwirtschaft ist die Parametrisches 3D-Modell des Bözberg Tunnels: Voreinschnitt Digitalisierung nicht mehr wegzu- mit der Lockergesteinsstrecke, denken. Messdaten werden auf Ausbruch von Kalotte und Sohle sowie der Rohrschirm. Mit Baustellen elektronisch erfasst, Clashcontrol zwischen den Modelle werden digital entworfen Ankern der Portalwand und des Rohrschirms wurden die und/oder aus den Messdaten Koordinaten der Rohrschirm- abgeleitet, die Zeit- und Kosten- Ansatzpunkte definiert. planung wird damit verknüpft und Abnahmeprozesse werden digitalisiert, um ein paar Beispiele zu nennen. Dieser Trend zwingt viele Firmen zum Umdenken: Neue Prozesse verändern die Zusammenarbeit, intensiver Datenaustausch erfordert entspre- Portalgebäude Faido des Gotthard Basistunnels: Für die Pläne von Schalung und Bewehrung wurde ein Schnitt chende Strukturen – und nicht des parametrischen Gebäudemodells mit Lüftungsberechnung erstellt. zuletzt der Mensch muss sich von Building Information Modeling (BIM) Grundsätzlich gilt: die Vorbereitungsar- gewohnten Arbeitsweisen ver- im Infrastrukturbau beiten sind umfangreicher, die Durchfüh- abschieden. Im Hochbau hat BIM bereits Fuss gefasst. rung ist reibungsloser. So können Relevante Gebäudedaten werden digital in phasengerechte Informationen ins digitale Modellen aufgearbeitet respektive erfasst, Gebäudemodell eingetragen und für die mit massgebenden Attributen versehen, folgenden Bauphasen kontinuierlich miteinander kombiniert und vernetzt mit nachgezogen werden. Fehler in Modellen dem Ziel, möglichst in allen Bauprozessen kann jedoch auch BIM nicht anzeigen. mit einheitlichen und transparenten Deshalb müssen Konflikte frühzeitig Datensätzen zu arbeiten. Die gleiche aufgedeckt und Lösungen erarbeitet Vorgehensweise wird nun vermehrt bei werden. Wer die wesentlichen Ausfüh- Bauvorhaben im Infrastrukturbau wie z.B. rungsfragen in einem frühen Stadium beim Bau eines Bahntunnels oder der beantwortet, hat auf der Baustelle weniger städtischen Kanalisation erwartet. Dabei Verzögerungen. spielt das partnerschaftliche Zusammen- wirken der verschiedenen Beteiligten wie Architekten, Planer und Bauherren eine zentrale Rolle. Das koordinierte Handeln fängt bereits in der Vorbereitung und der Modellerstellung mit allen wichtigen Informationen an und geht über die Ausschreibung, die Bauablaufplanung, Kosten- und Terminsteuerung etc. bis zur Abnahme respektive in den Betrieb. Von zentraler Bedeutung ist, dass vorab der Umgang mit Projektanpassungen und Informationsprozessen definiert wird. Ausserdem müssen Standards und Produkte für jeden Prozessschritt festgelegt werden. 18 BIM Kongress Sponsorenbeitrag
Laserscanner-Messung im Ceneri Basistunnel mit Amberg Navigator Tablet: Mit Amberg Tunnelscan werden Daten erhoben und ausgewertet. Der Amberg Hochleistungs- bildscanner erfasst die Geometrie und Tunnelstruktur in jeder Bauphase und stellt alle Bereiche mit Unter- und Überprofil dar. Messung für Transport Public du Chablais (TPC), eine schweizerische Privatbahn: Messung des kompletten Streckennetzes (ca. 70 km) mit dem Amberg MobileMapping System und Lichtraumanalyse in Amberg Rail. Auszug aus der Auswertesoftware mit Überlagerung der 360°-Bilder mit den Flächendeckenden Scandaten (Geometriedaten). Datenmanagement in Terrabyte Faktor Mensch – eine Branche Das Datenmanagement rund um das im Wandel Building Information Modeling ist von Ein bisschen fühlt man sich zurückversetzt zentraler Bedeutung. Nicht nur die Klärung in die Zeit der ersten EDV-Arbeitsplätze. über die Datenhoheit, sondern auch der Die Einführung der neuen Technologie hat reibungslose Datenaustausch, die zu vielen neuen Berufsfeldern geführt. Mit Verfügbarkeit, Prozess- und Schnittstel- BIM ist dies ganz ähnlich: Es ist die lendefinitionen zu weiteren Softwares sind Chance zur Entwicklung neuer Berufsbil- wesentlich. Datenbanken ermöglichen den der wie z.B. dem BIM-Koordinator oder Zugriff auf den aktuellen Stand der Daten, dem BIM-Manager. Dies erfordert aber wann und wo dieser gebraucht wird. Ob eine neue Denkweise in der Planung und die Datenerfassung auf der grünen Wiese eine andere Kultur der Zusammenarbeit. oder auf einer bereits bebauten Umwelt Nur wer diesen Spagat schafft, wird BIM basiert, ist dabei zweitrangig. Denn die erfolgreich einsetzen und als Gewinner Projektierung baut auf die aktuell erfasste eines erneuten Wandels unserer Arbeits- Situation auf. welt hervorgehen. Durch die digitale Datenerfassung von Anfang an, lässt sich auch das Life- amberg.ch Cycle-Management von Bauvorhaben inklusive Bau-Unterhalt und -Betrieb einbinden. So können z.B. durch «Mobile Mapping» Bahnstrecken und deren Umwelt erfasst werden, um mögliche Unterhaltsarbeiten zu identifizieren und zu beauftragen. 19
Technologie 20
Was ist die Baustelle 4.0? Kommt der 3D-Druck für den Bau? Ist BIM im Arbeitsalltag angekommen? Welche Rolle übernimmt die Forschung? Welchen Einfluss haben neue Technologien? Profitieren wir von Machine Learning oder Cognitive Services? Wie vernetzt man intelligente Geräte? Können wir Geräten ein Verhalten beibringen? Was bedeutet VDC? Welche Einsparungen sind durch BIM möglich? Wie beeinflussen neue Technologien die Arbeitsweise? Gibt es bald nur noch Roboter auf der Baustelle? Wie sieht die Baustelle der Zukunft aus? 21
Zurück in die Zukunft In seinem Referat zum Thema «Zurück in die Zukunft: der Baumeister 4.0» entführte Professor Martin Fischer die Zuhörer in die Zukunft der Baustelle. Doch was für manche nach Zukunft tönt, ist bereits Realität. Text: Stefan Breitenmoser «Die Baustelle 4.0 funktioniert nur, wenn «Mein Team von erfahrenen Architekten jeder auch 4.0 denkt», meinte Professor schlägt dein Technologie-Team jederzeit.» Martin Fischer zu Beginn seines Referats. Natürlich überzeugte Fischers Team «BIM braucht ein ganz neues Wissen und nachhaltig. «Wir arbeiten zu ineffizient auf wird eine ganz neue Wertschöpfungskette Baustellen. Deshalb bauen wir mit BIM, schaffen», so der Schweizer, der aber egal ob ein Bauherr es will. Denn wir schon länger an der Stanford University in müssen die kleinen Probleme vermeiden, Kalifornien als Direktor des «Center for um uns den grösseren widmen zu können.» integrated facility engineering» (CIFE) arbeitet, welches weltweit für seine Schneller und billiger Innovationen in 4D-Modellen und «Würde Ihr Projekt nicht davon profitieren, -Methoden bekannt ist. Bereits seit 1988 wenn jeder immer an den richtigen beschäftigt man sich am CIFE mit BIM Aufgaben zur richtigen Zeit arbeiten würde? und seit 2000 mit «Virtual Design and Wir planen und liefern, was der Kunde auch Construction» (VDC). Dabei arbeitet man wirklich will. Wir sind sicher, dass alles in Stanford eng mit der Wirtschaft zusammenpasst. Wir können alles schnell zusammen. «Keine Uni oder Firma schafft und auf Anhieb richtig bauen», führte es allein, deshalb haben wir das CIFE Fischer einige Vorteile von BIM an. Die geschaffen», so Fischer. Fähigkeiten, die sich im letzten Jahrzehnt Als Meilensteine des CIFE nannte er wirklich verändert haben, seien vor allem eine Biogasanlage, die bereits 1997 in 3D die digitale Modellierung, die Kommunikati- geplant und in 4D modelliert wurde. «Die on und die Grösse der Datenvolumina, die Baustelle hat reibungslos funktioniert.» wir verarbeiten können. Als Beispiel zeigte 2000 arbeitete er mit Disney zusammen. Fischer ein Ärztehaus, das man 2008 «Dabei haben wir gemerkt, dass man komplett digital modelliert hatte. Das ganze Probleme, die man gemeinsam erkannt hat, Ausmass wurde direkt von 3D-Modellen gemeinsam auch schneller löst.» 2005 übernommen. Zudem war eine Person auf wurde er dann von einem Geschäftsführer der Baustelle nur für BIM verantwortlich, eines grossen amerikanischen Architektur- und der Baufortschritt wurde fortlaufend büros herausgefordert, als dieser meinte: mit Laserscannern dokumentiert, um zu Neue Technologien wie künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, Robotics oder virtuelle Umgebungen werden das Bauen verändern. Deshalb müsse man BIM schnell in den Griff bekommen, denn das nächste Thema warte schon, meint Martin Fischer von der Stanford University. 22 BIM Kongress Technologie Referat Martin Fischer
überprüfen, ob man auch gebaut hat, was Neue Technologien man geplant hatte. «Dieses Ärztehaus war Doch damit nicht genug. Dank neuer das erste Spital, bei welchem der Kunde Technologien wie künstlicher Intelligenz, auch alles bekommen hat, was er bestellt Cloud, Lokalisierung, Internet of Things, hatte. Ausserdem waren wir noch 30 Robotics, 3D-Drucken, Lean, virtueller Prozent schneller als geplant.» Nicht zuletzt Umgebungen oder mobiler Daten werde deshalb habe sich diese Art zu bauen an sich das Bauen auch in Zukunft ändern. der Westküste der USA mittlerweile «Alle diese Themen kommen, und wir durchgesetzt. «Problematisch ist allerdings müssen sie nutzen. Deshalb müssen wir eine Konzentration auf die Prozesse, wie BIM schnell in den Griff bekommen, denn wir es von Lean-Construction kennen. Für das nächste Thema wartet schon», meinte mich geht BIM aber nicht ohne Lean und Fischer. Die Kombination dieser Entwick- umgekehrt», so Fischer. lungen enthalte «signifikante Chance für Martin Fischer dramatische Verbesserungen». So kann «Wir Professor, Stanford University, heute schon über die Cloud auf Daten müssen die kleinen gleichzeitig und von überall her zugegriffen Kalifornien Probleme vermeiden, werden. Und auch in der Automatisierung Martin Fischer ist weltweit komme noch einiges auf uns zu, was die um uns den grösseren bekannt für seine Innovationen » Arbeitsweisen verändern werde. «Es in 4D-Modellen und -Methoden, widmen zu können. braucht nicht nur den Schlamm auf der welche die Projektplanung Baustelle, sondern auch den digitalen verbessern, die Betriebsleis- In der Folge führte er noch zwei weitere Schlamm.» Deshalb brauche es neues tung erhöhen, die Produktivität Beispiele ins Feld. Jenes der Erweiterung Personal und neue Partnerschaften. «Heute von Projektteams steigern und des Daytona Speedways, bei welcher die gilt, je besser die Software, um so besser die Nachhaltigkeit der bebauten Ausführungspläne direkt mittels Hochdefi- die Marktposition.» Es gelte also, nach Umgebung sicherstellen. Seine nitions-BIM entwickelt wurden. «In Daytona vorne zu schauen und nicht zu schlafen. preisgekrönten Forschungsre- haben wir es geschafft, den kompletten Denn: «Die Zukunft ist ganz anders, aber sultate wurden rund um den Umbau in zehn Monaten durchzuführen. sie hat bereits begonnen.» Globus von den verschiedens- Dabei haben wir alles – bis zur letzten ten Industrie- und Regierungs- Schraube – digital begleitet.» Als weiteres organisationen in die Praxis Beispiel nannte er ein kleines, peruanisches umgesetzt. Architekturbüro, welches bisher jeweils ein Haus pro Jahr verwirklichen konnte. Durch die Anwendung von VDC bei einem Mehrfamilienhausprojekt konnte das Büro das Projekt zwei Monate schneller und 15 Prozent billiger ausführen. Deshalb baut dieses Büro nun immer von Anfang an mit digitaler Unterstützung, was dazu führte, dass die Projekte mittlerweile sechs Monate schneller und 30 Prozent günstiger verwirklicht werden können. «Nun kann dieses Büro zwei Hausprojekte pro Jahr durchführen. Das ist nicht so schlecht. Wobei ‹nicht so schlecht› in der Schweiz ja ‹wahnsinnig gut› heisst», so Fischer. «Durch BIM lässt sich eine fundamental bessere Wertschöpfung erreichen.» 23
Intelligente Geräte vernetzen In seinem Referat mit dem Titel «Digitalisierung: die Chancen der Schweizer Bauwirtschaft» zeigte Martin Vesper auf, wie die Digitalisierung zu neuen Produkten, mehr Effizienz und neuen Geschäftsmodellen führen kann. Denn das Ende der Dummheit der Geräte sei bereits eingetroffen. Text: Stefan Breitenmoser Zu Beginn seines Referats zeigte Martin Für die Digitalisierung im Gebäude bedeute Vesper, CEO von digitalSTROM, anhand dies, dass die Geräte digitalisiert – also des Beispiels der Drohne auf, wie sich die durch Programme und Daten gesteuert erforderlichen Fähigkeiten mit der – und vernetzt sind, also untereinander und Digitalisierung grundlegend verändern. Im mit dem Internet verbunden. Ausserdem Vergleich zu einem kleinen Hubschrauber seien «Cognitive Services», die hochleis- muss man, um eine Drohne zu steuern, tungsfähige Kombination von Algorithmik nämlich nicht mehr fliegen können. «Die und globalen Daten, heute extrem günstig Fähigkeit ‹Pilot sein› fällt also weg», so und auch «Machine Learning» und Vesper, da jeder eine Drohne steuern «Artificial Intelligence» kommerziell verfüg- könne. Denn eine Drohne sei im Vergleich und anwendbar. Als Beispiel eines «Cogniti- zum Hubschrauber mechanisch absolut ve Service» führte Martin Vesper das Tool primitiv. Gleichzeitig sei die Drohne aber CloudSight vor, das für wenig Geld Bilder elektronisch gesteuert und vernetzt, was analysiert. Dies kann beispielsweise dazu führt, dass sie beispielsweise genutzt werden, um die Baustellen-Fotos Bauprozesse beim Flug über eine Baustelle der Drohne mit den 4D-Modellen abzuglei- überprüfen könne, weil sie diese mit den chen oder um von Wolken-Fotos Wetterda- 4D-Modellen abgleichen kann. «Die ten abzuleiten. «Dieses Wissen ist über Digitalisierung hat im Zusammenspiel mit Systeme verfügbar und somit auch für moderner Technik einen enormen Einfluss», jedes Gerät.» So seien beispielsweise so Vesper. Wetterdaten für die Bedienung von Neue Technologien kämen mit einer rasenden Geschwindigkeit, meinte Martin Vesper. Dies berge die Chance für neue Produkte und Geschäftsmodelle. 24 BIM Kongress Technologie Referat Martin Vesper
Jalousien relevant. Ausserdem können die men muss man offen sein und lernen Jalousien durch «Machine Learning» ihr zusammenzuarbeiten, damit man von den Verhalten über die Zeit anpassen. «Einige verschiedenen Services profitieren kann», Dinge fallen weg, da die Systeme selber meinte Vesper. So hat seine Firma eigentlich schon das Wissen haben und sich selber als Hardware-Firma begonnen und bietet steuern können.» Die Industrie gebe dabei heute intelligente Services auf Basis von nicht unbedingt die Entwicklungsgeschwin- «Machine Learning», «Cognitiven Services» digkeit dieser Technologien vor. Sowieso und mehr an. «Wir legen unser Wissen in würden viele Technologien nicht unbedingt Systeme und nutzen das maschinen-verfüg- für die Baubranche entwickelt, trotzdem bare Wissen von anderen.» Das heisst, dass werden sie für diese immer relevanter. dank dieser Plattform und mittels eines Bots «Neue Technologien kommen mit einer das Wissen von Geräten für andere Geräte rasenden Geschwindigkeit.» zugänglich wird. Klemme für Digitalisierung BIM als Grundvoraussetzung Die Chancen der Digitalisierung sieht «Heute kann man sein Produkt verbessern, Vesper vor allem in der Entwicklung von ohne selber besser werden zu müssen», neuen Produkten, einer gesteigerten erklärte Vesper, der vor der Gründung von Effizienz und neuen Geschäftsmodellen. So digitalSTROM bereits die deutsche hat seine Firma digitalSTROM 2011 eine Energiemarke «Yello Strom» zum Erfolg Klemme für den Anschluss elektrischer geführt hatte. Auch die Kundenerwartung Martin Vesper Verbraucher wie Deckenlampen auf den ändere sich, was impliziere, dass man CEO, digitalSTROM AG Markt gebracht. Diese Klemme ist gewisse Technologien einplanen müsse. So intelligent und kann die Daten mittels sei beispielsweise die Spracherkennung in Martin Vesper ist Experte für eingebauter Software auch senden. Mit den letzten Jahren immer besser gewor- smarte Produkte, Prozesse, dieser Klemme kann also auch bei den. Das bedeute, dass man bald einen Energie, optimale Kundenorien- Gebäuden im Bestand der elektrische «Echo Dot» in den Wohnungen brauche, tierung und starke Marken. Er Verbrauch digitalisiert werden. «Ausserdem über welchen der Nutzer verschiedene bekleidete nach seinem Studium können wir den Geräten ein Verhalten Geräte mittels Spracherkennung steuern der Wirtschaftsmathematik beibringen», so Vesper. «Das Ende der kann. «Das führt zu einem gesteigerten verschiedene Führungspositio- Dummheit der Geräte ist eingetroffen.» Kundennutzen – auch für die Baubranche. nen auf technischer als auch auf Zwar muss die Baubranche die Spracher- «Viele Vertriebsebene und führte als kennung nicht mitentwickeln, aber sie kann Technologien davon profitieren.» Geschäftsführer die deutsche Energiemarke Yello Strom zum werden zwar nicht Grundsätzlich gehe es in Zukunft darum, Erfolg. Seit September 2011 ist Services zu nutzen, die tagtäglich besser für die Baubranche werden. Doch um diese Services zu Martin Vesper CEO der digitalSTROM AG und macht entwickelt, aber sie integrieren, sei die Grundvoraussetzung, das innovative Smart-Home- dass die Informationen über das Gebäude werden für diese System Schritt für Schritt dem » digital vorliegen. Nur dann sei nämlich eine breiten Publikum zugänglich. immer relevanter. Durchgängigkeit der Daten und eine Weiterentwicklung der Geräte und Systeme, Da die digitale Welt aber davon lebt, dass welche heute mittels Updates auch auto- man zusammenarbeitet, bringen einzelne matisch funktioniere, möglich. «BIM ist somit Daten nichts, wenn man sie nicht zusam- die wesentliche Grundlage für die Digitalisie- menführt. Deshalb hat digitialSTROM im rung der Gebäude. Und man darf dabei Jahr 2013 eine Plattform lanciert, welche alle nicht vergessen, dass BIM nicht aufhört, diese Daten in seinem Smart-Home-System wenn die Baustelle abgeschlossen ist.» zusammenführt und so einem breiten Publikum zugänglich macht. «Als Unterneh- 25
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