BIM Building Information Modeling I Management - Methoden und Strategien für den Planungsprozess Beispiele aus der Praxis - Melanie Schlegel
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BIM Building Information Modeling I Management Methoden und Strategien für den Planungsprozess Beispiele aus der Praxis Edition Detail
Inhalt Einführung S. 4 Editorial S. 6 BIM in Zahlen – Status quo Zwei Marktanalysen zur Implementierung der BIM-Methodik in Deutschland im Vergleich KIT Karlsruhe, Building Lifecycle Management / Fraunhofer IAO S. 14 Die Zukunft der Daten Im Gespräch mit Annette von Hagel, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben S. 18 Digital Planen Bauen Betreiben Im Gespräch mit Dr. Ilka May und Dipl.-Ing. Helmut Braman, planen-bauen 4.0 Lernen vom Ausland S. 20 Lernen vom Ausland Im Gespräch mit Julian Weyer, C. F. Møller Architects S. 26 Gemeinschaft, Inspiration, Technologie Erfahrungswerte über BIM in Deutschland aus dem BuroHappold Kapitel Architekten ı Planer S. 30 Chance oder Risiko für den Beruf des Architekten? Einführung von Frank Kaltenbach, DETAIL S. 32 Integrale Planung ist Kopfsache Christine Ryll im Gespräch mit Gerd Maurer, ATP architekten ingenieure S. 36 Die Rolle des Architekten als Ingenieur stärken Robert Uhde im Gespräch mit Carsten Venus, blauraum S. 40 Chancen digitaler Planungswerkzeuge Im Gespräch mit Thomas Lücking und Steffen Schünecke, Gerber Architekten S. 46 BIM in der Sanierung – das Pilotprojekt Gebäude 327 Ein Bericht aus der Praxis von Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten S. 50 Die DNA eines Gebäudes Melanie Seifert im Gespräch mit Andreas Schindler, HWP Planungsgesellschaft mbH S. 54 Mut zu mehr Unternehmertum! Im Gespräch mit Markus Hammes und Nils Krause, hammeskrause architekten S. 58 BIM und parametrische Planung bei Bollinger + Grohmann Robert Uhde im Gespräch mit Kim Boris Löffler, Adam Orlinski, Moritz Heimrath und Torsten Künzler, Bollinger und Grohmann Ingenieure S. 62 Märchen, Realität und Perspektiven bei der Planung mit BIM Christine Ryll im Gespräch mit Matthias Braun, Obermeyer Planen + Beraten GmbH S. 66 Grundlegende Herausforderungen datenmodellorientierter Planung Robert Uhde im Gespräch mit Mirjam Borowietz, ZWP Ingenieur-AG S. 70 Digitale Prozesse beim Entwerfen komplexer Bauwerke Roland Pawlitschko im Gespräch mit Alexander Rieck, LAVA, und Arnold Walz, designtoproduction 2
Inhalt Kapitel Bauherr ı Betreiber S. 74 Datenmanagement im Infrastrukturbetrieb Im Gespräch mit Harald Rohr und Stephanie Külzer, Fraport AG S. 76 Neue Wege beschreiten im Wettbewerbsverfahren Im Gespräch mit Jean Luc Perrin, Felix Platter-Spital S. 80 Die »Owner BIM«-Strategie am Beispiel von Roche Im Gespräch mit Daniel Riekert, Roche AG Kapitel Projektsteuerung ı Baubetrieb S. 84 Transparente Wege Melanie Seifert über Erfahrungswerte von Peter Liebsch, Drees & Sommer AG S. 88 BIM2FIM – die Basis des Facility Managements der Zukunft? BIM und Facility Management aus der Sicht von Alfred Waschl, cafm engineering GmbH Kapitel Recht ı HOAI S. 92 BIM in der HOAI Ein Beitrag über juristische Handlungsfelder von Dr. Robert Elixmann, Kapellmann und Partner Rechtsanwälte Kapitel Bauunternehmen ı ausführende Firmen S. 94 Digitalisierter Freiraum im Holzbau Eine Einschätzung von Thomas Wehrle, ERNE AG Holzbau S. 96 »Wir erwarten eine Effektivitätssteigerung von mindestens zehn Prozent« Christine Ryll im Gespräch mit Dr. Matthias Jacob, Wolff & Müller Holding GmbH & Co. KG Kapitel Hersteller ı Bauprodukte S. 98 Neubau Rathaus und Kita »Grüne Mitte Biebergemünd« Planen und Bauen mit der Methode BIM, im Gespräch mit Christian Glatte Schüco International KG S. 102 Digitale Unterstützung für Planer – Erfahrungen bei Dorma Ein Beitrag von Dr. Kai Oberste-Ufer, Dorma Deutschland GmbH Kapitel Hochschulen ı Ausbildung S. 106 Building Information Modeling in Ausbildung und Forschung Christine Ryll im Gespräch mit Prof. Christoph Achammer, Technische Universität Wien, Prof. Dr.-Ing. André Borrmann, Technische Universität München, Prof. Dr.-Ing. Manfred Breit, Fachhochschule Nordwestschweiz, Prof. Dr.-Ing. Petra von Both, KIT Karlsruhe, Prof. Dr.-Ing. Markus König, Ruhr-Universität Bochum, Prof. Peter Russel, RWTH Aachen S. 110 BIM-Initiativen Roland Pawlitschko stellt unabhängige Initiativen zwischen Praxis und Ausbildung vor Kapitel Software ı Technik S. 112 Ein Blick auf aktuelle Software-Lösungen Eine Auswahl BIM-relevanter Bausoftware, zusammengestellt von Roland Pawlitschko und Tim Westphal Anhang S. 118 BIM-Glossar S. 126 Bildnachweis, Quellenverzeichnis, Autoren S. 128 Impressum 3
Melanie Seifert im Gespräch mit Andreas Schindler, BIM-Manager bei der HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart / Deutschland Die DNA eines Gebäudes Das Thema »Building Information Modeling« ist komplex, umfangreich und wandelt sich in einem hohen Tempo. Ständig kommen neue Entwicklungen durch die Digitalisierung und Vernetzung hinzu. Andreas Schindler, BIM-Manager bei der HWP Planungsgesellschaft mbH (HWP) wird es nie langweilig, sich über BIM auszutauschen. Inwiefern glauben Sie, wird die BIM-Methode Ist die schrittweise Umsetzung der BIM-Methode auf Entwurfsprozesse verändern? Ihr gesamtes Büro geplant? Welche Potenziale sehen Sie darin? BIM bietet viele Möglichkeiten, die den Entwurf positiv beeinflussen können. Mit einem BIM-Modell kann man Wir haben bei HWP bereits im Jahr 2006 die BIM-Me- sich gerade in den frühen Entwurfsphasen an den bes- thode eingeführt und in konkreten praktischen Projekten ten Entwurf entsprechend den Zielsetzungen herantas- eingesetzt: z.B. dem internationalen Großprojekt »Rhine ten und den Bauherrn und seine Wünsche optimal integ- Ordnance Barracks Medical Center Replacement« in rieren. Es lassen sich zum Beispiel zügig energetische, Kaiserslautern für den U.S. Army Corps of Engineers. bauphysikalische Themen, Windströmungen, Beschat- Seitdem etablieren wir BIM systematisch im Büro und tungen usw. simulieren. Mit einem BIM-Modell können wenden die Planungsmethodik in Projekten an, weil wir wir als Architekten viel früher unseren Entwurf für den von den Potenzialen überzeugt sind. BIM bringt aus Bauherrn visualisieren und diesen erklären. Dadurch ent- unserer Sicht Effizienzsteigerung, Fehlerminimierung und steht ein Dialog, in dem wir rechtzeitig Missverständnis- mehr Spaß für alle Planungsbeteiligten. sen vorbeugen und besser auf die Wünsche des Bau- herren eingehen können. Immobilie Immobilie 1 BIM stellt bei HWP sicher, dass das Team die gleiche Erwartungshaltung teilt. gebaute Qualität Bauherr gebaute Qualität HWP HWP CAD BIM Unternehmer Euro Euro Kosten Kosten Traditioneller Prozess: BIM-Prozess: 1 Erwartungen Bauherr versus Unternehmer Erwartungen bewerten und vereinbaren 50
Kapitel Architekten ı Planer HWP Datenpool Team umfangreiche HWP BIM Daten HWP Team mit BIM-Spezialisten Architektur Management Kosten BIM VIT RE Berater Spezialisten Archiv HWP Projekte Kosten- HWP lehrt Revit modell HWP verwaltet große BIM-Datenpools seit 30 Jahren für Bauherren angereicherte gepflegte Kos- 2 Das langjährige BIM-Wissen wird intern tendatenbank optimiert und extern gelehrt. 2 Wie sehen bei Ihnen im Hause HWP bei der Arbeit mit Wie bereiten Sie Ihr Team auf das Arbeiten mit BIM BIM bürointerne Strukturen aus? vor? Wir haben intern organisatorisch verschiedene Rollen Wir schulen bei uns ständig in wöchentlichen Treffen und definiert. Mitarbeiter, die über fortgeschrittene BIM-Quali- tauschen uns im Team aus. Handbücher sind gut, aber fikationen verfügen und die mit BIM operativ planen kön- deren Halbwertszeiten sind in solchen Fällen eher kurz. nen, bezeichnen wir als BIM-Heads. Neben diesen Mitar- Deshalb stehen bei uns Dialog und Kommunikation an ∫ BIM-Koordinator/ beitern gibt es den BIM-Koordinator. Er weist übergrei- erster Stelle, weil sich die persönliche Interaktion und BIM-Beteiligte, siehe Glossar, fende, weiterführende Qualifikationen und Kenntnisse Betreuung als effektiverer Weg erwiesen hat. Zusätzlich S. 119 auf, die über das operative Arbeiten im und am BIM- zu den fachspezifischen Treffen werden wir zukünftig Modell deutlich hinausgehen. Er koordiniert z.B. BIM- auch ein monatliches Treffen installieren, bei dem sich Teams, die modellieren, die Ausschreibungen vorberei- alle BIM-Projektteams über die konkreten Projekte und ten, die Kostenermittlungen durchführen oder Baulei- die dortigen Herausforderungen und Lösungsansätze tungsprozesse planen. Weiter gibt es die Funktion des austauschen können. BIM-Managers, die ich bei HWP ausübe. Zu meinen Auf- gaben gehört, die Ausrichtung der BIM-Strategie in Ab- Worin liegen für HWP neue Aufgaben- und Verant- stimmung mit der Geschäftsführung zu planen, zu koor- wortungsbereiche? dinieren und zu steuern. Gleichzeitig bilde ich als BIM- Manager aber auch das Bindeglied zwischen Planungs- Durch BIM werden die Aufgabenbereiche anders. Man und Projektleitern zu allen Fragen, die BIM betreffen. Un- arbeitet mit BIM komfortabler und fehlerfreier. Das Ab- ser BIM-Koordinator und die BIM-Heads arbeiten dabei und Angleichen oder das Reproduzieren von Informatio- sehr eng mit mir zusammen. Projektbezogen werden die nen in Plänen und Listen werden überflüssig, wenn die Rollen im Planungs- und Ausführungsprozess immer wie- Informationen im BIM-Modell einmal richtig integriert der neu zugeschnitten und definiert. Dies ist ebenfalls wurden. Deshalb gibt es auch keine neuen Aufgaben- meine Aufgabe als BIM-Manager. Wie die BIM-Struktu- und Verantwortungsbereiche, sondern eine geänderte ren im einzelnen Projekt aussehen, ist von der Projekt- Vorgehensweise und geänderte Prozesse. größe, der Projektspezifikation, den Projektbeteiligten, dem Auftraggeber, von technischen Voraussetzungen und einigen weiteren Faktoren abhängig. 51
∫ BIM-Großprojekt »Rhine Ordnance Bar- racks Medical Center Replacement« Planungsbeteiligte BIM-Großprojekt Bauherr: U.S. Army Corps of Engineers Planungsbeteiligte: 20 Planungsbüros in sechs Zeitzonen Projektdaten: Krankenhaus 119.000 m² BGF Energiezentralen 18.000 m² BGF Parkhäuser 53.000 m² BGF Vorplanung: 2010 –2014 Fertigstellung: 2023 3 Visualisierung ∫ Organisation internes BIM-Management: BIM-Manager BIM-Koordinator BIM-Heads Terminologie: Projektbezogene Lösung Softwareeinsatz: 3 Projektbezogener Softwareeinsatz Welchen Herausforderungen müssen sich Planer bei Wer führt die Modelle der einzelnen Planungspartner einem veränderten Prozess stellen? zusammen und überwacht die Konsistenz der Daten- qualität und Detaillierungstiefe? Alle, die mit BIM planen, müssen sich erst einmal auf veränderte Kommunikationsprozesse, auf andere For- Diese Aufgabe übernimmt in der Regel der BIM-Mana- men der Abstimmung und des Wissensaustausches ein- ger, der auch Architekt ist und damit der Koordinations- lassen und dies erlernen. Jeder Einzelne ist bei der Pla- pflicht nachkommt. Die Zusammenarbeit in den Pla- nung mit Building Information Modeling mehr gefordert. nungsteams kann von Projekt zu Projekt vollkommen an- Denn jeder hat durch das BIM-Modell die Möglichkeit, ders ausgestaltet werden. Wir finden in Deutschland sich den Überblick über das Gesamtmodell zu verschaf- aktuell sehr heterogene Strukturen vor, die keine Eins-zu- fen. Eigenverantwortung, Mitdenken und gegenseitiges Eins Adaption von Projekt zu Projekt erlauben. Der BIM- Vertrauen sind hier elementar. Manager hat die Aufgabe, für jedes BIM-Projekt eine ide- ale Struktur zu finden. Sie hängt z.B. von den Fähigkeiten Welche Chancen gibt es, welche Risiken? der Planungspartner, von der IT-Infrastruktur, von der Projektstruktur und weiteren Faktoren ab. Wir sehen keine andere Chance, als sich dem veränder- ten Planungsprozess durch die BIM-Methode zu stellen. Auf welche Aspekte sollte sich die Gesetzgebung Man kann die Entwicklung nicht umgehen oder zurück- konzentrieren, damit das Arbeiten mit BIM auch im drehen. Wir gehen davon aus, dass früher oder später rechtlichen Rahmen tragfähig ist? keine oder nur noch wenige Projekte ohne BIM-Planung ausgeschrieben werden. In anderen Ländern ist man be- Ein normativer Rahmen durch Richtlinien oder Verord- ∫ HOAI, siehe Glossar S. 120 reits an diesem Punkt angelangt. Bauherren, Auftragge- nungen ist bei den Themen »Vergütung«, »Beauftra- und S. 92 ff ber und Öffentliche Hand definieren dies. Wer nicht mit gung«, »Haftung« sowie »Urheberrecht« notwendig und BIM planen kann und will, wird früher oder später keine bislang nicht ausreichend vorhanden. In Bezug auf das so umfangreichen Leistungen mehr anbieten können und Urheberrecht kann z.B. die eigene Leistung bislang kei- es sehr schwer haben, konkurrenzfähig zu bleiben. Die nem »Branding« unterzogen werden. Wenn wir ein BIM- Risiken, die mit der Planung durch die BIM-Methode Modell z.B. für ein Krankenhaus mit allen Daten und In- einhergehen, sind aktuell nicht vollständig abschätzbar. formationen am Ende eines Projektes an den Bauherrn Beispielsweise existieren Honorarrisiken, Risiken bezüg- übergeben, dann kann er eigentlich sehr schnell auf die- lich des Urheberrechts, Haftungsrisiken, Vertragsrisiken ser Grundlage das Krankenhaus an einem anderen Ort usw. Hier besteht Handlungsbedarf, diese Felder aus- erneut reproduzieren und nochmals anwenden. Ein BIM- zugestalten und zu definieren, damit diese Unabwägbar- Modell enthält das gesamte Wissen zu einem Gebäude – keiten minimiert werden können. es ist die DNA eines Gebäudes. 52
Kapitel Architekten ı Planer 2007 - 2010 Planen unter Genehmigungsplanung Berücksichtigung der nach LTB US regulations / codes Checking fortlaufend SI Einheiten Genehmigung durch durch USACE zzgl. Con- ∫ Metrisches System GER Baubehörde Wir müssen uns somit fragen, wie die Kreativleistung des sultants nach LTB Architekten weiterhin geschützt werden kann? Hier spielt Sichtweise Schalpla- nung ∫ up / down sicherlich künftig auch das Lizenzrecht eine Rolle. Haf- tungsfragen sind nicht geklärt. Beispielsweise, was pas- Datenbankinhalte Bauen nach VOB bei z.B. Walzprofilen / mit Standard siert, wenn der BIM-Manager einen Fehler macht, den Materialien Leistungsbuch eigentlich auch der Fachplaner selbst feststellen hätte Übergabe an den müssen. Wer haftet in einem solchen Fall? Im Bereich Auftraggeber der Vergütung und Beauftragung sind der Gesetzgeber Nutzung durch Auf- und der Berufsstand der Architekten, z. B. die Architek- traggeber nach US Betriebsvorschriften tenkammern gefragt. Die Honorarordnung für Architekten 4 2023 und Ingenieure (HOAI) muss den neuen Planungspro- zessen durch eine Anpassung Rechnung tragen. FEM Modell Wann ist das Arbeiten mit BIM für Architekten sinnvoll? Wir sollten an dieser Stelle unterscheiden zwischen Pla- Schalpläne nen in 3D, modellbasiertem Planen und Planen mit BIM. 2D Planung BIM ist viel mehr als nur modellbasiertes Planen, modell- Skizzen BIM-Modell basiertes Planen sehr viel mehr als Planen in 3D. Wer Entwürfe Ansichten zentral koordiniert sich bislang überhaupt nicht mit der Thematik auseinan- Schnitte Autodesk REVIT Renderings Grundrisse und Visualisie- dergesetzt hat, sollte sich erste Fähigkeiten in der digita- rungen len 3D-Planung (z. B. mit Autodesk Revit) in kleinen Bau- vorhaben aneignen und sich nach und nach an die Her- ausforderungen komplexerer Projekte herantasten. Um sich Know-how für die Zukunft anzueignen, eignet sich Massen Analysen jedes Projekt. BIM-Modelle und die Planung mit BIM sind 5 aber vor allem in solchen Projekten interessant, in denen das Modell später an den Bauherrn übergeben werden PLANEN soll und dort im Betrieb (z. B. im Facility Management) mit dem Modell gearbeitet wird. Dies ist insbesondere Datenbank Planungsmodell Kostendatenbank bei Großprojekten und Bestandsbauten der Fall. Hier - Räume - Gebäude - Qualitäten entsteht der größte Nutzen beim Bauherrn. - Ausstattung - Tragwerk - Preise - Technische Anlagen Was ist Ihr BIM-Vorzeige-Projekt? Software: Software: Software: - OneTools - Autodesk Revit - RIB Eines unserer wichtigsten Best-Practise-Projekte ist das - dRofus - Autodesk - iTWO - CodeBook Naviswork internationale Großprojekt »Rhine Ordnance Barracks - Solibri Medical Center Replacement« in Kaiserslautern für den U.S. Army Corps of Engineers. Als Generalplaner war HWP in den Jahren 2010 bis 2014 an der Vorplanung des BIM-Großprojektes beteiligt. Das digitale Gebäude- BAUEN BETREIBEN modell des Krankenhauses umfasst eine Bruttogrundflä- 6 che von rund 119.000 m², zwei Parkhäuser mit einer 4 Einflüsse der internationalen Zusammen- Bruttogrundfläche von 53.000 m² sowie Energiezentralen arbeit auf das Projekt. Deutsche wie mit einer Bruttogrundfläche von 18.000 m². An der Pla- auch US-Anforderungen an Planung, nung partizipierten insgesamt 20 Büros, die über sechs Bau, Inbetriebnahme und Betrieb des Krankenhauses müssen in das Modell verschiedene Zeitzonen hinweg zusammenarbeiteten integriert werden. und die rund 15 Besprechungen pro Woche computer- 5 Zur Koordinierung der großen Zahl der gestützt durchführten. Es war eine große Herausforde- Planungsbeteiligten wurde ein zentrales rung, die große Zahl der Projektbeteiligten zu koordinie- BIM-Modell erstellt, das von allen Fach- disziplinen gespeist wird. ren. Dabei haben wir Einflüsse verschiedener Planungs- kulturen berücksichtigt. Zudem waren deutsche wie 6 Planen, Bauen, Betreiben – die konsis- tente Weiterführung und Anreicherung auch US-Anforderungen an Planung, Bau, Inbetrieb- der Daten in jeder Planungsphase be- nahme und Betrieb des Krankenhauses in das Modell zu einflusst die Qualität des Gebäudes und die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. integrieren. 53
Melanie Seifert über Erfahrungswerte von Peter Liebsch, Leiter Digitale Werkzeuge bei Drees & Sommer AG, Stuttgart / Deutschland Transparente Wege Die BIM-Methodik erleichtert viele Planungsprozesse. Die wichtigste Voraussetzung dafür lautet »Kommunikation«. Alle am Bau Beteiligten müssen sich exakt absprechen, um die vielen Vorteile der Methodik nutzen zu können. Drees & Sommer folgt seit mehr als 45 Jahren diesem Prinzip. Gerade bei BIM-Projekten hat sich diese Vorgehensweise als der richtige Weg herausgestellt. Wenn Berater oder Projektmanager von Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren be- gleiten, dann steht der gesamte Lebenszyklus der Immobilien im Mittelpunkt. Ziel der Projektma- nager und Ingenieure ist der Mehrwert für den Auftraggeber – beispielsweise eine effizientere Abwicklung von Bauvorhaben, funktionalere Räumlichkeiten, ein wirtschaftlicherer Betrieb oder auch sinkende Energiekosten. Als Basis dient eine Stufenstruktur mit den Bausteinen »Beraten«, »Planen«, »Bauen« und »Betreiben«. Es geht um die richtige Vorbereitung, um BIM-koordinierte Planung, um Prozessorientierung und um einen wirtschaftlichen Betrieb. Je größer und komple- xer ein Projekt ist und je mehr Beteiligte mit unterschiedlichen Interessen mitreden und mitent- scheiden, desto schwieriger wird es, das Vorhaben zu steuern. Sprich: Die richtige Kommunika- tion ist gefragt. Der Leiter »Digitale Werkzeuge« bei Drees & Sommer, Peter Liebsch, weiß aus eigener Erfah- rung, dass Projekte nur auf diese Weise erfolgreich abgewickelt werden können. Eine Methode, die wachsende Komplexität in den Griff zu bekommen, ist BIM – verstanden als digitaler und ob- jektorientierter Planungsprozess, bei dem alle Planer miteinander vernetzt sind. Die modellge- stützte Planung ist über eine Datenbank mit Informationen wie Raumbuch, Massen, Stückzahlen, 1 Mit BIM lassen sich auch komplexe Bau- Elementbeschreibungen und ggf. auch Kosten verknüpft. Mit BIM lassen sich vor allem dann vorhaben zielgerichtet steuern, wenn Bauherren, Architekten und Fachplaner Planungsfehler vermeiden, wenn alle Beteiligten zielführend miteinander kommunizieren. Damit bereits vor der Entwurfsplanung zusam- reduzieren sich auch Kosten sowie Terminverschiebungen und die Qualität des Objektes steigt. menkommen. 1 84
Kapitel Projektsteuerung ı Baubetrieb 2 2 Für den Projekterfolg sind nicht nur Pla- Ohnehin wird in Deutschland BIM verstärkt von der Bauherrnseite gefordert. Diese schätzen und nen und Bauen entscheidend, sondern auch die Phasen davor und danach. brauchen den hoch angereicherten Informationsgehalt aller BIM-Daten. Egal, ob sie zwei oder zwanzig Immobilien besitzen, die Informationen werden mit BIM vergleichbar und transparent. Das ist zum Beispiel für Transaktionen, Unterhaltskosten oder die Auslastung der Objekte von hoher Bedeutung. Für Architekten ist die BIM-Methodik von hohem praktischem Wert. Sie können die Modelle unter anderem dazu nutzen, in der Entwurfsphase das Tragwerk durchzurechnen und zu überprüfen, ob der Entwurf wie geplant realisierbar ist. Ein weiteres Beispiel ist die Lichtplanung: Am 3D-Mo- dell ist sichtbar, wie sich das geplante Tages- und Kunstlicht in Klassenräumen oder am Arbeits- platz auswirkt. Fachplaner profitieren davon, dass für Simulationen auf das bereits generierte Mo- dell zugegriffen werden kann und es nicht notwendig ist, neue Modelle für die jeweiligen Simula- tionen zu erstellen. Bei Drees & Sommer gibt es mehrere Fachplaner und Projektmanager mit ausgewiesenem BIM-Know-how. Die meisten unter ihnen haben eine internationale Expertise. Derzeit wird dieser Bereich verstärkt. Dazu schult das Unternehmen weitere Mitarbeiter intensiv – sei es per hauseigenem E-Learning via Intranet oder in Form von fundierten Workshops. Zu den Inhalten gehört unter anderem die modellgestützte Mengenermittlung. Eigentlich bekannt für überbordende Regelungen und Standards, ist Deutschland in Sachen BIM zu wenig reguliert. Hierzulande gibt es keine Standards, bisher wurden lediglich Empfehlungen ∫ Lernen vom Ausland zur Nutzung von BIM ausgesprochen. Der Blick von Liebsch richtet sich vor allem auf die Länder siehe auch S. 20ff und 26ff Großbritannien, Skandinavien oder Singapur, die schon seit vielen Jahren BIM-Standards (BIM- ∫ Closed BIM, siehe Glossar, S. 121 Stufenplan) auf den Weg gebracht haben. In den USA und in Großbritannien sind Closed BIM- Plattformen Standard: Dort arbeiten alle Planungsbeteiligten auf einer Plattform in einem nativen Dateiformat. Qualitäts- oder Informationsverluste werden somit vermieden, denn ein Dateiexport ∫ Open BIM, siehe Glossar, S. 121 über ein weiteres Format ist nicht notwendig. In Europa hingegen sind aktuell Open-BIM-Plattfor- men gängig. Nachteil: Da viele verschiedene Dateiformate gewählt werden können, muss man sich beim Datenaustausch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Dadurch können In- ∫ BIM-Koordinator / BIM-Beteiligte, formationsverluste während des Planungsprozesses entstehen. Eine der Aufgaben der Projekt- siehe Glossar, S. 119 manager und der BIM-Koordinatoren ist es daher, die relevanten Daten in genau die richtigen Bahnen für die jeweiligen Fachplaner zu leiten. 85
Beschäftigen sich die Akteure der Baubranche intensiv mit BIM, haben sie derzeit in Deutsch- land große Chancen, die weitere Entwicklung aktiv mitzugestalten. So werden beispielsweise die juristischen Auswirkungen und die Rolle der HOAI in diesem Zusammenhang diskutiert. Sicher- ∫ HOAI, siehe auch S. 92ff lich gründen die Unterschiede zum angelsächsischen Raum in historisch gewachsenen Struktu- ren oder in den verschiedenen Mentalitäten. Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird der Datenschutz groß geschrieben. Offene Datenaustauschplattformen wie Cloud-Lösungen werden daher noch immer skeptisch betrachtet. In den USA oder Australien hingegen ist der Datenschutz nicht der wichtigste Aspekt im Umgang mit webbasierten Projektlösungen. Ergänzt man die BIM-koordinierte Planung mit Lean Construction Management (LCM), lassen ∫ Das Lean Construction Management LCM ist eine Weiterentwicklung und sich die Vorteile noch steigern. Hier übertragen die Projektmanager das Erfolgsmodell Lean Ma- Adaption des von Toyota stammenden nagement aus der Fertigungsindustrie auf Bauprojekte und Baustellen. Dazu gehört es beispiels- Lean-Prinzips. Das in Japan in Zeiten des Mangels in den 1940er Jahren daraus weise, jeden Arbeitsschritt exakt zu planen. Verschwendungen wie Wartezeiten, Mängelbeseiti- entwickelte Toyota-Produktionsprinzip gung und zu hohe oder zu niedrige Bestände werden dadurch vermieden. Die Bauzeiten können dient dazu, jede Form der Verschwen- dung zu vermeiden und die Qualität der teilweise um 20 bis 30 Prozent verkürzt werden – bei gleichzeitiger Kostenreduzierung und Quali- Produkte stetig zu verbessern. tätserhöhung. Beim Lean Construction Management steuert und koordiniert der Lean Construc- tion Manager sehr stark über die Planungsinhalte und wird durch einen BIM-Koordinator unter- stützt. LCM ist sinnvoll bei technisch komplexen, sehr großen sowie bei architektonisch beson- ders anspruchsvollen Projekten. Der Lean Construction Manager übernimmt deutlich mehr Verantwortung als ein Projektmanager. Oft wird heute während der Planungsphasen der spätere Gebäudebetrieb nicht ausreichend berücksichtigt. BIM ermöglicht es, die Belange der Nutzer noch besser in die Planung einzubetten. Vorteile sind unter anderem die hohe Kostentransparenz und die eindeutige Kostenzuordnung, effiziente Prozesse sowie kurze Ausbauzeiten. Weiter ist der Übergabetermin an den Mieter sicher und Risiken oder Handlungsalternativen sind transpa- rent. Mithilfe von BIM kann also vieles einfacher und transparenter werden – für alle am Bau Be- teiligten und in allen Leistungsphasen sowie im folgenden Gebäudebetrieb bis hin zum Rückbau am Ende des Gebäudelebenszyklusses. Ein durchaus wünschenswertes Ziel, das aber viel Know-how erfordert. Wer dieses Wissen bereits hat, wird nicht mehr auf BIM verzichten. Davon ist Peter Liebsch von Drees & Sommer überzeugt. 3 Allen Projektbeteiligten sind genau defi- nierte Rollen mit den entsprechenden Zugriffsrechten zugewiesen. 3 86
Kapitel Projektsteuerung ı Baubetrieb 4 4 Visualisierung »experimenta Heilbronn« Erst digital, dann real: »experimenta Heilbronn« Die Planung und der Bau des experimenta-Neubaus mit seiner versetzten Fassade wird mithilfe ∫ Projektdaten von Building Information Modeling (BIM) und Modularer Bauelemente realisiert. Nicht nur die Ar- Architekt: Sauerbruch Hutton, Berlin Projektlaufzeit: 2012 – 2018 chitektur von Sauerbruch Hutton, sondern auch die Abwicklung des Bauvorhabens ist damit neu. BGF: 18.000 m² BRI: 111.000 m² Das Gebäude wird bis zum Jahr 2019 am Rand der Heilbronner Innenstadt entstehen. Im Innern Leistungsbereich: Projektmanagement umschließen die Ausstellungsräume und die »Raumzeitspirale« ein großzügiges Atrium mit vier Einzelleistungen Drees & Sommer: General Construction Management Glaskörpern, den sogenannten »Talentschmieden«. Weitere Besonderheiten sind ein Kuppelbau (GCM) (»Science Dome«) mit einer sphärisch gekrümmten Leinwand und einem um 180 Grad drehba- Facility Management Consulting ren Zuschauerraum sowie eine Sternwarte. Architekt und Partner von Drees & Sommer im Projekt Building Information Modeling (BIM) ist das Büro Sauerbruch Hutton. Im Juli 2015 starteten die Bauarbeiten. Mit dem Rohbau soll An- Mehrwert: Der Einsatz von BIM spart fang 2016 begonnen werden. Die Schwarz Real Estate hat Drees & Sommer die Gesamtverant- Investitionskosten und erleichtert den Entscheidungsprozess. wortung für das Projekt übertragen. Diese setzten von Beginn an auf BIM. Damit kann das Ge- bäude trotz der komplex anmutenden Architektur in planerische Module zerlegt werden. Die Fas- sadenkonstruktion wurde so optimiert, dass aus anfangs über 200 unterschiedlichen Fassaden- elementen durch Optimierung in der Planung nun ca. 50 verschiedene Elemente zum Einsatz kommen. Das Prinzip »erst digital, dann real« – unter anderem mit einem durchgängigen 3D-Pla- nungsmodell – wurde bereits in der Entwurfsplanung angewendet. So konnten Planungskollisio- nen früh erkannt und Wandstellungen, Türöffnungen und Leitungsführungen optimiert werden. Das im BIM-Prozess etablierte Datenmodell diente als Ausgangspunkt für virtuelle Tests zentraler Eigenschaften des Neubaus. Energetische Simulationen und Wirtschaftlichkeitsanalysen zeigten, dass die Kombination aus Grundwassernutzung, Wärmepumpentechnik und natürlicher Schwer- kraftkühlsysteme das wirtschaftlichste Energiekonzept darstellt. Allein das soll hohe sechsstellige Investitionsbeträge sowie Betriebskosten in jährlich fünfstelliger Höhe sparen. Durch die digitale Modularisierung gelang es den Fachingenieuren, eine große Zahl sich wiederholender Fassa- denelemente zu entwickeln. Drees & Sommer gehen davon aus, dass während der Ausführung der logistische Aufwand erheblich reduziert und der Bauablauf zügig vorangehen wird. Derzeit befindet sich das Projekt in der Ausführungsplanung. 87
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