Umsetzung des Stufenplans "Digitales Planen und Bauen" - AP 1.2 "Szenariendefinition" AP 1.3 "Empfehlung" - BMVI
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Beauftragt durch das: Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ AP 1.2 „Szenariendefinition“ AP 1.3 „Empfehlung“ Bericht Stand: 17.09.2018
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 2 Inhaltsverzeichnis 1. Überblick.. .............................................................................................................. . . . 3 2. Vorgehensweise.. ................................................................................................ . . . 6 2.1 Festlegung relevanter Anwendungsfälle.......................................... . . . . 8 2.2 Zuordnung der Anwendungsfälle zu Projektphasen.. .................... . 10 2.3 Bewertung von Aufwand und Nutzen............................................... . . 12 2.4 Bewertungsergebnisse.. .......................................................................... . . 13 2.5 Zuordnung der Anwendungsfälle zu den Zielszenarien.............. . . 15 3. Umsetzungsempfehlung . . ............................................................................ . 17 4. Begründung: Vergleichende Bewertung der Szenarien.................. . 18 5. Ausführliche Beschreibung des gewählten Szenarios.. ............................................................................. . 23 5.1 Anwendungsfälle...................................................................................... . . 24 5.2 Projektabwicklung: Vergabeformen, AIA und BAP.. ....................... . 24 5.3 Vertragsregelungen ................................................................................. . 28 5.4 Umfang und Inhalt der Modelle......................................................... . . 28 5.5 Nutzung herstellerneutraler Datenformate.................................... . . 30 5.6 Nutzung einer gemeinsamen Datenumgebung............................ . 30 5.7 Modellübergabe und Modellprüfung................................................. . 30 6. Zusammenfassung........................................................................................... 31 Anhang A: Detaillierte Beschreibung der Anwendungsfälle................... 32 Anhang B: Abkürzungsverzeichnis.................................................................... 60
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 3 1. Überblick 1. Überblick Die Digitalisierung hat im vergangenen Jahrzehnt weite von wiederholten Eingaben und der konsequenten Weiter- Bereiche der Wirtschaft erfasst und für einen immensen nutzung digitaler Informationen werden aufwändige und Zugewinn an Produktivität in den unterschiedlichsten fehleranfällige Arbeiten vermieden und ein Zuwachs an Industriesektoren gesorgt. Diese Produktivitätsgewinne Produktivität und Qualität erzielt. sind an der Baubranche weitestgehend vorbeigegangen. Zwar werden auch im Bauwesen für die Planung, Errich- BIM-Ziele tung und den Betrieb von Bauwerken digitale Werkzeuge eingesetzt, der Grad der Weiternutzung einmal erzeugter Dem mit dem Einsatz von BIM-Methoden einhergehen- digitaler Informationen bleibt jedoch weit hinter dem den Gewinn an Produktivität steht in bestimmten Phasen anderer Branchen zurück. Viel zu häufig gehen wertvolle des Bauvorhabens ggf. ein erhöhter Aufwand zur Erstel- Informationen infolge der aktuell noch vorherrschenden lung bzw. Aufbereitung des digitalen Bauwerksmodells Informationsübermittlung durch gedruckte Baupläne gegenüber. Wesentlich für die Steigerung der Effizienz und oder nur eingeschränkt weiterverwendbare Digitalfor- Qualität ist daher die genaue Festlegung der im Projekt mate verloren. Derartige Informationsbrüche treten über durch den Einsatz von BIM zu erreichenden Ziele. Zu den den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg auf: übergeordneten BIM-Zielen gehören: Angefangen bei den verschiedenen Phasen der Planung, über die Ausführung und die lange Phase der Bewirtschaf- ■■ Erhöhung der Planungssicherheit, insbesondere in tung bis hin zum Um- bzw. Rückbau des Bauwerks. Form gesteigerter Termin- und Kostensicherheit ■■ Erhöhung der Transparenz (Nachverfolgbarkeit von Der Informationsaustausch im Bauwesen basiert heute zu Entscheidungen und Konsequenzen sowie von ent- einem überwiegenden Teil auf dem Austausch von tech- standenen Kosten) nischen Zeichnungen, die Bauwerksinformationen vor allem in grafischer Form von Schnitten, Grundrissen und ■■ damit einhergehende Minimierung von Risiken Detailzeichnungen wiedergeben. Die eingesetzten Soft- ■■ Verbesserung der Kommunikation und ware-Produkte zum Erstellen derartiger Zeichnungen imi- Schnittstellenkoordination tieren dabei die jahrhundertealte Arbeitsweise mit dem Zeichenbrett. Strichzeichnungen können aber nicht vom ■■ Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit Computer interpretiert werden, d.h., die darin enthaltenen Mit den o.g. Vorteilen kann eine Senkung der Gesamt Informationen können zum großen Teil nicht automati- projektkosten erreicht werden. siert erschlossen und verarbeitet werden. Dadurch bleibt das große Potential, das die Informationstechnologie zur Unterstützung der Projektabwicklung und Bewirtschaf- BIM-Anwendungsfälle tung bietet, so gut wie ungenutzt. Aus den zu erreichenden BIM-Zielen ergeben sich die Die Idee des Building Information Modeling (BIM) setzt umzusetzenden BIM-Anwendungsfälle. Die BIM-Anwen- genau hier an. Durch die BIM-Methode bestehen viel tief- dungsfälle beschreiben, auf welche Weise und zu wel- greifendere Möglichkeiten zur Computerunterstützung bei chem Zweck BIM-Modelle im Projekt genutzt werden. Zur Planung, Bau und Betrieb von Bauwerken, da Bauwerks- Erarbeitung der möglichen Zielszenarien für das Jahr 2020 informationen nicht in Zeichnungen abgelegt, sondern wurden insgesamt 20 auf die Anforderungen des Stufen- in Form eines umfassenden digitalen Bauwerksmodells planes abgestimmte praxis-relevante Anwendungsfälle erstellt, vorgehalten und weitergegeben werden. Die Ko- identifiziert. Die benannten Anwendungsfälle begünsti- ordination der Planung, die Anbindung von Simulationen, gen die Durchgängigkeit der Nutzung digitaler Informa- die Steuerung des Bauablaufs und die Übergabe von Bau- tionen auch über Projektphasen hinweg, indem sie in ihrer werksinformationen an den Betreiber kann dadurch deut- Gesamtheit alle Phasen der Bauprojektabwicklung und lich verbessert werden. Durch das weitgehende Entfallen zusätzlich die Betriebsphase eines Bauwerks adressieren
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 4 1. Überblick und so der Forderung des Stufenplanes, die Kernprozesse einzelner Anwendungsfälle immer projektspezifisch und der Projektrealisierung auf der Grundlage modellbasier- unter Berücksichtigung von Projektgröße oder -komplexi- ten Arbeitens abzuwickeln, Rechnung tragen. tät zu betrachten ist und folglich eine Festlegung der letzt- lich umzusetzenden BIM-Anwendungsfälle entsprechend In der vorliegenden Untersuchung sind die Anwendungs- am konkreten Projekt erfolgen muss. fälle bewusst nach Aufgaben und Leistungen der Planung, Vergabe, Ausführung und des Betriebs von Bauprojekten In jedem Fall muss der Nutzen des BIM-Einsatzes den in Anlehnung an die Honorarordnung für Architekten und damit verbundenen Aufwand überschreiten. Dabei muss Ingenieure (HOAI) benannt. Dieser Ansatz verfolgt darü- die Nutzen-Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus ber hinaus die Absicht, dem Anwender zu verdeutlichen, des Bauwerks hinweg erfolgen. Die Aufwands-Betrach- dass sich durch die Nutzung von BIM primär die Metho- tung muss sowohl Aufwände bei Auftraggebern (AG) den zur Erstellung der geforderten Leistungen ändern, die als auch bei Auftragnehmern (AN) berücksichtigen und Leistungen als solche jedoch nicht. Der Bezug zum Hoch- dabei unterscheiden zwischen Aufwänden, die einmalig bau ist ebenfalls bewusst gewählt, um im Hinblick auf eine bzw. vorübergehend auftreten (etwa für den Zeitraum mögliche Ausweitung der Umsetzung von BIM auch die- der BIM-Einführung und der damit verbundenen, zeitlich sen Bereich mit einzuschließen. begrenzten Umstellung in Organisationen und Abläu- fen), und solchen, die als dauerhaft anzusehen sind (etwa Die Anwendungsfälle sind abstrakt und ergebnisbezogen dauerhaft hinzukommende Lizenzkosten oder der Auf- formuliert. BIM-gestützte Verfahren werden als Vor- wand für das Datenmanagement einschließlich Betrieb gehensweisen zur Umsetzung der Anwendungsfälle de- und Wartung einer gemeinsamen Datenumgebung). finiert. So stellen modellbasierte Mengenermittlungen, automatisierte Kollisionsprüfungen („Clash Detections“), Risiken aus Auftraggebersicht 4D- und 5D-Simulationen usw. keine eigenständigen An- wendungsfälle dar. Sie sind vielmehr Mittel (oder eben Neben der Aufwand-Nutzen-Relation der einzelnen An- „Methoden“), um Anwendungsfälle umzusetzen. wendungsfälle wurden ergänzend auch potentiell einher- gehende Risiken, die eine möglichst reibungslose Umset- Aufwände und Nutzen zung der BIM-Methodik betreffen, ermittelt. Zum Beispiel besteht das Risiko, dass die Technologie (Softwareproduk- Mit der Wahl der BIM-Anwendungsfälle gehen unter- te) zur Umsetzung der jeweiligen Anwendungsfälle zum schiedliche Anforderungen hinsichtlich Geometrie und Zeitpunkt 2020 noch nicht hinreichend ausgereift ist bzw. Attribuierung an die BIM-Modelle einher. Gleichzeitig ha- dass „der Markt“ (d.h., alle am Bauprozess Beteiligten, wie ben die in einem Bauvorhaben tatsächlich umgesetzten Planer, Bauunternehmen, Hersteller etc.) sowie der AG BIM-Anwendungsfälle entscheidenden Einfluss auf bspw. noch nicht ausreichend qualifiziert sind, um die geforder- die Erhöhung der Termin- und Kostensicherheit. Die um- ten BIM-Anwendungsfälle in ausreichender Qualität um- zusetzenden Anwendungsfälle bilden daher den Kern der setzen zu können. im Rahmen dieses Dokuments verfolgten Aufwand-Nut- zen-Analyse und damit auch der Definition der Szenarien. Weitere Risiken betreffen die Vereinbarkeit geltender Richtlinien, Normen und Standards mit angestrebten Die durchgeführte Erhebung zur Machbarkeit von Anwen- BIM-basierten Planungs- und Ausführungsleistungen, wel- dungsfällen hat gezeigt, dass sowohl die Projektart als che in bestimmten Fällen bewertet und ggf. angepasst, im auch die Projektkomplexität keine generellen Ausschluss- Ausnahmefall auch außer Kraft gesetzt oder neu erstellt kriterien für die Umsetzung der definierten Anwendungs- werden müssen, um bestimmte Leistungen im Einklang fälle bilden. Vor diesem Hintergrund und auch zur Reduk- mit der BIM-Methodik liefern zu können. tion des Analyseaufwandes wurde für die Bewertung von Aufwand und Nutzen je Anwendungsfall weder nach Nicht zuletzt wurde in die Überlegungen einbezogen, ob Komplexität eines Projektes noch nach Projekttyp unter- benötigte Technologien und Werkzeuge verfügbar sind schieden. Trotz der verfolgten allgemeingültigen Betrach- bzw. sein werden, um eine wirtschaftliche Umsetzung ein- tung muss jedoch festgehalten werden, dass der Nutzen zelner Anwendungsfälle überhaupt zu ermöglichen. Es soll
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 5 1. Überblick hier darauf hingewiesen werden, dass es sich um prognos- Aufwand, Anwendungs- BIM-Scenarien BIM-Ziele Nutzen, tizierte Risiken für den Zeitpunkt 2020 handelt und eini- fälle Risiken ge Risiken durch Softwareweiterentwicklung sowie durch ■■ Einstieg einen steigenden Erfahrungsgewinn in der BIM-Metho- ■■ Aufbruch ■■ Höchstleistung de sowohl beim AG und auch AN ggf. geringer ausfallen Abbildung 1: können. Systematische Vorgehensweise bei der Definition der BIM-Szenarien BIM-Szenarien Die drei Szenarien „Einstieg“, „Aufbruch“ und „Höchstleis- tung“ unterscheiden sich durch die vorgenommene Zuord- Im Auftrag des BMVI wurden von der Arbeitsgemein- nung der Anwendungsfälle, die auf einer Betrachtung des schaft (ARGE) BIM4INFRA2020 drei Szenarien „Einstieg“, Aufwand-Nutzen-Verhältnisses beruht. Dabei gehen mit „Aufbruch“ und „Höchstleistung“ für die Nutzung von den Anwendungsfällen im Szenario „Einstieg“ sowohl ein BIM in den Bereichen Bundesfernstraße und Bundeswas- eingeschränkter Aufwand zur Einführung als auch ein ein- serstraße ab dem Jahr 2020 entwickelt. Die Szenarien geschränkter Nutzen bei der Umsetzung einher. Die bei- unterscheiden sich zum einen hinsichtlich des erzielbaren den Szenarien „Aufbruch“ und „Höchstleistung“ erweitern Nutzens im Sinne der oben beschriebenen BIM-Ziele, zum dieses Spektrum jeweils sukzessive. anderen hinsichtlich des notwendigen Aufwands zur Er- möglichung und Etablierung der BIM-gestützten Arbeits- Ziel der vorliegenden Ausarbeitung ist es, dem BMVI die weise. Dazu kommen unterschiedliche Risiken bei den Grundlage für die Entscheidung zugunsten eines der Sze- Anwendungsfällen. Abbildung 1 gibt die gewählte Heran- narien zur Verfügung zu stellen, das ab 2020 verbindlich gehensweise zur Definition der Szenarien wieder. im Bundesfernstraßen- und Bundeswasserstraßenbau eingeführt wird.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 6 2. Vorgehensweise 2. Vorgehensweise Kern und Ausgangspunkt der vorgenommenen Szena- BIM-gestützte Arbeitsweise auf AG- und AN-Seite etabliert riendefinition ist die Festlegung von phasenbezogenen ist und entsprechend umfangreiche Kenntnisse und Fähig- Anwendungsfällen und ihre Zuordnung zu den einzelnen keiten in der Anwendung der BIM-Technologie vorhanden Szenarien auf Basis detaillierter Betrachtungen hinsicht- sind. Zudem wurde eine möglichst durchgängige Anwen- lich Aufwänden und Nutzen. Die Bewertung von Aufwand dung der BIM-Methodik angenommen und entsprechende und Nutzen erfolgte anhand einer Befragung im Q4/2017 Synergien zwischen den Anwendungsfällen berücksichtigt von 30 deutschen Experten mit BIM-Erfahrung auf Auf- (siehe Abbildung 7). raggeber- und Auftragnehmerseite. Der Kreis der befrag- ten Experten umfasste Personen aus den Bereichen Pla- Die ARGE prognostiziert für die kommenden Jahre zu- nung, Bauausführung, Vorhabensträger, BIM-Beratung nächst einen erhöhten Aufwand für die Anwendung der und Wissenschaft. Diese gewährleisten eine angemesse- BIM-Methode, der aber mit zunehmendem Kenntnisstand ne Berücksichtigung der Interessen und Sichtweisen aller in der Branche und zunehmender Funktionsvielfalt und am Bau beteiligten Gruppen. Ausgereiftheit der Software nach einen Zeitraum von fünf Jahren abgeklungen sein sollte (Abbildung 2). In der hier Die ARGE hat sich für die Ermittlung von Aufwand und erfolgten Bewertung des Zusatzaufwands in der Projektbe- Nutzen der einzelnen Anwendungsfälle für den Weg einer arbeitung wird die Zeit bis zur abgeschlossenen Etablierung Expertenbefragung entschieden, weil zum heutigen Zeit- der BIM-Methode betrachtet. punkt keine belastbaren statistischen Erkenntnisse über Mehraufwand die Vorteile von BIM, insbesondere unabhängig von ein- zelnen, projektspezifischen Randbedingungen, vorliegen. Entsprechend schwierig ist die Quantifizierung von Vortei- len des BIM-Einsatzes. Im Interesse einer mit vertretba- Implementierungs aufwand rem Aufwand erzielbaren, größtmöglichen Objektivierung wurde der Kreis der Bewertenden über die ARGE hinaus Aufwand im Projekt auf weitere Experten unterschiedlichster Interessengrup- pen erweitert. Anlaufphase Etablierung Standard Für die vorliegende Untersuchung wurde dementspre- Minderaufwand chend vornehmlich auf qualitative Aspekte abgestellt, wo- bei monetäre Aspekte bei der Behandlung des Aufwandes Abbildung 2: Prognostizierter Verlauf des Zusatzaufwandes für den und des Nutzens genauso in die Betrachtung einbezogen Einsatz der BIM-Methode, einschließlich Implementierungsaufwand und potentiellem Zusatzaufwand in der Projektbearbeitung wurden wie potentielle Risiken, die bei der Einführung von BIM auftreten können. Für die Betrachtung des Nutzens wurde der Mehrwert, Bei der Betrachtung des Aufwandes wurde sowohl der an- den der Anwendungsfall gegenüber der jetzigen Arbeits- fängliche Änderungsaufwand von der jetzigen Arbeits- weise liefert, ermittelt und bewertet. Der Nutzen wurde weise hin zur BIM-gestützten Arbeitsweise (Implementie- ebenfalls mehrschichtig je Anwendungsfall erfasst, und rungsaufwand) als auch der potentielle Mehraufwand in zwar im Hinblick auf verbesserte Qualität bzw. Transpa- der Projektbearbeitung durch veränderte Arbeitsweisen renz, verringertes Risiko durch erhöhte Planungssicher- berücksichtigt. Für den Implementierungsaufwand wurde heit bezüglich Kosten und Terminen sowie eine poten- der Aufwand auf der AG- und der AN-Seite analysiert und tielle Reduktion von Gesamtprojektkosten. So können z. getrennt nach den Bereichen „Menschen“, „Technologien“ B. durch die Verringerung von Risiken (geringere Investi- und „Richtlinien“ erfasst. Bei der Bewertung eines poten- tionsrisiken durch vertiefte Planvariantenuntersuchung, tiell auftretenden dauerhaften Mehraufwands wurde vom geringere Kostenrisiken durch verbesserte Gewerkekoordi- eingeschwungenen System ausgegangen, bei dem die nation, verbesserte Öffentlichkeitskommunikation durch
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 7 2. Vorgehensweise 3D-Visualisierungen) u.U. signifikant Kosten eingespart Gemeinsame Datenumgebungen werden. Eine detaillierte Darstellung des mit dem jewei- ligen Anwendungsfall verbundenen Nutzens ist dem An- Klassifikations systeme und hang zu entnehmen. (…) Datenbanken Die Bewertung von Aufwand und Nutzen wurde zunächst Modellierungs BIM AwF Vergabe von allen Befragten einzeln vorgenommen und dann als vorgaben prozesse gemittelte Werte zusammengefasst und analysiert. Auf diese Weise konnten unterschiedliche Erfahrungen, Hin- Auftraggeber- BIM tergründe und Sichtweisen (Planungsbüros, Ausführende, Abwicklungspläne Informations- Anforderungen BIM-Berater, Wissenschaft) berücksichtigt werden. Anwendungsfälle Rahmenbedingungen Neben der Aufwand-Nutzen-Analyse wurden auch die Risiken untersucht, die sich durch die Implementierung bzw. Umsetzung der Anwendungsfälle für den Auftragge- Abbildung 3: Trennung von Anwendungsfällen und dem Kontext aus ber ergeben und durch welche Maßnahmen sich diese Risi- Rahmenbedingungen zur Umsetzung von BIM ken minimieren lassen. Der Fokus bei der Betrachtung des Risikos lag auf der Machbarkeit, d.h. der Umsetzbarkeit Abbildung 3 zeigt die Trennung von Anwendungsfällen des Anwendungsfalls bis 2020, insbesondere im Hinblick und ihrem Kontext aus notwendigen Rahmenbedingun- auf spätestens bis dahin zu entwickelnde Technologien gen. Der Kontext stellt hierbei die Grundlage zur Umset- und/oder anzupassende bzw. zu entwickelnde Richtlinien. zung von BIM für jedes Szenario dar und bezieht sich auf die Gesamtheit organisatorischer, technischer und recht- Um die Bewertungsgrundlagen zu vereinheitlichen, wurde licher Voraussetzungen, die grundsätzlich zu berücksichti- zunächst zwischen den Anwendungsfällen einerseits und gen sind. Hierzu gehören u.a. den Rahmenbedingungen zur Umsetzung (Kontext) ande- rerseits unterschieden. Diese Trennung hat folgenden Hin- ■■ die Verwendung einer gemeinsamen Datenumge- tergrund: Zum einen soll es die Auswertung vereinfachen, bung (engl. Common Data Environment CDE), da benannter Kontext grundsätzlich für alle untersuchten Anwendungsfälle, d.h. übergeordnet zu definieren ist. Zum ■■ die Verfügbarkeit von Klassifikationssystemen zur anderen wurde so eine projektunabhängige Vergleichbar- Bauwerksbeschreibung, keit von Anwendungsfällen ermöglicht, wozu bewusst eine ■■ die Verfügbarkeit von Objektdatenbanken zur Festle- Verallgemeinerung der betrachteten Anwendungsfälle in gung notwendiger Attribute und Detaillierungsgrade Kauf genommen werden musste. im Modell, Wie eingangs erwähnt, wurde unter Berücksichtigung der ■■ die Erstellung von Auftraggeber-Informations-An- erstellten Status Quo-Analyse zur heutigen und zukünfti- forderungen (AIA) zur Festlegung von BIM-basierten gen Realisierbarkeit von Anwendungsfällen für die Bewer- Leistungen, tung von Aufwand und Nutzen je Anwendungsfall weder ■■ die Erstellung von BIM-Abwicklungsplänen (BAP) nach Komplexität eines Projektes noch nach Projekttyp durch den bzw. die Auftragnehmer zur Festlegung unterschieden. der Vorgehensweisen zur Umsetzung der AIA, ■■ die Erstellung von Modellierungsvorschriften zur Fest- legung von Modellstrukturen und Modellinhalten, ■■ die Verfügbarkeit von Datenformaten zum verlustar- men Austausch notwendiger Modelle und Daten,
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 8 2. Vorgehensweise ■■ Vergabeprozesse, die die Spezifika der BIM-Umset- Folgende Bearbeitungsschritte wurden nach dieser Auf- zung berücksichtigen, teilung von Anwendungsfällen und Kontext zur Umset- zung zunächst angewendet: ■■ Verfügbarkeit einer Planungs-Terminplanung zur Sicherstellung der Konsolidierbarkeit von Fachmodel- len und weiterer relevanter Unterlagen, ■■ Festlegen der zu betrachtenden Anwendungsfälle 1 ■■ Vertragliche Regelungen, ■■ Zuordnung der Anwendungsfälle zu Projektphasen ■■ Auftraggeberseitige Qualitätssicherung. 2 Bei der Betrachtung wird davon ausgegangen, dass diese ■■ Analyse der Aufwände für AG und AN sowie Nutzen 3 für AG je Anwendungsfall und Leistungsphase Randbedingungen ab 2020 ausreichend erfüllt sind. Der ■■ Festlegung der gültigen Wertebereiche der Szenarien Kontext für das empfohlene Zielszenario wird in Abschnitt anhand der Aufwand-Nutzen-Analyse und Zuordnung 5 detailliert dargestellt und bildet einen wesentlichen Be- 4 der Anwendungsfälle standteil des empfohlenen Szenarios. Abbildung 4: Bearbeitungsschritte zur Zuordnung von Anwendungs- fällen zu den einzelnen Zielszenarien 2.1 Festlegung relevanter Anwendungsfälle Die relevanten Anwendungsfälle (AwF) wurden szena- rienunabhängig auf Basis des Status Quo sowie einer Machbarkeitsanalyse ermittelt. Alle AwF sind detailliert im Anhang beschrieben, samt einer Darstellung des anti- zipierten Aufwands und Nutzens. Diese Beschreibung wurde den befragten Experten als Grundlage für die Auf- wand-Nutzen-Bewertung zur Verfügung gestellt. Die Benennung von Anwendungsfällen wurde zum Teil auf Grundlage der HOAI-Leistungsbilder vorgenommen. Hiermit soll vorrangig eine einheitliche Sichtweise der ge- forderten Lieferleistung erzeugt und gleichzeitig betont werden, dass sich durch die Anwendung von BIM keine Planungs- oder Ausführungsleistungen ändern sollen, son- dern lediglich die Methoden, um diese zu erbringen. Die in der folgenden Tabelle dargestellten, zuvor identi- fizierten Anwendungsfälle wurden im Rahmen der Auf- wand-Nutzen-Analyse berücksichtigt. Dabei wird darauf hingewiesen, dass es sich um die gebräuchlichsten An- wendungsfälle handelt und projektspezifisch weitere An- wendungsfälle hinzukommen können.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 9 2. Vorgehensweise Nr Anwendungsfall Kurzbeschreibung AwF 1 Bestandserfassung Erfassen wesentlicher Aspekte des Bestandes durch geeignetes Aufmaß und Überführung in ein 3D-Bestandsmodell. Eingangsdaten können aus bestehen- den Unterlagen, Vermessungen, 3D-Scans, Photogrammmetrie oder einer Kombi- nation daraus entnommen werden. AwF 2 Planungsvarianten- Erstellung der Planungsvarianten als BIM-Modelle und Bewertung hinsichtlich der untersuchung Kosten, Termine und/oder Qualität. AwF 3 Visualisierungen Bedarfsgerechtes Visualisieren des BIM-Modells als Basis für Projektbesprechun- gen im Zuge der Planung und der Ausführung sowie für die Öffentlichkeitsarbeit. AwF 4 Bemessung und Nutzung des Modells für Bemessung und Nachweisführung, einschließlich etwai- Nachweisführung ger Simulationen wie z.B. Entrauchung, Fluchtwege etc. AwF 5 Koordination der Zusammenführen der Fachmodelle in einem Koordinationsmodell mit anschlie- Fachgewerke ßender automatisierter Kollisionsprüfung und systematischer Konfliktbehebung. AwF 6 Fortschrittskontrolle Nutzung des Modells für die Planungsfortschrittskontrolle als Grundlage des der Planung Projekt-Controllings. AwF 7 Erstellung von Ableitung der wesentlichen Teile der Entwurfs- und Genehmigungspläne aus dem Entwurfs- und Modell. Genehmigungsplänen AwF 8 Arbeits- und Gesund- Darstellen sicherheitsrelevanter Aspekte (z.B. Sperrzonen, Zugangsbeschränkun- heitsschutz: Planung gen, Fluchtwege, Brandbekämpfung, Betriebsabläufe usw.) im Modell, ggf. in und Prüfung Zusammenhang mit temporären Bauzuständen oder Einrichtungen. Durchführen sicherheitsrelevanter Dokumentations- und Kontrollprozesse während der Bau- ausführung, etwa mit digitalen Formularen auf mobilen Endgeräten. AwF 9 Planungsfreigabe Durchführen der Prüfläufe zur Freigabe der Planungsunterlagen auf Basis von 3D-Modellen und der daraus abgeleiteten 2D-Pläne. AwF 10 Kostenschätzung und Ermittlung strukturierter und bauteilbezogener Mengen (Volumen, Flächen, Kostenberechnung Längen, Stückzahlen) anhand des Modells als Basis für Kostenschätzungen und Kostenberechnungen. AwF 11 Leistungsverzeich- Modellgestützte Erzeugung von mengenbezogenen Positionen des Leistungsver- nis, Ausschreibung, zeichnisses, modellbasierte Ausschreibung, Vergabe und Angebotsabgabe. Vergabe AwF 12 Terminplanung der Erstellung von Terminplänen. Vorgängen werden Elemente des Modells zugeord- Ausführung net (4D-Modell). Damit ergeben sich auch Zuordnungen zu Mengen und damit Kosten (5D-Modell). AwF 13 Logistikplanung Unterstützung der Planung und Kommunikation von Logistikabläufen mithilfe von 4D- und 5D- Modellen. AwF 14 Erstellung von Ableitung der wesentlichen Teile der Ausführungsplanung aus dem Modell. Ausführungsplänen AwF 15 Baufortschritts- Nutzung des Modells für die Baufortschrittskontrolle als Grundlage des kontrolle Projekt-Controllings. AwF 16 Änderungs- Nutzung des Modells zur Dokumentation und Nachverfolgung von Planungs- management bei änderungen während der Bauausführung, Unterstützung der Auffindbarkeit, Planungsänderungen Nachverfolgung und ggf. die Freigabe von Projektänderungen aufgrund von Planungsänderungen.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 10 2. Vorgehensweise Nr Anwendungsfall Kurzbeschreibung AwF 17 Abrechnung von Nutzung des Modells – insbesondere der bauteilbezogenen Mengen – als Grund- Bauleistungen lage der Abrechnung von Bauleistungen. AwF 18 Mängelmanagement Nutzung des Modells zur Dokumentation von Ausführungsmängeln und deren Behebung. AwF 19 Bauwerks- Im Zuge des Abschlusses der Baumaßnahme wird ein Wie-Gebaut-Modell er- dokumentation stellt. Es beinhaltet detaillierte Informationen zur Ausführung, zu den verwende- ten Materialien und Produkten sowie ggf. Verweise auf Prüfprotokolle und weitere Dokumente. Man spricht in diesem Fall auch von der „Digitalen Bauwerksakte“. AwF 20 Nutzung für Betrieb Übernahme von Daten in entsprechende Systeme für das Erhaltungsmanage- und Erhaltung ment, Darstellung und ggf. Bewertung des Bauwerkszustandes im Modell durch verortete Bauwerksschäden bzw. Angaben zu Details von durchgeführten Zu- standserfassungen. Dieser Anwendungsfall sieht des Weiteren vor, die im Zuge von Inspektionen erhaltenen Informationen zum Zustand eines Bauwerks, ein- schließlich der ggf. identifizierten Schädigungen, in einem BIM-Modell zu hinter- legen und auf dieser Basis Instandsetzungsmaßnahmen zu planen. Durch die Nutzung eines Modells wird die Zustandsbewertung objektiver, transparenter und nachvollziehbarer. Zur Unterstützung von Inspektionen ist die Visualisierung des Modells vor Ort sowie die Möglichkeit des Verknüpfens des Modells mit Fotogra- fien und Notizen erforderlich. Tabelle 1: Betrachtete Anwendungsfälle 2.2 Zuordnung der Anwendungsfälle zu Projektphasen Ein Anwendungsfall kann abhängig von der Projektphase, in der er angewendet wird, sehr unterschiedliche Ausprä- gungen besitzen. Zum Beispiel umfasst die Koordination der Fachgewerke zum Zeitpunkt einer Entwurfsplanung sehr wahrscheinlich einen anderen („geringeren“) Komple- xitätsgrad als bei der späteren Ausführungsplanung. Um diese Ausprägungen im Hinblick auf unterschiedliche Auf- wand-Nutzen-Abschätzungen berücksichtigen zu können, wurden die Anwendungsfälle aus Abschnitt 2.1 im nächs- ten Schritt in die Hauptgruppen „Bestandserfassung“, „Planung“, „Genehmigung“, „Vergabe“, „Ausführung“ und „Betrieb“ unterteilt und anschließend jeweils den Projekt- phasen zugeordnet, in denen die Anwendungsfälle erwar- tungsgemäß umgesetzt werden. Die Projektphasen er- hielten die Bezeichnungen „1“ bis „9“ (in Anlehnung an die HOAI-Leistungsphasen(Lph)) sowie „B“ für den Betrieb. Die beschriebenen Leistungen enthalten sowohl „Grund- leistungen“ (GL) als auch „Besondere Leistungen“ (BL) ge- mäß HOAI. Eine Zuordnung der AwF zu GL und BL wird an dieser Stelle ausdrücklich nicht vorgenommen.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 11 2. Vorgehensweise Planung Vergabe der Ausführung Betrieb Ausführung Leistungsphasen gem. HOAI Nr Anwendungsfälle 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Betrieb Bestandserfassung AwF 1 Bestandserfassung Planung AwF 2 Plannungsvariantenuntersuchung AwF 3 Visualisierungen AwF 4 Bemessung und Nachweisführung AwF 5 Koordination der Fachgewerke AwF 6 Fortschrittkontrolle der Planung AwF 7 Erstellung von Entwurfs- und Genehmigungsplänen AwF 8 Arbeits- und Gesundheitsschutz: Planung und Prüfung AwF 10 Kostenschätzung und Kostenberechnung Genehmigung AwF 9 Planungsfreigabe Vergabe AwF 11 Leistungsverzeichnis, Ausschreibung, Vergabe Ausführungsplanung und Ausführung AwF 12 Terminplanung der Ausführung AwF 13 Logistikplanung AwF 14 Erstellung von Ausführungsplänen AwF 15 Baufortschrittskontrolle AwF 16 Änderungsmanagement AwF 17 Abrechnung von Bauleistungen AwF18 Mängelmanagement AwF 19 Bauwerksdokumentation Betrieb AwF 20 Nutzung für Betrieb und Erhaltung Tabelle 2: Zuordnung der Anwendungsfälle zu den HOAI-Leistungsphasen
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 12 2. Vorgehensweise 2.3 Bewertung von Aufwand und Nutzen Die Zuordnungen von Anwendungsfällen zu den einzelnen Potentieller Mehraufwand im Projekt Szenarien basiert auf der Einschätzung von Aufwand (für ■■ potentieller Mehraufwand in den Bauvorhaben zu AG und AN) sowie Nutzen für den AG je Anwendungsfall. Beginn der Etablierungsphase, siehe Abbildung 2 Hierzu wurden die Angaben der Befragten in einem fest- Nutzen gelegten Wertebereich zwischen 0 und 3 je Anwendungs- fall erfasst. Im Vergleich zu aktuell angewandten Methoden gibt es: Aufwand 0. keinen erkennbaren Mehrwert Die Anwendung der BIM-Methodik bedeutet 1. einen leicht erhöhten Mehrwert 2. einen erhöhten Mehrwert 0. keinen zusätzlichen Aufwand 3. einen deutlich erhöhten Mehrwert 1. einen leicht erhöhten Aufwand 2. einen erhöhten Aufwand Die Bereiche, in denen der Nutzen betrachtet wurde, sind: 3. einen signifikant höheren Aufwand ■■ Qualität/Transparenz1 (bessere Planungsdokumente, während der Implementierung und ggf. bei der regel- höherwertige Ausführung, bessere Bestandsdoku- mäßigen Anwendung gegenüber aktuell angewendeten mentation, Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen), Methoden. ■■ Planungssicherheit (erhöhte Termin- und Kostensi- Die AG- und AN-seitigen Aufwände wurden für die folgen- cherheit durch verbesserte Kommunikation, Vermei- den Bereiche bewertet: dung von Planungsfehlern durch bessere Planungs- unterlagen, beschleunigte Genehmigungsverfahren, Implementierungsaufwand weniger Verzögerungen) und ■■ Technologie (u.a. Anschaffungskosten für Hardware, ■■ Kostensenkung (bessere Angebote der Auftragneh- Software (Lizenzgebühren), Datenbanken), mer durch Verringerung der Projektrisiken, weniger Nachträge) sowie Verkürzung der Planungszeit, Ver- ■■ Menschen (u.a. Schulungsmaßnahmen/Training, kürzung der Bauzeit, weniger Nachträge, schnellere Schaffung neuer Stellen, höher qualifiziertes Perso- Übergabe der Wie-Gebaut-Dokumentation. nal) und ■■ Richtlinien (u.a. Einführung neuer Prozesse und Arbeitsweisen, Anpassung allgemeiner Richtlinien/ Regelwerke) 1 der mit dem jeweiligen AwF erzielte Nutzen ist detailliert im Anhang dargestellt
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 13 2. Vorgehensweise 2.4 Bewertungsergebnisse Entsprechend der im vorangegangenen Abschnitt darge- legten Vorgehensweise wurden die aufgelisteten Anwen- dungsfälle einer Aufwand-Nutzen-Betrachtung in Form einer Expertenbefragung unterzogen. Dabei wurden wie beschrieben separate Bewertungen in Hinblick auf die Implementierungsaufwände (anfängli- che Investitionen) sowie die potentiellen Mehraufwände in der Projektbearbeitung erfasst. Der Gesamtaufwand ergab sich aus einem gewichteten Mittel von 70% Imple- mentierungsaufwand und 30% Projektaufwand, dessen Verteilung sich aus der hier verfolgten Fragestellung der Empfehlung zur Umsetzung des Stufenplans ableitet. Die Bewertung des zusätzlichen Projektaufwands bezieht sich auf das Jahr 2020. Wie in Abbildung 2 dargestellt, rechnet die BIM4INFRA2020 mit einer kontinuierlichen Abnahme des Projektaufwands bis hin zu einem Minderaufwand mit zunehmender Etablierung der BIM-Methode. Der Nutzen wurde aus Sicht des Auftraggebers im Sinne des Erreichens der übergreifenden BIM-Ziele, wie Senkung der Kosten, Erhöhung von Planungssicherheit und der Qualität/Transparenz von Leistungen, bewertet.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 14 2. Vorgehensweise Die folgende Tabelle gibt die mit Hilfe der durchgeführten Befragungen ermittelten Bewertungen des Aufwands und des Nutzens einzelner Anwendungsfälle wieder. Nutzen-Auf- Implem. Projekt- Gesamt Nutzen Nr AwF wand-Verhält- Aufwand Aufwand aufwand für AG nis AwF 1 Bestandserfassung 1,7 1,1 1,5 2,5 1,67 AwF 2 Planungsvarianten- 1,7 0,9 1,5 2,3 1,53 untersuchung AwF 3 Visualisierungen 1,0 0,7 0,9 2,5 2,73 AwF 4 Bemessung und 2,5 1,4 2,2 1,9 0,86 Nachweisführung AwF 5 Koordination der 1,5 0,8 1,3 2,6 1,99 Fachgewerke AwF 6 Fortschrittskontrolle der 1,8 0,7 1,5 2,0 1,35 Planung AwF 7 Erstellung von Entwurfs- und 1,8 0,8 1,5 2,3 1,53 Genehmigungsplänen AwF 8 Arbeits- und Gesundheits- 1,8 1,3 1,7 1,7 1,01 schutz: Planung und Prüfung AwF 9 Planungsfreigabe 2,0 0,8 1,7 2,1 1,26 AwF 10 Kostenschätzung und 1,9 0,6 1,5 2,5 1,71 Kostenberechnung AwF 11 Leistungsverzeichnis, 2,1 0,9 1,8 2,6 1,47 Ausschreibung, Vergabe AwF 12 Terminplanung der 1,8 0,9 1,5 2,3 1,56 Ausführung AwF 13 Logistikplanung 2,0 1,3 1,8 1,8 1,01 AwF 14 Erstellung von 1,8 1,0 1,6 2,2 1,39 Ausführungsplänen AwF 15 Baufortschrittskontrolle 1,9 0,8 1,6 2,1 1,34 AwF 16 Änderungsmanagement 1,8 0,9 1,5 2,3 1,46 AwF 17 Abrechnung von 2,2 1,0 1,8 2,2 1,23 Bauleistungen AwF 18 Mängelmanagement 1,6 0,9 1,4 2,4 1,73 AwF 19 Bauwerksdokumentation 2,3 1,5 2,0 2,6 1,31 AwF 20 Nutzung für Betrieb und 2,4 1,3 2,1 2,7 1,30 Erhaltung Abbildung 5: Bewertung von Aufwand und Nutzen der einzelnen Anwendungsfälle durch die befragten Experten. Einstieg; Aufbruch; Höchstleistung
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 15 2. Vorgehensweise 2.5 Zuordnung der Anwendungsfälle zu den Zielszenarien Die Bewertung ermöglicht eine Verortung der jeweiligen Das Szenario „Aufbruch“ schließt darauf aufbauend zu- Anwendungsfälle im Aufwand-Nutzen-Diagramm. Die sätzlich weitere Anwendungsfälle mit ein und umfasst entstehende Punktwolke kann anschließend den drei Sze- zum einen solche Anwendungsfälle, die bei gleichbleiben- narien durch eine entsprechende Regionenbildung zuge- dem Aufwand einen etwas geringeren Nutzen bringen, ordnet werden. zum anderen aber auch diejenigen Anwendungsfälle, die bei höherem Aufwand auch einen entsprechend höheren Die Zuordnung von Anwendungsfällen zu den einzelnen Nutzen erzeugen können. Dieses Szenario enthält eine Szenarien wurde auf Basis des jeweiligen Wirkungsgra- große Bandbreite an Anwendungsfällen, die alle Phasen des vorgenommen. Die erzielbare Wirkung eines Anwen- der Projektbearbeitung abdecken. dungsfalles ergibt sich aus dem Verhältnis des Nutzens zum Aufwand (siehe Abbildung 6). Als Grenzwerte wurde Das Szenario „Höchstleistung“ umfasst im Vergleich zum ein Nutzen-Aufwand-Verhältnis von mindestens 1.5 für Szenario „Aufbruch“ schließlich auch diejenigen Anwen- die Einordung in das Szenario „Einstieg“ und von mindes- dungsfälle, deren Nutzen-Aufwand-Verhältnis schwächer tens 1.2 für die Einordnung in das Szenario „Aufbruch“ ausfällt, die aber dennoch eine positive Wirkung entfal- definiert. ten können, da ihr Nutzen größer ist als der notwendige Aufwand. Der Wirkungsgrad für das Szenario „Einstieg“ ist dem- nach zwar am größten, da bei vergleichsweise geringem Der AwF 4, der ein gewichtetes Nutzen-Aufwand-Verhält- Implementierungsaufwand der größte Nutzen erzeugt nis von 0,86 aufweist, wurde keinem der Szenarien zuge- werden kann. Gleichzeitig umfasst dieses Szenario aber ordnet, da eine Umsetzung bis 2020 nach Einschätzung unvermeidlich eine eingeschränkte Bandbreite an umzu- vieler Experten unrealistisch ist. setzenden Anwendungsfällen, wodurch potentiell Nutzen in bestimmten Projektphasen unberücksichtigt bleibt. Einordnung der Anwendungsfälle 2,70 Awf 19 2,60 Awf 5 Awf 11 Nutzen Awf 10 Awf 1 2,50 Awf 18 2,40 Awf 12 Awf 7 2,30 Awf 2 Awf 16 Awf 17 2,20 Awf 14 Awf 9 2,10 Awf 15 2,00 Awf 6 1,90 Awf 13 Awf 4 1,80 1,70 Awf 8 1,60 1,50 Zielszenario 1,40 Einstieg 1,30 Aufbruch 1,20 Höchstleistung 1,10 1,20 1,30 1,40 1,50 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00 2,10 2,20 Aufwand Abbildung 6: Regionenbildung zur Definition der Szenarien; Zuordnung der Anwendungsfälle
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 16 3. Umsetzungsempfehlung Im Folgenden werden die Analyse-Ergebnisse gemäß der vorgeschlagenen Unterteilung in die zuvor erläuterten Szena- rien „Einstieg“, „Aufbruch“ und „Höchstleistung“ noch einmal tabellarisch dargestellt. Nr. Bezeichnung Einstieg Aufbruch Höchstleistung AwF 1 Bestandserfassung X X X AwF 2 Planungsvarianten- X X X untersuchung AwF 3 Visualisierungen X X X AwF 4 Bemessung und - - - Nachweisführung AwF 5 Koordination der X X X Fachgewerke AwF 6 Fortschrittskontrolle der - X X Planung AwF 7 Erstellung von Entwurfs- und X X X Genehmigungsplänen AwF 8 Arbeits- und Gesundheits- - - X schutz: Planung und Prüfung AwF 9 Planungsfreigabe - X X AwF 10 Kostenschätzung und X X X Kostenberechnung AwF 11 Leistungsverzeichnis, - X X Ausschreibung, Vergabe AwF 12 Terminplanung der X X X Ausführung AwF 13 Logistikplanung - - X AwF 14 Erstellung von - X X Ausführungsplänen AwF 15 Baufortschrittskontrolle - X X AwF 16 Änderungsmanagement - X X AwF 17 Abrechnung von - X X Bauleistungen AwF 18 Mängelmanagement X X X AwF 19 Bauwerksdokumentation - X X AwF 20 Nutzung für Betrieb und - X X Erhaltung AwF 20 Nutzung für Betrieb und - X X Erhaltung Tabelle 3 : Zuordnung der Anwendungsfälle zu den Szenarien
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 17 4. Begründung: Vergleichende Bewertung der Szenarien 3. Umsetzungsempfehlung Auf Basis der vorgenommenen Analyse empfiehlt die ARGE BIM4INFRA2020 aus den im folgenden Abschnitt detailliert aufgeführten Gründen die Umsetzung des Sze- narios „Aufbruch“ ab dem Jahr 2020. Die Leistungsfähigkeit und der Aufwand zur Realisierung des jeweiligen Szenarios ergeben sich aus den definierten Anwendungsfällen. Im Vergleich mit dem Szenario „Ein- stieg“ ist der Mehraufwand auf Seiten der AG und AN für das Szenario „Aufbruch“ verhältnismäßig gering, der Nutzen jedoch deutlich erhöht. Das Szenario „Höchst- leistung“ erfordert wiederum einen deutlich erhöhten Aufwand bei einem geringer ausgeprägten zusätzlichen Nutzen, der jedoch noch über dem Aufwand liegt. Zu- dem werden die mit dem Szenario „Höchstleistung“ verbundenen Umsetzungsrisiken für den Zeitpunkt 2020 als hoch eingeschätzt. Das Szenario „Aufbruch“ realisiert in starkem Maße Synergien zwischen den Anwendungs- fällen. Dagegen würde das Szenario „Einstieg“ auf Grund der zugeordneten Anwendungsfälle den BIM-Einsatz in bestimmten Projektphasen ausschließen und damit eine durchgängige Nutzung von BIM unterbinden.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 18 4. Begründung: Vergleichende Bewertung der Szenarien 4. Begründung: Vergleichende Bewertung der Szenarien Wesentlich für die vergleichende Bewertung der Szenarien ■■ AwF 3 ist neben der Betrachtung des Aufwands und Nutzens BIM-gestützte Visualisierungen eines individuellen Anwendungsfalls insbesondere auch 3D-Visualisierungen unterstützen die Kommunikation die Berücksichtigung der sich ergebenden Synergien zwi- mit der Öffentlichkeit bei der Planung von Projekten. schen den Anwendungsfällen. Beispielsweise sind die in Die Einbindung von erläuterndem Sprechertext oder der Leistungsphase 3 (Lph3) erstellten Modelle im Regel- Einblendungen hilft in einfacher Weise, eine große fall sowohl für die Anwendungsfälle „Visualisierung“ und Anzahl von Bürgern und andere Betroffene zu errei- „Erstellung der Entwurfs- und Genehmigungspläne“ als chen und zu informieren. Diese Unterstützung wird auch für die „Koordination der Fachgewerke“ einsetzbar. als sehr nützlich angesehen. Weiterhin können ver- einfachte technische Visualisierungen, welche auch Szenario Einstieg mit geringem Aufwand direkt aus BIM-Modellen generiert werden können, in Projektbesprechungen Das Szenario Einstieg fokussiert auf die Anwendungsfäl- das Verständnis des Bauvorhabens bei allen Projekt- le, bei denen ein überschaubarer Aufwand zur Einführung beteiligen erhöhen. im Hinblick auf Technologie, Menschen und Richtlinien ■■ AwF 5 einem besonders hohen Nutzen hinsichtlich Qualität, Ter- BIM-gestützte Koordination der Fachgewerke mintreue und Kostensicherheit im Bauvorhaben gegen- Durch Weiternutzung der Modelle der Entwurfs- und übersteht. Dies betrifft insbesondere: Genehmigungsplanung (Szenario Einstieg), später auch der Ausführungsplanung (Szenario Aufbruch), ■■ AwF 1 kann eine Koordination der Fachgewerke für wesent- BIM-gestützte Bestandserfassung liche Aspekte der Planung durchgeführt werden. Die Die Bestandserfassung erfolgt mithilfe digitaler Ver- systematische Analyse korrekt konsolidierter Fach- messungsmethoden, anhand von Bestandsplänen modelle bewirkt eine transparentere Bewertung der sowie durch Abfrage digitaler Datenbestände (GIS2 , Qualität der Leistungserbringung und vermeidet ATKIS3 etc.). Die erhobenen Daten werden als Grund- später oft nur aufwendig zu korrigierende Fehlpla- lage für die BIM-gestützte Planung verwendet. Die- nungen. Der Anwendungsfall wird auch in späteren ser Anwendungsfall ist eine wichtige Voraussetzung Projektphasen mit fortgeschriebenem Koordinations- für die Durchführbarkeit und Qualität der nachfol- modell durchgeführt. genden Anwendungsfälle. ■■ AwF 7 ■■ AwF 2 BIM-gestützte Erstellung der Entwurfs- und BIM-gestützte Untersuchung von Planungsvarianten Genehmigungspläne Variantenvergleiche werden in Lph2 der HOAI für Dieser Anwendungsfall bildet die Basis für die Durch- Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen gefordert. führung vieler anderer Anwendungsfälle und er- Der Einsatz von BIM-Modellen vereinfacht und be- schließt Synergien. Die Erstellung von Planunterlagen schleunigt den Vergleich verschiedener Varianten aus einem BIM-Modell ist eine effiziente Methode zur bei verbesserter Qualität durch die Nutzung von Steigerung der Qualität der Planungsergebnisse. Da BIM-Methoden wie Planerstellung, Visualisierung bestehende Regelwerke zur Gestaltung von Entwurfs- und Mengenermittlung. und Genehmigungsplänen an der herkömmlichen händischen Erstellung von Zeichnungen orientiert 2 Geographische Informationssysteme 3 Amtliches Topographisch-Kartographisches Informationssystem
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 19 4. Begründung: Vergleichende Bewertung der Szenarien sind und aus dem Modell abgeleiteten Pläne zum Bei diesen Anwendungsfällen sind die Hürden zur Ein- Teil Abweichungen aufweisen können, sind diese führung von BIM-gestützten Verfahren relativ gering. Regelwerke anzupassen, um dem effizienten Einsatz Das Szenario sieht vor, dass Modelle mit einem Detaillie- der BIM-Methode bei der Planerstellung gerecht zu rungsgrad erstellt werden, der ausreichend ist, um die o.g. werden. Dies kann aber auch durch entsprechende Anwendungsfälle umzusetzen. Es sind nur wenige Richt- Ausnahmeklauseln vertraglich geregelt werden. linien zu überarbeiten, v.a. im Bereich der Planerstellung. Im Wesentlichen handelt es sich um Abweichungen zu ■■ AwF 10 Vorschriften, die dem Grunde nach Vereinfachungen und BIM-gestützte Kostenschätzung und Arbeitsweisen beschreiben, die eine effiziente konventio- Kostenberechnung nelle Planung ermöglichen. Diese Abweichungen können Die Mengenermittlung anhand eines BIM-Modells ggf. auch projektspezifisch im Rahmen der AIA und der erhöht die Zuverlässigkeit der Kostenschätzung bzw. Vertragsgestaltung definiert werden. Diese Möglichkeiten Kostenberechnung und damit die Transparenz und werden im Bericht zum Arbeitspaket 3 (AP3) – Rechtliche Kostensicherheit in einem Bauvorhaben. Für eine ef- Fragen – detailliert ausgeführt. fiziente Umsetzung dieses Anwendungsfalls sind ggf. Regelwerke und Richtlinien zur Mengenermittlung Der erforderliche Aufwand bei den Auftraggebern be- anzupassen bzw. bei BIM-Projekten teilweise außer grenzt sich auf Schulungen bzw. Weiterbildung, die Kraft zu setzen. Anschaffung entsprechender BIM-Software und ggf. ■■ AwF 12 leistungsfähigerer Hardware. Eine Änderung der orga- BIM-gestützte Terminplanung der Ausführung nisatorischen Abläufe ist nur in geringem Grad erforder- Dieser Anwendungsfall basiert auf 4D-Modellen und lich (Prüfung und Freigabe von Modellen). Zwar können bezieht sich auf die Weiternutzung von Modellen aus mit diesem Szenario erste Vorteile der BIM-gestützten der Entwurfsplanung, um in Verbindung mit dem Arbeitsweise umgesetzt werden, ein Großteil des Poten- Bauzeitenplan (Entwurfsterminplan bzw. Vertragster- tials bleibt jedoch ungenutzt. Insbesondere bleiben minplan) den vorgesehenen Ablauf zu visualisieren potentielle Synergien zwischen bestimmten Anwendungs- und damit einhergehend die Kommunikation der fällen unerschlossen. Als Beispiel sei genannt, dass das im Inhalte des Bauablaufs zu unterstützen sowie eine Rahmen der Entwurfsplanung erstellte BIM-Modell zwar frühzeitige Koordination und Abstimmung zwischen zur Koordination der Fachgewerke, aber eben nicht für die den Projektbeteiligten zu fördern. Der Anwendungs- Planungsfreigabe oder die Erstellung des Leistungsver- fall wird auch in späteren Projektphasen mit entspre- zeichnisses verwendet wird. Damit stünde dem Aufwand chend fortgeschriebenen Modellen umgesetzt, um der Modellerstellung ein nicht vollständig erschlossener dem vereinbarten Bau-Soll zu entsprechen. Der AG Nutzen gegenüber. muss sicherstellen, dass die Modelle mit vertretba- rem Aufwand fortgeschrieben werden können. Auch hier sind Vorgaben zur Datenübergabe erforderlich. ■■ AwF 18 BIM-gestütztes Mängelmanagement Als Grundlage für die Mängelerfassung dient vor allem die Bauwerksstruktur aus dem BIM-Modell. Mängel werden entsprechend dieser Strukturierung erfasst und dokumentiert. Es lassen sich Mängel direkt vor Ort erfassen, dokumentieren, zur Beseiti- gung zuteilen und nachverfolgen. Dies führt zu einer besseren Nachvollziehbarkeit und effizienteren Kom- munikation zwischen den Beteiligten.
BIM4INFRA2020 – Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ 20 4. Begründung: Vergleichende Bewertung der Szenarien Szenario Aufbruch ■■ AwF 14 BIM-gestützte Erstellung von Ausführungsplänen Das Szenario Aufbruch erweitert die Anwendungsfälle Die BIM-gestützte Erstellung der für die Bauausfüh- des Szenarios Einstieg, um diejenigen Anwendungsfälle, rung notwendigen Pläne sorgt für die Vermeidung die zwar einen erhöhten Einführungsaufwand mit sich von Unstimmigkeiten zwischen den abgeleiteten bringen, gleichzeitig aber auch ein deutlich größeres Spek- Schnitten und Grundrissen und erhöht damit die trum der Vorteile des BIM-Einsatzes erschließen. Das Sze- Qualität und Zuverlässigkeit der Planung. nario Aufbruch ermöglicht auch die bessere Vernetzung ■■ AwF 15 der Leistungen im Projekt auf Basis digitaler Datenüber- BIM-gestützte Baufortschrittskontrolle gaben. Die hinzukommenden BIM-Anwendungsfälle sind: Der Baufortschritt wird im 4D-Modell dargestellt. Die weitere Verwendung des 4D-Modells durch die Er- ■■ AwF 6 gänzung der Ist-Termine der Ausführung unterstützt BIM-gestützte Fortschrittskontrolle der Planung das Projektverständnis mit geringem Zusatzaufwand. Mit BIM-Modellen lässt sich der Fortschritt der Pla- nung visualisieren und damit besser überwachen. ■■ AwF 16 Durch die erhöhte Transparenz wird die Terminsicher- BIM-gestütztes Änderungsmanagement heit des Gesamtbauvorhabens erhöht. Auf AG-Seite bei Planungsänderungen ist die Schaffung von Richtlinien für einheitliche Sta- Die Dokumentation bzw. Darstellung von Änderun- tus-Meldungen und die Einführung von BIM-fähigen gen, z.B. aufgrund von Wünschen des Auftraggebers Softwaresystemen erforderlich. oder durch Genehmigungsauflagen innerhalb der Verortungsstruktur eines BIM-Modells, unterstützt ■■ AwF 9 die Auffindbarkeit, Nachverfolgung und ggf. die Frei- BIM-gestützte Planungsfreigabe gabe von Projektänderungen. Eine Digitalisierung Die BIM-gestützte Freigabe der Planung durch die des Änderungsprozesses wird Aufwände für die Be- Auftraggeber sorgt für eine Steigerung der Effizienz teiligten vermindern, da die Einbindung von 3D-Mo- in den Arbeitsabläufen. Insbesondere können Män- dellen vor allem eine sehr strukturierte Dokumenta- gel oder Änderungswünsche mittels digitaler Forma- tionsgrundlage bildet. te wie dem BIM Collaboration Format (BCF) kommu- niziert und ihre Abarbeitung nachverfolgt werden. ■■ AwF 17 Dies trägt signifikant zur Erhöhung der Terminsicher- BIM-gestützte Abrechnung von Bauleistungen heit bei. Die Ablösung der konventionellen Praxis der Die BIM-gestützte Abrechnung von Bauleistungen Planfreigabe durch eine BIM-gestützte Planungsfrei- trägt zur Erhöhung der Transparenz und der Kosten- gabe erfordert organisatorische Umstellungen auf sicherheit bei. Infolge der Abweichungen gegenüber Seiten der Auftraggeber. der von geometrischen Vereinfachungen geprägten konventionellen Mengenermittlung sind Regelwerke ■■ AwF 11 und Richtlinien wie bspw. die VOB-C anzupassen oder BIM-gestützte Erstellung des Leistungsverzeichnisses ihre Anwendung in BIM-Projekten teilweise außer Die Erstellung und Bewertung von Leistungsver- Kraft zu setzen. zeichnissen auf Basis von Modellen erhöht eben- falls signifikant die Transparenz und Sicherheit der Ausschreibungs- und Vergabeprozesse. Infolge der Abweichungen gegenüber der von geometrischen Vereinfachungen geprägten konventionellen Men- genermittlung sind Regelwerke und Richtlinien wie bspw. die VOB-C4 anzupassen oder ihre Anwendung in BIM-Projekten teilweise außer Kraft zu setzen. 4 Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil C über allgemeine technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen
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