Biovision Nachhaltigkeit für alle! Der umweltfreundliche und faire Konsum macht Schule

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Biovision Nachhaltigkeit für alle! Der umweltfreundliche und faire Konsum macht Schule
Biovision
Newsletter Juni 2018

Nachhaltigkeit für alle!
Der umweltfreundliche und faire Konsum macht Schule

                              Eine Zukunft für alle, natürlich
Biovision Nachhaltigkeit für alle! Der umweltfreundliche und faire Konsum macht Schule
2 | Thema

                             Martin Reichlin
                                                   Nachhaltigkeit für alle
     Kantonsschullehrer am Kollegium Schwyz
                                                   Das können Sie selber zur                          Bewässerung etwa gleichauf mit konventio­
                                                                                                      nellen aus der Schweiz.
                                                   Erreichung der nachhaltigen
                                                   Entwicklungsziele der UNO                      Einfache Regeln für den
                                                   beitragen: Konsumieren Sie                     nachhaltigen Einkauf
                                                                                                  Die Kantonsschule Kollegium Schwyz führt
                                                   fair und umweltfreundlich!                     seit 2014 jedes Jahr für die ersten Klassen
                                                   Biovision zeigt, wie das geht.                 Projekttage zu nachhaltigem Konsum durch.
                                                   Von Sabine Lerch, Biovision                    Dazu baut Biovision jeweils eine kleine
                                                                                                  ­Version der mobilen Ausstellung CLEVER
 «Die Schülerinnen und Schüler haben gelernt,                                                      auf. «Mit der Ausstellung, dem spielerischen
 dass es nicht nur auf den Preis von Produkten     Gespannt betreten 16 Jugendliche der Onlineshop (www.clever-konsumieren.ch),
ankommt, sondern auch wie sie hergestellt und      Gymnasiumklasse 1b das Schulzimmer in dem CLEVER-Stand und den Schulbesuchen
                         transportiert werden.»    der Kantonsschule Kollegium Schwyz. Hier bietet Biovision Gelegenheit, konkret durch-
                                                   erwartet sie an Stelle ihrer Stühle und zuspielen und zu erfahren, was jede und
                                                   Tische ein kleiner Laden mit verschiedenen jeder zur Erreichung der Nachhaltigen Ent-
                                                   Grundnahrungsmitteln, Gemüsen, Früchten, wicklungsziele beitragen kann», sagt Marcel
Projekt «Nachhaltig                                Broten, Käse und vielem mehr. Die Produkte Anderegg, Leiter der Ausstellung CLEVER bei
konsumieren» (seit 2011)                           sind nicht echt. Sie dienen bloss der Übung Biovision. Was das heisst, erklärt er wie
                                                   zum nachhaltigen Einkauf. Lea schnappt sich folgt: «Kaufen Sie saisonale und regionale
Wir zeigen mit der Ausstellung CLEVER,             einen Einkaufskorb und Tamara liest den Früchte und Gemüse, gerne auch auf dem
mit Projektwochen, Ständen und dem Online­         Auftrag vor: «Abendessen für eine ­Party Markt oder beim lokalen Bauern. Geniessen
shop spielerisch auf, wie sich das individuelle    mit Freunden und ein Frühstück für Sie Milchprodukte, Eier und Fleisch als
Konsumverhalten auf die Gesundheit                 den nächsten Morgen einkaufen». Schnell ­Delikatesse. Achten Sie auf Labels, die öko-
von Umwelt, Mensch und Tier auswirkt.              ­einigen sich die drei auf das Party-Menu: logische und faire Produkte kennzeichnen
Wir vermitteln konkrete Handlungstipps              ­Gemüsestängel mit Dip-Saucen, Penne mit und vermeiden Sie wo immer möglich Food-
für den nachhaltigen Einkauf.                        Tomatensauce und als Dessert Schoggi-­ waste und Palmöl.»
                                                     Bananen. Zum Frühstück gibt es Brot, Butter,
• Ziele der aktuellen Projektphase:                  Käse und Honig. Vor den Regalen beginnen Labels beachten!
  – Präsenz der Ausstellung CLEVER in               die Diskussionen: Was ist ökologischer, Labels kennzeichnen Produkte, die nach
     der Deutschschweiz                              Bio-Tomaten aus Spanien oder konventionelle ­definierten Kriterien und Standards herge-
  – Präsenz an Veranstaltungen mit dem              Tomaten aus der Schweiz? Wann haben stellt sind. Es ist jedoch nicht einfach, ange-
     CLEVER-Stand                                    ­Gurken Saison? Hat es wirklich Palmöl in sichts der vielen Gütesiegel die Übersicht
  – Durchführung von Projekttagen an Schulen         der Margarine? Und wie belastend sind zu bewahren. Hier hilft unser Labelführer
  – Ausbau des Produktsortiments im                  Milch und Käse für die Umwelt?               «Durchblick bei Lebensmittel-Labels» weiter.
     Onlineshop
                                                   CLEVER zeigt die wahren Kosten                     Weitere Informationen:
• Projektbudget 2018: CHF 430 000                  An der Kasse scannt Cindy die Einkäufe, und        www.biovision.ch/labels
                                                   sofort erhalten sie die Quittung für jedes
•	Spendenkonto: PC 87-193093-4                    Produkt: Ein Spinnendiagramm auf dem
                                                   ­
                                                   ­Bildschirm zeigt, wie ihre Wahl bezüglich          Wegweiser im Label-Dschungel
•	Nachhaltige Entwicklungsziele                    der Auswirkungen auf die Menschen, die             Gütesiegel sind sehr hilfreich für die
   (Agenda 2020):                                   ­Tiere und die Umwelt abschneidet. Milchpro-       Auswahl von nachhaltigen und fairen
   Dieses Projekt leistet direkte bzw. indirekte     dukte kommen schlechter weg als erwartet.         Pro­­dukten. Im Labelführer sind die 32
   Beiträge zu drei der 17 nachhaltigen                                                                wichtigsten Gütesiegel erklärt. Wir sen-       Der CLEVER-Laden von Biovision zu Besuch im Schulzimmer der Gymnasiumklasse 1b an der Kantonsschule Kollegium Schwyz.
                                                     Denn die Futterproduktion, die Tierhaltung                                                     Für eine ökologische und faire Wahl lohnt sich ein kritischer Blick auf das Kleingedruckte (mitte links). An der Kasse werden alle
   Entwicklungsziele (SDGs):                         wie auch die Verarbeitung sind aufwändig          den Ihnen diesen auf Anfrage gerne zu
                                                                                                                                                       Produkte eingescannt. Der Bildschirm zeigt mit einem Spinnendiagramm wie nachhaltig bzw. schädlich die Wahl ist (rechts):
                                                     und belasten die Umwelt. Margarine enthält        (Tel. +41 44 512 58 58).                   Margarine etwa wird aus Palmöl hergestellt, wofür in Indonesien und Malaysia riesige Flächen wertvoller Tropenwald gerodet werden.
                                                     praktisch ausnahmslos Palmöl. Die Gurken­         Unter www.labelinfo.ch finden Sie Be­
                                                     saison dauert von Mitte April bis Ende Oktober    wertungen und Informationen zu über
                                                     und Bio-Tomaten aus Spanien liegen wegen          120 Gütesiegeln.
                                                   des Transportwegs und der künstlichen
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4 | Kommentar                                                                                                                                                                                                                                                                Hintergrund | 5

                                                                                                                                                                                                                                                  Die Larve des aus Südamerika eingeschleppten
                                                                                                                                                                                                                                                  Herbst-Heerwurms verursacht in Afrika grosse
                                                                                                                                                                                                                                                  Schäden im Mais und anderen Getreidearten
Space Invaders                                                                                                                                                                                                                                    (links).

                                                                                                                                                                                                                                                  Die Die Kaktusfeige, Opuntia stricta, stammt aus
Zwischen Biovision und invasiven Arten                                                                                                                                                                                                            Nordamerika und über­wuchert in Afrika bis zu
­besteht seit je her eine besondere Beziehung:                                                                                                                                                                                                    75 % der Weideflächen (rechts).
 So beginnt denn auch unsere Geschichte
 mit einer eingeschleppten Art: der Maniok-­
 Schmierlaus. 1979 startete das International
 Institute of Tropical Agriculture (IITA) in
 ­Nigeria ein beispielloses Programm gegen
  den aus Südamerika stammenden Schädling.                                                                                                                                                                                                        Aktuelle Studie:
  Sie züchteten Schlupfwespen, die ihre Eier                                                                                                                                                                                                      www.biovision.ch/heerwurm
  in die Schmierläuse ablegen und diese
  abtöten. Mittendrin war auch der spätere
  Biovisionsgründer Hans Rudolf Herren.
                                                 Vielfalt als Chance                                                                             Aber auch invasive Pflanzen können zu
                                                                                                                                                 ­grossen Problemen führen. Die Ausbreitung
                                                                                                                                                                                                  und Transportrouten fremder Arten zu iden-
                                                                                                                                                                                                  tifizieren. Die Invasoren müssten abgefangen
                                                                                                                                                                                                                                                  80 % der Landwirtschaftsbetriebe kleiner
                                                                                                                                                                                                                                                  als zwei Hektaren. Ihre bewirtschaftete
Das Problem wurde mit einem verhältnis­                                                                                                           der aus Amerika stammenden Kaktusfeige          werden, bevor sie ins Land kommen. Sollten      Fläche und der Viehbestand sind somit oft zu
mässig bescheidenen Aufwand von 20               Seit zwei Jahren frisst sich                   Ernteausfall zu verhindern, bleibt bei einem      Opuntia stricta etwa beeinträchtigt das Leben   sich trotzdem neue Schädlinge einschlei-        klein, um durch Schädlinge oder Tierkrank-
Millionen Dollar gelöst, brachte aber der                                                       Befall durch Schadinsekten oft nur der Griff      afrikanischer Viehalter massiv. Ursprünglich    chen, müssten Aktionspläne bestehen und         heiten bedingte Ertragsausfälle auffangen
­afrikanischen Landwirtschaft einen Nutzen
                                                 der Herbst-Heerwurm durch                      zu synthetischen Spritzmitteln. Noch verhee-      als Zierpflanze eingeführt, überwuchert         schnell Massnahmen ergriffen werden, um         zu können.
 von ca. 14 Milliarden Dollar! 1995 wurde        die Felder Afrikas. Die aus                    render ist die Situation, wenn fremde Arten       Opuntia in Afrika mittlerweile bis zu 75 %      eine weitere Verbreitung der Art zu verhin-
 Hans Herren dafür der Welternährungspreis       Südamerika eingeschleppte                      aus einem anderen Land oder Kontinent mit         der Weideflächen. Die Haustiere erblinden,      dern. Im Falle des Herbst-Heerwurms wurde       Wie das Beispiel von Wespen und Apfelmus
 verliehen. Das Preisgeld bildete das Start-                                                    Transportgütern oder im Reisegepäck einge-        wenn sie sich beim Weiden an den Stacheln       nämlich erst Alarm geschlagen, als sich der     zeigt, setzen Kleinbetriebe zur Vorbeugung
 kapital für die Gründung von Biovision,
                                                 Art führt nicht nur zu Ernte-                  schleppt wurden. Pflanzen, Insekten oder          der mittlerweile dominierenden Kakteen ver-     Schädling bereits durch sechs afrikanische      gegen Schädlinge mit Vorteil auf Agraröko­
 und noch heute unterstützen wir tatkräftig      ausfällen, sie stösst auch eine                Säugetiere, die sich abseits von ihrem ange-      letzen. Ziegen, Kühe und Schafe leiden          Länder gefressen hatte. Bis in Afrika ein       systeme, die durch Diversität flexibler und
 Projekte gegen die negativen Einflüsse          generelle Diskussion über                       stammten Gebiet ansiedeln, haben ein leichtes    ­zudem nach dem Verzehr der stacheligen         ­Monitoring- und Reaktionssystem aufgebaut      resilienter auf Störungen reagieren. Je reicher
 ­eingeschleppter Schädlinge.                                                                   Spiel. Denn die natürlichen Konkurrenten,          Pflanzenteile an schweren, oft tödlichen        und funktionsfähig sein wird, bleiben die      die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und land-
                                                 den Umgang mit invasiven                       Fressfeinde oder Krankheitserreger, mit denen      ­Verdauungskomplikationen.                      Bäuerinnen und Bauern allerdings auf sich      schaftlichen Strukturen ist, desto eher kann
Im Rahmen des Mango Fruchtfliegen-­              Arten an.                                      sie bis anhin in einem über Jahrtausende                                                           selber gestellt.                               die Invasion von Schädlingen verlangsamt
Programms etwa werden in grossen Massen          Von Stefan Diener, Biovision                   ­etablierten Gleichgewicht koexistiert haben,    Spätes Erwachen                                                                                  oder gar gestoppt werden. Darum bieten
Schlupfwespen gegen Fruchtfliegen freige-                                                        fehlen am neuen Standort. So können sich die    Aufgeschreckt durch die Invasion des Herbst-­    Ökologische Anbausysteme sind robuster          etwa Mischkulturen, wie die von Biovision
setzt, was die Qualität und den Verkaufswert     Je vielfältiger eine Landschaft, ein Biotop     invasiven Arten ungehindert ausbreiten.         Heerwurms, trafen sich im Februar 2018           Das ist problematisch, denn die Kleinbauern-    seit Jahren unterstützte Push-Pull Methode,
der Mangos enorm steigert. Und 2017 zeigte       oder ein Garten ist, desto besser kann                                                          Fachleute aus 27 Ländern in Nairobi, um          familien kämpfen heute bereits mit den          aber auch bepflanzte Terrassenwälle oder
sich, dass die von Biovision geförderte Push-    der Lebensraum auf Störungen reagieren.        Der Herbst-Heerwurm erobert Afrika               die nächsten Schritte gegen die Ausbreitung      Folgen von Dürren und Überschwemmungen.         Obstbäume wichtige Lebensräume für eine
Pull-Methode einen sehr effizienten Schutz       Das zeigt folgendes Beispiel: Wespen – so      Das gilt etwa für den Herbst-Heerwurm (engl.     des Schädlings zu planen. An der Konferenz       Für sie kann der zusätzliche Druck durch        grosse Anzahl von Nützlingen. Sie tragen so
gegen den Herbst-Heerwurm darstellt.             wertvoll sie für die Natur auch sein mögen –   Fall Armyworm). Die Raupen des aus Süd-          wurde beschlossen, Szenarien für Afrika zu       eingewanderte Schädlinge fatal sein. In afri-   erheblich zur Nahrungssicherheit der Land-
Für Kleinbauernfamilien besteht damit eine       können einem die Lust am Essen im Freien       amerika nach Afrika eingeschleppten Falters      erarbeiten, um potentielle Gefahrenherde         kanischen Ländern südlich der Sahara sind       bevölkerung bei.
kostengünstige und Ressourcen schonende          verderben. Denn das Apfelmus, das ich zu-      Spodoptera frugiperda konnten sich inner-
Variante, um sich gegen den äusserst aggres-     sammen mit Älplermagronen auf dem Balkon       halb von nur zwei Jahren über den gesamten
siven Schädling zu schützen.                     oder im Garten geniessen will, ist auch für    Kontinent ausbreiten und in vielen Mais- und     AUSBREITUNG DES HERBST-HEERWURMS IN AFRIKA 2016–2017
                                                 die Wespen eine willkommene Nahrungs-          Hirsefeldern totale Ernteausfälle verursachen.   (Grafik basierend auf Vorlage von CABI/FAO)
                                                 quelle. Ist der Essplatz aber umgeben von
                                                                                                                                                 Januar 2016                    April 2017                Dezember 2017
                                                 Obstbäumen und Beeren, reduziert sich der
                                                 Wespendruck auf mein Apfelmus erheblich.
                                                 In den Sträuchern und Bäumen leben zudem
                                                 verschiedene Fressfeinde wie Vögel, Spinnen
                                                 oder Libellen, welche die Wespenpopulation
                                                 in Schach halten.                                                                                   Nigeria
                                                                                                                                                                                                                                                  Dr. Stefan Diener
                                                                                                                                                                                                                                                  Programmverantwortlicher bei Biovision,
                                                 Freie Bahn für invasive Schädlinge                                                                                                                                                               ist Biologe ETH (Ökologie und Entomologie)
                                                 Genauso verhält es sich mit Agrarökosyste-                                                                                                                                                       und wohnt im Toggenburg
                                                                                                                                                                                                                                                  Bild: S. Diener auf Projektbesuch in Kenia
Stefan Diener                                    men. Monokulturen sind für Schädlinge ein                                                                                                                                                        mit icipe-Mitarbeitern im Gehege der Ziegen
Programmverantwortlicher bei Biovision           Schlaraffenland: Nahrung im Überfluss und      Auf Expansionskurs in Afrika: Die Larve des                                                                                                       mit Ursprung in seiner Heimat.
                                                 keine Feinde weit und breit. Um den totalen    Herbstheerwurms.                                   Vorkommen bestätigt           Vorkommen vermutet/Bestätigung ausstehend
Biovision Nachhaltigkeit für alle! Der umweltfreundliche und faire Konsum macht Schule
6 | Projekte                                                                                                                                                                                                                                                                                         kreuz und quer | 7

                                                                                                                                                          Biovision im Aufwind
«Lima» in Kenia
                                                                                                                                                          Vor 20 Jahren, am 3. Juni 1998, startete
Am Fuss der Shimba Hills, am Rand des                                                                                                                     Biovision mit einer Idee und der Unterstüt-
gleichnamigen Küstenwald-Reservats                                                                                                                        zung von ersten Sympathisantinnen und
im Südosten Kenias, schlossen sich vor knapp                                                                                                              Sympathisanten als kleiner Freiwilligen-
20 Jahren zwölf Witwen und drei Familien-                                                                                                                 Verein. Hans Rudolf Herren steuerte aus
väter zu einer Bauerngruppe namens «Lima»                                                                                                                 ­seinem «Welternährungs-Preis» das Start­
zusammen. Lima bedeutet übersetzt «Land-
                                                                                   23.02.2003                                          23.01.2016          kapital bei, und seit der ersten Sammel­
wirtschaft betreiben». Der heute 51-­jährige                                                                                                               kampagne im Herbst 2000 ging es kontinu-
Lipi Malumbo war die treibende Kraft                                                                                                                       ierlich aufwärts.
und spornt die Gruppe noch heute mit Unter­
nehmergeist und innovativen Ideen an.
Seit 2005 und mit Seitenblick auf den Wald-         Vorher – nachher                                                                                      Wir danken allen, die zu unserem gemeinsa-
                                                                                                                                                          men Erfolg beigetragen haben, aus ganzem
schutz unterstützt Biovision «Lima» gemein-                                                                                                               Herzen!
sam mit dem kenianischen Projektpartner             Vor zwölf Jahren schloss                             31. Januar 2016: Überraschungsbesuch in
icipe beim Anbau und der Vermarktung                                                                     Luke. Freudig posieren die Bauern für            ENTWICKLUNG 1998 BIS 2017
der Medizinalpflanzen Aloe Vera und Neem.
                                                    Biovision in Äthiopien                               Erin­nerungsfotos. Einer von ihnen fällt mit     In Millionen CHF
Auch eine kleine Bibliothek für die Dorf­           ein Projekt zur biologischen                         seiner adretten Kleidung auf: Es ist Teshiga
gemeinschaft mit Literatur zu Umweltschutz          Bekämpfung von Tsetse-                               Gebrewold. Ich erinnere mich gut an ihn, wie     10
                                                                                                                                                           8                                                                  Bessere Rahmenbedingungen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und deshalb ein Kurswechsel
und Landwirtschaft wurde eingerichtet.                                                                   er 2003 Plastiksäckche sortierte, in denen
                                                    fliegen und der tödlichen                            die Fänge aus jeder Insektenfalle separat
                                                                                                                                                           6
                                                                                                                                                                                                                              in der globalen Landwirtschaft zu echter Nachhaltigkeit: Dafür setzt sich das Advocacy-Team
                                                                                                                                                                                                                              von Biovision ein.
«Es ist uns gelungen, neue Einkommensquellen        Schlafkrankheit beim Vieh ab.                        gesammelt wurden, um später die Art und
                                                                                                                                                           4
                                                                                                                                                           2
aufzubauen», sagt Lipi Malumbo. Die Gruppen­        Was ist seither geschehen?                           das Geschlecht der Tsetsefliegen sowie das       0
                                                                                                                                                               1998          2003           2008           2013        2017   Fürsprecher auf globalem Parkett
mitglieder bauten ihre Aktivitäten mittlerweile                                                          Trächtigkeitsstadium der Weibchen zu bestim-
                                                    Von Peter Lüthi, Biovision
selbständig aus. Sie stiegen in die Imkerei                                                              men. Mit diesen Daten konnten die Forscher            Projektinvestitionen
ein und beliefern den staatlichen Forstdienst                                                            des icipe den Zeitpunkt und Ort der nächsten          Mittelbeschaffung und Administration                           Das Team «Politikdialog und Anwalt-              es war. «Wir mussten Staaten und Ministerien
und Privatunternehmen mit Setzlingen                23. Februar 2003: In Luke, einem Dorf in der         Fliegeninvasionen berechnen. Darauf stellten                                                                         schaft» von Biovision setzt sich auf inter-      finden, die tatsächlich längerfristig planen
                                                                                                                                                          Im letzten Berichtsjahr 2017 konnten wir
einheimischer Baumarten. «Heute verdienen           äthiopischen Gurage Region ist die Stimmung          die Bauern zur rechten Zeit am richtigen Ort     insgesamt 7 755 600 Franken in 33 Projekte                          nationaler Ebene für bessere politische          und sich politischen und finanziellen Konjunk-
wir Geld mit dem Verkauf von Honig, Setzlingen      bedrückt. Viele Menschen sind krank, die             viele Fallen auf und fingen die frisch ge-       investieren – ein neuer Rekord.                                     Rahmenbedingungen zugunsten von Klein-           turen gegenüber resilient zeigen wollen», sagt
oder Heilmitteln», erklärt Malumbo nicht ohne       ­Nahrung ist knapp. Der Grund für die Not ist        schlüpften Krankheitsüberträgerinnen mas­                                                                            bauernbetrieben und nachhaltigen Nah-            Stefanie Pondini vom Advocacy-Team.
                                                                                                                                                          www.biovision.ch/jb17
Stolz. Den Gewinn investieren sie etwa               die Schlafkrankheit beim Vieh. In der Region        sen­haft ein.                                                                                                        rungssystemen ein.
in den Kauf von Hühnern, Schulmaterialien            sind praktisch alle Rinder und Esel verendet.                                                                                                                            Von Sonja Tschirren, Biovision                   Erste Erfolge in Senegal und Kenia
und sogar Motorrädern. «Das motiviert                Jetzt fehlt es an Zugtieren für die Pflüge. Trotz   Teshiga hat nach Überwindung der Krise Geld      Impressum                                                                                                            Sowohl das senegalesische Ministerium für
andere, ihre Aktivitäten ebenfalls zu diversi­fi­    harter Arbeit können die Bäuerinnen und Bau-        gespart und in der nahen Stadt in ein einfa-     Newsletter 50, Juni 2018, ©Stiftung Biovision, Zürich               Im Advocacy-Team arbeiten die Fürspreche-        Finanzen und Politikplanung, als auch das
zieren», meint der umtriebige Unternehmer            ern mit der Handhacke bloss einen Bruchteil         ches Hotel investiert. Heute ist er sowohl er-   Verlag/Herausgeber Biovision, Stiftung für ökologische              rinnen und Fürsprecher für eine global nach-     ­kenianische Landwirtschaftsministerium so-
zufrieden. | ls                                      ihres Ackerbodens bearbeiten. Die Tierseuche        folgreicher Bauer als auch Hotelbesitzer.        Entwicklung, Heinrichstrasse 147, 8005 Zürich                       haltige Landwirtschaft. Seit 2012 vertreten      wie die Zivilgesellschaft und Bauerngruppen
                                                     wird von Tsetsefliegen übertragen, die ent-                                                          Redaktion und Produktion Peter Lüthi                                sie im Projekt «Kurswechsel Landwirtschaft»      in beiden Ländern arbeiten nun seit mehreren
                                                     lang des Flusses in das Gebiet eingedrungen         Weitere Bilder:                                  Text Sabine Lerch, Stefan Diener, Loredana Sorg,                    die Interessen der afrikanischen Kleinbäue-      Jahren mit Biovision zusammen. Die beiden
                                                                                                                                                          Peter Lüthi, Sonja Tschirren
                                                     waren und sich stark vermehrt hatten.               www.biovision.ch/luke                                                                                                rinnen und Kleinbauern an internationalen        Ministerien beteiligen sich finanziell am Pro-
                                                                                                                                                          Sprachen Der vorliegende Newsletter ist in deutscher,
                                                                                                                                                          französischer und englischer Sprache erhältlich.                    Konferenzen, im Gespräch mit Politikerinnen      jekt «Kurswechsel Landwirtschaft» und lassen
                                                    2003 startete der äthiopischen Ableger des                                                            Übersetzungen Sue Coles (Englisch),                                 und Politikern sowie Behörden. Unterstützt       ihre Fachleute in der systemischen und nach-
                                                                                                                                                          Daniel Wermus (Französisch)
                                                    internationalen Insektenforschungsinstituts                                                                                                                               von der Direktion für Entwicklungszusam-         haltigen Politikplanung schulen. Besonders
                                                                                                                                                          Titelbild Schülerinnen und Schüler der Gymnasiumklasse 1b
                                                    (icipe) mit den Bauern von Luke und Biovision                                                         an der Kantonsschule Kollegium Schwyz setzen sich spielerisch       menarbeit (DEZA), der UNO-Organisation           wichtig: Die sehr unterschiedlichen Meinun-
                                                    das Projekt «Stop Tsetse». Gemeinsam gelang                                                           mit dem umweltfreundlichen und fairen Einkauf auseinander.          IFAD und verschiedener Stiftungen gelang         gen über die Ausrichtung des künftigen Nah-
                                                                                                                                                          Bild: Peter Lüthi/Biovision
                                                    es, die Population der Tsetsefliegen mit bio-                                                                                                                             es zuerst, Regierungen afrikanischer Staaten     rungssystems werden in einem demokrati-
                                                                                                                                                          Bildnachweis Alle Bilder Peter Lüthi/Biovision; ausser
                                                    ­logischen Insektenfallen (Bild rechts) sehr                                                          S. 4 oben, Stefan Diener/Biovision; S. 4 u. links, kontrast foto;   für das Anliegen nachhaltiger Nahrungs-          schen Prozess offen diskutiert. Die betroffenen
                                                     stark zu reduzieren. Innerhalb von zwei Jahren                                                       S. 4 u. rechts, Andreas Roesch/Biovision; S. 5 oben CABI;           systeme zu sensibilisieren. Anschliessend        Kleinbauern und Kleinbäuerinnen werten dies
                                                                                                                                                          S. 5 unten icipe; S. 6 links, Fabian Kohler/Biovision
                                                     konnte das Vorkommen der Krankheit auf ein                                                           Gestaltung Binkert Partner, Zürich
                                                                                                                                                                                                                              begleitete Biovision interessierte Behörden      als Zeichen der Wertschätzung. Sie bewahren
Lipi Malumbo in der Gemeinschaftsbibliothek.         tragbares Niveau gesenkt werden. 2006 gab es                                                         Druck Koprint Alpnach AG, Alpnach
                                                                                                                                                                                                                              dabei, die Nachhaltigkeit ihrer Landwirt-        die offiziellen Sitzungseinladungen auf wie
Hier sind die Ausgaben der Bauernzeitung             bereits wieder Vieh in Luke, und die bewirt-                                                                                                                             schaftspolitik kritisch zu überprüfen und        kostbare Güter – als Zeichen einer Zukunft,
«The Organic Farmer» von Biovision sowie                                                                 Tsetsefliegen werden mit Rinderurin (Flasche)
                                                                                                                                                          Papierqualität Cyclus Offset (100 % Recycling)
Informationen über Ökologie, die Bedeutung           schaftete Ackerfläche stieg um das Zwölffache.                                                                                                                           diese ökologischer, sozialer und wirtschaft-     in der die Rechnung nicht mehr ohne die
                                                                                                         und blauem Stoff angelockt. Sie landen           Der Biovision-Newsletter erscheint 5-mal jährlich und ist
des Waldes oder Gesundheitslehre greifbar.           Die Krise war überstanden, und das Projekt          auf schwarz, entfliehen nach weiss und enden     in Spenden ab CHF 5.– als Abonnement enthalten.                     licher auszurichten. Das klingt einfacher als    Landwirte gemacht wird.
                                                     konnte abgeschlossen werden.                        zuoberst in der Reusenfalle.
Biovision Nachhaltigkeit für alle! Der umweltfreundliche und faire Konsum macht Schule
Fruchtbare Zusammenarbeit: Alain Mbaye (mitte) mit Azadeh Jassemi (rechts) und Michael Bergöö
vom Advocacy-Team bei Biovision.

Aus dem Leben von Alain Mbaye, Dakar (Senegal)
«Das Wohl der Menschen liegt
mir am Herzen»
Von Peter Lüthi, Biovision

Wenn Alain Mbaye zur Türe hereinkommt, dass er sich als Agronom noch grundsätz­                  bildung und Stärkung der verschiedensten
geht die Sonne auf. Sein unwiderstehliches licher für das Wohlergehen der Menschen               Akteure im ländlichen Raum engagierte. Seit
Lachen und seine herzliche Ausstrahlung einsetzen könnte. «Eine gute Ernährung                   2009 arbeitet Alain bei der L’Initiative Pro-
geben einem das Gefühl, ihn schon lange zu wirkt vorbeugend gegen Krankheiten und ist            spective Agricole et Rurale (IPAR), einem re-
kennen, selbst wenn man ihm zum ersten Mal entscheidend für die Gesundheit», so Alain.           nommierten und unabhängigen «Policy
begegnet. Das sind beste Voraussetzungen Deshalb wechselte er die Studienrichtung                Think Tank» in Dakar, den er selber mitbe-
für die anspruchsvollen Aufgaben, die Alain und schloss als Agronom ab. «Ein Schlüssel­          gründete.
im Auftrag von Biovision in Sene-                           erlebnis für meine berufliche
gal erfüllt: Er führt im Rahmen                             Ausrichtung war wohl der Tag,        Für Biovision ist Alain Mbaye mit seinem
des Projekts «Kurswechsel Land-
                                    «Es war mir             an dem ich im Gemüsegarten           Charisma, seinem profunden Wissen, seiner
wirtschaft» die unterschiedlich-    so   peinlich…»         meiner Patin Maniok pflanzte»,       breiten Erfahrung und seinem engen Be­
sten Menschen zusammen. So ist                              erzählt er rückblickend. Bei ihr     ziehungsnetz ein idealer Projektpartner. Er
ihm und dem Biovision-Team das Kunststück hatte er als Kind jeweils die Schulferien ver-         bewegt sich sicher auf allen Ebenen – von
gelungen, den Generalsekretär des Landwirt­ bracht. «Es war mir so peinlich, als sie mich        der Ackerscholle bis zum politischen Parkett,
schaftsministeriums zusammen mit Klein­ auslachte, weil ich die Wurzelknollen mit                und überall kann er Türen öffnen. Alain ver-
bäuerinnen und Kleinbauern sowie Vertretern dem falschen Ende nach unten ins Pflanzloch          sorgt das Team in der Schweiz mit aktuellen
von NGOs, der Wirtschaft und inter­nationaler gelegt hatte», erinnert er sich schmunzelnd.       und relevanten Informationen und hilft, in
Geldgeber an einen Tisch zu bringen, um ge-                                                      Senegal das Richtige zur rechten Zeit, am
meinsam nach Wegen zu einer nachhaltigen Heute weiss Alain Mbaye alles über Maniok –             richtigen Ort und mit den richtigen Leuten zu
Landwirtschaftspolitik und sicheren Nah- und noch sehr viel mehr dazu. Nach dem                  tun. «Ohne Alain wären wir oft gestrauchelt
rungssystemen zu suchen (vergl. Seite 7).     ­Studium forschte er während 13 Jahren am          und niemals dort, wo wir heute stehen», sagt
                                               Institut Sénégalais de Recherches Agricoles       denn auch Azadeh Jassemi, Projektmana­
Alain Mbaye lebt in Dakar, wo er aufwuchs über Hülsenfrüchte und Knollengemüse.                  gerin für Senegal vom Advocacy Team bei
und ein Medizinstudium antrat. «Das Wohl der Dann folgten zehn Jahre als Programme               Biovision.
Menschen liegt mir seit je her am Herzen», ­Officer im «Bureau d’Appui à la coopération
sagt er. Alain gelangte aber zur Erkenntnis, sénégalo-suisse», wo er sich für die A    ­ us­­-

Biovision Stiftung für ökologische Entwicklung
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