Ambrosia: Massenhaft Allergien und hohe Gesundheitskosten

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Nr. 2756 vom 16. Februar 2006

Ambrosia: Massenhaft Allergien
und hohe Gesundheitskosten
Das aus Nordamerika stammende Unkraut Ambrosia verursacht bei vielen Menschen Allergien. An
der Verbreitung in Hausgärten sind vor allem Vogelfuttermischungen Schuld. Gelangen die Pflanzen
vermehrt auf Felder, drohen Gesundheitskosten in Höhe von 325 Millionen Franken.            Seite 3

HINTERGRUND
Ärger mit den Männern                                        6          AGRO-NEWS                               9
Sie sind unberechenbar, nicht immer produktiv und                       Nachrichten-Überblick
stinken zum Himmel. Trotzdem werden sie in Massen                       vom 9. bis 15 Februar 2006
produziert: Jedes zweite Nutztier, das zur Welt kommt,
ist ein Männchen. Mit ihnen hat man vor allem eines:                    MORITZ                                 10
Ärger!                                                                  Da hilft nur noch der Psychiater

INFO-GRAFIK                                                             BEILAGEN
Bei der Landwirtschaft spart                                            MARKTRUNDSCHAU
der Bund am meisten                                          8
                                                                           Topinambur – das Gourmetgemüse
                                                                           der Amerikaner

                                                                        VERANSTALTUNGSKALENDER
                                                                           vom 16. Februar bis 2. April 2006

Redaktion: Markus Rediger (mr), Roland Wyss-Aerni (wy), Karin Iseli-Trösch (ki)
redaktion@lid.ch

Der Mediendienst erscheint wöchentlich;
Der Abdruck ist unter Angabe der Quelle frei;
Online-Archiv unter lid.ch,
Redaktionsschluss: Donnerstag, 9.00 Uhr
SCHWERPUNKT                                                                                                                     3

Ambrosia: Massenhaft Allergien
und hohe Gesundheitskosten
Das aus Nordamerika stammende Unkraut Ambro-                            Gemäss einem Bericht des Bundesamtes für Gesundheit
sia verursacht bei vielen Menschen Allergien. An                        ist die Ambrosia in Ungarn, Norditalien, in Frankreich
der Verbreitung in Hausgärten sind vor allem Vo-                        und in Tschechien heute für 35 bis 80 Prozent aller Aller-
gelfuttermischungen Schuld. Gelangen die Pflan-                         gien verantwortlich. „In der kanadischen Provinz Quebec
zen vermehrt auf Felder, drohen Gesundheitskos-                         müssen jährlich 50 Millionen kanadische Dollar für die
ten in Höhe von 325 Millionen Franken.                                  Behandlung von Ambrosia-Allergien aufgewendet wer-
                                                                        den“, rechnet Bohren vor. Dies entspricht rund 57 Millio-
Von Karin Iseli-Trösch
                                                                        nen Schweizer Franken. Gemäss einer Schätzung des
In schneereichen Wintern sind Vögel, die nicht in den                   Bundesamtes könnte Ambrosia in der Schweiz im
Süden ziehen, dankbar um jedes Körnchen. Doch wer die                   schlimmsten Fall zusätzliche medizinische Kosten in der
gefiederten Tierchen mit gekauften Vogelfuttermischun-                  Höhe von 325 Millionen Franken verursachen.
gen füttert, sollte vorsichtig sein. Viele dieser Mischun-
                                                                        Menschen verbreiten Ambrosia
gen, insbesondere jene aus dem Ausland, enthalten den
Samen des gemeingefährlichen Unkrauts Ambrosia. Steht                   Soweit ist man heute glücklicherweise noch nicht. Zwar

der Futterplatz inmitten eines Gartens, kommt es schon                  nistete sich die Pflanze in Teilen des Kantons Genf, im

mal vor, dass der eine oder andere Ambrosiasamen auf                    westlichen Teil des Kantons Waadt sowie im Tessin be-

den Boden fällt und dort Wurzeln schlägt. Und hat er
dies erst einmal getan, ist es um die Ruhe im Hausgärt-
chen geschehen. Eine einzelne Pflanze bildet pro Jahr
                                                                                 Ambrosia verlängert
3’000 neue Samen, die im Boden bis zu 40 Jahre überle-                            die Pollensaison
ben können. Innerhalb von wenigen Jahren kann es zu                     ki. Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Pflanze
einer regelrechten Ambrosia-Invasion kommen.                            Ambrosia breitet sich in Europa vermutlich vor allem

65 Millionen für Ambrosia-Allergien                                     durch die Getreide- und Strohtransporte der US-Armee
                                                                        während des zweiten Weltkrieges stark aus. Zwar wurde
Dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Denn das
                                                                        sie in der Schweiz bereits vor rund 150 Jahren vereinzelt
ursprünglich aus Nordamerika stammende Unkraut stellt
                                                                        gesichtet, stellte damals aber noch kein Problem dar.
eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit vieler Men-
                                                                        „Auf das Gefahrenpotenzial der Ambrosia wurde man
schen dar. „Rund 14 Prozent aller Menschen reagieren
                                                                        hier in der Schweiz erst vor ein paar Jahren aufmerk-
allergisch auf Pollen und gehören damit zu den poten-
                                                                        sam“, sagt Christian Bohren von der Forschungsanstalt
ziellen Ambrosia-Allergikern“, erklärt Christian Bohren
                                                                        Agroscope ACW in Changins.
von der Forschungsanstalt Agroscope ACW in Changins.
Triefende, juckende Nase und tränende, geschwollene                     Die Ambrosia ist einerseits deshalb gefürchtet, weil sie

Augen, ähnlich wie beim Heuschnupfen, oder Nesselfie-                   auch bei bis anhin gesunden Menschen Allergien hervor-

ber sind häufige Symptome. Bei einem Viertel der Betrof-                rufen kann. Andererseits verlängert das Unkraut die

fenen löst Ambrosia gar Asthma aus. Laut einer Studie                   traditionelle Pollenallergie-Saison in der Schweiz um

aus den USA sind auch Personen betroffen, die sonst                     mehrere Wochen, fliegen doch die Pollen bis spät in den

keine Allergien haben. Auch Haustiere können allergisch                 Oktober.                                              €

auf das Unkraut reagieren.

                                           Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
                                       LID-Mediendienst Nr. 2756 vom 16. Februar 2006
SCHWERPUNKT                                                                                                                     4

reits ein, doch „zum jetzigen Zeitpunkt kann eine starke                „Hat die Ambrosia erst einmal die Felder und Äcker
Verbreitung der Ambrosia durchaus noch verhindert                       erreicht, ist eine hundertprozentige Bekämpfung nicht
werden“, so Christian Bohren. Aber es sei wichtig, dass                 mehr möglich“, warnt Bohren. Eine starke Vermehrung
die Leute sensibilisiert seien. Denn das Unkraut, das auch              des Unkrauts wäre die Folge. „Es darf nicht soweit kom-
aufrechtes Traubenkraut genannt wird, „reist mit, wo                    men, dass die Schweizer Landwirtschaft für die Ausbrei-
immer sich ihm eine Reisemöglichkeit anbietet“. Da sich                 tung der gefährlichen Ambrosia-Pflanze und somit für die
der Ambrosiasamen nicht per Wind verbreitet, ist die                    damit verbundenen Allergien verantwortlich gemacht
Pflanze auf menschliche Aktivitäten angewiesen, um von                  werden kann.“ Denn dies wäre ein herber Schlag für das
einem Orten zum anderen zu gelangen. Eine Art der                       Image der Bauern.
Verbreitung ist der Transport von Erde und Bauschutt.
                                                                        Trotz Verbot noch viel Ambrosia im Futter
Der Samen gelangt auf diesem Weg von den Hausgärten
zu einem Gärtner oder einem Bauunternehmen. Von dort                    Auf der kanadischen Halbinsel Gaspésie konnte die

ist es nur noch ein kleiner Schritt bis in eine Kiesgrube               Ambrosia dank einer konsequenten Bekämpfung und

oder auf einen Acker.                                                   einer peniblen Überwachung ausgemerzt werden. Auch
                                                                        in der Schweiz hat man die Ambrosia zur Behördensache
                                                                        erklärt: Im März 2005 nahm das Bundesamt für Land-
Damit der Hausgarten nicht                                              wirtschaft das Unkraut in die Futtermittelbuchverordnung

 zur Ambrosia-Zucht wird                                                auf. Seit dann gilt ein striktes Ambrosia-Verbot in jegli-
                                                                        chen Futtermitteln. Bei Untersuchungen im vergangenen
ki. Werden im Winter die Vögel gefüttert oder wird dem
                                                                        Herbst fand die Forschungsanstalt Agroscope ALP in
Garten neue Erde zugeführt, ist die Gefahr gross, dass
                                                                        Posieux dennoch etliche Ambrosiasamen in den Vogelfut-
Ambrosiasamen eingeschleppt werden. Gartenbesitzer
                                                                        termischungen. „Wir haben daraufhin das Gespräch mit
sollten deshalb wachsam sein. Die Forschungsanstalt
                                                                        der Branche gesucht“, erklärt Beat Bucheli von der For-
Agroscope ACW rief im Jahr 2005 dazu auf, die Pflanze
                                                                        schungsanstalt. Die Verantwortlichen wüssten um die
vor der Samenbildung Anfang Juli vollständig auszureis-
                                                                        Problematik und seien am Erarbeiten von Konzepten.
sen. Erwischt man nur den oberirdischen Teil, riskiert
                                                                        Bleibt zu hoffen, dass diese Massnahmen greifen. Über
man, dass die Ambrosia Seitentriebe bildet und trotzdem
                                                                        700’000 Schweizerinnen und Schweizer sowie die ge-
Samen ansetzt.
                                                                        samte landwirtschaftliche Bevölkerung werden dankbar
Damit keine Hautirritationen ausgelöst werden, sollten                  sein dafür.                                           €
beim Ausreissen des Unkrauts Handschuhe getragen
werden. Wird das Unkraut nicht rechtzeitig erkannt und
deshalb erst während der Blütezeit beseitigt, schützt man
sich am besten mit einer Staubmaske vor den Pollen.
Denn der wiederholte Kontakt mit den Pollen könnte
eine Ambrosiaallergie hervorrufen. Leidet man bereits an
Heuschnupfen oder anderen Allergien, sollte das Beseiti-
gen der Ambrosia von einer Drittperson übernommen
werden. Ausgerissene Pflanzen die schon blühen gehö-
ren zwingend in die Kehrichtabfuhr! Werden sie kompos-
tiert, gelangen ihre Samen früher oder später wiederum
in den Boden und der Kreislauf beginnt von neuem.       €

                                           Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
                                       LID-Mediendienst Nr. 2756 vom 16. Februar 2006
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Bild 1: Die Blätter der Ambrosia-Pflanze sind hell- bis dunkelgrün und wer-
den als „doppelt fiederteilig gestielt“ bezeichnet. (Agroscope ACW)

                                                                                             Die farbigen Bilder zum Artikel
                                                                                             können (als jpg-Dateien) bestellt
                                                                                             werden bei: Landwirtschaftlicher
                                                                                             Informationsdienst, Postfach, 3000
                                                                                             Bern 6, Tel. 031 359 59 77,
                                                                                             Fax 031 359 59 79,
                                                                                             E-Mail: redaktion@lid.ch

Bild 2: Die Ambrosia beginnt ab Anfang Juli zu blühen. Sie kann bis zu 1,5
Meter hoch werden. (Agroscope ACW)

Bild 3: Die Ambrosia (links im Bild) besetzt rasch lückige Stellen in Gärten und
Feldern. (Agroscope ACW)

                                           Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
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Ärger mit den Männern
Sie sind unberechenbar, nicht immer produktiv                            angewiesen sind. Allerdings ist in letzter Zeit eine Trend-
und stinken zum Himmel. Trotzdem werden sie in                           umkehr zu beobachten: Aus Kostengründen werden
Massen produziert: Jedes zweite Nutztier, das zur                        wieder vermehrt Stiere eingesetzt. Besonders in der
Welt kommt, ist ein Männchen. Mit ihnen hat                              Mutterkuhhaltung laufen Stiere in der Herde mit. Dort
man vor allem eines: Ärger!                                              fühlen sie sich nicht nur als Spermaspender, sondern
                                                                         auch als Beschützer ihres Harems - was manch „poten-
Von Eveline Dudda
                                                                         zieller Feind“, wie Hunde oder Wanderer, schon zu spü-
Am 27. Mai des Jahres 2005 traf bei der Stadtpolizei                     ren bekam.
Chur die Meldung ein, ein offensichtlich aufgeregter Stier
                                                                         Sie hassen Konkurrenz
bewege sich auf die Stadt zu. Derart alarmiert, rückte die
Polizei aus, um den Stier wieder auf die heimatliche                     Nicht erst ein veritabler Stier, sondern bereits ein Schaf-

Weide zu lotsen. Doch dieser liess sich weder vom Blau-                  bock kann schon eine ordentliche Durchschlagskraft

licht noch von den Uniformen beeindrucken. Er trampelte                  entwickeln, wie das folgende Beispiel zeigt: An einem

durch Gärten, verwandelte Bretterzäune in Kleinholz und                  schönen, lauen Herbstabend klingelte im Toggenburg

auch ein Eisentor war für ihn kein Hindernis: Mit gesenk-                eine Frau bei ihrem Nachbarn. Schluchzend klagte sie ihr

tem Kopf schlug er das Tor einfach durch. Der hinter dem                 Leid: Bei ihr war eingebrochen worden. Am helllichten

Tor stehende Beamte konnte sich gerade noch mit einem                    Tag waren beide, erst gestern eingebauten Sicherheits-

Sprung zur Seite retten. Der Stier nahm sodann den                       fenster im ebenerdigen Keller zerstört worden. Die Frau

Kampf mit den Streifenwagen auf, die versuchten, ihn                     war fassungslos, zumal weder aus dem Keller, noch aus

von der Hauptverkehrsstrasse fern zu halten. Für das                     der Wohnung etwas entwendet worden war. Auch dem

Beruhigungsmittel, das ihm der Tierarzt per Blasrohr                     Nachbarn, einem Nebenerwerbslandwirt und Schafhalter,

verpasste, hatte er nur ein kleines Muskelzucken übrig –                 kam die Sache ungeheuerlich vor. Er schaute sich den

dann raste er weiter. Kurz bevor die Schulglocke die Erst-               Tatort an. Im Keller fand er neben Scherben etwas fri-

und Zweitklässler in die Pause klingelte, gelangte der                   schen Schafkot. Einige Wollfasern am Rand der zer-

Stier auf den Pausenplatz eines Primarschulhauses. Da                    sprungenen Scheiben weckten in ihm einen Verdacht. Als

wollte der Jagdaufseher nicht mehr warten, bis das Beru-                 er seinen friedlich weidenden Schafbock einer näheren

higungsmittel wirken würde: Er schoss. Die Bilanz von                    Inspektion unterzog, entdeckte er frische Schrammen am

mehr als zwei Stunden Bündner Stierenjagd: Ein verletz-                  Kopf und kleine Glassplitter, die die harte Stirn zierten.

ter Polizeibeamter, zwei demolierte Streifenwagen, zahl-                 Der Fall war geklärt: Der Bock hatte sich heimlich von der

reiche niedergewalzte Zäune, ein zerstörtes Eisentor und                 Weide gemacht und war, vermutlich über sein Spiegelbild

ein toter Stier.                                                         in der blitzblanken Scheibe erzürnt, durch das eine Fens-
                                                                         ter hinein- und das andere Fenster wieder hinausge-
Wieder mehr Stiere
                                                                         sprungen. Böcke schätzen nun einmal keine Konkurrenz.
Nicht immer ist es nur der Stier, der bei einem Vorfall das              Dabei ist es ihnen egal, ob der Konkurrent nur ein Spie-
Leben lässt. Jedes Jahr gibt es auch menschliche Todes-                  gelbild oder ein leibhaftiger Nebenbuhler ist.
opfer, wenn ein Stier plötzlich und meistens aus uner-
                                                                         Sie sind unwirtschaftlich
findlichen Gründen aggressiv wird. Wer tausend Kilo
Lebendmasse gegen sich hat, hat nur noch eine kleine                     Die meisten Tierhalter arrangieren sich notgedrungen mit

Chance. Viele Bauern sind deshalb froh, dass sie dank                    den männlichen Nutztieren, rein statistisch gesehen,

künstlicher Besamung nicht mehr auf die Stierenhaltung                   kommt jedes zweite Tier mit männlichen Genen zur Welt.

                                            Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
                                        LID-Mediendienst Nr. 2756 vom 16. Februar 2006
HINTERGRUND                                                                                                                    7

Zur Nachwuchsproduktion kann man nicht völlig auf sie                  mit Rangkämpfen beschäftigen – sind Hähne mit Ab-
verzichten. Doch damit wenigstens alle Stiere, Geiss- und              stand die besseren Futterverwerter. Das gilt auch für
Schafböcke, die zur Mast bestimmt sind, gar nicht erst                 Schweine: Eine höhere Tageszunahme und bessere Fut-
auf die Idee kommen, mit ihren Haltern oder anderen                    terverwertung sorgen für einmal für ein Plus auf der Seite
Genossen einen Machtkampf auszutragen, werden prak-                    der Männchen. Allerdings nützt das vor allem dann
tisch alle männlichen Nutztiere, die nicht für die Zucht               etwas, wenn „der kleine Unterschied“ zuvor entfernt
bestimmt sind, kastriert. Danach sind sie zwar noch nicht              wurde: Denn Eberfleisch kann erbärmlich stinken, wenn
so sanft wie die Chorknaben, aber wenigstens nicht mehr                es in der Pfanne erhitzt wird. Um das zu vermeiden,
so unberechenbar.                                                      greifen die meisten Schweineproduzenten prophylaktisch
                                                                       zum Skalpell: Denn wo kein Hoden, da keine männlichen
Mangelnde Produktivität
                                                                       Hormone und kein Gestank. Einige Eber profitieren in-
Bei den gefiederten Eierlieferanten würde die Kastration               zwischen von einer alternativen Verwertung: Weil das
– wenn sie möglich wäre – wenig nützen: Denn nicht die                 Fleisch seinen unangenehmen Geschmack erst entfaltet,
verschrobenen Hähne, die mit Schnabel und Krallen                      wenn es erhitzt wird, lassen sich unkastrierte Eber im-
Menschen an die Augen gehen, sind das Hauptproblem;                    merhin noch zu Roh-Wurstwaren verarbeiten. Dass das
sondern mangelnde Produktivität: Denn Hähne legen nun                  möglich ist, bewies Kagfreiland-Metzgermeister Max
mal keine Eier! Weil die Legehybriden nur zum Eierlegen,               Eichenberger aus Wetzikon ZH mit seinem Eber-
nicht jedoch zum Mästen gezüchtet wurden, besteht für                  Bauernschüblig, der 2005 mit dem Prix d’innovation des
die männlichen Küken dieser Hybridrassen keine wirt-                   Vereins Agro-Marketing Suisse ausgezeichnet wurde.
schaftliche Verwendung. Wer Güggel von legebetonten                    Wenigstens beim Wursten spielt das Geschlecht der
Rassen trotzdem mästet, muss mit einer längeren Mast-                  Nutztiere keine Rolle.
dauer, weniger wertvollen Fleischteilen und deutlich
                                                                       Kastration versus Ebergeruch
höherem Futterverbrauch rechnen. Das führt zu höheren
Kosten. Auch wenn die Nutztierschutz-Organisation                      Ungefähr bei jedem zehnten geschlechtsreifen Eber hat
Kagfreiland einige Konsumenten gefunden hat, die bereit                das Fleisch den typischen Ebergeruch, hervorgerufen
sind, für Junghahnfleisch (von gemästeten Hähnen einer                 durch das Pheromon Androstenon. Allerdings ist selbst
Legerasse) stolze Preise zu bezahlen, ist diese Nische                 diese Zahl umstritten: Je nach Studie gehört jeder dritte
klein. Deshalb kostet das unerwünschte Geschlecht die                  oder nur jeder zwanzigste Eber zu den Stinkern. Nicht
meisten männlichen Küken weiterhin gleich nach dem                     alle Konsumentinnen und Konsumenten reagieren gleich:
Schlüpfen das Leben.                                                   70 bis 80 Prozent nehmen den Ebergeruch tatsächlich
                                                                       wahr; doch nicht jede und jeder findet ihn ekelhaft.
Sie stinken
                                                                       Frauen reagieren im Schnitt empfindlicher als Männer,
Doch es gibt auch Positives zu berichten von der Männer-               Asiaten stärker als Europäer, Dänen mehr als Briten. €
front der Nutztierwelt. Bei den Geflügel-Mastrassen
                                                                       Siehe auch: „Jungebermast wäre die beste Lösung“ im
nehmen die männlichen Tiere deutlich schneller zu als                  LID Mediendienst Nr. 2615 vom 8.Mai 2003 und „Kombi-
ihre weiblichen Kolleginnen. Zumindest solange sie nicht               huhn: Kulinarisch interessant, wirtschaftlich gar nicht“
                                                                       im LID Mediendienst Nr. 2634 vom 18.September 2003
in die Pubertät kommen – und sich dann fast nur noch

                                          Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
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INFO-GRAFIK                                                                                  8

Die Info-Grafiken sind als Farbversionen verfügbar unter lid.ch

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AGRO-NEWS                                                                                                                        9

Folgende Agro-News hat der LID
in der letzten Woche auf lid.ch veröffentlicht:
Donnerstag, 9. Februar                                                   Dienstag, 14. Februar

Agriadress 2006 erschienen                                               Internationaler Austausch zum Lernort Bauernhof
Syngenta steigert Umsatz und Gewinn                                      Bundesamt für Veterinärwesen will wieder Stallpflicht
Ein Fünftel weniger Rinder in Deutschland                                Frigemo: Kartoffelverarbeitung in
                                                                         Weinfelden wird geschlossen
Österreicher achten kaum auf
Deklaration „Gentechfrei gefüttert“                                      Biolandbau nicht in jedem Fall umweltfreundlicher
Landmaschinenhersteller Rabe meldet Insolvenz an                         Branchenverband Wein will Konkursaufschub
Rasche Ausbreitung der Vogelgrippe in Nigeria                            Coop will Allianz mit europäischen
                                                                         Lebensmittelketten eingehen
Erstmals Mais mit gentechnisch
veränderten Inhaltsstoffen                                               Britische Farmer stark verschuldet
                                                                         Neue Fälle von Vogelgrippe
Freitag, 10. Februar
                                                                         Europa bereitet sich auf die Vogelgrippe vor
Milchpreis 2005 weiter gesunken
Tierschutz warnt vor billigen Fleischimporten                            Mittwoch, 15. Februar

Vacherin Mont-d’Or: strenge Regeln                                       Schweizer Geflügel muss wieder in den Stall
auch für „Verpackung“
                                                                         „Vogelgrippe steht vor der Tür“
Deutschland: Kaum Dioxine in pflanzlichen Lebensmitteln
                                                                         Vogelgrippe: Kagfreiland will langfristige Lösung
Stabile Geflügelproduktion in der EU
                                                                         Emmentaler auf dem Weg zur AOC-Registrierung
Deutschland will BSE-Auflagen lockern
                                                                         Thurella Gruppe steigert Umsatz
Ungarn hält an GVO-Anbauverbot fest
                                                                         Auszeichnung „Agro-Star Suisse“ wird vergeben

Montag, 13. Februar                                                      Vogelgrippe in Deutschland, Österreich und Ungarn
                                                                         Italien: Vogelgrippe als Jobkiller
Luzern: Grosser Rat glaubt an Zukunft der Landwirtschaft
                                                                         Europa rüstet sich für die Zuckermarktordnung
Zugvögel sollen im Frühling wieder überwacht werden
                                                                         EU-Parlament will erneuerbare Energien
Projekt „Ginseng Helveticae“ gewinnt
                                                                         bis 2020 verdoppeln
Emmi Innovationspreis
Aargauer Bauernverband: Neuigkeiten bald per SMS
Schweizer Kühe in Verona top
                                                                         Die Agro-News finden Sie tagesaktuell unter lid.ch oder
Erstmals Vogelgrippe in der EU
                                                                         unter www.landwirtschaft.ch. Dort können Sie auch den
Schweinefleisch in Deutschland hoch im Kurs
                                                                         Agro-Newsletter abonnieren, mit dem wir Sie an jedem
Irland exportiert 20 Jahre altes Fleisch nach Bulgarien
                                                                         Arbeitstag kostenlos bedienen.
Köpferollen wegen Korruptionsskandal
im australischen Weizenamt

                                            Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
                                        LID-Mediendienst Nr. 2756 vom 16. Februar 2006
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Marktrundschau
Topinambur – das Gourmetgemüse der Amerikaner
ki. In den USA ist die Topianm-                Frisch auf dem Markt                                        Tipp der Woche
burknolle zurzeit der Gemüsehit
                                               Bevor die Kartoffel ihren Siegeszug
schlechthin. Gourmetrestaurants                                                                  Orangen lassen sich leichter schälen,
                                               antrat, war Topinambur in unseren
servieren sie als Delikatesse, zu Nu-                                                            wenn man sie vorher kurz ins warme
                                               geografischen Breitegraden ein wich-
deln verarbeitet findet sie den Weg in                                                           Wasser taucht. Man sollte die Orange
                                               tiges Nahrungs- und Futtermittel. Das
die Diabetikerküche und im Winter                                                                übrigens nicht im Kühlschrank aufbe-
                                               ursprünglich aus Südamerika stam-
essen die Amerikaner den Topinam-                                                                wahren, da sie sonst bitter wird.
                                               mende Gemüse wird in der Schweiz
bur, um sich gegen Erkältungen zu
                                               seit 1978 wieder auf Feldern ange-                schocken. Die Topinamburknolle ist
wappnen.
                                               baut. Seither steigt die Nachfrage                reich an Kalium, Phosphor, Kalzium
Randerscheinung in Europa                      langsam aber stetig an.                           und Magnesium. Sein Eisengehalt

Ausser in den USA wird das Gemüse              Da der Topinambur nach der Ernte                  übertrifft den des Spinats deutlich.

vor allem auch in Russland, Australien         viel Wasser verliert und daher nicht              Wer nur sehr selten Topinambur isst,
und Asien angebaut. In Europa ist der          lange haltbar ist, werden die Knollen             sollte nach dem Essen Kümmel-, Anis-
Topinambur zur Randerscheinung                 frisch aus dem Boden im Verkauf                   oder Fenchelsamen kauen, damit das
verkommen. Ab Mitte des 18. Jahr-              angeboten. Hauptsaison hat der                    Gemüse nicht als „Furzwurzel“ wirkt,
hunderts musste er das Feld weitge-            Topinambur zwischen November und                  wie es umgangssprachlich auch etwa
hend für die Kartoffel räumen. Doch            März.                                             genannt wird.
weil ein Boom in den USA die Euro-
                                               Hoher Mineralstoffgehalt                          Bilder zur Marktrundschau können bei der
päer selten kalt lässt, ist zu erwarten,                                                         Redaktion bestellt werden.
dass die Knolle auch bei uns eine              Das eigenwillig geformte Gemüse                   redaktion@lid.ch

Renaissance erleben wird.                      kann sowohl roh als Salat wie auch
                                               zu Saft gepresst genossen werden.
                                               Gekocht schmeckt es fast wie Arti-

                     Topinambur-Lauch-Gemüse mit Rosmarin
                                                        Rezept für 4 Personen

3 EL Rapsöl, 500 g Topinambure, 300 g Lauch, 1 TL Rosmarinnadeln, wenig Muskatnuss, 1 TL Meersalz, frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer

Topinambure mit einer Bürste unter fliessendem Wasser reinigen. Die Wurzeln auf einem Hobel in feine Scheiben schneiden
und im Salzwasser 3 Minuten blanchieren, in ein Sieb abgiessen, die Scheiben auf einem Backblech erkalten lassen. Beim
Lauch die äusseren zähen Blätter entfernen, die Stangen längs halbieren, in breite, schräge Streifen schneiden. Das Rapsöl in
einer beschichteten Bratpfanne erhitzen, Topinamburscheiben in die Pfanne geben, unter zeitweiligem Wenden 5 bis 8
Minuten braten. Würzen. Lauch zugeben, nochmals 8 Minuten braten.                                 Quelle: Wurzelgemüse, Fona-Verlag

                                               Sämtliche Beiträge sind unter lid.ch zu finden.
                                           LID-Mediendienst Nr. 2756 vom 16. Februar 2006
Veranstaltungskalender LID
                                                                                                                                   Bern, 16. Februar 2006

Februar 2006
Do 16.2. –               Messe Nürnberg                        BioFach, Internationale Fachmesse für Bioprodukte                  www.biofach.ch
So 19.2.
Fr 17.2. 10.00           Messezentrum Basel                    Muba Basel mit Ausstellung „Natürlich fit“                         www.muba.ch
Mo 20.2. 15.30           Messe Basel                           „Besiedlung der schweizerischen Randgebiete“,                      ziegen@caprovis-data.ch
                                                               Podiumsdiskussion des Ziegenzuchtverbandes
Di 21.2.                 Expo-Reithalle, Thun                  „Milchproduktion in der Zukunft – Überleben nur die grossen        Tel. 031 765 64 39
                                                               Milchbetriebe?“ Anlass des Bäuerlichen Zentrums Schweiz BZS
Mi 22.2. 15.30           Messe Basel                           „Entfremdung der Konsumenten von der Landwirtschaft“,              ziegen@caprovis-data.ch
                                                               Podiumsdiskussion des Ziegenzuchtverbandes
Do 23.2. -               Olma Messen, St.Gallen                Tier & Technik, Internationale Fachmesse für Nutztierhaltung,      www.tierundtechnik.ch
So 26.2.                                                       landwirtschaftliche Produktion, Spezialkulturen und Landtechnik
Do 23.2 –                Messe Basel                           „Natur 06“, Jährliches Forum für Natur und Landschaft              www.natur.ch
So 26.2.
Fr 25.2. 9.30            Landhaus, Baar                        Delegiertenversammlung Zentralschweizer Bauernbund ZBB             Tel. 041 825 00 60
Fr 24.2. 9.00            Kongresszentrum, Messe Basel          „Der Wert der Natur“ Natur-Kongress                                www.natur.ch/kongress
Sa 25.2. 10.00           Mehrzweckanlage Zälgli,               Delegiertenversammlung Schweizerischer Schafzuchtverband          schafzuchverband@caprovis.ch
                         Wolfenschiessen NW
Mo 27.2. 9.30            Wallierhof, Riedholz SO               Delegiertenversammlung Solothurner Bauernverband SoBV              www.sobv.ch
Di 28.2. 9.00            SHL, Zollikofen                       „Abschied vom Ackerbau in der Schweiz?“ Workshop zu Bedeu-         www.shl.ch
                                                               tung und Perspektiven des Ackerbaus in der Schweiz
Di 28.2. 15.00           Inforama Seeland, Ins                 „Schweizer Land- und Gemüsewirtschaft wohin?“                      www.inforama.ch
                                                               Podiumsgespräch Inforama

März 2006
Do 2.3. –                Expo, Thun                            Agri-Messe, Schweizerische Messe für Landwirtschaft, Wald und      www.agrimesse.ch
So 5.3.                                                        Forst
Di 7.3. 13.00            Rest. Schönbühl, Schönbühl BE         Hauptversammlung Vereinigung Schweizerischer                       Tel. 031 825 60 79
                                                               Kartoffelproduzenten VSKP
Di 7.3. 9.00             Hochschule Wädenswil                  Forum zum neuen Lebensmittelrecht 2006                             www.hsw.ch
Di 7.3. 20.00            Rest. Hirschen, Schänis               „Welchen Milchpreis braucht der Bauer?“ Veranstaltung der          www.nbks.ch
                                                               Neuen Bauernkoordination Schweiz NBKS
Mi 8.3.                  Hotel Bellevue, Bern                  Delegiertenversammlung Gärtnermeisterverband                       www.gplus.ch
Mi 8.3.                  SV-Konferenzzentrum. Olten            FibL-Bioweintagung                                                 www.fibl.ch
Do 9.3                   Agroscope FAL, Reckenholz             „Ölpflanzen im Fokus“, FAL-Fachtagung                              www.reckenholz.ch
Mi 15.3 10.00            Plantahof, Landquart                  Generalversammlung Verein Schlaf im Stroh                          www.schlaf-im-stroh.ch
Mi 15.3. –               Messezentrum, Zürich                  Giardina Zürich, Gartenbau- und Lifestylemesse                     www.giardina.ch
So 19.3.
Do 16.3. 20.00           Auholzhalle, Sulgen                   Delegiertenversammlung Thurgauer Bauernverband                     www.tgbv.ch
Mo 21.3.                 Rest. Hirschen, Hinwil                „Quo vadis Schweizer Milchbauern?“ Veranstaltung der               www.nbks.ch
                                                               Neuen Bauernkoordination Schweiz NBKS
Mi 22.3. 10.30           Malters                               Generalversammlung Ferien auf dem Bauernhof                        www.bauernhof-ferien.ch
Do 23.3.                 Rest. Bahnhof, Düdingen               Delegiertenversammlung Holsteinzuchtverband                        www.holstein.ch
Mi 29.3. –               KEBA Brügglifeld, Aarau               AMA Aargauer Messe Aarau                                           www.ama-messe.ch
So 2.4.

                                                           Neue Veranstaltungen sind grau hinterlegt.
             Besuchen Sie auch Agroevent auf lid.ch Dort finden Sie zusätzliche Informationen zu den Veranstaltungen sowie weitere Veranstaltungs-
                                     hinweise. Auf Agroevent können Sie auch Ihre eigenen Veranstaltungen eintragen.
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