BodyBuilding A-Lizenz (IST) - Leseprobe Grundlagen des Bodybuildings und anaboles Krafttraining - IST-Studieninstitut

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Leseprobe
BodyBuilding A-Lizenz (IST)

Studienheft

Grundlagen des Bodybuildings und anaboles
Krafttraining

Autorin

Lisa Drexler (Sportwissenschaftlerin B. A.)
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                                                                     Inhaltsverzeichnis

1.   Grundlagen des Bodybuildings                                        7
     1.1 Die Geschichte des Bodybuildings                                9

     1.2 Die Wettkämpfe                                                  10

         1.2.1   Vom Amateur zum Profi                                   11

         1.2.2 Wettkampfregeln und Bodybuilding-Klassen                  12

         1.2.3 Posing                                                    12

2. Potenzial und Einflussfaktoren im Bodybuilding                       16
     2.1 Genetisches Potenzial im Bodybuilding                           17

         2.1.1   Körpertypen                                             19

         2.1.2 Fettfreie-Masse-Index                                     21

         2.1.3 Frauen vs. Männer                                        22

     2.2 Einflussfaktoren                                                23

         2.2.1 Stressoren                                               24

         2.2.2 Training                                                 26

         2.2.3 Schlaf                                                   28

         2.2.4 Ernährung                                                 31

                 2.2.4.1 Hunger                                          32

                 2.2.4.2 Physiologie des Hungers                         33

                 2.2.4.3 Refeed-Tage                                    34

3.   Training im Bodybuilding                                           36
     3.1 Freie Gewichte vs. Maschinen                                   39

     3.2 Funktionelles Training im Bodybuilding                         40

     3.3 Die Trainingsprinzipien                                         41

     3.4 Die Wettkampfplanung                                           42

     3.5 Die Trainingsmethoden                                          45

         3.5.1 Ein- und Mehrsatztraining                                45

         3.5.2 Volumen- und High-Intensity- Training                    46

         3.5.3 Intensitätstechniken                                     48

                                                                              © 02/2020 – IST-Studieninstitut

                                                                                                                3

                                       BodyBuilding A-Lizenz (IST)
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    Inhaltsverzeichnis

                                         3.6 Aufbau einer Trainingseinheit              50

                                             3.6.1 Grundübungen vs. Isolationsübungen   50

                                             3.6.2 Übungsauswahl                        51

                                             3.6.3 Übungsreihenfolge                    53

                                             3.6.4 Wiederholungen                       54

                                             3.6.5 Pausenzeiten                         55

                                             3.6.6 Bewegungstempo                       56

                                         3.7 Beispieltrainingspläne                     57

                                         3.8 Orthopädische Aspekte                      59

                                             3.8.1 Verletzung der Rotatorenmanschette   59

                                             3.8.2 Verletzungsprävention                60

                                             3.8.3 Internistische Risiken               61

                                                     3.8.3.1 Bluthochdruck              61

                                                     3.8.3.2 Hernien                    62

                                                     3.8.3.3 Unverträglichkeiten        62

                                      4. Die Wettkampfvorbereitung                      64
                                         4.1 Ernährung in der Wettkampfvorbereitung     66

                                             4.1.1   Die Pendeldiät                     69

                                             4.1.2 Die anabole Diät                     71

                                         4.2 Training in der Wettkampfvorbereitung      72

                                         4.3 Supplemente in der Wettkampfvorbereitung   74

                                             4.3.1 Kreatin                              74

                                             4.3.2 Aminosäuren                          75

                                                     4.3.2.1 Proteinshakes              76

                                                     4.3.2.2 BCAAs                      76

                                                     4.3.2.3 Tryptophan                 77

                                             4.3.3 Koffein                              78

                                             4.3.4 Zink                                 78

                                             4.3.5 Vitamin D                            79

                                             4.3.6 Beispiel-Supplementierung            80

    © 02/2020 – IST-Studieninstitut

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                                                      BodyBuilding A-Lizenz (IST)
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                                                                  Inhaltsverzeichnis

5.   Die Peak-Week                                                   82
     5.1 Elektrolyte                                                  84

         5.1.1   Natrium-Kalium-Pumpe                                 84

         5.1.2 Entwässerung                                           85

     5.2 Ernährung während der Peak-Week                              87

     5.3 Trinken während der Peak-Week                                88

     5.4 Training während der Peak-Week                              89

6. Der Wettkampftag                                                   91
     6.1 Vorbereitungen auf den Wettkampftag                          92

         6.1.1   Wettkampffarbe                                       92

         6.1.2 Posingwear                                             93

         6.1.3 Anmeldung                                              93

     6.2 Ablauf am Wettkampftag                                      94

     6.3 Ernährung am Wettkampftag                                    95

7.   Doping im Bodybuilding                                          96
     7.1 Was ist Doping?                                             98

     7.2 Testosteron                                                 99

     7.3 Folgeerkrankungen androgener Steroide                       102

     7.4 Wachstumshormone                                            104

     7.5 Insulin                                                     105

8. Die Frau im Bodybuilding                                          109
     8.1 Hormonhaushalt der Frau                                      111

     8.2 Der Menstruationszyklus                                     113

         8.2.1 Menstruationsstörungen                                115

         8.2.2 Anpassung von Ernährung und Training an den Zyklus    116

     8.3 Krafttraining bei Frauen                                    118

     8.4 Potenzielle Schwierigkeiten bei Frauen                      119

     8.5 Frauen und Doping                                           120

                                                                            © 02/2020 – IST-Studieninstitut

                                                                                                              5

                                    BodyBuilding A-Lizenz (IST)
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    Inhaltsverzeichnis

                                      Anhang                                                                  122

                                      Lösungen zu den Lernkontrollfragen                                      129

                                      Abbildungsverzeichnis                                                   139

                                      Tabellenverzeichnis                                                     140

                                      Literaturverzeichnis                                                    141

                                      Stichwortverzeichnis                                                    144

                                      Hinweis:
                                      Um die Lesbarkeit des Textes zu erhalten, wurde auf das Nebeneinander weib-
                                      licher und männlicher Personen- und Berufsbezeichnungen verzichtet. Dafür
                                      bitten wir alle Leserinnen um Verständnis.

                                      „QV“ im Text steht für Querverweis, der Playbutton am Textrand steht für ein
                                      interaktives Element aus dem Online-Campus.

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                                                      BodyBuilding A-Lizenz (IST)
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     3. Training im Bodybuilding

                                       3.4      Die Wettkampfplanung

                                       Auf nationaler Ebene bieten die meisten Vereine eine Frühjahrs- und Herbst-
                                       saison zur Teilnahme an Wettkämpfen an. Möglich ist es auch, sowohl bei den
                                       Meisterschaften im Frühjahr als auch den Meisterschaften im Herbst zu star-
                                       ten. Wie sinnvoll das für den Athleten ist, muss individuell entschieden wer-
                                       den. Grundsätzlich braucht die Verbesserung der Wettkampfform zwischen
                                       den Wettkampfsaisons meist mehrere Monate oder sogar Jahre. Internationale
                                       Wettkämpfe finden je nach Verband ganzjährig statt. Hier ist zu entscheiden,
                                       ob die Wettkampfvorbereitung für einen gezielten Wettkampf erfolgt oder
                                       mehrere Wettkämpfe in kurzen Zeitabständen absolviert werden.

               Periodisierung          In der Trainingslehre wird das Prinzip der Periodisierung in drei unterschied-
                                       liche Perioden eingeteilt: die Vorbereitungsperiode, die Wettkampfperiode und
                                       die Übergangsperiode. Für die Planung im Bodybuilding ist eine vierte Periode
                                       hinzuzufügen: die Wettkampfdiät.

                                       Das Wettkampfjahr unterteilt sich demnach in folgende Perioden:

                                       „ Aufbauphase (Vorbereitungsperiode)
                                       „ Wettkampfdiät (Vorbereitungsperiode II)
                                       „ Wettkampfphase (Wettkampfperiode)
                                       „ Reverse-Diät/Regeneration (Übergangsperiode)

                                       Im klassischem Sinn der Periodisierung wird hinsichtlich der Wettkampfperi-
                                       ode ein Leistungshöhepunkt angestrebt. Im Bodybuilding ist nicht die Leistung
                                       am Wettkampftag entscheidend, sondern die Optik. Innerhalb der Wettkampf-
                                       diät geht es um die maximale Reduzierung des Körperfetts unter bestmögli-
                                       chem Erhalt der Muskelmasse. Eine Leistungssteigerung ist in dieser Zeit nicht
                                       zu erwarten. Kann ein Athlet die Leistung/Kraftwerte halten, so kann von einer
                                       guten Vorbereitungsperiode ausgegangen werden. Die meisten Athleten erlei-
                                       den Leistungseinbüßen, welche in der Trainingsplanung berücksichtigt werden
                                       müssen.

                                       Innerhalb der Wettkampfplanung steht das Prinzip der Kontinuität im Vor-
                                       dergrund. Für die Erreichung optimaler Anpassungen ist es notwendig, die
                                       Belastungen dauerhaft zu wiederholen. Gerade im Bodybuilding sind verlet-
                                       zungsbedingte Ausfälle fatal für die Erhaltung der Muskelmasse. Die Kontinu-
                                       ität sagt nichts über die Häufigkeit des Trainings aus, sondern beschreibt den
                                       Unterschied von einem Gelegenheitssportler und demjenigen, der regelmäßig
                                       über mehrere Jahre hinweg ganzjährig trainiert. Die Häufigkeit ergibt sich aus
                                       der optimalen Relation von Belastung und Erholung (LAUTERBACH 2018,
                                       S. 65).

     © 02/2020 – IST-Studieninstitut

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Die Trainingszyklen

Je nach Literatur finden sich unterschiedliche Ansätze zur Unterteilung der
Trainingszyklen. Im Studienheft „Trainings-und Bewegungslehrer“ sind
Makro- und Mesozyklus zusammengefasst aufgelistet. Es werden im Makro-
zyklus/Mesozyklus Wechsel zwischen längeren Abschnitten mit höherer Belas-
tung und kürzeren mit reduzierter Belastung unterschieden. Die Dauer liegt
bei 4–6 Wochen. Andere Ansätze unterteilen Makro- und Mesozyklus noch-
mals konkreter. Dabei bezieht sich die Makrozyklusplanung auf die langfristige
Trainingsstruktur. Diese Trainingsplanung umfasst zwischen sechs Monate bis
hin zu mehreren Jahren. Die Mesozyklen beschreiben die unterschiedlichen
4–6-wöchigen Belastungen (PAULS 2011). Mikrozyklen, Tageszyklen und
Trainingseinheiten werden in der Literatur wieder einheitlich behandelt. Da
es im Bodybuilding, wie bereits genannt, nicht um die Leistungsfähigkeit am
Wettkampftag geht, lassen sich die vorgesehenen Prinzipien und Einteilungen
nicht zwingend konsequent umsetzen.

„ Makrozyklus
  Im Bodybuilding eignet sich eine eigenständige Betrachtung des Makrozy-
  klus durchaus. Dieser kann bei Anfängern als langfristige Trainingsstruk-
  tur gesehen werden, in der über mehrere Jahre eine Systematisierung des
  Trainingsprozesses angelegt wird. In diesen Phasen werden diejenigen
  Leistungsvoraussetzungen bzw. Muskelzuwächse geschaffen, die für eine
  stabile und kontinuierliche Verbesserung der speziellen Leistungszuwäch-
  se, in diesem Fall Körperformung, notwendig sind (HOHMANN/LAMES/
  LETZELTER 2014, S. 180). Auch bei bereits erfahrenen Athleten ist die Trai-
  ningsplanung in Makrozyklen durchaus sinnvoll, da erneute Wettkampf-
  phasen zum Großteil erst 6 bis 12 Monate nach dem letzten Wettkampf
  erfolgen.

„ Mesozyklus
  Die Dauer des Mesozyklus liegt in der Aufbauphase bei etwa 4–8 Wochen.
  In der Wettkampfdiät sollte diese Zeit auf 2–4 Wochen reduziert werden.
  Mesozyklen eigenen sich neben der Planung von unterschiedlichen Trai-
  ningsintensitäten auch zur Leistungskontrolle (Formcheck). Am Ende
  eines jeden Mesozyklus sollten die körperlichen Veränderungen kontrolliert
  werden, um dem System der Trainingssteuerung gerecht zu werden.

                                                                                 © 02/2020 – IST-Studieninstitut

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     3. Training im Bodybuilding

                                                     Trainingsplanung
                                                       Zielplanung                                Trainingsauswertung
                                                     Strukturplanung                            Trainingsverlaufsanalyse
                                                      Ablaufplanung                            Trainingswirkungsanalyse
                                                     Korrekturplanung

                                                                                                   Trainingskontrolle
                                                  Trainingsdurchführung                         Leistungsprotokollierung
                                                                                                    Leistungskontrolle

                                       Abb. 8   Die Stellung der Trainingsplanung in der Trainingssteuerung
                                                (in Anlehnung an HOHMANN 1994)

                                       „ Mikrozyklus
                                          Der Mikrozyklus beschreibt eine Phase von sieben Tagen (Wochenplan). Im
                                          Bodybuilding werden innerhalb des Mikrozyklus die Trainingseinheiten
                                          mit unterschiedlichen muskulären Schwerpunkten geplant. Dadurch entste-
                                          hen die bekannten Split-Pläne. Je nach Auswahl des Trainingssplits werden
                                          die Muskelgruppen auf unterschiedlich viele Tage aufgeteilt. Innerhalb eines
                                          Mikrozyklus können nicht nur die Muskelgruppen von Tag zu Tag variieren,
                                          sondern auch die gewählten Trainingsintensitäten.

                                       „ Trainingseinheit
                                          Die Trainingseinheit ist der kleinste Bestandteil der Trainingszyklen. Sie ist
                                          aufgebaut in einen einleitenden Teil (Warm-up), einen Hauptteil und einen
                                          Ausklang. In den einzelnen Trainingseinheiten werden die zu trainierenden
                                          Übungen und deren Reihenfolge festgelegt. Neben dem klassischen Hyper-
                                          trophietraining sollten die Einheiten, auch im Bodybuilding, Elemente zur
                                          Mobilisation, Koordination und Stabilitätsentwicklung enthalten.

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3.5       Die Trainingsmethoden

3.5.1     Ein- und Mehrsatztraining

Die Definition für einen Trainingssatz besagt, dass ein Satz aus einer Reihe auf-     Definition
einanderfolgender Wiederholungen besteht. Ein Satz wird durch eine längere
Pause oder eine andere Übung beendet.

Ein Einsatztraining kann unterschiedlich interpretiert werden. Entweder es be-
deutet, pro Übung nur einen Satz durchzuführen (GIESSING 2000, S.19–23),
oder einen Satz nicht nur pro Übung, sondern pro Muskelgruppe zu trainieren
(SCHLUMBERG/MIDTBLEICHER 1999). Eine klare Abgrenzung gestaltete
sich in der Praxis schwierig, da bei mehrgelenkigen Übungen mehrere Mus-
kelgruppen innerhalb einer Übung trainiert werden. Um der Definition von
SCHLUMBERG/SCHMIDTBLEICHER (1999) gerecht zu werden, dürfte nur
eine Übung (eingelenkig) pro Trainingseinheit verwendet werden. In der Pra-
xis und bei der Überprüfung der Forschungslage zwischen Ein-und Mehrsatz-
training, ist davon auszugehen, dass es sich bei Einsatztraining hauptsächlich
um die Durchführung von einem Satz pro ausgewählter Übung handelt.

Im Gegensatz zum Ein-Satz-Training werden beim Mehrsatztraining mehrere
Sätze pro Muskelgruppe oder Übung absolviert.

Beim Einsatztraining (8–12 Wiederholungen) wird die Muskelspannung als
ausschlaggebender Faktor für überschwellige Reize bestimmt. Beim Mehrsatz-
training kommt zur Muskelspannung noch der Ermüdungsfaktor hinzu. Die-
ser Faktor wirkt sich positiv auf den dauerhaften Muskelzuwachs aus. Es kann
daher bereits vorweggenommen werden, dass im Bodybuilding ein Mehrsatz-
training einem Einsatztraining vorzuziehen ist.

           Merke

 Für maximalen Muskelzuwachs ist sowohl die erzeugte Muskelspannung als
 auch die Muskelermüdung im Training zu forcieren.

Nach einem Blick in die Forschung wird deutlich, dass ein Einsatztraining als         Forschungseinblick
trainingsmethodische Alternative für Trainingsanfänger und zur Erhaltung der
Gesundheit bzw. der Muskelmasse genutzt werden kann. Studien, die zeigen
konnten, dass beide Methoden gleichwertig sind, wurden entweder in enger
Zusammenarbeit mit Firmen, z. B. Nautilus, oder Trainingsanfängern absol-
viert.

                                                                                    © 02/2020 – IST-Studieninstitut

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     3. Training im Bodybuilding

                                       Eine weitere aufgeführte Studie in der Arbeit von SCHLUMBERG/SCHMIDT-
                                       BLEICHER (1999) zeigte ebenfalls, dass Trainingsanfängerinnen innerhalb der
                                       ersten drei Monate mit beiden Trainingsmethoden vergleichbare Verbesserun-
                                       gen erzielen konnten. Jedoch erwies sich das Mehrsatztraining nach weiteren
                                       drei Monaten als deutlich effektivere Trainingsmethode. Zudem wurde inner-
                                       halb der Studie gezeigt, dass die Mehrsatz-Trainingsgruppe bereits nach drei
                                       Monaten eine Verringerung des Körperfettanteils erreichte. Für die gleichen
                                       Ergebnisse benötigte die Trainingsgruppe der Einsatzmethode sechs Mona-
                                       te. „Aus wissenschaftlicher Sicht kann somit festgehalten werden, dass in den
                                       ersten Wochen eines Trainings bei Anfängern das Einsatz-Training als nahezu
                                       gleichwertige Alternative zum Mehrsatztraining betrachtet werden kann (...)
                                       Für Fortgeschrittene und damit für Leistungssportler hat demnach Mehrsatz-
                                       training als Methode der Wahl zu gelten (...) Jeder Sportler, der an einem dau-
                                       erhaftem Muskelaufbau bzw. Kraftgewinn interessiert ist, kann nur ein Mehr-
                                       satz-Training empfohlen werden.“ (SCHLUMBERGER/SCHMIDTBLEICHER
                                       1999)

                                       3.5.2    Volumen- und High-Intensity- Training

                                       Auch wenn die genauen Auslöser für die Muskelhypertrophie nicht eindeutig
                                       geklärt sind, ist sich die Wissenschaft einig, dass sowohl hohe Muskelspannung
                                       als auch die Erschöpfung der Muskelspeicher für maximalen Muskelaufbau
                                       notwendig sind.

                                       Neben der Frage nach dem Ein- oder Mehrsatztraining wird immer wieder die
                                       Frage diskutiert, ob Volumentraining oder High-Intensity-Training (HIT),
                                       nicht zu verwechseln mit High-Intensity-Intervall-Training (HIIT), zu einer
                                       besseren Muskelhypertrophie führt.

                 Definition            Das Volumen ist die Gesamtzahl der Wiederholungen in einer bestimmten
            Volumentraining            Zeit. Die Berechnung des Volumens kann somit für eine einzelne Trainingsein-
                                       heit oder einen kompletten Trainingszyklus angewandt werden. Das Volumen
                                       steht stets im umgekehrten Verhältnis zur Intensität. Ist das Volumen hoch,
                                       so sinkt die Intensität und andersrum. Beim Volumentraining wird ein größt-
                                       mögliches Volumen pro Muskelgruppe absolviert und ist damit ein klassisches
                                       Mehrsatztraining. Zu Verkürzung der Trainingseinheiten wurden dafür Split-
                                       systeme entwickelt, die es erlauben ,einzelne Muskelgruppen mit mehreren,
                                       unterschiedlichen Übungen zu trainieren. Dadurch kann nicht nur das Volu-
                                       men gesteigert, sondern der Muskel in all seinen muskulären Ausprägungen
                                       ganzheitlich trainiert werden. Das Volumentraining erreichte seinen Höhe-
                                       punkt in den 1970er-Jahren. Die führenden Protagonisten des Bodybuildings,
                                       wie Arnold Schwarzenegger, waren Verfechter dieser Trainingsmethode. Bis
                                       heute ist das Volumentraining deutlich bekannter und findet mehr Anklang

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im Training als das High-Intensity-Training. High-Intensity-Training basiert                    Definition HIT
im Grundsatz auf der Einsatztrainingsmethode. Im Bodybuilding war Ar-
thur Jones der Vorreiter von HIT-Methoden. Seine Idee, weniger, dafür aber
härter zu trainieren, wurde später durch Mike Mentzer weiterentwickelt und
als „Heavy-Duty-System“ in der Fitness- und Bodybuildingszene verbreitet.

Hinter der Idee verbirgt sich, die einzelnen Muskelgruppen mit ein bis drei
Übungen zu trainieren, wobei pro Übung nur ein einziger Satz bis zur ma-
ximalen Ausbelastung (völligen Erschöpfung) durchzuführen ist. Um eine
maximale Auslastung zu erreichen, wurden bestimmten Intensitätsmethoden
verwendet. Diese Methoden haben zum Ziel, die Intensität des Trainings so
zu steigern, dass der Muskel über den Moment des Versagens hinaus weiter
trainiert wird.

Volumentraining lässt sich nur bedingt direkt mit High-Intensity-Training ver-
gleichen. Obwohl das HIT oder „Heavy Duty Training“ als Einsatztraining wis-
senschaftlich untersucht wird, fällt es schwer zu definieren, ob es dies auch tat-
sächlich ist (GIESSING 2000). Trotz der Minimierung des Trainings auf einen
Satz pro Übung verringert sich das gesamte Trainingsvolumen nicht zwingend.
Zum einen werden die Wiederholungen pro Übung deutlich erhöht, zum ande-
ren werden ebenfalls mehrere Übungen für eine Muskelgruppe durchgeführt.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung der Thematik:

                                                     High-Intensity-
 Volumentraining (Beintag)      Wiederholung                               Wiederholungen
                                                    Training (Beintag)
                                                   Beinstrecker
 Beinpresse                        4-mal 10                                   1-mal 40
                                                   (Warm-up)
                                                   Beinpresse
 Kreuzheben                        4-mal 10                                   1-mal 60
                                                   (Dropsatz)
 Beinbeuger                        4-mal 10        Kniebeugen (Burns)         1-mal 60
 Beinstrecker                      4-mal 10        –
 Gesamtes Volumen                     160          Gesamtes Volumen             160
Tab. 2   Vergleich eines Trainingstags in Bezug auf das Trainingsvolumen
         (eigene Darstellung nach DREXLER 2019)

Eine Metaanalyse, in der die Forschungsergebnisse der zwei Methoden aus-
gewertet wurden, kam zu dem Ergebnis, dass es keine Beweise dafür gibt, ob
Ein-oder Mehrsatztraining effektiver ist (PHILIPPS 1999).

                                                                                             © 02/2020 – IST-Studieninstitut

                                                                                                                               47

                                            BodyBuilding A-Lizenz (IST)
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     3. Training im Bodybuilding

                                       Beispiel 3: 4er-Split

                                                  Beine               Brust/Trizeps            Rücken/Bizeps            Schulter
                                                  Tag 1                     Tag 2                   Tag 3                 Tag 4
                                                Beinpresse            Bankdrücken                Klimmzüge          Schulterdrücken
                                                Kniebeuge         Schrägbankdrücken               Lat-Zug             Arnold Press
                                            Beinstrecker                    Flys              Rudern horizontal        Seitheben
                                                Rack-Pulls           Trizeps drücken          Rudern von unten        Frontheben
                                                Beinbeuger          Trizeps supiniert               Curls             Reverse Flys
                                          Hyperextensions            Trizeps strecken           Hammercurls            Face Pulls
                                       Tab. 7      Beispieltrainingsplan 4er-Split
                                                   (eigene Darstellung nach DREXLER 2019)

                                       Beispiel 4: Trainingstag mit kompletten Angaben

                                                                                      Beine
                                                                       Trainingstag 1 (aus dem Beispiel 3)
                                                                 Sätze X
                                                Übung                               Tempo         Pause           Informationen
                                                              Wiederholung
                                           Beinpresse            6-mal 10           3-0-1-0      120 Sek.     Hier können dem Athle-
                                           Kniebeuge             3-mal 15           2-2-2-0      90 Sek.       ten Informationen zur
                                                                                                               Übungsausführungen
                                          Beinstrecker           3-mal 15           2-0-2-1      90 Sek.
                                                                                                                beschrieben werden.
                                           Rack- Pulls           6-mal 10           3-0-1-0      120 Sek.
                                                                                                              Beispiel: Fersen bei der
                                          Beinbeuger             3-mal 15           2-0-2-1      90 Sek.     Beinpresse belasten und
                                             Hyper-                                                           Knie aktiv nach außen
                                                                 3-mal 15           2-0-2-1      90 Sek.             drücken.
                                           extensions
                                       Tab. 8      Beispiel für einen Trainingstag mit allen Angaben
                                                   (eigene Darstellung nach DREXLER 2019)

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     4. Die Wettkampfvorbereitung

                                       4.3      Supplemente in der Wettkampfvorbereitung

                    Einleitung         Die Supplementierung ist eine höchst individuelle Angelegenheit. Sie basiert
                                       nicht nur auf Mangelerscheinung, sondern auch auf den Vorlieben des jeweili-
                                       gen Athleten und der ausgewählten Ernährungsform. Nur wenige Supplemen-
                                       te unterliegen eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Darunter fallen
                                       Kreatin, Aminosäuren und Koffein. Zudem verbesserte sich die Studienlage zu
                                       Vitamin D in der vergangenen Zeit. Sie zeigt, dass Vitamin D durchaus positive
                                       Effekte auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden hat.

                                       Für dieses Kapitel wurden die Top-5-Supplemente für Bodybuilder ausgewählt.

                                       4.3.1    Kreatin

                                       Kreatin ist ein im Körper natürlich vorkommender Stoff, wird in verschiedenen
                                       Organen (u. a. Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse) synthetisiert und in der Ske-
                                       lettmuskulatur gespeichert. Kreatin ist Bestandteil von Kreatinphosphat, wel-
                                       ches in den Zellen, direkt nach den ATP-Speichern, Energie liefert. Dadurch
                                       können intensive Belastungen über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten
                                       werden.

                                                 Anmerkung

                            ATP         Adenosintriphosphat (ATP) ist die Energiewährung im Körper und steht
                                        allen Zellen als Energiequelle zur Verfügung. Die ATP-Speicher sind bereits
                                        nach wenigen Sekunden aufgebraucht, sodass ATP durch Kreatinphosphat
                                        resynthetisiert werden muss. Je voller die Kreatinphosphatspeicher in der
                                        Muskulatur, desto länger kann eine kurzfristige Energiebereitstellung auf-
                                        rechterhalten werden, ohne die Glykogenspeicher heranzuziehen.

                                       Kreatin in Form von Kreatinmonohydrat ist ein hochwirksames Nahrungs-
                                       ergänzungsmittel zur Steigerung der Kraftwerte und Muskelmasse. Durch die
                                       Einnahme kommt es zu einem Anstieg des Körpergewichts, das auf die ver-
                                       mehrten Wassereinlagerungen in der Muskulatur zurückzuführen ist. Kreatin
                                       wird überwiegend durch Insulin von der Muskulatur aufgenommen und sollte
                                       daher mit Kohlenhydraten eingenommen werden (ARNDT 2005, S. 193).

          Dosierung Kreatin            Die Einnahmeempfehlung von Kreatin liegt bei 2–5 Gramm pro Tag. Diese
                                       Dosis kann einen Anstieg an Kreatinphosphat in der Muskulatur von 20–30 %
                                       hervorrufen. Eine Ladephase ist nicht notwendig, um die erzielten Anstiege zu
                                       generieren (HULTMAN et al. 1996, S. 232–237).

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5.1.2    Entwässerung

Durch die Entwässerung soll der Wasseranteil unter der Haut und Unterhaut          Natrium
soweit minimiert werden, dass die Muskeldefinition deutlicher ersichtlich
ist. Im Idealfall schwemmt der Körper durch die Entwässerung lediglich das
extrazelluläre Wasser aus und behält das intrazelluläre Wasser bei (dadurch
bleiben die Muskeln voluminös). Natrium ist für die Speicherung des Wassers
verantwortlich. Während der Entwässerung wird Natrium gemeinsam mit dem
daran gebundenen Wasser aus dem Körper ausgeschieden, obwohl dies jedoch
lebensnotwenig für die Funktion der Muskelzellen ist. Dadurch gehört die
Entwässerung zu den gefährlichsten Maßnahmen, die ein Athlet im Laufe
der Wettkampfvorbereitung durchführen kann.

Die Wettkampfentwässerung funktioniert aus physiologischer Sicht durch             Manipulation
eine Manipulierung des Körpers. Durch die gesteigerte Trinkmenge (bis zu           Wasserhaushalt
10 Liter) in den ersten Tagen der Peak-Week verringert die Hirnanhangsdrüse
die Ausschüttung von Adiuretin (ADH). ADH ist ein Effekthormon zur Re-
gulation des Wasserhaushalts und hat eine antidiuretische Wirkung. Durch die
verminderte Ausschüttung an ADH arbeiten die Nieren auf Hochdruck und
sorgen für eine vermehrte Urinproduktion. Die Nieren sind, neben anderen
wichtigen Funktionen, an der Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushalts
beteiligt. Zwei, drei Tage vor dem Wettkampf wird die Wasserzufuhr stark re-
duziert. Die Hirnanhangsdrüse braucht eine gewisse Zeit, um die Ausschüt-
tung von ADH wieder anzukurbeln. Bis zu dieser Anpassung sorgen die Nieren
weiter dafür, dass der deutliche Überschuss an Flüssigkeit ausgeschieden wird.
Der Überschuss besteht real jedoch nicht mehr, sodass Wasser im Blut fehlt,
dieses verdickt und der Blutdruck steigt. Dieses Defizit wird mit Wasser aus
dem Unterhausfettgewebe ausgeglichen, wodurch der gewünschte Effekt einer
„dünneren“ Haut erzielt wird. „Dünne Haut“ beschreibt die besser sichtbare
Muskulatur und die Vaskularität.

          Wichtig

 Gefahren der gesteigerten Wasserzufuhr:
 „ Bluthochdruck
 „ Schädigung der Nieren
 „ Hirnödeme

                                                                                 © 02/2020 – IST-Studieninstitut

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     6. Der Wettkampftag

                                         Lernorientierung

                                         Nach Bearbeitung dieses Kapitels sind Sie in der Lage,

                                         • Athleten detaillierte Anweisungen für die Vorbereitung des Wett-
                                           kampftages zu geben;

                                         • das Essen am Wettkampftag zu planen.

                                       6.1      Vorbereitungen auf den Wettkampftag

                    Einleitung         Es ist zu empfehlen, alle Vorbereitungen für den Wettkampftag bereits vor der
                                       Peak-Week abzuschließen. Innerhalb der letzten Tage vor dem Wettkampf wird
                                       dem Körper vieles abverlangt, sodass sowohl die körperliche als auch mentale
                                       Leistungsfähigkeit stark absinken kann. Eine Packliste unterstützt den Athle-
                                       ten, an alle wichtigen Dinge für den Wettkampftag zu denken. Eine beispiel-
                                       hafte Liste finden Sie im Anhang.

                                       6.1.1    Wettkampffarbe

                                       Auf dem Bodybuilding-Markt haben sich unterschiedliche Hersteller von
                                       Wettkampfbräunern etabliert. Diese sind grundsätzlich Selbstbräuner, wel-
                                       che an die speziellen Anforderungen und Bedürfnisse für Bodybuilder ange-
                                       passt wurden. Es ist ein Mythos, dass der Selbstbräuner des Sponsors gewählt
                                       werden sollte, um bessere Platzierungen zu erzielen. Viel ausschlaggebender
                                       ist das allgemeine Farbresultat. Dieses kann von Person zu Person und von
                                       Hersteller zu Hersteller variieren. Im besten Fall wird die Farbe bereits inner-
                                       halb der Wettkampfdiät an einer kleinen Körperstelle getestet. So lassen sich
                                       unschöne Überraschungen (Grün- oder Graustich der Farbe) am Wettkampf-
                                       tag vermeiden und man kann bereits herausfinden, wie viele Farbanstriche für
                                       das optimale Ergebnis benötigt werden. Die Wettkampffarbe sollte lediglich auf
                                       dem Körper und nicht im Gesicht aufgetragen werden.

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Es empfiehlt sich, bereits einige Tage vor dem Auftragen der Wettkampffarbe
eine Körperrasur und ein Hautpeeling zu machen. Danach sollte auf Cremes
und Körperlotion verzichtet werden, sodass die Haut die Farbe bestmöglich
annehmen kann. Die meisten Bodybuilder tragen die erste und gegebenen-
falls zweite Farbschicht bereits am Vorabend des Wettkampfes auf. Am besten
funktioniert dies mit einer kleinen Malerrolle aus dem Baumarkt. Da die Farbe
hochintensiv in die Haut einzieht, sollte beim Auftragen mit Handschuhen
gearbeitet werden. Am Wettkampftag kann hinter der Bühne eine weitere Farb-
schicht erfolgen. Diese dient zur weiteren Optimierung der Farbe (dunkle-
res Ergebnis oder Ausbessern von Flecken). Kurz vor der Bühne wird auf die
Muskulatur ein Glow-Produkt oder Baby-Öl aufgetragen, um der Haut einen
Glanzeffekt zu geben.

6.1.2    Posingwear

Die Posingwear ist, besonders bei den Frauen, ein ausschlaggebendes Detail zur
Bewertung des Gesamtpakets auf der Bühne. Bei den Frauen gehört zur Po-
singwear nicht nur ein passender Bikini, sondern ebenfalls Wettkampfschu-
he, Schmuck und Make-Up. Das Outfit sollte aufeinander abgestimmt sein
und die Persönlichkeit der Athletin unterstreichen. Je wohler sich die Athletin
auf der Bühne fühlt, desto besser wird die Performance. Männer sollten die
Auswahl und Passform des Posingslips ebenfalls nicht unterschätzen. Beson-
ders der passende Schnitt kann die gesamte Körperlinie, sowohl bei Männer
als auch bei Frauen positiv unterstreichen. Wird die Posingwear individuell
angefertigt, müssen bis zu sechs Monate Vorlaufzeit eingeplant werden. Bei
Online-Bestellungen sollte mindestens eine Vorlaufzeit zum Wettkampf von
acht Wochen eingehalten werden.

6.1.3    Anmeldung

Je nach Verband ist eine Startlizenz pro Kalenderjahr zu beantragen. Diese
berechtigt zur Anmeldung und Teilnahme an den Meisterschaften. Genaue
Abläufe und Bedingungen müssen den Homepages der einzelnen Verbände
entnommen werden. Zur Wettkampfregistrierung am Wettkampftag ist die
Startlizenz und ein Ausweisdokument vorzulegen.

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     6. Der Wettkampftag

                                       6.2       Ablauf am Wettkampftag

                                       Bereits einige Wochen oder Tage vor dem Wettkampf sind die Ablaufpläne
                                       beim Veranstalter zu erfragen oder auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.
                                       Die Information zur Ablaufreihenfolge der Klassen am Wettkampftag sind
                                       hilfreich für die zeitliche Planung von Anreise, Essen, Warm-up. Je früher die
                                       Klasse des Athleten an der Reihe ist, desto eher muss die Ladephase abgeschlos-
                                       sen sein. Aus den Erfahrungen heraus empfiehlt es sich, immer zu Beginn des
                                       Wettkampfes vor Ort zu sein, auch wenn die eigene Klasse erst später am Tag
                                       gelistet ist. Verschiebungen kommen regelmäßig vor, sodass im schlechtesten
                                       Fall der große Auftritt verpasst wird. Der genaue Ablauf des jeweiligen Wett-
                                       kampfs lässt sich nur schwer prognostizieren. Meistens werden am Vormittag
                                       die Vorwahlen durchgeführt und am Nachmittag die Finaldurchläufe mit den
                                       besten sechs Athleten. Sind lediglich sechs oder weniger Athleten in einer Klas-
                                       se gelistet, so werden die Vorwahlen oftmals ausgelassen. Auch dieser Fall sollte
                                       beim Laden des Athleten bereits berücksichtigt werden. Bei internationalen
                                       Wettkämpfen können die Finaldurchläufe auch direkt nach den Eliminierungs-
                                       runden stattfinden.

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      8. Die Frau im Bodybuilding

                                         Lernorientierung

                                         Nach Bearbeitung dieses Kapitels sind Sie in der Lage,

                                         • den Hormonhaushalt der Frau zu erläutern;

                                         • den Ablauf des weiblichen Zyklus zu verstehen;

                                         • Ernährung und Training auf den Zyklus abzustimmen.

                     Einleitung         In Kapitelabschnitt 2.1.3 „Frauen vs. Männer“ wurde bereits erwähnt, dass
                           QV           sich Frauen in bestimmten Gesichtspunkten von Männern unterscheiden.
                                        Aus diesem Grund geht dieses Kapitel genau auf die individuellen Bedürfnis-
                                        se von Frauen im Bodybuilding ein. Zuerst einmal soll gesagt werden, dass
                                        die Grundlagen der Trainings- und Ernährungslehre sowohl für Männer als
                                        auch Frauen gelten. Frauen unterscheiden sich nicht deutlich von Männern,
                                        können jedoch mit Feinabstimmungen gezielter ihre körperlichen Ziele errei-
                                        chen. Besonders männliche Coaches sollten sich darüber bewusst sein, dass die
                                        Wettkampfvorbereitung eines Mannes nicht eins zu eins übertragbar ist und
                                        Frauen eigene Trainings- und Ernährungspläne brauchen. Pläne, die sowohl
                                        die Hormonschwankungen innerhalb eines Monatszyklus beachten als auch
                                        auf die Besonderheiten der Muskulatur Rücksicht nehmen. Ein funktionie-
                                        render Hormonhaushalt ist ausschlaggebend für die Fruchtbarkeit und das
                                        Wohlbefinden der Frau. Optimale Zuwächse der Muskulatur und eine rei-
                                        bungslose Wettkampfvorbereitung können nur stattfinden, wenn die Hormone
                                        im Einklang sind.

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8.1      Hormonhaushalt der Frau

Zwischen den Fortpflanzungssystemen von Mann und Frau gibt es starke Ähn-
lichkeiten, jedoch auch große Unterschiede. Obwohl die männlichen und weib-
lichen Geschlechtsorgane von denselben Hormonen gesteuert werden, wirken
diese unterschiedlich. Die drei Haupthormone der Frau sind Östrogen, Pro-
gesteron und Testosteron. Abwechselnd dominieren unterschiedliche Hor-
mone oder unterstützen sich gegenseitig und steuern den weiblichen Zyklus.

Östrogen ist das Geschlechtshormon der Frau und der Oberbegriff von Östra-          Hormonproduktion
diol, Östron und Ostriol. Es steht für Weiblichkeit und sorgt für die typischen
Rundungen der Frau. Es wird durch ähnliche Mechanismen, wie beim Mann
das dominierende Hormon Testosteron, gebildet. Die Produktion findet in den
Eierstöcken und der Nebennierenrinde statt. Über den Hypothalamus werden
Reaktionen in Gang gesetzt, die LH und FSH stimulieren.

          Hinweis

 LH: luteinisierendes Hormon
 FSH: follikelstimulierendes Hormon

LH und FSH sind Hormone, die von der Hirnanhangsdrüse gebildet und
durch den Hyperthalamus ausgeschüttet werden. Sie sind für die Funktions-
weise der Eierstöcke und Hoden verantwortlich. Bei der Frau löst LH den
Eisprung aus und FSH sorgt für die Reifung der Eizelle.

Durch die Stimulation bestimmter Zellen durch LH werden Androgene pro-
duziert, die unter der Kontrolle von FSH in Östrogene (Estradiol) umgebaut
werden (HINSON/RAVEN/CHEW 2018, S. 103). In den Eierstöcken werden
nicht nur Östrogene produziert, sondern ebenfalls Progesteron und Andro-
gene sowie Peptidhormone.

                                                                                  © 02/2020 – IST-Studieninstitut

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      8. Die Frau im Bodybuilding

                     Östrogene          Östrogene steuern folgende Funktionen im weiblichen Körper (TORTORA/
                                        DERRICKSON 2008, S. 1259):

                                        „ Sie fördern die Entwicklung und Erhaltung der weiblichen Fortpflanzungs-
                                          strukturen
                                        „ Sie erhöhen den Proteinaufbau und Speicherung von Körperfett
                                        „ Sie steigern die Leistungsfähigkeit
                                        „ Sie sorgen für eine Bildung kräftiger Knochen
                                        „ Sie senken den Blutcholesterinspiegel
                                        „ Sie kontrollieren die LH- und FSH-Sekretion

                   Progesteron          Progesteron ist das dominierende Hormon der zweiten Zyklushälfte und der
                                        Gegenspieler zum Östrogen. Es hat folgende Aufgaben:

                                        „ Es wirkt entspannend
                                        „ Es fördert den Schlaf
                                        „ Es entwässert
                                        „ Es sorgt für die Versorgung der Gebärmutterschleimhaut
                                        „ Es erhöht die Körpertemperatur

                   Testosteron          Testosteron ist aus biochemischer Sicht eine Vorstufe des Östrogens. Ein ge-
                                        sunder Testosteronspiegel bei Frauen ist essenziell für den reibungslosen Ab-
                                        lauf des Zyklus. Zudem hat Testosteron weitere Funktionen:

                                        „ Es fördert das Muskelwachstum
                                        „ Es regt die Knochenbildung an
                                        „ Es sorgt für ein verbessertes Hautbild
                                        „ Es stärkt das Kurzzeitgedächtnis
                                        „ Es fördert die Leistungsfähigkeit
                                        „ Es reguliert die Libido

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8.2            Der Menstruationszyklus

Der weibliche Zyklus besteht aus fünf unterschiedlichen Phasen:

„ Menstruation
„ Follikelbildung
„ Ovulation
„ Gelbköperbildung
„ Prämenstruale Phase (PMS)

          Östrogen
                                                 Eisprung
          Progesteron
          FSH
          LH

  Tag 1         Tag 4                       Tag 14                          Tag 28

Abb. 9    Schematische Darstellung des Menstruationszyklus
          (in Anlehnung an ACKER 2018, S. 155)

Innerhalb dieser Phasen wirken vier unterschiedliche Hormone auf den Kör-         Symptome
per ein, die den Verlauf der einzelnen Zyklusabschnitte einleiten.

Vorweg ist zu sagen, dass zyklusbedingte Beschwerden von Frau zu Frau unter-
schiedlich stark ausgeprägt sein können. Die Symptome und das jeweilige Ver-
halten auf die Hormonverschiebungen innerhalb eines Monatszyklus lassen
sich nicht pauschalisieren. Die Menstruation (Periode) hat grundsätzlich kei-
nen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Frau. Durch die unterschiedliche
Ausprägung der Menstruationsbeschwerden, z. B. Krämpfe, Bauchschmerzen,
Kopfschmerzen und Durchfall, kann es jedoch zu Leistungseinbußen kom-
men.

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