Chancen und Risiken von Routine-Check-ups

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    Chancen und Risiken von Routine-Check-ups

    PD Dr. med. David Fäh                                           que la force de conviction du médecin
    Institut für Sozial- und Präventivmedizin                       qui comptent surtout. Celui-ci peut effec-
    Universität Zürich                                              tivement en profiter pour l’encourager
    Hirschengraben 84                                               à adopter un comportement sain ou à
    8001 Zürich                                                     modifier en partie ses habitudes. L’entre-
    david.faeh@uzh.ch                                               tien peut également mettre à jour
                                                                    d’autres aspects pertinents, à approfon-
    Um die Lesbarkeit des Texts zu verbessern, wird nur die         dir le cas échéant. Dans ces conditions
    männliche Form benutzt (z. B. Arzt, Patient), die aber sowohl
    die männliche als auch die weibliche Person beinhaltet.         seulement, le médecin peut établir un
    Ebenso wird der Begriff «Patient» auch für scheinbar Ge-        profil de risque individuel et formuler
    sunde verwendet, die den Arzt besuchen und auch als
    «Klienten» bezeichnet werden könnten.                           des recommandations ad hoc. Le check-
                                                                    up devrait être l’occasion de considérer
    Résumé                                                          globalement la vie du patient, car la
    Qu’une personne apparemment en                                  santé ne se résume pas seulement à ne
    bonne santé aille consulter son médecin                         pas souffrir de maladie ou d’infirmité,
    peut être tout à fait raisonnable. A condi-                     mais à jouir d’un «état de bien-être phy-
    tion que les examens effectués lors d’un                        sique, psychique et social complet».
    check-up apportent plus de bien que de
    mal, et ce en présence d’une évidence
    médicale suffisante. En ce qui concerne                         Zusammenfassung
    les maladies cardiovasculaires par                              Dass ein scheinbar Gesunder zum Arzt
    exemple, l’examen des facteurs de risque                        geht, kann Sinn machen. Voraussetzung
    est simple et peut être profitable. Mais                        dafür ist, dass die im Rahmen des Check-
    pour ce qui est de la prévention du can-                        ups durchgeführten Untersuchungen
    cer, il n’existe que peu d’examens à ce                         mehr nutzen als schaden und dass dafür
    point probants que le médecin doive                             genügend Evidenz vorliegt. Risikofakto-
    recommander un mode vie à faible                                ren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    risque. Les examens préventifs sûrs sont                        können vergleichsweise einfach unter-
    pour la plupart simples à effectuer et                          sucht und angegangen werden. Zur
    peu chers. Toutefois lors d’un check-up,                        Krebsvorbeugung gibt es nur wenige
    ce sont l’entretien avec le patient ainsi                       empfehlenswerte Untersuchungen, wes-

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halb der Arzt hier den Fokus auf einen      Jahren waren Risikofaktoren ein Fremd-
risikoarmen Lebensstil richten sollte.      wort, Gesundheit und Genesung in Got-
Vorsorgeuntersuchungen, die gesichert       tes Hand. Und der war nicht immer gnä-
sind, sind meist einfach durchführbar       dig. Wahrscheinlich hätten nicht wenige
und kostengünstig. Das wichtigste beim      Grossväter und -mütter noch einige er-
Check-up ist aber das Gespräch und die      füllte Jahre erlebt, wären sie wegen ihres
Überzeugungskraft des Arztes. Dieser        unerkannten Bluthochdrucks nicht an
kann die Gunst der Stunde nutzen, um        einem Hirnschlag verstorben. In der
gesundheitsförderndes Verhalten zu un-      Schweiz ist es heute für viele selbstver-
terstützen oder Verhaltensänderungen        ständlich, zum Arzt zu gehen, auch wenn
zu erzielen. Das Gespräch kann auch         sie kein Gebrechen plagt. Schliesslich
Hinweise darauf geben, ob weitere Ab-       muss auch das Auto regelmässig in die
klärungen nötig und sinnvoll sind. Nur      Kontrolle, auch wenn es scheinbar pro-
so kann der Arzt ein individuelles Risi-    blemlos läuft. Nur wenige machen sich
koprofil erstellen und massgeschnei-        aber Gedanken darüber, ob das, was der
derte Empfehlungen abgeben. Der             Arzt untersucht, auch Sinn macht und
Check-up sollte die Möglichkeit bieten,     nur zum Wohle der eigenen Gesundheit
das Leben des Patienten in seinem ge-       geschieht. Denn Diagnosen haben Fol-
samten Spektrum zu beleuchten. Denn         gen, die nicht immer absehbar sind. Im
Gesundheit ist nicht nur das Fehlen von     Lichte zunehmenden Kostendrucks und
Krankheit oder Gebrechen, sondern ein       steigender Krankenkassenprämien stellt
«Zustand des vollständigen körperli-        sich auch die Frage nach der Effizienz
chen, geistigen und sozialen Wohlerge-      von Check-ups. Können sie Krankheiten
hens».                                      und deren Folgekosten vorbeugen oder
                                            führen sie nur zu weiteren unnötigen
                                            Untersuchungen und Behandlungen?
Muss ein Gesunder zum Arzt?                 Nicht zu vergessen die möglichen psy-
Wer gesund ist, muss nicht zum Arzt.        chischen Konsequenzen: Wiegen Vor-
Für unsere Grosseltern war das logisch.     sorgeuntersuchungen Besorgte in Si-
Doch was heisst gesund? Und wie wis-        cherheit oder schüren sie unnötig Angst?
sen wir, ob wir gesund sind? Vor hundert    Vorteile und Risiken eines medizinischen

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     Box 1. Mögliche Chancen und Risiken von Routine-Check-ups

     Chancen                                         Risiken

     • Gelegenheit für eine ausführliche             • «Überdiagnose»
       Anamnese                                      • «Pathologisierung» von Gesunden
     • Anlass zum Aufbau einer länger­               • Unnötiges Schüren von Angst
       fristigen Arzt-Patienten-Beziehung            • Unnötiges Durchführen von
     • Anlass zur Durchführung gesicherter             Behandlungen
       Vorsorgeuntersuchungen                        • Risiken durch mögliche Folge­
     • Erfassung von «asymptomatischen»                behandlungen (z. B. Operationen)
       Risikofaktoren                                • Scheinbare Sicherheit in Bezug auf
     • Anlass, Lebensstil zu verändern                 Nicht-vorhanden-Sein von Risiko­
     • Beruhigung bei psychosomatischen                faktoren und Krankheiten suggerieren
       Beschwerden                                   • Ungleichheiten in der Bevölkerung
     • Information über Verlauf von                    fördern: Personen, die Check-ups am
       Risikofaktoren                                  nötigsten brauchen, kommen nicht in
     • Auffrischung des Impfstatus                     den Genuss
     • Unabhängige Beratung bezüglich                • Folgekosten für das Gesundheits­
       Ernährung, Bewegung und                         wesen generieren
       Stressmanagement                              • Ungenügende wissenschaftliche
     • Gesundheitsinteressierte sind eher              Evidenz vieler Untersuchungen
       bereit, den Lebensstil zu verändern           • «Eulen nach Athen tragen»
     • Bestätigung: Gesundheitsbewusste              • Verstärkung einer möglichen
       in ihrem Handeln verstärken und                 Einbildung, nicht gesund zu sein
       unterstützen                                  • Ineffizienz
     • Möglichkeit für einen Fitness-Test
     • Zunehmend wichtiger Faktor für den
       Wirtschaftsstandort Schweiz

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Check-ups sollten mit Bedacht abgewo-    auch Hinweise auf zugrundeliegende
gen werden, denn schlimmstenfalls pas-   Erkrankungen und damit Anlass für spe-
siert nicht einfach nichts (Box 1).      zifische Zusatzuntersuchungen geben.
                                         Nicht vergessen werden sollten Fragen
                                         zum seelischen Befinden und zu Stress-
Das Wichtigste ist das Gespräch          symptomen.
Heute steht Ärzten eine Fülle an techni- Grundsätzlich sollten Mediziner den
schen Geräten zur Verfügung, und diese   Patienten nicht nur aus einer pathoge-
setzen sie auch entsprechend häufig ein. netischen, sondern auch aus einer sa-
Die vielen Möglichkeiten bringen aber    lutogenetischen Perspektive betrach-
auch manch einen ver-                                      ten und beurteilen:
meintlich gut infor-                                       Sie sollten sich nicht
mierten Patienten
                              «Ärzte sollten ihre          nur fragen, was ihn
dazu, den Arzt zu ei-      Patienten nicht nur aus         krank macht oder ma-
ner Untersuchung zu       einer pathogenetischen, chen könnte. Beson-
drängen. Oft ist es                                        ders im Rahmen eines
                           sondern auch aus einer
auch Mangel an Zeit                                        Routine-Check-ups
oder Musse, welche            salutogenetischen            ist es meist sinnvol-
den Arzt dazu bringt,     Perspektive betrachten» ler, sich zu fragen,
lieber eine zusätzli-                                      was ihn gesund und
che Laboruntersu-                                          glücklich hält. Dann
chung als eine gründliche Anamnese       ist es Aufgabe des Arztes, die Ressour-
durchzuführen. Dabei besteht für viele   cen des Patienten zu prüfen und nöti-
Risikofaktoren, die erfragt werden kön-  genfalls zu stärken. So kann regelmä-
nen, gute Evidenz. Gerade der Lebensstil ssige körperliche Aktivität nicht nur
birgt etliche Risiken und bietet bei den helfen, Stress abzubauen, sondern
Meisten Optimierungspotenzial. Da        auch die Widerstandskraft dagegen
chronische Krankheiten eine erbliche     stärken. Um ein möglichst breites Spek-
Komponente haben, sollte auch einer      trum an Risiko- und Schutzfaktoren ab-
Familienanamnese Zeit gewidmet wer-      zudecken, sollte alleine für Anamnese
den. Ein ausführliches Gespräch kann     mindestens eine Stunde eingerechnet

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     werden. In vielen Fällen ist eine weitere        den meisten Asymptomatischen macht
     Stunde für die Besprechung der Be-               auch eine Osteoporose-Abklärung wenig
     funde nötig und sinnvoll. Nur so ist es          Sinn. Vorsicht ist auch angebracht bei
     möglich, ein individuelles Risikoprofil          neuen klinischen Risikofaktoren: Bei vie-
     zu erstellen und massgeschneiderte               len von ihnen ist unklar, ob sie ursächlich
     Empfehlungen bezüglich weiteren Ab-              mit der Entstehung von Krankheiten ver-
     klärungen und Lebensstilveränderun-              bunden sind. Homocystein beispiels-
     gen abzugeben.                                   weise wurde lange als «Cholesterin des
                                                      21. Jahrhunderts» gehandelt. Klinische
                                                      Studien konnten jedoch beweisen, dass
     Häufig fehlende Evidenz oder                     eine Senkung von Homocystein durch
     gegenteilige Empfehlung                          Vitamineinnahme das Risiko für Herzin-
     Für einige häufig durchgeführte Untersu-         farkt und Hirnschlag nicht zu reduzieren
     chungen bei Gesunden gibt es heute nur           vermochten. Homocystein ist also ein
     ungenügende Evidenz oder sie bringen             Marker, aber kein Risikofaktor (1 – 6).
     wenig oder keinen Nutzen. Dazu gehört
     beispielsweise die Messung des PSA und
     anderer Krebsmarker oder Untersuchun-            Fundierte Vorsorgeuntersuchungen:
     gen von Hormonen oder Vitaminen ohne             Empfehlungen, aktueller Stand
     konkreten Verdacht. Problematisch sind           Die U.S. Preventive Services Task Force
     auch Ganzkörperuntersuchungen mit PET            (USPSTF) gibt Empfehlungen zu Vorsor-
     oder MRI. Erhebt der Arzt einen scheinbar        geuntersuchungen ab. Weil diese dem
     pathologischen Befund, steht er unter            Forschungsstand unterliegen, können
     Zugzwang. Jedoch kann er selten sicher           sie sich kontinuierlich verändern. Dies
     beurteilen, ob eine Behandlung wirklich          bedeutet, dass sich Ärzte laufend infor-
     nötig ist oder nur Risiken birgt und Mehr-       mieren müssen, wollen sie auf dem neu-
     kosten verursacht. Auch für einfachere           esten Stand bleiben. Die USPSTF gibt
     Untersuchungen wie EKG oder LUFU gibt            auch an, welcher Nutzen zu erwarten ist
     es bei Gesunden mit günstigem Risiko-            (Klasse I: Nutzen › Schaden, bis Klasse III:
     profil nicht genügend Evidenz, die eine          kein Nutzen oder schädlich) und wie gut
     Durchführung rechtfertigen würde. Bei            die Evidenz (Grad A: gesichert, bis Grad

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E: ungenügend) dafür ist (5). Grundsätz-     zwei Drittel aller Sterbefälle aus (7). Da
lich macht eine Vorsorgeuntersuchung         diese Erkrankungen vor allem in höhe-
dann Sinn, wenn:                             rem Alter auftreten, macht ein Check-up
                                             bei älteren Personen deutlich mehr Sinn
• die gesuchte Krankheit ein bedeu-          als bei jüngeren. Unter www.epss.ahrq.
  tendes und häufiges Gesundheits-           gov kann der Arzt rasch und einfach ab-
  problem ist.                               schätzen, welche Untersuchungen er
• die Krankheit in einer frühen Entste-      durchführen sollte und welche nicht.
  hungsphase einfach und sicher
  erkannt werden kann.
• für die Krankheit Diagnostik und           Herz-Kreislauf-Krankheiten
  Therapie breit verfügbar und die           Hierzulande erleiden jährlich 30 000 Men-
  Kosten dafür vertretbar sind.              schen ein akutes koronares Ereignis und
                                             12 500 einen Hirnschlag. Im 2008 waren
Die Bemühungen der USPSTF, Vorsor-           Herz-Kreislauf-Krankheiten für rund
geuntersuchungen nach wissenschaft-          135 000 Hospitalisationen verantwort-
licher Beweislage zu beurteilen, ist löb-    lich. Obwohl sie im Verhältnis zu anderen
lich. Dies darf aber nicht darüber           Todesursachen an Bedeutung verloren
hinwegtäuschen, dass die USPSTF auch         haben, sind Herz-Kreislauf-Krankheiten
Empfehlungen herausgibt, die unter           nach wie vor die häufigste Todesursache
Fachleuten umstritten sind. Dazu gehört      in der Schweiz. Möglicherweise ist die
beispielsweise die Mammographie.             starke Abnahme der Mortalität von Hirn-
USPSTF-Empfehlungen mit Evidenzgra-          schlag und Herzinfarkt in der Schweiz
den A oder B sind in Tabelle 1 zusam-        eine Folge einer intensiveren Früherken-
mengefasst, zusätzliche Herz-Kreislauf-      nung der damit verbundenen Risikofak-
Untersuchungen in Tabelle 2 (6). Zu          toren. Tatsächlich hat die medikamen-
jedem Check-up gehört, dass Risikofak-       töse Behandlung von Bluthochdruck und
toren für häufige chronische Erkrankun-      Dyslipidämie in der Schweiz zugenom-
gen erfasst und besprochen werden. In        men. Das präventive Potenzial einer
der Schweiz machen Herz-Kreislauf-           möglichst frühen Erfassung der wich-
Krankheiten, Diabetes und Krebs rund         tigsten Risikofaktoren ist aber noch nicht

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     ausgeschöpft. Ein grosser Teil der Herz-         Bevölkerung vorhersagen können, kön-
     Kreislauf-Krankheiten wäre vermeidbar.           nen Sie bei der individuellen Einschät-
     Die hauptsächlichen vermeidbaren Ri-             zung danebenliegen. Trotzdem macht
     sikofaktoren sind neben dem Rauchen,             es Sinn, diese Tests bei allen durchzu-
     körperlicher Inaktivität und Adipositas          führen, denn sie bestätigen und moti-
     auch Bluthochdruck, Diabetes mellitus            vieren Personen mit niedrigem Risiko,
     und Dyslipidämie.                                weiterhin gesund zu leben. Menschen
                                                      mit hohem Risiko zeigen sie das theore-
     Individuelles Risiko                             tische Reduktionspotenzial auf. Risiko-
     Das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Ri-         rechner können für den Arzt also ein
     sikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krank-           Werkzeug sein, um seine Patienten vom
     heiten erhöht das Risiko für ein Ereignis        Nutzen einer Lebensstilveränderung zu
     in synergistischer Art und Weise. Sind           überzeugen.
     drei Risikofaktoren anstatt nur einer vor-
     handen, erhöht sich das Risiko um deut-          Rauchstopp
     lich mehr als den Faktor 3. Der Arzt sollte      Rauchen ist ein Risikofaktor, der sich
     die Anzahl und die Konstellation der Ri-         vergleichsweise einfach eliminieren
     sikofaktoren bei der Beurteilung berück-         lässt. Im Verhältnis dazu senkt ein
     sichtigen. Mit Hilfe von Kohortenstudien         Rauchstopp das Risiko zu erkranken
     konnten Forscher Algorithmen entwi-              oder zu sterben erheblich. Das gilt nicht
     ckeln, die eine Risikoabschätzung erlau-         nur für Hirnschlag oder Herzinfarkt, son-
     ben. Diese Tests berücksichtigen neben           dern auch für fast alle Krebsformen und
     Alter und Geschlecht die klassischen             viele andere Krankheiten. Ein Check-up
     Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Dys-           ist eine gute Gelegenheit, um den Pati-
     lipidämie, Rauchen und Diabetes und              enten von einem Rauchstopp zu über-
     berechnen daraus das prozentuale                 zeugen. Diagnosen wie Hypercholeste-
     10-Jahres-Risiko für ein Ereignis (www.          rolämie oder Bluthochdruck bieten
     agla.ch, http://www.bnk.de/transfer/             «Gelegenheitsfenster», in denen Betrof-
     framingham.htm). Obwohl diese Tests              fene besonders gewillt und fähig sind,
     ziemlich zuverlässig den Anteil Personen         mit dem Rauchen aufzuhören (8). Ein-
     mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko in einer         drücklich für manchen Raucher ist auch

     ASA | SVV Medinfo 2011/2 Facetten der Vorsorgeuntersuchungen
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die Berechnung des geschätzten Herz-         Sterberisiko verbunden ist, nicht im nor-
Kreislauf-Risikos. Besonders bei älteren     malgewichtigen Bereich liegt, sondern
Rauchern verringert sich dieses um den       zwischen 25 und 29.9 kg / m2 (9).
Faktor 2 oder mehr, wenn der Raucher-        Sind die Risikofaktoren im grünen Be-
status aus der Berechnung genommen           reich, gibt es aus gesundheitlicher Sicht
wird (www.agla.ch). Auch das Argument,       keinen Anlass, um eine Gewichtsreduk-
dass sich ein Rauchstopp nur bei jünge-      tion anzustreben. Da diese in den meis-
ren Personen, die noch nicht so lange        ten Fällen nicht nachhaltig ist und starke
rauchen, lohnt, konnte entkräftet wer-       Gewichtsschwankungen mehr schaden
den. Selbst bei einem 60-jährigen Rau-       als nutzen, sollten sich Ärzte darauf kon-
cher erhöht ein Rauchstopp die Lebens-       zentrieren, das Gewicht zumindest kon-
erwartung um 3 Jahre.                        stant zu halten. Bei den meisten Men-
                                             schen steigt das Gewicht mit dem
Gewichtskontrolle                            Älterwerden normalerweise automa-
Überschüssiges Körpergewicht erhöht          tisch und eine Stabilisierung ist in vielen
das Risiko für verschiedene Krankheiten      Fällen das sinnvollste. Der Arzt sollte
(9). Meistens werden Übergewicht und         deshalb bereits bei Normalgewichtigen
Adipositas mit dem Body-Mass-Index           Risikosituationen für eine Gewichtszu-
(BMI) definiert. In der Schweiz scheint      nahme ausloten und die Betroffenen
Übergewicht (BMI 25 – 29.9 kg / m2) nicht    entsprechend beraten. In diesem Sinne
mit einem erhöhten Sterberisiko verbun-      ist die wirkungsvollste Massnahme ge-
den zu sein. Ab einem BMI von 30 kg / m 2    gen Adipositas, diese erst gar nicht ent-
steigt das Sterberisiko hingegen konti-      stehen zu lassen. Bei Adipositas Klasse
nuierlich an. Verglichen mit Nichtrau-       II und III sind konservative Ansätze zur
chern mit einem BMI zwischen 20 und          Gewichtsreduktion meist erfolglos, wes-
22.4 kg / m2 haben adipöse Nichtraucher      halb bei Patienten mit Wunsch zur Ge-
ein etwa zweifach, adipöse Raucher ein       wichtsabnahme die bariatrische Chirur-
3 bis 4.5-fach höheres Sterberisiko (9).     gie offen besprochen werden sollte. Die
Studien aus anderen Ländern zeigen,          Kriterien für die Kostenübernahme durch
dass bei älteren Menschen der BMI, der       die Krankenkassen wurden per Anfang
mit dem geringsten Erkrankungs- und          2011 gelockert. Bei Adipösen ist eine

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     regelmässige Kontrolle der damit ver-            ten und Diabetes, während episodischer,
     bundenen Risikofaktoren ebenso wich-             exzessiver Konsum das Gegenteil be-
     tig wie die Beratung bezüglich eines ge-         wirkt. Zu bedenken ist aber das generell
     sunden Lebensstils. Bei vielen verbessern        erhöhte Risiko für Krebs, Unfälle und
     sich die Risikofaktoren durch mehr Be-           Sucht, das mit jedem Alkoholkonsum
     wegung und eine ausgewogenere Er-                verbunden ist. Deshalb gehört neben
     nährung, auch wenn das Körpergewicht             der konsumierten Menge an alkoholi-
     nicht sinkt. Allerdings fordert es vom           schen Getränken auch das Trinkmuster
     Arzt Zeit und Erfahrung herauszufinden,          und das Suchtpotenzial des Konsums
     wo und wie eine Person ihre Kalorien-            zur Anamnese eines Check-ups. Bei man-
     einnahme nachhaltig senken und ihren             chen Personen kann auch eine Reduk-
     -verbrauch erhöhen kann.                         tion der Salzzufuhr den Blutdruck sen-
                                                      ken und damit verbundene Risiken
     Ernährung, Alkoholkonsum und                     mindern.
     Bewegung
     Unabhängig vom Körpergewicht birgt               Wer sich regelmässig und intensiv bewegt,
     die Ernährung Präventionspotenzial, vor          senkt sein Erkrankungsrisiko im Vergleich
     allem bei der Vorbeugung von Herz-               zu körperlich Inaktiven deutlich. Dies gilt
     Kreislauf-Krankheiten und Diabetes.              nicht nur für Herz-Kreislauf-Krankheiten,
     Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass          sondern für die meisten chronischen Er-
     eine mediterrane Ernährungsweise nicht           krankungen. Die meisten Menschen in
     nur für eine erfolgreiche Gewichtskon-           der Schweiz bewegen sich aber zu wenig,
     trolle geeignet ist, sondern auch das            um davon zu profitieren. Die Aufgabe des
     Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten,           Arztes ist es, den Patienten von den Vor-
     Diabetes und Krebs senken kann. Diese            teilen körperlicher Aktivität zu überzeu-
     Ernährungsweise entspricht auch weit-            gen, nicht nur was die Senkung von Krank-
     gehend der DASH-Diät, die nachweislich           heitsrisiken anbelangt, sondern auch
     Blutdruck und Blutfettwerte verbessert           bezüglich Wohlbefinden und Lebensqua-
     (www.dashdiet.org). Regelmässiger,               lität. Die wichtigsten Aspekte eines Herz-
     aber moderater Alkoholkonsum senkt               Kreislauf-protektiven Lebensstils sind in
     das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankhei-          Box 2 zusammengefasst.

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Box 2. Aspekte eines Herz-Kreislauf-protektiven Lebensstils

Aspekt                              Ziel
                                    Rauchstopp, falls nötig, mit weiterer Unterstüt-
                                    zung. Mit Rauchen verbundene Erhöhung des
Rauchen
                                    Herz-Kreislauf-Risikos und weitere Nachteile
                                    aufzeigen.
                                    Massvollen Konsum tolerieren, da er mehr
Alkohol                             gesundheitliche Vor- als Nachteile hat.
                                    Potenzial für Missbrauch / Sucht abklären.

                                    Gewichtszunahme verhindern. Mögliche
                                    Risikosituationen für Gewichtszunahme
                                    ausloten. Mit Übergewicht verbundene
Körpergewicht
                                    Risikofaktoren im Auge behalten. Bei starkem
                                    Übergewicht operative Massnahmen nicht
                                    ausschliessen.

                                    Potenzial eruieren, beispielsweise auf dem Weg
                                    von und zur Arbeit. Bewegungsmeidendes
Bewegung im Alltag
                                    Verhalten erkennen und Alternativen vorschla-
                                    gen.
                                    Passende Formen besprechen, die auch Spass
Gezielte Bewegung                   bereiten. Vorteile (nicht nur gesundheitliche)
in der Freizeit                     von regelmässiger körperlicher Aktivität
                                    aufzeigen.
                                    Mit Esstagebuch Schwächen in Ernährung und
Ernährung                           Essverhalten erkennen, Annäherung an die
                                    mediterrane Ernährung. Individuelle Beratung.
Psychosomatische                    Nach möglichen Auslösern suchen, Lösungen
Beschwerden                         besprechen.
Einnahme von Supplementen,
                           Mögliche Risiken erörtern.
Medikamenten oder Drogen
                                    Nach Fällen von Diabetes, Herzinfarkt und
Familienanamnese                    Hirnschlag in der Familie fragen, Augenmerk
                                    auf das Alter bei Diagnose richten.
                                    Beispielsweise Zahnfleisch untersuchen,
Weiteres
                                    Fragen zu möglicher Schlafapnoe stellen.

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     Diabetes mellitus                          und vor allem mehr Bewegung können
     In der Schweiz haben wahrscheinlich        diesen Prozess verlangsamen oder gar
     5 – 6 % der Männer und 4 – 5 % der Frauen  stoppen.
     Diabetes (10). Die Prävalenz nahm beson-
     ders bei älteren Menschen und bei Män-     Krebs
     nern zu. Weil die Schweizer Bevölkerung    Jährlich erkranken in der Schweiz über
     immer älter wird, gewinnt die routine­     19 000 Männer und über 16 000 Frauen an
     mässige Kontrolle des Blutzuckers an       Krebs, und 8500 Männer und 7000 Frauen
     Bedeutung. Auch die Familienanamnese       sterben daran. Krebs ist nach Herz-Kreis-
     ist wichtig, weil Typ-2-Diabetes eine      lauf-Krankheiten die zweithäufigste To-
     starke genetische                                            desursache. In der
     Komponente hat. In                                           Schweiz steigt die Inzi-
     der Schweiz bleibt Di-                                       denz einiger Krebsfor-
     abetes wahrscheinlich Wer sich regelmässig und men, und von vielen
     bei 25 – 35 % uner-             intensiv bewegt,             stagniert sie auf ho-
     kannt. Schätzungs-                                           hem Niveau. Hingegen
                                          senkt sein
     weise kommt zu jedem                                         sank die Mortalität der
     Diabetes-Patienten Erkrankungsrisiko deutlich meisten Krebsformen
     nochmals eine Person                                         in den vergangenen
     mit einem erhöhten                                           Jahren (www.nicer.
     Blutzuckerspiegel un-                                        org). Anders als bei
     terhalb des Schwellenwertes für die Di-    Herz-Kreislauf-Krankheiten gibt es bei
     agnose von Diabetes hinzu. Diese Perso-    Krebs keine einfachen klinischen Unter-
     nen haben ein erhöhtes Diabetes-Risiko.    suchungen und Messungen, die eine in-
     Deshalb sollte der Arzt schon bei Werten   dividuelle Risikobeurteilung erlauben.
     unterhalb der Diabetesschwelle Lebens-     Selbst bei Untersuchungen wie Abtasten
     stilveränderungen erzielen. Dies gilt be-  der Brust, der Hoden und der Prostata
     sonders bei positiver Familienanamnese     und der Untersuchung der Haut durch
     und wenn die Blutzuckerwerte im Steigen    den Arzt ist unklar, ob sie zur Kresbvor-
     begriffen sind. Rauchstopp, Gewichts-      beugung sinnvoll sind, und derzeit spricht
     kontrolle, Anpassungen in der Ernährung    mehr gegen als für eine Messung und

     ASA | SVV Medinfo 2011/2 Facetten der Vorsorgeuntersuchungen
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Box 3. Schutzfaktoren im Lebensstilbereich,    kung liefern. So sollten beispielsweise
die Krebs vorbeugen                            ungewollter Gewichtsverlust oder plötz-
(www.nicer.org, www.wcrf.org)                  liche Veränderungen der Stuhlgewohn-
                                               heiten hellhörig machen. Da Krebs eine
• Auf Rauchen verzichten                       starke erbliche Komponente hat, ist die
• Keinen Alkohol trinken                       Familienanamnese wichtig.
• Normalgewicht halten                         Die Abklärung von allgemeinen Risiko-
• Energiedichte Nahrung limitieren             faktoren deckt Präventionspotenzial im
• Zuckerhaltige Getränke meiden                Lebensstilbereich auf. Rauchen ist ein
• Rotes Fleisch und Fleischprodukte            bedeutender Risikofaktor für praktisch
  reduzieren                                   alle Krebsformen, und ein Rauchstopp
• Konsum von Früchten und Gemüse               gehört bei Rauchern zur wichtigsten Prä-
• Faserreiche Kost                             ventionsmassnahme. Weitere Schutz-
• Salzkonsum reduzieren                        faktoren sind in Box 3 zusammengefasst.
• Vorsicht bei Vitamin-Supplementen            Obwohl eine individuelle Einschätzung
• Schimmel meiden                              kaum möglich ist, ist es legitim, dem Pa-
• Körperlich aktiv sein                        tienten aufzuzeigen, dass er mit einem
• Vernünftig mit der Sonne umgehen             entsprechenden Lebensstil sein Krebs-
• Radonexposition minimieren                   risiko erheblich senken kann.
• Risiken am Arbeitsplatz so gering
  wie möglich halten                           Weitere häufige Risiken und
• Infektion mit Papilloma- und                 Beschwerden
  Hepatitisviren vorbeugen                     Der Druck am Arbeitsplatz nimmt stetig
                                               zu, und auch im Privaten wird das Zusam-
                                               menleben komplizierter. Dieser Aspekt
Beurteilung des PSA, der Durchführung          darf deshalb nicht vergessen werden.
von Thorax-Röntgenbildern und der              Viele Menschen leiden deshalb an Burn-
Selbstuntersuchung der Brust (5). Auch         out oder an einer latenten Depression,
Genanalysen machen nur in Einzelfällen         die sich oft auch in Form von körperlichen
Sinn. Hingegen kann eine gezielte Be-          Beschwerden bemerkbar machen.
fragung Hinweise auf eine Krebserkran-         ­Indizien dafür sind Rückenbeschwerden,

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                                                               Tabelle 1. Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen mit Evidenzgraden A oder B, nach (5)

                                                               Empfehlungen                              Bemerkungen
                                                               Herz-Kreislauf-Krankheiten (HKK)
                                                               Rauchen und dadurch verursachte
                                                                                                   Alle nach Raucherstatus fragen und Rauchern Rauchstopp-Interventio-
                                                               Krankheiten, Beratung und Interven-
                                                                                                   nen anbieten; Beratung mit Nachdruck bei schwangeren Rauchenden
                                                               tion
                                                                                                         Intensive Beratung und Verhaltensintervention, um nachhaltigen
                                                               Adipositas, Screening
                                                                                                         Gewichtsverlust bei Adipösen zu fördern
                                                                                                         Asymptomatische Erwachsene mit Blutdruck konstant über
                                                               Typ-2-Diabetes, Screening
                                                                                                         135 / 80 mmHg
                                                               Hoher Blutdruck, Screening                Alle
                                                                                                         Männer zwischen 20 und 35 Jahren und Frauen über 20 mit erhöhtem
                                                               Dyslipidämie, Screening
                                                                                                         Risiko für koronare Herzkrankheit; alle Männer über 35 Jahre
                                                                                                         Einmaliges Screening mit Ultraschall bei Männern zwischen 65 und 75,
                                                               Aneurysma der Bauchaorta
                                                                                                         die jemals geraucht haben

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                                                                                                         Wenn der potentielle Nutzen einer Reduktion des Herzinfarkt-Risikos
                                                                                                         (Männer zwischen 45 und 79 Jahren) oder des Risikos für ischämischen
                                                               Aspirin zur Vorbeugung von HKK
                                                                                                         Hirnschlag (Frauen zwischen 55 und 79 Jahren) den potenziellen Schaden
                                                                                                         gastrointestinaler Blutungen überwiegt
                                                               Krebs
                                                                                                         Mammographie-Screening alle zwei Jahre bei Frauen zwischen 50 und
                                                               Brustkrebs, Screening
                                                                                                         74 Jahren
                                                               Prädisposition für Krebs der Brust
                                                                                                    Frauen mit positiver Familienanamnese bezüglich Risiko für schädliche
                                                               und der Eierstöcke, Einschätzung
                                                                                                    Mutationen in BRCA1- und BRCA2-Genen, genetische Beratung und
                                                               des genetischen Risikos und Test für
                                                                                                    Evaluation eines BRCA-Tests
                                                               BRCA-Mutation
                                                                                                         Frauen zwischen 21 und 65 Jahren, die sexuell aktiv waren und eine
                                                               Gebärmutterhalskrebs
                                                                                                         Zervix haben
Erwachsene zwischen 50 und 75 Jahren mit Test für okkultes Blut im
                                                               Colorektalkarzinom
                                                                                                   Stuhl, Sigmoidoskopie oder Colonoskopie
                                                               Andere nichtübertragbare Krankheiten
                                                                                                  Frauen über 65 Jahre und Frauen über 60 Jahre mit erhöhtem Risiko für
                                                               Osteoporose, Screening
                                                                                                  osteoporotische Frakturen
                                                               Alkoholabusus, Screening und
                                                                                                  Alle
                                                               Beratung bezüglich Verhalten
                                                                                                  Wenn professionelle Unterstützung vorhanden ist zur Gewährleistung
                                                               Depression, Screening
                                                                                                  von akkurater Diagnosestellung, effektiver Behandlung und Nachsorge
                                                               Übertragbare Krankheiten
                                                               Sexuell übertragbare Krankheiten, Alle sexuell Aktiven mit erhöhtem Risiko für sexuell übertragbare
                                                               Beratung                           Krankheiten
                                                               Syphilis                           Personen mit erhöhtem Risiko und alle Schwangeren
                                                                                                  Sexuell aktive Frauen (auch Schwangere) unter 26 Jahren und solche mit
                                                               Gonorrhoe
                                                                                                  erhöhtem Infektionsrisiko
                                                               Hepatitis-B-Virus-Infektion        Schwangere Frauen bei erster vorgeburtlicher Kontrolle
                                                               HIV-Screening                      Alle mit erhöhtem Risiko für eine HIV-Ansteckung und alle Schwangeren
                                                                                                  Sexuell aktive Frauen (auch Schwangere) unter 25 Jahren und andere
                                                               Chlamydieninfektion
                                                                                                  asymptomatische Frauen mit erhöhtem Infektionsrisiko
                                                               Übriges
                                                               Folsäuresupplementierung           Frauen, die eine Schwangerschaft planen (400 – 800 ug Folat / Tag)
                                                               Eisenmangelanämie, Screening       Routinemässig bei asymptomatischen Schwangeren

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                                                                                                                                                                           21
22

     Schlaf- oder Verdauungsstörungen, Libi-          bei Personen ab 65 Jahren werden zwar
     doverlust, unspezifischer Schwindel,             empfohlen, sind aber unter Experten
     Kopfschmerzen oder chronische Müdig-             umstritten. Schliesslich gehört zum
     keit und Erschöpfung. Differentialdiag-          Check neben der Erfassung der Seh-
     nostisch kommt für Letzteres auch eine           schärfe auch die Messung des Augen-
     Eisenmangelanämie oder eine Hypothy-             drucks zur Glaukom-Früherkennung.
     reose in Betracht, weil diese – besonders
     bei Frauen – häufig sind. Bei Männern ist
     indes eine Schlafapnoe nicht selten. Rü-
     ckenschmerzen sind oft auch Folge von
     mangelnder Bewegung oder schlechter
     Ergonomie am Arbeitsplatz. Bei manchen
     manifestiert sich Stress auch in Form von
     psychosomatischen Symptomen wie Epi-
     soden von Tachykardie, Schwindel oder
     Stechen in der Brust.
     Ein Check-up sollte auch Gelegenheit
     bieten, den Impfstatus zu überprüfen.
     Bei Erwachsenen sollten Diphterie und
     Tetanus alle 10 Jahre aufgefrischt wer-
     den. In manchen Fällen kann bei erwach-
     senen Frauen eine HPV-Impfung indiziert
     sein. Vor allem für häufig Reisende
     macht die Triple-Impfung mit zusätzli-
     chem Polio-Impfstoff Sinn. Je nach Ex-
     position oder bereits durchgemachten
     Erkrankungen sollten beispielsweise
     auch Impfungen gegen FSME, MMR, He-
     patitis, Gelbfieber oder Tollwut disku-
     tiert werden (www.infovac.ch). Impfun-
     gen gegen Grippe und Pneumokokken

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Tabelle 2. Empfehlungen für zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen zur Prävention von Herz-
Kreislauf-Krankheiten mit Evidenzgraden A oder B, nach (6)

Empfehlungen                         Bemerkungen
HKK-Risiko-Scores berechnen,
                                     Alle asymptomatischen Erwachsenen ohne
Resultat beurteilen, entspre-
                                     Vorgeschichte einer koronaren Herzkrankheit
chende Beratung
                                     Männer (unter 50) und Frauen (unter 60) mit
Messung des C-reaktiven
                                     mittlerem HKK-Risiko, bei älteren Personen
Proteins (CRP)
                                     gelten zusätzliche Einschränkungen
Messung des glykosylierten
                                     Asymptomatische Erwachsene ohne Diabetes
Hämoglobins (HbA1C)

Mikroalbuminurie                     Erwachsene mit Bluthochdruck oder Diabetes

Echokardiographie zur
                                     Asymptomatische Erwachsene mit Bluthoch-
Untersuchung einer linksvent-
                                     druck
rikulären Hypertrophie (LVH)

Intima-Media-Dicke (IMT) der
Halsschlagader; Knöchel-Arm-
Index (ABI); Belastungs-EKG;         Asymptomatische Erwachsene mit mittlerem
Computer-Tomographie zur             HKK-Risiko
Beurteilung von koronarem
Kalzium (CAC)
Erfassung der Familienanam-
                                     Bei allen asymptomatischen Erwachsenen
nese bezüglich HKK

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