Brennpunkte im RVK Uwe Kaufmann Sachkundiger Einwohner im ASUKM 26. April 2021
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Das Dilemma der Radfahrer Separate RVA (Radverkehrsanlagen) nur selten realisierbar Daher: RV auf Fahrbahn bzw. gemeinsam mit Fußverkehr → Konfliktpotential! • Radverkehr auf Gehwegen*: • Rücksichtnahme • Fußverkehr hat Vorrang • Gefahr an Grundstückausfahrten und Einmündungen • → Kein zügiges Radfahren möglich, Unfallpotential! • Radverkehr auf der Fahrbahn: • Von Vielen als „zu gefährlich“ empfunden • Kfz-Führer häufig rücksichtslos, insbes. wenn vermeintlicher Radweg vorhanden • Kfz-Führer fühlen sich behindert * Gehwege = kombinierte & gemeinsame Geh-/ Radwege, Gehwege „Rad Frei“
Brennpunkt 1 - Führungsformen Vorherrschende Führungsformen Führungsform in inFalkensee (in Falkensee Falkensee)
Führungsform Schutzstreifen 1v2 Werden kontrovers gesehen: • Pro: • Sind nicht benutzungspflichtig (Wahlfreiheit: Radfahrer kann ggf. Seitenraum benutzen) • Signalisieren dem Kfz- und Radfahrer, dass hier Radverkehr gewünscht ist (hießen früher „Angebotsstreifen“ – trifft es besser als „Schutzstreifen“) • Klarstellung, dass bspw. vorhandener Gehweg primär für den Fußgänger da ist, auch wenn er mit „Radverkehr Frei“ gekennzeichnet ist • Konfliktvermeidung zwischen Kfz- und Radfahrer • Kontra • „Schutzstreifen sind Todesstreifen“ • Kfz-Fahrer halten zu geringen Sicherheitsabstand • „Besser keine als eine schlechte Radverkehrsanlage“
Führungsform Schutzstreifen 2v2 Probleme: • Schutzstreifen haben Mindestbreite von nur 1,25m • Verbleibende Fahrbahnbreite mindestens 4,5m • → für beidseitige Schutzstreifen muss Fahrbahn mindestens 7m breit sein! • Daher oft nur einseitige Markierung von Schutzstreifen (Bsp. Finkenkruger Str., Friedrich-Engels-Allee) • Neu: Schutzstreifen haben Wirkung eines absoluten Halteverbots • A) auf dem Schutzstreifen am rechten Rand (per Novellierung StVO 2020) • B) links neben den Schutzstreifen (zumindest in Bbg.) • Hinweis: in Berlin wird das Halten (nicht Parken) links neben Schutzstreifen toleriert!
Führungsform Radfahrstreifen Radfahrstreifen (RS) vs. Schutzstreifen: • Auf zu schmalen RS (Mindestbreite 1,85m!) ist das gegenseitige Überholen bei Fahrrädern kritisch (bspw. Lastenräder, Anhänger) (gilt auch für zu schmale Radwege im Seitenbereich) • RS sind benutzungspflichtig, das Ausweichen auf die Fahrbahn zum Überholen ist verboten • RS werden wie Schutzstreifen subjektiv als gefährlich gesehen • Alternative: • Geschützter Radfahrstreifen (GRS) • Probleme: • Hoher Platzbedarf: sollten Mindestbreite von 2,5m haben • Bisher nicht in der StVO oder VwV-StVO verankert • Kommen vermutlich mit ERA 2022
Führungsform Mischverkehr mit Piktogramm(ketten) Alternative / Ergänzung zu Schutzstreifen: • Fahrrad-Piktogramme („Sharrows“) • Sollen insbesondere nach Aufhebung der Benutzungspflicht und bei vorhandenem Radweg ohne Benutzungspflicht markiert werden Problem: • Sind bisher nicht Bestandteil der StVO / VwV-StVO • Straßenverkehrsbehörden verweigern die Anordnung Beispiele: • „Mainzer Piktogrammketten“ gewinnen 2017 Deutschen Fahrradpreis • Werden derzeit in mindestens 13 weiteren Städten angewendet • RVK Eberswalde: Musterlösung 5 – Piktogrammspur • RVK Falkensee: als optionale Maßnahme diskutiert Quelle Bilder: Präsentation Stadt Mainz „Die Mainzer Piktogrammkette“ • Forschungsprojekt TU Dresden / Uni Wuppertal: Dipl.-Geogr. Franziska Voigt, Radfahrbeauftragte Landeshauptstadt Mainz „Radfahren bei beengten Verhältnissen – Wirkung von Piktogrammen und Hinweisschildern auf Fahrverhalten und Verkehrssicherheit“
Geschützter Radfahrstreifen (GRS) Maßnahmen Beispiel: GRS aka Protected Bike Lane (PBL) • Spandauer Str. von Leibnizstraße. bis Grenze • „Geschützte Radfahrstreifen werden direkt auf der Berlin Fahrbahn angelegt. Sie nehmen in der Regel die Breite einer ganzen Kfz-Fahrspur ein und sind • Bisher geplant: Radfahrstreifen mit 2m Breite durch Trennelemente (z. B. Baken, Poller, Blumenkübel) sowie durch markierte Schutzzonen von den Fahr- und Parkspuren der Autos klar getrennt.“ Quelle: ADFC Positionspapier Geschützte Radfahrstreifen PBL in Ottawa / Canada Foto © Uwe Kaufmann
Brennpunkt 2 - Belag Akzeptanz der Nutzung durch Radfahrer ist stark abhängig von der Qualität der Fahrbahnoberfläche • Qualität der Oberflächen (in abnehmender Reihenfolge): • Asphalt und ebenes, fugenloses Pflaster • Verbundpflaster (Beton) • Wassergebundene Decke • Kopfsteinpflaster eben und verfugt • Nicht akzeptabel: • Schotterweg • Grobes Kopfsteinpflaster (z.B. Max-Liebermann-Str.) • Kontroverse Asphalt: • Ökologie 1: Rapsasphalt mit Anteilen von Rapsöl • Ökologie 2: Asphalt hat gegenüber wassergebundener Decke keinen höheren Versiegelungsfaktor • Asphalt kann gefärbt werden, bspw. gegen Erhitzung (siehe Niederneuendorfer Uferpromenade) • Denkmalschutz von Pflasterstraßen vs. Asphaltierung
Brennpunkt 3 – Anbindung Nachbarkommunen Im RVK-Entwurf bisher nicht diskutiert • Notwendige Verbindungen: • Berlin: über Spandauer Str. Anbindung an RSV 8 (Falkenseer Chaussee) • Staaken über Potterstr. • Dallgow / Havelpark über Potsdamer Str. (in Planung) • Wustermark über Dyrotz Luch (siehe RVK Wustermark) • Brieselang über Radweg der Sympathie (in Diskussion) • Alt-Brieselang / Pausin über Nauener Chaussee (teilweise in Planung durch LS BRB) • Schönwalde über Radweg zwischen Ruppiner Str. und L20 (in Planung) • Schönwalde über Niederneuendorfer Weg
Brennpunkt 4 – Zentren & Bahnhöfe Sind zentrale RV-Knotenpunkte Lösungen für die RV-Führung in den Zentrumsbereichen und Bahnhöfen unbefriedigend • Bahnhof Seegefeld: • Planung des Büros iwa mit Zweirichtungs- kombiniertem Geh-/Radweg nicht akzeptabel • Radfahrangebot auf der Straße notwendig (Schutzsteifen) • Bahnhof Falkensee: • Hotspot Bahnhof / Poststr. / Bahnhofstr. bedarf einer separaten Betrachtung • MIV muss in diesem Bereich reduziert werden • Untertunnelung der Bahn mit RVA notwendig (Status Quo: Fußweg!) • Bahnhof Finkenkrug • Maßnahme Z409 benötigt Weiterführung an K.-M.-Str. und Anbindung an Falkenkorso
Brennpunkt 5 – Umsetzung Nach Priorisierung der Maßnahmen: • Erstellung aller „Steckbriefe“ mit Kostenschätzung • Masterplan Radverkehr erstellen und Überwachungsprozess etablieren • Finanzierung klären
Fazit • Zielstellung für das RVK präzisieren (z.B. modal Split) • Radfahrern die Wahlfreiheit der Nutzung der Verkehrsräume lassen • RV-Infrastruktur kann durch bloße Markierung verbessert werden • Fahrbahnoberflächen müssen für RV angepasst werden • Neue bauliche Radwege nur an wenigen Stellen notwendig • Bei Neubau ist Asphalt (ggf. „Rapsasphalt“) zu bevorzugen • RVK umsetzen!
Vielen Dank!
Situation: • Hansastraße ist vielbefahrene Fahrradroute zum Bahnhof • Seit vielen Jahren (Jahrzehnten) wird Radverkehrsanlage (RVA) gefordert • VEP 2002, VEP 2018, RVK 2020 empfehlen Schutzstreifen, wenn Brennpunkt - anderweitige RVA nicht realisierbar Problem Schutzstreifen: Hansastraße • Novellierung StVO 2020: absolutes Halteverbot auf Schutzstreifen (NEU!) • Folge: Anweisung von Schutzstreifen problematisch, da Anliegern nicht zumutbar • Mögliche Abhilfe: Halten links neben Schutzstreifen (wird in Berlin praktiziert) • Aber: Untere Straßenverkehrsbehörde HVL sieht das anders, wird vom MIL gestützt Alternative: • Piktogrammketten (siehe folgende Folie) kombiniert mit Park/ Halteverbot • Aber: Piktogrammketten bisher nicht in StVO / VwV-StVO enthalten Kompromissvorschlag: • Stadtverwaltung setzt sich dafür ein, den derzeitigen Status Quo (eingeschränktes bzw. absolutes Haltevorbot) beizubehalten, bis Klärung Schutzstreifen oder Piktogrammketten mit UVB / MIL geklärt ist
Fahrrad-Piktogramme Erläuterung • „Sharrows“ = „share“ (teilen) + „arrow“ (Pfeil) • Alternative / Ergänzung zu Schutzstreifen • Adaptiert vom Konzept der „Shared Bike Lanes“ (USA) • Zahlreiche Untersuchungen und Pilotprojekte z.B. in Deutschland und Österreich Positive Ergebnisse: • Häufigere Nutzung der Fahrbahn statt Gehweg • Radverkehrsanteil steigt • Kfz-Fahrer sind rücksichtsvoller und halten größeren Abstand beim Überholen Probleme: • Aufnahme in StVO / VwV StVO ausstehend • UVB HVL: könnte Kfz-Fahrer verwirren wegen Ähnlichkeit zu Schutzstreifen
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