"Alternative Medizin" oder das Geschäft mit der Angst? - Aachen, 26. September 2017 - Leben mit Krebs ...
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„Alternative Medizin“ oder das Geschäft mit der Angst? Aachen, 26. September 2017 Jens Panse (Ltd. OA Med IV, Medizinischer Leiter ECCA) jpanse@ukaachen.de
Definitionen Komplementäre Medizin/Therapie Maßnahmen, die begleitend zu einer medizinischen Standardbehandlung durchgeführt werden Alternative Medizin/Therapie Maßnahmen anstelle einer medizinischen Standardbehandlung Integrative Medizin/Therapie Gemeinsame Nutzung medizinischer Standardbehandlung und komplementärer Methoden Seite 2
CAM - Nutzung 80% der Menschen kennen "alternative Heilmethoden" oder wenden sie an (genaue Angaben fehlen) 152 Studien, 18 Länder, > 65.000 Krebs-Patienten: 40% von 1979 – 2009 (25% in 1979, >50% ab 2000)1,2 CAM Patienten meist jünger, weiblich, höherer Sozialstatus, ungünstige Prognose (solide Tumore), hohe Schmerzwerte3,4 "sanft – natürlich – nebenwirkungsarm – stärkt das Immunsystem" 1Onkologie 2012, Suppl 5; 2Integr Cancer Ther 2011, 3Suport Cancer Care 2004; 4NEJM 1999 Seite 3
CAM - Nutzung 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Homöopathie 30,4 Pflanzenmedizin (Phytotherapie) 38,9 Traditionelle Chinesische M edizin (TCM ) 4,5 Ayurveda 5,3 Vitamine, M ineralien und Spurenelement e 39,8 Diättherapien (bilanzierte Diät) 8,6 Anthroposophische M edizin 2,1 Wasseranwendungen (Kneipp) 9,2 Bewegungstherapien 13,2 Akupunktur 8,5 Sonstiges 0,8 Daten von Prof. Dr. Josef Beuth, Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität zu Köln Seite 5
CAM – Wieso machen Patienten das? zur Tumorbehandlung1 70% zur Krankheitsverarbeitung1 65% zur Minderung von Nebenwirkungen1 50% wegen Unzufriedenheit mit Schulmedizin1 10% 74 Studien, > 24.000 Patienten, 14 Länder selbst etwas tun 1Onkologie 2012 Suppl 5 Seite 6
Alternative Medizin – wirksam? 560 Patienten vs. 280 Patienten (2:1) Journal of the National Cancer Alle Patienten Brustkrebs Institute (2018); 110(1) 2.5 x 5x Lungenkrebs 2.5 x Prostatakrebs kein Unterschied Darmkrebs 5x
CAM – wichtige Fragen was hilft? was ist (darüber hinaus) empfehlenswert (PO, Sport, etc.)? was ist sinnvoll? was ist überflüssig? was ist schädlich? Seite 8
Mistel ca. 600 verschiedene Inhaltsstoffe beeinflusst Immunsystem (Temperaturanstieg, Zellbotenstoffe (Zytokine)) Stimmungsaufhellung durch Endorphine 21 Studien (7 bei Brustkrebs) zeigen Verbesserung der Lebensqualität1,2 keine Lebenszeitverlängerung nachgewiesen nicht anwenden bei Leukämien, Lymphomen 1Cochrane Database Syst Rev 2008 (2), 2Breast Cancer (Auckl) 2009, Foto Wolf Schröder Seite 9
Ingwer in Kombination mit Standard-Antiemetika (= Medikamente gegen Übelkeit) wirksam. Mindert durch Chemotherapie verursachte Übelkeit/Erbrechen 5-10 Scheiben frischen Ingwer (1 – 1.5 Gramm) in kochendes Wasser geben, 5 -10 Min. ziehen lassen tgl. mehrere Tassen Pediatr Blood Cancer. 2011 Feb;56(2), Indian J Pharmacol (2003) 35: 32–36, ASCO 2009; Dt. Ärztebl. 5/2009 Seite 10
Selen Regulation des Stoffwechsels, Aktivierung von Abwehrzellen Krebsvorbeugung?! Wirksamkeit vor Chemo-/Strahlentherapie (Nebenwirkungen ↓) Normbereiche im Blut: unter 50 µg/l Mangel 60-99 µg/l ausreichend über 100 µ/l optimal Bei Bedarf: max. 300 µg/Tag Mücke R et al. Onkologe 16(2010), Foto thinkstock, www.krebsgesellschaft.de, wikipedia.de Seite 11
Asiatische Medizin Westliche Medizin Asiatische Medizin Spezifische Substanzen Komplizierte Rezepturen Angriffspunkt: Tumor Angriffspunkt: Gleichgewicht Wirkung: rasch Wirkung: langsam TCM, Ayurveda und andere (koreanische, tibetanische, japanische Medizin)1 Huang Qi (Radix Astragali) ggf. Wirksam in Kombination mit Chemotherapietx bei bestimmten Formen von Lungenkrebs2 1Onkologie 2012 Suppl 5; 2JCO 2006 Seite 12
Diverse Weihrauchextrakt (Boswellia serrata) bei Hirntumoren (weniger Schwellung) 800 – 1200 mg/Tag1 (1- 2 Kps / Tag mit fettreicher Mahlzeit) Granatapfelsaft (240 ml » 570mg Polyphenole) bei Prostatakrebs (Verlangsamung von PSA-Anstieg)2 Ananas-/Papayawürfel bei Mund- schleimhautentzündung 1Cancer 2011; 2Clin Cancer Research 2006, Fotos www.breakthroughcancerpain.com; Wikipedia, alibaba.com Seite 13
Vitamine (Ammoniakverbindungen) Seite 14
Vitamine (Ammoniakverbindungen) Zweifelhafter Krebsschutz mit Supplementen In einer weiteren Analyse waren fünf Jahre nach der Intervention keine posi- Große Hoffnungen wurden in die Supplementation von Vitaminen und Mine- tiven Spätfolgen der Supplementation mit ralstoffen wie Vitamin A, Cund Eoder Selen zum Schutz vor Krebsund kardio- Antioxidanzien mehr zu finden. Diepro- vaskulären Erkrankungen gesetzt. Doch die Studienlage ist enttäuschend. tektiven Effektebei Männern hinsichtlich Krebsinzidenzund Gesamtmortalität wa- V erschiedenerandomisierteInterven- tionsstudien haben das protektive Potenzial einer langfristigen Gabe anti- (7.713Frauen zwischen 35und 60Jahren, 5.028Männer zwischen 45und 60) täglich eineKombination ausAscorbinsäure(120 ren verschwunden (RRjeweils0,98). Fazit: Derzeit scheint esangebracht, eher oxidativer Vitamine und Mineralstoffe mg), Vitamin E (30 mg), β-Caroten (6 einegesundeErnährungmit viel Obst und untersucht. Die Ergebnisse bei hochdo- mg), Selen (100 µg) und Zink (20 mg) Gemüsezu empfehlen alseinelangfristige sierter Supplementation waren enttäu- oder Placebo. Nach median 7,5 Jahren und unkontrollierteEinnahmevon Anti- schend. Manche Studien signalisierten zeigten diemit Antioxidanzien versorgten oxidanzien. Denn selbst in niedriger Do- sogar schädliche Effekte: mehr Lungen- Männer eine signifikante Abnahme der sierung sind ungünstigeEffektefür Pati- krebs, höhere Gesamtmortalität. Ande- Krebsinzidenz(relativesRisiko [RR] 0,71) enten mit hohem Risiko oder unent- rerseits verzeichnete beispielsweise eine und der Gesamtmortalität (RR 0,64) ge- deckter Krebserkrankung nicht auszu- chinesischeStudiemit niedrigeren Dosen genüber der Placebogruppe, nicht aber schließen. Ulrike Wepner von Antioxidanzien eine Abnahme von der ischämischen kardiovaskulären Er- Magenkrebsund Gesamtmortalität. krankungen. Bei Frauen war kein Effekt Auch die französische Studie SU. nachweisbar. Für Besorgnis sorgten Da- Hercberg Set al. Incidence of cancers, isch- VI.MAX (Supplementation in Vitamins ten, dass Frauen unter Supplementation emic cardiovascular diseasesand mortality and Mineral Antioxidants) vermeldete ein signifikant erhöhtes Hautkrebsrisiko during 5-year follow-up after stopping anti- zunächst Erfreuliches. In dieser placebo- hatten. Bei Männern mit erhöhtem PSA- oxidant vitaminsand mineralssupplements: kontrollierten randomisierten Doppel- Ausgangswert schien sich die Prostata- apostintervention follow-up in the SU.VI. blindstudieerhielten 12.741 Erwachsene karzinom-Inzidenz zu erhöhen. MAXstudy. Int JCancer. 2010;127:1875–81. 38 Im FocusOnkologie 5 ·Seite 201115
Homöopathie Seite 16
Homöopathie (www.netzwerk-homoeopathie.eu) Seite 17
Homöopathie (http://www.homöopedia.eu)
Aktuelle Trends… (Superfood) Blaualge (Cyanobakterien) gemeiner Bocksdorn grüner Tee Uniklinik RWTH Aachen – CAM 23.02.2016 Seite 19
Omega 3- Fettsäuren Omega 3 Fettsäuren (Eicosapentaensäure EPA & Docosahexaensäure DHA) auch pflanzlich (Walnuss) 2,2 g EPA täglich bei Lungenkrebs (NSCLC) führt zu weniger Gewichtsverlust1 keine Wechselwirkungen mit Chemotherapie Cancer 2011 Apr 15;117(8):1775-82. doi: 10.1002/cncr.25709. Epub 2011 Feb 28 Seite 20
Nach der Chemotherapie - Entgiftung Seite 21
VORSICHT Galvanotherapie, Fiebertherapie, Ozontherapie Neue Germanische Medizin nach Dr. Hamer Megamin, Galavit, Ukrain Flor Essence, Essiac, Juice Plus, Noni Saft Dr. Rath Vitamine, Vitamin B17 Krebsdiäten Thymustherapie, Organotherapie Eigenblut, Eigenurin Foto Europäische Zentralbank Seite 22
Informationen Seite 23
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Informationen Info>Reihe Komplementäre Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen Seite 26
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