Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes 20. April 2020 Äthiopien Ausnahmezustand verhängt Zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie hat die Regierung am 08.04.20 beschlossen, landesweit für fünf Monate den Ausnahmezustand gemäß Artikel 93 der Verfassung zu erklären. Bei Zuwiderhandlungen wird eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren angedroht, wobei nähere Einzelheiten bislang nicht bekannt gegeben worden sind. Es ist daher noch unklar, wie sich der Ausnahmezustand auf das tägliche Leben auswirken wird. Mitte März 2020 wurde der erste COVID-19-Fall gemeldet. Seitdem hat die Regierung Landgrenzen und Schulen geschlossen, Tausende von Gefangenen aus der Haft entlassen und große Versammlungen verboten. Umsiedlung von Flüchtlingen Trotz der Corona-Krise hält die Regierung an ihrem Beschluss fest, das Flüchtlingslager Hintsats in der Region Tigray im Norden des Landes Ende April 2020 zu schließen (vgl. BN v. 09.03.20). Die Bewohner sollen in andere Lager umgesiedelt werden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) kritisierte die Entscheidung, da die mehr als 13.000 Bewohner des Lagers durch die Verlegung anfälliger für eine Coronavirus-Infektion würden. Es gebe zumal in den anderen Lagern nicht genug Wasser, sanitäre Einrichtungen sowie medizinische und gesundheitliche Versorgung. Afghanistan Kampfhandlungen, Anschläge und zivile Opfer Medien berichteten in den vergangenen zwei Wochen von Kämpfen in Balkh, Helmand, Maidan Wardak, Jawzjan, Zabul, Logar, Samangan, Kandahar, Ghor, Farah, Badghis, Ghazni, Badakhshan, Paktiya, Takhar und Uruzgan sowie Anschlägen in Kabul (Doppel-Bombenanschlag auf ein Polizeifahrzeug im 11. Distrikt am 12.04.20), Kandahar, Parwan (Bagram Air Base) und Nangarhar. Am 08.04.20 wurde berichtet, dass die Taliban im Distrikt Shogarah (Provinz Balkh) acht entführte Zivilisten ermordet haben. Hintergründe sind nicht bekannt. Am 16.04.20 wurden in Parwan (Flugplatz Bagram) sechs zivile Arbeiter von mutmaßlichen Taliban erschossen. Nach Angaben der Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIHRC) vom 14.04.20 seien seit der USA-Taliban-Vereinbarung vom 29.02.20 mindestens 83 Zivilisten getötet, 35 als Geiseln genommen und 119 verwundet worden. Für die eine Hälfte der zivilen Opfer seien die Taliban verantwortlich, für die andere Hälfte sonstige Gruppen wie die IS Khorasan Provinz (ISKP). Gefangenenaustausch beginnt Nach langwierigen Verhandlungen begann die afghanische Regierung am 08.04.20 mit der schrittweisen Freilassung von Taliban-Gefangenen. Kriterien für die Freilassung waren Gesundheitszustand, Alter und verbleibende Haftstrafe. Die Freigelassenen müssen sich verpflichten, nicht mehr an Kämpfen teilzunehmen. Bisher hat die Regierung 361 Taliban freigelassen, die Taliban 60 Personen (Stand 17.04.20). Der Austausch von 5.000 inhaftierten Taliban gegen 1.000 Personen, die von den Taliban gefangen gehalten werden, ist eine Vorbedingung für Friedensgespräche der Taliban mit der Regierung. 1
Kabul: Verbot von Motorrädern und Rollern Seit dem 15.04.20 ist die Nutzung von Motorrädern und Rollern in der Stadt Kabul verboten. Damit soll die grassierende Kriminalität eingedämmt und gezielte Tötungen durch Angreifer auf Zweirädern verhindert werden. Eine Ausnahme soll für Lieferdienste gelten, die gerade während der COVID-19-bedingten Sperren stark nachgefragt sind. In letzter Zeit soll es mehrfach zu gezielten Tötungen von Regierungsmitarbeitern durch die Taliban gekommen sein, wobei die Attentäter Motorräder benutzten (z.B. die Ermordung von zwei Leibwächtern des Präsidenten am 03.04.20). Beobachter bezweifeln allerdings die Effektivität der Maßnahme. Ähnliche Verbote gab es bereits in Städten wie Kandahar, Jalalabad oder Ghazni. COVID-19-Pandemie Bestätigte COVID-19-Fälle wurden aus 30 der 34 Provinzen gemeldet, mit einem weiteren Anstieg ist zu rechnen. Die weitaus meisten Fälle wurden in Herat festgestellt. Herat liegt nahe der Grenze zu Iran, hierher kehren viele Afghanen aus dem Nachbarland zurück. Seit Anfang April 2020 wurden über 70.000 Rückkehrer gezählt und täglich kommen mehr hinzu. Die Grenzen zu Iran, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan sind nur für den Warenverkehr und für zurückkehrende afghanische Staatsangehörige passierbar. UNHCR hat vorübergehend die Unterstützung freiwilliger Rückkehrer aus Iran und Pakistan eingestellt. Seit 08.04.20 gelten in Kabul weitreichende Beschränkungen, die am 12.04.20 nochmals verschärft und am 16.04.20 für weitere drei Wochen verlängert wurden. Seither sind sämtliche Reisen zwischen Kabul und anderen Provinzen untersagt. Sämtliche Einwohner Kabuls sowie der Distrikte der Provinz Kabul sind angewiesen, zu Hause zu bleiben und ihre Wohnungen nur in medizinischen Notfällen und für den Einkauf notwendiger Lebensmittel zu verlassen. Die Polizei wurde angewiesen, die Ausgangssperre streng zu kontrollieren. Ausnahmen gelten für Mitarbeiter im Gesundheitssektor, von Notdiensten, Medien und sonstigen wesentlichen Diensten. Das Innenministerium erklärte, dass 1.600 Polizisten und 400 Fahrzeuge eingesetzt würden, um die Einhaltung der Ausgangssperre zu überwachen. Dennoch gibt es Berichte, wonach sich in manchen Stadtteilen zahlreiche Menschen auf den Straßen aufhalten. So würden etwa Ladenbesitzer ihre Geschäfte nach Polizeibesuchen wieder öffnen. Ähnliche Beschränkungen wie in Kabul gelten in weiteren Städten wie Herat, Kandahar oder Jalalabad. Algerien Vermehrte Verhaftungen Seit dem 20.03.20 wurden wegen der COVID-19-Pandemie die seit Februar 2019 wöchentlich stattfindenden Proteste auf den Straßen Algeriens eingestellt. Die Führer der so genannten Hirak-Bewegung hatten die Menschen aufgerufen, wegen der Infektionsgefahr nur noch digital über das Internet und die sozialen Medien zu demonstrieren. Die Regierung nutzt dies, um verschärft gegen Oppositionelle und Aktivisten der Hirak- Bewegung vorzugehen. Mehrere Aktivisten und Journalisten wurden verhaftet und bereits zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Regierungskritische Nachrichtenseiten können seit Mitte April 2020 nicht mehr aufgerufen werden. Bolivien COVID-19: Regierung verfügt Haftentlassungen Um eine massenhafte Ausbreitung von COVID-19 in Gefängnissen zu verhindern, hat die Regierung mit Präsidialerlass vom 09.04.20 zahlreiche Haftentlassungen und Begnadigungen verfügt. Davon sollen alle Häftlinge ab 58 Jahren profitieren, die nicht wegen Mordes oder Vergewaltigung von Minderjährigen verurteilt seien. Es sei notwendig, in der Zeit der Corona-Pandemie die Zahl der Häftlinge in den Gefängnissen zu reduzieren, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, hieß es von offizieller Seite. Die Gefängnisse sind bis zu 300% überbelegt, zwei Drittel der Inhaftierten sind zudem Untersuchungshäftlinge ohne reguläres Urteil. Militäreinsatz zur Kontrolle von Ausgangssperren; Fußfesseln für Infizierte Zur Kontrolle der von der Regierung verhängten Ausgangssperre wird seit dem 14.04.20 in der Stadt Santa Cruz das Militär eingesetzt. Bei Verstößen gegen die Beschränkungen drohen bis zu drei Jahren Gefängnis. 2
Bislang seien über 10.000 Personen festgenommen und fast 6.000 Fahrzeuge sichergestellt worden. In La Paz wurde zudem die Einführung von elektronischen Fußfesseln zur Überwachung der Ausgangssperre von Infizierten bzw. von Verdachtsfällen beschlossen. China Hongkong: Verhaftung von Vertretern der Demokratiebewegung Am 18.04.20 nahm die Polizei 15 führende Mitglieder der Demokratiebewegung vorübergehend fest. Sie werden beschuldigt, bei Protesten im Jahr 2019 illegale Versammlungen organisiert und daran teilgenommen zu haben. Sie wurden gegen Kaution freigelassen. Betroffen waren u.a. die ehemaligen Abgeordneten Albert Ho, Lee Cheuk Yan und Yeung Sum, der Verleger Jimmy Lai sowie der Anwalt Martin Lee. Im Juni 2019 entzündeten sich Proteste an dem Versuch der Hongkonger Regierung, mit einer Gesetzesänderung die Auslieferung von Straftätern an Festlandchina zu ermöglichen. Zwar wurde der Gesetzentwurf mittlerweile zurückgenommen, jedoch stehen weitere Forderungen der Protestbewegung im Raum: die bislang Festgenommenen freizulassen, die Proteste nicht mehr als Unruhen zu bezeichnen, eine unabhängige Untersuchung des Verhaltens der Polizei gegenüber Demonstranten sowie die Einführung demokratischer Wahlen. Nach den für die Demokratiebewegung erfolgreichen Bezirksratswahlen vom November 2019 und unter dem Eindruck der Ausbreitung des Coronavirus ging das Ausmaß der Proteste stark zurück. Seit Juni 2019 wurden mehr als 7.000 Personen festgenommen. Côte d‘Ivoire Festnahmen wegen Verstößen gegen Ausgangsbeschränkung Im Großraum der Wirtschaftsmetropole Abidjan wurden mehrere hundert Personen in Haft genommen, weil sie die Isolationsmaßnahmen im Rahmen der Coronavirus-Bekämpfung nicht eingehalten hatten. Die meisten wurden inhaftiert, als sie versuchten, Abidjan zu verlassen. Um die COVID-19-Pandemie wirksam zu bekämpfen und ihre Ausbreitung im Land zu vermeiden, hatte der Nationale Sicherheitsrat beschlossen, Abidjan ab dem 29.03.20 zu isolieren. Berichtet wurde auch von der Beschlagnahmung von Taxen, privaten Pkws, Motor- und Fahrrädern. Indien COVID-19-Pandemie Die verhängte Ausgangssperre ist bis zum 03.05.20 verlängert worden (vgl. BN v. 30.03.20). Die offiziell gemeldeten Infektionszahlen sind nicht verlässlich. Zuletzt waren über 17.000 bestätigte COVID-19-Fälle gemeldet worden, mehr als 550 Infizierte seien gestorben. Zur Lage der COVID-19-Pandemie im Land äußert sich die Regierung über einen Sprecher des Gesundheitsministeriums. An ihn gerichtete Fragen werden kaum beantwortet. Der Zugang zu Informationen ist für Journalisten erschwert. Kritische Medien geraten unter Druck. Der hindunationalistischen Regierungspartei Bharatiya-Janata-Partei (BJP) wird das Verbreiten von Falschmeldungen und die gezielte Einschüchterung von Gegnern in den sozialen Medien vorgeworfen. Nach Verhängung der Ausgangssperre wandte sich die Regierung mit der Forderung an den Obersten Gerichtshof, dass Medien ohne Rückversicherung bei der Regierung nicht über die Corona-Krise berichten dürften. Das Gericht entschied, nicht in die Meinungsfreiheit eingreifen zu wollen, wies die Medien jedoch an, sich bei der Berichterstattung möglichst an die Regierungsvorgaben zu halten. Übergriffe auf Muslime wegen COVID-19 Nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Land wurden Muslime von Regierungsvertretern beschuldigt, die Ausbreitung des Coronavirus verursacht zu haben. Daraufhin wurde von gewalttätigen Übergriffen auf Muslime berichtet. Im Internet kursierten gegen Muslime gerichtete Hassnachrichten. Warnungen vor Muslimen waren auch aus Lautsprechern an Sikh-Tempeln im Bundesstaat Punjab zu vernehmen. Anlass dafür gab die muslimische Bewegung Tablighi Jamaat, die im Zusammenhang mit ihrer Missionstätigkeit für ein Drittel der ersten offiziell gemeldeten COVID-19-Fälle verantwortlich gewesen sein soll. Anschließend waren Anhänger unter Quarantäne gestellt, das Gemeindehaus in Delhi geschlossen und gegen einen Prediger wegen 3
Gefährdung der öffentlichen Gesundheit rechtlich vorgegangen worden. Im weiteren Verlauf wurden mehr als 20.000 Personen, die mit Gemeindemitgliedern in Kontakt geraten sind, unter Quarantäne gestellt. Irak Neuer Premierministerkandidat Am 09.04.20 wurde der Geheimdienstchef, Mustafa Kadhimi, mit der Bildung einer Regierung beauftragt. Seit Adel Abd al-Mahdis Rücktritt im November 2019 sind zwei Premierministerkandidaten an der Regierungsbildung gescheitert. Fehlende Einigkeit unter den führenden Parteien sowie fehlende Unterstützung für die Kandidaten werden als Gründe für das Scheitern gesehen. Zudem haben auch die Wahlen 2018 das bestehende politische System verändert, da zwei Drittel der Minister neu in das Parlament gewählt wurden. Kadhimi hat nun 30 Tage Zeit, um mit den politischen Blöcken zu verhandeln und die Mitglieder seines Kabinetts auszuwählen, bevor er es vom Parlament bestätigt werden muss. Aufgrund der derzeitigen COVID-19-Pandemie, der sinkenden Öl-Preise und anhaltenden Sicherheitsvorfälle scheinen die politischen Parteien in Kadhimi einen Kompromiss zu sehen. Trotzdem wurde Kadhimi zuvor vom pro-iranischen Fateh Block und der Kataeb Hizbollah (KH) beschuldigt, bei der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani und des irakischen KH-Führers Abu Mahdi al-Muhandis im Januar 2020 (vgl. BN v. 13.01.2020) beteiligt gewesen zu sein. Regierungskritische Demonstranten sollen Kadhimis Kandidatur abgelehnt haben. Seit Oktober 2019 finden im Irak regierungskritische Proteste statt, die trotz der COVID-19- Pandemie in kleineren Umfängen anhalten. Verlängerung der COVID-19-Maßnahmen Die zentralirakische Regierung verlängert Ausgangssperren und Bewegungseinschränkungen bis voraussichtlich den 23. oder 24.04.20. Die kurdische Regionalregierung gab bekannt, dass staatliche Behörden bis zum 02.05.20 geschlossen blieben. Die Bewegungseinschränkungen gelten voraussichtlich bis Mitternacht des 23.04.20. Für Reisen zwischen den kurdischen Städten und Provinzen muss eine Genehmigung beim kurdischen Innenministerium beantragt werden. Am 18.04.20 kam es in Erbil zu Protesten von u.a. Mechatronikern gegen die strikten Schutzmaßnahmen. Der Krisenstab gab daraufhin bekannt, dass in einigen Industriegebieten in Erbil die Arbeit unter bestimmten zeitlichen Vorgaben ab dem 21.04.20 wiederaufgenommen werden könne. Kommerzielle Flüge sind im gesamten Irak seit dem 17.03.20 bis voraussichtlich 24.04.20 untersagt. Aufrufe für ein Gesetz gegen häusliche Gewalt Am 16.04.20 riefen vier UN-Organisationen dazu auf, ein Gesetz gegen häusliche Gewalt zu verabschieden. Auslöser für den Aufruf seien Berichte über sexuellen Missbrauch und Selbstverletzungen bis hin zu Selbstmord aufgrund von häuslicher Gewalt während der COVID-19-Schutzmaßnahmen. Der Fall der 20- jährigen Malak al-Zubaidi sorgte in den sozialen Medien für Aufsehen. Al-Zubaidi soll von ihrem Ehmann gefoltert, von ihrer Familie isoliert und schließlich in Brand gesetzt worden sein. Anderen Berichten zufolge habe sie sich aufgrund von Bedrohungen seitens des Ehemannes selbst angezündet. Am 18.04.20 erlag die Frau im Krankenhaus ihren Verletzungen. Dem zentralirakischen Parlament liegt seit 2015 ein Gesetzesentwurf vor, der bislang jedoch nicht verabschiedet worden ist. Laut irakischer Verfassung ist zwar Gewalt in der Familie verboten; das „Disziplinieren“ von Ehefrauen aber durch andere Gesetze erlaubt. In der Autonomen Region Kurdistan besteht seit 2011 ein Gesetz gegen häusliche Gewalt. Türkische Luftangriffe auf Makhmour Am 15.04.20 führte die türkische Luftwaffe Angriffe auf mutmaßliche Stellungen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Distrikt Makhmour (ca. 60 Kilometer südwestlich von Erbil) aus. Unterschiedlichen Medienaussagen zufolge wurden dabei zwischen zwei und drei Zivilistinnen aus dem Flüchtlingslager Makhmour getötet. Laut einer anonymen Sicherheitsquelle seien vier Peshmerga leicht verletzt, nach türkischen Aussagen seien außerdem vier PKK-Kämpfer zu Schaden gekommen. Die zentralirakische Regierung kritisierte die Türkei, wieder die irakische Souveränität zu verletzten. Die Türkei führt routinemäßig Land- und Luftoperationen gegen die PKK in der Region Kurdistan-Irak (KR-I) durch, außerdem in Gebieten, wie Shingal/Sinjar und Makhmour, die zwischen der KR-I und der irakischen Zentralregierung umstritten sind. 4
Iran OHCHR und AI berichten über Gewalt gegen Gefangene Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) in Genf hat sich in einer Stellungnahme entsetzt über die tödliche Misshandlung eines iranischen Häftlings geäußert. Iran Human Rights berichtete, dass nach einer Häftlingsrevolte am 28.03.20 im Gefängnis der Stadt Mahabad im Nordwesten des Landes der Häftling Zeinolabedini in Einzelhaft genommen sei. Er sei dort und von Sicherheitsbeamten brutal misshandelt worden und an den Verletzungen verstorben. Tausende Gefängnisinsassen hätten in den vergangenen Tagen aus Angst vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus revoltiert, heißt es in einer AI-Mitteilung. Alle Unruhen seien von Gefängniswärtern und Sicherheitskräften auch mit Einsatz von Schusswaffen mit Härte niedergeschlagen worden. COVID-19-Pandemie führt zu Schließungen von Moscheen und Mausoleen Wegen der Ansteckungsgefahr mit COVID-19 wurden die Moscheen, darunter auch die große Jamkaran Moschee in der heiligen Stadt Ghom geschlossen und die Freitagsgebete abgesagt. Zum ersten Mal in der Geschichte Irans schlossen außerdem zwei der wichtigsten schiitischen Mausoleen in Maschad (Imam-Reza- Schrein: benannt nach dem achten Imam der Zwölferschiiten) und in Ghom (Schrein der Fatima Masuma: benannt nach der 817 verstorbenen Tochter des siebten und Schwester des achten Imams der Zwölferschiiten), die jährlich von Millionen von einheimischen und ausländischen Pilgern besucht werden. Auch der Schrein von Ayatollah Ruhollah Chomeini in Teheran ist geschlossen. Das alles geschah mit ausdrücklicher Zustimmung der gesamten religiösen Elite. Auch die für die islamische Republik wichtigen Freitagsgebete, in denen wöchentlich auch politische Propaganda betrieben wird und die auch auf großen Plätzen stattfinden, wurden abgesagt. Besonders auf die Schließung der beiden Mausoleen reagierten streng gläubige Muslime mit Protesten. Sie glauben, dass ein Besuch in diesen Mausoleen die schlimmsten Krankheiten heilen könne. Folgen der COVID-19-Pandemie für die Bekleidungsordnung Viele Frauen in Teheran tragen derzeit zwar Schutzmasken und Plastikhandschuhe, dafür aber nicht mehr das obligatorische Kopftuch. Dies können sie mehr oder weniger problemlos tun, da wegen der Kontaktbeschränkungen die Sittenpolizei nicht mehr in den Straßen patrouilliert. COVID-19-Pandemie: HRW fordert weitere Lockerung der US-Sanktionen Den Bestimmungen des US-Finanzministeriums zufolge dürfen medizinische Grundausrüstungen, Medikamente sowie bestimmte Nahrungsmittel im Wert von bis zu 500.000 USD nach Iran exportiert werden. Auch die dazugehörigen Bankgeschäfte benötigen keine speziellen Genehmigungen. In einer Presseerklärung von Human Rights Watch (HRW) wurde kritisiert, dass dies nicht den tatsächlichen Bedarf decke. Die USA solle die Sanktionen weiter lockern und die Liste der vom Embargo betroffenen Einfuhren erweitern. COVID-19-Pandemie: 100.000 Häftlinge auf freiem Fuß Zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in Gefängnissen will die Regierung den Sonderurlaub für 100.000 Gefangene bis zum 20.05.20 verlängern, so Präsident Rohani im iranischen Fernsehen. Die Justizbehörde solle diese Maßnahme umsetzen. Der Sprecher der Justizbehörde bestätigte die Ankündigung Rohanis nicht direkt, verwies aber auf die Anwendung von „Milde“. Die Justiz will die Begnadigung von Gefangenen, die sich wegen der COVID-19-Pandemie im Hafturlaub befinden, prüfen. Jemen Möglicher Waffenstillstand Martin Griffiths, der UN-Sondergesandte für den Jemen, teilte am 16.04.20 seine Erwartung mit, dass die jemenitische Regierung und die Houthi-Rebellen „in unmittelbarer Zukunft“ einem Waffenstillstand zustimmen werden. Nachdem die UN angesichts der COVID-19-Pandemie zu einem globalen Waffenstillstand aufgerufen hatten, erklärte Saudi-Arabien, das sie die jemenitische Regierung unterstützt und die Kämpfe ab dem 09.04.20 für zwei Wochen einstellen werde. Die Kämpfe zwischen den Kriegsparteien gingen jedoch trotz der Ankündigung Saudi-Arabiens im ganzen Land weiter. 5
Angriff auf Gefängnis in Taizz Die jemenitische Regierung gab an, dass die Houthi-Rebellen am 05.04.20 das Zentralgefängnis in Taizz beschossen haben. Sechs Frauen wurden getötet und Dutzende weitere verletzt, darunter auch Kinder, die sich mit ihren Müttern im Gefängnis aufhielten. Über Kämpfe zwischen der Regierung und den Houthi-Rebellen in Taizz wurde am 07.04.20 berichtet. Journalisten zum Tode verurteilt Ein Houthi-Gericht in Sanaa verurteilte am 11.04.20 vier Journalisten zum Tode. Ihnen wurde vorgeworfen, für die von Saudi-Arabien geführte Koalition spioniert zu haben. Weitere sechs Journalisten wurden wegen ähnlicher Vorwürfe, darunter „Verbreitung falscher Nachrichten und Gerüchte“, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Amnesty International hat die Vorwürfe als erfunden bezeichnet und sagt, dass die Gefangenen gefoltert wurden. Kamerun Boko Haram: Anschläge in Nordkamerun Am 11.04.20 sprengte sich ein Selbstmordattentäter im Dorf Achigachia (Mayo Moscota Subdivision, Region Far North) in die Luft, als er auf Angehörige der Bürgerwehr traf. Bei dem Anschlag wurden der Attentäter und zwei Zivilisten getötet. Bereits am 05.04.20 hatten zwei Jungen gleichzeitig in dem an der Grenze zu Nigeria gelegenen Dorf Amchide (Mayo Sava Division, Region Far North) ihre Sprengstoffgürtel gezündet. Bei der Explosion starben zehn Zivilisten. Vierzehn wurden teils schwer verwundet. Es wird bei beiden Anschlägen davon ausgegangen, dass die Täter der islamistischen Terrororganisation Boko Haram angehörten. CDPM gewinnt Parlamentsnachwahlen in anglophonen Regionen Am 07.04.20 gab der Verfassungsrat bekannt, dass die Regierungspartei Cameroon Peoples Democratic Movement (CDPM) bei den am 20.03.20 erfolgten Parlamentsnachwahlen in den beiden anglophonen Regionen Südwest und Nordwest alle noch zu vergebenden 13 Parlamentssitze gewonnen hat. Damit verfügt die CDPM in der Nationalversammlung über 152 von 180 Sitzen. Kolumbien Häftlinge werden in Hausarrest entlassen Ein Dekret der Regierung sieht vor, dass vom Coronavirus besonders gefährdete Häftlinge, wie Personen über 60, Kranke, Schwangere und Mütter mit Kindern unter drei Jahren, in den Hausarrest wechseln können. Ausweislich am 15.04.20 bekannt gewordener Angaben von Justizministerin Margarita Cabello könnten davon 4.000 Inhaftierte in überfüllen Gefängnissen profitieren. Zuletzt gab es in mehreren Gefängnissen Aufstände und Fluchtversuche. So kamen bei einer Gefängnis- Revolte in der Hauptstadt Bogotá am 21.03.20 mindestens 23 Häftlinge ums Leben, Dutzende wurden verletzt (vgl. BN v. 23.03.20). Die Gefängnisbehörde rief nach den Vorfällen den Notstand aus, der ihr ungewöhnliche Maßnahmen erlaubt. Die von Präsident Iván Duque für das ganze Land verfügten Ausgangsbeschränkungen wurden zwischenzeitlich bis zum 27.04.20 verlängert. Schulen und Universitäten sollen nach derzeitiger Planung bis Ende Mai 2020 geschlossen bleiben. Kosovo Pristina unter Quarantäne Die Behörden haben in der Woche vom 13.04.20 wegen des sprunghaften Anstiegs von COVID-19- Erkrankungen eine Quarantäne über die Hauptstadt Pristina verhängt. Laut Medienberichten wiesen Polizisten Autofahrer ohne Sondergenehmigung an den Ortseingängen ab. In sechs weiteren Städten war schon früher eine Quarantäne verhängt worden. Außerdem gilt im ganzen Land eine nächtliche Ausgangssperre von 17 bis sechs Uhr. Tagsüber dürfen Privatpersonen ihre Wohnungen zu 6
bestimmten Zeiten für maximal 90 Minuten verlassen, um wichtige Aufgaben zu erledigen. Die jeweiligen Zeitfenster werden ihnen entsprechend der Personalausweisnummer zugewiesen. Regierung bleibt geschäftsführend im Amt Der Ministerpräsident des Kosovo, Albin Kurti, bleibt mit seiner Regierung weiterhin geschäftsführend im Amt. Kurti war am 25.03.20 durch ein Misstrauensvotum im Parlament gestürzt worden (vgl. BN v. 23.03.20). Die Regierung werde so lange amtieren, bis die COVID-19-Pandemie überwunden ist und Neuwahlen abgehalten werden könnten, erklärte Außenminister Glauk Konjucfa im Fernsehen. Der Politiker gehört wie Kurti der Partei Vetevendosje (Selbstbestimmung) an. Die ebenfalls Vetevendosje angehörende Justizministerin Albulena Haxhiu teilte mit, die gesetzliche 15-Tage-Frist für die Benennung des Regierungschefs gelte nur für Regierungsbildungen nach Wahlen, nicht aber für die durch das Misstrauensvotum entstandene aktuelle Situation. Libanon Proteste Trotz der ab 19 Uhr geltenden Ausgangssperre gab es am 17.04.20 Protestkundgebungen mit einigen hundert Teilnehmern. In Tripoli eskalierte der Protest, als die Polizei die Demonstration wegen der verhängten Ausgangssperre auflösen wollte. Aus den Reihen der Demonstranten wurden Steine auf die Sicherheitskräfte geworfen, diese setzten Tränengas ein. Hintergrund der seit einem halben Jahr laufenden Proteste sind v.a. die desolate wirtschaftliche Lage des Landes und die umfangreiche Korruption. Der IWF prognostiziert für dieses Jahr einen Einbruch der Wirtschaft um zwölf Prozent, das Land konnte erstmals in seiner Geschichte Schuldtitel nicht bedienen. Die schon angespannte Lage wird durch die COVID-19-Pandemie und die Ausgangsbeschränkungen deutlich verschärft. Die geltenden Regelungen bringen weite Teile des Geschäftslebens zum Erliegen, wodurch viele Haushalte in große ökonomische Schwierigkeiten geraten. Libyen Kämpfe dauern an Medienangaben zufolge kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Kämpfen zwischen den Streitkräften der Nationalen Einheitsregierung (GNA) und der Libyschen Nationalarmee (LNA). Dabei sollen die regierungstreuen Streitkräfte am 18.04.2020 nach Tarhouna vorgedrungen sein. Die südlich von Tripolis gelegene Stadt Tarhouna gilt als strategisch wichtige Unterstützungsbasis der LNA. Bereits in der Woche zuvor sollen zwei Küstenorte westlich der Hauptstadt, Sabrata und Sorman, von den Truppen der GNA eingenommen worden sein. In den letzten Tagen kam es zudem in Tripolis zu Gefechten zwischen Streitkräften der GNA und LNA, durch Angriffe auf Wohnviertel sollen dabei mindestens vier Zivilisten ums Leben gekommen sein. Nigeria Überfälle im Norden Im Bundesstaat Katsina wurden nach Angaben eines Polizeisprechers vom 19.04.20 bei einem zeitgleichen Angriff bewaffneter Gruppen auf fünf Dörfer mindestens 47 Menschen getötet. Es wird vermutet, dass es sich um einen Racheakt gegen die Bewohner gehandelt habe, die sich Forderungen krimineller Gruppen widersetzt hätten. Tote bei Durchsetzung von Ausgangssperre Laut einem Bericht der staatlichen Nationalen Menschenrechtskommission vom 15.04.20 habe die Kommission 105 Beschwerden über Menschenrechtsverletzungen erhalten und dokumentiert, die die Sicherheitskräfte in 24 Bundesstaaten und in Abuja bei der Durchsetzung der staatlichen Anordnungen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie begangen haben sollen. Darunter seien acht Vorfälle gewesen, in denen 18 Personen extralegal getötet worden seien. Von Präsident Buhari wurde am 29.03.20 ein 14-tägiger 7
Lockdown ab dem 31.03.20 für die Hauptstadt Abuja, die größte Stadt Lagos und den an Lagos angrenzenden Bundesstaat Ogun verhängt. Am 12.04.20 wurden die Maßnahmen um zwei Wochen verlängert. Die Regierungen mehrerer Bundesstaaten haben ebenfalls Ausgangssperren erlassen. Mit Stand vom 18.04.20 gab es im Land 541 bestätigte Fälle von COVID-19-Infektionen sowie 19 Tote. Waffenlager der Boko Haram von Armee des Tschad erobert Am 04.04.20 nahm die tschadische Armee in einer mehrstündigen Militäroperation in Nigeria gegen die islamistische Terrororganisation Boko Haram im Gebiet Goje-Chadian des Sambisa-Waldes (Bundesstaat Borno) ein besonders großes Waffenlager der Terroristen ein. Der weitläufige Sambisa-Wald gilt als Hochburg der Boko Haram in Nigeria. Pakistan COVID-19-Pandemie Die nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Land verhängte Ausgangssperre ist seit dem 15.04.20 gelockert und die Beschränkungen für bestimmte Wirtschaftszweige aufgehoben worden. Beschränkungen des öffentlichen Lebens werden aber weiterhin aufrechterhalten. Schulen und Universitäten bleiben bis Ende April 2020 geschlossen. Nationale und internationale Flüge sind vorerst bis 21.04.20 gestrichen. Auch öffentliche Veranstaltungen sind weiterhin verboten. Islamische Gelehrte hatten allerdings angekündigt, in Moscheen Veranstaltungen zum Beginn des Fastenmonats Ramadan (24.04.20 - 24.05.20) durchführen zu wollen. Die Regierung drängt indes auf einen Verzicht und ist um die Herbeiführung einer Einigung mit den Geistlichen bemüht. Am 17.04.20 fanden landesweit vereinzelt Freitagsgebete mit Hunderten von Teilnehmenden statt. Die offiziell gemeldeten Infektionszahlen sind nicht verlässlich. Zuletzt waren über 8.000 bestätigte COVID- 19-Fälle gemeldet worden, mehr als 170 Infizierte seien gestorben. Russische Föderation AI Jahresbericht 2019 Amnesty International (AI) stellt in seinem am 16.04.20 veröffentlichten Bericht für das entsprechende Jahr eine weitere Verschlechterung der Menschenrechtslage im Land fest. Restriktive Gesetzgebungen und Anwendungen von Gesetzen, Behinderungen bei der Geltendmachung von Menschenrechten als auch deren Verletzung durch staatliche Institutionen und Akteure hätten zu dieser Entwicklung beigetragen. Insbesondere die Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sei legislativ und in der administrativen Praxis zunehmend eingeschränkt worden. Folter und andere Misshandlungen hätten in den Haftanstalten regelmäßig stattgefunden, wobei die Täter fast immer straffrei geblieben seien. Anhänger der Zeugen Jehovas seien nach dem 2017 ergangenen Verbot der russischen Organisation der Glaubensgemeinschaft weiterhin Ziel von Strafverfolgungsmaßnahmen gewesen. Darüber hinaus hebt der Bericht hervor, dass Gewalt gegen Frauen nach wie vor weit verbreitet sei. Gefangenenaufstand und Brand in Hochsicherheitsgefängnis In der Stadt Angarsk im Verwaltungsbezirk Irkutsk brach am 09.04.20 in einem Hochsicherheitsgefängnis ein Aufstand unter den mehr als 1.100 Gefangenen und anschließend ein Feuer aus. Zuverlässige Informationen über Opfer dieser Ereignisse liegen nicht vor. Medienberichten vom 11.04.20 zufolge gaben Behördenvertreter an, dass die Lage in dem Gefängnis wieder unter Kontrolle sei. Als Auslöser des Aufstands benannten Menschenrechtsgruppen die Misshandlung eines Gefangenen durch einen Wächter, während nach behördlicher Auskunft der Angriff eines Gefangenen auf einen Wächter die Unruhen entfachte. Die regionale Strafvollzugsbehörde warf Gefangenen vor, das Feuer gelegt zu haben. Russische Föderation/Weißrussland Auslieferung eines Zeugen Jehovas abgelehnt Weißrussische Behörden haben die Auslieferung des Zeugen Jehovas Nikolai Makhalichev an die Russische Föderation, die ihm Extremismus vorwirft, abgelehnt. Der russische Staatsangehörige war am 21.02.20 auf 8
russisches Ersuchen hin in Weißrussland festgenommen worden. Nach Angaben aus dem Kreis russischer Zeugen Jehovas wurde der Mann am 07.04.20 nach der behördlichen Ablehnung eines russischen Auslieferungsgesuchs freigelassen. In der Russischen Föderation ist die Organisation der Zeugen Jehovas im April 2017 als extremistisch eingestuft und verboten worden. Somalia Luftangriffe Das US-Afrika-Kommando (AFRICOM) führte am 06., 09. und 10.04.20 Luftangriffe auf al-Shabaab in der Region Middle Juba durch. Al-Shabaab-nahe Medien berichteten, dass es sich bei der am 10.04.20 getöteten Person um einen Zivilisten handelte, was von AFRICOM aber bestritten wird. AFRICOM erklärte, dass der Toten unmittelbar vor dem Luftangriff die ermordeten Leichen von Soldaten der Somali National Army (SNA) in einem Dorf zur Schau stellte, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Angriffe Am 14.04.20 explodierte in Mogadischu eine gegen Soldaten der SNA gerichtete Landmine, vier Zivilisten wurden dabei verletzt. Offiziell bekannte sich niemand zu dem Angriff. Es ist jedoch bekannt, dass al-Shabaab regelmäßig Angriffe auf Soldaten der SNA durchführt. Al-Shabaab tötete am 10.04.20 vor einer Moschee in Galkayo (Region Mudug) einen Beamten. Bei einer weiteren Landminenexplosion in der Stadt Awdheegle (Region Lower Shabelle) wurden am 09.04.20 vier Zivilisten getötet und zwei weitere verletzt. Auch in diesem Fall hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Die dem IS angegliederte Gruppe in Somalia gab an, am 07.04.20 in der Nähe des Bakara-Marktes in Mogadischu zwei Polizisten getötet und einen verletzt zu haben. Syrien Nordosten: Erster bestätigter COVID-19-Fall in den SDF-Gebieten Die kurdisch dominierte Verwaltung der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) bestätigte am 17.04.20 das erste Todesopfer von COVID-19. Ärzte hatten den Patienten bereits am 27.03.20 einer Probe unterzogen und das Test-Kit nach Damaskus gesandt, wo alle Proben in Zusammenarbeit mit der WHO in einem zentralisierten Labor auf das Virus untersucht werden. Das Ergebnis stand nach wenigen Tagen fest, wurde aber weder an die Verwaltung im Nordosten kommuniziert, noch in die offizielle Statistik der Zentralregierung aufgenommen. Der Patient war am 02.04.20 an den Folgen des Virus verstorben, zwei Wochen bevor die örtliche Verwaltung erfuhr, dass er an COVID-19 erkrankt gewesen war. Tadschikistan Journalist zu einem Jahr Strafkolonie verurteilt Der Journalist Daler Sharifov wurde von einem Gericht zu einem Jahr Strafkolonie verurteilt. Der Journalist hatte Artikel über die Politik in Tadschikistan und religiöse Themen verfasst und war am 28.01.20 unter dem Vorwurf der Anstiftung zu ethnischem, religiösem und rassischem Hass sowie der Verbreitung von Propaganda im Auftrag der Muslimbruderschaft festgenommen worden. Menschenrechts- und Pressefreiheitsorganisationen wiesen die Anschuldigungen als unbegründet zurück. Die Muslimbruderschaft ist in dem Land seit 2006 als extremistische Organisation verboten. Tschad Antiterror-Einsatz Die Armee des Tschad hat nach eigenen Angaben während eines zehntägigen Antiterror-Einsatzes rund 1.000 Kämpfer von Boko Haram getötet und Dutzende lebend überwältigt. Bei den Gefechten gegen die islamistische Terrormiliz in der Tschadsee-Region seien auch 52 Soldaten gestorben, teilte der Armeesprecher Azem 9
Bermendoa Agouna mit. Nach Angaben von Agouna handelte es sich bei der Armeeoffensive um einen Vergeltungsschlag, nachdem Boko Haram am 23.03.2020 mehr als 90 Soldaten bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt in Boma getötet hatte. Am 17.04.2020 teilte der Generalstaatsanwalt des Tschad, Youssouf Tom, mit, dass am 16.04.2020 in der Haftanstalt in N´Djamena die Leichen von 44 Gefangenen entdeckt worden seien. Sie gehörten demnach zu der Gruppe von 58 Dschihadisten, die bei dem Antiterror-Einsatz gefangengenommen wurden. Eine Autopsie habe ergeben, dass die Gefangenen Gift zu sich genommen hätten. Woher sie das Gift bekommen hätten, sei unklar, 14 weitere Boko-Haram-Kämpfer hätten überlebt. Versehentlicher Raketenabschuss Ein Erdkampfflugzeug Su-25 der Luftwaffe des Tschad hat am 17.04.2020 unbeabsichtigt einen Luftkörper auf der Basis N´Djamena gestartet, berichtet das Online-Portal The Aviationist. Der Vorfall wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen. Die Rakete traf einen leeren Tankwagen, verfehlte aber ein französisches Transportflugzeug. Schließlich schlug das Geschoss in das Haus des stellvertretenden Kommandanten der Präsidentengarde, General Mahamata Salaha Brahima, ein. Dem Bericht zufolge wurden dabei zwei Kinder und zwei Erwachsene getötet und zwei weitere verletzt. Es werden aktuell die Ursachen des Unfalls ermittelt. Tunesien Ausgangssperre verlängert Als Teil der Präventivmaßnahmen gegen die Ausbreitung von COVID-19 wurde die Ausgangssperre von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr im ganzen Land bis zum 03.05.20 verlängert. Am 18.04.20 gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass die Gesamtzahl der Fälle auf 866 angestiegen sei, 37 Menschen seien gestorben. Seit dem 22.03.20 hat Tunesien 15.332 Labortests auf das Coronavirus durchgeführt. Der Ausbruch der Pandemie trifft den Tourismussektor, der fast 10 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht und eine wichtige Devisenquelle ist, besonders hart. Der Tourismussektor könnte in diesem Jahr 1,4 Milliarden Dollar und 400.000 Arbeitsplätze verlieren, wie aus einem offiziellen Schreiben an den IWF hervorgeht. Türkei Entlassungen aus Gefängnissen Wegen der Corona-Krise hat die Türkei am 15.04.20 mit der Entlassung von Häftlingen begonnen. Das Gesetz war am Vortag vom Parlament in Ankara verabschiedet worden und ermöglicht die Entlassung von bis zu 90.000 Gefangenen. Ausgenommen davon sind wegen Terrorvorwürfen Inhaftierte, darunter Regierungskritiker und Journalisten, sowie Gefangene, die wegen vorsätzlichen Mordes, Gewalt gegen Frauen, Sexualstraftaten und Drogendelikten in Haft sind (vgl. BN v. 06.04.20). Die Oppositionspartei CHP will den Straferlass vom Verfassungsgericht überprüfen lassen, weil keine politischen Häftlinge freikommen. COVID-19-Pandemie Seit zwei Wochen sind die türkischen Städte, darunter Ankara und Istanbul, nach außen weitgehend abgeschottet. Die Bewohner brauchen für Reisen in andere Städte eine Genehmigung. Am 18.04.20 verlängerte die Regierung die Reisebeschränkungen für 31 Städte und Provinzen um zwei Wochen. Ausgenommen ist der Transport unverzichtbarer Güter. In den 31 Städten und Provinzen galt am Wochenende zudem erneut eine zweitägige Ausgangssperre. Bis Anfang März 2020 hatte die Türkei nur wenige hundert Coronafälle verzeichnet, seitdem stieg die Zahl der Infizierten sprunghaft auf über 82.000 Fälle an. Die Zahl der Toten liegt inzwischen bei über 2.000 Personen. Trotz der COVID-19-Krise sollen Gläubige nach Ansicht der türkischen Religionsbehörde im Ramadan fasten. Präsident Erdoğan lehnte am 12.04.20 das Rücktrittsgesuch von Innenminister Süleyman Soylu ab. Dessen Ministerium hatte am 10.04.20 kurzfristig eine 48-stündige Ausgangssperre angekündigt und war dafür scharf 10
kritisiert worden. Da die Ausgangssperre erst zwei Stunden vor Beginn verkündet worden war, war es in Geschäften zu Panikkäufen, Gedränge und teilweise chaotischen Zuständen gekommen. Ukraine Gefangenenaustausch Zum ersten Mal in diesem Jahr ist es zwischen der Ukraine und den Separatisten aus der Ostukraine zu einem Gefangenenaustausch gekommen. Am 16.04.2020 kam es zunächst in der Region Donezk und dem von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet und kurz darauf auch in der Region Luhansk zu einem Gefangenenaustausch. Neun Ukrainer kehrten aus dem Gebiet Donezk von den Separatisten in ihre Heimat zurück, während im Gegenzug die Separatisten zehn Ukrainer freiließen. Die ukrainische Regierung bestätigte, dass sie insgesamt 19 ukrainische Staatsbürger freilassen würde. Wie viele Ukrainer von den Separatisten freigelassen werden, war zunächst unklar. Beim letzten Gefangenenaustausch im Dezember 2019 wurden von beiden Seiten knapp 200 Gefangene ausgetauscht. Die jetzige Aktion hatten ihren Ursprung im Ukraine-Gipfel in Paris Anfang Dezember 2019. Russischer Spion enttarnt Der ukrainische Geheimdienst SBU hat den langjährigen SBU-Mitarbeiter im Rang eines Generalmajors aus der Elitetruppe Alpha, Walerij Schajtanow, in Kiew als Spion des russischen Geheimdienstes FSB enttarnt. Schajtanow soll bereits seit 2014 für den FSB arbeiten. Uganda WFP kürzt Nahrungsmittelhilfe für Flüchtlinge Wegen fehlender Finanzmittel für 2020 in Höhe von 137 Millionen US-Dollar kürzt das World Food Programme (WFP) die Nahrungsmittelhilfe für 1,4 Millionen Flüchtlinge, die meist aus dem Südsudan, aus der DR Kongo und aus Burundi stammen, um 30 %. Weitere Kürzungen könnten notwendig werden. Staatliche Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie könnten es laut Aktivisten erschweren, zur ergänzenden Sicherung des Lebensunterhalts Beschäftigungen nachzugehen oder sich Nahrungsmittel zu beschaffen. Wegen COVID-19 wurde der öffentliche und private Auto- und Busverkehr untersagt. Es besteht eine nächtliche Ausgangssperre. Geschäftliche Aktivitäten, die nicht Lebensmittel betreffen, sind bis zum 05.05.20 verboten. Die Grenzen wurden geschlossen, der internationale Flugverkehr weitgehend eingestellt. Die Aufnahme von Flüchtlingen wurde ausgesetzt. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing-Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 11
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