Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre

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Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
18 ‒ 88
                          Jahre

Atlas der Zivilgesellschaft
Didaktisches Material
für die Erwachsenenbildung
Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
Inhalt

Einführung und Ablauf                                     3

Kopiervorlage Briefumschläge                              5

Länderbeispiel Honduras                                   6

Länderbeispiel Tschad                                     9

Länderbeispiel Aserbaidschan                             12

Länderbeispiel Philippinen                               15

Lösungskarten Amerika, Afrika, Europa, Asien, Ozeanien   18

Blankokarten Amerika, Afrika, Europa, Asien, Ozeanien    23

Impressum

Herausgeber
Brot für die Welt
Evangelisches Werk für Diakonie
und Entwicklung e. V.

Caroline-Michaelis-Straße 1
10115 Berlin

Telefon +49 30 65211 4711
info@brot-fuer-die-welt.de
service@brot-fuer-die-welt.de

Autoren Christian Jakob, Maren Leifker,
Christine Meissler
Idee didaktisches Material Imke Frerichs
Redaktion Regina Seitz, Kornelia
Freier, Jürgen Hammelehle (V.i.S.d.P.)
Fotos Jorge Cabrera/Reuters (S. 8),
Edgard Garrido/Reuters (S. 9), Helge Bendl
(S. 11 und 12), David Mdzinarishvili/Reuters
(S. 14), Aziz Karimov/Reuters (S. 15),
Dondi Tawatao/Reuters (S. 17 und 18)
Karten und Infografiken Kontext
Kommunikation GmbH
Gestaltung Katrin Schierloh

Berlin, August 2018
Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
Einführung
Brot für die Welt arbeitet weltweit mit über tausend   Gefährdung. Im Rahmen des Schwerpunktthemas
zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen zusam-   der 60. Aktion „Hunger nach Gerechtigkeit“ bietet
men. Diese konnten in den vergangenen ‒ bald sechs ‒   Brot für die Welt eine Powerpoint-Präsentation und
Jahrzehnten gewaltige Fortschritte erzielen, indem     didaktisches Material zu diesem Thema an. Sie ba-
sich die Lebensbedingungen und die rechtliche Si-      sieren auf dem „Atlas der Zivilgesellschaft“, der im
tuation der Bevölkerung verbessert haben oder öko-     Januar 2018 von Brot für die Welt herausgegeben
logische Schutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt         wurde. Die Lektüre dieser Publikation wird als in-
wurden. Die Lage hat sich jedoch zugespitzt. Vie-      haltliche Vorbereitung empfohlen.
le Partner berichten heute über massive Einschrän-
kungen ihrer Arbeit. Teilweise richten sich diese      Zielgruppe ab 18 Jahren
systematisch gegen ganze Organisationen, teilwei-      Dauer 90‒120 Minuten
se gegen einzelne Personen. Es geht um Überwa-         Gruppengröße Das Material ist geeignet für bis
chung, bürokratische Überregulierung und Schika-       zu 20 Personen. Bei größeren Gruppen bitte Ma-
nen, eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten,        terialien entsprechend verdoppeln. Die Gruppen-
Arbeitsverbote oder sehr häufig auch um persönliche    größe der Kleingruppen sollte fünf Personen nicht
                                                       überschreiten.

Vorbereitung und
Material
Download                                               Quelle der Daten
• Atlas der Zivilgesellschaft                          Die Daten des CIVICUS-Monitors werden laufend ak-
• Powerpoint-Präsentation mit Begleittext              tualisiert. Die hier dargestellten Zahlen beziehen sich
→ www.brot-fuer-die-welt.de/themen/atlas-              auf Dezember 2017. Tagesaktuelle Daten finden Sie
der-zivilgesellschaft/                                 unter: → https://monitor.civicus.org/

Laptop und Beamer                                      Hinweis zu Asien ‒ Aserbaidschan
                                                       Aserbaidschan gehört geografisch zu Asien, ist aber
Spielfiguren (incl. Ersatzfiguren)                     Mitglied des Europarats und wird deshalb als Län-
        Dunkelgrün: 30                                 derbeispiel für Europa aufgenommen. Im Kartenma-
        Hellgrün: 70                                   terial ist es weiterhin bei Asien dargestellt.
        Orange: 60
        Hellrot: 40                                    Hinweis zu Ozeanien
        Dunkelrot: 30                                  Der Kontinent Ozeanien ist bei diesem didaktischen
                                                       Material nicht mit einem Länderbeispiel hinterlegt.
Kopien                                                 Das Kartenmaterial ist im Anhang jedoch zu finden
• 2 Kopien der Vorlage zum Beschriften der Briefum-    und kann bei Interesse gezeigt werden. Wer hierzu
  schläge: S. 5                                        ebenfalls länderbezogen arbeiten möchte, findet Län-
• Je 5 Kopien der Länderinfos: S. 6‒17                 derbeispiele in englischer Sprache unter: → https://
• Je 1 Kopie der Lösungskarten: S. 18‒22               monitor.civicus.org/
• Je 1 Kopie der Blankokarten bitte hochkopieren auf
  Din A3: S. 23‒27

Din A5 Briefumschläge
• Die Umschläge mit der Arbeitsanleitung bekleben
  und beschriften.
• Briefumschläge für die Spielfiguren gemäß der
  Kontinente füllen (Verteilung s. S. 4).

                                                                                                             3
Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
Verteilung der Spielfiguren
                      Dunkelgrün            Hellgrün       Orange           Hellrot           Dunkelrot

Amerika                     1                   19            10                3                 1

Afrika                      0                   10            19               16                 8

Europa                      19                  21            3                 3                 0

Asien                       0                   2             19               12                12

Ozeanien                    2                   10            2                 0                 0

Ablauf

        Thema                                             Sozialform     Material              Zeit

1.      TN werden gefragt, welche Wege sie kennen und     Plenum                               15 min
        evtl. auch nutzen, ihre Meinung zu äußern. Und,
        ob sie dabei schon einmal mit ernsthaften Ein-
        schränkungen oder Folgen rechnen mussten?

2.      Einführung ins Thema geben                        Plenum         Powerpoint-           10‒20 min
        anhand des Vortrags bis Folie 17.                                Präsentation
                                                                         (Link s. S. 3)

3.      Interaktives Element zur weltweiten               Kleingruppen                         15 min
        Situation der Zivilgesellschaft:

        Blankokarten der Kontinente sowie                                Kopien Din A3:
        dazugehörige Briefumschläge verteilen.                            Blankokarten
                                                                           der Kontinente
                                                                          Briefumschläge
                                                                           mit Spielfiguren

        TN erhalten die Lösungskarten                                    Kopien:
        und überprüfen ihr Ergebnis.                                     Lösungskarten

4.      TN erhalten die Länderinformation mit             Fortsetzung    Kopien: Länderinfos 30 min
        Arbeitsanleitung passend zum Kontinent.           in den         Pro TN der Klein-
                                                          Kleingruppen   gruppe 1 Exemplar

5.      Die Ergebnisse der Kleingruppendiskussionen       Plenum                               10 min
        und offene Fragen werden zusammengetragen.

6.      Fortsetzung des Vortrags ab Folie 39.             Plenum                               10‒20 min

4
Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
Kopiervorlage
zum Aufkleben auf den Din A5 Briefumschlag

  Kontinent

  Arbeitsanleitung
  Jede der Spielfiguren repräsentiert ein Land.
  Die Farbe steht für den Grad an Freiheit für zivilgesellschaftliches Handeln.
  Verteilen Sie die Spielfiguren gemäß Ihrer Einschätzung.

  CIVICUS Einstufungen

      offen         eingeengt           beschränkt           unterdrückt          geschlossen

  Kontinent

  Arbeitsanleitung
  Jede der Spielfiguren repräsentiert ein Land.
  Die Farbe steht für den Grad an Freiheit für zivilgesellschaftliches Handeln.
  Verteilen Sie die Spielfiguren gemäß Ihrer Einschätzung.

  CIVICUS Einstufungen

      offen         eingeengt           beschränkt           unterdrückt          geschlossen

  Kontinent

  Arbeitsanleitung
  Jede der Spielfiguren repräsentiert ein Land.
  Die Farbe steht für den Grad an Freiheit für zivilgesellschaftliches Handeln.
  Verteilen Sie die Spielfiguren gemäß Ihrer Einschätzung.

  CIVICUS Einstufungen

      offen         eingeengt           beschränkt           unterdrückt          geschlossen

                                                                                                5
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Länderbeispiel Honduras
CIVICUS Einstufung: beschränkt
                                                           Arbeitsanleitung
                                                           In diesem Länderbeispiel erfahren Sie etwas über
                                                           die massive Einengung der Zivilgesellschaft in
                                                           Honduras. Trotz der häufig bedrohlichen Situa-
                                                           tion engagieren sich hier immer wieder Menschen
                                                           dafür, Unrecht und Gewalt zu überwinden.
                 Belize
                                                           Lesen Sie den Text anhand folgender Leitfragen:
                                                           •   Was erfahren Sie über die Gründe für die Einen-
    Guatemala
                                                               gung (historisch, politisch, wirtschaftlich, sozial)?
                     Honduras
                                                           •   Wie wirken sich die Einschränkungen konkret
                                                               aus?
                                                           •   Gibt es internationale Interventionen von staat-
       El Salvador
                          Nicaragua                            lichen Organisationen?
                                                           •   Worin besteht der Beitrag von Brot für die Welt
                                                               oder anderer nichtstaatlicher Organisationen?

                                                           Anregung zur Diskussion
                                                           Diskutieren Sie im Anschluss in Ihrer Gruppe darü-
                                                           ber, welche Möglichkeiten es gibt, sich für bedrohte
                                                           Menschen in anderen Ländern einzusetzen.

Alltägliche Gewalt                                      Menschen, die in den Regionen der Investitionspro-
Honduras ist eines der gefährlichsten Länder der        jekte leben. Ein Großteil der neu vergebenen Konzes-
Welt. Etwa 60 Einwohner von 100.000 sterben jedes       sionen betrifft Siedlungsgebiete indigener Gemein-
Jahr durch Gewalt. Zum Vergleich: In Deutschland        schaften, die rund 23 Prozent der honduranischen
liegt die Mordrate bei 0,8 pro 100.000 Einwohner, und   Bevölkerung ausmachen. Obwohl Honduras sich
die Weltgesundheitsorganisation spricht ab einem        dazu verpflichtet hat, Indigene zu beteiligen, vergibt
Wert von 10 von einer Gewaltepidemie. Honduras ist      die Hernández-Regierung die Konzessionen meistens
geprägt von extremer sozialer Ungleichheit, mehr als    direkt per Dekret. Protestieren die betroffenen indige-
die Hälfte der acht Millionen Einwohner lebt unter      nen Gemeinschaften, müssen sie mit Gewalt von Si-
der Armutsgrenze. Aufgrund der schwachen staatli-       cherheitskräften rechnen.
chen Institutionen und der zentralen Lage in Mittel-
amerika florieren Geschäfte wie Drogen-, Waffen- und    Gesetze allein schützen nicht
Menschenhandel. Sie alle sind mit extremer Gewalt       Auf internationalen Druck hin erließ das Parlament
verbunden. Seit dem Militärputsch von 2009 ist die      2015 schließlich ein Gesetz zum Schutz von Menschen-
Gewalt aber auch zunehmend politisch und richtet        rechtsverteidigern, Journalisten und Justizbedienste-
sich gegen Menschenrechtsverteidiger.                   ten. Das Gesetz sieht einen Schutzmechanismus vor,
                                                        der gefährdeten Personen aus diesen Gruppen ein An-
Investitionen wichtiger als Menschenrechte              recht auf individuell zugeschnittene Schutzmaßnah-
Die rechtsgerichtete Regierung der Nationalpartei       men bietet wie Überwachungskameras, schusssichere
unter Präsident Juan Orlando Hernández verfolgt         Westen und gepanzerte Fahrzeuge. Da die Regierung
seitdem einen strikt neoliberalen Kurs. Um auslän-      aber zu wenig Geld zur Verfügung stellt, mangelt es
dische Unternehmen anzuziehen, werden ihnen be-         dem Schutzprogramm an Ausstattung und ausgebil-
sonders günstige Konditionen geboten ‒ zulasten der     detem Personal. Verteidiger und Verteidigerinnen von

6
Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
| Protest gegen die Ermordung der Umweltaktivistin Berta Cáceres 2016 in Tegucigalpa

Landrechten bezahlen ihren Einsatz deshalb immer           zu haben. Vier von ihnen werden Verbindungen zum
noch oft mit ihrem Leben.                                  Militär nachgesagt. Dass überhaupt Anklage erhoben
                                                           wurde, hängt wohl mit der internationalen Prominenz
Am Morgen des 3. März 2016 wurde Berta Cáceres             von Cáceres zusammen. Die Aufklärung weniger pro-
in ihrem Haus überfallen und erschossen, obwohl            minenter Fällen scheitert meist an der in Honduras
sie nach einer Anordnung der Interamerikanischen           vorherrschenden Straflosigkeit. Anklage wird nur in
Menschenrechtskommission (CIDH) in das staatliche          weniger als zehn Prozent der Tötungsdelikte erhoben.
Schutzprogramm aufgenommen worden war. Als Di-             Und nur ein Prozent der Verfahren enden mit einer
rektorin der Organisation Consejo Cívico de Organi-        Verurteilung. Honduras hat im weltweiten Vergleich
zaciones Populares e Indígenas de Honduras (CON-           die höchste Tötungsrate von Land- und Umweltakti-
PINH) hatte Cáceres sich über Jahre hinweg gegen           visten und -aktivistinnen.
den Bau des Agua Zarca-Staudamms eingesetzt. Der
Staudamm bedroht eine heilige Wasserquelle ihrer in-       Straflosigkeit und Kriminalisierung
digenen Gemeinschaft.                                      Statt Aufklärung haben Aktivistinnen und Aktivis-
                                                           ten von der Justiz in Honduras Kriminalisierung zu
Nach ihrem Tod wurden die Ermittlungen erst auf öf-        erwarten. Eine bis in höchste Regierungskreise rei-
fentlichen Druck hin aufgenommen. Obwohl der Poli-         chende Strategie ist es, zivilgesellschaftliche Proteste
zei bekannt war, dass Cáceres verfolgt wurde, ging sie     in den Medien als Straftaten darzustellen. Aktivisten
zunächst von einem normalen Raubüberfall aus und           und Aktivistinnen wird vorgeworfen, Lügen zu ver-
verdächtigte dann deren Lebenspartner. Während der         breiten. Sie werden beschuldigt, ihr Geld von krimi-
Ermittlungen gingen die Akten zweimal aus ungeklär-        nellen Banden zu erhalten und zu Widerstand gegen
ten Umständen verloren. Schließlich wurden sieben          die Staatsgewalt aufzurufen. Ihre juristische Verfol-
Männer angeklagt, den Mord an Cáceres begangen             gung wird durch Straftatbestände wie die „Anstiftung

                                                                                                                            7
Atlas der Zivilgesellschaft Didaktisches Material für die Erwachsenenbildung - 18 88 Jahre
|   Bauernprotest gegen Vertreibung aus der Bajo Aguan-Region sowie gegen Klimawandel
    vor dem Nationalkongress von Honduras in Tegucigalpa am 2. Dezember 2010

zum Terrorismus“ erleichtert. Demnach macht sich
strafbar, wer die Bevölkerung mit irgendeiner Art von              Das gefährliche Leben von
Aktion in Angst versetzt. Mit dieser Generalklausel
lässt sich nahezu jegliche Form von Protest krimina-               Landrechtsverteidigern
lisieren. Für den Zeitraum von 2002 bis 2012 sind in               Der Einsatz gegen Unternehmen, die sich Land an-
Honduras mehr als 684 Fälle von Menschenrechtsver-                 eignen und die Umwelt verschmutzen, war nie gefähr-
teidigern und –verteidigerinnen dokumentiert, die we-              licher.
gen ihrer Arbeit strafrechtlich verfolgt wurden.
                                                                           202,7

Für die Betroffenen sind solche Verfahren mit enor-
men Belastungen verbunden, die häufig das Aus für
ihre Arbeit bedeuten. Sie müssen sich in einem Jus-                    142
tizsystem behaupten, das ihnen gegenüber feindlich
                                                                                        123
eingestellt ist und haben damit in der Regel weder Er-                                                                      103,3
fahrung noch das nötige Geld, um sich einen Rechts-
beistand zu nehmen. Die Brot für die Welt-Partneror-                                                     91
                                                                                                                           84
ganisation Centro de Investigación y Promoción de los                                                         48,65
Derechos Humanos (CIPRODEH) kümmert sich des-
halb um die rechtliche Begleitung und Unterstützung                                           9,113
der Betroffenen und kämpft so gegen die Kriminalisie-
rung von Aktivisten und Aktivistinnen.                             Brasilien       Honduras           Kolumbien       Philippinen

                                                                     Getötete Landrechtsverteidiger seit 2016
                                                                     Einwohner in Mio.

                                                                   Der Report „Defenders of the Earth“ der NGO Global Witness
                                                                   zeigt, dass 2016 jede Woche vier Menschen umgebracht wur-
                                                                   den, die ihr Land und die Natur gegen die Ausplünderung durch
                                                                   Bergbau, Holzfällerei oder Agrobusiness verteidigten.

8
Länderbeispiel Tschad
CIVICUS Einstufung: unterdrückt
                                                           Arbeitsanleitung
                                                           In diesem Länderbeispiel erfahren Sie etwas über
                                                           die massive Einengung der Zivilgesellschaft im
                                                           Tschad. Trotz der häufig bedrohlichen Situation en-
                Libyen                                     gagieren sich hier immer wieder Menschen dafür,
                                                           Unrecht und Gewalt zu überwinden.

                                                           Lesen Sie den Text anhand folgender Leitfragen:
                                                           •   Was erfahren Sie über die Gründe für die Einen-
     Niger
                 Tschad       Sudan                            gung (historisch, politisch, wirtschaftlich, sozial)?
                                                           •   Wie wirken sich die Einschränkungen konkret
                                                               aus?
    Nigeria                                                •   Gibt es internationale Interventionen von staat-
                                                               lichen Organisationen?
                       Zentralafrikanische
                       Republik                            •   Worin besteht der Beitrag von Brot für die Welt
             Kamerun                                           oder anderer nichtstaatlicher Organisationen?

                                                           Anregung zur Diskussion
                                                           Diskutieren Sie im Anschluss in Ihrer Gruppe darü-
                                                           ber, welche Möglichkeiten es gibt, sich für bedrohte
                                                           Menschen in anderen Ländern einzusetzen.

Aufrüsten gegen die Zivilgesellschaft
Der Tschad ist ein zentralafrikanischer Binnenstaat.
Er grenzt an Libyen, den Sudan, die Zentralafrika-
nische Republik sowie Kamerun, Niger und Nige-
ria. Seit den 1960er Jahren leidet die Bevölkerung
an immer wieder aufflammenden bewaffneten Kon-
flikten zwischen der Regierung und verschiedenen
Rebellengruppen.
                                                        Entwicklung im Tschad geht
Petrodollars helfen nicht bei Entwicklung
                                                        nicht voran
Der Optimismus im Tschad war groß, als die Welt-
bank im Juni 2000 grünes Licht für die Tschad-Kame-
                                                        HDI-Rang Tschad
run-Pipeline gab. Erst sie hat es dem Binnenland er-
möglicht, Erdöl in großen Mengen zu exportieren. Seit   166                 174
Beginn der Ölförderung 2003 hat der Verkauf rund
                                                                                              184               186
13 Milliarden US-Dollar in die Staatskasse gespült,
aber nicht zur Entwicklung des Landes beigetragen.                                                            0,396
                                                        HDI-Wert Tschad
                                                                          0,338             0,365
                                                        0,324
Der Tschad ist sogar noch weiter zurückgefallen im
Human Development Index (HDI). Der HDI ist ein
von den Vereinten Nationen aus vielen Faktoren wie
etwa Einkommen, Schulbildung oder Gesundheits-
versorgung gebildeter Vergleichsmaßstab für mensch-
liche Entwicklung. 1,0 stellt den höchsten erreichba-
ren Wert dar. Die zugrunde liegenden Daten stammen
aus dem Human Development Report 2016. Das Land
sank auf den drittletzten Platz.                          2002             2007               2012              2017

                                                                                                                       9
| Schülerproteste in N'Djamena 2007

Anti-Terrorgesetz                                         Die Definition von Terrorismus ist im Gesetz außer-
Die Ölmilliarden werden in weiten Teilen von dem          dem sehr weit gefasst und beinhaltet auch die „Stö-
seit 1990 regierenden Präsidenten Idriss Déby Itno        rung der öffentlichen Ordnung“. Dadurch kann das
und korrupten Mitgliedern seiner Familie kontrol-         Gesetz genutzt werden, um Oppositionelle und andere
liert. Déby kam nach einem Putsch gegen seinen Vor-       zivilgesellschaftliche Akteure unter dem Deckmantel
gänger Hissène Habré an die Macht, der mittlerweile       der Terrorabwehr in ihrer Meinungs- und Versamm-
als Kriegsverbrecher verurteilt ist. Von dessen Politik   lungsfreiheit zu beschneiden.
wollte er sich absetzen und demokratische Freihei-
ten garantieren. Die guten Vorsätze scheinen jedoch       Wenige Wochen vor der Wahl im April 2016, mit der
längst vergessen. Sein Regime agiert zunehmend re-        sich Präsident Déby seine fünfte Amtszeit sicherte,
pressiv und versucht, zivilgesellschaftlichen Protest     protestierten die Bewohnerinnen und Bewohner der
mit allen Mitteln zu unterbinden.                         Hauptstadt N’Djamena. Allerdings von zu Hause aus:
                                                          Trillerpfeifen und Trommeln schallten aus offenen
Von internationaler Seite muss Déby weder Einmi-          Fenstern und von den Balkonen, denn öffentliche De-
schung noch Kritik befürchten. Frankreich, Deutsch-       monstrationen hatte Déby verbieten lassen. Wer trotz-
land und die USA haben den Tschad zu einem wich-          dem auf die Straße ging, riskierte von Sicherheitskräf-
tigen Partner im Kampf gegen den islamistischen           ten auseinandergetrieben, verhaftet, gefoltert oder gar
Terror von Boko Haram erklärt. Innenpolitisch nutzt       getötet zu werden. Auch die Nutzung sozialer Medien
Déby die Terrormiliz ebenfalls. Im Juli 2015 verab-       wird von den Behörden systematisch überwacht und
schiedete die Nationalversammlung des Tschad ein          in politisch sensiblen Zeiten blockiert.
Anti-Terrorgesetz, das die Todesstrafe wieder einführ-
te ‒ nur ein halbes Jahr nach ihrer Abschaffung. Die      Partner von Brot für die Welt verhaftet
Zeit, innerhalb der inhaftierte Personen einem Richter    Im Juni 2015 wurde der Menschenrechtsaktivist und
vorgeführt werden müssen, wurde von 48 Stunden auf        Brot für die Welt-Partner Djéralar Miankeol verhaf-
30 Tage erhöht, und sie kann von der Staatsanwalt-        tet und zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. In
schaft zweimal verlängert werden.                         einem Radio-Interview hatte er von der Korruption

10
| Menschenrechtsaktivist Djéralar Miankeol im Jahr 2014

staatlicher Eliten im Zusammenhang mit Landraub
gesprochen. Nur wegen der schnellen Reaktion sei-
nes Unterstützerkreises in Deutschland, der sich ge-
meinsam mit Brot für die Welt und der deutschen Bot-
schaft im Tschad für ihn einsetzte, wurde er wieder
freigelassen.

Als Menschenrechtsorganisation setzt sich die Part-
nerorganisation von Brot für die Welt, die Ligue
Tschadienne de Droits de L’Homme (LTDH) im
Tschad für Menschenrechtsverteidiger, Oppositionel-
le und Journalisten ein. Die Organisation kämpft ge-
gen Straflosigkeit in Fällen gewaltsamen „Verschwin-
denlassens“ und tritt für rechtsstaatliche Zustände im
Tschad ein. Durch ihre Arbeit werden die Mitarbeiten-
den immer wieder selbst zum Ziel von Verfolgung und
gehen große persönliche Risiken ein. Das Projekt un-
terstützt deshalb Präventivmaßnahmen, die es Men-
schenrechtsverteidigern und Menschenrechtsvertei-
digerinnen im Tschad ermöglichen sollen, sich bei
akuter Gefahr von Verhaftung oder drohender Gewalt
in Sicherheit zu bringen.

                                                                                                             11
Länderbeispiel Aserbeidschan
CIVICUS Einstufung: unterdrückt
                                                                       Arbeitsanleitung
                                                                       In diesem Länderbeispiel erfahren Sie etwas über
                                                                       die massive Einengung der Zivilgesellschaft in Aser-
                      Russland                                         baidschan. Trotz der häufig bedrohlichen Situation
                                                                       engagieren sich hier immer wieder Menschen dafür,
       Georgien
                                                                       Unrecht und Gewalt zu überwinden.

           Armenien         Aserbaidschan
                                                                       Lesen Sie den Text anhand folgender Leitfragen:
       Türkei                                                          •   Was erfahren Sie über die Gründe für die Einen-
                                                                           gung (historisch, politisch, wirtschaftlich, sozial)?
                                                                       •   Wie wirken sich die Einschränkungen konkret
                                                                           aus?
                                                                       •   Gibt es internationale Interventionen von staat-
                                     Iran                                  lichen Organisationen?
                                                                       •   Worin besteht der Beitrag von Brot für die Welt
                                                                           oder anderer nichtstaatlicher Organisationen?

                                                                       Anregung zur Diskussion
                                                                       Diskutieren Sie im Anschluss in Ihrer Gruppe darü-
                                                                       ber, welche Möglichkeiten es gibt, sich für bedrohte
                                                                       Menschen in anderen Ländern einzusetzen.

Zivilgesellschaft im Exil                                          Aserbaidschan den Vorsitz des Europarats innehatte,
Die einstige Sowjetrepublik Aserbaidschan liegt zwi-               gab es eine beispiellose Repressionswelle gegen die lo-
schen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus. Seit                   kale NGO-Szene 1 . Die für Kapitaldelikte zuständige
1991 ist Aserbeidschan ein eigener Staat, der von Prä-             Abteilung der Generalstaatsanwaltschaft von Aser-
sident Ilcham Alijew regiert wird. Seine Strategie, das            baidschan nahm den sogenannten NGO-Case No.
internationale Ansehen Aserbaidschans durch gezielte               142006023 auf. Hunderte NGOs, die in den Bereichen
Gefälligkeiten aufzupolieren, wird „Kaviar Diploma-                Demokratie, Menschenrechte, Wahlbeobachtung,
tie“ genannt. Das despotisch regierte Aserbaidschan                Rechtsberatung und Medienfreiheit aktiv sind, wur-
wird dabei als fortschrittlicher Staat präsentiert, der            den zur Vernehmung vorgeladen, um die Mitarbeiten-
großen Wert auf Kultur und Gemeinwohl legt.                        den einzuschüchtern.

Auch Politikerinnen und Politiker erhalten Geld, Au-               Führende Aktivisten und Aktivistinnen, die es nicht
tos, teuren Schmuck oder bekommen Luxusreisen fi-                  rechtzeitig schafften, ins Ausland zu fliehen oder ihre
nanziert: Das internationale Recherchenetzwerk Or-                 Heimat nicht verlassen wollten, wurden unter faden-
ganized Crime and Corruption Reporting Project                     scheinigen Anschuldigungen festgenommen. Viele
(OCCRP) deckte auf, dass zahlreiche Abgeordnete                    von ihnen wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verur-
der parlamentarischen Versammlung des Europarats                   teilt. Doch eine PACE-Resolution zur Freilassung po-
(PACE) bestochen wurden, darunter auch zwei deut-                  litischer Gefangener in Aserbaidschan kam nicht zu-
sche Abgeordnete.                                                  stande, weil die Mehrzahl der Parlamentarier dagegen
                                                                   stimmte. Zwar ließ das Regime 2016 in einem symbo-
Trotz offensichtlicher Ungereimtheiten bezeichneten                lischen Akt einzelne der prominenteren Gefangenen
Abgeordnete die Wahl 2013 als „frei, fair und trans-               frei, viele blieben jedoch in Haft.
parent“. Im Jahr nach der Wahl, ausgerechnet als

1
    NGO: Non Governmental Organization ‒ deutsch NRO: Nichtregierungsorganisation

12
| Protest in Baku gegen mutmaßliche Wahlverstöße bei der Präsidentschaftswahl 2013

Drohender Ausschluss aus dem Europarat                      das lässt sich die Regierung einiges kosten. Im Juli
Weil sich Aserbaidschan konsequent weigert, Urtei-          2017 verkündete Präsident Alijew, mehr als 250 Jour-
le des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrech-          nalisten und Journalistinnen gratis Wohnungen zur
te, etwa zur Freilassung politischer Gefangener, um-        Verfügung zu stellen. Wenig überraschend ist dabei,
zusetzen, wurde im Oktober 2017 ein Verfahren zum           dass fast alle Begünstigten für regierungsnahe Medi-
Ausschluss des Landes aus dem Europarat eingeleitet.        en arbeiten. Unabhängige Medienschaffende werden
Das Verfahren wird zum ersten Mal in der Geschichte         dagegen seit 2014 wieder verstärkt juristisch verfolgt,
des Europarats angewendet. Lokale NGOs hoffen da-           stigmatisiert und über die sozialen Medien diffamiert.
rauf, dass Aserbaidschan im Europarat verbleibt, um
auf dieser Ebene weiterhin Druck gegen die Regierung        Rechtsschutz erschwert
ausüben zu können. Im Oktober 2018 finden in Aser-          In Anbetracht der massiven juristischen Verfolgung
baidschan Wahlen statt. Präsident Alijew wird alles         von Medienschaffenden und anderen zivilgesell-
daran setzen, sich eine vierte Amtszeit zu sichern, die     schaftlichen Akteuren in Aserbaidschan ist es äu-
seit einer Verfassungsänderung 2016 sieben Jahre be-        ßerst beunruhigend, dass das aserbaidschanische
trägt. Es wird mit einer erneuten Repressionswelle ge-      Parlament am 31. Oktober 2017 ein Gesetz verabschie-
gen diejenigen zivilgesellschaftlichen Akteure gerech-      det hat, nach dem nur noch bei der Anwaltskammer
net, die Wahlen kritisch beobachten.                        registrierte Anwälte vor Gericht auftreten dürfen. Das
                                                            Gesetz hat einschneidende Konsequenzen für den
Abweichende Meinungen unerwünscht                           Rechtsbeistand politisch Verfolgter. Denn Aserbaid-
Aserbaidschan rangiert auf Platz 162 von 180 Ländern        schan ist mit 900 bei der Anwaltskammer registrier-
im Pressefreiheits-Index von Reporter ohne Grenzen          ten Anwälten und Anwältinnen ein Land mit extrem
und liegt damit zwischen Staaten wie Ägypten und Li-        geringer Anwaltsdichte. Es gibt nur neun Anwälte pro
byen. Pressefreiheit existiert in dem Land also quasi       100.000 Einwohner. Der Durchschnitt in Europa liegt
nicht. Statt freier Medien haben Staatsfernsehen und        bei 165.
-presse das Monopol der Berichterstattung inne. Auch

                                                                                                                          13
| Der Oppositions-Journalist Afgan Mukhtarli vor seiner Anhörung im Gericht in Baku 2017

Journalisten auch im Exil gefährdet
Unter diesen Umständen bleibt vielen nur noch der
Gang ins Exil. Sie fliehen ins Nachbarland Georgien,
in die Ukraine, in die Niederlande oder nach Deutsch-
land. Bislang wähnten sich Aserbaidschans Regime-
kritiker im Ausland in relativer Sicherheit. Im Mai
2017 aber wurde der investigative Journalist Afgan
Mukhtarli in Georgien, wo er im Exil lebte, entführt
und in ein Gefängnis nach Baku verbracht.

Im Oktober 2017 traf es den Journalisten Fikret Hus-
eylni am Flughafen von Kiew. Der ehemalige Repor-
ter der regierungskritischen Zeitung Azadliq, der mitt-
lerweile die niederländische Staatsbürgerschaft hat,
wurde beim Einstieg in ein Flugzeug nach Düssel-
dorf festgenommen. Ihm droht die Auslieferung nach
Aserbaidschan.

14
Länderbeispiel Philippinen
CIVICUS Einstufung: beschränkt
                                                             Arbeitsanleitung
                                                             In diesem Länderbeispiel erfahren Sie etwas über
                                                             die massive Einengung der Zivilgesellschaft in Aser-
                                                             baidschan. Trotz der häufig bedrohlichen Situa-
                                                             tion engagieren sich hier immer wieder Menschen
                            Philippinen                      dafür, Unrecht und Gewalt zu überwinden.

                                                             Lesen Sie den Text anhand folgender Leitfragen:
                                                             •   Was erfahren Sie über die Gründe für die Einen-
                                                                 gung (historisch, politisch, wirtschaftlich, sozial)?
          Malaysia                                           •   Wie wirken sich die Einschränkungen konkret
                                                                 aus?
                                                             •   Gibt es internationale Interventionen von staat-
                                                                 lichen Organisationen?
                                                             •   Worin besteht der Beitrag von Brot für die Welt
             Indonesien                                          oder anderer nichtstaatlicher Organisationen?

                                                             Anregung zur Diskussion
                                                             Diskutieren Sie im Anschluss in Ihrer Gruppe darü-
                                                             ber, welche Möglichkeiten es gibt, sich für bedrohte
                                                             Menschen in anderen Ländern einzusetzen.

Mörderische Anti-Drogen-Kampagne                          das Kriegsrecht verhängt und immer wieder damit
Die südostasiatische Republik der Philippinen ist ein     gedroht, es auf das gesamte Gebiet der Philippinen
aus mehr als 7.000 Inseln bestehender Archipel im         auszudehnen. Wenn Kriegsrecht gilt, hat das philip-
westlichen Pazifischen Ozean. Er liegt östlich von Vi-    pinische Militär weitreichende Befugnisse, Menschen
etnam, nordöstlich von Malaysia und nördlich von          ohne richterlichen Beschluss festzunehmen, Räume
Indonesien. Von 1965 bis 1989 regierte Ferdinand E.       zu durchsuchen und Ausgangssperren zu verhängen.
Marcos erst als gewählter Präsident, ab 1972 als Dikta-
tor. Seit seinem Sturz sind die Philippinen wieder eine   Kritiker warnen, dass Duterte die Befugnisse zur Ver-
Präsidialrepublik. Die Demokratie des Landes bleibt       folgung von politischen Gegnern einsetzt und Zustän-
weiterhin labil.                                          de schafft, die dem vorhergehenden Marcos-Regime
                                                          ähneln. Darauf deutet auch seine brutale Anti-Drogen-
Kriegsrecht                                               Kampagne hin, die er kurz nach seiner Amtsübernah-
Seit Beginn der Anti-Drogen-Kampagne des im Juni          me am 1. Juli 2016 startete.
2016 gewählten Präsidenten Rodrigo Duterte haben
Sicherheitskräfte 7.000 Menschen umgebracht. Akti-        Dutertes Strafrechtsreformen
visten, die auf die dramatische Verschlechterung der      „Kill Bills“ nennen zivilgesellschaftliche Organisati-
Menschenrechtssituation seit seiner Amtsübernahme         onen die Strafrechtsreformen, mit denen Duterte sei-
aufmerksam machen, werden öffentlich bl0ßgestellt         nen Feldzug gegen die Drogen abzusichern sucht. Du-
und verfolgt.                                             terte strebt zum Beispiel die Wiedereinführung der
                                                          Todesstrafe an und will gleichzeitig die Strafmündig-
Anlässlich des Überfalls einer lokalen Gruppierung        keit absenken. Den Gesetzentwurf dazu hat das Un-
des sogenannten Islamischen Staats auf die Südinsel       terhaus des philippinischen Parlaments bereits ge-
Mindanao, hat Präsident Rodrigo Duterte dort 2017         billigt, nun muss nur noch der Senat zustimmen 2 .

2
    Stand 10.07.2018

                                                                                                                         15
| Anwohner und Demonstranten bei der Mahnwache für den erschossenen Kian Loyd delos Santos am 25.8.2017 in Caloocan,
  Metro-Manila, Philippinen. Der 17-Jährige wurde Opfer von Präsident Rodrigo Dutertes Drogenkrieg

Dann könnten auf den Philippinen künftig selbst                      Bedrohung von Menschenrechtsverteidigern
Neunjährige für den Import, die Herstellung oder den                 „Ihr seid die Nächsten“ ‒ mit dieser Drohung ver-
Handel mit Drogen mit dem Tod bestraft werden.                       sucht Duterte, Verteidiger und Verteidigerinnen von
                                                                     Menschenrechten einzuschüchtern, die öffentlich ge-
Außerdem sucht die Regierung nach Möglichkeiten,                     gen die hohe Zahl außergerichtlicher Hinrichtungen
wie sie Kritik in sozialen Medien verhindern kann. Im                im Krieg gegen die Drogen protestieren. Nach seiner
Juni 2017 legte sie einen Gesetzentwurf gegen „Fake                  Darstellung tragen sie Mitschuld am Drogenproblem,
News“ vor, der Haftstrafen von bis zu fünf Jahren für                weil sie durch ihre Kritik dessen effektive Bekämpfung
Personen vorsieht, die gezielt „falsche“ Informationen               verhindern. Konsequenterweise hat er nun die philip-
veröffentlicht haben. Auch demokratische Institutio-                 pinische Nationalpolizei beauftragt, Mitglieder von
nen werden systematisch geschwächt. Im September                     Menschenrechtsorganisationen zu erschießen, wenn
2017 verkündete der Haushaltsausschuss des philip-                   sie die Justiz im Zusammenhang mit der Anti-Drogen-
pinischen Parlaments, das jährliche Budget der Men-                  Kampagne behindern.
schenrechtskommission auf 16,40 Euro kürzen zu
wollen ‒ ein Angriff, der durch nationalen und inter-
nationalen Druck, unter anderem der EU, gerade noch
verhindert werden konnte.

16
| Protest gegen außergerichtliche Hinrichtungen in Metro-Manila 2017

Spaltung der Zivilgesellschaft                                    Landreform und dem Schutz natürlicher Ressourcen
Die Kritik an Duterte wird jedoch nicht von allen Tei-            verspricht ‒ Anliegen, für die zivilgesellschaftliche Or-
len der Zivilgesellschaft geteilt: Trotz massiver Men-            ganisationen seit Langem kämpfen.
schenrechtsverletzungen erfreut sich Duterte noch
immer großer Beliebtheit. Laut Umfragen von Soci-                 Menschenrechtsorganisation PhilRights
al Weather Stations, einem privaten Meinungsfor-                  Brot für die Welt fördert ein Projekt des Philippine Hu-
schungsinstitut in Manila, sind 78 Prozent der philip-            man Rights Information Center (PhilRights). In dem
pinischen Bevölkerung zufrieden mit ihm ‒ besonders               Projekt geht es darum, den Menschenrechtsschutz der
auf der Insel Mindanao, wo er kürzlich das Kriegs-                Betroffenen von Dutertes Anti-Drogen-Kampagne zu
recht verhängt hat.                                               fördern. Dazu sind umfangreiche Bildungsmodule
                                                                  vorgesehen, in denen die Betroffen darüber aufgeklärt
Auch als immer deutlicher wurde, dass die demokra-                werden, welche menschenrechtlichen Schutzgarantien
tischen Institutionen nach der Amtsübernahme abge-                für sie bestehen und wie sie diese wahrnehmen kön-
baut und geschwächt wurden, positionierten sich viele             nen. Außerdem soll gewährleistet werden, dass kein
NGOs nicht entschlossen dagegen3 . Ein Grund dürf-                Fall einer außergerichtlichen Hinrichtung in Verges-
te sein, dass Duterte sich geschickt als Vertreter des            senheit gerät, wofür beispielsweise eine App zur un-
armen, einfachen Volkes präsentiert und Fortschrit-               komplizierten Meldung von außergerichtlichen Hin-
te bei der Armutsreduzierung, der Umsetzung der                   richtungen entwickelt wurde.

3
    NGO: Non Governmental Organization ‒ deutsch NRO: Nichtregierungsorganisation

                                                                                                                                  17
Lösungskarte Amerika

                                                     Kanada

                                             Vereinigte Staaten
                                                von Amerika

                                                                                   Bahamas

                                          Mexiko                                                                       St. Kitts und Nevis
                                                                                    Kuba
                                                                                             Jamaika                   Antigua und Barbuda
                                                                                                                       Dominica
                                                                                             Dominik. Republik         St. Lucia
                                                                  Belize                                               St. Vincent und die
                                  Honduras
                                                                               Haiti                                   Grenadinen
                                                                                                                       Barbados
                                             Guatemala
                                                                                                                       Grenada
                                              El Salvador            Costa Rica                                        Trinidad und Tobago

                                                                                                       Guyana
                                                   Nicaragua                           Venezuela
                                                                                                             Surinam
                                                         Panama
                                                                             Kolumbien
                                                               Ecuador

                                      Galapagos Inseln

                                                                           Peru

                                                                                                           Brasilien

                                                                                           Bolivien

         offen      2,9 %                          1 Land                  Chile

                                                                                                                        Paraguay

     eingeengt                        55,9 % 19 Länder
                                                                                                                  Urugay
                                                                                             Argentinien

beschränkt                   29,4 %              10 Länder

unterdrückt          8,9 %                         3 Länder

geschlossen         2,9 %                          1 Land

 Länder, zu denen
  CIVICUS keine
    Daten erhebt

18
Lösungskarte Afrika

                                                                          Tunesien

                                 Marokko

                                                  Algerien                       Libyen
                                                                                                          Ägypten

   Kap Verde
                     Mauretanien
                                                                                                                                    Eritrea
                                           Mali
                                                                  Niger
      Senegal
                                                                                                            Sudan
                                                                                     Tschad                                               Djibouti

  Gambia                                Burkina
                                         Faso
                      Guinea
Guinea-Bissau
                                                               Nigeria
                                   Elfen-                                                                                  Äthiopien
      Sierra Leone                 bein-                                                                  Südsudan
                                          Ghana                                    Zentralafrikanische
                                   küste
                  Liberia                                                               Republik
                                                                     Kamerun
                                                       Benin
                                             Togo                                                                                      Somalia

                                             Sao Tomé
                                                                                 Kongo                         Uganda     Kenia
                                             und Príncipe
                                                                         Gabun
                                           Äquatorialguinea
                                                                                              DR Kongo                                  Ruanda

                                                                                                                                     Burundi
                                                                                                                                                     Seychellen
                                                                                                                     Tansania

                                                                                                                                              Komoren

                                                                                   Angola
                                                                                                                        Mosambik

                                                                                                   Sambia

                                                                                                                                                      Mauritius
                                                                                                          Simbabwe
                                                                                                                           Malawi

                                                                                               Botswana                                 Madagaskar         Réunion
                                                                                  Namibia

                offen       0%

                                                                                                                     Swasiland
       eingeengt                   18,9 %              10 Länder

                                                                                            Südafrika
                                                                                                                Lesotho
      beschränkt                       35,8 % 19 Länder

     unterdrückt                     30,2 %            16 Länder

     geschlossen               15,1 %                   8 Länder

      Länder, zu denen
       CIVICUS keine
         Daten erhebt

                                                                                                                                                           19
Lösungskarte Europa

     Island

                                                                       Schweden
                                                                                                    Finnland
                                                          Norwegen

                                                                                                      Estland

                                                Dänemark
                                                                                                       Lettland
                                       Niederlande                                                                          Russland
                                                                                                    Litauen
                                            Belgien
                  Irland
                                 Groß-                                                                        Belarus
                               britannien                                                 Polen
                                                               Deutschland

              Luxemburg
                                                                             Tschechien                                                          Moldavien
                                                                                                                        Ukraine
                                                                                           Slowakei
              Liechtenstein
                                                                       Österreich          Ungarn
                                       Frankreich          Schweiz
                        Andorra                                                SLO                      Rumänien
                                                                                     KRO
                                                                  Italien
                                                                                      B/H         Serbien                Kosovo

                                                                                                                           Mazedonien
                                                                               Montenegro                   Bulgarien

                                                      Monaco
                           Spanien
                                                                      San Marino
                                                                                                                                     Türkei

  Portugal
                                                                                       Albanien

                                                                            Malta     Griechenland

                                                                                                                            Zypern

                                                                                                                                         SLO: Slowenien
                                                                                                                                         KRO: Kroatien
                                                                                                                                         B/H: Bosnien-Herzegowina

          offen                                  41,3 %              19 Länder

  eingeengt                                            45,7%         21 Länder

beschränkt                    6,5 %                                    3 Länder

unterdrückt                   6,5 %                                    3 Länder

geschlossen            0%

 Länder, zu denen
  CIVICUS keine
    Daten erhebt

20
Lösungskarte Asien

     Kirgisistan                                                           Russland

       Usbekistan

            Tadschikistan
                                                       Kasachstan
               Turkmenistan
                                                                                            Mongolei
                      Georgien
                                                                                                                            Nord-
          Aserbaidschan                                                                                                     Korea
                      Armenien
                                                                                                                                          Japan
                    Libanon
                                                                                                  China
                                                         Afgha­-
                                 Irak           Iran
                                                         nistan
                                                                                                                          Süd-
               Syrien
                                                                                                                          Korea
               Palästina                                    Pakistan

                      Israel      Saudi-
                                 Arabien                Vereinigte          Indien
                    Jordanien                           Arabische                               Myan-
                                                        Emirate                                  mar
                                                                                                              Laos
                                                          Katar
                                                         Bahrain                                             Thailand
                                        Jemen
                                                         Kuwait                                              Kambodscha
                                         Oman                                                                                     Philippinen
                                                                                                             Vietnam
                                                                                                            Malaysia
                                                                     Sri Lanka
                                                                                                            Brunei
                                                                                         Bangladesch
                                                           Malediven
                                                                                      Bhutan

                                                                                 Nepal

                                                                                               Indonesien

                                                                                                                                  Osttimor
                                                                                                             Singapur

         offen        0%

  eingeengt             4,4 %                                 2 Länder

beschränkt                                 42,2 %            19 Länder

unterdrückt                      26,7 %                     12 Länder

geschlossen                      26,7 %                     12 Länder

 Länder, zu denen
  CIVICUS keine
    Daten erhebt

                                                                                                                                                21
Lösungskarte Ozeanien
                                                                                    Marshall-Inseln

                                                               Föderierte Staaten
                                                               von Mikronesien
                                         Palau

                                                                                       Nauru
                                                     Papua-Neuguinea

                                                                        Salomonen

                                                                                                      Tuvalu

                                                                                                               Samoa

                                                                       Vanuatu            Fidschi

                                                                                                               Tonga

                          Australien

                                                                          Neuseeland

         offen       14,3 %                       2 Länder

     eingeengt                         71,4 %    10 Länder

beschränkt           14,3 %                       2 Länder

unterdrückt         0%

geschlossen         0%

 Länder, zu denen
  CIVICUS keine
    Daten erhebt

22
Blankokarte Amerika (bitte auf DIN A3 hochkopieren)

                                        Kanada

                                 Vereinigte Staaten
                                    von Amerika

                                                                       Bahamas

                            Mexiko                                                                     St. Kitts und Nevis
                                                                        Kuba
                                                                                 Jamaika               Antigua und Barbuda
                                                                                                       Dominica
                                                                                 Dominik. Republik     St. Lucia
                                                      Belize                                           St. Vincent und die
                      Honduras
                                                                   Haiti                               Grenadinen
                                                                                                       Barbados
                                 Guatemala
                                                                                                       Grenada
                                  El Salvador            Costa Rica                                    Trinidad und Tobago

                                                                                           Guyana
                                      Nicaragua                            Venezuela
                                                                                               Surinam
                                           Panama
                                                                 Kolumbien
                                                  Ecuador

                        Galapagos Inseln

                                                               Peru

                                                                                               Brasilien

                                                                               Bolivien

                                                               Chile

                                                                                                           Paraguay

                                                                                                     Urugay
                                                                                 Argentinien

                                                                                                                       23
Blankokarte Afrika (bitte auf DIN A3 hochkopieren)

                                                                        Tunesien

                               Marokko

                                                Algerien                       Libyen
                                                                                                        Ägypten

   Kap Verde
                     Mauretanien
                                                                                                                                  Eritrea
                                         Mali
                                                                Niger
      Senegal
                                                                                                          Sudan
                                                                                   Tschad                                               Djibouti

  Gambia                                Burkina
                                         Faso
                      Guinea
Guinea-Bissau
                                                             Nigeria
                                   Elfen-                                                                                Äthiopien
      Sierra Leone                 bein-                                                                Südsudan
                                          Ghana                                  Zentralafrikanische
                                   küste
                Liberia                                                               Republik
                                                                   Kamerun
                                                     Benin
                                           Togo                                                                                      Somalia

                                           Sao Tomé
                                                                               Kongo                         Uganda     Kenia
                                           und Príncipe
                                                                       Gabun
                                         Äquatorialguinea
                                                                                            DR Kongo                                  Ruanda

                                                                                                                                   Burundi
                                                                                                                                                   Seychellen
                                                                                                                   Tansania

                                                                                                                                            Komoren

                                                                                 Angola
                                                                                                                      Mosambik

                                                                                                 Sambia

                                                                                                                                                    Mauritius
                                                                                                        Simbabwe
                                                                                                                         Malawi

                                                                                             Botswana                                 Madagaskar         Réunion
                                                                                Namibia

                                                                                                                   Swasiland

                                                                                          Südafrika
                                                                                                              Lesotho

    24
Blankokarte Europa (bitte auf DIN A3 hochkopieren)

   Island

                                                                    Schweden
                                                                                                 Finnland
                                                       Norwegen

                                                                                                   Estland

                                             Dänemark
                                                                                                    Lettland
                                    Niederlande                                                                          Russland
                                                                                                 Litauen
                                         Belgien
                Irland
                              Groß-                                                                        Belarus
                            britannien                                                 Polen
                                                            Deutschland

            Luxemburg
                                                                          Tschechien                                                          Moldavien
                                                                                                                     Ukraine
                                                                                        Slowakei
            Liechtenstein
                                                                    Österreich          Ungarn
                                    Frankreich          Schweiz
                      Andorra                                               SLO                      Rumänien
                                                                                  KRO
                                                               Italien
                                                                                   B/H         Serbien                Kosovo

                                                                                                                        Mazedonien
                                                                            Montenegro                   Bulgarien

                                                   Monaco
                         Spanien
                                                                   San Marino
                                                                                                                                  Türkei

  Portugal
                                                                                    Albanien

                                                                         Malta     Griechenland

                                                                                                                         Zypern

                                                                                                                                      SLO: Slowenien
                                                                                                                                      KRO: Kroatien
                                                                                                                                      B/H: Bosnien-Herzegowina

                                                                                                                                                     25
Blankokarte Asien (bitte auf DIN A3 hochkopieren)

Kirgisistan                                                           Russland

  Usbekistan

       Tadschikistan
                                                  Kasachstan
         Turkmenistan
                                                                                       Mongolei
                 Georgien
                                                                                                                       Nord-
     Aserbaidschan                                                                                                     Korea
                 Armenien
                                                                                                                                     Japan
               Libanon
                                                                                             China
                                                    Afgha­-
                            Irak           Iran
                                                    nistan
                                                                                                                     Süd-
         Syrien
                                                                                                                     Korea
         Palästina                                     Pakistan

                 Israel      Saudi-
                                                   Vereinigte          Indien
                            Arabien
              Jordanien                            Arabische                               Myan-
                                                   Emirate                                  mar
                                                                                                         Laos
                                                     Katar
                                                    Bahrain                                             Thailand
                                   Jemen
                                                    Kuwait                                              Kambodscha
                                    Oman                                                                                     Philippinen
                                                                                                        Vietnam
                                                                                                       Malaysia
                                                                Sri Lanka
                                                                                                       Brunei
                                                                                    Bangladesch
                                                      Malediven
                                                                                 Bhutan

                                                                            Nepal

                                                                                          Indonesien

                                                                                                                             Osttimor
                                                                                                        Singapur

26
Blankokarte Ozeanien (bitte auf DIN A3 hochkopieren)

                                                                   Marshall-Inseln

                                              Föderierte Staaten
                                              von Mikronesien
                            Palau

                                                                      Nauru
                                    Papua-Neuguinea

                                                       Salomonen

                                                                                     Tuvalu

                                                                                              Samoa

                                                      Vanuatu            Fidschi

                                                                                              Tonga

               Australien

                                                         Neuseeland

                                                                                                      27
70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

     Wir mischen uns
      mit Recht ein.

Auch 70 Jahre nach Verabschiedung der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
können viele ihre Rechte nicht wahrnehmen.
Gemeinsam setzen wir uns für eine Stärkung
der Menschenrechte weltweit ein.
brot-fuer-die-welt.de/menschenrechte
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