Theater der Welt 2023 Programmdirektion Leitfaden für Bewerber:innen - Juni bis 16. Juli 2023

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Theater der Welt 2023

Programmdirektion
Leitfaden für Bewerber:innen

29. Juni bis 16. Juli 2023
Theater der Welt 2023
Programmdirektion
Leitfaden für Bewerber:innen
29. Juni bis 16. Juli 2023

         Herzlichen Dank für Ihr Interesse am Festival T heater der Welt 2023 in Frank-
         furt-Offenbach, Deutschland. Dieser Leitfaden enthält Informationen über das
         Festival und seine Veranstalter, die Rolle der Programmdirektion und wie Sie
         sich für diese Stelle bewerben können. Er gibt Ihnen Hintergrundinformationen
         über die Besonderheiten des Festivals im Allgemeinen und seiner Standorte im
         Besonderen.

                                                   Die Veranstalter von T heater der Welt 2023

         Inhaltsverzeichnis

         1. WAS IST THEATER DER WELT?                                                         3

         2. THEATER DER WELT 2023 –
         KONTEXT UND VORAUSSETZUNGEN                                                          4
            2.1. Städtischer Kontext – Frankfurt-Offenbach                                    4
            2.2. Prof ile der Veranstalter und Mitveranstalter von
                T heater der Welt 2023                                                        6
            2.3. Internationalität und V ielfalt                                             10
            2.4. Mögliche Zielgruppen                                                        10
            2.5. Nachhaltigkeit                                                              12
            2.6. Finanzieller Kontext von T heater der Welt 2023                             13

         3. PROGRAMMDIREKTION THEATER DER WELT 2023                                          14
            3.1. Wer kann sich bewerben?                                                     14
            3.2. Rolle und Verantwortlichkeiten der Programmdirektion                        15

         4. AUSWAHLVERFAHREN                                                                 17
         5. WEITERE INFORMATIONEN                                                            19
            5.1. Links   		                                                                  19
            5.2. Kontakt und Rückfragen                                                      19

                                                            Zuletzt geändert am 1. Dezember 2020

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Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         1. WAS IST THEATER DER WELT?

         Theater der Welt ist eines der weltweit wichtigsten Festivals für zeitgenössi-
         sches Theater und Performance. Es wurde 1981 vom deutschen Zentrum des
         Internationalen Theaterinstituts (ITI) im Anschluss an das ITI-Festival Theater
         der Nationen (1979) gegründet. Es findet alle zwei bis drei Jahre in einer anderen
         deutschen Stadt statt und präsentiert über einen Zeitraum von etwa zweieinhalb
         Wochen bahnbrechende Aufführungen und Entwicklungen des Theaters aus aller
         Welt einem regionalen, nationalen und internationalen Publikum.

         Für jede Ausgabe vergibt das ITI die Leitung und das Management des Festivals
         an ein oder mehrere Theater in der ausgewählten Stadt oder Region. Die zwei-
         te Ausgabe von Theater der Welt fand 1985 in Frankfurt am Main statt. Andere
         ausrichtende Städte waren bisher: Köln (1981), Stuttgart (1987 & 2005), Ham-
         burg (1989 & 2017), Essen (1991), München (1993), Dresden (1996), Berlin
         (1999), Halle/Saale (2008) und Mannheim (2014). Im Jahr 2002 fand das Festival
         gleichzeitig in Köln, Bonn, Düsseldorf und Duisburg statt, 2010 in Essen und Mül-
         heim an der Ruhr. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die Ausgabe 2020 in
         Düsseldorf auf 2021 verschoben.

         Seit 1996 hat sich die Programmdirektion von Theater der Welt mit jeder
         Ausgabe des Festivals geändert.

         Für die Ausgabe 2023 wurde die Ausrichtung von Theater der Welt durch das
         deutsche Zentrum des ITI erstmals öffentlich ausgeschrieben. Mit ihrer gemeinsa-
         men Bewerbung wurden die beiden Städte Frankfurt am Main und Offenbach am
         Main aus vier Bewerbern als nächste Gastgeberinnen ausgewählt.
         Ebenfalls zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals werden drei gleichbe-
         rechtigte Partner aus unterschiedlichen Bereichen der Kulturarbeit als Festival-
         veranstalter zusammenarbeiten: ein Repertoire- und Ensembletheater, ein inter-
         nationales Produktionshaus für freie darstellende Künste und ein Museum, das
         für ein innovatives Verständnis von Kunst, Design, Mode und Performance steht.
         Das Schauspiel Frankfurt, das Künstlerhaus Mousonturm und das Museum An-
         gewandte Kunst werden das Festival Theater der Welt 2023 gemeinsam verant-
         worten.

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Theater der Welt 2023
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         2. THEATER DER WELT 2023:
         KONTEXT UND VORAUSSETZUNGEN

         2.1. Städtischer Kontext: Frankfurt-Offenbach

         Theater der Welt 2023 wird in zwei benachbarten Städten stattfinden: Frankfurt
         am Main und Offenbach am Main. Die beiden Städte bilden einen gemeinsamen
         Stadtraum. Obwohl aus historischen Gründen administrativ und politisch ge-
         trennt, sind sie auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene miteinander verwoben.
         Die jeweiligen Stadtzentren (Hauptwache Frankfurt und Marktplatz Offenbach)
         sind mit der S-Bahn (5 Haltestellen) nur 10 Minuten voneinander entfernt, wäh-
         rend der Radweg entlang des Mains werktags eine der meistbefahrenen Strecken
         für Pendler zwischen Offenbach und Frankfurt ist. Zusammenfassend lässt sich
         sagen, dass die beiden Städte im Alltag vieler Bürger:innen der Region als eine
         Stadt erlebt werden.

         Der Ballungsraum Frankfurt-Offenbach spricht Bände über die wirtschaftlichen
         Bedingungen in Deutschland und ihre globalen Verknüpfungen im 21. Jahrhun-
         dert. Er ist daher ein idealer Resonanzraum für ein Festival wie Theater der Welt.
         Als ehemalige Industriestadt mit 128.000 Einwohnern kämpft Offenbach am
         Main noch immer mit dem Ruf, ein Vorstadtghetto von Frankfurt zu sein. Den bru-
         talistischen Betonbauten in der Innenstadt und dem größtenteils menschenleeren
         Hauptbahnhof Offenbachs stehen die glänzenden Hochhäuser in der Frankfurter
         Innenstadt gegenüber, die zweifelsohne den Inbegriff des finanziellen Reich-
         tums der Stadt und ihrer Größe (747.000 Einwohner:innen plus 300.000 tägliche
         Pendler:innen) darstellen.

         Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass in beiden Städten prosperie-
         rende Entwicklungsfelder neben Problemzonen liegen. Mit der Hochschule für
         Gestaltung (HfG Offenbach), die zu den avanciertesten Einrichtungen ihrer Art
         in Europa zählt, und 3.000 entsprechenden Unternehmen ist Offenbach am
         Main eines der wichtigsten Design-Cluster in Deutschland und eine wachsende
         Drehscheibe für die Kreativwirtschaft. Auch der Dienstleistungssektor ist groß.
         Frankfurt am Main hingegen ist nicht nur als globale Bankenmetropole bekannt,
         sondern beherbergt auch eine Drogenszene, die rund um den Hauptbahnhof
         angesiedelt ist und in letzter Zeit wieder wächst. Stadtteile im Osten wie Fechen-
         heim ringen um neue, postindustrielle Bestimmungen. Trotz der historischen und

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         aktuellen Unterschiede, die auch auf ihre jeweilige Größe und finanzielle Situation
         zurückzuführen sind, werden beide Städte durch weit mehr Themen miteinander
         verbunden denn getrennt.

         Frankfurt-Offenbach ist eine Drehscheibe in der Mitte Westeuropas und gleich-
         zeitig einer der größten Transiträume des Kontinents. Mit der Börse, der Euro-
         päischen Zentralbank und der Deutschen Bundesbank ist er nicht nur eines der
         wichtigsten Finanz- und Luftverkehrszentren der Welt, sondern besitzt auch den
         größten Frachtflughafen Europas, das größte europäische Autobahnkreuz und
         den größten Internetknotenpunkt der Welt. Darüber hinaus liegt die Rhein-Main-
         Metropole am europäischen Bahnkorridor Italien –BeNeLux und an der einzigen
         schiffbaren Verbindung zwischen dem Norden und Süden Europas. Mobilität, Zu-
         und Abwanderung gehören zur DNA der Region und sind ebenso feste Bestand-
         teile des täglichen Lebens ihrer Bürger:innen.

         Frankfurt und Offenbach wachsen stetig; dies gilt insbesondere für die Bevölke-
         rungsteile mit Migrationshintergrund. Mit migrantischen Bevölkerungsanteilen
         von 63% (Offenbach am Main) bzw. 54% (Frankfurt am Main) ist Frankfurt-Of-
         fenbach einer der kosmopolitischsten Ballungsräume in Deutschland mit Men-
         schen aus 177 verschiedenen Nationen. Offenbach gilt als „Arrival City“ (so auch
         der Titel der spektakulären Ausstellung über Offenbach am Main im Deutschen
         Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig 2016), als erster Ankunftsort und
         -hafen, den viele der hier anlandenden Arbeitsmigrant:innen sobald wie finanziell
         möglich wieder verlassen, in der Hoffnung auf bessere Perspektiven anderswo.
         Doch auch Frankfurt am Main zeichnet sich durch eine starke Bevölkerungs-
         fluktuation aus. Alle 15 Jahre tauscht sich die Hälfte der Frankfurter Bevölkerung
         vollständig aus. Offenbach verfügt über eine ähnliche Rate. Die überwiegende
         Mehrheit der übrigen, sesshafteren fünfzig Prozent, die sich dauerhaft in Frank-
         furt-Offenbach aufhalten, besitzt keinen deutschen Pass.

         Diese Realität hat die Erzählung von einer homogenen und dominierenden bür-
         gerlichen Gemeinschaft, die lange Zeit das vorherrschende Bild von Frankfurt
         prägte, zur Fiktion gemacht. In beiden Städten gibt es längst keine so genannte
         Mehrheitsgesellschaft mehr, denn alle Bürger:innen sind Teil einer Minderheit
         oder verschiedener Minderheiten, die sich abgrenzen, ineinander übergehen, ihr
         Zusammenleben aushandeln und immer wieder neu definieren. Dabei spielen die
         wirtschaftlichen Lebensrealitäten eine entscheidende Rolle. Das Lohngefälle ist in
         beiden Städten groß, und der Wohnungsmarkt ist eng und teuer.

         Vor diesem Hintergrund sind Begriffe wie Internationalität und Interkulturalität
         ständig in Frage gestellt. „Expats“ aus meist anderen westlichen Ländern wer-

                                                                                               5
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         den von ihren Unternehmen und Finanzinstitutionen in die Region entsandt oder
         bewerben sich aus dem Ausland bei einer der internationalen Institutionen, wie
         z.B. der Europäischen Zentralbank (EZB). Oft pendeln sie wöchentlich zwischen
         Frankfurt am Main und anderen internationalen Städten. Gleichzeitig sind Wan-
         derarbeiter:innen und Flüchtlinge, die im Niedriglohnsektor in Frankfurt-Offen-
         bach arbeiten, aufgrund ihres Passes, ihres Aufenthaltsstatus‘ und ihrer finan-
         ziellen Situation viel weniger in der Lage, sich einfach zwischen verschiedenen
         Ländern und Kontexten zu bewegen als andere oder dürfen überhaupt nicht
         mobil sein.

         Der Stadtraum von Offenbach-Frankfurt ist ein gutes Beispiel dafür, wie lokale
         und globale Realitäten auf vielfältige Weise ineinandergreifen. Lokale Urbanität
         wird globalisiert und das Globale wird lokal. Jeder muss ständig darüber verhan-
         deln, was es bedeutet, an diesem Ort zu leben. Gemeinsame, homogenere For-
         men des städtischen Selbstbewusstseins haben sich als obsolet erwiesen, eben-
         so wie ihre kulturellen und künstlerischen Repräsentationen. Daher setzt sich in
         Frankfurt-Offenbach auf kultureller Ebene zunehmend ein neues, umfassenderes
         und tieferes Verständnis von Vielfalt und den damit verbundenen Konzepten und
         Programmen sowie vom notwendigen Strukturwandel in den Institutionen und
         zivilgesellschaftlichen Organisationen selbst durch. Mit einem breiten Spektrum
         alternativer oder subkultureller Angebote bereichern diese Kulturträger dauerhaft
         oder temporär einen Stadtraum, der über eine der reichsten Kulturlandschaften
         Deutschlands verfügt.

         2.2. Prof ile der Veranstalter und Mitveranstalter von
         T heater der Welt 2023

         Erstmals in der Geschichte des Festivals sind für Theater der Welt ein Repertoire-
         und Ensembletheater (Schauspiel Frankfurt), ein internationales Produktionshaus
         für freie darstellende Künste (Künstlerhaus Mousonturm) und ein Museum, das
         für ein innovatives Verständnis von Kunst, Design und Mode steht (Museum An-
         gewandte Kunst), als gleichberechtigte Partner und Veranstalter verantwortlich.
         Das Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach wird den drei Veranstaltern
         als assoziierter Partner zur Seite stehen.

         Mousonturm Intendant Matthias Pees, Schauspielintendant Anselm Weber
         und Museumsdirektor Matthias Wagner K haben gemeinsam die Intendanz
         von Theater der Welt 2023 inne.

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         Gemeinsam mit ihren Teams werden sie die Konzeption, Planung und Durchfüh-
         rung des Festivals begleiten. Die Veranstalter werden nicht nur ihre Spielstätten
         und Strukturen für Theater der Welt 2023 öffnen, sondern sich auch um einen
         inspirierenden und nachhaltigen Austausch mit der Programmdirektion des Festi-
         vals bemühen, der auf die Lebensrealitäten in Frankfurt-Offenbach und die spezi-
         fischen Profile der gastgebenden Organisationen eingeht und diese erweitert.

         Die Profile aller (Mit-)Veranstalter von Theater der Welt 2023 sind tief geprägt
         von ihrer Verortung im kulturell vielfältigen Stadtraum von Frankfurt-Offenbach.
         Sie alle verstehen sich als offene Plattformen für künstlerische Experimente und
         öffentliche Debatten, die sich aus den komplexen Abhängigkeiten von lokalen Ar-
         tikulationen und globalen Entwicklungen speisen. Das Schauspiel Frankfurt, das
         Künstlerhaus Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst und das Offenbacher
         Amt für Kulturmanagement verbinden in ihren spezifischen Tätigkeitsfeldern die
         Expertise lokaler und internationaler Entwicklungen mit hohen künstlerischen An-
         sprüchen.

         Das Künstlerhaus Mousonturm ist ein internationales Produktionshaus, das im
         Verbund mit sechs weiteren Häusern in Deutschland und in einem Netzwerk vie-
         ler internationaler Partner performative Arbeiten sowohl von in Frankfurt leben-
         den Künstler:innen als auch von international renommierten unabhängigen Thea-
         terschaffenden und Kollektiven produziert und präsentiert. Seine Produktionen
         werden mit großem Erfolg in der ganzen Welt gezeigt. Der Mousonturm war einst
         das Hauptgebäude einer berühmten Seifenfabrik und bei seiner Errichtung 1922
         das erste Hochhaus Frankfurts; 1988 wurde er in ein Kulturzentrum umgewan-
         delt. Zeitgenössischer Tanz und Choreografie, Performance und innovative For-
         men des internationalen Theaters von Regisseur:innen, Autor:innen und Schau-
         spieler:innen aus dem nicht-deutschsprachigen Raum prägen das Programm des
         Mousonturms und bringen so dem Frankfurter Publikum ungewohnte ästhetische
         Ausdrucksformen und radikale politische Handlungsansätze näher. Assoziierte
         Künstler:innen des Künstlerhaus Mousonturm sind Jetse Batelaan, Eisa Jocson,
         Dieudonné Niangouna, Mats Staub und Akira Takayama; Künstler:innen und
         Gruppen, die regelmäßig mit dem Mousonturm arbeiten sind Marcio Abreu, Lola
         Arias, Bruno Beltrão, Guillermo Calderón, Boyzie Cekwana, Cena 11, Steven
         Cohen, Marcelo Evelin, Forced Entertainment, Gob Squad, Florentina Holzinger,
         Christiane Jatahy, Anne Teresa de Keersmaeker, Amir Reza Koohestani, Angélica
         Liddell, LIGNA, Faustin Linyekula, Living Dance Studio, Lina Majdalanie, Mapa
         Teatro, Dana Michel, Marlene Monteiro Freitas, Leonardo Moreira, Nástio Mosqui-
         to, Rabih Mroué, Kornél Mundruczó, Nature Theater of Oklahoma, Needcompany,
         Toshiki Okada, Mariano Pensotti, Philippe Quesne, Nuno Ramos, Milo Rau, Anta
         Helena Recke, Rimini Protokoll, Lia Rodrigues, She She She Pop und viele an-
                                                                                             7
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         dere. Neben seinem Programm für darstellende Künste bietet der Mousonturm
         eine Reihe internationaler Konzerte und lädt Künstler:innen und Publikum ein, die
         Stadt und die Metropolregion als Bühne und Raum für künstlerische Interventio-
         nen zu erkunden.

         Das Schauspiel Frankfurt ist ein städtisches Repertoiretheater, das Aufführungen
         für die Region produziert und dabei häufig mit internationalen freien Regisseur:in-
         nen und künstlerischen Teams wie u.a. Mateja Koležnik, Saar Magal, Miloš Lolić
         oder Luc Perceval zusammenarbeitet. Das Theater verfügt über ein festes En-
         semble von 27 Schauspieler:innen und führt pro Spielzeit an vier Spielorten etwa
         zwanzig neue Produktionen auf, die sowohl klassische Stücke als auch zeitgenös-
         sische neue Dramatik und interdisziplinäre Arbeit präsentieren. Seine Abteilung
         „Junges Schauspiel“ arbeitet in Theaterlabors, offenen Workshops und Produk-
         tionen mit rund 500 jungen Menschen im Jahr direkt zusammen. Gemeinsam
         mit dem Künstlerhaus Mousonturm ermöglicht und koproduziert das Schauspiel
         Frankfurt an seinem Spielort „Bockenheimer Depot“ auch internationale Produkti-
         onen freier Künstler:innen, darunter die Uraufführungen von Out of Order von Tim
         Etchells/Forced Entertainment im Jahr 2018, Chinchilla Arschloch waswas von
         Helgard Haug/Rimini Protokoll im Jahr 2019 und Burt Turrido. An Opera von Pa-
         vol Liska und Kelly Copper/Nature Theatre of Oklahoma, geplant für Januar 2021.
         Viele freie Theaterschaffende aus Frankfurt und der Region waren eingeladen, an
         All our Futures teilzunehmen, einem dreijährigen kulturellen Bildungs- und Ver-
         mittlungsprojekt mit 180 Jugendlichen in vier verschiedenen Vorstadtbezirken
         von Frankfurt (2017-2020). Brennende soziale und politische Themen stehen im
         Fokus der aktuellen Saison. Themen wie Rassismus und Antisemitismus werden
         durch spezifische künstlerische Produktionen, Gesprächsreihen, Podiumsdiskus-
         sionen, Vorträge und einem Symposium aufgegriffen. Das Schauspiel Frankfurt
         bildet zusammen mit der Oper Frankfurt die Städtischen Bühnen. Beide Theater
         residieren im selben Nachkriegsgebäude am zentralen Frankfurter Willy-Brandt-
         Platz, zwischen Hauptbahnhof und Handelszentrum der Stadt.

         Das Museum Angewandte Kunst nimmt seit seiner Wiedereröffnung im Jahr
         2013 eine Vorbildfunktion für zeitgenössische Museumskonzepte ein, indem
         es neue Perspektiven, Ansätze und Strategien im Umgang mit den vorhande-
         nen Sammlungen und dem daraus gewonnenen Wissen verhandelt. Mit seinen
         thematischen Ausstellungen wie Under Arms. Fire & Forget 2 oder Contempo-
         rary Muslim Fashions, mit Performances und Kollaborationen hat es sich zu einer
         Plattform für öffentliche Reflexivität und Aushandlungsprozesse entwickelt – zu
         einem urbanen Treffpunkt für sinnliche Denk- und Erfahrungsräume, für Per-
         formatives, Gespräche und Diskussionen. Ein vierwöchiges Gastspiel des Sámi
         National Theatre Beaivváš (SNTB) mit der Deutschlandpremiere Johan Turi im
         Rahmen der Ausstellung House of Norway, die Uraufführung von Julian Barnes‘
                                                                                               8
Theater der Welt 2023
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         Vom Ende einer Geschichte, Performances im Rahmen von The Fashion Film
         Effect und Lara protects me – eine georgische Erzählung, das wissenschaft-
         lich-künstlerische Projekt Sense of Doubt. Gegen das Vergessen mit der Video-
         kunstausstellung memórias inapagáveis über kulturelle, soziale und politische
         Konstruktionen von Erinnerungen als Machterzählungen sind nur einige Beispiele
         für die interdisziplinäre, vernetzte Arbeit des Museums. Das Museum Angewand-
         te Kunst wurde von Richard Meier im Zentrum des berühmten Frankfurter Mu-
         seumsufers am Südufer des Mains errichtet. Durch seine Glasfassaden ist es auf
         fast allen Ebenen seiner rund 4000m² Ausstellungsfläche lichtdurchflutet. Diese
         Fläche wird für Theater der Welt 2023 ebenso zur Verfügung stehen wie der
         umliegende Metzlerpark.

         Das Amt für Kulturmanagement ist der wichtigste Vermittler und Förderer von
         Kultur und Kunst in Offenbach. Es konzipiert und organisiert zusammen mit ver-
         schiedenen institutionellen und freien Partnern in der Stadt regelmäßig innova-
         tive Projekte und Aktivitäten in den Bereichen Bildende und Darstellende Kunst,
         Literatur und Musik. Das jährliche Programm kunstansichten und das Musikfes-
         tival Riviera haben in der gesamten Metropolregion Anerkennung gefunden. Alle
         Projekte werden von dem Wunsch geleitet, die in der Stadt vorhandenen unter-
         schiedlichen Kulturen als kreative Triebkraft zu nutzen und kulturelle Veranstal-
         tungen von hoher Qualität zu etablieren, trotz des Mangels an Ressourcen und
         großen Kultureinrichtungen in der Stadt.

         Alle (Mit-)Veranstalter von Theater der Welt 2023, die in verschiedenen Berei-
         chen von Kunst und Kultur tätig sind, wollen die Aufmerksamkeit auf die Wech-
         selwirkungen zwischen künstlerischen und sozioökonomischen Bereichen sowie
         zwischen lokalen Entwicklungen und denen in anderen Teilen der Welt lenken.
         Sie bilden Plattformen in einem internationalen städtischen Kontext, um bren-
         nende zeitgenössische Themen wie kulturelle Identität, Gender, Nachhaltigkeit,
         Politik und Gleichberechtigung künstlerisch zu diskutieren und zu verhandeln;
         insbesondere solche, die in bestimmten politischen und sozialen Kontexten nicht
         mehr geäußert werden können, da sie sich mit der Komplexität der heutigen Ge-
         sellschaft auseinandersetzen und sich einem vereinfachenden Verständnis von
         Konzepten des Nationalstaats und nationaler Identität, einschließlich einer (deut-
         schen) Leitkultur widersetzen. Im Verhandeln von Formen, Normen und Ideen
         setzen die Veranstalter im Austausch mit den unterschiedlichen Publikumsgrup-
         pen und ihren Kulturen, die Frankfurt und Offenbach repräsentieren, auf ein Mehr
         an Differenzierungen, ein Mehr an Ideen und ein Mehr an gedanklicher Tiefe.
         Das Schauspiel Frankfurt, das Künstlerhaus Mousonturm, das Museum Ange-
         wandte Kunst und das Amt für Kulturmanagement Offenbach sind damit gut vor-
         bereitet für ein gemeinsames Projekt wie Theater der Welt 2023.

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Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         2.3. Internationalität und Diversität

         Ausgehend von der Realität des Stadtraums Frankfurt-Offenbach und vom eige-
         nen Profil sind die Veranstalter und Ko-Veranstalter daran interessiert, gemein-
         sam mit der Programmdirektion von Theater der Welt 2023 die Begriffe Interna-
         tionalität und Diversität zu befragen; Begriffe, die in den vielfältigen Arenen der
         heutigen Gesellschaft diskutiert werden, die es zu verteidigen, neu zu bewerten
         und neu zu gestalten gilt. Insbesondere in Bezug auf die Politik der Repräsenta-
         tion und Visualisierung, die tief mit strukturellem Rassismus, Kolonialismus und
         Totalitarismus sowie mit der Geschichte der Demokratie verwoben sind.

         Zum ersten Mal wird Theater der Welt 2023 von einem Theater, einem Produkti-
         onshaus, einem Museum und dem Kulturreferat einer Stadt als assoziiertem Part-
         ner veranstaltet. Diese Strukturen repräsentieren zusammen eine enorme Vielfalt
         an Arbeitsweisen und künstlerischen Disziplinen. Ausgehend von dieser Vielfalt
         gilt es für Theater der Welt 2023 einen interdisziplinären Ansatz zu fördern, der
         verschiedenen ästhetischen Praktiken und künstlerischen Bezügen unterschied-
         licher Provenienz eine Stimme verleiht.

         2.4. Mögliche Zielgruppen

         Die Metropolregion Rhein-Main besitzt in allen Kunstsparten ein engagiertes und
         kulturell diverses Publikum. Allein das Schauspiel Frankfurt, das Künstlerhaus
         Mousonturm und das Museum Angewandte Kunst binden bereits zusammen
         ca. 470.000 Besucher:innen im Jahr. Diese Zahlen steigen stetig (bis zum Aus-
         bruch der COVID-19-Pandemie) und verweisen auf das wachsende Interesse an
         avancierten und interdisziplinären Ansätzen. Großformatige Veranstaltungen und
         Kooperationsprojekte wie das Tanzfestival Rhein-Main, das Festival Frankfurter
         Positionen und das Festival für junges Publikum Starke Stücke entwickeln eine
         Strahlkraft in und über die Metropolregion hinaus, in der mit 5,7 Millionen Men-
         schen ein immenses und vielfältiges Publikumspotential liegt. Allein im engeren
         Ballungsraum Frankfurt-Offenbach leben ca. 2,3 Mio. Personen.

         In einer selbstkritischen Praxis fragen die Veranstalter von Theater der Welt
         2023, das Schauspiel Frankfurt, das Museum Angewandte Kunst, das Künstler-
         haus Mousonturm und ihr assoziierter Partner, das Amt für Kulturmanagement
         der Stadt Offenbach, kontinuierlich, wie sie Publikumsgruppen erreichen können,
         die ( noch) nicht in ihren Programmen präsent sind. Sie erwarten, dass die zukünf-

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Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         tige Programmdirektion von Theater der Welt 2023 diese Frage ebenfalls verfolgt
         und das Festival für ein möglichst breites und diverses Publikum konzipiert –
         d. h., dass auch Personen und Gruppen erreicht werden, die aktuell noch nicht an
         Kunst- und Theaterveranstaltungen teilhaben.

         Gerade in den Städten Frankfurt und Offenbach mit ihren deutschlandweit höchs-
         ten ( post-)migrantischen Bevölkerungsanteilen soll Theater der Welt 2023 nicht
         nur ein vielfältiges Programm präsentieren, sondern auch die extreme Diversität
         der Region in der Publikumszusammensetzung widerspiegeln.

         Die gastgebenden Institutionen von Theater der Welt 2023 freuen sich, mit dem
         Festivalteam die vielfältigen Ansätze zu teilen, die sie aktuell nutzen, um ihr je-
         weiliges Publikum zu diversifizieren. Dazu zählen u.a. die intergenerationale Ver-
         mittlungsinitiative All In oder Projekte wie im:possible bodies am Mousonturm, All
         Our Futures des Jungen Schauspiels Frankfurt oder Blickwechsel – Zukunft ge-
         stalten, eine Gesprächsreihe am Museum Angewandte Kunst ebenso wie dessen
         Vermittlungsprogramm Create. Die zukünftige Programmdirektion ist eingeladen,
         Theater der Welt 2023 zu nutzen, um auf die bereits existierenden Initiativen
         aufzubauen, sie weiterzuentwickeln und neue Projekte zu initiieren, die vielfältige
         Communities und nicht-institutionelle Organisationen einbeziehen.

         Ein besonderes Anliegen ist es, das Programm für junges Publikum mit Theater
         der Welt 2023 weiter auszubauen. Neben der Präsentation und (Ko-)Produktion
         von beispielhaften Stücken möchten die Veranstalter auch Ansätze entwickeln,
         die einem jungen Publikum Zugänge zu Produktionen ermöglichen, welche nicht
         explizit für dieses entwickelt wurden, und zugleich programmatische und institu-
         tionelle Ein- und Ausschlüsse befragen. Ziel ist, dass mindestens ein Drittel des
         Festivalprogramms für ein junges oder generationenübergreifendes Publikum
         zugänglich ist.

         Die drei gastgebenden Institutionen haben im Bereich junges Publikum verschie-
         dene Forschungs-, Ausbildungs- und Residenzprogramme und Vermittlungsaktivi-
         täten entwickelt, die große Beachtung gefunden haben. Sie können von der Pro-
         grammdirektion für Theater der Welt 2023 genutzt und weiterentwickelt werden.
         Die Aktivitäten in diesem Bereich können in Zusammenarbeit mit Partnern wie der
         Assitej (Association Internationale du Théâtre pour L’Enfance et la Jeunesse), dem
         Kinder- und Jugendtheaterzentrum der Bundesrepublik Deutschland, der Hessischen
         Theaterakademie (HTA) und dem Festival für junges Publikum Starke Stücke entwi-
         ckelt werden, die international bestens vernetzt und in der gesamten Rhein-Main-Re-
         gion aktiv sind. Weiterer lokaler Partner könnte auch das Theaterhaus Frankfurt sein.
         Wenn gewünscht, können diese Partner aktiv in die Konzeption, Vorbereitung und
         Umsetzung eines Jungen Theater der Welt 2023 einbezogen werden.
                                                                                                 11
Theater der Welt 2023
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         Während die drei Veranstalter und ihr assoziierter Partner bereits kontinuierlich
         daran arbeiten, ein junges Publikum zu adressieren, haben sie bei der Inklusion
         von Personen mit Behinderung auf, hinter und vor der Bühne nach wie vor Defizi-
         te. Mit dem Anliegen, Perspektiven zu vervielfältigen und zu stärken, möchten die
         Organisatoren von Theater der Welt 2023 Personen mit Behinderungen auf ver-
         schiedenen Ebenen in das Festival einbeziehen. Ansätze im Bereich Accessibility,
         die das Junge Schauspiel verfolgt, indem es kontinuierlich junge Performende mit
         und ohne Behinderung zusammenbringt, und die das Künstlerhaus Mousonturm
         aktuell im Rahmen anderer Projekte wie der Tanzplattform Rhein-Main initiiert,
         sollen für Theater der Welt 2023 ausgebaut werden. Es sollen spezielle Formate
         für Zuschauer:innen mit Behinderung, wie z.B. Audiodeskriptionen, Relaxed Per-
         formances und Übersetzungen in Deutsche Gebärdensprache entwickelt und im
         Rahmen ausgesuchter Veranstaltungen angeboten werden.
         Der Abbau aller Barrieren, die sich bei einem Festival wie Theater der Welt auf-
         tun, wird sicherlich nicht möglich sein. Dennoch ist es das Ziel, in Zusammen-
         arbeit von Expert:innen mit Behinderung so viele Barrieren wie möglich zu besei-
         tigen und die verbleibenden klar zu markieren und zu kommunizieren.

         2.5. Nachhaltigkeit

         Ein Festival wie Theater der Welt, das auf dem internationalen Austausch von
         Kunstschaffenden und deren Mobilität beruht, muss sich Fragen der Nachhaltig-
         keit stellen und sich in Bezug auf seine (zukünftige) Realisierung dementspre-
         chend strukturieren. Auch wenn es nicht möglich sein wird, CO2-intensive Aktivi-
         täten wie z.B. Flugreisen komplett zu vermeiden, möchten die Veranstalter von
         Theater der Welt 2023 zusammen mit der zukünftigen Programmdirektion und
         mit Expert:innen für Nachhaltigkeit maßgeschneiderte Ansätze entwickeln, um
         für das Festival eine möglichst ausgeglichene CO2- und Ökobilanz zu gewähr-
         leisten. Darüber hinaus soll eine Selbstverpflichtung zum Thema Nachhaltigkeit
         entwickelt und umgesetzt werden.

         Den Veranstaltern ist es zugleich wichtig zu verhindern, dass durch klimarele-
         vante Maßnahmen die Ungleichheit und das soziale Gefälle zwischen den ehe-
         maligen Kolonialmächten des Nordens und Ländern der südlichen Hemisphäre
         vergrößert wird. Es ist ihnen ein großes Anliegen, dass Einzelkünstler:innen, Kom-
         panien und Besucher :innen, die aus historisch oder aktuell benachteiligten bzw.
         ausgebeuteten Regionen stammen, nicht diskriminiert werden.

         Kuratorische Partnerschaften oder Scouts in verschiedenen Teilen der Welt sind
         mögliche Modelle, um die Langstreckenflüge des Programmteams zu reduzieren.
         Die Ökobilanz des Festivals könnte ebenso durch die Zusammenarbeit mit lokalen

                                                                                              12
Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         Initiativen, die Bioprodukte aus der Rhein-Main-Region vertreiben oder die neue
         Verfahren des Materialrecyclings entwickeln, besser werden. Die Maßnahmen, die
         für Theater der Welt 2023 entwickelt werden, sollen in den laufenden Betrieb der
         vier Festivalpartner übernommen werden. Sie könnten zudem zu einem Leitfaden
         für ein nachhaltiges Arbeiten im Kultur- und Festivalbereich werden.

         2.6. Finanzierung von T heater der Welt 2023

         Die Veranstalter haben in einem ersten Budgetentwurf einen Finanzbedarf des
         Festivals von 4,4 Mio. € ermittelt. Dieser setzt sich u.a. aus ungefähr 1,3 Mio. €
         an Personalkosten und 2,2 Mio. € an Produktions- und Aufführungskosten zu-
         sammen. Zusätzlich zu der bereits gesicherten Grundfinanzierung von 2,8 Mio. €
         durch den Bund, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt sollen für das Festival
         noch weitere 950.000 € an Projektmitteln und 375.000 € an privaten Spenden
         eingeworben werden. Darüber hinaus wird mit ca. 275.000 € Ticketeinnahmen
         gerechnet, die durch ca. 100 Veranstaltungen (30-40 Produktionen mit einer
         Gesamtkapazität von ungefähr 31.500 Zuschauer:innen) eingespielt werden
         müssen.

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Theater der Welt 2023
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         3. PROGRAMMDIREKTION VON
         THEATER DER WELT 2023

         3.1. Wer kann sich bewerben?

         Die Veranstalter begrüßen sowohl Einzelbewerbungen als auch Bewerbungen
         von Zweier-Teams und Gruppen, die bereits bestehen oder sich extra zu diesem
         Zweck zusammenfinden.

         Bewerber:innen sollten über folgende Qualifikationen verfügen:

         •   umfassende Erfahrungen im Kuratieren und Organisieren internationaler
             Festivals oder vergleichbarer Projekte im Bereich der darstellenden Künste

         •   Qualifikationen in der Leitung eines eigenständig arbeitenden Teams

         •   umfassende Erfahrungen im eigenverantwortlichen Management von
             Programmbudgets

         •   großes Interesse in der Region Frankfurt-Offenbach zu arbeiten und die
             Ansätze der Veranstalter, Partner und Netzwerke aufzugreifen, fortzuführen
             bzw. zu verändern

         •   Befähigung und Begabung, ein einzigartiges Festivalprogramm zu erarbeiten
             und zu präsentieren, das auf starken kuratorischen Positionen basiert.

         Arbeitssprachen des Festivals sind Deutsch und Englisch. Die Programmdirektion
         sollte mindestens eine dieser Sprachen fließend beherrschen.

         Noch nie wurde Theater der Welt von einer Programmdirektorin oder einem Pro-
         grammdirektor kuratiert, der oder die nicht aus Europa stammte. Mit dem Wunsch,
         Perspektiven und Praktiken im Feld der Kuration darstellender Künste zu verän-
         dern, ermutigen die Veranstalter ausdrücklich zu Bewerbungen aus internationalen,
         nicht-europäischen Kontexten. Sie glauben außerdem an die innovative und be-
         reichernde Kraft kollaborativer Praktiken und vielfältiger Perspektiven. Aus diesem
         Grund möchten die Veranstalter ausdrücklich auch zu Teambewerbungen ermuti-
         gen, z.B. in Form einer Doppelspitze oder im Zusammenführen europäischer und
         nicht-europäischer Perspektiven oder unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen,
         Fähigkeiten oder anderer Hintergründe.

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Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         Sollten Sie beabsichtigen, sich als Zweierteam oder Gruppe zu bewerben, wür-
         den sich die Veranstalter von Theater der Welt 2023 freuen, wenn Sie erste Ideen
         skizzieren, wie Sie Aufgaben und ggf. unterschiedlich hohe Arbeitspensa auftei-
         len und Entscheidungsprozesse strukturieren würden.

         3.2. Aufgaben und Verantwortungsbereiche
         der Programmdirektion

         Die Veranstalter von Theater der Welt 2023 erwarten, dass die Programmdirek-
         tion ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt für zwei Jahre in die Region Frankfurt-
         Offenbach verlagert, um das Festival vorzubereiten und in den gegebenen lokalen
         Kontexten zu verankern.

         Die drei Festivalintendanten werden eine kaufmännische Leitung berufen, die für
         das Festivalbudget ab Herbst 2021 verantwortlich ist. Die Programmdirektion
         wird, zusammen mit der kaufmännischen Leitung sofern administrative Fragen in-
         volviert sind, ab 2021 ein Kernteam leiten, das im Herbst 2022 vergrößert wird.

         Ein informeller, lokaler Beirat wird die Programmdirektion begleiten. Er wird sie
         in regelmäßigen Treffen und individuellen Begegnungen beraten und ihr soweit
         gewünscht bei der Konzeption, Vorbereitung und Umsetzung des Festivals in bei-
         den Städten unterstützend zur Seite stehen. Der Beirat setzt sich zusammen aus
         Matthias Pees und Anna Wagner (Künstlerhaus Mousonturm), Matthias Wagner
         K und Mahret Ifeoma Kupka (Museum Angewandte Kunst), Anselm Weber und
         Alexander Leiffheidt (Schauspiel Frankfurt), Ralph Philipp Ziegler und Britt Bau-
         mann (Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach), Daniel Weiß (Freunde
         und Förderer des Festivals) und möglicherweise andere Akteure aus den künst-
         lerischen und zivilgesellschaftlichen Bereichen beider Städte.
         Diese Struktur ist von dem Wunsch geprägt, für und mit Theater der Welt 2023
         neue Formen der kuratorischen Autorschaft und der Zusammenarbeit zwischen
         der Programmdirektion und den Veranstaltern zu entwickeln. Sie soll dazu beitra-
         gen, das Festival in nachhaltiger und innovativer Weise vorzubereiten und weit-
         reichend in Frankfurt und Offenbach zu verankern, und zwar nicht nur in den zur
         Verfügung stehenden Kunst- und Theaterstätten, sondern auch an alternativen
         Orten und im Stadtraum.

                                                                                             15
Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         Um diese Ziele zu erreichen zählen zu den Aufgaben der Programmdirektion:

         •   die kontinuierliche Beschäftigung mit dem kulturellen Leben in Frankfurt und
             Offenbach und den sozioökonomischen Bedingungen der beiden Städte

         •   der Aufbau von Netzwerken mit Partnern, Gastgebern, Koproduzenten,
             Kooperationspartnern und Verbündeten in der Region und darüber hinaus

         •   Teilnahme an Theater der Welt 2021 in Düsseldorf, geplant vom 17.6. bis
             4.7.2021

         •   Leitung des Festivalteams zusammen mit der kaufmännischen Leitung

         •   kontinuierlicher Austausch und Kooperation mit den Festivalintendanten, dem
             Beirat, mit Teammitgliedern der beteiligten Häuser, dem deutschen Zentrum
             des Internationalen Theater Instituts (ITI) und mit Förderern

         •   Entwicklung und Umsetzung des Festivalkonzepts unter Berücksichtigung der
             vorhandenen Spielstätten ebenso wie möglicher neuer Veranstaltungsorte,
             die noch erschlossen werden müssen. Das Hauptprogramm des Festivals soll
             mindestens dreißig Produktionen umfassen mit einer Kapazität von mindes-
             tens 30.000 Zuschauer:innen

         •   Verwaltung des Budgets zusammen mit der kaufmännischen Leitung

         •   aktive Beteiligung an der Akquise von Finanzmitteln

         •   Entwicklung und Umsetzung einer Marketingstrategie für das Festival zusam-
             men mit der Leitung des Marketings und der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

         •   Entwicklung und Umsetzung von Konzepten in den Bereichen Accessibility,
             Nachhaltigkeit und Publikumsentwicklung zusammen mit Expert:innen und
             Scouts

         •   beratende Tätigkeit für und Teilnahme an Projekten, die die gastgebenden
             Institutionen in Vorbereitung auf das Festival konzipieren

         •   Vorbereitung und Teilnahme an allen Veranstaltungen, die vor, während und
             im Anschluss an das Festival stattfinden, wie Pressekonferenzen, Programm-
             vorstellungen und Sonderveranstaltungen für Förderer

         •   aktive Teilnahme an der Nachbereitung und Evaluation des Festivals.

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Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         4. Auswahlverfahren

         Das Auswahlkomitee setzt sich aus folgenden Personen zusammen: Den drei
         Festivalintendanten Matthias Pees (Intendant und Geschäftsführer Künstlerhaus
         Mousonturm), Anselm Weber (Intendant und Geschäftsführer Schauspiel Frank-
         furt) und Matthias Wagner K (Direktor des Museum Angewandte Kunst), Anna
         Wagner (Dramaturgin, Künstlerhaus Mousonturm), Alexander Leiffheidt (Drama-
         turg, Schauspiel Frankfurt), Mahret Ifeoma Kupka (Kuratorin für Mode, Körper
         und Performance, Museum Angewandte Kunst), Ralph Philipp Ziegler (Leiter des
         Amts für Kulturmanagement der Stadt Offenbach), Britt Baumann (Abteilungslei-
         terin, Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach).

         Die Auswahl der Programmdirektion erfolgt in drei Runden.

         1. Runde

         Einreichung der Bewerbung über die Projektwebsite: 2023.theaterderwelt.de
         Die Bewerbungsfirst endet am 31. Januar 2021 um 23:59 Uhr (MEZ).

         Die Bewerbung muss folgendes enthalten:

         •   Name des/der Bewerber:in/ Gruppe/ Team

         •   Adresse, Telefonnummer, E-Mail, Website (falls vorhanden)

         •   Motivationsschreiben ( max. 3 Seiten)

         •   Künstlerischer bzw. kuratorischer Lebenslauf ( max. 3 Seiten)

         •   Weblinks zu Projekten und Arbeitsproben ( max. 10 Verweise)

         •   Presseartikel und Besprechungen realisierter Projekte und Produktionen
             ( max. 10 Artikel)

         Auf der Basis der Bewerbungen wird eine Einladung zur zweiten Runde des Be-
         werbungsverfahrens am 22. Februar 2021 ausgesprochen.

                                                                                         17
Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         2. Runde

         Teilnahme nur nach Aufforderung. Die Unterlagen für die 2. Runde müssen
         am 5. April 2021 bis 23:59 MEZ eingereicht werden.

         Die zweite Runde umfasst:

         Entwurf eines möglichen Programms für Theater der Welt 2023, das folgende
         Aspekte berücksichtigt:

         •   Fragen und Hypothesen, die für das Programm leitend sein werden

         •   Ansätze interdisziplinärer Zusammenarbeit

         •   konkrete Ideen für die Umsetzung des Festivals

         •   Nennung möglicher Künstler:innen, künstlerischer Positionen
             und/oder anderer Projekte

         •   Nennung möglicher Kooperationspartner.

         3. Runde

         Auf der Basis der Einsendungen der 2. Runde werden ausgewählte Kandidat:in-
         nen zu einem persönlichen Gespräch im Mai 2021 nach Frankfurt-Offenbach
         eingeladen.
         Die finale Entscheidung über die Auswahl der Programmdirektion wird vom Aus-
         wahlkomitee im Einvernehmen mit dem deutschen Zentrum des ITI getroffen und
         ist für die erste Junihälfte 2021 vorgesehen.

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Theater der Welt 2023
29. Juni bis 16. Juli 2023

         5. ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN

         5.1. Links

         www.mousonturm.de
         www.schauspiel-frankfurt.de
         www.museumangewandtekunst.de
         www.offenbach.de/kultur
         www.iti-germany.de/en/home/
         https://www.theaterderwelt.de/en/

         5.2. Kontakt und Fragen

         Bei Fragen zum Auswahlprozess oder zu einzelnen Punkten
         in diesem Leitfaden kontaktieren Sie bitte per email Frau Teresa Uhr
         ( recruitment23@theaterderwelt.de).

                                                                                19
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