Tectonic Forcing: Auswirkungen der Plattentektonik auf das Klima
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Universität Augsburg Fakultät für Angewandte Informatik Institut für Geographie Lehrstuhl für Physische Geographie und Quantitative Methoden Tectonic Forcing: Auswirkungen der Plattentektonik auf das Klima Hauptseminar „Klimavariabilität“ (Wintersemester 2012/2013) Leitung: Dr. Andreas Philipp Annette Straub Geographie B.Sc. E-Mail: annette.elisabeth.straub@student.uni-augsburg.de Matrikelnummer: 1153310 Abgabetermin: 30.10.2012
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................... 1 2 Einfluss der Kontinentaldrift ...................................................................................... 1 2.1 Lage der Kontinente im Gradnetz...................................................................... 1 2.2 Größe der Kontinente......................................................................................... 7 2.3 Meeresströmungen............................................................................................. 8 2.4 Meeresspiegelschwankungen........................................................................... 10 3 Einfluss der Gebirgsbildung ..................................................................................... 11 3.1 Temperaturverteilung....................................................................................... 11 3.2 Niederschlagsverteilung................................................................................... 12 3.3 Rossby-Wellen................................................................................................. 16 3.4 Chemische Verwitterung ................................................................................. 18 4 Beispiele aus der Erdgeschichte ............................................................................... 19 4.1 Klimaänderungen im Känozoikum .................................................................. 19 4.2 Das Klima Ostafrikas....................................................................................... 21 5 Fazit .......................................................................................................................... 23 Literatur............................................................................................................................. 24 II
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Meridionale Temperaturgradienten im Modell ...................................................... 2 Abb. 2: Meridionale Landverteilung vor 100 Ma und heute............................................... 4 Abb. 3: Verlauf eines Snowball-Ereignisses....................................................................... 6 Abb. 4: Meerengen, die während des Neogen geöffnet oder geschlossen wurden ............. 9 Abb. 5: Schematische Darstellung des Regenschatten-Effekts......................................... 13 Abb. 6: Mittlerer Niederschlag und Relief der Appalachen.............................................. 14 Abb. 7: Entstehung von Rossby-Wellen ........................................................................... 17 Abb. 8: Paläogeographie Eurasiens................................................................................... 21 Abb. 9: Region des Indonesischen Durchflusses .............................................................. 22 III
1 Einleitung Das Klimasystem der Erde setzt sich aus der Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre, Biosphäre und Lithosphäre zusammen. Somit ist es ein komplexes System, auf das eine Vielzahl verschiedener Faktoren Einfluss nehmen kann. Daher überrascht es auch nicht, dass es in der Erdgeschichte immer wieder zu natürlichen Klimaänderungen gekommen ist. Diese können beispielsweise durch Änderungen der solaren Aktivität oder der Erdbahnparameter sowie durch Vulkanismus und Meteoriteneinschläge ausgelöst werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist jedoch die Plattentektonik, mit der sehr langsam ablaufende Prozesse verbunden sind. Diese beeinflussen das Klima auf großen Zeitskalen von Jahrtausenden bis Jahrmillionen. Die Tektonik beinhaltet sowohl horizontale als auch vertikale Bewegungen der Erdkruste, die zur Veränderung der Konstellation der Kontinente und ihrer Lage im Gradnetz, Umlenkung von Meeresströmungen, Meeres- spiegelschwankungen, Änderungen in der Strahlungsbilanz der Erde und Gebirgsbildung führen. Dadurch verändert sie die atmosphärische und ozeanische Zirkulation, was einen erheblichen Klimaeinfluss bewirkt (Jacobeit 2007, Hay 1996, Bubenzer & Radtke 2007). Dieser tektonisch bedingte Klimaeinfluss soll Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein. 2 Einfluss der Kontinentaldrift 2.1 Lage der Kontinente im Gradnetz Spricht man vom Einfluss der Plattentektonik auf das Klima der Erde, denkt man meist zuerst an die meridionale Verteilung der Kontinente. Diese ist schon lange als Ursache für mögliche Klimaänderungen bekannt. Bereits 1837, also noch bevor Alfred Wegener die Theorie der Kontinentalverschiebung veröffentlichte, beschrieb Charles Lyell die möglichen Auswirkungen von äquatorialen und polaren Kontinenten auf das Klima der Erde in seinem Buch „Principles of Geology“ (Cockell 2008). Die Effekte der meridionalen Lage der Kontinente zeigen die Modellierungen zweier idealisierter Kontinentverteilungen mit einem General Circulation Model. Dabei wurde zum einen eine Erde mit einem äquatorialen Kontinent untersucht, der sich von 17° N bis 17° S erstreckt, zum anderen eine Erde mit polaren Kontinenten, die auf jeder Hemisphäre von 45° bis zum Pol reichen. Die Simulation mit den polaren Landmassen wurde zusätzlich noch mit einer Eisbedeckung von 70° bis zum Pol durchgeführt. Für die Höhe ü. NN wurde jeweils 750 Meter angenommen, da dies der durchschnittlichen Höhe heutiger eisfreier Kontinente entspricht. Das Modell verwendet einen Ozean ohne Meeresströmungen und Wärmekapazität, der jedoch als Feuchtigkeitsquelle dient. 1
Außerdem wird von einer mittleren jährlichen Einstrahlung ausgegangen, weshalb jahreszeitliche Schwankungen in diesem Modell nicht vorkommen. Abb. 1: Meridionale Temperaturgradienten im Modell (Barron et al. 1984, S. 575) Die Erde mit einem äquatorialen Kontinent hat eine Durchschnittstemperatur von circa 22 °C. Die Temperatur bleibt auch an den Polen einige Grad über dem Gefrierpunkt (vgl. Abb. 1a). Im Gegensatz dazu ist die Erde mit polaren Kontinenten in fast jeder Breitenlage kälter. In den Tropen fällt in diesem Fall mehr Niederschlag, sodass verstärkte Evaporation durch Verdunstungskälte für circa 5 °C kühlere Temperaturen sorgt. An den Polen beträgt die Abkühlung sogar 12 °C. Die Durchschnittstemperatur ist um 4,6 °C kälter. Bei der Simulation mit vereisten Polregionen sinkt die globale Durchschnittstemperatur um weitere 2,8 °C, da die höhere Albedo einer ständigen Schneedecke eine zusätzliche Abkühlung bewirkt. Diese Verteilung der Kontinente hat es zwar genauso auf der Erde nie gegeben. Allerdings könnte es vor 600 bis 700 Ma (Millionen Jahre) eine Anordnung gegeben haben, die dem äquatorialen Kontinent aus dem Modell ähnelt. Die Erde vor 300 Ma im oberen Karbon könnte nahe an die polare Verteilung mit einem vereisten Pol herangekommen sein. Die Ergebnisse für das gleiche Modell mit der heutigen Verteilung der Kontinente sind vor allem auf der Südhalbkugel denen der Erde mit polaren Kontinenten ähnlich (vgl. Abb. 1b). Allerdings ergeben sich für 25° N bis 45° N und 70° S bis 90° S niedrigere Temperaturen. Trotzdem zeigt das Modell deutlich den Einfluss der meridionalen Verteilung der Kontinente auf die globalen Temperaturen. Eine Zunahme der Landfläche in hohen Breiten wird daher schon lange als wichtiger Faktor globaler Abkühlung betrachtet. Geringe Verschiebungen einzelner 2
Kontinente haben jedoch nur begrenzte, lokale Auswirkungen (Barron et al. 1984, Hay 1996, Cockell 2008). Neben den Temperaturen wird auch die Erdalbedo von der Verteilung der Kontinente im Gradnetz beeinflusst. Da die Albedo verschiedener Oberflächen stark variiert und die einfallende Solarstrahlung von der geographischen Breite abhängt, ist es naheliegend, dass tektonische Prozesse auch über diese Faktoren Einfluss auf das Klima der Erde nehmen. Die mittlere Albedo in einem Bereich ist vom jeweiligen Anteil der Land- und Meeresfläche sowie von der Oberflächenbeschaffenheit abhängig. Die Werte der Albedo für verschiedene Oberflächen sind etwa 0,15 für Land, 0,35 für Wüsten, 0,65 für Schnee, 0,06 für Ozeane zwischen 0° und 30° geographischer Breite und 0,13 für Ozeane bis 60° geographischer Breite. Da der Unterschied zwischen der Albedo von Schnee und Land beziehungsweise Ozean sehr groß ist, werden hohe Breiten über 60° als klimatisch besonders sensibel betrachtet. Ähnliches gilt für Breiten zwischen 10° und 30°. In diesen niedrigen Breiten ist die einfallende solare Strahlung sehr hoch. Zusätzlich haben diese Regionen oft eine hohe Albedo, da sie im Einfluss des absteigenden Astes der Hadleyzelle liegen und somit Wüsten oder Halbwüsten sind. Außerdem sind sie durch die absteigende trockene Luft meist frei von Bewölkung, wodurch die thermische Ausstrahlung erhöht wird. Betrachtet man paläogeographische Karten, so stellt man fest, dass gerade in den letzten 100 Ma besonders starke Veränderungen der Landmasse in diesen sensiblen Breiten stattgefunden haben (vgl. Abb. 2). Dabei ist vor allem in den Subtropen eine Zunahme der Landmasse zu erkennen. Durch die damit verbundenen Änderungen der Albedo hat die absorbierte Solarstrahlung, die sich aus dem Term 1- Albedo ergibt, in diesen Breiten in den letzten 100 Ma deutlich abgenommen, vor allem wenn man annimmt, dass sich zwischen 30° N und 30° S Wüsten befinden. Dadurch könnten die Temperaturen auf der Erde abgenommen haben. In welchem Ausmaß sich diese Änderungen auf das Klima auswirken, kann mit einem Modell berechnet werden. Es ergeben sich um 2 bis 8 °C wärmere Temperaturen für die Kreidezeit. Somit könnte dies eine Erklärung für den globalen Abkühlungstrend im Tertiär sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist zudem die Zunahme von Landmasse auf der Nordhalbkugel und die Abnahme auf der Südhalbkugel in den letzten 100 Ma. Es ist jedoch unklar, ob der Haupteinflussfaktor auf die Albedo die meridionale Landverteilung oder die Änderung der Landfläche durch Meeresspiegelschwankungen ist. Die Land-Meer-Verteilung auf der Erde hat jedoch auf jeden Fall bedeutende Auswirkungen auf die Strahlungsbilanz (Barron 1981, DeConto 2009, Barron et al. 1980). 3
Abb. 2: Meridionale Landverteilung vor 100 Ma und heute (Barron 1981, S. 742) Außerdem hat auch die zonale Verteilung der Kontinente einen Einfluss auf das Klima. Beispielsweise wird die atmosphärische Zirkulation am Äquator heute von der Walker- zirkulation geprägt, einer zonalen Zirkulation, die die Hadleyzirkulation überlagert. Diese ist im Pazifik besonders stark ausgeprägt und wird dort vom Druckgradienten zwischen dem südostpazifischen Hochdrucksystem und dem asiatisch-australischen Tiefdruck- system angetrieben. Die Passatwinde treiben eine warme äquatoriale Oberflächen- strömung an, die im Indonesischen Archipel für eine circa 5 °C wärmere Meeresoberflächentemperatur sorgt. Die Folge ist eine starke Erwärmung der darüber liegenden Luft, Konvektion und die damit verbundene Ausbildung eines bodennahen Tiefdruckgebiets und eines Höhenhochs. Eine west-ost-gerichtete Luftströmung in der Höhe sowie der absinkende Ast der Walkerzirkulation über der südamerikanischen Küste gleichen dies aus und sorgen dort für ausgeprägte Aridität. Somit kann man sagen, dass die Verteilung der Kontinente und damit verbundene Begrenzung des pazifischen Ozeans in diesem Fall die Rahmenbedingungen für die Ausbildung der Walkerzirkulation schaffen. Auch der besondere Fall der ENSO-Zirkulation ist erst dadurch möglich. Dies zeigt, wie die zonale Anordnung von Land und Meer die atmosphärische sowie ozeanische Zirkulation beeinflusst und damit auf das dortige Klima Einfluss nehmen kann (DeConto 2009, Lauer & Bendix 2006). Ein Beispiel aus der Erdgeschichte für den Einfluss der Lage der Kontinente auf das Klima ist die Gondwanavereisung. Noch im Kambrium war der Südpol von Wasser bedeckt. Danach wanderte der Superkontinent Gondwana, der aus Südamerika, der Antarktis, Afrika, Australien, Indien und der Arabischen Halbinsel bestand, in diesen Bereich. Schließlich trat vor 440 Ma das Silur-Orovizische Eiszeitalter ein, während dessen Gletscher im Bereich der Sahara auftraten. Daher spricht man auch von der sogenannten Saharavereisung. Dabei war die Lage eines Kontinents am Südpol von 4
Bedeutung, da der Niederschlag, von dem man annimmt, dass er im Polargebiet als Schnee fällt, somit auf einer Landfläche liegen bleibt und sich akkumulieren kann, bis sich schließlich Gletscher bilden (Schönwiese 1992). Ein weiteres Beispiel aus der Erdgeschichte ist das sogenannte „Snowball Earth“- Ereignis. Dabei handelt es sich um eine weitgehende oder vollständige Vereisung der Erde im Neoproterozoikum vor circa 600 Ma. Die Idee einer Snowball Earth wurde als erstes von Joe Kirschvink veröffentlicht. Er geht davon aus, dass das Aufbrechen des Superkontinents Rodinia vor 770 Ma zu einer ungewöhnlichen Konstellation der Landmassen geführt hat, bei der alle Kontinente um den Äquator in niedrigen Breiten angeordnet waren und die Polargebiete von Wasser bedeckt waren, eine Verteilung, die in der späteren Erdgeschichte nicht mehr vorgekommen ist. Die Folge war zum einen eine Erhöhung der Albedo in den Subtropen, zum anderen ein maritimeres Klima mit mehr Niederschlag auf Flächen, die zuvor im Kontinentinneren gelegen waren. Dadurch wurde mehr CO2 aus der Atmosphäre ausgewaschen und die chemische Verwitterung von Silikatgestein in den Tropen und Subtropen verstärkt, wodurch weiteres CO2 gebunden wurde. Beides führte zu einer globalen Abkühlung, sodass sich in den polaren Regionen Eis bilden konnte (vgl. Abb. 3). Dies bewirkte eine weitere Erhöhung der Albedo, auch weil mit der Eisbildung der Meeresspiegel sank und neue Landflächen entstanden, welche stärker reflektieren als Wasser. Somit nahm wiederum die Temperatur ab. Diese Effekte bewirkten ein weiters Wachstum der Eisschilde. Hoffman und Schrag (2002) nehmen an, dass die Eis-Albedo-Rückkopplung nicht mehr zu bremsen sei, wenn die Hälfte des Planeten mit Eis bedeckt ist, sodass trotz der hohen Wärmekapazität von Wasser mit der Zeit auch die tropischen Ozeane zufrieren konnten. Es ist jedoch unklar, ob dabei einige Stellen eisfrei blieben oder nicht. Das Klima, das damals vermutlich auf der Erde herrschte, war von starken tagesperiodischen und saisonalen Temperaturunterschieden sowie von Aridität geprägt. Die Jahresdurchschnittstemperaturen lagen überall deutlich unter dem Gefrierpunkt, wobei dieser im Sommerhalbjahr in den Mittagsstunden erreicht werden konnte. Die Dicke des Meereises wird auf über einen Kilometer geschätzt. Trotzdem waren plattentektonische Prozesse und der assoziierte Vulkanismus weiterhin tätig. Dadurch gelangte sehr viel CO2 in die Atmosphäre, während CO2-verbrauchende Prozesse wie zum Beispiel Photosynthese oder Silikatverwitterung kaum noch stattfanden. Somit kam es zu einer Anreicherung des Treibhausgases, einem damit verbundenen Temperaturanstieg sowie einem Abschmelzen des Eises. Dies wurde durch eine umgekehrte Eis-Albedo-Rückkopplung verstärkt, sodass die Durchschnitts- temperaturen auf der Erde schließlich bis auf fast 50 °C anstiegen (Hoffman & Schrag 2002, Hoffman et al. 1998, Rogers & Santosh 2004). 5
Abb. 3: Verlauf eines Snowball-Ereignisses (Hoffman & Schrag 2002, S. 137) Solche Snowball-Ereignisse haben in der Erdgeschichte vermutlich mehrmals stattgefunden. Weitreichende Vergletscherungen in niedrigen Breiten sind jeweils für den Anfang und das Ende des Proterozoikums festzustellen. Insgesamt war die Erde zwischen 750 und 580 Ma vor heute wahrscheinlich viermal komplett zugefroren, wobei jedes dieser Ereignisse circa 15 Ma andauerte. Allerdings wird kontrovers diskutiert, ob solche vollständigen Vereisungen der Erde wirklich stattgefunden haben. Nach Hoffman et al. (1998) erklären solche Ereignisse jedoch bestimmte geologische Gegebenheiten, die lange rätselhaft waren. Dazu gehört insbesondere das Vorkommen von postglazialen Karbonatgesteinen, die unter warmen Bedingungen im Wasser entstanden sind, in oder unmittelbar über glazialen Ablagerungen. Zudem enthalten einige glaziale Einheiten Eisenablagerungen (Banded Iron Formations), die dort nach einer Abwesenheit von einer Milliarde Jahre wieder in der Stratigraphie auftauchen. In einem eisbedeckten Ozean würden die Bedingungen rasch anaerob werden, sodass reduziertes Eisen darin gelöst und transportiert werden könnte. Schließlich würde auch das Auftreten glazialer Ablagerungen auf Meeresniveau in den Tropen, wo Gletscher unter heutigen 6
Bedingungen nur in Höhen ab 5000 Metern existieren können, dadurch erklärt werden. Über die Entstehung von Vereisungen in niedrigen Breiten existieren jedoch auch noch andere Theorien. Man kann sie beispielsweise auch mit veränderten Erdbahnparametern erklären. Demnach geht man davon aus, dass sich die Obliquität, also die Neigung der Erdachse, nach dem Impakt, bei dem der Mond entstanden ist, auf über 54° erhöht hat. Dies hätte in den Tropen kältere Temperaturen als an den Polen zur Folge und würde die Wahrscheinlichkeit für die Vereisung in niedrigen Breiten erhöhen. Nach einiger Zeit hat sich die Obliquität wieder verringert und sich um einen niedrigen Wert stabilisiert, was eine Mäßigung saisonaler Klimaschwankungen zur Folge hatte (Hoffman & Schrag 2002, Hoffman et al. 1998, Rogers & Santosh 2004). 2.2 Größe der Kontinente Durch die Kontinentaldrift haben sich im Laufe der Erdgeschichte immer wieder Super- kontinente, wie beispielsweise Rodinia, Pangäa, Gondwana und Laurasia, gebildet und sind wieder zerfallen. Solche riesigen Landmassen beeinflussen ihr Klima folgender- maßen: Im Zentrum herrschen kontinentale Bedingungen, also ausgeprägte Aridität und extreme jahreszeitliche Temperaturunterschiede. Befinden sich größere Seen im Kon- tinentinneren, tragen diese jedoch zu einer Dämpfung der jährlichen Temperatur- amplitude bei. Niederschläge fallen fast nur in Küstennähe, ein Bereich, der aber nur einen kleinen Anteil an der gesamten Landmasse ausmacht. Außerdem haben solche Kontinente im Zentrum oft höher gelegene Bereiche, die somit relativ kühle Temperaturen aufweisen. Dies ist heutzutage zum Beispiel in Eurasien der Fall (Hay 1996, DeConto 2009, Rogers & Santosh 2004). Ein weiterer Punkt ist die Möglichkeit einer Vereisung. Da im Winter im Kontinentinneren sehr niedrige Temperaturen herrschen, sind die Voraussetzungen für eine Schneeakkumulation gut, meist fehlt jedoch der Niederschlag. Zudem bewirken die hohen Sommertemperaturen ein rasches Abschmelzen, sodass der Schnee eine Ablationsperiode nicht überdauert. Somit ist die Bildung von Inlandeis auf Superkontinenten unwahrscheinlich, außer es kommt zu einer Anhebung oder einer globalen Abkühlung (De Conto 2009). Ein weiterer wichtiger Effekt ist die Ausbildung starker Monsunströmungen. Diese kommen durch verstärkte Druckgegensätze zwischen Land und Ozean zustande, die sich im Jahresverlauf umkehren. Im Sommer erwärmt sich die Landoberfläche stärker als das Meer, was durch die Ausbildung thermischer Druckgebiete eine Seewindströmung verursacht. Im Winter kühlt das Land hingegen stärker ab und das System kehrt sich um (DeConto 2009). 7
Ein Beispiel für einen solchen Kontinent ist Pangäa. Pangäa entstand im oberen Perm vor etwa 250 Ma und umfasste fast die gesamte damalige Landmasse mit Ausnahme weniger Blöcke. Im Zentrum herrschten 6 bis 10 °C höhere Sommerdurchschnittstemperaturen als auf heutigen Kontinenten und das Tagesmaximum könnte bis zu 50 °C betragen haben. Im Winter sanken die Temperaturen auf bis zu -30 °C. Schätzungen zufolge betrug die Bilanz von Niederschlag minus Evaporation aufgrund der extrem ariden Verhältnisse nur die Hälfte der heutigen Werte über Land. Wahrscheinlich kam es außerdem zur Ausbildung eines „Megamonsuns“. Mit dem Aufbrechen von Pangäa vor circa 200 Ma wurde das Klima wesentlich maritimer, da sich dadurch eine Passage für eine die ganze Erde umfließende Äquatorialströmung öffnete (DeConto 2009, Cockell 2008, Fluteau 2003, Rogers & Santosh 2004). 2.3 Meeresströmungen Die heutige Ozeanzirkulation resultiert einerseits aus dem Wind, andererseits aus Dichteunterschieden des Meerwassers. Der Wind treibt oberflächennahe Strömungen an. Am Äquator verursachen die Passatwinde in allen Ozeanen westwärts gerichtete Ströme, die durch die Kontinente, die eine Barriere darstellen, abgelenkt werden. In höheren Breiten werden windgetriebene Oberflächenströmungen durch die Corioliskraft auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links abgelenkt. Für den Antrieb von tiefen Strömungen sind Dichteunterschiede verantwortlich. Die Dichte des Meerwassers hängt von seiner Temperatur und seinem Salzgehalt ab. Die Oberflächentemperatur ist in niedrigen Breiten mit hoher Sonneneinstrahlung relativ hoch und nimmt polwärts ab. Der Salzgehalt resultiert aus dem Verhältnis von Verdunstung und Süßwassereintrag. In Gebieten, in denen das Oberflächenwasser eine hohe Dichte, also einen hohen Salzgehalt und relativ niedrige Temperaturen hat, findet Tiefenwasserbildung durch ein Absinken des spezifisch schwereren Wassers statt. Solche Gebiete befinden sich im Nordatlantik und in den subantarktischen Gewässern. Danach breitet sich das Wasser in Tiefen- oder Bodenströmungen in den Ozeanen aus und gelangt an anderen Stellen wieder an die Oberfläche. Man spricht von einer thermohalinen Zirkulation (Schneider 2010, Jacobeit 2007). Ein wichtiger Einfluss auf das Klima besteht in der Öffnung und Schließung von Meerengen. Dadurch kommt es zu einer Umleitung bestehender und Entstehung neuer Meeresströme. Da Meeresströmungen einen wichtigen Beitrag zum Wärmeaustausch zwischen niedrigen und hohen Breiten leisten, können deren Veränderungen je nach Lage und Größe das globale Klima beeinflussen. Dies ist vor allem der Fall, wenn die thermohaline Zirkulation verändert wird. Der genaue Effekt ist jedoch schwer zu messen 8
und bleibt meist qualitativ und spekulativ. Häufig sind auch nur regionale Auswirkungen bemerkbar (DeConto 2009, Hay 1996). Ein wichtiges Beispiel für den Klimaeinfluss von veränderten Meeresströmungen aus der Erdgeschichte ist die Öffnung der Drakestraße zwischen der Antarktis und Südamerika sowie die Öffnung der Tasmanischen Passage zwischen der Antarktis und Australien (vgl. Abb. 4). Die Zeit der Öffnung der Drakestraße wird auf 49 bis 17 Ma vor heute geschätzt. Nach Scher und Martin (2006) sprechen Änderungen des Verhältnisses verschieden schwerer Neodym-Isotope im Südatlantik jedoch für eine Öffnung vor circa 41 Ma. Zudem ist ab etwa 50 Ma vor heute eine achtfache Erhöhung der Raten des seafloor spreading zwischen Südamerika und der Antarktis festzustellen. Die Öffnung der Drakestraße sowie der Tasmanischen Passage, die etwas später erfolgte, gelten als Ursache für die Ausbildung der antarktischen Zirkumpolarströmung (ACC). Diese führte zu einer Reduzierung des polwärtigen Wärmetransports und somit zu einer Absenkung der dortigen Meeresoberflächentemperatur um 1 bis 4 °C. Zusätzlich verstärkte die zunehmende Vertiefung und Verbreiterung der Drakestraße vermutlich Upwelling- prozesse, die nährstoffreiches Wasser an die Oberfläche bringen. Dies erhöhte die Produktion von Phytoplankton, wodurch CO2 aus der Atmosphäre entnommen wird und eine zusätzliche Abkühlung eintritt. Außerdem kam es durch die Vertiefung der Tasmanischen Passage um 35,5 bis 33,5 Ma zu einer Erhöhung des Durchflusses durch die Drakestraße. Diese Prozesse resultierten schließlich in der Bildung des antarktischen Eisschildes (Scher & Martin 2006, DeConto 2009). Abb. 4: Meerengen, die während des Neogen geöffnet oder geschlossen wurden (Hay 1996, S. 412) Eine weitere Veränderung ergab sich durch die Schließung der Zentralamerikanischen Passagen (vgl. Abb. 4). Die Schließung des Isthmus von Panama vor etwa 3,7 Ma hatte eine Verstärkung des Golfstroms und somit einen zunehmenden Wärme- und 9
Feuchtigkeitstransport von den Subtropen in den Nordatlantik zur Folge. Dadurch kam es zu einer Erwärmung über Nordwesteuropa und Grönland. Außerdem kehrte sich zu dieser Zeit die Strömungsrichtung in der Beringstraße um, sodass salzreiches Wasser aus dem arktischen Ozean abfloss. Die damit verbundene Abnahme des Salzgehalts könnte die Bildung von Meereis begünstigt haben. (Fluteau 2003, DeConto 2009). Ein weiteres nennenswertes Beispiel aus der Erdgeschichte ist die Straße von Gibraltar (vgl. Abb. 4). Die Straße von Gibraltar ist die einzige Verbindung des Mittelmeers zum Atlantik. Im späten Miozän, zwischen fünf und sieben Ma vor heute hat sie sich mehrmals durch tektonische Prozesse geschlossen, sodass das Mittelmeer keinen ozeanischen Zufluss mehr hatte. Da es in Breiten liegt, in denen die Verdunstung sehr hoch ist, konnte es vollständig austrocknen. Dieses Ereignis wird auch als Messinianische Salinitätskrise bezeichnet. Dabei lagerten sich mächtige Evaporite ab. Dadurch wurde das Mittelmeer zu einer wüstenartigen Fläche mit stark gestiegener Albedo. Dies könnte zusammen mit der Zunahme der Landmasse in den Subtropen zu einer globalen Abkühlung beigetragen und vielleicht sogar die Glaziale im Pliozän und Pleistozän ausgelöst haben (Hay 1996, Barron et al. 1980). 2.4 Meeresspiegelschwankungen Die Plattentektonik hat auch einen starken Einfluss auf den Meeresspiegel und damit auf die Überflutung oder Freilegung von niedrig gelegenen Flächen. Meeresspiegel- schwankungen können verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen eustatischen und isostatischen Meeresspiegelschwankungen. Isostatische Schwankungen werden durch vertikale Bewegungen der Erdkruste, also durch Hebung oder Senkung verursacht. Diese können wiederum durch Belastung oder Entlastung der Erdkruste mit Sedimenten oder Eis, Dichteänderungen oder Verdickung der Kruste ausgelöst werden. Letzteres kann zum Beispiel durch Gebirgsbildung passieren. In Phasen, in denen verstärkt orogenetische Prozesse ablaufen, wird die Erdkruste verdickt, was eine relative Absenkung des Meeresspiegels zur Folge hat. Eustatische Meeresspiegelschwankungen entstehen durch Änderungen des Wasservolumens in den Ozeanen sowie durch Änderungen des Volumens und der Geometrie der Ozeanbecken. Beispielsweise kann das Volumen von Ozeanbecken durch seafloor spreading verkleinert werden. Wird an mittelozeanischen Rücken Krustenmaterial gebildet, hat dieses aufgrund seiner hohen Temperatur zunächst ein relativ großes Volumen und wölbt sich auf. Mit der Zeit kommt es zur Abkühlung und Absenkung dieser Bereiche. Somit kann man sagen, dass das Volumen von mittelozeanischen Rücken von ihrem Alter abhängt. In der oberen Kreidezeit, zwischen 110 und 85 Ma vor heute, fand im Südatlantik und –pazifik eine solche Phase mit verstärktem seafloor spreading statt. Es kam zu einer 10
Meerestransgression, sodass der Meeresspiegel etwa 200 Meter höher als heute lag und nur 25 % der Erdoberfläche Land waren. Heute liegen im Gegensatz dazu 30 % der Erdoberfläche über dem Meeresspiegel. Die Folge war ein mildes, ozeanisches Klima mit geringen saisonalen Schwankungen, relativ warmen Wintertemperaturen bis in hohe Breiten und nahezu eisfreien Polen. Dieser Effekt wurde zusätzlich durch die Ausbreitung von Binnenmeeren verstärkt, da diese zum Wärmeaustausch zwischen niedrigen und hohen Breiten beitragen. Danach führte eine Meeresregression zur Verbreitung kontinentaleren Klimas, einem Abkühlungstrend in den hohen Breiten, der sich bis ins Tertiär fortsetzte sowie einer Verstärkung klimatischer Gegensätze zwischen unterschiedlichen Breiten. Des Weiteren wirkt sich eine Änderung der Land-Meer- Verteilung durch Meeresspiegelschwankungen auf die Erdalbedo aus. Nimmt die Meeres- fläche durch Transgression zu, sinkt die Albedo, findet Regression statt, steigt sie. Schließlich ist auch die Verwitterung auf den Landflächen von der Land-Meer-Verteilung abhängig. Bei niedrigem Meeresspiegel ist mehr Fläche vorhanden, auf der chemische Verwitterung stattfinden kann. Dadurch wird mehr atmosphärisches CO2 verbraucht, was zu einer Abkühlung beitragen kann (Hays & Pitman 1973, Fluteau 2003, DeConto 2009, Cockell 2008). 3 Einfluss der Gebirgsbildung Gebirgsbildung und die Entstehung von Hochplateaus haben ebenfalls einen Einfluss auf das regionale sowie globale Klima. Dieser hängt stark von der Größe, Höhe und geographischen Lage der Gebirge und Hochplateaus ab. Dabei wirkt eine Vielzahl von Mechanismen. Man unterscheidet direkte physikalische Einflüsse und indirekte chemische Einflüsse. Die direkten Einflüsse bewirken Änderungen der atmosphärischen Zirkulation. Dazu gehören die Abkühlung hoch gelegener Gegenden, die Verstärkung der Wellenbewegung der außertropischen planetarischen Zirkulation, der Regenschatten- Effekt und die Entwicklung oder Verstärkung von Monsunzirkulationen. Ein indirekter Einfluss ist die Verstärkung der chemischen Verwitterung, was Änderungen des atmosphärischen CO2-Gehalts und somit der Temperatur zur Folge hat. Insgesamt trägt Gebirgsbildung zu einer regionalen Differenzierung der klimatischen Verhältnisse bei (Ruddiman et al. 1997, Ruddiman & Kutzbach 1991). 3.1 Temperaturverteilung Der offensichtlichste Effekt der Bildung von Gebirgen und Hochplateaus ist eine Abkühlung dieser hoch gelegenen Regionen. In der Troposphäre nimmt die Temperatur durchschnittlich um 6,5 °C pro 1000 Meter Höhenzunahme ab. Der tatsächliche 11
Temperaturgradient hängt jedoch von den Eigenschaften der Luft ab. Bei komplett trockener Luft würde er zum Beispiel 10 °C pro 1000 Meter betragen. Diese Abkühlung mit der Höhe beeinflusst auch die Vegetation der gehobenen Regionen und verändert damit die Albedo. Eine Fläche, die mit immergrünen Pflanzen bewachsen ist, hat eine niedrigere Albedo als eine Fläche mit lückenhaftem oder sogar fehlendem Bewuchs. Auch Schnee, der sich in den kühleren Temperaturen im Gebirge leichter akkumulieren kann, trägt zu einer höheren Albedo bei. Somit kann die Abkühlung hoch gelegener Flächen zusätzlich verstärkt werden (Hay 1996, DeConto 2009). Ein anderer Effekt, der bei Gebirgen und Hochplateaus auftritt und deren Temperatur beeinflusst, ist der Massenerhebungseffekt. Da hoch gelegene Flächen, insbesondere Plateaus, mehr Wärme absorbieren, ist es darüber wärmer, als in der freien Atmosphäre auf gleicher Höhe. Dieser Effekt nimmt im Zentrum von Gebirgen zu. Somit sind die Isothermen über Gebirgen und Hochplateaus sozusagen aufgewölbt (Lauer & Bendix 2006). 3.2 Niederschlagsverteilung Da eine Gebirgskette eine Barriere für die atmosphärische Zirkulation darstellt, beeinflusst sie die Niederschlagsverhältnisse. Meist wirkt sie sich jedoch nur regional aus. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Streichrichtung des Gebirges senkrecht zur Luftströmung verläuft. Das orographische Hindernis erzwingt eine aufsteigende Luft- bewegung, vor allem wenn es zu groß ist, um vom Wind umströmt zu werden. Die Luft steigt dabei zunächst trockenadiabatisch und ab dem Kondensationspunkt feucht- adiabatisch auf. Somit kommt es auf der Luvseite zur Wolkenbildung und zu orographischen Niederschlägen (vgl. Abb. 5). Danach steigt die Luft, die jetzt eine viel geringere relative Feuchte aufweist, auf der Leeseite trockenadiabatisch ab. Dabei entsteht ein warmer und arider Regenschattenbereich, der von Fallwinden geprägt ist und sich über mehrere Hundert Kilometer erstrecken kann. Die Luft hat dort zusätzlich einen austrocknenden Effekt, da sie mehr Wasserdampf aufnehmen kann als vor dem Hindernis. Somit siedeln sich dort vermehrt Xerophyten an, also Pflanzen, die an trockene Bedingungen angepasst sind und spezielle Mechanismen entwickelt haben, um sich vor Verdunstung zu schützen. Der Regenschatten-Effekt ist dort besonders stark, wo die Luft nach dem Gebirge wieder auf das gleiche Höhenniveau absinken kann, auf dem sie sich vor dem Aufstieg befunden hat. Dies ist zum Beispiel an Grabenbrüchen der Fall. Diese sind mit der Absenkung eines zentralen Tals und einer Hebung der Ränder verbunden. Nachdem die Luft in das Tal eingeströmt ist, ist sie wie oben beschrieben trockener und wärmer und löst daher eine höhere Evapotranspiration aus. Deshalb sind tektonische Gräben auch in Breiten, in denen sonst eher humide Bedingungen herrschen, 12
oft trockene Gebiete. Aus Grabenbrüchen mit zwei etwa gleich hohen Rändern, die einen Zugang zum Meer haben, kann Wasserdampf heraustransportiert werden. Auf ihrem Weg durch das Tal nimmt die Luft Feuchtigkeit auf und überströmt dann ein zweites orographisches Hindernis, nämlich den zweiten Rand des Grabens. Dabei startet sie jedoch mit einer höheren Temperatur als beim ersten Aufstieg und kann somit mehr Feuchtigkeit aus dem Tal heraustransportieren als sie am Anfang enthalten hat. Der Export von Wasser aus Grabenbrüchen steht eventuell mit der Verbreitung von phanerozoischen Evaporiten außerhalb der ariden Subtropen in Zusammenhang. (Hay 1996, DeConto 2009, Ruddiman et al. 1997). Abb. 5: Schematische Darstellung des Regenschatten-Effekts (Hay 1996, S. 419) Ein gutes Beispiel für den Regenschatten-Effekt sind die heutigen Anden, da sie sich meridional über mehrere Klimazonen erstrecken. In den Tropen herrschen in Südamerika Südostpassate vor, sodass vermehrte Niederschläge auf der Ostseite der Anden zu finden sind. Unter anderem ist damit die Ausbildung des tropischen Regenwaldes im Amazonasgebiet verbunden. Auf der Westseite der Gebirgskette ist das Klima dagegen von Trockenheit gekennzeichnet. Genau andersherum verhält es sich in den Mittelbreiten. Dort herrschen Westwinde vor, sodass dort auf der Westseite der Anden mehr Niederschlag fällt. Auf der Ostseite hingegen erstreckt sich das von Trockenheit geprägte Patagonien (DeConto 2009, Ruddiman et al. 1997). Ähnliche Ergebnisse zeigen auch Klimasimulationen für einen meridionalen Kontinent mit einem 3000 Meter hohen Gebirge und einer Eisbedeckung auf der Südhemisphäre von 70° S bis zum Pol. Die Gebirgskette verlief meridional jeweils einmal an der Westseite und einmal an der Ostseite des Kontinents. Da von mittleren jährlichen Bedingungen ausgegangen wurde, wurde der Jahresverlauf nicht berücksichtigt. Bei dem Kontinent mit Gebirgen an der Ostseite verursachen die Passatwinde am Osthang in den Tropen ergiebige Niederschläge, weil sie vorher bei ihrem Weg über den Ozean viel 13
Feuchtigkeit aufnehmen konnten. Da sich im Kontinentinneren keine weitere Feuchtigkeitsquelle befindet, herrschen dort extrem trockene Bedingungen. Aufgrund des Tiefdrucksystems, das sich über dem Zentrum der Landmasse entwickelt, entsteht eine landeinwärts gerichtete Luftströmung an der Westseite des Kontinents. Diese bringt Feuchtigkeit mit sich und sorgt dort für moderate Niederschläge. Außerdem transportieren die Westwinde der Mittelbreiten etwas Feuchtigkeit ins Kontinentinnere. Bei der Simulation mit Gebirgen am Westrand des Kontinents sorgen die Passate ebenfalls für hohe Niederschläge in niedrigen Breiten an der Ostseite der Gebirgskette. In den Mittelbreiten bewirken die Westwinde hohe Niederschläge an der Westseite und einen ausgeprägten Regenschatten im Lee (Hay 1996). Ein Beispiel für die Auswirkungen von Gebirgen am Äquator zeigt sich bei der Betrachtung der variskischen Gebirge. Diese wurden bei der Konvergenz von Gondwana und Laurasia gebildet und hatten aufgrund ihrer Lage einen klimatischen Einfluss auf beide Hemisphären. Sie erstreckten sich am Äquator mit einer Länge von etwa 6000 Kilometern und waren die höchste Gebirgskette im späten Paläozoikum (Fluteau 2003). Abb. 6: Mittlerer Niederschlag und Relief der Appalachen (Fluteau 2003, S. 167) Bei den Variskiden werden ein östlicher Teil (Herzynisches Gebirge) und ein westlicher Teil (Appalachen) unterschieden. Die damalige Höhe der Appalachen wird auf 2500 bis 14
6000 Meter geschätzt. Die tatsächliche Höhe hat jedoch einen erheblichen Einfluss auf die atmosphärische Zirkulation Pangäas, weshalb unterschiedliche Höhen mit verschiedenen klimatischen Auswirkungen verbunden sind. Dies zeigen die Ergebnisse zweier Simulationen mit einem Atmospheric General Circulation Model zwischen 70° W und 80° W. Bei der ersten wurde eine Höhe von 2500 Metern angenommen (vgl. Abb. 6). Hierbei sind die saisonale Wanderung der innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) und eine entsprechende Verteilung des Niederschlags zu erkennen. Bei der zweiten Simulation wurde von einer Höhe von 4500 Metern ausgegangen. Der Niederschlag ist dabei insgesamt höher, da die Aufstiegsbewegung der Luftmassen an den Appalachen verstärkt wird. Außerdem bleibt die ITCZ das ganz Jahr trotz der Wanderung der Sonne nahezu stationär am Äquator, sodass die angrenzenden Regionen trockener und wärmer werden (Fluteau 2003). Ein weiterer Mechanismus, durch den sich Gebirge und Hochplateaus auf die Nieder- schlagsverhältnisse auswirken, führt zur Entstehung und Verstärkung von Monsun- zirkulationen, also atmosphärische oder ozeanische Strömungen, deren Richtung sich im Jahresverlauf um mindestens 120° dreht. Dieser Effekt findet dabei vor allem über großen Landmassen in den Mittelbreiten statt. Im Sommerhalbjahr erwärmt sich die Luft über der Landoberfläche und steigt auf. So entsteht ein thermisches Tiefdruckgebiet, in das Luftmassen hineinströmen. Im Winter wird die Luft stark gekühlt, sinkt ab und es bildet sich ein thermisches Hochdrucksystem, aus dem Luft herausströmt. Über gehobenen Flächen ist dieser saisonale Gegensatz viel stärker ausgeprägt, was zu einer Verstärkung der Zirkulation führt. Eine besonders starke Monsunzirkulation ist der südasiatische Monsun. Über dem über 5000 Meter hohen Hochland von Tibet können sich extrem starke thermische Druckgebiete bilden. Im Sommer erwärmt die Sonne das hoch gelegene Gelände, welches dann wiederum die darüber liegenden dünnen Luftschichten schnell aufheizen kann. Das resultierende Tiefdruckgebiet ist stark genug, dass es den Südostpassat von der Südhemisphäre über den Äquator hinweg anzieht. Dieser wird dann von der Corioliskraft nach rechts abgelenkt. Zu dieser Ablenkung trägt zusätzlich das ostafrikanische Hochland bei, sodass ein Südwestwind entsteht, der sogenannte Somali- oder Findlater-Jet. Diese Luftmassen können auf ihrem langen Weg über die warmen Gewässer des tropischen und subtropischen Indischen Ozeans viel Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn sie auf Indien und den Himalaya treffen, kommt es dort zu extrem hohen Niederschlägen (Ruddiman et al. 1997, Hay 1996). Monsunströmungen kommen aber auch in anderen Regionen der Erde vor. Zum Beispiel führen gleichartige Mechanismen über dem im Durchschnitt 3600 Meter hohen Altiplano in Bolivien zur Ausbildung einer Monsunzirkulation. Diese ist mit heftigen Regenfällen am Nordostrand der Hochebene verbunden. Auch auf anderen Kontinenten gibt es einen 15
solchen Sommermonsun. Jedoch ist keiner davon mit dem südasiatischen vergleichbar. Das liegt zum einen daran, dass keine andere Landfläche so groß ist wie Asien. Daher können keine so starken Druckgegensätze entstehen. Zum anderen fehlen meist, wie beispielsweise in Nordafrika, entsprechend hohe Gebirge, an denen sich der Niederschlag konzentrieren kann. Außerdem ist gerade der lange Weg der Luft über einen warmen Ozean für die Ausprägung solcher Niederschläge von Bedeutung, eine Bedingung, die ebenfalls nur beim südasiatischen Monsun erfüllt ist (Ruddiman et al. 1997). Die Entstehung von thermischen Druckgebieten über Hochplateaus hat nicht nur regionale Auswirkungen. Auch in entfernten Gebieten können Effekte auftreten. So bewirkt das Aufsteigen von Luftmassen über einem Plateau eine Kompensations- strömung, die sich in absinkenden Strömungen über den umliegenden Regionen äußert. Im Fall des Hochlands von Tibet finden diese Absinkbewegungen auch über Zentralasien und dem Mittelmeerraum statt. Da die Luft aus hochgelegenen Gebieten stammt, die von Feuchtigkeitsquellen wie den Ozeanen weit entfernt liegen, ist sie relativ trocken. Die relative Feuchte der Luft wird zudem beim Abstieg verringert, da die Luftmassen dabei in Schichten mit höherem Luftdruck gelangen und sich dadurch erwärmen. Im Winter hingegen wird das Absinken der Luft über dem Hochplateau durch das Aufsteigen von Luft in den Tiefdrucksystemen über den subpolaren Ozeanen ausgeglichen (Ruddiman & Kutzbach 1991). 3.3 Rossby-Wellen Eine weitere Möglichkeit, wie Gebirge und Hochplateaus das Klima beeinflussen, ist die Verstärkung von Rossby-Wellen. Dies hat nicht nur regionale Auswirkungen, sondern verändert die atmosphärische Zirkulation einer ganzen Hemisphäre. Rossby-Wellen sind stehende Wellen in der planetarischen Zirkulation der Außertropen, die über längere Zeit nahezu ortsfest sind. In der höheren Troposphäre (300 hPa-Niveau) ermöglichen sie den Energieaustausch zwischen hohen und niedrigen Breiten, indem polare kalte Luftmassen an Tiefdrucktrögen in Richtung Äquator transportiert werden und an Höhenrücken subtropische warme Luft polwärts verlagert wird. Für die Entstehung dieser stehenden Wellen ist nun die Lage von Gebirgen von Bedeutung. Auf der Nordhalbkugel stellen Gebirgsregionen wie die Rocky Mountains und der Himalaya beziehungsweise das Hochland von Tibet Barrieren für die atmosphärische Zirkulation dar. Dadurch wird die Strömung aus ihrer zonalen Richtung nach Norden ausgelenkt. Die Entstehung einer Wellenströmung ist dann durch den Erhalt absoluter Vorticity, also der Wirbelbewegung, zu erklären. Diese setzt sich aus der planetaren und der relativen Vorticity (ζ) zusammen. Bei der Auslenkung in höhere Breiten erhält ein Luftpaket negative relative Vorticity und somit einen antizyklonalen Drehimpuls (vgl. Abb. 7). Dadurch ändert es seine Richtung 16
und strömt wieder in Richtung Äquator. Dabei wird es aufgrund der Massenträgheit über die geographische Breitenlage, aus der es ursprünglich stammt, hinaustransportiert. Hierbei erhält es positive relative Vorticity und damit verbunden einen zyklonalen Drehimpuls. Dieser bewirkt wiederum eine Umlenkung in Richtung Pol. Somit mäandriert das Luftpaket um eine bestimmte Breitenlage. Da an den Rücken der Wellen konvergente Luftbewegungen stattfinden, entstehen dort Hochdruckgebiete. An den Trögen bilden sich umgekehrt Divergenzen und assoziierte Tiefdruckgebiete (Lauer & Bendix 2006, DeConto 2009, Hay 1996, Ruddiman et al. 1997). Abb. 7: Entstehung von Rossby-Wellen (Lauer & Bendix 2006, S. 178) Auf der Nordhemisphäre bilden sich auf diese Weise zwischen drei und sechs solcher Rossby-Wellen, die jeweils eine Wellenlänge von circa 6000 Kilometern aufweisen. An den Rocky Mountains und am Hochland von Tibet befinden sich dabei stationäre Höhenrücken, da diese Gebirge für die initiale Auslenkung der Luftmassen sorgen. Der Hauptimpuls geht von den südasiatischen Gebirgen aus, während die nord- amerikanischen, die davon etwa eine Wellenlänge in Windrichtung entfernt liegen, eher der Stabilisierung und Verstärkung der Wellenströmung dienen. Im Lee der Gebirge bilden sich folglich jeweils Tiefdrucktröge, die bei etwa 70° W und 150° E quasi stationär sind. Eine schwächere Welle bildet sich meist über Europa. Die Position der Wellen beeinflusst das regionale Wettergeschehen. So ist die häufige Trockenheit im Zentrum der USA und das vermehrte Auftreten von Stürmen an der Ostküste Nordamerikas zum Teil darauf zurück zuführen. Auch die milden Wintertemperaturen in Westeuropa stehen damit in Zusammenhang. Sie werden durch die vorherrschende Südwestströmung über den relativ warmen Nordatlantik verursacht. Insgesamt sind die stehenden Wellen im Winterhalbjahr aufgrund der höheren Energiedifferenz zwischen Äquator und Pol stärker ausgeprägt (Lauer & Bendix 2006, DeConto 2009, Hay 1996). 17
Auf der Südhalbkugel ist die Wellenströmung hingegen viel schwächer ausgebildet und es herrscht eine eher zonale Zirkulation vor. Das liegt an der geringeren Landmasse und weitestgehend auch am Fehlen höherer Gebirge, die Rossby-Wellen initiieren könnten. Lediglich die südlichen Anden und die Neuseeländischen Alpen, die jedoch relativ niedrig sind, bewirken eine leichte Auslenkung der Luftmassen. Somit bilden sich über dem südlichen Afrika, der südlichen Ostküste Südamerikas und dem Südpazifik Tiefdrucktröge aus (Lauer & Bendix 2006, Hay 1996). 3.4 Chemische Verwitterung Gebirgsbildung hat auch einen indirekten Einfluss auf das Klima. Dieser erfolgt über den Kohlenstoffkreislauf. Wenn sich CO2 in Wasser löst, entsteht Kohlensäure, die bei der chemischen Verwitterung silikatische Minerale löst. Die dabei entstehenden Hydrogen- karbonat-Ionen werden über Flüsse bis in die Ozeane transportiert, wo sie von Lebewesen, wie beispielsweise Korallen, aufgenommen werden. Schließlich werden sie in Sedimenten gebunden, die somit eine wichtige CO2-Senke bilden. Aktive Gebirgsbildung erhöht nun die Rate, mit der CO2 durch chemische Verwitterung aus der Atmosphäre entfernt wird. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen werden durch die Faltungsprozesse, die bei der Gebirgsbildung stattfinden, und durch physikalische Verwitterung immer wieder frische unverwitterte Gesteine freigelegt. Dies ist ein besonders wichtiger Faktor, da die Raten der chemischen Verwitterung von Gesteinen kurz nach ihrer Freilegung am höchsten sind und danach exponentiell abnehmen. Zum anderen fallen an Gebirgen auf der Luv-Seite meist heftige Niederschläge, die durch orographische Hebung von Luftmassen oder Monsunzirkulationen zustande kommen. Wasser ist bei der chemischen Verwitterung ebenfalls von großer Bedeutung, vor allem für die Lösung von CO2 und die Reaktion mit dem Gestein. Durch den hohen Niederschlag kommt es außerdem zu einer Verstärkung des Oberflächenabflusses. Dieser wird zudem an steilen Hängen beschleunigt, sodass verwittertes Material schneller abtransportiert werden kann. Diese Prozesse bewirken eine Senkung der atmosphärischen CO2-Konzentration und können somit zu einer globalen Abkühlung beitragen, da sie den natürlichen Treibhauseffekt verringern (Ruddiman & Kutzbach 1991, Ruddiman et al. 1997, Fluteau 2003). Die Entstehung des Himalayas, des Hochlands von Tibet, der Anden und des Altiplanos während der letzten 40 Ma hat die chemische Verwitterung in diesen Regionen auf jeden Fall erheblich verstärkt. Das zeigt sich auch darin, dass die Flüsse, die diese Gebiete entwässern, nämlich der Gelbe Fluss in China, der Ganges sowie der Brahmaputra in Indien und der Amazonas in Brasilien, weltweit die höchsten Mengen gelöster chemischer Stoffe in die Ozeane transportieren. Der Amazonas ist für 70 - 80 % der 18
gelösten chemischen Fracht, die in den Atlantik eingetragen wird, verantwortlich (Ruddiman & Kutzbach 1991, Ruddiman et al. 1997). 4 Beispiele aus der Erdgeschichte 4.1 Klimaänderungen im Känozoikum Während des Känozoikums hat sich das Klima auf der Erde insgesamt stark abgekühlt. Dieser Wandel von weit verbreiteten tropischen Klimaverhältnissen zu kühleren Temperaturen und zunehmender Saisonalität hat sich vor allem während der letzten 40 18 16 Ma vollzogen. Er äußert sich im Verhältnis der Sauerstoffisotope O und O in Calcitablagerungen, da es auf Änderungen des Eisvolumens sowie der Temperatur der Ozeane reagiert. Außerdem lässt sich mit Hilfe von Pollenanalysen rekonstruieren, dass sich die Vegetation der hohen Breiten entsprechend verändert hat. So kamen beispielsweise noch im Paleozän subtropische Pflanzen in Alaska vor. Bis zum Pliozän hat sich dort die heutige Vegetation angesiedelt (Raymo & Ruddiman 1992, Ruddiman & Kutzbach 1991). Als Ursache dieser Abkühlung sind verschiedene Ansätze denkbar. Die Lage von Kontinenten an einem Pol wird immer wieder als möglicher Auslöser für Kaltzeiten genannt. Allerdings haben sich in dieser Hinsicht während der letzten 100 Ma nur sehr geringe Veränderungen ergeben. Ein weiterer Ansatz ist die tektonische Formung der Ozeanbecken und Meerengen. In diesem Fall könnte die thermische Isolation der Antarktis durch die Öffnung der Drakestraße zur raschen Abkühlung dieses Kontinents geführt haben. Unklar ist auch der Einfluss der Schließung des Isthmus von Panama auf die Abkühlung und Vereisung auf der Nordhalbkugel. Raymo und Ruddiman (1992) gehen davon aus, dass die Klimaänderungen des Känozoikums vor allem auf die Entstehung des Hochlands von Tibet zurückzuführen sind. Die Tibetische Hochebene entstand durch die Kollision der Indo-Australischen Platte mit der Asiatischen Platte im mittleren Eozän vor 44 bis 52 Ma. Der Prozess der Gebirgsbildung dauert in diesem Gebiet bis heute an. Genaue Informationen über die Entstehungsgeschichte gibt es jedoch nicht. Die Tibetische Hochebene ist mit einer Fläche von über 2 Millionen km², was etwa der Hälfte der Fläche der USA entspricht, und einer durchschnittlichen Höhe von fast 5000 Metern das größte topographische Element, das es heute auf der Erde gibt. Daher ist es möglich, dass es nicht nur Auswirkungen auf das regionale Klima, zum Beispiel durch die Verstärkung der südasiatischen Monsunzirkulation, hat. Trotzdem kann die Gebirgsbildung die globale Abkühlung im Känozoikum nicht allein ausgelöst haben. Vielmehr werden Veränderungen des atmosphärischen CO2-Gehalts als eine Hauptursache betrachtet. Mit numerischen Modellen hat man herausgefunden, dass die 19
CO2-Konzentration in der Kreidezeit höher war. Nach Raymo und Ruddiman (1992) ist sie durch die erhöhte chemische Verwitterung in Folge der Entstehung des Tibetischen Hochlands gesunken. Außerdem gab es während der letzten 700 Ma nur zwei weitere Perioden mit Gebirgen und Hochplateaus vom Ausmaß des Himalayas und des Hochlands von Tibet, nämlich im späten Präkambrium und Paläozoikum. Beide Phasen waren ebenfalls von ausgedehnter Vergletscherung geprägt. Ein anderer Ansatz besagt, dass die mechanischen Erosionsraten durch die Abkühlung erhöht wurden, was durch die Entlastung zu isostatischen Hebungen von Gebirgen und dadurch schließlich weltweit zur Ausbreitung von Gebirgsgletschern führte. Diese trugen wiederum zu verstärkter Erosion bei. Dieser Mechanismus würde durch positive Rückkopplung eine weitere Abkühlung verursachen (Raymo & Ruddiman 1992, Ruddiman & Kutzbach 1991). Die Klimaänderungen während der letzten 30 Ma in Eurasien haben Ramstein et al. (1997) genauer untersucht. Dazu wurden drei verschiedene Simulationen mit einem Atmospheric General Circulation Model durchgeführt, eine für das Klima des frühen Oligozän (vor 30 Ma), eine für das mittlere bis späte Miozän (vor 10 Ma) und eine für die gegenwärtige Situation. Zusätzlich wurden Sensitivitätsanalysen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden für einen nördlichen und einen südlichen Teil getrennt betrachtet. Im nördlichen Teil hatte im Oligozän die Paratethys einen großen Einfluss auf das Klima. Die Paratethys war ein großflächiges Binnenmeer (vgl. Abb. 8a), das sich noch vor 30 Ma über weite Bereiche Zentraleurasiens erstreckte und für ein maritimes Klima sorgte. Die maximale jährliche Temperaturamplitude war mit 17 °C um einiges geringer als heute. Auch die Wintertemperaturen waren mit 5 °C bis 10 °C in Zentralasien und -10 °C bis 0 °C in Sibirien relativ gemäßigt. Über dem Binnenmeer bildete sich außerdem durch zyklonale Aktivität eine stehende Welle in der atmosphärischen Zirkulation aus. Da die Paratethys auch als wichtige Quelle für Wasserdampf diente, waren somit über Eurasien hohe Niederschlagssummen von bis zu 1500 mm/a zu verzeichnen, während es in China wesentlich trockener war. Die südasiatischen Gebirge waren noch relativ niedrig, sodass dort tropische Klimaverhältnisse herrschten. Der Rückgang der Paratethys bis zum Miozän (vgl. Abb. 8b) führte zu kontinentaleren Bedingungen in Eurasien. Die Wintertemperaturen wurden um bis zu 10 °C niedriger, die Sommertemperaturen um etwa 4 °C höher. Zudem initiierte das zunehmend höher werdende Tibetische Hochland eine neue stehende Welle, was zu trockeneren Verhältnissen in Zentralasien führte. Die Hochebene selbst kühlte deutlich ab. Im südlichen Teil ergibt sich im Oligozän ein abgeschwächter südasiatischer Monsun, der auf die mäßigende Wirkung der Paratethys auf das asiatische thermische Tiefdruckgebiet zurück zuführen ist. Dieses ist im Miozän folglich stärker ausgeprägt, sodass sich die Monsunzirkulation verstärkt und zu 20
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