Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 14. Juni 2021 Äthiopien UNO warnt vor Hungersnot in Tigray Die UN haben vor einer schweren Hungerkrise im äthiopischen Regionalstaat Tigray gewarnt. Die Lage sei katastrophal, 350.000 Menschen seien akut vom Hungertod bedroht, so die UN in einem am 10.06.21 veröffentlichten Bericht. Dies sei die größte Zahl an Betroffenen in einem einzelnen Land seit einem Jahrzehnt. Insgesamt sind in der Region rund 5,5 Mio. Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, rd. 90 % der Bevölkerung. Die äthiopische Regierung bestritt eine Hungerkatastrophe in Tigray. Hintergrund der schwierigen Versorgungslage ist der seit November 2020 andauernde Bürgerkrieg in der Region. Der Konflikt zwischen der äthiopischen Regierung und ihren Verbündeten gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) habe „die Vertreibung der Bevölkerung sowie die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit, die Behinderung des Zugangs humanitärer Organisationen, Ernteverluste und zusammengebrochene Märkte ausgelöst“, so die UN in ihrem Bericht. Es sei damit zu rechnen, dass die Katastrophe „noch wesentlich schlimmer“ werde. Gleichzeitig erneuerte die UN ihr Hilfsangebot. Derzeit sind nur rund zehn Prozent der Gesamtfläche Tigrays für internationale Nothilfeeinsätze frei zugänglich. G7-Staaten verurteilen Taten in Tigray In einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des G7-Treffens im englischen Cornwall zeigten sich die führenden westlichen Wirtschaftsmächte „tief besorgt über den andauernden Konflikt und berichten über eine sich abzeichnende humanitäre Tragödie“ in Tigray. Sie verurteilen „die fortwährenden Gräueltaten, einschließlich weit verbreiteter sexueller Gewalt“, forderten einen sofortigen Waffenstillstand und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe. Afghanistan Taliban kooperieren mit al-Qaida / ISKP weiter im Land aktiv Wie der LongWarJournal am 07.06.21 berichtete, hat das UN Sanctions Monitoring Team am 01.06.21 einen neuen Bericht zu Aufständischen/Islamisten in Afghanistan veröffentlicht. Demnach unterhalten die Taliban nach wie vor gute Verbindungen zu al-Qaida im Land, insbesondere durch das Haqqani-Netzwerk, deren Mitglieder u.a. in al- Qaida-Familien eingeheiratet hätten. Sirajuddin Haqqani sei auch eine Führungsfigur innerhalb al-Qaidas, aber nicht Teil der Führungsebene (Hattin Shura). Al-Qaida sei, trotz gegenteiliger Behauptung der Taliban, in 15 Provinzen in Afghanistan aktiv und werde durch deren Jahbat al-Nasr Flügel geleitet. Im Grenzgebiet zu Pakistan sei sowohl die Führung al-Qaidas als auch die von al-Qaida im indischen Subkontinent (AQIS) ansässig, u.a. der Anführer Ayman al-Zawahiri. Die Taliban würden zudem 280 Minengebiete in 26 Provinzen kontrollieren (der Staat 281 in 16 und Warlords 148 in zwölf) und hätten im letzten Jahr ca. 450 Mio. USD Gewinn damit gemacht. Trotz 1
seiner Niederlagen in Kunar und Nangarhar würde auch der ISKP eine Bedrohung bleiben. Er sei in kleinen Zellen (ca. 1.500 - 2.200 Kämpfer) weiterhin in den beiden Provinzen aktiv, weitere Kämpfer (Tadschiken, Usbeken) gebe es auch in Badakhshan, Kunduz, Balkh und Sar-e Pul. Taliban: Einnahme von Distrikten Laut Meldungen vom 09.06.21 bestätigte das afghanische Parlament, dass die Taliban in den letzten zwei Monaten mehrere Distrikte eingenommen hätten. Es handelt sich dabei um den Jond Distrikt in Badghis, Barka in Baghlan, Nerkh und Jalrez in Maidan Wardak, Dawlat Shah in Laghman, Qaisar in Faryab, Gizab in Uruzgan und Sharak in Ghor. Die Taliban selbst behaupten, 20 Distrikte in dieser Zeit eingenommen zu haben. Das LongWarJournal berichtet am 07.06.21 von acht eingenommenen Distrikten in den letzten Wochen. Am 11.06.21 wurde gemeldet, dass die Taliban nun auch den Distrikt Ishkimish in der Provinz Takhar kontrollieren würden. Am 12.06.21 wurde gemeldet, sie hätten den Distrikt Tulak in der Provinz Ghor eingenommen. Am 13.06.21 hätten die Taliban den Distrikt Aliabad in der Provinz Kunduz eingenommen und am 14.06.21 hätten sie die Distrikte Khan Abad in Kunduz und Sayad in Sar-e Pul eingenommen. Bei den Kämpfen um den Distrikt Qaisar seien 180 Soldaten der afghanischen Armee gefangen genommen und 80 verletzt worden. Anschläge auf Zivilisten Am 12.06.21 detonierten zwei Bomben im Westen Kabuls, der hauptsächlich von Personen der schiitischen Ethnie Hazara bewohnt wird, unter Minibussen für Zivilisten und töteten sieben Menschen und verletzten sechs weitere. Es gab in den letzten Wochen sechs solcher Anschläge in diesem Teil der Stadt auf Minibusse mit 25 Toten und 26 Verletzten, zu denen sich größtenteils der ISKP bekannte. Dazu kommt der Anschlag auf die Mädchenschule in diesem Stadtteil am 09.05.21 mit 90 Toten (vgl. BN v. 11.05.21). Die Afghanische Menschenrechtskommission (AIHRC) bezeichnete die Angriffe als Genozid an den Hazaras und forderte mehr Sicherheit für den Westen Kabuls. Viele schiitische Hazara kämpfen in Syrien für den Iran (in der Brigade Liwa Fatemiyoun) gegen den IS, dies ist einer der Gründe weshalb der ISKP in Afghanistan gezielt diese Ethnie angreift. Am 09.06.21 wurden in der Provinz Baghlan zehn Angestellte einer Minenräumungsgesellschaft, viele von ihnen gehören ebenfalls den Hazara an, durch den ISKP getötet und 16 weitere verletzt. Am selben Tag starb ein Journalist in der Provinz Logar bei Kämpfen zwischen den Taliban und der afghanischen Armee. Bei einem Bombenanschlag der Taliban auf das Hauptquartier der Polizei am 06.06.21 in der Provinz Baghlan wurden zwei Zivilisten getötet und 67 weitere verletzt. Albanien Parlament stimmt für Absetzung des Präsidenten Mit 105 Stimmen bei sieben Gegenstimmen und drei Enthaltungen beschloss das Parlament (insgesamt 140 Mandate) in einer außerordentlichen Sitzung am 09.06.21 die Absetzung von Staatspräsident Ilir Meta. Zuvor hatte der eigens eingerichtete Ausschuss (vgl. BN v. 10.05.21) am 28.05.21 befunden, dass Meta während des Wahlkampfes und der Parlamentswahl vom 25.04.21 schwere Verstöße gegen die Verfassung begangen habe. Für die Annahme des Beschlusses war eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig. Eine solche hätte das Lager der Sozialistischen Partei (PS) von Premierminister Edi Rama, welches die Absetzung betrieben habe, nach Zusammentreten des neuen Parlaments voraussichtlich nicht mehr erreichen können. Meta hatte die Zusammenarbeit mit dem Ausschuss verweigert. Zu der Parlamentsentscheidung erklärte sein Sprecher, der Präsident sei durch diese verfassungswidrige Handlung nicht beunruhigt. Die abschließende Entscheidung über seine Absetzung obliegt dem Verfassungsgericht, welches innerhalb von drei Monaten urteilen soll. 2
Algerien Neues Parlament gewählt Am 12.06.21 wurde ein neues Parlament gewählt. Etwa 24 Mio. Wahlberechtigte waren zur Stimmabgabe über 407 Sitze in der Nationalversammlung aufgerufen. Mehrere Oppositionsparteien und Teile der Protestbewegung Hirak hatten im Vorfeld zum Boykott aufgerufen. Offiziellen Angaben zufolge lag die Wahlbeteiligung nur bei 30,25 %. Vorläufige Ergebnisse werden Anfang der Woche erwartet. Akkreditierung von France 24 aufgehoben Die algerischen Behörden haben dem TV-Sender France 24 die Akkreditierung entzogen. Als Begründung wurde wiederholte Feindseligkeit gegenüber dem Land und den algerischen Institutionen genannt. Am 13.03.21 sei dem Sender eine letzte Warnung wegen seiner Berichterstattung über die Freitagsmärsche der Protestbewegung Hirak gegeben worden. Burkina Faso Binnenvertriebene nach Anschlag Wie der Minister für Kommunikation und Beziehungen zum Parlament, Regierungssprecher Ousséni Tamboura, am 09.06.21 bekanntgab, flohen nach dem Anschlag in Solhan vom 04.06.21 auf den 05.06.21 (vgl. BN v. 07.06.21) aus dem Ort 7.644 Menschen nach Sebba (Hauptstadt der Provinz Yagha). Bei dem Angriff seien 132 Menschen getötet worden. Lokale Quellen gingen von etwa 160 Todesopfern aus. Ausnahmezustand Der Ministerrat billigte am 09.06.21 einen Gesetzentwurf, der eine Verlängerung des in insgesamt 14 von islamistischer Gewalt betroffenen Provinzen der Regionen Boucle du Mouhoun, Centre-Est, Est, Hauts-Bassins, Nord und Sahel seit Januar 2019 geltenden Ausnahmezustands um 18 Monate vorsieht. Côte d’Ivoire Angriffe auf Sicherheitskräfte Am 07.06.21 töteten nicht näher genannte bewaffnete Personen im Dorf Tougbo (Distrikt Zanzan) an der Grenze zu Burkina Faso einen Soldaten. Die bewaffneten Personen seien zurückgeschlagen worden, gab das Militär an. Am 13.06.21 folgte ein weiterer Bericht über den Tod zweier Soldaten und eines Polizisten. Ihr Fahrzeug soll bei einer Patrouille an der burkinischen Grenze im Norden des Landes durch einen Sprengkörper getroffen worden sein. Vier weitere Sicherheitskräfte wurden dabei verletzt. Damit gab es in diesem Jahr bislang vier solcher Angriffe in der Region (vgl. BN v. 12.04.21). DR Kongo COVID-19: Krankenhäuser in Kinshasa unter Druck Die Krankenhäuser in der Hauptstadt Kinshasa seien überlastet angesichts eines Zuwachses an COVID-19- Infektionen, vorherrschend sei die Delta-Variante. Das soll Präsident Félix Tshisekedi am 12.06.21 einem Agenturbericht zufolge gesagt haben. Er kündigte drastische Maßnahmen an, ohne Details zu nennen. In Kinshasa ist die Nationalpolizei (PNC) bereits seit 10.06.21 beauftragt, die Hygienemaßnahmen durchzusetzen. Das Land sieht sich einer noch jungen dritten Infektionswelle ausgesetzt. Die offiziellen Zahlen gehen von rd. 35.000 Infizierten und rd. 830 Toten seit Beginn der Pandemie aus. Experten vermuten angesichts der geringen Anzahl von Tests jedoch erhebliche Dunkelziffern. Im Zuge der Impfkampagne, die am 19.04.21 begonnen hat, wurden bisher weniger als 30.000 Dosen verabreicht. 3
Gambia Anspruch auf Entschädigung wegen rechtswidriger Festnahme Das Nachrichtenportal The Point berichtet am 02.06.21, dass der High Court in Banjul mit Urteil vom 01.06.21 die rechtswidrige, polizeiliche Freiheitsentziehung des Klägers Adama Faal im Zusammenhang mit einer reinen zivilrechtlichen Angelegenheit (Grundstückstreitigkeit) ohne Erkennbarkeit eines strafrechtlichen Bezuges als entschädigungsfähig ansehen würde. Die zuständige Strafrichterin befand, dass der Kläger durch seine zeitweilige Festnahme und Inhaftierung von unter 24 Stunden durch die Polizei in seinem verfassungsrechtlich garantierten und unveräußerlichen Rechten auf Freiheit verletzt worden sei. Die nationale Polizeibehörde wurde daraufhin zur Zahlung eines Schadensersatzes in Höhe von 150.000 Dalasi (ca. 2.399 Euro, Stand: 09.06.21) an den Kläger verpflichtet. Ghana LGBTQI-Aktivisten: Freilassung gegen Kaution Das Bezirksgericht von Ho lehnte am 08.06.21 zwar den Antrag der 21 festgenommenen LGBTQI-Aktivisten (16 Frauen und fünf Männer; vgl. BN v. 31.05.21) ab. Der höherinstanzliche Ho High Court erlaubte am 11.06.21 jedoch die Freilassung aller Festgenommenen gegen eine Kaution von jeweils 5.000 GHS (rd. 711 EUR, Stand: 14.06.21). Der nächste Gerichtstermin vor dem Bezirksgericht von Ho wurde für den 16.06.21 anberaumt. Haiti Bandengewalt in Port-au-Prince nimmt zu Seit dem 01.06.21 kommt es in der Hauptstadt Port-au-Prince zwischen der Polizei und rivalisierenden Banden vermehrt zu Kämpfen über die Kontrolle einzelner Stadtgebiete. Nach Angaben der UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) habe es bei den Zusammenstößen zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Ungefähr 1.000 Menschen seien in weniger gefährliche Stadtteile geflüchtet und benötigten dringend humanitäre Hilfe. Derzeit sei die Polizei dort nicht mehr in der Lage, Schutz und Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Indien Kinderarbeit im Bergbau Am 12.06.21 wird zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit darauf aufmerksam gemacht, dass weltweit noch immer viele Kinder und Jugendliche oftmals unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssen. 2020 schätzte die International Labour Organization (ILO), dass 152 Mio. Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren (rd. 10 % aller Kinder weltweit) von Kinderarbeit betroffen seien: 73 Mio. Minderjährige arbeiteten unter gesundheitsschädlichen und gefährlichen Bedingungen, davon ca. eine Mio. Kinder im Bergbau. Nach Zahlen von UNICEF vom 10.06.21 seien inzwischen 160 Mio. Kinder weltweit betroffen, weitere 9 Mio. könnten bis Ende 2022 folgen. Indien ist mit Madagaskar der weltweit größte Exporteur von Glimmer, einer Gruppe von Silikaten, die in der Kosmetik- und Automobilindustrie verarbeitet werden. Die beiden nordostindischen Bundesstaaten Bihar und Jharkhand liefern ein Viertel des weltweit verbrauchten Glimmers. Nach Schätzungen sind 300.000 Menschen in der Region vom Abbau abhängig. Über 20.000 Kinder hätten bereits vor der COVID-19-Pandemie unter prekären und lebensgefährlichen Bedingungen mitgearbeitet. Seither habe sich die Lage nach Angaben des Hilfswerks Terre des Hommes (TDH) für die dort lebenden Kinder verschärft. Bergbau ist nach Konvention 182 der ILO eine der schlimmsten Formen der Kinderarbeit und in allen Staaten der Welt verboten. In Indien untersagt grundsätzlich ein Gesetz zur Verhinderung von Kinderarbeit (Child and Adolescent Labour Prevention and Regulation Act) die Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen im Bergbau. Rohingya-Flüchtlingslager in Neu-Delhi nach Großbrand zerstört Am 13.06.21 wurde ein Rohingya-Flüchtlingslager in Madanpur Khadar im Süden der indischen Hauptstadt Neu- Delhi nach einem Großbrand zerstört. Die dort lebenden über 50 Familien der in Myanmar verfolgten, muslimischen 4
Minderheit wurden obdachlos. Tote oder Schwerverletzte habe es nicht gegeben. In ganz Indien leben nach Schätzungen rd. 40.000 geflohene Rohingya, größtenteils ohne Dokumente, hauptsächlich in Neu-Delhi, Jammu, Hyderabad (Telangana) und Nuh (Haryana). Einige erhielten von den UN ausgestellte Flüchtlingsausweise, die Zugang zu Sozialleistungen ermöglichen und vor Abschiebung schützen. Irak Freilassung von Kommandeur Qassem Musleh Nach der Ermordung der Aktivisten Fahim al-Taie und Ihab al-Wazni in Kerbala wurde der hochrangige Kommandeur der pro-iranischen Hashd al-Shaabi, Qassem Musleh, am 26.05.21 festgenommen. Man warf ihm und seinen Milizen vor an der Ermordung der beiden Aktivisten beteiligt gewesen zu sein. Am 09.06.21 wurde er freigelassen, da es keine Beweise für seine Beteiligung gegeben habe. Muqtada al-Sadr sagte in diesem Zusammenhang am 10.06.21, dass es die Aufgabe der Hashd al-Shaabi sei, den Menschen im Irak zu dienen, ungeachtet ihrer Ethnie oder Konfession. Nach der Freilassung des Kommandeurs erklärten viele Aktivisten, dass die irakische Regierung nicht in der Lage sei, etwas gegen die mächtigen Milizen zu unternehmen. Raketenangriffe Am 09.06.21 kam es zu zwei weiteren Raketenangriffen auf Stützpunkte, die von US-Streitkräften genutzt werden. Drei Raketen trafen den Balad-Luftwaffenstützpunkt und mindestens eine Rakete schlug in der Nähe des Bagdader Flughafens ein. Iran Haftbedingungen in Teheraner Gefängnissen Am 07.06.21 meldeten iranische Auslandsmedien den Tod eines politischen Gefangenen im Teheraner Zentralgefängnis. Der Häftling sei aufgrund von Erkrankungen und mangels Zugangs zu medizinischer Versorgung gestorben. Der Mann war im Juni 2019 vom Geheimdienst der Revolutionswächter verhaftet und im Mai 2020 von der 36. Zweigstelle des Teheraner Revolutionsgerichts zu acht Jahren Haft verurteilt worden, von denen fünf ohne Bewährung zu verbüßen waren. Die Anklage lautete Versammlung und Verschwörung gegen die Landessicherheit, Propaganda gegen das System und Beleidigung des Gründers der Islamischen Republik. Hinzu kamen Unterstützung eines monarchistischen Systems in den sozialen Medien und die Verbreitung entsprechender Traktate. In einer Meldung 10.06.21 wird von der Misshandlung einer inhaftierten 28-jährigen Zivilaktivistin durch kriminelle Mitgefangene im Frauengefängnis von Qarchak berichtet. Die Gefangene sei geschlagen und auf Anstiftung des Gefängnispersonals von Mitgefangenen mit scharfen Konservendeckeln verletzt worden. Die junge Frau war im August 2020 beim Verlassen ihrer Wohnung ohne Haftbefehl von Sicherheitskräften festgenommen und in eine Haftanstalt des Geheimdienstes der Revolutionswächter gebracht wurden. Am 03.02.21 erfolgte die Verurteilung durch die 26. Zweigstelle des Teheraner Revolutionsgerichts wegen Propaganda gegen das System und Beleidigung heiliger Prinzipien. Im Teheraner Zentralgefängnis haben außerdem zwei politische Gefangene am 13.06.21 ihren fast zweiwöchigen Hungerstreik beendet. In diesen waren sie nach ihrer Verlegung in den vierten Trakt des Gefängnisses getreten. Hier sind gemeingefährliche Schwerverbrecher untergebracht. Einer der beiden Männer wurde von Mitgefangenen misshandelt und hatte sich in einem offenen Brief Ende Mai 2021 über die schlechten hygienischen Verhältnisse beschwert. Die beiden Männer waren im Zuge der Novemberunruhen 2019 verhaftet und unter den üblichen Anklagen zu jeweils fünf und sechs Jahren Haft verurteilt worden. Rentner zu fünf Jahren Gefängnis und 74 Peitschenhieben verurteilt Laut Medienberichten wurde ein 67-Jähriger Rentner und Arbeiteraktivist als Mitinitiator der Proteste von Rentnern in Teheran zu fünf Jahren Haft und 74 Peitschenhieben sowie einer Geldstrafe von zwei Mio. Tuman (ca. 71 EUR) verurteilt. Die Anklage lautete auf Versammlung und Verschwörung gegen die Sicherheit des Landes. Der Mann war am 07.03.21 während einer Demonstration vor dem Arbeitsministerium in Teheran durch Sicherheitskräfte 5
kurzzeitig verhaftet und am 03.04.21 in seinem Haus festgenommen worden. Rentner und Pensionäre protestierten im März 2021 für eine Angleichung ihrer Renten an Inflation und steigende Lebenshaltungskosten (vgl. BN v. 08.03.21). Jemen Weitere Angriffe in Marib Bei Raketen- und Drohnenangriffen der Houthis in der Stadt Marib wurden am 10.06.21 Berichten zufolge mindestens acht Menschen getötet, darunter auch Zivilisten. 27 Menschen wurden verwundet. Nach Angaben der jemenitischen Regierung wurden eine Moschee und ein Gefängnis für Frauen getroffen. Bereits am 05.06.21 waren bei einem Raketenangriff der Houthis 17 Menschen ums Leben gekommen (vgl. BN v. 07.06.21). Explosion zielte auf den STC Am 11.06.21 kam es zu einer Explosion, als Kämpfer des Southern Transitional Council (STC) einen Markt im Gouvernement Abyan im südlichen Jemen betraten. Quellen berichten von unterschiedlichen Opferzahlen, mindestens aber von sechs Toten und 15 Verletzten, darunter auch Zivilisten. Bisher hat keine Gruppe die Verantwortung dafür übernommen. Kasachstan Verurteilung von drei politischen Aktivisten zu Freiheitsbeschränkung Das Bezirksgericht Karatau in Shymkent verkündete am 01.06.21 die Verurteilung von drei Aktivisten zu einer Freiheitsstrafe von anderthalb bis zwei Jahren, die wegen „Teilnahme an den Aktivitäten einer verbotenen Organisation“ (Art. 405 des kasachischen Strafgesetzbuches) angeklagt waren. Das Gericht verurteilte die Angeklagten außerdem zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit und verbot ihnen für drei Jahre, sich an gesellschaftlich-politischen Aktivitäten zu beteiligen. Den drei Aktivisten wurde die Teilnahme an den Bewegungen Demokratische Wahl Kasachstans (Qazaqstannıŋ demokratiyalıq taŋdauı; QDT) und Köşe Partiyası vorgeworfen. Die kasachische Justiz erklärte die beiden Organisationen für extremistisch und verbot ihre Aktivitäten. Das Europäische Parlament bezeichnete die genannten Organisationen in einer Resolution vom 11.02.21 als „friedliche Oppositionsbewegungen“ und sprach hinsichtlich früherer Verurteilungen von Anhängern der genannten Organisationen von einem „missbräuchlichen Rückgriff auf Gesetze zur Bekämpfung des Extremismus“. Mongolei Ukhnaa Khurelsukh gewinnt Präsidentschaftswahl Am 09.06.21 wurde Ukhnaa Khurelsukh mit 67,8 % der abgegebenen Stimmen zum sechsten Präsidenten des Landes demokratisch gewählt. Khurelsukh gehört der regierenden Mongolischen Volkspartei (MVP) an. Er war am 21.01.21 von seinem Amt als Premierminister zurückgetreten, nachdem ein Gesundheitsskandal um eine mit dem Coronavirus infizierte Frau und deren Säugling in Ulan Bator (Ulaanbaatar) Proteste ausgelöst hatte. Khurelsukhs Präsidentschaft ist die erste, die infolge einer Verfassungsänderung auf eine einzige Amtszeit von sechs Jahren beschränkt sein wird. Gegen Khurelsukh angetreten waren Dangaasuren Enkhbat von der Right Person Electorate Coalition (RPEC), einem 2020 gegründeten Bündnis aus der Nationalen Arbeiterpartei, der Mongolischen Sozialdemokratischen Partei und der Gerechtigkeitspartei, und Sodnomzundui Erdene von der Demokratischen Partei (DP). Enkhbat erhielt 20,3 % der Stimmen, an Erdene gingen 6 %. 5,9 % der Wahlzettel wurden leer abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,2 %. Als Gewinner der Präsidentschaftswahl muss Khurelsukh seine Parteizugehörigkeit aufgeben. 6
Montenegro Rücktritt von Staatsanwälten macht Weg frei für Justizreform Laut aktuellem Medienbericht sind Generalstaatsanwalt Ivica Stankovic sowie mehrere andere Staatsanwälte am 10.06.21 in den Ruhestand getreten, um damit den Weg frei zu machen für die von der Regierungsmehrheit initiierte Justizreform. Mit den Stimmen der Regierungsmehrheit war am 27.05.21 im Parlament eine Gesetzesänderung verabschiedet worden, die den Weg für eine Entlassung des Generalstaatsanwaltes sowie des Sonderstaatsanwalts für organisiertes Verbrechen und Korruption, Milivoje Katnic, ermöglichen sollte und die Ernennung von zukünftigen Staatsanwälten neu regelt. Die Venedig-Kommission, das Beratungsgremium des Europarats für Verfassungsrecht, hatte hinsichtlich des Entwurfes zuvor Bedenken wegen einer möglichen Politisierung und Gefährdung des Reformprozesses geäußert. Mosambik/Tansania Anhaltende Fluchtbewegungen in Cabo Delgado Knapp drei Monate nach den Angriffen auf die Stadt Palma (vgl. BN v. 29.03.21) ist die Lage in der Region weiterhin angespannt. Medien berichten von anhaltenden Schusswechseln und der Zerstörung von Wohnhäusern. Tausende sind weiterhin auf der Flucht innerhalb Mosambiks sowie nach Tansania. Seit Januar dieses Jahres haben tansanische Grenzbeamte mehr als 9.600 mosambikanische Geflüchtete gewaltsam ausgewiesen. Myanmar UN warnen vor humanitärer Katastrophe Am 08.06.21 warnte der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar Tom Andrews vor einem „Massensterben“ im Bundesstaat Kayah durch Hunger und Krankheit. Infolge andauernder Konflikte zwischen Rebellengruppen und dem myanmarischen Militär (Tatmadaw) sind dort über 108.000 Menschen auf der Flucht. Viele von ihnen bleiben in Wäldern, wo sie von der Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten abgeschnitten sind. Lokalen Medienberichten zufolge verbrannten Juntakräfte am 08.06.21 Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen für 3.000 Binnenvertriebene und platzierten Landminen auf öffentlichen Straßen, um den Zugang zu den Geflüchteten zu blockieren. Auch die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, warnte vor einer weiteren Eskalation der Gewalt vor allen in den Staaten Kayah, Chin und Kachin, wo Sicherheitskräfte mit schweren Waffen und aus der Luft auf Rebellengruppen, Zivilpersonen und zivile Objekte, darunter christliche Kirchen, schießen. Glaubwürdigen Berichten zufolge hätten Sicherheitskräfte zudem Zivilpersonen als menschliche Schutzschilde benutzt und humanitäre Akteure angegriffen. Im Bundesstaat Chin flohen bis zum 09.06.21 etwa 5.000 Binnenvertriebene und Einheimische aus drei Dörfern nahe der Stadt Mindat erneut vor Angriffen der Junta. Den Binnenvertriebenen fehlt es an Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs, da die Junta auch in Chin Hilfslieferungen beschlagnahmt hat. Insgesamt befinden sich infolge der Zusammenstöße zwischen Rebellengruppen und der Tatmadaw im Mai 2021 (vgl. BN v. 17.05.21) 20.000 Bewohner Mindats auf der Flucht. Am 09.06.21 und 10.06.21 kam es in Kani (Region Sagaing) und in Hakha und Thantlang (Bundesstaat Chin) zu erneuten Gefechten zwischen Juntakräften und lokalen Rebellengruppen. In Kani sollen zehn Tatmadaw-Soldaten getötet worden sein, in Hakha und Thantlang insgesamt 27. Tausende Menschen flohen. In Hakha nahmen Sicherheitskräfte 80 Menschen fest, die an Protesten gegen das Regime beteiligt waren und Fotos davon auf ihren Handys und Social-Media-Accounts hatten. In Dawei (Region Tanintharyi) forderten Behörden die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am 09.06.21 auf, ihre Arbeit vor Ort einzustellen. MSF versorgte in Dawei zuletzt 2.162 an HIV und Tuberkulose erkrankte Personen. Programmleiter Adrian Guadarrama zufolge könnte der Arbeitsstopp für die erkrankten Personen angesichts der stark eingeschränkten öffentlichen Gesundheitsversorgung lebensbedrohlich werden. Seit dem Militärputsch am 01.02.21 starben mindestens 862 Menschen durch Polizei- und Militärgewalt. 4.848 Personen befinden sich aus politischen Gründen in Haft, Haftbefehle gegen 1.963 Personen stehen noch aus. 7
Mindestens 22 Menschen wurden der Menschenrechtsorganisation Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) zufolge in Haft oder bei Verhören zu Tode gefoltert. Nicaragua Festnahme weiterer oppositioneller Präsidentschaftskandidaten und regimekritischer Akteure Nach der Verhängung von Hausarrest gegen Cristiana Chamorro und der Verhaftung von Arturo Cruz (vgl. BN v. 31.05.21 u. 07.06.21) hat die nicaraguanische Staatsanwaltschaft am 08.06.21 auch die oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Félix Maradiaga und Juan Sebastián Chamorro festnehmen lassen. Beiden wird ein Verstoß gegen das Gesetz zur Verteidigung der Rechte des Volkes auf Unabhängigkeit, Souveränität und Selbstbestimmung für den Frieden (Ley de Defensa de los Derechos del Pueblo a la Independencia, la Soberanía y Autodeterminación para la Paz) vorgeworfen. Am selben Tag sind zudem die regimekritische Aktivistin Violeta Granera und der ehemalige Präsident des Obersten Rates der Privatwirtschaft (COSEP) José Adán Aguerri festgenommen worden, denen dieselben Vergehen zur Last gelegt werden. Infolge der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und dem UN-Generalsekretariat als willkürlich kritisierten Festnahmen verhängte US-Präsident Joe Biden am 09.06.21 erneut Sanktionen gegen Personen des Ortega-Regimes. Am 13.06.21 wurden fünf weitere Oppositionelle unter Berufung auf oben genanntes Gesetz festgenommen. Es handelt sich dabei um Parteimitglieder der Unión Democrática Renovadora (Unamos), darunter der ehemalige Vizekanzler Víctor Hugo Tinoco, der frühere General Hugo Torres und die sandinistische Exguerillera Dora María Téllez. Nigeria Zahlreiche Tote und Entführte bei Angriffen im Nordwesten Am 10.06.21 und 11.06.21 sind bei Angriffen auf Dörfer auf dem Gebiet der Lokalbehörde Zurmi im nordwestlichen Bundesstaat Zamfara zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Die in den Medienberichten genannten Opferzahlen reichten von 53 bis 93. Nach Zeugenangaben kamen die Angreifenden, die in den nigerianischen Medien im Allgemeinen als Banditen bezeichnet werden, auf Motorrädern und sprachen Französisch. Ein Mitglied der Polizei des Bundesstaates sagte, dass die Angreifenden von den Dorfbewohnern verlangten, nichts anzubauen, ohne ihnen Geld zu zahlen. Der Gouverneur von Zamfara, Bello Matawalle, rief die Bevölkerung dazu auf, bei Angriffen von Banditen nicht auf Sicherheitskräfte zu warten und sich selbst zu verteidigen. Außerdem beurlaubte er den Emir von Zurmi, Alhaji Abubakar Muhammad, dessen Verwicklung in die Angriffe untersucht werden soll. Des Weiteren sind in der Nacht vom 10.06.21 auf den 11.06.21 nach Medienberichten in dem südöstlich von Zamfara gelegenen Bundesstaat Kaduna bei einem Angriff auf die Fachhochschule Nuhu Bamalli in der Ortschaft Zaria ein Student getötet sowie acht Studierende und zwei Dozierende entführt worden. Bereits am 03.06.21 sollen nach Medienberichten bei Angriffen auf mehrere Dörfer im westlich an Zamfara grenzenden Bundesstaat Kebbi 88 Menschen ums Leben gekommen sein. Ein Sprecher des Gouverneurs von Kebbi erklärte, dass die Angreifenden aus den Bundesstaaten Zamfara und Niger gekommen seien und Vieh gestohlen sowie Ernten verbrannt hätten. Als Reaktion habe die Polizei des Bundesstaates Kebbi die Operation Ganuwa gestartet, um weitere Angriffe auf vulnerbale Gemeinden zu verhindern. In den letzen Wochen und Monaten ist es im Nordwesten des Landes zu zahlreichen Angriffen und Entführungen gekommen (vgl. BN v. 31.05.21 u. 26.04.21). Proteste am Tag der Demokratie Anlässlich des Tages der Demokratie ist es am 12.06.21 in Lagos, Abuja, Ibadan und anderen Städten zu Demonstrationen gegen Präsident Muhammadu Buhari gekommen. Nach Medienberichten setzte die Polizei Tränengas ein und verhaftete Demonstrierende. Im Vergleich zu den #EndSARS-Prostesten im Oktober 2020 (vgl. BN v. 26.10.20) waren die Proteste nach Angaben einer nigerianischen Zeitung jedoch überschaubar. Der Tag der Demokratie ist in Nigeria ein Nationalfeiertag, der an den Übergang zu einer demokratischen Regierungsform erinnern soll. 8
Pakistan Christliches Ehepaar von Blasphemievorwürfen freigesprochen Am 03.06.21 hat ein Obergericht in Lahore (Punjab) ein christliches Ehepaar nach acht Jahren Haft von Blasphemievorwürfen freigesprochen. Nach einem Streit mit muslimischen Arbeitskollegen war den Christen der Austausch von blasphemischen Textnachrichten vorgeworfen worden. Das Europäische Parlament hatte Mitte Mai 2021 in einer Resolution die Aufhebung des Todesurteils und die sofortige Freilassung des Paares gefordert. Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten werden in Pakistan häufig ohne Beweise der Prophetenbeleidigung bezichtigt. Gerichtsverhandlungen seien nicht selten einseitig und unausgewogen. Die geltenden Blasphemiegesetze sehen für die Beleidigung des Islam oder des Propheten Mohammed die Todesstrafe vor. Kritiker fordern seit langem deren Abschaffung. Anschlag auf Polio-Impfteam Am 09.06.21 wurden im Distrikt Mardan (Khyber-Pakhtunkhwa) von unbekannten Tätern zwei Polizisten erschossen, die ein Polio-Impfteam begleiteten. Im Rahmen der Impfkampagne gegen Polio sollen bis Ende des Jahres Zehntausende Kinder unter fünf Jahren immunisiert werden. Palästinensische Autonomiegebiete/Israel Westjordanland: Drei Tote bei nächtlicher Militärrazzia Am 10.06.21 wurden zwei palästinensische Angehörige des militärischen Nachrichtendienstes sowie ein mutmaßlicher Angehöriger der islamistischen Gruppierung Islamischer Jihad in der Stadt Jenin im Norden des Westjordanlandes getötet. Die israelische Einheit Yamam, spezialisiert auf Anti-Terror-Einsätze, versuchte zwei mutmaßliche Angehörige des Islamischen Jihad zu verhaften. Obwohl in der Regel israelische Militäroperationen im Westjordanland mit der Palästinensischen Autonomiebehörde abgesprochen werden, lagen in diesem Fall den palästinensischen Behörden keine Kenntnisse vor. Die palästinensischen Offiziere schienen die Verhaftung verhindern zu wollen. Beide Seiten operierten Medienberichten zufolge zumindest zum Teil verdeckt und waren nicht direkt als Angehörige ihrer jeweiligen Einheiten erkennbar. Westjordanland: Jugendlicher bei Protesten durch israelisches Militär getötet Am 11.06.21 wurde Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums zufolge ein 15-jähriger Protestierender getötet. Die Proteste richteten sich gegen die Ausweitung jüdischer Siedlungen nahe der Ortschaft Beita bei Nablos, welche den Verlust von Land für Palästinenser bedeuten würde. Sechs weitere Protestierende wurden verletzt. Westjordanland: Tote Palästinenserin nach Messerangriff Am 12.06.21 wurde eine Palästinenserin am Militärkontrollpunkt Qalandiya nahe Jerusalem durch eine private Sicherheitskraft erschossen, als sie Angaben des Militärs zufolge mit einem Messer bewaffnet den Stützpunkt anzugreifen versuchte. Warnungen durch das Militär seien von ihr ignoriert worden. Israel: Neue Regierung durch Knesset bestätigt Am 13.06.21 bestätigte das israelische Parlament mit einer knappen Mehrheit von 60 zu 59 Stimmen die neue israelische Regierung unter Naftali Bennett (vgl. BN v. 07.06.21). Benjamin Netanyahus zwölfjährige Amtszeit wird damit beendet. Aufgrund der vielfältigen politischen Ansichten innerhalb der neuen Acht-Parteien-Koalition verkündigte der neue Premierminister Bennet, an Gemeinsamkeiten anzuknüpfen und umstrittene Themen vorerst außen vor zu lassen. 9
Russische Föderation Netzwerk des Oppositionspolitikers Nawalny endgültig verboten Nachdem die Regionalbüros des Netzwerkes von Alexej Nawalny bereits seitens der russischen Finanzaufsichtsbehörde zu „terroristischen und extremistischen Organisationen“ erklärt worden waren (vgl. BN v. 03.05.21), hat das Moskauer Stadtgericht am 09.06.21 alle drei zum Netzwerk gehörenden Organisationen, d.h. neben den Regionalbüros auch die Antikorruptionsstiftung FBK und den Bürgerrechtsfonds FZPG, als „extremistisch“ eingestuft und somit offiziell verboten. Das Gericht folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die Nawalnys Organisationen der Destabilisierung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse im Land beschuldigt hatte. In der Folge drohen Mitarbeitenden, Spendenden und sonstigen Unterstützenden des Netzwerkes (sofern sie ihre Tätigkeit fortsetzen) bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe sowie seit Kurzem der Ausschluss von der Parlamentswahl im September 2021. Hintergrund ist eine von Präsident Putin am 04.06.21 unterzeichnete Gesetzesnovelle, die Personen mit aktuellen wie auch zurückliegenden Verbindungen zu „extremistischen“ Vereinigungen das passive Wahlrecht für mehrere Jahre entzieht. Beobachter sehen in dem Gerichtsurteil einen schweren, wenn auch erwartbaren „Schlag“ gegen Nawalny und die russische Opposition insgesamt. Medienberichten zufolge kündigten Nawalnys Anwälte umgehend Berufung an; auch eine Fortsetzung der Arbeit des Netzwerkes unter neuem Namen stehe im Raum. Somalia/Äthiopien UN-Bericht: Präsenz somalischer Soldaten in Äthiopiens Tigray-Region Aus einem am 02.06.21 veröffentlichten Bericht des UN-Sonderberichterstatters zur Menschenrechtssituation in Eritrea geht hervor, dass somalische Soldaten am Bürgerkrieg in der äthiopischen Region Tigray beteiligt seien. Es wird berichtet, dass somalische Soldaten in Begleitung von eritreischen Truppen von militärischen Trainingslagern in Eritrea zur Front in Tigray verlegt worden seien. Ebenso seien somalische Soldaten rund um die Stadt Aksum präsent. Obwohl die somalische Regierung diese Berichte bestreitet, erkennt der UN-Bericht die Bemühungen der parlamentarischen Ausschüsse für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung an, die Somalias Präsidenten Farmajo empfohlen haben, eine Erkundungsmission nach Eritrea zu entsenden. Der Bericht folgt den monatelangen Gerüchten über eine Beteiligung somalischer Soldaten in diesem Konflikt (vgl. BN v. 25.01.21). Bereits seit Monaten protestieren Familien vermisster junger Männer, die zum Militärtraining nach Eritrea geschickt wurden, und fordern Informationen über ihren Aufenthaltsort (vgl. BN v. 31.05.21). Syrien Idlib: Mehrere Tote durch Artilleriebeschuss und Luftangriffe Im Süden des Gouvernements Idlib, in der Ortschaft Ibleen, sind am 10.06.21 mindestens elf Personen getötet worden, als Rettungshelfern zufolge etwa zehn Artilleriegranaten von der syrischen Armee in das Gebiet einschlugen. Als ein Konvoi mit Rebellenkämpfern zur Hilfe eintraf, wurde dieser demnach von russischen Kampfflugzeugen beschossen. Vier weitere Personen kamen dabei ums Leben. Afrin: Mindestens 13 Tote bei Beschuss eines Krankenhauses Am 12.06.21 wurde das al-Shifaa-Krankenhaus im nordsyrischen Afrin durch Raketenbeschuss zerstört. 43 Personen sollen dabei verletzt und mindestens 15 getötet worden sein. Afrin befindet sich unter der Kontrolle syrisch-arabischer Milizen, die durch das türkische Militär unterstützt werden. Der Beschuss soll türkischen Regierungsvertretern zufolge aus Tal Rifaat stattgefunden haben, einer Ortschaft, die unter der Kontrolle der kurdisch geführten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) steht. Die SDF verurteilten die Tat jedoch und wiesen jede Verantwortung von sich. Am 13.06.21 griff das türkische Militär Ziele in Tal Rifaat an. 10
Tschad COVID-19: Beginn der Impfkampagne Nachdem das zentralafrikanische Land kurz zuvor 200.000 Impfdosen von China erhalten hatte, begann am 04.06.21 die COVID-19-Impfkampagne. Prioritär sollen vorerst Pilgernde, Personen über 65 Jahre, medizinisches Personal sowie Angehörige des Militärs geimpft werden. Seit Beginn der Pandemie haben sich laut offiziellen Angaben 4.938 Personen mit COVID-19 infiziert, davon seien 174 gestorben. Türkei Parteiverbot HDP Erneut reichte die Oberstaatsanwaltschaft am 06.06.21 eine angepasste Klageschrift für ein Parteiverbot der pro- kurdischen HDP wegen „Verbrechen gegen die Unabhängigkeit des Staates und seiner untrennbaren Einheit mit Nation und Volk“ ein. Die Klageschrift war zuvor im März vom Verfassungsgerichtshof aufgrund technischer Mängel zurückgewiesen worden. Zudem beantragte die Oberstaatsanwaltschaft am 10.06.21 ein Verbot der politischen Betätigung für 451 HDP-Mitglieder. Auch die Bankkonten der HDP sollen eingefroren werden. Der Verfassungsgerichtshof soll innerhalb von 15 Tagen eine Entscheidung fällen. Mutmaßliches TIKKO-Mitglied verhaftet Ein mutmaßliches Mitglied der TIKKO, der Miliz der kommunistischen TKP/ML, die von der Türkei als Terrororganisation gelistet ist, wurde am 10.06.21 in der Provinz Mugla verhaftet. Der Inhaftierte wird beschuldigt, 1979 an einem Anschlag beteiligt gewesen zu sein, bei dem ein Polizist getötet wurde. Kinderarbeit Am 12.06.21, dem Welttag gegen Kinderarbeit erklärte der oppositionelle CHP-Abgeordnete Candan Yüceer, dass von 23 Mio. Kindern in der Türkei zwei Mio. zu Kinderarbeit gezwungen seien. Laut dem staatlichen Statistikinstitut der Türkei sollen dabei in den letzten acht Jahren 513 Kinder getötet worden sein. Zwischen Januar und Mai 2021 seien 19 Kinder getötet worden. Bestätigung von EGMR-Urteil durch Verfassungsgerichtshof Der Verfassungsgerichtshof fällte am 10.06.21 eine Entscheidung im Fall von Cahit Tamur, Eyyup Yaşar, Fuat Bor and Hüseyin Duman, die 2007 wegen „bewaffneter Aktionen gegen den Staat“ vom Strafgericht in Diyabakir verurteilt worden waren. Die Beschuldigten reichten gegen das Urteil 2008 Klage am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ein, der 2017 urteilte, dass ihre Rechte auf einen Verteidiger in der Haft und auf einen Prozess innerhalb angemessener Zeit verletzt wurden. Ein Antrag zur Wiederaufnahme des Verfahrens auf Grundlage des EGMR-Urteils wurde jedoch vom Strafgericht in Diyarbakir 2018 abgelehnt. Der Verfassungsgerichtshof bestätigte das EGMR-Urteil, wies zudem auf die Verbindlichkeit von EGMR-Urteilen hin und erklärte, die Türkei sei verpflichtet, die Grundrechte und -freiheiten der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) zu garantieren und Urteile des EGMR zu Rechtsverletzungen umzusetzen. Die Wiederaufnahme des Verfahrens der Beschuldigten wurde angeordnet. Usbekistan Erzwungene Bartrasur bei gläubigen Muslimen Nach einem Bericht von Radio Free Europe / Radio Liberty wurden in der vergangenen Woche in der Großstadt Angren im Osten des Landes über mehrere Tage hinweg dutzende praktizierende Muslime von der örtlichen Polizei vorgeladen und aufgefordert, ihr Barthaar abzurasieren. Bei Weigerung sei den Betreffenden mit Zwang und Anzeige wegen Missachtung polizeilicher Anordnungen gedroht worden. Die usbekischen Behörden assoziieren das Tragen langer Gesichtsbehaarung häufig mit einer radikal- wahhabitischen Auslegung des Islam. 11
Vietnam Parlamentswahlen Am 23.05.21 fanden die Wahlen zur 15. Nationalversammlung (Parlament) statt. Diese werden alle fünf Jahre abgehalten. Rund 92 % der 868 sich zur Wahl stellenden Personen, waren Mitglieder der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV), 74 Personen traten als unabhängige Kandidierende an (2016: 97). Der Frauenanteil lag bei 45 %. Wie 2016 war die Wahlbeteiligung auch in diesem Jahr sehr hoch. Offiziellen Daten zufolge gaben 99,6 % der Wahlberechtigten ihre Stimme ab (2016: rund 99 %). Verschiedene Medien sprechen von Scheinwahlen zur Sicherung des Machterhalts der KPV. Am 10.06.21 gab der Nationale Wahlrat bekannt, dass 499 Abgeordnete in das neue Parlament gewählt wurden, 30 % davon Frauen. Die Quoten für junge Abgeordnete, wiedergewählte Abgeordnete und Abgeordnete, die ethnischen Minderheiten angehören, wurden erfüllt oder übertroffen. 495 der gewählten Abgeordneten waren von zentralen und lokalen Behörden nominiert worden, vier waren unabhängig angetreten. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 12
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