Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes 27. April 2020 Afghanistan Kampfhandlungen, Anschläge und zivile Opfer Medien berichteten auch in der vergangenen Woche von Kämpfen und Anschlägen in zahlreichen Provinzen. Die mehrfach von Staatspräsident Ghani und anderen erhobene Forderung, einen Waffenstillstand während des Ramadan zu verhandeln, wurde von den Taliban zurückgewiesen. Nach Angaben des afghanischen Nationalen Sicherheitsrates hätten die Taliban seit Unterzeichnung der Friedensvereinbarung mit den USA am 29.03.20 durchschnittlich 55 Angriffe pro Tag durchgeführt. Die United Nations Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) vermeldet in ihrem Quartalsbericht für den Zeitraum 01.01.20 bis 31.03.20 einen Rückgang der zivilen Opfer um 29 % im Vergleich zum ersten Quartal 2019. Es wurden 1.293 zivile Opfer registriert (533 Tote, 760 Verletzte). Dabei waren die Opferzahlen in der der Friedensvereinbarung vorausgehenden „reduction in violence“-Woche vom 22.02.20 bis 28.02.20 deutlich zurückgegangen, um anschließend durch die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen, insbesondere im Norden und Nordosten, wieder anzusteigen. Gefangenenaustausch Die Regierung hat in der vergangenen Woche weitere 55 gefangene Taliban aus Gefängnissen in neun Provinzen entlassen (vgl. BN v. 20.04.20). Die Taliban bestehen allerdings weiterhin auf der Freilassung von 15 ausgewählten Personen, was die Regierung jedoch ablehnt. Diese Gefangenen seien in terroristische Aktivitäten verwickelt gewesen, darunter fünf Personen in besonders schwere Anschläge. Auch einer der Verantwortlichen für den Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul vom 31.05.17 befinde sich darunter. Taliban-Justiz Das Nachrichtenmagazin Tolo News berichtet über einen weiteren Fall von Taliban-Justiz aus der zentralafghanischen Provinz Ghor. Ein junger Mann war bei dem Versuch, mit einem Mädchen wegzulaufen, von den Verwandten des Mädchens festgehalten und den Taliban, die das betroffene Gebiet beherrschen, übergeben worden. Diese verurteilten ihn zu 80 Peitschenhieben. Nach der Vollstreckung dieser Strafe wurde er von Unbekannten erschossen. Das Mädchen konnte in einem Frauenhaus unterkommen, die Polizei soll zwei Verdächtige im Zusammenhang mit dem Mord verhaftet haben. Dies ist bereits der vierte Fall von Paralleljustiz in Ghor aus den zurückliegenden Monaten. COVID-19-Pandemie Die Zahl der bestätigten COVID-19-Fälle steigt weiterhin an. Positiv getestete Personen werden aus allen 34 Provinzen gemeldet. Kabul liegt inzwischen nach der Anzahl der Fälle vor Herat gefolgt von Kandahar. Es wird erwartet, dass die Zahl der Fälle in den kommenden Wochen rapide ansteigen wird und dass sich schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft ergeben werden. Die Grenzen zu Iran, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan sind weiterhin nur für den Warenverkehr und für zurückkehrende afghanische Staatsangehörige passierbar. Pakistan hat die Grenzen für den Personenverkehr geschlossen und erlaubt an drei Tagen in der Woche den Transport von Hilfsgütern über die Grenzübergänge Torkham und Chaman. Reise- und Ausgangsbeschränkungen gelten weiterhin in Kabul und anderen Städten. 20 Provinzen (Stand 22.04.20) haben „angemessene Beschränkungen“ (measured lockdowns) erlassen. Da es keine einheitliche nationale Regelung gibt, wird die Tätigkeit von Hilfsorganisationen erschwert. Der andauernde Konflikt (s.o.) 1
sowie Naturkatastrophen führen weiterhin dazu, dass Menschen ihre Heimatorte verlassen, wodurch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus steigt. Humanitäre Organisationen befürchten die negativen Auswirkungen der Beschränkungen auf ohnehin gefährdete Personengruppen, insbesondere Familien, die auf Tätigkeiten als Tagelöhner angewiesen sind und über keine alternativen Einkommensquellen verfügen. Da sich in der Öffentlichkeit die Angst vor COVID-19 ausbreitet, besteht darüber hinaus nach Auffassung von Menschenrechtsorganisationen die Gefahr einer Stigmatisierung und Diskriminierung von Erkrankten und von Personen, die kürzlich aus den Nachbarländern zurückgekehrt sind. Laut Arbeitsministerium sollen aufgrund der COVID-19-Pandemie zwei Millionen Menschen arbeitslos geworden sein. Am 20.04.20 traf in der südwestlichen Provinz Nimroz eine erste Lieferung von 5.000 Tonnen Weizen aus Indien ein. Nach Ausfällen der Weizenlieferungen aus Kasachstan und Pakistan (vgl. BN v. 30.03.20) hat sich Indien bereit erklärt, 75.000 Tonnen Weizen zu liefern. Burkina Faso HRW: Unbewaffnete Gefangene von Armee hingerichtet In einem am 20.04.20 veröffentlichten Bericht warf Human Rights Watch (HRW) der Armee vor, am 09.04.20 31 unbewaffnete Männer der Ethnie der Fulani (auch als Fulbe oder Peul bekannt) wenige Stunden nach ihrer im Rahmen eines Anti-Terror-Einsatzes erfolgten Festnahme hingerichtet zu haben. Laut Angaben von Dorfbewohnern, die die Leichen fanden, hätten mehrere der Getöteten die Augen verbunden gehabt oder seien an den Händen gefesselt gewesen. Das mutmaßliche Kriegsverbrechen habe im etwa 200 km nördlich der Hauptstadt Ouagadougou gelegenen Ort Djibo stattgefunden. Die Einwohner des Dorfes vermuteten, dass die Sicherheitskräfte gegen sie vorgegangen seien, da sich vor kurzem einige bewaffnete Islamisten rund um Djibo aufgehalten hätten. China Hongkong: Demonstration Erstmals seit Monaten versammelten sich wieder mehrere Hundert Anhänger der Protestbewegung in einem Einkaufszentrum. Sie forderten u.a. die Freilassung von 15 führenden Aktivisten, die unlängst festgenommen worden waren (vgl. BN v. 20.04.20). Die Polizei löste die Veranstaltung auf. In Hongkong sind wegen der COVID-19-Pandemie Versammlungen von mehr als vier Personen im öffentlichen Raum verboten. DR Kongo BDK-Anführer verhaftet Am 24.04.20 stürmte die Polizei in Kinshasas Stadtviertel Sakomi das Haus des selbsternannten Propheten und Anführers der verbotenen politisch-religiösen Bewegung Bundu dia Kongo (BDK), Ne Muanda Nsemi, und verhaftete ihn. Vorausgegangen waren eine mehrstündige Belagerung des Hauses und die Weigerung Nsemis, sich freiwillig zu ergeben. Nach Angaben des Innenministeriums sollen bei der Stürmung des Hauses mindestens acht Personen getötet, 35 verletzt und 168 verhaftet worden sein. Laut Polizeiangaben sollen acht Polizisten bei dem Einsatz Verletzungen erlitten haben. Die Verhaftung Nsemis erfolgte, nachdem seit dem 13.04.20 mindestens 20 BDK-Mitglieder bei drei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei auf der Schnellstraße zwischen Kinshasa und der westlichen Nachbarprovinz Kongo Central getötet worden waren. Ranger und Zivilisten bei FDLR-Anschlag getötet Am 24.04.20 beschossen 60 Kämpfer der ruandischen Hutu-Miliz Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR) nahe des im Ort Rumangabo befindlichen Hauptquartiers der Verwaltung des Virunga- Nationalparks ein Fahrzeug mit sieben Zivilisten. Diesem Fahrzeug eilte ein Transport-Lkw, auf dessen Ladefläche Wildhüter saßen, zur Verteidigung herbei. Laut Kongos Naturschutzbehörde ICCN wurden bei dem Anschlag 13 Wildhüter und fünf Zivilisten getötet. Vier Ranger und ein Zivilist werden im Krankenhaus 2
im 40 Kilometer entfernten Goma behandelt. Der an der Grenze zu Ruanda und Uganda gelegene Virunga- Nationalpark gehört zum UNESCO-Welterbe und ist unter anderem die Heimat von Berggorillas. Neues Aufflammen der Ebola-Epidemie Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 23.04.20 kam es seit dem 10.04.20 zu sechs neuen bestätigten Fällen von Ebola-Infektionen in der Gesundheitszone Beni der östlichen Provinz Nord-Kivu. Davon sind vier erkrankte Personen verstorben, eine befindet sich in einem Ebola-Behandlungszentrum und eine weitere soll dorthin gebracht werden. Vor der Entdeckung des Ebola-Falles vom 10.04.20 war erwartet worden, dass die WHO am 12.04.20 die seit 01.08.19 in den kongolesischen Provinzen Nord-Kivu und Ituri andauernden Ebola-Epidemie für beendet erklären würde, nachdem der letzte Ebola-Patient am 03.03.20 aus einem Behandlungszentrum als geheilt entlassen worden war. Indien COVID-19-Pandemie Die ärmsten Bevölkerungsschichten leiden besonders unter der wegen der COVID-19-Pandemie bis zum 03.05.20 verhängten landesweiten Ausgangssperre. Bewohner der Slums, Tagelöhner und Wanderarbeiter haben wegen des zum Erliegen gekommenen Alltagslebens keine Verdienstmöglichkeit mehr. Auch sind Schutzmaßnahmen wie das Abstandhalten für die zumeist unterernährten und oft immunschwachen Slumbewohner kaum möglich. Die offiziell gemeldeten Infektionszahlen sind nicht verlässlich. Zuletzt waren knapp 28.000 bestätigte COVID-19-Fälle gemeldet worden, mehr als 880 Infizierte seien gestorben. Im westindischen Surat im Bundesstaat Gujarat löste die Polizei Proteste von Wanderarbeitern gegen die Verlängerung der Ausgangssperre unter Einsatz von Schlagstöcken gewaltsam auf. Laut Medienberichten gingen Polizeikräfte zur Sicherstellung der Schutzmaßnahmen mit hoher Gewalt gegen die Bevölkerung vor. Jeder Bundesstaat ist für die Umsetzung von geeigneten Maßnahmen selbst verantwortlich. Positiv hervorgehoben wurde hierbei der südindische Bundesstaat Kerala. Seit 25.04.20 haben kleinere Geschäfte unter Einhaltung von Hygienevorschriften und Maskenpflicht wieder geöffnet. Auch durfte in ländlichen Regionen die Arbeit in Handwerks- und Landwirtschaftsbetrieben wiederaufgenommen werden. Irak Lockerung der COVID-19-Schutzmaßnahmen Am 19.04.20 kündigte die zentralirakische Regierung Lockerungen der COVID-19-Schutzmaßnahmen an, welche dennoch bis voraussichtlich 22.05.20 verlängert werden. Eine nächtliche Ausgangssperre sowie eine Ausgangsperre am Wochenende bleiben bestehen. Auch internationale und nationale Reisen (zwischen den Provinzen) bleiben weiterhin verboten. Schulen, Einkaufszentren, Gebetsstätten und Veranstaltungshallen sind nach wie vor geschlossen. Allerdings dürfen Geschäfte mit minimaler Personalbesetzung öffnen. In öffentlichen Transportmitteln ist die Zahl der Fahrgäste auf vier beschränkt und es herrscht Maskenpflicht. In der Autonomen Region Kurdistan (KR-I) wurden die COVID-19-Schutzmaßnahmen zwar bis zum 01.05.20 verlängert, lokale Behörden dürfen jedoch Anpassungen der Ausgangsbeschränkungen zwischen Mitternacht und 18 Uhr vornehmen. Ab dem 24.04.20 sind Einkaufzentren, Geschäfte und Kliniken unter strengen Hygienemaßnahmen wieder offen, auch Taxifahrer dürften ihre Arbeit wiederaufnehmen. Zu den Hygienemaßnahmen zählt die Masken- und Handschuhpflicht. Einem Medienbericht zufolge dürfen Bürger, die in Städten unter Kontrolle der zentralirakischen Regierung gestrandet waren, in die KR-I zurückkehren, sofern sie negativ auf das Coronavirus getestet sind. Das nationale Flugverbot für kommerzielle Flüge bleibt voraussichtlich bis zum 22.05.20 bestehen. Humanitäre Organisationen berichten nach wie vor von Schwierigkeiten beim Erhalt von Passierscheinen, was vor allem die Freizügigkeit zwischen den Provinzen behindere (vgl. BN v. 06.04.20). Verletzte bei Angriff auf Demonstration in Bagdad Aktivisten zufolge seien am 21.04.20 regierungskritische Demonstranten von unbekannten Dritten in Zivil mit Schusswaffen angegriffen worden. Irakischen Sicherheitsquellen zufolge sei es hingegen zu einer Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und dem Inhaber eines Klimaanlagengeschäftes gekommen. 3
Mindestens sechs Personen wurden dabei verletzt. Yusra Rajab, die parlamentarische Abgeordnete des Menschenrechtskomitees, warnte, dass Angriffe auf Demonstranten und das Nichteingreifen der Sicherheitskräfte eine Bedrohung für den Frieden darstelle. Seit Oktober 2019 kommt es in Bagdad und im Südirak zu Massenprotesten gegen die amtierende Regierung, Korruption und Misswirtschaft. Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie haben sich die Proteste abgeschwächt, finden jedoch vereinzelt in Form von stillen Kundgebungen oder im virtuellen Raum weiterhin statt. Streit um Öl-Einnahmen und sinkende Öl-Preise gefährden Lohnzahlungen Medienberichten zufolge gab die zentralirakische Regierung bekannt, dass die Überweisungen für Lohnzahlung von Staatsbediensteten in der Autonomen Region Kurdistan Irak (KR-I) ausgesetzt werden. Grund sei, dass die KR-I ihren im Staatsbudget festgeschriebenen Verpflichtungen nicht nachkomme und Öl selbstständig verkaufe, anstatt einen Teil an Bagdad abzugeben. Regierungsangaben zufolge würde auch die zentralirakische Regierung Schwierigkeiten haben, ihren Staatsbediensteten Löhne zu zahlen. Grund seien die ausfallenden Einnahmen aufgrund sinkender Öl-Preise. Pressefreiheit: Irak rutscht in Rangliste weiter ab Auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RoG) ist der Irak weitere sechs Positionen abgerutscht und landet auf Platz 162 von 180. Grund waren RoG zufolge die Übergriffe auf Journalisten und Medienschaffende während der Berichterstattung zu den regierungskritischen Protesten. Iran Pressefreiheit: Weltweit auf Ranglistenplatz 170 Auf der Pressefreiheitsrangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) stand Iran zuletzt im Jahr 2019 unter 180 Ländern auf Platz 170. Damit ist die Islamische Republik im Vergleich zum Vorjahr um sechs Plätze gefallen. Revolutionsführer Ayatollah Seyyed Ali Khamenei und dem von ihm ins Leben gerufenen Hohen Rat für Cyberspace (Internetüberwachung) bezeichnet die Organisation in ihren am 19.04.20 veröffentlichten Jahresbericht als „Feinde der Pressefreiheit“ beziehungsweise des Internets. Laut RoG gehört Iran seit der Islamischen Revolution von 1979 zu den weltweit repressivsten Ländern für Journalisten. Online-Domain der Regierungszeitung IRAN von US-Behörden beschlagnahmt Das Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums hat die Online-Domain der Zeitung IRAN beschlagnahmt. Das teilte die offizielle Tageszeitung der iranischen Regierung am 25.04.20 mit. Somit ist die Zeitung nicht mehr unter der Adresse iran-newspaper.com zu erreichen. Andere Webseiten des Unternehmens, wie die englischsprachige Iran-daily.com, sind ebenfalls nicht mehr zugängig. Die Online- Domain der Zeitung IRAN wurde im Jahr 1997 registriert. Die staatliche Publikation wird ebenfalls durch die staatliche Nachrichtenagentur Islamic Republic News Agency (IRNA) herausgegeben. UNHCR begrüßt Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Iran Press am 18.04.20 erklärte der Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Iran, Ivo Freijsen, die Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen durch das Land seit mehr als vier Jahrzehnten sei eine „wichtige Errunggenschaft“. Im Februar 2020 lobte auch UN-Generalsekretär Antonio Gutierrez und der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen Filippo Grandi Iran und Pakistan für die Aufnahme von Millionen afghanischen Flüchtlingen, obwohl sie von der internationalen Gemeinschaft nur minimale Unterstützung erhalten hatten. Er erklärte in diesem Zusammenhang, dass Afghanen z.Zt. die größte Gruppe von Ankömmlingen vor allem in Europa seien und zum ersten Mal die Zahl der Migranten aus Syrien überträfen. Iran gibt jedes Jahr acht Milliarden USD für afghanische Migranten in verschiedenen staatlichen Bereichen aus. Erneut ein zum Tatzeitpunkt Minderjähriger hingerichtet Nach Meldung mehrerer Menschenrechsorganisationen wurde der im Jahre 2016 wegen eines Tötungsdelikts verurteilte Straftäter Shayan Saeedpour am 21.04.20 im Gefängnis der Stadt Sanandaj hingerichtet. Saeedpour hatte im Alter von 17 Jahren, also minderjährig, in einem Streit eine Person getötet. Amnesty International (AI) erklärte, der Verurteilte habe an einer psychischen Erkrankung gelitten. Das meldeten u.a. mehrere 4
Menschenrechtsportale. Iran ist 1994 der UN-Kinderrechtskonvention beigetreten, die Hinrichtungen zur Tatzeit minderjähriger Täter verbietet. Das Land behält sich jedoch das Recht vor, sich grundsätzlich nur an die Teile von Konventionen zu halten, die nicht mit der Rechtslage der Republik im Widerspruch stehen. Die UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und für außergerichtliche Hinrichtungen teilte dazu mit, man habe Regierung und Justiz in Iran bereits wiederholt darauf hingewiesen, dass der spätere Vollzug der Todesstrafe auch bei zum Tatzeitpunkt minderjährigen Straftätern ein Verstoß gegen die Konvention sei. Medizinische Versorgungslage: Medikamentenimporte ohne Geldtransfer unmöglich Regierungssprecher Ali Rabiei erklärte unlängst bei einer Pressekonferenz in Teheran, dass der Import von Medikamenten erschwert sei. Dies erschwere die Bemühungen der Regierung bei der Bekämpfung von COVID-19. Iran/ Saudi-Arabien: AI berichtet von Zahl der Hinrichtungen Im vergangenen Jahr sind nach Angaben von AI mindestens 657 Menschen in etwa zwanzig Ländern hingerichtet worden. Damit sei die Zahl der dokumentierten Hinrichtungen im Jahre 2019 weltweit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken. Jedoch gehöre Iran zu den Ländern mit den meisten Exekutionen. Dort seien mindestens 251 Menschen hingerichtet worden, so AI, darunter vier Minderjährige. In Saudi-Arabien habe die Zahl der Hinrichtungen zugenommen. Die Todesstrafe werde auch als „politische Waffe“ gegen Oppositionelle der schiitischen Minderheit eingesetzt, berichtet AI. Als Beispiel nennt die Organisation eine Massenhinrichtung von 37 Personen, unter denen sich 32 schiitische Männer befanden. Jemen Separatistengruppe erklärt Selbstverwaltung im Süden Am 26.04.20 rief der Southern Transitional Council (STC) den Ausnahmezustand in den südlichen Gouvernements, einschließlich der Stadt Aden, aus und kündete die Einführung einer Selbstverwaltung an. Beim STC handelt es sich um eine von den Vereinten Arabischen Emiraten (VAE) unterstützte Separatistengruppe. Die STC wirft der jemenitischen Regierung Korruption und Misswirtschaft vor. Saudi- Arabien, das die Regierung unterstützt sowie die Behörden in mehreren südlichen Gouvernements, lehnten das Vorgehen der STC jedoch ab. Es wird befürchtet, dass dies den Konflikt zwischen der STC und den jemenitischen Regierungstruppen neu entfachen wird. Im August 2019 gab es bereits Kämpfe zwischen den beiden Parteien, als der STC die Kontrolle über Aden übernahm. Die beiden Parteien schlossen im November 2019 ein Abkommen zur Teilung der Macht, das bislang aber noch nicht umgesetzt wurde. Saudi-Arabien verlängert einseitigen Waffenstillstand Angesichts der COVID-19-Pandemie kündigte die von Saudi-Arabien geführte Koalition, am 09.04.20 einen zweiwöchigen Waffenstillstand an (vgl. BN v. 20.04.20). Am 24.04.20 kündigte die Koalition eine Verlängerung des einseitigen Waffenstillstands um einen Monat an. Die Houthi-Rebellen haben den Waffenstillstand nicht akzeptiert. Die Kämpfe sind in mehreren Teilen des Landes weitergegangen. 100.000 Menschen von Überschwemmungen betroffen, Kritiker vorübergehend inhaftiert Nach Angaben der UN waren seit Mitte April 2020 mehr als 100.000 Menschen von ungewöhnlich starken Regenfällen und Überschwemmungen betroffen. Die Gouvernements Aden, Abyan, Lahij, Marib, Sanaa und Amanat al-Asimah (die Stadt Sanaa) sind am stärksten betroffen. Die Wasserversorgung wurde verschmutzt, Wohnungen und Infrastruktur beschädigt und einige Menschen wurden verletzt oder sind gestorben. Der ehemaliger Kulturminister Khalid al-Ruweishan hatte kürzlich den Umgang der Houthi-Rebellen mit den Überschwemmungen in Sanaa öffentlich kritisiert. Er soll von Houthi-Rebellen am 19.04.20 in Sanaa festgenommen und am nächsten Tag freigelassen worden sein. Kasachstan/ Kirgisistan/ Usbekistan COVID-19-Pandemie: Menschenrechtslage Human Rights Watch (HRW) kritisierte die Regierungen dieser Länder in einem Bericht vom 23.04.20, im Zuge von Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie Menschenrechte zu verletzen. In 5
Kasachstan seien z.B. unter Verweis auf den von der Regierung verhängten Notstand Journalisten bei einem Interview mit Ärzten festgenommen worden. Ein Mann, der bei Facebook ein Video über Personen, die auf die Registrierung zur Auszahlung von Sozialleistungen gewartet hätten, veröffenlicht habe, sei zu zehn Tagen Haft verurteilt worden, weil er damit während des Notstands die öffentliche Ordnung gefährdet habe. Dort, aber auch in Kirgisistan und Usbekistan, seien unter dem Vorwurf der Verbreitung falscher Informationen über das Virus u.a. gegen Ärzte Ermittlungen eingeleitet worden. Kolumbien COVID-19-Pandemie: Rückkehr nach Venezuela Aus Medienberichten geht hervor, dass als Folge der von der kolumbianischen Regierung veranlassten Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie (vgl. BN v. 23.03.20) Tausende Venezolaner in ihr Heimatland zurückgekehrt sind. Venezolanische Migranten gehen im Nachbarland Kolumbien häufig informellen Beschäftigungen ohne soziale Absicherung nach. Infolge der Schutzmaßnahmen gegen die COVID-19- Pandemie entfiel diese Erwerbsmöglichkeit für viele. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro teilte mit, dass die Behörden an der Grenze eine geordnete Rückkehr unter Anwendung der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen sanitären Maßnahmen organisieren, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. So sei ein Labor zur Analyse der von Rückkehrern genommenen COVID-19-Proben eingerichtet worden. Ferner gebe es Quarantänemaßnahmen. Venezuela sei auch auf Rückkehrer aus Ecuador und Peru vorbereitet. Kosovo COVID-19-Pandemie: Politische Auseinandersetzungen Der scheidende Ministerpräsident Albin Kurti möchte kosovarische Bürger nicht davon abhalten, gegen die Bildung einer neuen Regierung ohne Neuwahlen zu protestieren – trotz anhaltender Gesundheitskrise und Bewegungseinschränkungen vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie (vgl. BN v. 20.04.20). Das geht aus Medienberichten hervor, die sich auf ein Fernsehinterview mit Kurti vom 23.04.20 beziehen. Am selben Tag hatte Präsident Hashim Thaci der Partei Demokratische Liga des Kosovo (LDK) das Mandat erteilt, einen neuen Ministerpräsidenten zu benennen. Die als konservativ geltende LDK ist im Parlament die zweitstärkste Kraft nach Kurtis Partei Vetevendosje (Selbstbestimmung). Kurti ist derzeit nur noch geschäftsführend im Amt. Seine Regierung war am 25.03.20 durch ein Misstrauensvotum im Parlament gestürzt worden (vgl. BN v. 30.03.20). Libanon Camp Wavel unter Quarantäne gestellt Das Camp Wavel (Baalbek), in dem etwa 3.000 Palästinenser leben sollen, ist am 22.04.20 unter Quarantäne gestellt worden. Alle Ein- und Ausfahrten wurden gesperrt. Zuvor waren insgesamt fünf Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. In Anbetracht der geringen Testkapazitäten und der beengten Wohnverhältnisse wird befürchtet, dass sich das Virus deutlich stärker im Camp ausgebreitet hat als bisher bekannt. Montenegro Zustände in Untersuchungsgefängnissen Laut aktuellen Medienberichten kann aufgrund von Mängeln in den Untersuchungsgefängnissen des Landes die Gesundheit und Hygiene von Insassen nicht ausreichend gewährleistet werden. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) würden darauf hinweisen, dass es unter anderem in den Untersuchungsgefängnissen in Podgorica und Cetinje an Wasserversorgung, sauberen Matratzen, Decken und Seife auf den Toiletten mangele. So würden sich unter anderem zwei Häftlinge in einer Zelle ein Bett teilen. Die Generalstaatsanwältin Ivica Stankovic sei daher aufgefordert worden, nur noch in dringenden Fällen 6
Untersuchungshaft zu verfügen, um eine Überbelegung und damit das erhöhte Risiko einer Virus-Ausbreitung zu vermeiden. Mosambik Dorfbewohner von Dschihadisten getötet Laut Angaben des Polizeisprechers Orlando Modumane vom 21.04.20 haben Islamisten am 07.04.20 im Norden des Landes in dem Dorf Xitaxi (Muidumbe Distrikt, Provinz Cabo Delgado) etwa 52 Dorfbewohner wahllos getötet - angeblich, wegen der vorherigen Weigerung junger Dorfbewohner, sich von der Dschihadistenmiliz als Kämpfer rekrutieren zu lassen. Niger Ramadan: Unruhen im Vorfeld Mit Beginn des Ramadan befürchten die Behörden vermehrt Gewalt, nachdem es in mehreren Städten zu Unruhen wegen der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie gekommen war, die u.a. auch kollektive Gebete verbieten. Seit 19.03.20 kam es zu Grenzschließungen, Ausnahmezustand und Ausgangssperre, Moscheen und Schulen wurden geschlossen und Niamey vom Rest des Landes abgeschottet. Am 23.03.2020 kam es in der Innenstadt von Mirrya zum ersten Mal zu Unruhen. Eine Woche später gingen Demonstranten in der westlichen Region von Tahoua auf die Straßen. Nach Angaben der Behörden wurden bei den beiden Vorfällen Dutzende Demonstranten in Gewahrsam genommen. Die Unruhen in Niamey haben seitdem zugenommen. In den letzten Tagen wurden im Vorfeld des Ramadan mehr als 300 Menschen festgenommen, nachdem Randalierer Autos und Gebäude in Brand gesteckt und Straßensperren errichtet hatten. Mindestens 108 Demonstranten wurden in einer ersten Protestwelle vom 17. bis 19.04.2020 festgenommen. Weitere 166 Personen am 20.04.2020, wie die Polizei am 22.04.2020 mitteilte. Die Regierung kündigte am 22.04.2020 eine Lockerung der Ausgangssperre in Niamey an und erklärte, diese gelte nun von 21.00 bis 05.00 Uhr statt von 19.00 bis 06.00 Uhr. Pakistan COVID-19-Pandemie Die Regierung hat die für bestimmte Industriezweige gelockerte Ausgangssperre wegen der COVID-19- Pandemie bis zum 09.05.20 verlängert. Mit bestätigten Corona-Fällen in Kontakt getretene Personen werden mit Überwachungstechnologie, die ursprünglich bei der Terrorismusbekämpfung eingesetzt werden sollte, mittels Smartphone zurückverfolgt. Amnesty International (AI) nimmt an, dass der zuständige Geheimdienst diese Technologie missbrauchen könnte, um nebenbei Menschenrechtsaktivisten aufzuspüren und zu verfolgen. Die offiziell gemeldeten Infektionszahlen sind nicht verlässlich. Zuletzt waren über 13.000 bestätigte COVID-19-Fälle gemeldet worden, mehr als 280 Infizierte seien gestorben. Freitagsgebete fanden am 24.04.20 nach dem Beginn des Fastenmonats Ramadan statt, außer in der Provinz Sindh. Auch in der Provinzhauptstadt und größten Stadt Karachi blieben die meisten Moscheen geschlossen. Die Regierung einigte sich mit islamischen Gelehrten auf ein Maßnahmenpaket. Unter anderem sind Hygienevorschriften in Moscheen einzuhalten, Kinder und Menschen über 50 Jahre sollen nicht mehr an den Gebeten teilnehmen dürfen. Ruanda COVID-19-Pandemie: Übergriffe im Rahmen von Schutzmaßnahmen Human Rights Watch (HRW) berichtete am 24.04.20 über willkürliche Festnahmen dutzender Personen durch die Polizei im Zusammenhang mit Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie. Am 22.03.20 verhängte Maßnahmen, die bis zum 30.04.20 gelten, umfassen u.a. eine Ausgangssperre, die Schließung von Schulen und Kirchen und ein Reiseverbot zwischen Städten und Distrikten. Sicherheitskräfte sollen bei der 7
Durchsetzung der Maßnahmen mehrere Frauen vergewaltigt haben. Blogger und Reporter, die über die Vorfälle berichteten, seien ebenfalls festgenommen worden. Russische Föderation COVID-19-Pandemie: Proteste nach Schutzmaßnahmen In Wladikawkas versammelten sich am 20.04.20 ca. 2.000 Menschen bei einer Demonstration gegen Ausgangsbeschränkungen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus und forderten den Rücktritt des Gouverneurs der Teilrepublik Nordossetien-Alanien. Die Polizei trieb die Teilnehmer gewaltsam auseinander und nahm Dutzende von ihnen fest. Am 21.04.20 befand ein Gericht der Stadt 13 Personen der Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration, des Widerstands gegen Polizisten sowie der Organisierung eines öffentlichen Ereignisses, das zur Störung der öffentlichen Ordnung geführt habe, für schuldig und verurteilte sie zu Gefängnisstrafen zwischen drei und 15 Tagen. Der Opernsänger Vadim Cheldiyev hatte im Internet zu der Kundgebung aufgerufen. Cheldiyev, der den Behördenleitern der Region eine Übertreibung der Virusgefahren zum Zweck der Selbstbereicherung vorgeworfen hatte, wurde am 21.04.20 zu einer Geldstrafe von umgerechnet 928 Euro wegen der Verbreitung falscher Informationen über das Virus verurteilt. Somalia COVID-19-Pandemie: Tote bei Durchsetzung der Ausgangssperre Nach Angaben verschiedener Quellen wurden am 24.04.20 im Distrikt Bondhere in Mogadischu ein oder zwei Zivilisten von einem Polizisten erschossen, der die Einhaltung der Ausgangssperre durchsetzen wollte. Berichten zufolge wurde der Polizeibeamte verhaftet, dennoch gab es am 25.04.20 in Mogadischu große Proteste gegen Polizeigewalt. Belästigungen und Verhaftungen von Journalisten In den vergangenen Wochen wurden mehrere Journalisten schikaniert und verhaftet. Am 20.04.20 wurde beispielsweise der Reporter Mukhtar Mohamed Atosh von Voice of America (VOA) in Baidoa von den Behörden des South West State verhaftet. Am Tag zuvor hatte er über ein 14-jähriges Mädchen berichtet, das nach einer Vergewaltigung ihren Verletzungen erlag. Er wurde am 22.04.20 gegen Kaution freigelassen, allerdings haben die Behörden des South West State Anklage gegen ihn erhoben. Am 22.04.20 beschuldigte die Regierung den Redakteur und Journalisten von Radio Hiigsi, Abduwahaab Nuur (Abuuja), Mitglied der al-Shabaab zu sein. Man unterstellte ihm zudem an einem Mord beteiligt gewesen zu sein, der am 06.03.19 in Mogadischu stattfand. Er wurde am 29.02.20 ohne Haftbefehl von der National Intelligence and Security Agency (NISA) verhaftet. Dies geschah nur drei Tage nach der Veröffentlichung eines Artikels, in dem das ethische Verhalten der staatlichen Sicherheitskräfte kritisiert wurde. Am 02.03.20 wurde er ohne Anklage freigelassen, bevor er am 07.03.20 erneut von der NISA verhaftet wurde. Seitdem befindet er sich in Isolationshaft. Auch Journalisten, die über das Coronavirus berichten, sind in den letzten Wochen von den Behörden schikaniert worden. Am 14.04.20 wurde der stellvertretende Direktor und Redakteur von Goobjoog Media, Abdiaziz Ahmed Gurbiye, von der Polizei verhaftet. Staatsanwälte werfen ihm vor, falsche Nachrichten verbreitet und die Ehre des Präsidenten verletzt zu haben. Am Tag vor seiner Verhaftung soll er geschrieben haben, dass ein gespendetes Beatmungsgerät (vorgesehen für COVID-19-Patienten) vom De-Martini-Krankenhaus in Mogadischu in das Büro des Präsidenten gebracht wurde. Er wurde am 18.04.20 gegen Kaution freigelassen. Polizeibeamte in Mogadischu nahmen am 19.03.20 den Somali Cable TV-Reporter Abdullahi Farah Nuur (Yariisow) und seinen Kameramann kurzzeitig in Gewahrsam, als sie vor dem Hintergrund der COVID-19- Pandemie über den Mangel an Masken und Handschuhen auf den lokalen Märkten berichteten. Sie wurden ohne Anklage freigelassen. 8
Syrien Nordwesten: Tote bei Zusammenstößen mit türkischem Militär Oppositionsaktivisten zufolge sollen bei Zusammenstößen zwischen Protestierenden und dem türkischen Militär am 26.04.20 zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden sein. Demnach sollen türkische Soldaten in Nairab, in der Provinz Idlib, mit Tränengas und scharfer Munition auf Personen gefeuert haben, nachdem diese das Militär mit Steinen beworfen haben sollen. Dem war vorausgegangen, dass die Soldaten Geröll von der zu patrouillierenden M4-Schnellstraße entfernen mussten, womit die Aktivisten versucht hatten, den Konvoi an der Weiterfahrt zu hindern. Seit Wochen soll die Bevölkerung vor Ort versuchen, Teile der Schnellstraße zu blockieren, um die zwischen Türkei und Russland vereinbarten und gemeinsam durchgeführten Patrouillen entlang der strategischen Verkehrsader zu verhindern. Die seit dem 15.03.20 durchgeführten Patrouillen entlang der M4-Straße, welche von Osten nach Westen durch Idlib verläuft, bilden das zentrale Element des derzeitigen Waffenstillstands in der Region. Bei den beiden Getöteten soll es sich der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge um zwei Rebellenkämpfer handeln. Nordosten: Einwohner greifen US-Konvoi an Syrische Staatsmedien und die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten übereinstimmend von Angriffen der örtlichen Bevölkerung auf einen Militärkonvoi der US-Streitkräfte. Der Vorfall ereignete sich demnach am 22.04.20 in der Ortschaft Farafrah, unweit von Qamischli, und zwang die US-Soldaten zum Rückzug. Es handelt sich um den zweiten Vorfall dieser Art innerhalb von zwei Monaten. Es soll dabei keine Verletzten gegeben haben. Derzeit halten sich noch mehrere hundert US-Militärs in der Region auf, um gemeinsam mit den kurdisch dominierten Demokratischen Kräften Syriens (SDF) verbleibende Elemente des IS zu bekämpfen. Der US-Konvoi überschritt offenbar den für ihn festgelegten Einsatzbereich und fand sich in einem territorialen Abschnitt unter Regierungskontrolle wieder. In und um Qamischli liegen die Herrschaftsgebiete von SDF auf der einen und syrischer Zentralregierung auf der anderen Seite eng beieinander. Togo Oppositionspolitiker vorübergehend festgenommen Der Abgeordnete der Opposition, Agbéyomé Kodjo, wurde am 21.04.20 festgenommen. Sicherheitskräfte drangen gewaltsam in sein Haus in Lomé ein und führten ihn ab. Er war auf zwei zuvor ergangene Vorladungen hin nicht persönlich bei der Polizei erschienen, sondern hatte sich durch seine Anwälte vertreten lassen. Mit ihm wurden mindestens 34 weitere Personen, die sich in seinem Haus aufhielten, und Nachbarn festgenommen. 18 von ihnen wurden am 25.04.20 freigelassen, Kodjo bereits tags zuvor. Kodjo unterlag in den Präsidentenwahlen im Februar 2020 Amtsinhaber Faure Gnassingbé, erklärte sich aber zum demokratisch gewählten Präsidenten. Nach Aufhebung seiner parlamentarischen Immunität im März 2020 nahm die Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Kodjo auf (vgl. BN v. 23.03.20). Türkei Ausgangssperre In 31 türkischen Städten und Provinzen ist wegen der COVID-19-Pandemie ab 23.04.20 ein viertägiges weitgehendes Ausgehverbot verhängt worden. Betroffen davon sind unter anderem die größte Stadt der Türkei, Istanbul, sowie die Hauptstadt Ankara. Diese erste längere Ausgangssperre verlief ohne größere Zwischenfälle. Die Regierung hatte bisher zwei Mal eine Ausgangssperre lediglich über Wochenenden verhängt. COVID-19 und Ramadan Das Innenministerium gab nach Medienberichten wegen der COVID-19-Pandemie vergangene Woche besondere Regelungen im Zusammenhang mit Ramadan-Traditionen für alle 81 türkischen Provinzen aus. Die Regelungen im Überblick: 9
- Die traditionellen Iftar-Zelte, in denen Menschen gemeinsam das Fasten brechen, dürfen in diesem Jahr nicht aufgebaut werden. Auch wird es keine Genehmigungen für Veranstaltungen zum Sahur (Frühstück vor dem Sonnenaufgang) oder zum Iftar geben. - Um übermäßigen Stau oder Verkehrsbehinderungen zum Sonnenuntergang zu verhindern, wird die Menge der öffentlichen Verkehrsmittel drei Stunden vor dem Iftar erhöht. - Bäckereien, die die traditionelle „Ramazan Pide“ verkaufen, müssen mit der Produktion und dem Verkauf zwei Stunden vor Sonnenuntergang fertig sein, damit sich keine langen Schlangen bilden. - Grabbesuche während des Ramadanmonats werden beschränkt, die Ein- und Ausgänge auf Friedhöfen werden voneinander getrennt und bei Besuchen auf dem Friedhof am Vortag des Bayrams (Arife) und an Bayram wird die Temperatur der Besucher gemessen. - Die Ramadan-Trommler dürfen nicht mehr von Tür zu Tür gehen, um die Spenden einzusammeln. Diese sollen über die Siedlungsverwaltungen gesammelt durchgeführt werden. Die Regelungen treten ab dem 24.04.20 in Kraft und gelten bis zum Bayram-Fest (24.-26.05.20). Ukraine Saakaschwilis Rückkehr Der ukrainische Präsident Selenski schlug den früheren georgischen Präsidenten und Gouverneur von Odessa, Michail Saakaschwili als Vize-Ministerpräsidenten vor, der die Wirtschaftsreformen voranbringen und mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) verhandeln soll. Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens und erwarb sich zu dieser Zeit den Ruf eines Reformers. 2015 erhielt er vom früheren ukrainischen Präsidenten Poroschenko die ukrainische Staatsbürgerschaft und wurde zum Gouverneur von Odessa ernannt. Sein Kampf gegen Korruption blieb jedoch ohne Erfolg. Er trat Ende 2016 als Gouverneur zurück und überwarf sich nach heftiger Kritik an Regierung und Präsident mit Poroschenko, weshalb ihm dieser 2017 die ukrainische Staatsbürgerschaft entzog und ihn im Februar 2018 nach Polen abschieben ließ. Der Generalstaatsanwalt drohte ihm im Falle seiner Rückkehr in die Ukraine mit einem Strafverfahren wegen angeblich geplanten Staatsumsturzes. Kurz nach der Vereidigung Selenskis im Mai 2019 gab ihm dieser die ukrainische Staatsbürgerschaft zurück. Die Justiz in Kiew stellte daraufhin die Ermittlungen gegen Saakaschwili ein und er kehrte nach Kiew zurück. Saakaschwillis Ernennung ist vor dem drohenden Staatskonkurs der Ukraine zu sehen, die er durch Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds und der EU abwenden soll. Venezuela Ölpreis und Ende der Förderung durch Chevron Am 23.04.20 ordnete US-Präsident Trump an, dass die Ausnahmegenehmigung für Chevron, weiter in Venezuela zu fördern, nicht verlängert wird. Zum 01.12.20 muss die Förderung durch Chevron vollständig eingestellt sein. Chevron ist seit über einem Jahrhundert in Venezuela präsent und war der letzte verbliebene amerikanische Großinvestor. Der Einbruch der Staatseinnahmen und die strikte Regulierung der Abgabe von Benzin sorgte inzwischen dafür, dass Schwarzmarktpreise für einen Liter Benzin um die 2 Dollar erreichten. Benzin wurde im Land traditionell stark subventioniert und ist offiziell an Tankstellen billiger als Wasser. Auswirkungen der Krise auf die Ernte Der Einbruch der Importe und Produktion von Benzin und die erheblichen Beschränkungen der Bewegungsfreiheit durch die COVID-19-Pandemie treffen die Landwirtschaft hart. Die Ernte vieler saisonaler Feldfrüchte fällt zu erheblichen Teilen aus, da Benzin sowohl für landwirtschaftliche Geräte als auch für den Transport zu den Märkten fehlt und auch die Arbeitskräfte wesentlich weniger mobil geworden sind. 10
Vietnam Haftstrafe wegen Bombenanschlag Ein Gericht in der Provinz Binh Duong verurteilte am 21.04.20 Truong Duong wegen eines Bombenanschlags zu elf Jahren Haft und zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 800 Millionen Dong (ca. 32.000 Euro). Duong wurde terroristischer Aktivitäten für schuldig befunden. Er soll gegen Bezahlung im Auftrag der in den USA ansässigen vietnamesischen Exilorganisation Provisional Government of Vietnam in der Steuerbehörde der Provinzhauptstadt Thu Dau Mot am 30.09.19 eine Bombe gezündet haben. Bei dem Anschlag entstand nur Sachschaden. Die Provisional Government of Vietnam gilt seit 2018 als terroristische Organisation. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing-Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 11
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