Castingshows auf einen BliCk - Grimme-Institut

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Castingshows auf einen BliCk - Grimme-Institut
Castingshows
auf einen BliCk
sie sind zum erfolgsgaranten für hohe einschaltquoten im fernsehen geworden: Castingshows. Bei jeder
ausstrahlung einer neuen staffel von „Deutschland sucht den superstar“ (DsDs), „Popstars“ oder „X-factor“
sind die shows das thema auf schulhöfen, in sozialen netzwerken und wo immer Jugendliche und junge
erwachsene sich austauschen. aber wie nehmen Jugendliche diese fernsehshows wahr? welche Muster und
Vorbilder beeindrucken sie und beeinflussen unter Umständen ihre Wertvorstellungen oder sogar ihre be-
rufliche Orientierung? Wie können Eltern und wie kann und sollte die medienpädagogische Praxis auf das
Medienphänomen reagieren?

„Castingshows auf einen Blick” beschreibt das format, erörtert die Motive der Zuschauer und bietet hilfestel-
lungen für eltern und Multiplikator(inn)en der Medienbildung.

EinE FragE dEs Formats                                    beschreiben Castingshows auch als „performatives Re-
Castingshows sind keine Erfindung des Privatfernsehens:   alitätsfernsehen“ (Lünenborg u. a. 2011). Eingegriffen
1966 startete im Südwestfunk der „Talentschuppen“,        wird in das Leben von „realen“ Menschen – nicht von
das DDR-Fernsehen hatte seine „Talentebude“. Um die       Schauspieler(inne)n. Das Format wirkt dadurch doku-
Jahrtausendwende entdeckte das Privatfernsehen die        mentarisch, ohne es zu sein: Die „echten“ Talente wer-
Castingshows für sich, und seitdem boomt das Format,      den gezielt nach Typen ausgewählt und im Verlauf der
was sich inzwischen auch bei den Programmformaten         Sendungen systematisch Stresssituationen ausgesetzt.
im öffentlich-rechtlichen Fernsehen widerspiegelt.        Skandalträchtige Provokationen werden dabei bewusst
                                                          in Kauf genommen. Drehbuchartig wird eine Geschichte
Was sind Castingshows?                                    von Aufstieg und Fall erzählt, bei der die Grenze zwi-
Castingshows sind keine einfachen Talentwettbewer-        schen Realität und Fiktion, zwischen Authentizität und
be, in denen nur das Können der Kandidat(inn)en im        Inszenierung für die Zuschauer(innen) – und wohl auch
Vordergrund steht. Es geht um eine Show; das Ziel ist     für die Akteure – verschwimmt (vgl. Kurotschka 2007).
kommerzialisierte Unterhaltung. Medienwissenschaftler
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Castingshows auf einen BliCk

mekonet Dokulinks                                               Literaturtipps
Mit seinem Dokulink-Service möchte mekonet Sie dabei            • Döveling, Katrin u. a. (Hg.) (2007): Im Namen des Fernseh-
unterstützen, komplexe Internetadressen leichter erreichen zu     volkes. Neue Formate für die Bewertung und Orientierung.
können, auf die wir in unseren Materialien hinweisen. Hinter      Konstanz: UVK.
dem Texthinweis „Dokulink“ finden Sie jeweils eine zugehöri-      isBn-13: 978-3867640237
ge Nummer zum Angebot. Wenn Sie dieses Angebot aufrufen          • FLIMMO (3/2011): „Fürs Fernsehen tun die alles“ –
möchten, tippen Sie die Nummer in das Eingabefeld auf             Castingshows im Fokus.
unserer Internetseite unter www.mekonet.de/dokulink ein.          www.flimmo.tv
Sie werden dann automatisch zum entsprechenden Angebot          • Götz, Maya und Gather, Johanna (2010): Wer bleibt drin,
weitergeleitet.                                                   wer fliegt raus? TelevIZIon 23/2010/1. S. 52-59.
Alternativ können Sie den Dokulink auch direkt aufrufen,          Dokulink 535423
indem Sie nach mekonet.de/d/ die jeweilige Nummer des           • Hackenberg, Achim und Hajok, Daniel (2010): Castingshows
Dokulinks in die Webadresse einfügen, also zum Beispiel           und Coachingsendungen im Fernsehen. In: tv diskurs – Ver-
mekonet.de/d/123456.                                              antwortung in audiovisuellen Medien, Heft 51, S. 58-60.
                                                                  Dokulink 892703
                                                                • Hackenberg, Achim, Hajok, Daniel und Selg, Olaf (2011):
                                                                  Orientierung auf Augenhöhe. Nutzung und Aneignung von
                                                                  Castingshows. Jugendmedienschutzreport 1/2011. S. 2-7.
                                                                  Dokulink 805922

Kennzeichnend sind weiterhin die häufige Vermischung            Castingshows und ihre anziehungskraft
mit Comedy-Elementen und dem Musikfernsehen: Es                 Je nach Sendung realisieren Castingshows in der beson-
sind „hybride Formate“ (Lünenborg u. a. 2011). Mal              ders werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jähri-
geht es um einen Gesangswettbewerb, mal um Model-               gen Marktanteile von bis zu vierzig Prozent (vgl. www.
talente, aber auch Azubis wurden schon gekürt. Oftmals          grundy-le.de). Sie werden über alle Altersgruppen hin-
trifft dabei eine Fachjury Vorauswahlen und/oder deren          weg gesehen, unabhängig von den jeweiligen Bildungs-
Mitglieder treten als beratende Expert(inn)en für das           hintergründen. Dabei ist die Zuschauerschaft eher weib-
Bildschirmpublikum auf. Vielfach ist das Zuschauervotum         lich (vgl. Lünenborg u. a. 2011), und oftmals schauen
gefragt, also etwa die Abstimmung per SMS: Casting-             Mütter und Töchter gemeinsam (vgl. Schwarz 2007).
shows sind häufig interaktive Formate, der „Rückkanal“
ist nicht nur die Zuschauerquote. Die crossmediale Ver-         Auf die Zielgruppe der Heranwachsenden (Kinder und
marktung entlang der gesamten Wertschöpfungskette               Jugendliche) übt das Format eine große Faszination aus
gehört für viele Castingshows ebenfalls dazu, beispiels-        (Götz, Gather 2010). Je nach Titel ergeben sich aller-
weise durch die Sendung begleitende Print- und Online-          dings Unterschiede, wie die Daten der JIM-Studie 2010
Publikationen, den CD-Verkauf oder vertragliche Verein-         (für Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren) zeigten:
barungen mit den Gewinner(inne)n (vgl. Döveling 2007).          „Germany’s next Topmodel“ (GNTM) wird deutlich vom
                                                                weiblichen Geschlecht bevorzugt (Mädchen: 35%, Jun-
Castingshows gibt es mittlerweile nicht mehr nur im             gen: 2%), während DSDS auch unter den jungen, männ-
Fernsehen, sondern auch im Internet: Bei „Secret Ta-            lichen Medienkonsumenten Anklang findet (Mädchen:
lents“ von YouTube, in Kooperation mit dem TV-Produ-            23%, Jungen: 13%). Werden auch junge Männer gecas-
zenten Endemol, bewerben sich „verborgene Talente“              tet, steigt die Attraktivität unter den Geschlechtsgenos-
mit einem eigenen Internetvideo und kämpfen um die              sen erheblich beziehungsweise sinkt im umgekehrten
Klicks der Internetnutzer(innen).                               Fall (vgl. GNTM).
www.youtube.de/secrettalents
                                                                Noch vor gut zehn Jahren gehörten Seifenopern zu den
                                                                meistgesehenen Sendungen, wie eine Analyse des Fern-
ZiElgruppE und rEZEption                                        sehverhaltens von zehn- bis 15-jährigen Mädchen durch
Wer schaut Castingshows und warum? Wie wirkt dieses             das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und
Format? Was machen die Menschen mit „dem Medi-                  Bildungsfernsehen (IZI) ergab. Zehn Jahre später haben
um“ – innerhalb und außerhalb von Erziehungskontex-             die Castingshows diese weitgehend verdrängt. Warum?
ten? Was ist verunsicherten Eltern zu raten?                    Emotional bieten die Castingshow-Held(inn)en den Zu-
                                                                schauerinnen „ein größeres Identifikationspotenzial“
Castingshows auf einen BliCk

und das macht sie anschlussfähiger für die Alltagskom-       Im Fokus des Interesses der Kinder und Jugendlichen ste-
munikation zuhause (vgl. Götz, Gather 2010), zwischen        hen aber weniger die Jurymitglieder der Castingshows
Freunden, auf Schulhöfen oder in sozialen Netzwerken         als vielmehr die Kandidat(inn)en: Sie werden aus einer
(vgl. Hackenberg u. a. 2011). Sie dienen insbesondere        gleichberechtigten Perspektive auf Augenhöhe bewertet
der Herstellung von Gruppenzugehörigkeit und der ei-         und mit dem eigenen Selbstbild verglichen (vgl. Hacken-
genen Statussicherung: „Sie wollen mitreden können“          berg u. a. 2011).
(ebenda).
                                                             Eine ausführlichere Analyse von Nutzungsmotiven und
Andere Nutzungsmotive sind das Mitfiebern und das Mit-       -kompetenzen findet sich bei Hackenberg u. a. (2011)
freuen (vgl. Götz, Gather 2010). Daneben spielt das Wett-    und Götz und Gather (2010).
kampfgeschehen nicht nur für die männlichen Zuschauer
eine wichtige Rolle: Kommunikationswissenschaftler Jo        Castingshows in der Kritik
Reichertz (2007) erläutert, es gehe um öffentliche Aner-     Als innovatives Unterhaltungsformat haben es die Cas-
kennung und Wertschätzung: „Das Urteil des Publikums         tingshows geschafft, ein Massenpublikum anzusprechen,
und der Jury ist deutlich und eindeutig. […] Nach der Ent-   einige sogar auf höchstem (Unterhaltungs-)Niveau: „Un-
scheidung weiß man klar, was man wert ist“.                  ser Star für Oslo“ (ARD / Pro7 2010) wurde 2011 etwa
                                                             für einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung
altersabhängige medienkompetenzen                            nominiert.
Die Fähigkeit zur Einordnung des Gesehenen steigt mit
dem Alter deutlich. Ein Urteil der Jury wird von den jun-    Aber nach wie vor wird der Umgang mit den Teilneh-
gen Zuschauer(inne)n dabei gewünscht und erwartet            mer(inne)n in bestimmten Sendungen kontrovers dis-
(siehe oben), es soll aber konstruktiv und fair sein.        kutiert. 2008 erklärte die Freiwillige Selbstkontrolle
                                                             Fernsehen in ihren „Richtlinien zum Umgang mit Cas-
Eine Übereinstimmung mit dem Juryverhalten ist nicht         tingshows und vergleichbaren Formaten“ dazu: „Aus
gegeben, wenn das Urteil bei einer echten Leistung der       Jugendschutzsicht und insbesondere mit Blick auf jünge-
Kandidat(inn)en zum Beispiel nur aus dummen Sprü-            re Kinder (und die Gruppe der ‚Gefährdungsgeneigten’,
chen besteht (Hackenberg u. a. 2011). Besonders unter        in deren Elternhaus Gespräche vor dem Fernseher nicht
den älteren Jugendlichen fallen durchaus auch kritische      stattfinden und orientierende Kommentare seitens der
Töne. Anders bei den Jüngeren: Hier überwiegt die weit-      Eltern nicht erfolgen) liegt das entwicklungsbeeinträchti-
gehend kritiklose Zustimmung (und teils Bewunderung)         gende Muster der Castingshows in einem abwertenden
gegenüber dem Juryverhalten (vgl. Götz, Gather 2010).        Umgang mit Schwächeren, insbesondere wenn sich die
                                                             Bewertungsebenen gegenseitig verstärken.“ (FSF 2008)
Castingshows auf einen BliCk

Literaturtipps
• JIM 2010, Basisstudie Jugend, Information, (Multi-)Media         • Pörksen, Bernhard und Krischke, Wolfgang (Hg.) (2010):
  zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland,               Die Casting-Gesellschaft. Köln: Herbert von Halem Verlag.
  hg. v. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest.              isBn-13: 978-3869620145
  Dokulink 728009                                                  • Richtlinien zum Umgang mit Castingshows und vergleich-
• Kurotschka, Mara (2007): Verschwimmende Grenzen von                baren Formaten. Ergebnis der „AG Deutschland sucht den
  Realität und Fiktion. In: Döveling, Katrin u. a. (Hg.): Im Na-     Superstar“ des FSF-Kuratoriums (2008).
  men des Fernsehvolkes. Konstanz: UVK, S. 117-154.                  Dokulink 943046
  isBn-13: 978-3867640237                                          • Reichertz, Jo (2010): „…denn sie wissen nicht, was sie
• Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) (Hg.)           tun“. In: Die Macht der Worte und der Medien. Wiesba-
  (2011): Mediennutzerschutz: Beschwerderechte für Fern-             den: VS Verlag, S. 93-97.
  sehen, Hörfunk und Internet.                                       isBn-13: 978-3531172422
  Dokulink 971269                                                  • Schwarz, Claudia (2007): „Der ist der Fescheste“. In: Dö-
• Lünenborg, Margreth; Martens, Dirk; Köhler, Tobias und             veling, Katrin u. a. (Hg.): Im Namen des Fernsehvolkes.
  Töpper, Claudia (2011): Skandalisierung im Fernsehen:              Konstanz: UVK, S. 155-178.
  Strategien, Erscheinungsformen und Rezeption von Reality           isBn-13: 978-3867640237
  TV Formaten. Berlin: Vistas.
  isBn-13: 978-3891585429

Aktuelle Analysen argumentieren ähnlich (vgl. FLIM-                zung im Erziehungskontext sichtbar. Castingshows
MO, 3/2011). Kritik erntet hier auch das in manchen                dienen häufig als Themenlieferant für die Kommuni-
Castingshows (etwa GNTM) präsentierte „Frauenbild                  kation zwischen Mutter und Tochter: Sie werden als
voller Klischees und Stereotype“, welches „ein nor-                „weibliches Familienevent“ inszeniert, wie nicht nur
miertes Schönheitsideal“ propagiert (ebenda).                      Untersuchungen aus dem deutschsprachigen Ausland
                                                                   belegen (vgl. Schwarz 2007). Sie dienen unter ande-
Teilweise klagen die Institutionen der Berufsberatung              rem als Ressource für die Geschlechterkonstruktion
oder -orientierung über die in Castingshows kommu-                 – Mütter empfehlen sich zum Beispiel als Expertinnen
nizierten gesellschaftlichen Erfolgsmuster, die eine               für das ‚Frau-Sein’ – und als willkommener Anlass zur
Abkürzung auf dem Weg zu Ruhm und Geld ohne                        Medienkompetenzvermittlung: „Durch die gemeinsa-
eine fundierte Ausbildung zu versprechen scheinen.                 me Rezeption führen sie ihren Kindern vor, wie eine
Verbraucherschützer(innen) kritisieren Castingshows                kritische Auseinandersetzung mit Medienprodukten
als Dauerwerbesendungen; als Herausforderungen für                 aussehen kann“ (ebenda).
die Werbekompetenzerziehung, monieren das Pro-
duct-Placement oder beschreiben die Abstimmung per                 Viele Eltern sind angesichts der öffentlichen Kritik an
SMS als versteckte Kostentreiber.                                  einigen Shows verunsichert oder finden den Umgang
                                                                   mit den Kandidat(inn)en problematisch bis unerträg-
Und jenseits der Zuschauer(innen)perspektive? Die                  lich. Was ist diesen Eltern konkret zu raten?
kleine Gruppe, die es zur Bildschirmpräsenz bringt –
egal ob positiv oder negativ dargestellt – erfährt teils           • Castingshows sind das Thema unter Heranwachsen-
drastische Schicksale.                                               den. Verbote sorgen hier für soziale Ausgrenzung.
                                                                     Das gemeinsame Fernsehen – als „weibliches Fami-
                                                                     lienevent“ – zeigt dagegen Respekt und Interesse
mEdiEnKompEtEntE EltErn                                              für die jugendliche Lebenswelt und bietet einen gu-
Die primäre Mediensozialisation von Kindern findet                   ten Gesprächsanlass. Unbedingt nutzen!
größtenteils im Elternhaus statt. Eltern kommt damit
Verantwortung zu. Diese auszufüllen, wird in der kon-              • Das Schwärmen für Stars gehört zum Heranwach-
vergenten Medienwelt von heute immer schwieriger.                    sen, das Schwärmen für Castingshows nicht unbe-
Zum einen kommt hier die elterliche Rezeption ins                    dingt. Die Auseinandersetzung zuhause regt zum
Spiel – auch Erwachsene schauen schließlich Casting-                 medienkritischen Konsum an, hilft die Inszenie-
shows und entwickeln ihre Sicht der Dinge – und zum                  rungsstrategien aufzudecken und Missdeutungen
anderen werden aktive Formen der Auseinanderset-                     zur korrigieren.
Castingshows auf einen BliCk

• Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Insze-      • Creeps ist ein Jugendtheaterstück zum Thema Me-
  nierung einer Castingshow oftmals bereits klar, Kin-      diencastings: Maren, Lilly und Petra, drei junge Frau-
  dern muss dies erst noch vermittelt werden. Das gilt      en, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten,
  insbesondere dann, wenn der Wunsch aufkommt,              bewerben sich bei einem Casting für eine Mode-
  selbst teilzunehmen. Je nach Show ist Talent hierfür      ratorinnenstelle bei der fiktiven Mode- und Musik-
  nur eine Voraussetzung, und die Bloßstellung Ein-         show Creeps. Im Verlauf des Auswahlverfahrens
  zelner wird billigend in Kauf genommen oder ist gar       manipuliert der Casting-Coach die Mädchen auf
  Teil der Inszenierung.                                    perfide Weise und spielt sie gegeneinander aus. Zu-
                                                            letzt müssen sie feststellen, dass sie unwissend und
                                                            der Lächerlichkeit preisgegeben als Darstellerinnen
Eltern haben verschiedene Möglichkeiten einzugrei-          für einen Trailer der Show missbraucht wurden. Ne-
fen, wenn die Inhalte von Castingshows (und anderen         ben dem Theaterstück enthält die Taschenbuch-
Formaten) gegen grundsätzliche Regeln verstoßen: Sie        ausgabe einen Materialteil mit Hintergrundtexten
können sich beschweren, wenn gegen Programm-                und Unterrichtsvorschlägen: Hübner, Lutz (2006):
grundsätze verstoßen, die Menschenwürde angegrif-           Creeps. Stuttgart: Klett.
fen wird oder wenn unlautere Methoden zur „Zu-
schauerabzocke“ führen. Nachzulesen beispielsweise
                                                          • Castingshows sind keine Erfindung der Musikindus-
in der Broschüre der Landesanstalt für Medien NRW           trie. Das wird deutlich an Die hitmacher, einer me-
(LfM): „Mediennutzerschutz: Beschwerderechte für            dienpädagogische Filmreihe des WDR: Sieben Filme
Fernsehen, Hörfunk und Internet“. Auf ihrer Home-           informieren Schüler(innen) ab Klasse 7 über mediale
page in der Rubrik „Beschwerde“ können Programm-            und wirtschaftliche Funktionsweisen der Musikindus-
beschwerden auch online eingereicht werden.                 trie. Beleuchtet werden die Themen „Die Künstler“,
www.lfm-nrw.de/beschwerde.html                              „Die Plattenfirma“, „Der Produzent“, „Das Kon-
                                                            zert“, „Die Fans“ und „Die Medien“. Begleitend zu
                                                            den Filmen bietet der WDR zahlreiche Unterrichts-
mEdiEnpraxis                                                materialien und -vorschläge.
Wie können sich Medienpädagog(inn)en des Themas             Dokulink 285401
Castingshows annehmen – in der Schule und darüber
hinaus?                                                   • Am Beispiel des Jugend-Musikfilms „Hannah Mon-
                                                            tana - Der Film“ (USA, 2009) behandelt die Materi-
• Die Jugendbuchautorin Heidi Hassenmüller be-              alsammlung kinofenster.de der Bundeszentrale für
  schreibt in superstar – intrigen Backstage den            politische Bildung die Themen „Kinder- und Jugend-
  Weg vom ersten Casting an und zeichnet ein Bild           stars im Film“, „Begeisterung für Idole als vorüber-
  vom Backstage-Leben mit hartem Training, stren-           gehendes Phänomen“ sowie „Marketingstrategien
  ger Kontrolle durch den Sender, Freundschaften            von Medienkonzernen im Kinder- und Jugendseg-
  und Intrigen. Ein begleitendes Unterrichtsheft bietet     ment“. Neben einführenden Texten enthält das Pa-
  zahlreiche Arbeitsblätter und Unterrichtsvorschlä-        ket Unterrichtsvorschläge für die Fächer Deutsch,
  ge. Hassenmüller, Heidi (2008): Intrigen backstage.       Englisch, Musik, Kunst, Ethik und Philosophie.
  Hamburg: Klopp. Es steht zum kostenlosen Down-            Dokulink 669535
  load bereit.
  Dokulink 858179
                                                          Castingshows eignen sich als Gegenstand medienprak-
                                                          tischer Arbeit. Sie sind als Thema attraktiv, die Insze-
• Im Projekt Jugendliche als Medienforscher wer-          nierungsstrategien können zum Beispiel durch eigene
  den Gründe und Motive junger Zuschauer(innen),          Kameraarbeit praktisch nachvollzogen werden (siehe
  sich Castingshows im Fernsehen anzusehen, mithilfe      etwa Jeder ist schön (12/2009) von medien+bildung.
  standardisierter Befragungen erforscht. Jugendliche     com, Dokulink 920588). Gleichzeitig bieten sich Cas-
  werden so vom Objekt zum Subjekt der Medienfor-         tingshows als Einführung in die Medienkritik an (siehe
  schung. Das Lernmodul Fernsehen beschäftigt sich        etwa im Rahmen des Projekts spinxx des Kölner JFC-
  mit den Zuschauer(inne)n so genannter nicht-fik-        Medienzentrum, www.spinxx.de).
  tionaler Unterhaltungsangebote, zu denen Cas-
  tingshows als eine Form des Reality-TV zählen. Auf
                                                          Diese und andere Projekte sowie weiterführende Infor-
  Hintergrundinformationen zum Fernsehen und zur
                                                          mationen zum Thema Castingshows bietet der Grund-
  Fernsehnutzung aufbauend, begleitet das Lernmo-
  dul die Forschenden anhand von sechs Leitfragen         baukasten Medienkompetenz auf der Website www.
  durch den Forschungsprozess.                            mekonet.de. Eine aktuelle Literatur- und Projektliste
  Dokulink 451666                                         zum Thema Castingshows findet sich unter Dokulink
  www.projekt-jam.de                                      438770 beziehungsweise als Direktlink unter www.
                                                          mekonet.de/d/438770.
Castingshows auf einen BliCk

KontaKt
mekonet – Medienkompetenz-Netzwerk NRW
Medienbildung für Multiplikatoren

Projektbüro mekonet
c/o Grimme-Institut
Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur mbH
Eduard-Weitsch-Weg 25
D-45768 Marl

Tel:    +49 (0) 2365 9189-61
Fax:    +49 (0) 2365 9189-89

E-Mail: info@mekonet.de
Internet: www.mekonet.de
                                                                                                                                       Stand: 1. Auflage, Mai 2011 – Fotos: Kirsty Pargeter / fotolia.com

                                                  mekonet, das Medienkompetenz-Netzwerk, wird gefördert von der Ministerin
                                                  für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen
                                                  und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. Das Grimme-Institut ist
                                                  mit der Projektleitung von mekonet betraut. Das Werk einschließlich seiner Teile
                                                  ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
                                                  Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Grimme-Instituts, der Ministerin
                                                  für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen
                                                  und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen unzulässig und strafbar.

                                                  Haftungsansprüche gegen das Grimme-Institut, die Ministerin für Bundesange-
                                                  legenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und die Lan-
                                                  desanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, die sich auf Schäden materieller oder
                                                  ideeller Art beziehen, welche durch die Nutzung oder Nichtnutzung der darge-
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                                                  verursacht wurden, sind vollumfänglich ausgeschlossen, sofern seitens des Grim-
                                                  me-Instituts, der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des
                                                  Landes Nordrhein-Westfalen und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfa-
                                                  len kein nachweisliches vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt.
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