Digitale Bildung - Kompetenzen stärken, Neues entdecken
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
3. Digitale Bildung Digitale Bildung Kompetenzen stärken, Neues entdecken Digitalstrategie Hessen 81
3. Digitale Bildung 3. Digitale Bildung Kompetenzen stärken, Neues entdecken VISION 2030 Digitale Bildung in Hessen kann viel: Sie ist spielerisch im Kinder- garten, lebendig im digitalen Schulunterricht, praxisnah in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und motivierend in jedem Alter und jeder Lebensphase. Bürgerinnen und Bürger in Hessen entscheiden selbstbestimmt und kompetent, wie sie digitale Technologien sinnvoll in ihren Alltag integrieren. Sie entdecken Neues und gestalten Zukunft. Um digitale Technologien erfolgreich und sicher nutzen zu können, brauchen Menschen digitale Kompetenzen – in jedem Alter und jeder Lebenslage. Mit Angeboten zum sicheren und sinnvollen Einsatz digitaler Medien beginnen wir schon bei den Kleinen in den Elternhäusern, den Kindergärten und vor allem in der Schule. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darauf, die Fächer Infor- matik und IT in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und in der Hochschul- landschaft zu stärken. Coachings und Trainings für Fachkräfte verfolgen das Ziel der Vermittlung von fach- oder aufgabenbezogenem Know-how. Weitere Maßnahmen richten sich von den kleinen bis hin zu den älteren Mitmenschen an alle, die Hilfe benötigen, digitale Geräte sicher bedienen zu lernen. Digitales Lernen und die Stärkung von Kompetenzen dürfen sich nicht dar- auf beschränken, Voraussetzungen zur Nutzung digitaler Technologien zu schaffen. Zum einen bieten digitale Werkzeuge im Lernsektor große Chan- cen, Unterricht und Lehre effizienter und individueller zu gestalten. Zum anderen und noch wichtiger ist der kreative Umgang mit den neuen Mög- lichkeiten der Digitalisierung. Dazu gehören sich verändernde Berufsbilder, digitale Innovationen oder auch nur der nutzenstiftende Einsatz digitaler Werkzeuge innerhalb des eigenen Tätigkeitsfelds. Im Bereich der digitalen Bildung setzen wir drei große Schwerpunkte in der Digitalstrategie: Erstens die Digitalisierung in der Schule (a), zweitens die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften (b) und drittens das lebenslange Lernen (c). Unser übergeordnetes Ziel, das Bewusstsein und die Begeiste- rung für die Potenziale neuer Technologien zu wecken, zieht sich durch alle diese Handlungsbereiche der digitalen Bildung hindurch. 82 Digitalstrategie Hessen
3. Digitale Bildung a. Schule: Lernen mit digitalen Medien und für die digitalisierte Welt ZIEL Wir wollen Schülerinnen und Schüler mit digitaler Bildung auf ihren Lebensweg in einer globalisierten Welt bestmöglich vorbe- reiten und ihnen eine erfolgreiche Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben eröffnen. Das Programm Digitale Schule Hessen soll für die ganze Schulgemeinschaft – von den Schülerinnen und Schülern über die Lehrkräfte bis hin zu den Eltern – ein gemein- sames, digitales Bildungssystem schaffen und einen bedarfsge- rechten Zugang ermöglichen. WO WIR STEHEN UND WAS WIR WOLLEN Welche Bedeutung die Digitalisierung und digitale Kompetenzen haben, hat die Corona-Pandemie eindrücklich zutage gefördert. In vielen Schu- len in Hessen war digitales Lernen auch vor Corona schon ein wichtiger Bestandteil des Lernens und Lehrens – allerdings immer nur als Ergänzung zum Präsenzunterricht gedacht und ohne die Notwendigkeit, ihn zu erset- zen. Die Erfahrungen und den Schub der zurückliegenden Monate wollen wir nutzen, um die Digitalisierung in den Schulen weiter voranzutreiben. Eine Priorität fehlte in Auf ihrem Bildungsweg sollen Schülerinnen und Schüler qualifizierte keiner Stellungnahme Abschlüsse erlangen, die ihnen eine erfolgreiche Teilhabe am beruflichen zur Digitalstrategie: und gesellschaftlichen Leben eröffnen. Die Digitalisierung ist dabei kein »Bildung ist der Schlüs- Selbstzweck, sondern soll den pädagogischen Erfordernissen für einen zeit- sel zur digitalen Welt. gemäßen Unterricht und eine angepasste individuelle Förderung folgen. Die digitale Bildung Das Lernen im Kontext der zunehmenden Digitalisierung von Gesellschaft muss zum Inhalt in allen und Arbeitswelt sowie ein reflektierter Umgang mit digitalen Technologien Schulformen werden.« sind integraler Bestandteil des Bildungsauftrags. Hessen folgt im Bereich Lernen den Handlungsfeldern der Strategie »Bil- dung in der digitalen Welt«, die alle 16 Bundesländer im Rahmen der Kultus- ministerkonferenz (KMK) 2016 verabschiedet haben. Das Landesprogramm Digitale Schule Hessen verfolgt ein umfassendes Digitalisierungskonzept, das neben der Ausstattung und der Infrastruktur alle Schul- und Schulver- waltungsprozesse gemeinsam betrachtet und diese ganzheitlich, fachlich Digitalstrategie Hessen 83
3. Digitale Bildung transparent und pädagogisch zielführend gestaltet. Es soll ein gemeinsa- mes, digitales Bildungssystem für die ganze Schulgemeinschaft – von den Schülerinnen und Schülern über die Lehrkräfte bis hin zu den Eltern – ent- stehen und einen medienbruchfreien, bedarfs- und aufgabengerechten Zugang ermöglichen. Programm Digitale Schule Hessen: Die Hessische Landesregierung setzt mit ihrem Landesprogramm den zwi- schen Bund und Ländern 2018 vereinbarten DigitalPakt Schule um und stockt die zugedachten Bundesmittel (372 Millionen Euro) auf 500 Millionen Euro auf. Während der Pandemie wurden zusätzlich drei Sofortprogramme für Schüler- und Lehrkräfte-Endgeräte und den IT-Support im Umfang von jeweils 50 Millionen Euro bewilligt. Im Einzelnen umfasst das Landespro- gramm in den kommenden Jahren vier Handlungsbereiche: Moderne IT-Infrastruktur: Die Landesregierung berücksichtigt in ihrer Giga- bitstrategie die Schulen beim Breitbandausbau als prioritäre Standorte und investiert mit 270 Millionen Euro so viel Geld in den Gigabitausbau wie nie Mehr Informationen: zuvor. Bis Ende 2022 sollen alle hessischen Schulen mit einem Gigabit- www.digitale-schule.hessen.de anschluss versorgt werden. Wichtig ist auch die Ausstattung der Schulen mit WLAN, digitalen Arbeits- und Interaktions-Tools, Endgeräten für Schü- lerinnen, Schüler und Lehrkräfte sowie der IT-Support, die im Rahmen der Sofortausstattungsprogramme zusätzlich verstärkt werden. Wir setzen den Fokus auf eine moderne IT-Ausstattung und digitale Lernum- gebung, die auf das pädagogische Profil und die Medienkonzeption jeder Schule angepasst sind. Dabei ist eine enge Abstimmung zwischen den Schulen und den hessischen Schulträgern als wichtigen Partnern gefragt. Lehrerbildung: Den Erwerb digitaler Kompetenzen und die Vermittlung eines reflektierten, didaktisch fundierten Umgangs mit digitalen Medien im Unterricht sehen wir als wesentliche Aufgaben zukunftsorientierter Lehrer- bildung. Hierzu bedarf es entsprechender Ausbildungsangebote in allen Ausbildungsphasen, die wir ausbauen wollen. Schon jetzt ist der Umgang mit digitalen Hilfsmitteln im Unterricht wichtiger Teil der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung und soll durch eine Novellierung des Hessi- schen Lehrerbildungsgesetzes künftig noch stärker akzentuiert werden. In einer groß angelegten Fortbildungsoffensive machen wir zudem all jene Lehrkräfte, die bereits an unseren Schulen im Einsatz sind, fit für den digitalen Unterricht der Zukunft. Regionale und landesweite Fortbildungsangebote 84 Digitalstrategie Hessen
3. Digitale Bildung vermitteln Lehrkräften, welche Anwendungsmöglichkeiten beim Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge bei der Unterrichtsentwicklung und im Unterricht bestehen und wie sie sich zum Vorteil aller nutzen lassen. Digitale Bildung von Lehrkräften wirkt sich langfristig auch auf die hessische Wirtschaft aus. Deshalb betonen Branchenverbände: Digitale Kompetenzen sollten bereits in der Lehrkräfteausbildung vermittelt werden. Sie sind das Fundament einer guten digitalen Bildung. Pädagogische Unterstützung: Den schulischen Alltag stärken wir mit päd- agogischen und didaktischen Angeboten. Zum einen baut das Land das Schulportal Hessen als cloudbasierte Lern- und Arbeitsplattform für alle hessischen Schulen weiter aus. Für das tägliche Lehren und Lernen stellt das Schulportal pädagogische Inhalte und Medien bereit, erleichtert die Unterrichtsplanung und -konzeption und schafft zeit- und ortsunabhängige Zugänge zu Kollaboration und Information. Zum anderen wird das Land auch in Zukunft die Schulen beim Erstellen von Mediennutzungskonzepten für den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht unterstützen und fachlich beraten. Sie sind die Grundlage für die Planung einer erfolgreichen, pädagogisch zielführenden IT-Ausstattung. Wir setzen zudem auf eine didaktisch fundierte Einbeziehung von Online- Angeboten und digitalen Erfahrungswelten in den Unterricht, wie den vir- tuellen Besuch von außerschulischen Lernorten oder die Nutzung von Lern- plattformen und -Apps, um Schülerinnen und Schülern ein entdeckendes Lernen und den Zugang zum globalen Lernen auf der Grundlage des »Ori- entierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung« der KMK zu ermöglichen. Wir wollen mit digitalen Werkzeugen den Unterricht bereichern und neu- este Forschungserkenntnisse zum digitalen Lernen in den Unterricht integ- rieren. Um digitale Berufsbilder der Zukunft zu vermitteln und Interesse für IKT-Berufe zu wecken, wollen wir Schülerinnen und Schüler insbesondere auch für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwis- senschaft, Technik) begeistern, beispielsweise mit interaktiven Lernangebo- ten und KI-Schülerlaboren. Digitalstrategie Hessen 85
3. Digitale Bildung Verantwortungsvolle Mediennutzung: Die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Medien ist ein zentraler Bestandteil schulischer Bildungs- prozesse. Dazu zählen sowohl der verantwortungsvolle Umgang mit digita- len Medien als auch der pädagogisch sinnvolle Einsatz im Unterricht sowie die Erprobung neuer Lehr-und Lernformen. Die hessischen Schülerinnen und Schüler sollen am Ende ihrer Schulzeit alle Kompetenzen im Bereich der Medienbildung erworben haben, die ihnen ein selbstbestimmtes und ver- antwortungsbewusstes aktives Teilhaben an der Gesellschaft ermöglichen. Wir stärken aber nicht nur die Schulen bei der Entwicklung ihrer Medien- bildungskonzepte, sondern fördern auch Schülerinnen und Schüler direkt und von klein auf im sicheren und kritisch-reflexiven Umgang mit digitalen Medien – mit medienpädagogischen Angeboten, Kooperationsprojekten oder beispielsweise der Ausbildung zu digitalen Schülerlotsen beziehungs- weise Medienscouts. Durch die Einrichtung einer Servicestelle für verant- wortungsvolle Mediennutzung wollen wir ihnen, genauso wie den Eltern und Lehrkräften, weitere Unterstützung in der Medienbildung eröffnen. b. Fachkräfte von heute und morgen: digitale Aus- und Weiterbildung stärken ZIEL Wir wollen durch angemessene IT-Ausstattung auf der Höhe der technologischen Entwicklung und digitalen Bildung die Auszubil- denden fit machen für die digitale globalisierte Arbeitswelt. Wir setzen auf kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, damit sowohl die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch die Unterneh- men von den Potenzialen der Digitalisierung profitieren können. WO WIR STEHEN UND WAS WIR WOLLEN Im Bereich der Fachkräfteentwicklung stehen sowohl die Hochschulausbil- dung von IT-Fachkräften in Hessen im Fokus der Digitalstrategie als auch alle relevanten Berufsbilder und Ausbildungsberufe. Verschiedene Studien be- legen, dass Hessen im Ländervergleich bei Absolventinnen und Absolven- ten mit IT-Abschluss gut aufgestellt ist. Im Hochschulbereich streben wir eine weitere Zunahme an Studierenden und erfolgreichen Studienabschlüssen 86 Digitalstrategie Hessen
3. Digitale Bildung in der Informatik und ihrer fächerspezifischen Sonderstudiengänge im Be- reich der Wirtschafts-, Ingenieurs-, Medien- und Lebenswissenschaften an. Auch wissenschaftliche, zertifizierte Weiterbildungen an den Hochschulen IT-Skills Loading ... spielen hier eine Rolle. Die hohe Dynamik in der digitalen Arbeitswelt erfordert duale Ausbildun- HESSEN IST IM gen, die mit der technologischen Entwicklung Schritt halten, sowie die kon- LÄNDERVERGLEICH tinuierliche berufliche Fort- und Weiterbildung, damit Arbeitnehmerinnen BEI ABSOLVENTINNEN und Arbeitnehmer und Unternehmen die Potenziale der Digitalisierung UND ABSOLVENTEN und Globalisierung ausschöpfen können. Hessen hat hier bereits eine gute MIT IT-ABSCHLUSS GUT Basis: Beim Angebot an privatwirtschaftlichen Weiterbildungsmaßnahmen AUFGESTELLT. rangiert unser Land im Spitzenfeld. Unser Ziel ist das aktive lebenslange Lernen von Erwachsenen über Instrumente und Inhalte der Digitalisierung in allen Lebensphasen. Wir verfolgen deshalb die nachfolgenden Hand- lungsansätze in der Digitalstrategie: Berufliche Ausbildung: Die berufliche Ausbildung ist in hohem Maß von der Digitalisierung der Arbeits-, Produktions- und Geschäftsabläufe in den Betrieben betroffen. Die Fähigkeiten der Nutzung digitaler Arbeitsmittel und -techniken in der beruflichen Ausbildung auszubauen, ist daher eine wesentliche Aufgabe. Im Programm Digitale Schule Hessen widmet sich das Land auch den Be- rufsschulen und unterstützt sie wie die anderen Schulformen hinsichtlich ihrer IT-Ausstattung und -Infrastruktur, der pädagogischen Konzepte, der Lehrerbildung sowie eines bedarfsgerechten Einsatzes digitaler Tools und Arbeitstechnologien im Unterricht. Die Berufsschulen als duale Partner sollten mit den Digitalisierungsentwick- lungen in den Ausbildungsbetrieben Schritt halten können. Um eine an die voranschreitende Digitalisierung angepasste Ausstattung zu gewährleisten, wird zudem auch die Modernisierung der Ausstattung der überbetrieb- lichen Bildungszentren, inklusive der IKT-Ausstattung, unterstützt. Mit Initiativen, wie dem vom Land geförderten Projekt DIGITaLzubi des Bildungs- werks der Hessischen Wirtschaft, setzen wir auch in Zukunft auf die bedarfsgerechte Vermittlung von arbeitsplatzspezifischen IT-Kenntnissen und digitalen Kompetenzen für Auszubildende wie für betriebliche Ausbildungskräfte. Digitalstrategie Hessen 87
3. Digitale Bildung Berufliche Orientierungsmaßnahmen richten wir an den vielfältigen Anfor- derungen der digitalen Arbeitswelt und besonderen Ausbildungsbedarfen aus, damit auch benachteiligte Jugendliche erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Berufliche Weiterbildung: Durch die rasant fortschreitende Digitalisierung ändern sich nicht nur viele Tätigkeiten, es entstehen auch völlig neue Berufsfelder. Der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Erwachsenenalter kommt eine entscheidende Rolle zu, um diesen Strukturwandel zu bewältigen. Deshalb fördert das Land den Bereich der beruflichen Weiterbildung und setzt dabei auf eine bedarfsori- entierte Vermittlung digitaler Kompetenzen sowie digital gestütztes Lernen – Letztgenanntes ein Handlungsschwerpunkt, den wir in Zukunft noch ver- stärken wollen. Dies gilt auch für die Digitalisierung der Weiterbildungseinrichtungen selbst, die vor der Herausforderung stehen, passende digitale Weiterbil- dungsangebote für die Unternehmen und ihre Beschäftigten bereitzustel- len. Mit dem vom Land geförderten Leitfaden »Berufliche Weiterbildung im Zeitalter der Digitalen Transformation« des Vereins Weiterbildung Hessen werden hier wichtige Impulse für die Digitalisierung der Weiterbildungsan- bieter gesetzt. Um das Angebot zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln, wer- den wir im Rahmen der Digitalstrategie eine Teilstrategie »Digitale Kompe- tenzen« erstellen und darin neue, innovative Instrumente verankern. Zugang erleichtern: Die Zugänge zu den vielfältigen Angeboten der Berufsbildungswerke, Kammern und Weiterbildungsinstitutionen zu erleichtern und diese zu be- werben, ist ein Ziel der Kampagne »Digitale Kompetenzen stärken«. Auf das Engagement und die Motivation der Lernenden kommt es maßgeblich an. 88 Digitalstrategie Hessen
3. Digitale Bildung Hier spielt auch die Wertschätzung von Weiterbildungsmaßnahmen in den Unternehmen eine wichtige Rolle. Sie sind gefragt, im Zuge ihrer Digitali- sierungsmaßnahmen betriebsspezifische Qualifizierungsstrategien zu ent- wickeln und dabei Kooperationen mit qualifizierten Bildungseinrichtungen und Fachleuten einzugehen. Das Land wird im Rahmen seiner Beratungs- und Förderangebote hier Anreize setzen, denn Qualifizierungsmaßnahmen werden im beruflichen Kontext leichter angenommen. Ein wichtiges Anliegen ist uns darüber hinaus, für Benachteiligte, die im Rah- men der hessischen Arbeitsmarktförderung verstärkt unterstützt werden, digitale Lernmöglichkeiten auszubauen und ihnen den Aufbau digitaler Kompetenzen zu ermöglichen. Sowohl für die Bildungsträger, die Benach- teiligte an den Arbeitsmarkt heranführen, als auch die kommunalen Job- center wurden entsprechende Förderangebote initiiert, die einen Schwer- punkt auf das digitale Lernen legen, beispielsweise bei der Konzeption des Schutzschirms für Ausbildungssuchende oder der Brückenqualifizierung für Frauen. Diesen Weg verfolgen wir konsequent weiter, um Arbeitssuchende und Menschen mit besonderen Herausforderungen in den Arbeitsmarkt 4.0 zu integrieren. Women go digital: Trotz der großen Nachfrage nach IT-Fachkräften sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert in den IKT-Berufen. In Hessen soll sich das schnell än- dern, damit Frauen einerseits von der Einkommensentwicklung und Flexi- bilität digitaler Berufe profitieren und andererseits ihre Kompetenzen und Beschäftigungspotenziale in diesen Sektor stärker einbringen können. Mit der Initiative Women go digital setzen wir verstärkt auf die Sensibilisierung und Vernetzung von Frauen. Das bedeutet konkret, Mädchen schon früh- zeitig in der Schule für Digitalisierung und Technik zu begeistern und so an IKT-Berufe heranzuführen. Das Ergreifen eines IT-nahen Berufs soll für Frauen eine Selbstver- ständlichkeit sein. Frauen sollen Digitalisierung auch in ihrem Berufsalltag positiv nutzen können. Deshalb unterstützen wir die digitale Fort- und Weiterbildung und die sich daraus ergebenden Chancen für Frauen, etwa wenn es um einen leichteren Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit geht. Auch hier setzt die Hessische Landesregierung künf- tig auf die Stärkung digitaler Kompetenzen von Frauen, wie etwa durch die Initiative digiFORT in der Gesundheits- branche, das interkommunale Weiterbildungsprojekt digital women oder das Netzwerk Wiedereinstieg. Digitalstrategie Hessen 89
3. Digitale Bildung c. Digitales Lernen in allen Lebensphasen ZIEL Wir wollen digitale Kompetenzen in allen Lebensphasen und -situa- tionen stärken – durch Beratung, Förderung und Unterstützung. Dabei setzen wir auf einfache Zugänge zu Bildungsangeboten und die Schaffung von Erlebnis- und Mitmachräumen. WO WIR STEHEN UND WAS WIR WOLLEN In allen Lebensphasen begleitet uns Digitalisierung, deshalb müssen wir Angebote zur Kompetenzentwicklung für alle Altersstufen mitdenken. Schon Kleinkinder kommen über ihre Eltern und Geschwister mit digitalen Endgeräten in Berührung und lernen intuitiv die Bedeutung und den Ge- brauch von Smartphone und Tablet. Seniorinnen und Senioren hingegen gehören nicht zu den sogenannten Digital Natives und müssen sich digitale Kompetenzen manchmal mühsam aneignen. Für Menschen mit Migrations- hintergrund bieten digitale Kommunikationstechnologien oft eine Brücke in die alte Heimat. Manchmal erschweren neben sprachlichen auch digitale Kompetenzdefizite den Prozess der Integration in Alltag und Beruf. Unser Ziel ist ein bewusster, reflektierter und nutzenorientierter Umgang mit digitalen Medien in jedem Alter, deshalb sollen Kinder, Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Einschränkungen besondere Unterstützung durch ihre Angehörigen, ihre Assistenz- oder Pflegekräfte und die Gesell- schaft erfahren. Nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch das gemeinsame Nutzen und Ausprobieren neuer technologischer Möglichkeiten ist ein wesentliches Element digitalen Lernens. In diesen Bereichen wollen wir besondere Akzente setzen. 90 Digitalstrategie Hessen
3. Digitale Bildung Digitale Bildung von Anfang an: Digitale Bildung beginnt bereits im Kleinkindalter, Eltern sind hier wichtige Vorbilder. Sie gut zu informieren und Kindertagesstätten und Grundschulen dabei zu ermutigen, bereits im frühkindlichen Alter aktiv die digitalen Kom- petenzen zu stärken, ist ein zentraler Ansatzpunkt. Die Hessische Landesre- gierung verfolgt ihn beispielsweise durch das 2017 gestartete Medienkom- petenzprojekt DigiKids für Kitas und Grundschulen. Je früher Kinder bei der Nutzung digitaler Medien aktiv angeleitet werden, desto eher lernen sie einen reflektierten und selbstbestimmten Umgang damit. In den Impulsen zur Digitalstrategie aus der Zivilgesellschaft wird betont: Wenn in Hessen auch in Zukunft Wohlstand durch Digitalisierung für alle erlebbar sein soll, müssen die Menschen gut vorbereitet werden – in allen Altersstufen. Mit dem Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren hat die Landesregierung einen Orientierungsrahmen für die frühkindliche Bil- dung entwickelt, der in seinen modularen Angeboten auch einen Schwer- punkt auf den Bereich Medienkompetenz und neue Medien legt. Er setzt auf ein entdeckendes Lernen und betont dabei auch die Chancen, die digi- tale Medien für Lernen und Teilhabe mit sich bringen. Die medienpädago- gische und technische Ausstattung in der Kindertagesbetreuung wollen wir ebenso verbessern wie die relevanten Kompetenzen von Fach- und Fortbil- dungskräften. Der Bogen für die Frühförderung von Kindern in ihren digita- len Kompetenzen reicht von Fortbildungen für Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte über Unterstützungsangebote für Eltern bis hin zu Lernprojekten für die Kinder selbst. Lebenslanges Lernen: Mit der 2020 gestarteten Kampagne »Digitale Kompetenzen stärken« zielen Wie digital sind Sie? wir nicht nur auf die Berufstätigen, sondern möchten alle Bürgerinnen und www.wie-digital-bin-ich.de Bürger in allen Lebensphasen sensibilisieren und zu mehr Eigeninitiative beim Erwerb digitaler Kompetenzen motivieren. Mithilfe eines Digi-Checks Kompetenzen als Online-Tool können Interessierte ihren Kenntnisstand selbst testen und erhalten über das Webportal www.wie-digital-bin-ich.de Digitalstrategie Hessen 91
3. Digitale Bildung ihrem Ergebnis entsprechende Angebote im Bereich Aus-, Fort- und Wei- terbildung. Diese werden wir kontinuierlich erweitern, damit sie möglichst viele Menschen in jeder Altersstufe erreichen. Im Rahmen des zweiten Weiterbildungspakts (für die Jahre 2021 bis 2025) haben wir mit den hessischen Volkshochschulen und freien Trägern einen Schwerpunkt auf digitale Lernsettings vereinbart. Digitalität soll im Fokus aktueller und künftiger pädagogischer Arbeit stehen und dabei Bildungs- formate des digitalen Lernens zeit- und ortsunabhängig sowie barrierefrei und vielfältig vernetzt eröffnen. Für den Weiterbildungspakt stellt das Land zusätzlich zur bisherigen Förderung nach dem Hessischen Weiterbildungs- gesetz insgesamt knapp 13 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre zur Verfügung und verleiht seiner Umsetzung damit einen starken Schub. Auch den besonderen Bedarf von Menschen mit Handicaps oder älteren, nicht digital vertrauten Seniorinnen und Senioren haben wir bei der Digita- lisierung im Blick und setzen auf niederschwellige Bildungs- und Unterstüt- zungsangebote, die durch digitale Mentorinnen und Mentoren oder sozia- le Assistentinnen und Assistenten unterstützt werden (siehe Handlungsfeld Digitale Gesellschaft). Learning by Doing: Nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch das gemeinsame Aus- probieren und Erfahren sind wesentliche Elemente digitalen Lernens. Hier wollen wir Erlebnis- und Mitmachräume schaffen, beispielsweise durch For- mate wie KI-Labore und digitale Erfahrungszentren, Codesign Workshops oder Hackathons. Solche innovativen Angebote bieten der breiten Öffent- lichkeit die Möglichkeit, digitale Zukunftstechnologien und ihren Mehrwert kennenzulernen und auszutesten. Ein Beispiel für Mitmachformate war der sehr erfolgreiche bundesweite Hackathon WirVsVirus im Frühjahr 2020. Er zeigt, wie einfach und effektiv man technikbegeisterte Akteure in die Lösungssuche für gesellschaftliche Herausforderungen einbeziehen kann. Die Förderung von Formaten, in denen Bürgerinnen und Bürger selbst die Initiative ergreifen können, um gemein- wohlorientierte digitale Lösungen zu entwickeln, ist für uns ein wesentlicher Baustein, die Begeisterung für digitale Technologien gesellschaftlich nutz- bar zu machen. 92 Digitalstrategie Hessen
Sie können auch lesen