Cholera-Epidemie in Simbabwe - Einsatzbericht von Prof. Dr. Dietrich Maier und Dipl.-Ing. Uwe Faulhaber

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Cholera-Epidemie in Simbabwe - Einsatzbericht von Prof. Dr. Dietrich Maier und Dipl.-Ing. Uwe Faulhaber
Cholera-Epidemie in Simbabwe

                  Einsatzbericht
                          von
Prof. Dr. Dietrich Maier und Dipl.-Ing. Uwe Faulhaber

             12.12.2008 bis 17.12.2008
Cholera-Epidemie in Simbabwe - Einsatzbericht von Prof. Dr. Dietrich Maier und Dipl.-Ing. Uwe Faulhaber
1. Projektdefinition
Nachdem in Simbabwe mit Beginn der Regenzeit im November 2008 eine
Choleraepidemie ausgebrochen war und täglich die Zahl der Toten und Infizierten
nach oben korrigiert werden musste, rief die Regierung des Landes den Notstand
aus und bat die Welt um Hilfe.
Daraufhin entschloss sich spontan das Präsidium der Europäischen
Brunnengesellschaft e.V.(EBG), eine Hilfsaktion zu starten. Am 09.12.2008 erschien
in den Badischen Neuesten Nachrichten ein Spendenaufruf der EBG. Parallel
versuchte Prof. Dr. Maier mit Hilfe der Deutschen Botschaft in Harare, die logistische
Verteilung von einer Million Chlortabletten zur Bekämpfung der Cholera-Epidemie in
die Wege zu leiten.
Um sicher zu stellen, dass die gespendeten Tabletten ohne Umwege die
Zielempfänger erreichen, reisten Prof. Dr. Dietrich Maier und Dipl.-Ing. Uwe
Faulhaber am 12.12.2008 nach Harare / Simbabwe. Ihr Ziel bestand darin, für eine
Sendung von über 1 Million Tabletten
  1. vor Ort Erfahrungen über die Zollformalitäten zu sammeln und die Tabletten aus
      dem Zoll zu bringen,
  2. vor Ort mit Hilfe einer deutschen Hilfsorganisation - ihren Namen und der ihres
      Vertreters nennen wir auf ausdrücklichen Wunsch aus Sicherheitsgründen in
      diesem Bericht nicht - eine Logistik für die Verteilung der Tabletten aufzubauen
      und
  3. dabei sicher zu stellen, dass die Deutsche Botschaft möglichst für alle
      Hilfsorganisationen Maßnahmen trifft, die das Ziel verfolgen, die grassierende
      Ausbreitung der Cholera zu stoppen.
  4. Darüber hinaus sollten sie versuchen, in städtischen und ländlichen Gebieten
      einen Eindruck über das Krankenhauswesen und vor allem die hygienischen
      Zustände zu gewinnen.

2. Informationen über das Land
Dem Internet konnten wir die folgenden Informationen des Auswärtigen Amtes
entnehmen (Stand 10.12.2008):
„Aufgrund der anhaltenden
politischen Krise in Simbabwe,
die einhergeht mit einem
dramatischen wirtschaftlichen
Niedergang und mittlerweile
auch der akuten Gefahr einer
Hungerkatastrophe sowie einer
landesweit         grassierenden
Cholera-Epidemie,      rät   das
Auswärtige Amt weiterhin von
nicht dringend erforderlichen
Reisen nach Simbabwe ab.
Lediglich in die größeren Städte
sind Reisen, insbesondere von
Angehörigen humanitärer oder
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entwicklungsorientierter Organisationen, die bereits über Landeserfahrung verfügen
oder von lokalen Partnern betreut werden, möglich. Ausländer dürfen ohne staatliche
Akkreditierung nicht über die aktuellen Entwicklungen im Land berichten. Das
schließt auch das allgemeine Sammeln von Informationen, Gespräche mit der
Bevölkerung oder Schnappschussfotografien mit der Handykamera ein, da dies als
illegale journalistische Tätigkeit ausgelegt werden kann. In Notfällen ist von den
Sicherheitskräften in der Regel keine Hilfe zu erwarten. Sollten Sie aus zwingenden
Gründen nach Simbabwe reisen müssen, halten Sie bitte unbedingt Kontakt mit der
Botschaft.
Die wirtschaftliche und soziale Lage hat mittlerweile dramatische Formen
angenommen. Mehl, Brot, Fleisch, Speiseöl u.a. sind in den Geschäften gar nicht
mehr verfügbar oder nur zu stark überhöhten Preisen auf dem (illegalen)
Schwarzmarkt vorhanden. Trotz einer kürzlichen Währungsreform leidet Simbabwe
weiter unter einer Hyperinflation. Die Versorgungslage mit elektrischem Strom und
Trinkwasser ist nicht mehr gesichert. Zum Teil führen tagelange Stromausfälle zu
einem     Kollaps    der    Kommunikation.     Festnetztelefonverbindungen    und
Mobilfunknetzwerke funktionieren nur sporadisch.
In den ländlichen Gebieten Simbabwes (insbesondere Chinhoyi, Nyamapanda,
Kariba) ist Cholera vor allem während der Regenzeiten zwischen November und
März endemisch. Anfang September 2008 sind nun die ersten Fälle in Chitungwiza
(1,1 Millionen Einwohner) südlich von Harare bekannt geworden, nach
Presseberichten gibt es auch erste Erkrankungen in der Hauptstadt selbst und die
Erkrankung nimmt dort bereits in den ärmeren Stadtteilen dramatische Formen an.
Im Stadtteil Budiriro im Südwesten von Harare sind alleine im Laufe eines Tages 10
Menschen gestorben und hunderte erkrankt. Viele Krankenhäuser sind völlig
überlastet. Bislang sind landesweit 300 Patienten verstorben (Anmerkung der
Verfasser: Bisher starben nach Mitteilung der WHO nahezu 1000 Menschen und
nahezu 18000 Menschen sind erkrankt.) Seit Ende 2007 haben die Bewohner häufig
kein fließendes Wasser. Die Folgen sind ein Mangel an sauberem Trinkwasser und
die Verstopfung von Abwasserrohren, wodurch diese brechen. Die Kombination aus
verschmutzten Brunnen und gebrochenen Abwasserrohren bietet der Cholera einen
fast idealen Brutplatz. Erwartungsgemäß wird der bevorstehende Regen die
Situation daher weiter verschlechtern. Er wird die stehenden Abwässer in die
ungeschützten Brunnen spülen.“
In Wikipedia fanden wir darüber
hinaus die folgenden Infor-
mationen: „Die Inflation mit
einer jährlichen Zuwachsrate
von 32 % im Jahre 1998 wuchs
im Jahre 1999 auf 101 % an.
2003 lag die Inflation bei 600 %
und im November 2006 bei
1.098,8 %.Im Februar 2008
durchbrach die Inflationsrate die
Marke von 100.000 %.         Die
Inflationsrate lag im April 2008
bei 150.000 % und stieg bis
zum Mai weiter auf 165.000 %.
Im Juni 2008 stieg die

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Inflationsrate auf 2,2 Millionen Prozent, wobei Experten von einem zehnmal höheren
Wert ausgehen. Die Preissteigerungen machten die Einführung einer 100-Milliarden-
Dollar-Banknote notwendig. Für Juli 2008 wurde die Inflation von offizieller Seite mit
231 Millionen Prozent angegeben. Wenn man die monatliche Basis zugrunde legt,
liegen die Steigerungen bei durchschnittlich 11,1 % pro Tag im Juli gegenüber
7,35 % im Vormonat. Vor allem die Preise von Brot und Getreide trieben die Inflation
immer weiter an.“
Damit ist in etwa beschrieben, was uns in Harare erwarten wird.

3. Vorbereitende Arbeiten
Zu unserem eigenen Schutz ließen wir vom medizinischen Dienst der Stadt
Karlsruhe unsere Impfungen überprüfen. Bei Dietrich Maier war lediglich eine
Cholera-Impfung notwendig, Uwe Faulhaber benötigte dagegen Cholera-, Typhus,
Tetanus und Diphtherie- sowie Tollwutimpfungen. Bis 09.12.2008 waren diese
Aktivitäten abgeschlossen.
Parallel dazu liefen die gesamten administrativen Arbeiten an, wie Kontakte mit der
Botschaft, mit Hilfsorganisationen, Besprechungen mit der Stadtverwaltung und den
Stadtwerken und vielen anderen Stellen, Information der Presse usw.
Bei den Tabletten ergab sich das
folgende      Problem:    Die   Ver-
packungen stammten noch aus
den      Beständen       der    Not-
wasserversorgung        der    Stadt
Karlsruhe aus dem Jahr 1971 und
entsprachen damit den heute
geltenden Normen laut Trink-
wasserverordnung. Allerdings sind
alle Tabletten noch in Glasflaschen
verpackt mit dem einfachen
Aufkleber
„Wasserdesinfektionstabletten“. Es
war deshalb notwendig, innerhalb
kürzester Zeit, eine Million Chlortabletten so umzupacken, dass die Verpackungen
den       strengen      IATA-Luftfrachtvorschriften  mit     allen    notwendigen
Gefahrgutkennzeichnungen             bezüglich
chemischer Zusammensetzung, R-Sätzen
sowie CAS-Nummern und UN-Nummern
entsprach. Diese Arbeit war nur Dank der
Unterstützung von Herrn Dr. Norbert
Braunagel, Inhaber der Karlsruher Firma
ABCR, und Herrn Jörg Meer, Logistic
General Manager, sowie Dank der
großartigen      Unterstützung    durch    die
Geschäftsleitung der Stadtwerke Karlsruhe,
vor allem durch die Herren Dr. Karl Roth und
Harald Rosemann sowie Dr. Thomas
Unnerstall und Prof. Dr. Matthias Maier von
der Hauptabteilung Trinkwassergewinnung

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möglich. In nur zwei Tagen waren über eine Million Chlortabletten aus den
Glasflaschen des Bundesamtes für Katastrophenschutz und Bevölkerungshilfe,
Bonn, in 512 Kunststoffflaschen zu je 500 Gramm Inhalt mit je 2000 Tabletten
umgepackt. Die Flaschen wurden von Jörg Meer, ABCR, mit der Bezeichnung
„Sodium-dichlorisocyanurate < 3% Water“ und der Gebrauchsanweisung “Add 1
tablet to 10 l water“ etikettiert und über die Spedition Kuehne + Nagel mit
Niederlassung in Harare am 10.12.2008 mit Invoice Nr. 16 78 43 LS 01 via
Amsterdam an die Deutsche Botschaft in Harare geschickt.
Die Sendung bestand aus 16 als Wasserdesinfektionstabletten gekennzeichneten
Kartons zu je 16 kg. Jeder Karton enthielt 32 Kunststoffflaschen mit je 2000
Tabletten und war als „Embassy Cargo“ gekennzeichnet. Das Luftfrachtunternehmen
Martinair Cargo übernahm den Transport und landete mit der Fracht pünktlich in
Harare.

4. Bericht über den Ablauf des Einsatzes

4.1 Samstag, 13.12.2008
Wir trafen uns am Freitag, dem
12.12.2008, kurz .vor 19 Uhr am
Karlsruher    Hauptbahnhof.      Im    vor-
bereiteten Paket mit Medikamenten
befand sich auch Malaria-Prophylaxe, die
wir noch im Zug einnahmen. .In Frankfurt
versuchten wir, auf den Ratschlag von
Richard     Hauck    hin,    mit    treuem
Augenaufschlag ohne Aufpreis einen Platz
für Uwe Faulhaber in der Business-Klasse
zu ergattern, aber die Dame am Schalter
blieb hart; noch nicht einmal           ein
Umbuchen auf einen Platz am Gang war
möglich. wir sollten es nochmals beim
Boarding versuchen.
Dort war man bereits umgänglicher. Man
könnte mir nichts versprechen, aber
nachdem der Herr am Schalter früher
einmal eine unangenehme Chefin namens
Faulhaber gehabt habe, würde er mich im
Auge behalten. Wir mogelten uns in die
Business-Lounge und wirklich, als wir zum
Boarding kamen, wurde Uwe Faulhaber
bereits aufgerufen. Wir erhielten zwei Plätze nebeneinander in der Businessklasse.
Pünktlich um 22:35 Uhr startete unser Lufthansa-Flug von Frankfurt nach
Johannesburg. Wir verplauderten bei gutem Essen und Trinken die halbe Nacht, erst
gegen 2:30 Uhr begannen wir zu schlafen, um dann gegen 7 Uhr einigermaßen
ausgeruht dem neuen Tag entgegen zu sehen.
Die Maschine landete pünktlich in Johannesburg. Wir checkten bei British Airways
ein und verbrachten die über zweistündige Wartezeit in der Lounge. Dies war

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weitaus angenehmer als im Flughafen herum zu sitzen, zumal wir von dort aus auch
Emails versenden konnten.
Mit einer halben Stunde Verspätung startete British Airways nach Harare. Die
Maschine war vollständig ausgebucht. Jetzt war die Farbe „Weiß“ in der Minderzahl.
Vom Flug bekamen wir wenig mit, da wir fehlenden Schlaf nachholten. Erst zur
Ankündigung des Anschnallens wurden wir wieder wach. Die Maschine stieß durch
eine Gewitterfront und um 14:30 Uhr setzte sie auf. Wir waren angekommen in
Simbabwe, dem Land von Robert Mugabe.
Der Flughafen machte einen sauberen Eindruck. Die Passkontrolle lief zügig ab,
unser Visum bereitete keine
Probleme, noch viel weniger
das Durchschreiten des Zolls.
Am Ausgang erwartete uns
bereits Fabian, ein Fahrer der
Deutschen        Botschaft.     Er
erkläret uns, dass wir jetzt
zunächst auf unsere Cargo-
Maschine warten müssten und
kaum waren wir auf der
Aussichtsterrasse      angelangt,
landete um 15:20 Uhr die
erwartete        Martinair-Cargo-
Maschine und rollte zum
Frachtflughafen.
Wir fuhren unverzüglich ebenfalls zum Cargo-Flughafen. Unterwegs informierte
Fabian noch den Herrn der deutschen Hilfsorganisation, dass die Landung
angekommen sei. Noch beim Entladen der Maschine präsentierten wir dem Zoll die
Ladepapiere. Die Mannschaft im Zoll war
freundlich, vor allem, nachdem Dieter
gleich mal 20 Dollar für die Gemein-
schaftskasse      spendiert     hatte.   Wir
brauchten keine Stunde Zeit, hatten nur
90 Dollar Zoll zu entrichten und unsere
Chlortabletten rollten zum Einladen aus
dem Zoll. Das hätten wir uns in unseren
kühnsten     Träumen        nicht   gedacht!
Inzwischen war auch der Vertreter der
Hilfsorganisation eingetroffen. Er schlug
vor, die Palette Chlortabletten (390 kg) bei
sich zu Hause in seiner Garage zwischen
zu lagern. Damit hatten wir für heute
vollständig unser Ziel erreicht und fuhren
in Richtung Harare.
Die Landschaft rechts und links der Straße
war grün, es regnete, uns beeindruckten
die großen Granitfelsen in dieser grünen
Landschaft. Auffallend waren die vielen
kleinen, bestellten Felder zu beiden Seiten
der Straße. Schmutz konnten wir nicht entdecken. Der Vertreter der Hilfsorganisation
wohnte in einer netten, grünen Bungalowsiedlung. Seine Lebenspartnerin aus
Indonesien begrüßte uns sogleich und lud uns zum Tee ein, was wir gerne

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annahmen. Wir verabredeten,
uns am nächsten Tag zu treffen
und ließen uns von Fabian in
unser     von     der    Deutschen
Botschaft vorreserviertes Hotel
Bronte fahren.
Nach dem Auspacken zog Dieter
sofort eine Probe des Wassers
im Hotel. Dazu hatte er in seinem
Zimmer       ein   kleines   Labor
eingerichtet. Das Ergebnis nach
18 Stunden Bebrütung zeigte,
dass auch das Wasser des
Hotels verseucht war. Nach dem
Colilert-Test zeigten sich E-Coli-
Bakterien, als Indikatorkeime für Krank-
heitserreger.
Das lokale Fernsehen berichtete ausführlich
über die ausgebrochene Cholera. Gegen 19
Uhr aßen wir zu Abend. Dabei betrachteten
wir immer wieder einen neuen 200-
Millionen Dollarschein aus Simbabwe, den
Fabian zum Gegenwert von 1 US-Dollar
hatte umtauschen lassen. Beim Essen
kamen wir mit anderen Ausländern aus der
Hilfsszene ins Gespräch; einstimmig wurde
festgestellt, dass es mehr als bedauerlich
ist, dass vor Ort keine Koordination für die
Hilfe existiert Nach dem Essen bearbeiteten
wir noch unsere Fotos, den Vertrag für den
nächsten Tag mit der Hilfsorganisation und
unseren Einsatzbericht. Gegen 22:30 Uhr
fielen wir müde ins Bett.

4.2 Sonntag, 14.12.2008
Wir schliefen aus, frühstückten im wunderschönen Park des Hotels. Um 10 Uhr kam
der Vertreter der Hilfsorganisation; mit ihm besprachen wir das Vorgehen für den
Tag. Als Erstes wollten wir einen Besuch in
einem Cholera-Krankenhaus in Harare
machen. Es war uns klar, dass man uns
dabei Schwierigkeiten machen würde, aber
wir wollten es dennoch versuchen. Das
Budiriro-Hospital lag in einem Vorort von
Harare, etwa 15 km vom Hotel entfernt.
Nachdem der Vertreter der Hilfsorganisation
nur zwei Sitze in seinem Pick-up hatte,
nahmen wir zu Dritt ein Taxi. Als Fahrpreis
handelten wir 80 Dollar aus; dies war zwar
teuer, aber bei der herrschenden Teuerungsrate galoppierten auch die normalen
Preise davon. Nach zehnminütiger Fahrt kam bereits ein erstes Ende unserer Fahrt,

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denn am Auto brach der Seilzug des Gases. Beim Parteihochhaus rollten wir auf die
Seite. Unser Fahrer bat uns, zu warten, und wirklich nach knapp 10 Minuten war er
mit einem Mechaniker zurück, der in nur zwei Minuten einen neuen Seilzug
einsetzte. Danach fuhren wir weiter hinaus in die Vorstädte.
Im Gegensatz zur Innenstadt waren die Vorstädte dicht besiedelte Gebiete mit
einstöckigen Häusern, die etwa 100 m von der Straße zurück versetzt, begannen.
Der Streifen Land war mit kleinen Maisfeldern bebaut und diente wahrscheinlich
einer Versorgung mit einigen, wenigen Lebensmittel, ähnlich wie dies bei uns auch
nach dem Krieg war. Aus dem fahrenden Auto machten wir einige Aufnahmen, auf
einer Seite des Wagens war dies nicht möglich, da das Fenster sich nicht bewegen
ließ. Bei einem Markt hielten wir an, um Wasser zu kaufen; es wurden jedoch nur
wieder aufgefüllte Flaschen angeboten. Dann stießen wir auf die ersten
Wassertanks, die wir natürlich besichtigen. Dabei fiel uns sofort auf, dass die großen
10 m³-Trinkwasserbehälter              dringend
Verbesserungen notwendig hätten: Zwar
befand sich innen bestimmt einwandfreies
Trinkwasser, aber was nützte dies, wenn die
Entnahme über einen etwa zwei Meter langen
Gummischlauch erfolgte, der in jeden
hygienisch zweifelhaften Wasserkanister oder
offenen     Eimer    gesteckt      wurde    und
anschließend auf dem verseuchten Boden
lag. An Kleinkinder verteilten wir abschließend
noch Spielsachen von Maja, der Enkelin von
Uwe Faulhaber.
Wir fuhren dann weiter zu unserem Ziel, dem Budiriro-Hospital, einer Anlaufstelle für
Cholerafälle. Es war von der Umgebung mit einem Plastikzaun abgetrennt, der
keinen Einblick gewährte, und von Polizisten in Uniform bewacht wurde. Ein rasches
Foto durch das Eingangstor gelang uns zwar, jedoch warnte der Vertreter der
Hilfsorganisation vor dem Fotografieren; dies sei in Simbabwe auch Privatpersonen
verboten. Der Staat und die regierende Partei wollten damit sicher stellen, dass keine
„Falschinformationen“ an die Weltöffentlichkeit gelangten. Erst vor ein paar Tagen
war eine deutsche Journalistin beim heimlichen Fotografieren erwischt worden. Sie
wurde abgeführt und für mehrere Tage im Gefängnis festgehalten und konnte erst
mit Hilfe der Deutschen Botschaft wieder auf freien Fuß gelangen.
Zunächst waren eine Einfahrt und
ein     Besuch    des      Budiriro-
Hospitals nicht möglich. Nach
einem kurzen Gespräch mit
einem Sanitary-Engineer durften
wir    nach     Passieren     einer
Desinfektionswaschanlage und
zu unserer eigenen Sicherheit mit
Gummihandschuhen         versehen
unter Polizeibegleitung eintreten.
Im Innern des Hofes standen
zwei große Leinenzelte der
UNICEF. In ihnen wurden kranke
Kinder behandelt; wir durften
allerdings    die    Zelte     nicht
betreten; Fotografieren war uns strengstens verboten.

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Neben dem größeren Zelt befand sich ein neu gebohrter Brunnen ohne erhöhten
Brunnenabschluss, sodass Niederschlagswasser des Geländes frei in den Brunnen
zurückfließen konnte. Hinter
einem Plastikzaun, keine
zehn Meter vom Brunnen
entfernt, befand sich eine
Toilettenanlage      mit   zwölf
kleinen     Toilettenhäuschen.
Zwischen Brunnenanlage und
Krankenzelt lief ein offener
etwa 15 cm tiefer und 50 cm
breiter Betonkanal, der als
Entsorgungskanal unter dem
Plastikzaun ins Freie führte.
Draußen sammelte sich das
so entsorgte „Spülwasser“
des Krankenhausgeländes in
einem       für       jedermann
zugänglichen kleinen See neben der Straße. Man fragte sich bei dieser Lösung
unweigerlich, was es eigentlich nützt, wenn innen strenge hygienische Regeln
herrschen – sogar unsere Schuhsohlen wurden beim Verlassen des Geländes mit
Chlorwasser besprüht – und außerhalb des Lagers cholerainfizierte Wasserpfützen
anzutreffen sind. Für dieses Land wäre es unbedingt notwendig, bei einer offenen
Diskussion eine kontrollierte und koordinierte Sanitary Education einzuführen.
Wie ernst wir die Warnung des Fotografierverbots hätten nehmen sollen, zeigte im
Nachhinein das folgende Erlebnis: Unser plötzliches unerwartetes Erscheinen
brachte die Geheimpolizei auf den Plan. Ohne, dass wir es merkten, folgte uns beim
Verlassen des Hospitals ein nagelneuer ISUZU-Jeep ohne Autonummer mit fünf
Geheimdienstpolizisten in Zivil. Als Dietrich Maier aus dem Auto einen
Schnappschuss von einem völlig harmlosen Früchteverkaufsstand machte, wurden
wir überholt, angehalten und zur Herausgabe der Kamera aufgefordert. Der Vertreter
der Hilfsorganisation und Uwe Faulhaber stiegen aus, Dietrich Maier blieb auf seiner
Kamera sitzen. Er informierte die Geheimdienstpolizisten über unsere humanitäre
Hilfe zusammen mit seiner Organisation und der Deutschen Botschaft. Man ließ uns
dann etwa 10 Meter weiter fahren, um uns dann erneut zu stoppen.
Geistesgegenwärtig zeigte Dietrich Maier der aggressiven Fahrerin des Wagens
unsere Wasserprobe aus dem Hotel. Dies war offensichtlich ein Zeichen für unsere
Glaubwürdigkeit und man ließ uns wieder zurück ins Hotel fahren. Der Jeep folgte
uns allerdings bis ins Hotel. An diesem Erlebnis zeigte sich wieder, wie stark der
Geheimdienst in Simbabwe ist und wie stark er daran interessiert war, negative
Berichte für das Ausland abzufangen. Dies hatte uns auch schlagartig klar gemacht,
wie vorsichtig wir in den verbleibenden Tagen agieren müssen.
Im Hotel nahmen wir zusammen ein Lunch ein und fuhren dann nachmittags auf den
Markt. Von gebrauchten Kleidern bis zu Touristenramsch war dort alles zu haben.
Den Nachmittag und Abend verbrachten wir damit, unsere Bilder einzulesen, die
Datenmengen zu reduzieren, den Tagesbericht zu schreiben und parallel dazu
Nachrichten im Fernsehen zu hören. Dabei stießen wir auf für uns interessante
Namen und Telefonnummern. Unseren Laptop und unsere Kameras schlossen wir
nach den Erfahrungen des Tages in den Safe ein.

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Cholera-Epidemie in Simbabwe - Einsatzbericht von Prof. Dr. Dietrich Maier und Dipl.-Ing. Uwe Faulhaber
Nach dem Dinner – wie gewöhnlich wieder Kartoffeln und Gemüse – ging die Arbeit
weiter; sie endete kurz vor Mitternacht. In dieser Nacht ging ein starkes Gewitter
nieder; am nächsten Morgen regnete es noch.

4.3 Montag, 15.12.2008
Etwas verspätet, weil er mal wieder
Schwierigkeiten       mit     seiner
Stromversorgung hatte, holte uns
der Vertreter der Hilfsorganisation
im Hotel ab. Wir fuhren umgehend
zur Deutschen Botschaft, da der
Botschafter, Herr Dr. Conze, uns
für diesen Vormittag einen Termin
gegeben       hatte.     Sicherheits-
kontrollen beim Betreten des
Hauses         betrachteten      wir
inzwischen als etwas Selbst-
verständliches. Herr Dr. Conze war
ein eleganter Grandseigneur – so
wie man sich einen Botschafter vorstellt. Wir informierten ihn zunächst über unsere
Ziele und überreichten ihm dabei ein Buchpräsent. Er umgekehrt revanchierte sich
damit, dass er uns für den ganzen
Tag einen Dienstwagen mit Fabian
als Fahrer zur Verfügung stellte.
Herr Dr. Conze bemühte sich
darüber hinaus, uns mit Hilfe des
stellvertretenden    Bürgermeisters
von Harare - einem Oppositions-
politiker, dessen Frau entführt und
vor den Augen des vierjährigen
Kindes umgebracht worden war -
die Erlaubnis für den Besuch des
Wasserwerkes von Harare zu
erreichen.      Wir      besprachen
anschließend noch das Problem, dass offiziell die Entwicklungshilfe für Simbabwe
seitens der Bundesregierung eingestellt wurde, er sich jedoch, auch mit
Unterstützung der GTZ dafür stark
mache, ein Notprogramm ins
Leben       zu rufen. Dieses Not-
programm sollte u. a. die
Wasserversorgung von Harare
sanieren. Aus diesem Grunde wäre
noch ein Gespräch mit dem
Büroleiter der GTZ, Herrn Eggert,
nicht von Schaden. Zwar machten
wir umgehend noch einen Termin
mit Herrn Eggert aus, konnten ihn
jedoch wegen unseres langen
Ausfluges in den Norden des
Landes an diesem Tag nicht mehr

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einhalten.
Nach dem Besuch der Deutschen
Botschaft starteten wir wegen der
Straßenkontrollen in einem Konvoi
bestehend aus einem Botschafts-
auto an der Spitze und dem
Fahrzeug des Vertreters der
Hilfsorganisation Richtung Distrikt
Centenary. Ziel war es, 256 000
Chlortabletten über die deutsche
Hilfsorganisation an das etwa 200
km nördlich von Harare entfernt
gelegene St.-Albert-Mission-Hos-
pital zu liefern. Der Weg führte
über eine gut ausgebaute Straße, die eine konstante Reisegeschwindigkeit von etwa
100 km/h zuließ. Wir durchfuhren eine sehr schöne Farmlandschaft. Rechst und links
der Straße standen die Hütten der
Einheimischen, gelegentlich war
auch ein großes Farmhaus zu
sehen. Auffallend war, dass die
Landwirtschaft      nicht    intensiv
betrieben wurde; häufig gab es
auch Brachflächen. Auch fielen uns
die ungepflegten Baumbestände
auf. Je weiter wir nach Norden
kamen,      desto     phantastischer
wurden die Granitformationen.
Im       St.-Albert-Mission-Hospital
wurden wir von Frau Dr. Tarira, der
leitenden    Ärztin,    und     Herrn
Aodmore Chadammbuka, dem
leitenden Environmental- und Healthoffizier, sehr freundlich empfangen. Der
Vertreter der Hilfsorganisation war durch die vorausgegangenen Hilfslieferungen von
Medikamenten, Nahrungsmitteln und Seife bereits bestens bekannt. Das
Hospitalgelände war eingezäunt, die Zufahrt nur durch ein von Polizisten bewachtes
Tor möglich. Frau Dr. Tarira erlaubte uns das Fotografieren.
Wir hatten den Eindruck, dass
unsere      Desinfektionshilfe    sehr
willkommen      war,      da    unsere
Philosophie, dass Cholera über
wasserbürtige Bakterien übertragen
wird,    von    den      Ärzten    und
Schwestern des Krankenhauses
geteilt wurde.
Die technische Ausrüstung des
Krankenhauses war total veraltet, die
Erstausrüstung stammte etwa aus
dem Jahr 1950 und war bisher nicht
verändert worden. Die hygienischen
Zustände auf den Toiletten waren
katastrophal: Urinalwände mit stehendem Urin, völlig verschmutze Toiletten ohne

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Papier, von Pilz befallene Wände in den drei Duschen und ein völlig verdrecktes
Waschbecken, das bestimmt seit Monaten nicht gereinigt war, zeigte, dass die
hygienischen        Voraussetzungen        zur
Genesung der Patienten nicht gegeben
waren.
Es gab hier eingewiesene Patienten mit
Krankenbetten – einfache Kunststofflager
ohne Leintücher – und sogenannte „Outdoor-
Patienten“, die mit ihren Familien vor der
Sprechstunde warten. Die ausgegebenen
Gehhilfen hatten das Niveau der von
Kriegsteilnehmern nach dem 2. Weltkrieg.
Das Krankenhaus war auch Anlaufstelle für
Wasser; viele Frauen kamen mit offenen
Eimern und Kanistern, um das Wasser im
Außenbereich des Hospitals zur Versorgung
ihrer Familien zu entnehmen. Sie hatten oft
lange Wege zu Fuß vor sich. Herr
Chadammbuka begleitete uns auf unseren
Wunsch hin zu den Außenanlagen der
Wasserversorgung. Das Trinkwasser wird
aus 30m tiefen, ungeschützten und verstreut
liegenden Bohrlöchern mittels Unterwasserpumpen entnommen. Die Bohrlöcher
waren nur mit einer Metallplatte abgedeckt und hatten keinen Schutzwall oder
Abschlussvorrichtung. Sämtliche Schwemmwässer aus den umliegenden kleinen
Häuschen, die ihr Abwasser einfach über ein
kleines Sickerloch entsorgten, konnten somit
bei den häufigen Starkregen in die
Bohrlöcher eindringen. Das so kontaminierte
Grundwasser wurde über zwei Rohre
zunächst in einen runden, etwa 3m hohen
und       15m       Durchmesser        großen
Betonbehälter mit Dach eingeleitet. Von dort
aus wurde das Wasser in vier auf ca. 20m
hohen Stelzen lagernde, quadratische
Betonhochbehälter gepumpt. Dies reichte
aus,      um     den      Wasserdruck       im
Leitungssystem der Missionsstation zu
halten. Die Wasseruntersuchung zeigte das
gleiche Bild wie im Hotel. Das Wasser
enthielt kein Chlor. Es wies einen Nitritgehalt
von 0,5 bis 2,5 mg/l Nitrit auf, was auf
Verschmutzungen durch Abwässer hinwies.
Die Menschen tranken dieses Wasser, die
meisten bestimmt ohne es abzukochen. Kein
Wunder, dass es zu derartigen gravierenden Seuchen kommen konnte!
Wir hatten allerdings den Eindruck, dass das Choleraproblem im ländlichen Gebiet
nicht so stark war wie in den Ballungsgebieten. Dennoch wurde uns berichtet, dass
auch im St.-Albert-Mission-Hospital Cholerafälle behandelt werden. Als wir nach
Hause fuhren, trug eine Frau ihr totes, in Tücher gewickeltes Baby aus dem
Krankenhaus.

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Der Mission waren zwei Schulen angeschlossen, ebenso eine saubere, neue
Missionskirche.
Nachdem wir vom Krankenhaus die
Bestätigung über den Empfang der
insgesamt 256 000 Chlortabletten – sie
reichen für die Versorgung von einer
Viertel Million Menschen mit je 10
Litern sicherem Trinkwasser – erhalten
hatten, fuhren wir mit einem guten
Gefühl wieder zurück nach Harare.
Unterwegs gewitterte es und regnete
zum Teil heftig.
Nach dem Dinner erledigten wir wieder
bis kurz vor Mitternacht unsere
Hausaufgaben.

4.4 Dienstag, 16.12.2008
Um über den Zustand des Wasserwerkes von Harare noch Näheres zu erfahren,
wollten wir ihm auf Vermittlung des deutschen Botschafters noch am Vormittag
einen Besuch abstatten. Doch um 9 Uhr erreichte uns der Anruf, dass dies nicht
möglich sei. Herr Dr. Conze hatte dies bereits in seinem gestrigen Gespräch
angedeutet, dass wahrscheinlich Probleme auftreten würden, da die Zuständigkeit
für das Wasserwerk erst vor kurzem von der Stadtverwaltung auf die Regierung
verlagert worden sei. Und von der Regierenden Partei war es Ausländern verboten,
Einblicke in die Versorgung des Landes zu nehmen. Damit hatten wir für den
Vormittag Zeit, unsere häuslichen Arbeiten abzuschließen.
Wir verfassten vor allem einen Pressebericht über unsere Arbeit und Ergebnisse in
der Hoffnung diese vorab von Johannesburg nach Deutschland senden zu können.
Dabei sprach uns eine Holländerin vom
holländischen „Museum voor West-Afrika“an, die
ebenfalls an einem Nachbartisch arbeitete. Sie
hatte gestern eine lange Fahrt in den Süden
gemacht, dabei auf weitere Cholerafälle und
Hungerödeme bei der ländlichen Bevölkerung
gestoßen. Wir übernahmen von ihr einige Fotos.
Dabei erzählte sie uns auch, dass vor zwei
Tagen drei Ausländer von der Geheimpolizei
geschnappt worden seien, weil sie versucht
hätten, zu fotografieren. „Woher sie diese
Information habe?“ fragten wir sie und sie
meinte, sie habe gute Beziehungen zur
Opposition.
Pünktlich um 12 Uhr holte uns der Vertreter der
Hilfsorganisation ab und fuhr uns an den
Flughafen. Unterwegs kauften wir noch eine
tragbare, aber schwere Steinplastik, die es nun
galt, zusätzlich zu transportieren. Und dies sollte
sich als kleines Problem herausstellen. Beim Einchecken wollten wir die Plastik
zunächst als Handgepäck mitnehmen. Dies wurde uns verwehrt und wir mussten

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völlig umpacken. Als danach der Koffer wieder auf der Waage stand, war er zu
schwer und wir mussten erneut umpacken. Jetzt war die vorgeschlagene Lösung, wir
sollten die Plastik als Handgepäck mitnehmen. Warum nicht gleich so!
Beim Passieren der verschiedenen Kontrollen mussten wir unsere Simbabwe-Dollar
abgeben. Es sei verboten sie außer Landes zu bringen! Die Steinplastik erregte
ebenfalls Missfallen und wir konnten sie nur mit einem Trinkgeld für die Mannschaft
frei bekommen. Beim „Durchleuchten“ machte eine der Damen danach noch ein
eindeutiges Angebot; wir verwiesen auf unseren nächsten Besuch und bekamen
sogar noch schriftlich die Adresse des Massageinstituts.
Danach sollte der Ärger nicht enden. Bereits auf dem Weg zu einer wartenden
Maschine werden wir zurückgerufen. Man habe einem von uns die falschen
Boardingkarten gegeben. Der Betroffene muss den Pass abgeben und der
Bedienstete verschwindet damit. Nach etwa 20 Minuten ist er wieder zurück mit Pass
und neuer Boardingkarte Wir beide atmeten auf. Mit 30-minütiger Verspätung hob die
Maschine ab und wir waren nicht unglücklich, das Reich von Robert Mugabe hinter
uns gelassen zu haben.
In Johannesburg ging das Einchecken bei Lufthansa sehr flott, sodass wir genügend
Zeit hatten noch ein paar E-Mails mit dem Pressebericht nach Deutschland zu
senden. Das Flugzeug hob Punkt 20 Uhr ab und landete im regnerischen und kühlen
Frankfurt so frühzeitig, dass wir bereits einen direkten Zug nach Karlsruhe um
5:55 Uhr erhielten und glücklich von unseren Frauen um 7 Uhr am Karlsruher
Hauptbahnhof abgeholt werden konnten

5. Ergebnis des Spendenaufrufs
Bis heute (18.12.2008) sind auf dem Spendenkonto der Europäischen
Brunnengesellschaft e.V. insgesamt 19 234.00 Euro an Spendengeldern
eingegangen. Mit diesen Mitteln ist die erste Lieferung von über einer Million
Tabletten finanziell abgesichert. Mit dem Eingehen weiterer Spenden kann eine
zweite Lieferung von Tabletten an die deutsche Hilfsorganisation in Harare ins Auge
gefasst werden.

6. Gesamtbewertung
Wir konnten in der kurzen Zeit vom 13.12.2008 bis 16.12.2008 vor Ort unsere
Mission erfolgreich abschließen. Dennoch blieb bei den angetroffenen hygienisch
unzureichenden Verhältnissen ein Gefühl der Ohnmacht zurück. Für dieses Land ist
es dringend notwendig,
    • bereits in der Schule über die Gefahren aufzuklären, die mit kontaminiertem
       Trinkwasser verbunden sind,
    • aufzuklären über die Ursachen der Kontamination,
    • aufzuklären über den Schutz von Bohrlöchern und Absperreinrichtungen,
    • aufzuklären über die Hygiene der Wasserbevorratung mit Abkochgebot,
    • Aufzuklären über die Hygiene bei der Körperpflege sowie bei der Abwasser-
       und Abfallentsorgung.
    • Das Allerwichtigste wäre jedoch, im Land die Wasserwerke zumindest mit
       Flockung, Sandfiltration und Chlorung auszustatten und - ebenso wichtig –
       einwandfreie Transportleitungen zu den Endverbrauchern. Nach einer alten

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Regel werden für Wasserverteilung etwa 80% des Investitionsvolumens
      benötigt.

Eine Lösung dieser Probleme sehen wir in einem Vorgehen in zwei Schritten:
   • Als kurzfristige, sofortige Lösung schlagen wir vor, zur akuten
      Cholerabekämpfung landesweit Chlortabletten einzusetzen. Nur somit lässt
      sich die Epidemie in den Griff bekommen.
   • Als langfristige Lösung muss danach mit der Sanierung aller Brunnen im Land
      begonnen werden, d.h. jeder Brunnen muss baulich so umgestaltet werde,
      dass eine Verschmutzung durch Schwemmwasser, verbunden mit der
      Einleitung von Bakterien, nicht mehr möglich ist.
   • Eine weitere langfristige Lösung wäre – wie erwähnt – die Wiederherstellung
      der öffentlichen Wasserversorgung und die Schaffung von einwandfreien
      Leitungen zu den Verbrauchern.

Karlsruhe, den 18.12.2008
Dietrich Maier und Uwe Faulhaber

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