COVID-Impfungen: update - Univ.Prof.Dr.Herwig Kollaritsch Facharzt f. Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin Facharzt f. Hygiene und ...

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COVID-Impfungen:
     update
                                    Univ.Prof.Dr.Herwig Kollaritsch
                   Facharzt f. Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin
                                  Facharzt f. Hygiene und Mikrobiologie
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Conflict of interest
Ich bin seit Pandemiebeginn als Mitglied des Beraterstabes des BM f.
Gesundheit, für die Initiative „Österreich impft“ und sporadisch für das
Bundeskanzleramt mit einem Gesamtaufwand bis dato von etwa 900
Arbeitsstunden unentgeltlich und ehrenamtlich tätig
Damit ich mir das leisten kann habe ich
• Vortragshonorare von Valneva, Ärztekammer, Apothekerkammer,
  Medicaldialogue, Teamworx, Grünes Kreuz, Novartis und Roche erhalten
• Sowie Aufwandsabgeltungen für die Tätigkeit als „data safety monitoring
  board“ Vorsitzender/Mitglied in 3 Impfstudien bekommen
Es leiten sich daraus keine Interessenskonflikte ab

                                  H.Kollaritsch, Wien
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Impfungen gesamt

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effectiveness
CAVE: Daten stammen aus unterschiedlichen Zeitperioden –
Prävalenz verschiedener Virusvarianten

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Gegenüberstellung (30.11.2021):
        Durchimpfungsgrad und Inzidenz/Million in der 4.Welle

Durchimpfungsgrad                         Tgl. Inzidenz pro Million

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VE Vergleich:
Alpha/Delta
“In real world observational
studies comparing VE estimates
against different outcomes due
to the Alpha VOC compared to
estimates due to the Delta VOC
show decreasing VE against
infection but high VE against
hospitalisation and severe
disease.”

ECDC, 2021

                                 H.Kollaritsch, Wien
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VE Vergleich:
Alpha/Delta

“Observational studies comparing
VE before and during Delta VOC
predominance also show a decrease
of vaccine protection against
infection with SARS CoV 2 but high
VE against hospitalisation and
severe disease.
Can be difficult to disentangle if
reductions in effectiveness against
SARS-CoV-2 infections over time are
due to waning immunity or Delta
escaping vaccine protection.”

ECDC, 2021

                                      H.Kollaritsch, Wien
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Public Health England: Effectiveness der Impfungen

                                              PHE vaccine surveillance report week 33

                        H.Kollaritsch, Wien
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DELTA: Effectiveness der Impfungen (PHE)

                                             PHE vaccine surveillance report week 49

                       H.Kollaritsch, Wien
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Impfbenefit in Israel (Haas et al, LID 2021)
                                                           HOSP vermieden: 24.597

                   INF vermieden: 158.665

        ICU vermieden: 17.432                               TOTE vermieden: 5.532

                                     H.Kollaritsch, Wien
Klinik Geimpfte (1x, 2x) vs. Ungeimpfte

                    H.Kollaritsch, Wien   Antonelli et al, LID, 2021
Der „dritte Stich“…
               Wirksamkeit, Immunitätsdauer

               H.Kollaritsch, Wien
Immunitätsdauer nach Impfung
Wird durch neutralisierende Antikörper und durch T-Zell vermittelte
Immunität bestimmt.
• T-Zell vermittelte Immunität derzeit in der Routine (noch) nicht
  messbar
• Neutralisierende AK gelten als solides Immunkorrelat
   ØTestsysteme sind jedoch sehr unterschiedlich (untersch. Standards)
   Ø„treshold of protection“ ist unbekannt
   ØAntikörper „waning“ ist nicht linear
   ØSchutzdauer wird von Ausgangseffektivität abhängen
      Ø Reduzierte Neutralisationsleistung der AK gegenüber Varianten
   ØSchutzdefinition: Schutz vor Infektion/leichter/schwerer Erkrankung

                                        H.Kollaritsch, Wien
„Waning of immunity“: Beispiel Israel

                    H.Kollaritsch, Wien
„Waning of immunity“: Beispiel Israel (Pfizer)

                     H.Kollaritsch, Wien   Goldberg et al, NEJM 2021
„Waning of immunity“: Spikevax

                   H.Kollaritsch, Wien
Impfempfehlung 3.Impfung: Kernpunkte
• Über 18:
    • Allgemein:
           • Kann ab 4, soll ab 6 Monate (Flexibilität, individuelle Spezifika)
           • Homologer Booster empfohlen, heterolog möglich
           • Drittimpfungen mit mRNA-Impfstoffen
                 •   Spikevax mit halber Dosis und nur bei Personen über 30
                 •   „Mix and match“ off label, aber möglich (Comirnaty-Spikevax bei < 30)
    • Vaxzevria Erstimpfungszyklus: 3. ab 4 Monate empfohlen; mRNA-Impfstoffe
    • Johnson Erstimpfung: 2. Impfung sofort, 3. kann ab 4, soll ab 6 Monate; bevorzugt mRNA Impfstoffe
• 12-17:
    • Kann ab 6 Monate
    • Comirnaty 30 mcg als Standardvakzine
• 5-11:
    • Dzt. keine Regelung f. Drittimpfung
• Weitere Impfungen noch nicht geregelt (mehrere Faktoren: Immunitätsdauer, Variantenanpassung etc)
• Hochrisikopersonen/non-responder: eigenes Schema mit möglichem Einschub einer Zusatzimpfung bei
  Indikation, siehe Anwendungsempfehlung
• Geringgradige Abweichungen von den Schemata sind bei entsprechender Indikation tolerabel!

                                                                H.Kollaritsch, Wien
Antwort auf Drittstich

               H.Kollaritsch, Wien
Boosterungen: „mix and match“
• Immunogenität von 7 verschiedenen COVID-19 Vakzinen als booster bei
  zweimal Vaxzevria oder Pfizer/BNT erstimmunisierten Personen
• Boosterkapazität von
   •   Vaxzevria,
   •   Pfizer (halbe und volle Dosis),
   •   Jansen
   •   Spikevax,
   •   Novavax (halbe und volle Dosis),
   •   VLA2001 (halbe und volle Dosis)
   •   Curevac
• MenACWY (Kontrolle)

                                          H.Kollaritsch, Wien
Full dose of Moderna!
Full dose of Moderna!
Full dose of Moderna!
Beispiel Israel: Wirkung booster

                    H.Kollaritsch, Wien
Beispiel Israel: populationsbasierte Studie
• Matched control study (1:1);Impfstoff BNT/Pfizer
   • Gruppe „Drittstich“ verglichen mit Gruppe nach nur 2 Impfungen (mindestens
     5 Monate vorher)
   • 728.321 Personen pro Gruppe
   • 30.7. bis 23.9. (Delta!)
   • 13 Tage Nachbeobachtung
• Ergebnisse:
   •   93% Reduktion Neuinfektionen in Drittstichgruppe
   •   95% Reduktion von Spitalseinweisungen
   •   92% Reduktion schwerer Verläufe
   •   81% Reduktion der Todesfälle

                                     H.Kollaritsch, Wien   Barda et al, Lancet, 2021
Transmission
Beeinflussung der Transmission durch Impfung
• Studie:
  „impact of SARS-CoV-2 vaccination on Alpha & Delta variant
  transmission“
• Retrospektive Kohortenstudie mit britischen Kontakttestdaten,
  2.1.2021-2.8.2021; zwei Drittel beziehen sich auf Haushaltskontakte
• 2 Impfstoffe, 2 Impfungen
• 54.667/146.243 (37,4%) PCR-getestete Kontakte von 108.498
  Indexfällen waren PCR-positiv
• Vergleich der Transmission von Comirnaty oder Vaxzevria geimpften
  ALPHA oder DELTA Indexfällen auf ungeimpfte Kontaktpersonen
                                                     Eyre et al, medRxiv preprint, Oct.2021
                               H.Kollaritsch, Wien
Beeinflussung der Transmission durch Impfung
Ergebnisse:
• im Vergleich zur Transmission ungeimpft-ungeimpft reduzieren beide
  Impfstoffe zeitabhängig und variantenabhängig abnehmend das
  Transmissionsrisiko auf Ungeimpfte
   • Alpha: „adjusted rate ratio“:
     Comirnaty: 0,32 (0,21-0.48) , Vaxzevria: 0,48 (0,30-0,78)
   • Delta: „adjusted rate ratio“:
     Comirnaty: 0,50 (0,39-0,65), Vaxzevria: 0,76 (0,70-0,82)
• Reduktionseffekt schwindet mit der Zeit postvakzinal:
   • Für Vaxzevria nach 12 Monaten gleich ungeimpft, für Comirnaty deutlich reduziert:
   • Alpha: Corminaty: 68% (2 Wo p.v.) fallend auf 52% (12 Wo p.v.); Vaxzevria: 52% auf
     38% fallend
   • Delta: Comirnaty: 50% auf 24% fallend, Vaxzevria: 24% auf 2% fallend
• Ct-Werte Geimpfter erklären die Transmissionreduktion nur zu 7-23%
                                        H.Kollaritsch, Wien      Eyre et al, medRxiv preprint, Oct.2021
Ratio f.pos.PCR für ungeimpfte Kontakte
zeitabhängig ab 2.Impfung bei geimpften Indexfällen

                      H.Kollaritsch, Wien   Eyre et al, medRxiv preprint, Oct.2021
Sicherheitsdaten

              H.Kollaritsch, Wien
Das alte Dilemma…

                    H.Kollaritsch, Wien
Risiko: COVID versus
mRNA-Impfung

                       H.Kollaritsch, Wien
Hintergrundinzidenz versus Risikoerhöhung durch Impfung
Hintergrundinzidenz = zufälliges Auftreten bestimmter Erkrankungen in einer
Bevölkerung (ohne offensichtliches Einwirken medizinischer Maßnahmen etc.)

                   CAVE: COVID-IMPFKAMPAGNE IN ALTEN- UND PFLEGEHEIMEN!
Sterbestatistik: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein über 80-jähriger Geimpfter in einer Woche spontan
                 an natürlichen, nicht impfassoziierten Ursachen verstirbt, beträgt ca.
                                             1: 490

                                           H.Kollaritsch, Wien
PEI, Sicherheitsbericht August 2021: Seltene UAW
Analyse „observed versus expected“ (Grundlage: ca 102 Mio Impfungen)
PEI, Sicherheitsbericht August 2021: Seltene UAW
      Analyse „observed versus expected“ (Grundlage: ca 102 Mio Impfungen)

GBS
mRNA Impfstoffe und Myokarditis

             H.Kollaritsch, Wien
Risiko: COVID versus
mRNA-Impfung

                       H.Kollaritsch, Wien
mRNA Impfstoffe: Myokarditis/Perikarditis (PEI, 26.10.2021);
          Melderaten pro 100.000 Impfungen

                         H.Kollaritsch, Wien
Myokarditis/Pericarditis: Moderna vs.Pfizer (VAERS)

                        H.Kollaritsch, Wien   ACIP, 10/21/21
Myokarditis/Pericarditis: Moderna vs.Pfizer (VAERS)

                       H.Kollaritsch, Wien   ACIP, 10/21/21
Myokarditis/Pericarditis: Moderna vs.Pfizer (VAERS summary)

• Bei 18-39-jährigen finden sich für beide mRNA Impfstoffe erhöhte Zahlen
  für Myokarditis/Perikarditis; für 12-17-jährige gibt es nur (ebenfalls
  erhöhte) Zahlen für Pfizer
   • Die Größenordnung liegt um 2-4 Fälle pro 100.000 bei unter 30-jährigen nach der
     2.Impfung
   • Auftreten der NW innerhalb der ersten postvakzinalen Woche
   • NW tritt v.a. nach der 2.Impfung auf
   • NW liegt für Männer 4-8 fach höher als für Frauen
   • Altersabhängig sinkend, ab 30 Jahren auf Hintergrundinzidenzniveau
   • Die Werte waren für Spikevax insgesamt signifikant höher
• Klinisch waren die beobachteten NW mild bis mittelschwer:
   • Hospitalisierungen selten länger als 1 Tag
   • Kein einziger ICU Patient
   • Kein gemeldeter Todesfall

                                        H.Kollaritsch, Wien           ACIP, 10/21/21
Täglicher Umgang mit den
COVID-Impfungen

             H.Kollaritsch, Wien
COVID-Impfungen: allgemeine Regeln
Alle COVID-Impfstoffe gelten als inaktivierte Impfstoffe und verhalten
sich auch immunologisch entsprechend
• Es gelten somit grosso modo alle Regeln, die im Zusammenhang mit
  inaktivierten Vakzinen allgemeine Gültigkeit haben, betreffend:
• Impftauglichkeit
• Impfkontraindikationen
• Impfabständen
• Impfkombinierbarkeit

                               H.Kollaritsch, Wien
COVID-Impfungen: allgemeine Regeln
Praktische Tipps:
• Beantworten Sie eine Impffrage für COVID genau so, wie Sie diese Frage für andere Impfstoffe
  (z.B. FSME, Hepatitis B, HPV u.a.) beantwortet hätten
• Fürchten Sie sich nicht davor, Einzelfallentscheidungen zu treffen, die nicht in der
  Zulassung/Fachinformation abgebildet sind, solange sie begründet werden können und der zu
  erwartende Nutzen für den Patienten ein ev. formales Risiko übersteigt
• Klären Sie beispielhaft auf, nennen Sie die Dinge beim Namen (COVID-Impfstoffe sind reaktogen!)
• Machen Sie unmissverständlich klar, dass in JEDEM Fall das Impfrisiko wesentlich kleiner ist als
  das Schadensrisiko bei Erkrankung und machen Sie deutlich, dass ungeimpft bedeutet, dass man
  höchstwahrscheinlich erkranken wird (D. von Laer: „geimpft-genesen-gestorben“)
• Lesen Sie die Anwendungsempfehlungen
• Übrigens: mRNA Impfstoffe sind sogar vegan…
• UND: Impfungen ersetzen keinesfalls NPI‘s zur Übertragungsreduktion wie Masken, Abstand
  etc., dies v.a. unter dem Eindruck neuer Varianten

                                           H.Kollaritsch, Wien
Impftauglichkeit
Anwendungsempfehlung:

„Der Beurteilung der Impftauglichkeit sollte im Rahmen von COVID-19-
Impfungen besonderes Augenmerk geschenkt werden. Lässt der
Allgemeinzustand der zu impfenden Person Zweifel an einem günstigen
Nutzen-/Risikoverhältnis der Impfung aufkommen, kann durchaus ein
vorübergehendes oder dauerhaftes Zurückstellen von der Impfung
erwogen werden.“

                              H.Kollaritsch, Wien
Impfkontraindikationen
Echte, dauerhafte Kontraindikationen (Impfhindernis):
• Vektorimpfstoffe: Anaphylaxie nach Erstanwendung, capillary leak Syndrom,
  postvakzinales TTS
• mRNA-Impfstoffe: Anaphylaxie nach Erstanwendung (allergologische Abklärung!)
Aufschiebende (vorübergehende) Kontraindikation (Rückstellung von der Impfung)
• Der nicht-banale interkurrente Infekt
• Immunsuppression (Einzelfallentscheidung; Rücksprache mit behandelndem Arzt; keine
  Gefährdung aber Impferfolg!)
• 1. Trimenon (Rückstellung bis 2. Trimenon; Empfehlung: Impfung als „prepare for
  pregnancy“ zeitgerecht ausrollen)
• Unklare, nicht ausdiagnostizierte oder derzeit instabile (inflammatorische)
  Systemerkrankung (z.B.MS im Schub)
• Graft versus Host Disease, 3 Monate nach SZT, bis 6 Monate nach Organtransplantation

                                      H.Kollaritsch, Wien
Was tun mit nicht
impfbaren Personen?
Astra Zeneca hat mit Hilfe spezieller
Technologie eine passive Immunisierung
mit Langzeitwirkung entwickelt
Notfallzulassung („Evusheld“) durch FDA
am 8.12.2021
• Tixagevimab/Cilgavimab ist eine
  Kombination aus zwei humanen
  monoklonalen Antikörpern, die von
  Rekonvaleszenten nach SARS-CoV-2-
  Infektion stammen
• Wirkdauer 6-12 Monate
Unklar:
•   Wirksamkeit bei Neuvarianten wie
    Omikron
•   Verfügbarkeit in EU

                                          H.Kollaritsch, Wien
KEINE Impfkontraindikationen
• Banaler Infekt (ab 3.Tag abschätzbar)
• Jedwede Medikation (Impferfolg ev. beeinflusst)
• Gerinnungshemmer
• Stillzeit
• Allergien verschiedenster Genese
• Angeborene Gerinnungsstörungen (z.B. Faktor VIII Leiden)
• Chronisch kompensierte Organerkrankungen
• Vorgeschichte mit Myokarditis oder thromboembolischem Ereignis

                             H.Kollaritsch, Wien
Autoimmunerkrankungen, Immunsuppression:
        Anleitung zur Entscheidungsfindung
ØBesteht für die betroffene Person auf Grund der gegenwärtigen Lebenssituation
 überhaupt ein signifikantes Ansteckungsrisiko mit COVID-19?
ØBestehen für die betroffene Person sehr gute Möglichkeiten, durch die Einhaltung
 von nicht-pharmazeutischen Interventionen eine Infektion mit hoher
 Wahrscheinlichkeit zu vermeiden?
ØWäre auf Grund der Grundkrankheit/Medikation damit zu rechnen, dass im
 Infektionsfall mit COVID-19 ein schwerer, ev. lebensbedrohlicher Verlauf mit
 höherer Wahrscheinlichkeit eintritt?
ØIst die Erkrankung derzeit stabil oder finden sich Zeichen einer signifikanten
 Progression, die momentan nicht unter Kontrolle ist?
ØIst kürzlich ein Erkrankungsschub aufgetreten? (Wartefrist 4 Wochen)
ØLässt der Grad der Immunsuppression erwarten, dass kein Impferfolg eintritt?
   § Impferfolgsprüfung empfohlen

                                    H.Kollaritsch, Wien
Autoimmunerkrankungen, Immunsuppression:
                  CAVEATS
ØEine intensivierte Aufklärung der Patientin und des
 Patienten wird nötig sein, da in den meisten Fällen die
 Impfung unter „off-label“ Kriterien durchgeführt wird!
ØPrinzipiell gilt, dass eine immunmodulierende Therapie
 nicht zugunsten einer Impfung unterbrochen werden sollte.
 Im Falle eines therapeutischen Fensters sollte dieses unter
 Befolgung der Regeln für die jeweilige Medikation genutzt
 werden.

                          H.Kollaritsch, Wien
Impfabstände bei COVID-Impfung
• Impfabstände erlauben hohe Toleranzen
• Überschreiten generell weniger
  problematisch als Unterschreiten
  der empfohlenen Impfabstände
   • Unterschreiten kann bedeuten,
     dass Reifungsschritte der Immunantwort
     noch unvollständig vollzogen sind –
     v.a. bei Boosterungen wichtig
• Ein Überimpfen ist nicht anzunehmen, Verträglichkeit kann bei kurzem
  Abstand leiden
• Ein (pos.) Antikörperbefund ist keine Grundlage für eine Impfentscheidung

                                     H.Kollaritsch, Wien
                                                                Plotkin, 2018
Impfabstände: Regelgrenzen allgemein
• Nach nur einer einzigen Impfung mit inaktivierten Impfstoffen ist bei
  3+1 oder 2+1 Impfschemata bereits nach etwa 1 Jahr mit unsicherem
  Ansprechen der nächstfolgenden Impfung zu rechnen, daher
  Neubeginn
• Nach 2 Teilimpfungen ist durch die zumeist langlebige immune
  memory schon unbegrenzt mit einem Ansprechen der 3.Impfung zu
  rechnen (v.a. bei adjuvierten Impfstoffen); für COVID noch unbekannt
   • Eine Impferfolgsprüfung ist impfstoffabhängig/patientenabhängig zu erwägen
• Nach kompletter GI sind Auffrischungen zu jedem späteren Zeitpunkt
  möglich,
• ACHTUNG: DIES GILT NUR BEI IMMUN-GESUNDEN PERSONEN!!

                                         H.Kollaritsch, Wien          Öst.Impfplan 2021
COVID-Impfung und andere Impfungen
• Eine gleichzeitige Verabreichung mehrerer inaktivierter
  Impfstoffe mit einem COVID-Impfstoff ist möglich, auch die
  Kombination mit einer Lebendvakzine
• Impfungen im Kontaktfall mit SARS-CoV2:
  • Personen mit einer nachgewiesenen, aber asymptomatischen SARS-CoV-2-
    Infektion können Routine-Impfungen erhalten
  • COVID-19 erkrankte Personen können Routine-Impfungen nach vollständiger
    Genesung/Symptomfreiheit (48 Stunden fieberfrei) erhalten
  • Impfungen von gesunden Kontaktpersonen können erfolgen

                                 H.Kollaritsch, Wien
Impfung in der Gravidität

              H.Kollaritsch, Wien
COVID-Impfung und Gravidität
Schwangerschaft bedeutet im Falle einer COVID-Infektion ein deutlich erhöhtes
Risiko(2-5 fach) intensivpflichtig zu werden und das Risiko einer Frühgeburt
• Die Impfung (besonders auch 3.Stich!) wird daher ausdrücklich empfohlen, ist aber off label
• Bisherige Studien haben keinerlei Auffälligkeiten gezeigt
    • Impfzeitpunkt bevorzugt 3.Trimenon, aber auch 2.Trimenon uneingeschränkt möglich
    • Eine Impfung im ersten Trimenon sollte aus theoretischen Überlegungen vermieden werden, dürfte aber ebenfalls
      unbedenklich sein

                              Magnus et al, NEJM, 2021, Shimabukuro et al, NEJM, 2021, Kharbanda et al, JAMA, 2021, Zauche et al, 2021
UK geimpft/ungeimpft: Risiko Frühgeburt

                                         PHE vaccine surveillance report week 49
                   H.Kollaritsch, Wien
UK geimpft/ungeimpft: Risiko niedriges Geburtsgewicht

                                             PHE vaccine surveillance report week 49
                       H.Kollaritsch, Wien
UK geimpft/ungeimpft: Risiko Totgeburt

                                         PHE vaccine surveillance report week 49
                   H.Kollaritsch, Wien
Zusammenfassung
• COVID-Impfungen sind für Gravide unbedingt zu empfehlen, obwohl
  off label
• 2. u. 3. Trimenon als Impfzeitpunkt ideal
• Akzidentelle Impfung im 1.Trimenon gilt als unbedenklich
• Gravide sollten trotzdem NPI‘s (Masken, Abstand , social distancing)
  möglichst lückenlos einhalten, da Impfdurchbrüche variantenbedingt
  häufiger zu sehen sein werden
• Gesetzliche Regelungen zur Freistellung beachten.

                               H.Kollaritsch, Wien
Impfung bei Kindern

              H.Kollaritsch, Wien
Kinder und COVID
• Kinder haben im allgemeinen einen milderen Krankheitsverlauf bei
  COVID
   • Todesfälle sind extrem selten
   • MIS-C/PIMS sind aber mit einer Inzidenz von etwa 1:1.000 als
     schwerwiegende Komplikationen bekannt
   • Dimension von Langzeitfolgen ist noch nicht bekannt, dürfte aber substanziell
     sein.
• Letztlich sind Kinder wesentliche Träger des Infektionsgeschehens
  insgesamt und werden bei Fortdauer des epidemiologischen
  Geschehens in rd.6 Monaten auf natürlichem Weg durchseucht sein

                                    H.Kollaritsch, Wien
COVID bei Kindern von 0-17 in der EU

 “To guide evidence-based prevention of COVID-19 in children, we estimated risks
of severe outcomes in 820,404 symptomatic paediatric cases reported by 10 EU
Member States between August 2020 and October 2021. Case and hospitalisation
rates rose as overall transmission increased but severe outcomes were rare: 9,611
(1.2%) were hospitalised, 640 (0.08%) required intensive care and 84 (0.01%) died.
Despite increased individual risk (aOR; 95% CI for hospitalisation: 7.3; 3.3 - 16.2,
ICU: 8.7; 6.2 - 12.3) in cases with comorbidities such as cancer, diabetes, cardiac or
lung disease, most (83.7%) hospitalised children had no reported comorbidity.”

                                Bundle et al,
                                 https://doi.org/10.1101/2021.11.25.21266875 doi: medRxiv preprint

                                       H.Kollaritsch, Wien
NIG-Empfehlung v.22.11.2021
„Die Impfung gegen COVID-19 mit Comirnaty von BioNTech/Pfizer wird für alle Kinder und
Jugendlichen ab 5 Jahren allgemein empfohlen, insbesondere auch für Kinder und
Jugendliche mit Risikofaktoren sowie Kinder und Jugendliche mit engen Kontakten zu
Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19.“
• Die Nutzen-Risikoberechnung für Österreich ist eindeutig positiv
• 5-11 Jahre: Impfdosis 1/3 der Erwachsenendosis, eigene Formulierung und
  Abfüllung vorgesehen
• Ab 12: Erwachsenendosis
• Impfschema: ident mit Erwachsenen
• Körperliche Schonung für 3 Tage, Sportkarenz für 1 Woche
• Drittimpfung off label 6-9 Monate nach 2.Teilimpfung
• Kinder unter 5 Jahren: Impfung dzt. nicht empfohlen

                                      H.Kollaritsch, Wien
Impfungen bei Kindern, USA

               5-11a:
ca.24,3Mio, davon 4,4 Mio 1x geimpft
               12-17a:
 25,1 Mio, davon 15,5 Mio 1x geimpft

      Bis dato
     keinerlei
    Signale für
     auffällige
    Impfreak-
       tionen

                                       H.Kollaritsch, Wien
PEI Sicherheitsbericht bis
30.9.2021:
NW bei Kindern

Etwa 0,51 Verdachtsmeldungsn auf 1.000 Dosen
Corminaty und 0,85/1.000 für Spikevax
Dominant: lokale Schmerzen, Müdigkeit, Fieber
22,4 % der Nebenwirkungsmeldungen wurden
als „schwer“ eingestuft
Zum Meldezeitpunkt abgeklungen bzw.
verbessert oder unbekannt: 74,6%
5 Todesfälle, bei drei Pat. mit sehr schweren
Vorerkrankungen, eine weibliche 16-jährige
verstarb an Arrhythmie
AESI Myokarditis/Perikarditis: 98 Fälle gesamt;
bei männlichen Kindern und Jugendlichen ca.
1:13.000, bei weiblichen 1: 250.000

                                                  H.Kollaritsch, Wien
Genesene

           H.Kollaritsch, Wien
Genesene:
   wesentliche Feststellungen für die Einordnung
• Eine durchgemachte COVID-Infektion hinterlässt eine stark unterschiedliche
  Immunität (Kinder deutlich geringer!), meist aber ein gutes immunologisches
  Gedächtnis
• Eine durchgemachte COVID-Infektion wird als immunologisches Ereignis ähnlich
  einer Impfung gewertet und entsprechend in den Immunisierungsvorgang
  „eingebaut“
• Ein „Impfdurchbruch“ zählt als „Impfung“
   • Die Wertigkeit der COVID-Infektion als immunologisch eigenständig zur Immunisierung
     beitragendes Ereignis hängt auch vom Zeitpunkt und Abstand Infektion/Impfung ab
       • wenn die positive PCR-Testung in einem Abstand von 20 Tagen oder weniger vor oder nach einer
         Impfung aufgetreten ist, so wird dies gemeinsam mit der Impfung als nur ein „immunologisches Ereignis“
         betrachtet und die positive PCR-Testung hat keine Konsequenz auf das weitere Impfschema.
• Eine lange zurückliegende Infektion ist immunologisch deutlich weniger „wert“
  als eine rezente Infektion, da neue Virusvarianten aufgetreten sind
                                               H.Kollaritsch, Wien
Impfschema für Genesene
Immunologisches Ereignis                 Immunologisches                         Immunologisches                          Empfehlungen für weitere
                                         Ereignis                                Ereignis                                 Vorgehensweise

SARS-CoV-2-Infektion bestätigt 1. Impfung ab ca. 4 Wochen                        2. Impfung ≥6 Monate nach 1.             3. Impfung
             +
durch PCR innerhalb der                  nach PCR/Genesung                       Impfung (Abstand off-label)              6-9 Monate nach
letzten 12 Monate                        empfohlen                                                                        2. Impfung
                                                                                 2. Impfung zB. wegen
                                                                                 internationaler Reisetätigkeit
                                                                                 gem. Empfehlung nach 3-12
                                                                                 Wochen (impfstoff-abhängig)

1. Impfung                               Infektion im Intervall+                 2. Impfung ab 4 Wochen nach              3. Impfung
                                         zwischen 1. und 2. Impfung,             Genesung                                 6-9 Monate nach
                                         bestätigt mittels PCR                                                            2. Impfung

1. Impfung                               2. Impfung                              Infektion bestätigt mittels PCR+         3. Impfung kurz vor Ende von
                                                                                 (symptomatisch oder                      180 Tage nach Genesung
                                                                                 asymptomatisch)*                         bzw. 6-9 Monate nach
                                                                                                                          2. Impfung#
*)Bei Risikopersonen/chronisch kranken Personen kann eine Antikörpertestung frühestens 1 Monat nach Genesung durchgeführt werden

                                                                     H.Kollaritsch, Wien
Omikron
…das Virus gibt nicht auf!

                             H.Kollaritsch, Wien
H.Kollaritsch, Wien
Omikron: ein paar (einigermaßen gesicherte) Fakten

• 30 Aminosäureänderungen, 3 kleine Deletionen und eine kleine
  Insertion im Spike-Protein verglichen mit dem Originalvirus
• Meistmutierte Variante bisher
• Ursprünglich Erstauftreten im südl. Afrika angenommen, mittlerweile
  mehrfach frühere und anders lokalisierte Auftreten identifiziert
• Verdrängt in Südafrika die Deltavariante rasch
• Hohe Infektiosität vermutet
• Klinische Ausprägung im Vergleich mit Delta noch unklar.

                               H.Kollaritsch, Wien
Omikron im Vergleich

                                         Karim& Karim, Lancet, 2021
                   H.Kollaritsch, Wien
COVID-Varianten im Vergleich

                                           Entspricht in
                                             etwa der
                                         Infektiosität von
                                          Feuchtblattern

                                                                 Biologische
                                                             Eigenschaften von
                                                             Omikron noch nicht
                                                                  definiert:
                                                             Ro; Klinik-Spezifika

                   H.Kollaritsch, Wien
Omikron: ein paar (einigermaßen gesicherte) Fakten
Reduktion der Neutralisationskapazität durch Impfantikörper in vitro:
• Liegt in einer Größenordnung zwischen 20 und 40 fach bei BNT/Pfizer
  Geimpften
• Sie ist geringer bei geimpften Genesenen

                                    Cele et al, medRxiv; Wilhelm et al, medRxiv; Sheward et al, Karolinska
                              H.Kollaritsch, Wien
Omikron: ein paar (einigermaßen gesicherte) Fakten:
     erste Daten aus UK für 581 Omikron Fälle

                     H.Kollaritsch, Wien    Andrews et al, Lancet preprint
Omikron: ein paar (einigermaßen gesicherte) Fakten
Erste Charakteristika von Durchbruchsinfektionen bei Geimpften:
• 7 Deutsche; 25-39 a; alle dreifach geimpft (hpts. Pfizer)
• erkrankten zwischen 30.11. und 2.12. in der Kapprovinz/Südafrika
• Isoliert, tägliche Dokumentation des Verlaufs
Verläufe
• In allen Fällen ohne Komplikationen mit Symptomen einer Infektion des
  oberen Respirationstraktes (Husten, Schnupfen, Halsschmerzen),
   • 1 Pat mit Fieber
   • 1 Pat. mit eintägigem Geschmacksverlust
• Nach 7 Tagen in allen Fällen deutliche Besserung
• Subjektive Einstufung als milde bis moderate Erkrankung

                                                            Kuhlmann et al, manuscript
                                     H.Kollaritsch, Wien
Omikron: ein paar Spekulationen
Ausbreitung:
• bremsbar durch Beibehaltung der NPI‘s wie derzeit? Oder strenger?
Klinische Verläufe:
• bei Geimpften (vorzugsweise dreifach) harmlos(er)?
   • Derzeit nur Daten von jungen Pat. mit Durchbruchsinfektionen, daher CAVE!
• Antikörperpräparate und Virustatika wirksam zur Reduktion der
  Krankheitslast?
Impfung:
• Rasche Aufimmunisierung mit dritter Impfung dämpfend auf
  Krankheitsgeschehen?
• mRNA Impfstoffe relativ leicht adaptierbar, Ende 1. Quartal 2022 verfügbar
  – rechtzeitig?

                                      H.Kollaritsch, Wien
Können wir kollektive Immunität erreichen?

• Bereits mit Dominanz der DELTA-Variante (R0 ungefähr 6-8)ist das
  Erreichen kollektiver Immunität unmöglich geworden
   • Es müsste eine 88-90% Durchimpfung der gesamten Bevölkerung gegeben
     sein und
   • Die Wirksamkeit des Impfstoffes müsste dabei nahe 100% liegen und
   • Der Impfstoff müsste die Übertragung sicher verhindern
• COVID-Impfstoffe erreichen diese Werte bei weitem nicht
• Daher ist die Zielvorgabe der Individualschutz
• Neue Varianten wie Omikron können auch diese Vorgabe in Frage
  stellen
                                 H.Kollaritsch, Wien
WIR WERDEN MIT
SARS-CoV-2 LEBEN
LERNEN MÜSSEN!
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