CRUCIAL ELECTIONS II Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 - von Marie Christine Gulden, Mathias Purr
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CRUCIAL ELECTIONS II Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 von Marie‐Christine Gulden, Mathias Purr und Carina Sackewitz Seminar: Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik – Prof. Dr. Jürgen W. Falter – 13. Juli 2010
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Gliederung der Präsentation (1) Bedeutung der beiden Präsidentschaftswahlen Mathias (2) Biographie Paul von Hindenburgs Mathias (3) Präsidentschaftswahl 1925 Carina (4) Präsidentschaftswahl 1932 Marie (5) Rolle Paul von Hindenburgs bei den Mathias Präsidentschaftswahlen
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Bedeutung der beiden Wahlen ‐ Wahl von Hindenburgs zum Reichskanzler ‐ totaler Umschwung der Wählerkoalitionen zwischen 1925 und 1932 ‐ Rolle von Hindenburgs im Prozess der Entparlamentarisierung der Weimarer Republik ‐ Entlassung von Brüning ‐ Ernennung von Hitler zum Reichskanzler ohne die Wahl von Hindenburgs wäre wohl die Katastrophe des dritten Reiches nicht passiert oder zumindest verzögert worden
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Biographie Paul von Hindenburgs I ‐ 2.10.1847: geboren als Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg in Posen, Ostpreußen ‐ 1859‐1866: Kadettenschule ‐ 1866/1870: Schlachten von Königgrätz und Sedan ‐ 1870‐1911: Militärlaufbahn ‐ 1911: Verabschiedung in den Ruhestand als Kommandierender General ‐ 1914: Reaktivierung von Hindenburgs
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Biographie Paul von Hindenburgs II ‐ 1914: Schlachten bei Tannenberg und an den Masurischen Seen ‐ Ernennung zum Generalfeldmarschall ‐ Entstehung des Mythos „Sieger von Tannenberg“ ‐ 1916: Übernahme der Obersten Heeresleitung zusammen mit General Ludendorff ‐ 1919: Rückzug in den Ruhestand
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Biographie Paul von Hindenburgs III ‐ 1925: Wahl zum Reichspräsidenten ‐ Eid auf die Weimarer Verfassung, trotz seines Bekenntnisses zur Monarchie ‐ 1932: Wiederwahl ‐ 30.5.1932: Entlassung Brünings und Ernennung von Papens zum Reichskanzler ‐ 30.1.1933: Ernennung Hitlers zum Reichs‐ kanzler ‐ 28.2.1933: Unterzeichnung der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ ‐ 2.8.1934: von Hindenburg stirbt im Alter von 86 Jahren
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Reichspräsidentenwahl von 1925
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 I ‐ kein festgelegtes Muster für die Kandidatenkür ‐ Volkswahl des Reichspräsidenten war Neuland ‐ Organ für die Kandidatenkür: der Loebell‐Ausschuss ‐ benannt nach dem ehemaligen preußischen Innenminister Friedrich Wilhelm von Loebell
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 II ‐ von Loebell wollte eine Einheitsfront aller sog. bürgerlichen Parteien bilden, die sich gegen die Sozialdemokratie richten sollte ‐ dazu sollte ein „Einheitskandidat“ der bürgerlichen Parteien gegen den sozial‐demokratischen Kandidat antreten ‐ Loebell lud am 12. Februar 1925 alle Vertreter des gesamten politischen Spektrums rechts von der SPD ein – ausgenommen die rechtsextremen Deutschvölkischen
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 III ‐ Beschluss des „Kurfürstenkollegium“ : ‐ Vertreter der bürgerlichen Parteien (auch hier mit Ausnahme der nicht geladenen DDP), Repräsentanten des Reichslandbundes, des Bankenwesens, der Großindustrie und der paramilitärischen Väterlichen Verbände ‐ Am 12. März hatte man einen Mann gefunden, der das Anforderungsprofil erfüllte und somit einem Einheitskandidaten genügen könnte: Reichswehrminister Otto Geßler
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 IV ‐ Parteiführer Gustav Stresemann setzte den Kandidaten Jarres durch ‐ Anzahl der Kandidaten zur Reichspräsidentenwahl stieg auf sieben an ‐ Im zweiten Wahlgang wurden auch neue Kandidaten zugelassen ‐ jetzt trat auch Hindenburg ins Spiel ein
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Ergebnisse der Präsidentenwahlen 1925a 1925b 1932a 1932b Jarres 38.8 Held 3.7 Ludendorff 1.1 Braun 29.0 Marx 14.5 45.3 Hellpach 5.8 Thälmann 7.0 6.4 13.2 10.2 Hindenburg 48.3 49.5 53.0 Duesterberg 6.8 Hitler 30.1 36.8 Winter 0.3 Other 0.1 0.0 0.0 0.0 Turnout 68.9 77.6 86.2 83.5
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 V ‐ Karl Jarres schlug sich mehr als achtbar im ersten Wahlgang und lag mit knapp 39 Prozent der abgegebenen Stimmen fast 10 Prozent vor dem Zweitplatzierten, dem Bewerber der Sozialdemokraten Otto Braun
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 VI ‐ Zentrum, SPD und DDP einigten sich Anfang April 1925 darauf, den Zentrumsvorsitzenden Wilhelm Marx, der bereits im ersten Wahlgang angetreten war, auch im zweiten Wahlgang aufzustellen ‐ politisches Tauschgeschäft: die Zentrumsfraktion wählte den sozialdemokratischen Bewerber Otto Braun im preußischen Landtag zum preußischen Ministerpräsident, dafür, dass die SPD den Kandidaten Marx unterstützte
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 VI ‐ Nach dem 29. März 1925 trat Paul von Hindenburg als Kandidat für den „Reichsblock“ an ‐ Das Ergebnis der zweiten Runde am 26. April 1925 war eindeutig ‐ Unterschied von drei Prozentpunkten der abgegebenen Stimmen: ‐ 48,3 % zu 45,3 % ‐ Der kommunistische Kandidat Thälmann erhielt 6,4 Prozent.
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Präsidentenwahl von 1925 VII ‐ Marx schaffte es, das sozialdemokratische und zentrumsnahe katholische Milieu sowie einen Großteil der linksliberalen Wähler hinter sich bringen ‐ Hindenburg schaffte es, Milieugrenzen zu überwinden und Stimmen von allen Seiten zu erhalten
Die Reichspräsidentenwahl von 1932 ODER „Schlagt Hitler – wählt Hindenburg“
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 „Schlagt Hitler!“ (SPD, 27.2.1932) „Das deutsche Volk steht am 13. März vor der Frage, ob Hindenburg bleiben oder ob er durch Hitler ersetzt werden soll. […] Weil er unparteiisch war und es bleiben will, weil er für einen Staatsstreich nicht zu haben ist, darum wollen sie ihn jetzt beseitigen. Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Chaos und Panik in Deutschland und ganz Europa, äußerste Verschärfung der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosennot, höchste Gefahr blutiger Auseinandersetzungen im eigenen Volke und mit dem Ausland. Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Sieg des reaktionärsten Teils der Bourgeoisie über die fortgeschrittenen Teile des Bürgertums und über die Arbeiterklasse, Vernichtung aller staatsbürgerlichen Freiheiten, der Presse, der politischen, gewerkschaftlichen und Kulturorganisationen, verschärfte Ausbeutung und Lohnsklaverei. […] Setzt alle Kräfte ein, damit der entscheidende Schlag schon im ersten Wahlgang fällt! Befreit mit diesem einen Schlag das deutsche Volk von der faschistischen Bedrohung! Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!“
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Kandidaten ‐ 1925 ‐ Kandidat von SPD, DDP, Zentrum: Wilhelm Marx ‐ Kandidat des Reichsblock: Paul von Hindenburg (2. WG.) ‐ 1932 Partei/Vereinigung Kandidat SPD (Teil der „Eisernen Paul von Hindenburg Front“), DDP, Zentrum, BVP NSDAP Adolf Hitler KPD Ernst Thälmann DNVP, Stahlhelm Theodor Duesterberg (1.Wahlgang) Inflationsgeschädigte Gustav Winter (1. Wahlgang)
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Motivation für totalen Kurswechsel von SPD, DDP und Zentrum ‐ Alternativenknappheit ‐ ex negativo: „Schlagt Hitler“ ‐ Systemverteidigung vs. Systemgefährdung (nicht aber: Ausgestaltung des Systems)
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 „Schlagt Hitler!“ (27.2.1932) „Das deutsche Volk steht am 13. März vor der Frage, ob Hindenburg bleiben oder ob er durch Hitler ersetzt werden soll. […] Weil er unparteiisch war und es bleiben will, weil er für einen Staatsstreich nicht zu haben ist, darum wollen sie ihn jetzt beseitigen. Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Chaos und Panik in Deutschland und ganz Europa, äußerste Verschärfung der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosennot, höchste Gefahr blutiger Auseinandersetzungen im eigenen Volke und mit dem Ausland. Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Sieg des reaktionärsten Teils der Bourgeoisie über die fortgeschrittenen Teile des Bürgertums und über die Arbeiterklasse, Vernichtung aller staatsbürgerlichen Freiheiten, der Presse, der politischen, gewerkschaftlichen und Kulturorganisationen, verschärfte Ausbeutung und Lohnsklaverei. […] Setzt alle Kräfte ein, damit der entscheidende Schlag schon im ersten Wahlgang fällt! Befreit mit diesem einen Schlag das deutsche Volk von der faschistischen Bedrohung! Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!“
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Historisch‐politischer Kontext I (1925‐1932) historisch politisch 1925 Räumung des Ruhrgebietes Vertrag von Locarno 1926 Kanzler Marx (Zentrum) 1928 Briand‐Kellog‐Pakt Kanzler Müller (SPD) 1929 Beginn der Weltwirtschaftskrise 1930 Kanzler Brüning (Zentrum) Annahme des Youngplans
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Historisch‐politischer Kontext II (1925‐1932) Reichstagswahl 1930 – Regierung und Parlamentszusammensetzung WB KPD USPD SPD DDP Z BVP DVP DNVP NSDAP X 20.5.1928 75,6 10,6 0,1 29,8 4,9 12,1 3,1 8,7 14,2 2,6 13,9 14.9.1930 82,0 13,1 0,0 24,5 3,8 11,8 3,0 4,7 7,0 18,3 13,8 Kabinett Brüning I, 30.3.1930 – 9.10.1931: ‐Z, DNVP, VK, DVP, DDP, BVP, Wirtschaftspartei, parteilos Kabinett Brüning II, 9.10.1931 – 30.5.1932: ‐Z, DDP, VK, Landvolk, parteilos
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Historisch‐politischer Kontext III (1925‐1932) Landtagswahlen (Tendenzen) Anhalt Anhalt Bayern Bayern Hamburg HH Preußen Preußen 1928 1932 1928 1932 1931 1932 1928 1932 Wahl‐ 88,1 89,9 74,1 79,0 83,8 81,6 76,4 82,1 beteilig. KPD 7,6 9,3 3,8 6,6 21,9 16,0 11,9 12,8 SPD 42,2 34,3 24,2 15,4 27,8 30,2 29,0 21,2 DDP 4,2 1,5 ‐ ‐ 8,7 11,2 4,5 1,5 Z/BVP 1,1 1,2 31,6 32,6 1,4 1,3 14,5 15,3 DVP 15,5 3,7 ‐ ‐ 4,8 3,2 8,5 1,5 DNVP 6,7 5,9 ‐ ‐ 5,6 4,3 17,4 6,9 NSDAP 2,1 40,9 6,1 32,5 26,2 31,2 1,8 36,3
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Ergebnisse der Präsidentenwahlen 1925a 1925b 1932a 1932b Jarres 38.8 Held 3.7 Ludendorff 1.1 Braun 29.0 Marx 14.5 45.3 Hellpach 5.8 Thälmann 7.0 6.4 13.2 10.2 Hindenburg 48.3 49.5 53.0 Duesterberg 6.8 Hitler 30.1 36.8 Winter 0.3 Other 0.1 0.0 0.0 0.0 Turnout 68.9 77.6 86.2 83.5
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Wer wählte was? Fokus: Hindenburg und Hitler 1. „Where did the Hindenburg voters go after 1925?“ oder „Wer wählte Hindenburg und wer Hitler?“ 2. Wer wählte Hitler im 2. Wahlgang? Untersuchung der postulierten Thälmann‐Hitler‐ Wählerwanderung („proximity of extremes“)
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Wählerwanderung von 1925 1932 ‐ Chart 1: Hindenburgs Hochburgen 1925 = Diasporagebiete 1932 und vice versa ‐ Chart 2: Hindenburgs Hochburgen 1925 = Hitlers Hochburgen 1932 (gleiches gilt für die Diasporagebiete beider) ‐ sehr hohe Korrelationswerte auch zwischen NSDAP‐ Wählern 1932 und Hindenburg‐Wählern 1925 (vgl. Table 2)
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Wählerwanderung von 1925 1932 Sozialer Typus der Wähler I ‐Table 7 (S. 236): Prototyp der Region der Prototyp der Region der Wähler Nicht‐Wähler Hindenburg protestantisch, ländlich, katholisch, städtisch, 1925 überdurchschnittliche industriell, unterdurch‐ Beschäftigung schnittliche Beschäftigung Hindenburg katholisch, selbstständig ‐ 1932 Hitler 1932 protestantisch, ländlich, katholisch, städtisch, überdurchschnittliche industriell, unterdurch‐ Beschäftigung schnittliche Beschäftigung
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Wählerwanderung von 1925 1932 Sozialer Typus der Wähler II Table 8: Kontrastgruppenvergleich ‐ 831 „Kreiseinheiten“ 18 Untergruppen ‐ Kategorien: ‐ Konfession (+ Wahlaufteilung) ‐ Urbanisierung (+ Wahlaufteilung) ‐ dominierender ökonomischer Sektor Ergebnisse ‐ Hindenburg‐Wähler 1932 entspricht stärker Marx‐ als Hindenburg‐Wähler 1925 ‐ Hitler‐Wähler 1932 entspricht sehr stark Hindenburg‐Wähler 1925
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Wählerwanderung von 1932a 1932b „Wer gab Hitler 2 Mio. Stimmen im 2. WG?“ I ‐ Empirie: fast 100‐prozentige Unabhängigkeit von Thälmann‐ Verlust und Hitler‐Zugewinn ‐ in Hitlers Hochburgen verlor Thälmann nur wenig (2,6 Prozentpunkte) ‐ modifizierte Analyse mit Blick auf Entwicklung der anderen Kandidaten: leichte Veränderung ‐ Hitlers Zuwachs höher, wo Thälmann im 1. WG überdurchschnittlich war
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Wählerwanderung von 1932a 1932b „Wer gab Hitler 2 Mio. Stimmen im 2. WG?“ II Table 9B: ‐ 13 Prozent der Thälmannwähler aus 1. WG = Hitlerwähler im 2. WG (entspricht 30 Prozent der 2 Mio. Hitler‐Wähler) ‐ Rest der abgewanderten Thälmann‐Wähler: verweigerte Stimmabgabe ‐ der größte Teil der Hitler‐Neuwähler (2.WG) sind Düsterberg‐ Wähler aus dem 1. WG Wählerfluktuation komplizierter als angenommen
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Crucial Election? ‐ totale Umkehr der Wählerkoalitionen von 1925 und 1932 ‐ Wiederwahl Hindenburgs ist historisch gesehen hochsignifikant Entparlamentarisierung Ernennung Hitlers zum Kanzler
Die Rolle Paul von Hindenburgs bei den Reichspräsidentschaftswahlen
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Die Rolle Paul von Hindenburgs 2 Aspekte: ‐ Motive/Hintergründe für die Kandidatur von Hindenburgs bei den Präsidentschaftswahlen? ‐ Verhältnis Hindenburg zu seinen Beratern: ‐ autarker, zurechnungsfähiger Herrscher? ‐ dementer, von Kamarilla geführter Greis?
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Kandidatenkür 1925 I ‐ bereits 1920 Absprachen zwischen DNVP und DVP zugunsten einer Kandidatur Hindenburgs ‐ zeigt prinzipielles Interesse Hindenburgs an der Präsidentschaft ‐ Hindenburg hatte bereits vor dem ersten Wahlgang Bereitschaft signalisiert ‐ unter ganz bestimmten Umständen würde er die Kandidatur nicht ausschlagen ‐ wollte gefragt werden ‐ wollte Entscheidungshoheit behalten
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Kandidatenkür 1925 II ‐ Kandidaten‐Findungskommission für bürgerlichen Block ‐ Nominierung von Karl Jarres, der aber im ersten Wahlgang nicht die absolute Mehrheit erreichen konnte ‐ führte zum Ausscheiden von Zentrum und BVP ‐ keine Berücksichtigung Hindenburgs ‐ Bedenken einzelner Mitglieder, wurde in petto gehalten für den zweiten Wahlgang ‐ Kandidatur Hindenburgs erst im zweiten Wahlgang! ‐ Stresemann als unfreiwilliger Geburtshelfer der Reichspräsidentschaft Hindenburgs ‐ zweiter Wahlgang wäre obsolet geworden bei Nominierung von Otto Geßler ‐ fehlende Mehrheit Karl Jarres‘ für den zweiten Wahlgang aufgrund der Ergebnisse des ersten Wahlgangs Antragen der Kandidatur an Hindenburg
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Gründe für von Hindenburgs Kandidatur I ‐ Pro ‐ wollte weiterhin politisch wirken ‐ wollte nicht auf eine politisch folgenlose Symbolfigur reduziert werden ‐ könnte als Präsident bereits mehrfach propagierte „nationale Wiedergeburt“ vorantreiben ‐ Eitelkeit: Mythos könnte noch gesteigert werden ‐ Spektrum seiner Unterstützer sprengte die herkömmlichen Milieugrenzen ‐ Contra ‐ Eitelkeit: Mythos „Sieger von Tannenberg“ könnte beschädigt werden
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Gründe für von Hindenburgs Kandidatur II ‐ Schlussfolgerungen ‐ von Hindenburg hatte nicht zielgerichtet auf die Präsidentschaft hingearbeitet ‐ sie war ihm aber auch nicht wider seine innere Überzeugung aufgedrängt worden ‐ Annahme der Kandidatur, weil nach seiner Einschätzung die Erfüllung der unvollendeten Mission der nationalen Einigung von ihm abhing
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Von Hindenburg und seine Berater I ‐ bisheriger Forschungsstand: ‐ von Hindenburg als greiser, dementer Präsident, der nicht Herr der Lage war und dem, insbesondere zum Schluss seiner Präsidentschaft, seine Entscheidungen von einer Kamarilla aufgedrängt wurden ‐ Gegenthese (Wolfram Pyta): ‐ „Insofern verkennen alle, die behaupten, Hindenburg sei gegen Ende seiner Reichspräsidentschaft von einer Kamarilla beherrscht worden, die ihm seine Entscheidung gewissermaßen diktiert habe, Hindenburgs Herrschernatur“ (Pyta 2007: 471).
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Von Hindenburg und seine Berater II ‐ Belege für Pytas These in Bezug auf die Wahlen von 1925: ‐ Hindenburg hatte zwar erheblichen Beratungsbedarf, bildete sich aber stets ein eigenes Urteil ‐ eigenes Abwägen von Chancen und Risiken ‐ Einholung zusätzlicher Informationen ‐ Ernennung Clemens Graf Wedels zu seinem politischen Bevollmächtigten ‐ Verärgerung, wenn er seine Autonomie dadurch in Gefahr sah, dass ihm eine Entscheidung aufgedrängt wurde
CRUCIAL ELECTIONS II: Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 Von Hindenburg und seine Berater III Beurteilung: ‐ Pytas These mag stimmen, allerdings sind die Belege im Text nicht besonders stichhaltig ‐ These der Zurechnungsfähigkeit gilt nicht nur für die Wahlen, sondern auch für die Entscheidungen bezüglich der Kanzlerschaften ‐ insbesondere die Ernennung Adolf Hitlers
Danke für eure Aufmerksamkeit!
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