CRUCIAL ELECTIONS II Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 - von Marie Christine Gulden, Mathias Purr

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CRUCIAL ELECTIONS II Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 - von Marie Christine Gulden, Mathias Purr
CRUCIAL ELECTIONS II
              Die beiden Präsidentschaftswahlen von
                          1925 und 1932

                  von Marie‐Christine Gulden, Mathias Purr
                           und Carina Sackewitz

Seminar: Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik – Prof. Dr. Jürgen W. Falter – 13. Juli 2010
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                    Gliederung der Präsentation

(1)   Bedeutung der beiden Präsidentschaftswahlen     Mathias
(2)   Biographie Paul von Hindenburgs                 Mathias
(3)   Präsidentschaftswahl 1925                       Carina
(4)   Präsidentschaftswahl 1932                       Marie
(5)   Rolle Paul von Hindenburgs bei den              Mathias
      Präsidentschaftswahlen
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

               Die Bedeutung der beiden Wahlen
‐ Wahl von Hindenburgs zum Reichskanzler
‐ totaler Umschwung der Wählerkoalitionen zwischen 1925
  und 1932
‐ Rolle von Hindenburgs im Prozess der Entparlamentarisierung
  der Weimarer Republik
     ‐ Entlassung von Brüning
     ‐ Ernennung von Hitler zum Reichskanzler
 ohne die Wahl von Hindenburgs wäre wohl die Katastrophe
 des dritten Reiches nicht passiert oder zumindest verzögert
 worden
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

               Biographie Paul von Hindenburgs I

‐ 2.10.1847: geboren als Paul Ludwig
  Hans Anton von Beneckendorff und
  von Hindenburg in Posen, Ostpreußen
‐ 1859‐1866: Kadettenschule
‐ 1866/1870: Schlachten von Königgrätz
  und Sedan
‐ 1870‐1911: Militärlaufbahn
‐ 1911: Verabschiedung in den Ruhestand als
  Kommandierender General
‐ 1914: Reaktivierung von Hindenburgs
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

               Biographie Paul von Hindenburgs II

‐ 1914: Schlachten bei Tannenberg und
  an den Masurischen Seen
     ‐ Ernennung zum Generalfeldmarschall
     ‐ Entstehung des Mythos
       „Sieger von Tannenberg“
‐ 1916: Übernahme der Obersten
  Heeresleitung zusammen mit
  General Ludendorff
‐ 1919: Rückzug in den Ruhestand
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

              Biographie Paul von Hindenburgs III
‐ 1925: Wahl zum Reichspräsidenten
     ‐ Eid auf die Weimarer Verfassung, trotz seines
       Bekenntnisses zur Monarchie
‐ 1932: Wiederwahl
‐ 30.5.1932: Entlassung Brünings und
  Ernennung von Papens zum Reichskanzler
‐ 30.1.1933: Ernennung Hitlers zum Reichs‐
  kanzler
‐ 28.2.1933: Unterzeichnung der „Verordnung zum Schutz von
  Volk und Staat“
‐ 2.8.1934: von Hindenburg stirbt im Alter
  von 86 Jahren
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

  Die Reichspräsidentenwahl
           von 1925
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                 Die Präsidentenwahl von 1925 I

‐ kein festgelegtes Muster für die Kandidatenkür

‐ Volkswahl des Reichspräsidenten war Neuland

‐ Organ für die Kandidatenkür: der Loebell‐Ausschuss
     ‐ benannt nach dem ehemaligen preußischen Innenminister Friedrich
       Wilhelm von Loebell
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                 Die Präsidentenwahl von 1925 II
‐ von Loebell wollte eine Einheitsfront aller sog. bürgerlichen
  Parteien bilden, die sich gegen die Sozialdemokratie richten
  sollte
     ‐ dazu sollte ein „Einheitskandidat“ der bürgerlichen Parteien gegen
       den sozial‐demokratischen Kandidat antreten

‐ Loebell lud am 12. Februar 1925 alle Vertreter des gesamten
  politischen Spektrums rechts von der SPD ein –
  ausgenommen die rechtsextremen Deutschvölkischen
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                Die Präsidentenwahl von 1925 III

‐ Beschluss des „Kurfürstenkollegium“ :
     ‐ Vertreter der bürgerlichen Parteien (auch hier mit Ausnahme der
       nicht geladenen DDP), Repräsentanten des Reichslandbundes, des
       Bankenwesens, der Großindustrie und der paramilitärischen
       Väterlichen Verbände

‐ Am 12. März hatte man einen Mann gefunden, der das
  Anforderungsprofil erfüllte und somit einem
  Einheitskandidaten genügen könnte: Reichswehrminister Otto
  Geßler
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                Die Präsidentenwahl von 1925 IV

‐ Parteiführer Gustav Stresemann setzte den Kandidaten Jarres
  durch

‐ Anzahl der Kandidaten zur Reichspräsidentenwahl stieg auf
  sieben an

‐ Im zweiten Wahlgang wurden auch neue Kandidaten
  zugelassen
     ‐ jetzt trat auch Hindenburg ins Spiel ein
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

               Ergebnisse der Präsidentenwahlen
                           1925a       1925b          1932a   1932b
Jarres                     38.8
Held                       3.7
Ludendorff                 1.1
Braun                      29.0
Marx                       14.5        45.3
Hellpach                   5.8
Thälmann                   7.0         6.4            13.2    10.2
Hindenburg                             48.3           49.5    53.0
Duesterberg                                           6.8
Hitler                                                30.1    36.8
Winter                                                0.3
Other                      0.1          0.0           0.0     0.0
Turnout                    68.9        77.6           86.2    83.5
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                 Die Präsidentenwahl von 1925 V

‐ Karl Jarres schlug sich mehr als achtbar im ersten Wahlgang
  und lag mit knapp 39 Prozent der abgegebenen Stimmen fast
  10 Prozent vor dem Zweitplatzierten, dem Bewerber der
  Sozialdemokraten Otto Braun
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                Die Präsidentenwahl von 1925 VI

‐ Zentrum, SPD und DDP einigten sich Anfang April 1925
  darauf, den Zentrumsvorsitzenden Wilhelm Marx, der bereits
  im ersten Wahlgang angetreten war, auch im zweiten
  Wahlgang aufzustellen

‐ politisches Tauschgeschäft: die Zentrumsfraktion wählte den
  sozialdemokratischen Bewerber Otto Braun im preußischen
  Landtag zum preußischen Ministerpräsident, dafür, dass die
  SPD den Kandidaten Marx unterstützte
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                Die Präsidentenwahl von 1925 VI

‐ Nach dem 29. März 1925 trat Paul von Hindenburg als
  Kandidat für den „Reichsblock“ an

‐ Das Ergebnis der zweiten Runde am 26. April 1925 war
  eindeutig
     ‐ Unterschied von drei Prozentpunkten der abgegebenen Stimmen:
     ‐ 48,3 % zu 45,3 %

‐ Der kommunistische Kandidat Thälmann erhielt 6,4 Prozent.
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                Die Präsidentenwahl von 1925 VII

‐ Marx schaffte es, das sozialdemokratische und zentrumsnahe
  katholische Milieu sowie einen Großteil der linksliberalen
  Wähler hinter sich bringen

‐ Hindenburg schaffte es, Milieugrenzen zu überwinden und
  Stimmen von allen Seiten zu erhalten
Die Reichspräsidentenwahl
         von 1932
                 ODER

   „Schlagt Hitler – wählt Hindenburg“
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                „Schlagt Hitler!“ (SPD, 27.2.1932)
   „Das deutsche Volk steht am 13. März vor der Frage, ob
   Hindenburg bleiben oder ob er durch Hitler ersetzt werden soll. […]
   Weil er unparteiisch war und es bleiben will, weil er für einen
   Staatsstreich nicht zu haben ist, darum wollen sie ihn jetzt
   beseitigen. Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Chaos und Panik
   in Deutschland und ganz Europa, äußerste Verschärfung der
   Wirtschaftskrise und der Arbeitslosennot, höchste Gefahr blutiger
   Auseinandersetzungen im eigenen Volke und mit dem Ausland.
   Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Sieg des reaktionärsten Teils
   der Bourgeoisie über die fortgeschrittenen Teile des Bürgertums
   und über die Arbeiterklasse, Vernichtung aller staatsbürgerlichen
   Freiheiten, der Presse, der politischen, gewerkschaftlichen und
   Kulturorganisationen, verschärfte Ausbeutung und Lohnsklaverei.
   […] Setzt alle Kräfte ein, damit der entscheidende Schlag schon im
   ersten Wahlgang fällt! Befreit mit diesem einen Schlag das
   deutsche Volk von der faschistischen Bedrohung! Schlagt Hitler!
   Darum wählt Hindenburg!“
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                               Die Kandidaten
‐ 1925
     ‐ Kandidat von SPD, DDP, Zentrum: Wilhelm Marx
     ‐ Kandidat des Reichsblock: Paul von Hindenburg (2. WG.)
‐ 1932       Partei/Vereinigung           Kandidat
             SPD (Teil der „Eisernen      Paul von Hindenburg
             Front“), DDP, Zentrum, BVP
             NSDAP                        Adolf Hitler

             KPD                          Ernst Thälmann

             DNVP, Stahlhelm              Theodor Duesterberg
                                          (1.Wahlgang)
             Inflationsgeschädigte        Gustav Winter
                                          (1. Wahlgang)
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Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                  Motivation für totalen
           Kurswechsel von SPD, DDP und Zentrum

‐ Alternativenknappheit
‐ ex negativo: „Schlagt Hitler“
‐ Systemverteidigung vs. Systemgefährdung
  (nicht aber: Ausgestaltung des Systems)
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                    „Schlagt Hitler!“ (27.2.1932)
   „Das deutsche Volk steht am 13. März vor der Frage, ob Hindenburg
   bleiben oder ob er durch Hitler ersetzt werden soll. […] Weil er
   unparteiisch war und es bleiben will, weil er für einen Staatsstreich
   nicht zu haben ist, darum wollen sie ihn jetzt beseitigen. Hitler statt
   Hindenburg, das bedeutet: Chaos und Panik in Deutschland und ganz
   Europa, äußerste Verschärfung der Wirtschaftskrise und der
   Arbeitslosennot, höchste Gefahr blutiger Auseinandersetzungen im
   eigenen Volke und mit dem Ausland. Hitler statt Hindenburg, das
   bedeutet: Sieg des reaktionärsten Teils der Bourgeoisie über die
   fortgeschrittenen Teile des Bürgertums und über die Arbeiterklasse,
   Vernichtung aller staatsbürgerlichen Freiheiten, der Presse, der
   politischen, gewerkschaftlichen und Kulturorganisationen, verschärfte
   Ausbeutung und Lohnsklaverei. […] Setzt alle Kräfte ein, damit der
   entscheidende Schlag schon im ersten Wahlgang fällt! Befreit mit
   diesem einen Schlag das deutsche Volk von der faschistischen
   Bedrohung! Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!“
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

         Historisch‐politischer Kontext I (1925‐1932)
              historisch                          politisch

1925          Räumung des Ruhrgebietes

              Vertrag von Locarno
1926                                              Kanzler Marx (Zentrum)
1928          Briand‐Kellog‐Pakt                  Kanzler Müller (SPD)

1929          Beginn der Weltwirtschaftskrise
1930                                              Kanzler Brüning (Zentrum)
              Annahme des Youngplans
CRUCIAL ELECTIONS II:
 Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

            Historisch‐politischer Kontext II (1925‐1932)
                   Reichstagswahl 1930 – Regierung und
                        Parlamentszusammensetzung
            WB     KPD USPD     SPD    DDP    Z     BVP   DVP   DNVP NSDAP     X
20.5.1928   75,6   10,6   0,1   29,8   4,9   12,1   3,1   8,7   14,2   2,6    13,9

14.9.1930   82,0   13,1   0,0   24,5   3,8   11,8   3,0   4,7   7,0    18,3   13,8

Kabinett Brüning I, 30.3.1930 – 9.10.1931:
    ‐Z, DNVP, VK, DVP, DDP, BVP, Wirtschaftspartei, parteilos

Kabinett Brüning II, 9.10.1931 – 30.5.1932:
    ‐Z, DDP, VK, Landvolk, parteilos
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

            Historisch‐politischer Kontext III (1925‐1932)
                        Landtagswahlen (Tendenzen)
             Anhalt   Anhalt   Bayern   Bayern   Hamburg    HH    Preußen   Preußen
              1928     1932     1928     1932      1931    1932     1928      1932

Wahl‐         88,1    89,9     74,1     79,0      83,8     81,6    76,4      82,1
beteilig.
KPD           7,6      9,3      3,8      6,6      21,9     16,0    11,9      12,8
SPD           42,2    34,3     24,2     15,4      27,8     30,2    29,0      21,2
DDP           4,2      1,5       ‐        ‐        8,7     11,2     4,5       1,5
Z/BVP         1,1      1,2     31,6     32,6       1,4     1,3     14,5      15,3
DVP           15,5     3,7       ‐        ‐        4,8     3,2      8,5       1,5
DNVP          6,7      5,9       ‐        ‐        5,6     4,3     17,4       6,9
NSDAP         2,1     40,9      6,1     32,5      26,2     31,2     1,8      36,3
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

               Ergebnisse der Präsidentenwahlen
                           1925a       1925b          1932a   1932b
Jarres                     38.8
Held                       3.7
Ludendorff                 1.1
Braun                      29.0
Marx                       14.5        45.3
Hellpach                   5.8
Thälmann                   7.0         6.4            13.2    10.2
Hindenburg                             48.3           49.5    53.0
Duesterberg                                           6.8
Hitler                                                30.1    36.8
Winter                                                0.3
Other                      0.1          0.0           0.0     0.0
Turnout                    68.9        77.6           86.2    83.5
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                            Wer wählte was?
                      Fokus: Hindenburg und Hitler

1.    „Where did the Hindenburg voters go after 1925?“ oder
      „Wer wählte Hindenburg und wer Hitler?“

2.     Wer wählte Hitler im 2. Wahlgang?
           Untersuchung der postulierten Thälmann‐Hitler‐
          Wählerwanderung („proximity of extremes“)
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

             Wählerwanderung von 1925  1932
‐     Chart 1: Hindenburgs Hochburgen 1925 = Diasporagebiete
               1932 und vice versa

‐     Chart 2: Hindenburgs Hochburgen 1925 = Hitlers
               Hochburgen 1932 (gleiches gilt für die
               Diasporagebiete beider)

‐     sehr hohe Korrelationswerte auch zwischen NSDAP‐
      Wählern 1932 und Hindenburg‐Wählern 1925 (vgl. Table 2)
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

              Wählerwanderung von 1925  1932
                       Sozialer Typus der Wähler I
‐Table 7 (S. 236):
                Prototyp der Region der          Prototyp der Region der
                Wähler                           Nicht‐Wähler
Hindenburg      protestantisch, ländlich,        katholisch, städtisch,
1925            überdurchschnittliche            industriell, unterdurch‐
                Beschäftigung                    schnittliche Beschäftigung
Hindenburg      katholisch, selbstständig        ‐
1932

Hitler 1932     protestantisch, ländlich,        katholisch, städtisch,
                überdurchschnittliche            industriell, unterdurch‐
                Beschäftigung                    schnittliche Beschäftigung
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

             Wählerwanderung von 1925  1932
                       Sozialer Typus der Wähler II
Table 8: Kontrastgruppenvergleich
‐ 831 „Kreiseinheiten“  18 Untergruppen
‐ Kategorien:
     ‐ Konfession (+ Wahlaufteilung)
     ‐ Urbanisierung (+ Wahlaufteilung)
     ‐ dominierender ökonomischer Sektor

Ergebnisse
‐ Hindenburg‐Wähler 1932 entspricht stärker Marx‐ als
   Hindenburg‐Wähler 1925
‐ Hitler‐Wähler 1932 entspricht sehr stark Hindenburg‐Wähler
   1925
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

            Wählerwanderung von 1932a  1932b
            „Wer gab Hitler 2 Mio. Stimmen im 2. WG?“ I

‐ Empirie: fast 100‐prozentige Unabhängigkeit von Thälmann‐
  Verlust und Hitler‐Zugewinn
‐ in Hitlers Hochburgen verlor Thälmann nur wenig (2,6
  Prozentpunkte)

‐ modifizierte Analyse mit Blick auf Entwicklung der anderen
  Kandidaten: leichte Veränderung
‐ Hitlers Zuwachs höher, wo Thälmann im 1. WG
  überdurchschnittlich war
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

            Wählerwanderung von 1932a  1932b
        „Wer gab Hitler 2 Mio. Stimmen im 2. WG?“ II
Table 9B:
‐ 13 Prozent der Thälmannwähler aus 1. WG = Hitlerwähler im
  2. WG (entspricht 30 Prozent der 2 Mio. Hitler‐Wähler)
‐ Rest der abgewanderten Thälmann‐Wähler: verweigerte
  Stimmabgabe
‐ der größte Teil der Hitler‐Neuwähler (2.WG) sind Düsterberg‐
  Wähler aus dem 1. WG

 Wählerfluktuation komplizierter als angenommen
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                         Crucial Election?
‐ totale Umkehr der Wählerkoalitionen von 1925 und 1932
‐ Wiederwahl Hindenburgs ist historisch gesehen
  hochsignifikant
   Entparlamentarisierung
   Ernennung Hitlers zum Kanzler
Die Rolle Paul von
    Hindenburgs bei den
Reichspräsidentschaftswahlen
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                  Die Rolle Paul von Hindenburgs
2 Aspekte:
‐ Motive/Hintergründe für die Kandidatur von Hindenburgs bei
   den Präsidentschaftswahlen?
‐ Verhältnis Hindenburg zu seinen Beratern:
     ‐ autarker, zurechnungsfähiger Herrscher?
     ‐ dementer, von Kamarilla geführter Greis?
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                         Kandidatenkür 1925 I
‐ bereits 1920 Absprachen zwischen DNVP und DVP zugunsten
  einer Kandidatur Hindenburgs
     ‐ zeigt prinzipielles Interesse Hindenburgs an der Präsidentschaft
‐ Hindenburg hatte bereits vor dem ersten Wahlgang
  Bereitschaft signalisiert
     ‐ unter ganz bestimmten Umständen würde er die Kandidatur nicht
       ausschlagen
        ‐ wollte gefragt werden
        ‐ wollte Entscheidungshoheit behalten
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

                        Kandidatenkür 1925 II
‐ Kandidaten‐Findungskommission für bürgerlichen Block
     ‐ Nominierung von Karl Jarres, der aber im ersten Wahlgang nicht die
       absolute Mehrheit erreichen konnte
        ‐ führte zum Ausscheiden von Zentrum und BVP
     ‐ keine Berücksichtigung Hindenburgs
        ‐ Bedenken einzelner Mitglieder, wurde in petto gehalten für den
           zweiten Wahlgang
‐ Kandidatur Hindenburgs erst im zweiten Wahlgang!
     ‐ Stresemann als unfreiwilliger Geburtshelfer der Reichspräsidentschaft
       Hindenburgs
     ‐ zweiter Wahlgang wäre obsolet geworden bei Nominierung von Otto
       Geßler
     ‐ fehlende Mehrheit Karl Jarres‘ für den zweiten Wahlgang aufgrund
       der Ergebnisse des ersten Wahlgangs
        Antragen der Kandidatur an Hindenburg
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

          Gründe für von Hindenburgs Kandidatur I
‐ Pro
     ‐ wollte weiterhin politisch wirken
     ‐ wollte nicht auf eine politisch folgenlose Symbolfigur reduziert
       werden
     ‐ könnte als Präsident bereits mehrfach propagierte „nationale
       Wiedergeburt“ vorantreiben
     ‐ Eitelkeit: Mythos könnte noch gesteigert werden
     ‐ Spektrum seiner Unterstützer sprengte die herkömmlichen
       Milieugrenzen
‐ Contra
     ‐ Eitelkeit: Mythos „Sieger von Tannenberg“ könnte beschädigt werden
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

          Gründe für von Hindenburgs Kandidatur II
‐ Schlussfolgerungen
     ‐ von Hindenburg hatte nicht zielgerichtet auf die Präsidentschaft
       hingearbeitet
     ‐ sie war ihm aber auch nicht wider seine innere Überzeugung
       aufgedrängt worden
     ‐ Annahme der Kandidatur, weil nach seiner Einschätzung die Erfüllung
       der unvollendeten Mission der nationalen Einigung von ihm abhing
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

              Von Hindenburg und seine Berater I
‐ bisheriger Forschungsstand:
     ‐ von Hindenburg als greiser, dementer Präsident, der nicht Herr der
       Lage war und dem, insbesondere zum Schluss seiner Präsidentschaft,
       seine Entscheidungen von einer Kamarilla aufgedrängt wurden

‐ Gegenthese (Wolfram Pyta):
     ‐ „Insofern verkennen alle, die behaupten, Hindenburg sei gegen Ende
       seiner Reichspräsidentschaft von einer Kamarilla beherrscht worden,
       die ihm seine Entscheidung gewissermaßen diktiert habe,
       Hindenburgs Herrschernatur“ (Pyta 2007: 471).
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

              Von Hindenburg und seine Berater II
‐ Belege für Pytas These in Bezug auf die Wahlen von 1925:
     ‐ Hindenburg hatte zwar erheblichen Beratungsbedarf, bildete sich aber
       stets ein eigenes Urteil
     ‐ eigenes Abwägen von Chancen und Risiken
     ‐ Einholung zusätzlicher Informationen
     ‐ Ernennung Clemens Graf Wedels zu seinem politischen
       Bevollmächtigten
     ‐ Verärgerung, wenn er seine Autonomie dadurch in Gefahr sah, dass
       ihm eine Entscheidung aufgedrängt wurde
CRUCIAL ELECTIONS II:
Die beiden Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932

             Von Hindenburg und seine Berater III
 Beurteilung:
     ‐ Pytas These mag stimmen, allerdings sind die Belege im Text nicht
       besonders stichhaltig
     ‐ These der Zurechnungsfähigkeit gilt nicht nur für die Wahlen, sondern
       auch für die Entscheidungen bezüglich der Kanzlerschaften
        ‐ insbesondere die Ernennung Adolf Hitlers
Danke für eure
Aufmerksamkeit!
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