BayernTREND - September 2018 Eine Studie von infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks - Bayerischer Rundfunk
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September 2018 Eine Studie von infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks BayernTREND Berlin, September 2018 317400209
Ihre Ansprechpartner Michel Kunert 030 / 533 22 - 0 michael.kunert@infratest-dimap.de Reinhard Schlinkert 0228 / 3 29 69 - 3 bonn@infratest-dimap.de Roberto Heinrich 030 / 533 22 - 0 roberto.heinrich@infratest-dimap.de Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (information storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. © infratest dimap, Alt-Moabit 96a, 10559 Berlin
Inhaltsverzeichnis Zweigeteilte Grundstimmung ................................................................... 2 Hohes Interesse an der Landtagswahl....................................................... 3 Wichtigste Probleme: Flüchtlinge, Wohnen, Bildung .................................. 4 Parteikompetenzen: CSU und SPD unter Druck .......................................... 6 Markus Söder: für 42 Prozent ein guter MP, für 44 Prozent nicht ................ 8 CSU-Staatsregierung: Hälfte zufrieden, Hälfte nicht.................................... 9 Landtagsopposition: schlechte Noten für SPD und Kohnen ....................... 10 Sonntagsfrage: unübersichtliche Mehrheitsverhältnisse, große Unsicherheiten ...................................................................................... 12 Wahlmotive: Inhalte wichtiger als Kandidaten, Bundespolitik und Enttäuschung bedeutsam für AfD-Wähler ................................................ 15 Kein Koalitionsfavorit, CSU-FW und CSU-Grüne noch am besten bewertet . 16 Studieninformationen ............................................................................ 17 B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 1
Zweigeteilte Grundstimmung Der Asylstreit zwischen CDU und CSU hatte Mitte Juli zu einer deutlichen Verunsicherung der bayerischen Wahlberechtigten beigetragen. In den nachfolgenden Sommerwochen hat sich die Grundstimmung im Freistaat wieder deutlich aufgehellt, ohne aber an das Ausgangsniveau vom Jahresbeginn anknüpfen zu können. Gut einen Monat vor der Landtagswahl präsentiert sich die Grundstimmung im Freistaat zweigeteilt: Jeder zweite bayerische Wahlberechtigte (48 Prozent, -8) sieht in den aktuellen Verhältnissen im Bundesland Anlass zur Zuversicht, etwa ebenso viele (46 Prozent, +8) sind beunruhigt. BayernTREND September 2018 Verhältnisse in Bayern Parteianhänger eher Zuversicht eher Beunruhigung CSU 63 32 Grüne 53 45 48 46 FDP 52 44 SPD 47 45 Freie Wähler 45 53 AfD 25 70 eher Zuv ersicht eher Beunruhigung Linke 19 80 +8 -8 Finden Sie, dass die Verhältnisse derzeit in Bayern eher Anlass zur Zuversicht oder eher Anlass zur Beunruhigung geben? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Einen optimistischen Blick entwickeln vor allem die CSU-Anhänger (63:32 Prozent), während in den Reihen der AfD (25:70 Prozent) aber auch der Linken (19:80 Prozent) ein pessimistisches Bild überwiegt. Bei den Anhängern von Grünen, FDP, SPD und Freien Wählern halten sich Zuversicht und Beunruhigung in etwa die Waage. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 2
Hohes Interesse an der Landtagswahl Die zweigeteilte Grundstimmung in Bayern geht einher mit einem hohen Interesse an der bevorstehenden Landtagswahl. Drei Viertel der Bayern sind sehr stark (30 Prozent) bzw. stark (44 Prozent) am Urnengang interessiert. Nur ein Viertel blickt weniger (22 Prozent) oder gar nicht interessiert (4 Prozent) auf die Landtagswahl Mitte Oktober. Das Interesse an der Landtagswahl fällt damit größer aus als vor fünf Jahren. Auffallend: das Interesse unter den Anhängern der Opposition ist höher als in den Reihen der CSU. BayernTREND September 2018 Interesse an der Landtagswahl Sep 2018 Sep 2013 Parteianhänger sehr stark / stark weniger / gar nicht Grüne 90 10 44 45 Linke 84 16 30 30 AfD 83 17 20 22 SPD 81 19 5 FDP 78 22 4 Freie Wähler 76 24 sehr stark stark weniger gar nicht CSU 69 31 Wie stark interessieren Sie sich für die bevorstehende Landtagswahl in Bayern am 14. Oktober? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 3
Wichtigste Probleme: Flüchtlinge, Wohnen, Bildung Der aktuelle Problemkontext unterscheidet sich weiterhin deutlich von dem früherer Urnengänge in Bayern. Auch nach der Sommerpause ist die Problemwahrnehmung der Bayern geprägt durch die Flüchtlingspolitik sowie von Wohnungs- und Schulthemen. Auf die offen gestellte Frage nach den aktuell wichtigsten Problemen im Bundesland thematisieren 44 Prozent (-8) Aspekte Zuwanderung und Integration. Mit dem beginnenden Landtagswahlkampf hat sich die Aufmerksamkeit vom Flüchtlingsthema wegbewegt: Jede fünfte Problemnennung (22 Prozent; +5) im Freistaat betrifft aktuell Wohn- und Mietfragen, so dass die Lage auf dem Wohnungsmarkt erstmals einen größeren Stellenwert als die Schul- und Bildungspolitik (19 Prozent; +2) einnimmt. In den bayerischen Metropolen mit mehr als 100.000 Einwohnern entfällt sogar gut jede dritte Nennung auf den angespannten Wohnungsmarkt. Im Ergebnis werden wohnungspolitische Themen hier ebenso häufig problematisiert wie migrationspolitische Fragen (jeweils 36 Prozent). BayernTREND September 2018 Wichtigste Probleme in Bayern Flüchtlinge / Einwanderung / Asylpolitik -8 44 Wohnen / Mieten +5 22 Bildung / Schule / Ausbildung +2 19 Rente / Alterssicherung +3 13 Infrastruktur (Straßen, Brücken, Krankenhäuser, Internet) / Verkehr ±0 10 Gesundheitswesen / Pflege ±0 10 Umweltschutz / Klimawandel / Tierschutz +4 10 Soziale Ungerechtigkeit / Armut / Hartz IV ±0 9 Familienpolitik / Kinderbetreuung +2 8 Arbeitslosigkeit / Arbeitsmarkt -1 5 Innere Sicherheit / Kriminalität / Terror ±0 5 Welches ist Ihrer Meinung nach das wichtigste politische Problem in Bayern, das vordringlich gelöst werden muss? Und welches ist das zweitwichtigste? [Mehrfachnennung möglich] Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Fehlende Werte: Anderes / weiß nicht / keine Angabe Hinter den drei Top-Themen rangieren im Problemaufriss der Bayern Fragen der Alterssicherung (13 Prozent, +3), der öffentlichen und Verkehrsinfrastruktur (10 Prozent, +/-0), der medizinischen Versorgung (10 Prozent, +/-0) sowie – mit gewachsenem Stellenwert nach dem Hitzesommer – Umwelt- und Klimaschutzaspekte (10 Prozent, +4). Wirtschafts- (3 Prozent) und Arbeitsmarktfragen (5 Prozent) spielen aufgrund der guten Konjunkturdaten im Freistaat vor dieser Wahl im Problembild der Bayern keine herausragende Rolle. Dies prägt den Blick auf die Landesverhältnisse: Sieben von zehn Bayern (71 Prozent) sprechen von insgesamt gerechten Verhältnissen im Freistaat, mit Blick auf die deutschlandweiten Verhältnisse kommen nur 58 Prozent der Bundesbürger zu diesem Urteil. Aber auch Aspekte der inneren Sicherheit werden im Freistaat eher selten thematisiert, was sich wiederum mit einem überdurchschnittlich hohen Sicherheitsgefühl im Bundesland deckt. Mit 36 Prozent ist die Anzahl derjenigen im Freistaat, die sich im öffentlichen Raum sehr sicher fühlen, fast doppelt so hoch wie bundesweit (20 Prozent). Die Migrationsthematik prägt in Bayern vor allem die Problemwahrnehmung von AfD- Wählern (71 Prozent), aber auch die von Anhängern der CSU (56 Prozent) sowie der Freien Wähler (46 Prozent). Thematisch breiter aufgestellt ist demgegenüber die Problemsicht von B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 4
SPD und Grünen-Anhängern. Die SPD-Anhänger problematisieren Wohnungsprobleme (33 Prozent) nicht wesentlich stärker als Zuwanderungs- (28 Prozent) und Bildungsfragen (29 Prozent). Für die Grünen-Anhänger haben Wohnungsfragen (29 Prozent) ein ähnliches Gewicht wie Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes (28 Prozent) oder der Flüchtlingspolitik (26 Prozent). B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 5
Parteikompetenzen: CSU und SPD unter Druck Im Kompetenzurteil der Bayern ist die CSU gut einen Monat vor der Wahl weiterhin die Partei, der auf den meisten Feldern das größte Sachvertrauen entgegengebracht wird. Dies betrifft insbesondere die Wirtschaftspolitik (60 Prozent, -9 zu Januar) und die innere Sicherheit (59 Prozent, -3), ebenso die Haushalts- und Finanzpolitik (50 Prozent, -8) sowie die Arbeitsmarktpolitik (48 Prozent, -8). Hier überzeugt die CSU jeweils mindestens die Hälfte der Bayern. Allerdings erreicht die CSU in der Kompetenzbewertung vielfach nicht die übermächtige Position vorangegangener Jahre. Dies gilt gerade dort, wo die Bayern aktuell besonders drängende Probleme identifizieren: In der Asyl- und Flüchtlingspolitik setzten 30 Prozent (-5) auf die Christsozialen, in der Schul- und Bildungspolitik 36 Prozent (-2) auf die CSU – jeweils weniger als zu Jahresbeginn. Im Einsatz für bezahlbaren Wohnraum bleibt die CSU hinter der SPD (19:28 Prozent) zurück. In der Gesamtschau der Bayern binden die Christsozialen bei der Lösung der wichtigsten landespolitischen Probleme (44 Prozent, -8) zwar weiterhin mit Abstand mehr Sachvertrauen als die anderen Parteien, ihre sachpolitische Überzeugungskraft fällt jedoch hinter der vorangegangener Jahre zurück. BayernTREND September 2018 Parteikompetenzen I Keiner / weiß CSU SPD Freie Wähler Grüne FDP Linke AfD nicht Die Wirtschaft in Bayern 60 8 3 5 6 1 2 12 voranbringen 69 10 2 2 5 1 10 Kriminalität und Verbrechen 59 10 1 4 1 1 5 16 bekämpfen 62 10 1 3 1 1 4 16 Eine gute Haushalts- und 50 14 4 6 5 2 1 15 Finanzpolitik betreiben 58 14 2 3 4 2 15 Arbeitsplätze sichern und neue 48 19 3 5 4 2 2 15 schaffen 56 19 2 3 3 2 14 Für ein gutes Straßen- und 42 9 6 12 2 1 1 24 Schienennetz sorgen Eine gute Schul- und 36 21 6 11 3 3 1 17 Bildungspolitik betreiben 38 23 5 8 4 2 1 17 Nun zu einigen politischen Aufgaben. Welcher Partei trauen Sie am ehesten zu, diese Aufgaben in Bayern zu lösen? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Werte in grauen Balken: Januar 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Anderer Partei / keine Angabe Auch die bayerische SPD punktet im Kompetenzurteil der Bayern seltener als in der Vergangenheit. Nach 14 Prozent im Januar setzen aktuell 11 Prozent der Bayern bei der Lösung der wichtigsten Aufgaben im Land auf die Sozialdemokraten. In der Asyl- und Flüchtlingspolitik (15 Prozent, -4) bleibt die Partei im Urteil der Bayern nicht nur hinter der CSU (30 Prozent), sondern auch knapp hinter den Grünen (16 Prozent) zurück. Zugleich bindet sie hier weniger Wahlberechtigte als zu Jahresbeginn, ferner in der Schul- und Bildungspolitik (21 Prozent, -2). Vorteile gegenüber ihren Wettbewerbern bestehen im aktuellen Kompetenzbild allein beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit (32 Prozent, -3) bzw. für bezahlbaren Wohnraum (28 Prozent). Von Mehrheiten, wie sie die CSU beispielsweise in Wirtschafts- und Haushaltsfragen oder der inneren Sicherheit erreicht, sind die bayerischen Sozialdemokraten jedoch auf beiden Feldern weit entfernt. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 6
BayernTREND September 2018 Parteikompetenzen II Keiner / weiß CSU SPD Freie Wähler Grüne FDP Linke AfD nicht Für eine gute Familienpolitik und 31 25 6 16 1 4 2 13 Kinderbetreuung sorgen 33 31 3 11 3 4 1 11 Eine gute Asyl- und 30 15 3 16 3 3 7 20 Flüchtlingspolitik betreiben 35 19 3 11 4 2 5 19 21 32 5 12 1 7 3 16 Für soziale Gerechtigkeit sorgen 28 35 3 8 3 6 1 13 Für bezahlbaren Wohnraum 19 28 6 10 1 6 2 26 sorgen Die wichtigsten Probleme 44 11 5 10 3 2 2 19 Bayerns lösen 52 14 3 6 2 2 2 17 Nun zu einigen politischen Aufgaben. Welcher Partei trauen Sie am ehesten zu, diese Aufgaben in Bayern zu lösen? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Werte in grauen Balken: Januar 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Anderer Partei / keine Angabe Den Kompetenzverlusten von CSU und SPD gegenüber stehen Profilgewinne der anderen Parteien. Die bayerischen Grünen sichern sich außerhalb der Umweltpolitik auf verschiedenen Feldern sichtbare Kompetenzzuweisungen, insbesondere in der Familienpolitik und der Asyl- und Flüchtlingspolitik (jeweils 16 Prozent, +5), ferner beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit (12 Prozent, +4) und in der Verkehrspolitik (12 Prozent). Die Freien Wähler als bislang zweitstärkste Oppositionspartei im bayerischen Landtag verfügen zwar weiterhin über ein weniger landespolitisch ausgeprägtes Kompetenzprofil, wecken aber vermehrt Erwartungen in der Familien- (6 Prozent, +3), Bildungs- (6 Prozent, +1) und Verkehrspolitik sowie beim Einsatz für bezahlbaren Wohnraum (jeweils 6 Prozent). Die AfD punktet weiterhin in erster Linie in der Asyl- und Flüchtlingspolitik (7 Prozent, +2) sowie in der inneren Sicherheit (5 Prozent, +1). Die FDP findet im Freistaat insbesondere Zuspruch in Wirtschafts- (6 Prozent, +1) und Haushaltsfragen (5 Prozent, +1), die Linke beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit (7 Prozent, +1) und für bezahlbaren Wohnraum (6 Prozent). B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 7
Markus Söder: für 42 Prozent ein guter MP, für 44 Prozent nicht Personell tut sich die CSU ebenfalls schwerer als früher. Markus Söder ist zwar für 42 Prozent der Bayern ein guter Ministerpräsident, 44 Prozent stellen dies jedoch in Zweifel. Zum Vergleich: Horst Seehofer galt zur Landtagswahl 2013 bei zwei von drei Bayern (68 Prozent) als guter Ministerpräsident, Günther Beckstein 2008 bei 55 Prozent. Noch im Mai fiel das Urteil zu Markus Söder deutlich anders aus: Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt sah mehr als die Hälfte der Bayern (56 Prozent) in dem CSU-Politiker einen guten Amtsinhaber, während ihn 20 Prozent skeptisch betrachteten. BayernTREND September 2018 Ministerpräsident Söder Markus Söder ist… Parteianhänger guter Ministerpräsident kein guter Ministerpräsident CSU 72 16 Linke 40 54 42 44 Freie Wähler 37 49 AfD 37 50 FDP 32 58 SPD 24 69 guter Ministerpräsident kein guter Ministerpräsident Grüne 12 84 -2 +6 Markus Söder ist seit März bayerischer Ministerpräsident. Ist Markus Söder Ihrer Meinung nach ein guter Ministerpräsident oder ist er das nicht? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Die Amtswahrnehmung durch Markus Söder wird deutlich positiv beurteilt von den CSU- Anhängern (72:16 Prozent). Außerhalb der eigenen Reihen aber überwiegt durchgehend das kritische Urteil. Dies gilt insbesondere für die Anhänger von Grünen (12:84 Prozent) und SPD (24:69 Prozent). B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 8
CSU-Staatsregierung: Hälfte zufrieden, Hälfte nicht Die aktuelle Sach- wie Personalwahrnehmung der CSU spiegelt sich in einer insgesamt ambivalenten Bewertung der Regierungsarbeit. Nur wenig verändert gegenüber Juli gelangt die Hälfte der Bayern (47 Prozent, -3) zu einem positiven Urteil. Etwa ebenso viele (52 Prozent, +2) üben Kritik. Nach dem Amtsantritt Markus Söders im Mai hatten sich noch 70 Prozent der Wahlberechtigten zufrieden zu den Regierungsleistungen geäußert. Im bundesweiten Vergleich der Landesregierungen liegt Bayern damit momentan nur im Mittelfeld. BayernTREND September 2018 Regierungszufriedenheit Parteianhänger sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden CSU 84 15 42 40 FDP 49 50 AfD 39 61 Freie Wähler 36 64 12 5 SPD 22 78 Grüne 19 81 sehr zuf rieden weniger gar nicht zuf rieden zuf rieden zuf rieden Linke 17 83 +2 -5 +3 -1 Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Landesregierung in Bayern? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Wie der Ministerpräsident erntet auch die CSU-Staatsregierung derzeit allein in den eigenen Reihen mehrheitlichen Zuspruch für die Regierungsarbeit (84:15 Prozent). Während sich bei den FDP-Anhängern (49:50 Prozent) Zuspruch und Ablehnung etwa die Waage halten, überwiegt in den Reihen von SPD (22:78 Prozent), vor allem aber von Grünen (19:81 Prozent) und Linken (17:83 Prozent) deutlich die Kritik an der aktuellen Regierungsarbeit. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 9
Landtagsopposition: schlechte Noten für SPD und Kohnen Von der für bayerische Verhältnisse nur mäßigen Bewertung der CSU-Regierungsarbeit profitiert die SPD als bislang größte Oppositionspartei im Landtag nicht. Mit der Arbeit der bayerischen Sozialdemokraten ist im Freistaat aktuell nur jeder vierte Wahlberechtigte (25 Prozent) zufrieden. Damit liegt die SPD im Urteil der Bayern hinter den beiden anderen Oppositionsparteien im Landtag zurück: Die Arbeit der Freien Wähler überzeugt gut einen Monat vor der Landtagswahl 36 Prozent, die der Grünen 39 Prozent. Alle drei Landtagsparteien verlieren im Urteil der Wahlberechtigten gegenüber Mai an Zustimmung, am deutlichsten wiederum die Sozialdemokraten (-8). BayernTREND September 2018 Zufriedenheit Landtagsopposition sehr zuf rieden / zuf rieden weniger / gar nicht zuf rieden Grüne -5 39 57 Freie Wähler -4 36 46 SPD -8 25 70 Und wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der drei Oppositionsparteien im bayerischen Landtag? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Mai 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 10
BayernTREND September 2018 Zufriedenheit Spitzenkandidaten der Landtagsopposition sehr zuf rieden / zuf rieden weniger / gar nicht zuf rieden Hubert Aiwanger Freie Wähler -5 34 30 Natascha Kohnen SPD 29 27 Katharina Schulze Grüne 25 20 Ludwig Hartmann Grüne 16 14 Jetzt geht es darum, wie zufrieden Sie mit einigen Politikerinnen und Politikern sind. Wenn Sie jemanden nicht kennen oder nicht beurteilen können, geben Sie das bitte an. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu September 2013 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe Anders als zur letzten Landtagswahl sticht die SPD diesmal auch mit ihrer personellen Aufstellung im Oppositionslager nicht heraus: Während SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen 29 Prozent der bayerischen Wahlberechtigten überzeugt, findet Hubert Aiwanger von den Freien Wählern aktuell Zuspruch bei 34 Prozent, Katharina Schulze von den Grünen bei 25 Prozent. 2013 hatte SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude (65 Prozent) die Liste der Oppositionspolitiker dagegen klar angeführt vor Hubert Aiwanger (39 Prozent) und der damaligen Grünen-Spitzenkandidatin Margarete Bause (30 Prozent). Ein fortbestehendes Handicap für die SPD-Spitzenfrau ist ihre vergleichsweise geringe Bekanntheit. Fast jeder zweite Bayer (44 Prozent) kann zu Natascha Kohnen aktuell kein Urteil abgeben, in den Reihen der SPD ist es jeder Vierte (27 Prozent). Eine geringere Bekanntheit hat nur noch das Grünen-Spitzenduo: Katharina Schulze ist 55 Prozent der Bayern kein Begriff, ihr Parteifreund Ludwig Hartmann sogar 70 Prozent. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 11
Sonntagsfrage: unübersichtliche Mehrheitsverhältnisse, große Unsicherheiten In der aktuellen Stimmungslage tun sich CSU und SPD sichtbar schwer, ihren bisherigen Wählerrückhalt im Freistaat zu halten. Bei einer Landtagswahl zum aktuellen Zeitpunkt käme die CSU auf 35 Prozent. Sie verliert gegenüber dem letzten BayernTREND vom Juli 3 Punkte und läge deutlich unter ihrem Ergebnis von 2013 (47,7 Prozent). Die SPD gibt im gleichen Zeitraum 2 Punkte ab und hätte derzeit 11 Prozent in Aussicht. Gegenüber dem 2013er Ergebnis hätte sich damit die SPD fast halbiert (20,6 Prozent). Profitieren können aktuell die Grünen, die sich um 1 Punkt auf 17 Prozent verbessern sowie die Freien Wähler, die um 2 Punkte auf 11 Prozent zulegen. Beide Parteien hätten damit Landtagswahlhöchststände in Aussicht. Die AfD gibt im Vergleich zu Juli 1 Punkt auf 11 Prozent ab. Weiterhin Chancen auf einen Parlamentseinzug im Freistaat hätte derzeit die FDP, die unverändert 5 Prozent erreichen würde. Darüber hinaus nähert sich erstmals im BayernTREND auch die Linke der Mandatsschwelle (5 Prozent; +1). BayernTREND September 2018 Sonntagsfrage Landtagswahl 35 17 11 11 11 5 5 5 CSU SPD Freie Wähler Grüne FDP Linke AfD Andere -3 -2 +2 +1 ±0 +1 -1 +2 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag in Bayern Landtagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Landtagswahl Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Bei einem Wahlausgang entsprechend der aktuellen politischen Stimmung stände der Freistaat wie zuletzt 2008 vor der Bildung einer Koalitionsregierung. Allerdings wäre die Regierungsbildung weitaus schwieriger als vor zehn Jahren. Lediglich Schwarz-Grün hätte als Zwei-Parteien-Koalition in einem Sieben-Parteien-Landtag eine Mehrheit. Zugleich wäre mit einem solchen Wahlergebnis auch eine Mehrheitsbildung gegen die CSU rechnerisch nicht ausgeschlossen. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 12
BayernTREND September 2018 Wahl- und Umfrageergebnisse Bayern 2008-2018 70 LT W'08 LT W'13 CSU 43,4 CSU 47,7 SPD 18,6 SPD 20,6 FW 10,2 Grüne 9,0 Grüne 9,4 FW 8,6 60 FDP 8,0 FDP 3,3 Link e 4,4 Link e 2,1 50 40 35 CSU 30 20 17 Grüne 11 SPD 10 11 AfD 11 Freie Wähler 5 FDP 5 Linke 0 Jan 09 Sep 08 Sep 13 Sep 18 Jul 13 Jul 18 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Mai 18 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag in Bayern Landtagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den späteren Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Zum einen legen sich immer mehr Wähler kurzfristig vor einer Wahl fest, zum anderen hat die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 13
Letzteres ist für den Wahlausgang am 14. Oktober umso wichtiger, als gut einen Monat vor dem Wahlgang immer noch fast die Hälfte der Wähler (45 Prozent) nicht ausschließt, ihre aktuelle Parteipräferenz noch einmal zu ändern. 55 Prozent der bayerischen Wähler sind sich dagegen vergleichsweise sicher, dass sie bis zur Landtagswahl bei ihrer jetzigen Wahlabsicht bleiben werden. BayernTREND September 2018 Sonntagsfrage Landtagswahl Stabilität der Entscheidung Parteianhänger steht so gut wie fest kann sich noch ändern AfD 82 18 55 CSU 63 36 45 SPD 53 47 Freie Wähler 48 52 Linke 46 54 FDP 45 55 steht so gut wie f est kann sich noch ändern Grüne 42 58 +10 -10 [Nur an Partei-Nenner laut Sonntagsfrage] Steht Ihre Entscheidung für die […] schon so gut wie fest oder kann sich da bis zur Landtagswahl am 14. Oktober noch etwas ändern? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Am wenigsten festgelegt sind die Anhänger von Grünen (58 Prozent), FDP (55 Prozent), Linken (54 Prozent) und Freien Wählern (52 Prozent), von denen jeweils mindestens die Hälfte angibt, ihre aktuelle Wahlabsicht ggf. noch einmal zu ändern. Festgelegter sind demgegenüber nach eigenem Bekunden die derzeitigen Anhänger von CSU (63:36 Prozent) und AfD (82:18 Prozent). B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 14
Wahlmotive: Inhalte wichtiger als Kandidaten, Bundespolitik und Enttäuschung bedeutsam für AfD-Wähler Nach eigenem Bekunden orientieren sich die bayerischen Wahlberechtigten bei dieser Wahl mehr an den Inhalten bzw. Programmangeboten als an den Spitzenkandidaten, zumal letztere vielfach selbst in den eigenen Reihen nur wenig bekannt sind. Von denjenigen, die aktuell eine Partei benennen, geben 38 Prozent an, dass das Programm der Partei für ihre Wahlentscheidung sehr wichtig sei. Demgegenüber weisen nur 15 Prozent dem oder der Spitzenkandidatin eine ähnlich herausgehobene Bedeutung für die eigene Parteipräferenz zu. Inhaltliche Überlegungen haben vor dieser Wahl in allen Anhängerschaften einen größeren Stellenwert als die Spitzenkandidaten, insbesondere in den Reihen von Grünen (sehr wichtig: 45 Prozent), SPD und FDP (jeweils 40 Prozent). Die Rolle des Spitzenkandidaten wird am ehesten von den CSU-Anhängern (22 Prozent) betont, dagegen kaum von den Grünen-Wählern (6 Prozent). BayernTREND September 2018 Gründe für die Wahlentscheidung sehr wichtig Parteianhänger CSU SPD Freie Wähler Grüne FDP Linke AfD Programm der Partei 35 40 29 45 40 36 38 Spitzenkandidat/-in 22 10 11 6 10 20 19 Die Politik in Berlin 20 17 18 28 22 26 50 Enttäuschung gegenüber 71 13 12 25 18 24 43 anderen Parteien [Nur an Partei-Nenner laut Sonntagsfrage] Wie wichtig sind folgende Gründe bei Ihrer Entscheidung für ...? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Wichtig / weniger wichtig / gar nicht wichtig / weiß nicht / keine Angabe Nicht ohne Einfluss sind für die Präferenzbildung vor der Landtagswahl darüber hinaus bundespolitische Erwägungen: So bezeichnen 23 Prozent die Politik in Berlin als sehr wichtig für den geplanten Urnengang. Ähnlich viele betrachten Unzufriedenheit gegenüber anderen Parteien als ein sehr wichtiges Entscheidungsmotiv. Vor allem für die AfD-Wähler ist das geplante Landtagswahlvotum offensichtlich ein bundespolitisches Protest-Statement: Jeder zweite AfD-Wähler (50 Prozent) gibt an, die Politik in Berlin sei sehr wichtig für die eigene Wahlentscheidung. Gleichzeitig benennen sieben von zehn AfD-Wählern (71 Prozent), Enttäuschung gegenüber anderen Parteien als ein sehr wichtiger Treiber für ihre geplante Stimmenabgabe. B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 15
Kein Koalitionsfavorit, CSU-FW und CSU-Grüne noch am besten bewertet Die sich derzeit andeutenden unübersichtlichen Kräfteverhältnisse in Bayern gehen einher mit einem weiterhin fehlenden Favoriten für die nächste Landesregierung. CSU-geführte Koalitionen mit Freien Wählern (44 Prozent, +1 zu Juli) oder Grünen (44 Prozent, +2) sprechen zwar vergleichsweise die meisten Wahlberechtigten im Freistaat an, überzeugen jedoch jeweils keine Mehrheit. Andere CSU-geführte Regierungsmodelle erhalten aktuell noch weniger Zuspruch. Hierzu gehören mit vergleichbaren Werten wie im Juli eine Neuauflage des schwarz-gelben Bündnisses von 2008 (36 Prozent, +1), eine CSU- Alleinregierung (33 Prozent, +2) sowie ein schwarz-rotes Bündnis (32 Prozent, -1). BayernTREND September 2018 Koalitionsbewertung sehr gut / gut weniger gut / schlecht CSU + Freie Wähler ▪▪ +1 44 51 CSU + Grüne ▪▪ +2 44 55 CSU + FDP ▪▪ +1 36 63 CSU ▪ +2 33 67 CSU + SPD ▪▪ -1 32 67 Im Folgenden geht es um mögliche Zusammensetzungen der künftigen Staatsregierung in Bayern. Bitte geben Sie jeweils an, ob Sie diese sehr gut, gut, weniger gut oder schlecht finden. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte im Bundesland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juli 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 16
Studieninformationen BayernTREND September 2018 Studieninformation Grundgesamtheit Wahlberechtigte in Bayern Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl Erhebungsverfahren Telefoninterviews (CATI) Erhebungszeitraum 05. bis 10. September 2018 Fallzahl 1.000 Befragte Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen Sonntagsfrage mit separater Gewichtung Schwankungsbreite 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5% ** bei einem Anteilswert von 50% Ansprechpartner Michael Kunert, Reinhard Schlinkert, Roberto Heinrich Kontakt Berlin: 030 / 533 22 –0, Bonn: 0228 / 329 69 –3 @ indi@infratest-dimap.de B A Y E R N T R E N D S E P T E M B E R 2 0 1 8 _____ 17
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