DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10

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DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Leitsterne im Spiegel der Bäume

DANTE ALIGHIERI IM
   SPIEGEL DES
  EICHENBAUMES

             BAND 10

          DORIS RICHTER
DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
EINE REISE, DIE AM KARFREITAG BEGANN!
              KARFREITAG
Der grosse italienische Dichter Dante schildert in der
Ichform eine wundersame Reise, die am Karfreitag beginnt.
Diese Reise ist eine der mittelalterlichen Jenseitsvisionen
und führt durch die drei Reiche der jenseitigen Welt.
Zuerst betritt Dante mit seinem Meister Vergil die Hölle,
die als gewaltiger in die Erde führender Trichter mit neun
Höllenkreisen, ist.

Es sind Strafbezirke für diejenigen, die für ihre Sünden zur
ewigen Verdammnis verurteilt sind. In der neunten Ebene
trifft er auf den Teufel persönlich, mit seinem dreifaltigen
bösen Gesicht.
Dann führt sein Weg durch den Läuterungsbereich. Dort
trifft er auf jene Seelen, die für Ihre Sünden noch
Vergebung erlangen konnten.
Dieser Weg ist spiralförmig und führt durch sieben
Bussbezirke zum irdischen Paradies.

Aus dem irdischen Bereich steigt der
Reisende Dante nun zu Beatrice in das himmlische Paradies
mit den neun Himmelssphären auf.
Dante war ein Vertriebener, der sich durch sein Schicksal
dennoch der Menschheit verpflichtet fühlte. Er war seit
1302 als von seiner Vaterstadt Florenz Verbannter im Exil.
Dante`s Commedia hat einen außerordentlichen Einfluss
auch auf Werke der bildenden Kunst ausgeübt.
Es ist nicht übertrieben dieses Werk als Heilmittel durch das
Wort zu erfassen. Die Göttliche Komödie als Hörbuch zum
Einstieg ist sehr zu empfehlen.
DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Kapitel 1
                                                                                     Dante Alighieri
                                                                                        1265 -1321
                                                                                im Spiegel des Eichenbaumes

    STECKBRIEF
Dante Alighieri ist geboren im Mai oder Juni 1265 in Florenz; gestorben am
14. September 1321 in Ravenna.

Er war ein Dichter und Philosoph italienischer Sprache.
Dante ist der bekannteste Dichter des Italienischen und gilt als einer der
bedeutendsten Dichter des europäischen Mittelalters.
Sein Werk schöpft weit und künstlerisch unvergleichlich aus der Theologie,
der Philosophie und den übrigen Wissenschaften seiner Zeit.

In bedeutender Symbolträchtigkeit als Dichter stellt er die eigene Person als
Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender in den Mittelpunkt
seiner Werke. Er beschreibt in der Göttlichen Komödie die Hölle, den
Läuterungsberg und die Schau.Wie kein anderer Dichter vor ihm stellt er die
eigene Person als Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender in
den Mittelpunkt seiner Werke.

Kein anderer Dichter vor und nach ihm wurde so oft, so umfangreich und
mit einem solch unfassbaren Aufwand an Gelehrsamkeit kommentiert.
Italien war in jener Zeit zerrissen von den gewaltsamen politischen Kämpfen
zwischen Ghibellinen und Guelfen.
Die Ersteren,vertraten die Ansprüche des Kaisers und die Letzteren die des
Papstes.

Sein Leben lang war er ein Vertriebener. Die Göttliche Komödie ist ein
Heilmittel über die Zeiten hinweg.
DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Kapitel 2
                      Dante Alighieri

DER EICHENBAUM           1265 -1321
                 im Spiegel des Eichenbaumes
 ERINNERT SICH
 LANGSAM ABER
   BESTIMMT
DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Der Eichenbaum erinnert sich langsam aber be-                       Das Genie in diesem irdischen Pilger wirkt, wie bei allen geni-
stimmt                                                              alen Menschen durch ein Reflexionsorgan.
                                                                    Sein Spiegelbild zeigt sich in einem bedeutenden, großarti-
                                                                    gen literarischen Werk, welches da es so bedeutend ist, die
Die Welt, die der Mensch durch sein Erlebnis erfahren kann
                                                                    Jahrhunderte überdauerte und auch in dieser modernen Zeit
ist eine äußere Welt. Doch große Erfahrene, Menschen die
                                                                    unzählig viele Menschen inspiriert und geläutert hat.
der Welt etwas zu sagen haben, wissen auch von einer inne-
ren Welt zu berichten. So ein Mensch ist Dante.
Er erlebte die Welt außen, doch sie leitete ihn auf den irdi-
schen Pfaden in ein tiefes Dunkel hinein, wo sein Sehnen
nach Licht und Erkenntnis, sein Schrei in Bedrängnis in ein
                                                                    Menschen und Eichen
ganz bedeutsames Erlebnis führte, welches er in einem wun-
derbaren Werk kraft seines Geistes niederschrieb.
Dante erlebte sich im äußeren Sein als Mensch und in sei-           Menschen sind wie Bäume. Manche entfalten sich rasch, eini-
nem Urgedächtnis als Geist. Er ist also nicht nur als Mensch        ge wachsen flüchtig oder auch ungestüm und viele von ihnen
in der Zeitlichkeit vorhanden gewesen, sondern lebte und            vergehen wieder, bevor sie groß geworden sind.
lebt weiter durch seine Schöpferkraft im Spiegel seines Wer-        Manche Bäume sind groß, doch sie fallen vor ihrer Zeit und
kes. Weil er in seinem Leben ein großes Vorbild gefunden hat-       manchmal ist es fast so, als wären sie dennoch nie da gewe-
te, seinen Lehrer und Meister der Dichtkunst Vergil, war er         sen. Viele Bäume wachsen und werden vernichtet oder ge-
nicht verlassen und alleine, sondern gerade in seiner großen        fällt, bevor sie groß und mächtig sind, aber sie hinterlassen
Bedrängnis von ihm geleitet und geführt, hinein in die weiten       ihr Zeichen im Boden der Natur.
Räume des Geistes, in eine innere Welt der Schöpfung hi-
                                                                    Bestimmte Bäume haben auch das Los einfach nur im Schat-
nein.
                                                                    ten zu vegetieren um bald wieder zu vergehen. Gewisse Bäu-
Mit dem unzeitlichen, ewigen Werk der Göttlichen Komödie,           me wachsen sehr langsam, sind stetig in ihrer vegetativen
erfährt der große Dichter Dante jene von normalen Men-              Kraft und ihr Holz ist hart und sie werden mächtig und groß.
schen ungesehene, innere Welt und bringt sie uns durch die
Lektüre einer besonderen Güteklasse ins Gedächtnis.

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DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Sie überdauern die Zeit und stehen vielleicht für uns als Zei-       Doch um diese Verbindung in sich, für sich selbst und andere
chen für die unfassbaren Mächte der Ewigkeit.Eichen sind             zu erschaffen, muss er sich erinnern, wer er in Wahrheit ist.
solche Bäume. Sie beeindrucken uns Menschen seit sehr lan-           Er hat sich zu erleuchten. Und so oft ist es die Sprache, …
ger Zeit.                                                            nur die Sprache die es kann.
In vielen Kulturen gelten sie als heilige Bäume. Eichenwur-
zeln sind stark und eine von ihnen, die Pfahlwurzel wächst di-
rekt vertikal in die dunkle Erde hinein. Wenn der Baum seine
mächtige Krone im Wind, in der Sonne und im Regen be-                „Jedes Wort ist ein Strahlenbündel: Der Sinn bricht
wegt, ist seine Wurzel vielleicht ebenfalls im Wasser, verbor-       in verschiedene Richtungen aus ihm hervor und eilt
gen vor den Augen der Welt tief im Erdengrund und verbin-             nicht auf den einen, offiziellen Punkt zu. Wenn wir
det die unterirdischen Wasser mit den überirdischen Was-             »Sonne« sagen, machen wir eine gewaltige Reise, an
sern.                                                                 die wir uns so sehr gewöhnt haben, daß wir sie im
                                                                     Schlaf absolvieren. Poesie unterscheidet sich gerade
Es geschieht durch das Unten im Dunkeln einer undurch-               dadurch von einer automatischen Rede, daß sie uns
dringlichen Natur und durch das Oben einer lichten, von al-           weckt und aufrüttelt in der Mitte des Wortes. Dann
len Verschleierungen befreiten, strahlenden Welt, so dass der          erweist dieses sich als weitaus länger, als wir ge-
Baum zu einer Brücke werden kann.                                    dacht haben, und wir erinnern uns, daß Sprechen be-
                                                                              deutet - immer unterwegs zu sein.“
Der Mensch hat durch die Möglichkeit, um über die rein ve-
getative und ihn stets bewegende emotionale Ebene hinauszu-                  Ossip Mandelstam (1891-1838), russischer Dichter
gelangen auch den Weg zur höchsten Ebenen des Geistes ge-
wählt. Denn er ist in seiner Dreifaltigkeit im Körper, im Ge-
müt und in seinem Geist für die Einheit tätig.
Die Religionen und die Philosophie, sowie die Wissenschaf-           Um sich ins Gedächtnis zu rufen, benötigt der Mensch, wel-
ten verhelfen den Menschen, durch sein Streben über alle             cher aufgerufen ist groß zu werden, ein Gefäß. Es ist ver-
Hindernisse hinweg, das Unten mit dem Oben durch die Kro-            gleichbar einem heiligen, immateriellen Behältnis, welcher
ne seiner Vernunft und seines Geistes zu verbinden.                  aufgestellt wird, in einer stillen, wortlosen, dunklen Nacht der
                                                                     Seele, als wäre er ein goldener Kelch.

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Es geschieht, um die Sterne zu bitten ihr Fluidum zu spen-           einem Aufbruch, nach einer Zeit der Dunkelheit im Kerker
den, damit der Grund sich füllen kann.                               der Begrenzung durch die Zyklen der Zeit.
Die Lichter am dunklen Himmel, weit, schweigend und doch             Das Wesen in der Eichel träumt still und leise. Solange, bis es
so nah, erzählen durch ihren tonlosen, unerhörten Gesang in          vom Licht der Sonne, diesem besonderen Stern am Himmels-
der Stille des menschlichen Geistes von ewigen Geheimnissen          zelt, gerufen wird die Wandlung der Kraft des Wachstums
des unbegrenzten Raumes im Wesen der Zeit.                           von innen nach außen voranzutreiben.
Der Mensch leert den Kelch der Weisheit, trinkt von der Am-          Die Frucht und ihr Same vergisst die Drangsal ihrer Ahnen,
brosia. Er füllt sich, gespeist vom Nektar der Ewigkeit hinter       ist ganz für die Zukunft bereit und doch - es ist seltsam - erin-
der Zeit. Er lernt den Geist durch sein Bewusstsein zu begrei-       nert sie sich, weil er Gedächtnis ist.
fen, obwohl er in Wirklichkeit nicht zu begreifen ist.               Zuerst dringt ihr Aufgebrochenes Sein als unscheinbarer
Er erfährt über das Geheimnis, leuchtend in jeder das Licht          Spross durch die Unterwelt. Erlebt sich durch Gründe und
scheinbar begrenzenden Struktur und erlebt durch sich selbst         Abgründe einer irdischen, begrenzten, dunklen Arena, um
die Wahrheit, den tiefen Sinn aller makellosen Zeichen und           ihren besonderen Durchbruch im Kampf ganz mit oder oh-
Mächte der Ewigkeit im Spiegel der Zeit.                             ne Zuschauer zu erschaffen.
                                                                     Als Spross läutert er sich von aller Begrenzung, von allem
                                                                     Streit mit der Erdenschwere. Badet sich im großen Licht und
                                                                     füllt sich durch das Lichte von vielen tausend kleinen und
                                                                     kleinsten Sternen am unendlichen, weiten Himmelszelt.
Frucht und Same, Idee und Genie                                      Ausgebreitet durch die Äste der Krone genießt der Baum den
                                                                     Wechsel, findet Gefallen am Wachstum und am Gedeihen.
Vielleicht ist die Eichel am Ende eines langen Sommers das           Erfährt sich am Aufstieg durch sich selbst und wenn er durch
wachsende Zeichen bis in den Herbst hinein, dass ein beson-          sein Streben eine gewisse Höhe erreichen konnte, an der es
derer, ungesehener Austausch zwischen Himmel und Erde                nicht mehr weiter aufwärts gehen kann, genießt die Eiche,
auf dem blauen Planeten stattfinden kann.                            die Königin der Bäume, den Mythos des Lebens und erfüllt
                                                                     sich seinen Traum durch die Mächte des „Vereint- Seins“.
Wie wäre es denn sonst zu erklären, wie in einer Frucht, die
auch gleichzeitig der Same ist, die ganze Welt jenes mächti-
gen Baumes zusammengefaltet als Erinnerung träumt, von

                                                                 6
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Kapitel 3
                           Dante Alighieri
                              1265 -1321

DANTE ALIGHIERI UND   im Spiegel des Eichenbaumes

    SEINE ZEIT
DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Dante Alighieri und seine Zeit                                        manchmal sogar zu Tode gebracht oder aus der Stadt gejagt
                                                                      und verbannt.
                                                                      Opfer dieser extremen Machtpolitik gab es viele und einer
So wie der Baum in seiner individuellen Vegetation auf der
                                                                      von ihnen, der zum Scheiterhaufen verurteilt wurde und ins
Erde eine Zeit lang dieses besondere Leben von Anfang bis
                                                                      Exil flüchten sollte, war Dante Alighieri.
zum Ende verbringt, ist auch der besondere Mensch, der
trotz allen Kampfes den Streit in den Gegensätzen durch Ein-          Dante war in der Schlacht von Campaldino (1289-90) auch
satz, Vernunft und Weisheit gewinnt.                                  ein Krieger. Als Soldat beteiligte er sich am Kampf der guelfi-
                                                                      schen Bürgerwehr, bei der die Florentiner Guelfen den an die
Dante Alighieri lebte am Ende des ausgehenden Mittelalters
                                                                      Macht gekommenen Ghibellinen eine schwere Niederlage zu-
(geb. 1265 in Florenz -14.09.1321) in Italien. Er verlor mit 10
                                                                      fügten. Ein Jahr später war er an der Erstürmung der pisani-
Jahren seine Mutter und nur ein paar Jahre später auch sei-
                                                                      schen Festung Caprona beteiligt.
nen Vater. Schon in jungen Jahren wurde er zu einem politi-
schen Menschen, der sich durch seine Meinung über Kirche              Der heimattreue Florentiner stand mitten in einem Krieg der
und Staat und die damaligen Kämpfe zwischen den Parteien              mentalen, emotionellen und materiellen Mächte. Durch diese
(Guelfen und Ghibellinen) in eine äußerst schwierige Lage             Wirkung war er ein getriebener Heimatloser, der versuchte
brachte.                                                              einen Weg zu finden, um sich und sein Wesen in diesem von
                                                                      Betriebsamkeit gezeichneten Leben einen Fußpunkt zu erhal-
Die „schwarzen“ Ghibellinen (Waiblinger) waren die Partei-
                                                                      ten, um sich zu verwurzeln und sicher zu begründen. Dante
gänger des Kaisers. Die Gegengruppierung wurde durch die
                                                                      stand nicht nur im Krieg der Gegensätze, zwischen schwar-
Guelfen (Welfen) gesetzt, welche das Papsttum unterstützten.
                                                                      zen und weißen Kräften und seinen vielfältigen Ausdrucksfor-
Die italienischen „weißen“ Guelfen unterstützten aber auch
                                                                      men, sondern auch inmitten einer im Untergang begriffenen,
manchmal die Sache des Kaisers, wenn es nützlich schien.
                                                                      sich unwiederbringlich vollendenden Zeit.
Die Trennung in Ghibellinen und Guelfen spaltete sich wei-
                                                                      Es ist die Zeit, in welcher das Mittelalter gipfelte, aber auch
ter auf. Um 1300 verfolgten in Florenz die weißen Guelfen
                                                                      bereits die Anzeichen des heraufkommenden neuen Zeital-
(kaiserfreundliche Guelfen) einen Kompromiss mit dem Kai-
                                                                      ters deutlich wurden. Der Gipfel ist der Zenit oder ein Schei-
ser, während die schwarzen Guelfen (Papstgetreuen), gegen-
                                                                      telpunkt, welcher unweigerlich überschritten werden wird. So
über dem Kaiser eine harte Politik vertraten. Je nach dem,
                                                                      kann das Ende dann wieder, nach dem Gesetz von Zeit und
welche Regierung in den Kommunen an der Macht war, wur-
                                                                      Ewigkeit, zu einem neuen Anfang werden.
den Anhänger der einen oder der anderen Partei verfolgt,

                                                                  8
DANTE ALIGHIERI IM SPIEGEL DES EICHENBAUMES - Leitsterne im Spiegel der Bäume - BAND 10
Die Frucht wird zum Samen, damit sich das inwendige Ge-                  Dante und die Liebe
heimnis, noch formlos und unerkannt, in einer besonderen,
der Zeit angemessenen Gestalt, nach außen kehren kann.
Dann wird sie auch erneut zum Kelch, empfängt die Geheim-                Das wohl wichtigste Erlebnis, noch als Spross mit 9Jahren,
nisse, die wie Samen Ideen enthalten, welche noch keiner                 war die Liebe verheißende Begegnung mit der ein Jahr jünge-
kennt, als wären diese unendlich kostbare Geschenke von fer-             ren Beatrice, die er von diesem kindlichen Alter an vergötter-
nen Sternensphären und Himmelswelten, gefallen in den                    te.
Kelch der irdischen Welt.                                                Diese Liebe für die „glorreiche Herrin seines Herzens“ war
                                                                         eine unerfüllte. Als Beatrice mit 23 Jahren unglücklich verhei-
                                                                         ratet wurde und mit 25 Jahren starb, Dante und Beatrice wa-
                                                                         ren sich immer nur sehr flüchtig begegnet, wurde von Dante
                                                                         das Versprechen gegeben, sie in ihrer ganzen Glorie zu be-
 Es gehört zum Wesen des Geschichtlichen, daß eine                       schreiben.
Gestalt erst dann ganz deutlich wird, wenn sie unter-                    Dantes Hang zur Philosophie und das Studium von gelehrten
zugehen beginnt. Darin drückt sich die Tragik des Le-                    Schriften und Dichtungen veranlasste ihn zu Werken wie der
 bendigen aus, denn Vollendet-werden bedeutet Voll-                      Vita Nova. Jenes Prosawerk entstand in den Jahren bis 1293
             werden, aber eben im Ende.                                  (Incipit Vita nova: „Es beginnt das neue Leben“, der erste
                                                                         Druck erschien 1576), in der er seine Liebe besang.
Ossip Mandelstam (1891-1838),berühmter russischer Dichter* ,Zitate       Den Tod Beatrices, den er vorher im Traum gesehen hatte,
                    aus seinen Dante Studien                             stellt Dante wie auch ihre erste Begegnung unter das mysti-
                                                                         sche Zeichen der Zahl 9. Am 9. Juni 1290 starb Beatrice.
                                                                         Nach syrischer Zeitrechnung im 9. Monat des Jahres. Das
                                                                         Jahr 1290 umfasst neunmal die Zahl 10, welche die Zahl der
                                                                         Vollkommenheit darstellte, in der alles enthalten war
                                                                         (1+2+3+4=10).
                                                                         Dante nimmt Bezug auf das ptolemäische Weltbild und des-
                                                                         sen 9 Himmel. Für ihn und seine Deutung zeigte die Bezie-
                                                                         hung Beatrices zur 9 an, dass bei ihrer Geburt die 9 Himmel

                                                                     9
in bester Konstellation zueinander gestanden waren. Symbo-
lisch war Beatrice selber die Zahl 9, deren Wurzel die heilige
Dreifaltigkeit ist.
Die Unerfüllte Liebe, der Hang zur Wissenschaft der Weis-
heit, der Philosophie, die unruhige und unzufriedene Situati-
on als politischer Mensch, der sogar verurteilt und verfolgt
wurde förderten eine gewisse Tristheit und gleichzeitig eine
Sehnsucht nach anderen Dimensionen.
Vielleicht auch einen Hang zur Sehnsucht nach dem Tode,
der ein Übertritt ist in ein neues Leben. Um sich mit diesen
Gegebenheiten sinnvoll auseinanderzusetzen, entstand durch
das Niederschreiben seiner Gedanken und das Studium ver-
schiedenartiger Literatur sein Werk als Spiegel, in den wir
noch heute, längst vergangen ist sein irdischen Leben, hinein-
schauen können.
Ähnlich wie der große Eichenbaum, gewachsen in vergange-
nen Zeiten, durch sein wertvolles Holz noch heute so viel von
sich und seinem ganzen Leben zu erzählen weiß, kann auch
das unerschöpfliche Werk Dantes, besonders das unsterbliche
Buch Die Göttliche Komödie, eine große dreifaltige Ge-
schichte erzählen, die uns alle zu berühren und zu erleuchten
weiß.

                                                                 10
Kapitel 4
                       Dante Alighieri
                          1265 -1321
                  im Spiegel des Eichenbaumes
DANTE UND SEINE
    WERKE
Dante und seine Werke in der Zeit des ausgehenden                       Großartige Schriften wachsen in die Jahrhunderte
Mittelalters erinnert schon an die Morgenröte einer                     hinein wie als wären sie der Baum der Erkenntnis
neuen Zeit                                                              von Gut und Böse

Dante verliert in den Turbulenzen einer Zeit, die sich unwie-           Folgende Schriften, Abhandlungen und Werke des grossen ita-
derbringlich verändert und in der sich alte scheinbar verlässli-        lienischen Dichtergenies erleuchten und vervollkommnen die
che Werte auflösen seine politische Stellung.                           literarische Welt:
Auch sein Haus verliert er unwiederbringlich in den Flam-               Das Gastmahl (Il Convivio ca.1303-1306), es ist eine unvoll-
men und seine Familie, seine Frau Gemma und seine vier                  endete, aber umfangreiche Abhandlung über den Gebrauch
Kinder, die ihm nicht ins Exil folgen werden, lässt er zurück           philosophischer Weisheit anhand einiger Kommentare zu
und wird nie wieder nach Florenz zurückkommen.                          Dantes Kanzonen, den lyrische Dichtformen.
Er verliert sein Auskommen. Verarmt und mittellos wandert               Zwei Bücher Über die Ausdruckskraft der Volksspra-
er durch viele verschiedene Stätte und Orte im mittelalterli-           che (De vulgari eloquentia, um1845), die Abhandlung ist ei-
chen Italien. Die Literatur, die Theologie, die Auseinanderset-         ne unvollendete Arbeit über den Gebrauch der gesprochenen
zungen mit den Wissenschaften und das Philosophieren ist                Sprache in Gedichten im hohen oder tragischen Stil.
ihm ein Trost und die Schriften und seine literarische Arbeit           Dantes philosophisches Hauptwerk Drei Bücher über die
helfen ihm zu überleben.                                                Monarchie (De Monarchia libri tres) in 21 Handschriften ist
Sie werden wie das Holz eines längs gefallenen Stammes ei-              eine politische Abhandlung. Diese Schrift soll die göttliche
ner grossen mächtigen Eiche für die Welt wertvoll und er-               Bestimmung des römischen Kaisertums zur Weltherrschaft
leuchtend sein.                                                         und dessen Unabhängigkeit in weltlichen Dingen von der auf
                                                                        Geistliches zu beschränkenden Herrschaft des Papstes bewei-
                                                                        sen. Die Datierung des Werks ist umstritten.

                                                                   12
Die Untersuchung über Lage und Form des Wassers                      „Würden wir Dante hören, so würden wir unverhofft
und der Erde (Quaestio de aqua et terra), diesen Werk liegt          in einen Kraftstrom eintauchen, der als Ganzes Kom-
einem Vortrag zugrunde, den Dante am 20. Januar 1320 in               position heißt, in seinem Teilaspekt aber Metapher,
der Kapelle der Heiligen Helena in Verona über ein zuvor in            in seiner ausweichenden Art schließlich Vergleich,
Mantua aufgekommenes Streitthema hielt. In dieser Untersu-           ein Kraftstrom, der die Formulierungen deshalb her-
chung geht es um die Frage, warum die Erde als niederstes             vorbringt, damit sie in ihn zurückkehren, ihn in ih-
der vier Elemente nicht vollständig von Wasser bedeckt ist.           rem Hinschmelzen reicher machen und, kaum daß
Dieses Werk der Philosophie versteht sich als naturwissen-            sie der ersten Freude des Werdens für würdig befun-
schaftlich ausgerichtete Analyse. Die damaligen wissenschaft-         den wurden, ihr Erstgeburtsrecht sofort wieder ver-
lichen Abhandlungen wurden auf eine Frage aufgebaut den               lieren, indem sie sich der Materie anschließen, die
sogenannten Quaestiones (lat. "Frage")                               zwischen die Bedeutungen strömt und sie umspült.“
In der Scholastik des Mittelalters waren viele theologische                                 Ossip Mandelstam
und philosophische Werke in dieser Weise aufgebaut. Tho-
mas von Aquin, von dessen Werk damals mächtige Pfeiler der
Wissenschaft der Theologie aufgebaut wurden, hat in seinem
Werk Summe der Theologie über 1000 solchen Fragen (lat.
Quaestiones) gestellt und abgehandelt.                               Eigentlich hieß dieses Werk nach Dante nur schlicht und ein-
                                                                     fach „Die Komödie“ also „Geschichte mit einem guten En-
                                                                     de“. Das verklärende Beiwort „göttliche“ gleich „divina“ hat
Das bekannteste und meistübersetzte, meistkommentierte
                                                                     erst nach Dantes Tod sein Bewunderer Giovanni Boccaccio
und deshalb heute weltweit berühmteste Werk der Weltlitera-
                                                                     eingeführt.
tur von Dante Alighieri ist die Die Göttliche Komödie.
                                                                     Ihre Urschrift ist verschwunden, wie überhaupt keine Zeile
                                                                     von Dantes Schriftwerk überliefert oder erhalten geblieben
                                                                     ist. Dante vereinigt in sich die gesamte gelehrte Tradition des
                                                                     lateinischen Mittelalters und verschont seine Leser in diesem
                                                                     literarischen Wunderwerk der Dichtkunst, die in Terzinen, ei-
                                                                     ner von Dante erfundenen Versform verfasst wurde, nicht
                                                                     mit Namen, Personen und hochmittelalterlichem Wissen und

                                                                13
Weltbilderfahrungen. Es sind Personen, die er in seinem Le-          Am Übergang zum Paradies wird Beatrice ihren Schüler zur
ben gekannt hatte, Personen von Rang und Namen, Politiker,           Hälfte weiter durch die 5 von 9 Sternensphären des Paradie-
Staatsmänner Kirchenfürsten, Päpste, noch Lebende oder               ses bis zu den Pforten des Himmels leiten, wo wiederum die
schon lange Verstorbene, mit denen er sich im Hölle, am Läu-         dritte Führung durch Bernhard von Clairvaux, dem berühm-
terungsberg und im Paradies, den Schauplätzen seines Bu-             ten Heiliggesprochenen Zisterziensermönch, den Weg für
ches zu beschäftigen hat.                                            Dante ebnet. Mit dem heiligen Bernhard wird es eine weiter
Wir befinden uns bei Eintritt in die Geschichte - mit ihm als        aufsteigende Reise durch das himmlische Paradies bis zum
Erzähler in der Ichform - verloren und durch wilde Tiere be-         Empyreum (griech. Empyros - im Feuer befindlich) empor,
drängt, in einem dunklen Wald.                                       dem Feuerhimmel, jener Sphäre im ptolemäischen Weltbild
                                                                     jenseits der Fixsterne, die in dem dreiteiligen Werk Dantes
Durch ein Tor in die Unterwelt führt der Weg über 9 Stufen           als Ort des Lichtes bezeichnet wurde.
in die Tiefe bis zum Teufel hinab. Dantes Meister, der be-
rühmte römische Dichter Vergil (70 v.Chr.-19.v.Ch.), der sich
als längst verstorbenes Idol des Dichters im Limbus, im ers-
ten Kreis der Hölle, einem Ort erhabener Melancholie auf-             „Sich Dantes Poem als eine lineare Erzählung oder
hält, begleitet ihn.                                                 nur als eine Stimme vorzustellen, ist völlig verfehlt.
Vergil selbst war kein Christ, vielmehr ein ungetaufter Heide        Lange vor Bach und in einer Zeit, als man noch keine
und Schwermütigkeit war eine Untugend, dadurch eben eine              monumentalen Orgeln baute, sondern nur sehr be-
Sünde. So lässt sich der Ort, welcher wie eine Vorhölle jen-           scheidene, embryonale Prototypen des künftigen
seits von Qual und Seligkeit erschien, an dem der große Ver-           Monstrums, als das vorherrschende Instrument
gil weilte, erklären.                                                noch die stimmbegleitende Zither war, baute Alighie-
Durch die in ihrer Ehre auf ewig unantastbare Beatrice, die          ri im Raum der Sprache eine unendlich mächtige Or-
ebenfalls verstorbene Meisterin seines Herzens, welche vom            gel, genoß bereits alle nur denkbaren Register, ließ
Himmel hinab gekommen ist, erhält Vergil den Auftrag, Dan-            die Bälge sich blähen, dröhnte und girrte mit allen
te auf seinem gefährlichen Weg durch die Hölle bis auf den                               Orgelpfeifen.“
Läuterungsberg über 9 terassenförmigen Stufen hinauf zu
führen und zu beschützen.                                            Ossip Mandelstam (studierte Dante, stirbt in einem Arbeitslager in der
                                                                                   Nähe von Wladiwostok durch Stalin)

                                                                14
Kapitel 5
                          Dante Alighieri
                             1265 -1321
                     im Spiegel des Eichenbaumes
  BÄUME FALLEN,…
MENSCHEN STERBEN,…
Bäume fallen,… Menschen sterben,… geniale Dich-                          Doch was hat der Vorgang des Sterbens ursprünglich zu
ter hinterlassen erleuchtet ihr großartiges Werk                         sein?
                                                                         Es ist wohl wirklich nur ein Übertreten über die Schwelle. So
                                                                         wie der Baum gefallen ist und sein wertvolles Holz der Welt
Was passiert, wenn ein großer, mächtiger Eichenbaum am
                                                                         als Zeichen seiner Kraft und Stärke hinterlässt, ist auch der
Ende seines Lebens zu Boden fällt?
                                                                         Mensch ein „Hinterlassender“. Ein bescheidener, bereiter
Es ist seine Form, die sich der Erde spendet. Die Elemente,              Mensch hinterlässt nicht sich, sondern nur sein Werk.
die aus ihm geordnet hervorgingen und eine besondere Farbe
                                                                         Mehr ist es nicht…! Doch gerade deshalb birgt es, wie eine
hatten, werden zurück in den Verfall und zur gänzlichen Auf-
                                                                         Frucht den Samen, ein Geheimnis. Es spricht von Erleuch-
lösung gebracht. Die Erde empfängt ihre Kinder. Die Seele
                                                                         tung und davon, dass wenn es in reichen Grund und Boden
des Baumes, sein Licht und sein Leben entweicht, weil es kei-
                                                                         fällt, einen Ewigkeitswert für den Besitzer der Scholle hat.
nen Sinn mehr macht, in einen zerfallenden Kerker mög-
                                                                         Dieser verdient sich, genährt durch den stets geheimnisvoll
lichst lange zu überleben.
                                                                         gefüllten Becher, in Zukunft.
Und dann wird es wieder einen neuen Anfang geben, auch
                                                                         Er verdient sich im Erleuchtetsein sein ureigenes Vermögen
deshalb, weil es ein würdiges Ende gewesen ist. Die Zeit wird
                                                                         auf der Erde, stark und mächtig, hart wie Eichenholz und
kommen! Die Ewigkeit hat sich gänzlich unerkannt in den
                                                                         weich wie Sternenstaub, gefallen aus dem Himmeln der Ewig-
Hintergrund zu schieben, wenn das Wesen dazu aufgerufen
                                                                         keit, zu sein.
wird, seine lichte Kraft wie Sternenfluid in einen bereitgestell-
ten Kelch zu ergießen. Mit der Form wird es wachsen. Erfah-              Geburt und Sterben scheinen also Prozesse, oder anders ein-
rung ist sein Sinn, um Gedächtnis ganz und vollkommen                    facher gesagt, Entwicklungsgänge zu sein. Vielleicht sind es
durch sich selbst zu erleben.                                            Prozesse, die einen Übertritt bedeuten. Vielleicht sind es Vor-
                                                                         gänge, die Erfahrungen machen und Ordnungen in diesen
                                                                         Erfahrungen zu wunderschönen Mustern und Farben, zu
Was passiert, wenn ein einfacher, irdischer Mensch, beschei-             Kunstwerken von Ewigkeitswert zu gestalten.
den und bereit, vom grossen wortgewaltigen Schöpfer gelei-
                                                                         Vielleicht werden diese Erfahrungen auch zu lebendiger Nah-
tet, die Macht und Kraft über das Ein- und Ausatmen ver-
                                                                         rung für das Gedächtnis in Raum und Zeit - und ihr Duft ver-
liert?
                                                                         strömt sich im Äther der Sternenwelt. Dann verwandeln jene
Er stirbt…!                                                              Erfahrungen sich, wie als wären sie eingeschlagen in einem

                                                                    16
Samen, sich wieder neu entfaltend, hinein in jenem uner-                „Ein glücklicher und wirklich heiterer Tag war das
schöpflichen, unergründlichen Geist der Ewigkeit. Sterben                für ihn, an dem ihn Christus, der volle Mittag, er-
muss gelernt sein, so wie auch immer wieder geboren werden            leuchtete. Ein Tag, an allen Tagen seines Lebens von
dürfen bis zur Perfektion zu lernen sein wird.                          ihm mit so vielen Sehnsüchten erwartet, mit Seuf-
Gelerntes wird im Geiste der Vollkommenheit geprüft wer-               zern verlangt, in der Meditation schon vor Augen ge-
den und dann, wenn es Zeit wird, von der Wirklichkeit zur             führt, mit Gebeten im voraus gefeit (gegen die Angrif-
Wahrheit transformiert.                                               fe des Bösen). Ein glücklicher Übergang von der Müh-
                                                                        sal zur Erfrischung, von der Erwartung zur Beloh-
Sterben will gelernt sein…! Wenn wir sterben leuchtet, viel-            nung, vom Kampf zum Sieg, vom Tod zum Leben,
leicht wie bei Dante, die Mittagssonne über dem Zenit unse-             vom Glauben zum Wissen, von der Pilgerschaft in
res geistigen Lebens. Der Fußpunkt, der Nadir in der irdi-                     die Heimat, von der Welt zum Vater!“
schen Welt, die unsere Heimat ist, und nun im Sterben schon
fast Vergangenheit. Und dieser Fußpunkt - er weint vielleicht
durch sein Verlassensein.                                              Zitat des Zisterzienser Abts Gottfried über das Sterben des Mystikers
Vielleicht quält er sich, wie als wäre er verletzt und oder in                         und Heiligen Bernhard von Clairvaux
Trauer. Doch er tröstet sich schnell, denn die Zeit, die heilt
und die Wunden vernarben und frei von Schmerz wird alles
irdische Aufgebrochensein.

                                                                      Dante Alighieri hatte ein schweres, ein hartes Leben. Er wur-
                                                                      de durch die Umbrüche in politische Streitereien, in böse Int-
                                                                      rigen um die Macht im Staat und der Kirche verwickelt.
                                                                      Doch weil er sich nicht im dunklen Wald einer ohne Ziele
                                                                      ausgerichteten Welt verloren hatte, konnte er im richtigen
                                                                      Moment dem Aufruf folgen, ein geführter, beschützter, beson-
                                                                      derer, ja ein genialer Mensch zu werden.
                                                                      Das Werk, welches er hinterließ, war nicht nur sein persönli-
                                                                      ches, sondern ein Werk der Kunst und damit ein Geschenk

                                                                 17
des Schöpfers an den Menschen, welcher sich füllen ließ mit             …Bis daß mein Geist von einem Blitz durchzuckt
der Schönheit des Wortes. Dieser Aufgerufene überwand die                                    ward,
Trauer um die verlorene Liebe, verschmerzte den Mangel ü-                 In welchem sein Verlangen sich ihm nahte.
ber die nicht erhaltende Anerkennung und den Schmerz ü-                  Der hehren Phantasie gebrach's an Kraft hier,
ber die Missachtung seiner Persönlichkeit.                             Doch schon schwang um mein Wünschen und mein
Er lernte im Inneren seines Wesens durch die Philosophie                                    Wollen,
den Trost zu finden. Er lernte auch, beobachten zu können.               Wie sich gleichförmig dreht ein Rad, die Liebe,
Die Macht der Beobachtung ist immer ein nach innen führen-                 Die da die Sonne rollt und andern Sterne.
der Prozess, welcher Früchte trägt, die die Geheimnisse zum
erleuchten bringen.
                                                                                     Dante, 33.Gesang, Paradiso
Es ist merkwürdig, dass gerade jene Menschen, die im Inne-
ren ihres Wesens durch die Arbeit an ihrem Werk Erleuch-
tung erfahren, von den anderen angegriffen, verunglimpft o-
der sogar bis zum gewaltsamen Tode verfolgt werden.
Es geschieht vielleicht, um das Irdische, welches sie noch bin-
det an die Welt, dem hohen Dienst am Nächsten und einer
besseren Welt vollkommen zu opfern. Entsagung durch Ge-
waltlosigkeit ist das Gesetz, dem sie uneingeschränkt aus frei-
em Herzen folgen, als wäre der Schmerz auf der Schwelle
niemals wahrhaft zu fürchten. Dazu braucht es eine gewisse
Härte. Als wäre der Mensch geschnitzt aus hartem beständi-
gem Eichenholz, welches die Jahrhunderte überdauert, weil
es im Kern nicht angegriffen oder zersetzt werden kann.

                                                                  18
Dante Alighieri
                         1265 -1321
    KURZ-        im Spiegel des Eichenbaumes

CHARAKTERISTIK
Eichenbaum Nr.10

Kurzcharakteristik des Eichenbaums:

Die Bewegung in der Zeit lässt alles andere, auch das, was nach Ruhe förmlich schreit, nicht wirklich still werden.

Alles, was Form besitzt, ist im Joch der Betriebsamkeit und deshalb angebunden.

Gleich wie ein einsames Rädchen im Uhrwerk der gesamten Schöpfung ruft es, bewegt durch den Zwang.

Es hofft auf einen Erlass, ununterbrochen getrieben und bewegt zu sein.

Arbeit an sich selbst,

gefördert durch die Eichenbaum-Essenz:

Obwohl sich alles immer nur in Bewegung befindet, gibt es in der Mitte der Zeit die ruhende Kraft.

Sie ist die regenerierende Macht, die das Alte aus dem Zwang, sich durch das Leben stets verausgaben zu müssen, befreit.

Die Furchtlosigkeit und der feste Glaube in der Gegenwart ist die Medizin für die Stärke des Bewusstseins.

                                                                  xx
Einfluss auf die körperliche Ebene (positiv):   Einfluss auf die körperliche Ebene (negativ):

Stärkung der Knochen                            Erschöpfung

Rückenmuskulaturkräftigung                      Schmerzen der Knochen

Zahnwurzelstärkung durch Nervenstärkung         Rückenschwäche

Nerventonikum                                   Altersschwäche

Befreiung aus körperlichen Zwängen              Magen-Darmschwäche

Sehnen und Bänderstärkung                       Regenerationsschwäche

Verjüngung durch Entspannung                    Fühlt sich in einer unbestimmten Weise verbraucht und alt

nervenstärkend                                  Kiefer-Knochenbelastung

                                                Zahnprobleme, Entzündung, Gewebsschwäche

                                                Rheuma- Gelenkbeschwerden

                                                Bandscheibenbelastung

                                                       xxi
DANTE ALIGHIERI

IM SPIEGEL DES EICHENSBAUMES

        Leitsterne im Spiegel der Bäume
                    Band 10
                      © Doris Richter
           Joy-Edition, Verlag für Wort und Bild
               Bilder: Eva Pant Webdesign
                    doris@praxisrichter.com
             Sankt-Martinstrasse 67, 6430 Schwyz CH
                     www.praxisrichter.com

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