Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 18. Januar 2021 Äthiopien Berichte über Massaker vor Kirche in Tigray Medienberichten zufolge soll es bei den Auseinandersetzungen zwischen der äthiopischen Armee und Einheiten der Tigray Peoeple’s Liberation Front (TPLF) in Aksum zu einem Blutbad an der Zivilbevölkerung gekommen sein. 750 Personen, die in der Mariam Zion-Kirche Schutz vor den Kämpfen gesucht hätten, sollen am 15.12.20 von Soldaten und Amhara-Milizen auf den Vorplatz getrieben und erschossen worden sein. Augenzeugen erklärten, die Einheiten hätten die Kirche für ein Versteck der TPLF gehalten. Da Internet und Mobilfunk weitestgehend blockiert sind und Journalisten der Zugang in die Region verweigert wird, ist es nicht möglich, die Angaben zu überprüfen. Mehr als 80 Tote bei Angriff von Milizen im Regionalstaat Benishangul-Gumuz Im äthiopischen Regionalstaat Benishangul-Gumuz ist es nach Angaben der Ethiopian Human Rights Commission (EHRC) am 12.01.21 erneut zu einem Massaker gekommen, bei dem mindestens 80 Zivilisten getötet wurden. Bereits im Dezember war bei einem ähnlichen Angriff einer Miliz von über 200 Opfern berichtet worden (vgl. BN v. 11.01.21). Beide Vorfälle ereigneten sich in der Zone Metekel. Die Hintergünde sind zwar noch unklar, allerdings leben in der Region ethnische Minderheiten, die in der Vergangenheit immer wieder Opfer von derartigen Angriffen waren. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit Juli 2020 mehr als 100.000 Menschen infolge der Gewalt im Regionalstaat vertrieben. UNHCR zeigt sich wegen Konflikt in Tigray „extrem beunruhigt“ UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi erklärte am 14.01.21, er sei wegen der humanitären Krise in Tigray „extrem beunruhigt“ und verwies vor allem auf die Situation der eritreischen Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern in Shimelba und Hitsats im Norden der Region, zu denen seit über zwei Monaten kein Zugang mehr bestehe. Er verwies auch auf Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen wie Tötungen, Entführungen und Rückführung der Geflüchteten nach Eritrea und forderte die äthiopische Regierung auf, uneingeschränkten Zugang und Hilfslieferungen in die Lager zu ermöglichen. Afghanistan Anschläge, Kampfhandlungen, zivile Opfer In der vergangenen Woche gab es bei Kampfhandlungen in mehreren Provinzen sowie bei teilweise gezielten Anschlägen zivile Opfer. Am Morgen des 17.01.21 wurden zwei Regierungsmitarbeiterinnnen auf dem Weg zur Arbeit von Unbekannten erschossen. Bei den Opfern handelte es sich um zwei Richterinnen am Obersten Gericht Afghanistans. Niemand bekannte sich zu dem Anschlag, die Regierung macht die Taliban verantwortlich. 1
Am 16.01.21 ereignete sich in der Nähe des Flughafens von Kandahar eine schwere Explosion, gefolgt von Schusswechseln. Ziel war ein vom afghanischen Geheimdienst genutztes Gebäude. Sicherheitskräften zufolge seien die Angreifer erschossen worden. In Kabul wurden bei einem Anschlag zudem zwei Polizisten getötet, als ihr Fahrzeug von einem am Straßenrand explodierenden Sprengsatz getroffen wurde. Am 12.01.21 erschossen Unbekannte in Mazar-e Sharif zwei Polizistinnen, die sich auf dem Weg zur Arbeit befanden. Nach Recherchen der New York Times kamen im Januar bisher 50 Zivilisten und 100 auf Regierungsseite stehende Sicherheitskräfte ums Leben (Stand 14.01.21). Die US-Botschaft in Afghanistan warnte am 17.01.21 vor Terroranschlägen, Entführungen, Straftaten und ähnlichen Vorfällen, die in den letzten Wochen in ganz Afghanistan zugenommen hätten. US-Bürger sollten erwägen, das Land zu verlassen. Armenien / Aserbaidschan Wiederaufbauprogramm für Berg-Karabach vereinbart Unter Vermittlung von Russlands Präsident Wladimir Putin haben die verfeindeten Nachbarn Aserbaidschan und Armenien bei einem ersten gemeinsamen Treffen in Moskau am 11.01.21 neue Schritte für einen Wiederaufbau der umkämpften Südkaukasusregion Berg-Karabach vereinbart. Dies betonte Putin nach einem etwa vierstündigen Treffen mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev und dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan. Rund zwei Monate nach dem Ende der Kampfhandlungen um Berg-Karabach betonten die drei Spitzenpolitiker im Kreml, dass das Waffenstillstandsabkommen weitgehend eingehalten werde. Es seien aber noch nicht alle Punkte umgesetzt, so Paschinjan. Besonders die Frage armenischer Kriegsgefangener in Aserbaidschan sei schmerzhaft für sein Land. Zugleich betonte er, dass der Konflikt um Berg-Karabach nicht endgültig beigelegt sei. Insbesondere sei der politische Status ungeklärt. Die nun getroffenen Vereinbarungen für eine Entwicklung der Wirtschaft und Infrastruktur Berg-Karabachs sollen zu noch verlässlicheren Sicherheitsgarantien für beide Seiten führen. Die Vize-Regierungschefs von Aserbaidschan und Armenien sowie Russlands würden nun eine Arbeitsgruppe bilden, um konkrete Projekte bei der Wiederherstellung der Wirtschafts- und Verkehrsverbindungen umzusetzen. Die erste Sitzung der neuen Arbeitsgruppe solle bis zum 30.01.21 angesetzt werden. Bosnien und Herzegowina Menschenrechtsorganisationen fordern von Bosnien ausreichenden Schutz für Migranten ein Laut aktuellem Medienbericht vom 12.01.21 forderten internationale Menschenrechtsorganisationen (Amnesty International, „Refugee Rights Europe“ u.a.) die Behörden in Bosnien und Herzegowina in einer gemeinsamen Erklärung auf, den Flüchtlingen und Asylbewerbern im Nordwesten Bosniens umgehend ausreichenden Schutz und Soforthilfe zu leisten. Rund 2.500 Menschen, darunter 900 Einwohner des am 23.12.20 geschlossenen Lagers in Lipa nahe der Grenze zu Kroatien, müssten ohne angemessene Unterkünfte bei starker Kälte ausharren. Zwar hätten die Behörden Dutzende beheizter Zelte aufgestellt, jedoch müssten fast 400 Menschen, darunter Familien mit Kindern, weiterhin bei Schneefällen in Notunterkünften bleiben oder Zuflucht in Parks, verlassenen Häusern, stillgelegten Fabriken und Wäldern suchen. Die Organisationen kritisierten, dass es immer noch an geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten mangele, obwohl die EU Bosnien und Herzegowina in den letzten drei Jahren mehr als 88 Millionen Euro für Migranten und Flüchtlinge zur Verfügung gestellt habe. Die aktuelle humanitäre Krise sei aber auch eine Folge der aktuellen EU-Politik eines strengeren Grenzregimes an den EU-Außengrenzen. Brasilien COVID-19-Pandemie: Sauerstoffmangel in Manaus Laut aktuellen Presseberichten habe eine wachsende Zahl von COVID-19-Fällen zu einer Überlastung des Gesundheitssystems in der Amazonas-Metropole Manaus geführt. So stehe nicht mehr ausreichend medizinischer Sauerstoff zu Beatmungszwecken zur Verfügung, viele Patienten müssten manuell mit Atemluft versorgt werden. 2
Der Preis für Sauerstoff habe sich zum 15.01.21 verdoppelt. Die brasilianische Luftwaffe habe begonnen, Sauerstoff nach Manaus zu transportieren, außerdem werden Patienten aus der Stadt zur Behandlung in andere Bundesstaaten gebracht. Fachleute sehen die Ursache für diese Situation in Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen über die Festtage sowie in der raschen Ausbreitung einer ansteckenderen Mutation des Krankheitserregers, welche ihren Ursprung in Amazonien habe und bereits in Japan bei Reisenden aus dieser Region entdeckt worden sei. Zudem sei ein Großteil der 2020 bereitgestellten Intensivbetten im vergangenen Jahr wieder abgebaut worden, so dass sich nun ein Kapazitätsengpass bemerkbar mache. China Hongkong: Mutmaßliche Fluchthelfer festgenommen Die Polizei nahm am 14.01.21 elf Personen fest, die zwölf Aktivisten bei Ihrer im August 2020 gescheiterten Flucht nach Taiwan (vgl. BN v. 11.01.21) geholfen haben sollen. Sie werden der Unterstützung von Straftätern beschuldigt. DR Kongo Erneut zahlreiche Tote bei mutmaßlichem Milizen-Angriff Bei einem Angriff auf das Dorf Walese Vonkutu an der Grenze der Provinzen Ituri und Nord-Kivu am 14.01.21 sind nach Behördenangaben 46 Zivilpersonen getötet worden. Bei den Opfern, von denen viele enthauptet worden seien, soll es sich um Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Mbuti (auch Bambuti genannt) handeln. Verantwortlich gemacht wird die Miliz Allied Democratic Forces (ADF), der zuletzt auch zwei Angriffe auf Dörfer im Gebiet Beni (Nord-Kivu) zugeschrieben wurden (vgl. BN v. 11.01.21). Die ursprünglich aus Uganda stammende ADF wird laut einer Agenturmeldung beschuldigt, in den rund 14 Monaten seit Beginn einer Offensive der kongolesischen Armee gegen Milizen am 30.10.19 (vgl. BN v. 11.11.19 und 03.02.20) rund 1.200 Tötungen vorgenommen zu haben. Guinea Regierung zurückgetreten Präsident Condé akzeptierte laut Medienberichten vom 15.01.21 die eingereichte Rücktrittserklärung der Regierung Fofanas und beauftragte diesen mit der Weiterführung der Amtsgeschäfte, bis ein neues Regierungsteam gebildet ist. Das Rücktrittsgesuch war aufgrund der umstrittenen Parlaments- und Präsidenschaftwahlen vom Oktober erwartet worden (s. BN v. 02.11.21). Regierungskritiker verurteilt Zwei Mitglieder des FNDC (Front National pour la Défence de la Constitution), die Proteste gegen eine dritte Amstzeit Condés angeführt hatten, wurden am 13.01.21 wegen Anstiftung zu Unruhen zu einer Haftstrafe von einem Jahr sowie einer Geldstrafe verurteilt. Hunderte Menschen wurden laut Amnesty International und Human Rights Watch im Umfeld der Wahlen verhaftet. Indien COVID-19-Pandemie: Impfkampagne gestartet Am 16.01.21 startete Indien mit seiner Impfkampagne gegen das Coronavirus. Die ersten 30 Mio. Impfdosen erhalten Beschäftigte im Gesundheitswesen und weitere Personengruppen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Bis zum Sommer 2021 sollen 300 Mio. Menschen geimpft werden. Proteste zur Freilassung von Jesuitenaktivisten Am 15.01.21 hielten Christen eine Prozession in Dumka im Bundesstaat Jharkhand ab, um für die Freilassung des im Oktober 2020 inhaftierten Jesuitenpaters Stan Swamy, der sich für die Rechte der benachteiligten indigenen 3
Bevölkerung eingesetzt hatte, zu protestieren. Ihm werden Verbindungen zu maoistischen Rebellen und Beteiligung an den 2018 ausgebrochenen Unruhen in Bhima Koregaon im Bundesstaat Maharashtra vorgeworfen. Irak Proteste in Nasiriya Seit dem Tod zweier Demonstranten kommt es wieder verstärkt zu Demonstrationen in Nasiriya und zu Solidaritätsdemonstrationen in Bagdad. Am 14.01.21 wurde vor allem die Freilassung von inhaftierten oder verschwundenen Aktivisten gefordert. Augenzeugenberichten aus der Vorwoche zufolge scheint es zu Vorkommnissen gekommen zu sein, bei denen mindestens eine Einheit der Armee sich zwischen Demonstranten und Sicherheitskräfte gestellt hat, die mit Gewalt eine Demonstration auflösen wollten. Mehrere Videos des Vorfalls kursieren im Internet. Verschiebung der Wahlen Die Wahlen zum irakischen Parlament, die für Juni angesetzt waren, sollen nach einem Vorschlag der irakischen Wahlkommission vom 17.01.21 um mehrere Monate auf den 16.10.21 verschoben werden. Hintergrund ist, dass die sehr kurzfristig angesetzte Wahl aufgrund der Pandemie auf erhebliche Probleme in der praktischen Durchführung stößt. So sind im Rahmen der sehr kurzen Fristen nur sehr wenige Parteien in der Lage gewesen, sich zu registrieren und auch die meisten Wähler hatten keine realistischen Chancen, ihre Daten zu erneuern, sodass erhebliche Teile der Bevölkerung de facto ausgeschlossen worden wären. Diese Schwierigkeiten würden durch die Verschiebung, die auch große Unterstützung im Parlament hat, zumindest stark gemindert. Iran COVID-19-Pandemie: Umstrittene Statistiken und Verzögerungen der Impfkampagne Im Großraum Teheran sind die Infektionszahlen wieder leicht angestiegen. Hotspots sind derzeit zwei Provinzen am Kaspischen Meer. Offiziellen Statistiken zufolge sind in Iran bislang 56.538 Personen an COVID-19 gestorben, mehr als 1,3 Millionen Menschen haben sich infiziert. Die Statistik ist allerdings umstritten. Iranische Medien im Ausland gehen von weitaus höheren Zahlen aus. Ungeachtet dessen ist Iran das am stärksten von Corona betroffene Land im Mittleren Osten. Inzwischen haben Iran und Kuba ein Abkommen zur gemeinsamen Forschung und Entwicklung eines Impfstoffes geschlossen, dieser soll ab Frühjahr an iranischen Probanden getestet werden. Bis dahin möchte das iranische Gesundheitsministerium zwei Millionen Impfstoff-Dosen aus Indien, China und Russland kaufen. Ein eigener iranischer Impfstoff befindet sich noch am Anfang der Testphase (vgl. BN v. 11.01.21). Während in vielen anderen Ländern mit Impfungen begonnen wurde, kommt es in Iran aufgrund sanktionsbedingter Zahlungsschwierigkeiten und mangels Transport- und Kühlmöglichkeiten zu Verzögerungen. Khamenei hatte am 28.12.20 ein Einfuhr- und Nutzungsverbot westlicher Impfstoffe erlassen (vgl. BN v. 11.01.21), damit ist weiterhin unklar, wann in Iran mit Impfungen begonnen werden kann. Inhaftierung von 27 kurdischen Aktivisten und Aktivistinnen In der vergangenen Woche wurden in der Provinz Kurdistan und in der Stadt Karaj (bei Teheran) 27 kurdische Aktivistinnen und Aktivisten verhaftet. Die Verhaftungswelle begann am 09.01.21 in verschiedenen Städten der kurdisch besiedelten Region. Nach Angaben der kurdischen Menschenrechtsorganisation Henago soll es sich bei den Verhafteten um Personen handeln, die in den Bereichen Kultur, studentische Belange und Umwelt aktiv waren. Bislang wurde keine offizielle Anklage erhoben. Die Betroffenen wurden nach Urumiye ins Sicherheitsgefängnis 7. Tir verlegt, das unter Kontrolle der Pasdaran steht. Todesurteil gegen weiteren iranischen Ringer Das Todesurteil gegen den 29 Jahre alten Mehdi Ali Hosseini hat weltweit Kritik hervorgerufen. Der aus Khuzestan stammende Ringer war nach einer Schlägerei in seiner Heimatprovinz im Jahr 2015 verhaftet und zu einer Qesas- Strafe (Vergeltung nach Art des Verbrechens) verurteilt worden. Nach der Hinrichtung von Navid Afkari am 12.09.20 ist Hosseini bereits der zweite zum Tode verurteilte iranische Ringer. 4
Israel / Palästinensische Autonomiegebiete Wahlen für die Palästinensische Autonomiebehörde Präsident Mahmoud Abbas verkündete am 15.01.21 neue Wahltermine für den palästinensischen Legislativrat (22.05.21) und das Präsidentschaftsamt (31.07.21). Anders als bei vergangenen Ankündigungen dieser Art hat sich diesmal auch die Hamas für die Abhaltung der Wahlen ausgesprochen. Die letzten Legislativratswahlen fanden im Jahr 2006 statt, bei denen die radikalislamische Hamas der regierenden Fatah eine schwere Niederlage zufügte. Der damals aus diesen Wahlen hervorgegangenen Koalitionsregierung („nationale Einheitsregierung“) verweigerten die meisten westlichen Staaten die Zusammenarbeit, da sich die Hamas weigerte, sowohl der Gewalt insgesamt abzuschwören, als auch das international beschlossene Existenzrecht Israels anzuerkennen. Ein kurzer Bürgerkrieg zwischen Fatah und Hamas endete im Juni 2007, seither ist die palästinensische Autonomiebehörde de facto geteilt in den von der Hamas regierten Gazastreifen und das von der Fatah regierte Westjordanland. Präsident Abbas (85) ist bereits seit 16 Jahren Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, dessen Amtszeit eigentlich nach vier Jahren hätte enden sollen. Dazu, ob er bei den angekündigten Wahlen erneut antreten oder sein Amt abtreten würde, äußerte er sich nicht. Kasachstan Parlamentswahl Bei der Parlamentswahl am 10.01.21 setzte sich nach Angaben der Wahlkommission die Regierungspartei Nur Otan mit 71,09 % der Stimmen gegen die fünf übrigen angetretenen, regierungsnahen Parteien durch. Die Nationale Sozialdemokratische Partei hatte die Wahl boykottiert. In den Monaten vor der Wahl und am Wahltag selbst wurden Dutzende Oppositionelle festgenommen. Nursultan Nasarbajew – von 1990 bis 2019 Staatspräsident – übt als Vorsitzender der Nur Otan-Partei und des Staatssicherheitsrats erheblichen Einfluss auf die Politik des Landes aus. Die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kritisierten, die zugelassenen Parteien seien in keinen echten Wahlkampf eingetreten. Beim Auszählen und Auswerten der abgegebenen Stimmen seien Unregelmäßigkeiten festgestellt worden, die Transparenz des Wahlprozesses sei behördlicherseits nicht durchgehend gewährleistet worden. Kirgisistan Präsidentschaftswahl und Referendum über Verfassungsreform Nach gewaltsamen Unruhen im Zuge von Wahlfälschungsvorwürfen bzgl. der Parlamentswahl am 04.10.20 fand am 10.01.21 die vorgezogene Präsidentschaftswahl statt. Die Zentrale Wahlkommission erklärte den nationalistischen Politiker Sadyr Schaparow mit 79,2 % der Stimmen zum Sieger der Wahl. Dieser war bei den Unruhen aus dem Gefängnis befreit worden. Die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) konstatierten zwar einen weitgehend freien Wahlkampf der konkurrierenden Kandidaten durch die Verfügbarkeit größerer finanzieller Mittel und durch Missbrauch von Verwaltungsressourcen habe Schaparow jedoch Vorteile im Wahlkampf gehabt. Am selben Tag fand ein Referendum über eine Verfassungsreform statt, die das Amt des Staatspräsidenten mit erweiterten Befugnissen versieht. Nach behördlichen Angaben stimmten 81 % der Wähler der Reform zu. Der Staat steht damit vor einem Wandel von einer parlamentarischen zu einer stärker präsidentiell geprägten Republik. Kolumbien Verletzte durch Granatexplosion Laut Pressemeldungen vom 13.01.21 warf eine Person in Barranquilla (Departamento Atlántico) am Vortag von einem Motorrad aus eine Granate auf eine Straße, an der mehrere Auto- und Motorradwerkstätten ansässig sind. Der Sprengsatz explodierte und verletzte nach offiziellen Angaben 14 Personen. Die Behörden betrachten den 5
Vorfall als Einschüchterungsmaßnahme einer örtlichen Bande, die die dortigen Werkstattbesitzer zu erpressen versuche. Die Polizei hat vier mutmaßliche Bandenmitglieder verhaftet, ein Motorrad beschlagnahmt und mehrere Erpresserschreiben sichergestellt. Zu den Anklagepunkten gehört laut Staatsanwaltschaft neben Erpressung auch unerlaubter Waffen- und Sprengstoffbesitz, Terrorismus sowie versuchter Mord. Libanon Sicherheitsvorfall in Baalbek Am 17.01.21 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einer Patrouille der Armee und Mitgliedern des Jaafar- Clans an der Grenze zu Syrien nach Konfiszierung eines Pickups mit Schmuggelware. Der Jaafar-Clan ist in der Region weit verbreitet und mit der Hisbollah eng verbunden. Seit Jahren kommt es auch immer wieder zu Sicherheitsvorfällen aufgrund eines Konfliktes mit dem ebenfalls hisbollahnahen Shamas-Clan. COVID-19-Pandemie Der Libanon hat seit dem 14.01.21 für vorerst 11 Tage eine 24-stündige Ausgangssperre verhängt, in der selbst der Lebensmitteleinkauf theoretisch verboten ist. Hintergrund für die radikale Maßnahme ist ein starker Anstieg der Infektionszahlen nach erheblichen Lockerungen zu Weihnachten. Am 15.01.21 vermeldete der Libanon mit seinen ca. 6,8 Millionen Einwohnern mit 6.154 Neuinfektionen und 44 Toten neue Tageshöchstwerte. Die Auslastung der Intensivbetten liegt trotz deutlicher Kapazitätserhöhung in den letzten Monaten bei über 90 %, auch normale Krankenhausbetten sind zu über 86 % belegt. Der Libanon hat ein im regionalen Vergleich relativ hohes Durchschnittsalter seiner Bevölkerung von über 30 Jahren und hat daher einen hohen Anteil an Risikopatienten in der Bevölkerung. Mali UN-Blauhelmsoldaten getötet Am 13.01.21 wurden in der Region Timbuktu drei UN-Blauhelmsoldaten aus Côte d’Ivoire getötet und fünf verletzt, als ihr Konvoi über einen Sprengsatz fuhr und dann von unbekannten bewaffneten Angreifern beschossen wurde. Am 15.01.21 kam es zu einem weiteren Angriff auf UN-Blauhelmsoldaten. In der Nähe von Tessalit in der Region Kidal explodierte ein Sprengsatz unter einem Fahrzeug und tötete einen UN-Blauhelmsoldaten aus Ägypten und verletzte einen weiteren Soldaten schwer. Bisher hat sich niemand zu den Angriffen bekannt. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Anschläge. Nigeria Islamistenattacken im Nordosten Islamisten haben am 09.01.21 im Bundesstaat Yobe aus dem Hinterhalt einen Militärkonvoi mit schwerem Geschütz und Raketenwerfern attackiert. Dabei kamen 13 Soldaten zu Tode, weitere wurden verletzt. Das geht aus Medienberichten hervor, die sich auf Angaben aus Militärkreisen berufen. Die Region gilt als Islamisten-Hochburg. Am 15.01.21 gelang es Islamisten nach Angaben eines Offiziers der nigerianischen Armee, einen wichtigen Militärstützpunkt in der Stadt Marte im Bundesstaat Borno zu erobern. Laut Medienberichten flohen mehrere Hundert Einwohner des Ortes infolge der Attacke. Die Bewohner waren erst 2 Monate zuvor im Rahmen eines Regierungsprogramms in ihre Häuser zurückgekehrt, nachdem sie durch islamistische Angriffe vertrieben worden waren. Einen Tag vor der Attacke auf Marte hatte eine Landmine in der Ortschaft Chibok im Süden des Bundesstaats Borno laut Angaben des Militärs fünf Soldaten getötet und 15 weitere verwundet. Beobachter sehen die Entwicklung der Sicherheitslage im Nordosten Nigerias mit Sorge. Jüngste Entführungsfälle Laut Medienberichten sind am 13.01.21 in einem Dorf im nordnigerianischen Bundesstaat Kaduna 18 Personen entführt wordem, darunter mehrere Babys. Für landesweite Aufmerksamkeit sorgte Anfang Januar 2021 auch die Entführung eines Mannes, von dem bekannt ist, dass er selbst als Kopf einer Kidnappergruppe aktiv war. Für seine 6
Freilassung mussten laut Medienberichten rund 1,5 Mio. Naira aufgebracht werden. Das entspricht ca. 3.150 Euro. Kidnapping kommt in Nigeria verhältnismäßig häufig vor (vgl. BN v. 30.11.20). Meist geht es den Entführern um die Erpressung von Lösegeld. Im Dezember 2020 erregte die Entführung mehrerer Hundert Schüler aus einem Jungen- Internat in der Stadt Kankara im Bundesstaat Katsina auch international Aufsehen (vgl. BN v. 21.12.20). Nordmazedonien Bulgarien blockiert Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen Laut aktuellem Medienbericht vom 14.01.21 ist der Beginn der Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen erneut auf Eis gelegt. Der Fortsetzung von Nordmazedoniens Weg zur Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) hänge entscheidend von einer Einigung im Streit mit Bulgarien ab. Die im Herbst 2020 erhobenen Einwände Bulgariens drohten, die nationalistische Stimmung zu verschärfen und das Vertrauen der Bürger Nordmazedoniens in ihre EU-Zukunft weiter zu untergraben, was die diplomatische Aufgabe von Premierminister Zoran Zaev noch schwieriger mache. Bulgarien beschuldige in dem aktuellen Streit Nordmazedonien, eine Freundschaft nur vorzutäuschen, die Geschichte zu fälschen sowie anti-bulgarische Ressentiments zu pflegen. Bulgarien lehne des Weiteren auch die Existenz einer eigenen mazedonischen Sprache ab und betrachte sie ausschließlich als einen bulgarischen Dialekt. Pakistan Polizist bei Polio-Impfkampagne getötet Am 12.01.21 erschossen unbekannte Täter in der Nähe von Karak in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa einen Polizisten, der Gesundheitspersonal einer Polio-Impfkampagne begleitet hatte. Ziel der jüngsten Initiative ist es, 40 Mio. Kinder unter fünf Jahren in ganz Pakistan gegen Polio zu immunisieren. In der Vergangenheit wurden Impfhelfende und die sie begleitenden Sicherheitskräfte immer wieder Opfer von gezielten Tötungen. Vor diesem Hintergrund wird befürchtet, dass Impfkampagnen gegen das Coronavirus vor vergleichbaren Herausforderungen stehen werden. Kaschmir: Soldaten an der Line of Control getötet Am 14.01.21 wurden in zwei Vorfällen an der durch Kaschmir verlaufenden Grenzlinie bei Schusswechseln zwischen dem indischen und pakistanischen Militär vier pakistanische Soldaten getötet. Russische Föderation Nawalny nach Rückkehr festgenommen Der prominente Oppositionspolitiker und Putin-Gegner Alexej Nawalny ist am Abend des 17.01.21 unmittelbar nach seiner Landung auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Nawalny wurde an der Passkontrolle abgeführt und in eine nahe gelegene Polizeistation gebracht. Nach der Festnahme von Nawalny wächst der Druck auf Russland. Politiker der EU und USA forderten die russischen Behörden zur sofortigen Freilassung des 44-Jährigen auf. Amnesty International stufte den bekanntesten Gegner von Präsident Wladimir Putin als einen politischen Gefangenen Russlands ein. Ursprünglich sollte die Maschine mit Nawalny an Bord auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo landen, wo sich zahlreiche Anhänger Nawalnys versammelt hatten. Hier kam es zu mehreren Festnahmen durch die Anti-Terror-Einheit OMON, darunter auch Nawalnys enge Mitarbeiterin, die Juristin Ljubow Sobol. Hintergrund Russlands Justiz hatte Nawalny zur Fahndung ausgeschrieben, weil er während seines Aufenthaltes in Deutschland gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll. Dieses Risiko nahm er jedoch mit seiner Rückkehr in Kauf. Nawalny hatte sich in Deutschland von einem Anschlag mit dem als Chemiewaffe verbotenen Nervengift Nowitschok erholt. Dass Nowitschok zum Einsatz gekommen war, hatten Labore in mehreren Ländern und auch die Organisation für das Verbot für Chemiewaffen (OPCW) unabhängig voneinander 7
bestätigt. Der Giftanschlag soll am 20.08.20 in der sibirischen Stadt Tomsk verübt worden sein. Diesbezüglich gab es bis heute keine Ermittlungen der russischen Justiz. Nawalny hatte immer wieder den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Inlandsgeheimdienst FSB für den Mordanschlag verantwortlich gemacht. Putin wies dies zurück. Die EU hatte wegen des international kritisierten Anschlags Sanktionen gegen Vertreter des russischen Machtapparats verhängt. Nawalny erklärte mehrfach, dass sein Platz in Russland sei und er dort seinen Kampf gegen das "System Putin" fortsetzen wolle. Im Herbst sind in Russland Parlamentswahlen geplant. Somalia Übergriffe auf Journalisten Im Jahr 2020 dokumentierten die Organisationen Reporter ohne Grenzen (RSF) und National Union of Somali Journalists 32 willkürliche Verhaftungen von Journalisten. Unter anderem wurde ein freiberuflicher Journalist, der für eine Facebook-Nachrichtenseite arbeitet, am 27.12.20 verhaftet. Am Tag zuvor hatte er über einen Protest in Garowe gegen Preissteigerungen in der Region berichtet. Er wurde zwei Wochen lang in Isolationshaft gehalten und soll von den puntländischen Geheimdiensten gefoltert worden sein. Anschließend wurde er in das Zentralgefängnis in Garowe verlegt und vor einem Militärgericht wegen versuchten Mordes angeklagt. Ein weiterer Journalist wurde am selben Tag in Puntland verhaftet und zwei Tage lang festgehalten. In Beledweyne, Region Hiiraan, wurde ein Journalist, der über Demonstrationen in der Stadt berichtete, am 26.12.20 festgenommen und fünf Tage lang festgehalten. Ebenfalls in Beledweyne wurde am 23.12.20 ein weiterer Journalist, nachdem er ein Interview mit einer lokalen Rebellenmiliz durchgeführt hatte, verhaftet und einen Tag lang festgehalten. Polizisten getötet Am 11.01.21 wurden bei der Explosion einer Landmine, die ein Fahrzeug mit Polizeibeamten in Mogadischu traf, zwei Menschen getötet und sieben verletzt. Al-Shabaab übernahm die Verantwortung für den Anschlag. Sudan Gewaltausbruch in West-Darfur Bei gewaltsamen Zusammenstößen in und um die Stadt El Geneina (Provinz West-Darfur) zwischen Angehörigen verschiedener Volksgruppen sollen nach lokalen Angaben seit dem 15.01.21 mindestens 83 Menschen getötet und 160 verletzt worden sein. Begonnen hatte die Gewalt am 15.01.21 in El Geneina, als ein arabischer Mann in einem Lager für Binnenvertriebene erstochen worden war. Am 16.01.21 sollen Hinterbliebene des Toten das Lager angegriffen und Häuser in Brand gesteckt haben. Auch am 17.01.21 dauerten die Kämpfe an, darauf wurde am selbenTag in der Provinz eine Ausgangssperre verhängt. Es sind die schwersten Kämpfe seit dem offiziellen Ende der UN-Friedensmission UNAMID Ende Dezember 2020. Auf Wunsch der sudanesischen Regierung war die UN-Friedensmission UNAMID nach 13 Jahren beendet worden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hatte eine Verlängerung der Mission gefordert und vor den Folgen des Abzugs gewarnt. Syrien Flugverkehr zwischen Aleppo und Beirut wiederhergestellt Am 15.01.21 führte die staatliche Fluggesellschaft Syrian Air den ersten Flug zwischen der libanesischen Hauptstadt und der zweitgrößten Metropole Syriens seit Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahr 2011 durch. Wegen der COVID-19-Pandemie mussten alle Mitreisenden PCR-Tests durchführen und die Fluggastzahl wurde auf 44 begrenzt. Von Damaskus nach Beirut finden derzeit bereits drei Flüge pro Woche statt, auch von Aleppo soll es ab sofort wöchentlich Verbindungen geben. Aleppo wurde bereits 2016 zurückerobert, blieb aber noch mehrere Jahre in unmittelbarer Nähe zum Kampfgeschehen in Gebieten des gleichnamigen Gouvernements. 8
Türkei COVID-19-Pandemie: Impfstart Die türkischen Behörden begannen am 14.01.21 mit Massenimpfungen gegen das Coronavirus. Sie verwenden dabei den Impfstoff des chinesischen Pharmakonzerns Sinovac, der eine Notzulassung in der Türkei erhalten hat. Nach Angaben von Gesundheitsminister Koca sollen zunächst die Mitarbeiter des Gesundheitswesens geimpft werden, anschließend seien Menschen über 65 Jahren an der Reihe. Er selbst und die wissenschaftlichen Berater der Regierung ließen sich bereits impfen, ebenso Präsident Erdogan. Am 17.01.21 wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in der Türkei bei 148.636 Tests insgesamt 6.436 Neuinfektionen mit dem Coronavirus festgestellt, die Zahl der Erkrankten lag bei 803, die der Todesfälle in den letzten 24 Stunden bei 165. Die Zahl der Schwererkrankten lag bei 2.201, die Intensivbettenauslastung pro Woche lag bei 60,6 %. Die Krankenhäuser seien zu 45,5 % ausgelastet. Seit Pandemiebeginn gebe es 2.387.101 Erkrankte und 2.262.684 Genesene. Sektenführer zu mehr als 1.000 Jahren Haft verurteilt Der muslimische Fernsehprediger und Sektenführer Adnan Oktar wurde am 11.01.21 von einem Gericht in Istanbul zu 1.075 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. Er wurde unter anderem wegen Unterstützung einer bewaffneten Terrororganisation, Spionage und in insgesamt 34 Fällen des Missbrauchs für schuldig gesprochen, sieben davon im Zusammenhang mit Kindern; außerdem wegen Freiheitsberaubung, Quälerei sowie wegen der Gründung und Leitung einer kriminellen Organisation. Vorgeworfen wurde ihm zudem Unterstützung der Gülen-Bewegung. Oktar war im Juli 2018 verhaftet worden. Nach Medienberichten erhielten auch 13 Weggefährten Oktars lange Haftstrafen wegen ähnlicher Vorwürfe. Oktar bestreitet die Anschuldigungen und wird voraussichtlich in Berufung gehen. Als Fernsehprediger war er in der Türkei durch eine Show auf seinem Kanal A9 bekannt geworden. Dort umgab er sich größtenteils mit Frauen, die er seine »Kätzchen« nannte und für sich tanzen ließ. Er veröffentlichte unter dem Pseudonym Harun Yahya zudem eine Reihe von Büchern, in denen er unter anderem seine Unterstützung für die wortwörtliche Auslegung der Schöpfungsgeschichte (Kreationismus) darlegte. Uganda Museveni als Präsident wiedergewählt Der amtierende Präsident Museveni ist zum Sieger der am 14.01.21 durchgeführten Präsidentschaftswahl erklärt worden. Museveni, der seit 1986 an der Macht ist, erhielt 59% der Stimmen. Der aussichtsreichste Herausforderer Bobi Wine, ein populärer Sänger, der nun als Politiker aktiv ist und vor allem bei jungen Ugandern hohe Beliebtheit genießt, erhielt 35 % der Stimmen. Die Opposition behauptet jedoch, dass die Wahl gefälscht war und Wine hat angekündigt, dass er die Ergebnisse vor Gericht anfechten wird. Museveni verkündete hingegen die Wahl sei frei und fair gewesen und kündigte an, dass Sicherheitskräfte gegen jegliche Unruhen vorgehen werden. Die Europäische Union (EU), die Vereinten Nationen (UN) und Menschenrechtsorganisationen haben Kritik an der Wahl geäußert. Nur eine Mission der Afrikanischen Union (AU) beobachtete die Abstimmung, da anderen nationalen und internationalen Wahlbeobachtern die Akkreditierung verweigert worden war. Auf Weisung der Regierung ist das Internet seit dem Vorabend der Wahl abgeschaltet, nachdem Facebook die Konten mehrerer Regierungsbeamter geschlossen hatte, weil sie angeblich die öffentliche Debatte manipulierten. Bobi Wine steht faktisch unter Hausarrest, da Sicherheitskräfte sein Haus seit dem Wahltag umstellen. Die Wahl wird als eine der gewalttätigsten in Uganda seit Jahrzehnten beschrieben. Oppositionskandidaten und ihre Unterstützer wurden im Vorfeld wiederholt verhaftet und schikaniert, und mehr als 50 Menschen wurden bei Protesten im November getötet (vgl. BN v. 19.10.20, 09.11.20, 23.11.20 und 30.11.20). Venezuela Aktivistin unter Hausarrest Nach Medienberichten vom 11.01.21 ist die Frauenrechtlerin und Sozialarbeiterin Vannesa Rosales nach dreimonatiger Haft ohne formelle Anklage aus dem Gefängnis von Mérida entlassen und in Hausarrest überführt 9
worden. Rosales war im Oktober 2020 festgenommen worden, weil sie einer vergewaltigten 13-Jährigen Informationen und Medikamente für einen Schwangerschaftsabbruch gegeben haben soll. Dieser Vorwurf bleibt weiterhin bestehen. Die Strafverfolgungsbehörden legen der Aktivistin, die sich für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen engagiert, zudem die Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Last. Zahlreiche nichtstaatliche Organisationen haben eine mediale Protestkampagne zur Unterstützung von Rosales gestartet. Das venezolanische Strafrecht erlaubt Abtreibungen nur, wenn die Gesundheit der Frau durch die Schwangerschaft gefährdet ist. Das Strafmaß liegt hierfür zwischen sechs Monaten und drei Jahren, für die Bildung einer kriminellen Vereinigung liegt es bei bis zu zehn Jahren. Ein Termin für den Beginn des Gerichtsverfahrens steht noch nicht fest. Weißrussland Dezentrale Protestaktionen gegen Präsident Lukaschenko Auch am 17.01.21 versammelten sich in mehreren Städten Menschen zum Protest gegen Präsident Alexander Lukaschenko. Die Teilnehmenden forderten zugleich eine Strafverfolgung der Sicherheitskräfte, die bei den vorangegangenen Protesten gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen waren. Um das Einschreiten der Sicherheitskräfte gegen die Teilnehmenden zu erschweren, waren die Veranstaltungen wieder als Flashmobs organisiert, bei denen verstreut in Parks und Wohngebieten kleinere Gruppen zusammenkamen, nachdem der jeweilige Versammlungsort kurz zuvor in sozialen Medien bekanntgegeben worden war. Seit der behördlichen Verkündung seines Wahlsieges bei der am 09.08.20 beendeten Präsidentschaftswahl finden regelmäßig Protestkundgebungen gegen Lukaschenko statt. Zentralafrikanische Republik Rebellenangriff auf Hauptstadt zurückgeschlagen Nach heftigen Kämpfen schlugen Sicherheitskräfte am 13.01.21 einen Angriff der Rebellenallianz Coalition des patriotes pour le changement (CPC) auf die Hauptstadt Bangui zurück. Ein Soldat der UN-Friedensmission Mission multidimensionnelle intégrée des Nations Unies pour la stabilisation en République centrafricaine (MINUSCA) und mindestens 30 Rebellen wurden getötet. Die Rebellen wenden sich gegen die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten Faustin-Archange Touadéra in der Präsidentenwahl vom 27.12.20 (vgl. BN v. 11.01.21). Wie UNHCR am 15.01.21 mitteilte, flohen seit Ende 2020 etwa 60.000 Menschen vor der im Zusammenhang mit der Wahl ausgebrochenen Gewalt in die benachbarte DR Kongo. Zudem flohen Zehntausende in die Nachbarländer Kamerun und Tschad oder wurden landesintern vertrieben. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 10
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