Das Bewusstsein aller Dinge und Lebewesen - Gustav Theodor Fechner und die Einheit von Geist und Materie1 (Teil 2) - Theosophische Gesellschaft in ...
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Hans-Peter Waldrich Das Bewusstsein aller Dinge und Lebewesen – Gustav Theodor Fechner und die Einheit von Geist und Materie1 (Teil 2) Was die Welt im Innersten zusammenhält Wie ein Naturwissenschaftler mit seinen Forschungen umgeht, hängt von Ideen und einer Sprache, weit stellen, dass die Wellenkreise nicht davon ab, was für ein Mensch er ist. plastischer und poetischer als alles, durch Steinwürfe von außen, son- Es gibt den von einer sachlichen Idee was man von Philosophen gewohnt dern durch eine innere Erschütterung Faszinierten, von einer bestimm- ist, entwickelte er Gedanken, die an des Teiches entstanden sind, um den ten fachlichen Fragestellung Umge- Scharfsinn und Konsequenz schwer Grundgedanken Fechners zu begrei- triebenen. Häufiger findet man den überboten werden können. fen. Das System der Wellenbewegun- nüchternen, distanzierten Spezia- gen ist dann zugleich Bestandteil des listen, der seinen Teil zur Lösung Nachdem ihn seine Lebenskrise auf- übergreifenden Systems: nämlich des einer vorgegebenen Aufgabe beiträgt, gerüttelt hatte, kam seine religiöse, Sees. Aus der Tiefe des Sees steigen die in der Regel durch die Anforde- ja mystische Natur voll zum Durch- die Phänomene auf, aber sie sind nur rungen von Technik und Industrie bruch. Vom Gedanken des Allzu- Ausdruck des Ganzen. „Die ganze gestellt wird. Im Innersten berüh- Gustav Theodor Fechner (1801 - 1887) sammenhangs der physikalischen Erde … ist … wie ein großer Tropfen, ren ihn seine Forschungen nicht, sie und geistigen Wirklichkeit war es emporgeworfen im Meer des Weltalls, haben kaum etwas mit ihm selbst zu die Welt im Innersten zusammen- nur ein kleiner Schritt bis zu einer ein Mittelpunkt einer großen Selbst- tun, sie sind Teil seiner Berufsarbeit, hält.“ Fechner war kein Praktiker Sicht, die das Göttliche in der Natur erschütterung desselben … und alle die eben geleistet werden muss. des Lebens, er verbrachte seine Tage entdeckt. Fechner sagte es in einem Gestirne sind solche Tropfen, solche im Arbeitszimmer zwischen Instru- Bild: Man stelle sich einen Teich vor, Mittelpunkte geistiger und leiblicher Ganz anders bei Fechner. Fechner menten und Büchern, es ging eher in dem durch viele hineingeworfene Erschütterung zugleich.“ 2 Und alle war ein Mann der exakten Wissen- Kühle als Wärme von ihm aus, seine Steine zahllose Wellenkreise entstan- Planeten, alle Galaxien sind nur Trop- schaft, doch seine Fragestellungen intensivste Art, Gefühle zu äußern, den sind, die alle ineinandergreifen waren gleichzeitig Teil einer all- lag im Humor. Aber seine Gedanken, und ineinander verfließen, ein ver- 1 | Hans-Peter Waldrich, Grenzgänger der gemeinen Denkleidenschaft, die, sein Intellekt waren von emotiona- netztes System von Mustern bilden. Wissenschaft. Kösel-Verlag, München, 1993. getrieben von einer unstillbaren 2 | Gustav Theodor Fechner, Zend-Avesta oder ler Intensität, in ihnen drückten sich Diese Wellenkreise sind die Phäno- über die Dinge des Himmels und des Neugierde, nach der Bedeutung des Intuition und eine geradezu eroti- mene auf dieser Erde, ihre Bewegung Jenseits vom Standpunkt der Naturbetrach- Ganzen suchte, danach – um mit sche Kraft der Zuwendung zur Welt und ihre Wirkung auf andere Phäno- tung. Zwei Bände, 5. Aufl. Leipzig 1922 (Reprint d. Ausg. 1851, 3 Bde., Eschborn Goethes Faust zu sprechen –, „was- und zum Leben aus. In einer Fülle mene. Man muss sich nun bloß vor- 1992), Bd. I, S. 27. 88 8 89
Geoffrey Hodson (The Call to the Heights, Kap. 29) sind. Ausfließende Kräfte und herein- lich ist – in direkte persönliche Bezie- übersetzt von Sylvia Botheroyd strömende Energien befinden sich hung zu einem Adept-Meister treten, in fortwährender Interaktion. Deren so erlernen sie allmählich nicht nur die Entsprechungen zwischen Mensch Ausstrahlung und Aufnahme unter- stehen dem, was man kurz Methoden, nach denen die Interaktio- nen stattfinden, sondern auch mit die- und Universum als die gemeinsamen Schwingungs- sen in Harmonie zu leben. Sie lernen, frequenzen der aus- und eingehenden wie man in Erfüllung der Lebenspro- Ströme bezeichnen könnte. Diese ereig- zesse und den Aufgaben, die ein Meis- nen sich zwischen Sonnensystemen, ter aufzeigt, kosmische Verbindungen jedes von ihnen mit einer hoch ent- nutzt. Wenn man durch die Grade der wickelten leitenden Instanz und auf- Größeren Mysterien fortschreitet, wird einander abgestimmten Untergebenen. die Wahrnehmung und Teilnahme an Sie sind auch in Funktion – wenngleich dieser interplanetarischen und inter- unter normalen Bedingungen unbe- stellaren Kommunikation immer wusst – zwischen den Teilen eines Uni- bewusster. Nach und nach lernt man versums und einzelnen Menschen. So die eigentlichen Teile in den mensch- gesehen sind unsere Erde und alles auf lichen Bewusstseinsträgern kennen – ihr aufs Engste miteinander verbunden theoretisch zunächst; später wird dieses – von der höchst entwickelten leitenden Wissen immer unmittelbarer und tritt Intelligenz, die in voller Kenntnis über der Absicht gemäß in Funktion. Funktion und Verlauf des Austausches ist, bis hin zu den Menschen und sogar Universaler Austausch bis zu jedem Atom auf jeder Ebene der Natur. Universales Bewusstsein Wer sich mit Theosophie ernsthaft Ganz im Gegenteil, jeder steht bestän- des Adepten befasst, dem wird bewusst, dass der dig in aktiven Beziehungen zu anderen Planet Erde keineswegs allein ist in der Planeten, Satelliten und Tierkreiszei- Der Adept unterscheidet sich von den unendlichen Weite des Universums. chen – auch wenn es aus Sicht ihrer Möglichkeiten der Teilnahme Menschen darin, dass er oder sie in „Telegraphische“ Verbindungen mit räumlichen Positionen her scheint, als seinem Bewusstsein nicht mehr auf den Lebenskräften und Intelligenzen, wären die Sterne unvollkommen auf- Auch wenn sich die Menschheit die- die planetarische Heimat beschränkt die für die Manifestationen des Göttli- einander abgestimmt. ses Zusammenhangs gewöhnlich nicht ist. Seine Wahrnehmung der überphy- chen in allen anderen Teilen des Uni- Wenn Planeten- und Sternenkörper in bewusst ist, werden sich jene Aspiran- sischen Ebenen, von denen er selbst versums verantwortlich sind, gehen okkulter Literatur und Lehre erwähnt ten, die die Lehren studieren, welche und sein Planet durchdrungen und unablässig vor sich. Alle Welten auf werden, geht es weniger um die rein dieses Wissen beinhalten, seiner intel- umgeben sind, erweitert ungemein die allen Ebenen, von der dichtesten Stoff- physischen Planeten und Sterne, als um lektuell bewusst. Nach und nach lernen Reichweite seines Bewusstseins. Daraus lichkeit bis hin zum reinsten Geistigen, ihre feinstofflichen Entsprechungen sie, diese enormen Naturprozesse zu folgt, dass er gelernt hat, mit Absicht sind fortwährend im Austausch mitein- oder Träger sowie die solaren und kos- verstehen und sogar daran teilzuneh- und wissenschaftlicher Genauigkeit ander. Kein Planet ist allein im Kosmos. mischen Intelligenzen, deren Reiche sie men. Wenn sie – was durchaus mög- mit Intelligenzen in Beziehung zu tre- 100 101
Dr. Bernadett Bigalke Theosophie in Sachsen in der Weimarer Republik und im ühren. Fechner sah in dieser Hoffnung Nationalsozialismus1 Die Ausgangslage rische Werke und Zeitschriften. Sein Verein wurde 1923 unter dem Namen 1 Die Theosophische Gesellschaft in Theosophische Gesellschaft (super- Deutschland e.V. war der Landesverband national), Hauptquartier Leipzig e. V. ins der Internationalen Theosophischen Ver- Vereinsregister eingetragen. Als Zweck brüderung (ITV), die von Franz Hart- des Vereins wurde „die Herbeiführung mann gegründet worden war. Sie hatte eines geistigen Friedens zwischen den ihren Sitz in Leipzig, im Graphischen verschiedenen theosophischen Rich- Viertel östlich des Zentrums. Nach dem tungen und ihre Zusammenfassung“ I. Weltkrieg konnte dieser Landesver- angegeben. Dieser Vereinszweck ist in- 12. Sommerschule 1931 in Bad Berka band einen kontinuierlichen Zuwachs sofern bemerkenswert, als dass Vollrath an Mitgliederzahlen verzeichnen. So den damaligen Theosophen und An- existierten im Jahr 1924 insgesamt 40 throposophen, Astrologen und Rosen- Ortsgesellschaften mit 2141 Mitglie- kreuzern als Konfliktfigur bekannt war. dern. Davon entfielen acht Ortsgesell- Wo er auftauchte und sich einmischte, schaften auf Sachsen, wobei die Leipzi- gab es Ärger: Intrigen, Schmähungen, ger Ortsgesellschaft mit ihren 230 Mit- Klagen und kaltblütiges Geschäftskal- gliedern zahlenmäßig am stärksten war. kül machten seine verlegerische Praxis Vorsitzender der ITV wurde 1924 der aus. Vollrath lag insbesondere viele Jah- Volksschul-lehrer Hermann Rudolph.2 re mit der ITV im Konflikt, und da war Zu dem Vereinsverband gehörten au- es für ihn durchaus folgerichtig, seinen Die Vortragenden der Sommerschulen in Ernst Voss, Hermann Rudolph, Erhard Bäzner, ßerdem der Theosophische Kulturverlag eigenen Verein zu gründen.3 Bad Berka um 1920 Rudolph Kaupisch um 1931 und die Monatsschrift Theosophische Kultur, die immerhin in einer Auflage In der Weimarer Republik und auch kanischen Theosophin Katherine Ting- damals regelmäßig von der politischen von 1700 Exemplaren erschien. Eine global betrachtet gab es zu dieser Zeit ley (1847–1929) waren. Diese hatten Polizei in Leipzig überwacht und das zweite Theosophische Gesellschaft bil- drei sich voneinander abgrenzende ihren Hauptsitz in Point Loma bei San bereits seit der Kaiserzeit. Aufgabe die- dete sich damals um den in Reformer- theosophische Gruppierungen: die Diego in Kalifornien. ser Polizeiabteilung war es, Pressegut kreisen bekannten Verleger Hugo Voll- sogenannten Adyar-Theosophen, die und die Publikationen der Vereine zu rath (1877–1943). Dieser verlegte seit Hartmann-Richtung (ITV) und die Alle unter „weltanschaulich“ (religiös, sichten, um damit präventiv potenzielle 1900 theosophische, rosenkreuzeri- Theosophen, die Anhänger der ameri- kulturell, politisch) firmierenden Verei- Störer der gesellschaftlichen Ordnung sche, astrologische und lebensreforme- ne – so auch die Theosophen – wurden zu erkennen. 4 106 1 107
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