Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück

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Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück
VORWORT

Das Coronajahr 2020 – Einblicke

Das Jahr 2020 mit seinen einschneidenden Be-           den. Es galt, die Ruhe zu bewahren, wenn wir aus
schränkungen im Beruf und im Privatleben wird          dem System katapultiert wurden – positiv gesehen

                                                                                                              3
uns allen in Erinnerung bleiben. Ein ganzes Jahr       hatte das wiederholte Einloggen einen durchaus
mit Covid 19 zu leben, hat der ganzen Situation        übenden Effekt.

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                                                                                                             2019
nicht die Surrealität genommen. Umso schöner
                                                       Im Fachgebiet Textiles Gestalten entschieden
ist es rückblickend festzustellen, dass wir auf viel
                                                       wir uns dazu, sowohl die theoretischen als auch
Erfolgreiches zurück blicken können.
                                                       die praktisch ausgerichteten Veranstaltungen als
Lehre:                                                 digitale Lehre in Präsenzzeit durchzuführen. Wir
                                                       arbeiteten in Echtzeit mit den Studierenden, nutz-
Im Frühjahr 2020 wurde unser aller Leben völlig
                                                       ten die uns noch wenig bekannten Methoden der
aus der Bahn geworfen. Die Pandemie hatte uns
                                                       Breakout-Räume, der Icons, der Courseware, des
in Europa erreicht. Schon vor Beginn des Som-
                                                       Etherpad etc. etc. Wegen anfangs zusammenbre-
mersemesters 2020 wurde der totale Lockdown
                                                       chender Systeme (aufgrund der hohen Teilnehmen-
ausgerufen. Studierende und Lehrende wurden
                                                       denzahlen an der gesamten Universität) sahen wir
ins Homeoffice verbannt und sowohl beruflich als
                                                       die Studierenden oft nur zu Beginn und vielleicht
auch privat vor große Herausforderungen gestellt.
                                                       am Ende der Stunde. Versuche, dass Studierende
Zufällige und oft gewinnbringende Gespräche
                                                       sich durchgängig dazuschalten konnten, scheiter-
zwischen Tür und Angel entfielen, sie wurden
                                                       ten immer wieder (mal war der/die Studierende
durch eine eher unregelmäßig stattfindende
                                                       weg, dann kappte das System die Teilnahme der
Fernkommunikation ersetzt. Wir mussten unsere
                                                       Dozierenden, Sprachbeiträge kamen nur verzerrt
bereits geplanten Veranstaltungen für das Som-
                                                       an etc.). Ein ganzes Jahr haben wir Lehrende oft
mersemester neu durchdenken und für die digitale
                                                       nur uns selbst auf dem Bildschirm gesehen.
Lehre aufbereiten. Prüfungsformen mussten den
Gegebenheiten angepasst werden und diejenigen          Eingeworbene Drittmittel:
Lehrenden, die bislang noch nicht digital unter-
                                                       Das Jahr nahm dennoch einen guten Verlauf für
richtet hatten, wurden in Windeseile von einem
                                                       das Fachgebiet: Das Kultusministerium Nieder-
sehr gut geschultem Personal des VirtUOS auf die
                                                       sachsen bewilligte Fördermittel für ein von Prof.in
kommende digitale Unterrichtszeit vorbereitet. In
                                                       Dr. Bärbel Schmidt lanciertes Forschungsprojekt,
den ersten Wochen gab es so manche Schreckse-
                                                       das in Kooperation mit dem Textile Research Cen-
kunde, wenn wir die Lernenden wagemutig in die
                                                       tre in Leiden, Niederlande, durchgeführt wird. Im
Breakout-Räume geschickt hatten, ohne zu wissen,
                                                       Fokus des Projektes „Erzählstoff - Forschungs-
wie sie wieder in den Hauptraum gelangen wür-
Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück
Abb. 1: Forschungsprojekt von Prof.in Bärbel Schmidt in Kooperation mit dem Textile Research Centre in Leiden. Foto: Bärbel Schmidt 2019.
       Abb. 2: LehrZeit-Projekt von Prof.in Birgit Haehnel "Digitalisierung mit Nadel und Faden. Foto: Birgit Haehnel 2020.
       Abb. 3: Nachhaltigkeitsprojekt Fairo Moda mit Initiatorin Lesley-Ann Baldwin. Foto: Wolfgang Sparenberg 2020.

       basierte Notizen über das vestimentäre Gedächtnis                      oberstes Gebot und dank der intensiven Unterstüt-
       des deutschen Kleidungsbestandes im Textile Re-                        zung der Umweltkoordinatorin der Universität,
       search Centre in Leiden“ steht die im Textile Rese-                    Jutta Essl, fanden wir ausgesondertes Mobiliar an
       arch Centre (TCR) gesammelte Kleidung deutscher                        unterschiedlichen Standorten. So konnten wir die
       Provenienz. Das TCR ist ein autarkes Forschungs-                       komplette Inneneinrichtung bestücken. Jürgen
       institut, das sich auf anthropologische und                            Menkhaus stand uns geduldig beratend zur Seite.
       archäologische Themen im Bereich von Textilien                         Er schaffte es auch, Möbel passend aufzubereiten.
       und Kleidung spezialisiert hat. Das unabhängige                        Beim Innendesign des Ladens erhielten wir Unter-
       Forschungsinstitut verfügt über eine cirka 25.000                      stützung von der Osnabrücker Künstlerin Katrin
       Stücke umfassende Textilsammlung aus aller Welt                        Lazaruk.
       und allen Zeiten. Die am Forschungsinstitut ansäs-
       sigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verfolgen                       Die kreative Gestaltung der „Verleih-Boutique“ ist
       vor allem die Fragestellung, was Menschen tragen,                      eine Sache, eine andere ist die juristische Absiche-
       um ihre Identität auszudrücken. Darüber hinaus                         rung der Studierendenunternehmung. Hierfür
       beschäftigen sie sich mit dem Themenkomplex der                        danken wir besonders Annemarie Peters und
       vorindustriellen Textiltechnologie.                                    Samira Ermrich. Sie haben unsere Entwürfe in eine
                                                                              professionelle Form gebracht, so dass wir den Start-
       Von einem weiteren Erfolg ist zu berichten: Prof.in                    schuss für die Eröffnung unseres Lädchens geben
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       Dr. Birgit Haehnel konnte für ihr Projekt „Digi-                       können. Da die Pandemie anhält, haben wir den
2020

       talisierung mit Nadel und Faden“ Gelder aus dem                        Eröffnungstermin auf den April 2021 verschoben.
       universitären LehrZeit-Budget einwerben. Nun ent-                      Interessierte können sich einen ersten Einblick auf
       wickeln fünf studentische Hilfskräfte sowie Anke                       unserer Homepage verschaffen. Dort ist ein Rund-
       Beccard als Lehrbeauftragte unter der Leitung von                      gang durch den Fairo-Moda-Laden abrufbar.
       Prof.in Dr. Birgit Haehnel und ihrer wissenschaftli-
       chen Mitarbeiterin Lena Küppers praxisorientierte,                     Projekte:
       interdisziplinäre Lehr- und Lernkonzepte für den
       schulischen und universitären Unterricht, die die                      Mit dem Lockdown ereilte uns – zunächst kon-
       aktuellen Diskussionen zur Digitalisierung in der                      trovers diskutiert – dann politisch durchgesetzt,
       Gesellschaft berücksichtigen und diese weiter voran                    die Maskenpflicht. Auf der ganzen Welt gehörten
       treiben. Die Projektteilnehmerinnen erarbeiten                         medizinische Masken, die nun millionenfach
       gemeinsam mit der Heinrich-Schüren-Schule in                           benötigt wurden, zur Mangelware. Vor allem Ärzte
       Osnabrück ein innovatives Lehr-Lernkonzept für                         empfahlen deshalb das Tragen einer einfachen,
       das Fach Textiles Gestalten in der Grundschule                         selbstgenähten Baumwollstoffmaske. Die selbst
       und für die Lehramtsausbildung. Berücksichtigt                         genähte Mund-Nase-Maske schützt zwar nicht vor
       werden sowohl die ästhetische Gestaltung elektro-                      der eigenen Ansteckung mit dem Corona-Virus, sie
       nischer bzw. intelligenter Kleidung (Smart Texti-                      kann aber - auch nach Aussage des Präsidenten der
       les), als auch digitale Medien wie Smartphones und                     Bundesärztekammer - bei der Eindämmung des
       Tablets.                                                               Corona-Virus sinnvoll sein. Tröpfchen, die beim
                                                                              Sprechen, Husten oder Niesen entstehen, können
       Die Zentrale Studienkommission bewilligte den                          von der Maske, selbst wenn sie aus Stoff ist, abge-
       von Prof.in Dr. Bärbel Schmidt und Lesley-Ann                          fangen werden. Es war daher sinnvoll, im öffentli-
       Baldwin eingereichten Antrag einer Förderung der                       chen Raum eine Maske zu tragen, wobei unbedingt
       Studierendenunternehmung Fairo Moda positiv                            der Mindestabstand von zwei Metern weiterhin
       und so konnten wir dieses Projekt im Jahr 2020                         eingehalten werden musste. Schließlich empfahl
       voranbringen. Im Gebäude 52 in der Seminar-                            nach einiger Zeit auch die Bundesregierung drin-
       straße in Osnabrück richteten wir im Erdgeschoss                       gend das Tragen von sogenannten Alltagsmasken
       einen Laden ein. Der Nachhaltigkeitsgedanke war                        im öffentlichen Raum.
Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück
Abb. 4: Projekt "UniUnited" des Fachgebietes Textiles Gestalten. Foto: Wolfgang Sparenberg 2020.
Abb. 5: Postkartenserie des Fachgebietes Textiles Gestalten. Fotos (von links nach rechts): Lucia Schwalenberg, Michael Münch, Lucia Schwalenberg 2020.
Abb. 6: Digitale Exkursion in die Spinnerei Alvesrode mit Agrarwirtin Carina Reso. Fotos: Lucia Schwalenberg 2020.

Das Fachgebiet Textiles Gestalten reagierte mit                    Neuanschaffungen:
dem Projekt „UniUnited“ auf den Mangel an Stoff-
masken. Studierende und Lehrende nähten in ihrer                   Das Fachgebiet konnte dank Unterstützung des
Freizeit Masken, damit zumindest innerhalb der                     Fachbereiches den D810 Elozo Reinigungsschrank
Universität der Mangel an Masken behoben werden                    (kurz: Ozonschrank) für das Textilarchiv und die
konnte. Eine echte Herausforderung, denn so wie                    Studierendenunternehmung Fairo Moda anschaf-
bereits bei der Ankündigung des ersten Lockdowns                   fen. Bei der Reinigung werden die Kleidung und
Toilettenpapier, Hefe und Nudeln gehamstert                        Textilien mittels Ozon schonend von Gerüchen,
wurden, so wurden nun Stoffe, Gummiband und                        Keimen und Bakterien befreit. Dadurch bleiben die
Nähgarn schnell zur Mangelware. Wir hatten das                     Qualität und Form der Textilien komplett erhal-
große Glück, auf einen ausreichenden Bestand in                    ten. Zudem wird ein möglicher Schädlingsbefall
unseren Magazinen zurückgreifen zu können, der                     schon im Vorfeld bekämpft. Das Gerät benötigt
später durch großzügige Spenden wieder aufge-                      im Reinigungsverfahren weder Wasser, Waschmit-
stockt werden konnte. Nachdem der erste „run“                      tel noch aggressive chemische Reiniger, was sich
auf die Masken bewältigt war, entschieden wir                      schonend auf die Kleidung auswirkt. Hinsichtlich
uns, Masken in den Farben der Universität zu                       der Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit an der
nähen, um so das Zusammengehörigkeitsgefühl der                    Universität Osnabrück ein bedeutender Schritt! Mit
Mitarbeiter_innen und Studierenden zu stärken.                     dem Reinigungsschrank besitzt das Fachgebiet und

                                                                                                                                                          5
Insgesamt haben wir hunderte von Masken genäht,                    somit die Universität ein Alleinstellungsmerkmal in

                                                                                                                                                          2020
die dankenswerterweise immer noch über den Uni-                    ganz Osnabrück.
Shop vertrieben werden.
                                                                   Ausstellungen:
Die Pandemie hat dazu geführt, dass wir auf der
Homepage zahlreiche Videofilme, Audiodateien                       Anfang 2020 stellte Lesley-Ann Baldwin in einer
und Powerpointpräsentationen hochgeladen haben,                    Ausstellung in der Galerie Stichpunkt ihr nachhal-
die den Erstsemesterstudierenden und allen Inter-                  tiges Konzept einer Studierendenunternehmung
essierten einen Einblick in unser Fachgebiet geben                 vor. Im Fachgebiet Textiles Gestalten entsteht als
(etwa der Rundgang Fairo Moda, das LehrZeit-                       Segment von Fairo Moda ein Laden für eine Klei-
projekt zur Digitalisierung, ein Fernsehbericht zur                der-Leihbörse. (Zum Konzept von Fairo Moda sie-
Beiderwandweberei vom NDR Schleswig-Holstein,                      he den Bericht in der vorigen Stichwort-Ausgabe).
eine Online-Führung für Studieninteressierte etc.                  Die Ausstellung war gleichzeitig eine dreidimensio-
etc.). Ein Blick lohnt sich!                                       nale Einladungskarte für eine erstmals stattfinden-
                                                                   de Kleider-Tauschbörse. An zwei Aktionstagen im
Exkursionen:                                                       Januar konnten sich Studierende und Mitarbeiter_
                                                                   innen für den Ball der Universität ephemer „neu“
Konnten wir im Frühjahr 2020 Exkursionen noch                      einkleiden. Sie konnten auch die von ihnen nicht
in präsenter Form durchführen, etwa die von Lucia                  mehr benötigte Kleidung der Studierendenunter-
Schwalenberg geleitete Exkursion zur Nachhaltig-                   nehmung Fairo Moda dauerhaft überlassen und so
keitsmesse NEONYT, fanden diese im weiteren                        unseren Fundus bereichern. Die Kleidertauschparty
Verlauf digital statt. Dank Lucia Schwalenberg                     war ein kleiner, "feiner" Schritt, der zum Nachden-
gewannen die Studierenden einen Eindruck von                       ken über unser Konsumverhalten anregte.
der Beiderwandweberei Meldorf. In der Spinnerei
Alvesrode führte die Eigentümerin Carina Reso di-                  Parallel dazu zeigten wir als Reaktion auf die
gital durch ihr nachhaltiges Unternehmen. Zudem                    Maskenpflicht im zweiten Schaufenster der Galerie
forderten wir die Studierenden zu eigenständigen                   Stichpunkt das Phasenmodell der Herstellung einer
digitalen Besuchen von Ausstellungen und Museen                    Mund-Nase-Maske nach dem "Essener Modell",
auf, was diese dankend annahmen.                                   weitere Informationen rundeten das Thema ab.
Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück
Abb. 7: Seminararbeit "WEIBLICH - MÄNNLICH - DIVERS" von Jessica Kirschmann bei Annette Schneider. Foto: Jessica Kirschmann 2020.
       Abb. 8: Kooperationsprojekt mit dem Kunstmuseum Draiflessen Collection, Mettingen. Foto: Kunstmuseum Draiflessen Collection 2020.
       Abb. 9: Arbeiten von Studierenden im Seminar "Was trägt das Kasperle von heute?" bei Mareike Alexander. Fotos: Florian Rzepkowski 2020.

       Die Lehrbeauftragte Annette Schneider präsentier-                    Dissertation:
       te gemeinsam mit den Studierenden die Ergebnisse
       ihres Seminars „WEIBLICH – MÄNNLICH                                  Inmitten dieser turbulenten Zeit hat es unsere Pro-
       – DIVERS: Ein Unisex-Kleidungsstück, das                             movendin Sarah Wassermann geschafft, ihre von
       (Gender-) Grenzen sprengt“ in der gleichnamigen                      Prof.in Dr. Bärbel Schmidt betreute Dissertation
       Ausstellung. Dank der Lehrbeauftragten Mareike                       „Wir machen weiter! Textiles Laienschaffen in der
       Alexander kam es zu einer Kooperation mit Flo-                       DDR und Entwicklungen nach der Wiederverei-
       rian Rzepkowski, dem Leiter des Figurentheaters                      nigung.“ mit der Gesamtnote „Magna cum laude“
       in Osnabrück. Mit der Unterstützung des Pup-                         abzuschließen. Die Arbeit von Sarah Wassermann
       penspielers setzten sich die Studierenden in dem                     widmet sich dem „textilen Laienschaffen“ und
       Seminar „Was trägt das Kasperle von heute?“ mit                      somit den in der DDR seinerzeit etablierten Textil-
       Themen rund um das Figurentheater auseinander.                       zirkeln.
       Auf der Grundlage eigener, selbst verfasster Ge-
       schichten, entwickelten die Studierenden Figuren.                    Resümée:
       Im Spätsommer konnte das Osnabrücker Figuren-
       theater seinen Vorhang in den Schaufenstern des                      Das erste gesamtdigitale Semester ging im Juli
       Theaters in der Innenstadt mit den Arbeiten der                      2020 zu Ende. Sowohl die Studierenden als auch
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       Studierenden öffnen.                                                 wir Lehrenden waren gleichermaßen erstaunt, dass
                                                                            wir trotz der vielen Neuerungen, Einschränkungen
2020

       Neue Kooperationen:                                                  und der durch Corona verursachten Notsituation
                                                                            gut zusammen gearbeitet, neue Wege beschritten
       Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Lucia                         und sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Trotzdem
       Schwalenberg rief eine Kooperation mit der Stif-                     hegten wir alle an dessen Ende die Hoffnung,
       tung Mensch in Meldorf, Schleswig Holstein, ins                      dass wir im Wintersemester wieder einigermaßen
       Leben. Im Seminar "Musterschatz - Kollektions-                       „normal“ leben und unterrichten werden. Diese
       entwicklung für die historische Beiderwandweberei                    Hoffnung zerschlug sich bereits zu Beginn der
       der Stiftung Mensch in Meldorf" entwickelten die                     vorlesungsfreien Zeit mit der Entscheidung, dass
       Studierenden inspiriert von historischen Beider-                     auch das Wintersemester digital – und nur in Aus-
       wandgeweben geometrische, zeitlose Entwürfe. Die                     nahmefällen präsent – durchgeführt werden sollte.
       Designs, Gewebeproben und Prototypen werden im                       Was das für alle Studienanfänger_innen bedeutete,
       Frühjahr 2021 in der Galerie Stichpunkt gezeigt.                     können wir nur erahnen. Schon in normalen Zeiten
       Den Entstehungsprozess schildert ein reich bebil-                    stehen Erstsemesterstudierende mit dem Übergang
       derter Artikel in dieser Stichwort-Ausgabe.                          an die Universität vor einer Reihe von Herausforde-
                                                                            rungen: seien es die vielen unbekannten Gesichter,
       Christine Löbbers initiierte eine für das Fachgebiet                 die Orientierung auf dem Campusgelände, die
       sehr wertvolle Kooperation mit dem Kunstmu-                          Campussprache mit ihren vielen Abkürzungen. Im
       seum Draiflessen Collection, Mettingen, die am                       Wintersemester 2020/2021 wurden die Einstiegs-
       18.07.2021 in der dort zu sehenden Ausstellung                       wirren durch Corona noch getoppt: Die Neuan-
       „Hohe Schneiderkunst“ mündet. In der Mo-                             kömmlinge lernten viele der Mitstudierenden und
       desammlung des Kunstmuseums befinden sich                            Lehrenden nur über einen Bildschirm kennen. Mit
       Kreationen berühmter Modeschöpfer_innen wie                          dem Soforteinstieg in die digitale Lehre wurden
       Madeleine Vionnet, Christian Dior, Madame Grés                       sie ins „kalte Wasser“ geworfen. Unterstützung
       und Cristóbal Balenciaga. Im Austausch mit einer                     erhielten die Lernenden dankenswerterweise
       Schnittexpertin, einer Textilrestauratorin und einer                 von den von der Universität ins Leben gerufenen
       Modehistorikerin analysieren vier Studierenden-                      OSKA-Mentor_innen, die ihnen bei den ersten
       teams jeweils ein Kleid oder Ensemble. Wir alle                      Schritten ins universitäre Dasein hilfreich zur Seite
       dürfen sehr gespannt auf die Ausstellung sein!                       standen.
Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück
Es gab durchaus auch positive Effekte: So berichten    mir nicht vorstellen, wie dieses Seminar in digitaler
einige Studierende von weniger Zeitproblemen bei       Form aussehen würde. Ich muss an dieser Stelle
der An- und Abreise zur Universität. Auch verkürz-     sagen, dass ich sehr positiv überrascht wurde. Die
ten sich die Zeiten unserer Fachsitzungen. Aber        technischen Möglichkeiten über Stud.IP ließen
uns allen fehlt nach einem Jahr im Homeoffice der      uns dieses Seminar so lebendig abhalten, dass man
direkte Austausch in Präsenzseminaren und das be-      zwischendurch das Gefühl hatte, sich näher zu
reichernde Gespräch. Vor allem die Studierenden,       sein als nur über eine Internetverbindung. Durch
die im Wintersemester 2020/21 ihr Studium bei          die abwechslungsreiche Gestaltung des Seminars
uns aufgenommen haben, sind neugierig aufeinan-        durch die Studierenden konnten die Einheiten sehr
der, auf die Lehrenden und auf die Fachräume.          kreativ und lebendig gestaltet werden und es hat
                                                       mir wirklich Spaß gemacht, mich jede Woche von
Das Jahr 2020 hat uns allen sehr viel abverlangt       meinen Kommilitoninnen überraschen zu lassen!
und einiges gelehrt: Gelassenheit, Ruhe, Selbst-       Es war zudem eine gute Übung, sich im Hinblick
disziplin, Zeitmanagement, Rücksichtnahme ...          auf die zukünftige Unterrichtsplanung auszupro-
Sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden         bieren und sich ein Feedback zur didaktischen Pla-
haben sich diesen Herausforderungen gestellt           nung des Seminars einholen zu können. Insgesamt
und haben gemeinsam neue Wege erarbeitet und           muss ich sagen, dass ich keine Nachteile durch
beschritten. Dies war möglich, weil alle hochmoti-     die digitale Lehre (in diesem Seminar) feststellen
viert und kreativ an einem Strang gezogen haben.       konnte, auch wenn es natürlich toll gewesen wäre,
                                                       sich persönlich zu sehen und sich so auszutauschen.
Für das herausragende Engagement und für die           Diskussionen können sicherlich so noch besser
Unterstützung während des gesamten letzten Jahres      stattfinden. Auch mit Blick auf die Zukunft und
danke ich allen Studierenden und Mitarbeiter_in-       Ausnahmesituationen wie diese, war es spannend,
nen und ich freue mich sehr darüber, alle hoffent-     die digitalen Möglichkeiten in der Lehre kennen-
lich bald persönlich zu treffen.                       zulernen. Ich fühle mich jetzt sicherer im Umgang
                                                       mit Technik und kann mir gut vorstellen, diese
Abschließend sollen einige Studierende selbst zu       auch in der Schule in einem zunehmend digitalen
Worte kommen (aus Datenschutzgründen verzich-          Zeitalter einzusetzen."
ten wir auf die Nennung von Namen):
                                                       „Als ich gehört habe, dass mein allererstes Seminar

                                                                                                                7
"12 Wochen voller neuer Eindrücke – 12 Wochen          komplett online stattfinden wird, bin ich – zugege-
voll unterschiedlicher Unterrichtsstunden – 12         ben – zunächst einmal in Panik verfallen. Ich hatte

                                                                                                                2020
Wochen voller didaktisch wertvoller Unterrichts-       zu Beginn große Bedenken, wie dies umgesetzt
methoden und 12 Wochen voll mit neuen Erkennt-         werden und funktionieren soll. Ich wurde aber vor
nissen. Was man alles aus einem Online Seminar         allem in diesem Seminar davon überzeugt, dass die
rausholen kann, hat jede Einzelne von uns bewie-       online-Lehre, wenn sie gut geplant und durchge-
sen!"                                                  führt wird, sehr wohl machbar sein kann.“

"Zu Beginn hatte ich große Sorgen wegen der            „Zusammenfassend kann ich sagen, dass das selbst-
digitalen Form, doch das Seminar hat mich positiv      ständige Erarbeiten, die Themeninhalte und das
überrascht, weil die Umsetzung erstaunlich gut         methodische Vorgehen sehr durchdacht und ausge-
funktioniert hat. Daher sehe ich die Digitalisierung   wählt waren und das ich sehr zufrieden mit meinen
eher als eine große Chance, welche uns ermög-          auf Grundlage dieses Seminares neu gewonnenen
licht, neue Lehr- und Lernkonzepte zu entwickeln.      Erfahrungen, Leistungen und Eindrücken bin.
Neben Fachlichem und Methodischem habe ich             Des Weiteren haben sich meine Befürchtungen im
gelernt, mich selbst zu organisieren und meine         Vorfeld nicht bestätigt, sodass ich die digitale Lehre
Zeit gut zu planen. Auch wenn die digitale Lehre       als einen sehr angenehmen und auch bereichern-
sehr erfolgreich und lehrreich war, erhoffe ich mir    den Aspekt empfinde, da ich dadurch z. B. meine
für das nächste Semester, dass wir die Möglichkeit     Medienkompetenzen noch mal ein Stück erweitern
haben, uns in kleinen Gruppen zu treffen und           konnte.“
gemeinsam zu arbeiten."
                                                       „Trotz der Hürden durch das digitale Semester und
„Ich erinnere mich noch sehr gut an mein Gefühl,       der einen oder anderen Verbindungsschwierigkeiten
als ich davon hörte, dass dieses Semester aus-         in den Videomeetings, hätte ich mir keinen besse-
schließlich in digitaler Form stattfinden würde. Ich   ren Einstieg in mein neues Studienfach vorstellen
hatte große Bedenken und war skeptisch, ob ich         können.“
weiterhin so viel Spaß und Begeisterung für das
Textile Gestalten aufbringen würde. Insbesondere
das erste Semester hatte mir gezeigt, wie essentiell
die Mitarbeit jedes Einzelnen ist und ich konnte
Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück Das Coronajahr 2020 - Einblicke - Universität Osnabrück
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