DAS ICH-WERDEN UND DIE TAUBE DER ASTRALLEIB UND DER RHYTHMUS DIE NIEREN UND DAS FEINSTOFFLICHE LUFTELEMENT - HEINZ GRILL

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DAS ICH-WERDEN UND DIE TAUBE DER ASTRALLEIB UND DER RHYTHMUS DIE NIEREN UND DAS FEINSTOFFLICHE LUFTELEMENT - HEINZ GRILL
D as I ch -W erden    und die   Taube

          He in z G rill

Das Ich-Werden und die Taube
          Piemont, 20. 5. 2006

     Der Astralleib und
      der Rhythmus
          Piemont, 21. 5. 2006

     Die Nieren und das
  feinstoffliche Luftelement
          Arco, den 2. 11. 2005

      
DAS ICH-WERDEN UND DIE TAUBE DER ASTRALLEIB UND DER RHYTHMUS DIE NIEREN UND DAS FEINSTOFFLICHE LUFTELEMENT - HEINZ GRILL
H einz G rill

                kapotåsana, Taube

                                    
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D as I ch -W erden   und die   Taube

              Das Ich-Werden und die Taube
                          Piemont, 20. 5. 2006

  Wir haben heute Vormittag darüber gesprochen, welcher wesentliche
  Unterschied dahingehend besteht, wenn eine Übung mehr in einer
   abgeschlossenen Form des Selbstempfindens praktiziert wird und im
   Gegensatz dazu eine Übung ausgestaltet wird in einem Bewusstsein
    des weltlichen und geistigen Offenseins. Die Formen des Übens kön-
    nen tatsächlich in unmittelbarem Sinne ein Geben oder ein so genann-
    tes Nehmen ausdrücken. Das Geben, das ein sehr umfassender Begriff
     ist, ist mit einer Hingabe zu den geistigen Welten und geistigen Wahr-
     heiten verbunden. Diese Hingabe muss in praktischer, ehrlicher und
      konkreter Weise im Übenden zum Erkraften kommen.

      Dieses so genannte Geben lässt sich in der körperfreien, lichten, schö-
      nen, anziehenden und damit sympathischen Expression der åsana er-
      kennen. Indem wir diese Begriffe nehmen, dass die åsana sympathisch
      ist, ist sie nicht im subjektiven Sinne nur einmal sympathisch, son-
      dern sie ist tatsächlich von dem Lichtcharakter, den sie nach außen
     strahlt, heilsam, sympathisch und stellt auch eine seelische Wahrheit
     dar. Wenn die åsana eine seelische Wahrheit darstellt, dann darf sie in
     objektiver Hinsicht als schön bezeichnet werden.

      Diesen Unterschied, der zwischen einer rückwärtsorientierten Praxis,
     einer orientierten Praxis, die zum Körper oder zu den Körperenergien
     ausgerichtet ist, zu einer körperfreien, zu einer vorwärtsgerichteten
    Praxis besteht, ist entscheidend groß und dieser muss von den Yoga-
    Unterrichtenden wie auch am besten von jedem ernsthaft Praktizie-
   renden verstanden werden.

  Anfangs, wenn jemand Yoga-åsana praktiziert, wird er durch das Neue
  das die åsana bietet, durch den Fluss, der durch Dehnung und Entspan-
 nung angeregt wird, fasziniert sein und wird in der Regel immer eine
etwas belebtere und angenehmere, gehobenere Stimmung spüren und

                         
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         vor allem wird er eine gesteigerte Energie bei sich wahrnehmen. Mit
        der Zeit aber, mit einem, zwei oder drei Jahren der Praxis verliert sich
        diese angenehme Stimmung und der Übende erlebt dann nichts an-
       deres als ein Aufladen mit der Energie durch die Übung, die aber nur
      in seinem eigenen Innenleben existent ist. Er bemerkt nicht, wie Ver-
     suchungskräfte ihn durch die prå~a-Energie, durch die körpereigenen
     Energien gefangen nehmen. Die Versuchung ist gerade ein Zeichen
    des geistigen Existentseins ahrimanischer Kräfte. Diese ahrimanischen
    Kräfte, oder auch unter Umständen luziferischen Kräfte, nehmen den
   Schüler gefangen, da er sie nicht auf dem rein exoterisch oder yoga-
   monistisch angelegten Weg kennenlernt. Indem solche Kräfte wie ahri-
  manische oder luziferische Kräfte nicht wirklich bewusst angeschaut,
  bewusst erlebt werden, bewusst in Vergleichen zu gesunden geistigen
 Strömen erlebt werden, können sie den Praktizierenden langsam in
 ihre eigene egoistische und karmische Region hineinführen und ihn
im eigenen Körper schließlich abschirmen.

Das Bild des Abgeschlossenseins einer Übung ist das häufigste Bild,
das wir in allgemeinen Bereichen des Yoga-Übens vorfinden. Die Art
der Yoga-Praxis, die Richtung, die Interpretationen, die verschiedenen
Lehrsysteme die es gibt, geben nicht genügend Schutz, dass dieses Ab-
geschirmtsein, dieses Eingeschlossen-Werden in eine subjektive, nur im
Körperlichen bestehende Energie, verhindert werden würde. Der Prak-
 tizierende, der Yoga-åsana in ernsthafter Hinsicht zu seinem Entwick-
 lungsweg nützt, muss sich wirklich damit auseinandersetzen, was eine
  körperfreie und wirklich sympathische, gebende, klare und konkrete
   Ausstrahlung in der Expression einer Übung ist. Er muss dies auch im
   weiteren Sinne innerhalb der Meditationspraxis und innerhalb von so
    genannten Seelenübungen leisten. Deshalb ist der elementare Schritt
     bei dem Praktizieren, es kennen zu lernen wann eine Übung antipa-
     thisch ist, das heißt in sich abgeschlossen, egozentriert, karmisch und
      vitalisierend ist und wann im Gegensatz dazu die Übung sich ruhig,
       mit klarer und freudiger Wesensstrahlung verkündet.

       Wir hatten hierzu das Beispiel der Taube praktiziert, kapotåsana. Die
       Taube kann in verschiedenen Phasen in die Arbeit des Yoga-Unter-

                                                    
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richtes hineinfließen. Die erste Stellung, die wohl für alle Personen
 noch einigermaßen zugänglich ist, ist die Sitzhaltung im ausgedehn-
  ten Taubensitz. Diese Sitzhaltung, wie wir sie praktiziert haben, kann
   auch mit zusätzlichen Hilfsmitteln unterstützt werden, beispielsweise
   mit einer Decke die unter das Gesäß gelegt wird. In der Regel ist dann
    diese Sitzhaltung so einigermaßen auch noch für weniger geübte Per-
    sonen zugänglich. Wenn wir diese Taubensitzhaltung praktizieren,
     dann finden wir darin das erste seelische Element, indem wir uns der
     ausfließenden Bewegung bewusst werden. Nicht nur technisch bis zu
      einem vollkommenen, stabilen Sitz wollen wir diese Stellung führen,
      sondern wir wollen das Erleben dahingehend prüfen und sublimieren,
       dass wir in der Bewegungsform das fließende Element wahrnehmen.
       Dieses fließende Element, das dem zweiten cakra entspricht, kenn-
       zeichnet sich auch dahingehend, dass die Empfindung bodennah, wie
       flächenförmig empfunden wird. Es ist eine lebendige, angenehme,
        sensitive, wohltuende Empfindung, die sich auf verbindende Weise
        vom Körper zum Boden, zum horizontalen Prinzip der Fläche entwi-
        ckelt. Wir spüren uns vom Körper zu dem Flächenhaften des Bodens
        sehr nah. Diese Empfindung soll gezielt in das Bewusstsein rücken, da
        sie eine seelische Empfindung ist.

       Der Einwand kann nun von kritischer Warte erfolgen und es kann bei-
      spielsweise die Frage entstehen, warum sei es denn eine so wichtige
      Empfindung, dieses fließende, bodennahe und auch auf der Fläche
      sich ausdehnende Gefühl zu spüren. Warum legen wir denn auf so ein
     nicht unbedingt sogleich enthusiastisches Gefühl, sondern nur auf ein
     subtiles Gefühl so großen Wert? Was hat dieses Gefühl mit der Seele
    zu tun? Verstehen wir denn den Begriff Seele tatsächlich als etwas so
    Dünnes, dass wir relativ ungreifbare feine Empfindungen in die Mitte
   rücken müssen?

   Die Antwort auf diese kritische Frage ist in folgende Richtung zu cha-
  rakterisieren: Indem wir dieses verbindende Gefühl mit dem Flächen-
 haften spüren, spüren wir auch deutlicher, dass es tatsächlich im Leben
ein Existentsein in der so genannten horizontalen Ausdehnung gibt.
Wir spüren aber darüber hinaus auch das Wesen des Verbundenseins.

                          
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         Dieses Wesen des Verbundenseins ist entscheidend wichtig, da es zu
         einem geistigen und seelischen Dasein gehört, das wir mit dem Mer-
        kur bezeichnen. Der Merkur ist derjenige Planet, der uns geradewegs
       in diese Art der Verbindung führt. Wir spüren das Verbundensein
       mit den Elementen, beispielsweise auch mit der Fläche des Bodens.
      Indem wir auf diese subtile Empfindung achten in der Vorbereitung
     zu kapotåsana, in der Sitzhaltung, spüren wir eigentlich nichts anderes
     wie das kosmische Gefühl, das eigentlich sehnsüchtig in der Merkur-
    region wartet. Wir empfinden den geistigen Strom, die Art Sehnsucht
   der geistigen Merkurstrahlen. Deshalb achten wir auf dieses verbin-
   dende und fließende Gefühl. Technisch gesehen wird dieses verbin-
  dende und fließende Empfinden in den Beinen erlebt, indem darauf
  geachtet wird, dass einerseits eine Ausdehnung stattfindet und ande-
 rerseits aber wieder ein Zurückströmen, und zwar ein Zurückströmen
 in spezieller Hinsicht in die Richtung des Becken- oder Kreuzbeinbe-
reiches, das sich dort in diesem unteren Körper im Sinne einer leichten
Kontraktion der gesamten Muskulatur äußert.

Schematisch können wir diese Bewegung in einem Tafelbild aufzeich-
nen. Schematisch können wir sagen, es fließt der Äther diese Bewe-
gungsrichtung entlang, von oben oder von einem Zentrum ausgehend
in die Horizontale. Mit dieser ausfließenden Bewegung, damit sie sich
vervollständigt ist eine zweite Bewegung verbunden, die wir etwa mit
 einer Art Rückwärtstendenz bezeichnen können, so dass sie sich ten-
 denziell zu dem Ort wo sie ausfließt wieder festigend zurücksammelt.
  Wenn wir dieses Zeichen nehmen, dann kommen wir damit tatsäch-
  lich zu dem Wesen des Merkurialen, das ist die Energiebewegung die
   dem Merkur entspricht. Der Merkur zählt zu den sieben Hauptpla-
   neten und er führt uns in eine ganz bestimmte seelische Region der
    verbindenden und stärkenden Bewegungsdynamik hinein. Diese
     seelische Region dürfen wir als das Verbinden der verschiedenen Ele-
      mente erkennen.

                                                 
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       Aus diesem Grunde schaffen wir in der åsana nichts anderes, als dass
       wir das was im Kosmos lebt mit Hilfe verschiedener Gedanken, die
       wir zu Gefühlen weiterentwickeln, umsetzen. Das, was im Kosmos ist,
       das ist eine seelische Strahlkraft und zugleich auch wirkliche empfin-
       dende Ausstrahlung. Wir nähern uns diesem Gefühl an und setzen es
       in die åsana hinein um. Wir kreieren dieses Gefühl in der åsana und ge-
       hen schließlich mit der gesamten Aufmerksamkeit in diese Stimmung
       des Fließens und Zusammenziehens des berührenden Flächengefühls
      hinein. Wir gehen aber nicht hinein in die bekannten, vitalen, alten
      oder energiegebundenen Gefühle des Körpers, sondern wir gehen
      hinein in das kreierende Gefühl, in das neu hinzugeführte empfind-
     same Bewusstsein, das ist der Unterschied. Wenn wir nun dieses neue,
     viel aufmerksamere Gefühl nicht erzeugen und auch keine anderen
    weiteren wahren, zugehörigen Gefühle, dann bleibt nichts anderes
    übrig als dass wir uns nur rückwärts entwickeln entsprechend der
   Gewohnheit, der prå~a-Ströme, der vorhandenen Energien und wir
   erleben, ohne dass wir das wissen, nur die verschiedenen Ausdrucks-
  formen unseres eigenen karma.

  Indem aber diese bestimmten, aus Imaginationen gewonnenen Ge-
 fühle in die åsana mit hinein genommen werden, gewinnt die Übung
einen neuen Erlebensgrad. Wir gehen dann nicht hinein oder zurück

                         
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        in unseren Körper, sondern wir gehen gewissermaßen dort hinein,
       wo wir den Merkur im Bewusstsein erdenken können. In diese kos-
       mische, neu hinzu kommende, freie Region gehen wir hinein, in die-
      sem wesensfreudigen, leichten und lichten Gefühl entwickeln wir uns
     vorwärts. Es ist damit ein kreatives Gefühl und nicht ein Übernehmen
    von alten Strömen, die nur freigesetzt werden durch die Übung. So
    schaffen wir nicht neues karma, sondern wir entwickeln neue, bisher
   nicht entdeckte und freie Lebenskraft. Wir entwickeln tatsächlich eine
  förderliche Substanzkraft, die sich im Kosmos wartend befindet und
 die wir nun mit Hilfe der Übung in eine erste Art der Übungssynthese
 entwickeln.

  Sehr erwähnenswert für die imaginative Deutung der Übung kapot-
 åsana ist die Betrachtung der horizontalen Richtung mit der Vertikalen,
 jener beiden Achsen, in denen sich die Bewegung ereignet. Wir sind in
unserem Leben in erster Linie ausgerichtet auf das so genannte Geistle-
ben und tragen auf diese Weise das Haupt ganz oben. Indem wir aber
ein Stoffwechsel-Gliedmaßensystem besitzen, gleiten wir immerfort
hinein in das irdische Dasein. Wir verbinden uns ganz besonders mit
dem Gliedmaßensystem mit den verschiedensten Elementen dieser
Welt.

Das horizontale und das vertikale Prinzip beschreiben damit die Ent-
wicklungsstufe der Erde, die sich ausdrückt in einer ganz deutlichen
Kreuzesform. Das Kreuz ist die Bezeichnung für das irdische Leben.
 Dieses Kreuz, das manchmal einen etwas negativen Klang, einen so
 genannten negativen Beigeschmack von der Kreuzigung trägt und
  auch von den verschiedenen Geschichten die sich um das Kreuz, um
  den Kreuzweg des Lebens kleiden, ist aber dahingehend mit der An-
   forderung gekennzeichnet, dass sich beide Ströme verbinden müssen.
    Das Oben und das Unten oder das irdische und das geistige Dasein
    wollen im Erdenleben eine Begegnung erhalten. Es müssen sich zwei
     Welten miteinander verbinden. In der Kreuzform jedoch begegnen
      sich nur die Welten, sie verbinden sich noch nicht wirklich. Wir kön-
       nen das Symbol des Kreuzes etwa interpretieren, indem wir sagen, es
        ist mit seinem Zeichen eine Berührung und auch eine Fixierung von

                                                  
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beiden Dimensionen des Seins, aber es ist noch nicht eine reale Syn-
 these dieser Welten durch das Ich gegeben.

  Die Synthese von irdischer und geistiger Welt kann aber ganz beson-
  ders im Bild der Taube einen Ausdruck nehmen. Eine Synthese ist
   niemals eine bloße Vereinigung zweier polarer Gegensätze oder einer
    synkretistischen Vermischung von verschiedenen Gedankeninhalten,
    beispielsweise von philosophischen, weltanschaulichen und prak-
     tischen Gedanken. Eine wirkliche Synthese setzt sich durch das Be-
      wusstsein des transformierenden Menschen frei. Wir können davon
      ausgehen, dass es niemals auf der herkömmlichen Stufe, auf der wir
       uns befinden, eine wirklich zufriedenstellende Verbindung von den
       verschiedenen Gegensätzen die sich im Leben ereignen, geben kann.
       Die Verbindung erfordert einen Aufstieg auf nächsthöhere mentale
       und kreative Stufen des Daseins. Diesen Aufstieg finden wir bereits in
        der Ausführung der Taube.

         Wir können diesen Weg des Aufstieges dahingehend beschreiben, in-
         dem wir zunächst einmal die Sitzhaltung einnehmen und in der Sitz-
         haltung uns einem angenehmen, fließenden Berührungserleben zum
         Erdboden annähern. Aus diesem Ausfließen und auch feinen Kontra-
         hieren hinein in den Beckenbodenbereich kann als nächster Schritt das
         sensible und doch immer freier werdende Aufrichten der Wirbelsäule
        erzeugt werden. Dieses Aufrichten der Wirbelsäule gelingt meistens
        infolge der noch inperfekten Sitzhaltung schwer. Es ist wahrlich ein
       Erlebnis des Kreuzes vorherrschend. Es kann aber langsam die Sitz-
       haltung weicher werden, mehr in das Fließen kommen und schließ-
      lich daran das Aufrichten immer besser perfektioniert werden. Mit
     zunehmender Übung erlebt der Ausführende das Kreuz angenehmer.
     Es bleibt jedoch zu einem gewissen Grade ein Kreuz. Indem dieses
    Aufrichten sich langsam ordnet und die ganze Körperstellung auch
   langsam gerader wird, entsteht aber, und das ist das Wesentliche,
   schließlich ein Gefühl für dieses Zusammenwirken von einem oberen
  oder vertikalen Menschen zu einem horizontalen Menschen. Dieses
 Gefühl spüren wir am eindrucksvollsten in dieser Taubenstellung,
in kapotåsana, dieses Gefühl, dass tatsächlich zwei Dimensionen sich

                          
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        miteinander nach und nach harmonisch verbinden wollen, das ver-
       tikale und das horizontale Prinzip. Da es aber noch nicht zu einer
      zufriedenstellenden Synthese kommt, wenn wir uns nur einmal auf-
     richten, sondern es noch zu einer wirklichen, klareren, ästhetischen
    und gehobeneren Verbindung kommen soll, sind weitere Schritte in
    der Übung wichtig.

     Bei der Ausführung von kapotåsana mit einer einigermaßen guten Sitz-
    haltung kann schließlich der gleichseitige Arm zu dem Fuß, der nach
   vorne gestreckt ist, über den Kopf geführt werden und damit kann
   eine Andeutung eines Kreises oder eines Art Halbmondes erfolgen.
  Es kann die Bewegung in geschwungener Weise nach oben geführt
  werden. Am besten so, dass von unten nach oben der Arm kreisförmig
 hochsteigt und sich dann in einer Sichelform über dem Kopfe zeigt.
 Indem wir auf diese Weise die Bewegung andeuten, nähern wir uns
dem Wesen des gehobeneren Verstandes an. Der Kreis ist Sinnbild des
Selbstes. Dieses Selbst bleibt aber nicht in der ursprünglichen Lage,
sondern es erhebt sich gewissermaßen über oder oberhalb der Sitzhal-
tung. Somit ist dieses Selbst freier, leichter und es ist auf eine Dimen-
sion angehoben, die dem Astralleib ganz besonders ein Glücksgefühl
bereitet. Indem wir nämlich diesen Kreis oder die Andeutung eines
Selbstes kreieren, erlebt im Innersten die Seele, also das Bewusstsein
 oder wir können sagen der Astralleib, ein erstes Glücksgefühl. Das
  Glücksgefühl drängt sich nur nicht offensichtlich in das Bewusstsein,
  denn das Glücksgefühl bleibt unter der Schwelle des Gewahrseins und
  noch sind die Ablenkungen von körperlicher Seite so groß, dass dieses
   wirkliche seelische Empfinden, diese erste Andeutung von einem
    ånanda, nicht realisiert werden kann.

   Die Taube aber kann schließlich in den Graden der Perfektion wei-
   ter vervollkommnet werden, wenn die Beweglichkeit besteht, so dass
    sich schließlich auf einer höheren Stufe eine ganz neue Form heraus-
     entwickelt. Es ist aus dieser Kreuzform die Möglichkeit des ganzen
      geschlossenen Kreises zu bilden möglich. Es entsteht damit nicht das
       Kreuz, sondern es entsteht eine Flächenform und aus dieser Flächen-
       form entsteht schließlich die Rundung. Wir sehen dann, dass sich

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zwei Elemente miteinander verbinden. Es wäre gewissermaßen, wenn
 wir das Kreuz weiter nach rückwärts ergänzen, dass wir diese Bewe-
 gung erweitern und sie schließlich herüberführen, so dass nicht mehr
  nur ein schroffer, starrer, eckiger Berührungspunkt der beiden Linien,
  der Horizontalen und der Vertikalen verbleibt, sondern sich eine erste
   Einheit herskizziert.

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      Sitzhaltung in Ausdehnung am Boden

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 Aufrichten in die Vertikale

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           Erste Formung eines Kreises

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    In der Endstellung, die sehr fortgeschritten ist,
ruhen die Beine am Boden, der Kreis ist nun geschlossen

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         Indem auf diese Weise Bewegung erlebt wird, wird sie kosmisch er-
        lebt, wird sie nach inneren Gesetzmäßigkeiten erlebt. Dieses Erleben
       der Rundung über dem horizontalen Prinzip, über den ausgegos-
      senen, ausgeflossenen Ätherströmen in den Beinen, gibt schließlich
      das Gefühl eines Glückes. Wir sind in der Taube seelisch gesehen
     glücklich, da wir bemerken dass dieses höhere Selbst auf einer Stufe
    des angehobenen, veredelten Lebens möglich ist. Diese Stellung kann
    deshalb seelisch durchdrungen werden bis in eine Stufe des bewuss-
   ten Gedankens zu einem Ich. In der Taube kreieren wir nichts anderes
  als wie das einmal kommende Bewusstsein und die einmal wartende
  Erfahrung des Iches in einer Synthese. Nichts anderes schafft derje-
 nige, der die Taube praktiziert, als dass er eine zukünftige Dimension,
 die auf den Menschen wartet, in künstlerischer Hinsicht erzeugt.

So bereiten wir uns mit diesen Gedanken auf ein Erleben, das gegen-
wärtig noch nicht unbedingt in die ganze Reife und Klarheit des Be-
wusstseins hereintreten kann, vor. Indem wir aber dennoch diese Ge-
danken heute pflegen und uns an den verschiedenen Möglichkeiten
der Ausführung der Taube erfreuen, sei es an einfacheren Möglich-
keiten mit nur einer sichelförmigen Bewegung der Arme über den
Kopf hinaus oder sei es mit einer schon etwas perfekteren Ausführung,
oder sei es, dass wir nur ein Bild von der Taube sehen, es erkennend
untersuchen, erleben, erreichen wir zutiefst ein innerstes Bewusstsein,
 dass einmal das, was in der Form des Körpers beschrieben wird, zum
 menschlichen Ausdruck, zu einer Art seelischem Bild einmal gehoben
 wird.

  Auf diese Weise gehen wir nämlich nicht mehr in unsere Körperener-
  gien zurück, in eine Art seelische Regression, sondern wir werden
   schaffend, kreativ. Wir können auf diese Weise nur nach vorne gehen,
   wir gehen nicht zurück in unser karma. Indem wir auf diese Weise
    praktizieren und Inhalte in die Übung hineinlegen, die Inhalte pfle-
     gen, die Inhalte überdenken, die Inhalte schließlich so koordinierend
      schaffen und erleuchten, dass sie einmal verstanden werden im Sinne
       eines bestehenden kosmischen Existentseins, geben wir an die geis-
        tige Welt eine tiefe schöpferische Kraft ab. Wir erfreuen mit Energie

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oder mit einem erstrahlenden Licht die geistige Welt. Wir bereiten be-
 reits eine Dimension vor, die heute noch gar nicht richtig fassbar ist,
  die aber in der Zukunft, die nicht gar zu weit entfernt ist, fassbar sein
  wird. Das Praktizieren in diesem Sinne ist deshalb im Moment nicht
   unbedingt emotional hinwegreißend, nicht unbedingt etwas Enthusi-
   astisierendes, sondern es ist vielleicht nur einmal eine gewisse Ahnung
    von dem gegeben, dass die Inhalte schön und wahr sind. Es wird aber
     für die geistigen Welten geradewegs eine Freude lebendig, wenn wir
      mit jenen imaginativen Gedankeninhalten praktizieren, dass glück-
      liche Phasen, Glücksgefühle doch noch heimlich in unserer eigenen
      Seele aufkommen.

     Es ist außerordentlich wichtig, dass in der åsana-Praxis nicht das Ab-
     geschlossensein eines Selbstes, das bisher bestanden hat und das wir
     gewissermaßen konservierend mit den Übungen pflegen, aufgesucht
      wird, sondern dass wir in der åsana-Praxis uns kosmisch-geistigen For-
      men annähern. Diese Bedeutung lege ich deshalb in die Ausführung
      hinein, da diese genau gewählten Gedanken es verständlich machen
      welche deutliche geistige Dimension ich damit meine, dass man aus
      Imaginationen praktizieren soll und die åsana nach jenen Gedanken,
      die der Seele inniglich verwandt sind, erleben lernen sollte. Man soll
     nicht åsana praktizieren nach jenen Elementen des mehr materiellen
     Gewinnens von Energie oder nach dem Hecheln nach einem ange-
     nommen Selbst, das es aber in diesen Regionen gar nicht gibt.

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       Ansicht aus der Rückenstreckung.
 Die Beine gleiten dynamisch am Boden entlang.

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Formung des Kreises, der Rücken wölbt sich,
     der Arm beschreibt eine Sichel.

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      Der Fuß wird über dem Kopf gegriffen

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Vollständige Ausführung kapotåsana

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