Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...

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Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
Das Kulturmagazin für den Raum Basel

November 2005                                             Einblicke in die armenische Kultur
Nr. 201 | 19. Jahrgang | CHF 6.90 | Euro 5 | Abo CHF 69
                                                          Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel
                                                          Rückblicke auf die Kunst der Achtziger
Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
Baselland
                                                                            Schulen
                                                                            Bildungs-,       Kultur-dieund
                                                                            Für unsere Patronatsschule,     Sportdirektion
                                                                                                        Schweizerschule Santiago de
                                                                            Chile suchen wir
                                                                            kulturelles.bl     auf Oktober
                                                                                           in Liestal        2005,
                                                                                                      sucht per     spätestens
                                                                                                                1. Januar  2006jedoch
                                                                                                                                 oder auf März
                                                                            2006 eine ausgewiesene Führungspersönlichkeit als
                                                                            nach Vereinbarung eine/n

piano                                2 2. – 2 7. 1 1. 2 0 0 5
                                                                            Schulleiter/in
                                                                            Ressortleiter/in
                                                                            Es wird die Bereitschaft zur Verpflichtung für drei bis fünf Jahre
                                                                            erwartet. Der/die Schulleiter/in
                                                                            (Beschäftigungsgrad:

                                                                            Sparten     Aufgaben
                                                                                    Musik,
                                                                                                  70–80 %)untersteht dem lokalen Schulvor-
                                                                            stand. Im akademischen wie im administrativen Bereich unterstüt-
                                                                            zen Sie ausgewiesene Fachkräfte.
                                                                            Zeitgenössische Kunst- und Kulturförderung (Projektbeiträge, Subventionen) in den
                                                                            Zu Ihren                  gehören
                                                                                            Theater, bildende    die Literatur,
                                                                                                              Kunst,  Betriebsverantwortung         im ist
                                                                                                                                Film, Video, Fotografie päda-
                                                                                                                                                           unser
                                                                            Geschäft.
                                                                            gogischen Wir organisieren  eigene Kunst- und
                                                                                           und administrativen             Kulturprojekte
                                                                                                                      Bereich,            mit unterschiedlichen
                                                                                                                                   Planung,    Koordination
                                                                            Partnern/innen in der Region Basel, und wir verstehen uns als Anlaufstelle für Insti-
                                                                            und Kontrolle aller schulischen Aktivitäten, Schulentwicklung,
                                                                            tutionen, Kunstschaffende und Behörden. Wir pflegen einen offenen Kommu-
                                                                            Führung des
                                                                            nikationsstil undTeams    von Stufenleitern,
                                                                                              sind gegenüber                  Kontakt Anforderungen
                                                                                                               neuen kulturpolitischen    mit Schülern sowie
                                                                                                                                                           und
                                                                            Eltern, Pflege
                                                                            künstlerischen    der Beziehungen
                                                                                           Entwicklungen            zu lokalen und schweizerischen In-
                                                                                                           aufgeschlossen.
                                                                            stitutionen, Personalführung und -evaluation, Repräsentation der
                                                                            Ihr Hauptaufgabengebiet umfasst die Leitung des Ressorts Musik (Schwerpunkt) so-
                                                                            Schule, Strategien für adäquates Marketing und Kommunikation.
                                                                            wie die stellvertretende Leitung von kulturelles.bl. Sie sind zuständig für die
Angela Hewitt      KKL Luzern        Jean-Yves Thibaudet       Fazil Say    Der/die Schulleiter/in
                                                                            Projektförderung           führtLiteratur,
                                                                                              in den Sparten  die Schule     anhand
                                                                                                                        Bildende Kunst, des Leitbildes,
                                                                                                                                        Audiovision       das
                                                                                                                                                    und Multi-
                                                                            media.
                                                                            auf dieSieFestigung
                                                                                       übernehmen    Medien-
                                                                                                   der       und der
                                                                                                       Position  PR-Aufgaben
                                                                                                                       Schule im(Website, Veranstalternetz,
                                                                                                                                   chilenischen    Bildungs-Re-
                                                                            daktion etc.) sowie allgemeine administrative und organisatorische Aufgaben, u.a.
 klavier-rezital 1              arcadi volodos                              markt   und    ihren  weiteren
                                                                            auch im Veranstaltungsbereich.
                                                                                                             Ausbau    zielt. Dafür  braucht    die  Schwei-
 Dienstag, 22. November         Werke von Franz Schubert und Franz Liszt    zer Schule eine Persönlichkeit, die Vertrauen, Motivation und Sta-
                                                                            bilität
                                                                            Wir      vermitteln
                                                                                 erwarten           kann. Erforderlich
                                                                                           eine Ausbildung                   ist eine
                                                                                                              oder mehrjährige         erfolgreiche
                                                                                                                                 Berufspraxis         Führungs-
                                                                                                                                              im Bereich Musik und
 Konzertsaal, 19.30 Uhr
                                                                            erfahrung
                                                                            allenfalls     in ähnlichen
                                                                                       Bildende               Institutionen
                                                                                                 Kunst. Sie verfügen            bzw.
                                                                                                                         über eine guteinterdisziplinären    und
                                                                                                                                         Sprach- und Allgemeinbil-
                                                                            dung sowie Interesse an kulturellen Fragestellungen, insbesondere auch an der
                                                                            interkulturellen      Teams.
                                                                            Kommunikation im politischen Umfeld. Sie haben mehrjährige Praxis in der Um-
 Kick-Off piano Off-Stage!      Mit dennise armitage, al copley,
                                                                            Sie sindvon
                                                                            setzung    ein/e  ausgeglichene/r,
                                                                                          administrativen,           führungsstarke/r
                                                                                                             organisatorischen             Mittelschullehrer/in
                                                                                                                                 und finanztechnischen   Aufgaben-
 Dienstag, 22. November         anke helfrich, chris hopkins,               (Sek. II) mit
                                                                            stellungen  sowiesolider
                                                                                               ein Flair pädagogischer       Ausbildung,
                                                                                                         für qualifizierte Textarbeit         Unterrichtspraxis
                                                                                                                                      und für den Umgang mit Zah-
 Luzerner Saal                  christina jaccard, dado moroni,             len und Statistiken (MS-Office-Anwendungen). Sie sind bereit, unregelmässig zu
                                                                            und klaren Ideen zur Schulführung. Zudem haben Sie praktische
                                                                            arbeiten und bewahren auch in hektischen Zeiten einen kühlen Kopf.
 19.45–23.00 Uhr                david ruosch, rossano sportiello,           administrative Erfahrung, Schweizer Nationalität, Auslanderfah-
 ab 23. November in Luzerner    alkis steriopoulos, buddha                  rung, z.
                                                                            Weitere   B. Erfahrung
                                                                                    Informationen     anIhnen
                                                                                                  erteilt Schweizer   Schulen
                                                                                                              gerne der         im Ausland,
                                                                                                                        Abteilungsleiter,        vorzugs-
                                                                                                                                          Niggi Ullrich (Tele-
 Bars und Restaurants           scheidegger, robi weber                     weise
                                                                            fon     in Lateinamerika,
                                                                                061 925 61 52).           gute Spanischkenntnisse und Flexibilität,
                                                                            Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen und Teamfähigkeit.
                                                                            Kennziffer: BKSD 05.045. Bewerbungsfrist: 10. November 2005. Ihre Bewerbung mit
 klavier-rezital 2              emanuel ax                                  Die offiziellen
                                                                            dem  Schweizer    Schule Santiago,
                                                                                            Bewerbungsbogen          für Sie
                                                                                                                 senden   welche    der
                                                                                                                             bitte an denKanton  Basel-Land-
                                                                                                                                          Personaldienst der Bil-
 Mittwoch, 23. November         Werke von Johannes Brahms, Kaija            schaft Kultur-
                                                                            dungs-, im Auftrag      des Bundes
                                                                                            und Sportdirektion   desdas Patronat
                                                                                                                     Kantons         ausübt, gehört
                                                                                                                              Basel-Landschaft,        zu den
                                                                                                                                                Rheinstrasse 31,
                                                                            Postfach, 4410 Liestal (Telefon 061 925 50 58; E-Mail: personaldienst@bksd.bl.ch)
                                Saariaho, Chen Yi, Aaron J Kernis,          angesehensten Bildungsinstituten Chiles. Ein Lehrkörper von 50
 Konzertsaal, 19.30 Uhr
                                                                            schweizerischen und lokalen Lehrkräften unterrichtet 550 Schüler
                                Franz Liszt, Frédéric Chopin
                                                                            und Schülerinnen, vom Kindergarten bis zur Mittelschule. Die
                                                                            Schweizer Schule ist einem breiten Publikum zugänglich und ver-
 sinfoniekonzert                mahler chamber orchestra                    steht sich als Begegnungsschule. Sie wird von einem Schulverein
 Donnerstag, 24. November       daniel harding, Leitung                     getragen und nach privatwirtschaftlichen Kriterien geführt.
 Konzertsaal, 19.30 Uhr         pierre-laurent aimard, Klavier              Für weitere Auskünfte steht Ihnen Dorothee Widmer gerne zur
                                Werke von Anton Webern, Wolfgang            Verfügung (Telefon 061 925 50 98).
                                A. Mozart und Robert Schumann               Ihre schriftliche Bewerbung mit den üblichen Unterlagen (persön-
                                                                            lichen Referenzen) schicken Sie bis zum 8. März 2005 an Dorothee
 klavier-rezital 3              fazil say                                   Widmer, Amt für Volksschulen BL, Postfach 616, 4410 Liestal.
 Freitag, 25. November          Werke von Joseph Haydn, Ludwig van
 Konzertsaal, 19.30 Uhr         Beethoven und Wolfgang A. Mozart
                                                                            Für die Primarschule Niederdorf suchen wir auf Beginn des
 klavier-rezital 4              angela hewitt                               Schuljahres 2005/2006, Stellenantritt 1. August 2005,
 Samstag, 26. November          Johann Sebastian Bach:
 Konzertsaal, 11.00 Uhr         «Goldberg Variationen» BWV 988              1 Schulleiter/in Primarschule und
                                                                            Kindergarten
 klavier-rezital 5              mikhail pletnev                             (Beschäftigungsgrad: ca. 50%).
 Samstag, 26. November          Wolfgang A. Mozart: Sonaten c-Moll KV 457   Als Kreisschulgemeinde führt die Primarschule Niederdorf neben
 Konzertsaal, 18.30 Uhr         und A-Dur KV 331                            den Regelklassen auch die Einführungs- und die Primarkleinklassen
                                Frédéric Chopin: 24 Préludes                des Waldenburgertals. An der Schule werden in 13 Klassen ca. 190
                                                                            Schülerinnen und Schüler von 28 Lehrkräften unterrichtet.
 klavier-rezital 6              thomas larcher                              Ihre Hauptaufgaben sind Umsetzung des neuen Bildungsgesetzes,
 Samstag, 26. November          Werke von Franz Schubert, Rebecca           Führung des Schulsekretariates, operative Führung der Primarschule
 Luzerner Saal, 22.00 Uhr       Saunders (UA) und Thomas Larcher            Niederdorf gemäss Pflichtenheft, Schulentwicklung und Qualitäts-
                                                                            sicherung, Budgetvorbereitung und Controlling.
 klavier-rezital 7              jean-yves thibaudet                         Wir bieten Ihnen die Chance, eine vielseitige und anspruchsvolle
                                Robert Schumann: Arabeske C-Dur op. 18,
                                                                            Stelle aufzubauen, ein erfahrenes Schulsekretariat, ein kollegiales
 Sonntag, 27. November
                                                                            und erfahrenes Lehrer- und Lehrerinnen-Team, gute Infrastruktur
 Konzertsaal, 11.00 Uhr         Douze Etudes symphoniques op. 13            und Schulanlagen.
                                Maurice Ravel: Valses nobles et
                                                                            Für weitere Informationen stehen Ihnen der Schulratspräsident,
                                sentimentales, Gaspard de la nuit           Markus Helfenfinger (Telefon 061 961 19 23, E-Mail: markus.helfen-
                                                                            finger@niederdorf.ch), und von der Schulleitung, Daniel Biedert
 klavier-rezital 8              radu lupu                                   (Telefon 076 433 03 42, E-Mail: daniel.biedert@niederdorf.ch), gerne
 Sonntag, 27. November          Robert Schumann: Waldszenen op. 82,         zur Verfügung.
 Konzertsaal, 18.30 Uhr         Humoreske op. 20, Sonate Nr. 1 fis-Moll     Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen bis
                                op. 11                                      21. Februar 2005 an den Schulratspräsidenten der Schule Nie-
                                                                            derdorf, Burghaldenweg 7, 4435 Niederdorf.
                                            www.lucernefestival.ch          Den Bewerbungsbogen finden Sie unter www.bl.ch/jobs
                                            t +41 (0)41 226 44 80           oder Sie erhalten ihn vom zuständigen Personaldienst.
                                            f +41 (0)41 226 44 85           Unter der erwähnten Internetadresse finden Sie zudem
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Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
ProgrammZeitung Nr. 1 | 1996
Bücherschiff mit Blick auf die Kaserne Basel

                                               HAUSKULTUR                                         KREATIVE LITERATURVERMITTLUNG
                                               10 Jahre ‹Königin› Dagmar                          Editorial

                                               Und schon wieder ein Jubiläum! Zehn Jahre          Vor einem Monat kam die lang erwartete (Er-)Lösung: Das Literaturhaus Basel hat
                                               ist es her, seit in der ProgrammZeitung vom        wieder ein eigenes Dach über dem Kopf. Nach über zwei Jahren ohne festes Domizil
                                               Dezember 1995 Dagmar Brunner als neues             kann es im Februar definitiv in die Barfüssergasse umziehen. Und zwar – vor allem
                                               Teammitglied vorgestellt wurde.                    dank Verhandlungsgeschick des Vereinspräsidenten Hans Georg Signer – zu offenbar
                                               Mit einem kulturpolitischen Kommentar zur          sehr guten Bedingungen. Mit grossem Saal, Büros und einem Tagescafé, dessen Ange-
                                               Podiumsdiskussion ‹Braucht es in Basel eine        bot sich am literarischen Programm orientiert. Ende gut, alles gut? Sicher, einen bes-
                                               Kulturintendanz?› gibt sie ihren Einstand. Sie     seren Ort kann man sich nicht wünschen: zentral, ruhig und schön gelegen, ebenerdig,
                                               schliesst mit der für sie typischen Aussage:
                                                                                                  mit Industrieambiente und attraktiver Nachbarschaft ... Aber eigentlich ist das alles se-
                                               «Klar wurde an diesem Abend nur, dass die
                                                                                                  kundär. Die Hauptsache ist und bleibt der Inhalt, die Literatur und ihre Vermittlung.
                                               Denkmuster, in denen wir uns bewegen, oft er-
                                               schreckend erstarrt sind. Dass dennoch zum
                                                                                                  Und da darf das Haus, wie manche meinen, gerne noch einen Zacken zulegen, d.h.
                                               dritten Mal so viele bereit waren, den Dialog      sich stärker profilieren. Die eigene Handschrift sei zuwenig sichtbar, man sei zwar
                                               mindestens zu versuchen (…), ist meiner Mei-       rührig, aber auch beliebig, sei existent, aber nicht wirklich präsent. Jedenfalls nicht
                                               nung nach eine kulturelle Tat für sich.»           ausserhalb der engsten Kreise. Das mag auch an der Sparte liegen, Literatur ist nicht
                                               Schon im nächsten Heft, das auf dem Cover          mehrheitsfähig. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, sie zum Stadtgespräch zu machen,
                                                                                fi
                                               passend die Königin von Saba ( Abb.) zeigt,        nicht nur mit Festivals und Buchmessen, sondern mit Herzblut, pfiffigen Ideen, Kon-
                                               figuriert sie als Redaktionsleiterin. Nun sind     tinuität, Vernetzung und einem guten Riecher für Aktuelles.
                                               es bald 110 Hefte, für die unsere ‹Königin›        Demselben Anliegen verpflichtet ist Matthyas Jenny, der ja u.a. die Idee eines Litera-
                                               Dagmar verantwortlich zeichnet.                    turhauses initiiert hatte. Im November wird sein Verlag Nachtmaschine (und damit
                                               Dagmar Brunner wächst in der Basler Agglo-
                                                                                                  auch seine Literaturvermittlungstätigkeit) 30 Jahre alt. Das sollte ursprünglich gross
                                               meration bei kulturinteressierten Eltern auf.
                                                                                                  gefeiert werden, mit einem 30-stündigen Happening. Aber für ein Fest zum eigenen
                                               Insgesamt zwanzig Jahre ist sie im Buchhan-
                                               del tätig (u.a. bei Wepf, im Narrenschiff, beim
                                                                                                  Jubiläum wollte Jenny keinen Penny seines knappen Verlagsbudgets ausgeben, lieber
                                               Schwabe Verlag und im Verlag am Goethe-            macht er damit Bücher. Und so gibt es jetzt immerhin einen Abend mit Wolf Wondra-
                                               anum). Ab 1991 beginnt sie ihre journalisti-       tschek, einem der ersten Autoren der Nachtmaschine, die Jenny im Winter 1975/1976
                                               sche Karriere u.a. als freie Mitarbeiterin einer   im Tessin gründete. Damals lebte er, nach intensiven Reisejahren, als Alleinerziehen-
                                               Frankfurter Kulturzeitschrift. Parallel dazu       der mit seinen beiden Kindern in Meret Oppenheims Haus Casa Aprile in Carona. Auf
                                               studiert sie Journalistik und Kommunika-           einer Rotaprint A4 druckte er nachts seine Literaturzeitschrift ‹Nachtmaschine› (fünf
                                               tionswissenschaft an der Uni Fribourg. Da-         Ausgaben mit viel Lyrik und Zeichnungen, z.B. von Markus Raetz) und, ab 1977 wieder
                                               nach geht sie an die Kaserne Basel und wird        in Basel, auch Bücher mit Gedichten, Erzählungen, Theaterstücken von z.T. namhaf-
                                               schon bald zur ‹ProZ› geholt. Nebenberuflich       ten Autoren. Tagsüber war Jenny in Brotjobs tätig, die alle mit Büchern zu tun hatten,
                                               engagiert sie sich in verschiedenen kulturellen
                                                                                                  daneben schrieb und publizierte er selber (in andern Verlagen), und entwickelte mit
                                               und sozialen Projekten. Und sie absolviert den
                                                                                                  hohem persönlichem Einsatz stets neue Projekte zur Literaturvermittlung bis hin zur
                                               ersten Kulturmanagement-Lehrgang an der
                                               Uni Basel, den sie 2002 erfolgreich mit dem
                                                                                                  ‹buchbasel› und diversen Literaturfestivals. Letztere organisiert er mit seinem 2001
                                               Master abschliesst.                                gegründeten Literaturbüro als Ein-Mann-Betrieb – ein volles Programm! «Eigentlich
                                               Zehn Jahre ProgrammZeitung sind ein Rekord.        sind alle meine Tätigkeiten und mein Leben ein Traum, der sich nie bezahlt gemacht
                                               So lange hat es hier noch niemand ausgehal-        hat», schrieb er mir einmal. Mehr über seine erstaunliche Kreativität ist auf seiner
                                               ten. Dagmar Brunner hat die ProgrammZei-           Website zu erfahren.
                                               tung auf eindrückliche Art und Weise geprägt.      Kreativität ist auch gefragt in der Leseförderung. Dieser sind verschiedene Initiativen
                                               Anlässlich eines solchen Jubiläums wird oft        gewidmet, die jeweils im November stärker an die Öffentlichkeit treten. Mehr dazu
                                               gefragt: «Sind zehn Jahre genug?» Als Verlags-     finden Sie auf Seite 15. | Dagmar Brunner
                                               leiter kenne ich Dagmar erst seit fünf Mona-
                                                                                                  Wolf Wondratschek und 30 Jahre Verlag Nachtmaschine, Lesung und Gespräch: Mi 16.11., 20.00,
                                               ten. Das ist eindeutig noch nicht genug!
                                                                                                  Vorstadt-Theater. Moderation: Peter Henning. Eintritt: Ein Buch vom Büchertisch zwischen 10 und
                                               | Klaus Egli                                       49 Franken nach freier Wahl. Infos: www.literaturfestivalbasel.ch, Link ‹Verlag Nachtmaschine›.

                                                                                                                                                 NOVEMBER 2005     | PROGRAMM ZEITUNG | 3
Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
IMPRESSUM

                                                 Herausgeberin                                           ProgrammZeitung Nr. 201
                                                 ProgrammZeitung Verlags AG                              November 2005, 19. Jahrgang, ISSN 1422-6898
                                                 Gerbergasse 30, Postfach 312, 4001 Basel                Auflage: 6 500, erscheint 11 Mal pro Jahr
                                                 T 061 262 20 40, F 061 262 20 39                        Einzelpreis: CHF 6.90, Euro 5
                                                 info@programmzeitung.ch                                 Jahresabo (1 1 Ausgaben inkl. ‹kuppler›):
                                                 www.programmzeitung.ch                                  CHF 69, Ausland CHF 74
                                                                                                         Ausbildungsabo: CHF 49 (mit Ausweiskopie)
                                                 Verlagsleitung
                                                                                                         Förderabo: ab CHF 169 *
                                                 Klaus Egli, egli@programmzeitung.ch
                                                                                                         Tagesagenda gratis: www.programmzeitung.ch
                                                 Redaktionsleitung
                                                                                                         Redaktionsschluss Ausgabe Dezember
                                                 Dagmar Brunner, brunner@programmzeitung.ch
                                                                                                         Veranstalter-Beiträge ‹Kultur-Szene›: Di 1.11.
                                                 Kultur-Szene | Redaktion                                Redaktionelle Beiträge: Fr 4.11.
                                                 Urs Hofmann, hofmann@programmzeitung.ch                 Agenda: Do 10.11.
                                                                                                         Inserate: Fr 11.11.
                                                 Agenda                                                  Erscheinungstermin: Fr 30.11.
                                                 Ursula Correia, agenda@programmzeitung.ch
                                                                                                         Verkaufsstellen ProgrammZeitung
                                                 Inserate                                                Ausgewählte Kioske, Buchhandlungen und
                                                 Claudia Schweizer, schweizer@programmzeitung.ch         Kulturhäuser im Raum Basel
                                                 Abo/Administration
                                                 Sonja Fritschi, fritschi@programmzeitung                Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
                                                                                                         Fotos übernimmt die Redaktion keine Haftung;
                                                 Marketing                                               für Fehlinformationen ist sie nicht verantwort-
COVER Film von Sergej Paradjanow
                                                 Sandra Toscanelli, toscanelli@programmzeitung.ch        lich. Textkürzungen und Bildveränderungen
db. In Zusammenarbeit mit dem Festival ‹Cul-
                                                 Korrektur                                               behält sie sich vor. Die AutorInnen verantworten
turescapes› zeigt das Stadtkino eine Reihe von
                                                 Karin Müller, karin.mueller@nextron.ch                  den Inhalt ihrer Beiträge selbst. Abos verlängern
Filmen des armenisch-georgischen Bildma-
                                                                                                         sich nach Ablauf eines Jahres automatisch.
giers Sergej Paradjanow (1924—1990), so auch     Gestaltung
                                                                                                         * Die ProgrammZeitung ist als gemeinnützig
den Langspielfilm ‹Die Farbe des Granatapfels›   Anke Häckell, haeckell@programmzeitung.ch
                                                                                                         anerkannter Kulturbetrieb auf finanzielle
(Sayat Nowa) mit Musik von Tigram Mansurian
                                                 Druck                                                   Unterstützung angewiesen. Beiträge von mindes-
(1968). Das opulente Filmgedicht folgt den                                                               tens CHF 100 über den Abo-Betrag hinaus
                                                 Schwabe AG, Farnsburgerstrasse 8, Muttenz
Spuren eines armenischen Volkssängers, Hof-      T 061 467 85 85, www.schwabe.ch                         sind als Spenden vom steuerbaren Einkommen
dichters, Mönchs und Märtyrers. Das Meister-                                                             abziehbar. Helfen auch Sie uns durch ein Förder-
werk war in der Sowjetunion verboten, Paradja-                                                           abo (ab CHF 169). Besten Dank!
now jahrelang im Straflager. Fellini zählte zu
                                  fi
seinen Bewunderern. Mehr dazu S. 54

                                                                             PostFinance präsentiert

                                                                             Peter Seiffert, Tenor
                                                                             Petra-Maria Schnitzer, Sopran
                                                                             Peter Seiffert gilt nicht nur als Hel-   Das Programm
                                                                             dentenor, sondern auch als einer der     Die Stars singen Arien, die uns von
                                                                             besten Wagner-Interpreten über-          Dvofiák über Puccini, Strauss bis hin
                                                                             haupt. Freuen wir uns also darauf,       zu Wagner führen. Begleitet werden
                                                                             wie er, gemeinsam mit seiner Le-         sie dabei von der Württembergischen
                                                                             bensgefährtin, der Sopranistin Petra-    Philharmonie Reutlingen unter der
                                                                             Maria Schnitzer, diese zehnte Auflage    Leitung des leidenschaftlichen Diri-
                                                                             der PostFinance Classics zum Erfolg      genten Norichika Iimori.
                                                                             singt.
                                                                                                                      Genf, Victoria-Hall
                                                                             Vorverkauf ab 17. Oktober 2005.          Dienstag, 6. Dez. 2005, 20.30 Uhr
                                                                             Weitere Informationen:
                                                                                                                      Luzern, KKL
                                                                                                                      Donnerstag, 8. Dez. 2005, 19.30 Uhr
                                                                                                 Mo – Fr:
                                                                                                 8.00 –13.00 Uhr      Basel, Casino
                                                                                                 (CHF –.86/min)       Freitag, 16. Dez. 2005, 19.30 Uhr
                                                                                                                      Zürich, Tonhalle
                                                                                                                      Dienstag, 20. Dez. 2005, 19.30 Uhr
                                                                             Postcard-Besitzer/-innen profitieren
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                                                                                                                      Donnerstag, 22. Dez. 2005,19.30 Uhr
                                                                             Infos: www.postfinance.ch

4   | PROGRAMM ZEITUNG | NOVEMBER 2005
    ProgramZeiBa_189x139.indd 1                                                                                                          6.10.2005 9:51:14 Uhr
Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
INHALT

                                                                                                                                   Graffiti Horburgstrasse
REDAKTION      Kultur des Kaukasus Das Festival ‹Culturescapes› bietet Einblicke in die armenische Kultur | Alfred Ziltener                                  7

               Feilen am Profil Die Kaserne Basel wird 25 Jahre alt. Ein Interview mit Barbara Riecke | Urs Hofmann                                          10

               Neuer Blick auf gestern Das Museum für Gegenwartskunst widmet sich der Kunst der Achtzigerjahre | Sibylle Ryser                               17

               Reiches Erbe Das Ali Akbar College of Music vermittelt seit 20 Jahren indische Musik | Dagmar Brunner                     6
               Notizen Alfred Ziltener (az), Urs Hofmann (uh), Dagmar Brunner (db), Oliver Lüdi (ol), Boris Schibler (bs)           6—18
               Vielseitig Die 10. Musikfesttage Bohuslav Martinu ehren den mit Basel verbundenen Komponisten | Alfred Ziltener           7
               Suche nach den verlorenen Frauen Jim Jarmuschs neuer Film ‹Broken Flowers› | Michael Lang                                 8
               Tödliche Delikatessen Der Dokumentarfilm ‹Darwin’s Nightmare› deckt eine Katastrophenkette auf | Michael Lang             9
               Vom Reiz der Gefahr Die Compagnie Anomalie präsentiert atemberaubende zirzensische Kunst | Felizitas Ammann               11
               Schelm mit Dachs auf Reisen Christoph Simons neuer Roman ‹Planet Obrist› | Oliver Lüdi                                   12
               Freiheit fürs Wort Eine Lesung mit Gespräch erinnert an den nigerianischen Autor Ken Saro-Wiwa | Martin Zingg            13
               Achterbahn mit Shakespeare Die neue Schauspielleitung am Goetheanum zeigt ihre erste Regiearbeit | Dagmar Brunner        14
               Kinder machen Bücher Die ‹Buchkinder› aus Leipzig gestalten einen poetischen Kalender | Dagmar Brunner                   15
               Ungewisse Zukunft Das Medienkunst-Festival Viper steht vor entscheidenden Veränderungen | Dominique Spirgi               16
               Gastro.sophie Im Restaurant Das Schiff sind ‹Viel- und Feinesser› willkommen | Oliver Lüdi                               18
               Relevanz des Temporären ‹Stadtgespräche› wollen das Potenzial von Zwischennutzungen aufzeigen | Dagmar Brunner           19
               Wortgast Stadtentwicklung orientiert sich an ‹Flüssen und anderen Avenues› | Anton Marty                                 19
               Rocknews Mitteilungen des Rockfördervereins der Region Basel (rfv) | Patrik Aellig                                  20 | 21

KULTUR-SZENE   Gastseiten der Veranstaltenden             22—55     Orchester Liestal                               42
               Plattform.bl                               37—44     Swiss Chamber Concerts                          28
                                                                    The Bird’s Eye Jazz Club                        30
               Film
               Landkino                                       44    Kunst
               Stadtkino                                      54    Aargauer Kunsthaus Aarau                       52
               Kultkino Atelier | Camera | Club | Movie       55    ARK | Ausstellungsraum Klingental              54
                                                                    Fondation Beyeler                              53
               Theater | Tanz
                                                                    Kunstmuseum Basel                              51
               Basler Lehrerinnen- u. Lehrertheater            25
                                                                    Ortsmuseum Trotte                              41
               Cathy Sharp Dance Ensemble                      37
               Das Neue Theater am Bahnhof | NTaB              25   Diverse
               Echo                                            37   Act Entertainment                                31
               Junges Theater Basel                            22   Auftakt Stadtkirche Liestal                     45
               Rigolo                                          24   Burghof Lörrach                                 25
               Theater auf dem Lande                           40   Feldenkrais                                     48
               Theater Basel                                   22   Festival Culturescapes                          30
               Theater Palazzo                                 40   Forum für Zeitfragen                            35
               Theater Puravida                                40   Historisches Museum                              51
               Theater Roxy                               38 | 39   Kaserne Basel                                   36
               Theater im Teufelhof                            23   Kulturforum Laufen                              41
               Vorstadt-Theater                                23   Kulturscheune Liestal                           41
                                                                    Lichtblicke Liestal                             45
               Musik
                                                                    Naturhistorisches Museum Basel                  50
               A Cappella-Chor Zürich                         28
                                                                    Offene Kirche Elisabethen                       49
               Basler Bach-Chor                               29
                                                                    Ostquai                                         46
               Basel Sinfonietta                              42
                                                                    Palaver Loop                                    26
               Basler Madrigalisten                           28
                                                                    Parkcafépavillon Schützenmattpark               46
               Gare du Nord                                   43
                                                                    Terres des hommes                               48
               Gesellschaft für Kammermusik                   28
                                                                    Théatre La Coupole | St. Louis                  26
               Konzertchor Oberbaselbiet                      42
                                                                    Union                                           47
               Kuppel                                         30
                                                                    Unternehmen Mitte                          32 | 33
               Mädchenkantorei Basel                          43
                                                                    Volkshochschule beider Basel                    50
               Musikontext                                    41
                                                                    Werkraum Warteck pp                        34 | 35
               Musique des Lumières                           29
               Oratorienchor BL                               42

AGENDA                                                     56—71

SERVICE        Museen | Kunsträume                        72—75
               Veranstalteradressen                       76—77
               Restaurants, Bars & Cafés                     78

                                                                                             NOVEMBER 2005       | PROGRAMM ZEITUNG | 5
Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
MUSIK

REICHES ERBE
Indische Musik in Basel

Seit 20 Jahren wird im Ali Akbar College of Music klassische
nordindische Musik vermittelt.
Lange Zeit galt indische Musik bei uns als Geheimtipp, heute
boomt sie, nicht zuletzt durch die indischen Filmproduktionen,
die mit ihrem Charme, ihrem gefühlvollen Humor, ihren bril-
lanten Tanz- und Musikeinlagen auch den Westen bezaubern.
Dennoch ist die reiche indische Musiktradition immer noch viel
zu wenig bekannt und ausserhalb Indiens selten zu hören.                   Am diesjährigen Jubiläumsseminar sind u.a. einer der bekann-
Ein Ort, wo eben dieses Erbe seit nunmehr zwanzig Jahren kon-              testen Tabla-Spieler Indiens, Pandit Swapan Chaudhuri, und
tinuierlich gepflegt wird, ist das in Basel domizilierte Ali Akbar         eine der führenden indischen Sängerinnen, Lakshmi Shankar,
College of Music, Switzerland. Als Studienzentrum für klassi-              zu Lehre und Spiel eingeladen. Letztere hat den indischen
sche nordindische Musik wurde es von einem ihrer profiliertes-             Gesang u.a. durch ihre Mitwirkung in zahlreichen Filmen (z.B.
ten Vertreter, dem heute 83-jährigen Ustad Ali Akbar Khan,                 ‹Gandhi›) im Westen populär gemacht; ihre melodiöse Stimme
gegründet, der auch in Kalkutta und in San Francisco Schulen               wird wegen der Klarheit und Perfektion ihres Klanges hoch
initiierte und neben seiner regen Konzerttätigkeit viel Zeit dem           geschätzt. Neben Kursen für Vokal-, Tabla- und Instrumental-
Unterrichten widmete. Das Basler Institut wird von seinem                  klassen, die aus Platzgründen nur von einer begrenzten Anzahl
langjährigen Meisterschüler Ken Zuckerman geleitet, einem                  Teilnehmenden besucht werden können, bietet das Ali Akbar
aus den USA stammenden Lauten- und Sarodspieler und Kom-                   College of Music in Zusammenarbeit mit dem Studio für
ponisten, der an der Musik-Akademie Basel zudem sowohl                     Aussereuropäische Musik der Musik-Akademie zusätzlich ein
klassische nordindische Musik wie mittelalterliche europäische             Konzert mit Lakshmi Shankar und Swapan Chaudhuri im Gros-
Musik lehrt. Im College, dem auch ein ‹Salon de Musique› ange-             sen Saal der Musik-Akademie an. Ausserdem ist an einem Tag
schlossen ist, finden neben Einzel- und Gruppenunterricht                  der offenen Tür mehr über das College und seine Aktivitäten zu
auch Workshops, Konzerte und (in Kooperation mit der Musik-                erfahren. Und wer beides verpasst, kann sich auch über Tonträ-
Akademie) ein jährliches Wochenseminar mit verschiedenen                   ger nordindische Klänge zu Gemüte führen, es sind bisher fünf
Veranstaltungen und namhaften Lehrkräften statt. Wer die                   CD s erschienen. | Dagmar Brunner
freundliche Atmosphäre in dem schönen, schlichten alten Haus               Ali Akbar College of Music, Birmannsgasse 42, T 061 272 80 32,
schon einmal erlebt hat, wird sich die nächste Gelegenheit, indi-          www.KenZuckerman.com
                                                                           20. Jahres-Seminar: Fr 11. bis Fr 18.11., College und Musik-Akademie
sche Musik unverstärkt, auf hohem Niveau und in intimem Rah-
                                                                           Tag der offenen Tür: Sa 12.11., 14.00—18.00, Musik-Akademie
men zu hören, nicht entgehen lassen.                                       Konzert: Fr 18.11., 20.00, Musik-Akademie

NOTIZEN

Foren für vielfältige Ideen                       Hommage à Erik Satie                              Basler ‹Weltmusik›
db. Mit Idealismus und einem breiten Kultur-      az. Es ist etwas Merkwürdiges um den franzö-      uh. Es gibt eine angenehme Seite der Globali-
begriff betreiben Julian Mettler und Hanns        sischen Komponisten Erik Satie (1866–1925):       sierung: Das Genre ‹World Music› gewinnt
Flück seit zwei Jahren eine offene Bühne für      Immer wieder wird seine Musik neu entdeckt        von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Die Musik in-
künstlerische Darbietungen aller Art. Jeweils     und energisch propagiert, doch eine nachhal-      novativer KünstlerInnen aus Mexiko, Kongo
am ersten Sonntag im Monat können im              tige Wirkung bleibt aus. Möglicherweise liegt     oder dem Irak dringt zu uns nach Westeuropa,
gemütlichen Keller des historischen Engelhofs     das daran, dass seine Person und sein Werk in     nicht zuletzt dank des Radios. Die 18 aktuell
Poetinnen und Musiker, Performer und Tanz-        sich widersprüchlich sind und in keine Schub-     besten Stücke von Bands aus der ganzen Welt
schaffende, Film- und Theaterleute bei Kurz-      lade passen: Er war Gründer einer mystischen      sind nun auf einem Sampler versammelt, zu-
auftritten ihre Künste demonstrieren. Drei bis    ‹Eglise métropolitaine d’Art de Jésus Conduc-     sammengestellt von der DRS3-World-Music-
vier Acts sind so an einem Abend zu erleben,      teur› und gleichzeitig Hauspianist in verschie-   Redaktion. Darunter finden sich, neben
manchmal entsteht zudem Spontanes, und ge-        denen Pariser Künstlerkabaretts; in seinem        berühmten Namen wie Khaled oder Mory
legentlich produzieren sich auch bekannte         Werk finden sich die tief religiöse ‹Messe des    Kanté, als Schweizer Vertreter erfreulicher-
Köpfe. Statt Gagen gibts was zu trinken.          Pauvres›, das laszive Chanson ‹Je te veux› und    weise zwei Basler Bands. Zum einen der auf
Ebenfalls mit verschiedenen künstlerischen        das groteske Stück ‹Le piège de Méduse›; in       Basler Bühnen gut bekannte, charismatische
Aktivitäten möchte Martin Burr den Acker-         seinem Klavierwerk stehen die anrührend-          Famara, zum anderen ‹The Amber Ensemble›.
mannshof beleben. Mit dem von namhaften           schlichten ‹Gymnopédies› neben der bizarren       Letzteres fusioniert auf einzigartige Weise
Persönlichkeiten getragenen Verein ‹Impri-        Komik der ‹Embryons désséchés›. Nun ver-          spanische und osteuropäische Einflüsse zu
merie Arts Vivants› will er eine internationale   wandelt der Verein Zwischenzeit bis in den        einem Stil, der weder Flamenco noch Klezmer
Plattform für vielfältige Produktionen und        nächsten Sommer ein Haus in der Spalenvor-        genannt werden kann; das Akkordeon spielt
Präsentationen schaffen, geplant sind etwa        stadt zum Satie-Zentrum, mit einer perma-         dabei eine zentrale Rolle. Verdient haben sich
Kunst-, Theater-, Mode- und Medienevents.         nenten Ausstellung und zahlreichen Veran-         die beiden Basler Bands ihren Auftritt neben
Offene Bühne: So 6.11., ab 21.00, Engelhof, Na-   staltungen. Mit von der Partie sind u.a. die      weltbekannten Grössen durchaus – mit dem
delberg 4, www.offene-buehne.ch. Anmeldung        Pianistinnen Grete Wehmeyer – eine Satie-         unnachahmlichen Stil und der hoch stehenden
erwünscht: T 061 681 39 62                        Expertin – und Marianne Schröder sowie die        Qualität ihrer Musik.
‹Matrices›: Mo 7./Di 8.11., 20.30, Imprimerie,                                                      World Music Special, EMI 2005
                                                  Diseuse Colette Greder.
www.imprimerie-basel.ch
                                                  ‹SATIErique›: ab Fr 11.11., 18.00 (Vernissage)
                                                  bis Sa 24.6.06, Spalenvorstadt 33, T 061 411
                                                  41 82, www.zwischenzeit.ch

6   | PROGRAMM ZEITUNG | NOVEMBER 2005
Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
MUSIK ETC.

                                                                                                                                                      Lakshmi Shankar (links)
                                                                                                                                                     Bohuslav Martinu (Mitte)
                                                                                                                                                 Fotokunst: Vahram Aghasyan
VIELSEITIG                                         KULTUR DES KAUKASUS
Bohuslav Martinu zu Ehren                          Festival ‹Culturescapes›
Der Erfolg ist verdient: Die vergleichsweise
                                                   Während eines Monats wird mit zahlreichen Veranstaltungen ein facettenreiches Bild
kleinen, aber gediegenen Basler ‹Musikfest-
                                                   von Armenien gezeichnet.
tage B. Martinu› – uneitel, klug konzipiert und
                                                   Gleich zwei Festivals werben im November um die Aufmerksamkeit des regionalen
auf die Musik konzentriert – können heuer ihr
zehnjähriges Bestehen feiern. Die Veranstal-
                                                   Publikums: die ‹Musikfesttage B. Martinu› (s. Text nebenan) und die dritte Auflage
tungsreihe unter der künstlerischen Leitung        von ‹Culturescapes›. Sind solche Veranstaltungen neben dem ohnehin reichhaltigen
des Pianisten Robert Kolinsky erlaubt jedes        Kulturangebot der Regio nicht einfach überflüssig?
Jahr vielfältige Begegnungen mit dem reich-        Ja und nein. Natürlich ist ein Renommieranlass wie ‹Les muséiques›, dessen reizvol-
haltigen Werk des mährischen Komponisten,          les ursprüngliches Konzept schon längst purer Beliebigkeit gewichen ist, obsolet.
der unserer Region ja besonders eng verbun-        Doch Festivals können sinnvoll sein – wenn sie in der Vielfalt des Angebots interes-
den war. Kolinskys beharrliche, seriöse Arbeit     sante Schwerpunkte setzen und dem Publikum die Gelegenheit bieten, sich vertieft
findet Anerkennung: Immer wieder sind              auf ein Thema einzulassen. Das ist bei beiden Veranstaltungsreihen der Fall: Beim
grosse Namen bereit, auch für kleinere Gagen       Martinu-Festival steht ein Komponist im Zentrum, während sich ‹Culturescapes› –
bei den Festtagen aufzutreten, und im Patro-
                                                   nach der Ukraine und Georgien – in diesem Jahr Armenien widmet und erstmals mit
natskomitee sitzen u.a. Moritz Leuenberger
                                                   einigen Konzerten auch in Genf, Zürich und Bern präsent ist.
und Vaclav Havel.
Das Jubiläumsprogramm setzt bewährte Tra-
                                                   Die winzige Kaukasusrepublik ist in der letzten Zeit in die Schlagzeilen geraten durch
ditionen fort und stellt unterschiedliche Facet-   die heftige Reaktion der Türkei auf Versuche, den Völkermord an den ArmenierInnen
ten von Martinus Schaffen nebeneinander.           zu Beginn des letzten Jahrhunderts wieder ins Bewusstsein zu rücken. Eine Million
Das Eröffnungskonzert mit dem Sinfonie-            Menschen sind damals umgebracht oder vertrieben worden. Noch heute, so Festival-
orchester Basel wird geleitet vom grossen Pia-     leiter Jurriaan Cooiman, lebten rund doppelt so viele ArmenierInnen in der Diaspora,
nisten und Dirigenten Vladimir Ashkenazy.          vor allem in den USA und Frankreich, wie in der Heimat. Sie finanzierten letztlich das
Auf dem Programm stehen Martinus neoba-            Land; anderseits bremsten sie die Aussöhnung mit dem grossen Nachbarn Türkei, die
rocke ‹Ouverture› und zwei vom Impressionis-       von der Bevölkerung Armeniens gewünscht werde. Heute befinde sich das Land auf
mus beeinflusste Kompositionen, das zweite         dem schwierigen Weg vom Kommunismus zur freien Marktwirtschaft und sei von tie-
Klavierkonzert und die Orchestersuite ‹Die
                                                   fen Gegensätzen geprägt.
Fresken des Piero della Francesca›; dazu kom-
men Debussys ‹L’Après-midi d’un Faune› und         Blutige Geschichte
Ravels populärer ‹Bolero›. Die Aufführungen        Vergangenheit und Gegenwart Armeniens werden im breit gefächerten Programm in
werden auf CD aufgezeichnet.                       Vorträgen und literarischen Lesungen thematisiert. Dazu kommt ein zweitägiges
Dem Filmkomponisten Martinu gilt ein Abend         Symposion mit Fachleuten aus Istanbul, Genf und Frankfurt über den Genozid und
im Stadtkino mit Vladislav Vancuras ‹Die           die politisch begründete Weigerung des Westens, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Die
untreue Marijka› von 1934, einer mehrspra-         blutige Geschichte des Landes spiegelt sich auch in einigen künstlerischen Beiträgen
chigen Eifersuchtstragödie im ländlichen
                                                   des Festivals, beispielsweise in Atom Egoyans Film ‹Ararat›, der ebenso wie Werke
Ruthenien, für die Martinu die Musik geschaf-
                                                   des Kino-Poeten Sergej Paradjanow im Stadtkino gezeigt wird.
fen hat. Jiri Menzel präsentiert diesen Film
und seine eigene Verfilmung von Vancuras
                                                   Ein weiterer Schwerpunkt ist die Musik. Der zunehmend auch international beachtete
Roman ‹Ein launischer Sommer›. Der Jazz-           66-jährige Komponist Tigran Mansurian ist als Composer in Residence zu Gast; sein
pianist Jean-Paul Brodbeck gestaltet mit           Schaffen wird in verschiedenen Konzerten mit namhaften Interpreten wie Kim Kash-
Freunden einen Abend im Bird’s Eye mit             kashian, dem Hilliard Ensemble und dem Rosamunde Quartett vorgestellt. Seine Mu-
Musik von Martinu und Improvisationen über         sik sei konzis und durchsichtig, schildert Cooiman, «mit einem besonderen, ganz ei-
seine Themen. Für Kinder gibt es ein eigenes       genen Kolorit». Zudem werden Werke weiterer armenischer Komponisten, auch der
Konzert im Museum Jean Tinguely. Im                jüngsten Generation, aufgeführt. Ferner gibt es ein ‹Instrument in Residence›: den
Schlusskonzert (u.a. mit Heinz Holliger) hört      Duduk. Die melancholischen Gesänge dieses traditionellen Instruments zwischen
man Kammermusik von Mozart bis Britten und         Oboe und Klarinette werden mehrfach zu hören sein.
lernt eine Rarität kennen: Martinus Fantasie
                                                   Im Unternehmen Mitte sind Video- und Fotoarbeiten junger Kunstschaffender aus Je-
für Theremin, Oboe, Streichquartett und Kla-
                                                   rewan zu sehen. Dort hat das Publikum an einem Stammtisch auch die Möglichkeit,
vier. Der Abend wird von Radio DRS aufge-
zeichnet und soll auch auf DVD erscheinen.
                                                   mit den armenischen Gästen ins Gespräch zu kommen. | Alfred Ziltener

| Alfred Ziltener
                                                   Festival ‹Culturescapes› in Basel: Mi 26.10. bis So 27.11., diverse Orte   fi S. 32, 43, 54
                                                   Ausserdem: Tagung ‹Der Gral im Osten›, aus der Kunst- und Geistesgeschichte Armeniens.
Musikfesttage B. Martinu: So 30.10. bis So
                                                   Mit Frank Teichmann u.a.: Fr 4. bis So 6.11., Goetheanum
13.11., diverse Orte, www.martinu.ch

                                                                                                    NOVEMBER 2005       | PROGRAMM ZEITUNG | 7
Das Kulturmagazin für den Raum Basel - November 2005 Einblicke in die armenische Kultur Bilanz und Ausblick: 25 Jahre Kaserne Basel Rückblicke auf ...
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Jim Jarmuschs Spielfilm ‹Broken Flowers›

Ein kauziger Mittfünfziger sucht seinen unbekannten Sohn und findet dabei einen Teil       Suff als Lifestyle
seines Selbst.                                                                             db. Mit 15 leerte er eine ganze Flasche Whisky
                                                                                           im Tag, nach dem dritten Alkoholentzug steht
Don Johnston ist Mitte fünfzig. Er lebt in einem stieren amerikanischen Vorort und
                                                                                           er jetzt an einem Scheideweg: Andres, der im
verdient sein Geld mit Computern. Allerdings steht keiner in seinem Haus, denn Don
                                                                                           Dokumentarfilm von Alain Godet porträtierte
sitzt lieber auf dem Sofa vor dem Fernseher und schaut sich alte Liebesfilme an. Jim       Jugendliche. Sein eindrückliches Schicksal ist
Jarmuschs grosser kleiner Film beginnt damit, dass Dons Freundin (Julie Delpy) ent-        kein Einzelfall, mehr als die Hälfte der 16-
nervt auszieht. Sie hat den Kauz satt.                                                     Jährigen betrinkt sich regelmässig, darunter
Immerhin ist er nicht allein. Nebenan lebt der Äthiopier Winston. Er hat drei Jobs, eine   zunehmend Mädchen. Saufen vom Schwips
bezaubernde Gattin und fünf Kinder. Zudem ist er Hobby-Detektiv, und plötzlich             bis zu Vollrausch und Komatrinken ist ange-
winkt ihm die Chance, den kriminalistischen Spürsinn praktisch anzuwenden. Don             sagt, Chillers, Alcopops, Designerdrinks oder
bekommt einen anonymen Brief auf rosarotem Papier. Die Absenderin erklärt, dass sie        Selbstgebrautes sind cool. In der Schweiz wird
vor zwanzig Jahren von Don schwanger geworden sei und einen Sohn geboren habe.             mit 300 000 alkoholabhängigen Menschen
Und genau dieser Filius sei nun auf dem Weg, den Papa zu suchen. Don ist heillos           gerechnet, die sozialen Kosten betragen drei
                                                                                           Milliarden Franken pro Jahr. Die psychoaktive
überfordert, denn er hat keine Ahnung, wer die Mama sein könnte. Aber Winston hat
                                                                                           Droge Alkohol wird als Genussmittel banali-
eine Idee. Er durchforscht das Liebesleben des Freundes, registriert Adressen und
                                                                                           siert, die Auswirkungen werden unterschätzt.
nötigt Don sanft dazu, eine Reise ins Ungewisse anzutreten ...                             Godet fragt in seinem Film nach den Gründen
Themen wie solche begeistern den Autorenfilmer Jim Jarmusch seit jeher. Wie in sei-        für diesen Konsum und nach wirksamer
nen Werken ‹Stranger than Paradise› oder ‹Down by Law› stöbert er mit minimalem            Prävention. Sein Streifzug durch die Basler
filmischem Aufwand im Dickicht des Alltagslebens, schafft Plattformen für tolle            Szene ist im Auftrag des Schweizer Fernse-
Schauspieler wie den Musiker Tom Waits, den Komiker Roberto Begnini oder den Cha-          hens entstanden und wird erstmals im Union
raktermimen Armin Müller-Stahl. In ‹Broken Flowers› nun hat Jarmusch Bill Murray           mit anschliessender Diskussion gezeigt.
einen ganzen Film auf den Leib geschneidert. Der Amerikaner wurde oft mit Komö-            Dokumentarfilm ‹Jung & besoffen›: Fr 24.11.,

dien wie ‹Ghostbusters› oder ‹Groundhog Day› identifiziert, hat aber seit Sofia Coppo-
                                                                                                         fi
                                                                                           20.00, Union S. 47

las Drama ‹Lost in Translation› ein neues Image: Er ist ein Mann vom Schlage des           Feuchtes Filmbüro
legendären Buster Keaton, ein Maestro des tragikomischen Schauspiels.                      db. Ende August wurden die Büros der Stif-
Vergangenheitsbewältigung                                                                  tung Trigon-Film (und sieben weiterer Klein-
‹Broken Flowers› porträtiert einen Einzelgänger, der nach zwanzig Jahren einige            betriebe) in der Alten Spinnerei Wetzikon von
seiner Geliebten wieder trifft. Und er zeigt mit humorvoller Melancholie, dass Mann        der Limmat überflutet und standen eine
                                                                                           Woche unter Wasser. Dabei wurde einiges
dabei nicht wirklich gut wegkommt: Einem Konfirmanden gleich klopft er irgendwo in
                                                                                           zerstört, allerdings nicht die 160 Titel umfas-
den USA an eine Türe, bringt jedes Mal einen Strauss rosaroter Blumen mit. Warum?
                                                                                           sende Kollektion und die DVDs mit sehens-
Er will mit herbem Charme herausfinden, ob die Liebschaft die Mutter seines Sohnes         werten Filmen aus Afrika, Asien und Latein-
sein könnte. So gerät er an eine sexy Witwe (Sharon Stone) und deren exhibitionistisch     amerika. Doch weil die Spinnerei völlig
veranlagte Teenagertochter. Oder an die verhärmte Dora (Frances Conroy) plus Ehe-          geräumt werden musste, hat sich das Team zu
mann. Die Dritte im Bunde ist eine Tierpsychologin (Jessica Lange), die freilich nicht     einem definitiven Umzug ins benachbarte
mehr dem männlichen Geschlecht zuneigt. Don, alias Bill Murray, driftet jedenfalls         Ennetbaden entschlossen. Seit Ende Oktober
emotional permanent ab, weil er mit seiner unverarbeiteten Biografie konfrontiert          wird am Wiederaufbau des Betriebs gearbeitet.
wird. Einmal wirds sogar richtig schmerzhaft, als er auf Penny (Tilda Swinton) prallt.     Im Kino läuft derzeit Dani Kouyatés lebens-
Sie lebt auf einer Hippie-Ranch – zusammen mit schlagkräftigen Altrockern.                 frohes Märchen ‹Ouaga Saga› aus Burkina
Ob Don seinen Sohn tatsächlich findet oder eher sich selber? Antworten auf diese und       Faso, dem u.a. das neue Trigon-Film Magazin
                                                                                           gewidmet ist.
andere Fragen aus dem Leben eines Einzelgängers gibts in ‹Broken Flowers›. Schlicht
                                                                                           ‹Ouaga Saga›: bis Mi 2.11. im Mittagskino, ab Do
und einfach, aber wunderbar. | Michael Lang                                                3.11. im Kultkino Atelier, www.trigon-film.org
Der Film läuft ab Do 3. bis Mi 9.11. im Mittagskino, danach im Kultkino Atelier

8   | PROGRAMM ZEITUNG | NOVEMBER 2005
FILM

               Filmstill aus ‹Broken Flowers›
Plakat und Filmstill aus ‹Darwin’s Nightmare›

TÖDLICHE DELIKATESSEN
Dokumentarfilm ‹Darwin’s Nightmare›                                 ‹Darwin’s Nightmare› erklärt, warum das alles passiert. Fakt ist,
                                                                    dass die Nil-Barsch-Produkte meistens durch riesige Frachtflug-
Hubert Sauper hat ein vielschichtiges Werk über die fatale Ver-     zeuge ins Ausland transportiert werden, die von Piloten aus der
quickung eines Naturphänomens mit der Wirtschaftsglobalisie-        ehemaligen UdSSR gesteuert werden. Sauper ist es gelungen,
rung in Afrika gedreht.                                             einigen von ihnen Informationen über ihre tristen Missionen
«Obwohl die Gier aus dem Wunsch hervorgeht, etwas zu erlan-         abzuringen. Man erfährt, dass diese Reisläufer der Lüfte als Ent-
gen, ist sie charakteristischerweise nicht befriedigt, wenn man     gelt für ihre Fischladungen nicht etwa Geld, Nahrungsmittel
das Gewünschte bekommt. Dadurch wird sie grenzen- und               oder Medikamente nach Afrika retour bringen, sondern sehr oft
bodenlos.» Diese Worte des tibetischen Religionsführers Dalai       moderne Waffen. Die dann verschachert werden, um in den
Lama werden im beeindruckenden Dokumentarfilm ‹Darwin’s             Bürgerkriegen der Dritten Welt zum Einsatz zu kommen ...
Nightmare› des Österreichers Hubert Sauper bestätigt. Erläu-
                                                                    Komplexe Zusammenhänge
tert wird ein erstaunliches Naturphänomen, das einerseits kuli-
narische Genüsse befriedigt, anderseits als kapitalistische Gier    Dass es diesen Kreislauf gibt, hat man vielleicht gewusst. Nach-
nach Gewinnvermehrung für eine Katastrophenkette im afrika-         vollziehbar sichtbar geworden ist er allerdings kaum je zuvor so,
nischen Tansania verantwortlich ist.                                wie es in ‹Darwin’s Nightmare› gelingt. Ohne Effekthascherei
Auf Anordnung der damaligen britischen Kolonialbehörden             oder Pathos erhält man sorgfältig recherchierte filmische Ein-
wurde im Viktoriasee, dem zweitgrössten Binnengewässer der          blicke in die komplexen strukturellen Zusammenhänge zwi-
Erde, Ende der Fünfzigerjahre der Nil-Barsch ausgesetzt. Der        schen einer kulinarischen Erfolgsstory und den inhumanen
Fisch fühlte sich wohl, vermehrte sich rasant, rottete durch        Auswirkungen einer wirtschaftlichen Globalisierungsstrategie.
seine Fressgier aber unzählige andere Fischarten aus. Das           Dazu Regisseur und Autor Sauper: «Ich habe versucht, den
grosse Tier wird seitdem von einheimischen Fischern gefangen        kurzlebigen Boom, den die bizarre Erfolgsgeschichte eines
und sodann in Fischfabriken verarbeitet. Schliesslich wird es       Fisches ausgelöst hat, in eine ironische, erschreckende Allego-
ins wohlhabende Ausland – vor allem in die EU -Staaten – ver-       rie über die so genannte Neue Weltordnung zu verwandeln. Ich
kauft und gilt als Delikatesse. Notabene auch bei uns.              könnte den gleichen Film in Sierra Leone machen, nur wären
                                                                    die Fische dann Diamanten, in Honduras Bananen, in Libyen,
Dreckiger Handel                                                    Nigeria oder Angola Roh-Öl. Nach Hunderten von Jahren der
So weit, so gut. Oder auch nicht: Der Nil-Barsch hat die ökologi-   Sklaverei und Kolonialisierung in Afrika ist die Globalisierung
sche Balance im Viktoriasee aus dem Lot gebracht, und das Ende      der afrikanischen Märkte die dritte und tödlichste Demütigung
der lukrativen Fischverwertung ist nahe. In absehbarer Zeit wer-    für die Menschen dieses Kontinents. Die Arroganz, mit der
den die Fischfabriken schliessen müssen und damit die Bevöl-        die reichen Länder der Dritten Welt gegenübertreten, stellt eine
kerung noch mehr ins Elend stürzen: Schon jetzt, das zeigt          uneinschätzbar gefährliche Bedrohung für die Zukunft aller
‹Darwin’s Nightmare› in erschütternden Szenen, herrschen            Völker dar.»
nämlich an den Küsten chaotische Zustände. Den Ansässigen           Hubert Saupers mehrfach preisgekröntes Werk ist ein Beispiel
bleiben als Nahrung vom leckeren Nil-Barsch nur die von             für investigativen, couragierten, handwerklich überzeugenden
Maden übersäten Köpfe und andere minderwertige Reste.               und ethisch berührenden Filmjournalismus. Das macht die
Zudem erkennt man eine Reihe von fatalen gesellschaftlichen         Welt nicht besser. Aber es hilft mit, den Blick auf die Welt zu
Nebenerscheinungen. Die Gewaltbereitschaft unter den Men-           schärfen und zu sensibilisieren. | Michael Lang
schen, vor allem auch Kindern, ist gross. Es grassieren Prostitu-
tion, Drogensucht, Aids und andere Krankheiten.
                                                                                                                fi
                                                                    Der Film läuft ab Do 3.11. im Kultkino Atelier S. 55
                                                                    Vorpremiere mit Regisseur: Mi 2.11. 21.00, Atelier

                                                                                           NOVEMBER 2005     | PROGRAMM ZEITUNG | 9
KULTURRAUM

FEILEN AM PROFIL
Jubiläum der Kaserne Basel

Die ehemals ‹alternativen› Kulturhäuser kommen in die Jahre:
In Zürich feiert die Rote Fabrik, in Basel die Kaserne ihr 25-
jähriges Bestehen. Anlass zu Rückblicken, Bilanzen und einem
Interview zur aktuellen Situation der Kaserne mit Barbara
Riecke, Dramaturgin Theater und Tanz in der Kaserne Basel.
Barbara Riecke, Sie sind vor etwas mehr als einem Jahr an die
Kaserne gekommen. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Als ich nach Basel kam, hatte ich sieben Jahre Erfahrung in der
professionellen Zusammenarbeit mit der freien Theater- und
Tanzszene. Ich bin froh, dass ich diese Arbeit in Basel fort-
führen kann. Ich hatte den Eindruck, hier gibt es Bedarf.
Wo liegen die Schwierigkeiten?
In Basel fehlt das Bewusstsein, dass eine lebendige, innovative
freie Theater- und Tanzszene ein Aushängeschild für die Stadt
sein kann, die nicht nur das Kulturleben belebt, sondern auch
interessante Leute in diese Stadt lockt, die hier arbeiten und sich
austauschen möchten. Anderseits hat Basel mit dem Roxy und
dem Raum 33 Spielorte, die sich seit Jahren um eine kontinuier-           unterstützen und ihnen gute Bedingungen anbieten. Eric Bart
liche Weiterentwicklung der freien Szene kümmern.                         hat versucht, internationales Theater zu machen. Wenn wir jetzt
                                                                          Signale geben, dass die lokale Szene wieder gerne gesehen ist,
Euch wird vorgeworfen, dass ihr den kleinen Häusern die freien
                                                                          dann kommt sie natürlich auch.
Gruppen abzieht.
Es gibt Platz für alle. Jeder Ort kann für bestimmte Arbeiten             Ist die Kaserne zwischen die ‹Alternativkultur› und das Stadt-
richtig sein. Um die Reithalle künstlerisch und auch mit Publi-           theater gefallen?
kum zu füllen, braucht es eine andere Ausstrahlung als für die            Dieser Eindruck täuscht nicht. Die politische Aufbruchstim-
kleineren Räume. Ich halte es für eine natürliche Entwicklung,            mung der Achtzigerjahre ist vorbei. Die Dinge haben sich relati-
dass Gruppen, die an kleinen Orten Erfolg hatten, sich in einem           viert, man kämpft nicht mehr gegen das Stadttheater. Die Stärke
grösseren Raum ausprobieren wollen. Wir können sie mit unse-              der Kaserne ist es, Leute anzuziehen, die den Freiraum, den das
ren Ressourcen – Technik, Öffentlichkeitsarbeit, Dramaturgie –            Haus bietet, nutzen wollen. Unsere Chance liegt darin, beim
                                                                          Nachwuchs die berühmten Trüffeln zu suchen, und jenen Leu-
                                                                          ten, die durch das Stadttheater gegangen sind und wieder frei
                                                                          produzieren wollen, einen Ort zu bieten. Wir müssen uns da
                                                                          aber noch stärker positionieren.
                                                                          Diesen Freiraum gilt es doch jetzt mit Experimenten zu füllen.
25 JAHRE KASERNE BASEL                                                    Sicher gibt es die Leute nicht mehr, die auf die Bühne springen
Jubiläumspublikation
                                                                          und sagen, hey – ich mach irgendwas. Diese Art von Experiment
uh. «Die Kaserne ist ein Dreispartenhaus für TanzMusikTheater der         findet an anderen Orten statt. Aber man kann durchaus auch auf
freien Szene und ein kultureller Treffpunkt im Kleinbasel», steht im      einem professionelleren Level experimentieren, das hat das
dramaturgischen Credo der aktuellen Kasernenleitung. Um diese Kürze       freie Theater in den letzten Jahren gezeigt. Es gibt Projekte, die
und Klarheit wurde intern lange Jahre gerungen. Die beiden Historike-     nur im freien Theater stattfinden können, weil die Institution
rinnen Barbara Rettenmund und Katrin Küchler blicken in ihrer Publi-
                                                                          Stadttheater zu viele Beschränkungen auferlegt. Um das Profil
kation zum 25-jährigen Bestehen des Hauses zurück auf die Anfänge
                                                                          der Kaserne unverwechselbar zu gestalten, müssen wir viel aus-
der Kulturwerkstatt. Anhand von Akten der Kaserne, Presseberichten
und Gesprächen mit involvierten Personen zeichnen die Autorinnen
                                                                          probieren, und es braucht Kontinuität und Geduld – das hat der
den konfliktreichen Weg der Institution zu ihrem heutigen Selbstver-      Kaserne in den letzten Jahren gefehlt. Auch durch die Verände-
ständnis als Dreispartenhaus nach.                                        rungen der Gastronomie. Hier muss wieder ein Ort entstehen,
Die Form des Heftes nimmt geschickt das Thema auf, das die Kaserne in     wo die Leute gerne hingehen und sich austauschen können.
ihrer Vergangenheit immer wieder beschäftigte: die oft widersprüchli-
                                                                          Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft von Theater und Tanz in
chen Erwartungen, die an das Kulturhaus herangetragen wurden. Der
                                                                          der Kaserne Basel?
nach verschiedenen Seiten mehrfach auseinander faltbare, bebilderte
Umschlag gibt immer wieder neue Ansichten auf die Kaserne frei, bevor
                                                                          Ich wünsche mir, dass die Kaserne finanziell so ausgestattet
man in seinem Innern auf die gut verpackten Textseiten stösst. Sie er-    wird, dass die drei Standbeine wirklich programmiert werden
zählen von ‹Strukturen›, ‹Politik und Projekten› und zuallererst vom      können, das heisst für lokale und regionale Gruppen Produkti-
‹Ent-stoh-loh›.                                                           onsort, für Schweizer und gerne auch wieder für namhafte in-
Dass die Kaserne hat entstehen können und dass sie heute noch exi-        ternationale Gastspiele Spielort zu sein. Ausserdem sollte es
stiert, ist nach dem Blick auf ihre Vergangenheit nicht selbstverständ-   möglich sein, das Haus mit aussergewöhnlichen Aktionen zu
lich – umso mehr ein Grund zum Feiern und vor allem, um weitere           beleben, und dass der Umbau fertig wird und vieles mehr ...
Schritte nach vorne zu tun.
                                                                          | Das Interview führte Urs Hofmann
Barbara Rettenmund und Katrin Küchler, ‹Herzblut, Hand und Hirn›.
25 Jahre Kultur in der Kaserne. Christoph Merian Verlag, Basel 2005.
                                                                          Geburtstagsfest: Do 24.11., 19.00. Tag der offenen Tür: So 27.11.   fi S. 36
32 Bild- und 32 Textseiten, br., CHF 29

10   | PROGRAMM ZEITUNG | NOVEMBER 2005
ZIRKUS | TANZ ETC.

                                                                      Abb. Theaterfestival Basel, 1999: ‹The Five Angry Men›,
                                                                           The Bells, Australlien (links); Compagnie Anomalie
                                                                                                                                 NOTIZEN

                                                                                                                                 Morgenland trifft Abendland
                                                                                                                                 db. Islamische Kultur hat viele Facetten. Und
                                                                                                                                 nur wenige davon sind den meisten von uns
                                                                                                                                 bekannt. Annette Rommel vom Vorstadt-Thea-
                                                                                                                                 ter möchte hier gegensteuern. Sie hat diesen
                                                                                                                                 Sommer in Syrien verbracht und u.a. arabisch
VOM REIZ DER GEFAHR                                                                                                              gelernt. Und sie hat in Kooperation mit andern
Compagnie Anomalie                                                                                                               Veranstaltern die Reihe ‹Orient meets Okzi-
                                                                                                                                 dent› organisiert, die zu interkulturellen
Martin Zimmermann und seine Truppe präsentieren zum Jubiläum der Kaserne Basel
                                                                                                                                 Begegnungen einlädt. Gezeigt werden soll vor
atemberaubende zirzensische Kunst.
                                                                                                                                 allem das besondere Potenzial von Kunstschaf-
Martin Zimmermann kennt man in Basel vornehmlich als Teil des Zürcher Kollektivs                                                 fenden, die in Europa leben und ihre islami-
Metzger/Zimmermann/de Perrot, kurz MZ d P . Die Gastspiele ihrer Stücke ‹Gopf›,                                                  schen Traditionen aus der Türkei, Iran, Irak,
‹Hoi› und ‹Janei› in der Kaserne wurden mit Begeisterung aufgenommen –, und auch                                                 Algerien, Palästina und Ägypten mit euro-
international tourt das Trio mit grossem Erfolg. Nun ist Martin Zimmermann in einem                                              päischer Kultur verbinden. Während zwei
neuen Zusammenhang zu sehen, der für ihn allerdings eine Rückkehr bedeutet: zum                                                  Wochen sind Theater, Literatur, Musik, ein
Zirkus und zu seinen ehemaligen Mitstudierenden des Pariser Centre National des                                                  Kinderanlass, Diskussionen und eine ara-
Arts du Cirque ( CNAC ). Mit ihnen hatte er nach Schulabschluss 1995 die Compagnie                                               bisch-kulinarische Nacht zu erleben. Ferner
Anomalie gegründet.                                                                                                              gibt es derzeit auch in Lörrach kulturelle Ange-
                                                                                                                                 bote zum Thema Islam (s.u.).
Zimmermann wusste schon als Kind «mit absoluter Bestimmtheit, dass ich später ein-
                                                                                                                                 ‹Orient meets Okzident — kulturelle Perspekti-
mal zum Zirkus gehe». Neben seiner Ausbildung zum Dekorationsgestalter in Zürich                                                                         fi
                                                                                                                                 ven›: Fr 11. bis Mo 23.11. S. 23
trainierte er fleissig Breakdance, Clownerie und Jonglieren. Als er dann 1991 am Thea-                                           Ausserdem: Kulturzeitschrift ‹du› Nr. 761,
terspektakel ein Stück der ersten AbsolventInnen der französischen Zirkusakademie                                                November 2005, zum Thema ‹Istanbul. Hippe
CNAC sah, war es beschlossene Sache. Er bewarb sich kurzerhand und wurde prompt                                                  Stadt am Horn›, u.a. mit einem Text des türki-
                                                                                                                                 schen Autors Orhan Pamuk.
aus Hunderten von Bewerbungen ausgewählt. Heute zählt der 34-Jährige bereits zu
den bekanntesten VertreterInnen des so genannten ‹nouveau cirque›. Man nennt den                                                 Persische Impressionen
zeitgenössischen Zirkus auch ‹cirque pur›, weil er ohne Raubtiere, Glitzer und Dauer-                                            az. «Was man nicht sehen kann, hat keine
lächeln auskommt – nicht aber ohne das Können der Beteiligten und nicht ohne das Ri-                                             Rechte» – der Satz fällt in Helena Waldmanns
siko. Dieses macht den Zirkus letztlich aus. Packt einer nicht im richtigen Moment zu                                            neuem Tanztheater ‹Letters from Tentland›
oder steht jemand nur ein bisschen am falschen Ort, hat das Folgen. Die ArtistInnen                                              und er hat hier ein besonderes Gewicht: Un-
können sich jederzeit schwer verletzen. Gleichzeitig ist es just dieser Kitzel der Ge-                                           sichtbar sind nämlich die Frauen. Die Produk-
fahr, der das Publikum in Bann zieht.                                                                                            tion der Berliner Choreografin, die mit
                                                                                                                                 ‹Wodka konkav› vor einigen Jahren in der
Klug, lustvoll, risikoreich, poetisch                                                                                            Kaserne gastierte, ist auf Einladung des Dra-
Martin Zimmermann macht diese Grundvoraussetzung seiner Arbeit zum Thema von                                                     matic Arts Center in Teheran entstanden. Das
‹Anatomie Anomalie›. Er zeichnet als Regisseur und Bühnenbildner verantwortlich,                                                 Paradox, mit Tänzerinnen in einem Land zu
steht aber zum ersten Mal nicht selbst auf der Bühne. Das Stück reflektiert das Genre,                                           arbeiten, in dem der weibliche Körper nicht ge-
es ist klug gemacht, doch deswegen nicht weniger atemberaubend. Das Bühnenbild be-                                               zeigt werden darf, hat Waldmann zur Grund-
steht aus hohen Türmen, die wie Mitspieler auf der Bühne stehen und sich dazu auch                                               lage ihres Stücks gemacht. Ihre sechs irani-
noch verschieben. Darauf und dazwischen balancieren acht Artistinnen und Artisten,                                               schen Darstellerinnen sind den ganzen Abend
schleudern sich hoch hinauf oder stürzen in die Tiefe. Immer ist da die Lust zu fliegen,                                         über verborgen in Zelten, die zu Lebewesen
                                                                                                                                 eigener Art werden und wie «Blumen im
das Risiko zu stürzen und der Sog ins Leere ...
                                                                                                                                 Wind» – so eine Kritik – auf der Bühne tanzen.
‹Anatomie Anomalie› lebt von der Präsenz, dem Wagemut und der körperlichen Aus-
                                                                                                                                 Nur die Stimmen der Frauen sind zu hören.
druckskraft der Mitwirkenden. Die mitreissende und charmante Truppe setzt sich aus
                                                                                                                                 Sie begehren auf gegen die Einschränkung
eigenwilligen Persönlichkeiten zusammen. Das Stück zeigt in Kürzestgeschichten die                                               ihrer Freiheit, empfinden die Verhüllung aber
Einsamkeit der Angst, aber auch das Glück des Vertrauens, das Aufgehobensein in der                                              auch als Schutz. Musik und Video unterstüt-
Gruppe. Die Akteure suchen die Gefahr und lachen, wenn sie der Schwerkraft ein                                                   zen die suggestiven Bilder. Das Stück gastierte
Schnippchen schlagen können. Das ist technisch beeindruckend gemacht und verzau-                                                 mit grossem Erfolg bereits an verschiedenen
bert gleichzeitig mit einer Poesie, die an Keaton, Chaplin oder Fellini denken lässt.                                            internationalen Festivals.
Nicht ganz zufällig sind es diese Filmgrössen, die Martin Zimmermann verehrt. So                                                 ‹Letters from Tentland›: Di 8.11., 20.00, Burg-

pendelt das Stück zwischen Nervenkitzel, Melancholie und unbändiger Entdeckerlust.                                                            fi
                                                                                                                                 hof, Lörrach S. 25
                                                                                                                                 Ausserdem: Konzert mit Meistern der persi-
Das ist auch der fein gemachten und anspielungsreichen Musik zu verdanken, die wie                                               schen Musik: So 13.11., 20.00, Burghof
bei MZ d P von Dimitri de Perrot stammt. | Felizitas Ammann
‹Anatomie Anomalie›: Do 17. bis Sa 19.11., Kaserne Basel   fi S. 36                                                              Abb. «Alle Menschen werden frei und gleich an
                                                                                                                                 Würde und Rechten geboren.» Aus: Gabriele
                                                                                                                                 Mandel, ‹Gemalte Gottesworte›. Das arabische
                                                                                                                                 Alphabet. Marixverlag

                                                                                                                                NOVEMBER 2005      | PROGRAMM ZEITUNG | 11
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