PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN

Die Seite wird erstellt Dustin Rose
 
WEITER LESEN
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Menschen, Häuser, Orte, Daten

ProgrammZeitung
                                                   CHF 8.00 | EUR 6.50

                                      Januar 2013 | Nr. 280
 Kultur   im Raum Basel

                                                                 Monarchinnen, Revolutionäre, Büchereulen
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
12.1-17.2
           2013
                                                                           Zehn Bands
                                                                            VingT lieUX
                                                                        cenTo conceRTi

                         diagonales.ch

            Kulturscheune LiestaL
                                                                                                            Justus Frantz
            Kasernenstrasse 21a, www.kulturscheune.ch                                                                              &

                                                                                                            Philharmonie
            25.1.13 20.00 haRMonie gReBeR                         holUndeRBlÜTen
            26.1.13 20.00 gRUMiX                 RosseT MeYeR geigeR

                                                                                                            der Nationen
Designerin/Designer                                                                                                   25.01.2013
Künstlerin/Künstler
OpenHouse                                                                                                               20.00h
Freitag,11. Januar 2013                                                                                               Stadtcasino
Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW
12 bis 19 Uhr in allen Instituten
Programm unter www.fhnw.ch/hgk
                                                                                                                         Basel
                                                                                                                       Musiksaal
Mandla                                                 Mathieu K.
Reuter                                                 Abonnenc
                                                                                                            Neujahrskonzert
18.01.–10.03.2013                                      03.02.–01.04.2013                                    Karten sind erhältlich bei Bider & Tanner,
Vernissage: Donnerstag, 17.01.2013, 19h                Vernissage: Samstag, 02.02.2013, 19h                 ihr Kulturhaus mit Musik Wyler
                                                                                                            Tel.: 061 206 99 96
                                                                                                            sowie an allen üblichen Vorverkaufsstellen
                                                                                                            oder www.biderundtanner.ch
STEINENBERG 7 CH-4051 BASEL · T: +41 61 206 99 00 · F: +41 61 206 99 19
info@kunsthallebasel.ch · www.kunsthallebasel.ch · Di/Mi/Fr 11–18 Uhr · Do 11–20.30 Uhr · Sa/So 11–17 Uhr

                                                                                                            Werke von Rossini, De Falla, Rimsky-Korsakow
                                                                                                            und Mussorgsky

                                                                                                            Preise:
                                                                                                            CHF 85.-/73.-/62.-/45.-/32.-

                                                                                                            Veranstalter:
                                                                                                            Philharmonie der Nationen GmbH
                                                                                                            Mittelweg 20 · 20148 Hamburg
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Nichts ist sicher ...
dagm a r bru n n e r

    Editorial. Wer weiss, ob Sie dieses Editorial noch lesen
können, schliesslich musste es wegen der Feiertage bzw.
des frühen Drucktermins vor dem 21. Dezember geschrie-
ben werden, dem (je nach Interpretation) vom Maya-Kalen-
der prognostizierten Weltuntergangstag. Falls wir noch-
mals davonkommen, ist freilich keineswegs alles in Butter.
Im vergangenen Sommer z.B. hat das Parlament das Asyl-
gesetz, das seit 30 Jahren permanent revidiert wird, weiter
verschärft. Es dient nicht mehr dazu, Menschen in Not zu                                                                                                 Filmstill aus:
helfen, sondern will möglichst viele Betroffene möglichst          Und weil sich der Jahresanfang für existenzielle Fragen be-                           ‹Briefe eines
                                                                                                                                                         Toten›, von
rasch und billig wieder loswerden. Just Kriegsflüchtlinge          sonders eignet, sei noch auf das neue Langzeitprojekt von                             Konstantin
können z.B. keine Asylgesuche mehr bei einer Schweizer             Mats Staub verwiesen. Der Theatermann arbeitet nicht auf                              Lopuschanski,
Botschaft im Ausland einreichen, Dienstverweigerung                der Bühne, aber im Kontext von Theaterhäusern. Er sam-                                UdSSR 1986.
                                                                                                                                                         Zur Reihe ‹All
oder Desertion sind keine Asylgründe mehr, sog. ‹schwie-           melt Erinnerungen zu bestimmten Themen, die ihm zur                                   Over, Again! –
rige› Asylsuchende werden in Spezialzentren gesperrt und           Verfügung gestellt werden (etwa über ‹Meine Grosseltern›,                             Die Endzeit im
erhalten nur noch Nothilfe, die Frist zur Niederlassung an-        ‹Feiertage› oder ‹5000 Liebesbriefe›) und die er mit ver-                             Film›, Stadtkino
                                                                                                                                                         Basel u S. 47
erkannter Flüchtlinge soll verlängert, das Familienasyl und        schiedenen Medien künstlerisch verdichtet und präsen-
die Rechtsmittel eingeschränkt werden etc.                         tiert. Auch am neuen Projekt können sich alle Interessier-
Aus Wohlstandsängsten, Unwissenheit und Vorurteilen                ten beteiligen; gefragt wird nach den ‹Zehn wichtigsten
wird Diskriminierung statt Schutz geboten. Flucht ist aber         Ereignissen meines Lebens›. Ausgewählte Lebensläufe von
kein Verbrechen und darf nicht bestraft werden. Migration          Theaterschaffenden und -publikum werden an bedeuten-
ist ein Menschenrecht. Verschiedene Organisationen haben           den Orten des freien Theaters ausgestellt, u.a. in Basel und
deshalb das Referendum ergriffen, dessen Frist am 17.1.            Birsfelden.
abläuft. 50’000 Unterschriften können dazu beitragen, eine         Fakten und Zahlen zum Asylgesetz: www.jetzt-ist-genug.ch
weitere Verschlimmerung der eh schon beschämenden                  «Das hier ... ist mein ganzes Leben.» 13 Porträts von abgewiesenen
Situation zu verhindern. Wie der Alltag abgewiesener Asyl-         Asylsuchenden mit Nothilfe in der Schweiz. 13 Porträts und Gespräche.
suchender mit Nothilfe in der Schweiz aussieht, kann man           Hrsg. Solidaritätsnetz Ostschweiz u.a., Limmat Verlag, Zürich, 2012.
                                                                   239 S., gb., CHF 34
im Porträt- und Gesprächsband ‹Das hier ... ist mein ganzes
Leben› nachlesen. Die Lektüre gibt Einblick in berührende          Ausserdem: Informationsveranstaltung zur Asylunterkunft an der
                                                                   Mittleren Str. 37: Di 15.1., 18.30, Bernoullianum
Lebensgeschichten und in dunkle Seiten unserer Gesell-
                                                                   Bärentag: Sa 12.1., ab 14 h, Matthäuskirche, Bärenmähli/Fest: ab 18 h,
schaft.
                                                                   Kaserne Basel u S. 35, Infos: www.baerengesellschaft.ch
Mehr über das Leben von MigrantInnen in Basel lässt sich
                                                                   Mats Staub, ‹Zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens›: Mi 9.1., 18 h,
u.a. am ‹Bärentag› erfahren, der mit einem Umzug durchs            Kaserne Basel und Theater Roxy, Birsfelden u S. 36
Kleinbasel, gekrönt von einer Tischrede der ‹obersten              www.zehn-wichtigste-ereignisse-meines-lebens.net
Schweizerin›, Nationalratspräsidentin Maya Graf, sowie
mit musikalischen und kulinarischen Kostproben aus aller
Welt auf die Fasnacht einstimmt.

            Hauskultur                            Grosszügigkeit für das Projekt, das die Programm-
                                                  Zeitung fit für die Zukunft machen wird!*
                                                                                                           ischen Förderpreis Kultur in Empfang nehmen.
                                                                                                           Das Engagement dieser höchst kreativen jungen
db. «Ich erhalte jeden Tag per Mail die ProZ-     Unabhängig von diesen Plänen haben wir einen             Designszene ist beeindruckend und auch für uns
Tagesagenda und schneugge dann ein paar Se-       Teil unserer Abopreise leicht erhöht, um diverse         eine Bereicherung!
kunden darin rum, dabei finde ich öfters etwas,   Kostenzunahmen abzufedern. Das Jahresabon-               Erfolgreich sind auch unsere Schreibenden.
was ich gerne sehen/hören möchte. Das ist mir     nement kostet ab 2013 CHF 78 (bisher 75), das            Etwa Marco Franke, der sich Ende Oktober von
pro Woche einen Stutz wert, gibt pro Jahr CHF     Schnupperabo CHF 14 (statt 12), das Förderabo            der Basel Sinfonietta verabschiedete und nun als
50 gerundet. Gibt für die nächsten zehn Jahre     CHF 178 (statt 175). Unverändert bleiben ver-            Marketingleiter an der Alten Oper Frankfurt
CHF 500, und das habe ich heute als Spende        günstigte Abos, die wir Menschen mit wenig               wirkt. Seine stets kompetenten Artikel für uns
überwiesen in der Hoffnung, dass (künftig) das    Einkommen anbieten. Die aktuellen Angebote               seien hier ebenso herzlich verdankt wie die ge-
Angebot noch etwas grösser und aktueller wird.»   finden Sie auf unserer Website. Immerhin haben           meinsame kulturpolitische Seite ‹Kunstpause/
Dies schrieb uns ein langjähriger Abonnent auf    wir keine dramatischen Werbeeinbrüche wie                Pausenzeichen› von Guy Krneta und Nicolas
unsere Spendenanfrage zum Online-Ausbau. Wir      viele andere Medien zu verzeichnen.                      d’Aujourd’hui, die mit unserem Jubiläumsjahr
finden seine Argumentation bestechend und         Dass unsere vielseitigen Mitarbeitenden auch             beendet wurde. Last but not least empfehlen wir
empfehlen sie gerne zur Nachahmung. Gleich-       anderswo geschätzt und sogar prämiert werden,            Ihnen gerne den ersten, köstlichen Krimi unse-
zeitig danken wir den 74 Menschen und Institu-    freut uns immer wieder. Anfang Dezember etwa             res Autors Raphael Zehnder u S. 13 (Randspalte).
tionen, die bisher zusammen 52’399 Franken        konnte unser jüngster Kollege Moritz Walther als         *Spendenkonto: PostFinance, 45-149924-3,
gespendet haben. Und freuen uns über weitere      Mitglied von Depot Basel den ersten baselstädt-          IBAN CH60 0900 0000 4514 9924 3

                                                                                                                                      Januar 2013 |   ProgrammZeitung | 3
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Herzliche Einladung zur Vernissage
                                                                                                                                     M i t t w o c h , 3 0. J a n u a r 2 0 1 3 , 1 8 . 3 0 U h r
                                                                                                                          A c k e r m a n n s h o f , S t. J o h a n n s - V o r s t a d t 19/ 21, B a s e l

                                                                                                                          Das
                                                                                                                       Stadtbuch
                                                                                                                         ist da !
                                                                                                                                                 www.baslerstadtbuch.ch

                                                                                                           ballett

                                                                                                                                                                              12 13
                                                                                                           DoN QuIChotte graça - Petipa
                                                                                                           Strasbourg, Oper
                                                                                                           8., 9., 11., 12. Januar 20.00 Uhr
                                                                                                           13. Januar 15.00 Uhr
                                                                                                           Colmar, Théâtre
                                                                                                           2. Februar 20.00 Uhr
                                                                                                           3. Februar 15.00 Uhr
                                                                                                           Mulhouse, La Filature                                                JANUAR / FEBRUAR 2013
                                                                                                           9., 12. Februar 20.00 Uhr
                                                                                                           10. Februar 15.00 Uhr
saison 2012-2013 - Photo + graPhISMe www.beNoItPelletIer-DIaboluS.Fr - licences n°2-1055775 et 3-1055776

                                                                                                           oper
                                                                                                           DaS SChlaue FÜChSleIN janacek
                                                                                                                                      ˇ
                                                                                                           Strasbourg, Oper
                                                                                                           8., 12., 14., 16. Februar 20.00 Uhr                                               Mit deutschen übertiteln
                                                                                                           10. Februar 15.00 Uhr

                                                                                                           liederabend
                                                                                                           geralD FINley baSS-barItoN
                                                                                                                                                                                             www.operanationaldurhin.eu
                                                                                                           julIuS Drake klaVIer
                                                                                                                                                                                             StraSbourg : +33 (0)3 88 75 48 23
                                                                                                           Strasbourg, Oper                                                                  MulhouSe : + 33 (0)3 89 36 28 28
                                                                                                           Do. 10 Januar 20.00 Uhr                                                           ColMar : +33 (0)3 89 20 29 01
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
‹Ganz entspannt›. Junger, schläfriger
Japanmakake (Japan), Foto: Jasper
Doest (NL). Ausstellung ‹Wildlife Photo­
grapher of the Year› u S. 23, 43
                                                   Inhalt
                                            7–25   Redaktion
                                           26–48   Kulturszene
                                           49–74   Agenda
                                              68   Kultursplitter
                                              74   Impressum
                                              75   Kurse
                                              76   Ausstellungen
                                              77   Museen
                                              78   Bars & Cafés
                                              78   Essen & Trinken
Cover: ‹Die Alp träumt›
(Gina Durler), Vorstadttheater,
Grafik: Hauser, Schwarz u S.17, 36
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Masterprogramm
Kulturmanagement
Studiengang 2013 - 2015, Beginn Oktober 2013

Informationsveranstaltung
Dienstag, 22. Januar 2013, 18.30 bis 20 Uhr
Alte Universität, Rheinsprung 9, Hörsaal 118

www.kulturmanagement.org

Orchester                                              Winterkonzert 2013

                                                                                      ng?
                                                                            Buchhaltu
   der Universität                                            Basel

                                                                                       hluss?
Franz Schubert                                                              Jahresabsc
                                                                                       teuer?
                                                                            Mehrwerts
         Ouvertüre zu «Alfonso und Estrella»
Luciano Berio                                                                            rung?
         Rendering                                                           Steuererklä                                      NOFIBA AG
Maurice Ravel                                                                         www.nofiba.ch                           Beim Goldenen
                                                                                                                                           Löwen 11
                                                                                                                             4052 Basel
                                                                                      ejauch@nofiba.ch
         Le Tombeau de Couperin

Freitag, 20 Uhr                                                                       079 687 30 46
11. Januar 2013 Martinskirche Basel
Sonntag, 17 Uhr
13. Januar 2013 Ref. Kirche Arlesheim

                                                   u
                                             avl
                                   ov   aP
                           c   hon
                      Ma
               Olga
L e it u ng:                                                                10. November 2012 bis 27. Januar 2013
                                                                            Schlossplatz 4, Aarau www.forumschlossplatz.ch

Vorverkauf
ars musica, Hauptstrasse 17, Arlesheim
                                                                            Amman Journal
Das Narrenschiff, Steinentorstr. 11, Basel

coub.unibas.ch
                                                                            public/space/art

                                                                                  WIR TAUCHEN EIN IN SCHWEBENDE AKKORDEONKLÄNGE UND GESCHICHTEN
                                                                                  VOLLER SEHNSUCHT UND POESIE!
                                                                                  ORGANISATION: RISTO KANTANEN IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM SVFF
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Drei nackte Hintern und kein Halleluja
a l f r e d s c h l i e nge r

                      ‹Dead Fucking Last› ist der erste Velokurier-Western.      schichte unterzujubeln. Dazu muss die Girlie-Chefin Nina
                   Das beginnt ja ganz temporeich mit einem wilden Ritt auf      (Oriana Schrage) mit ihrem Offroader gleich zweimal
                   den Stahlrössern, quer durch den industriell-urbanen          den ‹Genossenschafts›-Frontmann Tom auf seinem Bike
                   Dschungel, in dem sich unsere drei Helden hoffnungslos        versehentlich über den Haufen fahren, auf der Soli-Disco
                   verfahren und im Wettrennen der Velokuriere prompt den        versehentlich mit ihm im Getränkekeller eingeschlossen
                   ‹Dead Fucking Last›-Preis für die Hinterallerletzten holen.   werden, ihm beim nächtlichen Downhill-Ride die Schul-
                   Die Rennparty hält für die Geschlagenen aber noch einen       ter wieder einrenken. Das Einzige, was knistert, bleibt das
                   weiteren Trost bereit: Als Velo-Pioniere der ‹Genossen-       Papier, auf dem das entworfen wurde.
                   schaft› werden sie für das 25-jährige Bestehen ihrer kulti-   Aber um gerecht zu sein: Es gibt in ‹Dead Fucking Last›
                   gen Kurierfirma geehrt.                                       durchaus ein paar flotte Sprüche – und eine beste Szene.
                   Das alternative Trio, das sind Tom (Michael Neuenschwan-      Als bei den technologisch avancierten ‹Girls.Messengers›
                   der), der cholerische Coolio, immer das Zündhölzchen so       der Computer ausfällt, lotst Tom die Konkurrenz-Fahrerin
                   bissig wie schnippisch zwischen den Zähnen jonglierend,       per Funk und mit seinem irren Orientierungssinn traum-
                   der allzu nett-naive Andi mit Familienpflichten (Mike         wandlerisch sicher durchs Stadtgewühl, und gerne teilt
                   Müller) und schliesslich der WG-Revoluzzer ‹Venceremos!›-     man sein sichtliches Vergnügen dabei. Michael Neuen-
                   Ritzel (Markus Merz), zuständig für die antikapitalisti-      schwander zuzuschauen, macht generell Spass, und im
                   schen Guerilla-Slogans. Das Renndesaster bleibt nicht die     Gegensatz zu den übrigen Chargen verleiht er seiner Figur
                   einzige Niederlage der liebenswerten Loser, denn dieser       Profil. Schliesslich findet der Film auch zu einem charman-
                   Velokurier-Western funktioniert etwas absehbar nach dem       ten Ende, und dennoch bleibt man bei dieser Velo-Komödie
                   Gesetz von Murphy: Was schief gehen kann, geht schief.        (Regie: Walter Feistle, Drehbuch: Uwe Lützen), die mit
                   Der brutale Einbruch im Geschäftlichen kommt, als mit         einem Budget von 1,6 Millionen Franken nicht wirklich als
                   ‹Girls.Messengers› plötzlich eine Konkurrentin auf dem        Low-Budget-Produktion bezeichnet werden kann, bleiern
                   Markt auftaucht, jung, clever, sexy – und von Kopf bis Fuss   im Kinosessel hängen. Es fehlt an echten Überraschungen.
                   weiblich. Das trifft die alten Kämpen bis ins Mark. Die       Der alternative Szene-Groove wirkt plakativ. Die einzelnen
                   Girlisierung der Velokurier-Szene droht, und als auch der     Episoden erinnern in ihrer schlichten Dramaturgie oft mehr
                   Karrierist und ehemalige Mit-Genossenschafter Fat Frank       an Werbespots als an Kino. Hingegen glaubt man der Crew
                   (wunderbar ölig: Roeland Wiesnekker) zur attraktiven          gerne aufs Wort (vor allem bei der wilden Spritzorgie im
                   Konkurrenz mit der smarten Werbung überläuft, herrscht        Showdown), dass alle mit Enthusiasmus dabei waren und
                   Panik. Was tun? Solidaritäts-Disco? Eigene Werbeoffen­        der Dreh unglaublich Spass gemacht haben muss. Wie
Filmstill aus
                   sive? Neues Outfit? Nacktschwimmen in der Limmat? Alles       schade, dass man vom Zuschauen im Kinosessel nicht das-
‹Dead Fucking      gerät zum buchstäblichen Schlag ins Wasser.                   selbe behaupten kann.
Last› (v.l.n.r.       Schlichter Spass. Je länger der Film dauert, desto mehr    Der Film läuft derzeit in einem der Kultkinos.
Mike Müller,       hört man das Drehbuch rascheln. Am lautesten beim Ver-
Michael Neuen-
                   such, der bewegten Männerkomödie noch eine Liebesge-
schwander,
Markus Merz)

                                                                                                                                  Januar 2013 |   ProgrammZeitung | 7
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Flanieren geht über Studieren
a l f r e d s c h l i e nge r

                          ‹Oh Boy› folgt einem subtilen Beobachter des Alltags.      lichen aus der Reserve zu locken. Wie Schilling mit sei-
                      Es ist ein erstaunliches Debüt, das Jan Ole Gerster (Regie     ner dosierten Spielweise diesen Balanceakt meistert, ist
                      und Drehbuch) hier vorlegt, und sicher einer der entspann-     schlicht grossartig.
                      testen und zugleich stilsichersten Filme, die in den letzten   Selbst die Nebenrollen, nicht gerade selbstverständlich für
                      Jahren aus Deutschland in unsere Kinos gekommen sind.          einen Erstling, sind mit Michael Gwisdek als Bartheken-
                      Wir erleben einen Tag und eine Nacht mit dem Endzwanzi-        Bekanntschaft Friedrich, Marc Hosemann als Freund
                      ger Niko Fischer (Tom Schilling), der sich durch ein Berlin    Matze und Friederike Kempter als ehemalige Schulkollegin
                      jenseits der Sehenswürdigkeiten treiben lässt. Vor zwei        Julika hervorragend besetzt. Was den Film auch in seiner
                      Jahren schon hat er sein Studium geschmissen, und als sein     Struktur auszeichnet, ist seine ‹gefüllte› Beiläufigkeit. Das
                      Vater (herrlich arrogant: Ulrich Noethen) dahinterkommt        wirkt bei allem Witz ganz ohne pseudodokumentarischen
                      und ihn zu seinem Tun befragt, antwortet er: «Ich habe         Touch wie selbst erlebt. In diesem dem Zufall huldigenden
                      nachgedacht.» – «Worüber?» – «Über mich.» Und weil er          Film ist natürlich nichts zufällig. So steht dem aufgepluster-
                      damit, zum Glück, noch nicht fertig ist, tauchen wir ein in    ten Nazi-Film-Set eine echte Kristallnacht-Episode ohne
                      einen urbanen Zufallsstrom, so kurios wie berührend. In        jegliches Bild gegenüber, bei der gar kein entsprechender
                      stilvollem Schwarzweiss gedreht, ist ‹Oh Boy› ein unauf-       Begriff fallen muss. Und nicht zuletzt ist dieser Film mit
                      dringliches Generationenporträt, in dem Melancholie, Humor     einem jazzigen Soundtrack unterlegt, der den Strom der
                      und Poesie eine wunderbare Mischung eingehen.                  exquisiten Bilder mal leichtfüssig kontrastiert, mal mit
                      Frühmorgens stiehlt sich Niko aus dem Bett der (Noch-)         wehmütig tropfenden Klavierklängen überhöht.
                      Freundin, verpasst um ein Haar die Vorladung beim Ver-         ‹Oh Boy› lässt sich klug Zeit für die Entfaltung eines Lebens-
                      kehrspsychologen, der ihn in einem irrwitzigen Verhör als      gefühls der reflektierenden Orientierungslosigkeit. Jedes
                      «emotional unausgeglichen» abstempelt, wird vom Einsam-        Bild, jede Pause, jeder stumme, befremdliche Blick erzählt
                      keitskoller eines Nachbarn traktiert, von einem Freund auf     etwas. Wie Niko das alte Bild mit sich und der Freundin
                      ein Filmset geschleppt, wo gerade ein schwülstiges Nazi-       anschaut, wie er sich die Zigarette am Toaster anzündet,
                      Drama abgespult wird – aber nirgends kommt der Antriebs-       wie er unter der Dusche das Wasser an sich runterrinnen
                      schwache zu dem Schluck Kaffee, nach dem er sich einen         lässt. Von der ersten bis zur letzten Minute schaut man gerne
                      langen Tag und eine noch längere Nacht so sehnt. Das Epi-      zu, auch wenn nichts Weltbewegendes passiert. Eine liebe-
                      sodische passt zum Befinden des Protagonisten, und dass        volle Schrägheit, die nicht aufgesetzt wirkt, durchzieht den
                      dies alles nicht zusammenhangslos auseinanderdriftet, hat      ganzen Film. Selbst der Running Gag des verhinderten Kaffee­
                      mehrere Gründe.                                                trinkers ist so variantenreich und stimmig eingesetzt, dass
                          Reflektierende Orientierungslosigkeit. Tom Schilling ist   er weit mehr ist als ein Gag, schon eher eine Metapher für
                      eine Idealbesetzung für dieses sympathische Treibgut Niko.     eine Befindlichkeit, von der man nach diesem Film gar
                      Sein erstaunter, zurückhaltend beobachtender Blick wird        nicht möchte, dass sie allzu schnell verschwindet.
                      von der schweifenden Kamera aufgenommen. Dieser ziel-          Der Film läuft ab Do 10.1. in einem der Kultkinos u S. 46
                      lose Flaneur lässt sich zwar treiben, aber er ist keineswegs
Filmstill aus         teilnahmslos. Es braucht einfach viel, um den Nachdenk-
‹Oh Boy›

8 | ProgrammZeitung | Januar 2013
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Parabel existenzieller
Einsamkeit
a l f r e d s c h l i e nge r

    Mit ‹Die Wand› kommt Marlen Haushofers Kultbuch,
    das als unverfilmbar galt, ins Kino.
Das Buch, dessen Verfilmung hier vom Österreicher Julian
Pölsler versucht wird, ist bereits vor 50 Jahren erschienen.
Aber zu Lebzeiten der Autorin (1920–1970) wurde es wenig
beachtet. Erst seit den 80er-Jahren, im Zuge der Frauen-
und Friedensbewegung, entwickelte es sich zu einem Kult-
buch und Weltbestseller, der inzwischen in 19 Sprachen
übersetzt ist. «Wenn mich jemand nach den zehn wichtigs-
ten Büchern in meinem Leben fragen würde», meinte Elke
Heidenreich, «dann gehörte dieses auf jeden Fall dazu.» Ein
gutes Omen für eine cineastische Umsetzung?
Eine Frau mittleren Alters (Martina Gedeck) fährt mit
einem befreundeten Ehepaar für ein Wochenende in eine
Berghütte. Das Paar will noch ins nahe Dorf, kommt aber
am Abend und auch am nächsten Morgen nicht zurück.
Beunruhigt erkundet die Frau mit Luchs, dem Hund der
Freunde, die nähere Umgebung und stösst dabei auf eine
unsichtbare, wie gläserne Wand, die sie von der gesamten
übrigen Welt ausschliesst. Was ist geschehen? Bald stellt sie
fest, dass jenseits der Wand alles tot ist. Eine Katastrophe?                                                                                           Filmstill aus
Ein Gift, ein Gas, eine Bombe, die alles Leben abtötet,         wehr. Demgegenüber verfallen die Bilder des Films manch-                                ‹Die Wand›

Gebäude und Infrastruktur aber bestehen lässt?                  mal dem Hang zu ungebrochener Naturschönheit und be-
Sowohl das Buch als auch der Film sind alles andere als         dienen damit im Kreislauf der Jahreszeiten da und dort ein
auf äusserliche Effekte zielende Katastrophenberichte. ‹Die     unpassendes Postkartenidyll.
Wand› ist vielmehr eine eindringliche Parabel über tiefste      Mit seinem Generalton aber trifft der Film durchaus den
innere Einsamkeit, eine Metapher für den ganz und gar auf       Nerv des Romans und entwickelt einen Sog, dem man sich
sich selbst zurückgeworfenen Menschen. Geht diese totale        schwer entziehen kann – falls man sich auch auf die Ab-
Isolation vielleicht vorüber? Soll die namenlose, von allem     gründe einlassen will, die dieses Existenzdrama bereithält.
abgeschnittene Frau sich umbringen, statt das drohende          Gleich zu Beginn ihres Berichts vermerkt die isolierte Frau:
Ende einfach abzuwarten? Oder soll die elegante Städterin       «Ich schreibe nicht aus Freude am Schreiben; es hat sich
versuchen, sich in der für sie völlig ungewohnten Umge-         eben so für mich ergeben, dass ich schreiben muss, wenn
bung zurechtzufinden?                                           ich nicht den Verstand verlieren will. Es ist ja keiner da, der
    Auseinandersetzung mit Abgründen. Die Frau entschei-        für mich denken und sorgen könnte. Ich bin ganz allein,
det sich für das Dritte und beginnt einen Überlebens-           und ich muss versuchen, die langen dunklen Wintermonate
kampf – fast wie ein weiblicher Robinson, aber ohne jede        zu überstehen.» Ulrich Greiner meinte zu diesem Film in
menschliche Begleitung oder exotische Romantisierung.           der ‹Zeit› etwas schnöde patriarchalisch: «Das hält kein
Sie pflanzt Kartoffeln an, lernt mit dem Gewehr umge-           Mann aus.» Das Gegenteil lässt sich leicht beweisen. Mit
hen, geht, trotz innerer Widerstände, auf die Jagd. Eine        Gewinn.
Kuh läuft ihr zu, später auch eine Katze, und es entsteht       Der Film läuft ab Do 3.1. in einem der Kultkinos u S. 46
eine brüchige, höchst spannend reflektierte Innigkeit im        Buch: Marlen Haushofer, ‹Die Wand›, Ullstein TB, 285 S., CHF 13.40
Umgang mit Tier- und Pflanzenwelt. Aus dieser Reflexion
(und nicht aus der äusseren Handlung) schöpfen Buch und
Film (der kein Wort verwendet, das nicht auch im Buch vor-
kommt) die innere Kraft und Intensität.                                                                      Solothurner Filmtage
Die Verfilmung geht aber auch ein grosses Wagnis ein. Der                            db. Die Werkschau des Schweizer Filmschaffens unter der Lei-
ganze Bericht, auf dem der Film beruht, ist im Wesent­                               tung von Seraina Rohrer wird mit Marcel Gislers neuem Spielfilm
lichen eine Rückblende, ohne jeglichen Dialog, mit einer                             ‹Rosie› eröffnet. Rund 180 neue Filme verschiedener Gattungen
einzigen Hauptdarstellerin, die alles aus dem Off erzählt.                           und Längen sind zu sehen, darunter ein Dutzend Basler Produk­
Die Genialität von Marlen Haushofers Schreiben liegt nicht                           tionen – u.a. Dokus von Hannes Hug, Frank Matter und Thomas
zuletzt in der schmerzhaften Nüchternheit, mit der sie exis-                         Isler, aber auch Werke von Jungtalenten wie Morris Samuel oder
tenzielle Zustände schildert. Da ist kein Platz für falsches                         dem Lovebugs-Drummer Simon Ramseier – sowie viele Reprisen.
Pathos oder Selbstmitleid. Es ist ein Schreiben aus Not-                             Sonderprogramme würdigen den Tessiner Regisseur Silvio Soldi-
                                                                                     ni und das ‹Radikale Kino heute›. Es werden über 50’000 cinéphile
                                                                                     Gäste erwartet.
                                                                                     48. Solothurner Filmtage: Do 24. bis Do 31.1., www.solothurnerfilmtage.ch

                                                                                                                                     Januar 2013 |   ProgrammZeitung | 9
PROGRAMMZEITUNG KULTUR IMRAUMBASEL - MENSCHEN, HÄUSER, ORTE, DATEN
Ferne nahe wilde Zeit
r a ph a e l z e h n de r

                                                                                     1998 fielen in Zürich Polizeistunde und Bedürfnisklausel.
                                                                                     Jetzt konnte ein Lokal eröffnen, wer wollte. Das war auch
                                                                                     eine Nachwirkung von illegalen Bars und Raves in leer-
                                                                                     stehenden Fabrikhallen.
                                                                                         Zwischen Aufbruch und Absturz. Es ist ein grosses Ver-
                                                                                     dienst von ‹heute und danach›, diese Entwicklungen nach-
                                                                                     zuzeichnen, aus nächster Nähe mittels der Erinnerungen
                                                                                     Beteiligter und auch mit etwas Distanz aus reflektieren-
                                                                                     der Warte. Dass dieses Buch zweisprachig (D/F) ist, ent-
                                                                                     spricht der kulturellen Praxis jener Jahre: Plötzlich traten
                                                                                     Bands aus der Romandie in der Deutschschweiz auf und
                                                                                     umgekehrt. Und auch die Schatten dieser kreativen Zeit
                                                                                     werden nicht ausgeblendet; Michael Herzig etwa schreibt
                                                                                     über Sucht und Drogen. Ein wichtiges Thema, denn damals
                                                                                     stürzten viele ab, war es z.T. sehr kalt in den Schweizer
                                                                                          Städten. Erst mit der subkulturellen Technoszene ab
                                                                                          Mitte der Achtziger brach wieder Lebenslust aus, nach-
                                                                                     dem der Individualismus zuvor zu oft darin bestanden hatte,
                                                                                     dass sich alle gleich kleideten und niemand tanzte.
                                                                                     1480 Tonträger verzeichnet die sorgfältige Diskografie, die
                                                                                     einen Viertel des Buches einnimmt. Sie erzählen davon,
                                                                                     dass sich der Aufbruch in fast allen Regionen zutrug.
                                                                                     ‹Heute und danach› wird dieser geografischen Dimension
                                                                                     gerecht. Neben Porträts von und Gesprächen mit Musik-
                                                                                     und Kunstschaffenden (u.a. Stephan Eicher, Vera Kaa,
                                                                                     Kuno Lauener, Muda Mathis, Thomas Ott, Stefan Pörtner
                                                                                     und Suzanne Zahnd) stehen regionale Übersichten über die
                                                                                     ‹Provinz› und die grösseren Städte.
                                                                                         Dynamische Basler Szene. Der Beitrag zu Basel stammt
                                                                                     von Tageswoche-Kulturredaktor Marc Krebs. «Basel nach
                                                                                     den Dynamites und vor den Lovebugs – war da was?», fragt
                                                                                     er. Um zu antworten: «Doch, im Grunde sogar sehr viel.»
Buchcover                Dokumentation zur Schweizer Untergrund-Musikszene.          Nur habe man das «in der Restschweiz nicht immer» mit-
von ‹heute            ‹Heute und danach› heisst der chronologische und logische      bekommen, «vielleicht, weil man am Rheinknie oft mit sich
und danach›,
                      Nachfolger von ‹Hot Love›, dem grossformatigen Buch über       selbst beschäftigt war». Krebs zeichnet das Bild einer hete-
Illustration:
Pierre-Alain
                      Punk in der Schweiz. Mit den 1980er-Jahren sei für sie das     rogenen Basler Musikszene, von der Lazy Poker Blues Band
Bertola               Heute angebrochen, erklären die Herausgeber Lurker Grand       über die Bo Katzman Gang bis zu Touch El Arab, von den
                      und André P. Tschan den Titel ihres Werks. Denn damals         Arhoolies bis zu Les Reines Prochaines. Die Raumnöte – die
                      zerbröckelte die zuvor ziemlich hermetische Mauer des kul-     1988 geräumte Alte Stadtgärtnerei, die Zwischennutzun-
                      turellen Ancien Régime. Die Jugendlichen, die es satt hat-     gen in der Stücki, im Schlotterbeck, in Bell und Warteck
                      ten, dass spätestens um Mitternacht alle Lokale zusperrten     – thematisiert er mit. Dort seien die Kunst- und die Musik­
                      und dass das politische und kulturelle Establishment ihre      szene näher zusammengerückt. Genau das ist in allen Zen-
                      Ausdrucksformen abkanzelte, erkämpften sich Freiräume.         tren der Schweiz seit den Achtzigerjahren geschehen.
                      Die einen vorübergehend, andere blieben erhalten.              Kurz: Wer jene Zeit miterlebte, wird in diesem Buch ihre
                      Seit den Achtzigern hat sich die Lage landesweit gewandelt.    angenehmen wie zwiespältigen Momente wiederfinden.
                      Nicht-gewinnorientierte Freiräume sind zwar immer noch         Wer jünger ist, wird besser verstehen, wie die Kulturszene
                      rar, doch die Formen und Inhalte jener Kultur, die einst als   und die Subkulturen der Gegenwart funktionierten. ‹Heute
                      ‹Rock-›, ‹Jugend-› oder ‹Alternativkultur› benannt und seit-   und danach› ist ein grossartiges ethnografisches Werk.
                      her als ‹Popkultur› auch zum Mainstream wurden, sind           Lurker Grand / André P. Tschan (Hg.), ‹heute und danach – The Swiss
                      wie wilde Ranken und schöne Blumen über den bildungs-          Underground Music Scene of The 80’s›. Mit Texten von Wolfgang Bortlik,
                      bürgerlichen Kanon gewuchert. Vor 30 Jahren schien das         Alain Croubalian, Michael Lütscher, Sam Mumenthaler u.a.
                                                                                     Edition Patrick Frey, Zürich, 2012. 672 S., über 2000 Abb., kt., D/F CHF 78
                      unvorstellbar. Da war das alles ‹Underground› und die
                                                                                     In 2. Auflage erhältlich: Lurker Grand / André Tschan, ‹Hot Love –
                      ‹Kreativwirtschaft› ein utopischer Raum, ein Traum. «Die
                                                                                     Swiss Punk & Wave 1976–1980› (D/F), Edition Patrick Frey, Zürich, 2006.
                      Popmusik hatte in den Achtzigerjahren in der Schweiz sehr      25 x 35 cm, 324 S., 250 Abb., kt., D/E CHF 68, D/F CHF 150,
                      realpolitische Folgen», schreibt der Journalist Michael        www.editionpatrickfrey.com
                      Lütscher und resümiert damit die veränderten Ausgeh-
                      Bedingungen, einen der Grundpfeiler des Kulturlebens:
10 | ProgrammZeitung | Januar 2013
Fesche Monarchie
dagm a r bru n n e r

    Les Reines Prochaines jubilieren mit Film, CD und live.     erlaubt schlanke Strukturen, flache Hierarchien, erträgliche                          Illustration:
                                                                                                                                                      Iris Beatrice
Vielleicht war’s der Dreikönigskuchen, aber bestimmt eine       Kosten, bedeutet aber auch mehr Auseinandersetzung. Das                               Baumann
Lust am Subversiven, die Les Reines Prochaines zu ihrem         stete Diskutieren, Hinterfragen und Ausprobieren lädt frei-
Namen verführten, jedenfalls ist er ein permanentes Ver-        lich zur Partizipation ein und verhindert die ohnehin ver-
sprechen und ihr Reich ein Kosmos voll wildwüchsiger Ein-       hasste Routine.
fälle und Bilder. Zu ihren überaus treuen Untertanen zählen         Virtuos dilettantisch. Das erste Konzert spielte die Band,
ergraute Emanzen jeden Geschlechts ebenso wie kunst­            die sich zunächst Les Reines des Couteaux nannte, im
sinniges Jungvolk. Seit 25 Jahren macht diese angeblich         Januar 1987 in der Alten Stadtgärtnerei, beseelt von An-
älteste Schweizer Frauenband ihr Ding – experimentelle          regungen aus Jugend- und Frauenbewegung, aus Aktions-
spartenübergreifende Performances, die sie auf Einladung        kunst, Dada, Fluxus, Punk (s. Buchbesprechung nebenan)
in Frauen- und Kunsträumen oder auf Festivals im In- und        und feministischer Theorie. Zunächst ein Trio, später ein
Ausland präsentiert sowie auf Ton- und Bildträger bannt.        Quintett, heute ein Quartett, bestehend aus Muda Mathis,
Nun erscheinen zum Jubiläum der ‹künftigen Königinnen›          Sus Zwick, Fränzi Madörin und Michèle Fuchs, huldigen sie
ein Dokumentarfilm von Claudia Willke (Produktion Frei-         in einem mal schrillen, mal sanften Musikmix so dilettan-
händler, Basel), der u.a. an den Solothurner Filmtagen ge-      tisch wie virtuos der Absurdität des Daseins. Für ihr radi­
zeigt wird, sowie die neue CD ‹Blut› (Unrecords).               kal eigenständiges, erfrischend freches und sinnliches,
Der Film dokumentiert ein Musik- und Kunstprojekt, das          künstlerisch-politisches Wirken haben Muda Mathis und
wohl nicht zuletzt dank seiner unangestrengten Kompro-          Sus Zwick 2009 denn auch den Prix Meret Oppenheim des
misslosigkeit überlebt. Die Band versteht sich als Kollektiv,   Bundesamts für Kultur erhalten.
in der jede alles macht: Ideen einbringen, texten, vertonen,    Der über drei Jahre hinweg entstandene Film zeichnet die
singen, spielen. Die Königinnen kommen ohne Machtinsig-         Geschichte der Gruppe nach, folgt ihr zu Proben und auf
nien aus, es zählt nur die Macht der Fantasie. Sie wirken       Tourneen. Die neue CD ‹Blut› (mit Gästen, u.a. Ehemaligen)
‹natürlich› und sind doch Kunstfiguren in auffälligen Out-      enthält 21 Tracks, auf denen die ‹Heldinnen des Alltags› mit
fits – und mit einer unbändigen, ansteckenden Energie. Sie      Verve vokal und instrumental, mit Plattitüden und schön-
zeigen, was andere zu kaschieren versuchen, muten uns           schräger Poesie den ‹Syrup of Life› besingen.
Unerwartetes, Peinliches, Unperfektes zu, setzen auf die        Film ‹Les Reines Prochaines – Alleine denken ist kriminell› von Claudia
Kraft ihrer Präsenz. Sie lieben die Kunst und nutzen die        Willke (77 Min.) an den Solothurner Filmtagen: Di 29.1., 17.30, Konzertsaal
Freiheit, die sie ihnen bietet: Sie bestimmen Inhalte,          (Premiere); 20 h, Uferbau (Konzert)
                                                                Ab Do 31.1., 18.30, Kultkino Atelier 3
Medien und Mitwirkende ihrer Vorhaben selbst, und meist
                                                                So 3.2., 11.55, TV-Fassung auf SRF 1, ‹Sternstunde Kunst›
entstammen Letztere dem weitläufigen Freundeskreis. Das         DVD des Films ab Februar im Christoph Merian Verlag, CHF 32
                                                                                                                                  Januar 2013 |   ProgrammZeitung | 11
Archaik trifft Moderne
a l f r e d z i lt e n e r

    Christian Zehnder und Gregor Hilbe stellen ihr
    neues Musikprojekt vor.
‹Oloid› nennen der Sänger und Instrumentalist Christian
Zehnder (Stimmhorn, Kraah) und der Basler Schlagzeuger
Gregor Hilbe ihr gemeinsames Programm, das im Januar
auf CD erscheint und auch live zu erleben ist. Beide Musiker
sind fasziniert vom ungewöhnlichen geometrischen Körper,
dessen runde, glatte Oberfläche in zwei bogenförmige, in
unterschiedliche Richtungen verlaufende Kanten mündet,
und den sie als archaische Form empfinden. Der Bildhauer
Paul Schatz hat ihn 1929 in Dornach entwickelt; heute wird
das Oloid wegen seiner besonderen Bewegungen in ver-
schiedenen Industriezweigen verwendet. Dieses komplexe
‹Torkeln› findet in ‹Oloid› seine Entsprechung in der Poly-
rhythmik. So verbinden sich im Titelstück drei unterschied-
liche Rhythmen zu einer Musik mit grosser Sogkraft.
Es ist das erste Mal, dass Zehnder und Hilbe zusammen­
arbeiten, obwohl sie, wie sie übereinstimmend berichten,
den Weg des Anderen seit langem beobachtet haben. Wie
Zehnder ist auch Hilbe musikalisch ein Kosmopolit, hat in
Paris und London gelebt, war Mitglied des Vienna Art
Orchestra und von Tango Crash, hat in der Sahara Musik
gemacht sowie (zusammen mit Schamanen) in Korea.
    Atem und Rhythmus. Das Interesse an uralten Elementen
und Techniken teilen die beiden Künstler. Ihre repetitive                                                                                                Gregor Hilbe
Musik geht im Kern zurück auf die Tradition der Schama-              Für dieses Programm hat Zehnder neue spektakuläre Blas-                             (links) und
                                                                                                                                                         Christian
nen, die ihre Hörerschaft auf Trance-Reisen schicken. Auch           instrumente ausgetüftelt, die ‹Organ Mouthpipes›. Das sind                          Zehnder,
Zehnder hat u.a. in Sibirien mit Schamanen gearbeitet                zwölf unterschiedlich gestimmte hölzerne Orgelpfeifen mit                           Foto: Nils Fisch
und umschreibt seine Klangforschung mit ‹Urban Schama­               Mundstück, die von beiden Künstlern gespielt werden. Die
nism› oder als ‹Roots Avantgarde›. Die Kooperation mit               Choreografin Teresa Rotemberg setzt die theatralischen
dem Drummer ist für ihn noch aus einem anderen Grund                 Momente der Musik in Szene. Der Abend entsteht in Zu-
wichtig: «Atem und Rhythmus sind die beiden Grundele-                sammenarbeit mit der Basler Paul Schatz-Stiftung, die das
mente der Musik. Ich arbeite mit meiner Stimme und mit               Werk des Erfinders verwaltet. Von der CD wird eine limi-
Blasinstrumenten, also mit dem Atem. Gregor bringt den               tierte Edition angeboten, die auch ein Oloid enthält.
Rhythmus.»                                                           ‹Oloid›: Fr 25./Sa 26.1., 20 h, Kaserne (Konzert Fr/Sa, CD-Taufe Fr) u S. 35
                                                                     sowie Fr 22.2.,20 h, E-Werk, Freiburg/Br.

           Jazz-Netzwerk                            und Terrain jenseits ihres angestammten Bodens
                                                    erobern. Mit im Boot sind sowohl grössere Insti-
                                                                                                               blüten mit Akkordeon, Saxofon und Schlagzeug,
                                                                                                               in die Nachbarschaft der folkigen Gefilde und des
                s t e fa n f r a nz e n             tutionen wie das Moods in Zürich oder das Cully            Singer/Songwriter-Fachs geht es mit Harmonie
               Nachwuchsförderung.                  Jazz Festival Bern, als auch jede Menge kleinerer          Greber. Trionyx aus Genf und Solem aus Grau-
Längst hat der Jazz sein Image von verrauchter      Clubs. Zu den baselnahen Lokalen dieses Pools              bünden sorgen dafür, dass lyrische und melan-
Kellerkneipe und Rollkragen-Intellektuellen ab-     zählen die Kulturscheune in Liestal und das                cholische Facetten zum Tragen kommen. Werbe-
gelegt. Mit Selbstverständlichkeit hat sich das     Meck-à-Frick in Frick. Was von Mitte Januar fünf           wirksame Schützenhilfe bekommen die jungen
Genre, belebt durch Pop, Electro und Einflüsse      Wochen lang an 24 Spielorten und rund 100 Kon-             Bands durch ein prominent besetztes Eröffnungs­
aus aller Welt, verjüngt, eine neue Generation      zerten geboten wird, kann sich hören lassen.               konzert in Luzern-Kriens: Hier geben Pierre
sitzt im Sattel. Doch diese muss auch gefördert     Nach einem festen Verteilschlüssel haben die               Favre und Lucas Niggli, das Colin Vallon Trio
werden, um überregional Fuss fassen zu können.      Mitglieder des Vereins Suisse Diagonales Jazz              und Nik Bärtschs Gruppe Ronin den Staffelstab
Genau dies hat sich ein Festival auf die Fahnen     zehn Bands ermittelt, die meisten von ihnen                an den Nachwuchs weiter.
geschrieben, an dem ein landesweites Netzwerk       spielen in Triobesetzung.                                  6. Festival Suisse Diagonales Jazz: Sa 12.1. bis So 17.2.,
von Veranstaltenden von St. Gallen bis Genf, von    Mit von der Partie ist etwa die St. Galler Gruppe          www.diagonales.ch
Liestal bis Lugano mitwirkt.                        Rosset-Meyer-Geiger, die der klassischen Piano-            Fr 25./Sa 26.1., Kulturscheune, Liestal u S. 44
                                                                                                               Do 14./Fr 15.2., Meck-à-Frick
An der ‹Suisse Diagonales Jazz›, die zweijährlich   Bass-Schlagzeug-Besetzung neue Nuancen abge-
und 2013 zum sechsten Mal stattfindet, können       winnt und schon in Japan für Aufhorchen sorgte.
sich bislang unbekannte Formationen erproben        Aus der Romandie grüsst das Trio Holunder­

12 | ProgrammZeitung | Januar 2013
Gekrönte Frauen
a l f r e d z i lt e n e r

    Fritz Hauser und Joachim Schloemer erarbeiten den sparten-
    übergreifenden Abend ‹Königinnen›.
                                                                                                                         Zappa & Co.
Königinnen, ob reale oder fiktive, regen die kollektive Fantasie an, selbst                                                dagm a r bru n n e r
in einem Staat, der so stolz ist auf seine demokratische Tradition wie                                                   Rock live und auf Papier.
die Schweiz. Ihr Glück scheint irgendwie märchenhafter, ihr Leid tiefer                                     2013 ist nicht nur ein Gedenkjahr für Wagner
als das unserer Nachbarin. Ihr Aufstieg zur Macht und besonders ihr Fall                                    und Verdi, sondern auch für den US-amerikani-
finden noch lange ihr Echo in Literatur, Musik und Film. Sieben solche                                      schen Komponisten, Multiinstrumentalisten und
Frauen bringen der Schlagzeuger Fritz Hauser und der Choreograf Joachim                                     Sänger Frank Zappa, der im Dezember 1993 an
Schloemer in ihrem Projekt ‹Königinnen› nun auf die Theaterbühne, histo-                                    Prostatakrebs starb. Der Abkömmling italieni-
rische wie Maria Stuart und erfundene wie die Königin der Nacht aus                                         scher Vorfahren (geb. 1940) hat mit seiner kom-
Mozarts ‹Zauberflöte›. Doch die beiden Künstler wollen die Thematik noch                                    plexen Musik, den oft ironisch-schrägen Texten
weiter fassen, erklärt Fritz Hauser im Gespräch vor Proben­beginn: «Wir                                     und frechen Auftritten die Rockmusik erheblich
alle fühlen uns im Alltag manchmal als König oder Königin, zum Beispiel,                                    beeinflusst und erfreut sich heute noch einer
wenn uns etwas sehr gut gelungen ist.»                                                                      grossen Fangemeinde. In Basel etwa gründete
    Archaische Dimensionen. Der Drummer und der Choreograf kooperie-                                        der Bassist Pascal Grünenfelder vor zehn Jahren
ren eng, legen zusammen die Musik- und Textauswahl fest, inszenieren                                        mit Gleichgesinnten die Band Fido plays Zappa,
gemeinsam. Es wird aber keine Komposition von Hauser aufgeführt, allen-                                     die ausgesuchte Perlen des Meisters auf eigen-
falls wird er das musikalische Material arrangieren. Und er steht auch nicht                                ständige Weise interpretiert. Das Zehn-Mann-
selbst auf der Bühne, diese ist den Königinnen vorbehalten: zwei Sänge­                                     Orchester, das sich augenzwinkernd ‹Rockin’
rinnen, zwei Schauspielerinnen, zwei Pianistinnen und der Tanztheater-                                      Teenage Combo› nennt, hat bereits vier CDs ver-
Protagonistin Alice Gartenschläger. In einem Probenprozess mit vielen                                       öffentlicht und feiert nun Zappa und sich selbst
Improvisationen und offenem Ende, in dem alle sich gleichermassen ein-                                      mit etlichen Konzerten im In- und Ausland.
bringen können, loten sie ihr Thema nach vielen Seiten aus.                                                 Das vor fünf Jahren lancierte Kulturbüro Basel
Das werde spannend, freut sich Hauser, denn die Künstlerinnen seien an                                      hat zwölf hiesige Bands um einen Beitrag für
ganz unterschiedliche Arbeitsweisen gewöhnt; für einige sei ein offenes                                     einen Monats-Wandkalender gebeten. Jede Band
Proben gänzlich neu und wecke Unsicherheit. Daher hat das Regie-Duo                                         illustrierte einen Song, der nun als Kalenderblatt
vorgängig mit jeder Darstellerin aufgrund von Musik bzw. Texten, die sie                                    für 2013 gedruckt vorliegt. Die musikalischen
mitgebracht hat, eine klar umrissene Figur erarbeitet. «Trotzdem ist noch                                   Bilder stammen von Anna Rossinelli, Bitch
alles im Fluss», betont Hauser: Rollenwechsel sind möglich, Szenen können                                   Queens, Denner Clan, Dexter Doom and the
sich überlappen, Unterschiedliches kann gleichzeitig stattfinden. Fest steht                                Loveboat Orchestra, Famiglia Rossi, Flimmer,
aber, dass mitten in der Bühne ein Loch in die Tiefe führt, ins Unbewusste,                                 Howw?, Les Délicieuses, Lombego Surfers, Love-
in unheimliche, archaische Dimensionen. Dort, später auch auf der Bühne,                                    bugs, The Glue und Tre Cani. Die Einnahmen
treffen die Königinnen auf sich selbst als Kinder. Das Theater hat dafür                                    kommen dem Kulturbüro zugute.
Mädchen engagiert, die den Darstellerinnen möglichst ähnlich sehen.                                         Rockmusik steht auch im Zentrum des ersten
‹Königinnen›: ab Sa 19.1., 20 h, Theater Basel, Kleine Bühne u S. 38                                        Romans von Raphael Zehnder, einem höchst ver-
Ausserdem mit Fritz Hauser: ‹Focus› – Das Leben als Ansichtskarte: So 20.1., 11 h,                          gnüglich zu lesenden Krimi. Er spielt in Zürich
Gare du Nord/Gare des enfants u S. 31                                                                       und schildert eine Woche im Leben von Müller
                                                                                                            Benedikt, der «die Polizei im Blut hat» und ei-
                                                                                                            gentlich wegen eines Schusswaffentraumas eine
                                                                                                            Auszeit nimmt. Wie der sympathische Mittvier-
                                                                                                            ziger mit Herz und Hirn dann in einen Mordfall
                                                                                                            um eine Rockband hineingezogen wird («denn
                                                                                                            es ist nicht alles Minne im Reiche Rock’nRoll»),
                                                                                                            das berichtet uns ein kumpelhafter Erzähler in
                                                                                                            einer witzig-experimentellen Mischung aus
                                                                                                            Hoch- und Alltagssprache mit allerlei Abschwei-
                                                                                                            fungen ins Kulturleben und Zeitgeschehen.
                                                                                                            Kurz: Zehnders süffiges Debüt mit Lokalkolorit
                                                                                                            hat einen Sound mit Suchtpotenzial. Ein zweiter
                                                                                                            Müller-Krimi ist denn auch bereits angekündigt.
                                                                                                            Fido plays Zappa: Sa 12.1., 21 h, Alter Zoll;
                                                                                                            Sa 16.3., BScene; Do 21.3., Gare du Nord,
                                                                                                            www.fidoplayszappa.com
                                                                                                            Basler Bands-Charity-Kalender ‹Best of 2013›, A3,
                                                                                                            CHF 25, Kulturbüro Basel, Florastr. 1
                                                                                     ‹Königinnen› (Agata    Raphael Zehnder, ‹Müller und die Tote in der Limmat›,
                                                                                     Wilewska, rechts),
                                                                                                            Emons Verlag, Köln, 2012. 208 S., TB, CHF 14.90
                                                                                     Foto: Mathilde Agius

                                                                                                                                       Januar 2013 |   ProgrammZeitung | 13
Beobachteter Beobachter
                                                      a l f r e d z i lt e n e r

               Kulturhotel                                                    Corinne Maier bringt eine globale Familiengeschichte auf die Bühne.
                                                                          Sie könnte Stoff für eine TV-Soap bieten, die Familie des Dokumentarfil-
               t u m a s c h c l a lü n a                                 mers Shaheen Dill-Riaz aus Bangladesh. Da ist der Vater, der nicht mehr
            Das Guggenheim in Liestal.                                    mit seiner Tochter spricht, seit sie einen Cousin geheiratet hat, den er nicht
Den Anstoss gab ein reines Raumproblem: Wo                                zu Unrecht als Tunichtgut ablehnt. Da ist die Tochter, die mit ihrem Mann
sollen die Lernenden, das Tonstudio und der                               nach Sidney gezogen ist, und da ist die Mutter, die nach Kuala Lumpur
Club untergebracht werden, wenn in der Villa                              fliegt, um ihre Tochter heimlich zu treffen. Da ist Shaheens eigener Sohn,
kein Platz mehr ist? Bis dahin hatten Eric Rüt-                           der in Warschau wohnt, und mittendrin ist der in Berlin lebende Filmer
sche und seine Familie mit anderen Musikschaf-                            selbst – und dieser hält, was seine Angehörigen tun, ihre Konflikte, ihre
fenden in einer Jugendstilvilla jenseits der Gleise                       Suche nach Harmonie, regelmässig mit der Kamera fest.
unterrichtet, musiziert und gewohnt. Doch mehr                            Nach seinen bisherigen Filmen über das Leben der Menschen in Bangla-
Wohnraum liess sich nicht entbehren. Also fing                            desch, etwa über die ausgebeuteten Arbeiter einer Schiffs-Abwrackwerft,
Rütsche an, sich um das alte Bauernhaus des                               habe der Regisseur beschlossen, einen Film über seine eigene Familie zu
Viehhändlers Guggenheim zu bemühen. Direkt                                drehen, erzählt die Basler Theatermacherin Corinne Maier. Sie hat Dill-
am Wasserturmplatz gelegen, schien es der                                 Riaz in Berlin kennengelernt und ihm vorgeschlagen, sein Bildmaterial auf
perfekte Ort für ihr Kulturhotel zu sein, nur:                            die Bühne zu bringen und ihn selbst als Protagonisten erzählen zu lassen.
Guggenheim wollte nicht verkaufen.                                            Verstrickungen. Natürlich spielt zwischen den beiden eine gewisse
Es dauerte schliesslich über drei Jahre, bis Finan­                       Wahlverwandtschaft, denn auch Maiers Theater ist dokumentarisch. In
zierung, Verkauf und Umbau abgeschlossen                                  ihrer ersten Basler Arbeit ‹Selberdenken, Setzen!› beim Festival Treibstoff
waren. Seit letztem August ist Liestals erstes                            2011 hat sie nach der Motivation politisch aktiver Menschen gefragt und das
Kulturhotel nun geöffnet. Im Erdgeschoss des                              Resultat zu einem szenischen Abend mit Tonband- und Videoausschnitten
ehemaligen Wohnhauses befindet sich das Café                              verarbeitet.
Mooi. Es ist täglich geöffnet und hat eine kleine                         Zunächst war es die Geschichte der über die Welt verstreuten Sippe mit
Pasta-Karte abends und über Mittag. Darüber                               ihrem Zusammenprall von Tradition und Moderne, Patriarchat und weibli-
liegt auf zwei Stockwerken das eigentliche                                cher Selbstbestimmung, die Maier faszinierte. Inzwischen, berichtet sie,
Kulturhotel mit individuell eingerichteten Zim-                           habe sich ihr Fokus verschoben: Denn mindestens genauso interessant fin-
mern, die sanft, aber zweckmässig renoviert                               de sie die Rolle des Filmers selbst, der sich bei dem Versuch, das Bezie-
wurden; zum grossen Teil von Rütsches selbst                              hungsgeflecht, in das er verwickelt ist, zu entwirren, immer tiefer ver-
und ihren Bekannten.                                                      strickt. Daher stellt sie ihm die Schauspielerin Anne Haug zur Seite. Diese
Die Konzerte finden im ersten Stock des ehema-                            beobachtet den Protagonisten bei dem Versuch, sich selbst und seine Fami-
                                                      ‹Past is
ligen Stalles statt, in Räumlichkeiten, die sich je                       lie (von aussen) zu beobachten und stellt sein Tun in Frage. Das Filmmate-
                                                      Present›,
nach Bedarf unterteilen oder ganz öffnen lassen.      Modell              rial ist dabei vor allem Anlass zu Diskussionen, die um Shaheen selbst, aber
So können dort tagsüber Tanz- und Musikkurse          Bühnenbild          wohl auch um grundlegende künstlerische Fragen kreisen werden.
                                                      und Foto:
stattfinden und abends Konzerte. «In einer                                ‹Past Is Present›: Sa 19. bis Mi 23.1., 20 h (So 19 h), Kaserne Basel u S. 35
                                                      Valerie Hess
Stunde haben wir alles umgebaut», ist Rütsche
sichtlich stolz. Bislang gibt es allerdings vor
allem sonntags Anlässe. Der externe Veranstal-
ter Spectacular Sunday organisiert Pop-/Rock-
Konzerte, für die anderen Sparten engagieren
sich weitere Mitwirkende.
Einzig einen Infrastrukturbeitrag von Swisslos
haben Rütsches beantragt, denn ihr klares Ziel
ist es, selbsttragend zu überleben. Die restlichen
Gelder stammen von privaten Investoren. Dank
moderner Technik und Kommunikation ist das
Hotel gut ausgelastet, das Café funktioniert pri-
ma, und auch die Konzerte werden rege besucht.
Speziell freitags, wenn jeweils eine Band für
einen Monat im Café ihr unplugged Set spielt.
Die Reihe läuft so gut, dass Rütsche sich über-
legt, sie auf den Donnerstag auszudehnen.
Kulturhotel Guggenheim, Wasserturmplatz 6 & 7,
Liestal, www.guggenheimliestal.ch

14 | ProgrammZeitung | Januar 2013
Flucht
ins gelobte Land
c h r i s t oph e r z i m m e r

    Die neue Produktion des Figurentheaters Vagabu
    ist eine ironische Fabel übers Menschsein.
«Dans le cochon tout est bon» (Vom Schwein ist alles fein)
– so lautet der Leitsatz der perfekt organisierten Schweine-
farm ‹Pork-City›. Hier ist alles optimal: Temperatur, Luft-
druck, Hygiene, Kompostierung, Lärmschutz … alles im
Dienste einer Top-Qualität. Doch vom Fleisch ist nie die
Rede. Der Tod ist nicht zu sehen, zu hören oder zu riechen.
Zum Schlachthof geht es ganz diskret nur nachts. Vorher
und Nachher existieren in hermetisch abgetrennten Paral-
lelwelten. Bis es zu einer Panne kommt und zwei der
Schweine einen Blick hinter die Kulissen werfen. Auf den
Schock folgt die Flucht ins gelobte Land: in den Mittleren
Osten, dort, wo jüdische und muslimische Bevölkerung
kein Schweinefleisch essen. Doch der Weg ist weit, die bei-
den Protagonisten büssen so manches Schnitzel ein, und
am Ende wartet eine bittere Enttäuschung auf sie.
Ein düsteres Thema hat das Figurentheater Vagabu ge-
wählt, gedacht für ein erwachsenes Publikum. Als grotes-
kes Schauspiel bezeichnen es Isabelle Starkier (Regie),
Christian Schuppli und Marius Kob (Spiel, Figuren und                                                                                                     ‹Kreuzzug der
                                                                                                                                                          Schweine›,
Bühne) wie auch der Musiker Pierre Cleitman, der die zu-             welche die Spieler an ein ‹dreidimensionales Bilderbuch›
                                                                                                                                                          Zeichnung
grunde liegende Erzählung ‹Kreuzzug der Schweine› ver-               erinnert. Ergänzt werden die visuelle und die spielerische                           (Probeskizze):
fasst hat. Es ist, nach ‹Flaschko›, ‹Die Rückkehr des Mauer-         Ebene durch eine akustische, die der junge Komponist Leo                             Anne Bothuon
seglers› und ‹Kratochvil›, die vierte Zusammenarbeit von             Hofmann beisteuert. Die Elemente der Tonspur reichen
Schuppli und Cleitman. Marius Kob, dessen beeindrucken-              von musikalischen Zitaten bis zu einer Geräuschkulisse,
de Produktion ‹Ghostcity› 2011 in der Kaserne zu sehen war,          die etwa die bedrohliche Maschinerie von Pork-City hörbar
gesellte sich als Mitgestalter zum Ensemble.                         macht.
    Dreidimensionales Bilderbuch. Auf der Suche nach der             Sowohl bittere Farce als auch ironische Fabel ist dieser
passenden Form ist das Team auf den Flügelaltar als zentra-          ‹Kreuzzug der Schweine›, «ein Gleichnis über den Zustand
les Bühnenelement gestossen – inspiriert durch den ‹Garten           der Menschheit und ihrer nächsten Verwandtschaft, den
der Lüste› von Hieronymus Bosch. Dieses Triptychon mit               Schweinen».
Altartisch bietet viele Möglichkeiten: Es lässt sich auf- und        Figurentheater Vagabu, ‹Kreuzzug der Schweine›: Mi 16. bis So 27.1., H95
zuklappen, hat verschiedene Teile, dazu eine Vorder- und             Raum für Kultur, Horburgstr. 95, sowie Sa 2./So 3.2., Saal der Musikschule
Rückseite, und es erlaubt ein reliefnahes Spiel mit Fens-            Riehen, Rössligasse 51. Infos u S. 39

tern und Nischen sowie rings um diese spezielle Kulisse,

           Taschengeist                             Taschengeist allerlei Taschenwühlgeschichten
                                                    erzählt. Im Laufe des Felucca-Jubiläumsjahres
                                                                                                             Ebenfalls in Liestal gibt es neu einen Studien-
                                                                                                             gang Figurentheater. Ende September startete
             dagm a r bru n n e r                   kommen weitere Stücke des Repertoires zur                im Hanro-Areal die zweijährige berufsbegleiten-
          Noch mehr Figurentheater.                 Aufführung.                                              de Weiterbildung, die gemeinsam von der Höhe-
Die zweisprachig (dt./fr.) aufgewachsene Figu-      Im Basler Marionettentheater (BMT) sind neben            ren Fachschule für pädagogisches und therapeu-
renspielerin Véronique Winter, die im Werkraum      dem Gastspiel von Felucca derzeit die Kinderstü-         tisches Figurenspiel (Interlaken) und der Unima
Warteck ihr Atelier hat, ist seit 20 Jahren mit     cke ‹Peter und der Wolf› und ‹S Urmel us em Yys›         Suisse, dem Dachverband der Figuren- und Pup-
ihrer Wanderbühne Felucca unterwegs. Schon          zu sehen, während im Abendprogramm histori-              pentheater getragen wird. Für die künstlerische
früh vom Puppentheater fasziniert, wirkte sie       sche ‹MordsGeschichten› vom Teufel persönlich            Leitung, Organisation und Durchführung zeich-
später bei einer französischen Profibühne mit       moderiert werden. Ein neues Verkehrserzie-               nen die erfahrenen Figurenspiel-Profis Margrit
und baute ab 1993 ihr eigenes Theater mit mobi-     hungsstück für PrimarschülerInnen ist in Vorbe-          Gysin und Michael Huber sowie die Dozentin für
ler Infrastruktur auf, mit dem sie im In- und       reitung, und im März wird im BMT eine vielver-           Gestaltung, Irene Beeli, verantwortlich.
Ausland auftritt. Ihre eigenwilligen, verspielten   sprechende Erwachsenen-Produktion frei nach              Theater Felucca im Marionettentheater u S. 39
Kreationen, die sie z.T. mit KollegInnen anderer    einem Monty Python-Film gastieren.                       sowie Unternehmen Mitte u S. 41
Sparten und ehrenamtlich Engagierten erarbei-       Die Tokkel-Bühne, 1978 von Silvia und Christoph          Basler Marionettentheater u S. 39
                                                                                                             Tokkel-Bühne im Palazzo u S. 40
tet, richten sich an ein breites Publikum. Die      Bosshard-Zimmermann als Tourneetheater ge-
                                                                                                             www.weiterbildung-figurentheater.ch
aktuelle handelt von Madame Axée Soir und           gründet, zeigt in Liestal ihre Eigendichtung ‹Dr
ihrer Taschenboutique, in der ein quirliger         Kasper schlooft ii› für Kinder ab vier Jahren.

                                                                                                                                      Januar 2013 |   ProgrammZeitung | 15
Die Zukunft erfinden
i ng o s ta r z

                                                                         Eine theatrale Reise ins postkoloniale Afrika.
                                                                      «Man kann keine fundamentale Veränderung machen, ohne einen gewis-
                                                                      sen Grad von Verrücktheit. In diesem Fall entsteht sie durch Nonkonformis-
                                                                      mus, (…) den Mut, die Zukunft zu erfinden.» Diese Äusserung stammt von
                                                                      Thomas Sankara, der in den Jahren 1983–87 Präsident von Burkina Faso
                                                                      und politischer Hoffnungsträger Afrikas war. Unter seiner kurzen Ägide
                                                                      vollzogen sich grundlegende Reformen: Verteilung des Grund und Bodens
                                                                      durch den Staat an Kleinbauern, Stärkung der Rechte der Frauen, Bau von
                                                                      Schulen und Gesundheitseinrichtungen, Gemeinschafts­arbeit, Absage
                                                                      an den westlichen Imperialismus. Was sich in den vier Jahren von Sankaras
                                                                      Präsidentschaft anbahnte, war revolutionär. Einen derart selbstbewusst
                                                                      und konsequent auftretenden afrikanischen Staatsmann hatte die Welt
                                                                      noch nicht gesehen. Man liess ihn nicht lange gewähren: Mit Duldung
                                                                      westlicher Politik wurde er 1987 von seinem Weggefährten (und Nach­
                                                                      folger) Blaise Compaoré ermordet.
                                                                      Afrika ist seit ein paar Jahren im Blickfeld des Schweizer Theatermachers
                                                                      Luzius Heydrich. Am Theater Freiburg entwickelte er das Projekt ‹Heimat
                                                                      doppelt sehen – Ein Schwarzwaldabend mit Frau Ampomah und Herrn
                                                                      Kemajou› mit Darstellenden afrikanischer Herkunft. Für das Festival ‹Afri-
                                                                      cologne› richtete er am Theater im Bauturm Köln eine szenische Lesung
                                                                      von ‹Papa muss essen› von Marie N’Diaye ein. Seine Suche nach visionären
                                                                      politischen Ideen führte ihn zu Thomas Sankara, dessen veröffentlichte
                                                                      Reden und Interviews ihn faszinierten. Er ging nach Burkina Faso, recher-
                                                                      chierte vor Ort und sprach mit Zeitzeugen. Dort lernte er den Schauspieler
                                                                      Hypolitte Kanga kennen, und sie beschlossen, die Geschichte Sankaras
                                                                      theatralisch aufzubereiten.
                                                                         Kampf um neue Werte. Drei Jahrzehnte nach dem vielversprechenden
                                                                      Aufstieg des Politikers bringen Heydrich und Kanga nun unter der Regie
                                                                      von Inda Buschmann ihre Produktion ‹Von einem der auszog die Revolution
‹Von einem der auszog die                                             zu lernen› auf die Bühne. Die beiden Schauspieler stehen dabei für zwei
Revolution zu lernen› (Hypolitte                                      Kontinente, zwei Denkweisen und drei Sprachen: französisch, deutsch und
Kanga und Luzius Heydrich),                                           Moré. Die Konfrontation der beiden sehr persönlichen Erzählungen zeich-
Foto: Frank Scheffka
                                                                      net ein facettenreiches Bild Sankaras, macht den Kampf um neue Werte
                                                                      und die komplexe Situation des Landes anschaulich. Der Präsident, der sich
                                                                      «für das Glück all seiner Landsleute zuständig» fühlte, wird als Visionär
                                                                      erkennbar, der Burkina Faso und Afrika nachhaltig hätte prägen können –
                                                                      wenn er nicht ein Opfer geopolitischer Interessen geworden wäre.
                                                                      ‹Von einem der auszog die Revolution zu lernen; Hommage an Thomas Sankara›:
                                                                      Do 24. bis So 27.1., Das Neue Theater am Bahnhof, Arlesheim u S. 39

           Antike Heroen                             lenten Figur in einer Collage aus Text (u.a. von
                                                     Heiner Müller), Bild und Musik nach und be-
                                                                                                           ihm mit wilden Festen huldigen. Darunter auch
                                                                                                           die Mutter des Pentheus, der mit Gewalt gegen
                dagm a r bru n n e r                 spielt dazu verschiedene Räume im Werkraum            den Dionysos-Kult vorgehen will, was aber miss-
           Zwei freie Theaterprojekte.               Warteck. Auf seinem Rundgang begegnet das             lingt. Von Dionysos überlistet, erliegt Pentheus
Sie trägt den Namen eines missgestalteten Anti-      Publikum u.a. einer Punkrock-Band mit eigens          seinen verborgenen Lüsten und wird schliesslich
helden in Homers ‹Ilias›, der sich Odysseus wider­   konzipierten Songs, Nietzsches Zarathustra,           von seiner besessenen Mutter und den anderen
setzte, und kreiert gerne Theaterproduktionen        sprechenden Müllsäcken und Sozialhelden, einem        Bacchantinnen getötet. – Das Stück um Verfüh-
nach literarischen Vorlagen: die 2009 gegründete     Mythenforscher, Videolandschaften und live            rung und Rache, Rationalität und Irrationalität
Gruppe Thersites um Luzius Rohner und Angelo         gesungenen Auszügen aus Händels Hercules-             wird von der Theatergruppe am Gym Oberwil in
Nef. Auch ihr neues Stück ‹Herakles burning›         Oratorium.                                            der Regie von Kaspar Geiger aufgeführt, es spie-
dreht sich um einen antiken Helden bzw. Mythos       Von einem andern Zeus-Sohn, Dionysos (lat.            len 14 SchülerInnen mit.
und fragt nach seiner aktuellen Bedeutung. Um        Bacchus), dem Gott des Weines und des Rau-            ‹Heracles burning›, eine szenische Installation:
Herakles ranken sich viele Sagen, und er ist         sches, handelt das Drama ‹Die Bakchen› des grie-      Sa 5., So 6. und Sa 12.1., 20 h, Werkraum Warteck,
in unserem Sprachgebrauch präsent, wenn von          chischen Dichters Euripides. Weil die Bevölke-        www.gruppe-thersites.ch

‹Herkulesaufgaben›, dem ‹Ausmisten der Augias-       rung von Theben seine Göttlichkeit nicht aner-        ‹Die Bakchen›: Do 24. bis Sa 26.1., 20 h, und So 27.1.,
                                                                                                           19 h, Gymnasium Oberwil, www.gymoberwil.ch
Ställe› oder dem ‹Kampf mit der Hydra› die Rede      kennt, lässt er alle Frauen in einen religiösen
ist. Das Theater Thersites spürt dieser ambiva-      Wahn verfallen und führt sie ins Gebirge, wo sie

16 | ProgrammZeitung | Januar 2013
Sie können auch lesen