PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...

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PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
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                                                                                             it
PR0GRAMMZEITUNG

                                                                                              ‹s
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Das Kulturmagazin für den Raum Basel

Juni 2006                                                 Schwerpunkt zu Kultur und Migration *
Nr. 207 | 19. Jahrgang | CHF 6.90 | Euro 5 | Abo CHF 69
                                                          Vokalkunst aus der Türkei
                                                          Museum: Arena der Auseinandersetzung
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
Donnerstag, 1 Juni 2006
                                                20.15 Uhr                                                     II E
                         Stactcosino Basel, Hans Huber-Saal                                       MIT VIKTOR GIACOBBO

                                                                  Extrakonzert

                                    ARKADIEN IN DER
Zw. W I E N E R KLASSIK
                         Werke für Lira organizzata,Baryton,
                          Dudelsack von Joseph Haydn u.a.
                                                                                                  B a s e l , Rosentalanlage
                            Ensemble Baroque                                                      8. - 21. J uni
maiL                      d    e     Limoges                                                      Vorstellungen
                                                                                                  Werktags:                                             20.00 Uhr
                                                             Christophe Coin                      Samstag und Mittwoc h:                        15.00 + 20.00 Uhr
U                                                                                                 Sonntags:                                     14.30 + 18.00 Uhr
                                                                                                  Billette für 8.6.06, 20.00 Uhr, Premiere, zu stark ermässigten
t                                                                   18.45 Uhr                     Preisen bei Migros Basel.
                         Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal                                       Zirkuszoo
                                                                                                                                               09.00 - 19.30 Uhr
                Einfünrung und Demonstration der Instrumente                                      Täglich von
                    mit Matthias Loibner und Michel Uhlmann                                       Vorverkauf
                                                                                                  Ticketcorner, Tel. 0900 800 800, www.knie.ch
                                                                                                  und an der Zirkuskasse:
                                                                                                  Donnerstag, 8. Juni                        12.00   -   21.00   Uhr
    11.11:11:                                                                                     Werktags:                                  10.00   -   21.00   Uhr
                                                                                                  Sonntags:                                  10.00   -   19.00   Uhr
•     K a r t e n v o r v e r k a u f :                                                           Mittwoch, 21. Juni                         10.00   -   20.30   Uhr
                                 Musik Wyler
                                                                                                                                                 TICKETCORNER A
l i t            B       a      s     e       l     Schneidergasse
                                                         Tel. 061-261
                                                                    24,90
                                                                        Basel
                                                                          25                      wwv v . k nie. c h                              0 9 0 0 800 800
                                                                                                                                                 l

                     M AS Cu lt u ra l/ Ge n d e r Stu d ie s
                     Leitung: Prof. Dr. M . Strunk, Infoabend: 4.7.06

                     MAS und N D K Curating
                                                                                                                        hochsch le
                     Leitung: Dr. des. D. Richter, Dr. des. B. Drabble,

                                                                                          für gestaltungtoi 1
                     Infoabend: 15.6./4.7.06

                     NDS/M AS De sig n Cu ltu re
                     Leitung: Prof. R. Baur, Dr. A.V. Heiz, S.-V. Kockot,
                     Infoabend: 1.6.129.6.06

                     NDS/M AS Sze n isch e s Gestalten
                     Leitung: L . Wallen, Infoabend: 22.6.06                                    kunst zürich
                     NDK Ars Rh e to rica

                                                                                         master of advanced
                     Leitung: Prof. Dr. H. Mühlmann, Infoabend: 13.6,06

                     NDK Corporate De sig n
                     Leitung: U. Damm
                     Infoabend: 1.6./15.6.06

                     NDK Em e rg e n cy Design
                     Leitung: Y. Milev, Infoabend: 1.6./29.6.06

                     NDK Ge st a lt e risch e Pro je kt e f ü r Kin d e r und Ju g e n d lich e
                                                                                                 St dies und
                     Leitung: C. Schuh, Infoabend: 1.6.06

                     NDK Sch rif t g e st a lt u n g / Typ e De sig n
                     Leitung: R. Barmettler, Infoabend: 1.6./29.6.06

                     NDK Urbane Identität und De sig n
                                                                                                               harliGmkurse
                     Leitung: Prof. R. Baur, M . von Lupin, Infoabend: 1.6./29.6.06
                                                                                                                                 Informationsabende
                     Ko n ta kt/An m e ld u n g
                     Koordination Nachdiplom                                                                           Studienbeginn im Oktober 2006
                     Telefon + 4 1 (0)43 446 40 20
                     E-Mail n a ch d ip lo m @ h g kz.ch
                     Web w w w . h g k z . c h > Weiterbildung

hgk                  —
                     Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich
                     Mitglied zfh
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
HAUSKULTUR                                        «UND VIELE GRÜSSE AUS DER SCHWEIZ»
                                                  Editorial

Das letzte Heft, dachten wir, sei das dickste     Während einer achtmonatigen Asienreise vor 25 Jahren machte ich eine wichtige
aller Zeiten gewesen. Weit gefehlt! Das vorlie-   Erfahrung: Fast überall interessierten sich die ‹Fremden› mehr für meine Herkunft als
gende hat denselben Umfang, und wenn man          für meine Person. Ich wurde nicht als Individuum wahrgenommen, sondern als Ver-
die Postkarten in der Heftmitte dazurechnet,      treterin der westlichen Welt, des Reichtums, der Bildung, all dessen, was ihnen erstre-
sind das haargenau 100 Seiten! Und die krie-      benswert und mir entbehrlich und belastend schien. Und wie habe ich ihre Welten
gen Sie zum gleichen, seit Jahren unveränder-     wahrgenommen? Ich realisierte, dass ich trotz viel Lektüre und Sympathie kaum etwas
ten Preis! Es lohnt sich also, diese Zeitung zu
                                                  über sie wusste, und dass sie mir vermutlich immer weitgehend fremd bleiben wür-
abonnieren ... Was es mit den Postkarten auf
                                                  den. Eine ernüchternde Lektion, die mich allerdings produktiv auf meine ‹eigene›
sich hat, können Sie im nebenstehenden Edi-
torial lesen. Jedenfalls hängt es mit jener Ak-
                                                  Kultur zurückwarf und mir eine Ahnung von Migration vermittelte. «Noch schaffen
tion zusammen, dass wir nicht nur das um-         wir es nicht, wirklich zusammenzuleben, aber vielleicht ist das auch nicht menschlich
fangreichste, sondern auch das farbigste Heft     und auch nicht realistisch», sagte die Grüne Basler Grossrätin Sibel Arslan in einem
seit bald 19 Jahren produzieren konnten. Doch     Gespräch (s. Tages-Anzeiger-Magazin Nr. 19 in ‹Das Wunder von Basel› von Christoph
dies wird eine Ausnahme bleiben, sagt unser       Keller, einer subtilen Reportage über die Integration türkischer MigrantInnen).
strenges Budget-Tier.                             Migration und Begegnungen zwischen den Kulturen sind auch die vorherrschenden
Schön bunt war es auch auf der ‹BuchBasel›,       Themen dieses Heftes, vor allem im Special S. 19–35. Die Grundidee dazu stammt vom
wo wir mit unserer schwimmbadblauen Kom-          Team des Kulturmagazins Luzern, das innerhalb des von Pro Helvetia lancierten Pro-
büse positives Aufsehen erregten. Wir haben       gramms ‹swixx› über die kulturellen Welten der Schweiz eine Ausgabe zu ‹Kultur und
uns über alle Besuche, Feedbacks und Abo-
                                                  Migration› plante. Auf Wunsch von Pro Helvetia sollten sich weitere Kulturzeitungen
Bestellungen herzlich gefreut. Und sind über-
                                                  an dem Projekt beteiligen, und das liessen wir uns natürlich nicht zweimal sagen! Das
zeugt, dass sich dieser Auftritt, den die Messe
Basel mit ihrer grosszügigen Spende des Stan-
                                                  Konzept wurde in Kooperation mit uns und dem St. Galler Magazin ‹Saiten› über-
des ermöglichte, ‹gelohnt› hat!                   arbeitet und innerhalb von zwei Monaten realisiert. Während wir einen 16-seitigen
Ebenfalls gelohnt hat sich die Neugestaltung      Schwerpunkt präsentieren, haben die Partner aus der Inner- und der Ostschweiz damit
der Website, die rege besucht wird und erfreu-    ihre aktuellen Themenhefte gestaltet. Für die Beiträge konnten namhafte Schreibende
lichen Zuspruch findet. Bitte melden Sie uns,     gewonnen werden.
wenn Ihnen Unklarheiten, Fehler und Mängel        Den Auftakt macht ein Essay über die Frage nach Gemeinsamkeiten von Kultur-
begegnen, oder teilen Sie uns Ihre Anregun-       schaffen und Migration. Es folgt ein Gespräch mit drei Fachleuten über Wirkung und
gen mit.                                          Grenzen interkultureller Projekte. Kernstück ist die achtseitige Reisereportage ‹Und
Tipps für Ihren Ausgang bietet nicht nur un-      viele Grüsse aus der Schweiz›, die sechs Kulturschaffende im Land porträtiert. Sie
sere elektronische Tagesagenda (die Sie übri-
                                                  erzählen von ihren Erfahrungen und zeigen auf den Postkarten in der Heftmitte ihre
gens kostenlos abonnieren können), sondern
                                                  Bilder der Schweiz. Dem Begriff ‹Globale Kunst› ist ein Beitrag aus ethnologischer
auch das Display, das Anfang Mai zwischen
den Bars ‹fumare› und ‹nonfumare› installiert
                                                  Sicht gewidmet. Abschliessend werden ausgewählte Institutionen und Aktivitäten aus
wurde. Es zeigt auf Knopfdruck u.a. die Pro-      den drei Regionen der Zeitschriften vorgestellt. Die Lokalseiten, die Kurzmeldungen
gramme und Trailer der ‹kult.kinos› sowie das     (Notizen) und das Layout wurden individuell gestaltet. Pro Helvetia wird Hefte und
gesamte Basler Kinoprogramm, die Veranstal-       Postkarten an den weiteren ‹swixx›-Veranstaltungen auflegen.
tungen des Unternehmens Mitte und unsere          Das Thema ‹Kultur und Migration› ist komplex. Ziel unserer Aktion war, den Reich-
Tagesagenda. Das Gemeinschaftsprojekt dient       tum der kulturellen Welten in unserem Land exemplarisch zu beleuchten; dabei treten
dem kulturinteressierten Publikum ebenso          auch Schwachstellen zutage, etwa in der Kulturförderung. Sichtbar aber wird eine
wie den Kunstschaffenden und Veranstaltern,       kreative Wirklichkeit, die noch viel zu wenig beachtet und genutzt wird.
die dadurch ein attraktives Schaufenster und
zusätzliche Öffentlichkeit erhalten. Und es       | Dagmar Brunner
entspricht unserer Kernaufgabe, der Vernet-       Mehr zum Thema ‹Kultur und Migration› in: www.saiten.ch; www.kulturluzern.ch
zung. | Dagmar Brunner                            Ausserdem in: Mix, Die Migrationszeitung der Kantone AG, BL, BS, SO, Nr. 12, April 2006, und in
                                                                                                                              fi
                                                  Terra Cognita, Schweizerische Zeitschrift zu Integration und Migration, Nr. 8 S. 21 (Notiz)
Tagesagenda mit Kultur pur:
www.programmzeitung.ch/heute
                                                                                                 fi
                                                  Abb. Museum der Kulturen Basel, ‹Urban Islam› S. 65

                                                                                                        JUNI 2006   | PROGRAMM ZEITUNG | 3
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
IMPRESSUM

                                                           Herausgeberin                                               ProgrammZeitung Nr. 208
                                                           ProgrammZeitung Verlags AG                                  Juni 2006, 19. Jahrgang, ISSN 1422-6898
                                                           Gerbergasse 30, Postfach 312, 4001 Basel                    Auflage: 6 500, erscheint 11 Mal pro Jahr
                                                           T 061 262 20 40, F 061 262 20 39                            Einzelpreis: CHF 6.90, Euro 5
                                                           info@programmzeitung.ch                                     Jahresabo (1 1 Ausgaben inkl. ‹kuppler›):
                                                           www.programmzeitung.ch                                      CHF 69, Ausland CHF 74
                                                                                                                       Ausbildungsabo: CHF 49 (mit Ausweiskopie)
                                                           Verlagsleitung
                                                                                                                       Förderabo: ab CHF 169 *
                                                           Klaus Egli, egli@programmzeitung.ch
                                                                                                                       Tagesagenda gratis: www.programmzeitung.ch
                                                           Redaktionsleitung
                                                                                                                       Redaktionsschluss Ausgabe Juli/August
                                                           Dagmar Brunner, brunner@programmzeitung.ch
                                                                                                                       Veranstalter-Beiträge ‹Kultur-Szene›: Do 1.6.
                                                           Kultur-Szene                                                Redaktionelle Beiträge: Di 6.6.
                                                           Barbara Helfer, helfer@programmzeitung.ch                   Agenda: Fr 9.6.
                                                                                                                       Inserate: Mo 12.6.
                                                           Agenda                                                      Erscheinungstermin: Fr 30.6.
                                                           Ursula Correia, agenda@programmzeitung.ch
                                                                                                                       Verkaufsstellen ProgrammZeitung
                                                           Inserate                                                    Ausgewählte Kioske, Buchhandlungen und
                                                           Claudia Schweizer, schweizer@programmzeitung.ch             Kulturhäuser im Raum Basel
                                                           Abo/Administration
                                                           Sonja Fritschi, fritschi@programmzeitung.ch                 Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
                                                                                                                       Fotos übernimmt die Redaktion keine Haftung;
                                                           Marketing                                                   für Fehlinformationen ist sie nicht verantwort-
      COVER ‹Unter den Bäumen›
                                                           Sandra Toscanelli, toscanelli@programmzeitung.ch            lich. Textkürzungen und Bildveränderungen
      db. Serge Hasenböhlers Fotoarbeiten sind der-
                                                           Korrektur                                                   behält sie sich vor. Die AutorInnen verantworten
      zeit gleich an zwei Orten zu sehen: Die Galerie
                                                           Karin Müller, karin.mueller@nextron.ch                      den Inhalt ihrer Beiträge selbst. Abos verlängern
      Gisèle Linder zeigt die neue Serie ‹Unter den                                                                    sich nach Ablauf eines Jahres automatisch.
      Bäumen›, und in der Fondation Herzog treten          Gestaltung
                                                                                                                       * Die ProgrammZeitung ist als gemeinnützig
      neuere und ältere Aufnahmen Hasenböhlers in          Anke Häckell, haeckell@programmzeitung.ch
                                                                                                                       anerkannter Kulturbetrieb auf finanzielle
      einen kreativen Dialog mit historischen Fotos.       Mitarbeit: Livie Davatz
                                                                                                                       Unterstützung angewiesen. Beiträge von mindes-
      Die Bilder wirken ebenso ‹echt› wie inszeniert       Druck                                                       tens CHF 100 über den Abo-Betrag hinaus
      — ein reizvolles Spiel mit Ambivalenzen.             Schwabe AG, Farnsburgerstrasse 8, Muttenz                   sind als Spenden vom steuerbaren Einkommen

                  fi
      Mehr dazu S. 17
                                                           T 061 467 85 85, www.schwabe.ch                             abziehbar. Helfen auch Sie uns durch ein Förder-
                                                                                                                       abo (ab CHF 169). Besten Dank!
      Foto: ‹Rote Waldameise› (Ausschnitt)                 Visuelles Konzept
      140 x 100 cm Digital Print, 2005                     Susan Knapp

                                                                                       Kunstbulletin_148x210_4C   08.05.2006   12:27 Uhr   Seite 3

                                                                                                                                                                              riebenbauer.net
                                                                                            VANITAS
                                                                                            10.- 30.06. 2006
                                 STEPHEN WADDELL
                                 MOSTLY UNFORESEEN ENCOUNTERS
                                 12. Juni – 27. Oktober 2006
                                                                                            Selected works by
                                 Opening Reception:
                                 Mittwoch, 14. Juni 2006, 19 – 21 Uhr                       Laurent Ajina
                                 Ausstellung im Kunstforum Baloise                          Leonard Bullock
                                 Mo – Fr 8 – 18 Uhr
                                 Bâloise-Gruppe                                             Francesca Gabbiani
                                 Aeschengraben 21, CH-4002 Basel
                                 Tel. +41 61 285 84 67, Fax +41 61 285 90 06                Marlene Haring
                                 E-Mail group.konzern@baloise.ch
                                                                                            Leta Peer
                                                                                            William Ryman                                            Opening
                                                                                                                                                     Samstag, 10.06. 2006

BAL_ProgrZ_92x67.indd 1                                            11.5.2006 11:11:22 Uhr
                                                                                            Mario Spada                                              11-14 Uhr

                                                                                            Uwe Walther                                              Öffnungszeiten
                                                                                                                                                     12.-18.06.2006

                                                                                            Margret Weber-Unger                                      16-20 Uhr

                                                                                            Christina Zurfluh                                        Samstag, 24.06.2006
                                                                                                                                                     14-18 Uhr

                                                                                                                                                     oder nach Vereinbarung

                                                                                                                                                     Steinenring 56
                                                                                                                                                     4051 Basel
                                                                                                                                                     T 061 271 41 60
                                                                                                                                                     www.puechredon.com

                                                                                                                                       MARCdePUECHREDON

      4   | PROGRAMM ZEITUNG | JUNI 2006
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
INHALT

REDAKTION      Mehr als Döner Das ‹Stimmen›-Festival bringt u.a. Musik aus der Türkei zu Gehör | Alfred Ziltener                               6

               Arena der Auseinandersetzung Basel bekommt zwei neue Museumsdirektorinnen | Dominique Spirgi                              15

               Sinnliche Elektronik Der Musiker Kold alias Tomek Kolczynski legt drei neue CDs vor | Raphael Zehnder                     7
               Notizen Kurzmeldungen und Hinweise | Dagmar Brunner (db), Christine Weber (cw)                                         7—35
               Sonne im Wappen Sol Gabettas 1. Musikfestival in Olsberg | Alfred Ziltener                                                8
               Delikate Film-Kunst Das ‹Art›-Filmprogramm huldigt u.a. dem Regisseur Robert Wilson | Michael Lang                        8
               La Manchas tolle Weiber Pedro Almodovars Film ‹Volver› zeigt charmante Verbrecherinnen | Michael Lang                     9
               Powergirls und Theaterhelden Mädchenkulturtage und Kinder- und Jugendtheatertreffen | Tanja Holtze, db                   10
               Reisen im Kopf Monika Neuns neue Theaterproduktion zelebriert das Verschwinden | Felizitas Ammann                         11
               Planet Fussball Philippe Dubaths Buch ‹Zidane und ich› ist eine Fussballbeichte | Oliver Lüdi                            12
               Litera-pur Fussball-Lyrik zum ‹Team der Dichter› | Wolfgang Bortlik                                                      12
               Geballte Ladung Kommentar, Empfehlung und Stichwörter zum Weltthema Fussball | Matthias Buschle                          13
               Gastro.sophie ‹Chez Donati› ist ‹Der grosse Wagen› eine besondere Zierde | Oliver Lüdi                                   14
               Kommt Sommer, kommt Art Verschiedene Kunstmessen präsentieren aktuelle internationale Kunst | Isabel Zürcher             16
               Wundersame Welt Serge Hasenböhlers Fotokunst wirkt barock und modern zugleich | Dagmar Brunner                           17
               Die Bevölkerung ist gefragt Die CMS lanciert einen Ideenwettbewerb fürs St. Johann-Quartier | Dominique Spirgi           18
               Rocknews Mitteilungen des Rockfördervereins der Region Basel (rfv) | Ramon Vaca                                       36/37

SPECIAL        «Und viele Grüsse aus der Schweiz» Schwerpunkt zu Kultur und Migration                                                19—35

               Kreative Unbehaustheit Was haben Kulturschaffen und Migration gemeinsam? | David Signer                               20/21
               «Offensein ist nicht leicht» Gespräch mit drei Fachleuten für interkulturelle Kommunikation |                         22/23
               Des Schweizers Fremde Eine Reise durch Helvetiens Kulturen | Perikles Monioudis |                                     24—31
               Globale Kunst? Ist es berechtigt oder gefährlich, von ‹Weltkunst› zu sprechen? | Anna Schmid                          32/33
               Der Blues der Freiheit Das Theater Niemandsland bringt Migrationsthemen auf die Bühne | Anna Wegelin                     34
               Brüchige Existenz Der Verein Migrationsmuseum dokumentiert eine Gesellschaft im Wandel | Dagmar Brunner                  35

                                                                                                                                         Himmel über der Schweiz (Ausschnitt), Foto: Genny Russo
KULTUR-SZENE   Gastseiten der Veranstaltenden             38—66     Kunst
               Plattform.bl                               45—52     ARK | Ausstellungsraum Klingental               62
                                                                    Fondation Beyeler                               62
               Film
                                                                    Historisches Museum Basel                       64
               Kultkino Atelier | Camera | Club | Movie       39
                                                                    iaab                                            59
               Landkino                                       49
                                                                    Kulturscheune Liestal                           50
               Stadtkino Basel                                38
                                                                    Kunsthalle Palazzo                              49
               Theater | Tanz                                       Kunsthaus Baselland                             63
               Das Neue Theater am Bahnhof | NTaB             41    Kunstmuseum Basel                               63
               Ex/Ex Theater                                  42    Kunstmuseum Olten                               66
               Geschichten Home Delivery Service              42    Museum Tinguely                                  61
               II resonanz II                                 41    Voltashow 02 Basel 2006                         60
               Theater auf dem Lande                          46
                                                                    Diverse
               Theater Basel                                  41
                                                                    Forum für Zeitfragen                            53
               Theater Palazzo                                49
                                                                    Kaserne Basel                                   42
               Theater Roxy                                   48
                                                                    Kulturtage Kleinlützel                          47
               Musik                                                Migration : Baustelle Schweiz                   65
               Basler Madrigalisten                           58    Mission 21                                      53
               Basler Vokalsolisten                           57    Museum der Kulturen Basel                       65
               Benefizkonzert zugunsten der                   58    Naturhistorisches Museum Basel                  64
               Steiner-Schule Basel                                 Offene Kirche Elisabethen                       44
               Chor des Gymnasiums Muttenz                    47    Römerstadt Augusta Raurica                       51
               colla'voce                                     58    Schule für gestalterische Weiterbildung | SGW 66
               Kulturbüro Riehen                              59    Unternehmen Mitte                               56
               Kulturraum Marabu Gelterkinden                 46    Werkraum Warteck pp                        54 | 55
               Kunst in Riehen                                59
               Kuppel                                         55    Verlosung Gästekarten für die Liste 06 —        52
                                                                    The Young Art Fair in Basel
               Museum Tinguely | Paul Sacher Stiftung         60
               Neuer Basler Kammerchor                        57
               Satierique                                     58
               Stimmen 06                                     43
               The Bird’s Eye Jazz Club                       53
               Vogelfreiesingfrauen                           44

AGENDA                                                    67—87

SERVICE        Museen | Kunsträume                         88—91                                     Mehr Kulturanlässe in der kosten-
               Veranstalteradressen                       92 | 93                                    losen Tagesagenda
               Restaurants, Bars & Cafés                       94
                                                                                                     www.programmzeitung.ch/heute

                                                                                                    JUNI 2006      | PROGRAMM ZEITUNG | 5
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
MUSIK

                                                                                                                                                                       leg
                                                                                                                                               Burhan Öçal (links), Aynur
MEHR ALS DÖNER
‹Stimmen›-Festival                                                 mit einigen herausragenden Sufi-Musikern entwickelt. Das
                                                                   ‹Mevlud› wird noch ein zweites Mal zu hören sein – im Rahmen
Ein Schwerpunkt des diesjährigen Festivals für Vokalkunst ist      des diesjährigen ‹Wegs der Stimmen›, der die Kirchen St. Mar-
der Musik der Türkei gewidmet.                                     garethen (Binningen), St. Chrischona (Bettingen) und St. Otti-
Wenn Helmut Bürgel, der Leiter des ‹Stimmen›-Festivals, von        lien (Tüllingen) verbindet. In Tüllingen wird Sema Bischof, eine
türkischem Essen erzählt, gerät er ins Schwärmen. Zu Unrecht       der wenigen Interpretinnen der sonst den Männern vorbehalte-
werde diese Küche bei uns auf Döner Kebap reduziert, man           nen geistlichen Musik, u.a. diesen Gesang vortragen.
finde im Gegenteil eine erstaunliche Fülle köstlicher Vor-         Die Folk-Bigband ‹Kardes Türküler› aus Istanbul hat einst die
speisen und eine grosse Vielfalt an Gemüsegerichten. Ebenso        Wiederentdeckung der unterschiedlichen Volksmusiken der
vielfältig sei auch die Musik der Türkei, mit einer langen         Türkei eingeleitet und in die Gegenwart befördert; in ihren
Geschichte und vielen stilistischen und regionalen Unterschie-     Arrangements verbindet sie traditionelle Klänge mit Stil-
den. Wir hätten im Allgemeinen die Musik Anatoliens im Ohr –       elementen zeitgenössischer Pop- und Rockmusik. Sie tritt im
jene melancholischen Gesänge, die eine weite Landschaft ahnen      zweiten Teil des Programms ‹The heart of the turkish folk› im
lassen. Die Musik des Südens sei demgegenüber feuriger und         Walzwerk auf, nach dem anatolischen Barden Cengiz Özkan,
expressiver, jene der Schwarzmeerküste wiederum wild, unge-        einem Meister der leisen melancholischen Töne. Ins pulsie-
stüm, von kräftigen Rhythmen geprägt.                              rende Grossstadtleben von heute führt am folgenden Abend die
Kostproben dieser reichen Musikkultur sind am diesjährigen         ‹Istanbul Calling Party› mit dem Rapper Ceza, verschiedenen
‹Stimmen›-Festival in einem Türkei-Schwerpunkt zu genies-          DJs und Burhan Öçal als mitreissendem Drummer.
sen. Vier der Konzerte werden im Walzwerk in Münchenstein
                                                                   Von Musik über Film bis Food
stattfinden, wo das Festival, mit Unterstützung der Baselbieter
                                                                   Doch natürlich bleibt der Türkei-Schwerpunkt nicht auf das
Kulturabteilung, zum ersten Mal gastiert. Die Reihe beginnt mit
                                                                   Walzwerk beschränkt. Zur Festivaleröffnung im Burghof hat
‹Ashura›, einem Musiktheater der Istanbuler Gruppe ‹5. Sokak
                                                                   Helmut Bürgel die kurdische Sängerin Aynur eingeladen – was
Tiyatrosu›, einem der wenigen freien Ensembles des Landes mit
                                                                   prompt den Protest türkisch-nationalistischer Kreise in Lörrach
internationalem Renommee. In sieben Sprachen wird die Ge-
                                                                   provozierte. Auf dem Marktplatz in Lörrach tritt eine der ganz
schichte der türkischen Emigration im 20. Jahrhundert erzählt.
                                                                   grossen Stars der Türkei auf, die Popsängerin Sezen Aksu, eine
Zwischen den einzelnen Szenen werden die Resultate von
                                                                   innovative Künstlerin, die auch mit Goran Bregovic und Sting
Volkszählungen seit 1903 eingeblendet. Sie dokumentieren, wie
                                                                   gearbeitet hat. Schön ist, dass neben all der Prominenz auch Mi-
der Anteil nichttürkischer Population rasant abnahm, und ma-
                                                                   grantInnen vor Ort zum Zug kommen: Beim Chorkonzert auf
chen aus der szenischen Elegie über die verlorene Heimat unter
                                                                   der Burg Rötteln wirkt der Türkische Chor Müllheim mit. In den
der Hand eine Anklage gegen eine nationalistische Bevölke-
                                                                   abschliessenden Konzerten im Lörracher Rosenfelspark sind
rungspolitik, welche die minoritären Kulturen unterdrückte
                                                                   weitere Künstler vom Bosporus zu hören, darunter Mercan
und verdrängte.
                                                                   Dede, dessen Oriental Trance in der Türkei heftig umstritten ist,
Von traditionell bis aktuell                                       mit dem neuen Projekt ‹Breathe›, das hier seine Uraufführung
Das älteste Werk im ‹Stimmen›-Programm ist das ‹Mevlud›,           erlebt. Eine türkische Filmreihe im Lörracher Cineplex Metro-
eine Vita des Propheten Mohammed, verfasst vom 1422 gestor-        polis und türkische Gastronomie bei den Rosenfels-Konzerten
benen Dichter Suleyman Celebi. Es wird als Gebet bis heute ge-     runden das Angebot ab – Döner gibt es dort allerdings nicht!
lesen und rezitiert, sowohl in der Moschee als auch im Familien-
                                                                   | Alfred Ziltener
kreis. Es bildet einen wesentlichen Bestandteil der ‹Sufi Music
Night›, die der vielseitige türkische Perkussionist Burhan Öçal    ‹Stimmen›-Festival: Mi 28.6. bis So 6.8., diverse Orte in der Regio, Pro-
                                                                   gramm: www.stimmen.com
                                                                   ‹SommerWerkstattGesang›: So 16.6. bis Fr 11.8., Burghof, Lörrach. Elf
                                                                   Workshops für alle Stufen und mit namhaften Unterrichtenden.

                                                                   Ausserdem: 24. Zeltmusikfestival ‹Zeltkick›: Mi 28.6. bis So 16.7., Frei-
                                                                   burg (D), www.zmf.de

6   | PROGRAMM ZEITUNG | JUNI 2006
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
MUSIK

                                                                                                                                                                               Leg
                                                                                                                                               Tomek Kolczynski Foto: Rebecca Mori
NOTIZEN

Lob des Singens
db. Zwei engagierte Frauenchöre kommen mit
einem gemeinsamen Programm auch nach Ba-
sel: Die ‹Singfrauen Winterthur› unter der Lei-
tung von Franziska Welti und ‹die vogelfreien›
                                                    SINNLICHE ELEKTRONIK
                                                    CD-Trilogie von Kold
unter Magda Vogels Leitung, die zusammen
fast hundert Mitwirkende haben. Unter dem
                                                    Dass elektronische Musik weder unterkühlt noch mechanisch ist, beweist Kold alias
Label ‹vogelfreiesingfrauen› unternehmen sie
                                                    Tomek Kolczynski auf drei neuen fantastischen Einspielungen.
eine ‹Tour du Monde›, d.h. sie bringen Lieder
                                                    «Ich habe immer schon lieber mein Ding gemacht, als etwas zu reproduzieren», sagt
aus verschiedenen Epochen, Kulturen und mu-
                                                    Kold. Weil er nie ein Gruppenmensch gewesen sei, habe er sich bald von der Idee, in
sikalischen Sparten zu Gehör. Beide Chöre
verfügen über ein vielfältiges Repertoire, in-      einer Band zu spielen, verabschiedet. «Ich war nie Hip-Hop oder Rock, schon als
terpretieren Bekanntes neu und setzen sich          Jugendlicher wechselte ich die ganze Zeit. Vielleicht hatte ich eine kurze Phase, in der
speziell für Kompositionen von Frauen ein.          ich viel Doors oder Jimi Hendrix hörte, dann kam Prince ... mich langweilt es, mich
Ebenfalls dem Gesang verpflichtet sind die          nur mit einem Stil zu beschäftigen.» Darum habe er – wie etwa das Duo Stimmhorn,
SängerInnen des Internationalen Opernstu-           mit dem er zwei Jahre arbeitete und bekannt wurde ( CD ‹Igloo›, 2004) – stets seine ei-
dios Zürich. In Begleitung der ‹basel sinfo-        gene musikalische Welt kultiviert.
nietta› präsentieren junge StudienabgängerIn-       Mitte Juni erscheinen drei neue CD s des 33-jährigen Wahlbaslers mit polnischen Wur-
nen aus 14 Nationen in Basel ihr reichhaltiges      zeln, der am Bodensee aufgewachsen ist. Sie bestätigen, dass es vorteilhaft ist, die Ver-
Schlusskonzert.
                                                    marktung der Musik nicht bereits beim Einspielen im Kopf zu haben. Die Kold-Trilo-
Konzert ‹vogelfreiesingfrauen›: Sa 17.6.,
                                   fi
20.00, Offene Kirche Elisabethen S. 44
                                                    gie, das sind die in Samt verpackte Balladen- CD ‹Inside›, das in Leder gewickelte
Konzert Opernstudio: Di 27.6., Kaserne Basel,       Pop-Album ‹Zap› und das instrumentale Elektronik-Teil ‹Vast›, das in Aluminium
          fi
Reithalle S. 42                                     eingeschlagen ist. Kold entwickelt darauf eine reichhaltige Musikwelt: Prince’ ‹No-
                                                    thing Compares 2 U› steht neben der Neuvertonung von Wilhelm Müllers ‹Am Brun-
Lieder — mal anders                                 nen vor dem Tore›, das einst Franz Schubert in Klänge übersetzte, an den Punk ange-
db. Sie ist kein Geheimtipp mehr, aber ent-         lehnte Strukturen treffen auf epische Film-Instrumentalstücke, Raues auf
wickelt sich immer weiter: die Basler A-cap-
                                                    Seidenweiches. Kold kann alles. Er serviert 32 Stücke, über zwei Stunden Musik. Ob-
pella-Band The Glue. Die fünf jungen Sänger
                                                    wohl die Trilogie vor Einfällen sprüht, wirkt sie zusammenhängend und verpufft nicht
sind in den letzten acht Jahren rund 500 Mal
                                                    in tausend bunte Feuerwerkchen.
aufgetreten, haben drei CDs und eine DVD pu-
bliziert und etliche Auszeichnungen erhalten.       Eigenwillige Forschernatur
Sie lassen sich stilistisch nicht einordnen, sin-   Seit den frühen Neunzigern arbeitet Kold mit Elektronik, schon lange bevor er an der
gen am liebsten Eigenkompositionen von              Musikhochschule Basel Audiodesign studierte. Und er designt(e) Hörbares: Fürs
Salsa über Reggae bis Country und Drum’n’-          Theater Basel schuf er (mit Stimmhorn) die Musik zu ‹Faust 2› und gerade eben zum
Bass mit gehaltvoll-skurrilen Texten, glaskla-
                                                    Fussballstück ‹Wir im Finale› sowie zu ‹Stadt der Zukunft›. Er komponierte ferner
ren Stimmen und charmant-originellen Auf-
                                                    Filmmusiken, jüngst für Edgar Hagens «Roadmovie über Psychosen» (Kold), das kurz
tritten. Demnächst sind sie erneut live zu
                                                    vor der Vollendung steht. Für den Mozart-Hörpunkt von Radio DRS 2 spielte er elektro-
erleben, Reservation wird empfohlen.
Liedern ist auch die erste CD von Bettina Klöti     nische Mozartminiaturen ein. Er unterrichtet Sampler und Computer an der Allgemei-
und Vera Kappeler gewidmet, dem Duo ‹Ber-           nen Musikschule Basel, war vier Jahre Sound-Layouter beim DRS -Radio Virus ... Müs-
gerausch›. In Archiven haben sie nach ver-          sig war er nicht.
schollenen Schweizer Volksmelodien gesucht          An seinem Musiker-Vater Wojtek rieb sich Tomek als Teenager: «Er ist ein grosser
und sind dabei auf beeindruckende, schräge          Jazzfan. Ich bin mit Motown aufgewachsen, Quincy Jones, Herbie Hancock. Mit 13, 14
Balladen, Liebes- und Tanzlieder gestossen.         begann ich, mich zu emanzipieren, hörte Rock, und mein Vater ärgerte mich: ‹Das ist
Diese haben sie zeitgemäss musikalisch über-        doch keine Musik›.» Er habe darauf reagiert, indem er einfach sein Ding machte und
setzt und präsentieren sie zusammen mit ver-        sich vom Akademischen löste. «Ich habe nie gern nach Noten gespielt und lieber am
tonten Gedichten von Adolf Wölfli auf ihrer
                                                    Klavier für mich ausprobiert», sagt Kold. Denn Vorgefertigtes, Definiertes zu spielen,
CD ‹Erdstern›.
                                                    wäre ihm zu vorhersehbar, zu platt. «Das Forschen, das Suchen interessiert mich.»
Konzert ‹The Glue›: Fr 9.6., 20.00, Schauspiel-
haus Basel, www.theglue.ch                          Seine drei neuen CD s verdeutlichen dies meisterhaft. | Raphael Zehnder
CD-Taufe ‹Erdstern›: Mi 7.6., 20.30                 Die CDs ‹Inside›, ‹Zap› und ‹Vast› von Kold sind ab Mo 12.6. in einer limitierten Auflage von je 111
                                                    Exemplaren bei ‹kold electronics› zu haben, www.kold.ch
                                                                                                           JUNI 2006 | PROGRAMM ZEITUNG | 7
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
MUSIK | FILM

                                                                                                                                            Filmsstills aus ‹Pine Flat› (links) und ‹Volver›
                                                                                                                                                                  Sol Gabetta, Foto: Arens
SONNE IM WAPPEN
Solsberg-Festival

Ganz zufällig habe sie die ehemalige Kloster-
kirche im aargauischen Olsberg für sich ent-
deckt, erzählt die junge Cellistin Sol Gabetta,
und sofort gewusst: «Das ist es!» Der präch-
tige, reich dekorierte Barockbau im idyllischen
Flecken, nur wenige Autominuten von Rhein-         DELIKATE FILM-KUNST
felden entfernt, war der richtige Ort, um einen    ‹Art Film› im Stadtkino Basel
alten Wunsch zu verwirklichen: bei einem
Festival mit guten Freunden spannende musi-        Robert Wilson ist Ehrengast bei der Schweizer Premiere einer filmischen Hommage
kalische Programme zu realisieren, so wie          an sein Leben und Werk.
Gidon Kremer in Lockenhaus oder ihre Freun-        Die Kunstmesse ‹Art› lädt zum 37. Mal zur Auseinandersetzung mit Gegenwartskunst
din, die Geigerin Patricia Kopatchinskaja, im      ein. Und sie vermittelt im Rahmenprogramm ergänzende Einblicke in verwandte Dis-
bernischen Rüttihubelbad.                          ziplinen. So werden etwa im Stadtkino Basel Beiträge gezeigt, die zeitgenössische
Nun findet das Festival ‹SOLsberg› erstmals        Kunst an der Film-Kunst spiegeln. Und umgekehrt.
statt, kurz nach der Sommersonnenwende.
                                                   Höhepunkt der Veranstaltung ist der Besuch einer Ikone des aktuellen Kulturschaf-
Die Sonne (lat. sol) ziert denn auch das Em-
                                                   fens, Robert Wilson. Er wird zur Schweizer Premiere von Katharina Otto-Bernsteins
blem des Anlasses, und wer Sol Gabetta kennt,
                                                   Langzeitbeobachtung ‹Absolute Wilson› anreisen. Der Film zeigt die Regietechnik
weiss, dass der Bezug zur Sonne nicht nur mit
ihrem Namen, sondern vor allem mit ihrem           des Meisters am Beispiel seiner legendären Inszenierungen ‹Einstein on the Beach›
Wesen zu tun hat. Als künstlerische PartnerIn-     (1976) und ‹The CIVIL warS› (1983). Zudem sind Selbstzeugnisse über Stationen
nen hat sie Patricia Kopatchinskaja eingeladen     einer bewegten Jugend im texanischen Waco zu vernehmen und Würdigungen von
und den Pianisten Gérard Wyss, der am Basler       Freunden wie dem Pop-Musiker David Byrne, der Autorin Susan Sontag und der
Konservatorium ihr Kammermusiklehrer war           Operndiva Jessye Norman.
und zu ihrem «musikalischen Vater» (so Ga-         Die ‹Art Film›-Woche beginnt am Dienstag mit einem exquisiten internationalen
betta) wurde.                                      Kurzfilm-Mix. Am Mittwoch steht eine von zwei Schweizer Premieren an, ‹Pine Flat›
Am ersten Abend spielt sie mit ihm zusammen        der US-Künstlerin Sharon Lockhart. Während Jahren hat sie Kinder in einem Dorf in
Musik von Bach, Beethoven, Mendelssohn und
                                                   den Ausläufern der kalifornischen Sierra Nevada mit der Kamera beobachtet. Das Re-
Castelnuovo-Tedesco. Das zweite Konzert wid-
                                                   sultat ist ein formal bestechender, anthropologisch spannender Blick in ein spezielles
met das Trio ganz Maurice Ravel. Sie interpre-
                                                   Lebensumfeld.
tiere oft russische Musik, vor allem Schostako-
witsch, und Musik der Romantik, erzählt            Am Donnerstag sind wieder internationale Kurzfilme zu sehen, und der Freitag
Gabetta, nun wolle sie sich einmal mit einem       gehört dem kalifornischen ‹visuellen Dichter› John Baldessari und Arbeiten aus den
französischen Komponisten befassen. Der            Siebzigerjahren, etwa ‹Ed Henderson Suggests Sound Tracks for Photographs› oder
dritte Abend bringt Klaviertrios von Haydn,        ‹Four Minutes of Trying to Tune Two Glasses› für das Sextett des Musikers Phil Glass.
Beethoven und Brahms, dazu die Urauf-              Den Samstag krönt Robert Wilson, und am Sonntag werden zum Abschluss brasilia-
führung von Kopatchinskajas ‹Duo per Sol›.         nische Film-Raritäten von Julio Bressane vorgeführt. Insgesamt ein Programm, das
Ein Kompositionsauftrag soll übrigens jedes        Denkanstösse gibt und Filmdelikatessen präsentiert, die im überfrachteten Kinoange-
Jahr vergeben werden. Olsberg ist ab Magden        bot nicht das Publikum finden würden, das sie verdienen. | Michael Lang
mit einem kurzen Spaziergang zu erreichen,
zudem wird ein Shuttle-Bus vom und zum             Art Film: Di 13. bis So 18.6., Stadtkino. Zur Kunstmesse ‹Art› siehe auch   fi S. 16
Bahnhof Rheinfelden verkehren.
| Alfred Ziltener

1. SOLsberg Festival: Fr 23. bis So 25.6., Klos-
terkirche Olsberg. Fr/Sa 20.00, So 18.30.
www.kulturticket.ch, www.solsbergiade.ch

8   | PROGRAMM ZEITUNG | JUNI 2006
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
FILM

LA MANCHAS TOLLE WEIBER                                              und Sühne unter Umständen völlig anders interpretiert werden
Pedro Almodóvars neuer Spielfilm
                                                                     können, als es die juristische Schulweisheit vorgibt. Wenigstens
‹Volver› ist ein gewitzt inszeniertes, famos gespieltes und ex-      im Kino und besonders im intelligenten Schaubuden-Kino des
trem weibliches Beziehungspuzzle aus Spanien.                        Pedro Almodóvar.
Der Beginn des neuen Films von Pedro Almodóvar ist virtuos           Skurril-grotesk geht die Handlung weiter. Als eine Tante Rai-
choreografiert, verblüffend und Programm: Auf einem Friedhof         mundas stirbt, taucht plötzlich bei deren Schwester ein Ge-
in der Region La Mancha putzen und striegeln Dutzende von            spenst auf, das keines ist. Sondern Irene, die schrullige Famili-
Frauen unterschiedlichen Alters Steinplatten und Skulpturen          enmutter, die angeblich vor Jahren mit dem Ehemann bei einer
mit fast schon frivoler Hingabe. So, als sei unter allen Umstän-     Feuersbrunst ums Leben gekommen ist. Aber Irene ist kein
den zu vermeiden, dass die glatten Fassaden auch nur durch ein       Phantom, sondern quicklebendig, und sie fordert ihren Platz im
winziges Fleckchen getrübt werden.                                   realen Leben zurück. Das geht zwar nicht ohne Versteckspiele
Doch Vorsicht ist geboten, denn wie in jedem Werk des spani-         ab, funktioniert aber dank der Improvisationsfähigkeit der
schen Filmzauberers Pedro Almodóvar sind schillernde Bilder          Töchter und der Enkelin bestens. Ja, der schalkhafte Almodóvar
und schrille Gesten ein untrügliches Zeichen dafür, dass man         hat halt auch für das Undenkbare immer eine plausible filmi-
genauer hinschauen und zuhören sollte. Man ahnt, dass die            sche Erklärung zur Hand. Und so fiebert man gerne mit den tol-
lebensprallen Weiber von La Mancha gute Gründe haben, den            len Weibern aus La Mancha mit, wenn sie ihr Beziehungspuzzle
Schein aufzupolieren. Denn in den Gruften liegen nicht immer         mit der Kraft der Toleranz und weiblichem Solidaritätsgefühl
die, die man dort namentlich begraben hat, und einige, die           zusammensetzen und so ein paar weitere unerhörte Geheim-
tatsächlich im Dunkeln liegen, haben Geheimnisse mitgenom-           nisse aufdecken.
men, die ganz schnell ans Licht kommen und den Dagebliebe-           ‹Volver› ist eine deftige Studie über das Menschlich-All-
nen nicht geringe Probleme bereiten könnten.                         zumenschliche, aber nach dem Selbstzeugnis Almodóvars
Wie vielleicht eines Tages der schönen, klugen, zupackenden          auch politisch lesbar: ‹Volver› zerstöre die Gemeinplätze des
Putzfrau Raimunda. Sie lebt mit ihrer pubertierenden Tochter         schwarzen (faschistischen) Spaniens und stelle diesem ein
und einem arbeitslosen Trunkenbold zusammen. Er soll der             Spanien gegenüber, das ebenso real wie anders sei: spontan,
Papa des Mädchens sein, was ihn aber nicht daran hindert, ihr        vergnügt, kühn, solidarisch und gerecht. Dem möchte man bei-
dauernd nachzustellen, kaum ist Mama aus dem Hause. Als der          fügen: Und sehr weiblich, wie dieses Exempel einer blitz-
geile Bock eines Tages allzu zudringlich wird, kommt es zur          gescheiten Familiengeschichte zeigt. Mit brillanten Schauspie-
Tragödie: Bei einem Gerangel ersticht das Mädchen den Mann           lerinnen wie Penélope Cruz als Raimunda oder Carmen Maura
mit einem Küchenmesser. Was nun? Die herbeigeeilte Mutter            als Mutter Irene. Dass der originellste und wichtigste zeitgenös-
reagiert gefasst. Sie bläut dem verstörten Kind ein, ab sofort den   sische spanische Filmer gerne Frauencharaktere ins Zentrum
Mund zu halten. Und dann entsorgt sie den Verblichenen kalt-         rückt, schätzt man ja. Dass er aber dieses Mal sogar auf den
blütig in der Gefriertruhe eines Restaurants nebenan. Das geht       Flankenschutz transsexueller oder schwuler Mannsbilder ver-
fast unauffällig, denn der Besitzer des Etablissements ist ver-      zichtet, ist neu und erfrischend, Und auch den Macho-Ritter von
reist und hat Raimunda beauftragt, nach dem Rechten zu sehen.        der traurigen Gestalt in der Tiefkühltruhe hat man am Ende
Charmante Verbrecherinnen                                            schon fast vergessen. | Michael Lang
Wir werden also ZeugInnen eines kuriosen Verbrechens und             Der Film läuft derzeit im Kultkino Atelier
sofort auch zu intimen Verbündeten einer sympathischen Frau-
enclique. Sie macht uns klar, dass Begriffe wie Moral, Schuld
                                                                                                   JUNI 2006      | PROGRAMM ZEITUNG | 9
PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Schwerpunkt zu Kultur und Migration * Vokalkunst aus der Türkei Museum: Arena der ...
THEATER | MUSIK

                                                                            Eröffnet wird das Festival mit einer grossen Fete im Grüttpark
                                                                            in Lörrach. In Basel gibt es unter anderem Kurse für DJanes,
                                                                            einen Mädchenstadtrundgang und Disco auf dem Schiff, es wird
                                                                            Radio gemacht und politisiert. So kommen etwa Vertreterinnen
                                                                            regionaler Jugendparlamente zusammen, diskutieren verschie-
                                                                            dene Themen, analysieren, üben und erarbeiten Vorschläge und
POWERGIRLS & THEATERHELDEN                                                  Laufbahnkonzepte. Mit einer ‹Girlsparade› und einer Salut-
‹Mädiale und 100 lebendige Weisen›                                          /Salü-Party wird die ‹Mädiale› abgerundet.
                                                                            Lebendiges Theater
Verschiedene Kulturanlässe fördern den grenzüberschreiten-
den Austausch von Jugendlichen.                                             Ende Monat wird der Grüttpark dann erneut Schauplatz jugend-
Rund 3000 Mädchen von 11 bis 20 Jahren werden sich über                     licher Kulturaktivitäten. Zum 5. Kindertheaterfestival, das der
Pfingsten im Dreiländereck zur siebten Auflage der ‹Mädiale›                Soziale Arbeitskreis (SAK), das Nellie Nashorn und das Stadtju-
treffen. Über 35 Gruppen aus der Nordwestschweiz, Österreich                gendreferat Lörrach veranstalten, sind zehn Gruppen auf der
und ganz Deutschland haben sich angemeldet. Sie wollen zei-                 Bühne im idyllischen Weidenpalast angemeldet. «Es ging
gen, was Mädchen verschiedenster Kultur- und Subkulturkreise                darum, eine Plattform für Schultheater mit ihren begrenzten
interessiert und künstlerisch gestalten können. Mit Podien,                 Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen», kommentiert Ingrid Wein-
Workshops, Bühnenauftritten und Sport werden Austausch und                  mann-Zöllin das Vorhaben. Dieses Ziel scheint erreicht, denn
Begegnung gefördert.                                                        in den letzten Jahren erfreut sich das Festival wachsender Be-
Die ‹Mädiale› fand bisher innerhalb Deutschlands statt, nun                 liebtheit bei umliegenden – auch Schweizer – Laientheatern.
sind erstmals auch Frankreich und die Schweiz daran beteiligt.              Diese Entwicklung ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der
Als multikultureller Schmelztigel kann das Dreiländereck dem                Bestrebungen zur Ganztagsschule in Deutschland und den da-
Festival neue Impulse bieten. Gisela Schleidt und Stephanie                 mit einhergehenden ausserschulischen Projekten zu sehen.
Wizent vom Kreisjugendreferat Lörrach hegten schon länger die               Bei den Darbietungen darf man sich auf Komisches, Tragisches,
Idee einer trinationalen ‹Mädiale› und suchten umgehend Kon-                immer aber Dramatisches freuen. Besonders gespannt ist In-
takte zu Institutionen im Elsass und der Region Basel. Involviert           grid Weinmann-Zöllin auf die Produktionen Vaclav Spirits mit
sind, koordiniert von der Agentur Pippilotta, u.a. der Mädchen-             seiner Gruppe von der Tüllinger Höhe. «Die machen immer
rat, das Gleichstellungsbüro, das Zentrum Gender Studies, der               grandioses Theater.» | Tanja Holtze, Dagmar Brunenr
Verein Frauenstadtrundgang, der Mädchentreff Mädona, der                    7. Mädchenkulturfestival ‹Mädiale›: Sa 3. bis Mo 5.6., div. Orte, Infos:
Frauenboxclub Basel und etliche Kulturhäuser.                               www.maediale06.de. Abb. Nicole Scherrer, www.milkandwodka.org

                                                                            5. Kinder- und Jugendtheaterfestival ‹Hundert lebendige Weisen›: Di 27.
                                                                            bis Do 29.6., Lörrach, www.nellie-nashorn.de, www.sak-loerrach.de

NOTIZEN

Jugendtheatertreffen                                Grausames Spiel                                  Musik an ungewohnten Orten
db. Wer in der Jugend Theater spielt, wird          db. Von einer despotischen Witwe und ihren       db. Seit rund 30 Jahren sind jeweils im Juni so-
auch später gern ins Theater gehen. Jedenfalls      fünf lebenshungrigen Töchtern handelt das        wie nach den Sommerferien bis Ende Septem-
hoffen das die Schweizer Bühnen, die seit           letzte Stück des spanischen Dichters Federico    ber die ‹Altstadt-Serenaden› zu vernehmen.
rund 15 Jahren so genannte Jugendclubs an-          Garcia Lorca, ‹Bernarda Albas Haus›. Der         Die rund einstündigen Konzerte mit vorwie-
bieten. Mit Unterstützung von Profis aus            Autor schrieb es 1936 kurz vor seiner Ermor-     gend ‹klassischer› Musik finden in verschiede-
Regie, Schauspiel und Technik erarbeiten            dung, und es ist bis heute eine ergreifende      nen Räumen links und rechts des Rheins statt,
junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren eigene        Tragödie, die den Umgang mit Herrschaft und      sind gratis und meist gut besucht. Es spielen
Theaterkonzepte sowie Inszenierungen, die           den Konflikt zwischen Norm und Individu-         Mitglieder des Sinfonieorchesters, Ensembles
sie dann auch aufführen. 1997 lancierten das        alität thematisiert. Die Arlesheimer Regisseu-   der Musikhochschule und freischaffende Mu-
‹junge theater basel› und das Theater Basel         rin Ursula Hallepape bringt das ‹Frauenstück›    sikerInnen jeden Alters. Das Angebot wird von
das erste nationale Jugendtheaterclubtreffen        mit neun Mitwirkenden in einer Halle des         der Stiftung Basler Orchester-Gesellschaft
‹Spiilplätz›, das seither alle ein bis zwei Jahre   Walzwerks zur Aufführung. Dabei kommen           koordiniert und finanziert. Diese richtet auch
stattfindet und jeweils 150 bis 250 junge Thea-     Schauspiel, Tanz und Bewegung zum Einsatz        einen ‹Förderpreis für junge MusikerInnen
terfreaks zu Begegnung und Austausch zu-            und es werden Bezüge zur Gegenwart her-          aus›; und schon oft sind ihre PreisträgerInnen
sammenbringt. Während vier Tagen präsentie-         gestellt. Mit ihrem ‹theater on› hat Hallepape   später international bekannt geworden, u.a.
ren sie ihre aktuellen Produktionen in drei         bereits sechs erfolgreiche Produktionen rea-                  fi
                                                                                                     Sol Gabetta ( nebenan). – Auch Konzerte in
Spielstätten, nehmen an Workshops teil, ler-        lisiert und möchte die neue Spielstätte peu à    Kunsträumen sind beliebt. Die Reihe ‹les
nen und feiern zusammen. Zum diesjährigen           peu in einen Begegnungsort für darstellende      muséiques› steht zum fünften und letzten Mal
Motto ‹herz.eigen› sind insgesamt 13 Stücke         Künste verwandeln. Ab September etwa steht       unter der künstlerischen Leitung von Gidon
zu sehen. Die auswärtigen Teilnehmenden             Shakespeares ‹Sommernachtstraum› auf dem         Kremer. Während elf Tagen sind hochkarätige
können bei Basler Gastfamilien wohnen.              Programm.                                        MusikerInnen in 16 Museen zu hören;
7. Jugendtheaterclubtreffen ‹Spiilplätz›: Mi 14.    ‹Theater on› spielt ‹Bernarda Albas Haus›:       Schwerpunkte bilden Konzerte von Mozart,
bis So 18.6., Theater Basel, Junges Theater         Fr 9.6., 20.00 (Premiere) bis So 25.6., Walz-    Robert Schumann und Sofia Gubaidulina.
Basel, Vorstadt-Theater                             werk, Münchenstein. Karten: T 079 521 53 40,     Altstadt-Serenaden: ab Mi 7., 14., 21. und 28.6.
                                                    Infos: www.theateron.ch                          sowie ab 16.8. bis 27.9.
Ausserdem: Theatertage Aarau, Festival des
Schweizer Amateurtheaters: Fr 9. bis Sa 11.6.,                                                       Festival ‹les muséiques›: Do 1. bis So 11.6.,
Theater Tuchlaube, Aarau, www.theatertage.ch                                                         www.lesmuseiques.ch, 30 bis 120 Franken

10   | PROGRAMM ZEITUNG | JUNI 2006
THEATER | MUSIK

REISEN IM KOPF
Theater in der Kaserne Basel

Suchende, Reisende, Glücksritter: Monika Neuns aktuelle Theaterproduktion erzählt
‹Vom Vergnügen am Verschwinden›.
Es ist schwer zu beschreiben, noch schwerer auf die Bühne zu bringen: Ein ganz be-                  NOTIZEN
stimmtes gegenwärtiges Lebensgefühl, das geprägt ist von einer seltsamen Leere und
einer vagen Sehnsucht. Dieses beschäftigt die Basler Regisseurin Monika Neun schon                  Mozarts Mysterium
seit längerem, im Herbst 2004 spürte sie ihm in ihrer Theaterinstallation ‹Protect me               db. Mozart überall, auch in Dornach. Nach der
from what I want’ nach. Die erfolgreiche Produktion bespielte verschiedene Räume der                vergnüglichen ‹Entführung aus dem Serail›
Kaserne Basel, das Publikum bewegte sich frei zwischen den einzelnen Szenen.                        des Neuen Theaters am Bahnhof spielt nun die
Neuns aktuelles Stück ‹Vom Vergnügen am Verschwinden› ist formal zwar eine nor-                     Goetheanum-Bühne ‹Die Zauberflöte›. Der
male Bühnenproduktion, doch inhaltlich bildet sie eine Art Fortführung jener Arbeit:                Literaturexperte Peter von Matt hat sie als
                                                                                                    eines der «grossen Rätselwerke unserer Kul-
Waren die Figuren damals in ihren Konflikten gefangen und unfähig, neue Wege ein-
                                                                                                    tur» bezeichnet, und auch Goethe war davon
zuschlagen, so geht es diesmal um Leute, die aufbrechen. Als eine «Liebeserklärung an
                                                                                                    so begeistert, dass er die Oper während seiner
Menschen, die es wagen und alles zurücklassen, um ihr Glück zu finden» bezeichnet                   langjährigen Intendanz am Hoftheater in Wei-
Neun ihr Stück.                                                                                     mar insgesamt 82-mal aufführen liess. Das
Ein erster Auslöser für die Arbeit war eine Asienreise, auf der die Regisseurin Rei-                Doppelbödige dieses Werks faszinierte und be-
sende traf, die in fernen Ländern nach Erfüllung suchen. In ihrem Umfeld sei die                    flügelte ihn gar zu einer eigenen Fassung bzw.
Frage, ob man sein geordnetes Leben für eine unsichere Zukunft aufgeben solle, sehr                 Fortsetzung, die bis auf den ersten Akt freilich
aktuell, erzählt die 39-Jährige, die entsprechend ihre eigene Generation ins Zentrum                Fragment blieb. Mozarts Singspiel ist bis
stellt. Inspiration fand sie aber auch bei Marcel Proust, von dem sie zwar nur kurze,               heute umstritten, manche halten es für über-
aber stark prägende Textfragmente verwendet. Auch Texte von Rainald Goetz und                       schätzt. Am Goetheanum wird das märchen-
Nicolas Bouvier kommen vor. Darum herum entwickelte Neun Figuren und Situatio-                      hafte Stück als heiter-ernstes Mysterienspiel
                                                                                                    präsentiert, das einen Einweihungsweg be-
nen zu Fragen wie: In welchen Momenten hat man das Gefühl, wirklich zu leben? Was
                                                                                                    schreibt; das Gelände und die Architektur des
ist die Erfüllung? Die junge Basler Autorin Renata Burckhardt, die schon bei der letz-
                                                                                                    Gebäudes werden in die Aufführung einbezo-
ten Produktion mitgearbeitet hatte, schrieb die Szenen.                                             gen. Regie führt Johannes Peyer, die ‹basel
Unverhofft und unbeständig: das Glück                                                               sinfonietta› spielt unter Christof Escher.
‹Vom Vergnügen am Verschwinden› schildert Reisen im übertragenen und im konkre-                     ‹Die Zauberflöte›: So 4.6., 19.00 (Premiere) bis
                                                                                                    So 18.6., Goetheanum, Dornach, T 061 706 44
ten Sinn. Der täglichen Routine, der relativen Sicherheit werden Aus- und Aufbrüche
                                                                                                    44. Infos: www.zauberfloete.goetheanum.org
gegenübergestellt. Einzelne kurze Szenen stehen unverbunden nebeneinander, die
                                                                                                    Ausserdem: 24. Internationales Theaterfesti-
sieben Darstellenden schlüpfen in unterschiedliche Rollen. «Ich hoffe, dass ich aus
                                                                                                    val Freiburg zum Thema ‹Glauben›: Fr 16. bis So
der Kombination der einzelnen Schicksale und Träume dieses Lebensgefühl fassbar                     25.6., diverse Orte, Freiburg (D)
machen kann», beschreibt Neun ihre momentane eigene Suche. Am schwierigsten
umzusetzen wird zweifellos das Ende der Suche sein: «Das Glück zeigt sich ja immer
nur in kurzen Momenten. Man kann es nicht erzwingen. Plötzlich ist ein Glücksgefühl
da – und schnell wieder verschwunden.» Entsprechend könne sie keine allgemein
gültigen Antworten geben, «aber natürlich werden wir probieren, ein paar solche
Momente auf die Bühne zu bringen.»
Manche Träumenden müssen gar nicht reisen. Marcel Proust zum Beispiel, der in
einem Interview sagte: «Meine schönsten Überfahrten, meine von Wind und Einsam-
keit am heftigsten umspülten Aufstiege habe ich – mit geschlossenen Augen, aus-
gestreckt auf dem Ruhebett – innerhalb meines Zimmers unternommen.» Für alle an-
deren gibt es diesen Theaterabend. | Felizitas Ammann
Monika Neun, ‹Vom Vergnügen am Verschwinden›: Fr 2. bis Sa 10.6., 20.00, Kaserne Basel   fi S. 42
                                                                                                        JUNI 2006   | PROGRAMM ZEITUNG | 11
LI TERATUR

PLA N ET FU S S B A LL
Buchbesprechung

Am 9. J uni beginnt die Fussballweltmeisterschaft in Deutschland. Da wollen wir
natürlich nicht abseits stehen; mal sicher nicht ohne dieses Buch im Reclam-Format,
das einen Fussballspieler von Weltformat im Titel führt - . Für Fans:
Das ist k e i n Buch über euren Zizou! Sondern eins, das auf knapp 8o Seiten nichts we-                Wolfgang
                                                                                                      Bortlik
niger als die Faszination Fussball erklären möchte. Und mehr als das.
Philippe Dubath lässt seinen Ich-Erzähler einen Brief schreiben, einen int imen Brief                Gedichte
                                                                                                     von
an seine Frau, sagen wir eine Beichte. Darin erzählt er, wie er zum Fussball kam und                  Fussball
warum er ihm, inzwischen knapp fünfzigjährig, treu geblieben ist; erzählt von seiner                   und so

Kindheit und fugend in Frankreich und der Schweiz, von einem schüchternen Jungen,
vom Fremd- und Anderssein. Wie ihm der Fussball zu überleben half, erfahren wir,
auch und besonders, als er sexuell missbraucht wird. Fussball als Therapie, könnte
man sagen, als Lebens- und Oberlebenshilfe, als Mittel zur Identitätsfindung und In-
tegration.
Gut, dass Dubath es versteht, durch seine Haltung und seinen Ton, durch sein einfa-
ches, warmes und wahrhaftiges Erzählen vom Kind- und Mannsein (und vom Kind-im-
Mann-Sein) nie auch nur entfernt an fiebrige Fangesänge oder eine Apotheose des
Fussballsports denken zu lassen. Dem stünde auch entgegen, dass der Autor seinem
Gegenstand erstaunliche, geradezu philosophische Seiten abgewinnt. Etwa wenn er                     LITER A -PU R
wiederholt darauf besteht, dass Fussball recht eigentlich Kommunik at ion sei. «Ich
meine, wenn du den Ball einem anderen zuspielst, ist dieser andere für dich jemand.                 Team der Dichter
Eine Person. I h m gut den Ball zuzuspielen heisst, ihn respektieren. I hm den Ball                 Als Trainer der Poeten
wegzunehmen heisst existieren.» Spätestens in Passagen wie diesen erweist sich, dass                Werd ich dies Team vertreten
dieser Text mittels Fussball aufs Ganze zielt, aufs Leben im Allgemeinen zu sprechen                Viererkette: Goethe, Gleim
k ommt (und jenes unter Männern im Besonderen), auf ein einfaches, gutes und mit-                   Aussen schliesslich Arp und Heym
menschliches Leben, in dem ein Doppelpass auf dem Fussballplatz für das «Glück voll-                Alors, im Tor der Eine
kommenen Einvernehmens» steht. Einzig das Motiv des Missbrauchs überzeugt mich                      Natürlic h Heinric h Heine
weniger, diese kleine Krit ik an einem ansonsten wunderbaren Buch sei gestattet. Es                 Links dann Hölderlin und Brecht
würde nämlich auch ohne diesen  auskommen, die Bedeutung des Fussballs                      Eichendorff und Benn spieln rechts
für den Ich-Erzähler stünde auch so ausser Frage.                                                   Hermetisch zu die Räume
Zum Schluss noch - die Gedankenkette reicht von Zidane und Algerien zu Camus (und                   So wie die Dichterträume
Algerien) und zu  von The Cure, die sich bekanntlich von Camus ins-                Gross und einsam stürmt allein
pirieren liessen, der Fussball liebte, - ein Buch, das nichts mit Fussball zu tun hat: . Ein Roman, der eine unvergleichliche Atmosphäre schafft (man spürt Algiers
                                                                                                    Direkt aus grosser Förne
brutale Hitze und wünscht sich selbst ans Meer) und der demonstriert, wie ein Mensch
                                                                                                    Da schiesst der Ludwig Börne
unausweichlich und gleichsam achselzuckend seinem Schicksal entgegentreibt.                         Auf der Bank Celan und Eich
Albert Camus hütete übrigens Anfang der Dreissigerjahre bei Racing Universitaire                    Schiller auch, die sind zu weich!
d'Alger und beim FC Oran das Tor. Heute kann man Postkarten kaufen, auf denen er
                                                                                                    I Wolfgang Bo r t lik
sagt: «Alles, was ich über Solidarität weiss, habe ich beim Fussball gelernt.»
                                                                                                    Au s:
LITERATUR

FUSS                                                                                                                   BALL

Fuss-jäger                                                                                                             Augen-ball
Fuss-kampf                                                                                                             Ca-ball
Fuss-kette                                                                                                             Dorf-ball
Fuss-kissen                                                                                                            Ehren-ball
Fuss-kleid                                                                                                             Erd-ball
Fuss-knecht                                                                                                            Erden-ball
Fuss-korb                                                                                                              Fang-ball
Fuss-krankheit                                                                                                         Fange-ball
Fuss-kratzen                                                                                                           Farbe-ball
Fuss-kreuz                                                                                                             Faust-ball
Fuss-lage                                                                                                              Feder-ball
Fuss-lappe                                                                                                             Feuer-ball
Fuss-leiden                                                                                                            Filz-ball
Fuss-ling                                                                                                              Frei-ball
Fuss-liniensoldat                                                                                                      Freimaurer-ball
Fuss-losigkeit                                                                                                         Glücks-ball
Fuss-lumpe                                                                                                             Golf-ball
Fuss-mann                                                                                                              Grisetten-ball
Fuss-mehl                                                                                                              Hand-ball
Fuss-mensch                                                                                                            Hochzeit-ball
Fuss-muskel         GEBALLTE LADUNG                                                                                    Hof-ball
Fuss-nagel          Kommentar und Empfehlung                                                                           Kammer-ball
Fuss-partie                                                                                                            Kanonen-ball
Fuss-patient        Ehrlich, ich kann es nimmer hören, sehen, schmecken, dieses Gesülze über Fussball                  Katz-ball
Fuss-platte         überall! Gibt es eigentlich noch irgendwo ein Kulturwürstchen, das noch nicht seinen               Kinder-ball
Fuss-punct                                                                                                             Kolb-ball
                    Senf zu der Sache abgegeben hat? Theater, Kino, Buchhandel sind derzeit ganz auf
Fuss-raum                                                                                                              Kreis-ball
Fuss-reiniger
                    Fussball eingestellt: Fussballfilme, -gedichte, -stücke, -romane, -hörspiele – echt, es            Luft-ball
Fuss-reis           wird mir schlecht. Dabei sollen die Jungs auf dem Spielfeld doch nur eines machen:                 Mondschein-ball
Fuss-reise          Fussball spielen. Das reicht mir völlig. Ich tue es ungern, aber hier muss ich dem alten           Masken-ball
Fuss-ring           Mann vom Bodensee, Martin Walser, recht geben, wenn er sagt: «Sinnloser als Fuss-                  Nasen-ball
Fuss-rolle                                                                                                             Pritsche-ball
                    ball ist nur noch eins: Nachdenken über Fussball.» Wobei ich die erste Hälfte des Sat-
Fuss-rotz                                                                                                              Purpur-ball
Fuss-runzel
                    zes nicht in Ordnung finde, die zweite dagegen umso mehr. Denn man drehe den                       Riesen-ball
Fuss-sack           Spiess doch einfach einmal um: Die gesamte Mannschaft des FCB, inklusive Trainer                   Sand-ball
Fuss-salbe          und Sponsoren, würden ihre Gedanken zur Holbein-Ausstellung äussern. Das will                      Sau-ball
Fuss-scheit         doch keiner hören, oder? Also, schweigen wir lieber und freuen uns auf den Anpfiff.                Schlag-ball
Fuss-schelle                                                                                                           Schleuder-ball
                    Denn Fussball ist vor allem – Fussball.
Fuss-schmack                                                                                                           Schnee-ball
Fuss-schmerz
                    Und jetzt kommt die Ausnahme von der Regel, denn natürlich gibt es auch Tolles im                  Schwamm-ball
Fuss-schuh          Begleitprogramm zur Fussball- WM . Das Allertollste sind die Fussball-Hörspiele von                Schwarz-ball
Fuss-siechung       Ror Wolf, die jetzt auf 4 CD s herausgegeben wurden. Zwischen 1972 und 1979 hat                    See-ball
Fuss-sohle          Wolf zehn Fussballcollagen komponiert. Über die Jahre sammelte er Fussball-O-Töne:                 Sonnen-ball
Fuss-soldat                                                                                                            Spiel-ball
                    Im Bus, im Stadion und hauptsächlich im Radio. Die Fussball-Konferenzschaltungen
Fuss-spiel                                                                                                             Sphären-ball
Fuss-spitze
                    am Samstagmittag, erinnern Sie sich daran? Wenn ja, dann werden Sie die Hörspiele                  Spring-ball
Fuss-stank          lieben. Wolf schneidet sein Material grandios, die Stücke sind Fussball-Dramen mit                 Stadt-ball
Fuss-steg           unglaublichem Witz. Und sie zeigen auch, wie absurd das Reden über Fussball ist.                   Stein-ball
Fuss-streit         Schon die mediale Übermittlung ist komisch. Drum machen wirs kurz, denn «Fussball                  Stoss-ball
Fuss-strick                                                                                                            Strahlen-ball
                    ist unser Leben, König Fussball regiert die Welt». | Matthias Buschle
Fuss-stuhl                                                                                                             Studenten-ball
Fuss-sucht          Ror Wolf, ‹Gesammelte Fussball-Hörspiele›. Intermedium rec., über 240 Min., 4 CDs mit umfang-      Sturm-ball
Fuss-tritt          reichen Booklets, ca. CHF 53                                                                       Unglücks-ball
Fuss-truhe          Fussball-WM: Fr 9.6. bis So 9.7. Grossleinwände u.a. in Kulturräumen wie Sudhaus, Gare du Nord,    Volks-ball
Fuss-truppe         Unternehmen Mitte etc.                                                                             Voll-ball
Fuss-turnier        Ausstellung ‹Fussballfieber›, ein Rückblick auf die Schweizer Fussballgeschichte: Do 8.6., 18.00   Waid-ball
Fuss-ung            (Vernissage) bis Do 14.12., Sportmuseum Schweiz, Missionsstr. 28                                   Wasser-ball
Fuss-volk                                                                                                              Welt-ball
Fuss-wache          «Fussball lehrt eine Masse in der Möglichkeitsform denken. Sie macht die Erfahrung, dass sich      Wind-ball
Fuss-wanne          in Sekunden etwas verändern lässt. Fussball ist – zusammen mit der Erkenntnis, dass der Weg        Winter-ball
Fuss-waschung       ins Spiel fast immer über den Kampf führt – Anschauungsunterricht für Revolutionäre. (..) Last,    Wolken-ball
Fuss-wasser         not least wird einem für sein Geld auch ein gesunder Gegenwert an Gefühlsausbrüchen geboten.       Wunder-ball
Fuss-weg                                                                                                               Wurf-ball
                    Keine Theateraufführung verhilft auch nur einem Zuschauer zu ebensolcher Freude wie den
Fuss-werk                                                                                                              Würstel-ball
                    10 000 Anhängern ein Siegertor in der 89. Minute, keine Chopin- oder Hölderlin-Matinée ver-
Fuss-wischer                                                                                                           Witwen-ball
                    setzt in so ehrliche Trauer wie der Verlusttreffer.» | Bertolt Brecht
Fuss-zierde                                                                                                            Zeit-ball

                    Links und rechts: Stichwörter aus dem ‹Deutschen Wörterbuch› von Jacob und Wilhelm Grimm
                    Abb. ‹Fussballbox for Kids›, Fingerfussballset, ars edition. Foto: Livie Davatz

                                                                                                  JUNI 2006   | PROGRAMM ZEITUNG | 13
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