DAS RICHTIGE TEMPO IN ALLEN LAGEN FINDEN - IG Sport Aargau

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DAS RICHTIGE TEMPO IN ALLEN LAGEN FINDEN - IG Sport Aargau
SPORT FORUM AARGAU

        Von oben links: Das Sport Forum Aargau in der Sporthalle Tägerhard, Begrüssung von Gemeindeammann Roland Kuster, Ski-Freestyler Elias Ambühl,
        Moderator Peter Pfändler, 4-fache Schwingerkönigin Sonia Kälin und die Motorrad-Rennfahrerin Sabine Holbrook.

          DAS RICHTIGE TEMPO IN
           ALLEN LAGEN FINDEN
         In der Wettinger Sporthalle Tägerhard ging ein sprühendes «Sport Forum Aargau» über die Bühne.
          Drei sportliche Referenten, Altbundesrat Adolf Ogi und der Berliner Philosophieprofessor Wilhelm
                                          Schmid begeisterten 300 Zuhörer.
                                                         Text: Wolfgang Rytz Bilder: Adrian Ehrbar

        Die gebürtige Heidelberger Motor-               Slopestyle mit wilden Sprüngen über             ums Tempo, sondern um das Leben»,
        rad-Rennfahrerin Sabine Holbrook                Schanzen. «Das braucht Schnell-                 brachte der Philosophieprofessor die
        verzückte die Forumteilnehmer mit               kraft», schilderte der Sportler und
        ihrer unkomplizierten Art. Sie fuhr             veranschaulichte dies mit einem spon-            «ES GEHT IM SPORT
        mit ihrer 1000-ccm-Maschine in die              tanen Überschlag seitwärts. «Ent-
        Sporthalle ein und berichtete von ih-           scheidend bei unserem Sport ist die            NICHT UMS TEMPO, SON-
        rer Leidenschaft, die zahlreiche Lei-           Muskelspannung.» Dem Aargauer                   DERN UM DAS LEBEN»
        den schuf. Die zweifache Mutter über-           Publikum stockte der Atem, als er das
        wand diese wie auch den Verlust ihres           richtige Verhalten bei einem sich an-               Wilhelm Schmid, Philosophieprofessor
        Partners durch eine Krebserkran-                kündigenden Sturz schilderte. «Nur
        kung. Nur vordergründig ein verrück-            keine Panik, sondern klar denken!»              Ausführungen von Holbrook und Am-
        ter Hund ist Ski-Freestyler Elias Am-                                                           bühl auf den Punkt. Er ordnete das
        bühl. Der Bündner verschaffte sich              ORDNENDER PROFESSOR                             menschliche Dasein in vier Phasen. In
        einen Namen als Weltrekordhalter im             An die Gelassenheit bei der Suche nach          den ersten 25 Jahren gehe es darum,
        Rückwärtsfahren. Seine Kernkompe-               dem richtigen Tempo appellierte Wil-            das Tempo zu steigern. Zwischen 25
        tenz ist die olympische Disziplin               helm Schmid. «Es geht im Sport nicht            und 50 sei dies nicht mehr möglich.

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INTERVIEW ADOLF OGI

                                                     «VIEL ENTWICKLUNGS-
                                                     POTENTIAL IM SPORT»

Rosmarie Meili mit Marco Meili, IG Sport Aargau.

                                                   HERR OGI, WIE WURDEN SIE PERSÖN-            habe ich den Sport in der Schweiz als
                                                   LICH MIT DEM SPORTVIRUS INFIZIERT?          Bundesrat nicht nur verwaltet, sondern
                                                   Adolf Ogi: Meine Eltern haben mich früh     gestaltet und mich dafür eingesetzt.
Peter Pfändler und Jörg Sennrich, Geschäfts-       für den Sport begeistert. Der Vater hat
führer, IG Sport Aargau.
                                                   mich zum Skisport und Bergsteigen ge-       SIND SIE ZUFRIEDEN, WIE SICH DER
                                                   führt. Selber wollte ich hingegen Schwin-   SPORT IN DER SCHWEIZ ENTWICKELT?
Stattdessen müssen alle Aufgaben des               gen oder Fussball spielen. Leider gibts     Ich habe immer hohe Erwartungen an
Lebens in hohem Tempo bewältigt wer-               in Kandersteg keinen Fussballclub. Ich      den Sport. Dies war bereits als Bundes-
den. «Was macht uns in dieser Zeit ge-             wäre gerne Mittelstürmer geworden. Da-      rat der Fall. Der Sport hat in der Schweiz
lassen?», fragte der Berliner rhe-                 für hätte ich mich geeignet.                noch viel Entwicklungspotenzial, und
                                                                                               zwar nicht nur bei der Infrastruktur.
    «ICH BIN MIT DEM                               WANN REALISIERTEN SIE ERSTMALS,
                                                   DASS MAN NICHT NUR MIT POLITIK,             WIE MEINEN SIE DAS? WO SEHEN SIE
  DRITTEN FORUM REST-                              SONDERN AUCH SPORT VIELES BEWIR-            HANDLUNGSBEDARF? Für mich ist das
     LOS ZUFRIEDEN»                                KEN KANN? Das entdeckte ich in Ansät-       grösste Defizit in sportlicher Hinsicht
                                                   zen schon im Kindesalter. In meiner         in der Schweiz die fehlende Bereit-
           schwärmte Jörg Sennrich,
         Präsident der IG Sport Aargau
                                                   Tätigkeit als UNO-Sonderbotschafter für     schaft, olympische Spiele durchzufüh-
                                                   Sport im Dienst von Entwicklung und         ren. Das ist so schade. In Kandersteg
  «WIR WOLLEN DEM                                  Frieden bekam ich hautnah und sehr          führte zum Beispiel ein sehr junges OK
                                                   intensiv zu spüren, was der Sport bewe-     die nordische Juniorenweltmeister-
SPORT IN UNSEREM KAN-                              gen kann. Im kolumbianischen Medellin       schaft durch. Diese jungen Leute nann-
 TON IMPULSE GEBEN»                                werden jede Nacht elf Personen ermor-       ten mir als Fernziel die Mithilfe bei
                                                   det. Da ist es buchstäblich überlebens-     olympischen Spielen.
thorisch. «Wenn wir einsehen, dass                 wichtig, Kinder zum Sport zu führen,
dies nicht geht.» Die Jahre zwischen 50            damit sie lernen zu gewinnen und zu         WARUM IST DER SPORT AUS IHRER
und 75 Jahren sei die Phase des Älter-             verlieren, ohne überheblich zu werden.      SICHT SO WICHTIG? Der Sport ist und
werdens. Der Professor warnte vor dem                                                          bleibt die beste Lebensschule.
gängigen Motto «ich kanns noch». Das               KEIN ANDERER BUNDESRAT WIRD SO
Geheimnis sei, das Tempo rauszuneh-                WIE SIE ALS ENGAGIERTER SPORTMI-            WIE HALTEN SIE SICH IN IHREM ALTER
men, danke zu sagen und andere Men-                NISTER IN ERINNERUNG BLEIBEN. IST           FIT? (lacht) Zurzeit habe ich
schen zu erfreuen. Blieb noch die Pha-             DER SPORT IMMER NOCH EINE HER-              Knieschmerzen, aber ich lasse mich
se über 75: «Das sind die Jahre des                ZENSANGELEGENHEIT FÜR SIE? Darauf           nicht operieren, denn im nächsten Win-
Auslaufens zum Ziel unseres Lebens»,               kann ich mit einem klaren Ja antwor-        ter will ich wieder skifahren. Aktuell
philosophierte Schmid. «In diesem Al-              ten. Der Sport ist und bleibt für mich      gehe ich nach Möglichkeit wandern.
ter werden die Jungen entdecken, dass              eine Herzensangelegenheit. Deshalb          Golf spielen kann ich leider nicht mehr.
sich das Leben analog abspielt.»

                                                                                                                      LAND&STADT 3/18       27
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SPORT FORUM AARGAU

        Die Referenten des Sport Forum Aargau von links: Adolf Ogi, Wilhelm Schmid, Sabine Holbrook, Sonia Kälin, Patti Basler, Elias Ambühl und Moderator Peter Pfänd-
        ler. Patti Basler fasst eloquent den Abend in Poetry Slam Manier zusammen. Interessierte Zuschauer. Philipp Rey, Gemeinderat Wettingen, Roland Kuster, Gemein-
        deammann Wettingen, Jörg Sennrich, Präsident IG Sport Aargau mit Altbundesrat Adolf Ogi. Wilhelm Schmid. Hans Aemisegger, Vorstand IG Sport Aargau.

        BODENSTÄNDIGE KÖNIGIN                                 «DEM SPORT IMPULSE GEBEN»                             te den originellen Schlusspunkt eines
        Die zweite Forumshälfte eröffnete                     Die Aargauer Slampoetin Patti Bas-                    aussergewöhnlichen Abends. «Ich bin
        Schwingerkönigin Sonia Kälin mit                      ler fasste die zweieinhalbstündige                    mit dem dritten Forum restlos zufrie-
        Schwyzerörgeliklängen. In ihrem forsch                sportliche Informationswelle poin-                    den», schwärmte Jörg Sennrich, Prä-
        vorgetragenen Referat beleuchtete die                 tiert zusammen. Die Künstlerin setz-                  sident der IG Sport Aargau. «Wir
        charismatische Innerschweizerin über-                                                                       wollen dem Sport in unserem Kanton
        raschende Facetten des Sportes und                         AM SAMSTAG,                                      Impulse geben.»
        ihrer Karriere. Die vierfache Königin
        legte in den letzten Jahren buchstäblich
                                                               27. OKTOBER, STEHT                                   Nebst dem Forum gehören dazu die
        gewichtige Gegnerinnen auf den Rü-                        DER AARGAUER                                      Aargauer Sportgala und wiederkeh-
        cken. Nun droht aber nach einer Knie-                                                                       rende Sportdialoge mit einer Persön-
        verletzung der Rücktritt. Diesen Schritt
                                                                LANDAMMANN UND                                      lichkeit. Am Samstag, 27. Oktober,
        hat Altbundesrat und UNO-Sonderbot-                    SPORTMINISTER ALEX                                   steht der Aargauer Landammann
        schafter Adolf Ogi längst hinter sich.                                                                      und Sportminister Alex Hürzeler als
        Dennoch engagiert sich der 76-jährige
                                                              HÜRZELER ALS EXPERTE                                  Experte zum Thema «Sportpolitik
        Berner Oberländer leidenschaftlich. Er                 ZUM THEMA «SPORT-                                    im Aargau» Red und Antwort. Die
        redete sich über die positive Wirkung                                                                       Veranstaltung findet im Clubhaus
        des Sportes in Entwicklungs- und
                                                                POLITIK IM AARGAU»                                  des Tennisclubs Niedermatten in
        Kriegsländern regelrecht ins Feuer.                     RED UND ANTWORT.                                    Wohlen statt.

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