DATENHANDBUCH ZUR BUNDESWEITEN STUDIE JUCO - HILDOK

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DATENHANDBUCH ZUR BUNDESWEITEN STUDIE JUCO - HILDOK
Johanna Wilmes, Anna Lips, Lea Heyer

unter Mitarbeit von Sabine Andresen, Tanja Rusack,
Wolfgang Schröer, Severine Thomas

Datenhandbuch
zur bundesweiten
Studie JuCo
Online-Befragung zu Erfahrungen und
Perspektiven von jungen Menschen
während der Corona-Maßnahmen
DATENHANDBUCH ZUR BUNDESWEITEN STUDIE JUCO - HILDOK
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt
        sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der
Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
            an der Universität Frankfurt in Kooperation mit der Universität Bielefeld.

       Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo zu den Erfahrungen
         und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen
         sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven
              von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen.

     Aktuell gehören zum Team: Sabine Andresen, Lea Heyer, Anna Lips, Renate Möller,
            Tanja Rusack, Wolfgang Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.

             Weitere Informationen zu den Projekten des Forschungsverbundes
                      erhalten Sie unter: https://t1p.de/studien-corona

          Das Dokument steht im Internet kostenfrei als elektronische Publikation
            (Open Access) zur Verfügung unter: https://dx.doi.org/10.18442/143

    Dieses Werk ist mit der Creative-Commons-Nutzungslizenz „Namensnennung – Nicht
     kommerziell – Keine Bearbeitung 4.0 Deutschland“ versehen. Weitere Informationen
      finden sich unter: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode.de

              Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
              der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische
                  Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

                    Satz, Layout und Titelblattgestaltung: Jan Jäger
                   © Universitätsverlag Hildesheim, Hildesheim 2020
                  www.uni-hildesheim.de/bibliothek/universitaetsverlag/
                                Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis

1.     Vorwort                                                                                 6

2.     Kontext der Befragung von jungen Menschen während Corona                                8

2.1.   Zielsetzung der JuCo-Befragung                                                          8
2.2.   Fragestellungen und Fragebogen                                                          8
2.3.   Übersicht über das Datenhandbuch                                                        9

3.     Methodik und Datengrundlage                                                            11

3.1.   Entwicklung des Fragebogens und Pretests                                               11
3.2.   Sampling und Erhebungsphase                                                            12
3.3.   Datenbereinigung und Datenaufbereitung                                                 13
3.4.   Beschreibung und Kategorisierung von Antworten im Freitext                             13

4.     Wer hat an der Befragung teilgenommen – Soziodemographie                               15

4.1.   Alter                                                                                  15
4.2.   Geschlechter                                                                           15
4.3.   Bundesland und Siedlungstyp                                                            16
4.4.   Aktuelle Beschäftigung                                                                 16

5.     Situation im Wohnumfeld                                                                18

5.1.   Anzahl der Personen und Zimmer im Haushalt der Befragten                               18
5.2.   Sprache(n) zu Hause und mit Freund*innen                                               18
5.3.   Rückzugsorte im Wohnumfeld                                                             19
5.4.   Wohlbefinden zu Hause                                                                  19

6.     Kontakte junger Menschen zu Freund*innen/Peers                                         21

6.1.   Wie viele und welche Kontakte pflegen junge Menschen in der Corona-Zeit?               21
6.2.   Sorge jemanden mit Corona zu infizieren                                                22
6.3.   An wen wenden sich junge Menschen?                                                     23

7.     Junge Menschen in Schule, Studium oder Arbeit/Ausbildung                               24

7.1.   Junge Menschen in Schulkontexten: Wie zufrieden sind sie mit ihrer Situation?          24
7.2.   Junge Menschen in Hochschulkontexten: Was hat sich für sie verändert?                  25
7.3.   Junge Menschen in Arbeitskontexten: Wie gestaltet sich die Arbeitssituation für sie?   26

8.     Technische Ausstattung                                                                 27

8.1.   Welche technischen Geräte besitzen junge Menschen?                                     27
8.2.   Zufriedenheit mit der technischen Ausstattung                                          27

9.     Aktivitäten während des Lockdowns                                                      29

10.    Sichtweisen auf die eigene Situation                                                   31

10.1. Finanzielle Sorgen junger Menschen                                                      31
10.2. Wie sehr haben die jungen Menschen das Gefühl, gehört zu werden?                        31

11.    Literatur                                                                              33

12.    Fragebogen der Onlinebefragung „Jugend und Corona“                                     34
Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Digitale Postkarte des Projektes „JuCo“                              12
Abbildung 2: Altersverteilung                                                     15
Abbildung 3: Sprache zu Hause und mit Freund*innen                                18
Abbildung 4: Wohlbefinden zu Hause                                                19
Abbildung 5: Zufriedenheit mit der Stimmung zu Hause                              20
Abbildung 6: Zufriedenheit mit Kontakten                                          22
Abbildung 7: Zufriedenheit mit der Schule                                         24
Abbildung 8: Zufriedenheit mit der Unterstützung                                  25
Abbildung 9: Situation von Studierenden                                           26
Abbildung 10: Situationen von Auszubildenden und jungen Menschen in Arbeit        26
Abbildung 11: Zufriedenheit mit der technischen Ausstattung                       28
Abbildung 12: Tätigkeiten während des Lockdowns                                   29
Abbildung 13: Zufriedenheit mit der Zeitgestaltung vor und während der Pandemie   30
Abbildung 14: Informationen über die Pandemie                                     32
Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:   Aktuelle Beschäftigung                                   16
Tabelle 2:   Anzahl der Kontakte                                      21
Tabelle 3:   Art der Kontakte                                         22
Tabelle 4:   Sorgen um eine Infektion                                 22
Tabelle 5:   Ansprechpersonen und -stellen bei Sorgen und Problemen   23
Tabelle 6:   Technische Ausstattung                                   27
Tabelle 7:   Rechte                                                   32
1.     Vorwort

Ende Januar 2020 traten in Bayern erste Fälle der Krankheit COVID-19, verursacht durch ein
Corona-Virus, auf. Die Erkrankung war bis dahin fast ausschließlich in Teilen Chinas aufgetreten.
Ende Februar wurden auch Fälle in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bekannt. Das
Bundesinnen- und Bundesgesundheitsministerium setzten daraufhin einen Krisenstab ein, um
die Bevölkerung zu schützen und die Corona-Pandemie einzudämmen. Ab dem 14. März wurden
bundesweit die Schulen geschlossen. Am 22.03.2020 beschlossen die Bundeskanzlerin und die
Regierenden der Länder schließlich weitreichende Kontaktbeschränkungen:

 „I. Die Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen
  außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu
  reduzieren.

  II. In der Öffentlichkeit ist, wo immer möglich, zu anderen als den unter I. genannten Perso-
  nen ein Mindestabstand von mindestens 1,5 m einzuhalten.

  III. Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt
  lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet.

  IV. Der Weg zur Arbeit, zur Notbetreuung, Einkäufe, Arztbesuche, Teilnahme an Sitzungen,
  erforderlichen Terminen und Prüfungen, Hilfe für andere oder individueller Sport und Be-
  wegung an der frischen Luft sowie andere notwendige Tätigkeiten bleiben selbstverständ-
  lich weiter möglich.

  V. Gruppen feiernder Menschen auf öffentlichen Plätzen, in Wohnungen sowie privaten Ein-
  richtungen sind angesichts der ernsten Lage in unserem Land inakzeptabel. Verstöße gegen
  die Kontakt-Beschränkungen sollen von den Ordnungsbehörden und der Polizei überwacht
  und bei Zuwiderhandlungen sanktioniert werden.

  VI. Gastronomiebetriebe werden geschlossen. Davon ausgenommen ist die Lieferung und
  Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause.

  VII. Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Friseure, Kosmetikstudios,
  Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe werden geschlossen, weil in diesem
  Bereich eine körperliche Nähe unabdingbar ist. Medizinisch notwendige Behandlungen blei-
  ben weiter möglich.

  VIII. In allen Betrieben und insbesondere solchen mit Publikumsverkehr ist es wichtig, die
  Hygienevorschriften einzuhalten und wirksame Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und Be-
  sucher umzusetzen.“ (Bundesregierung 22.03.2020)

Diese Kontaktbeschränkungen wurden weitestgehend bis Anfang Juni 2020 aufrechterhalten,
allerdings mit geringfügigen Lockerungen ab Anfang Mai, wonach sich Personen aus zwei Haus-
halten privat oder im öffentlichen Raum treffen durften (vgl. Bundesregierung 06.05.2020). Der
Alltag aller Menschen veränderte sich. Gerade für junge Menschen, die ihren Alltag in Schulen
und Ausbildungseinrichtungen verbringen und sich mit Gleichaltrigen im öffentlichen Leben tref-
fen, bedeutete dies eine grundlegende Beeinträchtigung des sozialen Miteinanders. Gleichzeitig
entstand der Eindruck, dass bei Entscheidungen über Maßnahmen und Strategien die Perspek-
tiven dieser Personengruppe nur unzureichend berücksichtigt worden waren. Dem Recht junger
Menschen, in Entscheidungen, die sie betreffen, einbezogen zu werden, wurde nicht hinreichend
nachgegangen. Sie wurden weder dazu befragt, wie sie selbst die Pandemie erleben, noch konn-

                                                                                    1. Vorwort      6
ten sie Entscheidungsprozesse aktiv mitgestalten. Dass die Belange von Kindern, Jugendlichen,
jungen Volljährigen und Familien nicht von oberster Priorität waren, lässt sich auch daran ab-
lesen, dass die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht Mitglied des
Krisenstabs der Bundesregierung war. Die mediale Berichterstattung präsentierte junge Men-
schen zudem mitunter als verantwortungslose Regelbrecher*innen, die sich nicht an die Be-
schränkungen halten und stattdessen „Corona-Partys“ feiern. Insgesamt gibt es jedoch keine
Belege, dass sich junge Menschen in dieser Zeit mehr oder weniger verantwortungsbewusst als
andere Altersgruppen in unserer Gesellschaft verhalten haben.

Um den Blick auf die Corona-Pandemie aus einer Jugendperspektive einzufangen – Jugendliche
und junge Erwachsene zu fragen, wie es ihnen während der Pandemie geht und welche Bot-
schaften sie haben – initiierten Kindheits- und Jugendforscher*innen der Universitäten Frankfurt
und Hildesheim eine Onlinebefragung. Neben dem wissenschaftlichen Interesse ging es um die
Möglichkeiten der Jugendforschung, junge Menschen dabei zu unterstützen, von politischen Ent-
scheidungsträger*innen gesehen und gehört zu werden und ihre Bedarfe, Belange und Anliegen
in die öffentliche Debatte einzubringen.

Dieses Datenhandbuch soll möglichst vielen Wissenschaftler*innen und der interessierten
(Fach-) Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, mit den Ergebnissen weiterzuarbeiten um dazu bei-
zutragen, die Belange von jungen Menschen in wissenschaftliche und politische Debatten ein-
zubringen.

                                                                                  1. Vorwort       7
2.     Kontext der Befragung von
       jungen Menschen während Corona

Die Onlinebefragung zu ihren Erfahrungen und Perspektiven erreichte viele junge Menschen
während der Corona-Pandemie. Insgesamt wurde der Fragebogen innerhalb von 18 Tagen fast
19.000 Mal angeklickt, 8.528 Personen klickten sich auf die Startseite der Befragung. Das kann
als Zeichen gewertet werden, dass junge Menschen einen großen Bedarf haben, sich mitzuteilen,
ihre Perspektiven darzulegen, mit ihren Erfahrungen und Interessen anerkannt zu werden und
nicht zuletzt auch in ihren Rechten respektiert zu werden.

2.1. Zielsetzung der JuCo-Befragung

Ziel der JuCo Studie war es, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren
in unterschiedlichen Lebenssituationen zu erreichen. Aus rechtlichen und forschungsethischen
Gründen richtete sich die Befragung explizit an junge Menschen ab 15 Jahren, denn Teilnehmen-
de müssen einwilligungsfähig sein und die Tragweite der Einwilligung überschauen können (vgl.
Poelchau et al. o.J.). Durch das Online Format ist das Einverständnis von Personensorgeberech-
tigen rechtlich nicht nachvollziehbar.

Um auch Eindrücke der Situation von jungen Menschen unter 15 Jahren zu erhalten, wurde pa-
rallel eine zweite Befragung durchgeführt, die sich an Personen richtete, die mit Kindern unter
15 Jahren in einem Haushalt leben (KiCo Studie, siehe Andresen et al. 2020b). So konnte durch
die beiden Befragungen ein Spektrum von 0- bis 30-Jährigen und zusätzlich die Perspektive von
Eltern und Personensorgeberechtigten abgebildet werden.

2.2. Fragestellungen und Fragebogen

Der Fragebogen des Forschungsprojekts orientierte sich an bereits mehrfach validierten Fragen
und Skalen der Studie „Children’s Worlds+“ (Andresen et al. 2019). In „Children’s Worlds+“ wur-
den vor allem 8 bis 14-Jährige zu ihren Bedarfen befragt, durch Gruppendiskussionen wurden
zudem auch Jugendliche und junge Erwachsene einbezogen. Konzeptionell wurde damit an das
Konzept Wellbeing (im deutschsprachigen Raum häufig auch Wohlbefinden oder Wohlergehen) an-
geschlossen und sich zugleich an einem Konzept von Bedarfsdimensionen orientiert (Andresen et
al. 2019). Dabei ging es sowohl um subjektive Einschätzungen verschiedener Lebensbereiche und
die Zufriedenheit damit, als auch um objektive Rahmenbedingungen wie die finanzielle Situation
oder Ausstattung einer Familie. Die aus anderen Studien übernommenen und an die Zielgruppe
adaptierten Skalen wurden um kontextspezifische Fragestellungen ergänzt (z. B. zur Sorge um die
Infektion mit dem Corona-Virus). Die JuCo Studie verortet sich, ähnlich wie Children’s Worlds+ und
andere Studien zum Wellbeing, im Schnittfeld von Wissenschaft, Politik, Fachpraxis und jungen Ak-
teur*innen, sodass die Ergebnisse der Studie auch in diese Kontexte kommuniziert werden sollen.

Nachdem der Fragebogen erstellt und die datenschutzrechtlichen Informationen entwickelt
worden waren, wurde ein Antrag bei der Ethikkommission des Fachbereichs Erziehungswis-
senschaften der Goethe Universität Frankfurt eingereicht und die forschungsethische Prüfung
durchgeführt. Dem Antrag wurde am 14.04.2020 einstimmig zugestimmt. Der Datenschutzbeauf-
tragte der Universität Hildesheim befürwortete ebenfalls das Forschungsvorhaben nach daten-
schutzrechtlicher Prüfung. So wurde der Fragebogen am 15.04.2020 online gestellt. Die geplante
Laufzeit von vier Wochen wurde verkürzt auf 18 Tage, da sich unerwartet schnell ein Rücklauf

                            2. Kontext der Befragung von jungen Menschen während Corona              8
von mehreren tausend vollständig ausgefüllten Fragebögen abzeichnete. Diese hohe Beteiligung
nahm der Forschungsverbund als ein wichtiges Signal wahr: Junge Menschen haben ein deut-
liches Interesse daran, sich mitzuteilen und sie nutzten in der Phase des Lockdowns auch diese
Onlinebefragung dafür. Die ersten Ergebnisse sollten daher möglichst zeitnah in öffentliche und
politische Debatten kommuniziert werden.

Fragebogen

Der Fragebogen der JuCo Studie enthält verschiedene Dimensionen, die ebenfalls in anderen
Studien zum Alltagserleben, zu Ungleichheit und zum Wohlbefinden eingesetzt werden. Dazu
gehören u. a. sozioökonomische Daten wie Haushaltsgröße, Fragen zur Familienform, Erwerbs-
tätigkeit und Ressourcen, Fragen zur aktuellen Zufriedenheit in verschiedenen Bereichen sowie
Erfahrungen mit Bildungseinrichtungen. Zentral waren zudem Fragen nach den aktuellen Er-
fahrungswelten zu Hause, der Umgang mit Kontakten und die Zufriedenheit damit, die Wahr-
nehmung der verbrachten Zeit vor der Pandemie und währenddessen. Die Möglichkeiten, mit
den Herausforderungen der stark veränderten Alltagswelten durch die Corona-Maßnahmen
umzugehen, hängt von individuellen Herangehensweisen, aber insbesondere auch von den so-
zialen Möglichkeiten ab. Diese können durch Fragen nach den Wohnverhältnissen, den existen-
ziellen Voraussetzungen für das Bestreiten der neuen Lebenssituation, der Möglichkeiten zur
Kommunikation und Aufrechterhaltung von Freundschaften sowie darüber, wie gut die jungen
Menschen sich im Kontext der aktuellen Situation über Corona-Maßnahmen, Risiken etwa der
Infektion, über Entscheidungen von Schulen, Universitäten, Arbeitgebern etc. informiert fühlen,
abgebildet werden. Dabei sollte auch geprüft werden, ob die anekdotische Einschätzung, politi-
sche Entscheidungen würden kaum die Interessen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen
berücksichtigen und diese auch nicht beteiligen, von der Altersgruppe bestätigt wird. Davon aus-
gehend beschäftigt sich ein zentraler Teil des Fragebogens mit den Sorgen der jungen Menschen.
Machen sie sich Sorgen darüber, sich selbst oder andere mit dem Virus anzustecken? Fühlen
sie sich in ihren Sorgen gehört von der Politik? An wen wenden sie sich bei individuellen Prob-
lemlagen? Erhalten sie Unterstützung von der Familie, von Bildungseinrichtungen, Fachkräften?
Kennen sie ihre Rechte?

Am Ende des Fragebogens hatten die Studienteilnehmenden die Möglichkeit, Anmerkungen, Ge-
danken, Kritik oder Ähnliches in einem Freitextfeld festzuhalten. Das Angebot des Freitextfeldes
am Ende des Fragebogens nutzten für eine quantitative Befragung überproportional viele Men-
schen. Über 600 Befragte äußerten sich zum Teil sehr umfangreich über die Inhalte des Fragebo-
gens hinaus oder vertiefend zu bereits angesprochenen Themenbereichen. So steht neben dem
quantitativen Datensatz auch ein großer Pool qualitativer Daten zur Verfügung. Erste Ergebnisse
hierzu wurden bereits veröffentlicht (Andresen et al. 2020a)

2.3. Übersicht über das Datenhandbuch

Dieses Datenhandbuch gibt einen Gesamtüberblick über die gewonnenen Daten der JuCo Studie.
Die deskriptiven Auszählungen wurden vorgenommen, nachdem der Datensatz nach bestimmten
Kriterien bereinigt wurde (vgl. 3.3).

In Kapitel 3 werden die verwendete Methodik der Befragung sowie die Datengrundlage beschrie-
ben. Hierzu zählen Schritte in der Entwicklung des Fragebogens, die Beschreibung von Zielgrup-
pe und Sampling sowie die Datenbereinigung bzw. -aufbereitung.

Die darauffolgenden Kapitel legen jeweils inhaltliche Schwerpunkte und stellen deskriptiv die Er-
gebnisse der quantitativen Befragung dar. Um einen Überblick über die Stichprobe zu erhalten,

                            2. Kontext der Befragung von jungen Menschen während Corona             9
werden in Kapitel 4 die Studienteilnehmer*innen entlang sozialstatistischer Merkmale beschrie-
ben. In Kapitel 5 wird das Wohnumfeld junger Menschen fokussiert und in Kapitel 6 werden die
Kontakte der jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen thematisiert. Es wird hier auch
gezeigt, wen die jungen Menschen als Ansprechpersonen bei Sorgen und Problemen kontaktie-
ren. In Kapitel 7 wird die Frage ausgewertet, wie sich die Situation der jungen Menschen in Schu-
le, Studium bzw. Ausbildung und Beruf gestaltet. In Kapitel 8 werden die Daten zur technischen
Ausstattung der jungen Menschen präsentiert. Kapitel 9 zeigt auf, wie die jungen Menschen wäh-
rend der Corona-Pandemie ihre Zeit verbringen und Kapitel 10 gibt Einblick in die Sichtweisen
der jungen Menschen auf ihre aktuelle Situation, insbesondere hinsichtlich finanzieller Sorgen
und darauf, welche Rechte sie haben.

Der Fragebogen der Onlinebefragung kann im Anhang eingesehen werden.

                            2. Kontext der Befragung von jungen Menschen während Corona             10
3.     Methodik und Datengrundlage

Bei der JuCo Studie handelt es sich um eine standardisierte Onlinebefragung von jungen Men-
schen zwischen 15 und 30 Jahren. Die Teilnahme war freiwillig und konnte ohne Zugangsbe-
schränkungen über einen Link durchgeführt werden. Im Folgenden werden die grundlegenden
Überlegungen bei der Entwicklung des Fragebogens, der Prozess des Samplings und der Erhe-
bungsphase sowie die Schritte der Datenbereinigung und -aufbereitung beschrieben.

3.1. Entwicklung des Fragebogens und Pretests

Die Ausrichtung der Studie orientiert sich – wie erwähnt – an den Konzepten des Wellbeing und
schließt an der Forschung zu Bedarfen von Kindern und Jugendlichen (Andresen et al. 2019)
an. Entsprechend wurde der aktuelle Literatur- und Forschungsstand gesichtet. Im Hinblick auf
die Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen während der Corona-Pandemie wurde
festgestellt, dass zu dem Zeitpunkt der Fragebogenkonzeption zumindest im deutschsprachi-
gen Raum keine Studien zu diesem Thema vorlagen. Im Zeitraum der Auswertung der Ergeb-
nisse entstanden an unterschiedlichen Standorten (z. B. Universität Bamberg, Universitäten Tü-
bingen und Luxemburg, Universität Lüneburg) und Institutionen (z. B. Deutsches Jugendinstitut
e. V., Universitätsklinikum Münster, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) weitere Studien,
die aktuell die Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien mit unterschiedlichen Schwer-
punktsetzungen evaluieren. Auch wurden bereits bestehende Studien um entsprechende Frage-
stellungen ergänzt (z. B. Pairfam, SINUS-Jugendstudie, JIMplus 2020).

Durch die Anlehnung an die Studie Children‘s Worlds+ wurde im Rahmen der JuCo Studie ein
Fragebogen entwickelt, der die Situation junger Menschen während der Corona-Pandemie aus
Perspektive der Kindheits- und Jugendforschung betrachtet. Die erprobten Skalen wurden so
erweitert, dass auch die Besonderheiten der Corona-Zeit erfragt werden können. Der Fragebo-
gen enthält verschiedene Dimensionen, die ebenfalls in anderen Studien zum Alltagserleben, zu
Dimensionen von Ungleichheit und zum Wohlbefinden eingesetzt werden. Dazu gehören u. a. so-
zioökonomische Daten zur Haushaltsgröße, Fragen zur Familienform, Erwerbstätigkeit und Res-
sourcen, Fragen zur aktuellen Zufriedenheit unter den Umständen der Corona-Pandemie sowie
zu Erfahrungen mit dem Bildungssystem.

Nach der Erstellung eines ersten Entwurfs des Fragebogens wurde dieser für einen Pretest on-
line freigeschaltet. Teilnehmende waren vor allem junge Menschen, die einzeln angefragt worden
waren. Mit Hilfe einer Kommentarfunktion konnten Hinweise notiert werden, wenn Fragen unklar
gestellt oder Wesentliches ausgelassen worden war, technische Probleme in der Filterführung
auftraten, Formulierungen verbessert werden konnten etc. Es lagen Anmerkungen von 13 Pre-
tester*innen vor, die alle im Forschungsverbund geprüft, diskutiert und zum größten Teil um-
gesetzt wurden.

In Anlehnung an bereits von den Forscher*innen des Verbundes durchgeführten Befragungen von
Jugendlichen wurden an einigen Stellen im Fragebogen Einblende-Infos zur Verfügung gestellt
(siehe auch Lips et al. 2020). In der digitalen Fassung des Fragebogens sind diese Einblende-Infos
neben den Begriffen, die explizit erläutert wurden, mit einem kleinen weißen, blau unterlegten
und hochgestellten „i“ hervorgehoben. Der Inhalt auf den sich das „i“ bezieht wird angezeigt,
sobald mit dem Cursor auf dieses gezeigt wird. Die Positionen der Einblende-Infos sind in den fol-
genden Darstellungen mit einem doppelten Sternchen (**) in den Antwortalternativen dargestellt.

Am 15.04.2020 ging die Befragung über die Plattform Socisurvey GmbH online.

                                                             3. Methodik und Datengrundlage          11
3.2. Sampling und Erhebungsphase

Als Stichprobenverfahren wurde ein Snowball-Sampling angewandt (vgl. Gabler 1992). Unter-
schiedliche private und berufliche Kontakte wurden mit der Bitte um Weiterleitung des Links
an junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren angeschrieben. Auch wurden Einrichtungen und
Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und insbesondere der Jugendarbeit kontaktiert mit der
Bitte, das an Jugendliche adressierte Einladungsschreiben sowie eine digitale Postkarte über
ihre Verteiler zu verschicken.

Abbildung 1: Digitale Postkarte des Projektes „JuCo“

Die Einladung der Befragung wurde so deutschlandweit in verschiedene bundesweite Netzwerke
gestreut und zudem in Plattformen und Newslettern platziert (z. B. ForE oder Forum-Transfer.de).

Ein weiterer Zugang war es, junge Menschen direkt über soziale Medien zu erreichen. So wurde
ein kurzer Einladungstext mit dem Link zur Onlinebefragung sowie die digitale Postkarte über
lokale und bundesweite Facebook-Gruppen und Instagram geteilt; Jugendinitiativen, Partizipa-
tionsnetzwerke, Jugendclubs, Jugendzentren und Vereine wurden direkt über die Nachrichten-
funktion angeschrieben. Häufig wurde der Link dann auf der eigenen öffentlichen oder gruppen-
internen Facebook-Seite oder über die Instagram Story geteilt.

Zudem wurde eine Pressemitteilung über die Universität Hildesheim und die Universität Frank-
furt an regionale und überregionale Pressekontakte versendet.

Trotz des großen Samples kann die JuCo Studie nicht als repräsentativ angesehen werden. Ein erster
Blick auf die soziodemographischen Merkmale des Samples zeigt vielmehr, dass es sich tendenziell
um ein sogenanntes WEIRD-Sample handelt – „White, Educated, Industrialized, Rich, and Democra-
tic“ (Henrich et al. 2010), obgleich nicht alle diese Aspekte explizit abgefragt wurden. Da keine ge-
zielte Sampling Strategie verfolgt wurde und der Befragungslink vor allem initiativ gestreut wurde,
kann nicht mehr rekonstruiert werden, welche Wege die Verbreitung des Links genommen hat.

Befragungszentraum und Incentives

Die Befragung war vom 15.04.2020 bis 03.05.2020 unter dem Link www.soscisurvey.de/jugend_
corona/ online geschaltet. Als Incentives wurden zwanzig Gutscheine des Anbieters „wunsch-
gutscheine.de“ im Wert von je 20 Euro angeboten, die nach Abschluss unter den Teilnehmenden
verlost wurden. Über 3.000 Befragte nutzten die Möglichkeit, an der Verlosung teilzunehmen,
indem sie am Ende der Befragung freiwillig ihre E-Mail-Adresse angaben.

                                                              3. Methodik und Datengrundlage            12
Nummer gegen Kummer

Als Unterstützungsangebot für junge Menschen wurde in Kooperation mit dem Verein „Num-
mer gegen Kummer e. V.“ auf der Startseite folgender Hinweis eingeblendet: „Wir wissen, dass
es junge Menschen gibt, für die die Situation mit Kontaktsperre und anderen Einschränkungen
gerade besonders schwierig ist. Wenn es dir gerade nicht gut geht, wenn du dich zu Sorgen und
Problemen mit jemanden austauschen möchtest, kannst du dich an die „Nummer gegen Kum-
mer“ wenden – eine deutschlandweite, anonyme und kostenlose Beratungsmöglichkeit für junge
Menschen. Den Link findest du immer unten auf den Seiten des Fragebogens.“ Der Verein ist die
Dachorganisation des größten telefonischen und kostenfreien Beratungsangebotes für Kinder,
Jugendliche und Eltern in Deutschland. Der Hyperlink zur Seite der „Nummer gegen Kummer“
war in jeder Fußzeile der Fragebogenseiten verankert und Interessierte wurden direkt auf deren
Homepage geleitet.

3.3. Datenbereinigung und Datenaufbereitung

Im Folgenden wird dargestellt, nach welchen Kriterien der Datensatz bereinigt wurde und welche
Auswahl an Fällen in die Datenauswertung geflossen ist. Der unbereinigte Datensatz umfasst
n = 8.528 Fälle, der bereinigte Datensatz n = 5.520 Fälle.

8.528 Personen haben sich auf die Startseite der Befragung geklickt. Darunter sind auch Perso-
nen, die nur auf die Startseite klickten oder Personen, die unter 15 oder über 30 Jahre alt waren,
also nicht zur Zielgruppe gehören und daraufhin über eine Filterführung auf eine letzte Seite
geleitet wurden. Auch Personen, die aus Interesse den Fragebogen sichten wollten ohne ihn aus-
zufüllen, sind unter dieser Zahl wie auch diejenigen, die nur wenige Fragen beantworteten. Um
einen hochwertigen Datensatz zu erhalten, ist es notwendig, bestimmte Fälle auszuschließen.

So wurde nach Abwägung entsprechend der oben dargestellten Kriterien festgelegt, nur diejeni-
gen Fälle im Datensatz zu belassen,

  –    die ein Alter zwischen 15 und 30 Jahren angegeben haben,
  –    die die letzte Seite der Befragung erreicht haben und
  –    die mindestens 90 % des Fragebogens ausgefüllt haben.

Ausgeschlossen wurden zudem Fälle, die durch extremes Antwortverhalten auffielen und deren
Angaben als nicht authentisch oder unangemessen identifiziert wurde.

3.4. Beschreibung und Kategorisierung von Antworten im Freitext

Zum Schluss des Fragebogens wurden die an der Befragung Teilnehmenden in einem Freitextfeld
dazu eingeladen, ihre Gedanken und Anmerkungen zu hinterlassen, mit den Worten: „Vielen Dank
für die Mühe, die du dir beim Ausfüllen dieses Fragebogens gemacht hast. Wenn dir noch was ein-
gefallen ist, was im Fragebogen nicht angesprochen war, freuen wir uns über deine Anmerkungen.“

Für eine quantitative Erhebung haben diese Möglichkeit auffallend viele der jungen Menschen in
Anspruch genommen – von den 5.520 Fällen im bereinigten Datensatz haben etwas mehr als 600
diese Möglichkeit genutzt. Hierdurch werden weitere Einsichten in das Erleben der jungen Men-
schen möglich. Die Freitext-Aussagen wurden in einer ersten Durchsicht sortiert und im Rahmen
der Sichtung des Datenmaterials, soweit möglich, inhaltlich systematisiert und kategorisiert.
Relevante Schlüsselkategorien bezogen sich dabei auf 1) die Rolle der jungen Menschen, die
deutlich machten „mehr als Schüler*in und Studierende*r“ zu sein, auf 2) die unterschiedlichen
Lebenssituationen der jungen Menschen, auf 3) ihre unterschiedlichen digitalen Möglichkeiten

                                                            3. Methodik und Datengrundlage           13
und 4) darauf, wie junge Menschen Mitbestimmung in der Zeit der Corona-Pandemie erleben.
Weitere Schlüsselkategorien beinhalteten Hinweise auf 5) Verunsicherung, Überforderung und
Sorgen vor allem bei jungen Menschen in Übergängen, sowie 6) auch auf Entlastungen durch
die Corona-Pandemie. In der Veröffentlichung erster Ergebnisse der JuCo Studie finden sich zu
diesen Aspekten vertiefende Informationen (Andresen et al. 2020a).

                                                         3. Methodik und Datengrundlage         14
4.            Wer hat an der Befragung teilgenommen –
               Soziodemographie

 Ziel der folgenden Kapitel ist die Präsentation der deskriptiven Analysen, die mit den im Rah-
 men der JuCo Studie erhobenen Daten durchgeführt wurden. Ausgangspunkt dafür waren die
 Ergebnisse der standardisierten bundesweiten Onlinebefragung. Variablenbezogen werden die
 wesentlichen Merkmale dieser Studie nacheinander dargestellt.

 Dabei werden für kategoriale Variablen jeweils die absoluten und relativen Häufigkeiten in den
 Ausprägungen der Variablen genannt. Bei metrischen bzw. quasi-metrisch skalierten Merkma-
 len erfolgt die Grundauswertung zumeist über die Ausweisung des arithmetischen Mittels (M)
 sowie dem Streuungsmaß der Standardabweichung (SD). Die Fallzahlen der gültigen und fehlen-
 den Angaben sind ausgewiesen, wo es relevant erscheint. Die Abfolge der Darstellung orientiert
 sich nicht an der Reihenfolge der Fragen im Fragebogen, sondern ist inhaltlich strukturiert. Die
 Reihenfolge der Fragen im Fragebogen ist dem Anhang zu entnehmen. Zur Beschreibung der So-
 ziodemographie des Samples werden im Folgenden Merkmale wie Alter, Geschlecht, Bundesland
 und Siedlungstyp sowie die hauptsächliche Beschäftigung der Befragten deskriptiv aufgeführt.

 4.1. Alter

 Der Altersdurchschnitt der Befragten lag bei 19,04 Jahren, wobei der Großteil zwischen 15 und
 18 Jahren alt war (15-Jährige 15,3 %; 16-Jährige 16,3 %; 17-Jährige 14,7 %; 18-Jährige 11,7 %).
 Das Altersspektrum konzentrierte sich auf die unter 18-Jährigen. Über 75 % der Befragten waren
 zwischen 15 und 21 Jahre alt. Daher ist davon auszugehen, dass sich viele der Befragten in Über-
 gängen zwischen Schule, Ausbildung, Praktikum, Studium etc. befinden bzw. zum Zeitpunkt der
 Befragung befanden.

                      16,3
               15,3          14,7
          15
                                    11,7
          10
                                           7,7
Prozent

                                                 6,4
                                                       5,2
           5                                                 4,1 3,8
                                                                       2,9 2,8 2,4
                                                                                   2,0 1,5 1,7 1,5
           0
               15     16     17     18     19    20    21    22   23   24   25   26   27   28   29   30
                                                              Alter
 Abbildung 2: Altersverteilung

 4.2. Geschlechter

 65,8 % der Teilnehmenden gaben an, sich dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen, 31,6 % dem
 männlichen, 0,9 % gaben divers an, 1,4 % wollten dazu keine Aussage treffen und 0,2 % haben
 die Frage nicht beantwortet. Überdurchschnittlich stark haben damit junge Frauen an der Befra-
 gung teilgenommen. Dieser Trend deckt sich insgesamt mit Auswertungen zur Teilnahme junger
 Menschen an Onlinebefragungen. Es gilt insofern zu bemerken, dass sich im Zusammenhang mit
 Jugendpolitik und den anderen in JuCo angesprochenen Themen gerade junge Frauen beteiligen
 und äußern wollen.

                                                 4. Wer hat an der Befragung teilgenommen – Soziodemographie   15
4.3. Bundesland und Siedlungstyp

Auch das Bundesland, in dem die Befragten leben, wurde abgefragt. Da sich die Regelungen und
Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie länderspezifisch stark unterschei-
den, stellt dies eine wichtige soziodemographische Information dar. Am stärksten vertreten war
Niedersachsen mit 27,4 % der Befragten, gefolgt von Bayern (12,3 %) und Hessen (9,5 %).

Hinsichtlich des Verhältnisses der Siedlungstypen bezogen auf die Wohnorte der Befragten, ist
das Sample sehr ausgeglichen. Von den Befragten gaben 36,2 % an, in einer Großstadt zu leben
(ab 100.000 Einwohner*innen), 32,2 % in einer Klein- oder Mittelstadt (10.000–99.999 Einwoh-
ner*innen) und 31,6 % in einem Dorf (unter 10.000 Einwohner*innen).

4.4. Aktuelle Beschäftigung

Von besonderer Wichtigkeit war es zu erfragen, in welcher aktuellen Lebenssituation sich die
Jugendlichen befinden, da davon auszugehen ist, dass vor allem junge Menschen in Übergän-
gen von starken Unsicherheiten bezüglich ihrer nahen und mittelfristigen Zukunft betroffen sind.
Strategien zur Eindämmung des Virus waren nicht nur Schulschließungen. Lange war unklar, in
welcher Form das Sommersemester an Universitäten und Hochschulen stattfinden kann, wann
und wie Ausbildungsplätze vergeben und bereits begonnene Ausbildungen weitergeführt bzw.
wiederaufgenommen werden können.

Hinsichtlich der aktuellen Hauptbeschäftigung gaben 56,6 % der jungen Menschen an, zur Schule
zu gehen. Im Studium befanden sich 18,4 %, erwerbstätig waren 11,1 % und 7,2 % machten laut
Umfrage derzeit eine Ausbildung.

Tabelle 1:    Aktuelle Beschäftigung

                                                          Anzahl    Prozent
 Gültig        Ich gehe zur Schule **                      3.125        56,6
               Ich studiere                                1.013        18,4
               Ich bin erwerbstätig **                       614        11,1
               Ich mache eine Ausbildung **                  397         7,2
               Ich mache einen Freiwilligendienst **         154         2,8
               Ich mache etwas Anderes, **, und zwar          97         1,8
               Ich bin arbeitssuchend **                      87         1,6
               Gesamt                                      5.487        99,4
 Fehlend       nicht beantwortet                              33         0,6
 Gesamt                                                    5.520       100,0

Zur Erläuterung der Antwortmöglichkeiten wurden bei den Fragen zur aktuellen Beschäftigung
die folgenden Zusatzinformationen eingeblendet:

  –       „Ich gehe zur Schule“ wurde erläutert durch: „um einen allgemeinbildenden Schul-
          abschluss zu erlangen oder nachzuholen, z. B. Hauptschulabschluss, Mittlere Reife,
          (Fach-)Abitur“
  –       „Ich mache eine Ausbildung“ umfasste die Erklärung: „berufliche Ausbildung, Um-
          schulung oder Weiterbildung, in Kombination mit einem Praktikum, Sprachkurse,
          Lehre, Trainingsmaßnahme, Berufsorientierungsmaßnahme, Berufsfachschule, Be-
          rufsvorbereitungsjahr (BVJ), Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) usw.“

                              4. Wer hat an der Befragung teilgenommen – Soziodemographie          16
–    „Ich bin erwerbstätig“ wurde spezifiziert durch: „Job, selbstständig, Praktikum, Ar-
       beitserprobung, auch ABM, Ein-Euro-Job bzw. Arbeitsgelegenheit, Kurzarbeit, in El-
       ternzeit mit gleichzeitiger Erwerbstätigkeit“
  –    „Ich bin arbeitssuchend“ wurde mit der Einblende-Information: „d. h. mit oder ohne
       finanzielle Leistungen der Agentur für Arbeit bzw. der Arbeitsgemeinschaft usw.“
       versehen
  –    „Ich mache einen Freiwilligendienst“ erhielt den Hinweis: „z. B. Bundesfreiwilligen-
       dienst, Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr, Internationaler
       Freiwilligendienst“
  –    „Ich mache etwas Anderes“ wurde näher gefasst durch: „wie z. B. Kindererziehung, El-
       ternzeit ohne gleichzeitige Erwerbstätigkeit, Mutterschaftsurlaub, Hausfrau/-mann*,
       Rente, Krankheit, längerer Urlaub, Kur, Wehr-, Bundesfreiwilligendienst, nichts“

Zusätzlich zu den angebotenen Antwortmöglichkeiten entschieden sich 1,8 % der Befragten dazu,
nähere Angaben zu ihrer aktuellen Hauptbeschäftigung zu machen bzw. einen nicht abgefrag-
ten Aspekt im Freitext anzuführen. Eine grobe Kategorisierung ergab hier zwar zum einen, dass
viele abgefragte Angaben lediglich unter einem bestimmten Aspekt näher spezifiziert wurden
(beispielsweise „Homeoffice“ oder „Duales Studium“). Doch auch neue Aspekte wurden häufiger
genannt. Dazu zählen beispielsweise die Aspekte „Übergang“ mit Beispielen wie Gap Year oder
Weltreise, „Nichts“ mit Hinweisen auf Antriebslosigkeit, Langeweile oder das Warten auf den Stu-
dienbeginn, „Betreuungsaufgaben“ mit den Beispielen Elternzeit oder familiäre Verpflichtungen,
sowie „Erwerbsunfähigkeit“ mit Hinweisen auf Krankschreibungen und Beschäftigungsverbote.
Diese Hinweise zeigen deutlich, dass die jungen Menschen ein Bedürfnis danach haben, mit ihren
unterschiedlichen Lebenssituationen gesehen und berücksichtigt zu werden.

                            4. Wer hat an der Befragung teilgenommen – Soziodemographie            17
5.            Situation im Wohnumfeld

 5.1. Anzahl der Personen und Zimmer im Haushalt der Befragten

 Im Fragebogen wurde nach der Personenanzahl der Befragten zu Hause und der Zimmeranzahl
 gefragt. Damit wurde beabsichtigt, eine mögliche räumliche Enge abbilden zu können vor dem
 Hintergrund der These, dass die Kontaktbeschränkungen und die Verlagerung des Alltags ins
 häusliche Umfeld für Personen, die in engen Wohnverhältnissen leben, als besonders belastend
 wahrgenommen werden. Der Mittelwert der Personenzahl im Haushalt der Befragten betrug 3,62
 mit einer Standardabweichung von 1,577. Mit einem Anteil von 29,2 % wohnten die meisten Be-
 fragten in einem Haushalt mit vier Personen. In einem Drei-Personen-Haushalt wohnten 24,4 %
 und in einem Haushalt mit zwei Personen 16,8 % der Befragten. Etwa 0,5 % der Befragten gaben
 an, in einem Haushalt mit mehr als 10 Personen zu leben.

 Durchschnittlich lebten die jungen Menschen in Haushalten mit fünf Zimmern (5,15; SD 2,419).
 Am häufigsten angegeben wurde eine Zimmeranzahl zwischen 3 und 6 Zimmern (in einem Haus-
 halt mit 3 Zimmern wohnen 15,5 % der Befragten, in einem Haushalt mit 4 Zimmern 17,0 %, in ei-
 nem Haushalt mi 5 Zimmern 16,8 %, und in einem Haushalt mit 6 Zimmern 14,4 % der Befragten).
 Weniger als 3 % der Befragten gaben an, in einem Haushalt mit mehr als 10 Zimmern zu wohnen.

 5.2. Sprache(n) zu Hause und mit Freund*innen

 Auf die Frage, welche Sprache(n) zu Hause gesprochen wird bzw. werden, antworteten 84,2 %
 der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit „ausschließlich Deutsch“. Weitere 12,9 % gaben
 an, zu Hause Deutsch sowie eine andere Sprache zu sprechen und 2,9 % der Befragten gaben an,
 ausschließlich eine oder mehrere anderen Sprachen zu sprechen.

 Zudem wurde danach gefragt, welche Sprache die jungen Menschen mit Freund*innen nutzen.
 Das Antwortverhalten ähnelte sehr dem zu der Frage nach den gesprochenen Sprachen zu Hause
 (vgl. Abbildung 3). Auch mit ihren Freund*innen sprachen die meisten der Befragten nur Deutsch
 (84,4 %). 13,6 % sprachen Deutsch sowie eine andere Sprache gemischt und lediglich 2,1 % der
 Befragten sprachen mit Freund*innen ausschließlich eine oder mehrere anderen Sprachen.

               84,2   84,4
          80

          60
Prozent

          40

          20
                                      12,9     13,6
                                                              2,9      2,1
           0
                 Deutsch              Deutsch und           Andere Sprache(n)
                                    andere Sprache(n)
                           Sprachen zu Hause     Sprachen mit Peers
 Abbildung 3: Sprache zu Hause und mit Freund*innen

                                                                                5. Situation im Wohnumfeld   18
5.3. Rückzugsorte im Wohnumfeld

Mit Fragen nach dem Wohnumfeld war beabsichtigt, den sozialen Kontext des Alltagslebens der
jungen Menschen zu erfassen und auch hier eventuelle räumliche und soziale Enge, aber auch
mögliche Unterstützungsstrukturen etc. abbilden zu können. Es wurden deshalb Fragen zur
Wohnform und zu Rückzugsmöglichkeiten und räumlichen Ressourcen gestellt. Zur Frage nach
der Wohnform gaben 75 % der Befragten an, zusammen mit ihrer Familie zu leben. 9,4 % der Be-
fragten lebten mit der*dem Partner*in zusammen, 6,7 % in einer WG, 6,3 % lebten alleine , 1,6 %
in einer Wohngruppe/im betreuten Wohnen, 0,5 % in einer Pflegefamilie und 0,7 % wohnten in
einer anderen Art von zu Hause. Auf die Frage nach einem eigenen Zimmer antworteten 86,3 %
der Befragten, ein eigenes Zimmer zu haben. 10,7 % der Befragten teilten sich ein Zimmer mit
jemand anderem. 3 % der Befragten gaben an, kein eigenes Zimmer zu haben. Zur Frage, ob es
zu Hause einen Raum gibt, in dem der*die Befragte ungestört sein kann, stimmten 90 % der Be-
fragten zu und 8 % der Befragten verneinten dies. Zudem wurde nach den Möglichkeiten gefragt,
die Wohnung oder das Haus verlassen zu können und nach draußen zu gehen. Auf diese Frage
antworteten 96,8 % mit ja und 3,2 % der Befragten mit nein.

5.4. Wohlbefinden zu Hause

Durch die Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen zur Eindämmung des Virus konzentrierte
sich der Lebensmittelpunkt der jungen Menschen auf das Zuhause. Daher wurde in der Befra-
gung nach dem Wohlbefinden zu Hause gefragt. Haben die jungen Menschen dort eine gute Zeit,
werden sie unterstützt und fühlen sie sich sicher? Diese Aspekte wurden durch 5 Items erfasst.
Die meisten Jugendlichen antworteten, zu Hause zumindest einigermaßen eine gute Zeit zu ha-
ben – für 13,8 % traf dies allerdings nicht zu. Die Fragen, ob es jemanden gibt, die*der sich um
sie kümmert und ob ihnen geholfen wird bei Problemen, wurden ähnlich beantwortet. 69,1 %
gaben an, dass sich jemand um sie kümmert, 71,6 % gaben an, Unterstützung bei Problemen zu
erhalten. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Sicherheit zu Hause. Zwar fühlten sich 90 % der be-
fragten jungen Menschen zu Hause sicher, doch sind es auch 10 % der Jugendlichen und jungen
Erwachsenen (und damit immerhin 549 junge Menschen), die dies nicht von sich sagen konnten.

In meinem zu Hause ...

                                ... habe ich eine gute Zeit 4,1 9,7               22,7                       37,7                      25,9

... gibt es immer jemanden, die*der sich um mich kümmert          8      8,3     14,6                 34,2                       34,9

           ... hilft mir jemand, wenn ich ein Problem habe 5,6 8,2              14,7              34,2                          37,4
                                                              3 2,5
                                 ... fühle ich mich sicher        4,5            26,1                                  63,9

                                                             0%                20 %            40 %             60 %           80 %           100 %
             stimme nicht zu      stimme ein bisschen zu              stimme einigermaßen zu          stimme zu        stimme zu 100 % zu
Abbildung 4: Wohlbefinden zu Hause

Zusätzlich wurde die Zufriedenheit mit der Stimmung zu Hause insgesamt mit einer Skala von
0 (total unzufrieden) bis 10 (zu 100 % zufrieden) abgefragt. Dabei gaben die jungen Menschen
durchschnittlich mit 6,58 an, im häuslichen Umfeld mittelmäßig bis eher zufrieden zu sein.

                                                                                                              5. Situation im Wohnumfeld              19
20,7
          20
                                                           17,6

          15
                                                                         12,0
                                               11,1 11,2
Prozent

          10                                                                    8,6
                                         7,0
                                  6,0
           5
                            3,1
               1,5 1,3
           0
               0       1     2     3      4     5     6     7      8      9     10
                   (Skala: 0 = gänzlich unzufrieden bis 10 = zu 100 % zufrieden)
 Abbildung 5: Zufriedenheit mit der Stimmung zu Hause

                                                                                      5. Situation im Wohnumfeld   20
6.        Kontakte junger Menschen zu Freund*innen/Peers

Peers sind im Jugendalter von besonderer Bedeutung, da sie wichtige Entwicklungsprozesse an-
stoßen, Unterstützung und Orientierung bieten. Durch die Schließung von Jugendhäusern, Sport-
gruppen, Bolzplätzen und Freizeitstätten sowie der Schulen und Bildungseinrichtungen fanden
Peer-Kontakte während des Lockdowns hauptsächlich online oder virtuell statt. Vor diesem Hin-
tergrund war es interessant zu erfragen, wie junge Menschen in dieser Zeit ihre Kontakte gestal-
teten, mit wie vielen Peers sie noch in Kontakt standen und wie zufrieden sie mit den Kontakten
zu Gleichaltrigen außerhalb ihres familiären Umfelds waren.

6.1. Wie viele und welche Kontakte pflegen
     junge Menschen in der Corona-Zeit?

Tabelle 2 zeigt, dass die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen während der Corona-
Pandemie mit 3 bis 6 Personen Kontakt hielten (39,1 %). Ähnlich viele hatten Kontakt mit nur 1 bis
2 Personen. Allein an dieser Frage zeigt sich, dass das mediale Bild von Jugendlichen, die sich
den Kontaktbeschränkungen widersetzen, nicht bestätigt werden kann.

Tabelle 2:   Anzahl der Kontakte

                                      Anzahl     Prozent
 Gültig      mit 3 bis 6 Personen      2.156        39,1
             mit 1 bis 2 Personen      2.059        37,3
             mit (sehr) vielen           826        15,0
             mit Niemandem               465         8,4
             Gesamt                    5.506        99,7
 Fehlend     nicht beantwortet            14         0,3
 Gesamt                                5.520      100,0

Darüber hinaus wurde erfragt, wie sich der Kontakt gestaltet. Aus einer Reihe vorgegebener Ant-
wortmöglichkeiten konnten die Teilnehmenden hier mehrere Antworten auswählen. Am häufigs-
ten wurde das Schreiben von Nachrichten über Nachrichtendienste, soziale Medien oder SMS
genannt. Auch Telefonieren stellte eine wichtige Kontaktart dar. Physische Treffen standen bei
den jungen Menschen erst an fünfter Stelle.

Spezifizierend wurden in den Freitextfeldern von fast 500 Personen als andere Arten des In-Kon-
takt-Seins beispielsweise verschiedene Unternehmungen wie „Autokino“ oder „Saufen“, Online-
Aktivitäten wie „gemeinsam Filme streamen“ oder „Videospiele machen“, in Kontakt sein durch
räumliche Nähe wie beispielsweise „Kontakte über den Gartenzaun“, „zusammen Wohnen“ oder
„gemeinsame Gartennutzung“, aber auch asynchrone bzw. analoge Kontaktarten wie „Briefe oder
Postkarten schreiben“ genannt. Darüber hinaus nannten die Befragten Kontakte zu Menschen,
die aufgrund verpflichtender Treffen im Schul- oder Arbeitskontext weiterhin gegeben waren,
sowie Besuche.

                                       6. Kontakte junger Menschen zu Freund*innen/Peers             21
Tabelle 3:            Art der Kontakte

                                                                                                          Anzahl
                                                                                                           Gültig
   Ausgewählte                  Schreiben (Nachrichtendienste, soziale Medien, SMS)                        5.049
   Kontaktarten                 Telefonieren                                                               3.709
   (Mehrfach-                   Videochat                                                                  3.646
   antworten                    Sprachnachrichten                                                          3.439
   möglich)
                                Gemeinsam abhängen oder spazieren gehen                                    2.071
                                Gemeinsam Sport treiben                                                      818
                                Sonstiges und zwar                                                           497
                                gar keinen Kontakt                                                            69
   Gesamt                                                                                                19.298

 In diesem Zusammenhang ist es auch interessant zu wissen, wie zufrieden die jungen Menschen
 mit dem Kontakt zu ihren Freund*innen waren. Auf einer Skala von 0 (total unzufrieden) bis 10
 (zu 100 % zufrieden) lag der Mittelwert bei 4,93. Zudem gaben 1,3 % der Befragten an, keine
 Freund*innen zu haben.

          15                                       14,6
                                     13,7
                                                          12,9
                                                                 12,0
                                            11,2
          10                   9,5
                                                                         8,3
Prozent

               5,0
           5          4,1                                                       4,2 4,5

           0
               0       1       2      3      4      5      6      7      8      9   10
                   (Skala: 0 = gänzlich unzufrieden bis 10 = zu 100 % zufrieden)
 Abbildung 6: Zufriedenheit mit Kontakten

 6.2. Sorge jemanden mit Corona zu infizieren

 Die Kontaktbeschränkungen wurden beschlossen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Inso-
 fern stand die Frage nach den Kontakten junger Menschen auch in einem Zusammenhang mit
 der Frage nach der Sorge, sich selbst oder andere mit dem Corona-Virus zu infizieren. Auf einer
 Skala von 0 (keine Sorge) bis 4 (große Sorge) wurden die jungen Menschen gefragt, wie groß ihre
 Sorge ist, sich selbst oder jemanden aus ihrem Umfeld mit dem Virus zu infizieren. Mit einem
 Mittelwert von 2,16 zeigten sich die jungen Menschen im Durchschnitt als mäßig besorgt.

 Tabelle 4:            Sorgen um eine Infektion

                                                                        Anzahl        Prozent
   Gültig                  0                                                 778           14,1
                           1                                             1.039             18,8
                           2                                             1.256             22,8
                           3                                             1.264             22,9
                           4                                             1.105             20,0
                           Gesamt                                        5.442             98,6
   Fehlend                 nicht beantwortet                                   78           1,4
   Gesamt                                                                5.520            100,0

                                                                         6. Kontakte junger Menschen zu Freund*innen/Peers   22
6.3. An wen wenden sich junge Menschen?

Davon ausgehend, dass einige junge Menschen während des Lockdowns und der Pandemie mit
unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert und auch überfordert sein können, wurde im
Rahmen der JuCo Studie auch gefragt, an wen sie sich in solchen Fällen wenden können. So wur-
den den Befragten mögliche Ansprechpersonen und Beratungsstellen vorgeschlagen, zu denen
sie angeben konnten, ob es „unmöglich“ (0) bis „sicher“ (4) ist, dass diese Person/Institution
kontaktiert würde. Auch die Option „habe/kenne ich nicht“ stand zur Verfügung. Als besonders
wichtige Ansprechpersonen gaben die jungen Menschen den*die Freund*in im Sinne von Part-
ner*in oder ein*en gute*n Freund*in mit Mittelwerten von 4,21 bzw. 4,46 an. Offizielle Stellen
wie Beratungsangebote per Telefon, Mail oder Chat (Mittelwert 1,70) sowie die Polizei oder das
Jugendamt (Mittelwert 1,67) wurden als weniger passend angegeben.

Tabelle 5:     Ansprechpersonen und -stellen bei Sorgen und Problemen

                                                                         Anzahl Mittelwert
                                                                          Gültig
 Meine*n Freund*in                                                        3.102       4,46
 Gute*r Freund*in                                                         5.421       4,21
 Mutter                                                                   5.402       3,88
 Vater                                                                    5.171       3,41
 Geschwister                                                              4.638       3,31
 Ich behalte es ausschließlich für mich                                   5.320       2,68
 Andere Verwandte (Tante, Onkel, Oma, Opa)                                5.341       2,55
 Person, die eine bestimmte Funktion hat (z. B. Lehrer*in, Trainer*in,    5.279       2,36
 Arbeitskolleg*innen, Kommiliton*innen ...
 Person aus meinem Haus/räumlichen Umfeld (z. B. Nachbar*in)              5.157       2,12
 Beratungsangebot am Telefon, E-Mail, Chat                                5.086       1,70
 Offizielle Stellen: Polizei, Jugendamt, Rechtsanwalt*/Rechtsanwältin*    5.169       1,67
 Andere(s), und zwar:                                                       275       2,99

Über die angebotenen Antwortoptionen hinaus machten 275 junge Menschen weitere Angaben zu
möglichen Ansprechpersonen oder -stellen. Während hier einerseits einige der abgefragten Per-
sonen noch einmal spezifischer mit einer Rolle bezeichnet wurden, beispielsweise als Gruppen-
leiter*in einer Wohngruppe oder Therapeut*in, enthielten die Freitextfelder auch neue Aspekte.
Dazu gehören beispielsweise Hinweise auf nicht-menschliche Kontakte als wichtige Stützen wie
ein Tagebuch, Tiere oder Gott. Ebenso wurden offizielle politische Instanzen genannt, beispiels-
weise die Landesschüler*innenvertretung oder andere politische Gremien und Personen. Eine
weitere wichtige Kategorie der Ansprechstellen aus der Kategorie „Sonstiges“ stellten Online-
Kontakte in diversen Communities dar, beispielsweise Austauschgruppen in sozialen Medien
oder in Foren.

                                          6. Kontakte junger Menschen zu Freund*innen/Peers        23
7.            Junge Menschen in Schule, Studium
               oder Arbeit/Ausbildung

 Um die Situation von jungen Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen spezifisch erfas-
 sen zu können, wurden Filterfragen in den Fragebogen eingebaut. So wurden Schüler*innen nach
 ihren Erfahrungen mit der Schule gefragt, Studierende mit ihrer Hochschule und erwerbstätige
 Personen bzgl. ihrer Arbeitssituation. Im Folgenden werden die deskriptiven Analysen der Situa-
 tionen junger Menschen in Schulkontexten, im Studium sowie in Arbeit dargestellt.

 7.1. Junge Menschen in Schulkontexten: Wie
      zufrieden sind sie mit ihrer Situation?

 Zuerst wurden die Schüler*innen (n = 3.125) unter den Befragten danach gefragt, wie zufrieden
 sie damit sind, einige Wochen nicht in der Schule gewesen zu sein sowie mit dem, was sie in der
 Zeit zu Hause gelernt haben (Abbildung 7).

          15                                                      14,2                14,4
                                                      12,8 13,2                              13
                                               10,9                            11,5
          10                                                             9,7                              10                                            9,6
                                       8,6                                                        9             8,5
Prozent

                         7,2                                                                                           7,7   7,6 7,7
               6,4             6
           5                                                                                                                            4,7
                                                                                                                                                  3,8         3,5

           0
                     0             1               2           3               4         5            6            7           8              9           10
                                             damit, einige Wochen nicht in der Schule gewesen zu sein          mit dem zu Hause Gelernten

                                                          (Skala: 0 = gänzlich unzufrieden bis 10 = zu 100 % zufrieden)
 Abbildung 7: Zufriedenheit mit der Schule

 Der Vergleich zeigt interessante Ergebnisse. So gaben fast 10 % zum Zeitpunkt der Befragung
 an, gänzlich zufrieden damit zu sein, während der Pandemie nicht zur Schule zu gehen. Bei einer
 Zusammenfassung der Skala waren knapp 40 % zufrieden damit (6–10), 14,4 % positionierten sich
 in der Mitte und 46,2 % waren in der Tendenz unzufrieden mit der vorübergehenden Schulschlie-
 ßung. Die Zufriedenheit damit, was die Schüler*innen währenddessen zu Hause gelernt haben,
 zeigt eine niedrigere Tendenz. Dazu gaben zusammenfassend 54,3 % an, eher unzufrieden mit
 dem Gelernten zu sein, 13 % bewerteten dies durchwachsen und mehr als die Hälfte (54 %) waren
 eher unzufrieden mit dem Lernerfolg. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach der Zu-
 friedenheit mit der Unterstützung durch Lehrer*innen erkenntnisreich (Abbildung 8).

                                                         7. Junge Menschen in Schule, Studium oder Arbeit/Ausbildung                                                24
25,9
          25

          20

          15                                                                           14,9
Prozent

                                                     12,2                       12,8
                                       11,1                        11,6
                          10,4                              10,3                              9,8
          10                                                                                                  9,3
                                 8,5
               7                              7,4                         7,7                                           7,7
                                                                                                        6,6                                             6,1
           5                                                                                                                  5   4,6
                                                                                                                    4                       3,8   3,5

           0
                   0         1            2              3            4            5                6           7         8             9           10
                                                         durch Lehrkräfte        durch pädagogische Fachkräfte

                                                    (Skala: 0 = gänzlich unzufrieden bis 10 = zu 100 % zufrieden)
 Abbildung 8: Zufriedenheit mit der Unterstützung

 Die Verlagerung des Lernens von Institutionen in das private Umfeld war für alle Beteiligten eine
 Herausforderung, die es zu meistern galt. Lehrkräfte waren gefragt, Lerninhalte digital aufzube-
 reiten; pädagogische Fachkräfte versuchten den Kontakt zu Schüler*innen aufrecht zu erhalten,
 um ihnen unterstützend und beratend zur Seite stehen zu können. Wenngleich die Sichtweisen
 aller weiterführend wären, ging es in der Befragung um die Perspektive der jungen Menschen.
 Dass die Zufriedenheit mit der Unterstützung durch Lehrkräfte eine sehr hohe Streuung auf-
 weist, zeigt die unterschiedlichen Erfahrungen, die wahrscheinlich sowohl auf das Engagement
 einzelner Lehrer*innen als auch auf individuelle schulische Leistungen zurückführbar sind. Auf-
 fallend ist die große Unzufriedenheit mit (Schul-)Sozialarbeiter*innen, Jugendarbeiter*innen und
 anderen pädagogischen Fachkräften. Über ein Viertel der Jugendlichen war gänzlich unzufrieden
 mit der Unterstützung durch sie. Insgesamt waren es fast 6 %, die sich in der Tendenz unzufrie-
 den zeigten, 12,8 % positionierten sich mittig. Nur etwa ein Viertel war tendenziell zufrieden mit
 der erhaltenen Unterstützung, und wenige 3,5 % waren vollkommen zufrieden.

 7.2. Junge Menschen in Hochschulkontexten:
      Was hat sich für sie verändert?

 Für Studierende war die Situation des Lockdowns ebenfalls herausfordernd. Für viele Studierende
 verschob sich der Vorlesungsbeginn, einige verloren u. a. durch die Schließung der Gastronomie
 ihre Nebenjobs, andere arbeiteten mehr. Das gewohnte Studierendenleben an den Universitäten,
 der Austausch mit Kommiliton*innen auf dem Campus, das Lernen in den Bibliotheken fiel weg,
 da Hochschulen geschlossen waren. Seminare, Vorlesungen und Übungen fanden digital statt so-
 wie auch der Austausch mit Lehrenden. Daher stand im Fokus des Interesses, inwieweit sich die
 Studierenden über die aktuellen Veränderungen an der Hochschule informiert fühlten. Stehen sie
 weiterhin in Kontakt mit Dozent*innen? Werden sie voraussichtlich ihren Studienabschluss trotz
 allem wie geplant erreichen? Wie gestaltet sich ihre derzeitige Wohnsituation?

                                                    7. Junge Menschen in Schule, Studium oder Arbeit/Ausbildung                                               25
Ich fühle mich gut über die Veränderungen
                                                                                             60,3
          an meiner Hochschule informiert (n =993)
                  Ich habe weiterhin guten Kontakt
                                                                                        55,7
                 zu meinen Dozent*innen (n = 899)
            Mein Studienabschluss wird sich durch
                                                                             34,1
              die Corona-Krise verzögern (n = 881)
                    Ich bin in meiner Wohnung und
                                                                                     51,2
             warte auf den Semesterstart (n = 921)
  Ich bin vorübergehend zu meiner Familie gezogen,
                                                                             33,3
da das Semester digital durchgeführt wird (n = 917)
                                                      0%     20 %            40 %     60 %
Abbildung 9: Situation von Studierenden

Insgesamt nahmen 1.013 Studierende an der Befragung teil und erhielten vertiefende Fragen
zu ihrer aktuellen Studiensituation. Der Großteil derer, die diese Frage beantwortet haben, gab
an, dass sie sich über die Veränderungen an ihrer Hochschule gut informiert fühlten (60,3 %).
Für die meisten (55,7 %) erschienen die Dozent*innen der Hochschulen weiterhin gut erreichbar.
Immerhin 34,1 % der befragten Studierenden, die dieses Item beantwortet haben, gaben jedoch
an, dass sich ihr Studienabschluss durch die Corona-Krise voraussichtlich verzögern wird. Die
meisten Studierenden befanden sich in ihrer Wohnung, einige verbrachten das Semester aus
unterschiedlichen Gründen bei ihrer Familie.

7.3. Junge Menschen in Arbeitskontexten:
     Wie gestaltet sich die Arbeitssituation für sie?
Die Fragen an junge Menschen in Arbeitskontexten – das heißt an jene Befragten, die als Haupt-
beschäftigung Erwerbstätigkeit, Ausbildung oder Freiwilligendienst angegeben hatten (n =
1.165) – bezogen sich auf den Arbeitsumfang, den Kontakt zu Ansprechpersonen bei der Arbeit
und weitere Aspekte. Konkret wurden die jungen Menschen gebeten, auf 5 Items mit „ja“ oder
„nein“ zu antworten, wobei in der folgenden Abbildung die Zustimmungen dargestellt sind.

              Ich habe weiterhin Kontakt zu meinen
                                                                                                                  91
          Ansprechpersonen bei der Arbeit (n = 929)

                      Ich arbeite weiterhin (n = 995)                                                      82,2

      Ich arbeite weniger/bin in Kurzarbeit (n = 886)                 25,4

   Ich arbeite gerade nicht, meine Ausbildung/Arbeit
                                                                     24,1
 ist durch Corona abgebrochen/ausgesetzt (n = 892)

               Ich arbeite mehr als vorher (n = 875)                22,7

                                                        0%   20 %             40 %     60 %         80 %               100 %
Abbildung 10: Situationen von Auszubildenden und jungen Menschen in Arbeit

Die meisten erwerbstätigen jungen Menschen gaben an, auch weiterhin zu arbeiten, wobei im-
merhin ein Viertel der Befragten angab zum Zeitpunkt der Befragung in Kurzarbeit zu sein oder
weniger als zuvor zu arbeiten, 24,1 % arbeiteten aufgrund des Lockdowns vorrübergehend gar
nicht, 22,7 % arbeiteten mehr als vorher. Den Kontakt zu den Ansprechpersonen bei der Arbeit
konnten fast alle Befragten halten.

                                                7. Junge Menschen in Schule, Studium oder Arbeit/Ausbildung                    26
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