2019/20 Geschäftsbericht Zahlen - Daten - Fakten zur Arbeit des Integrationsamtes - KVJS
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VORWORT Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, die Corona-Pandemie verändert weltweit das Es zeichnet sich aber beispielswiese jetzt schon gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche ab, dass einige der 92 Inklusionsbetriebe in Leben. In ihrem Aufgabenbereich, dem Sozial- Baden-Württemberg mit ihren nahezu 2.000 gesetzbuch IX, haben auch die Integrations- Arbeitsplätzen in ihrer Existenz bedroht sind. ämter in Deutschland mit den Auswirkungen Es wird eine Herausforderung für das KVJS-Inte- zu kämpfen. Es zeichnen sich schwere Folgen grationsamt werden, hier gezielt und mit dem für den Arbeitsmarkt ab und damit auch für richtigen Maß zu unterstützen. Es mehren sich die Beschäftigungssituation von Menschen auch die Zeichen, dass es für schwerbehinderte mit Behinderung. Gleichzeitig ist mit finanziel- Menschen einen Stellenabbau geben könnte. len Auswirkungen beim Einsatz der Mittel der Erste Anträge von Arbeitgebern auf Zustim- Ausgleichsabgabe durch die Integrationsäm- mung zur Kündigung aus betriebsbedingten ter und einem Rückgang der Einnahmen zu Gründen infolge der Corona-Pandemie wur- rechnen. den beim Integrationsamt bereits gestellt. In diesem Geschäftsbericht 2019/2020 geht es Seien Sie versichert, dass das KVJS-Integrations- in erster Linie noch um die gute Zahlenbilanz amt sich der besonderen Verantwortung für die des Jahres 2019. Die genauen Auswirkungen beschäftigten schwerbehinderten Menschen der aktuellen Ereignisse des Jahres 2020 und ihre Arbeitgeber sehr bewusst ist und alles werden im nächsten Geschäftsbericht sichtbar daran setzt, die Arbeitgeber und schwerbehin- werden. derten Menschen in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen. Kristin Schwarz Karl-Friedrich Ernst Verbandsdirektorin Dezernent des KVJS-Integrationsamtes 2 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
INHALT Inhalt 1 2019 auf einen Blick 4 2 Zielgruppe 6 2.1 Personenkreis 6 2.2 Schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt 7 3 Einnahmen des Integrationsamts, Aufkommen an Ausgleichsabgabe 8 4 Ausgaben – Leistungen des Integrationsamts 9 4.1 Leistungen – Übersicht 9 4.2 Leistungen an Arbeitgeber 10 4.3 Unterstützung bei betrieblicher Prävention 11 4.4 Leistungen an Inklusionsbetriebe 12 4.5 Leistungen an schwerbehinderte Menschen 16 4.6 Integrationsfachdienste 18 4.7 Teilhabe wesentlich behinderter Menschen 21 4.8 Technischer Beratungsdienst 23 4.9 Förderung von Einrichtungen der Teilhabe am Arbeitsleben 25 5 Besonderer Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen 26 6 Widerspruchsverfahren 32 7 Aufklärung, Schulung, Bildung 33 7.1 Schulung und Bildung 33 7.2 Aufklärung 34 7.3 Preisträger 35 Impressum 39 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 3
1 2019 auf einen Blick – für eilige Leser 1 2019 auf einen Blick – für eilige Leser Personenkreis und Arbeitsmarkt Leistungen der begleitenden Hilfe im Arbeitsleben In Baden-Württemberg waren nach der Statistik des Statistischen Landesamtes 0,23 Millionen Euro an Arbeitgeber zur zum 31. Dezember 2019 insgesamt 955.455 Schaffung von 37 Arbeitsplätzen für schwer- Menschen als schwerbehindert gemeldet. behinderte Menschen. In Baden-Württemberg gab es 2018 23.590 1,89 Millionen Euro an Arbeitgeber zur beschäftigungspflichtige Arbeitgeber mit behinderungsgerechten Einrichtung von 3.540.213 Arbeitsplätzen, davon erfüllten 568 Arbeitsplätzen. 9.954 Arbeitgeber die Beschäftigungspflicht 28,02 Millionen Euro an Arbeitgeber bei nach dem SGB IX. außergewöhnlichen Belastungen (ohne Die Beschäftigungsquote in Baden-Württem- Inklusionsbetriebe) – Anzahl der Leistungs- berg betrug 2018 bei den Arbeitgebern der empfänger: 8.581. Privatwirtschaft 3,94 Prozent und bei den 4,84 Millionen Euro an schwerbehinderte Arbeitgebern des Öffentlichen Dienstes 5,22 Menschen – Anzahl der Leistungsempfänger: Prozent. 868. Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe im Prävention Haushaltsjahr 2019 737 Anträge auf Durchführung von Präven- Gesamteinnahmen (einschl. Finanzausgleich tionsmaßnahmen wurden neu gestellt. unter den Integrationsämtern, Zinsen und 725 Anträge wurden 2019 abgeschlossen. Tilgung aus Darlehen sowie sonstige Einnah- Davon mussten 85 Anträge als Kündigungs- men): 117,97 Millionen Euro, davon 102,46 fall weiterbearbeitet werden: Erfolgsquote: Millionen Euro Ausgleichsabgabeaufkommen. 88 Prozent. Gesamtausgaben: 123,96 Millionen Euro, davon Leistungen an Arbeitgeber 30,14 Inklusionsbetriebe Millionen Euro, Ausgaben für Integrations- fachdienste 15,54 Millionen Euro (zuzüglich 92 Inklusionsbetriebe mit 4.462 Beschäftig- 2,06 Millionen Euro für Sach- und Schulungs- ten, davon 1.797 schwerbehinderte Menschen kosten), Förderung von Einrichtungen 8,00 9,81 Millionen Euro Förderung durch das Millionen Euro, Abführung an den Ausgleichs- KVJS-Integrationsamt (einschl. Leistungen an fonds 20,45 Millionen Euro, Ausgleich unter IB bei außergewöhnlichen Belastungen). den Integrationsämtern 8,76 Millionen Euro. 4 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
2019 auf einen Blick – für eilige Leser 1 Integrationsfachdienste Teilhabeperspektive für wesentlich behinderte Menschen 22 IFD an 36 Standorten mit 210 Integrati- onsfachberatern auf 165 Planstellen. 294 Vermittlungen von wesentlich behinder- 13.229 (schwer-)behinderte Menschen wur- ten Menschen auf den allgemeinen Arbeits- den beraten oder umfassend unterstützt. markt. davon 7.786 Beauftragungen zur umfassen- Insgesamt wurden 5.157 Vermittlungen für den Unterstützung (schwer-)behinderter wesentlich behinderte Menschen (01. Januar Menschen, davon 2005 bis 31. Dezember 2019) erreicht. • 5.096 Beauftragungen zur Sicherung der Überdurchschnittlich stabile Arbeitsverhält- Beschäftigung. nisse: Nachhaltigkeitsquote 84,15 Prozent. • 2.192 Vermittlungsaufträge. Zusammenarbeit mit den Trägern der Ein- 498 Stabilisierungen der Vermittlungsleis- gliederungshilfe: In 2019 konnten 276 neue tungen. Arbeitsverhältnisse für wesentlich behinder- 407 Vermittlungen in Arbeitsplätze des ten Menschen am allgemeinen Arbeitsmarkt allgemeinen Arbeitsmarkts, davon 294 für gemeinsam durch die Bewilligung von er- wesentlich behinderte Menschen. gänzenden Lohnkostenzuschüssen erreicht Kosten: 15,54 Millionen Euro, davon 0,35 werden. Millionen refinanziert. Besonderer Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen 2.725 Neuanträge auf Zustimmung zur Kündigung. Insgesamt 2.648 Fälle (einschließlich nicht abgeschlossener Fälle aus dem Vorjahr) wur- den entschieden. Der Arbeitsplatz konnte in 509 Fällen erhalten werden. Bildung und Information In 115 Ein- und Mehrtagesveranstaltungen erreichte das Integrationsamt 2.011 Perso- nen. 16 Veranstaltungen Dritter, unter Mitwirkung des Integrationsamtes, erreichten 2.649 Personen. Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 5
2 Zielgruppe 2 Zielgruppe Wie die Überschrift des SGB IX Teil 3 „Schwer- Anträge zur Gleichstellung entscheidet die behindertenrecht“ sagt, sind die Aufgaben zuständige Arbeitsagentur. und Aktivitäten des Integrationsamts auf die schwerbehinderten Menschen und die ihnen Das Schwerbehindertenrecht gewährleistet ein gleichgestellten behinderten Menschen Unterstützungssystem für Menschen, die auf- ausgerichtet. grund ihrer Behinderung zur gleichberechtigten Teilhabe im Arbeitsleben darauf angewiesen sind. Schwerbehindert sind Personen, die ihren Wohn- sitz, ihren gewöhnlichen Aufenthalt oder ihre Be- schäftigung auf einem Arbeitsplatz im Geltungs- bereich des SGB IX haben, und bei denen ein 2.1 Personenkreis Grad der Behinderung (GdB) von 50 und mehr vorliegt (§ 2 Absatz 2 SGB IX). Die Feststellungen über Art und Grad der Behinderungen trifft die Schwerbehinderte Menschen in Versorgungsverwaltung. Zuständige Behörden Baden-Württemberg sind in Baden-Württemberg die Versorgungs- ämter bei den Stadt- und Landkreisen. In Baden-Württemberg lebten zum Jahresende 2019 insgesamt rund 11,1 Millionen Einwohner. Den schwerbehinderten Menschen gleichge- Am 31. Dezember 2019 waren 955.455 schwer- stellt werden sollen Menschen mit einem Grad behinderte Menschen registriert. Das waren der Behinderungen von weniger als 50, aber 12.272 Personen oder 1,3 Prozent mehr als zum wenigstens 30, wenn sie infolge der Behinde Zeitpunkt der letzten Erhebung 2017. Somit war rung ohne die Gleichstellung einen geeigneten ein Anteil von 8,6 Prozent der gesamten Bevöl- Arbeitsplatz im Sinne des § 156 SGB IX nicht kerung Baden-Württembergs in 2019 schwer- erlangen oder nicht behalten können. Über behindert und damit jeder zwölfte Einwohner Schwerbehinderte Menschen in Baden-Württemberg Alter Anzahl in % Alle in % Männer in % Frauen unter 25 Jahre 42.257 4,4 2,6 1,8 25 bis 45 Jahre 73.323 7,7 4,1 3,6 45 bis 55 Jahre 96.435 10,1 5,0 5,1 55 bis 65 Jahre 202.433 21,2 11,2 10,0 über 65 Jahre 541.007 56,6 28,5 28,1 Insgesamt 955.455 100,0 51,4 48,6 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Januar 2020 6 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt 2 des Landes. 51,4 Prozent der anerkannten In 93 Prozent aller Fälle wurde die Behinderung schwerbehinderten Menschen in Baden-Würt- durch eine Krankheit verursacht. Nur 3,6 Prozent temberg sind Männer, 48,6 Prozent sind Frauen. der Behinderungen waren angeboren oder tra- ten im ersten Lebensjahr auf. 1,6 Prozent waren Über die Hälfte (56,6 Prozent) aller schwerbe- auf einen Unfall (einschließlich Arbeitsunfällen) hinderten Menschen (541.007 Personen) ist 65 oder eine Berufskrankheit zurückzuführen. Jahre oder älter. Der Anteil schwerbehinderter Menschen unter 25 Jahren (42.257 Personen) betrug 4,4 Prozent. 2. 2 Schwerbehinderte Menschen Art und Grad der Behinderung, Ursachen auf dem Arbeitsmarkt Die schwerbehinderten Menschen litten über- wiegend an körperlichen Behinderungen. Bei Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg gut einem Viertel (28 Prozent) funktionierten innere Organe oder Organsysteme nur be- Die Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg schränkt. Querschnittslähmung, zerebrale bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen war Störungen, geistig-seelische Behinderungen am 31. Dezember 2019 bezogen auf den Vor- oder Suchkrankheiten waren in 24,7 Prozent jahreszeitpunkt von 3 Prozent auf 3,2 Prozent der Fälle die Ursache. Bei 15,4 Prozent waren gestiegen; das ist die zweitniedrigste Arbeits- Wirbelsäule und Rumpf in ihrer Funktion ein- losenquote in Deutschland nach Bayern (2,8 geschränkt, bei weiteren 10 Prozent lag eine Prozent). Funktionseinschränkung von Gliedmaßen vor. 4 Prozent litten unter Blindheit oder unter einer 200.855 Menschen waren in Baden-Württem- Sehbeeinträchtigung. berg am Stichtag 31. Dezember 2019 arbeitslos gemeldet (gegenüber 185.480 im Vorjahr). Das Von den schwerbehinderten Menschen hatte ist ein Zugang von 15.375 Personen (= 8,3 Pro- knapp ein Viertel (224.887) sehr schwere Beein zent) gegenüber dem Vorjahresmonat. trächtigungen mit einem Grad der Behinderung von 100. Bei gut einem Drittel der schwerbehin- 14.302 arbeitslose schwerbehinderte Menschen derten Menschen (332.684) wurde ein Grad der weist die Statistik aus; diese Zahl ist um 661 Behinderung von 50 zuerkannt. Personen (= 4,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg Jahr Arbeitslose insgesamt in % davon schwerbehindert 2017 195.975 3,2 14.257 2018 185.480 3,0 13.641 2019 200.855 3,2 14.302 Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf Datenstand: Dezember 2019 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 7
3 Einnahmen des Integrationsamts, Aufkommen an Ausgleichsabgabe 3 Einnahmen des Integrationsamts, Aufkommen an Ausgleichsabgabe Das Aufkommen an Ausgleichsabgabe war Mehr beschäftigungspflichtige Arbeitgeber 2019 wesentlich durch zwei Faktoren be - und mehr Arbeitsplätze stimmt: die weiterhin florierende Wirtschaft in Deutschland und die steigende Zahl der Die Zahl der beschäftigungspflichtigen Arbeit- anzeige- und beschäftigungspflichtigen geber ist 2018 auf 23.590 Arbeitgeber angestie- Arbeitgeber. gen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitsplät- ze um 91.987 auf 3.540.213 Millionen an. Auch Das Aufkommen an Ausgleichsabgabe im Jahr hier ist für 2020 mit einem spürbaren Rückgang 2019 von 102,46 Millionen Euro ist das höchste zu rechnen. 9.954 Arbeitgeber (Vorjahr: 9.919) seit der Wirtschaftskrise 2009/2010. In Folge der erfüllten die Beschäftigungspflicht nach dem Coronakrise erwartet das KVJS-Integrationsamt SGB IX. ab dem Jahr 2020 jedoch einen Rückgang. Die durchschnittliche Beschäftigungsquote Die gesamten Einnahmen in 2019 einschließlich – bezogen auf alle beschäftigungspflichtigen der Rückflüsse (Zinsen, Darlehenstilgungen, Arbeitgeber – steigt (mit leichten Schwankun- Erstattungen der Rehabilitationsträger, des gen) seit Jahren kontinuierlich an. Bundes und der örtlichen Träger) und der Säumniszuschläge betrugen 117,97 Millionen Euro und lagen damit um 11,73 Millionen Euro über dem Vorjahr. Aufkommen der Ausgleichsabgabe in Baden-Württemberg* 2017 2018 2019 Mio. Euro 89,37 97,53 102,46 *Die Abführung an den Ausgleichsfonds ist noch nicht berücksichtigt Quelle: eigene Erhebung KVJS Entwicklung der Beschäftigungsquote – nach Arbeitgebern in % 2016 2017 2018 Private Wirtschaft 4,09 4,02 3,94 Öffentlicher Dienst 5,41 5,27 5,22 Durchschnittliche Beschäftigungsquote 4,34 4,24 4,17 Quelle: eigene Erhebung KVJS 8 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Ausgaben – Leistungen des Integrationsamts 4 4 Ausgaben – Leistungen des Integrationsamts Die Verwendung der Ausgleichsabgabe ist In 2019 führte das KVJS-Integrationsamt 8,76 gesetzlich festgelegt. Sie dient insbesondere Millionen Euro ab (Vorjahr: 5,85 Millionen Euro). zur Finanzierung der Leistungen der beglei- Die verbleibenden Mittel stehen dem KVJS-In- tenden Hilfe im Arbeitsleben. Verwaltungs- tegrationsamt zur Erfüllung der Aufgaben nach kosten dürfen damit nicht finanziert werden. dem SGB IX zur Verfügung. Die Integrationsämter leiten gem. § 160 Abs. 6 SGB IX 20 Prozent des Ausgleichsabgabeauf kommens an den Ausgleichsfonds beim Bundes 4.1 Leistungen – Übersicht ministerium für Arbeit und Soziales (§ 161 SGB IX) weiter für überregionale Projekte zur Förderung der Beschäftigung schwerbehin- Die gesamten Ausgaben für die Leistungen derter Menschen. Das KVJS-Integrationsamt des Integrationsamtes sind von 90,22 Millio- überwies in 2019 20,45 Millionen Euro (Vorjahr: nen Euro im Vorjahr auf 94,75 Millionen Euro 19,33 Millionen Euro) an den Ausgleichsfonds. im Haushaltsjahr 2019 nochmals gestiegen. Zum Ausgleich von Einnahmeunterschieden in den Bundesländern wird unter den Integrati- Die Aufwendungen für die begleitende Hilfe onsämtern ein Finanzausgleich durchgeführt. im Arbeitsleben sind erneut angestiegen. Das Leistungen – Übersicht in Mio. Euro 2017 2018 2019 Arbeitsmarktprogramme zur Förderung der Einstellung 16,98 22,05 23,32 schwerbehinderter Menschen Leistungen an schwerbehinderte Menschen 4,37 5,31 4,84 (einschließlich Arbeitsassistenz) Leistungen an Arbeitgeber 29,05 29,20 30,14 (ohne Leistungen an Inklusionsbetriebe) Leistungen an Inklusionsbetriebe 9,72 10,29 9,81 Leistungen an freie Träger der Integrationsfachdienste 15,74 16,58 17,60 Institutionelle Förderung 8,54 5,78 8,00 Schulung und Öffentlichkeitsarbeit 0,81 0,47 0,62 Forschungs- und Modellvorhaben 0,72 0,51 0,39 sonstige Maßnahmen 0,02 0,03 0,03 Insgesamt 85,95 90,22 94,75 Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 9
4 Leistungen an Arbeitgeber Ausgabevolumen bei den Leistungen an der Beschäftigung eines schwerbehinderten Arbeitgeber (ohne Inklusionsbetriebe) hat um Menschen (§ 27 SchwbAV). Es handelt sich um 0,94 Millionen Euro zugenommen und die eine Ermessensleistung. Aufwendungen für Arbeitsmarktprogramme zur Förderung der Einstellung schwerbehinder- Das Ausgabenvolumen dieser Leistungsart ist ter Menschen sind um 1,27 Millionen Euro auf trotz zurück gegangener Fallzahlen nochmals 23,32 Millionen Euro angestiegen. Auch die um rund eine halbe Million Euro gegenüber Kosten für die Integrationsfachdienste sind dem Vorjahr angestiegen. Um dem weiteren gestiegen. Für die institutionelle Förderung Anstieg dieser Leistung entgegenzuwirken wurden über zwei Millionen Euro mehr als in und die Leistung gezielter zu steuern, hat 2018 aufgewendet. Gesunken sind die Ausga- das KVJS-Integrationsamt mit Wirkung zum ben für Leistungen an schwerbehinderte 01.04.2019 neue Leistungsgrundsätze für alle Menschen und an Inklusionsbetriebe. Neu- und Weiterbewilligungen erlassen. Unter anderem sind Leistungen für Arbeitge- ber, die weniger als vier Prozent schwerbehin- 4.2 Leistungen an Arbeitgeber derte Menschen beschäftigten, entfallen; in der Regel werden auch keine Leistungen mehr erbracht für Arbeitsverhältnisse mit tariflich Leistungen an Arbeitgeber zur Sicherung oder gesetzlich altersgesicherten Beschäftig- der Beschäftigung schwerbehinderter Men- ten. In laufende Bewilligungen wurde nicht schen sind Teil der Begleitenden Hilfe im eingegriffen. Dies ist der Grund, weshalb sich Arbeitsleben, die aus der Ausgleichsabgabe der finanzielle Effekt der geänderten Leistungs- finanziert wird. grundsätze erst in den nächsten Jahren in der Statistik niederschlagen wird. Die Fallzahlen in der Begleitenden Hilfe im Arbeitsleben sind im Berichtsjahr erstmals seit Für die behinderungsgerechte Einrichtung von 2016 wieder zurückgegangen auf weniger als Arbeits- und Ausbildungsplätzen wendete das 10.000 Fälle. Den Schwerpunkt bilden die Leis- KVJS-Integrationsamt in 2019 in 568 Fällen 1,89 tungen an Arbeitgeber wegen außergewöhn- Millionen Euro auf. Die Aufwendungen für die lichen Belastungen im Zusammenhang mit Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen Leistungen an Arbeitgeber 2017 2018 2019 Mio. Euro Fälle Mio. Euro Fälle Mio. Euro Fälle Schaffung von Arbeits- und 0,75 61 0,46 80 0,23 37 Ausbildungsplätzen Behinderungsgerechte Einrichtung 1,81 585 1,27 599 1,89 568 von Arbeits- und Ausbildungsplätzen Leistungen bei außergewöhnlichen 26,49 8.717 27,47 9.516 28,02 8.581 Belastungen (ohne Inklusionsbetriebe) Insgesamt 29,05 9.363 29,20 10.195 30,14 9.186 Quelle: eigene Erhebung KVJS 10 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Unterstützung bei betrieblicher Prävention 4 für schwerbehinderte Menschen haben sich mit verfahren auf Antrag Beratung und Unter- 0,23 Millionen Euro halbiert; gefördert wurden stützung zur Verfügung. Falls Leistungen des 37 Fälle gegenüber 80 Fällen im Vorjahr. Integrationsamtes in Betracht kommen, können die Voraussetzungen geklärt werden. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement 4.3 Unterstützung bei betrieblicher (§ 167 Abs. 2 SGB IX) ist ein Spezialfall der Prävention betrieblichen Prävention. Sind Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsun- Durch die betriebliche Prävention sollen fähig, muss der Arbeitgeber ein Betriebliches Schwierigkeiten im Arbeitsverhältnis mit Eingliederungsmanagement (BEM) anbieten. einem schwerbehinderten Beschäftigen Im BEM klärt der Arbeitgeber, wie die Arbeits- frühzeitig angegangen und möglichst unfähigkeit möglichst überwunden und einer beseitigt werden. erneuten Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt wer- den kann. Bei schwerbehinderten Beschäftig- Der Arbeitgeber hat bei Eintreten von per- ten ist das Integrationsamt hinzuzuziehen. sonen-, verhaltens- oder betriebsbedingten Schwierigkeiten, die das Arbeitsverhältnis Die Durchführung des Betrieblichen Eingliede- mit einem schwerbehinderten Beschäftigten rungsmanagements ist keine objektive Kündi- gefährden können, möglichst frühzeitig das gungsvoraussetzung, jedoch kann eine Kündi- Integrationsamt und den Betriebs-/Personalrat gung sozial ungerechtfertigt sein, wenn kein einzuschalten und über die Schwierigkeiten zu Eingliederungsmanagement durchgeführt und informieren. Kern des betrieblichen Präventi- leidensgerechte Weiterbeschäftigungsmöglich- onsverfahrens nach § 167 Abs. 1 SGB IX ist die keiten nicht ernsthaft geprüft wurden. Auch gemeinsame ergebnisoffene Suche der be- verändert sich die Darlegungs- und Beweislast- trieblichen Beteiligten nach den Ursachen der verteilung im Kündigungsschutzprozess vor Schwierigkeiten und die gemeinsame Erarbei- dem Arbeitsgericht zu Lasten des Arbeitgebers, tung einer betrieblichen Lösung. Angespro- wenn er kein Eingliederungsmanagement chen durch § 167 SGB IX ist der Arbeitgeber. durchgeführt hat. Das Integrationsamt stellt in dem Präventions- Betriebliche Prävention nach § 167 SGB IX 2017 2018 2019 betriebsbedingte Gründe 84 78 74 verhaltensbedingte Gründe 124 117 84 personenbedingte Gründe 663 610 559 mehrere Gründe oder Grund noch nicht bekannt 9 17 20 Insgesamt 880 822 737 Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 11
4 UNTERSTÜTZUNG BEI BETRIEBLICHER PRÄVENTION Abgeschlossene Präventionsverfahren Weiterbearbeitung Weiterleitung Abschluß nach als an umfangreicher Beratung Kündigungsfall Leistungsfall Reha-Träger ohne weitere Maßnahmen Insgesamt betriebsbedingte 4 7 0 61 72 Gründe verhaltensbedingte 7 2 0 23 32 Gründe personenbedingte 73 42 6 485 606 Gründe mehrere Gründe oder 1 0 0 14 15 Grund unbekannt Insgesamt 85 51 6 583 725 Quelle: eigene Erhebung KVJS Die Zahl der in 2019 neu eingeleiteten Präven- 4.4 Leistungen an tionsverfahren ist auf 737 zurückgegangen. Inklusionsbetriebe Der Schwerpunkt liegt wie im Vorjahr bei den Präventionsverfahren aus personenbedingten Gründen (559 Fälle). Inklusionsbetriebe zur inklusiven Beschäftigung für Menschen mit und ohne 725 vom KVJS-Integrationsamt in 2019 beglei- Behinderung sind attraktiv. Denn sie bieten tete Präventionsverfahren konnten abgeschlos- schwerbehinderten Menschen mit besonde - sen werden. Insgesamt konnte in 51 Fällen ren Vermittlungshemmnissen oder behin- das Arbeitsverhältnis durch Leistungen der derten oder von Behinderung bedrohten begleitenden Hilfe im Arbeitsleben gesichert psychisch kranken Menschen sozialversiche - werden. In sechs Fällen wurde der zuständige rungspflichtige Arbeitsplätze des allgemei- Rehabilitationsträger eingeschaltet. In 85 Fällen nen Arbeitsmarktes. schloss sich an das Präventionsverfahren die arbeitgeberseitige Kündigung an. Inklusionsbetriebe (§ 215 SGB IX), auch Inklusi- onsunternehmen genannt, sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes, bei denen 30 bis 50 Prozent Mitarbeitende mit Behin- derung beschäftigt sind, deren Teilhabe am Arbeitsleben mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist. Sie haben trotz Unterstützung durch Integrationsfachdienste kaum Möglich keiten, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt zu finden. In Inklusionsbetrieben erhalten diese Personen arbeitsbegleitende Unterstützung. Damit ermöglichen sie insbesondere Abgän- 12 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Leistungen an I nklusionsbetriebe 4 gern aus Sonderpädagogischen Bildungs- und Inklusionsbetriebe sind markt- und erwerbs- Beratungszentren mit Förderschwerpunkt geis- wirtschaftlich orientierte Unternehmen. Der tige Entwicklung, Übergängern aus Werkstätten betriebswirtschaftliche Ansatz dient dazu, für behinderte Menschen und Menschen mit nachhaltige Beschäftigung zu gewährleis- psychischer Erkrankung Teilhabe am Arbeits- ten. Professionelles Agieren am Markt ist die leben. Insbesondere für diese Zielgruppe sind Grundvoraussetzung für den Erfolg des Inklu- Inklusionsunternehmen eine Alternative zu der sionsbetriebs. Solide betriebswirtschaftliche Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Unternehmensstrukturen bilden die notwendi- Menschen. ge Basis für soziale Inklusion der beschäftigten schwerbehinderten Menschen im Lebensfeld Entwicklung von Inklusionsbetrieben Arbeit und Beschäftigung. Zur Weiterentwick- lung müssen die Inklusionsbetriebe neue Zum Stichtag 31. Dezember 2019 gab es in Märkte erschließen oder in bereits bedienten Baden-Württemberg 92 Inklusionsunternehmen. Märkten wachsen. Auch in 2019 konnten sich Diese Unternehmensform verbindet in beson- alle Inklusionsunternehmen im Wettbewerb am derer Weise den Unternehmenszweck (Entwick- Markt behaupten. lung, Herstellung und Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen) mit dem schwerbe- Inwieweit die Coronakrise die Entwicklung der hindertenrechtlichen Auftrag der Sicherung, Inklusionsunternehmen nachhaltig beschränken Förderung und dem Erhalt der Teilhabe am wird, kann noch nicht sicher beurteilt werden. Arbeitsleben der dort beschäftigten für Men- Die Inklusionsunternehmen sind unterschiedlich schen mit und ohne Behinderung. betroffen, abhängig von der Branche, der Auf- tragslage, dem Personalbestand und der Liquidi- Das Wertschöpfungsverständnis bei Integra- tät. Da die Coronakrise dynamisch verläuft, sind tionsbetrieben geht über eine rein ökonomi- auch die Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit sche Betrachtung hinaus. Um sie nachhaltig der Inklusionsunternehmen im Fluss. Das Inte weiterzuentwickeln, ist sowohl die Balance von grationsamt unterstützt die Inklusionsunterneh- wirtschaftlicher Effektivität und gesellschaft- men auf ihrem Weg zur Bewältigung der Krise. licher Wertschöpfung als auch eine angemes- sene Beschäftigungskultur (Teilhabequalität) Finanzielle Förderung erforderlich. Inklusionsbetriebe können aus Mitteln der Ausgleichsabgabe Leistungen für Aufbau, Leistungen an Inklusionsbetriebe – laufende Leistungen* schwerbehinderte Beschäftigte Euro zur Abdeckung eines besonderen Aufwands 1.734 2.869.714 Leistungen bei außergewöhnlichen Belastungen 1.797 5.968.566 Insgesamt 8.838.280 *Mehrfachförderung möglich Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 13
4 Leistungen an I nklusionsbetriebe Erweiterung, Modernisierung und Ausstattung Zielgruppe einschließlich einer betriebswirtschaftlichen Beratung und Leistungen für besonderen Auf- In den 92 bestehenden Unternehmen wurden wand erhalten (§ 217 SGB IX). 2019 insgesamt 4.462 Männer und Frauen (Vor- jahr 4.630) beschäftigt, davon 1.797 (Vorjahr Insgesamt wurden für Inklusionsbetriebe in 1.862) Menschen mit einer Schwerbehinderung. 2019 Ausgleichsabgabemittel in Höhe von rund Unter den schwerbehinderten Beschäftigten 8,84 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. waren 1.734 Personen aus der Zielgruppe der Knapp drei Millionen Euro werden zur Abde- besonders betroffenen schwerbehinderten ckung eines besonderen Aufwands bezahlt; Menschen (Vorjahr 1.630). Sie hätten ohne knapp sechs Millionen Euro entfallen auf Inklusionsbetriebe vermutlich keine Beschäfti laufende Leistungen bei außergewöhnlichen gung am allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden. Belastungen. Die Zahl der schwerbehinderten Beschäftigten, für die Leistungen bei außerge- Der Anteil der Beschäftigten in Inklusionsbetrie- wöhnlichen Belastungen erbracht werden, ist ben mit einer geistigen Behinderung ist mit 37 mit 1.797 leicht gestiegen (Vorjahr: 1.741). In Prozent gegenüber dem Vorjahr (42 Prozent) den Inklusionsunternehmen werden darüber um fünf Prozent gesunken. Menschen mit seeli- hinaus insgesamt 117 Personen mit Schwerbe- scher/psychischer Behinderung machen in 2019 hinderung beschäftigt, für die keine Leistungen unverändert gegenüber dem Vorjahr 17 Prozent aus der Ausgleichsabgabe in Anspruch genom- der Zielgruppe in Inklusionsbetrieben aus. men werden. Mehr über das umfangreiche Produkt- und Für investive Maßnahmen erhielten 54 Inklusi- Dienstleistungsangebot der baden-württem- onsbetriebe Leistungen von insgesamt knapp bergischen Inklusionsunternehmen erfahren einer Million Euro. Sie unter http://www.iubw.de Leistungen an Inklusionsbetriebe – investiv Anzahl der geförderten Euro Inklusionsbetriebe zum Aufbau und zur Ausstattung 500.570 14 zur Erweiterung 141.799 15 zur Modernisierung 230.408 5 zur betriebswirtschaftlichen Beratung bei Neugründung 13.390 3 zur laufenden betriebswirtschaftlichen Beratung 89.348 17 Insgesamt 975.515 54 Quelle: eigene Erhebung KVJS 14 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Leistungen an I nklusionsbetriebe 4 davon besonders betroffene davon Beschäftigte in Inklusionsbetrieben schwerbehinderte Übergänge davon Menschen nachaus Schulen für Übergänge schwerbe von den Beschäftigten sind § 215 Abs. 2 Geistigbehinderte gesamt hindert WfbM Frauen 2.344 750 724 63 58 schwerbehinderte Frauen 750 davon besonders betroffene schwerbehinderte 724 Menschen nach § 215 Abs. 2 davon Übergänge aus Schulen für Geistigbehinderte 63 davon Übergänge WfbM 58 Männer 2.118 1.047 1.010 69 106 schwerbehinderte Männer 1.047 davon besonders betroffene schwerbehinderte 1.010 Menschen nach § 215 Abs. 2 davon Übergänge aus Schulen für Geistigbehinderte 69 davon Übergänge WfbM 106 Insgesamt 4.462 1.797 1.734 132 164 Quelle: eigene Erhebung KVJS Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 15
4 Leistungen an schwerbehinderte Menschen 4.5 Leistungen an schwerbehinderte über insgesamt 480.000 Euro. In 19 Fällen wur- Menschen den Leistungen der Wohnungshilfe erbracht. 125 Leistungsempfänger konnten mit finanziel- ler Hilfe des Integrationsamtes an Maßnahmen Das Integrationsamt kann im Rahmen der be- zur Erhaltung und Erweiterung beruflicher gleitenden Hilfe im Arbeitsleben Leistungen Kenntnisse und Fertigkeiten teilnehmen. an schwerbehinderte und gleichgestellte 24 schwerbehinderte Menschen erhielten behinderte Menschen erbringen, die abhän- Leistungen in besonderen behinderungsbe - gig beschäftigt oder in einem Beamtenver- dingten Lebenslagen. hältnis oder selbstständig tätig sind. Das größte Ausgabenvolumen binden die Gefördert werden technische Arbeitshilfen, Arbeitsassistenzleistungen. Kosten einer berufliche Bildungsmaßnahmen und Hilfen notwendigen Arbeitsassistenz wurden für zum Erreichen des Arbeitsplatzes. Darüber insgesamt 391 schwerbehinderte Menschen hinaus können Zuschüsse für behinderungs- im Umfang von insgesamt 3,46 Millionen bedingte Wohnungsanpassungen gezahlt und Euro übernommen. Die Anträge auf Kosten- Hilfen in besonderen behinderungsbedingten übernahme für Arbeitsassistenzleistungen Lebenslagen erbracht werden. Auch selbst- steigen seit Jahren kontinuierlich. Die Leistung ständig tätige schwerbehinderte Menschen hat den Vorteil, dass der schwerbehinderte werden unterstützt: Das Integrationsamt kann Mensch die Assistenzkraft innerhalb des Aufwendungen für den Aufbau und die Erhal- bewilligten monatlichen Budgets flexibel tung einer selbstständigen beruflichen Existenz einsetzen kann. bezuschussen. Seit 2001 haben schwerbehin- derte Beschäftigte, die den Kernbereich ihrer Berufliche Selbstständigkeit als Weg zur Aufgaben selbst erledigen können, aber auf die Teilhabe am Arbeitsleben Unterstützung durch einen Assistenten ange- wiesen sind, einen gesetzlichen Anspruch auf Die Gründung einer selbstständigen Existenz Übernahme der Kosten für eine notwendige bietet für manche Menschen mit Schwerbehin- Arbeitsassistenz. derung eine realistische Perspektive zu einer Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt. Mehr Leistungsempfänger – höhere 2019 wurden für 17 Personen Leistungen zur Leistungen bei Arbeitsassistenz Gründung und Erhaltung einer selbstständi- gen beruflichen Existenz bewilligt, darunter im Die Zahl der Leistungsempfänger ist von 887 Wesentlichen die von der Behinderung unab- im Jahr 2018 geringfügig auf 868 im Jahr hängige Darlehensförderung. Hinzu kommen 2019 gesunken. Die Gesamtausgaben für die die Leistungen der begleitenden Hilfe, die Leistungen an schwerbehinderte und gleich- wegen der behinderungsbedingten Auswir- gestellte behinderte Menschen sind von 5,29 kungen erforderlich sind, wie die Anpassung Millionen Euro auf 4,84 Millionen Euro zurück- von Kraftfahrzeugen, technische Arbeitshilfen gegangen. oder spezifische Fortbildungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der selbstständigen Tätig- Technische Arbeitshilfen wurden für 191 Leis- keit. Insgesamt wurden 96 schwerbehinderte tungsempfänger mit insgesamt 420.000 Euro Personen in ihrer Selbstständigkeit unterstützt. gefördert. 101 Leistungsempfänger erhielten Den größten Teil der Leistungen an Selbststän- Leistungen zum Erreichen des Arbeitsplatzes dige macht auch in 2019 die Arbeitsassistenz 16 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Leistungen an schwerbehinderte Menschen 4 aus. Von den insgesamt 391 Empfängern von 2019 musste keine vom KVJS-Integrationsamt Arbeitsassistenzleistungen in 2019 waren 50 geförderte selbstständige Tätigkeit aufgrund Selbstständige. wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgegeben werden. Die meisten Geschäftskonzepte sind Neue Existenzgründungen sind insgesamt weitgehend stabil und wirtschaftlich tragfähig. rückläufig. In 2019 gab es zehn Erstberatungen für Existenzgründungen. Davon wurden ledig- Nach wie vor liegt der Schwerpunkt der ge- lich drei Konzepte gefördert. förderten selbstständigen Tätigkeit im Dienst- leistungsbereich, etwa in Beratungsberufen. Die Beratung des KVJS-Integrationsamtes um- Berufliche Chancen für Selbstständige bieten fasst die Gründungsberatung und die Erweite- Nischensegmente des Dienstleistungsmarktes, rung in neue Geschäftsfelder. Die eingehende zum Beispiel Beratung im Bereich Barriere- Prüfung der Betriebskonzepte hilft, dass wenig freiheit. Einen zweiten Tätigkeitsschwerpunkt erfolgversprechende Vorstellungen über eine bilden medizinisch-therapeutische Berufe wie selbstständige Tätigkeit nicht weiter verfolgt Psychologen, Physiotherapeuten, Masseure, werden. Das bewahrt die schwerbehinderten Podologen. Andere Branchen spielen in der Menschen vor den finanziellen Folgen, die mit Förderpraxis des KVJS-Integrationsamtes einem Scheitern verbunden sind. inzwischen nur eine untergeordnete Rolle. Leistungen an schwerbehinderte und gleichgestellte behinderte Menschen* 2017 2018 2019 Mio. Leistungs- Mio. Leistungs- Mio. Leistungs- Euro empfänger Euro empfänger Euro empfänger Technische Arbeitshilfen 0,34 182 0,43 212 0,42 191 Hilfen zum Erreichen des Arbeitsplatzes 0,75 144 1,15 128 0,48 101 Hilfen zur Gründung und Erhaltung einer 0,83 20 0,31 29 0,18 17 selbstständigen beruflichen Existenz Hilfen zur Beschaffung und Erhaltung einer 0,03 6 0,10 14 0,04 19 behinderungsgerechten Wohnung Hilfen zur Teilnahme an Maßnahmen zur Erhaltung und Erweiterung beruflicher 0,10 97 0,17 117 0,18 125 Kenntnisse und Fertigkeiten Hilfen in besonderen 0,07 23 0,08 23 0,08 24 behinderungsbedingten Lebenslagen Kostenersatz einer notwendigen 2,20 386 3,05 364 3,46 391 Arbeitsassistenz Insgesamt 4,32 858 5,29 887 4,84 868 * einschließlich der Leistungen, die im Rahmen des § 21 Abs. 4 SchwbAV Quelle: eigene Erhebung KVJS an selbstständig tätige schwerbehinderte Menschen erbracht werden Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 17
4 Integrationsfachdienste 4.6 Integrationsfachdienste Qualifizierte Beratung und umfassende Unterstützung In Baden-Württemberg gibt es mit 22 Inte Bei der Inanspruchnahme der IFD durch grationsfachdiensten (IFD) an 36 Standorten (schwer-)behinderte Menschen bzw. deren ein ortsnahes Unterstützungsangebot für Arbeitgeber geht es um psychosoziale Fragestel- Menschen mit Behinderungen, Arbeitgeber, lungen, die durch individuell ausgerichtete Un- Kooperationspartner und Leistungsträger. terstützungsleistungen – je nach Bedarf entwe- der über einen längeren Zeitraum andauernd Die bei freien Trägern angesiedelten IFD wer- oder zeitlich und fachlich begrenzt – bearbeitet den nach dem gesetzlichen Auftrag in § 192 werden können (qualifizierte Beratungen). Im SGB IX bei der Durchführung der Maßnahmen Jahr 2019 wurden insgesamt 13.229 (schwer-) zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am behinderte Menschen beraten oder umfassend Arbeitsleben beteiligt. Mit 210 Integrations- unterstützt. Die Zahl der langfristigen Unter- fachkräften auf 165 Planstellen bilden die IFD stützungsprozesse ist im Jahr 2019 von 8.371 im ein leistungsfähiges Unterstützungssystem für Vorjahr um sieben Prozent auf 7.786 gesunken. Menschen, die durch eine funktionale Beein- trächtigung bei der Teilhabe am Arbeitsleben Die Zahl der qualifizierten Beratungen steigt besonders betroffen sind. Die IFD können von seit Jahren an. Im Jahr 2018 wurden die IFD in den Integrationsämtern und den Rehabilitati- 4.639 Fällen zu Rate gezogen, im Jahr 2019 in onsträgern beauftragt werden. 5.443 Fällen. Von den 7.786 langfristigen Unterstützungs- prozessen wurden 7.615 Verfahren durch das KVJS-Integrationsamt beauftragt. Lediglich in 153 Unterstützungsfällen wurde der IFD von Beruflicher Status der Klienten einem Rehabilitationsträger beauftragt. Fälle 2017 2018 2019 Beschäftigte 5.603 5.317 5.096 (Arbeitnehmende/Beamte/Selbstständige/Auszubildende) davon wesentlich behinderte Menschen 1.401 1.521 1.353 Arbeitslose/Arbeitsuchende 448 479 490 Übergänger aus Schulen 1.518 1.629 1.312 davon in BVE 1.178 936 964 Übergänger aus WfbM 440 491 378 Übergänger in Maßnahmen 369 455 510 davon Teilnehmer KoBV 287 212 510 Insgesamt 8.378 8.371 7.786 Quelle: eigene Erhebung KVJS 18 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Integrationsfachdienste 4 Quelle: eigene Erhebung KVJS 153 Unterstützungsfällen wurde der IFD von Behinderung) bildet die größte Zielgruppe des einem Rehabilitationsträger beauftragt. IFD (3.113 Personen in 2019). Die zweitgrößte Gruppe bilden die Menschen mit seelischer Be- Kosten und Finanzierung der IFD einträchtigung (2.370 Fälle). Ein kontinuierlicher Rückgang ist bei den unterstützten Personen Die Aufwendungen des KVJS-Integrationsamtes mit einer Hörbehinderung zu verzeichnen (486 für die Integrationsfachdienste betrugen im Fälle in 2019 gegenüber 713 Fällen in 2014). Jahr 2019 15,54 Millionen Euro; davon wurden 0,35 Millionen Euro durch andere Leistungsträ- Sicherung der beruflichen Teilhabe ger erstattet. Die durchschnittlichen Fallkosten pro Unterstützungsauftrag betrugen im Jahr Zur Sicherung von Arbeitsverhältnissen be- 2019 1.996 Euro. sonders betroffener schwerbehinderter Men- schen ist es von großer Bedeutung, möglichst Unterstützte Personen nah an der jeweiligen beruflichen Situation zu sein. Wer im jeweiligen Einzelfall den Impuls Ein Arbeitsschwerpunkt der IFD ist die Unter- zur Kontaktaufnahme mit dem IFD gibt, wird stützung von Menschen, die bei ihrer Teilhabe statistisch als die einleitende Stelle abgebildet. am Arbeitsleben wesentlich behindert sind. Die einleitenden Stellen sind somit einerseits Von den 7.786 Unterstützungsfällen entfielen ein Abbild der sich wandelnden Beauftragungs- 3.553 Personen auf diese Zielgruppe. Die IFD situation durch die Leistungsträger und zeigen sind für diese Menschen sowohl in der Vorbe- anderseits auch, wie tief die IFD im allgemeinen reitung, Anbahnung und Vermittlung als auch Arbeitsmarkt und den sozialen bzw. medizini- in der langfristigen und nachhaltigen Siche- schen Unterstützungssystemen verankert sind. rung der inklusiven Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt tätig. Bei den einleitenden Stellen bilden seit Jahren die Arbeitgeber und das betriebliche Umfeld Die Gruppe der Menschen mit intellektuellen (Integrationsteam) die Spitzengruppe. Der Einschränkungen (Lernbehinderung/geistige Anteil der Einleitungen aus dem betrieblichen Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 19
4 Integrationsfachdienste Umfeld lag in 2019 bei 22 Prozent. Damit ist Die Sicherung der beruflichen Teilhabe be- mehr als jede fünfte Initiative zur Einschaltung sonders betroffener (schwer-)behinderter des IFD von einem Arbeitgeber bzw. dem Be- Menschen ist Kernaufgabe der Integrations- schäftigungsbetrieb ausgegangen. Im Wesent- fachdienste. Die IFD sind in diesem Bereich lichen unverändert ist der Anteil der Einleitun- langjährig erfahren und überdurchschnittlich gen aus dem familiären Umfeld/Eigeninitiative erfolgreich. Von 2.872 abgeschlossen Unter- (rund 18 Prozent), aus den Schulen (rund 10 stützungsaufträgen konnten 2.451 Arbeitsver- Prozent), aus dem medizinischen Bereich (rund hältnisse (rund 85 Prozent) gesichert werden. 8 Prozent), durch die Rehabilitationsträger und 85 Unterstützungsprozesse mündeten in eine die Träger der Arbeitsvermittlung (4 Prozent) arbeitgeberseitige Kündigung; 274 unterstützte sowie die Werkstätten für behinderte Men- Arbeitsverhältnisse wurden einvernehmlich schen (3 Prozent). gelöst oder endeten durch Eigenkündigung. Art der Behinderung 2017 2018 2019 seelische Behinderung 2.456 2.532 2.370 hirnorganische bzw. neurologische Behinderung 660 686 640 Sehbehinderung 104 107 108 Hörbehinderung 660 597 486 Lernbehinderung bzw. geistige Behinderung 3.216 3.282 3.113 Körperbehinderung (organische Erkrankung) 560 523 486 Körperbehinderung (Stütz- und Bewegungsapparat) 722 644 583 Insgesamt 8.378 8.371 7.786 Quelle: eigene Erhebung KVJS Ergebnisse Arbeitsplatzsicherung 2017 2018 2019 Fälle in % Fälle in % Fälle in % Gesicherte Arbeitsverhältnisse 2.860 90,88 2.668 85,68 2.451 85,34 Einvernehmliche oder Eigenkündigung 179 5,69 286 9,18 274 9,54 Kündigung durch Arbeitgeber 56 1,78 90 2,89 85 2,96 Renteneintritt 52 1,65 70 2,25 62 2,16 Insgesamt 3.147 100,00 3.114 100,00 2.872 100,00 Quelle: eigene Erhebung KVJS 20 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Teilhabe wesentlich behinderter Menschen 4 4.7 Teilhabe wesentlich behinderter markt vermittelt werden, davon fanden 64 in Menschen Inklusionsbetrieben einen Arbeitsplatz. Vernetzung und Kooperation Seit Jahren werden in Baden-Württemberg mit großem Erfolg Übergänge aus Schulen und Das Förderprogramm fußt auf einem gut Werkstätten für behinderte Menschen auf den funktionierenden Kooperationsnetzwerk von allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht. Als das Schulen, den Eingliederungshilfeträgern, den KVJS-Integrationsamt im Jahr 2005 die „Aktion Integrationsfachdiensten (IFD), den Werkstätten 1000“ startete, war das Ziel, binnen fünf Jahren für behinderte Menschen und der Agentur für eintausend Menschen eine sozialversicherungs- Arbeit bei der systematischen Vorbereitung auf pflichtige Arbeitsstelle zu verschaffen. Wesent eine individuell passende Tätigkeit. Wesentliche lich behinderten Menschen sollte so eine Aspekte dabei sind: Alternative zur Werkstatt für behinderte Men- Auf Landesebene stimmen sich die Akteure schen geboten werde. Die Zielmarke, bis 2020 im Teilhabeausschuss Baden-Württemberg 5.000 Arbeitsverhältnisse für die Zielgruppe zu ab. Er wird vom KVJS-Integrationsamt organi- erreichen, wurde mit der Vermittlung eines jun- siert. Darüber hinaus stellt das KVJS-Integra- gen Mannes auf eine Arbeitsstelle in Tuttlingen tionsamt auch die Evaluation dieses komple- vorzeitig erreicht. Das Förderprogramm, das xen Prozesses sicher. mittlerweile den Namen „Arbeit Inklusiv“ trägt, Auf lokaler Ebene bilden die Schulen und ist inzwischen auf Dauer angelegt. Im bundes- Werkstätten für behinderte Menschen, die weiten Vergleich ist dieses Ergebnis einzigartig. beruflichen Schulen, die Integrationsfach- dienste, die Agenturen für Arbeit und die Bis Ende 2019 konnten insgesamt 5.157 Stadt- und Landkreise als Träger der Einglie- schwerbehinderte Menschen, die zugleich derungshilfe den Schwerpunkt der Koopera- wesentlich behindert im Sinne der Eingliede- tionen. Sie verständigen sich zu generellen rungshilfe sind, auf den allgemeinen Arbeits- Fragen in der Netzwerkkonferenz sowie zur Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 21
4 Teilhabe wesentlich behinderter Menschen Entwicklung im Einzelfall in der Berufswege- Euro bei einer durchschnittlichen wöchentlichen oder Förderkonferenz. Arbeitszeit von 31,3 Stunden. Nicht wenige Übergänge aus Schulen und Werkstätten Personen sind zusätzlich betrieblich abgesichert zum allgemeinen Arbeitsmarkt werden sys- oder können aus dem deutlich höheren Einkom- tematisch vorbereitet und umfassend durch men auch eine private Altersvorsorge aufbauen. den IFD begleitet. Für die Übergänge aus Schulen haben die Berufswegekonferenzen, Kostenentwicklung die Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE) sowie die Kooperative Berufliche Bildung Die Kosten für die inklusive Teilhabe wesentlich und Vorbereitung auf den allgemeinen behinderter Menschen am Arbeitsleben sind in Arbeitsmarkt (KoBV) eine besondere Bedeu- den vergangen Jahren erwartungsgemäß stark tung. Auf Basis des individuellen Kompetenz angestiegen. Gleichzeitig hat sich der Anteil inventars wird der Inklusionsplan auf allen vorrangiger Leistungen der Agenturen für Arbeit Entwicklungsstufen fortgeschrieben. sowie der Rehabilitationsträger im Jahr 2019 im Durchschnitt wieder leicht positiv entwickelt. Entwicklung von Arbeitszeit und Einkommen Dennoch ist zu beklagen, dass immer mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse Während das durchschnittliche monatliche trotz einstellungsbereiter Arbeitgeber wegen Arbeitsentgelt in einer WfbM in Baden-Württem nicht auskömmlicher Förderung durch die Ar- berg nach Angaben der BAG-WfbM1 im Jahr beitsagenturen bzw. den zuständigen Rehabili- 2017 bei 211,43 Euro lag, erreichten die inklusiv tationsträger nicht zu Stande kamen. Gespräche beschäftigen Menschen in Baden-Württemberg auf Landesebene über eine Verbesserung der einen durchschnittlichen Bruttolohn von 1.620 Situation mit der Bundesagentur für Arbeit und Quelle: eigene Erhebung KVJS 22 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Teilhabe wesentlich behinderter Menschen 4 Quelle: eigene Erhebung KVJS den übrigen Rehabilitationsträgern mit dem Ziel organisiert man einen behinderungsgerechten der Verringerung des Anteils, der aus Ausgleich- Arbeitsablauf? Diese Fragen beantwortet der sabgabemitteln finanziert wird, sind bisher ohne Technische Beratungsdienst (TBD) des KVJS- nachhaltigen Erfolg geblieben. Denn die Ein- Integrationsamtes. Hier arbeiten Techniker und nahmesituation der Ausgleichsabgabe erfordert Ingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau, eine sehr sorgfältige Steuerung der Ausgaben, Wirtschaftsingenieurwesen und Reha-Technik. die auch die Beteiligten am Förderprogramm Die Fachleute beraten zu technischen Fragen „Arbeit Inklusiv“ berührt. der Arbeitsplatzausstattung und Arbeitsorgani- sation bei der Beschäftigung schwerbehinder- 1 www.bagwfbm.de/11_durchschnittliche_monatliche_arbeits- entgelte_2014-2017.pdf ter Menschen und beurteilen Beschäftigungs- situationen und Beschäftigungsverhältnisse in betriebswirtschaftlicher Hinsicht. 4.8 Technischer Beratungsdienst Im Mittelpunkt der Arbeit des TBD steht die Be- ratung in Leistungsfällen der begleitenden Hilfe Die Beratungsleistungen des Technische und der Prävention. Ziel ist es, die Arbeitsplätze Beratungsdienst sichern Arbeitsplätze der betroffenen schwerbehinderten Menschen schwerbehinderter Menschen und ermög- behinderungsgerecht zu organisieren und lichen Teilhabe am Arbeitsleben und in der technisch auszustatten, um einen gefährdeten Gemeinschaft sowie inklusive Teilhabe an Arbeitsplatz möglichst dauerhaft zu sichern. Bildung. Hauptaufgabe des TBD in Präventions- und Kündigungsschutzverfahren einschließlich Wie lässt sich ein Arbeitsplatz technisch op- der Widerspruchsverfahren ist die Prüfung, ob timal an eine Behinderung anpassen? Wie Möglichkeiten zur behinderungsgerechten Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 23
4 Teilhabe wesentlich behinderter Menschen Weiterbeschäftigung schwerbehinderter Men- behinderte Schülerinnen und Schüler oder schen bestehen. Studentinnen und Studenten zur Teilhabe an Bildung. Das Team des Technischen Beratungsdienstes bearbeitete in 2019 insgesamt 834 Einzelfälle, Die Fachleute des TBD stellen ihr Wissen zur davon 559 aus dem Bereich der Begleitenden Einrichtung und Gestaltung von Arbeitsplätzen Hilfe im Arbeitsleben, 89 Präventionsfälle und auch in Schulungsveranstaltungen des KVJS- 46 Kündigungsschutzfälle. Integrationsamtes zur Verfügung. In Amtshilfe für die Stadt- und Landkreis als Seit 2016 ist der TBD im Rahmen der „Inklusion Träger der Eingliederungshilfe nach dem an Schulen“ mit der Aufgabe betraut, im Auf- SGB IX unterstützte der TBD in 2019 in 96 trag des Kultusministeriums beziehungsweise Fällen durch seine Expertise. Im Mittelpunkt der Regierungspräsidien die Schulträger bei stehen hier Fragen der Schaffung von behinde- der Planung baulicher Maßnahmen zur integ- rungsgerechtem Wohnraum zur Vermeidung rativen Beschulung schwerbehinderter Schüler von Heimunterbringung, die Versorgung mit an Regelschulen zu beraten und die hierbei einem behinderungsgerechten Kraftfahrzeug entstehenden behinderungsbedingten Kosten zur sozialen Teilhabe und die Versorgung mit zu prüfen. Die Zahl der bearbeiteten Fälle ist technischen Arbeitshilfen wie beispielsweise von 40 im Vorjahr auf 21 Fälle im Jahr 2019 Zusatzausstattungen für körper- oder sinnes- zurückgegangen. Technischer Beratungsdienst – Einzelfälle 2017 2018 2019 Begleitende Hilfe im Arbeitsleben 614 624 559 ■ davon Neuschaffung von Arbeitsplätzen 16 16 21 (ohne Inklusionsbetriebe) Prävention 98 85 89 Kündigungsschutz nach dem SGB IX 35 34 46 Widerspruchsverfahren 7 5 6 Klageverfahren 0 0 0 Leistungsfälle der Kriegsopferfürsorge 12 7 6 Leistungsfälle der Eingliederungshilfe nach dem SGB XII 93 117 96 Beratungsfälle Schulische Inklusion 26 40 21 Rehabilitationsfälle für Rentenversicherungsträger, 5 10 7 Berufsgenossenschaften u.a. allgemeine Beratungsfälle 17 11 4 Insgesamt 907 933 834 Quelle: eigene Erhebung KVJS 24 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20
Förderung von Einrichtungen der Teilhabe am Arbeitsleben 4 4.9 Förderung von Einrichtungen Verwaltungsvorschrift als Übergang. Die VwV der Teilhabe am Arbeitsleben Dezentrale Angebote soll schrittweise an die Anforderungen des Bundesteilhabegesetzes angepasst werden. Die Förderprogramme Die Mittel der Ausgleichsabgabe dürfen nur werden vom Förderausschuss beraten und nachrangig für Werkstattplätze und statio- bedürfen der Zustimmung des Ministeriums für näre Wohnplätze für Werkstattbeschäftigte Soziales und Integration Baden-Württemberg. verwendet werden. Vorrangig dienen sie der Förderung des Arbeitsplatz- und Ausbil- Die Förderquote aus Mitteln der Ausgleichsab- dungsplatzangebots für schwerbehinderte gabe beträgt für Werkstätten und Wohnstätten Menschen und der begleitenden Hilfe im bis zu 40 Prozent der anerkannten zuwendungs- Arbeitsleben. fähigen Ausgaben. Besonders innovative, inklu- sive Beschäftigungsangebote können mit bis zu Gefördert werden Neubau, Erwerb, Umbau 50 Prozent gefördert werden. und Modernisierung von Gebäuden. Umbau und Modernisierungen werden auch in Miet Im Jahr 2019 wurden in Baden-Württemberg objekten gefördert. Grundlage sind die §§ 14, insgesamt 8 Millionen Euro (Vorjahr: 5,78 Mil- 30 SchwbAV in Verbindung mit der „Verwal- lionen Euro) zur Förderung von insgesamt 30 tungsvorschrift des Sozialministeriums zur Einrichtungen für Menschen mit Behinderung Förderung von dezentralen Wohnangeboten in Werkstätten sowie für die Werkstätten für sowie von Betreuungs- und Werkstattange - Menschen mit Behinderung ausgezahlt. boten für Menschen mit Behinderungen (VwV Dezentrale Angebote vom 27. November 2018). Der Mittelabfluss richtet sich immer nach dem Die Verwaltungsvorschrift ist in ihrer jetzigen jeweiligen Baufortschritt. Insgesamt 30,90 Fassung bis zum 31. Dezember 2023 gültig. Millionen Euro (2019: 10,69 Millionen Euro) sind Das Ministerium für Soziales und Integration bereits für Projekte in den Folgejahren bewilligt, Baden-Württemberg bewertet die aktuelle aber noch nicht ausgezahlt worden. Förderung von Einrichtungen 2017 2018 2019 Mio. geförderte Mio. geförderte Mio. geförderte Leistungen Euro Einrichtungen Euro Einrichtungen Euro Einrichtungen Werkstätten für behinderte Menschen (einschließlich 2,90 12 1,30 7 3,19 10 Blindenwerkstätten) Wohnstätten für 5,64 26 4,48 22 4,81 20 behinderte Menschen Insgesamt 8,54 38 5,78 29 8,00 30 Quelle: eigene Erhebung KVJS Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2019/20 25
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