DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen

Die Seite wird erstellt Hauke Großmann
 
WEITER LESEN
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
DIAKONIE
MAGAZIN
2020 / Nr. 1
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
»Die Hauptsache ist, wir sind
angekommen«, so Scherzer.

Damit meint er nicht nur
seine Heimatstadt Erlangen,
sondern auch einen letzten
friedlichen Ort, an dem er
menschliche Wärme erlebt
und er eine alte Freundschaft
wiedergefunden hat.
S. 18 –19
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
2–3

VORWORT
Liebe Leser*innen

                                                                                            © Stephan Grumbach
unseres Diakonie Magazins,

noch ist Winter. Es ist oft kalt und nass. Da ziehen wir
uns gerne ins Haus zurück, genießen, es bei Tee warm
und trocken zu haben. Das, stelle ich mir vor, können
­besonders die unter uns schätzen, die es anders kennen:
 Alte Menschen, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit
                                                             Dorothee Tröger
 gefroren haben. Unter uns leben Geflüchtete, die lange      Pfarrerin, Diakonie Erlangen
 kein sicheres Dach über dem Kopf hatten, oft nicht
 wissen, ob sie bleiben können. Und Menschen, die wir
 Obdachlose nennen, als gehörte zu ihnen, keine feste
 Wohnung zu haben.

In dieser Ausgabe des Diakonie-Magazins blicken wir
zurück auf weihnachtliche Veranstaltungen. Und wir lesen
von Freundschaft und Liebe, von Menschen, die in
unseren diakonischen Einrichtungen arbeiten und leben.
Das zu lesen tut gut, gerade im Winter. Wir brauchen
nicht nur ein Dach über dem Kopf, Wärme und Tee.
Wenn es kalt ist, wird mir besonders deutlich, wie sehr
ich Freund*innen brauche und Menschen, mit denen ich
verbunden bin in Arbeit und Leben.

Kürzlich war ich in der Wieskirche, der bekannten Wall-
fahrtskirche in Oberbayern. Eine Million Menschen
besuchen sie jedes Jahr. Der »Gegeißelte Heiland«, um
den die Kirche gebaut ist, besteht aus einfachem Material.
Er ist gefesselt, sieht jämmerlich aus. Gott auf Erden,
ein Mensch wie viele. Zu ihm kommen Menschen und
lassen ihre Bitten da, waschkörbeweise. Manche kommen
noch einmal, mit ihrem Dank. Ein Kind etwa hat seine
Mutter gemalt, die wieder aufstehen kann. Gott auf Erden.
Gefesselt zwar, doch streckt er die Hand denen entgegen,
die einen Freund brauchen und Hilfe – gerade im Winter.

Ihre Dorothee Tröger

in Vertretung für Matthias Ewelt, Pfarrer und
Vorstandssprecher der Diakonie Erlangen
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
Impressum

Impressum

HERAUSGEBERIN
Diakonisches Werk Erlangen e. V.
Raumerstraße 9
91054 Erlangen
T. ( 09131) 63 01 - 0
F. ( 09131) 63 01 - 120
info @ diakonie-erlangen.de

REDAKTION
Anna Thiel, Öffentlichkeitsreferat

GESTALTUNG
Armin Reinhold, www.sunda.studio

DRUCK
Druckhaus Haspel, Erlangen
Auflage 1.500 Exemplare

PAPIER
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
mit Farben auf Basis pflanzlicher Öle.
Wir unterstützen den Waldschutz
im Oberallgäu. Besuchen Sie das
Projekt unter: https://bit.ly/2S6mjVO

FOTONACHWEIS
S. 3 © Stephan Grumbach
S. 10, 11 © Daniel Schneider
S. 26, 28 © Stephan Minx
Fotos o. A. © Diakonie Erlangen

SPENDENKONTO
Diakonie Erlangen
Sparkasse Erlangen
IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74
BIC: BYLADEM1ERH
Bitte Verwendungszweck
( z. B. Einrichtung oder Spendenprojekt )
und Ihre Adresse angeben.
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
4–5

INHALT

                                     2
  1
  Nachrichten
                                     Meine Diakonie

                                     12   Gesucht und Gefunden

                                     14   Begrüßungstag
  der Diakonie und
  ihrer Einrichtungen

  6   Panorama

                                     4
       3
                                     Zahlen und Fakten

                                     22   Jubiläen

       Schwerpunkt                   26   Spenden und Helfen

                                     34   Einrichtungen
       16   Eine glückliche
            Partnerschaft

       18   Eine alte Freundschaft

       20   Zuhause im
            stationären Hospiz
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
DIAKONIE NACHRICHTEN
Panorama

                               PANORAMA
                               MARIA GREIL, DANIEL SCHNEIDER, ANNA THIEL, DOROTHEE TRÖGER

6–7
KULTURTAFEL                    Erlebnisse und Veranstaltungen
In nur fünf Jahren hat die
KulturTafel 6.655 Tickets an
Menschen mit schmalem
                               aus Einrichtungen der Diakonie
Geldbeutel vermittelt.         in ganz Erlangen.
8
BAHNHOFSMISSION
Rund 40 Stammgäste der
Bahnhofsmission Erlangen
erhielten in der W
                 ­ ärmestube
am Gleis 1 ein festliches
Weihnachts­essen.

8
JUGENDWERKSTATT
Viele junge Menschen
wünschen sich eine lebens-
und alltagsnahe Bildung.
                                                KulturTafel Jubiläum
Die Jugendwerkstatt setzt
das um.                                         In nur fünf Jahren hat die ­KulturTafel 6.655 Tickets
                                                an Menschen mit ­schmalem Geldbeutel vermittelt.
9                                               Vor allem auch dank großzügiger ­Veranstalter*innen.
TAFEL ERLANGEN
Seit Dezember befindet
sich die Tafel Erlangen                         Vertreter*innen des E-Werks, des Erlanger Theaters, des
unter neuer Leitung.                            gVes, der Jugendkunstschule, des Brucker Kulturpunktes
                                                und vieler weiterer Erlanger Kulturschaffender waren der
10–11                                           Einladung ins Fifty-Fifty-Theater gefolgt und wurden mit
PFLEGE                                          einer Urkunde als treue Kulturpartner*innen geehrt. Juliane
Tradition, stimmungsvolle
Musik und gutes Essen –                         Siegel, Leiterin der KulturTafel, bedankte sich auch bei
Weihnachten in der Diakonie                     ihren Ehrenamtlichen. Von Anfang an leitet sie die Einrich-
Sophienstraße und der                           tung, ihr »Baby«. Die KulturTafel könne man vergleichen mit
Diakonie am Ohmplatz.                           einem heranwachsenden Kind: »Die ersten Kinderkrank-
                                                heiten sind überstanden und jetzt läuft es.«

                                                Ein großer Wachstumsschub sei durch den ErlangenPass
                                                ­möglich ­gewesen, der die Anmeldung neuer Nutzer*innen
                                                 beschleunigt habe, erinnerte sich Siegel. Denn berech-
                                                 tigt, kostenlose Tickets zu bekommen, sind nur Personen,
                                                 die wirklich b
                                                              ­ edürftig sind – das wird zuverlässig geprüft,
                                                 bevor jemand die Berechtigung erhält. »Es ist doch richtig
                                                 und wichtig, auch Menschen mit weniger Geld wahrzu-
                                                 nehmen, zu u  ­ nterstützen, ja zu beschenken und zwar auf
                                                 Augen­höhe«, findet Siegel. Gerade weil dieser Meinung
                                                 nicht alle Menschen seien, forderte Matthias Ewelt, Vor-
                                                 standssprecher der Diakonie Erlangen, ein umso ener­
                                                 gischeres Eintreten gegen soziale Ab- und Ausgrenzung.

                                                Unterstützt wird die KulturTafel nicht nur von Kulturschaf-
                                                fenden, sondern auch von zahlreichen Spendern*innen
                                                und von der Stadt Erlangen. »Jeder Euro, der aus städ-
                                                tischen Töpfen in die KulturTafel fließt, ist gut angelegt«,
                                                betonte Bürgermeisterin Dr. Elisabeth Preuß. Unter dem
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
6–7

                                                              v. l.: Matthias Ewelt ( Vorstand   Bäumler, Viktor ­Kollmannsberger
                                                              Diakonie Erlangen ), Bürger-       ( E-Werk ), Barbara Piehler ( The-
                                                              meisterin Dr. Elisabeth Preuß,     ater Erlangen ), Andrea Meissner
                                                              Lisa Popp ( Kulturpunkt Bruck ),   ( VR Bank Erlangen-­Höchstadt ),
                                                              Frank Hofmann ( Klassikkultur      Sabine Hornung ­(Diakonie Erlan-
                                                              e. V. ), Hannah Ibisch ( Jugend-   gen ), Cindy Lang ( Theater Fifty
                                                              kunstschule ), Hubert Nägel        Fifty ), Juliane Siegel ( KulturTafel ),
                                                              ( Nägel Ideen & Events ), Verena   Meike Walter ( gVe )

Dach der Diakonie werde das Wort »Teilhabe« durch die         bei Juliane Siegel als Bindeglied zwischen den Ticket-
KulturTafel mit Leben gefüllt. Sie gab auch zu bedenken,      spendern*innen und -empfängern*innen: »Organi­sieren,
dass schwierige Lebenssituationen nicht immer auch            telefonieren, sich freuen, sich ärgern, Zusagen, Absagen,
Endstationen sind.                                            Freudensprünge am Telefon, Seelsorgegespräche, Tränen,
                                                              Bitten, Forderungen«, all das habe die letzten fünf Jahre
Von einer solchen Erfahrung kann auch Juliane Siegel,         ausgemacht, so die 38-Jährige.
berichten: Eine ehemalige Abnehmerin von kostenlosen
Tickets hat nach einer Umschulung eine gute Arbeitsstelle     »Beim Verschenken der Tickets fühle ich mich wie eine
gefunden und ist nicht mehr berechtigt, die KulturTafel zu    Glücksfee«, erklärt sie. »Das ist besser als jede Psycho-
nutzen. »Sie ist aber so dankbar über das, was sie von        therapie«, habe sie von Nutzern*innen schon gehört. Aber:
der KulturTafel bekommen hat, dass sie uns seit Kurzem        »Ohne Tickets zu bekommen, können wir natürlich keine
ehrenamtlich unterstützt«, freut sich Siegel, »sie will auf   Tickets vergeben.« Immer wieder sei sie begeistert, wie
diese Weise etwas zurückgeben«. Berührt habe sie auch         viel Offenheit ihr begegne, wenn sie bei Veranstaltern­
eine Nutzerin, die ihr berichtete, wie sie kurz nach dem      *innen um Unterstützung bitte. Anlässlich des Jubiläums
Verlust ihres Jobs eine Kulturveranstaltung besuchen          wolle sie ihnen daher ihre Wertschätzung ausdrücken.
durfte und daraufhin so motiviert war, dass sie noch am
gleichen Abend mehrere Bewerbungen verschickt habe.
Reaktionen und Emotionen von allen Seiten landen meist
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
DIAKONIE NACHRICHTEN
Panorama

                                                                              ( o. ) WORKSHOP DER ­S TIFTUNG
                                                                              DEUTSCHLAND IM PLUS
                                                                              Auszubildende der Jugendwerkstatt
                                                                              lernen dabei fürs Leben.

                                                                              ( l. ) BAHNHOFSMISSION
                                                                              Bürgermeisterin Dr. Elisabeth Preuß
                                                                              ( 2. v. l. ) besuchte auch dieses Jahr das
                                                                              Weihnachtsessen in der Bahnhofs­
                                                                              mission Erlangen.

Bahnhofsmission Erlangen                                    Workshop Jugendwerkstatt
Rund 40 Stammgäste der Bahnhofsmission ­                    Viele junge Menschen wünschen sich eine lebens-
Erlangen erhielten in der Wärmestube am Gleis 1             und alltagsnahe Bildung. Die Jugendwerkstatt in
ein festliches Weihnachtsessen.                             Erlangen setzte das um. Zuletzt in einem Workshop,
                                                            mit dem die Jugendlichen wirtschaften lernen.
Bürgermeisterin Elisabeth Preuß wies auf die Bedeutung
der Einrichtung hin: »Die Bahnhofsmission ist so etwas      In einem Workshop der Stiftung »Deutschland im Plus« für
wie das Herz der Stadt«. Ebenso seien die Mitarbeitenden    die Auszubildenden ging es um »finanzielle ­Kompetenz«
in den bekannten blauen Jacken ein Symbol für offen­        und »Finanzbildung« – also um den verantwortungsvollen
herzige Menschen, die anderen helfen.                       Umgang mit Geld. Ziel der Jugendwerkstatt ist es, be-
                                                            nachteiligten Jugendlichen durch eine Berufsausbildung
Ehrenamtliche und Gäste sangen zusammen Weihnachts-         aus dem Kreislauf aus Benachteiligung und Perspektiv­
lieder. Claudia Steubing, Leiterin der Bahnhofsmission,     losigkeit zu helfen. »Ein Teil dieser sozialen Integration ist
begleitete die Lieder nach einer kurzen Andacht mit ihrer   auch der nachhaltige Umgang mit Geld«, findet Wolfgang
Gitarre und las die Weihnachtsgeschichte vor. Steubing      Gremer, Leiter der Jugendwerkstatt Erlangen. »Darauf
bedankte sich für die gute Zusammenarbeit bei den ört-      werden Jugendliche kaum vorbereitet«, so Ute Endner,
lichen Unternehmen, die die Feier erst ermöglicht hatten.   Pädagogin in der Einrichtung. Gremer weiß, dass die
Das Hauptgericht aus Hirschgulasch, Kloß und Rotkohl        Konsumverlockungen für junge Erwachsene groß sind:
komme vom Restaurant »Mein lieber Schwan«, Stollen von      Smartphone, Auto, endlich eine eigene Wohnung. »Ange­
der Bäckerei Trapper und Schokolade vom Supermarkt          schafft wird das mit einem Kredit ohne Blick auf die
Edeka. Am Ende erhielt jeder der Gäste noch eine eigene     Folgekosten«, beobachtet Gremer, »oft müssen dann
Geschenktüte mit einem Gutschein, gespendeten Dro-          nämlich Zinsen gezahlt werden«. Solche Kosten hätten
gerieartikeln vom dm sowie wärmende s­ elbst­gestrickten    viele Heranwachsende noch nicht mit einkalkuliert. Pamela
Handschuhen.                                                Sendes, Referentin der Stiftung »Deutschland im Plus«,
                                                            hat die Auszubildenden in der Unterrichtseinheit »Konsum
                                                            geplant – Budget im Griff« u. a. für solche Kostenfallen
 PRÄSENZ AM GLEIS                                           sensibilisiert. Wie wichtig das Thema Finanzbildung ist,
 Seit 1954 befindet sich die Bahn-                          zeigt der von der Stiftung »Deutschland im Plus« beauf-
 hofsmission Erlangen unter der                             tragte iff-Überschuldungsreport. Dieser verdeutlicht, dass
­Trägerschaft des Diakonischen
                                                            besonders für junge Menschen, die in eine finanzielle
Werkes Erlangen. Zu finden ist sie
am Gleis 1 des Bahnhofs, wo eine                            Schieflage geraten, das eigene Konsum­verhalten und die
Wärmestube für die Gäste und                                nicht bedachten Konsequenzen zu den Hauptauslösern
Büroräume angesiedelt sind.                                 von Überschuldung zählen.
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
8–9

»Ich glaube,
gemeinsam
können wir
viele Türen
öffnen.«
ELKE BOLLMANN, Tafel Erlangen

                                                                 ELKE BOLLMANN
                                                                 Leiterin Tafel Erlangen

Tafel Erlangen unter neuer Leitung
Seit Dezember befindet sich die Tafel Erlangen unter neuer       voll zu verwenden. Die Wertschätzung sei hierzulande zu
Leitung: Elke Bollmann, seit 2017 stellvertretende Leitung und   gering. Um das langfristig zu ändern, geht Bollmann ver­
zuständig für die Ausgabestellen Büchenbach und Herzo­gen­       stärkt in Schulen und berichtet über die Arbeit der Tafel.
aurach, übernimmt die Verantwortung für die gesamte Ein-         Außerdem erklärt sie umfassendere Zusammenhänge:
richtung. »Ich habe sofort ja gesagt, als ich gefragt wurde«,    »Finanzielle Not, Wohnungslosigkeit, Bildungsarmut – das
so die motivierte 46-Jährige. Einer der vielen Gründe: »Mein     ist zwar ein großer Bogen, erschließt sich den Schülern
Gefühl, in der Gesellschaft verändere sich etwas, bestätigt      aber schnell.«
sich in der täglichen Arbeit.«
                                                                 Vermehrt stellen sich die Tafel und das gegenüberliegende
Neue Wege nach sieben Jahren                                     »Willi«, eine Tagesstätte für Wohnungs­lose, gemeinsam
Sieben Jahre lang leitete Gertrud König die Tafel Erlangen       vor, um auf Armut aufmerksam zu machen. Auch die Zu­
leidenschaftlich. Leicht fällt ihr der Rücktritt daher nicht:    sammenarbeit mit anderen Trägern und Initiativen sowie
»Ich habe die Tafel-Arbeit sehr gern gemacht«, betont            der Stadt möchte Bollmann verstärken: »Wir wollen da-
sie, »es war eine Vernunftentscheidung kürzer zu treten.«        durch sprachfähiger sein, also einfach besser gehört wer-
Neue Lebensumstände machten es erforderlich, dass sie            den«, erklärt sie, »und von Synergieeffekten profitieren«.
weniger Stunden arbeitet. Das ermögliche ihr eine neue
Tätigkeit in einer Einrichtung für Menschen mit Suchter-         Auf Augenhöhe und mit Respekt
krankung der Stadtmission Nürnberg. »Es ist daran, etwas         Sehr bewusst habe sich Bollmann vor einem Jahr für die Tafel
Neues zu tun«, erklärt die 58-Jährige, »ich bin neugierig        entschieden: »Hier unterstütze ich Menschen ganz direkt.«
darauf«.                                                         Das passiere nicht nur durch die materielle Hilfestellung,
                                                                 sondern auch dadurch, dass man sich mit Kunden*innen auf
Hoher Bedarf nach »Tafel Mobil«                                  Augenhöhe und mit Respekt begegne. Auch das Team sei
Die zunehmende Altersarmut zeige sich in den Ausgabe-            aufgeschlossen und die Zusammenarbeit mit dem Förder-
stellen ganz deutlich, beobachtet die neue Leiterin Elke         verein der Tafel funktioniere reibungslos. Sie fühle sich gut
Bollmann. Mit dem Service »Tafel Mobil« beliefert ihr Team       aufgehoben, so Bollmann. »Ich glaube gemeinsam können
bereits ältere oder erkrankte Bedürftige, die nicht mehr         wir viele Türen öffnen.«
zur Tafel kommen können, mit Lebensmitteln. Derzeit sind
es 15 Kunden*innen, die auf diese Weise unterstützt wer-
den können. Locker 30 Personen hätten Bedarf«, erklärt
Bollmann, »deshalb arbeiten wir daran, den Lieferservice
auszubauen«. Es geht Bollmann bei der Tafel-­Arbeit auch
um den Umweltgedanken und darum, Lebensmittel sinn-
DIAKONIE MAGAZIN 2020 / Nr. 1 - Diakonie Erlangen
DIAKONIE NACHRICHTEN
Panorama

                             EHRENAMTLICHE                                                          DER ADVENTSBASAR
                             DES INNER WHEEL CLUBS                                                  bezauberte die Besucher*innen
                             Dank an die Ehrenamtlichen der                                         – darunter Bewohnerinnen
                             Diakonie Sophienstraße kam auch                                        der Diakonie Sophienstraße.
                             von OB Dr. Florian Janik ( 2. v. r. ).

                                                                      Weihnachten 2019
                                                                      Inner Wheel Club
                                                                      Diakonie Sophienstraße
                                                                      Oberbürgermeister Florian Janik überbrachte den Bewoh-
                                                                      ner*innen und Mitarbeitenden der Diakonie Sophienstraße
                                                                      vor Weihnachten herzliche Grüße des Stadtrats. Advent
                                                                      bedeute für ihn, dass er Zeit mit der Familie verbringen
                                                                      und zur Ruhe kommen könne, sagte er. Janik dankte
                                                                      dem Team vom »Inner Wheel Club«, dass sie es mit ihrer
                                                                      Adventsfeier den Bewohnern*innen sowie dem Personal
                                                                      ermöglichten, zur Ruhe zu kommen. Unter Anleitung des
                                                                      Inner Wheel Clubs wurden viele Lieder gesungen und
                                                                      Gedichte vorgetragen. Eine große Überraschung stellte der
                                                                      Besuch des Nikolauses dar, der Liederbücher und Gym-
                                                                      nastik-Stoffbälle in seinem Wagen hatte und allen Anwe-
                                                                      senden ein kleines Geschenk überreichte.

                                                                      Adventsbasar
                                                                      Diakonie Sophienstraße
DIAKONIE
AM OHMPLATZ                                                           Der Adventsbasar der Diakonie Sophienstraße inspirierte
Beim jährlichen Plätzchen­                                            seine Gäste mit einer großen Auswahl an Weihnachts-
backen in der Diakonie                                                schmuck und weiteren Geschenk­ideen. Für das leibliche
am Ohmplatz kamen                                                     Wohl der Besucher*innen sorgten gebackene Zimtwaffeln
die Bewohner*innen in                                                 sowie Punsch und wärmender Glühwein.
Weihnachtsstimmung.

                                                                      Nikolausfeier
                                                                      Diakonie Sophienstraße
                                                                      Mit Adventsliedern ­sangen die Mitbewohner*innen mit
                                                                      den Engeln der katholischen Hochschulgemeinde den
                                                                      Nikolaus herbei. Nach einer feierlichen Ansprache sah er
                                                                      in seinem Buch die guten Taten der ­Bewohner*innen.
                                                                      Alle erhielten dafür ein kleines Geschenk aus dem Sack.
10 – 11

                                                                                                                  Fotos: © Daniel Schneider
                                                             WEIHNACHTEN
                                                             MIT DER DIAKONIE
                                                             Tradition, stimmungsvolle Musik
                                                             und gutes Essen – um Weihnachten
                                                             herum gibt es für Bewohner*innen,
                                                             Ehrenamtliche und Mitarbeitende
                                                             viele Gründe zusammenzukommen.

Musikalischer Gottesdienst                                   Kammerensemble
Diakonie Sophienstraße                                       Diakonie am Ohmplatz
Advent mal anders – einen ganz besonderen musika-            Weihnachtliche Abendmusik bot das russische Kammer­
lischen Gottesdienst zum 1. Advent feierten am 29.           ensemble der Philharmonie Wladimir in der Diakonie am
November Bewohner*innen der Diakonie Sophienstraße           Ohmplatz. Das vierköpfige Orchester begeisterte nicht
mit der christlichen Band 3 Klänge und Pfarrerin ­Dorothee   nur durch Volksweisen und Melodien, sondern auch durch
Tröger. Von Christian Methfessel selbst komponierte          ihre original russischen Instrumente und traditionelle
Lieder sowie bekannte neuere Gesänge begleiteten er und      Kleidung.
seine Frau Lisa, im Gesang geleitet von Jürgen Müller.
Nach dem eigentlichen Gottesdienst wurde weiter musi-        Weihnachtsfeier
ziert oder einfach nur gelauscht – eilig zum Abendessen zu   der Ehrenamtlichen am Ohmplatz
kommen hatten die Bewohner*innen es nicht mehr.              Märchenhaftes trug sich bei der Weihnachtsfeier der
                                                             Ehrenamtlichen zu. Pia Maria Will erzählte die Geschichte
Weihnachtsfeier                                              eines ­Mädchens, das selbstlos sein Essen teilte und im
Diakonie Sophienstraße                                       Haushalt half. Als Lohn für die ( ehrenamtliche ) Arbeit er-
»Ich wünsche allen Anwesenden eine schöne Zeit zu­           hielt die junge Frau Schönheit, Gold und einen königlichen
sammen«, so eröffnete die neue Heimleitung der ­Diakonie     Ehemann. Die Ehrenamtlichen am Ohmplatz erhielten
Sophienstraße Brigitte Ziereis die Weihnachtsfeier der       zwar weder Goldtaler noch Königskronen, aber dafür ein
Bewohner*innen und Mitarbeitenden. Sie selbst sei ge-        leckeres Weihnachts­essen.
rade erst drei Tage im Amt und freue sich über ein gutes
gemeinsames Miteinander. Pfarrerin Dorothee Tröger gab       Weihnachtsfeier
den Bewohner*innen bei ihrer kurzen Andacht das Vorbild      Diakonie am Ohmplatz
von Maria mit auf den Weg: »Nach der Geburt Jesu sitzt       Die Regnitztaler Saitenmusik gab den Bewohner*innen
Maria neben der Krippe und lässt alles Weitere ruhig auf     bei der Weihnachtsfeier ein heimeliges K
                                                                                                    ­ ammerkonzert
sich zukommen«, erzählte die Theologin. Diese Ruhe und       mit Zither und Kontrabass. Beim gemütlichen Beisam-
Gelassenheit wünsche sie auch allen Menschen, die sich       mensein mit Kerzenschein sang man gemeinsam alte
in den letzten Tagen vor Weihnachten befänden, sagte         Volkslieder wie »Heidschi Bumbeidschi« oder »Am Weih­
sie. Die ehrenamtliche Musikgruppe um Ulrich Vogtland        nachtsbaume«. Pia Maria Will fesselte erneut die An­
bezauberte auch dieses Jahr wieder die Zuhörer*innen.        wesenden diesmal mit ihrem Märchen von Dornröschen.
Zusammen stimmte man altbekannte Weihnachtslieder
und Klassiker an.
MEINE DIAKONIE
Gesucht und Gefunden

          GESUCHT UND
          GEFUNDEN
           ANNA THIEL

                                  In der Fundgrube, dem Kleiderladen der Diakonie
                                  Erlangen, sind die Mitarbeitenden ein eingespieltes
                                  Team. An vier Tagen die Woche öffnen sie den
                                  Laden, damit Menschen mit schmalem Geldbeutel
                                  dort günstig einkaufen können.

                                  32 Ehrenamtliche und fünf Hauptamt-       Söhnen und einem Halbtagsjob bei
                                  liche im Alter von 22 und 83 Jahren       Siemens war sie früher gut beschäf-
                                  nehmen Spenden an, sortieren die          tigt. Deshalb habe sie auch nach einer
                                  Ware und räumen Regale ein, damit         sinnvollen Tätigkeit gesucht, bei der
                                  der Betrieb rund läuft. Alle packen mit   sie weiterhin raus komme, denn »das
                                  an, so gut sie können. Viele mögen        braucht man, wenn man älter ist«. Es
                                  ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch des-    gebe ihr ein gutes Gefühl, einen Bei-
                                  halb so gerne, weil sie so unter Leute    trag zu leisten für die Menschen, de-
                                  kommen. »Wir sind eine wirklich gute      nen es nicht so gut geht. Man merke
                                  Gemeinschaft«, so Monika Köhler,          dadurch, dass man noch gebraucht
                                  Leiterin der Einrichtung, »deshalb mag    werde. »Hier in der Fundgrube haben
                                  ich die Fundgrube auch so gerne«.         wir es lustig«, erzählt Rollmann, »aber
                                                                            wir machen auch mal privat etwas
                                  Schon seit 13 Jahren ist Katharina        zusammen«. Vor allem mit denen, die
                                  Bäumel dabei. Die 80-Jährige half         daheim, wie sie, alleine sind. Dann
                                  schon bei der Fundgrube, als diese        geht es zum Beispiel gemeinsam ins
                                  noch in der Raumerstraße unterge-         FiftyFifty Theater. »Wir freuen uns
                                  bracht war und sie nur zu fünft im        immer, wenn wir uns sehen«, und
                                  Team waren. Die gebürtige Rumänin         ­Lachen sei sowieso die halbe Miete.
                                  arbeitete früher in einem Kinderge-
                                  schäft. »Hier räume ich jetzt Kinder-     Erika Basel ist 79 Jahre alt und auch
                                  sachen ein«, erklärt sie, »dafür hab‘     sie schätzt die Gesellschaft. Sie
                                  ich meine eigene Ecke«. Sie mag ihre      findet, »alleine zuhause zu sein ist
                                  Arbeit, weil sie so noch etwas Gutes      langweilig«. Erika Basel war immer
                                  für andere Menschen tun kann. Außer­      berufstätig, erst als Fotolaborantin
DIE FUNDGRUBE
                                  dem komme sie so mit Leuten zu-           und später bei Siemens. Früher habe
Es gibt genügend Menschen,
die sich keine neue Kleidung      sammen. Zuhause kümmere sich ihre         sie in der Raumerstraße häufig Spen-
leisten können und dankbar        Tochter und deren Enkelin um sie, die     den abgegeben. »Seit meiner Rente
sind, dass die Fundgrube der      meiste Zeit sei sie dort aber alleine.    habe ich Zeit und helfe selber mit,
Diakonie Erlangen gut erhaltene                                             inzwischen seit neun Jahren.« Das sei
und saubere Kleidung für sie
                                  »Wir sind ein gutes Team«, betont         gut, um sich nicht nutzlos zu fühlen.
bereit hält. Zudem ist es ein
ökologischer Gewinn, denn die     Charlotte Rollmann. Die 82-Jährige ist    Sie wäscht nicht nur die Wäsche,
Lebensdauer der Textilien wird    wie Katharina Bäumel schon seit 13        z. B. Handtücher und Bettbezüge, für
erheblich verlängert.             Jahren bei der Fundgrube. Mit zwei        die Fundgrube, sondern häkelt auch
12 – 13

                                                                                   v. l. Birgit Windsheimer,
                                                                                   Katharina Bäumel, Erika Basel,
                                                                                   Charlotte Rollmann im
                                                                                   Zwischenlager der Fundgrube.

Topflappen in Handarbeit aus der         überzeugt: »Ich wurde so herzlich
gespendeten Wolle. Einmal die Woche      aufgenommen, als wäre ich schon im-
ist sie in der Fundgrube vor Ort. Auch   mer da.« So viel Wertschätzung, wie
sie stimmt zu: »Wir verstehen uns alle   sie bei der Diakonie erfahre, habe sie
sehr gut.«                               vorher nicht gekannt. »Wir interessie-
                                         ren uns wirklich füreinander, unter-
Einen ganz anderen Weg zum Ehren-        nehmen etwas oder telefonieren, das
amt hat Birgit Windsheimer gefunden.     macht es so rund und so schön.« Sie
Die 57-Jährige ist seit April 2018 im    sei dadurch auch wieder viel offener
sogenannten engagierten Ruhestand.       anderen Menschen gegenüber gewor-
Das bedeutet, dass sie ihre vorige       den, als sie es vorher war. Zum einen
Arbeit mit 55 Jahren beenden konnte      Teil ist sie im Laden tätig, wo sie mit
und keine Abzüge in der Vorrente zu      manchen Kunden*innen auch mal ein
befürchten hat, vorausgesetzt, sie       paar Worte wechselt. Besonders viel
bringt sich noch 1000 Stunden für        gebe ihr aber die Spendenannahme:
einen sozialen Zweck ein. Die ­schaffe   »Da geht mein Herz auf.« Auch wenn
sie in 2020 locker, aber sie werde       sie am Abend geschafft sei, gebe ihr
auch anschließend bleiben, ist sie       die Fundgrube Erfüllung.
MEINE DIAKONIE
Begrüßungstag

GESEGNET
UND
STARTKLAR,
UNSERE
»NEUEN«.
14 – 15
SCHWERPUNKT
Eine glückliche Partnerschaft

          EINE GLÜCKLICHE
          PARTNERSCHAFT
           ANNA THIEL

           Besonders mag Hildrun Heidig an ihrem Mann, dass er verant-
           wortungsbewusst, entschlossen, offen und einfühlsam ist.
           Und: »Er ist wirklich hart im Nehmen und sich für nichts zu
           schade«. Die 39-Jährige hat ihren Mann Marco vor vier Jahren
           bei der Diakonie kennengelernt.

                                »Ich dachte anfangs, sie wäre ein          Rolle.« Teilweise hat das Ehepaar ge-
                                bisschen eingebildet«, gesteht Marco       meinsame Patienten*innen. Natürlich
                                Heidig und muss lachen. Denn dann          müsse man schauen, dass man Arbeit
                                ging alles ganz schnell. Keine zehn        und Privates trennt. Manchmal sei es
                                Wochen hatte es gedauert, dass die         aber auch schön, sich auszutauschen
                                beiden sich in einer Liebesbeziehung       über das, was tagsüber passiert ist.
                                wiederfanden – zunächst einmal             Im Augenblick betreuen sie dreimal
                                heimlich, denn auch sie war ein wenig      am Tag einen Krebspatienten; er ist
                                misstrauisch: »Ich hatte schon beden-      erst Anfang 50. »Das ist natürlich
                                ken, weil wir ja nicht Kollegen auf der    auch emotional herausfordernd«, stellt
                                gleichen Ebene waren.« Marco Heidig        Marco Heidig fest, »aber der Patient
                                wechselte 2016 von einer anderen           und seine Angehörigen sind so happy,
                                Diakoniestation als stellvertretender      dass er daheim gepflegt werden
                                Leiter nach Uttenreuth. »Die K­ ollegen    kann«. Es sei ja auch ein Zeichen,
                                haben es aber schnell gemerkt«,            wenn man den Beruf schon so lange
                                erinnert sich der 37-Jährige schmun-       macht: Bereits als »Zivi« war er in
                                zelnd, »und sich gefreut«. Natürlich       der Diakoniestation Mitte und blieb
                                müsse man im Dienst genauso wie zu         daraufhin für die Ausbildung zum
                                den anderen sein, »bevorzugen geht         »Alten- und Krankenpfleger«. Auch
                                nicht«. Seit der Hochzeit wissen es        Hildrun Heidig geht jeden Tag gern
                                auch die Patienten*innen.                  in die Arbeit: »Ich lieb‘ meinen Beruf
                                                                           wieder, seit ich bei der Diakonie bin.«
                                Hildrun Heidig arbeitet seit ihrem 17.     Besonders viel Spaß macht ihr die
                                Lebensjahr in der Pflege. Am Univer-       Praxisanleitung, also die Ausbildung
                                sitätsklinikum Erlangen war sie Kran-      der zukünftigen Alten- und Kranken-
                                kenschwester, bevor sie 2014 zum           pfleger*innen.
                                Ambulanten Dienst kam. Die Arbeit
                                hier gefällt ihr sehr gut, weil man mehr   Dass sie in Uttenreuth nicht nur eine
                                Zeit mit den Patienten*innen verbringt     erfüllende Arbeit, sondern auch eine
                                und oft über Jahre hinweg eine gute        glückliche Partnerschaft finden, hat-
                                Beziehung zueinander aufbaut. »Das         ten Hildrun und Marco Heidig nicht zu
                                Menschliche spielt hier eine große         träumen gewagt.
16 – 17

HILDRUN UND
MARCO HEIDIG
Beim Ambulanten
Dienst in der Diako-
niestation Uttenreuth
haben sie sich vor
drei Jahren kennen-
und lieben gelernt.
Seit vergangenem
Herbst sind sie ein
Ehepaar.

                        »Ich lieb‘ meinen
                        Beruf wieder,
                        seit ich bei der
                        Diakonie bin.«
                        Hildrun Heidig, Ambulanter Dienst
SCHWERPUNKT
Eine alte Freundschaft
18 – 19

          EINE ALTE
          FREUNDSCHAFT
           ANNA THIEL

           Fast 80 Jahre lang hatten sich Hans und Willi aus den Augen
           verloren. Im Herbst 2018 haben sich die beiden Schulkameraden
           in der Diakonie S
                           ­ ophienstraße durch Zufall wieder­getroffen.
           Seitdem verbringen sie jede Menge Zeit miteinander.

                            Willi Scherzer ist 93 und lebt im           kungen sind Willi und Hans gut drauf.
                            Pflegeheim. Seit einer Beckenfraktur        Die Schwerhörigkeit störe schon,
                            ist er auf einen Rollstuhl angewiesen.      erklären sie. Musik zu hören, sei aber
                            Schon im Sommer 2015 war er ge-             zum Beispiel kein Problem. Außerdem
                            meinsam mit seiner Frau in die Diako-       biete das Pflegeheim wirklich viele
                            nie Sophienstraße eingezogen. »Das          tolle Sachen, wie Morgengymnastik,
                            war schon eine Umstellung«, gesteht         Gedächtnisspiele und abwechslungs-
                            Scherzer, der vorher mit der Familie        reiche Feiern. Außerdem könne man
                            im eigenen Haus lebte und sich als          im Café sitzen, Zeitung lesen und sich
                            perfekten Hausmann beschreibt. »Es          über Sport, Kultur und Politik aus-
                            hilft da nur die Flucht nach vorne, man     tauschen. Ihre Anerkennung für die
                            muss das Positive sehen.« 68 Jahre          Mitarbeitenden sei groß.
                            war das Paar verheiratet, bevor Frau
                            Scherzer im Sommer 2018 verstarb.           Hans Koch und Willi Scherzer hatten
                                                                        beide ein bewegtes Leben: Nach der
                            Nur kurze Zeit später haben sich            gemeinsamen Zeit in der Volksschule
                            Willi Scherzer und Hans Koch, die           gingen ihre Wege beruflich auseinan-
                            beiden Kumpel aus der Schulzeit, im         der. Ihre Ausbildungen als Feinme-
                            Café des Pflegeheims wiedererkannt.         chaniker und Bauschlosser ­mussten
                            »Das war kurios«, erzählt Scherzer          beide vor der Gesellenprüfung
                            lachend. »Es waren die Namen, die           unterbrechen, weil sie zum Arbeits-
                            uns so bekannt vorkamen«, erinnert          dienst mußten und kurz darauf zum
                            sich Koch. Der 94-Jährige war erst          Wehrdienst eingezogen wurden. Auf
                            kurz zuvor ins Betreute Wohnen im           Einsätze an der West- und Ostfront
                            Nachbarhaus eingezogen. Dort kann           folgte amerikanische und russische
                            er noch sehr selbstständig leben, aber      Kriegsgefangenschaft. Heute wissen
                            unter ­Leuten sein, wenn er Ausflüge        sie: »Die ganze Zeit waren wir in der
                            des Pflegeheims mitmacht und bei            Nähe und wussten es nicht!« Jetzt
                            Veranstaltungen teilnimmt. Seine Frau       zählt aber nur noch eins: »Die Haupt-
                            verstarb bereits 2004. Besonders            sache ist, wir sind angekommen«, so
WILLI SCHERZER ( l. )       gern geht er draußen um den Block:          Scherzer. Damit meint er nicht nur
UND HANS KOCH               »Ich laufe, laufe, laufe«, freut er sich,   seine Heimatstadt Erlangen, sondern
Die beiden Schulfreunde
                            »ich kreise ständig ums Haus«. Man          auch einen letzten friedlichen Ort, an
begeneten sich 2018
nach fast 80 Jahren durch   müsse sich ja fit halten, findet er. Sei-   dem menschliche Wärme herrscht
Zufall in der Diakonie      nen Rollator hat er aber immer dabei.       und er eine alte Freundschaft wieder-
Sophienstraße wieder.       Trotz aller körperlicher Einschrän-         gefunden hat.
SCHWERPUNKT
Zuhause im stationären Hospiz

                       ZUHAUSE IM
                       STATIONÄREN
                       HOSPIZ
                        ANNA THIEL

                        Seit sie hier im Hospiz sei, gehe es ihr wieder gut, erzählt
                        Juliane Erhardt. Seit Mitte Mai vergangenen Jahres lebt
                        die 81-Jährige in der Einrichtung der Diakonie am Ohmplatz.
                        »Das Hospiz ist mein Zuhause geworden«. Die große
                        Belastung ihrer Krankheit sei am ersten Tag abgefallen.

                                     Einen wahren Klinikmarathon hat die        Monate.« Doch das alles ist nun fast
                                     zierliche Frau hinter sich. Ein streuen-   ein Jahr her. Jetzt macht sich Juliane
                                     des Lungenkarzinom machte mehrere          Erhardt keine Sorgen mehr. Ohne all
                                     Operationen, Bestrahlungen und eine        die medizinischen Eingriffe gehe es ihr
                                     Chemotherapie erforderlich. Nach           jetzt wieder recht gut, nur das Laufen
                                     einer Kur, die gute Erfolge zeigte, ging   falle ihr schwer. Lächelnd erinnert
                                     es ihr plötzlich wieder sehr schlecht:     sie sich: Im Sommer seien sie eine
                                     Sie war verwirrt und orientierungslos,     richtige Clique im Hospiz gewesen,
                                     ­konnte nicht mehr richtig aufstehen       die gemeinsam mit Hospizbeglei-
                                      und sprechen.                             tern*innen im Konvoi zum Biergarten
                                                                                die Straße runter und in die Stadt
                                     Die Untersuchungen ergaben, dass           gelaufen sei – der eine mit Rollator,
                                     sich Metastasen im Kopf gebildet           die andere im Rollstuhl und so weiter.
                                     hatten. »Es ging von einer Klinik zur      »Wir waren eine richtig nette Runde
                                     anderen, zur Reha, in die Kurzzeitpfle-    und haben viel gelacht«, erzählt sie,
                                     ge, auf die Palliativstation«, erinnert    »das war wunderschön«. Sowieso sei
                                     sich Juliane Erhardt. All das habe sie     sie sehr liebevoll aufgenommen wor-
                                     psychisch sehr mitgenommen. Auch           den und die Pflege sei toll. »Man ist
                                     für ihre drei Kinder war diese Zeit        sich natürlich sehr nah«, aber Scham
                                     sehr belastend. »Es war heftig, meine      habe hier kaum noch Platz. »Die Prio-
                                     Mutter so zu sehen«, gesteht ihr Sohn      ritäten verschieben sich eben.«
HOSPIZ DER DIAKONIE                  Oliver Erhardt-Born, »sie war immer
AM OHMPLATZ
                                     eine Frau, die für alles selbst eine       Einmal in der Woche wird sie von
Das stationäre Hospiz ist eine
gemeinsame Einrichtung des           Lösung gefunden hat – und plötzlich        Edith Radisoglou besucht. »Ich bin
Hospiz Vereins Erlangen e. V.        war sie so hilflos«. Seine zwei Ge-        durch die Arbeit als Hospizbegleiterin
und der Diakonie Erlangen im         schwister und er hätten in dieser Zeit     viel gelassener geworden, denn so
Erdgeschoss der Diakonie am          nur wochenweise gedacht. »Es war           mancher Aufreger aus dem Alltag wird
Ohmplatz. Es bietet schwer­
                                     ein starkes emotionales Auf und Ab«,       hier sehr viel kleiner.« Auch der Wert
kranken und sterbenden
­Menschen, die daheim nicht          erklärt der 50-Jährige. »Bevor wir         der Gesundheit werde ihr immer mehr
 mehr betreut werden können,         uns fürs Hospiz entschieden hatten,        bewusst. »Mit Frau Ehrhardt verbindet
 ein letztes Zuhause.                hieß es, sie habe noch maximal zwei        mich eine sehr herzliche und innige
20 – 21

                                                                                      JULIANE
                                                                                      ERHARDT, 81
                                                                                      gemeinsam mit
                                                                                      Hospizbegleiterin
                                                                                      Edith Radisoglou
                                                                                      ( stehend ) im
                                                                                      stationären ­Hospiz
                                                                                      der Diakonie
                                                                                      am Ohmplatz.

Beziehung«, sagt die 67-Jährige. »Sie      lich so gut versorgt zu wissen, ist für
ist eine ganz wunderbare Frau.« Sie        Oliver Erhardt-Born erleichternd. »Das
hätten sofort einen guten Draht zuei-      Hospiz ist für uns eine gute letzte
nander gehabt.                             Wegstrecke.« In den höchsten Tönen
                                           spricht er über die Arbeit des Hauses.
Seit einem Jahr engagiert sich Edith       »Ich schätze die Mitarbeiter sehr«
­Radisoglou im Hospiz. Die ehemalige       betont er, »alle sind sehr liebevoll und
 Lehrerin ist froh, das Pflegepersonal     zuvorkommend«. So könne auch er
 hier unterstützen zu können. Zuzu-        »einfach mal loslassen«.
 hören, aufzumuntern, gemeinsam zu
 lachen, manchmal auch zu weinen           Juliane Erhardt weiß: »Hier ist es jetzt
 und die vielen L­ ebenserzählungen zu     zu Ende.« Nachdem die Krankheit sie
 hören mache ihre Arbeit so schön.         ängstlich und misstrauisch gemacht
 »Es ist nicht so, dass wir nur mit Sau-   hatte, fühle sie sich jetzt endlich
 ertopfmiene hier sitzen«, erklärt sie.    ­wieder wohl.
 Die Mutter auch zwischenmensch-
ZAHLEN UND FAKTEN
Jubiläen

                    DAN
22 – 23

NKE
Die Diakonie Erlangen dankt all ihren Jubilaren*innen für die langjährige Unterstützung.
ZAHLEN UND FAKTEN
Jubiläen

                                                 v. l. Ariane Herrmann, Nadja Trummer-Potschadke, Irinia Gleich,
                                                 Karoline Kopp wurden von Diakonie-Vorstand Matthias Ewelt
                                                 für 15 Jahre Mitarbeit geehrt.

In der Pflege 2019 am längsten dabei: v. l. Klaudia Sropinski
arbeitet bereits seit 25 Jahren, Anita Urban seit 35 Jahren und
Walter Römming seit 30 Jahren in der Diakonie Erlangen.
24 – 25

                                      Ehrung für 20 Jahre Mitarbeit: v. l. Anatol ­Olheiser, Margit Völker,
                                      Leo Augsdörfer, Mariola Barra, ­Mohamed Kharshouf, Sabine Kessler,
                                      Diakonie-Vorstand Matthias Ewelt und Maria Krank.

                                                          v. l. Christina Roth, Heike Walzik, Lydia Franke, Irina Fischer,
                                                          Annemarie Schönwald, Marion Kreis, Andrea Bachhofer, Katharina
                                                          Scharf und Theresa Klinke arbeiten seit zehn Jahren in der Diakonie.

v. l. Juliane Siegel leitet seit fünf Jahren und
somit von Anfang an die ­Kultur­Tafel, Ingrid
Schleinkofer engagiert sich seit 20 Jahren
haupt- und ehrenamtlich bei der Bahnhofs­
mission, Sozialpädagogin Elisabeth Gerrity
berät seit 25 Jahren K  ­ lienten*innen der
Kirchlichen Allge­meinen Sozialarbeit ( KASA ).
ZAHLEN UND FAKTEN
                 Spenden und Helfen

                                      »Besonders
                                      von Armut
                                      bedroht und
                                      betroffen sind
                                      ältere Frauen«
                                      Monika Köhler, Leiterin KASA und »Fundgrube«
© Stephan Minx
26 – 27

          MEHR ÄLTERE
          VON ARMUT
          BETROFFEN
           ANNA THIEL

           Mit der Aktion „Erste Hilfe gegen Armut“ sammelt die Diakonie
           Erlangen Spenden für ihren Notfond. Aus diesem kann sie vielen
           Erlanger*innen unbürokratisch helfen. Zum Beispiel, wenn
           Senioren*innen teure Medikamente nicht aus der eigenen Tasche
           bezahlen können.

                                Bayernweit, so das Landesamt für           beratungen weitervermittelt.« Das
                                Statistik, sei jede vierte Frau ab 65      kann zum Beispiel eine Schuldnerbe-
                                und 17,6 % aller Senioren*innen            ratung, eine Psychotherapie oder eine
                                über 64 von Armut bedroht. Laut            Suchthilfestelle sein. Dabei komme
                                Statistischem Jahrbuch der Stadt           der KASA zugute, dass sie in Erlangen
                                Erlangen 1 ist die Anzahl der Empfän­      so gut vernetzt sei.
                                ger*innen von Grundsicherung im
                                Alter in Erlangen seit 2011 um fast ein    Auch in der »Fundgrube«, dem
                                Drittel gestiegen. Diese Entwicklung       Kleiderladen der Diakonie, kommt
                                macht sich auch bei der Kirchlichen        das Team der KASA in Kontakt mit
                                Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) und        Bedürftigen. Die vier ­Mitarbeitenden
                                der Tafel bemerkbar. Mit der Aktion        der Beratungsstelle sind oft im Laden
                                »Erste Hilfe gegen Armut« ruft die         präsent, um mit Kunden*innen ins
                                ­Diakonie Erlangen Mitbürger*innen         Gespräch zu kommen und ihnen
                                 daher zu Spenden auf.                     gegebenenfalls ihre Unterstützung
                                                                           anzubieten oder sie zur Beratung in
                                KASA und Kleiderladen                      die KASA einzuladen. »Bei manchen
                                »Fundgrube« : Anlaufstellen mit            merke ich, dass ich an diesem Tag der
                                guter Vernetzung                           erste Gesprächspartner bin«, erklärt
                                                                           Sozialpädagogin Elisabeth Gerrity,
                                Die KASA ist eine Beratungsstelle          »vor allem bei Älteren«. Ein schmaler
                                der Diakonie für Ratsuchende mit           Geldbeutel führe oft dazu, dass sich
                                persönlichen, familiären oder s­ ozialen   Betroffene zurückziehen. So bleibe
                                Nöten. »Oft wird ad hoc Hilfe ge-          Armut im Stadtbild auch eher ver-
                                braucht«, weiß Monika Köhler, ­Leiterin    steckt.
                                der KASA und der »Fundgrube«. »Wir
                                sind eine Anlaufstelle, die mit den        Die Schlangen vorm Kleiderladen
                                Betroffenen deren individuelle Situa­      und vor den Tafel-­Ausgabestellen
                                tion analysiert und gemeinsam nach         aber sind lang, bevor die Türen
                                Lösungen sucht«, erklärt Köhler,           öffnen. Dass zunehmend Ältere von
1 Stadt Erlangen,               »eventuell auch an passende Fach­          ­Armut betroffen sind, ist auch an
Statistik und Stadtforschung,
Statistisches Jahrbuch 2018
ZAHLEN UND FAKTEN
Spenden und Helfen

den steigenden Kundenzahlen der           Dank Spenden:
Tafel Erlangen abzulesen. Im Jahr         Erste Hilfe gegen Armut
2015 kamen ca. 100 Senioren*innen
in die Ausgabestellen, Ende 2019          Mit Hilfe von Spenden kann die KASA
sind es bereits ca. 220.                  ihren Klienten*innen bei dringenden
                                          Bedarfen aushelfen. Beispielsweise
Viele Ältere suchen Hilfe –               für Elektrogeräte, Brillen-, Zahn- und
Diakonie entlastet                        Medikamentenzuzahlungen oder
                                          warme Kleidung.
Immer mehr Senioren*innen kom-
men in die Fundgrube und in die            Unterstützen kann man die ­Aktion
Beratungsstelle KASA – mit unter-          »Erste Hilfe gegen Armut« mit
schiedlichsten Problemlagen. Neben        ­Spenden auf folgendes Konto:
finanziellen Nöten belasten z. B. psy-
chische Erkrankungen oder heftige         Diakonie Erlangen
familiäre Krisen den Alltag. »Geldsor-    IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74
gen gehen oft mit anderen Schwie-         BIC: BYLADEM1ERH
rigkeiten einher«, beobachtet Monika      Sparkasse Erlangen
Köhler. In der Beratung gehe es häufig    Stichwort: Armut
um sozialrechtliche Ansprüche und
Leistungen: »Wir unterstützen unsere
Klienten im Umgang mit Ämtern, Be-
hörden und bei entsprechenden An-
trägen«, erklärt sie. Etwa bei Zuschus-
santrägen für größere Anschaffungen,
z. B. wenn die Waschmaschine kaputt
geht. Solche unerwarteten Summen
können bei einer schmalen Rente, mit
Grundsicherung im Alter oder Arbeits-
                                                            »Ein schmaler
losengeld II und mit Arbeitsstellen im
Niedriglohnsektor schwer gestemmt
werden. Auch wenn der Zuschuss
                                                            Geldbeutel führt
bewilligt wird, bleiben Kosten, die aus
eigener Tasche bezahlt werden müs-
sen. »In solchen Fällen versuchen wir,
                                                            oft dazu, dass
aus dem Notfonds der Diakonie auch
finanziell zu helfen, wenn wir können«,
so Monika Köhler.
                                                            sich ­Betroffene
                                                            zurückziehen.
                                                            So bleibt Armut
                                                            im Erlanger
                                                           ­Stadtbild eher
                                                            ­versteckt.«
                                                           Monika Köhler, Leiterin KASA und »Fundgrube«
© Stephan Minx   28 – 29
ZAHLEN UND FAKTEN
Spenden und Helfen

         SPENDEN
         UND HELFEN
          ELKE BOLLMANN, FELIX KRAUSS, JOCHEN NUSSBAUM, ANNA THIEL

          Die Diakonie Erlangen leistet Hilfe im Leben – für Menschen
          in finanziellen, familiären oder persönlichen Notlagen.
          Mit der Unterstützung von Spendern*innen schenken wir
          neuen Lebensmut und Zukunftschancen.

Jugendteam Hannberg und                  Siemens Nachwuchskreis:               »Was zum Wohlfühlen«
Großenseebach unterstützt                Weihnachtspäckchen                    für die Tafelkunden*innen
Familienpflege                           für Geflüchtete                       Einen großen Schwung Schwarzkopf
Über eine Spende von 500 Euro            Wie im vergangenen Jahr hat der       Professional Haarpflege-Produkte
vom Jugendteam der katholischen          Nachwuchskreis Siemens Erlangen       haben die beiden Friseure Ralf und
Kirchengemeinde Hannberg und             Süd Weihnachtspäckchen für geflüch-   Walter Dietz der Tafel Herzogenau-
Großenseebach darf sich die Famili-      tete Kinder gespendet. Die Übergabe   rach geschenkt. Elke Bollmann,
enpflegestation der Diakonie Erlangen    der Geschenke fand im Container       Leiterin der Tafel-Ausgabestelle,
freuen. Mit dem Geld werden bedürf-      in Buckenhof statt, in dem rund 35    freut sich, den Tafelkunden*innen in
tigen Familien kleine Anschaffungen      Geflüchtete wohnen. »Für die Kinder   der Vorweihnachtszeit etwas Beson-
wie Spielsachen oder dringend            war das eine Riesenfreude«, betont    deres mitgeben zu können: »Was
notwendige Kleidung bezahlt. Jähr-       Alexandra Bendrich von der Flücht-    zum Wohlfühlen«: »Das ist ein Luxus,
lich spendet das Jugendteam an vier      lings- und Integrationsberatung der   den sich unsere Kunden sonst nicht
Organisationen jeweils 500 Euro. Das     Diakonie Erlangen dankbar, denn im    leisten können«, erklärt Bollmann. Ralf
Geld stammt aus verschiedenen Ver-       Überfluss gebe es hier nichts. Sie    und Walter Dietz sind dank ihrer guten
anstaltungen, wie dem Kinderfasching     verteilte die Geschenke gerecht an    Beziehungen zur Herstellerfirma an
oder der 90er-Party, die von engagier-   geflüchtete Kinder in allen von ihr   die Produkte gekommen. Bei einem
ten Jugendlichen aus den Ortschaften     betreuten Gemeinden.                  Sortimentwechsel erhalten die beiden
organisiert werden.                                                            Friseure die aussortierten Produkte.
                                                                               Wie schon vergangenen Herbst
                                                                               wollten sie mit dem Geschenk etwas
                                                                               Gutes tun und anderen eine Freude
                                                                               machen.
30 – 31

Weihnachtspäckchen                        Weihnachtsspenden der                     Engagement auf vier Rädern
von Kindern für Kinder                    Sparkasse für die Diakonie                an Jugendwerkstatt übergeben
Bunte Päckchen mit Weihnachtsge-          Die Sparkasse Erlangen Höchstadt          In diesem Jahr ging das »Engagement
schenken hat die Kindergartengruppe       Herzogenaurach setzte auch in 2019        auf vier Rädern« der VR-Bank Erlan-
des Kinderhauses »Kleiner Stern« der      ihre vorweihnachtliche Spenden-Tra-       gen-Höchstadt-Herzogenaurach e G
AWO in Erlangen für die Fundgrube         dition fort: Sie unterstützt gemeinnüt-   an die Jugendwerkstatt der Diakonie
gepackt. Die Kindergartenkinder           zige Projekte von Einrichtungen mit       Erlangen: Die darf sich nun über ein
wollten damit anderen Kindern eine        karitativem und sozialem Charakter,       nagelneues Auto der Marke VW take
Freude machen, die nicht so viel          sowie Vereine und Institutionen aus       up! im Wert von 12.000 Euro ­freuen.
haben wie sie selbst und die bei der      den Bereichen Sport, Kultur, Umwelt       VR-Vorstandsmitglied Johannes
Fundgrube einkaufen gehen. »Das           und Bildung. »Wir möchten damit           Hofmann überreichte zusammen mit
Thema ›Spenden‹ kam von den               unseren Dank zum Ausdruck bringen         Gabriele Stiefler, Leiterin Unterneh-
Kindern selbst«, erinnerte sich die       und zeigen, wie dieser Einsatz und        menskommunikation der VR-Bank,
Erzieherin und Gruppenleiterin Hanna      das Engagement geschätzt werden.«         den Autoschlüssel des Kleinwagens
Trescher, »dann haben wir uns in der      Für die Sparkasse gehöre es zu ihrem      beim Benefizkonzert in der ausver-
Gruppe damit beschäftigt und ge-          Grundverständnis, sich in der Region      kauften Erlanger Heinrich-Lades-Hal-
meinsam überlegt, was wir Gutes tun       zu engagieren und einen Teil ihres        le an Wolfgang Gremer, Leiter der
könnten«. In den selbstgepackten und      Gewinns für gemeinnützige Zwecke          Jugendwerkstatt. »Unsere 14 Auszu-
-bemalten Paketen stecken Dinge, die      einzusetzen, betonte Vorstandsvorsit-     bildenden werden mit dem VR-Mobil
die Kinder zum Spenden von zuhause        zender Johannes von Hebel. Die Vor-       an Selbstständigkeit gewinnen: Die
mitgebracht haben: Kleidung, Spiel-       stände der Stadt- und Kreissparkasse      angehenden Schreiner oder Holz-
zeug, Pflegeartikel und vieles mehr,      Erlangen Höchstadt Herzogenau-            fachwerker erlangen schneller Fahr-
was anderen eine Freude bereitet. Für     rach, Johannes von Hebel, Reinhard        praxis, wenn sie für Besprechungen
die Übergabe der Geschenke sind           Lugschi und Walter Paulus-Rohmer          oder Montagen zu Kunden unterwegs
Hanna Trescher und Claudia Morgen-        feierten mit rund 110 Einrichtungen       sind«, erklärt er und bedankte sich
stern, Kinderhausleitung, gemeinsam       im Beisein von Oberbürgermeister          im Namen der ganzen Einrichtung bei
mit der Kindergartengruppe in die         Dr. Florian Janik, Landrat Alexander      den Verantwortlichen der VR-Bank.
Fundgrube gekommen: »Sie sollen           Tritthart und dem Sparkassen-Christ-      Foto: Andrea Meisner
natürlich auch sehen, wo ihre Ge-         kind Anja Stowasser das jährliche
schenke ankommen.« Monika Köhler          Spendenfest in Erlangen und Herzo-
und Elisabeth Gerrity, Sozialpädago-      genaurach. Mit dabei: verschiedene
ginnen der KASA ( Kirchliche Allgemei-    Arbeitsbereiche der Diakonie Erlan-
ne Sozialarbeit ) und für die Fundgrube   gen. Über die verlässliche und groß-
zuständig, waren beeindruckt und          zügige Unterstützung freuen sich die
lobten die Eigeninitiative: »Die Kinder   Verantwortlichen der Hilfen für Men-
lernen so früh, was Spenden bedeutet      schen in Wohnungsnot, der Erlanger
und dass es viele Menschen gibt, die      Bahnhofsmission, der Erlanger Tafel
nur wenig Geld zur Verfügung haben.«      sowie der Alleinerziehendenarbeit der
– das ist toll.                           Kirchlichen Sozialberatung.
ZAHLEN UND FAKTEN
Spenden und Helfen

Geschenkebaum – Menschen                 Jazz-Session und eine Spende für            Selbstgebackene Martinsgänse
beschenken, die wirklich etwas           die Tafel Herzogenaurach                    für die Tafel
brauchen                                 Jazz der Spitzenklasse gab es beim          Die Vorschulkinder des evangelischen
Gleich drei Einrichtungen der Diakonie   17. Tafelkonzert, das alle Erwartungen      Kindergartens »Altstadtkrokodile«
Erlangen konnten Ihre Klienten*innen     übertraf: »Erst wurden wir mit einem        haben sich etwas ganz Besonderes
dank der Geschenkebaum-Aktion            wundervollen Konzert belohnt und            für die Tafel einfallen lassen: Pas-
der evangelischen und katholischen       nun erhalten wir noch eine große            send zum Martinstag backten sie
Hochschulgemeinde ( ESG und KHG )        Spende für die Tafel«, freuten sich         traditionelle Martinsgänse. Um das
mit Weihnachtsgeschenken beglü-          Elke Bollmann, Leiterin der Tafel Her-      Geschenk zu überreichen, kamen
cken: Die Bahnhofsmission, die Tafel     zogenaurach, und Helga Kirsch, Mit-         die Kinder in die Tafel-Ausgabestelle
und die KASA ( Kirchliche Allgemeine     arbeiterin der Tafel Herzogenaurach.        in der Schillerstraße. Elke Bollmann,
Sozialarbeit ). Schon zum zehnten        Schon vergangenen Januar hatten             ­Leiterin der Tafel Erlangen, erklärte
Mal veranstalteten die beiden Hoch-      der Jazz-Pianist Thomas Fink und der        ihnen altersgerecht, was die Tafel
schulgemeinden gemeinsam die             ­Rotary-Club zum Tafelkonzert eingela-      macht. Der Kindergärtnerin Carina
Geschenkebaum-Aktion im Advent.           den und zahlreiche Zuhörer*innen an-       Hummel war es wichtig, den Kindern
An verschiedenen Orten in der Stadt       gelockt. Auch für dieses Konzert hatte     anlässlich des Martinstages nahezu-
standen Weihnachtsbäume, ge-              sich Fink hochkarätige Partner*innen       bringen, wie wichtig es ist, die Nöte
schmückt mit Kärtchen, auf denen          geholt. Zusammen mit Norbert Nagel,        der Nächsten zu sehen und zu helfen:
Geschenkideen standen: z. B. ein          Norbert Meyer-Venus und Werner             »Hier in der Tafel können die Kinder
Paar Socken, VGN-Tickets oder ein         Treiber begeisterte der Jazz-Altmei-       erleben, wie das in der Praxis umge-
Stück Seife. Erlanger Bürger*innen        ster die Besucher*innen. Der Erlös         setzt wird und wie sich Menschen für
konnten so Wünsche von Menschen           aus dem Kartenverkauf belief sich auf      andere engagieren.«
mit schmalem Geldbeutel erfüllen.         die stolze Summe von 2.389,19 Euro.
Über Hilfsorganisationen kamen die        Um den Scheck zu übergeben, kamen
gespendeten Geschenke dann zu             Rotary Präsident Roland Stopfer, der
den Empfängern*innen.                     ehemalige Rotary Präsident Alfred
                                          Sammetinger und Thomas Fink am
                                          Freitag in die Räume der Tafel. »Seit
                                          17 Jahren unterstützt der Rotary Club
                                          Herzogenaurach zusammen mit Tho-
                                          mas Fink die Tafel Herzogenaurach
                                          mit einer totalen Selbstverständlich-
                                          keit«, erklärt Elke Bollmann. So sei der
                                          Erlös des jährlichen Tafelkonzertes
                                          eine großartige Hilfe für die tägliche
                                          Herausforderung um die Versorgung
                                          der Bedürftigen. Um so mehr freut es
                                          die Tafelaktiven, dass Andreas Stop-
                                          fer bei dieser ­Gelegenheit bereits das
                                          18. Tafelkonzert in der Evangelischen
                                          Kirche Herzogenaurach ankündigte.
32 – 33

1 + 1 verdoppelt Spende                       Kinder sammeln für die Tafel                290 bunte Adventskalender
für die Jugendwerkstatt                      ­in Herzogenaurach                           für bedürftige Kinder
Doppelt freuen durfte sich die Ju-            Eifrig haben die Kinder des Hort 1          Eine große Freude bereitete die Spar-
gendwerkstatt über die Spende des             in Herzogenaurach Lebensmittel              da-Bank Nürnberg der Tafel Erlangen,
Männergesangsvereins in Höhe von              gesammelt, um sie an die Tafel zu           indem sie auch in diesem Jahr wieder
1.000 Euro – denn diese wurde von             spenden. Mit großem Erfolg: Mehr            viele bunte Adventskalender von
der Aktion »1 + 1 – mit Arbeitslosen          als sechs große Kisten sind dabei           Playmobil spendete. »Unsere Kunden
teilen« verdoppelt. »1 + 1« ist eine Akti-    zusammengekommen. Bevor sie zur             haben schon vor Wochen gefragt, ob
on der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.         Tat schritten, lernten sie, was die Tafel   es die Kalender dieses Jahr wieder
Sie unterstützt die Jugendwerkstatt           eigentlich macht und was gespendet          geben wird«, berichtet Elke Bollmann,
neben der Spendenverdoppelung                 werden darf: Zum Beispiel original-         Leiterin der Tafel Erlangen. Es ist
jährlich mit einem Zuschuss. Anläss-          verpackte Lebensmittel, aber auch           schon eine kleine Tradition: Seit 2014
lich des 25-jährigen Bestehens von            Pflege- und Hygieneartikel. »Ich finde      nutzt die Sparda-Bank Nürnberg e. V.
»1 + 1« besuchte Geschäftsführerin            klasse, dass die Kinder hier schon          Mittel des Gewinn-Spar-Vereins, um
Dorothea Kroll-Günzel sieben gemein-          so früh lernen, wie man gleichzeitig        hochwertige Adventskalender anzu-
nützige Betriebe und Jugendwerkstät-          Lebensmittel retten und anderen             schaffen und an die Tafel Erlangen
ten, darunter die der Diakonie Erlan-         Menschen helfen kann«, freut sich           zu spenden. »Wir wissen so, dass die
gen in Eltersdorf. Einrichtungsleiter         Elke Bollmann, Leiterin der Tafel-Aus-      Spende dort ankommt, wo sie wirklich
Wolfgang Gremer bedankte sich bei             gabestelle in Herzogenaurach.               benötigt wird«, erklärt Catherine
ihr mit einem Schmuckkästchen, das                                                        Brandt, Referentin für Unternehmens-
von einer der Auszubildenden liebevoll                                                    kommunikation der Sparda-Bank
gestaltet und in der Jugendwerkstatt                                                      Nürnberg, das Engagement der Ge-
in Handarbeit gefertigt wurde. Neu-                                                       nossenschaftsbank. »Kein Kind sollte
gierig, wohin ihre Spende fließt, waren                                                   sich aufgrund der finanziellen Lage
auch Mitglieder des Männergesangs-                                                        seiner Eltern benachteiligt fühlen«, so
vereins Eltersdorf. Gremer nutze ihren                                                    Brandt weiter, »mit unserer Spende
Besuch für die Spendenübergabe,                                                           möchten wir den Jungen und Mäd-
um die Arbeit der Jugendwerkstatt                                                         chen, deren Eltern sich diese Über-
vorzustellen. Er hob dabei beson-                                                         raschung nicht leisten können, eine
ders hervor, dass hier der Mensch im                                                      Freude machen«. Die Adventskalen-
Mittelpunkt der Ausbildung stehe. Ziel                                                    der von Playmobil seien auch deshalb
sei es, erklärte Gremer, den Kreislauf                                                    so toll, findet Elke Bollmann, weil die
aus Benachteiligung und Perspekti-                                                        Spielsachen darin Bestand hätten
vlosigkeit durch besondere Förderung                                                      und den Kindern so lange eine Freude
zu beenden. »Wir helfen den Jugend-                                                       machten.
lichen, Struktur in ihr Leben zu brin-
gen«, so Gremer weiter, »so befähigen
wir sie, ihr Leben selbst zu meistern«.

Die Diakonie Erlangen dankt all ihren Spendern*innen für die Unterstützung in 2019.
Sie wollen auch Gutes tun? Infos finden Sie unter: www.diakonie-erlangen.de/spenden
Sie können auch lesen