DER /DIE ZEITUNG ZUM KONGRESS - Momentum Kongress
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/////// //////////////////////////////////////////////////////// /// EDITORIAL /// INHALT //////////// Was macht Kocher „S chön is des Leben, is die Arbeit vorbei“ kaum jemand singt die- se Textzeile so glaubwürdig wie unser diesjähriger Gast Ernst Molden. Doch obwohl wir uns die letzten Tage so intensiv mit dem eigentlich beruflich? Am Mittagstisch haben wir mit Barbara Thema “Arbeit” beschäftigt haben, ist das Ende des Kongresses mit Blaha, Benjamin Herr, Emma Dowling und Wehmut behaftet. Auch in der letzten Ausgabe konnten wir nicht ge- Mevlüt Kücükyasar über unsichtbare Arbeit nug vom Kongress-Thema kriegen: Unsere Jasmin hat mit Barbara, und eine Welt ohne Lohnarbeit gesprochen. Mevlüt, Emma und Benjamin die Mittagspause verbracht. Ihr Ge- /// mehr auf Seite 5, 6 & 7 spräch (S.3) spannt einen weiten Bogen von Plattform- und Care- Arbeit bis hin zu notwendigen Transformationsprozessen in unserem Arbeitsleben. Das Gespräch soll auch eine kleine Linderung der Post-Momen- tum-Traurigkeit bringen. Schließlich teasert es schon das nächste Kongressthema an. Nur noch 363 Mal schlafen und es ist wieder Momentum. Dann zum Thema Transformation – übrigens auch das Lösungswort des Kreuzworträtsels der vergangenen Ausgabe. Nächstes Jahr werden wir also in Hallstatt versuchen herauszufin- An der psychischen den, was sich auf dieser Welt ändern muss und wie wir diese Prozes- se lostreten können. Fest steht aber jetzt schon, was gleich bleiben Gesundheit arbeiten wird: Die gute alte Printzeitung am Frühstückstisch – versprochen! In ihrem Paper hat Angelika Purkathofer den Zusammenhang zwischen Arbeit und Auch wenn es schmerzt, hier die Infos, wie ihr nach Hause kommt psychischer Krankheit beleuchtet. – bis zum nächsten Jahr! DerMoment hat es gelesen. /// mehr auf Seite 7 09:30: Konferenzbrunch im Kongresshaus 10:30: Abschlussmatinée mit Kim Kadlec 11:30: Ausblick auf 2022, Schlussworte und Verabschiedung 12:00: Abfahrt nach Wien beim Busterminal Für alle Spätplaner:innen gibt es vor dem Eingang des Kongress- zentrums auch die Momentum-Mitfahrbörse – mit Glück finden sich ja noch letzte Mitfahrgelegenheiten. InArbeit Matura unter Corona - unsere Redakteurin Kasija zeichnet in unserer heutigen Ku- lumne ein Bild über SMS von Lehrer:innen, ihre Zimmerdecke und die Uni. /// mehr auf Seite 8 IMPRESSUM: Momentum - Verein für kritische Wissenschaft und Politik Redaktion: Jasmin Chalendi (JCH), Thomas Hackl (TH), Lena Krainz (LK), Bettina Mühleder (BM), Kasija Milosevic (KM), Marco Pühringer (MP) Layout: Susanne Gusenbauer | Fotos: Clemens Sauerwein, Jasmin Chalendi. Ansonsten wie angegeben
//////////////////////////////////////////////////////// ///// /// MOMENTAUFNAHMEN es hier eigentlich nix gegeben. Während wir Sag zum Abschluss uns im Bus von der Cocktail-Party erholen leise Danke… räumen sie zusammen und machen Hallstatt wieder zu dem Fotomotiv, das es vor uns war. M it dieser Ausgabe wurden die Druck- walzen im Gemeindeamt gestoppt – uns bleibt damit eigentlich nicht viel mehr Danke auch an die beiden, ohne die unse- re Zeitung deutlich hässlicher wäre: Ohne zu sagen als: Danke. Susis Layout würden sie die meisten gleich wieder wegschmeißen - auch vom Wegwer- Danke an das Organisationsteam – was fen unserer Nerven hat uns die gute Seele im Konny, Hanna, die beiden Annas, Philipp Zeitungskammerl bewahrt. Clemens heiter- und Christoph auf die Beine gestellt haben, te uns nicht nur mit Fotos skurriler Schilder ist einfach nur org. Sie druckten für uns nicht auf, sondern auch mit Videos seiner Toch- nur die Zeitung spät in der Nacht und verteil- ter, die ihre ersten Schritte ging, als er in ten sie am ganzen Kongress. Ohne sie hätte Hallstatt weilte. Danke! //MP ///////////////////////////////////////////////////////////////////// Ganze etwas schaurig. Immerhin starren ei- Lokalaugenschein nen ein paar hundert Totenschädel an – aber man gewöhnt sich schnell daran. H allstatt ist für seinen romantischen Charme bekannt. Ein glitzernder See, Herbstbäume, wunderschöne Häuser… und Die Schädel sind kunstvoll verziert und teils mit dem Namen des Verstorbenen be- Schädel. Denn mitten im idyllischen Ort be- schriftet. Neben Anton liegt Elisabeth und findet sich das sogenannte „Beinhaus“. In fünf Johanns habe ich gefunden. Man er- diesem kleinen Turm neben der Michaels kennt an den Bemalungen aus welcher Zeit Kapelle haben sich seit dem 18. Jahrhun- sie stammen. Die ältesten trage Kränze, da- dert über 1200 Schädel angesammelt. Der nach waren Blumenornamente modern und Eingang ist ein wenig versteckt; ein paar die Jüngsten sind mit grünen Blättern ver- Treppen hinauf, einmal nach links, rechts ziert. Wer sich traut, sollte auf jeden Fall ei- und wieder links, dann hat man’s aber auch nen Besuch dorthin wagen, sowas bekommt schon geschafft. Beim Eintreten wirkt das man nicht oft zu sehen! //KM ///////////////////////////////////////////////////////////////////// machen. „Hallstatt ist ein Museum” steht es Hallstattkultur am Haus direkt gegenüber vom Kongress- zentrum. Ein Museum gilt es zu erhalten. N ein. Es geht jetzt nicht um Salz. Ja, Hallstatt hat das älteste Salzbergwerk der Welt, aber für diese Erkenntnis hät- Während Tourist:innen um möglichst viel Vorsicht gebeten werden, wird ein wichti- ger Aspekt vergessen, der dieses Museum te man nicht hierher fahren müssen. Eine zerstören kann: Der Klimawandel. In den Google-Suche hätte die nötigsten Fakten da- letzten 14 Jahren des Momentum-Kongress rüber schnell geliefert. Doch was hat Hall- ist alleine der Hallsteiner-Gletscher um 420 statt abseits davon zu bieten? Die Antwort: Meter geschmolzen. Gut, weniger Autos in Verträumte Gassen, einen bezaubernden der Innenstadt retten alleine jetzt nicht die See und vor allem… Autos. Ja, richtig ge- Klimakrise, aber es wäre ein Anfang. Einer, lesen - Autos. Kaum 10 Schritte gegangen, der auch Szenen wie hier im Bild verhindern muss man schon für einen Mercedes Platz könnte. //JCH ///////////////////////////////////////////////////////////////////// /// SEITE 3
/////// //////////////////////////////////////////////////////// WAS MACHT DER ARBEITSMINISTER EIGENTLICH BERUFLICH? Der „Mittagstisch” hat am Kongress lange Tradition. Ein Gespräch über unsichtbare Arbeit, eine Welt ohne Lohn- arbeit und eine Postlerin. 12:30, Bräugasthof. Eine Idee, mit der wir nicht alleine sind - fast 20 Perso- nen wollen einen Tisch ergattern. Be- stellt wird 2x Kürbiscremesoupe, 2x Frischkäse-Spinat-Strudel und Kaiser- schmarrn - treffender hätte diese Be- stellung die Überschneidungen der Gesprächspartner:innen nicht zeigen können. Wir haben euch nicht grundlos alle vier aus- gesucht: Ihr alle forscht an anderen Aspekten von Arbeit, die sich aber zusammenfassen lassen - unsichtbare Arbeit ohne viel gesell- schaftliche Anerkennung - wo findet man die? Benjamin Herr: Man findet die ganz stark Emma Dowling an der Schnittstelle zwischen Lohnarbeit und Digitalisierung. Dort ist die Arbeit viel- den privaten Sektor übertragen wird. Damit zahlt wird, die Bezahlung auch extrem gut leicht nicht per se immer klassisch unsicht- geht eine Monetarisierung und Spekulation werden muss. Zur Frage: Wir wollen ja auch bar, aber für Gewerkschaften oft ungreifbar. einher, die Geschäftsmodelle anwenden, die nicht ausschließlich in bezahlten Sphären Die wissen nicht, wie sie mit dieser neuen völlig unpassend für diesen Bereich sind. leben. Also in Verhältnissen leben, wo man “Plattform-Arbeit”, also etwa Arbeit via App Damit ist oft unbezahlte Arbeit verbunden. nur Beziehungen hat, die auf Basis einer als Fahrrad-Essenslieferant, umgehen sollen. Arbeit, die großteils Frauen machen. Ich Transaktion aufgebaut und damit einer habe passend dazu ein Buch geschrieben: Marktlogik unterworfen sind. Emma Dowling: Definitiv in der “Care”- The Care-Crisis. Arbeit. Ein englischer Begriff, der treffend “Und die Kinder könnten es sich ja auch Pflege- und Sorgearbeit beschreibt. Es geht Was haltet ihr davon, dass man einfach un- gar nicht leisten”, wirft Barbara ein. hier sowohl um den bezahlten Pflegesektor, sichtbare und unbezahlte Arbeit von Frauen als auch um die Frage, wie Arbeit organisiert abschafft? Barbara Blaha: Man sieht das ja auch sehr ist und wie viel Zeit es dafür gibt, uns unter- stark auf diesem Kongress hier. Alle die mit- einander gut zu versorgen. Care-Arbeit fin- Dowling: Da muss man erstmal vorweg arbeiten, bekommen eine symbolische Auf- det in einem System statt, in dem Arbeit in schicken, dass die Bereiche, in denen be- wandsentschädigung und arbeiten ehren- /// SEITE 4
//////////////////////////////////////////////////////// ///// Benjamin Herr (links) und Mevlüt Kücükyasar (rechts) amtlich. Wir könnten das hier sonst niemals Blaha: Als Momentum-Institut haben wir gemeldet und uns angefleht, dass wir ihr mit den derzeitigen Mitteln finanzieren. vor kurzem passend dazu die größte Befra- keine Briefe mehr mit Logos am Kuvert vom Gleichzeitig stellt sich auch die Frage, ob wir gung unter Arbeitslosen präsentiert. Auch AMS schicken sollen. Die Postlerin habe das das wollen würden - also gesellschaftliches wegen der Debatte, ob das Arbeitslosen- gesehen und sie schon so schräg angeschaut. Engagement für die Gemeinschaft moneta- geld jetzt reformiert wird. Wir haben uns Sie wolle nicht, dass sie das herumerzählt. risieren. gedacht, dass alle die ganze Zeit nur darü- Also eine Frau, die ihr ganzes Leben lang ber reden, warum die keine Arbeit haben, gearbeitet hat und sich jetzt nicht traut, ihre Sie wird von der Kellnerin mit unserer aber niemand die Betroffenen fragt, wie es Sozialleistungen abzuholen. Bestellung unterbrochen. Einen Zeit- ihnen geht. Die Studie hat erstens gezeigt, punkt, den unser Fotograf Clemens wie unfassbar arm Arbeitslose sind - die Blaha: Unsere Studie bestätigt das auch. Sauerwein gleich nutzt, um sich von meisten haben nur 900€ im Monat, um zu Sechs von zehn Befragten verschweigen, dass uns zu verabschieden und mit seiner überleben. Zweitens gibt es keinen Zusam- sie arbeitslos sind, weil sie sich so schämen. Familie zu telefonieren. Er verrät uns, menhang zwischen Langzeitarbeitslosig- dass seine Tochter gestern ihre ersten keit und wie intensiv man sich wo bewirbt. Dowling: Das Thema findet man auch ganz Schritte gemacht hat. Stolz sieht er da- Langzeitarbeitslose bewerben sich genauso stark in der Care-Arbeit - also diese Unter- bei aus. häufig wie andere, sie werden nur viel selte- teilung in “Erwerbsarbeit” und “Nicht- ner eingeladen. Da hat sich der Diskurs ganz Arbeit”. Dabei arbeitet jemand ohne Er- Es braucht dafür wahrscheinlich auch eine massiv verschoben - auch die politische Ver- werbsarbeit genauso. Nur eben vielleicht andere Definition von Arbeit? antwortung. In den 70ern hätte sich ein Ar- unbezahlt. beitsminister nicht hinstellen und jegliche Mevlüt Kücükyasar: Es gibt passend dazu Verantwortung für Arbeitslosigkeit von sich Blaha: In diesem Zusammenhang hat unse- eine Studie aus Deutschland, die sich den weisen können. Was genau macht dann Ar- re Umfrage auch ergeben, dass es mittler- Vorwurf an Langzeitarbeitslose angesehen beitsminister Kocher eigentlich beruflich? weile einen gesellschaftlichen Konsens gibt, hat, dass sie “ja nichts arbeiten” würden. Für Arbeitslose fühlt er sich nicht zuständig. dass man Arbeitslose „schikanieren kann Dazu betrachteten die Forscher:innen, Ende nie”, weil diese Vorurteile schon so was denn diese Gruppe so den ganzen Tag Dowling: Die Verantwortung, am Arbeits- verfestigt sind. macht. Tatsächlich ist es Care-Arbeit - also markt zu bestehen, ist auf das Individuum Kinderbetreuung oder die Pflege von An- übertragen worden. Herr: Das liegt auch ganz stark an der Kri- gehörigen. Diese Arbeit wird nicht gese- senhaftigkeit in unserer verkapitalisierten hen. Ich weiß jetzt nicht, wie man diese Kücükyasar: Diese Selbstverantwortung ist Gesellschaft. Also global gesehen gibt es Arbeit bezahlen kann, aber es muss Er- am Land extrem, wo Stigmatisierung ein ex- eine sinkende Nachfrage nach Arbeitskraft, werbsarbeit so gestaltet werden, dass diese tremes Problem ist. Noch schlimmer sogar aber gleichzeitig eine steigende Abhän- Arbeit mit Arbeitszeit und Lohn vereinbar als in der Stadt - da lebt man viel anonymer. gigkeit von Lohneinkommen. Es herrscht ist. Es hat sich erst kürzlich eine Frau bei mir gleichzeitig auch unter Klassenorganisa- /// SEITE 5
/////// //////////////////////////////////////////////////////// Barbara Blaha tionen ein Fokus auf konkrete Arbeit – im Leben benötigt – mit einer rechtlichen Ver- Mittlerweile sind alle schon beim letz- Sinne von Verbesserung der Arbeitsbedin- ankerung. Gleichzeitig muss man sich auch ten Bissen. Es wird noch über die Not- gungen. Die haben diese Notwendigkeit, an der Gesellschaft beteiligen können und für wendigkeit der Arbeitszeitverkürzung die eigene Arbeitskraft in Wert zu über- Beziehungen Zeit haben, die uns wichtig sind. und des Neudenkens unseres Sozial- setzen, nicht aufgegeben. Ich glaube, dass staates gesprochen. “Der wird ja gerade das falsch ist. Wenn man sich diese Kri- Das würde ja genau diesem Arbeitszeitmodell zum größten Teil von jenen finanziert, senhaftigkeit unserer Gesellschaft ansieht, von Frigga Haug entsprechen. Statt 8 Stun- die von ihm eigentlich profitieren soll- dann geht es ganz stark darum, wie man den Arbeit, 8 Stunden Freizeit und 8 Stunden ten”, wirft Blaha ein. Und wie meistens Gesellschaft anders organisiert. Ich würde Schlaf, weiterhin 8 Stunden Schlaf, aber 4 bei so Gesprächen, landen auch wir das hier wahrscheinlich auch anders sehen Stunden Erwerbsarbeit, 4 Stunden zur Selbst- gegen Ende bei der Frage, ob Verände- als Mevlüt. Diese ständige Reformation der verwirklichung, 4 Stunden zur politischen rung tatsächlich möglich ist. Eine Fra- Arbeit und des Systems wird die Bedingun- Beteiligung und 4 Stunden für Care- und Re- ge, die Blaha sehr rasch beantwortet. gen nicht besser machen. produktionsarbeit. Blaha: Wir brauchen den Optimismus der “Da sind wir gleich mal bei der Frage Es wird zustimmend genickt. Und Tat. Wir müssen selber daran glauben, dass Reform oder Revolution” fällt es in der unisono sind sie sich einig, dass es als Wandel möglich ist – sonst können wir ja Gruppe. Es wird wieder gelacht.” Grundlage vorerst ein neues System niemanden überzeugen. Zu resignieren braucht, wie wir Arbeit organisieren. würde eine Niederlage vorwegnehmen. Das Aber bleiben wir gleich bei so einem Gedan- dürfen wir nicht. kenexperiment. Schaffen wir in unserer per- Kücükyasar: Arbeitende wünschen sich fekten Welt Lohnarbeit ab? mehr Mitsprache im Betrieb - sei das jetzt bei der Arbeitszeit oder bei der Entschei- // JCH Dowling: Es braucht vor allem mal die sinn- dung, was mit dem gemeinsam erwirtschaf- hafte Tätigkeit und das, was man für ein gutes teten Gewinn passiert. Emma Dowling forscht an der Uni Wien u.a. zu politischer Ökonomie der Daseinsvor- sorge und ist Autorin von “The Care-Crisis”. Benjamin Herr ist Arbeitssoziologe Autor von “Ausgeliefert. Fahrräder, Apps und die neue Art der Essenszustellung.“ Melvüt Kücükyasar ist studierter Politik- wissenschaftler und Soziologe. Seit 2019 leitet er das AMS Wiener Neustadt. /// SEITE 6
//////////////////////////////////////////////////////// ///// DAS IST DOCH KRANK?! Die Medizinerin Angelika Purkathofer beleuchtet den komplexen Zusammenhang zwischen Arbeit und psychi- scher Krankheit. DerMoment hat ihren Beitrag gelesen. Wenn die Arbeit E ine Reise in die Geschichte der Psycho- analyse zeigt, dass die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit seit Sigmund Freud zen- zeigt sich auch darin, dass die Gefahr, eine psychische Erkrankung zu erleiden, bei Arbeitslosigkeit deutlich erhöht ist - insbe- krank macht trales Therapieziel bei psychisch Erkrankten sondere, wenn damit finanzielle Nöte ein- Eine andere Betrachtungsweise stellt die ist. Die Fähigkeit, einer produktiven Tätig- hergehen. Frage, ob es nicht die Arbeit ist, die uns psy- keit nachzugehen, gilt als Ausdruck psychi- chisch krank macht. Arbeitsbedingte Ge- scher Gesundheit. Freud konzentriert sich sundheitsprobleme treten laut einer Studie dabei auf die Veränderungen in der Patien- ...oder erfüllen wir der Donau-Universität Krems und des WIFO tin. Man kann aber auch die Veränderun- gen der Gesellschaft bzw. Außenwelt in den eine gesellschaftli- im Auftrag der AK Wien in Österreich häu- figer als in anderen EU-Ländern auf. Psychi- Mittelpunkt stellen und die Ursachen für die Erkrankungen dort verorten. Beide Zugänge che Norm? sche Erkrankungen machen die zweithäufigs- te Ursache für Berufsunfähigkeitspensionen bergen “durchaus revolutionäres Potential”, Gleichzeitig kann die unbedingte Wieder- aus. In der Literatur wird in diesem Zusam- wie Purkathofer schreibt. Nämlich einerseits herstellung der Arbeitsfähigkeit auch als menhang von Burn Out gesprochen, wobei die Ermächtigung für Betroffene, den ganz Erfüllung gesellschaftlicher Norm gesehen es dabei weder einheitliche Diagnosekrite- persönlichen Lebensentwurf zu leben – frei werden, die hinterfragt werden sollte. Denn rien und Messinstrumente gibt, noch Einig- von Hemmungen – und andererseits Gesell- soll es wirklich das Ziel sein, Betroffene keit über die Symptome besteht. Kritisierbar schaftskritik. in einer “ausbeuterischen und potentiell ist auch, dass die Darstellung nahelegt, dass schädlichen Arbeitsumgebung” zu halten? es sich um eine “Krankheit der Leistungs- Darüber hinaus weist Purkathofer darauf träger:innen” handelt, die in Abgrenzung zu Erfüllt die Arbeit ... hin, dass eine unkritische Übernahme die- anderen psychisch Erkrankten als übermäßig Diese Perspektive entspricht der Erkennt- ser Zielsetzung auch historisch gesehen pro- engagiert gelten. Dabei steht zu selten die nis, dass Arbeit bzw. sinnstiftende Beschäf- blematisch ist. Im Nationalsozialismus hat Kritik an der Leistungsgesellschaft im Mittel- tigung notwendig oder zumindest hilfreich die Frage nach der Arbeitstauglichkeit über punkt, sondern die Zielsetzung, Betroffene für unsere psychische Gesundheit ist. Das Leben und Tod entschieden. für diese wieder fit zu machen. //LK /// SEITE 7
Bitte melden. ALLER ABSCHIED Freitagabend, 22 Uhr im Irish Pub und IST SCHWER… mein Handy läutet. „s. 40-81 bis Montag, Abgabe auf Moodle, schönes Wochenende!“ – SMS von meiner Französisch-Professorin. So war es schon in der Schule, an der Uni ist es nicht besser geworden – in der Arbeit schlimmer. Wenn ich nicht gerade arbeite – ja, Uni zählt auch dazu – dann denke ich an die Arbeit. Der Feierabend ist zu einem Traum geworden, der mit der ersten E-Mail zerplatzt. Denn die Digitalisierung hebt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit auf. Auch die Privatsphäre wird nicht verschont – durch die ständigen Zoom-Calls im Home-Office kennen die Professor:innen mein Schlafzimmer schon auswendig. Unter dem Vorwand, schneller, flexibler, besser arbeiten zu können, wird Digitalisierung ... auch wenn er auf lustigen Schildern angekündigt wird. gelobt und gepriesen. Zu oft steht aber nur eines im Vordergrund: Effizienz. Mensch wird zu Maschine; Hauptsache Leistung er- bringen. Immer wichtiger wird die Selbstop- timierung – es gibt kein „Genug“, sondern nur „Besser“. Letztendlich ist das aber nur ein Symptom der eigentlichen Krankheit. Die Digitalisie- rung könnte ja auch ganz anders laufen. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen. Denn der Wettbewerbsdruck, das Gefühl ständig mehr Leistung erbringen zu müssen; es liegt an uns, das zu ändern. Digitalisierung könn- te öfter Hilfs- und nicht Druckmittel sein. ... auch wenn man den See im Blick hat. Dafür müssten wir aber unsere Einstellung gegenüber Arbeit ändern. Und akzeptieren, dass es auch okay ist, mal eine Pause zu ma- chen. Während ich an dieser Kolumne schreibe, habe ich zwei E-Mails und drei SMS erhal- ten. „Bitte um baldige Rückmeldung“…klar, was denn sonst? //KM In der Kolumne “In Arbeit” gibt die Redaktion von derMoment persön- liche Einblicke in das ... aber ein Wiedersehen kommt bestimmt. Themenfeld Arbeit und ihrer Facetten. Auflösung zum Kreuzworträtsel: 1. Luoyang 2. NaCl 3. Stephanie 4. Schaedel 5. Bamberg 6. Toeroe 7. Steuerruder 8. Scheutz 9. Arbeit 10. tschineun 11. Dionysos 12. Faultier
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