Der EU-Turbo zur Energiewende - Neue EU-Richtlinien zu Energieeffizienz, Ökodesign und regenerativen Energien - BTGA
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Wirtschaft, Recht und Berufsbildung Der EU-Turbo zur Energiewende Neue EU-Richtlinien zu Energieeffizienz, Ökodesign und regenerativen Energien Ende November 2016 veröffentlichte die EU-Kommission unter dem Titel „Clean Energy for all Europeans“ Entwürfe von 75 Dokumenten. Auf deren Basis sollen in der europäischen Energie- und Umweltpolitik die Weichen neu gestellt und bis 2030 eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 % erreicht werden. Dazu setzen die Richtlinien neue Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden (EPBD), Produkten und Geräten (Ökodesign) sowie zum verstärkten Einsatz regenerativer Energien in den Bereichen Heizen/Kühlen sowie Verkehr/ Transport. Die noch endgültig zu verabschiedenden Richtlinien werden ab 2021 einen erheblichen Einfluss auch auf das Baugeschehen und die TGA in Deutschland haben. gedeckt werden. 2015 betrug dieser Anteil centred-clean-energy-transition zur Verfü- EU-weit 27,5 %. gung. •Durch neue Ökodesign-Richtlinien für Pro- dukte, Geräte und Systeme zum Betrieb 2. Die neue EPBD-Richtlinie Günther Mertz M.A., Hauptgeschäftsführer in Haushalten, Nichtwohngebäuden und Die „Proposal for a revised energy perfor- des BTGA – Bundes- Gewerbe sowie durch die Verschärfung be- mance of buildings directive“ (EPBD) ist eine industrieverband stehender Richtlinien sollen der Energiebe- überarbeitete Fassung der EU-Kommission Technische darf und der Energieverbrauch verringert der zuletzt 2010 als Richtlinie 2010/31/EU Gebäude- ausrüstung e. V. werden. erschienenen Gebäudeeffizienzrichtlinie. •Hierzu gibt es zum Beispiel Entwürfe zu Die EPBD definiert für neue und modernisier- einer neuen Gebäudeeffizienz-Richtlinie te Gebäude Mindestvorgaben, beispielsweise EPBD (Energy Performance of Buildings an die Gebäudehülle, die Gebäudetechnik Das von der EU-Kommission am 30. Novem- Directive) und zu einer neuen Ökodesign- und die Gebäudegesamteffizienz. Sie fordert ber 2016 vorgestellte Maßnahmenpaket hat Richtlinie für Luftheiz- und Kühlprodukte, Gebäudeenergieausweise, Inspektionen an einen Gesamtumfang von über 1.000 Seiten. Prozesswasserkühlsätze und Ventilator- Heizungs- und Klimaanlagen und nationale Es beinhaltet in elf Hauptgruppen stets ei- konvektoren. Deklarationen zu Niedrigstenergiegebäuden. nen Richtlinien- bzw. Gesetzesentwurf, der Im Vorwort des EPBD-Entwurfs ist zu le- jeweils um Anhänge (Durchführungsvor- 1.2. Verringerung des Einsatzes sen, dass in den Mitgliedstaaten die Quoten schriften und Details) und um erläuternde fossiler Energieträger zu energetischen Modernisierungen im Ge- Berichte (Begründung, Entwicklung, Markt- Bis 2030 sollen in der EU 27 % des Ener- bäudebestand derzeit lediglich etwa 0,4 bis daten) ergänzt wird. Wichtig ist, dass alle gieverbrauchs durch regenerative Energien 1,2 % betragen. Rund 75 % aller bestehenden Dokumente zunächst Entwürfe sind, die gedeckt werden. Von zentraler Bedeutung Gebäude in der EU sind aus heutiger Sicht von den EU-Mitgliedstaaten noch zu prüfen sind dabei verstärkte Nutzungen regenera- ineffizient und bieten durch energetische sind. Es könnte also von den Staaten zur tiver Energien in den stärksten Verbrauchs- Modernisierungen sehr große Potenziale zur Erstellung der Enddokumente noch Korrek- bereichen Gebäude (energetische Moder- Verringerung des Energieverbrauchs und tur- oder Änderungswünsche geben, die zu nisierungen im Bestand) und Verkehr (Er- zur Minderung der Treibhausgasemissio- berücksichtigen sind. Dennoch zeigen die satz von Öl und Gas durch Biokraftstoffe nen. Daher soll die EPBD deutliche Signale neuen Richtlinien deutliche Wege zur EU- und regenerativen Strom). Die EU-Staaten setzen, um in den kommenden Jahren euro- Energiewende bis 2030 auf. sollen verpflichtet werden, ab 2021 ihre An- paweit die Modernisierungsrate erheblich zu teile an regenerativen Energien für Wärme erhöhen. Dazu beitragen soll auch eine von 1. Die generellen Umweltziele und Kälte um mindestens 1 % pro Jahr zu der EU angekündigte Finanzierungsinitia- der EU bis 2030 steigern. tive „Smart Finance for Smart Buildings“. Das zentrale Ziel der EU-Kommission besteht Wesentliche Grundlagen dazu enthält ein Die Umsetzung der EPBD erfolgte in in einer Verringerung der Treihausgasemis- neuer Entwurf zur RES Directive (Renewable Deutschland wesentlich mit dem Energie- sionen bis 2030 um mindestens 40 %. Dieses Energy Sources). einsparungsgesetz (EnEG) und der Energie- Ziel soll besonders durch folgende Maßnah- Nachfolgend werden wichtige Forderungen einsparverordnung (EnEV). Die neue EPBD men erreicht werden: aus den neuen Entwürfen zur EPBD, zur RES soll ab 2021 in Kraft treten und dann zum Directive (regenerative Energien) und zur Beispiel folgende Änderungen bringen: 1.1. Verbesserung der Energieeffizienz Ökodesign-Richtlinie zusammengefasst. Alle •In Artikel 2 wird die im oder am Gebäude um mindestens 30 % Originaldokumente stehen als Downloads produzierte elektrische Energie in die Defi- •Bis 2030 soll die Stromproduktion zu min- auf https://ec.europa.eu/energy/en/news/ nition von „gebäudetechnischen Systemen“ destens 50 % durch regenerative Energien commission-proposes-new-rules-consumer- einbezogen. 114 BTGA-Almanach 2017
Wirtschaft, Recht und Berufsbildung •Der neue Artikel 2a fordert, dass die Mit- Wie diese Forderungen zukünftig in den regenerativer Energien in der EU 17 % (2007: gliedstaaten ihre Strategien zu energe- EU-Staaten umgesetzt werden sollen, zum 10,7 %). Wie aber mehrere Studien gezeigt tischen Modernisierungen im Gebäudebe- Beispiel anhand von Verbrauchskennwerten haben, würde ohne ergänzende Maßnahmen stand konkretisieren müssen. in Gebäudeenergieausweisen, bleibt zu- der Anteil der regenerativen Energien im •Artikel 8 schreibt vor, dass ab 2025 bei nächst offen. Und auch, inwieweit Deutsch- Jahr 2030 auf lediglich 24,3 % ansteigen – es allen neuen und umfangreich renovierten land diese Passagen der EPBD übernimmt besteht also in diesem Sektor Handlungsbe- Gebäuden, zu denen mindestens zehn oder auch nach 2020 die bisherigen schär- darf. Um die bis 2030 vorgegebenen Ziele Parkplätze gehören, mindestens 1 % der feren Inspektionspflichten der EnEV weiter- zur Steigerung der regenerativen Energien Parkplätze mit Anschlüssen zum Aufladen führt. zu erreichen, setzt die EU-Kommission zum von Elektro-Pkw ausgestattet werden. Beispiel auf folgende Strategien: 4. Die RES-Directive •Die Stromerzeugung aus Wind- und Was- Ansonsten enthält der EPBD-Entwurf im (regenerative Energien) serkraft, Photovoltaik sowie mit Biostoffen Vergleich zur aktuellen Richtlinie nur mar- Richtlinie Nummer zwei ist die überarbeitete betriebenen KWK- und BHKW-Anlagen ginale Änderungen – bis auf die deutlich ge- Fassung der aus dem Jahr 2009 stammen- (Großanlagen und kleine Photovoltaikan- änderten Artikel 14 und 15 zu energetischen den, noch aktuellen „Richtlinie 2009/28/EG lagen bei Endgebrauchern in Verbindung Inspektionen. zur Förderung der Nutzung von Energie mit Speichern) soll ausgebaut werden. aus erneuerbaren Quellen“ zum Entwurf Hinzu kommt eine stärkere Umsetzung der 3. Neue Regeln der Richtlinie „Proposal for a revised rene- „Smart-Technologien“ mit automatisierten zu energetischen Inspektionen wable energy Directive“ – kurz RES-Direc- Steuerungen und Optimierungen der Er- Wesentliche Änderungen gab es in den Ar- tive. Diese soll ab 2021 in Kraft treten und zeugung, Speicherung und des Verbrauchs tikeln 14 bis 16 der EPBD, die Inspektionen dazu beitragen, durch den verstärkten Ein- an Energien. von Heizungsanlagen, Klimaanlagen und satz von regenerativen Energien und Bio- •Bis 2030 soll im Bereich Heizen und Küh- Berichte über die Inspektionen beschreiben. brennstoffen in der Stromerzeugung, beim len der Verbrauch an fossilen Energien um Die Formulierungen und die Anforderungen Heizen und Kühlen sowie im Transportwesen mindestens 50 % verringert werden. Als in den komplett neu erstellten Artikeln 14 fossile Energieträger zu substituieren und da- wichtigste Technologien, um dieses Ziel zu und 15 sind identisch, wenn man jeweils die durch Emissionen von Treibhausgasen deut- erreichen, werden der Einsatz von Wärme- Begriffe Klimaanlage bzw. Heizungsanlage lich zu verringern. Die RES-Directive wurde pumpen und von Solarkollektoren sowie (inkl. Pumpen, Regelung) austauscht. Nach- in Deutschland mit dem Erneuerbare-Ener- der Ausbau von Nah- und Fernwärme/ folgend wird beispielhaft der neue Artikel 15 gien-Wärmegesetz (EEWärmeG) umgesetzt. -Kältenetzen genannt, die bevorzugt mit Ab- zur Inspektion von Klimaanlagen näher be- In der noch aktuellen RES-Richtlinie wird wärme oder Biostoffen betrieben werden. trachtet. gefordert, dass in den EU-Staaten der Ge- Darüber hinaus fordert die RES-Directive in Auf Basis der aktuellen EPBD (umgesetzt samtverbrauch an Endenergie im Jahr 2020 Artikel 23, dass in jedem EU-Staat pro Jahr über die EnEV) müssen alle Klima- und zu mindestens 20 % durch regenerative der Anteil an regenerativen Energien am Raumkühlanlagen mit einer Leistung über Energien gedeckt wird. Im Entwurf der Richt- Verbrauch für Heizung und Kühlung um 12 kW inspiziert werden. Zukünftig sollen linie wird dieses Ziel für 2030 auf mindes- mindestens 1 % gesteigert wird. Wie dieses auf Basis der neuen EPBD Klimaanlagen un- tens 27 % erweitert. 2015 betrug der Anteil Ziel erreicht werden soll, wird den Staaten abhängig von ihrer Leistung dann inspiziert werden, wenn sie in folgenden Gebäuden be- trieben werden: •Nichtwohngebäude mit einem jährlichen Primärenergieverbrauch > 250 MWh, •Wohngebäude mit Klimaanlagen mit einer Gesamtleistung > 100 kW. Geblieben sind im EPBD-Entwurf die For- derungen, dass die Inspektion die Prüfung der Energieeffizienz der Gesamtanlage und wichtiger Teile der Anlage umfasst und die installierte Kälteleistung im Verhältnis zum aktuellen Kältebedarf des Gebäudes analy- siert wird. Als Alternative zu solchen „physischen Inspektionen“ können in den zu Inspek- tionen verpflichteten Nichtwohngebäuden (Energieverbrauch > 250 MWh) Gebäudeau- tomations-, Gebäudemanagement- und Ener- giecontrollingsysteme betrieben werden. In Wohngebäuden mit Klimaanlagen > 100 kW reichen Systeme zum Energiemonitoring. Abbildung 1: Im Dokument „Impact Assessment“ wird geschätzt, dass durch die Umsetzung der EPBD Für Heizungsanlagen, behandelt im Arti- in den EU-Staaten im Gebäudesektor jährlich Investitionen von etwa 120 und 140 Mrd. € ausgelöst werden. kel 14, gelten gleichlautende Forderungen. Grafik: SWD(2016) 414 final, S. 64. BTGA-Almanach 2017 115
Wirtschaft, Recht und Berufsbildung Wärmegesetz (EEWärmeG) umgesetzt. Die- ses fordert für Neubauten und bei energe- tischen Modernisierungen von Gebäuden, dass ein Mindestanteil des Bedarfs an Ener- gien zur Heizung und Kühlung durch re- generative Energien gedeckt werden muss. Diese sind Solarthermie, Biostoffe und Wär- mepumpen. Hinzu kommen Ersatzmaßnah- men (Fernwärme, Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmerückgewinnung in RLT-Anlagen), wenn diese bestimmte Effizienzanforde- rungen erfüllen. Eine weitere Ersatzmaß- nahme besteht darin, Gebäude energiespa- render zu bauen, als durch die Energieein- sparverordnung (EnEV) vorgegeben wird. Alle Maßnahmen dürfen zur Gesamterfül- lung des Gesetzes miteinander gekoppelt Abbildung 2: Zielvorgaben der EU-Staaten zu ihren nationalen Anteilen regenerativer Energien am End- werden. energieverbrauch im Jahr 2020 (schwarze Balken) und wie weit diese Ziele bereits im Jahr 2015 erreicht Als Ziel wurde im EEWärmeG bis 2020 ein wurden (blaue Balken) Grafik: SWD(2016) 416 final, S. 18. Anteil von 14 % regenerativer Energien am Verbrauch von thermischen Endenergien zum Heizen und Kühlen vorgegeben. Damit individuell überlassen – allerdings müssen nen Staaten. Die höchsten Ziele zu RES-An- liegt Deutschland um 6 % unter der EU-Vor- sie dazu alle zwei Jahre einen Erfolgsbe- teilen am Endenergieverbrauch für 2020 ha- gabe von 20 %. Im „2. Erfahrungsbericht der richt an die EU-Kommission schreiben. ben Schweden (49 %), Lettland (40 %), Finn- Bundesregierung zum EEWärmeG“ wird dar- •Ein weiterer Schwerpunkt des RES-Ent- land (38 %), Österreich (34 %), Portugal (31 %) gestellt, dass die regenerativen Anteile beim wurfs liegt auf der verstärkten Nutzung und Dänemark (30 %). Unter 20 % befinden Heizen und Kühlen von 2008 (8,5 %) über von Bio(kraft)stoffen, die künftig Öl und sich zum Beispiel Deutschland (18 %), Italien 2014 (13,4 %) und 2015 (13,9 %) auf Basis ei- Gas in verschiedenen Anwendungen (Ver- (17 %), Großbritannien und Polen (15 %) und ner Prognose bis 2020 auf 16,3 % zunehmen kehr, Heizung, Fernwärme, BHKW) erset- die Niederlande (14 %). Während mehrere werden. Damit wäre das nationale Ziel von zen sollen. Staaten bereits 2015 ihre für 2020 gesetzten 14 % erreicht und übererfüllt. Zu erwähnen Ziele übererfüllt oder knapp erreicht haben ist aber, dass bei der Bilanzierung der rege- Die überarbeitete RES-Richtlinie soll ab 2021 (Schweden, Bulgarien, Estland, Litauen, Ru- nerativen Energien die Verwendung von Bio- gelten und ist dazu von den EU-Staaten in mänien, Finnland, Italien, Österreich), müs- masse mit einem Anteil von etwa 90 % klar nationales Recht umzusetzen. Dabei steht es sen führende europäische Industrienationen dominiert. Dem gegenüber haben Wärme- den Staaten aber offen, auf welche Weise und wie Spanien (81 %), Deutschland (77 %), Frank- pumpen (Anteil 5,5 %) und Solarkollektoren mit welchen Maßnahmen (Gesetze, Verord- reich (62 %) und Großbritannien (47 %) noch (Anteil etwa 4 %) noch sehr geringe Beiträge. nungen, Förderung) sie ihre Ziele realisie- einige Hürden nehmen, um ihre 2020er-Ziele Aus der bestehenden und der neuen RES- ren wollen. Betont wird in der RES-Directive zu erreichen (Klammerangabe = prozentuale Directive ergeben sich für Deutschland meh- aber, dass die Staaten in ihren nationalen Zielerfüllung im Jahr 2015). rere wichtige Aufgaben: Gesetzgebungen im Gebäudesektor (Neubau In Deutschland wird die EU RES-Richtlinie •Die noch aktuelle, bis Ende 2020 gültige und Modernisierungen) Mindestanteile von seit 2009 durch das Erneuerbare-Energien- RES-Richtlinie fordert Definitionen für die regenerativen Energien zum Heizen und Kühlen festschreiben sollen. Im Hinblick auf die alle zwei Jahre zu erstellenden Erfolgsbe- Tabelle 1: Mindesteffizienzanforderungen ηs,c und ηs,h an verschiedene Gerätegruppen richte enthält die RES-Directive detaillierte ab dem 1. Januar 2018 und 1. Januar 2021 Vorgaben, was alles zu regenerativen Ener- Effizienzanforderungen 1. 1. 2018 1. 1. 2021 gien zählt, wie diese zu bewerten sind (Ener- gieinhalt, Emissionen) und wie die Berichte Wasserkühlsätze (Luft-Wasser) zu verfassen sind. < 400 kW �s,c = 149 161 Das Dokument „Evaluation of the rene- wable energy Directive“ (Erläuterungen, > 400 kW �s,c = 161 179 Herleitungen, bisherige Ergebnisse) enthält Wasserkühlsätze (Wasser/Sole-Wasser) eine interessante Grafik (Abbildung 2) mit Angaben zu den Anteilen an regenerativen < 400 kW �s,c = 196 200 Energien an der Endenergie in den EU-Staa- 400 – 1.500 kW �s,c = 227 252 ten im Jahr 2015. Aufgezeigt wird auch, wie weit dadurch die für 2020 national gesetzten > 1.500 kW �s,c = 245 272 Ziele bereits erreicht wurden. Luft-Luft-Klimageräte �s,c = 181 189 Beachtenswert in der Abbildung sind die starken Schwankungen zwischen den einzel- Luft-Luft-Wärmepumpen �s,c = 133 137 116 BTGA-Almanach 2017
Wirtschaft, Recht und Berufsbildung künftige Ausführung von Niedrigstener- giegebäuden. Dies ist bislang nur teilweise erfolgt. •Für die Zeit von 2021 bis 2030 muss die Regierung neue Ziele zur Nutzung regene- rativer Energien formulieren und Maßnah- men aufzeigen, um diese Ziele zu erreichen. Es ist davon auszugehen, dass Deutschland das Ziel bei einem Wert unter dem EU- Durchschnitt von 27 % ansetzen wird. •Seit einiger Zeit arbeiten die zuständigen Ministerien an einer Verschärfung und Zusammenführung der EnEV und des EE- WärmeG zu einem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Dieses sollte bereits die Vorgaben der europäischen RES-Richtlinie für 2030 enthalten und umsetzen. 5. Die Ökodesign-Richtlinien Bereits seit mehreren Jahren gibt es eine Vielzahl von Ökodesign-Richtlinien für Pro- dukte, Geräte und Systeme, die in Haushal- ten, Nichtwohngebäuden und im Gewerbe eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel Kühl- und Gefriergeräte, Beleuchtung, Kaf- feemaschinen, TV-, Klima- und Lüftungsge- räte, Wärmeerzeuger, Pumpen, Ventilatoren und vieles mehr. Dabei regeln die Richtlinien stets, wie viel elektrische oder thermische Abbildung 3: Die in der Energiewende im Jahr 2015 erreichten Daten im Vergleich zu den Zielen Energie das Produkt maximal aufnehmen bis zum Jahr 2050 Tabelle: Fünfter Monitoringbericht zur Energiewende, S. 7. darf, um die vorgesehene Nennleistung zu erzeugen. Wenn das Produkt die Vorgaben nicht erfüllt, darf es in den EU-Staaten nicht nach Anhang 3 zu berechnenden Arbeits- 6. Der neueste Energiewende-Bericht in Verkehr gebracht werden. Die Ökodesign- zahl SEER dividiert durch einen definierten der Bundesregierung Richtlinien werden in regelmäßigen Abstän- Strommixfaktor von 2,5. Davon werden 3 % Am 14. Dezember 2016 hat das Bundeska- den überarbeitet und erscheinen dann mit Leistungsbedarf für die Regelung des Geräts binett den „5. Monitoring-Bericht zur Ener- verschärften Anforderungen. abgezogen. giewende“ beschlossen. Mit dem 2011 ge- Eine neue Ökodesign-Richtlinie „Regu- Aus den vielen Tabellen in den Anlagen zur starteten Monitoring-Prozess berichtet die lation on eco-design requirements for air Ökodesign-Richtlinie wurden einige wichtige Bundesregierung jährlich über den aktuellen heating and cooling products and chillers“ Effizienzanforderungen an Wasserkühlsätze, Stand der Energiewende, dieses Mal für das und deren Anhänge behandeln Lufterhitzer, Klimageräte (> 12 kW) und Wärmepumpen Jahr 2015. Wichtige Ergebnisse aus diesem Raumklimageräte (Kälteleistung > 12 kW), in Tabelle 1 zusammengestellt. Bericht zeigen die Daten in Abbildung 3. Wasserkühlsätze mit Kaltwassertempera- Die �s-Werte in Tabelle 1 können wie folgt Gemäß Abbildung 3 scheint das Erreichen turen von 2 bis 12 °C und Ventilatorkon- in SEER-Werte (Arbeitszahlen) umgerechnet der Ziele für 2020 in den Bereichen „Treib- vektoren. Dabei wird unterschieden in den werden: Wenn ein Luft-Luft-Klimagerät zum hausgasemissionen“ und „Anteile regene- Geräteantrieb (Strom oder fossile Energien) Beispiel einen SEER-Wert von 4,5 aufweist, rativer Energien am Bruttoendenergiever- und welche Wärme- und Kältequellen (bzw. ergibt sich dafür ein �s,c-Wert von (SEER : 2,5) brauch, am Stromverbrauch und am Wärme- -senken) genutzt werden (Luft, Wasser, Sole). x 100 – 3 = (4,5 : 2,5) x 100 – 3 = 177. Dieses verbrauch“ durchaus realistisch. Allerdings Die Richtlinie soll am 1. Januar 2018 in Kraft Gerät würde die Mindestvorgabe �s,c > 181 gibt es auch viele Fachleute, die die veröf- treten und zum 1. Januar 2021 verschärft nicht erfüllen und dürfte somit ab 2018 fentlichten Zahlen als „nicht immer stimmig“ werden. Viele Details, Prüf-, Berechnungs- nicht mehr verkauft werden. Das Klimagerät und die gesetzten Ziele als „überambitioniert und Effizienzvorgaben werden in den Anhän- müsste mindestens einen SEER-Wert von 4,6 und nicht erreichbar“ kennzeichnen. Warten gen ausgeführt. haben, um die Ökodesign-Vorgaben für 2018 wir die nächsten Berichte ab. Zur Beurteilung der Energieeffizienz eines zu erfüllen ((4,6 : 2,5) x 100 - 3 = 181). Ab Geräts führt die Richtlinie die neue Kennzahl 2021 steigt der notwendige SEER-Wert mo- „seasonal space cooling (heating) energy effi- derat auf 4,65. ciency“ mit den Kürzeln �s,c (c = Kühlen) und Für Prozess-Wasserkühlsätze definiert die �s,h (h = Heizen) ein. Diese Werte ergeben Richtlinie Mindesteffizienzwerte (SEPR = sich zum Beispiel für die Kühlgeräte (Was- Seasonal Energy Performance Ratio), die in serkühlsätze, Raumklimageräte) aus einer den Anhängen erläutert werden. BTGA-Almanach 2017 117
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