Börse: So schlagen Sie den DAX

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Börse: So schlagen Sie den DAX
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Börse: So schlagen Sie den DAX

© Bild: 2012 DPA/Bildfunk/Boris Roessler
Fünf leicht umzusetzende Strategien bieten Anlegern die
Möglichkeit, den deutschen Aktienindex zu besiegen. Ob der
Ansatz saisonal, technisch oder fundamental begründet ist,
spielt dabei kaum eine Rolle.
von Heinz-Peter Arndt und Birgit Wetjen

Im Frühjahr 2009 schien das Ende des Abendlands nahe.
Der DAX hatte sich seit Jahresbeginn 2008 bereits mehr als
halbiert - und der Slogan des japanischen
Autobauers Toyota spukte durch viele Anlegerhirne. "Nichts ist
unmöglich" - auch nicht, dass sich die Panik verschärft und die
Märkte komplett kollabieren. In solch einem Umfeld steigt kein
Investor gern in den Aktienmarkt ein.
Auch Michael Reuss nicht. Der Vorstand der Münchner
Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen griff dennoch zu -
entgegen seinem Bauchgefühl. Technische Indikatoren hatten einen
günstigen Einstieg angezeigt, was ihm im Jahresverlauf satte
Renditen einbringen sollte. "Ohne klare Investmentregeln hätten
wir vor lauter Weltuntergangsstimmung gar nicht wahrgenommen,
dass China längst Fahrt aufgenommen hatte und damit die
Trendwende eingeläutet war", sagt Reuss.
Börse: So schlagen Sie den DAX
Keine Frage, der Mensch ist verführbar, die Psyche nur schwer zu
kontrollieren. Bei der Geldanlage kann das Investoren teuer zu
stehen kommen. Denn Lust auf Aktien bekommen viele Anleger
meist immer erst dann, wenn die Erholung fast schon vorbei ist.
Und verkauft wird häufig, wenn die Kurse völlig am Boden sind.
Vorher regierte das Prinzip Hoffnung. Andere sind in der Hausse
erst gar nicht dabei, weil sie auf Rücksetzer warten - und verpassen
so Renditechancen. "Psychofallen sind der größte Renditekiller",
sagt Reuss und wappnet sich mit klaren Investmentregeln. Denn er
weiß: "Ohne Strategie ist der Anleger dem Markt ausgeliefert."
Geldprofis wie er arbeiten mit ausgeklügelten Analysemodellen und
investieren mit System. "Eine Strategie ist ein Regelwerk, das klare
Kriterien und daraus folgende Handlungsanweisungen definiert",
sagt Dimitri Speck, Handelssystementwickler bei Staedel Hanseatic.
Wer einem klaren Investmentplan folgt, baut daher Immunität
gegen die tägliche News-Schwemme auf, die abwechselnd Gier und
Panik erzeugt.
Ob eine Strategie saisonal, technisch oder fundamental begründet
ist, spielt dabei kaum eine Rolle - viele Ansätze versprechen Erfolg.
Dennoch ist nicht jede Strategie zu empfehlen und für Privatanleger
umsetzbar. "Sie sollte sich langfristig bewährt haben, und es muss
nachvollziehbare Gründe für die statistisch gemessene
Überlegenheit geben", so Speck.
Der Aufwand für Profistrategien werde von Privatanlegern aber
häufig unterschätzt, weiß der Investmentprofi und rät, eine
Strategie passend zum vorhandenen Zeitbudget zu wählen. Wer
wenig Zeit oder Lust hat, sich um seine Investments zu kümmern,
kann seine Renditeaussichten schon mit einfachen Regelwerken
deutlich verbessern. Das Schwestermagazin der FTD, BÖRSE
ONLINE, hat fünf DAX-Strategien über einen Zeitraum von 23
Jahren überprüft. Ergebnis: Mit jeder der Strategien waren Anleger
à la longue deutlich besser aufgestellt als mit dem DAX. Die
Outperformance seit 1989 lag zwischen 1,9 und 7,3 Prozent - pro
Jahr.
Fünf Erfolgsstrategien im Dauertest
Das bringt Bares. Aus einem DAX-Depot, in das über eine einfache
Long-only-Anlage in den Index 10.000 Euro investiert wurden,
sprangen am Ende gut 44.000 Euro heraus. Ein gutes Investment?
Mag sein. Doch es geht noch viel besser: Die strategischen
Investments erreichten in den Jahren von 1989 bis Ende 2011
zwischen knapp 66.000 und fast 204.000 Euro (siehe Tabellen).
Anfallende Gebühren und die steuerliche Situation wurden bei
diesem Vergleich nicht berücksichtigt.
Die fünf Auswahlstrategien schlagen den DAX zwar nicht in jedem
Jahr, aber eben meistens. Sie sind einfach, transparent und können
mit sehr geringem bis mittlerem Aufwand auch von Privatanlegern
nachgebildet werden: Bei drei Strategien - Sell-in-Summer, MACD
und Stop Loss - können sich Anleger sogar auf ein einziges
Investment beschränken: einen DAX-ETF. Die Outperformance
entsteht hier durch Timing und einen zeitweisen Ausstieg aus dem
Markt in schwachen Zeiten. Bei den Strategien Flop Top und Value-
Growth wird zweimal beziehungsweise einmal im Jahr in fünf oder
sechs ausgewählte Einzelwerte aus dem DAX-30-Universum
investiert. Wer diesen Ansätzen folgt, ist permanent zu 100 Prozent
investiert.
Einfach und äußerst rentabel ist die Sell-in-Summer-Strategie. Auf
Sicht von 23 Jahren konnten Anleger mit gerade einmal zwei Trades
im Jahr den DAX um 7,3 Prozent pro anno schlagen. Aus einem
10.000-Euro-Depot im Jahr 1989 wurden nahezu 204.000 Euro -
und damit mehr als mit jeder anderen Strategie im Test.
Keine der Strategien ist perfekt, jedes Regelwerk ließe sich
verfeinern, und keines führt in jedem Jahr auf das Siegertreppchen.
Aber jede Strategie hilft Anlegern, die Nerven unter Kontrolle zu
halten, wenn es an den Börsen hektisch wird.
Das könnte auch zukünftig über Gewinn oder Verlust an den Börsen
entscheiden. "Nach dem letzten verlorenen Jahrzehnt sind die
Aussichten für die Aktienmärkte auf Sicht von mehreren Jahren
gut", sagt Marco Herrmann, Chief Investment Officer der Fiduka-
Vermögensverwaltung: "Die Bewertungen sind günstig, eine
anziehende Inflation spricht für Realwerte wie Aktien. Und Anleihen
bringen als Alternative keine Rendite." Gleichwohl erwartet
Herrmann wie Reuss zwischenzeitliche Einschläge: "Eine
Abschwächung des chinesischen Wachstums löst heute keine Panik
mehr aus", so Reuss: "Aber die Schuldenkrise in Europa ist noch
längst nicht vom Tisch, die Achillesferse bleibt Spanien."
Mit Argusaugen werden Investoren die Entwicklungen verfolgen und
die Kurse nach oben und unten treiben. "Hohe Volatilitäten werden
in den kommenden Jahren zum Alltag gehören", glaubt Reuss. Ein
schneller Wechsel Risk-on/Risk-off ist für systemlose Privatanleger
gefährlich. Es zerrt nicht nur an den Nerven, sondern kommt sie in
der Regel auch teuer zu stehen. Das zeigt ein Blick über den
Atlantik. Zwischen 1990 und 2010 hat der S&P-Index jährlich um
neun Prozent zugelegt, Privatanleger dagegen waren nach einer
Studie des US-amerikanischen Research-Unternehmens Dalbar nur
um 3,8 Prozent im Plus. "Prozyklisches Handeln verhagelt die
Rendite", weiß Kapitalmarktforscher Rüdiger von Nitzsch.
Wer mit Strategie investiert, der tappt nicht in diese Falle und hat
auf lange Sicht nicht nur gegenüber systemlosen Investoren,
sondern auch gegenüber dem Ansatz Buy-and-Hold die Nase vorn -
vorausgesetzt, das Regelwerk wird konsequent umgesetzt.

MACD-Strategie
So geht's Der MACD-Indikator (Moving Average
Convergence/Divergence) wird aus exponentiellen gleitenden
Durchschnitten, in der Regel für zwölf, 26 und neun Tage auf Basis
des Wochenschlusskurses berechnet. Die MACD-Linie entsteht
durch Subtraktion der 26er- von der Zwölferkurve. Basierend auf
diesem Differenzial wird ein gleitender Durchschnitt über eine
Periode von neun Tagen berechnet. Dieser Schnitt bildet die
Signallinie, die parallel abgetragen wird. Gekauft wird, wenn die
Signallinie die MACD-Kurve von oben nach unten schneidet. Kreuzt
die Linie die Kurve von unten nach oben, wird verkauft.
Handling Die komplexeste der fünf Strategien. Selbst wenn der
Indikator bei den meisten Brokern voreingestellt ist: Anleger
müssen sich einarbeiten - und den Indikator ständig verfolgen.
Bewertung Verlässlicher Verlustbegrenzer, aber in Wackelmärkten
gibt es oft Fehlsignale.

Value-Growth-Strategie
So geht's Zu Jahresbeginn investieren Anleger gleich gewichtet in
sechs DAX-Werte. Ins Depot kommen die drei Aktien mit der
höchsten Dividendenrendite unter den fünf DAX-Werten mit dem
niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnis. Das ist der Anteil nach
vereinfachten Value-Kriterien. Hinzu kommen die drei Aktien mit
dem stärksten Gewinnplus, die sich aus den fünf Firmen mit dem
größten Umsatzwachstum rekrutieren. Sie erfüllen die
vereinfachten Growth-Kriterien.
Handling Analysetools, wie sie auch BÖRSE ONLINE auf seiner
Website anbietet, erleichtern die Arbeit. Es gibt nur eine einmalige
Auswahl zu Beginn des Jahres.
Bewertung Relativ volatile Strategie, weil Anleger immer zu 100
Prozent investiert sind. Insgesamt ist die Anlagemethode mit dem
Besten aus zwei Börsenwelten schwankungsärmer und zudem
erfolgreicher als der DAX selbst.

Flop-Top-Strategie
So geht's Anleger kaufen immer zu Jahresbeginn die fünf DAX-
Flops des Vorjahrs. Am 30. Juni werden die Titel wieder verkauft -
und das Kapital in die seit Jahresanfang am besten gelaufenen fünf
DAX-Werte angelegt. Investiert wird jeweils mit gleicher
Gewichtung.
Handling Die Auswahl der Aktien anhand der Performancelisten
erfordert wenig Aufwand. Eine Anpassung ist nur zweimal im Jahr
zu den festgelegten Terminen erforderlich.
Bewertung Investoren brauchen starke Nerven und Disziplin, um
sich die "Vorjahresnieten" ins Depot zu legen. Und da Anleger mit
dieser Strategie immer zu 100 Prozent investiert sind und Verluste
nicht begrenzt werden, können hohe Schwankungen auftreten.
Aber: Insgesamt ermöglicht der Ansatz eine sehr gute Performance
im Langzeittest. 13,2 Prozent pro Jahr machen aus 10.000 Euro ein
Depot von 167.000 Euro.

Stop Loss
So geht's Zu Jahresbeginn investieren Anleger ihr Kapital in einen
ETF (Exchange-Traded Fund) auf den DAX. Verkauft wird, wenn der
Kurs zehn Prozent unter das Einstiegsniveau fällt. Nach einem
Verkauf ruht das Kapital bis zum Jahresende.
Handling Die Vorgehensweise ist auch hier einfach. Gekauft wird
nur einmal im Jahr, der Ausstieg lässt sich per Stop Limit
automatisieren.
Bewertung Verluste werden auf maximal zehn Prozent begrenzt.
In Wackelmärkten können Anleger zu früh ausgestoppt werden und
so eine Erholung im weiteren Jahresverlauf verpassen. Die Methode
liefert insgesamt die schwächste Outperformance zum DAX mit im
Schnitt 8,6 Prozent Plus pro Jahr und einem Ablaufwert von 66.000
Euro. Tipp: Wer auf Stop Loss setzt, sollte die Strategie mit
Saisonalitätsaspekten kombinieren und statt Januar den Oktober
als Einstiegsmonat wählen.

Sell-in-Summer
So geht's Gekauft wird am 1. Oktober, verkauft am 31. Juli. Damit
sind Anleger in den statistisch stärksten Börsenmonaten zu 100
Prozent investiert - und in den im Schnitt schwachen
Sommermonaten August und September nicht dabei.
Handling Die Strategie ist sehr einfach per DAX-ETF umzusetzen,
Anleger kommen mit zwei Trades im Jahr aus. Das Timing erfolgt
mechanisch an zwei Tagen im Jahr, sodass das Depot nicht laufend
überwacht werden muss. Sahnehäubchen: Das Sommerloch lässt
sich mit Tagesgeld rentierlich überbrücken.
Bewertung Der saisonale Ansatz ist auf Sicht von 23 Jahren mit
14,0 Prozent pro anno die erfolgreichste Strategie im Test - aus
10.000 Euro wurden satte 204.000 Euro. Es gibt allerdings keine
Risikobegrenzung in den Monaten zwischen Oktober und Juli -
korrigieren die Börsen dann, sind Anleger nach unten voll dabei.
• Aus der FTD vom 27.04.2012
  © 2012 Financial Times Deutschland

 http://boerse.ard.de/boerse-ard-de-erklaert/sell-in-summer-die-saisonale-super-
 strategie-100.html

 Sell in Summer - die saisonale Super-
 Strategie?
 Angela Göpfert
 Liegt es am Wetter oder am Urlaub? Fakt ist: Jeden Sommer
 beginnt das große Zittern an den Aktienmärkten. Anleger,
 die die Börse in dieser Zeit meiden, können den Dax locker
 schlagen - und ihre Nerven schonen.
 Erfolgreich investieren kann so einfach
 sein: Umsatz- und
 Gewinnentwicklungen kann der Anleger
 getrost ignorieren. Auch um
 Branchentrends und
 Analystenprognosen braucht er sich
 nicht zu kümmern.
                                                    Eine Strategie für Genießer: Aktien
                                                    verkaufen und dann an den Strand
 Wer an der Börse erfolgreich sein will,
 braucht stattdessen nur Folgendes zu tun: Am 1. Oktober kauft der
 Anleger einen Dax-ETF, einen Indexfonds, der exakt die
 Kursentwicklung des Dax abbildet. Diesen verkauft er dann am 31.
 Juli des darauf folgenden Jahres und hält anschließend für zwei
 Monate Cash, bevor das Spiel von Neuem beginnt.
 Timing ist alles
 Diese saisonale Börsenstrategie ist unter dem Namen "Sell in
 Summer" bekannt. Sie gehört zu den mechanischen Timing-
 Strategien, die feste Regeln für das Investment vorschreiben und
 zugleich bestimmen, zu welchem Zeitpunkt welche Aktien zu kaufen
 oder verkaufen sind. Dabei gehört "Sell in Summer" zu den mit
 Abstand einfachsten Börsenstrategien.

 Doch was so simpel klingt, kann nicht funktionieren - das dürften
 wohl viele Privatinvestoren denken. Für viele Menschen dürfte die
 Börse mit ihren vermeintlich geheimen Regeln ohnehin nach wie vor
als Buch mit sieben Siegeln gelten.

Statistik spricht eine klare Sprache
Dass es sich aber tatsächlich lohnt, diese Börsenscheu abzulegen
und zugleich einfache Börsenregeln zu berücksichtigen, zeigt
gerade die Strategie "Sell in Summer" - ist diese doch statistisch
hervorragend belegt.
So fiel der Dax in 36 Jahren im Schnitt
nur im August und September ins
Minus (siehe Grafik). Das Muster gilt
aber nicht nur für den deutschen
Leitindex. Ben Jacobsen,
Finanzprofessor an der Massey
University in Neuseeland, hat das Auf
                                          August und September sind ganz klar
und Ab an 37 Börsen untersucht - mit      die schwachen Börsenmonate
eindeutigem Ergebnis: 36 Aktienmärkte
entwickelten sich im Sommer schlechter als im Winter. Das Muster
tritt in England bereits seit 1694 auf.
                Spezieller Dax-Index entwickelt
                Die Strategie "Sell in Summer" (SiS) hilft, diese
verlustreichen Tage zu meiden. Denn Börsenkenner wissen
ohnehin: Schon ein paar Tage können an der Börse maßgeblich
über die Jahresperformance entscheiden. Gelingt es Anlegern,
einige der großen Minus-Tage zu meiden, können sie hohe Gewinne
einfahren. Oder um es mit dem Finanzmathematiker Benoît
Mandelbrot zu sagen: "Den Rest können Sie Urlaub machen, in die
Oper gehen oder Solitär spielen."

Der Erfolg der SiS-Strategie hat auch die Deutsche Börse auf den
Plan gerufen: Die Frankfurter haben 2005 einen eigenen Index ins
Leben gerufen, den DAXplus Seasonal Strategy Performance Index
(WKN: A0C4BV).
Zertifikate (k)eine Alternative?
Banken wie etwa die Royal Bank of Scotland bieten Zertifikate auf
diesen Index an, die dessen Verlauf eins zu eins abbilden. Im
Vergleich zu der oben genannten Methode, einfach Dax-ETFs zu
kaufen und verkaufen, handelt sich der Anleger damit jedoch
zusätzlich ein Emittentenrisiko ein. Ein Vergleich des DAXplus zum
Dax zeigt: 2008 ließen sich die Verluste mit der SiS-Strategie auf
33 Prozent begrenzen, der Dax büßte hingegen 40 Prozent ein.

Für die schwache Performance der Börsen im Sommer/Herbst gibt
es zahlreiche Erklärungen, die aber nicht alle überzeugend klingen.
So heißt es, Fondsmanager würden im Winter mehr Kapital
investieren. Im Sommer versuchten sie dann, ihre Schäfchen ins
Trockene zu bringen und agierten weit weniger aggressiv. Zudem
würden in der Urlaubszeit dünne Börsenumsätze und heißes Wetter
die Euphorie dämpfen.

Eine Strategie mit Fehlerpotenzial
Darüber hinaus verzerren zahlreiche Crashs die Statistik zu
Ungunsten der Monate August und September: die Asienkrise im
Sommer 1997, die Russlandkrise im August 1998, der Börsencrash
am 11. September 2001 nach dem Einsturz der Twin Towers in New
York und die Lehman Pleite im September 2008.

Allerdings gibt es auch bei der Strategie "Sell in Summer"
Ausnahmen von der Regel: Laut der Monatsstatistik der Deutschen
Börse, die boerse.ARD.de vorliegt, gewann der Dax etwa im
September 2009 stolze 3,9 Prozent hinzu, im August ging es
immerhin 2,5 Prozent in die Höhe. Der mit Abstand schlechteste
Börsenmonat 2009 war hingegen der Februar mit einem Kursminus
von 11,4 Prozent.
                             Risikoscheue Anleger im Fokus
                             Dieses Abweichen von der Regel
                             kostete entsprechend Rendite: Die SiS-
                             Methode hinkte dem Dax 2009 gut acht
                             Prozentpunkte hinterher. Ob solche
                             Fehltritte zu verschmerzen sind, kommt
                             ganz auf den Anleger an.
Charttechniker Jörg Scherer kann Sell
in Summer nur bedingt empfehlen
                             Anleger, die sich auf "Sell in Summer"
konsequent einlassen und die Strategie stur umsetzen, müssen in
der Lage sein, solchen entgangenen Chancen nicht hinterher zu
trauern. SiS ist somit vornehmlich eine Strategie, die vor
Kursverlusten schützt und somit besonders risikoscheue Anleger
ansprechen sollte. So bilanziert Finanzprofessor Jacobsen, der sein
Geld seit Jahren nach SiS anlegt: "Ich habe fast nie große Verluste
gemacht. "
Ist nur "Sell in Summer" zu wenig?
"Anleger sollten sich hüten, einzig und allein aufgrund eines
einzigen Saisonmusters zu handeln", meint hingegen Jörg Scherer,
Leiter Technische Analyse bei HSBC Trinkaus, im Gespräch mit
boerse.ARD.de. Scherer empfiehlt Privatinvestoren stattdessen, den
"gesamten Strauß der technischen Analyse" in ihre
Investmententscheidungen mit einzubeziehen.

Tatsächlich macht ein Verkauf eines Dax-ETFs am 31. Juli nur wenig
Sinn, wenn sich der Dax zu diesem Zeitpunkt in einem glasklaren
Aufwärtstrend befindet. Allerdings macht der Einbezug weiterer
technischer Überlegungen die Anlageentscheidung für
Privatinvestoren wiederum entsprechend komplizierter und würde
zudem entsprechende Vorkenntnisse erfordern. Die SiS-Strategie
würde damit ihrer beiden großen Vorteile beraubt: ihrer Klarheit
und Einfachheit in der Umsetzung.
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