Börse: So schlagen Sie den DAX
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http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:boerse-so-schlagen-sie-den-dax/70028635.html Börse: So schlagen Sie den DAX © Bild: 2012 DPA/Bildfunk/Boris Roessler Fünf leicht umzusetzende Strategien bieten Anlegern die Möglichkeit, den deutschen Aktienindex zu besiegen. Ob der Ansatz saisonal, technisch oder fundamental begründet ist, spielt dabei kaum eine Rolle. von Heinz-Peter Arndt und Birgit Wetjen Im Frühjahr 2009 schien das Ende des Abendlands nahe. Der DAX hatte sich seit Jahresbeginn 2008 bereits mehr als halbiert - und der Slogan des japanischen Autobauers Toyota spukte durch viele Anlegerhirne. "Nichts ist unmöglich" - auch nicht, dass sich die Panik verschärft und die Märkte komplett kollabieren. In solch einem Umfeld steigt kein Investor gern in den Aktienmarkt ein. Auch Michael Reuss nicht. Der Vorstand der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen griff dennoch zu - entgegen seinem Bauchgefühl. Technische Indikatoren hatten einen günstigen Einstieg angezeigt, was ihm im Jahresverlauf satte Renditen einbringen sollte. "Ohne klare Investmentregeln hätten wir vor lauter Weltuntergangsstimmung gar nicht wahrgenommen, dass China längst Fahrt aufgenommen hatte und damit die Trendwende eingeläutet war", sagt Reuss.
Keine Frage, der Mensch ist verführbar, die Psyche nur schwer zu kontrollieren. Bei der Geldanlage kann das Investoren teuer zu stehen kommen. Denn Lust auf Aktien bekommen viele Anleger meist immer erst dann, wenn die Erholung fast schon vorbei ist. Und verkauft wird häufig, wenn die Kurse völlig am Boden sind. Vorher regierte das Prinzip Hoffnung. Andere sind in der Hausse erst gar nicht dabei, weil sie auf Rücksetzer warten - und verpassen so Renditechancen. "Psychofallen sind der größte Renditekiller", sagt Reuss und wappnet sich mit klaren Investmentregeln. Denn er weiß: "Ohne Strategie ist der Anleger dem Markt ausgeliefert." Geldprofis wie er arbeiten mit ausgeklügelten Analysemodellen und investieren mit System. "Eine Strategie ist ein Regelwerk, das klare Kriterien und daraus folgende Handlungsanweisungen definiert", sagt Dimitri Speck, Handelssystementwickler bei Staedel Hanseatic. Wer einem klaren Investmentplan folgt, baut daher Immunität gegen die tägliche News-Schwemme auf, die abwechselnd Gier und Panik erzeugt. Ob eine Strategie saisonal, technisch oder fundamental begründet ist, spielt dabei kaum eine Rolle - viele Ansätze versprechen Erfolg. Dennoch ist nicht jede Strategie zu empfehlen und für Privatanleger umsetzbar. "Sie sollte sich langfristig bewährt haben, und es muss nachvollziehbare Gründe für die statistisch gemessene Überlegenheit geben", so Speck. Der Aufwand für Profistrategien werde von Privatanlegern aber häufig unterschätzt, weiß der Investmentprofi und rät, eine Strategie passend zum vorhandenen Zeitbudget zu wählen. Wer wenig Zeit oder Lust hat, sich um seine Investments zu kümmern, kann seine Renditeaussichten schon mit einfachen Regelwerken deutlich verbessern. Das Schwestermagazin der FTD, BÖRSE ONLINE, hat fünf DAX-Strategien über einen Zeitraum von 23 Jahren überprüft. Ergebnis: Mit jeder der Strategien waren Anleger à la longue deutlich besser aufgestellt als mit dem DAX. Die Outperformance seit 1989 lag zwischen 1,9 und 7,3 Prozent - pro Jahr.
Fünf Erfolgsstrategien im Dauertest Das bringt Bares. Aus einem DAX-Depot, in das über eine einfache Long-only-Anlage in den Index 10.000 Euro investiert wurden, sprangen am Ende gut 44.000 Euro heraus. Ein gutes Investment? Mag sein. Doch es geht noch viel besser: Die strategischen Investments erreichten in den Jahren von 1989 bis Ende 2011 zwischen knapp 66.000 und fast 204.000 Euro (siehe Tabellen). Anfallende Gebühren und die steuerliche Situation wurden bei diesem Vergleich nicht berücksichtigt. Die fünf Auswahlstrategien schlagen den DAX zwar nicht in jedem Jahr, aber eben meistens. Sie sind einfach, transparent und können mit sehr geringem bis mittlerem Aufwand auch von Privatanlegern nachgebildet werden: Bei drei Strategien - Sell-in-Summer, MACD und Stop Loss - können sich Anleger sogar auf ein einziges Investment beschränken: einen DAX-ETF. Die Outperformance entsteht hier durch Timing und einen zeitweisen Ausstieg aus dem Markt in schwachen Zeiten. Bei den Strategien Flop Top und Value- Growth wird zweimal beziehungsweise einmal im Jahr in fünf oder sechs ausgewählte Einzelwerte aus dem DAX-30-Universum investiert. Wer diesen Ansätzen folgt, ist permanent zu 100 Prozent investiert. Einfach und äußerst rentabel ist die Sell-in-Summer-Strategie. Auf Sicht von 23 Jahren konnten Anleger mit gerade einmal zwei Trades im Jahr den DAX um 7,3 Prozent pro anno schlagen. Aus einem 10.000-Euro-Depot im Jahr 1989 wurden nahezu 204.000 Euro - und damit mehr als mit jeder anderen Strategie im Test.
Keine der Strategien ist perfekt, jedes Regelwerk ließe sich verfeinern, und keines führt in jedem Jahr auf das Siegertreppchen. Aber jede Strategie hilft Anlegern, die Nerven unter Kontrolle zu halten, wenn es an den Börsen hektisch wird. Das könnte auch zukünftig über Gewinn oder Verlust an den Börsen entscheiden. "Nach dem letzten verlorenen Jahrzehnt sind die Aussichten für die Aktienmärkte auf Sicht von mehreren Jahren gut", sagt Marco Herrmann, Chief Investment Officer der Fiduka- Vermögensverwaltung: "Die Bewertungen sind günstig, eine anziehende Inflation spricht für Realwerte wie Aktien. Und Anleihen bringen als Alternative keine Rendite." Gleichwohl erwartet Herrmann wie Reuss zwischenzeitliche Einschläge: "Eine Abschwächung des chinesischen Wachstums löst heute keine Panik mehr aus", so Reuss: "Aber die Schuldenkrise in Europa ist noch längst nicht vom Tisch, die Achillesferse bleibt Spanien." Mit Argusaugen werden Investoren die Entwicklungen verfolgen und die Kurse nach oben und unten treiben. "Hohe Volatilitäten werden in den kommenden Jahren zum Alltag gehören", glaubt Reuss. Ein schneller Wechsel Risk-on/Risk-off ist für systemlose Privatanleger gefährlich. Es zerrt nicht nur an den Nerven, sondern kommt sie in der Regel auch teuer zu stehen. Das zeigt ein Blick über den Atlantik. Zwischen 1990 und 2010 hat der S&P-Index jährlich um neun Prozent zugelegt, Privatanleger dagegen waren nach einer Studie des US-amerikanischen Research-Unternehmens Dalbar nur um 3,8 Prozent im Plus. "Prozyklisches Handeln verhagelt die Rendite", weiß Kapitalmarktforscher Rüdiger von Nitzsch. Wer mit Strategie investiert, der tappt nicht in diese Falle und hat auf lange Sicht nicht nur gegenüber systemlosen Investoren, sondern auch gegenüber dem Ansatz Buy-and-Hold die Nase vorn - vorausgesetzt, das Regelwerk wird konsequent umgesetzt. MACD-Strategie So geht's Der MACD-Indikator (Moving Average Convergence/Divergence) wird aus exponentiellen gleitenden Durchschnitten, in der Regel für zwölf, 26 und neun Tage auf Basis des Wochenschlusskurses berechnet. Die MACD-Linie entsteht durch Subtraktion der 26er- von der Zwölferkurve. Basierend auf diesem Differenzial wird ein gleitender Durchschnitt über eine Periode von neun Tagen berechnet. Dieser Schnitt bildet die
Signallinie, die parallel abgetragen wird. Gekauft wird, wenn die Signallinie die MACD-Kurve von oben nach unten schneidet. Kreuzt die Linie die Kurve von unten nach oben, wird verkauft. Handling Die komplexeste der fünf Strategien. Selbst wenn der Indikator bei den meisten Brokern voreingestellt ist: Anleger müssen sich einarbeiten - und den Indikator ständig verfolgen. Bewertung Verlässlicher Verlustbegrenzer, aber in Wackelmärkten gibt es oft Fehlsignale. Value-Growth-Strategie So geht's Zu Jahresbeginn investieren Anleger gleich gewichtet in sechs DAX-Werte. Ins Depot kommen die drei Aktien mit der höchsten Dividendenrendite unter den fünf DAX-Werten mit dem niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnis. Das ist der Anteil nach vereinfachten Value-Kriterien. Hinzu kommen die drei Aktien mit dem stärksten Gewinnplus, die sich aus den fünf Firmen mit dem größten Umsatzwachstum rekrutieren. Sie erfüllen die vereinfachten Growth-Kriterien. Handling Analysetools, wie sie auch BÖRSE ONLINE auf seiner Website anbietet, erleichtern die Arbeit. Es gibt nur eine einmalige Auswahl zu Beginn des Jahres. Bewertung Relativ volatile Strategie, weil Anleger immer zu 100 Prozent investiert sind. Insgesamt ist die Anlagemethode mit dem Besten aus zwei Börsenwelten schwankungsärmer und zudem erfolgreicher als der DAX selbst. Flop-Top-Strategie So geht's Anleger kaufen immer zu Jahresbeginn die fünf DAX- Flops des Vorjahrs. Am 30. Juni werden die Titel wieder verkauft - und das Kapital in die seit Jahresanfang am besten gelaufenen fünf DAX-Werte angelegt. Investiert wird jeweils mit gleicher Gewichtung. Handling Die Auswahl der Aktien anhand der Performancelisten erfordert wenig Aufwand. Eine Anpassung ist nur zweimal im Jahr zu den festgelegten Terminen erforderlich. Bewertung Investoren brauchen starke Nerven und Disziplin, um sich die "Vorjahresnieten" ins Depot zu legen. Und da Anleger mit dieser Strategie immer zu 100 Prozent investiert sind und Verluste
nicht begrenzt werden, können hohe Schwankungen auftreten. Aber: Insgesamt ermöglicht der Ansatz eine sehr gute Performance im Langzeittest. 13,2 Prozent pro Jahr machen aus 10.000 Euro ein Depot von 167.000 Euro. Stop Loss So geht's Zu Jahresbeginn investieren Anleger ihr Kapital in einen ETF (Exchange-Traded Fund) auf den DAX. Verkauft wird, wenn der Kurs zehn Prozent unter das Einstiegsniveau fällt. Nach einem Verkauf ruht das Kapital bis zum Jahresende. Handling Die Vorgehensweise ist auch hier einfach. Gekauft wird nur einmal im Jahr, der Ausstieg lässt sich per Stop Limit automatisieren. Bewertung Verluste werden auf maximal zehn Prozent begrenzt. In Wackelmärkten können Anleger zu früh ausgestoppt werden und so eine Erholung im weiteren Jahresverlauf verpassen. Die Methode liefert insgesamt die schwächste Outperformance zum DAX mit im Schnitt 8,6 Prozent Plus pro Jahr und einem Ablaufwert von 66.000 Euro. Tipp: Wer auf Stop Loss setzt, sollte die Strategie mit Saisonalitätsaspekten kombinieren und statt Januar den Oktober als Einstiegsmonat wählen. Sell-in-Summer So geht's Gekauft wird am 1. Oktober, verkauft am 31. Juli. Damit sind Anleger in den statistisch stärksten Börsenmonaten zu 100 Prozent investiert - und in den im Schnitt schwachen Sommermonaten August und September nicht dabei. Handling Die Strategie ist sehr einfach per DAX-ETF umzusetzen, Anleger kommen mit zwei Trades im Jahr aus. Das Timing erfolgt mechanisch an zwei Tagen im Jahr, sodass das Depot nicht laufend überwacht werden muss. Sahnehäubchen: Das Sommerloch lässt sich mit Tagesgeld rentierlich überbrücken. Bewertung Der saisonale Ansatz ist auf Sicht von 23 Jahren mit 14,0 Prozent pro anno die erfolgreichste Strategie im Test - aus 10.000 Euro wurden satte 204.000 Euro. Es gibt allerdings keine Risikobegrenzung in den Monaten zwischen Oktober und Juli - korrigieren die Börsen dann, sind Anleger nach unten voll dabei.
• Aus der FTD vom 27.04.2012 © 2012 Financial Times Deutschland http://boerse.ard.de/boerse-ard-de-erklaert/sell-in-summer-die-saisonale-super- strategie-100.html Sell in Summer - die saisonale Super- Strategie? Angela Göpfert Liegt es am Wetter oder am Urlaub? Fakt ist: Jeden Sommer beginnt das große Zittern an den Aktienmärkten. Anleger, die die Börse in dieser Zeit meiden, können den Dax locker schlagen - und ihre Nerven schonen. Erfolgreich investieren kann so einfach sein: Umsatz- und Gewinnentwicklungen kann der Anleger getrost ignorieren. Auch um Branchentrends und Analystenprognosen braucht er sich nicht zu kümmern. Eine Strategie für Genießer: Aktien verkaufen und dann an den Strand Wer an der Börse erfolgreich sein will, braucht stattdessen nur Folgendes zu tun: Am 1. Oktober kauft der Anleger einen Dax-ETF, einen Indexfonds, der exakt die Kursentwicklung des Dax abbildet. Diesen verkauft er dann am 31. Juli des darauf folgenden Jahres und hält anschließend für zwei Monate Cash, bevor das Spiel von Neuem beginnt. Timing ist alles Diese saisonale Börsenstrategie ist unter dem Namen "Sell in Summer" bekannt. Sie gehört zu den mechanischen Timing- Strategien, die feste Regeln für das Investment vorschreiben und zugleich bestimmen, zu welchem Zeitpunkt welche Aktien zu kaufen oder verkaufen sind. Dabei gehört "Sell in Summer" zu den mit Abstand einfachsten Börsenstrategien. Doch was so simpel klingt, kann nicht funktionieren - das dürften wohl viele Privatinvestoren denken. Für viele Menschen dürfte die Börse mit ihren vermeintlich geheimen Regeln ohnehin nach wie vor
als Buch mit sieben Siegeln gelten. Statistik spricht eine klare Sprache Dass es sich aber tatsächlich lohnt, diese Börsenscheu abzulegen und zugleich einfache Börsenregeln zu berücksichtigen, zeigt gerade die Strategie "Sell in Summer" - ist diese doch statistisch hervorragend belegt. So fiel der Dax in 36 Jahren im Schnitt nur im August und September ins Minus (siehe Grafik). Das Muster gilt aber nicht nur für den deutschen Leitindex. Ben Jacobsen, Finanzprofessor an der Massey University in Neuseeland, hat das Auf August und September sind ganz klar und Ab an 37 Börsen untersucht - mit die schwachen Börsenmonate eindeutigem Ergebnis: 36 Aktienmärkte entwickelten sich im Sommer schlechter als im Winter. Das Muster tritt in England bereits seit 1694 auf. Spezieller Dax-Index entwickelt Die Strategie "Sell in Summer" (SiS) hilft, diese verlustreichen Tage zu meiden. Denn Börsenkenner wissen ohnehin: Schon ein paar Tage können an der Börse maßgeblich über die Jahresperformance entscheiden. Gelingt es Anlegern, einige der großen Minus-Tage zu meiden, können sie hohe Gewinne einfahren. Oder um es mit dem Finanzmathematiker Benoît Mandelbrot zu sagen: "Den Rest können Sie Urlaub machen, in die Oper gehen oder Solitär spielen." Der Erfolg der SiS-Strategie hat auch die Deutsche Börse auf den Plan gerufen: Die Frankfurter haben 2005 einen eigenen Index ins Leben gerufen, den DAXplus Seasonal Strategy Performance Index (WKN: A0C4BV). Zertifikate (k)eine Alternative? Banken wie etwa die Royal Bank of Scotland bieten Zertifikate auf diesen Index an, die dessen Verlauf eins zu eins abbilden. Im Vergleich zu der oben genannten Methode, einfach Dax-ETFs zu kaufen und verkaufen, handelt sich der Anleger damit jedoch zusätzlich ein Emittentenrisiko ein. Ein Vergleich des DAXplus zum Dax zeigt: 2008 ließen sich die Verluste mit der SiS-Strategie auf 33 Prozent begrenzen, der Dax büßte hingegen 40 Prozent ein. Für die schwache Performance der Börsen im Sommer/Herbst gibt
es zahlreiche Erklärungen, die aber nicht alle überzeugend klingen. So heißt es, Fondsmanager würden im Winter mehr Kapital investieren. Im Sommer versuchten sie dann, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen und agierten weit weniger aggressiv. Zudem würden in der Urlaubszeit dünne Börsenumsätze und heißes Wetter die Euphorie dämpfen. Eine Strategie mit Fehlerpotenzial Darüber hinaus verzerren zahlreiche Crashs die Statistik zu Ungunsten der Monate August und September: die Asienkrise im Sommer 1997, die Russlandkrise im August 1998, der Börsencrash am 11. September 2001 nach dem Einsturz der Twin Towers in New York und die Lehman Pleite im September 2008. Allerdings gibt es auch bei der Strategie "Sell in Summer" Ausnahmen von der Regel: Laut der Monatsstatistik der Deutschen Börse, die boerse.ARD.de vorliegt, gewann der Dax etwa im September 2009 stolze 3,9 Prozent hinzu, im August ging es immerhin 2,5 Prozent in die Höhe. Der mit Abstand schlechteste Börsenmonat 2009 war hingegen der Februar mit einem Kursminus von 11,4 Prozent. Risikoscheue Anleger im Fokus Dieses Abweichen von der Regel kostete entsprechend Rendite: Die SiS- Methode hinkte dem Dax 2009 gut acht Prozentpunkte hinterher. Ob solche Fehltritte zu verschmerzen sind, kommt ganz auf den Anleger an. Charttechniker Jörg Scherer kann Sell in Summer nur bedingt empfehlen Anleger, die sich auf "Sell in Summer" konsequent einlassen und die Strategie stur umsetzen, müssen in der Lage sein, solchen entgangenen Chancen nicht hinterher zu trauern. SiS ist somit vornehmlich eine Strategie, die vor Kursverlusten schützt und somit besonders risikoscheue Anleger ansprechen sollte. So bilanziert Finanzprofessor Jacobsen, der sein Geld seit Jahren nach SiS anlegt: "Ich habe fast nie große Verluste gemacht. " Ist nur "Sell in Summer" zu wenig? "Anleger sollten sich hüten, einzig und allein aufgrund eines einzigen Saisonmusters zu handeln", meint hingegen Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse bei HSBC Trinkaus, im Gespräch mit
boerse.ARD.de. Scherer empfiehlt Privatinvestoren stattdessen, den "gesamten Strauß der technischen Analyse" in ihre Investmententscheidungen mit einzubeziehen. Tatsächlich macht ein Verkauf eines Dax-ETFs am 31. Juli nur wenig Sinn, wenn sich der Dax zu diesem Zeitpunkt in einem glasklaren Aufwärtstrend befindet. Allerdings macht der Einbezug weiterer technischer Überlegungen die Anlageentscheidung für Privatinvestoren wiederum entsprechend komplizierter und würde zudem entsprechende Vorkenntnisse erfordern. Die SiS-Strategie würde damit ihrer beiden großen Vorteile beraubt: ihrer Klarheit und Einfachheit in der Umsetzung.
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