Der Job Diagnostic Survey im Bildungsbereich
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Zeitschrift fiir Arbeits- U. Organisationspsychologie (2001) 45 (N. F. 19) 2,74-92 O Hogrefe-Verlag,Gottingen 2001 Der Job Diagnostic Survey im Bildungsbereich: Eine ljberprufung der Gultigkeit des Job Characteristics Model bei Lehrerinnen und Lehrern, Hochschulangehorigen und Erzieherinnen mit berufsspezifischen Weiterentwicklungen des JDS Rolf van Dick, Christiane Schnitger, Carla Schwartzmann-Buchelt und Ulrich Wagner Theoretischer Hintergrund merkmalen, psychologischem Erleben der Arbeit und Arbeitsmotivation beschreibt. Mit dem parallel entwik- Hackman und Oldham (1975, 1980) haben mit dem Job kelten Job Diagnostic Survey (JDS, Hackman & Old- Characteristics Model (JCM) einen theoretisclien Ansatz ham, 1975) kann die Wirkung konkreter Tatigkeits- entwickelt, der Zusammenhange zw3schen Tatigkeits- merkmale auf Variablen wie intrinsische Motivation
Der Job Diagnostic Survey im Bildungsbereich 75 oder Arbeitszufriedenheit analysiert werden. In Abbil- die Arbeit nicht durch Vorgesetzte und Richtlinien vol- dung 1 ist das Model1 dargestellt. lig festgelegt ist, konnen bzw. mussen Erfolge und Misserfolge auf eigene Anstrengung und Fahigkeiten Das Model1 geht davon aus, dass die Tatigkeitsmerk- zuriickgefuhrt werden. SchlieBlich kann eine Person nur male einen Einfluss auf die psychologischen Erlebniszu- dann hohe Arbeitsmotivation entwickeln, wenn neben stande haben, die ilirerseits die Arbeitsmotivation und den Gefulilen von Bedeutsamkeit und Verantwortlich- die intrinsische Arbeitszufriedenheit determinieren. keit auch sichergestellt ist, dass die Person um Erfolg Funf Variablen bilden die Tatigkeitsmerkmale: oder Misserfolg ihrer Arbeit weil3. Dieses Wissen urn die Anforderungsvielfalt meint, wie sehr eine Tatigkeit Resultate wird in erster Linie aus der Aufgabe selbst ab- verschiedene Aufgaben enthalt, die eine Vielzahl und geleitet. Die fiinf Tatigkeitsmerkmale konnen zu einem einen wechselnden Einsatz unterschiedlicher Kennt- Wert fur das Motivierungspotenzial (MPS, motivating nisse und Fahigkeiten des Mitarbeiters erfordern. potential score) zusammengefasst werden. Ganzheitlichkeit der Aufgabe beschreibt, wie weit Als Auswirkungen der Arbeit betrachten Hackman eine Person einen Arbeitsgang vom Anfang his zum und Oldham vornehmlich die intrinsische Arbeitsmoti- Ende verfolgen kann. vation. In ihrem letzten Model1 (1980, S. 90) sind aul3er- Wichtigkeit der Aufgabe bezeichnet das Ausmal3, in dem eine Reihe von anderen Variablen enthalten, die dem die Tatigkeit das Leben oder die Tatigkeit ande- gleichzeitig mit einer Erhohung der Arbeitsmotivation rer Menschen beeinflusst. positiv verandert werden konnen. Dies sind die Zufrie- Autonomie gibt an, wie weit die Person bei der Pla- denheit mit den Entfaltungsbedurfnissen und die allge- nung und Durchfuhrung ihrer Tatigkeit Entschei- meine Arbeitszufriedenheit, so dass das Model1 auch dungsfreiheit und -spielraum wahrnimmt. insgesamt als ein Arbeitszufriedenheitsmodell bezeich- Riickrneldung durch die Tatigkeit: Die Ruckmeldung net werden konnte. Zusatzlich zu den genannten perso- durch Kollegen oder Vorgesetzte spielt zwar eben- nenbezogenen Variablen postulieren Hackman und Old- falls eine Rolle und ist im JDS auch operationalisiert, ham arbeitsbezogene Auswirkungen von Arbeitsgestal- fur Hackman und Oldham (1980, S. 80) steht aber die tungsmal3nahmen: So envarten sie von Arbeitsgestal- Ruckmeldung durch die Aufgabe im Vordergrund, da tungsmafinahmen eine Anreicherung der Tatigkeit in al- diese Form der Ruckmeldung direkter und weniger len Bereichen, die sich dann wieder, vermittelt uber die von Verfalschungstendenzen beeinflusst sei. Erlebniszustande, in einer Steigerung der (qualitativen und quantitativen) Effektivitat niederschlagen und mit Die ersten drei Aufgabeninerkmale bestimmen vor einer Erhohung der anderen Outcome-Variablen (Moti- allem die erlebte Bedeutsamkeit der Tatigkeit vor dem vation, Zufriedenheit etc.) einhergehen (Hackman & Hintergrund des Wertesystems der Person. Das AusmaR Oldham, 1980, S.91). der wahrgenommenen Autonomie beeinflusst die emp- fundene Verantwortlichkeit fur die Arbeit. Nur wenn Hackman und Oldham benennen verschiedene Mo- deratowariablen. Sie nehmen an, dass die Bezie- huiigen zwischen Tatigkeitsmerkmalen und Moti- vation dann besonders eng sind, wenn die Modera- Tltigkeitsmerkmale Ps~chO1Ogische Auswirkungen Erlebniszustande der Arbeit torvariablen jeweils hoch ausgepragt sind. In erster Anforderungsvielfalt Linie wird das Bediignis nach personlicher Entfal- Ganzheitlichkeit Bedeutsamkeit Intrinsische Motivation Wichtigkeit tung betrachtet und im JDS auch operational um- Zufriedenheit mit den gesetzt. Darunter verstehen Hackman und Oldham Entfaltungsbedumissen die Motivation, sich weiterzuentwickeln, dazuzu- Autonomie + Verantwortung Globale lernen uiid an den Aufgaben zu wachsen. Die wich- Riickmeldung + Wissen Arbeitszufriedenheit tige Rolle dieses Bedurfnisses wurde in mehreren die Resultate Effektivitat Untersuchungen bestatigt (vgl. z.B. Schmidt, Kleinbeck, Ottmann & Seidel, 1985). Zwei weitere C Gruppen von Moderatorvariablen werden von Moderatoren Hackman und Oldham angesprochen: Zum einen Wissen und spielen Kenntnisse und Fiihigkeiten, also die Qua- Fahigkeiten lifikation des Mitarbeiters, eine Rolle. Aufgrund der groBen Anzalil moglicher Aspekte, die erfasst Bedurfnis nach personlicher Entfaltung werden mussten, haben Hackman und Oldham auf eine Operationalisierung dieses Moderators bislang Kontextsatisfaktoren jedoch verzichtet. Die zweite Gruppe von Modera- toren, die neben dem Entfaltungsbedurfnis im JDS Abbildung 1. Job Characteristics Model nach Hackman & Old- operationalisiert werden, betrifft die Kontextsatis- ham (1980, S. 90, Ubersetzung van Dick, 1999) faktoren: Im Sinne des Hygienefaktors von Herz-
76 Rolf van Dick, Christiane Schnitger, Carla Schwartzmann-Buchelt und Ulrich Wagner berg, Mausner und Snyderman (1967) postuliert das AuBerhalb von Produktion und Management wurde JCM, dass fur Personen, die mit den Vorgesetzten und der JDS bislang nur selten eingesetzt: Lee und Klein Kollegen, der Bezahlung oder der Sicherheit des Ar- (1982) verwenden den JDS in einer Befragung im of- beitsplatzes zufrieden sind, die Zusammenhange zwi- feiitlichen Dienst (an insgesamt 1600 Amerikanern aus schen Tatigkeit und Motivation enger sind als fur Perso- acht verschiedenen Tatigkeitsbereichen) und konnen die nen, die mit diesen Aspekten ihrer Arbeit unzufriedener faktorielle Struktur des Messinstruments auch fur Beru- sind. Fiir die Wechselwirkung der Moderatoren Kon- fe des offentlichen Sektors im GroBen und Ganzen be- textsatisfaktoren und Entfaltungsbedurfnis niachen statigen. Knoop (1981) erhebt an uber 1800 kanadischen Hackman und Oldham verschiedene Vorhersagen Lehrern verschiedene Kriterien (z. B. Arbeitszufrieden- (1980, S. 8&88), die empirisch bestatigt werden konn- heit, Arbeitsmotivation, Entfremdung) und verwendet ten (Oldham, Hackman & Pearce, 1976). als Pradiktoren die funf Tatigkeitsmerkmale des JDS. Regressioiisanalysen zeigen, dass Kontrolluberzeugun- Kritik am JCM wird u.a. voii Taber und Taylor gen eine Moderatorwirkung auf den Zusammenhang (1990) geauBert. Sie gehen der Frage nach, ob die objek- zwischen dem Motivierungspotenzial der Tatigkeit und tiveii Bedingungen zu einer bestimmten Sichtweise der Arbeitszufriedenheit bzw. -motivation haben: Die posi- Tatigkeit fuhreii, die dann wiederum - moderiert z.B. tiven Zusammenhange siiid in allen Fallen fiir Lehrer durch das Bedurfnis nach personlicher Entfaltung oder mit externalen Kontrolluberzeugungen hoher als fur Be- durch soziale Vergleichsprozesse - zu affektiven Urtei- fragte mit internaler Orientierung. Bein, Anderson und len iiber die Arbeit fuhreii. Ein Alternativmodell besteht Maes (1990) befragen 83 amerikanische Lehrer zu ihrer nach Taber und Taylor darin, dass individuelle Differen- globalen Arbeitszufriedenheit (mit der entsprechenden Zen, z. B. unterschiedliche Eiitfaltungsbediirfnisse, zu Skala des JDS) und untersuchen ebenfalls den Zusam- bestimmten affektiven Einstellungen fuhren, die dann - menhang zu Kontrolluberzeugungen. Analog zu Knoop moderiert durch die tatsachlichen Arbeitsbedii~gungen- ergibt sich eine negative Korrelation zwischen externa- die Wahrnehmung der Tatigkeit beeinflussen. Taber und len Kontrolluberzeugungen und Arbeitszufriedenheit. Taylor schlagen weitere Forschung, vor allem in Form BarnabC und Burns (1994) geben 247 kanadischen Leh- von Langsschnittuntersuchungen, vor. Sie au13ern aul3er- rern den gesamten JDS vor und ermitteln ahnliche Mit- dem Kritik z. B. an Faktorenstruktur (vgl. Idaszak, Bot- telwerte, Standardabweichungen und Korrelationen wie tom & Drasgow, 1988) und Reliabilitat (vgl. Aldag, Hackman und Oldham (1980, S. 317) fur Akademiker Barr & Brief, 1981) des JDS und machen Verbesse- und Angehiirige des Dienstleistungssektors. Im deut- rungsvorschlage sowohl fur die konzeptionelle Weiter- schen Sprachraum wurde der JDS in Befragungen von entwicklung als auch fiir die Optimierung der Operatio- Lehrern bislang nicht eingesetzt. nalisierung. Insgesamt kommen Taber und Taylor in ih- rer Zusammenfassung aber zu dem Ergebnis, dass der Zusammenfassend ist festzuhalten: Hackman und JDS - trotz seiner psychometrischen Probleme - in der Oldham haben mit JCM und JDS ii~teressanteKonzepte Lage ist, wichtige Informationen uber wahrgenommene entwickelt, die die Forschung im Bereich der Arbeitsge- Tatigkeitsmerkmale zu liefern. Auch Algera (1990), der staltung enorm bereichert haben. Trotz mancher konzep- einen kritischen ~ b e r b l i c k uber die Forschung zum tueller und psychometrischer Beschrankungen von Mo- JCM gibt, kommt abschlieBend zu einem insgesamt po- dell und Messinstrumentarium haben sich beide in der s i t i v e ~Resumee: ~ ,,Nevertheless, the model has not been praktischen Anwenduiig als nutzlich erwiesen. Eine um- refuted totally and modifications of the model will pro- fassende Priifung der Modellgultigkeit steht allerdings bably play a major role in research on job design in the fur den deutschen Sprachraum - vor allem f i r Berufe future" (S. 98). Oldham, Hackman und Stepina (1978) auBerhalb der Industriearbeit - noch aus. Ziel der vorlie- haben an Untersuchungen mit dem JDS fur iiber 800 Be- genden Arbeit ist es, die Modellvorstellungen des JCM mfe Normen entwickelt, mit denen die Motivierungspo- mit Hilfe eiiier deutschsprachigen und veranderten Ver- tenziale verschiedener Tatigkeiten verglichen werden sion des JDS, die modifiziert und an unterschiedliche konnen. In Deutschland verwendet eine Reihe von em- Berufsfelder adaptiert ist (siehe unten), in verschiedenen pirischen und experimentell angelegten Arbeiten den Stichproben des Bilduiigsbereiclis zu iiberpriifen. JDS zur Vorhersage von Arbeitszufriedenheit und Ar- beitsmotivation (Schmidt, Kleinbeck & Rohmert, 198 1; Kleinbeck, Schmidt & Rutenfranz, 1982; Schmidt & Kleinbeck, 1983; Kleinbeck, Schmidt, Ernst & Ruten- Konzeption der Studien und Datenbasis franz, 1980). Die Brauchbarkeit einzelner Skalen des JDS zeigte sich fur verschiedene Berufe im deutschspra- Zunachst wurde der JDS ins Deutsche iibertragen, dabei chigen Raum auch in neueren Studien (z.B. Grote, dienten die Formulienuigen von Grote (1994) als 1994; Schmidt, 1996; Schmidt & Daume, 1996; Kauf- Grundlage. Die hier benutzte Version stellt jedoch eine feld & Grote, 1999). Bei Schmidt und Kleinbeck (1999) Weiterentwicklung fur spezifisclie Berufsgruppen dar. findet sich eine aktuelle ~ b e r s i c h iibzr t den JDS. Die meisten Items wurden an den Lehrerberuf bzw. an
Der Job Diagnostic Survey im Bildungsbereich 77 die berufliche Situation von Hochschulangehorigen so- Skalen gebildet werden. Mit diesen Skalen wurde das wie Erzieherinnen adaptiert. Im Anhang sind die Items JCM mittels Strukturgleichungsanalysen uberpriift und und ihre Zugehorigkeit zur jeweiligen Unterskala des modifiziert. Die Ergebnisse wurden anschlieoend an- JDS a~ifgefuhrt.Durch die Gegeniiberstellung der hier hand einer weiteren Befragung von Lehrerinnen und venvendeten Items mit den Originalitems von Hackman Lehrern (N = 190) kreuzvalidiert. In Befragungen an und Oldham (1980) wird deutlich, dass manche Items Hochschulangehorigen (N=146) und Erzieherinnen vollig neu konzipiert werden mussten, uin sie fur die an- (N=80) wurde der JDS eingesetzt, urn Aussagen uber gezielten Stichproben sinnvoll erscheinen zu lassen. den schulischen Bereich hinaus machen zu konnen. Dies betrifft vor allem die Items, die im Original auf ein Produkt oder Werkstuck abzielen (,,The job provides me In der vorliegenden Arbeit geht es um die ~ b e r ~ r u - the chance to completely finish the pieces of work I be- fung der Modellgultigkeit und die Zusammenhange zwi- gin"). Ein Schuler oder ein Kind, mit denen Lehrer oder schen den Variablen im Bildungsbereich. Die deskripti- Erzieherinilen umzugehen haben, ist eben nicht einfach ven Auspragungen der Items werden im Anhang mitge- ein Produkt oder Werkstuck, so dass hier ganzlich neue teilt, aber aus Platzgrunden hier nicht umfassend analy- Formulierungen gesucht werden mussten (,,Ich kann auf siert und diskutiert. Entsprechende Darstellungen finden die Entwicklung der Kinder als Personlichkeiten umfas- sich fur die Lehrerstichprobe aus Studie I bei van Dick send und nicht nur in wenigen Teilaspekten Einfluss (1999), fur die Hochschulangehorigen bei Schnitger nehmen"). Die Umformulierungen sollten so gestaltet (2000) und fur die Erzieherinnen bei Schwartzmann-Bu- sein, dass sie den Kern des jeweiligen Merkmals fur die chelt (in Vorb.). In diesen Arbeiten werden auch Zusam- hier interessierenden Berufe erfassen. Eine andere we- menhange zu Kriteriumsvariablen (z.B. Burnout, So- sentliche Veranderuilg gegenuber den Originalitems be- ziale Unterstutzung, Beschwerden) berichtet. stand darin, die Art der Tatigkeit zu spezifizieren. Dies war notig, da z.B. der Lehrerberuf sich von den von Hackman und Oldham untersuchten Stichproben durch eine enorme Vielfalt an einzelnen Tatigkeiten (Verwal- tung, Klausuren, Elterngesprache etc.) auszeichnet. Dar- aus ergibt sich das Problem, dass allgemein formulierte Methode und Stichprobe Aussagen (die Arbeit . . ., die Tatigkeit . . .) entweder von den Befragten nur ungern beantwortet werden (in ande- Insgesamt 201 Lehrerinnen (N = 110) und Lehrer ren Zusammenhangen sind uns im Lehrerberuf Kom- (N = 9 1) wurden mit einem umfangreichen Fragebogen mentare in den Fragebogen begegnet, die darauf hindeu- befragt, der JDS nahm einen Teil des Fragebogens ein. ten, dass den Betroffenen selbst nicht klar war, worauf Die ubrigen Skalen sind bei van Dick (1999) ausfuhrlich solche Aussagen abzielen), oder man bei der Auswer- beschrieben. Alle Items sollten von den Befragten auf tung nicht weil3, a ~ welche ~ f Aspekte der Tatigkeit sich einer sechsstufigen Skala mit den Endpunkten ,,trifft die Antworten beziehen, was dann wiederum fiir die Ab- nicht zu" und ,,trifft genau zu" beantwortet werden. leitung von ArbeitsgestaltungsmaBnalimen ungunstig er- Vertreten waren Lehrkrafte aus sieben Bundeslan- scheint. Gleichzeitig stellt der Unterricht (zusammen dern aus den folgenden Schultypen: Grundschule, mit der Vor- und Nachbereitung) den wesentlichen An- Ha~~ptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule, teil der Lehrertatigkeit dar, so dass mit der Formulie- Sonderschule und Berufsschule. Das Durchschnittsalter rung ,,der Unterricht . . ." der Kern des Lehrerberufs er- betrug 45 Jahre (Standardabweichung: 7.3; MinIMax: fasst wird. SchlieBlich wurde auf einige Items des Origi- 24/61), die durchschnittliche Berufserfahn~ng17.3 Jahre nal-JDS ganzlich verzichtet, zum Teil aus forschungs- (Standardabweichung: 8.4; MinNax: 0136). 56 Lehre- okonomischen Gesichtspunkten (zusatzlich zum JDS rinnen und Lehrer waren teilzeitbeschaftigt (28.6%), wurden eine Reihe weiterer Messiiistrumente vorge- 156 Befragte lebten mit einem Partnerleiner Partnerin legt), so wurde auf 10 Items verzichtet, die die Einstel- zusammen (79.6%), und 143 Personen hatten zum Zeit- lungen anderer Kollegen abfragen (,,Most people on the punkt der Befragung mindestens ein Kind (72.6%). Die job . . ."), zum Teil auch, weil sich keine adaquaten For- Stichprobe beanspmcht nicht den Status der Reprasenta- mulierungen finden liel3en (die entsprechenden Origi- tivitat, allerdings kann aufgmnd der Heterogenitat der nalformulierungen finden sich ebenfalls im Anhang). demographischen Merkmale von einer gewissen Verall- gemeinerbarkeit der Ergebnisse ausgegangen werden. Der so modifizierten und an das jeweilige Berufsfeld adaptierten Version des JDS wurden insgesamt vier Stichproben vorgegeben: Zunachst wurden 201 Lehre- rinnen und Lehrer befragt. Anhand dieser Stichprobe Ergebnisse sollten mittels explorativer und konfirmatorischer Faktorenanalysen sowie Konsistenzanalysen die Struk- Die Bereiche des JCM (Tatigkeitsmerkmale, Erlebnis- tur des verwendeten Fragebogens uberpruft und reliable zustande, Outcomevariablen und Moderatoren) werden
78 Rolf van Dick, Christiane Schniteer, Carla Schwartzmann-Buchelt und Ulrich Wagner getrennt untersuchtl. Diese Vorgehensweise deckt sich sen werden mussen. Der Modellfit ist nach entsprechen- mit denen von Harvey, Billings und Nilan (1985), Idas- den Modifikationen zwar als ausreichend zu bezeichnen zak und Drasgow (1987) sowie Lee und Klein (1982), und er deckt sich mit den Statistiken, die 2.B. Kulik, die jeweils rnit verschiedenen Verfahren (2. B. rnit kon- Oldham und Langner (1988) in ihren konfirmatorischen firmatorischen und explorativen Faktorenanalysen) die Faktorenanalysen berichten, fasst man aber die explora- Struktur des JDS untersuchen und sich dabei auf die tiven und konfirmatoriscllen Analysen zusammen, lasst Analyse der Tatigkeitsmerkmale beschranken. sich die ursprunglich angenommene Faktorenstruktur hier nicht nachweisen: Die Items laden nicht rein auf den vorgesehenen Faktoren, und diese sind z.T. hoch miteinander korreliert. Eine Zusammenfassung der 1. Struktur der ltems zu den Tatigkeitsmerkmalen Items zu drei oder vier Skalen wurde zudem zu wenig reliablen Indikatoren fuhren. Aufgrund der geringen Eine Faktorenanalyse uber die 18 Items der sieben Di- Konsistenzen fiir Subskalen und der starken ersten Fak- mensionen (Anforderungsvielfalt, Ganzheitlichkeit, torell in den explorativen Analysen werden alle Items Wichtigkeit, Autonomie, Ruckmeldung durch die Auf- der sieben Dimensionen zu einer Skala ,,Tatigkeitsmerk- gabe, Ruckmeldung durch Andere, Zusammenarbeit rnit male" zusammengefasst. Im Ergebnis entspricht dieses Anderen) ergibt sechs Faktoren mit Eigenwerten iiber Vorgehen der Verrechnung der core job dimensions zu eins (Eigenwerte: 3.8 - 1.9 - 1.7 - 1.3 - 1.2 - l .O; Va- einem Motivierungspotenzial, wie von Hackman und rianzaufklihng: 21.1% - 10.7% - 9.4% - 7.4% - 6.6% Oldham (1975, 1980) vorgeschlagen. Die Skala erreicht - 5.8%), dabei laden die Items der Merkmale Ganzheit- nach Eliminierung von Item 3 (,,viele Merkmale meiner lichkeit und Bedeutsamkeit auf einem gemeinsamen Tatigkeit sind sehr einfach und wiederholen sich stiin- Faktor, die Items zu Zusammenarbeit mit anderen und dig"; TrennschLfe .07) ein Alpha = .75 und ist damit zu Autonomie bilden jeweils einen Faktor, ebenso die hinreichend reliabel. Items zu Ruckmeldung durch Andere. Die Ruckmel- dung durch die Aufgabe und die Anforder~ingsvielfalt bilden einen gemeinsamen Faktor. Fur eine Reihe von Items existierell teilweise hohe Nebenladungen. 2. Strukti~rder ltems zu den psychologischen Erlebnis- zustanden In einer konfirmatorischen Faktorenanalyse werden die sieben Dimensionen (Bedeutsamkeit, Anforderungs- Die psychologischen Erlebniszustande (erlebte Bedeut- vielfalt, Ganzheitlichkeit, Autonomie, Ruckmeldung samkeit, erlebte Verantwortlichkeit, Wissen um die Re- durch die Aufgabe, Ruckmeldung durch Andere, Zu- sultate) werden mit jeweils zwei Items gemessen. Eine sammenarbeit mit Anderen) als latente Variablen ange- Faktorenanalyse uber die sechs Items ergibt zwei Fakto- nommen, die jeweils durch die theoretisch vorgesehenen ren (Eigenwerte: 2.2 und 1.l). Auf dem ersten Faktor la- Items erklart werden sollen. Der Modellfit ist schlecht den die Items 19 und 21 ( 3 3 bzw. .79; beide: Wissen (%'=395.4, df= 135, p
Der Job Diagnostic Survey im Bildungsbereich 79 3. Struktur der ltems zu den Outcome-Variablen rnit dem Programm EQS gerechnet. Als Methode wird das Maximum-Likelihood-Schatzverfahren angewandt. Als Outcome-Variablen sind im Model1 von Hackman AuBer der Skala ,,Tatigkeitsmerkmale" sind die Skalen und Oldham die Dimensionen intrinsische Motivation, nicht normalverteilt, eine zur Kontrolle durchgefuhrte Zufriedenheit rnit den Entfaltungsmoglichkeiten und Analyse mit verteilungsfreien Methoden (ROBUST) er- globale Arbeitszufriedenheit vorgesehen. Jede dieser briilgt jedoch identische Ergebnisse. Auf Basis der Ge- Dimensionen wird hier von drei bzw. vier Items gebil- samtstichprobe wird zunachst rnit den vier beschriebe- det. Eine Faktorenanalyse ergibt zunachst drei Faktoren nen Skalen analog zu den Vorstellungen von Hackman (Eigenwerte: 3.9 - 1.6 - 1.1; Varianzaufklarung: 38.9% und Oldham folgendes Model1 postuliert: Die Wahrneh- - 15.7% - 11.4%). Auf dem starken ersten Faktor laden mung der Tatigkeitsmerkmale (operationalisiert rnit der die meisten Items substanziell zwischen .55 und .82, rnit Skala ,,TatigkeitC')als anregend, bedeutsam etc. fuhrt zu Ausnahme von Item 29 (.18) und Item 30 (-.l l), die positiven psychologischen Erlebniszustanden in den Di- beide zu der Dimension intrinsische Motivation geho- mensionen ,,Bedeutsamkeit6' sowie ,,Wissen um die Re- ren. Die rotierte Faktorenmatrix zeigt, dass die vier sultate", diese wirken positiv auf die Outcome-Variable Items zur Zufriedenheit rnit den Entfaltungsmoglichkei- ,,allgemeine Arbeitszufriedenheit". Eine erste ~ b e r p r u - ten einen Faktor (Ladungen zwischen .72 und .80; Al- fung des Modells auf Basis der Gesamtstichprobe fuhrt pha= 3 3 ) und die Items 24-28 einen gemeinsamen Fak- zu schlechten Passungsstatistiken (x2= 32.2, df = 2, tor ,,globale Zufriedenheit und Motivation" bilden (La- p < .01, CFI=0.84, RMSEA=0.27; x2/df= 16.1), der dungen zwischen .59 und 3 1 ; Alpha=.74). Der erste LM-Test erbringt den Hinweis, das Model1 zu modifi- Gesamtfaktor ergibt ebenfalls eine reliable Skala ,,allge- zieren, indem ein direkter Pfad von den Tatigkeitsmerk- meine Arbeitszufriedenheit" (Alpha=.85), mit der im malen auf die allgemeine Arbeitszufriedenheit zugelas- Folgenden gerechnet werden soll. sen wird. Ein direkter Pfad ist zwar im Model1 von Hackman und Oldhain nicht vorgesehen, es erscheint aber plausibel, dass die Wal~rnehmungder Tatigkeit 4. Struktur der ltems zum Bedurfnis nach personlicher auch direkt mit Arbeitszufriedenheit zusammenhangt. Entfaltung und zu den Kontextsatisfaktoren Dieser direkte Zusammenhang zeigt sich auch in ande- ren empirischen Untersuchungen: So korreliert bereits Die sechs Items zum Bediirfnis nach personlicher Ent- in der ersten Veroffentlichung zum JDS (Hackman & faltung ergeben einen Faktor (Eigenwert: 4.0 (nachster Oldham, 1975, S. 167) das Motivienlngspotenzial (der Eigenwert: 0.6; Varianzaufklarung: 67.6%) rnit Ladun- aus den Tatigkeitsmerkmalen gebildeter Index) substan- gen zwischen .75 und .87. Die Skala ist reliabel rnit Al- ziell mit allgemeiner Arbeitszufriedenheit (r= .49). Das pha= .90. respezifizierte Model1 ist in Abbildung 2 abgebildet, die Modellpassung ist erheblich verbessert, das Model1 Eine Faktorenanalyse iiber die Items zu den ver- weicht aber noch signifikant ab (x2=4.8, df = 1, p < .03, schiedenen Kontextsatisfaktoren ergibt einen starken er- CFI=0.98, RMSEA=O. 14). < sten Faktor (Eigenwerte: 3.6 - 1.7 - 1.1; Varianzaufkla- rung: 40% - 19.2% - 12.4%) rnit substanziellen Ladun- gen aller Items zwischen .39 und 3 2 . Die Gesamtskala A (.l21 erreicht ein Alpha = .81. Wissen uln die ~ e s u l t a t e y Titigkeits- ,34* Tabelle 1 zeigt die Reliabilitaten und die Interkorre- lnerkmale Arbeits- lationen der Skalen (fur Studie I jeweils in der ersten zufriedenheit .47* Zeile). Insgesamt sind die Korrelationen zwischen den Bedeutsamkeit (.43) Skalen so ausgepragt wie im JCM angenommen. Eine Feinanalyse von van Dick (1999, S. 196f.) kann zeigen, dass die theoretisch aus dem Model1 ableitbaren Bezie- Abbildung 2. Pfadmodell auf Basis der Gesamtstich- hungen im Mittel signifikant bedeutsamer sind, als die probe (N=201; x2=4.8, d f = l , p Pfadanalytische ijberprufung des Job Characteristics Model Mit einer Ausnahme entsprechen alle Pfade den Mo- dellvorhersagen: Je vielf'altiger etc. die Tatigkeit wahr- In diesem Abschnitt soll das Job Characteristics Model genommen wird, desto hoher ist das Wissen um die Re- pfadanalytisch anhand der oben beschriebenen Opera- sultate und um so mehr Bedeutsamkeit und Verantwort- tionalisierungen uberpruft werden. Auf Basis von Kova- lichkeit werden erlebt, auBerdem existiert ein direkter rianzmatrizen werden dabei Strukturgleichungsanalysen positiver Zusammenhang zwischen Tatigkeit und Zu-
80 Rolf van Dick, Christiane Schnitger, Carla Schwartzmann-Buchelt und Ulrich Wagner Tabelle l . Reliabilitaten und Interkorrelationen der Skalen - Tatigkeit Bedeut- Wissen Zufr.1 Moti- Zufr. mit Allg. Zufr. Entfalt. Be- Kontext sarnk. vation Entf. diirfnis Tatigkeits-Studie I .75" .47** .35** .44** .57** .55** .30** .43* * merkrnale Studie I1 .7sa .47** .25** .52** .56** .56** .31** .35** Studie I11 .70a .60** .38** .48** .57** .56** .45* * .18* Studie IV .71b .25* .28* .32** .27* .34** O .X -.l2 Bedeutsamkeit .79 .29** .54** .52** .58** .33** .21** .81 .35** .54** .55** .57** .33** .16* .83 .25** .64** .65** .64** SO** .17* .so .l9 .45* * .43* * .47** -.l2 .l0 Wissen um die .63 .35** .20** 29"" .16* .16* Resultate .S4 .21** .20** .19** .33** .l 1 .71 .22** .21** .26** .24** .06 .49 .29* .23** .26* .OO .04 Zufriedenheit und .74 .56** .83** .15* .46** Motivation .75 .62** .84** .26** .43** .76 .69** .85** .41** .29** .67 .57** .86** .03 .09 Zufriedenheit mit den .83 .87** .35** .34** Entfaltungsmoglichkei- .83 .89** .30** .32** ten .79 .84** .54** .19* .72 .84** .26* .16 allgemeine Arbeits- .85 .30** .43** zufriedenheit .86 .28** .39** .86 .47** .27** .79 .14 .07 Entfaltungsbediirfnis .90 .l1 .91 .04 .81 .01 .85 -.24* Kontextsatisfaktoren .S1 .74 .63 .65 Anmerkungen: 1 . Zeile: Studie 1 (N=201 Lehrerinnen und Lehrer); 2. Zeile: Studie I1 (N= 190 Lehrerinnen und Lehrer); 3. Zeile: Studie I11 (N= 146 Hochschulangehorige); 4. Zeile: Studie 1V (N =80 Erzieherinnen) " Cronbach-Alpha in der Diagonalen, In Studie IV besteht die Skala ,,Tatigkeitsmerkmale" aus sechs Items, in allen anderen Studien aus den 17 Items der Unterskalen zu den Tatigkeitsmerkmalen (jeweils ohne Item 3) * p
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