Der Natur zu ihrem Recht verhelfen - So nutzt der WWF das Verbandsbeschwerderecht - WWF Schweiz
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Information Der Natur zu ihrem Recht verhelfen So nutzt der WWF das Verbandsbeschwerderecht © MARKUS BOLLIGER / WWF-SWITZERLAND Der Umwelt eine Stimme geben schweizerischen Rechtsordnung. Funktionen des Ver- bandsbeschwerderechts. Beflügelt vom Wirtschaftswachstum der 1950er und 1960er Jahre nahm der Ressourcen- und Energiever- Funktionen des Verbandsbeschwerdrechts brauch in der Schweiz kontinuierlich zu. Damit einher ging auch eine vermehrte Umweltbelastung und das Für die Natur sprechen: Die Natur kann ihre An- Zurückdrängen natürlicher Lebensräume. Schäu- liegen nicht selbst vertreten. Das Verbandsbeschwer- mende und stinkende Bäche, Abfallberge und die Zu- derecht sorgt dafür, dass die Interessen der Umwelt nahme der Luftschadstoffe waren Folge davon. Miss- gebührend berücksichtigt werden. mut machte sich in der Bevölkerung breit und die Überzeugung wuchs: So kann es nicht weitergehen. Im Für die Natur einstehen: Als Fürsprecher der Na- Zuge dieses Gesinnungswandels wurden zahlreiche tur kann der WWF bestimmte Projekte auf ihre Geset- Umweltgesetze erlassen. Zudem wurden gesamt- zeskonformität hin überprüfen lassen. Dank dem Ver- schweizerisch tätige Umweltorganisationen 1966 im bandsbeschwerderecht wird ein Gleichgewicht Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) befähigt, un- zwischen den Schutzinteressen der Natur und den ter bestimmten Voraussetzungen Rechtsmittel zu er- Nutzungsinteressen Dritter hergestellt. Damit kann greifen. Dieses sogenannte Verbandsbeschwer- der korrekte Vollzug des Umweltrechts sichergestellt derecht wurde 1983 auch ins Umweltschutzgesetz werden. (USG) aufgenommen und findet sich zudem in diver- sen kantonalen Gesetzen. Das Verbandsbeschwerde- Für die Natur verhandeln: Das Verbandsbe- recht ist seither ein wichtiger Bestandteil der schwerderecht funktioniert auch als Türöffner: Dank
Der Natur zu ihrem Recht verhelfen - So nutzt der WWF das Verbandsbeschwerderecht ihm werden Umweltorganisationen meistens in einer Zum Wohle der Natur – Positive Gerichtsentscheide: frühen Projektphase einbezogen. Dies führt oft zu aus- gewogenen Lösungen am Verhandlungstisch und ver- hindert langwierige Konflikte. Bundesgericht schützt die Rheinschlucht Gesetzliche Grundlagen Der WWF nimmt sein Verbandsbeschwerderechte ge- stützt auf Art. 12 NHG und Art. 55 USG wahr. So kann er Verfügungen anfechten, die z.B. den Schutz des © EDUARDO SOTERAS-JALIL Waldes, der Gewässer oder den Schutz von Biotopen betreffen. Ebenfalls kann er gegen Bauten und Anla- gen ausserhalb der Bauzone oder gegen Anlagen, für die eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist, vorgehen. Seit 2018 kann der WWF Verfügungen betreffend die Bewilligung und Überprüfung von Pflanzenschutzmitteln gerichtlich überprüfen lassen. Während 10'000 Jahren hat der Rhein in den Regio- nen Surselva und Imboden (Kanton Graubünden) eine Schlucht durch das Gesteinsmaterial geformt und so Wann reicht der WWF Beschwerden ein? eine spektakuläre Landschaft gebildet. Ein Teil des Rheinabschnittes wurde zudem als Aue von nationaler Der WWF übt sein Beschwerderecht aus, wenn Pro- Bedeutung ausgeschieden. Zahlreiche seltene Arten jekte geplant sind oder realisiert werden sollen, finden in dieser Gegend Unterschlupf, u.a. die stark • die dem Stiftungszweck des WWF entgegenstehen, bedrohte Vogelart des Flussuferläufers. In unmittelba- d.h. dem Erhalt der natürlichen Umwelt und ihrer rer Nähe seines Brutgebietes plante die Gemeinde verschiedenen Erscheinungsformen und Trin einen neuen Wanderweg. Dagegen wehrten sich • umweltrechtliche Bestimmungen verletzen die Umweltverbände WWF, Pro Natura und BirdLife. • oder wenn das Projekt im Hinblick auf seine Aus- Auch das Bundesgericht spricht sich gegen den ge- wirkungen auf die Umwelt unzureichend beschrie- planten Wanderweg in diesem Abschnitt der Rhein- ben ist. schlucht aus. Dank dem höchstrichterlichen Urteil bleibt dieser Teil der Rheinschlucht der Natur erhalten Zudem übt der WWF in analoger Weise sein Be- und der Fortbestand des Flussuferläufers ist gesichert schwerderecht aus, wenn Behörden das Recht fehler- (BGer 1C_595/2018). haft oder nicht vollziehen. Mitsprache bei Pestizidzulassungen Gezielter und massvoller Einsatz © MARKUS BOLLIGER / WWF-SWITZERLAND Das Verbandsbeschwerderecht ist für den WWF ein wichtiges Mittel im Natur- und Umweltschutz. Gleich- zeitig legt er Wert darauf, dass dieser Weg nur gezielt und massvoll eingesetzt wird. Ob Beschwerde erhoben werden soll, wird daher erst nach Rücksprache mit Fachleuten und nach eingehender Prüfung aller rele- vanten Fragen entschieden. Der Erfolg gibt uns Recht Pflanzenschutzmittel (d.h. Pestizide und Fungizide) müssen vom Bund zugelassen und überprüft werden. Vom Verbandsbeschwerderecht wird massvoll und Diese Zulassungen und Überprüfungen erfolgten bis- zum Wohle der Umwelt Gebrauch gemacht. In den al- lang unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Um- lermeisten Fällen erreicht der WWF Verbesserungen weltorganisationen. Das Bundesamt für Landwirt- für die Natur, indem Beschwerden gutgeheissen, Pro- schaft (BLW) ging davon aus, dass das jekte verbessert oder einvernehmliche Lösungen ge- Verbandbeschwerderecht im Zulassungs- und Über- funden werden. Die hohe Erfolgsquote gibt uns Recht! prüfungsverfahren nicht greifen würde. Nachdem das BLW erneut Dutzende Pestizide ohne Einbezug des WWF bewilligt hatte, zog der WWF diese Bewilli- gungsentscheide bis ans Bundesgericht. Dieses hielt
Der Natur zu ihrem Recht verhelfen - So nutzt der WWF das Verbandsbeschwerderecht fest, dass der vorsorgliche Schutz von Tieren und gesetzlichen Restwasserbestimmungen nicht einhal- Pflanzen gegen Giftstoffe bei der Schädlingsbekämp- ten zu müssen, da sein Wassernutzungsrecht auf ei- fung zu den zentralen Anliegen des Natur- und Hei- nem althergebrachten Wassernutzungsrecht, einem matschutzgesetz gehöre. Der Ausschluss der Ver- sogenannten ehehaften Wasserrecht, beruhe. Die ehe- bandsbeschwerde in diesem Bereich würde damit den haften Wasserrechte sind ein Überbleibsel einer längst Intentionen des Gesetzgebers klar widersprechen. vergangenen Rechtsordnung. Das Bundesgericht hat Seither müssen den Umweltschutzorganisationen ver- die Beschwerde der Umweltschutzorganisation WWF fahrensabschliessende Verfügungen mitgeteilt und gutgeheissen. In seinem Leiturteil gelangte das Bun- das Mitwirkungsrecht gewährt werden (BGE 144 II desgericht zur Auffassung, dass solche zeitlich unbe- 218). grenzten alten Rechte verfassungswidrig sind. Diese ehehaften Rechte sind daher nach Amortisation der Verfassungswidrige Wassernutzungsrechte getätigten Investitionen, spätestens aber nach einer Dauer von 80 Jahren, dem heutigen Recht zu unter- stellen. Für die Wassernutzung bedarf es daher einer Konzession. Eine solche kann nur erteilt werden, wenn die Vorschriften des Umwelt- und Gewässer- schutzes eingehalten werden - insbesondere auch die Restwasservorschriften. Dank dem Bundesgerichts- © DANIEL HEUSSER / WWF SCHWEIZ entscheid müssen ehehafte Rechte abgelöst und gel- tendes Umweltrecht eingehalten werden. In den Schweizer Bächen und Flüssen werden wieder ausrei- chende Restwassermengen fliessen, so dass die Fliess- gewässer ihre natürlichen Funktionen wieder erfüllen können (BGE 145 II 140). Im Kanton Zug wollte ein Eigentümer sein altes Was- serkraftwerk sanieren. Er machte geltend, die Verbandsbeschwerdestatistik 2015-2019 Argumente in Kürze Das Verbandsbeschwerderecht ✓ ist ein seit Jahrzehnten bewährtes Instrument, ✓ sorgt für einen fairen Ausgleich zwischen Nutzungs- und Schutzinteressen und © 1986 Panda Symbol WWF ® «WWF» ist eine vom WWF eingetragene Marke ✓ ist in der Bevölkerung breit akzeptiert und wurde in mehreren Volksabstimmungen klar bestätigt, letztmals am 30. November 2008. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 Postfach 8010 Zürich Tel.: +41 (0) 44 297 21 21 Fax: +41 (0) 44 297 21 00 wwf.ch/kontakt Spenden: PC 80-470-3 wwf.ch/spenden
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