DER NATURGARTEN WISSEN KOMPAKT

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NATURGARTEN
WISSEN KOMPAKT
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4   Der Naturgarten – Wissen kompakt

                                       INHALT
                                                Einleitung                                       7

                                                Wiese: Hohes Gras mit Wildkräutern und Blumen    9

                                                Hecken, Büsche und Bäume                        12

                                                Einheimische Pflanzen                           15

                                                Lebensräume und Nahrungsquellen                 16

                                                Dünger                                          29

                                                Gifte                                           30

                                                Wassermangel                                    31

                                                Bestäuber: Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer,
                                                Fliegen, Wespen, Ameisen, Florfliegen           32

                                                Gelassenheit                                    37
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6   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                Der Naturgarten – Wissen kompakt   7

                                       Wie gestalte ich
                                       meinen Garten
                                       naturfreundlicher?
                                       Immer mehr Menschen möchten etwas gegen
                                       den akuten Artenrückgang tun, besonders beim
                                       Rückgang der Insekten und Vögel. Sie haben
                                       angefangen, ihre Gärten, Vorgärten, Balkone und
                                       Grundstücke naturnaher zu gestalten.
                                       Wenn sie gerne mitmachen möchten, können sie
                                       hier viele wichtige Tipps und Wissens­grundlagen
                                       zur Umsetzung finden.
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8   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                    Der Naturgarten – Wissen kompakt   9

                                       Wiese:
                                       Hohes Gras
                                       mit Wildkräutern
                                       und Blumen
                                       Viele Tiere brauchen höheres, auch     Eine Wiese sollte man ein bis zwei-
                                       blühendes Gras, Wildkräuter und        mal im Jahr und frühestens am 15.
                                       Blumen zum Überleben. Statt            Juni mähen. Dadurch erhöht sich
                                       seinen Rasen regelmäßig kurz zu        die Artenvielfalt.
                                       halten, hilft es ihnen sehr, eine
                                       Wiese wachsen zu lassen.               Dabei sollte man eine Staffelmadt
                                                                              durchführen: Nie die ganze Wiese
                                       Wenn man nicht die gesamte Grün-       auf einmal mähen, sondern immer
                                       fläche in eine Wiese verwandeln        nur in Teilen, weil Insekten ansons-
                                       möchte, helfen den Tieren auch ein-    ten plötzlich ohne Nahrung und
                                       zelne Bereiche des Gartens, die        Schutz dastehen. Ist ein Teil nachge-
                                       wachsen dürfen: Zum Beispiel kann      wachsen, kann man den nächsten
                                       man Wege in die Wiese mähen und        Teil mähen.
                                       Bereiche zum Sitzen oder Spielen
                                       freihalten. Wilde Ecken, Ränder oder   Am besten, man lässt einige Berei-
                                       Inseln im Rasen sind auch schon ein    che im Winter stehen. Dann ist über
                                       wertvoller Lebensraum.                 das ganze Jahr Lebensraum für die
                                                                              Insekten und ihre Überwinterungs-
                                       Regelmäßig gemähte Bereiche kann       stadien vorhanden. Sehr gut für die
                                       man grad so hochwachsen lassen,        Biodiversität sind auch Bereiche,
                                       dass kleine Blumen blühen, wie z.B.    die nur jedes zweite Jahr gemäht
                                       Klee und Gänseblümchen. Dann           werden.
                                       müssen die Bestäuber nicht so
                                       weite Strecken ohne Nektarquellen
                                       fliegen.
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10   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                             Der Naturgarten – Wissen kompakt   11

     Am geeignetsten zum Mähen sind        Wohin mit dem Grasschnitt?
     Mähbalken oder Sense. Die meisten     Der kann auf den Kompost oder auf
     anderen Mäher schädigen oder          einen Haufen in einer ruhigen Ecke
     töten die Insekten leider.            des Gartens. Er kann auch als Mulch
                                           (aber bitte nicht häckseln) unter
     Gemäht werden sollte eine Fläche      Hecken oder in Beeten verwendet
     so, dass Insekten zu einer Seite      werden und spart so Wasser zum
     flüchten können.                      Gießen, weil die Erde feucht bleibt.

     Nach dem Mähen ist es gut, wenn       Um im Frühjahr schon Nahrung zu
     das Gras erstmal mindestens einen     bieten, kann man im Herbst bis
     Tag locker liegen bleibt. Die Tiere   Dezember Wildkrokusse, Schnee-
     können dann rausschlüpfen und         glöckchen, Märzbecher, Wildtulpen,
     umziehen.                             Narzissen und weitere Frühblüher
                                           für die Insekten in die Wiese pflan-
     Den Grünschnitt sollte man nicht      zen. Hierfür werden Blumenzwie-
     dauerhaft auf der Wiese liegen        beln in der Wiese eingegraben.
     lassen, damit die Wiese immer
     nährstoffärmer wird. Nährstoffarme
     Wiesen haben eine höhere Arten-
     vielfalt an Blumen und Wildkräutern
     und sehen besonders schön aus.
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12   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                                                   Der Naturgarten – Wissen kompakt   13

     Hecken, Büsche
     und Bäume
     Um möglichst viele Strukturen im Garten zu erzeugen, kann man
     Hecken, Büsche und Bäume pflanzen.

     Sie sollten mög-                                      Müssen sie zurück-
     lichst üppig und                                      geschnitten werden,
     natürlich wach-                                       sollte man nicht
     sen dürfen, damit                                     alle Hecken und
     sie für die ein-                                      Bäume gleichzeitig
     heimischen                                            zurückschneiden,
     Wildtiere den                                         damit ein Teil im
     größten Nutzen                                        nächsten Frühjahr
     entfalten (z.B.                                       noch Blüten und
     Verstecke und                                         Früchte trägt und
     Schutz vor Witte-                                     Verstecke und Nist-
     rung).                                                möglichkeiten bietet.
                            Schlehe     Weißdorn
     Die Blütenanla-                                       Weidenblüten
     gen sollten nicht                                     sind die allerersten
     entfernt werden,                                      Futterquellen für
     so dass sich                                          Bienen im Jahr und
     daraus Früchte                                        deshalb sehr wert-
     entwickeln                                            voll. Man sollte sie,
     können. Sowohl                                        falls notwendig,        Achtung:
     die Blüten als                                        direkt nach der
     auch die Früchte                                      Blüte zurückschnei-     Hecken und Bäume sollten in der
     und Samen sind                                        den, damit sich bis     Brutzeit nicht radikal geschnitten
     wichtige Nah-                                         zum nächsten Jahr       werden, um Vögel beim Brüten
     rung.                                                 Blütenansätze           nicht zu stören. Dies gilt vom
                                                           bilden können.          1. März bis zum 30. September.

                            Eberesche   Roter Hartriegel
                                                                                                                                                Holunder
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14   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                Der Naturgarten – Wissen kompakt   15

                                        Einheimische
                                        Pflanzen
                                        Um eine Verdrängung von wichtigen einheimischen
                                        Pflanzen durch gebietsfremde Pflanzen zu vermeiden,
                                        sollte man keine invasiven Pflanzen kaufen. Diese findet
                                        man durch Internet­suche auf der „Schwarzen Liste der
                                        invasiven Arten“. Werden einheimische Pflanzen von
                                        invasiven Arten verdrängt, zum ­Beispiel durch die
                                        Verteilung der Samen durch Vogelkot, gehen indirekt
                                        auch viele Tierarten zurück oder sterben schlimmsten-
                                        falls sogar aus, da sie von den einheimischen Pflanzen
                                        abhängig sind.

                                        Bei Neupflanzungen immer einheimische Pflanzen
                                        wählen, davon profitieren die meisten Tierarten, weil
                                        sie sich in Jahrtausenden an diese angepasst haben.
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16   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                                                                    Der Naturgarten – Wissen kompakt   17

                                                                                    Reisighaufen und
                                                                                    Reisighecke
                                                                                    Reisighaufen kann man ganz einfach
                                                                                    aus Ästen aufschichten: Alle mögli-
                                                                                    chen Zweige, mit oder ohne Blätter,
                                                                                    einfach kreuz und quer sowie locker
     Steinpyramide                          Totholz, Baumstümpfe                    auf einen Haufen werfen und nicht
                                                                                    festdrücken. In den Lücken entste-
                                                                                    hen Verstecke und Lebensräume.

     Lebensräume und                                                                Zum Beispiel brüten hier Rotkehl-
                                                                                    chen und Zaunkönig. Jungvögel, die
                                                                                    grad das Fliegen lernen, verstecken

     Nahrungsquellen                                                                sich vor Fressfeinden und haben
                                                                                    größere Überlebenschancen.
                                                                                    Kaputte Tontöpfe am Boden des
                                                                                                                           Reisighecke

                                                                                    Haufens sorgen außerdem für
     Je mehr man von ihnen im Garten hat, desto besser. Sie erfüllen meist          trockene Hohlräume für verschie-       und Käfer), bietet Schutz vor Wetter
     mehrere Funktionen wie das Bereitstellen von Versteckmöglichkeit,              dene Tiere.                            und oft auch Nahrung.
     Schutz vor dem Wetter und den Jahreszeiten aber auch Nahrung.
                                                                                    Reisighecke errichten: Zwischen        Eine ganz einfache Hilfe für viele
                                                                                    zwei Reihen von in den Boden           Arten wäre zum Beispiel ein biss-
     Steinhaufen, Steinpyramide             außerdem eine natürliche und sehr       gerammten Holzpflöcken werden          chen Kaminholz, das unter eine
     und Trockenmauer                       schöne Dekoration im Garten.            Äste locker abgelegt. Die Reisighe-    Hecke auf die Erde gelegt wird.
                                                                                    cke sollte am besten mindestens        Da liegt es nicht im Weg.
     Lücken und Hohlräume zwischen          Steinpyramiden oder –Haufen brau-       einen Meter breit sein und kann
     den Steinen schaffen wertvollen        chen weniger Platz als Naturstein-      nach Belieben hoch und lang            Holzstücke und dickere Äste kann
     Lebensraum, Brutplatz und Verste-      mauern, sind als Lebensraum und         werden. Aber auch kleinere Hecken      man entweder als Haufen oder als
     cke für eine große Anzahl von          Versteck aber ebenso geeignet.          helfen den Tieren sehr.                Stapel aufbauen.
     Tieren.
                                            Man kann Steinpyramiden mit                                                    Stirbt ein Baum ab, ist der Stamm
      at man die Wahl, sollte man sich
     H                                      verschiedenen Materialien füllen:       Totholz                                (stehend) besonders wertvoll. Den
     für eine Trockenmauer statt für eine   Steine, Holz, Kies, Sand oder gebro-                                           oberen Teil mit den Ästen einfach
     Betonmauer entscheiden: Die Tro-       chene Fliesen oder Dachziegel.          Totholz ermöglicht vielen Arten das    oben absägen und z.B. mit Futter-
     ckenmauer wird ohne Bindemittel        Auch hohl bieten sie Lebensraum.        Leben erst, da sie von ihm abhängig    haus, Vogeltränke oder Blumentopf
     wie Mörtel verbaut. Für die Region                                             sind (z.B. Hirschkäfer, Glühwürm-      dekorieren. Mit der Zeit werden
     Éislek ist Schiefer typisch. Aber      Schon ein dicker Stein (oder mehrere)   chen, Wildbienen und solitär           viele Tiere einziehen, wie zum
     auch andere Natursteine sind           unter einer Hecke oder als Deko in      lebende Wespen). Es ist gleichzeitig   Beispiel Käfer oder Wildbienen.
     genauso gut. Trockenmauern sind        einem Beet schafft Lebensraum.          Versteck, Brutplatz (z.B. für Bienen
DER NATURGARTEN WISSEN KOMPAKT
18   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                                                              Der Naturgarten – Wissen kompakt   19

     Bodenkontakt von liegendem
     Totholz ist gut, da viele Tiere in der
     Schicht zwischen Erde und Holz,
     wo es feucht ist, leben.

     Laub und Laubhaufen

     Laub sollte man im Herbst einfach
     liegen lassen. Insekten brauchen es,
     um darin und in der Erde darunter
     zu überwintern. Die Regenwürmer
     freuen sich darüber.

     Das Laub kann auch in einem ruhi-
     gen Eck im Garten zu einem Haufen
     (für Igel und Insekten) zusammen-
     geharkt werden oder unter die
     Bäume und Hecken gelegt werden,
     da stört es nicht. Die Blätter sollten
     jedoch nicht die Baumstämme
     berühren, weil die Feuchtigkeit in
     den Blättern diese beschädigen           Herbstlaub                         Insektenhotel mit geschlossenen Löchern
     kann.

     Herbstlaub kann außerdem auf                                                Bienenhotel und Bienennisthilfen
     Beeten ausgebracht werden und
     im späten Frühjahr untergegraben                                            Als Niströhren für Wildbienen dienen z.B. markhaltige oder hohle Stängel
     werden. Dies spart künstlichen                                              von Brombeere oder Staudenknöterich, Doldengewächsen und Holunder.
     Dünger.                                                                     Das Mark entfernen die Wildbienen selber. Die Pflanzen kann man entwe-
                                                                                 der auf der Wiese stehen lassen oder ins Bienenhotel legen. Auch als
     Harken ist die beste Methode um                                             Überwinterungsplatz für Insekten bieten sie Schutz und werden gerne
     Laub insektenfreundlich wegzuräu-                                           genutzt. Typisch für Bienenhotels sind auch angebohrte Äste und Holzstücke
     men. Rasenmäher und Laubbläser                                              sowie Bambus.
     (Laubsauger) zerstören die Insekten      Laub, sollte von mageren Blumen-
     im Winterquartier und vernichten         wiesen geharkt werden, da ökolo-   Verwendet man Holzstämme oder –stücke im Bienenhotel, ist es am
     so proteinreiches Insektenfutter für     gisch wertvolle Wildblumen es      besten, man bohrt mit unterschiedlichen Bohrdurchmessern möglichst tief
     die Vögel im Winter, die man oft         meistens nährstoffarm lieben und   und seitlich in das Holz (aus der Richtung, wo die Rinde war/ist). Bitte Laub-
     beim Absuchen der Laubschicht            der Boden nicht mit Nährstoffen    holz verwenden, da Nadelholz zu splitterig ist und die zarten Flügel der
     beobachten kann.                         angereichert werden sollte.        Insekten beschädigen kann.
20   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                                                      Der Naturgarten – Wissen kompakt   21

                                             Sandarium                              Käferkeller

                                             Ca. 75 % der Wildbienen nisten im      In ein Erdloch werden erst größere
                                             Boden, dazu eine Vielzahl an wilden    Äste, kleinere Äste sowie Zweige
                                             nützlichen und nicht aggressiven       gelegt und anschließend mit Blättern
                                             Wespen.                                abgedeckt. Bietet Käfern,
                                                                                    anderen Insekten und Amphibien
                                             Sandarium anlegen: Eine nackte         ein Zuhause.
                                             Sandfläche (regengeschützt oder
                                             überdacht ist von Vorteil aber nicht   Damit das Laub nicht weggeblasen
                                             notwendig). Mindestens 30 cm tief      wird, kann man nochmals größere
                                             und aus nicht zu feinem Sand, damit    Äste obendrauf legen.
                                             die von den Insekten gegrabenen
                                             Tunnel nicht einstürzen. Bleibt der    Man kann auch eine Steinpyramide
                                             Sand im trockenen Zustand stehen,      oder einen Holzhaufen draufbauen,
                                             wenn er gekippt wird, ist er genau     das spart Platz und man hat gleich
                                             richtig.                               zwei verschiedene Lebensräume an
                                                                                    einer Stelle im Garten geschaffen.
                                             Bausand eignet sich meistens gut
                                             für ein Sandarium.
                                                                                    Igelunterschlupf

                                                                                    Igel brauchen geeignete Winterquar-
                                                                                    tiere wie Laubhaufen, Reisighaufen
                                                                                    oder Totholzhaufen (gerne auch alle
                                                                                    drei gemischt). Der Überwinte-
                                                                                    rungsplatz sollte regengeschützt
                                                                                    und ruhig sein.

                                                                                    Gesammeltes Laub wird von den
                                                                                    Igeln selber in ihr Winterquartier
                                                                                    gebracht, um es auszupolstern und
                                                                                    zu isolieren, deshalb sollte Laub in
                                                                                    der Nähe des Winterschlafplatzes
                                                                                    vorhanden sein.

                                                                                    Einen geschützten (Winter)schlaf-
                                                                                    platz kann man aus Steinen unter
     Einfaches Sandarium aus Bausandresten                                          einem Reisighaufen anlegen.
22   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                      Der Naturgarten – Wissen kompakt   23

                                                                                  Man kann zum Beispiel eine Beton-
                                                                                  bodenfliese als Dach nehmen.
                                                                                  Der Eingang vom Igelquartier sollte
                                                                                  10 x 10 cm groß sein. Der „Schlaf-
                                                                                  raum“ ca. 30 x 30 x 30 cm.

                                                                                  Igelhäuser kann man auch aus Holz
                                                                                  bauen (Bauanleitungen findet man
                                                                                  im Internet).

                                        Auch im Sommer mögen Igel diese Plätze zum Schlafen. Sie ruhen sich
                                        aber auch gerne unter dichten Hecken und in Mulden aus. Ein Garten mit
                                        vielen Strukturen und Verstecken ist genau das, was Igel brauchen, auch
                                        weil sie dort viele Insekten zum Fressen finden.

                                        Viele Gärtner wissen gar nicht, dass sie (zeitweise) einen Igel im Garten
                                        haben. Selbst wenn ein Igelunterschlupf nicht von einem Igel genutzt wird,
                                        so bietet er Unterschlupf für andere.

                                        Nistkästen

                                        Es ist gut für die Vögel (und Kleinsäu-
                                        ger) Nistkästen aller Art im Garten zu
                                        verteilen.

                                        Für verschiedene Vogelarten gibt es
                                        verschiedene Kasten- und Einschlupf-
                                        lochgrößen.

                                        Nistkästen sollten mindestens zwei
                                        Meter hoch aufgehängt werden;
                                        und so, dass keine Fressfeinde an
                                        die Öffnung kommen können
                                        (z.B. nicht direkt über einem Ast).

                                        Das Vogelhaus kann man mit Draht
                                        fixieren, so dass Fressfeinde es nicht
24   Der Naturgarten – Wissen kompakt                  Der Naturgarten – Wissen kompakt   25

     umwerfen können und der Wind es         obwohl sie bei Wetterextremen
     nicht zu sehr wackeln lässt (nicht an   nicht geeignet sind und die Vogel-
     den Baum nageln).                       brut erfrieren, nass werden oder
                                             durch Hitze sterben kann.
     Nicht in die direkte Sonne hängen,
     sonst wird es im Sommer zu warm.
                                             Fledermauskasten
     Die Öffnung
     nicht in die                            Da unsere Ortschaften immer
     vorherrschende                          weniger Verstecke für Fledermäuse
     Regenrichtung                           bieten, kann man Fledermauskästen
     hängen. Gut ist                         (z.B. selbstgebaut) aufhängen.
     bei uns die Öffnung in Richtung
     Nordost, Ost und Südost.
                                             Ohrenkneifertopf
     Die Kästen sollten, wenn möglich,
     keine Landestange besitzen, da dies     Einen Tontopf, der mit Heu/Stroh
     Raubtiere unterstützt. Ein Nistkas-     gefüllt ist, so aufstellen oder aufhän-
     ten mit Stange ist jedoch besser als    gen, dass das Heu Kontakt zu
     keiner.                                 einem Baumstamm oder dem
                                             Boden hat. Ohrenkneifer laufen
     Im September werden die Kästen,         meist anstatt zu fliegen, obwohl sie
     in denen Vögel gebrütet haben, ganz     dieses können. Auch andere Tiere
     leer gemacht (wegen möglicher           finden hier Schutz bei schlechtem
     Vogelparasiten) und wieder hinge-       Wetter.
     hängt. Vorsicht vor Wespen und
     Hornissen!
                                             Teich / Wasserstelle
     Die Kästen bleiben das ganze Jahr
     draußen hängen, denn sie werden         Ein Teich bietet Tieren eine Trink- und
     im Winter gern als Schutzquartier       Bademöglichkeit. Dies wird immer
     von Vögeln und verschiedenen            wichtiger, je öfter es trockene
     anderen Tieren genutzt, ähnlich wie     Sommer gibt.
     Astlöcher.
                                             Ein Teich sollte flach auslaufen, so
     Dekokästen aus minderwertigem           dass Tiere zum Trinken kommen
     Holz sollte man unbedingt vermei-       können ohne hineinzufallen.
     den, da die Vögel sie annehmen,
26   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                Der Naturgarten – Wissen kompakt   27

     Haben sie bereits einen Teich/ein         Hecken und Bäume
     Becken mit steilen Wänden, können
     sie mit einem Brett (möglichst rau        Möglichst viele Hecken und Bäume
     oder mit Rillen) dafür sorgen, dass       pflanzen (siehe Hecken, Büsche
     Tiere nicht ertrinken, indem sie es       und Bäume)
     als Ausstiegsrampe anbringen.

     Steine, die am Rand aus dem               Blumenwiese und
     Wasser ragen, helfen Fluginsekten         Magerbeete
     beim Trinken.
                                               Möglichst viele einheimische
     Wenn sie Wasserinsekten unterstüt-        Blumen und Wildkräuter im Garten
     zen wollen, sollten sie auf Fische        wachsen lassen, dies ist auch in
     verzichten, dafür bekommen sie            Kübeln möglich.
     wahrscheinlich Libellen.
                                               Man muss hierfür kein Botanik­
     Pflanzen im Teich geben den Tieren        experte sein, die Pflanzen kommen
     darin Schatten, verbessern die Was-       mit der Zeit auch von allein.
     serqualität und bieten Verstecke und      Das einzige, was man tun muss:
     Nahrung.                                  Sie stehen lassen.

     Damit unter der Eisschicht im
     Winter genug Sauerstoff bleibt, ist       Wilde Ecken
     eine Tiefe von 1,20 bis 1,50 m vor-
     teilhaft. Falls das nicht geht, ist ein   Wilde Ecken, die ungestört bleiben.
     niedriger Teich trotzdem besser als       Hier können Tiere an den Pflanzen
     kein Teich.                               und im Boden überwintern.

     Sogar eine flache Schüssel am             Jede einheimische Pflanze, und
     Boden bietet Vögeln, Insekten und         ist sie noch so unscheinbar, bietet
     Igeln oft lebenswichtiges Wasser          Nahrung für Spezialisten, die ohne
     zum Trinken. Ein täglicher Wasser-        diese Pflanze aussterben würden.
     wechsel aus Hygienegründen ist            Auch sogenanntes Unkraut ist also
     sehr wichtig.                             wertvoll.
28   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                         Der Naturgarten – Wissen kompakt   29

                                        Dünger

                                        Düngen sollte man mit Hornspänen,
                                        Brennesseljauche, Pferdemist,
                                        Laub oder eigenem Kompost.

                                        Man sollte keinen gekauften/
                                        künstlichen Dünger wie z.B.
                                        Blaukorn verwenden.

                                        Die Unterstützung von Humus­
                                        bildnern (Asseln, Regenwürmer, …)
                                        macht ihren Boden zusätzlich
                                        fruchtbar. Hierfür Steine rumliegen
                                        lassen, Blätter und Grasschnitt als
                                        Mulch auf Beeten liegen lassen.
30   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                                            Der Naturgarten – Wissen kompakt   31

     Gifte                                                                                           Wassermangel
     Auf Gifte (Insektizide, Roundup/Unkrautvernichter, Rattengift) im Garten
     sollte man komplett verzichten. Ausserdem gelangen die Mittel oder deren
     Rückstände mit dem Regen ins Grundwasser oder unsere Gewässer.

     Schädlinge kann man stattdessen mit ihren natürlichen Feinden bekämpfen.                           Um in unseren Sommern Wasser zu
     Hierzu sollte man möglichst viele Strukturen im Garten schaffen: Heimische                         sparen, empfiehlt es sich, Wasser-
     Bäume und Büsche (Hecken), hohes Gras, Blumenwiesen, Wildkräuter                                   speicher anzulegen, wie zum
     sowie Verstecke und Quartiere (siehe Lebensräume und Nahrungsquellen),                             Beispiel Regentonnen.
     damit diese einziehen. Zum Beispiel: Meisen füttern ihre Brut etwa im
     20-Sekunden-Takt mit Fluginsekten und Raupen. Florfliegenlarven fressen                            Blumenwiesen, einheimische
     hunderte von Blattläusen.                                                                          Hecken und Bäume brauchen (außer
                                                                                                        in der Anwachszeit) nicht gegossen
     Rattengift tötet indirekt oft Hauskat-                                                             zu werden. Man kann entspannt in
     zen, Hunde, Eulen, Greifvögel und                                                                  den Urlaub fahren und den Garten
     andere natürliche Feinde der Ratten,                                                               sich selbst überlassen.
     die die vergifteten Nager fressen.
     Weniger natürliche Feinde begünsti-
     gen wiederum Mäuse- oder Ratten­
     plagen, weil diese sich sehr schnell
     vermehren.
     Deshalb sollte man als beste Vor-
     beugung Nahrungsquellen für Nager
     unzugänglich machen. Zum Beispiel
     sollte man keine Lebensmittelreste
     auf den Kompost werfen und Tier-
     futter in Kisten verstauen.              Die Florfliege und ihre Larven vernichten Blattläuse

     Hier finden Sie Verkaufsorte, wo Sie pestizidfreie Blumen, Kräuter,
     Gemüsejungpflanzen und Stauden bekommen können und außerdem
     viele interessante weitere Informationen: http://www.ounipestiziden.lu
32   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                                                        Der Naturgarten – Wissen kompakt   33

                                                                                                                    Viele blühenden Pflanzen, die nicht
                                                                                                                    heimisch sind, haben zwar Nektar
                                                                                                                    für die Insekten, aber als Larven­
                                                                                                                    nahrung sind sie nicht geeignet
                                                                                                                    (z.B. Kalifornischer Mohn in Samen­
                                                                                                                    mischungen oder der Schmetter-
                                                                                                                    lingsflieder).

                                                                                                                    Für Brutplätze sorgen:
                                                                                                                    Bienen: Nackte Erde, Sand, Löß,
                                                                                                                    Lehm, Sandarium, Totholz, Bienen-
                                                                                                                    hotel, hohle oder markhaltige Stän-
                                                                                                                    gel stehen lassen (z.B. Königskerze,
                                                                                                                    Brombeere, Doldengewächse wie
                                                                                                                    Wiesenkerbel), leere Schneckenhäu-
                                                                                                                    ser von Weinberg- und Schnirkel-
                                                                                                                    schnecken verstreut liegen lassen,
                                                                                                                    tote Baumstämme stehen lassen.
                                                                                                                    Schmetterlinge: Raupenfutterpflan-
                                                                                                                    zen (zum Beispiel Brennnesseln,

     Bestäuber:                                                              Möglichst durchgehend für
                                                                             möglichst einheimische Blüten
                                                                             vom Frühjahr (Weide, Kornelkirsche,
                                                                                                                    Doldengewächse wie (Wilde)
                                                                                                                    Möhren, Dill, Fenchel und andere
                                                                                                                    einheimische Wildkräuter

     Schmetterlinge,                                                         Krokusse) bis in den Herbst (Efeu)
                                                                             sorgen. „Unkraut“ ist für viele
                                                                             Bestäuber überlebenswichtig.
                                                                                                                    („Unkraut“) und Blumen), hohes
                                                                                                                    blühendes Gras, worauf die Eier
                                                                                                                    abgelegt werden, Hecken und

     Wildbienen, Käfer,                                                      Jede Blüte ist wertvoll.

                                                                             Viele typische Gartencenterpflanzen
                                                                                                                    Bäume. Käfer: Totholz, Steinhaufen.

     Wespen, Ameisen,                                                        haben weder Nektar noch Pollen
                                                                             und sind für unsere Bestäuber wert-
                                                                             los. Sie fliegen die Blüten an, was

     Florfliegen, Fliegen                                                    sie Energie kostet, aber finden dann
                                                                             keine Nahrung. Beispiele: Forsy-
                                                                             thien, Geranien, Fuchsien, viele
                                                                                                                    Für Plätze zum Überwintern sorgen:
                                                                                                                    Die Bestäuber überwintern als Ei,
                                                                             Hortensien, gefüllte Blüten (viele     Larve, Puppe oder erwachsenes
     In Kürze hier noch einmal die wichtigsten Tipps für die Unterstützung   gezüchtete Blütenblätter verhindern    Tier an verschiedenen geschützten
     unserer wertvollen Bestäuber, die auch vielen anderen Arten zu          die Nahrungsaufnahme).                 Stellen: Ungestörte Bereiche im
     Gute kommen:
34   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                              Der Naturgarten – Wissen kompakt   35

     Garten, wo sie sich in die Erde       Nicht alle hohen Wiesen- / Gras­
     eingraben können, Laub, markhaltige   bereiche und wilde Ecken gleichzeitig
     Pflanzenstängel, liegendes und        mähen, Teile im Winter stehen
     stehendes Totholz, Baumrinde,         lassen.
     Ritzen in Gebäuden und Mauern
     (Trockenmauern), an Sträuchern        Keine Pestizide verwenden
     und im hohen Gras und an Stauden.     (vergleiche Gifte)

     Staudenbeete erst im späten
     Frühjahr „putzen“ und abschneiden,
     wenn die Tage wieder wärmer
     werden. Locker auf einen Haufen
     legen, damit Tiere, die dort über­
     wintert haben, entkommen können.

     Nicht alle Hecken und Bäume gleich-
     zeitig / im selben Jahr schneiden,
     damit Blütenansätze vorhanden
     bleiben und Überwinterungsstadien
     überleben.
36   Der Naturgarten – Wissen kompakt                                                    Der Naturgarten – Wissen kompakt   37

                                        Gelassenheit
                                        Wer einen natürlichen Garten hat,
                                        kann mit der Zeit immer mehr ver-
                                        schiedene Tiere und Pflanzen beob-
                                        achten. Der Reisighaufen ist viel-
                                        leicht nicht der schönste und des-
                                        halb im hintersten Eck des Gartens
                                        versteckt, aber dafür hat man nun
                                        vielleicht ein Zaunkönigspärchen       Den Maulwurfshügel in der Wiese
                                        oder freut sich über Rotkehlchen-      sieht man kaum, früher hat er auf
                                        nachwuchs. Verschiedene interes-       dem kurzen Rasen sehr gestört.
                                        sante Insekten ziehen ein, die man     Seine lockere Erde ist perfekt für
                                        noch nie zuvor gesehen hat, und        die Beete und man braucht keine
                                        man kann sich mit gutem Gewissen       Pflanzenerde mehr zu kaufen. Auch
                                        in den Garten setzen und Vögel und     das Laub auf dem Gras kann einfach
                                        Insekten beobachten, während der       liegenbleiben, so hat die Natur es
                                        Rasenmäher im Schuppen steht.          eigentlich vorgesehen.
                                        Es ist toll zu beobachten, wie die
                                        kleinen Meisen im Zwanzig-Sekun-       Viele Menschen haben schon von
                                        den-Takt ihre Brut füttern und dabei   ihren Eltern die Einstellung über-
                                        ganz nebenbei die lästigen Blatt-      nommen, ein gepflegter Garten ist
                                        läuse an den Zierrosen vernichten.     ein Muss. Aber ist dies noch zeitge-
                                                                               mäß bei dem starken Artenrück-
                                                                               gang, den wir erleben? Mit unseren
                                                                               Gärten können wir, wenn wir unsere
                                                                               Einstellung ändern, eine Vielzahl von
                                                                               Lebensinseln schaffen und dafür
                                                                               sorgen, dass viele Arten ein Zuhause
                                                                               und Nahrung finden und somit ihren
                                                                               Fort­bestand ermöglichen.
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Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums:
Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.
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