DER NATURGARTEN WISSEN KOMPAKT
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
4 Der Naturgarten – Wissen kompakt INHALT Einleitung 7 Wiese: Hohes Gras mit Wildkräutern und Blumen 9 Hecken, Büsche und Bäume 12 Einheimische Pflanzen 15 Lebensräume und Nahrungsquellen 16 Dünger 29 Gifte 30 Wassermangel 31 Bestäuber: Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, Fliegen, Wespen, Ameisen, Florfliegen 32 Gelassenheit 37
6 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 7 Wie gestalte ich meinen Garten naturfreundlicher? Immer mehr Menschen möchten etwas gegen den akuten Artenrückgang tun, besonders beim Rückgang der Insekten und Vögel. Sie haben angefangen, ihre Gärten, Vorgärten, Balkone und Grundstücke naturnaher zu gestalten. Wenn sie gerne mitmachen möchten, können sie hier viele wichtige Tipps und Wissensgrundlagen zur Umsetzung finden.
8 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 9 Wiese: Hohes Gras mit Wildkräutern und Blumen Viele Tiere brauchen höheres, auch Eine Wiese sollte man ein bis zwei- blühendes Gras, Wildkräuter und mal im Jahr und frühestens am 15. Blumen zum Überleben. Statt Juni mähen. Dadurch erhöht sich seinen Rasen regelmäßig kurz zu die Artenvielfalt. halten, hilft es ihnen sehr, eine Wiese wachsen zu lassen. Dabei sollte man eine Staffelmadt durchführen: Nie die ganze Wiese Wenn man nicht die gesamte Grün- auf einmal mähen, sondern immer fläche in eine Wiese verwandeln nur in Teilen, weil Insekten ansons- möchte, helfen den Tieren auch ein- ten plötzlich ohne Nahrung und zelne Bereiche des Gartens, die Schutz dastehen. Ist ein Teil nachge- wachsen dürfen: Zum Beispiel kann wachsen, kann man den nächsten man Wege in die Wiese mähen und Teil mähen. Bereiche zum Sitzen oder Spielen freihalten. Wilde Ecken, Ränder oder Am besten, man lässt einige Berei- Inseln im Rasen sind auch schon ein che im Winter stehen. Dann ist über wertvoller Lebensraum. das ganze Jahr Lebensraum für die Insekten und ihre Überwinterungs- Regelmäßig gemähte Bereiche kann stadien vorhanden. Sehr gut für die man grad so hochwachsen lassen, Biodiversität sind auch Bereiche, dass kleine Blumen blühen, wie z.B. die nur jedes zweite Jahr gemäht Klee und Gänseblümchen. Dann werden. müssen die Bestäuber nicht so weite Strecken ohne Nektarquellen fliegen.
10 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 11 Am geeignetsten zum Mähen sind Wohin mit dem Grasschnitt? Mähbalken oder Sense. Die meisten Der kann auf den Kompost oder auf anderen Mäher schädigen oder einen Haufen in einer ruhigen Ecke töten die Insekten leider. des Gartens. Er kann auch als Mulch (aber bitte nicht häckseln) unter Gemäht werden sollte eine Fläche Hecken oder in Beeten verwendet so, dass Insekten zu einer Seite werden und spart so Wasser zum flüchten können. Gießen, weil die Erde feucht bleibt. Nach dem Mähen ist es gut, wenn Um im Frühjahr schon Nahrung zu das Gras erstmal mindestens einen bieten, kann man im Herbst bis Tag locker liegen bleibt. Die Tiere Dezember Wildkrokusse, Schnee- können dann rausschlüpfen und glöckchen, Märzbecher, Wildtulpen, umziehen. Narzissen und weitere Frühblüher für die Insekten in die Wiese pflan- Den Grünschnitt sollte man nicht zen. Hierfür werden Blumenzwie- dauerhaft auf der Wiese liegen beln in der Wiese eingegraben. lassen, damit die Wiese immer nährstoffärmer wird. Nährstoffarme Wiesen haben eine höhere Arten- vielfalt an Blumen und Wildkräutern und sehen besonders schön aus.
12 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 13 Hecken, Büsche und Bäume Um möglichst viele Strukturen im Garten zu erzeugen, kann man Hecken, Büsche und Bäume pflanzen. Sie sollten mög- Müssen sie zurück- lichst üppig und geschnitten werden, natürlich wach- sollte man nicht sen dürfen, damit alle Hecken und sie für die ein- Bäume gleichzeitig heimischen zurückschneiden, Wildtiere den damit ein Teil im größten Nutzen nächsten Frühjahr entfalten (z.B. noch Blüten und Verstecke und Früchte trägt und Schutz vor Witte- Verstecke und Nist- rung). möglichkeiten bietet. Schlehe Weißdorn Die Blütenanla- Weidenblüten gen sollten nicht sind die allerersten entfernt werden, Futterquellen für so dass sich Bienen im Jahr und daraus Früchte deshalb sehr wert- entwickeln voll. Man sollte sie, können. Sowohl falls notwendig, Achtung: die Blüten als direkt nach der auch die Früchte Blüte zurückschnei- Hecken und Bäume sollten in der und Samen sind den, damit sich bis Brutzeit nicht radikal geschnitten wichtige Nah- zum nächsten Jahr werden, um Vögel beim Brüten rung. Blütenansätze nicht zu stören. Dies gilt vom bilden können. 1. März bis zum 30. September. Eberesche Roter Hartriegel Holunder
14 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 15 Einheimische Pflanzen Um eine Verdrängung von wichtigen einheimischen Pflanzen durch gebietsfremde Pflanzen zu vermeiden, sollte man keine invasiven Pflanzen kaufen. Diese findet man durch Internetsuche auf der „Schwarzen Liste der invasiven Arten“. Werden einheimische Pflanzen von invasiven Arten verdrängt, zum Beispiel durch die Verteilung der Samen durch Vogelkot, gehen indirekt auch viele Tierarten zurück oder sterben schlimmsten- falls sogar aus, da sie von den einheimischen Pflanzen abhängig sind. Bei Neupflanzungen immer einheimische Pflanzen wählen, davon profitieren die meisten Tierarten, weil sie sich in Jahrtausenden an diese angepasst haben.
16 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 17 Reisighaufen und Reisighecke Reisighaufen kann man ganz einfach aus Ästen aufschichten: Alle mögli- chen Zweige, mit oder ohne Blätter, einfach kreuz und quer sowie locker Steinpyramide Totholz, Baumstümpfe auf einen Haufen werfen und nicht festdrücken. In den Lücken entste- hen Verstecke und Lebensräume. Lebensräume und Zum Beispiel brüten hier Rotkehl- chen und Zaunkönig. Jungvögel, die grad das Fliegen lernen, verstecken Nahrungsquellen sich vor Fressfeinden und haben größere Überlebenschancen. Kaputte Tontöpfe am Boden des Reisighecke Haufens sorgen außerdem für Je mehr man von ihnen im Garten hat, desto besser. Sie erfüllen meist trockene Hohlräume für verschie- und Käfer), bietet Schutz vor Wetter mehrere Funktionen wie das Bereitstellen von Versteckmöglichkeit, dene Tiere. und oft auch Nahrung. Schutz vor dem Wetter und den Jahreszeiten aber auch Nahrung. Reisighecke errichten: Zwischen Eine ganz einfache Hilfe für viele zwei Reihen von in den Boden Arten wäre zum Beispiel ein biss- Steinhaufen, Steinpyramide außerdem eine natürliche und sehr gerammten Holzpflöcken werden chen Kaminholz, das unter eine und Trockenmauer schöne Dekoration im Garten. Äste locker abgelegt. Die Reisighe- Hecke auf die Erde gelegt wird. cke sollte am besten mindestens Da liegt es nicht im Weg. Lücken und Hohlräume zwischen Steinpyramiden oder –Haufen brau- einen Meter breit sein und kann den Steinen schaffen wertvollen chen weniger Platz als Naturstein- nach Belieben hoch und lang Holzstücke und dickere Äste kann Lebensraum, Brutplatz und Verste- mauern, sind als Lebensraum und werden. Aber auch kleinere Hecken man entweder als Haufen oder als cke für eine große Anzahl von Versteck aber ebenso geeignet. helfen den Tieren sehr. Stapel aufbauen. Tieren. Man kann Steinpyramiden mit Stirbt ein Baum ab, ist der Stamm at man die Wahl, sollte man sich H verschiedenen Materialien füllen: Totholz (stehend) besonders wertvoll. Den für eine Trockenmauer statt für eine Steine, Holz, Kies, Sand oder gebro- oberen Teil mit den Ästen einfach Betonmauer entscheiden: Die Tro- chene Fliesen oder Dachziegel. Totholz ermöglicht vielen Arten das oben absägen und z.B. mit Futter- ckenmauer wird ohne Bindemittel Auch hohl bieten sie Lebensraum. Leben erst, da sie von ihm abhängig haus, Vogeltränke oder Blumentopf wie Mörtel verbaut. Für die Region sind (z.B. Hirschkäfer, Glühwürm- dekorieren. Mit der Zeit werden Éislek ist Schiefer typisch. Aber Schon ein dicker Stein (oder mehrere) chen, Wildbienen und solitär viele Tiere einziehen, wie zum auch andere Natursteine sind unter einer Hecke oder als Deko in lebende Wespen). Es ist gleichzeitig Beispiel Käfer oder Wildbienen. genauso gut. Trockenmauern sind einem Beet schafft Lebensraum. Versteck, Brutplatz (z.B. für Bienen
18 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 19 Bodenkontakt von liegendem Totholz ist gut, da viele Tiere in der Schicht zwischen Erde und Holz, wo es feucht ist, leben. Laub und Laubhaufen Laub sollte man im Herbst einfach liegen lassen. Insekten brauchen es, um darin und in der Erde darunter zu überwintern. Die Regenwürmer freuen sich darüber. Das Laub kann auch in einem ruhi- gen Eck im Garten zu einem Haufen (für Igel und Insekten) zusammen- geharkt werden oder unter die Bäume und Hecken gelegt werden, da stört es nicht. Die Blätter sollten jedoch nicht die Baumstämme berühren, weil die Feuchtigkeit in den Blättern diese beschädigen Herbstlaub Insektenhotel mit geschlossenen Löchern kann. Herbstlaub kann außerdem auf Bienenhotel und Bienennisthilfen Beeten ausgebracht werden und im späten Frühjahr untergegraben Als Niströhren für Wildbienen dienen z.B. markhaltige oder hohle Stängel werden. Dies spart künstlichen von Brombeere oder Staudenknöterich, Doldengewächsen und Holunder. Dünger. Das Mark entfernen die Wildbienen selber. Die Pflanzen kann man entwe- der auf der Wiese stehen lassen oder ins Bienenhotel legen. Auch als Harken ist die beste Methode um Überwinterungsplatz für Insekten bieten sie Schutz und werden gerne Laub insektenfreundlich wegzuräu- genutzt. Typisch für Bienenhotels sind auch angebohrte Äste und Holzstücke men. Rasenmäher und Laubbläser sowie Bambus. (Laubsauger) zerstören die Insekten Laub, sollte von mageren Blumen- im Winterquartier und vernichten wiesen geharkt werden, da ökolo- Verwendet man Holzstämme oder –stücke im Bienenhotel, ist es am so proteinreiches Insektenfutter für gisch wertvolle Wildblumen es besten, man bohrt mit unterschiedlichen Bohrdurchmessern möglichst tief die Vögel im Winter, die man oft meistens nährstoffarm lieben und und seitlich in das Holz (aus der Richtung, wo die Rinde war/ist). Bitte Laub- beim Absuchen der Laubschicht der Boden nicht mit Nährstoffen holz verwenden, da Nadelholz zu splitterig ist und die zarten Flügel der beobachten kann. angereichert werden sollte. Insekten beschädigen kann.
20 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 21 Sandarium Käferkeller Ca. 75 % der Wildbienen nisten im In ein Erdloch werden erst größere Boden, dazu eine Vielzahl an wilden Äste, kleinere Äste sowie Zweige nützlichen und nicht aggressiven gelegt und anschließend mit Blättern Wespen. abgedeckt. Bietet Käfern, anderen Insekten und Amphibien Sandarium anlegen: Eine nackte ein Zuhause. Sandfläche (regengeschützt oder überdacht ist von Vorteil aber nicht Damit das Laub nicht weggeblasen notwendig). Mindestens 30 cm tief wird, kann man nochmals größere und aus nicht zu feinem Sand, damit Äste obendrauf legen. die von den Insekten gegrabenen Tunnel nicht einstürzen. Bleibt der Man kann auch eine Steinpyramide Sand im trockenen Zustand stehen, oder einen Holzhaufen draufbauen, wenn er gekippt wird, ist er genau das spart Platz und man hat gleich richtig. zwei verschiedene Lebensräume an einer Stelle im Garten geschaffen. Bausand eignet sich meistens gut für ein Sandarium. Igelunterschlupf Igel brauchen geeignete Winterquar- tiere wie Laubhaufen, Reisighaufen oder Totholzhaufen (gerne auch alle drei gemischt). Der Überwinte- rungsplatz sollte regengeschützt und ruhig sein. Gesammeltes Laub wird von den Igeln selber in ihr Winterquartier gebracht, um es auszupolstern und zu isolieren, deshalb sollte Laub in der Nähe des Winterschlafplatzes vorhanden sein. Einen geschützten (Winter)schlaf- platz kann man aus Steinen unter Einfaches Sandarium aus Bausandresten einem Reisighaufen anlegen.
22 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 23 Man kann zum Beispiel eine Beton- bodenfliese als Dach nehmen. Der Eingang vom Igelquartier sollte 10 x 10 cm groß sein. Der „Schlaf- raum“ ca. 30 x 30 x 30 cm. Igelhäuser kann man auch aus Holz bauen (Bauanleitungen findet man im Internet). Auch im Sommer mögen Igel diese Plätze zum Schlafen. Sie ruhen sich aber auch gerne unter dichten Hecken und in Mulden aus. Ein Garten mit vielen Strukturen und Verstecken ist genau das, was Igel brauchen, auch weil sie dort viele Insekten zum Fressen finden. Viele Gärtner wissen gar nicht, dass sie (zeitweise) einen Igel im Garten haben. Selbst wenn ein Igelunterschlupf nicht von einem Igel genutzt wird, so bietet er Unterschlupf für andere. Nistkästen Es ist gut für die Vögel (und Kleinsäu- ger) Nistkästen aller Art im Garten zu verteilen. Für verschiedene Vogelarten gibt es verschiedene Kasten- und Einschlupf- lochgrößen. Nistkästen sollten mindestens zwei Meter hoch aufgehängt werden; und so, dass keine Fressfeinde an die Öffnung kommen können (z.B. nicht direkt über einem Ast). Das Vogelhaus kann man mit Draht fixieren, so dass Fressfeinde es nicht
24 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 25 umwerfen können und der Wind es obwohl sie bei Wetterextremen nicht zu sehr wackeln lässt (nicht an nicht geeignet sind und die Vogel- den Baum nageln). brut erfrieren, nass werden oder durch Hitze sterben kann. Nicht in die direkte Sonne hängen, sonst wird es im Sommer zu warm. Fledermauskasten Die Öffnung nicht in die Da unsere Ortschaften immer vorherrschende weniger Verstecke für Fledermäuse Regenrichtung bieten, kann man Fledermauskästen hängen. Gut ist (z.B. selbstgebaut) aufhängen. bei uns die Öffnung in Richtung Nordost, Ost und Südost. Ohrenkneifertopf Die Kästen sollten, wenn möglich, keine Landestange besitzen, da dies Einen Tontopf, der mit Heu/Stroh Raubtiere unterstützt. Ein Nistkas- gefüllt ist, so aufstellen oder aufhän- ten mit Stange ist jedoch besser als gen, dass das Heu Kontakt zu keiner. einem Baumstamm oder dem Boden hat. Ohrenkneifer laufen Im September werden die Kästen, meist anstatt zu fliegen, obwohl sie in denen Vögel gebrütet haben, ganz dieses können. Auch andere Tiere leer gemacht (wegen möglicher finden hier Schutz bei schlechtem Vogelparasiten) und wieder hinge- Wetter. hängt. Vorsicht vor Wespen und Hornissen! Teich / Wasserstelle Die Kästen bleiben das ganze Jahr draußen hängen, denn sie werden Ein Teich bietet Tieren eine Trink- und im Winter gern als Schutzquartier Bademöglichkeit. Dies wird immer von Vögeln und verschiedenen wichtiger, je öfter es trockene anderen Tieren genutzt, ähnlich wie Sommer gibt. Astlöcher. Ein Teich sollte flach auslaufen, so Dekokästen aus minderwertigem dass Tiere zum Trinken kommen Holz sollte man unbedingt vermei- können ohne hineinzufallen. den, da die Vögel sie annehmen,
26 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 27 Haben sie bereits einen Teich/ein Hecken und Bäume Becken mit steilen Wänden, können sie mit einem Brett (möglichst rau Möglichst viele Hecken und Bäume oder mit Rillen) dafür sorgen, dass pflanzen (siehe Hecken, Büsche Tiere nicht ertrinken, indem sie es und Bäume) als Ausstiegsrampe anbringen. Steine, die am Rand aus dem Blumenwiese und Wasser ragen, helfen Fluginsekten Magerbeete beim Trinken. Möglichst viele einheimische Wenn sie Wasserinsekten unterstüt- Blumen und Wildkräuter im Garten zen wollen, sollten sie auf Fische wachsen lassen, dies ist auch in verzichten, dafür bekommen sie Kübeln möglich. wahrscheinlich Libellen. Man muss hierfür kein Botanik Pflanzen im Teich geben den Tieren experte sein, die Pflanzen kommen darin Schatten, verbessern die Was- mit der Zeit auch von allein. serqualität und bieten Verstecke und Das einzige, was man tun muss: Nahrung. Sie stehen lassen. Damit unter der Eisschicht im Winter genug Sauerstoff bleibt, ist Wilde Ecken eine Tiefe von 1,20 bis 1,50 m vor- teilhaft. Falls das nicht geht, ist ein Wilde Ecken, die ungestört bleiben. niedriger Teich trotzdem besser als Hier können Tiere an den Pflanzen kein Teich. und im Boden überwintern. Sogar eine flache Schüssel am Jede einheimische Pflanze, und Boden bietet Vögeln, Insekten und ist sie noch so unscheinbar, bietet Igeln oft lebenswichtiges Wasser Nahrung für Spezialisten, die ohne zum Trinken. Ein täglicher Wasser- diese Pflanze aussterben würden. wechsel aus Hygienegründen ist Auch sogenanntes Unkraut ist also sehr wichtig. wertvoll.
28 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 29 Dünger Düngen sollte man mit Hornspänen, Brennesseljauche, Pferdemist, Laub oder eigenem Kompost. Man sollte keinen gekauften/ künstlichen Dünger wie z.B. Blaukorn verwenden. Die Unterstützung von Humus bildnern (Asseln, Regenwürmer, …) macht ihren Boden zusätzlich fruchtbar. Hierfür Steine rumliegen lassen, Blätter und Grasschnitt als Mulch auf Beeten liegen lassen.
30 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 31 Gifte Wassermangel Auf Gifte (Insektizide, Roundup/Unkrautvernichter, Rattengift) im Garten sollte man komplett verzichten. Ausserdem gelangen die Mittel oder deren Rückstände mit dem Regen ins Grundwasser oder unsere Gewässer. Schädlinge kann man stattdessen mit ihren natürlichen Feinden bekämpfen. Um in unseren Sommern Wasser zu Hierzu sollte man möglichst viele Strukturen im Garten schaffen: Heimische sparen, empfiehlt es sich, Wasser- Bäume und Büsche (Hecken), hohes Gras, Blumenwiesen, Wildkräuter speicher anzulegen, wie zum sowie Verstecke und Quartiere (siehe Lebensräume und Nahrungsquellen), Beispiel Regentonnen. damit diese einziehen. Zum Beispiel: Meisen füttern ihre Brut etwa im 20-Sekunden-Takt mit Fluginsekten und Raupen. Florfliegenlarven fressen Blumenwiesen, einheimische hunderte von Blattläusen. Hecken und Bäume brauchen (außer in der Anwachszeit) nicht gegossen Rattengift tötet indirekt oft Hauskat- zu werden. Man kann entspannt in zen, Hunde, Eulen, Greifvögel und den Urlaub fahren und den Garten andere natürliche Feinde der Ratten, sich selbst überlassen. die die vergifteten Nager fressen. Weniger natürliche Feinde begünsti- gen wiederum Mäuse- oder Ratten plagen, weil diese sich sehr schnell vermehren. Deshalb sollte man als beste Vor- beugung Nahrungsquellen für Nager unzugänglich machen. Zum Beispiel sollte man keine Lebensmittelreste auf den Kompost werfen und Tier- futter in Kisten verstauen. Die Florfliege und ihre Larven vernichten Blattläuse Hier finden Sie Verkaufsorte, wo Sie pestizidfreie Blumen, Kräuter, Gemüsejungpflanzen und Stauden bekommen können und außerdem viele interessante weitere Informationen: http://www.ounipestiziden.lu
32 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 33 Viele blühenden Pflanzen, die nicht heimisch sind, haben zwar Nektar für die Insekten, aber als Larven nahrung sind sie nicht geeignet (z.B. Kalifornischer Mohn in Samen mischungen oder der Schmetter- lingsflieder). Für Brutplätze sorgen: Bienen: Nackte Erde, Sand, Löß, Lehm, Sandarium, Totholz, Bienen- hotel, hohle oder markhaltige Stän- gel stehen lassen (z.B. Königskerze, Brombeere, Doldengewächse wie Wiesenkerbel), leere Schneckenhäu- ser von Weinberg- und Schnirkel- schnecken verstreut liegen lassen, tote Baumstämme stehen lassen. Schmetterlinge: Raupenfutterpflan- zen (zum Beispiel Brennnesseln, Bestäuber: Möglichst durchgehend für möglichst einheimische Blüten vom Frühjahr (Weide, Kornelkirsche, Doldengewächse wie (Wilde) Möhren, Dill, Fenchel und andere einheimische Wildkräuter Schmetterlinge, Krokusse) bis in den Herbst (Efeu) sorgen. „Unkraut“ ist für viele Bestäuber überlebenswichtig. („Unkraut“) und Blumen), hohes blühendes Gras, worauf die Eier abgelegt werden, Hecken und Wildbienen, Käfer, Jede Blüte ist wertvoll. Viele typische Gartencenterpflanzen Bäume. Käfer: Totholz, Steinhaufen. Wespen, Ameisen, haben weder Nektar noch Pollen und sind für unsere Bestäuber wert- los. Sie fliegen die Blüten an, was Florfliegen, Fliegen sie Energie kostet, aber finden dann keine Nahrung. Beispiele: Forsy- thien, Geranien, Fuchsien, viele Für Plätze zum Überwintern sorgen: Die Bestäuber überwintern als Ei, Hortensien, gefüllte Blüten (viele Larve, Puppe oder erwachsenes In Kürze hier noch einmal die wichtigsten Tipps für die Unterstützung gezüchtete Blütenblätter verhindern Tier an verschiedenen geschützten unserer wertvollen Bestäuber, die auch vielen anderen Arten zu die Nahrungsaufnahme). Stellen: Ungestörte Bereiche im Gute kommen:
34 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 35 Garten, wo sie sich in die Erde Nicht alle hohen Wiesen- / Gras eingraben können, Laub, markhaltige bereiche und wilde Ecken gleichzeitig Pflanzenstängel, liegendes und mähen, Teile im Winter stehen stehendes Totholz, Baumrinde, lassen. Ritzen in Gebäuden und Mauern (Trockenmauern), an Sträuchern Keine Pestizide verwenden und im hohen Gras und an Stauden. (vergleiche Gifte) Staudenbeete erst im späten Frühjahr „putzen“ und abschneiden, wenn die Tage wieder wärmer werden. Locker auf einen Haufen legen, damit Tiere, die dort über wintert haben, entkommen können. Nicht alle Hecken und Bäume gleich- zeitig / im selben Jahr schneiden, damit Blütenansätze vorhanden bleiben und Überwinterungsstadien überleben.
36 Der Naturgarten – Wissen kompakt Der Naturgarten – Wissen kompakt 37 Gelassenheit Wer einen natürlichen Garten hat, kann mit der Zeit immer mehr ver- schiedene Tiere und Pflanzen beob- achten. Der Reisighaufen ist viel- leicht nicht der schönste und des- halb im hintersten Eck des Gartens versteckt, aber dafür hat man nun vielleicht ein Zaunkönigspärchen Den Maulwurfshügel in der Wiese oder freut sich über Rotkehlchen- sieht man kaum, früher hat er auf nachwuchs. Verschiedene interes- dem kurzen Rasen sehr gestört. sante Insekten ziehen ein, die man Seine lockere Erde ist perfekt für noch nie zuvor gesehen hat, und die Beete und man braucht keine man kann sich mit gutem Gewissen Pflanzenerde mehr zu kaufen. Auch in den Garten setzen und Vögel und das Laub auf dem Gras kann einfach Insekten beobachten, während der liegenbleiben, so hat die Natur es Rasenmäher im Schuppen steht. eigentlich vorgesehen. Es ist toll zu beobachten, wie die kleinen Meisen im Zwanzig-Sekun- Viele Menschen haben schon von den-Takt ihre Brut füttern und dabei ihren Eltern die Einstellung über- ganz nebenbei die lästigen Blatt- nommen, ein gepflegter Garten ist läuse an den Zierrosen vernichten. ein Muss. Aber ist dies noch zeitge- mäß bei dem starken Artenrück- gang, den wir erleben? Mit unseren Gärten können wir, wenn wir unsere Einstellung ändern, eine Vielzahl von Lebensinseln schaffen und dafür sorgen, dass viele Arten ein Zuhause und Nahrung finden und somit ihren Fortbestand ermöglichen.
www.naturemwelt.lu
+ 352 26 90 81 27-1 naturgarten@naturemwelt.lu www.naturemwelt.lu Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.
Sie können auch lesen