Für eine erfolgreiche Brut - g'plus Magazin für die grüne ...
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UMWELT Für eine erfolgreiche Brut Obwohl der Frühling noch nicht so lange dauert, sitzen einige Vögel bereits auf den Eiern oder haben sogar schon Junge. Damit die Aufzucht der Jungen gelingt, sind sichere und ungestörte Orte zum Brüten und Insekten als Nestlingsnahrung in der Umgebung Gärtenel sehr wichtig. Text: Livio Rey für Vög Während viele Vögel gerade erst aus ihrem re bei Höhlenbrütern – auch vor, dass noch oder das Brutgeschäft der Vögel stört. Trotz Winterquartier in die Schweiz zurückkeh- einmal am gleichen Standort gebrütet wird. dieser rechtlichen Vorgaben rufen Behörden ren, haben andere bereits mit ihrer Brut auch während der Brutzeit der Vögel dazu begonnen. Die Amsel beginnt beispielsweise Brutzeit: kein Schnitt der Sträucher auf, Hecken und Sträucher auf Privatgrund schon Mitte März mit dem Bau ihres Nests, Viele Vögel können also bereits früh mit ih- zurückzuschneiden. Grund dafür sind diver- im letzten Märzdrittel sind die Eier bereits rer Brut beginnen und zudem mehrmals pro se Vorschriften, vor allem an Verkehrswegen gelegt. Deutlich später folgt die Mönchs- Saison Junge aufziehen, was bis weit in den und an der Grenze zu Nachbarparzellen. grasmücke, die ihre Eier meist ab Mitte April Sommer dauern kann. Wichtig ist insbeson- Diesem Konflikt kann nur mit einer gu- legt, der Stieglitz folgt sogar erst Ende April dere, dass man die Vögel beim Nestbau, beim ten Planung und einer vorausschauenden oder Anfang Mai. Bei vielen Vögeln, die im Brüten und beim Füttern der Jungen nicht Pflege begegnet werden. Schneidet man die Garten brüten, dauert die Bebrütung der Ei- durch Eingriffe stört. Besonders bei den Frei- Gehölze im Winter, stört man Pflanzen und er rund zwei Wochen. Nach dem Schlüpfen brütern, die in Sträuchern ein eigenes Nest Tiere am wenigsten. Dazu kommt, dass dann bleiben die Jungen nochmals ungefähr so bauen und nicht in Höhlen oder Nistkästen das Astgerüst gut sichtbar ist, sodass für lange im Nest, bevor sie es, bei manchen Ar- brüten (siehe auch g’plus 5/2021), ist es den Schnitt die natürliche Wuchsform der ten sogar erst halb flügge, verlassen. Wenn wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Pflanzen am besten berücksichtigt werden dann die Jungen wenige Wochen später in Denn ein Rückschnitt der Sträucher kann. Um Strassen und Wege freizuhalten, die Selbstständigkeit entlassen werden, ist während der Fortpflanzungszeit kann im ist grosszügiges Ausschneiden angezeigt. Ide- die Brutzeit trotzdem noch nicht bereits im schlimmsten Fall zur Aufgabe von Bruten alerweise wird bereits bei der Pflanzung ein Mai oder Juni beendet. Viele Vögel, darunter führen. Das Brutgeschäft der Vögel ist im ausreichend breiter Streifen zwischen Hecke auch die drei oben erwähnten Arten, brüten Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz und Weg eingerechnet. Damit erübrigt sich nach einer ersten Brut ein zweites, manch- wildlebender Säugetiere und Vögel (Arti- auch bei starkem Wuchs im Frühling, dass mal sogar ein drittes Mal. Dazu wird oft ein kel 17) geschützt. Bestraft wird, wer Eier zur Brutzeit ein Rückschnitt zwingend nötig neues Nest gebaut. Es kommt – insbesonde- oder Jungvögel geschützter Arten ausnimmt wird. → Selbst typische Körnerfresser wie der Haussperling (hier ein Weibchen) Beim Zurückschneiden von Gehölzen im Sommerhalbjahr können Nester verfüttern ihren Jungen proteinreiche Nahrung und sind deshalb im brütender Vögel zerstört werden. Jungvögel wie dieser Buchfink müssen dann oft Sommer auf insektenreiche Gärten angewiesen. Foto: Markus Varesvuo von Pflegestationen aufgezogen werden. Foto: Schweizerische Vogelwarte 9/2021 33
Was Vögel brauchen gel auch genügend Nahrung für sich und Gibt es in der Umgebung des Nests keine Nur wenn sich ein Vogel an einem Ort si- ihre Nachkommen. Dabei sind Insekten oder nur wenige Insekten, müssen die Eltern cher genug fühlt, wird er dort auch eine essenziell, vom Insektenei über die Rau- grössere Strecken zurücklegen, um genügend Brut in Betracht ziehen. Da das Nest eines pe bis zum ausgewachsenen Tier: Etwa Nahrung zu finden. Das kann dazu führen, Freibrüters stärker exponiert ist als das eines 40 Prozent der Schweizer Brutvogelarten dass die Altvögel mehr Energie aufwenden Höhlenbrüters, kommt dornentragenden ernähren sich fast ausschliesslich von müssen, als sie für die Jungenaufzucht so- Sträuchern wie Weissdorn (Crataegus sp.), Insekten, weitere 25 Prozent haben eine wieso schon benötigen, und dass die Jung- Schwarzdorn (Prunus spinosa) und weite- gemischte Diät, ziehen ihre Jungen aber vögel weniger häufig gefüttert werden. Weil ren Arten eine sehr wichtige Rolle zu. Sie vorwiegend mit Insekten auf. Selbst ein die Nahrungssuche mehr Zeit braucht, ver- bieten dem Nest, aber auch den ausgeflo- typischer «Körnerfresser» wie der Haus- bringen die Eltern zudem weniger Zeit auf genen Jungvögeln Deckung und Schutz. sperling füttert seine Jungen vor allem mit dem Nest, wo sie die Jungen wärmen. Dies Fressfeinde sind weniger gewillt, dieses Ab- Insekten. Insekten und weitere Wirbellose kann weitreichende Konsequenzen haben: wehrbollwerk zu überwinden, und suchen wie Regenwürmer sind eine sehr protein- Gestresstere Vögel sind schwächer und an- sich anderswo leichtere Beute. reiche Nahrungsquelle und sind deshalb fälliger für Krankheiten, ebenso wie schlecht Neben einem sicheren Ort, wo sie ihre für ein gesundes Wachstum der Jungvögel genährte Jungvögel. Langfristig kann ein Jungen aufziehen können, benötigen Vö- entscheidend. Mangel an Insektennahrung zu lokalen Be- standsrückgängen führen, was zum Beispiel beim Haussperling vermutet wird. Der Stieglitz ist ein sogenannter Freibrüter. Das bedeutet, dass er sein Nest selber in Bäumen oder Sträuchern baut und nicht in Baumhöhlen oder Nistkästen brütet. Der Gehölzschnitt im Sag’s mit Blumen Sommerhalbjahr bedroht seine erfolgreiche Jungenaufzucht. Foto: Marcel Burkhardt Wer die Serie «Gärten für Vögel» bis jetzt aufmerksam gelesen hat, weiss, was nun kommt: Nur wer einheimische Sträucher und Wildstauden im Garten pflanzt, bie- tet den Vögeln einen mit Insekten reich gedeckten Tisch während der Jungenauf- zucht. Aber auch die Grünfläche eröffnet Möglichkeiten, Insekten und damit auch die Vögel zu fördern. Dabei bedeutet gras- grün eben gerade nicht gut: Artenarme und kurzgeschnittene Rasenflächen sind für In- sekten wertlos, da sie dort weder Nektar fin- den noch ihre Eier an Grashalmen ablegen können. Vielmehr werden diese bei jedem Schnitt wieder entfernt. Eine nur zweimal im Jahr gemähte Blu- menwiese ist in der Pflege weniger aufwen- dig als ein regelmässig gemähter Rasen und zudem erst noch abwechslungsreicher und interessanter. Die vielen Farben und Düfte der Blumen und das Summen der nektar- suchenden Insekten sind für alle Sinne ein Genuss und ein Quell des Lebens! Die Blu- menwiese wird für die darin lebenden Klein- tiere am schonendsten mit der Sense oder bei grösseren Flächen mit einem Balkenmäher gemäht. So kann man auch selektiv mähen und was noch nicht verblüht ist, bleibt ste- hen. Am besten ist es, wenn man die Wiesen- fläche abschnittsweise mäht, beispielsweise je ein Drittel über sechs bis neun Wochen verteilt. Bleibt auf einem Teil des Gartens eine Rasenfläche bestehen, zum Beispiel als Spielfläche für die Kinder, sollte auf keinen Fall ein Rasenmäher-Roboter eingesetzt wer- den. Dieser ist für kleine Tiere bis hin zu Amphibien, Eidechsen und Igel gefährlich, weil er ihnen Gliedmassen abtrennen kann. Garten ohne Gift – dank Insekten So erstaunlich es auch klingen mag: Je mehr Insekten es im eigenen Garten hat, 34 9/2021
Werden im Garten Pestizide eingesetzt, gibt es nicht nur weniger unerwünschte Die Blumenwiese besticht durch eine bunte Blütenpracht. Hier findet Insekten, sondern auch zahlreiche weitere Kleintiere wie Regenwürmer. Das eine Vielzahl von Insekten nicht nur Nahrung in den Blüten, sondern kann dazu führen, dass die Amsel nicht mehr genug Nahrung für sich und ihre kann sich auch bodennah von der Larve bis zum ausgewachsenen Jungen findet und fernbleibt. Foto: Marcel Burkhardt Insekt entwickeln. Foto: Schweizerische Vogelwarte desto weniger ist der Einsatz von Giften Serie «Gärten für Vögel» die Natur, das eigene Portemonnaie – und nötig. Einerseits sind sich die einheimi- (ur) Die Grüne Branche kann viel un- möglicherweise auch die Gesundheit. schen Pflanzen gewohnt, mit Fressfein- ternehmen, damit sich Vögel in unseren Je mehr naturnahe Elemente ein Garten den auszukommen, und haben Strategien Gärten wohlfühlen. Vor allem benötigen enthält, je mehr einheimische Pflanzenar- gegen sie entwickelt. Wenn im Garten sie Nahrung sowie geschützte Nist- und ten verwendet werden und je mehr auf Gift zudem eine grosse pflanzliche Artenviel- Schlafplätze. Eine Serie von Artikeln in verzichtet wird, desto besser können diese falt vorkommt, kann sich kein Fressfeind loser Reihenfolge setzt sich mit verschie- hilfreichen Arten gefördert werden. Damit zu stark entwickeln. Andererseits siedeln denen Aspekten rund um den vogelfreund- bleibt auch mehr Nahrung für die Garten- sich im naturnahen Garten «Verbündete» lichen Garten auseinander. Gärtner und vögel übrig. Sind gleichzeitig einheimische Gartenbauer finden darin nützliche Tipps wie Raubmilben, Florfliegen, Ohrwürmer Dornensträucher vorhanden und wird beim zur Gestaltung und Bepflanzung von und die Räuberische Gallmücke an, die Gehölzschnitt Rücksicht auf brütende Vögel Grünanlagen. Diese können sie auch in es auf tierische Eindringlinge wie Blatt- genommen, so steht der erfolgreichen Vo- die Beratung von Hausbesitzern und Ver- läuse und Buchsbaumzünsler abgesehen gelbrut im eigenen Garten nichts im Weg. antwortlichen für öffentliche Grünräume haben. In grösseren naturnahen Gärten einbringen. gesellen sich Igel, Blindschleichen, Kröten Der Artikel in der nächsten Ausgabe von und Vögel wie Kohl- und Blaumeise oder g’plus thematisiert, welche einheimischen Zilpzalp dazu. Pflanzen im Garten die Biodiversität för- Ein hoher Gifteinsatz tötet nicht nur die dern. Die Beiträge zur Artikelserie sind im unerwünschten Arten ab, sondern auch die Web gesammelt unter: letzten hilfreichen, die noch vorkommen. www.gplus.ch → Dossiers → Gärten für * Livio Rey ist Biologe und arbeitet bei der Das zieht weitere Gifteinsätze nach sich und Vögel Schweizerischen Vogelwarte als Mediensprecher. führt so zu einem Teufelskreis. Verlierer sind Im Signet: Ein Stieglitz / Foto: Stefan Rieben Anzeige Neuheit: MERCI® SUMMER BREEZE SNOW Die weissblühende Schwester von SUMMER BREEZE ROSE trägt grosse, strahlend weisse, rosenförmige Doppelblüten über kräfig grünem, glänzendem Häberli Fruchtpflanzen AG Laub. Eine schöne Ergänzung Stocken der MERCI® Serie immertragender 9315 Neukirch-Egnach Erdbeersorten mit besonders Telefon 071 555 37 00 attraktiven Blüten. www.haeberli-beeren.ch 9/2021 35
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