Der Sterngucker - Frühjahrsausgabe 2019 - Vereinszeitung der Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg e.V.

 
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Der Sterngucker – Frühjahrsausgabe 2019
                 Vereinszeitung der Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg e.V.

 5. April   Neumond (Walfisch)                    18. Mai    Vollmond (Waage)
 8. April   Mond bei Mars und Siebengestirn       19. Mai    Krater Grimaldi randnah
 9. April   Mond bei Aldebaran und Mars           20. Mai    Mond bei Antares
11. April   Größte westliche Merkurelongation     21. Mai    Mond bei Jupiter
12. April   Mond im ersten Viertel                23. Mai    Mond bei Saturn
15. April   Mond bei Regulus                      26. Mai    Mond im letzten Viertel
17. April   Mond in Erdnähe (Jungfrau)            30. Mai    Mondnordpol zugewandt
18. April   Mond bei Spika                         3. Juni   Neumond (Stier)
19. April   Ostervollmond (Jungfrau)               5. Juni   Zwei Mondschatten auf Jupiter
23. April   Mond bei Jupiter                       6. Juni   Mond bei Kastor und Pollux
25. April   Mond bei Saturn                        8. Juni   Mond in Erdnähe bei Regulus
27. April   Mond im letzten Viertel (Steinbock)   10. Juni   Jupiter-Opposition
  5. Mai    Neumond (Widder)                      15. Juni   Mond bei Antares
  6. Mai    Aquariden-Sternschnuppen              16. Juni   Kürzeste Vollmondnacht
  7. Mai    Mond bei Mars                         18. Juni   Tiefste Mondstellung (Schütze)
  9. Mai    Höchste Mondstellung nahe Kastor      19. Juni   Mond bei Saturn
 12. Mai    Mond im ersten Viertel                21. Juni   Sommeranfang, längster Tag
 13. Mai    Mond in Erdradien (Löwe)              23. Juni   Mond in Erdferne
 14. Mai    Goldener Henkel am Mond               24. Juni   Größte östliche Merkurelongation
 16. Mai    Mond bei Spika                        28. Juni   Sternschnuppen Juni-Bootiden
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Vereinsausflug
Am 23. Februar fand ein Vereinsausflug in das Deutsche Museum statt. Treffpunkt für die Teilnehmer war der Innenhof der
Museumsinsel. Einige Mitglieder der Münchner Beobachtergruppe führten uns durch einen Teil des Museums. Mit einer Führung
ging es durch die Abteilungen, die für Hobbyastronomen interessant sind (Fernrohre, astronomische Messgeräte, Astronomie-
Abteilung).
Im Teleskop in der Ostkuppel war der Mars am blauen Himmel zu sehen.
Auf einer Gebäudeterrasse waren auch unterschiedliche Arten von Sonnenuhren ausgestellt. Eine ganz besondere Sonnenuhr war
in der Uhrenabteilung zu sehen. Ein Brennglas ist so angebracht, dass um 12 Uhr mittags die Sonne so durch das Brennglas
strahlt, dass eine dahinter befindliche Lunte erhitzt und gezündet wird und eine kleine Kanone schießt.
In der Uhrenabteilung waren auch Kirchturmuhrwerke und astronomische Uhren, sowie antike Wanduhren zu sehen. Vor der
Astronomie-Abteilung befand sich ein früherer Planetariumsprojektor.
In der Astronomie-Abteilung waren u. a. Planetenmodelle, astronomische Mess- und Beobachtungsinstrumente und Meteoriten zu
sehen.
Für unsere Teilnehmer gab es eine exklusive Planetariumsvorstellung. Außerdem wurden die technischen Funktionen der Anlage
demonstriert. Zum Schluss wurde uns das Fernrohr in der Westkuppel gezeigt. Es war jedoch nicht einsetzbar. Zuvor gab es einen
Lichtbildervortrag über die Geschichte des Fernrohres. Gemeinsam mit unseren Gastgebern ließen wir anschließend den
gelungenen Tag in einem nahe gelegenen italienischen Restaurant ausklingen.

                                              Jahreshauptversammlung
Am 11. März fand in Höhenrain im Alten Wirt die Jahreshauptversammlung unseres Vereins statt. Etwa 20 Personen waren
anwesend. Zuerst kam der Tätigkeitsbericht. Unser Leiter, Stefan Schmid berichtete über das vergangene Jahr und Peter
Unterstaller erläuterte die Finanzlage. Dieses Mal fanden auch wieder Vorstandswahlen statt. Per Handzeichen wurde der
bisherige Vorstand bestätigt. Es sind Stefan Schmid (Leiter), Alexander Quelle (2. Vorstand), Julius Gräff (3. Vorstand), Benno
Ruhdorfer, Leopold Schulz, Peter Unterstaller (Schatzmeister) und Sabine Oechsel (Schriftführerin).
Am Schluss gab es einen Film über Südtirol.

                                                  Tag der Astronomie
Am 30. März war Tag der Astronomie. Deutschlandweit öffneten viele Sternwarten unter dem Motto „Möge die Nacht mit uns
sein“ (angelehnt an den Film Krieg der Sterne). Geöffnet war von Mittag bis Mitternacht. Bei schönem Wetter konnte tagsüber die
Sonne beobachtet werden. Es zeigten sich jedoch keine Flecken auf der Sonne.
Nachts war der Himmel klar. Der abnehmende Mond kam erst gegen Morgen, so dass während der Öffnungszeit kein Mondlicht
störte. Man konnte viele Deep-Sky-Objekte im Fernrohr sehen.
Etwa hundert Besucher kamen zur Sternwarte. Das frühlingshafte Wetter hielt möglicherweise nachmittags auch Leute ab, die
lieber einen Ausflug machten. Daher steigerte sich die Besucherzahl etwas zögernd. Am Abend kamen dann mehr Besucher. Auf
der Volkssternwarte München war das ähnlich.

                                                  Stammtischtermine
                  Treffen im Alten Wirt sind am 18. April, 16. Mai, 13. Juni und 18. Juli, jeweils um 19:30 Uhr.

                                                     Oster-Paradoxie
                              Ostern (Regel: Ostern ist am Sonntag nach dem 1. Frühlingsvollmond)
                                    Thema Osterdatum: Fortsetzung vom letzten Sterngucker

Ostern ist in diesem Jahr relativ spät, am 21. April. Der Ostervollmond ist am 19. April. Genaugenommen müsste der diesjährige
Ostervollmond der Vollmond davor, also der am 21. März sein, da auch dieser Vollmond schon um wenige Stunden im Frühling
ist und daher der eigentliche erste Frühlingsvollmond ist. Ostern müsste am Sonntag darauf, am 24. März sein. Das heißt, Ostern
wird dieses Jahr viel zu spät (erst am 21 April) gefeiert, denn Ostern wird dieses Jahr erst am Sonntag nach dem 2. Vollmond
gefeiert.
Die Bahn des Mondes um die Erde ist jedoch sehr komplex. Sie ist elliptisch, aber auch diese Ellipse ist stark gestört durch viele
Faktoren. So hat der schwankende Abstand zur Sonne einen Einfluss, aber auch die Anziehungskraft anderer Planeten (vor allem
Jupiter und Saturn). Zur Berechnung der vielfach gestörten Mondbahn ist ein hoher Rechenaufwand nötig, denn wir haben es mit
dem sogenannten Mehrkörperproblem zu tun. Im Gegensatz zum Zweikörperproblem kann man hier nur genähert rechnen. Je
mehr Korrekturterme, desto höher ist die Genauigkeit der Berechnung.
Eine genaue Berechnung des Vollmonds auf wenige Sekunden genau benötigt wegen der sehr komplexen, gestörten Mondbahn
über 6000 Korrekturterme. Auch eine genaue Berechnung des Frühlingszeitpunkts (die ekliptikale Länge der Sonne ist zum
Frühlingsbeginn bei 0°) ist sehr aufwendig, da wir es auch hier mit dem Mehrkörperproblem zu tun haben. Da sich die Sonne nur
sehr langsam entlang der Ekliptik bewegt, wirkt sich ein kleinster Rechenfehler stark auf den berechneten Zeitpunkt des
Frühlingszeitpunkt aus. Verwendet man einen Rechenalgorithmus, der die ekliptikale Sonnenlänge auf 1 Sekunde genau
                                                                                                                                     2
berechnet, zur Berechnung des Frühlingszeitpunkts, dann kann die Berechnung des Frühlingszeitpunktes schon um fast eine halbe
Stunde falsch sein.
Will man den 1. Vollmond im Frühling ermitteln, dann kann das in Grenzfällen schwierig sein, und zwar dann, wenn Vollmond
und Frühlingsanfang sehr nahe beieinander liegen. Es kommt dann darauf an, was zuerst ist: Vollmond oder Frühlingsanfang. Ist
der Vollmond kurz vor Frühlingsanfang, dann ist das noch ein Wintervollmond, andernfalls ist es der 1. Frühlingsvollmond.
In früheren Zeiten ohne Computer waren genaue Berechnungen des Frühlingsanfangs oder auch des Vollmondes
nahezu unmöglich. Hinzu kam, dass die Sonnen- und Mondbahnen und die Störungen auf diese Bahnen nicht genau bekannt
waren.
Daher hat die Kirche einen vereinfachte Berechnungsmethode zur Ermittlung des Osterdatums verwendet, die bis heute gültig ist.
Der Frühlingsanfang ist zwar schwer minutengenau zu berechnen, aber er ist immer um den 20. oder 21. März (selten auch der
19.).
Bei der kirchlichen Berechnungsmethode wird vereinfacht immer der 20. März als letzter Wintertag und der 21. März immer als
erster Frühlingstag unterstellt.
Auch für die Ermittlung des Vollmondes wird ein vereinfachtes Verfahren verwendet, das in den meisten Fällen auf einen Tag
genau ist. Dabei wird von einem Zufall Gebrauch gemacht. Zufälligerweise kommen 235 Lunationen fast genau auf 19 Jahre. Das
heißt, dass alle 19 Jahre die Mondphasen nahezu gleich sind. In 19 Jahren, im Jahre 2038, sind die Voll- oder Neumonddaten etwa
gleich wie in diesem Jahr.
Feiert man beispielswiese seinen 19. Geburtstag, dann scheint der Mond am Himmel ziemlich genau in der gleichen Phase wie
zum Geburtszeitpunkt. Gleiches gilt für den 38., für den 57., für den 76. und für den 95. Geburtstag (usw.)
Die Goldene Zahl zählt diesen 19-jährigen Zyklus, geschrieben als römische Zahl. In diesem Jahr haben wir die Goldene Zahl VI
(=6). Manchmal wird die Goldene Zahl auch als Mondzirkel bezeichnet.
Aufgrund der 19-jährigen Periodizität kann man zu den Goldenen Zahlen Vollmonddaten im Frühling zuordnen.

                                   Goldene Zahl      Epakte Vollmond        Vollmond
                                                            (gregorianisch) (julianisch)

                                   I (1)             29       14. April        5. April
                                   II (2)            10       3. April         25. März
                                   III (3)           21       23. März         13. April
                                   IV (4)            2        11. April        2. April
                                   V (5)             13       31. März         22. März
                                   VI (6)            24       19. April        10. April
                                   VII (7)           5        8. April         30. März
                                   VIII (8)          16       28. März         18. April
                                   IX (9)            27       16. April        7. April
                                   X (10)            8        5. April         27. März
                                   XI (11)           19       25. März         15. April
                                   XII (12)          30       13. April        4. April
                                   XIII (13)         11       2. April         24 März
                                   XIV (14)          22       21. März         12. April
                                   XV (15)           3        10. April        1. April
                                   XVI (16)          14       30. März         21. März
                                   XVII (17)         25       18. April        9. April
                                   XVIII (18)        6        7. April         29. März
                                   XIX (19)          17       27. März         17. April

                          Die Epakte gibt das ungefähre Mondalter zum 1. Januar des Jahres wieder.
                                    Die Epakte kann auch berechnet werden mit der Formel
                    Epakte=Divisionsrest von (27+11*Goldene Zahl-W+Int(W/4)+Int(W/3)) geteilt durch 30
                           gültig im Gregorianischem Kalender. Für den Julianischen Kalender gilt
                              Epakte=Divisionsrest von ((Goldene Zahl-1)*11) geteilt durch 30.

Das W ist hier der Jahrhundertwert der Jahreszahl, also zur Zeit die 20 (erste 2 Ziffern der Jahreszahl). Die Formel berücksichtigt
auch eine sehr langfristige Verschiebung der Epakte im 19-jährigen Zyklus.
Durch das nicht exakte Verfahren der Vollmondermittlung mittels eines periodischen Vollmondes und des Frühlingsanfangs ging
der knappe erste Frühlingsvollmond in diesem Jahr noch als Wintervollmond ein, denn die Goldene Zahl für dieses Jahr beträgt
VI mit 19. April als Vollmond. Der Vollmond davor ist in diesem System am 20. März, also ein Wintervollmond. Der
Frühlingsanfang wird, wie erwähnt, immer am 21. März angenommen.
In Wirklichkeit war dieses Jahr am 20. März um 22.58 Uhr Frühlingsanfang und der 1. Frühlingsvollmond war wenig später, am
21. März um 2.48 Uhr. Das führt zu einer sogenannten Osterparadoxie in diesem Jahr, da Ostern aufgrund des vereinfachten
Näherungsverfahrens nicht so stattfindet, wie es bei genauer Rechnung stattfinden müsste. Man nennt das Osterparadoxie.
Ähnlich dicht beieinander waren Frühlingsanfang und Vollmond vor 57 Jahren (3x19). Der Frühlingsanfang war am 21 März um
3.30 Uhr. Einige Stunden später, um 8.56 Uhr war Vollmond. Ostern hätte auch hier am 25. März sein müssen, es war aber am 22.
April. Auch hier war die Goldene Zahl wie in diesem Jahr die VI (6).

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Bei der kirchlichen Osterberechnung gehen keine genauen Uhrzeiten, sondern nur ganze Tage ein.
Eine zweite Fehlerquelle kann zu Osterparadoxien führen. Es gilt: Ist der Vollmond an einem Sonntag, so gilt nicht der selbe,
sondern der nächste Sonntag als Ostern. Hier kann auch eine kleine Rechenungenauigkeit über das Osterfest. Ist der Vollmond am
Samstag kurz vor Mitternacht oder schon nach Mitternacht am Sonntag? Die Frage entscheidet, ob Ostern eine Woche eher oder
später ist. Auch hier kann das nicht exakte Näherungsverfahren der Kirchen zu einem anderen Osterdatum führen, als es bei
genauer Berechnung sein müsste.

                                         Wann ist überhaupt Vollmond?
Viele werden auf die Frage, wann Vollmond ist, denken: Einfache Frage. Vollmond ist, wenn der Mond voll und rund beleuchtet
ist. Tatsächlich wird der Mond aufgrund der 5°-Bahnneigung meistens nicht ganz voll. Offiziell wurde Anfang des letzten
Jahrhunderts eine Definition für den Vollmond festgelegt. Demnach ist Vollmond dann, wenn sich die scheinbaren geozentrischen
(vom Erdmittelpunkt gesehen), ekliptikalen Längen von Sonne und Mond um 180° unterscheiden.
Der nach offizieller Definition festgelegte Zeitpunkt für den Vollmond entspricht nicht genau dem Zeitpunkt, zu dem der Mond
am vollsten und rundesten erscheint. Der Zeitpunkt der vollsten Beleuchtung ist ortsabhängig. Nach offizieller Definition ist am
21. März um 3.48 Uhr und dann wieder am 19. April um 13.12 Uhr Vollmond. Die vollste Beleuchtung ist jedoch am 21. März
um 3.27 Uhr mit 99,89% Beleuchtung und dann wieder am 19. April um 12.25 mit 99,86% Beleuchtung, gültig für die Lage der
Sternwarte. Die Kirche rechnet für das Osterdatum mit dem erwähnten periodischen Vollmond, der in den meisten Fällen auf
einen Tag mit dem astronomisch definierten Vollmond übereinstimmt.
Übrigens, definitionsgemäß ist Neumond dann, wenn die ekliptikalen Längen von Sonne und Mond gleich sind. Beim ersten und
letzten Viertel unterscheiden sich diese Längen um 90° bzw. 270°. Die Zeitpunkte für das erste und das letzte Viertel entsprechen
nicht genau einer Mond-Dichotomie (d. h. halbe, also 50%-Beleuchtung).
Im Mittelalter verstand man unter dem Begriff Neumond etwas anderes als heutzutage, nämlich die erste, dünne sichtbare
zunehmende Mondsichel, also den Neuen Mond.

                                          Berechnung des Osterdatums
Ostern kann frühestens am 22. März und spätestens am 25. April stattfinden. Es folgt ein Berechnungsverfahren für das
Osterdatum nach den kirchlichen Regeln. Dabei wird mit Quotienten und Divisionsresten gearbeitet. Der Quotient ist hier der
ganzzahlige Teil (Integer-Wert) einer Teilung und Rest ist der Divisionsrest der Teilung. Würde man beispielsweise 10 durch 3
teilen, dann wäre 3 der Quotient und 1 der Rest, da 3 x 3 nur 9 ist.

                                              Osterberechnung nach Spencer Jones

N ist dann der Monat von Ostern (3 oder 4) und P+1 ist der Tag. Ostersonntag ist am (P+1)ten Nten X.
Für dieses Jahr 2019 gilt A=Divisionsrest von 2019 geteilt durch 19 ist 5. Teilt man dann das Jahr durch 100, dann ist der
Ganzzahlteil B =20 und der Divisionsrest C=19. Aus 20/4 (B/4) ergibt sich Ganzzahlteil D=5 und der Rest E=0, da die Teilung
20/4 glatt mit 5 aufgeht und kein Divisionsrest bleibt. F =Ganzzahlteil von (20+8)/25 =1. G=Ganzzahlteil von (20+1-1)/3=6.
H=Divisionsrest von (19*5+20-5-6+15)/30= Rest 29. J=4 (Ganzzahlteil von Teilung 19/4) und der Rest K=3. L=Divisionsrest von
(32+2*0+2*4-29-3)/7= Rest 1. M=Ganzzahlteil von (5+11*29+22*1)/451=0. N=Ganzzahlteil von (29+1-7*0+114)/31=4 und der
Rest P=20.
Der Monat N ist somit 4, also April und der Tag ist (P+1), also (20+1) und daher der 21. Ostersonntag ist am 21. April 2019.
Dieses Verfahren gilt für alle Jahre im Gregorianischen Kalender und berücksichtigt auch Ausnahmen (siehe letzter Sterngucker)
in der kirchlichen Osterberechnung, dem sogenannten Computus. Wer ein Computerprogramm schreibt, der müsste den oben
ausgegebenen Rechenweg programmieren. Er ist eine Verbesserung eines Gauß-Rechenwegs, das Spencer Jones zugeschrieben
wird. Tatsächlich hat er es nur veröffentlicht. Der tatsächliche Urheber ist unbekannt.
Während des Julianischen Kalenders ist der Rechenweg nicht gültig. Der Julianische Kalender galt offiziell bis 4. Oktober 1582.
Auf ihn folgte der 15. Oktober 1582. Wie der Gregorianische Kalender hatte auch der Julianische Kalender auch alle 4 Jahre ein

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Schaltjahr. Im Unterschied zum jetzt gültigen Gregorianischen Kalender fiel des Schaltjahr nicht in drei von vier Jahrhunderten
aus.
Die Umstellung fand nicht in allen Ländern und Regionen gleich im Oktober 1582, sondern später statt. In orthodox geprägten
Ländern ist der Julianische Kalender für religiöse Zwecke heute noch im Gebrauch.
Für den Julianischen Kalender gilt folgendes Verfahren:

F ist dann der Monat von Ostern (3 oder 4) und G+1 ist der Tag. Ostersonntag ist am (G+1)ten Ften X.

Mit diesem Verfahren lässt sich das noch heute gültige Osterdatum in der Orthodoxen Kirche berechnen. Allerdings bezieht sich
das Ergebnis auch auf den Julianischen und nicht den Gregorianischen Kalender. Man muss es noch auf den Gregorianischen
Kalender umrechnen. Zur Zeit beträgt der Unterschied 13 Tage. Man muss die 13 Tage noch draufrechnen.

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Abschied von Christian Jutz

Am 17. Januar 2019 ist Christian Jutz, der Gründer unserer Sternwarte im Alter von 93 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben.
Wenige Wochen später folgte ihm seine geliebte Frau Traudl. Wir trauern um zwei einzigartige, liebenswerten Menschen, die mit
uns die Faszination für den Sternenhimmel teilten.

Schon im Alter von sieben Jahren begann Christians lebenslange Leidenschaft, nachdem Ihm ein Großonkel ein kleines Fernrohr
für die Mondbeobachtung am Münchner Himmel schenkte. Er selbst sagte dazu: „Ich war regelrecht begeistert und konnte mich
von dem messingglänzendem Ding nicht mehr trennen“.

Erst viele Jahre später, Christian war schon Hochschuldozent an der TU-München, konnte er sich ein professionelles Teleskop für
sein Hobby leisten. Beruflich entschied er sich aber bewusst für eine andere Naturwissenschaft, die Chemie. Und das war auch gut
so: Sonst wäre seiner Meinung nach die „Ästhetik des Schauens“ verloren gegangen.

Ende der sechziger Jahre zog er mit seiner Frau Traudl und den Kindern nach Berg am Starnberger See. An diesem schönen Ort
schätzte er auch den herrlich dunklen Nachthimmel mit seinen Vorzügen für Sterngucker. Und so sah man ihn des Öfteren am
Abend mit einem seiner Teleskope in der Nähe der Lindenallee stehen. Aber er war nicht lange allein dort. Viele interessierte
Bekannte und Spaziergänger ließen sich von dem freundlichen Amateurastronomen mit seiner anschaulichen und geduldigen Art
den Sternenhimmel über Berg erklären.

Und so hatte Christian schließlich 1989 die Idee, an besagter Lindenallee, neben dem Hochwasserbehälter eine öffentliche
Sternwarte errichten zu lassen. In dem Brief an den damaligen Bürgermeister Ücker schrieb er: „Für das Observatorium wäre ich
bereit, mein größtes und wertvollstes Beobachtungsinstrument zur Verfügung zu stellen“.

Dieser Vorschlag überzeugte den Gemeinderat so sehr, dass er innerhalb von zwei Wochen den Antrag genehmigte.
Am 8. Juli 1992, dem 67. Geburtstag Christians, wurde schließlich die Oberbayerische Volkssternwarte Berg feierlich eröffnet.
Ein Jahr später gründete er mit einigen Freunden einen gemeinnützigen Verein, dessen Mitglieder sich seitdem um den
Führungsbetrieb kümmern.

Unter seiner Leitung wuchs der Verein und das Observatorium zusehends und die Sternwarte wurde schnell im ganzen
süddeutschen Raum bekannt. Dazu trug in großem Maße die Hingabe und das Herzblut bei, das Christian in sein Projekt steckte.
Gerade die öffentlichen Führungen und die praktische Wissensvermittlung für die Jugend waren im sehr wichtig.
Die Mitglieder schätzten seine freundliche, besonnene Art und seine Hilfs-bereitschaft. Auf sein Wort konnte man sich immer
verlassen.

2002 wurden seine Leistungen und sein Engagement von der Gemeinde Berg auf eine besondere Art gewürdigt: Auf Vorschlag
des Bürgermeisters Herrn Monn, wurde die Sternwarte umbenannt und trägt seitdem den Namen ihres Gründers:

                                   Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg

2007, im stattlichen Alter von 81 Jahren gab Christian schließlich die Vorstandsrolle an die nächste Generation weiter. Er blieb
dem Verein aber als Ehrenmitglied treu und unterstützte uns bis zuletzt mit Rat und Tat.

Ich werde nie unsere monatlichen Treffen vergessen, an denen er noch bis vor zwei Jahren regelmäßig teilnahm. Er interessierte
sich für alle Einzelheiten des aktuellen Vereinslebens und überraschte uns immer wieder mit seinem bewundernswert großen
Wissensschatz – nicht nur in der Astronomie. Zwischen Christian und mir lagen über 40 Lebensjahre, aber manchmal hatte ich
das Gefühl, es mit einem gleichaltrigen Gesprächspartner zu tun zu haben, der mitten im Leben stand.

Diese Lebenslust und das Interesse an allem Neuen war beeindruckend und sollte uns allen ein Vorbild sein.
Wir sind glücklich und dankbar, dass wir ihn gekannt haben und ihn einen Teil seines ausgefüllten Lebens begleiten durften.

Es ist uns eine Ehre und ein Anliegen, die Christian-Jutz-Volkssternwarte Berg in seinem Sinne weiterzuführen.

Stefan Schmid
(1. Vorstand)

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