Die Waldschutzlage 2020/21 in Nordwestdeutschland - 32 I Waldschutz - NW-FVA
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
32 I Waldschutz Die Waldschutzlage 2020/21 in Nordwestdeutschland 2020 war bereits das dritte Jahr in Folge, das durch Wärme und ausgeprägte Nieder- ausgeglichen und auch die ers- ten Frühjahrsmonate waren in schlagsdefizite gekennzeichnet war, wodurch sich die Waldschutzsituation in vielen den meisten Bundesländern zu Regionen Nordwestdeutschlands weiter verschärfte. Die durch den Buchdrucker an trocken, sodass auch für das lau- fende Jahr wieder ein sehr hohes Fichten verursachten Schäden haben zum Teil gegenüber dem schon außerordent- Trockenstressrisiko für den Wald lich hohem Käferholzaufkommen des Vorjahrs nochmals stark zugenommen. besteht. Borkenkäfer N eben der Fichte zeigten Die bereits seit 2018 laufende sich auch die anderen Borkenkäferkalamität setzte sich Hauptbaumarten stark ge- 2020 nun im dritten Jahr mit schwächt und wurden durch eine an vielen Orten großer Intensi- Vielzahl ansonsten eher sekun- tät fort. Der überwiegend milde därer Schadinsekten, Pilze oder März und ein sehr warmer April komplexer Ursachen geschädigt. führten zu sehr frühen ersten Die Vitalitätsschwäche der Bu- Schwärmflügen stammüberwin- che, das Diplodia-Triebsterben ternder Buchdrucker. Wo noch Fotos: NW-FVA, Abt. Waldschutz der Kiefer, zunehmender Befall liegendes Windwurfholz (Sturm- von Pracht- und Borkenkäfern an tief Sabine im Februar 2020) vor- Kiefer sowie der Befall von Eichen handen war, wurde es in kurzer mit Prachtkäfern und Holz ent- Zeit vollständig besiedelt. Danach wertenden Käfern bereiteten den erfolgte schnell der Übergang des Waldbesitzern weitere Sorgen. Befalls auf stehende Bäume. Lediglich die Blätter oder Nadeln Nach einem Kälteeinbruch fressenden Raupen forstschäd- zwischen Ostern und Pfingsten licher Schmetterlingsarten be- Brutbild des Buchdruckers mit starker Überbesiedlung. Die Larven- traten auch die bodenüberwin- fanden sich auf zurückgehendem gänge können nur selten fertig entwickelt werden. Meist entsteht nur terten Borkenkäfer in Erschei- oder weiterhin niedrigem Niveau. ein kurzer Muttergang je Brutbild nung. Der Hauptschwärmflug des Buchdruckers (Ips typogra- Witterung phus) ab etwa Mitte Mai fiel noch- Nach Angaben des Deutschen mals wesentlich stärker aus als Wetterdiensts war 2020 in der zuvor im April beobachtete Deutschland das zweitwärmste Schwärmflug. Die Schwärm- Jahr seit Beginn der regelmäßigen dichten waren in Regionen mit Wetteraufzeichnungen und das starken Schäden aus dem Vorjahr zehnte Jahr in Folge, in dem die oftmals so hoch, dass entlang be- Durchschnittstemperatur über sonnter Bestandsränder aufge- dem vieljährigen Mittel lag (seit stellte Fanglinien zwar enorme 1988 lagen nur zwei Jahre darun- Käfermengen abfingen, trotzdem ter!). Darüber hinaus war das Jahr aber teils massiven Befall dahin- sehr sonnenscheinreich und im ter liegender Bestandesränder Zuständigkeitsbereich der Nord- nicht verhindern konnten. Nach westdeutschen Forstlichen Ver- zahlreichen Beobachtungen und suchsanstalt (NW-FVA) zwischen Rückkopplungen aus der Praxis 7 und 19 % zu trocken. Der Winter kann aber davon ausgegangen 2019/20 war zwar recht nass, aber werden, dass gegenüber gleichar- zu Beginn des Jahres 2020 lag die Typisches, faseriges Bohrmehl des Eichenkernkäfers tigen Situationen ohne Fangein- Bodenfeuchte auf vielen Stand- (Platypus cylindrus) im Spätsommer richtungen eine deutliche Dichte- orten in Hessen, Niedersachsen reduktion stattgefunden hat. Der und Sachsen-Anhalt infolge der schlechterte sich über Frühjahr, Niederschläge im Winter 2020/21 Befall wäre in diesen Bereichen vorjährigen Niederschlagsdefi- Sommer und Herbst trotz einiger konnten den Bodenwasserhaus- ohne Fangeinrichtungen noch zite insbesondere in den tieferen Starkregenereignisse weiter. Die halt insbesondere in den tieferen dramatischer ausgefallen. Bodenschichten zum Frühjahr etwa in der Größenordnung des Bodenschichten zum Jahres- Ab etwa Mitte bis Ende Mai gab weiter im Dürrebereich und ver- langjährigen Mittels liegenden beginn 2021 noch immer nicht es beim Buchdrucker vermehrt Deutscher Waldbesitzer 2/2021 www.forstpraxis.de
Waldschutz I 33 Geschwisterbruten. Ihr Auslöser nigen Regionen als stark schä- dürfte neben den stark überbesie- digend gemeldet. Meist war der delten Wirtsbäumen ein oft un- Befall kleinräumig und die Qua- gewöhnlich schlechter Rindenzu- lität der Bruten wies vielfach auf stand auch noch nicht befallener stark gestörte Entwicklungen hin. Fichten sein. Dies führte zwar zu Ab dem Sommer wurde kaum einem geringeren Bruterfolg im noch nennenswerter Neubefall einzelnen Brutbild als in anderen gemeldet. Jahren. Trotzdem trat bei Anlage An teilweise auch flächigen der zweiten Generation schon Absterbeprozessen in der Kiefer allein aufgrund der riesigen Men- waren vor allem in Sachsen-An- gen an Brutanlagen aus der ers- halt diverse Kiefernborkenkäfer, ten Generation wieder massiver der Blaue Kiefernprachtkäfer Stehendbefall im Sommer auf. sowie Rüssel- und Bockkäferar- Anders als bei der Frühjahrs- ten beteiligt. Allerdings wurde generation waren die Brutquali- das Auftreten dieser Arten hier als täten jetzt fast durchweg wieder eher sekundär eingeschätzt und sehr gut. Der Befall weitete sich als Indiz für die starke witterungs- erheblich weiter aus und es ent- Erkrankungen des Ahorns. links: Rußrindenkrankheit, ausgelöst durch bedingte Schwächung auch der standen sehr viele Schadflächen Cryptostroma corticale; rechts Stegonsporium pyriforme. Kiefer angesehen. mit hohem Schadvolumen. In den stark bis extrem betrof- 2021 in den Befallsschwerpunk- gehende Beseitigung von mög- Schäden in Kulturen fenen Befallsbereichen war eine ten wieder außerordentlich hoch. licherweise frischem Befall sind In den Nadelholzkulturen bzw. zeitgerechte, vollständige Auf- Es ist daher wieder von entschei- dabei unerlässlich, um die wei- -beimischungen, die auf den arbeitung von Schadholz oft nicht dender Bedeutung, gleich gegen tere Wirkung der Fangsysteme zu durch die Sturm- und Borken- möglich und es gingen teilweise die aus der Überwinterung kom- gewährleisten. käferkalamitäten entstandenen sehr hohe Buchdruckerzahlen menden Käfer und die Brutan- Kupferstecher (Pityogenes Freiflächen angelegt wurden, in die Überwinterung. Durch das lagen zur ersten Generation mit chalcographus) haben 2020 ins- fand der Große Braune Rüsselkä- von den Temperaturen her bis- den jeweils geeigneten Methoden gesamt nur noch eine unterge- fer (Hylobius abietis) häufig gute her verhaltene Frühjahr stand des integrierten Waldschutzes ef- ordnete Rolle gespielt. Sie waren Entwicklungsbedingungen, den Forstbetrieben und Wald- fektiv anzugehen. aber vielerorts an den massiven zumal durch das Fortschreiten besitzenden etwas mehr Zeit zur Insbesondere im Frühjahr Neubesiedlungen geschwächter des Borkenkäferbefalls in der Verfügung, um Bäume mit über- kann der richtige Einsatz von Fichten beteiligt. Vom Buchdru- Fichte immer wieder neue Na- winternden Käfern noch zu ent- pheromongestützten Fangsys- cker nicht vollständig genutzte delholzstubben als Brutstätte ent- nehmen und in geeigneter Weise temen neuen Stehendbefall ver- Rindenpartien wurden häufig standen. unschädlich zu machen. hindern oder zumindest deut- vom Kupferstecher besiedelt. Die Schäden sind in den Trotzdem ist die Gefährdung lich vermindern. Eine laufende Lärchenborkenkäfer (Ips cem- meisten Fällen wirtschaftlich auch zu Beginn der Käfersaison Befallskontrolle und eine um- brae) wurden nur noch aus we- spürbar und weisen eine stei- www.forstpraxis.de Deutscher Waldbesitzer 2/2021
34 I Waldschutz gende Tendenz auf. Zum Teil konnten die entstandenen bzw. erwarteten Schäden toleriert werden, aber zur Vermeidung eines Totalausfalls oder nicht akzeptabler Schädigungen mussten nach vorangegangener Prognose häufiger Pflanzen- Fotos: NW-FVA, Abt. Waldschutz schutzmittel eingesetzt werden als in den Vorjahren. Auch in diesem Jahr ist das Ri- siko unvermindert hoch, sodass eine intensive Kontrolle der Na- delholzkulturen auf Befall durch den Großen Braunen Rüsselkäfer erforderlich ist. Bei Überschreiten der Schadensschwelle können Durch das Eschentriebsterben geschädigte Eschenkrone rechtzeitig Gegenmaßnahmen er- griffen werden. Schadvolumen bewegt sich zwar sellschaft gehörenden Schmet- allen Bundesländern im Zustän- Die Mäusedichten haben insgesamt etwa in der Größenord- terlingsarten (einschließlich digkeitsgebiet der NW-FVA do- gegenüber dem extrem hohen nung des Vorjahrs, jedoch wurden Schwammspinner und Eichen- kumentiert. Gegenüber dem Vor- Niveau im vorangegangenen Jahr offensichtlich bisher noch nicht prozessionsspinner) kam es im jahr war die Fraßintensität und im Herbst 2020 wieder abgenom- alle Schäden erfasst. Trotzdem ist Jahr 2020 nur noch in wenigen die flächige Ausdehnung des men. Insgesamt wurden in 2020 festzustellen, dass die betroffene Regionen. Starker Fraß durch Fraßes aber deutlich geringer. zwar nur auf wenigen Hektar Fläche deutlich zugenommen hat. Frostspannerraupen wurde mit Für 2021 werden aufgrund der Schäden durch Kurzschwanz- Die mit der Vitalitätsschwäche rund 80 ha aus dem Niedersäch- aktuell vorliegenden Prognose- mäuse gemeldet, doch angesichts und dem Absterben verbundene sischen Forstamt Neuenburg nur ergebnisse (Eigelegezählungen) der vielen und zum Teil großen schnelle Holzzersetzung stellt noch in einer Größenordnung keine starken Fraßereignisse durch Sturm, Borkenkäfer und weiterhin ein großes Problem von etwa 10 % der Fläche des durch den EPS erwartet. Durch Trockenheit entstandenen Frei- hinsichtlich der Arbeitssicherheit Vorjahrs gemeldet. Die Über- die allergene Wirkung seiner flächen mit hohem Vergrasungs- und der Verkehrssicherung dar. Es wachung der Frostspannerarten Brennhaare kann es allerdings potenzial und der insgesamt wird erwartet, dass als Folge der (Operophthera brumata L. und schon bei niedrigen Dichten, die immer noch hohen Dichten der erneuten witterungsbedingten Erannis defoliaria Cl.) im Herbst/ für den betroffenen Bestand an Kurzschwanzmäuse besteht wei- Schwächung des Jahres 2020 auch Winter 2020 mit Leimringen sich noch keine Gefährdung dar- terhin ein hohes Risiko für die 2021 die Schäden in Buchen- zeigte, dass sich diese Arten in na- stellen, zu gesundheitlichen Be- bereits begründeten und die noch beständen weiter und ggf. sogar hezu allen untersuchten Bestän- einträchtigungen bei Waldbesu- zu begründenden Kulturen. noch verstärkt fortschreiten. den weiterhin oder wieder in der chern und im Wald arbeitenden Latenz befinden. Personen kommen. Komplexe Schäden an Buche Eichenfraßgesellschaft Das Auftreten des Eichenpro- In Hessen und Sachsen-An- Wie auch in den beiden Vorjah- Zu merklichem Fraß durch die zessionsspinners (EPS; Thaume- halt kam es im vergangenen Jahr ren wurden weit verbreitet und Raupen der zur Eichenfraßge- topoea processionea L.) wurde in regional zu Blattfraß durch den teilweise bestandsbedrohend Ab- Schwammspinner (Lymantria sterbeerscheinungen infolge der dispar L.). In Hessen war vor- Trockenheit und Hitze bei Rot- wiegend der süd- und mittel- buchen in Niedersachsen, Hessen hessische Bereich betroffen. In und Sachsen-Anhalt festgestellt, den meisten Forstämtern wurde die sich dem Schadbild der soge- aber nur geringer bis mittlerer nannten Buchen-Vitalitätsschwä- Fraß festgestellt. Auf den Kahl- che zuordnen lassen. Betroffen fraßflächen des Vorjahrs im sind nicht nur aufgelichtete, ex- Forstamt Nidda war die Fraßin- ponierte Altbestände, sondern tensität deutlich niedriger als in zunehmend auch jüngere, zuvor 2019. Hier wurde bei stichpro- augenscheinlich noch intakte Be- benhaft untersuchten Raupen in stände. Viele der bereits in den allen untersuchten Individuen vorangegangenen Jahren festge- das Kernpolyeder-Virus fest- stellten Pilze waren als typische gestellt, sodass hier von einem Schwächepathogene ebenso wie- natürlichen Zusammenbruch der kennzeichnend für die Vitali- der Schwammspinnerpopula- tätsschwäche wie der Befall von tion ausgegangen werden kann. Buchen durch den Kleinen Bu- Im Forstamt Wetzlar kam es chenborkenkäfer, Buchenpracht- auf etwa 18 ha zu starkem Fraß käfer und holzbrütende Käferar- Stammfußnekrose an Esche im Zusammenhang mit dem Eschentrieb- bis Kahlfraß. Auch bei einzel- ten. Das der NW-FVA bekannte sterben nen Raupen aus diesem Gebiet Deutscher Waldbesitzer 2/2021 www.forstpraxis.de
Waldschutz I 35 wurde das Kernpolyeder-Virus sekundären Schaderregen ist je- festgestellt. doch häufig nicht eindeutig. Die Überwachung des Die für den Wald 2020 zum Schwammspinnerglugs mit Phe- wiederholten Male ausgespro- romonfallen zeigte insgesamt chen ungünstigen Witterungsbe- einen deutlichen Rückgang der dingungen führten erneut dazu, Falterfänge. Lediglich in drei Be- dass eine ganze Reihe weiterer ständen der Forstämter Groß- Schaderreger und Pathogene, die Gerau und Wetzlar wurden noch üblicherweise nur sekundären Überschreitungen der Warn- Charakter haben, an verschie- schwelle festgestellt. Bei der im denen Baumarten Schäden ver- Winter 2021 durchgeführten ursachten. Diese Schäden waren Suche nach Eispiegeln ergaben aber zumeist lokal begrenzt oder sich bisher aber keine Warn- betrafen Einzelbäume. schwellenüberschreitungen. In Dies traf allerdings nicht für die Sachsen-Anhalt wurde im Be- seit mehreren Jahren an Ahorn reich des Betreuungsforstamtes Falter und Puppe des Schwammspinners zunehmend festgestellten Er- Naumburg auf rund 14 ha Kahl- krankungen zu. Hier führte die fraß durch Schwammspinner- durch die Kernholz besiedelnden fällig in Erscheinung. Eine Be- durch den invasiven Schlauch- raupen verursacht. Die Überwa- Käferarten einher mit einem Be- standsgefährdung war aber nicht pilz Cryptostroma corticale aus- chung mittels Pheromonfallen an fall durch den Zweipunktigen gegeben und Gegenmaßnahmen gelöste Rußrindenkrankheit und neun Standorten in drei Forstäm- Eichenprachtkäfer (Agrilus bigut- waren daher nicht erforderlich. das durch den Pilz Stegonspo- tern ergab eine Überschreitung tatus). Dieser Befall ist ein weite- Ein wiederholtes Auftreten im rium pyriforme ausgelöste Trieb- der Warnschwelle an zwei Fallen- res Indiz für die Schwächung der Spätsommer wurde nicht gemel- sterben erneut zu nennenswer- standorten im Bereich Forstamts Eiche bzw. trägt zur selbigen bei. det. ten, teils flächigen Schäden in Naumburg. Auch der nächste Inwieweit Sanitärhiebe gegen Im den Betreuungsforstämtern Ahornbeständen. Überwachungsschritt, die Suche den Eichenprachtkäfer erforder- Annaburg und Mittelelbe wur- Unterschieden werden können nach Eispiegeln, ergab in diesem lich und auch geeignet sind um den auf rund 200 ha die Raupen diese beiden Krankheitserreger Bereich in drei Fällen erhöhte eine weitere Schwächung der des Kiefernprozessionsspinners bzw. deren Symptome dadurch, Werte. Hier wird für das Jahr 2021 Eichen und damit auch eine Prä- (Thaumetopoea pinivora T.) fest- dass das Stegonsporium-Trieb- mit stärkerem Fraß gerechnet. disposition gegenüber dem Be- gestellt. Eine Bestandsgefähr- sterben meist bei jüngeren Bäu- fall durch diese Holzbrüter zu dung durch den Fraß war nicht men auftritt und die typischen, Kernholz besiedelnde Käferar- vermindern, muss im Einzelfall gegeben. Allerdings ist auch der schwarzen Sporenlager auf und ten in Eiche, Eichenprachtkäfer sorgfältig abgewogen werden. Kiefernprozessionsspinner als nicht wie bei der Rußrindenk- Seit Anfang September häuften Dabei sind gerade bei der Eiche gesundheitsgefährdend einzu- rankheit unter der Rinde sitzen. sich Meldungen aus verschiede- komplexe Naturschutzaspekte stufen, sodass die befallenen Flä- Beide Pilzarten sind Schwäche- nen Regionen in Niedersachsen, ebenso wie die Sicherung des chen und deren Umfeld weiter pathogene, die von der wie- Hessen und Sachsen-Anhalt über Holzwerts zu berücksichtigen. aufmerksam beobachtet werden derholt auftretenden trocken- offensichtlichen Holzbrüterbe- sollten. warmen Witterung begünstigt fall (Auswurf größerer Mengen Kieferngroßschädlinge werden. groben, weißen Bohrmehls) an und Nonne Sonstige Schäden Beim Eschentriebsterben kam liegendem Eichenholz aus dem Fraßereignisse durch Forleule, Auch 2020 setzte sich das durch es infolge der warmen und tro- Einschlag 2019/2020 und an Kiefernspinner, Kiefernspanner den Pilz Sphaeropsis sapinea ver- ckenen Witterungsbedingun- stehenden Eichen. Dabei han- oder Nonne wurden im Jahr 2020 ursachte Diplodia-Triebsterben gen, die sich auf die Virulenz delte es sich in sehr vielen Fällen aus den vier Bundesländern im an Kiefern in Hessen auffällig des Erregers eher ungünstig aus- um massivem Befall durch den Zuständigkeitsbereich der NW- stark fort. Dabei waren zwar in wirkten, mancherorts scheinbar Eichenkernkäfer (Platypus cy- FVA nicht gemeldet. Geringer der überwiegenden Mehrheit zu einer leichten Erholung be- lindrus). Der Grund hierfür liegt Fraß durch die Gemeine Kiefern- Kiefernaltbestände betroffen, troffener Eschen bzw. war das vermutlich in den für die Käfer- buschhornblattwespe war auf aber auch in jüngeren Beständen Fortschreiten der Erkrankung entwicklung besonders günstigen knapp 70 ha in Sachsen-Anhalt und Kulturen sowie an anderen etwas verlangsamt. Es wird aber Witterungsbedingungen der ver- im Betreuungsforstamt Letzlin- Nadelholzarten kam es zu Diplo- davon ausgegangen, dass diese gangenen Jahre und der damit gen zu verzeichnen. Die Überwa- dia-Befall, der zum Absterben vermeintliche Erholung bzw. verbundenen starken Schwä- chungsergebnisse des regelmä- von Kronenteilen bis zu Bäumen Verlangsamung nicht überall chung auch der Eiche. ßigen Monitorings lassen derzeit und Beständen führte. stattfindet und nur von vorüber- Neben dem Befall durch Ei- keine erhöhte Gefährdung durch Der Befall und die Schwä- gehender Dauer ist. chenkernkäfer wurden häufig die nadelfressenden Raupen für chung von Kiefern durch die- Dr. Martin Rohde, auch Schäden durch den [Gehö- das Jahr 2021 erwarten. sen Schaderreger führt auch Abteilungsleiter Waldschutz in ckerten] Eichenholzbohrer (Xyle- Im Betreuungsforstamt Anna- zu einer Erhöhung der Dis- der NW-FVA Göttingen, borus monographus) – eventuell burg traten Anfang Juni die Lar- position der betroffenen Bäume Dr. Gitta Langer, Dr. Rainer in Vergesellschaftung mit dem ven der Rotgelben Kiefernbusch- für den nachfolgenden bzw. Hurling, Dr. Pavel Plašil, Sach- Gekörnten Nutzholzborkenkäfer hornblattwespe (Neodiprion zeitgleichen Befall mit rinden- gebietsleiterin/Sachgebietsleiter (Xyleborus dryographus) – fest- sertifer L.) auf 49 ha Kiefernkul- brütenden Käfern. Eine Diffe- in der Abteilung Waldschutz der gestellt. Teilweise geht der Befall turen und -dickungsflächen auf- renzierung nach primären oder NW-FVA Göttingen www.forstpraxis.de Deutscher Waldbesitzer 2/2021
Sie können auch lesen