Coop Detox-Kampagne 2016 - Taten statt Worte

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Coop
Detox-Kampagne 2016
Report Detox-Kampagne 2016

1.     Detox-Commitment
       Im Jahr 2013 hat Coop als erstes Schweizer Unternehmen das Detox-Commitment mit Green-
       peace unterzeichnet. Mit dem Commitment bekennt sich Coop zu einer giftfreien Textilproduk-
       tion. Das Ziel von Coop ist es, in Kooperation mit den Geschäftspartnern, gesundheitliche Risiken
       durch den Einsatz von gefährlichen Chemikalien für Konsument/-innen und Arbeiter/-innen in den
       Produktionsketten zu minimieren und die mit Greenpeace vereinbarten Massnahmen im Kampf
       gegen die Umweltverschmutzung in den Produktionsländern voranzutreiben.

2.     Coop Negativliste für Textil und Leder
       Die Coop Negativliste für Textil und Leder führt Chemikalien auf, die aufgrund ihres schädlichen
       Einflusses auf die menschliche Gesundheit und Umwelt in der Textilproduktion verboten sind. Die
       Coop Negativliste für Textil und Leder ist ein dynamisches Dokument, welches den aktuellen Wis-
       sensstand aus toxikologischen Studien und globalen Gesetzgebungen, sowie den Stand der Tech-
       nik berücksichtigt und daher regelmässig aktualisiert wird.
          Link zur Coop Negativliste für Textil und Leder: http://bit.ly/2mJBQL0

2.1.   Prioritäten der chemischen Gruppen
       Um die hochgesteckten Detox-Ziele zu erreichen, hat Coop die beschränkten, chemischen Grup-
       pen in unterschiedliche Prioritäten eingeteilt, mit dem Ziel, diese schrittweise aus den Produkti-
       onsprozessen zu eliminieren. Die Prioritäten widerspiegeln in ihrem Umfang die Vision von Coop
       bis 2020.

        Beschränkte chemische Gruppen                                              Priorität   Erreicht bis
        Alkylphenolethoxylate (APEO), Per- und Polyfluorcarbone (PFC)                 1        Ende 2015
        Azo-Farbstoffe, Allerg. / Krebserr. Farbstoffe, Flammschutzhemmer             2        Ende 2016
        Chlorphenole, Chlorbenzole und –toluole, Organozinnverbindungen,
                                                                                      3        Ende 2017
        Toluol, Dimethylformamid, Dimethylfumarat
        Weichmacher, kurzkettige Chlorparaffine (SCCP)                                4        Ende 2018
        Schwermetalle, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe,
                                                                                      5        Ende 2019
        Glykole, halogenierte Lösungsmittel, VOC's, Formaldehyd
        Zusätzlich beschränkte, chemische Substanzen                                  6        Ende 2020

2.2.   Coop Restricted Substances List for Products (Coop PRSL)
       Die Grenzwerte der verbotenen, chemischen Substanzen, die im fertigen Produkt nicht überschrit-
       ten werden dürfen, sind in der Coop PRSL (Part B der Coop Negativliste für Textil und Leder)
       festgelegt und liegen dieser Kampagne zugrunde. Diese Grenzwerte wurden definiert, da durch
       Kreuzkontaminationen bei unbewusstem Einsatz eine vollständige Eliminierung nicht gewährleis-
       tet werden kann.

3.     Detox-Prüfkampagne
       Coop führt regelmässig Kampagnen durch, um zu prüfen, ob die Anforderungen, die in der Nega-
       tivliste definiert sind, eingehalten werden. Dabei werden nach risikoorientiertem Ansatz unter-
       schiedlichste Artikel von verschiedenen Lieferanten auf die Einhaltung der Coop PRSL untersucht.
       Die Kampagne wird einerseits dazu genutzt, aufzuzeigen bei welchen Lieferanten noch problema-

                                                                                                   2 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

       tische Chemikalien eingesetzt werden. Andererseits dient eine Kampagne auch als Standortbe-
       stimmung. Werden Chemikalien gefunden, welche gemäss Prioritäten (siehe Kap. 2.1) nicht mehr
       eingesetzt werden dürfen, werden die Lieferanten umgehend zu einer Ursachenforschung aufge-
       fordert. Werden problematische Chemikalien gefunden, die gemäss Prioritäten zurzeit noch ein-
       gesetzt werden dürfen, werden die Lieferanten darauf hingewiesen, um diese zu einer frühzeitigen
       Umstellung auf alternative Chemikalien zu bewegen.

3.1.   Fokus der Kampagne
       Für die Prüfkampagne 2016 wurden die Erfahrungen früherer Kampagnenzugrunde gelegt, sowie
       aufgrund der Prioritäten risikoorientiert bekannte, problematische chemische Gruppen ausge-
       sucht. Der Prüfumfang der einzelnen Proben wurde abhängig vom Material definiert. Es wurden
       36 Artikel von 14 unterschiedlichen Lieferanten aus dem Eigenmarkensortiment von Coop getes-
       tet.

                                                          Natur-    Synthetik-                Kunst-
        Chemische Gruppe                      Gesamt                               Leder
                                                          fasern      fasern                   leder
        Alkylphenolethoxylate (APEO)            36          17          11            4          4
        Per- und Polyfluorcarbone (PFC)         14           0           10           0         4
        Flammschutzhemmer                       28          16           8            4         0
        Azo-Farbstoffe                          35          16           11           4         4
        Allerg. / Krebserr. Farbstoffe          14           3           11           0         0
        Organozinnverbindungen                  18           3           11           0         4
        Chlorphenole                            36          17           11           4         4
        Chlorbenzole und –toluole               14           3           11           0         0
        Formaldehyd                             36          17           11           4         4
        Chlorparaffine                           4           0           0            4         0
        Weichmacher                             18           3           11           0         4
        Schwermetalle                           36          17           11           4         4
        Chrom(VI)                                4           0           0            4         0
        Dimethylformamid                        36          17           11           4         4

4.     Ergebnisse
       In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse aus der Kampagne vorgestellt. Zu Beginn werden die
       Ergebnisse in einer Gesamtübersicht dargestellt und anschliessend werden die Ergebnisse nach
       Materialart im Einzelnen aufgezeigt und erläutert.

4.1.   Auswertung Gesamtübersicht
       Die Analysen der 36 Artikel haben ergeben, dass trotz APEO-Verbot in 7 der geprüften Artikel
       (19%) eine Grenzwertüberschreitung festgestellt wurde. Das gute Gesamtergebnis der letzten
       Kampagne (3%) konnte somit nicht wiederholt werden. PFC konnten nur in einem Artikel nach-
       gewiesen werden, zudem waren alle Artikel frei von Prio- 2- Chemikalien. Dieses Ergebnis deckt
       sich mit den Ergebnissen aus der vorhergehenden Kampagne. In 17% der geprüften Artikel konn-
       ten Organozinnverbindungen über dem Grenzwert nachgewiesen werden, was im Vergleich zur
       Kampagne 2015 (4%) eine Verschlechterung darstellt. Wie in der vorherigen Kampagne konnten
       wiederum keine Chlorphenole nachgewiesen werden, zusätzlich wurden die Artikel neu auf Chlor-
       benzole und –toluole untersucht, wobei auch hier keine Grenzwertüberschreitungen festgestellt

                                                                                             3 von 10
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       werden konnten. In 6% der Artikel wurden Schwermetalle und in 5% der Artikel Weichmacher
       über dem Grenzwert nachgewiesen, was gegenüber der Kampagne 2015 (2%) eine leichte Ver-
       schlechterung darstellt. Neu wurden die Artikel auch auf Dimethylformamid (DMFa) untersucht,
       hier wurde eine Grenzwertüberschreitung von 22% festgestellt, in 53% der Artikel lag der DMFa-
       Gehalt allerdings erfreulicherweise unter dem Grenzwert. Somit waren lediglich 25% der 36 über-
       prüften Artikel komplett frei von DMFa. Als weiteren problematischen Stoff stellte sich zudem
       Formaldehyd dar, 19% der Proben lagen über dem Grenzwert und in 72% der weiteren Proben
       konnte Formaldehyd immerhin nachgewiesen werden.
                                   Untersuchungsergebnisse über alle Artikel
                                       Anzahl geprüfter Artikel                                                  Artikel über Grenzwert

                 40
                 35
                 30
                 25
                 20
                 15
                 10
                  5
                  0

                                                                                                                                                                                          Chrom(VI)
                      APEO

                             PFC

                                                                                         Chlorphenole

                                                                                                                             Formaldehyd

                                                                                                                                                            Weichmacher
                                   Flammschutz-

                                                  Azo-Farbstoffe

                                                                       verbindungen

                                                                                                                                           Chlorparaffine
                                                                   Allerg. / Krebserr.

                                                                                                        Chlorbenzole und -

                                                                                                                                                                          Schwermetalle

                                                                                                                                                                                                      Dimethylformamid
                                                                        Organozinn-
                                      hemmer

                                                                       Farbstoffe

                                                                                                              toluole

4.2.   Auswertung Naturfasern
       Da PFC nur bei funktionalen Textilien mit wasserabweisender Funktion verwendet werden, wurden
       keine Textilien aus Naturfasern auf PFC' s untersucht, da PFC' s bei diesen Artikeln nicht zu er-
       warten sind. Kurzkettige Chlorparaffine und Chrom(VI) kommen hauptsächlich in Lederprodukten
       vor und somit wurden diese Stoffgruppen in diesem Bereich nicht untersucht.

                                                                                                                                                                                                                         4 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

                             Untersuchungsergebnisse der Textilien aus Naturfasern
                                        Anzahl geprüfter Artikel                                                  Artikel über Grenzwert

                18
                16
                14
                12
                10
                 8
                 6
                 4
                 2
                 0

                                                                                                                                                                                           Chrom(VI)
                      APEO

                              PFC

                                                                        verbindungen

                                                                                          Chlorphenole

                                                                                                                              Formaldehyd

                                                                                                                                            Chlorparaffine

                                                                                                                                                             Weichmacher
                                    Flammschutz-

                                                   Azo-Farbstoffe

                                                                                                         Chlorbenzole und -

                                                                                                                                                                           Schwermetalle
                                                                    Allerg. / Krebserr.

                                                                                                                                                                                                       Dimethylformamid
                                                                         Organozinn-
                                       hemmer

                                                                        Farbstoffe

                                                                                                               toluole
       Wie anhand der Tabelle ersichtlich ist, wurden bei den meisten untersuchten Chemikaliengruppen
       keine Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Bei den APEO's kam es lediglich bei einem der un-
       tersuchten Artikel (5.9%) zu einer Abweichung gegenüber dem vorgegebenen Grenzwert. Der kri-
       tischste Stoff stellt bei den Naturfasern Formaldehyd dar, hier wurde bei fast einem Viertel
       (23.5%) der untersuchten Proben eine Grenzwertüberschreitung festgestellt, wobei es festzuhal-
       ten gilt, dass Formaldehyd eine Prio-5-Chemikalie ist und erst Ende 2019 der Einsatz ganz ver-
       boten ist.

4.3.   Auswertung synthetische Fasern
       Artikel aus synthetischen Fasern wurden nicht auf kurzkettige Chlorparaffine sowie Chrom(VI)-
       Verbindungen untersucht, da diese Chemikalien dort nicht zu erwarten sind.

                                                                                                                                                                                                                          5 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

                                  Untersuchungergebnisse der Textilien aus Kunstfasern
                                                   Anzahl geprüfter Artikel                                                                                      Artikel über Grenzwert

                12
                10
                    8
                    6
                    4
                    2
                    0
                           APEO

                                                                                                                                                                                                                                                                    Chrom(VI)
                                    PFC

                                                                                                  verbindungen

                                                                                                                                    Chlorphenole

                                                                                                                                                                                   Formaldehyd

                                                                                                                                                                                                        Chlorparaffine

                                                                                                                                                                                                                              Weichmacher
                                              Flammschutz-

                                                                       Azo-Farbstoffe

                                                                                                                                                        Chlorbenzole und -

                                                                                                                                                                                                                                                 Schwermetalle
                                                                                              Allerg. / Krebserr.

                                                                                                                                                                                                                                                                                     Dimethylformamid
                                                                                                   Organozinn-
                                                 hemmer

                                                                                                  Farbstoffe

                                                                                                                                                              toluole

       Wie bei den natürlichen Fasern konnte Formaldehyd auch hier als problematischster Stoff identi-
       fiziert werden. Bei 3 von 11 untersuchten Artikel konnte eine Grenzwertüberschreitung festge-
       stellt werden. Weiterhin wurden die Grenzwerte für PFC, Weichmacher und Schwermetalle jeweils
       bei einem Artikel überschritten.

4.4.   Auswertung Leder
       Im Vergleich zu den Textilartikeln hat man bei den Lederprodukten ein deutlich schlechteres Er-
       gebnis erhalten. Die Lederartikel wurden auf 9 chemische Gruppen untersucht und bei 5 dieser
       Gruppen kam es zu Grenzwertüberschreitungen.

                                                 Untersuchungsergebnisse der Lederartikel
                                                   Anzahl geprüfter Artikel                                                                                      Artikel über Grenzwert

                4

                3

                2

                1

                0
                        APEO

                                                                                                                                                                                                                                                                 Chrom(VI)
                                  PFC

                                                                                                                             Chlorphenole

                                                                                                                                                                             Formaldehyd

                                                                                                                                                                                                                         Weichmacher
                                                                                                              verbindungen

                                                                                                                                                                                                 Chlorparaffine
                                          Flammschutz-

                                                             Azo-Farbstoffe

                                                                                        Allerg. / Krebserr.

                                                                                                                                                   Chlorbenzole und -

                                                                                                                                                                                                                                            Schwermetalle

                                                                                                                                                                                                                                                                                Dimethylformamid
                                                                                                               Organozinn-
                                             hemmer

                                                                                            Farbstoffe

                                                                                                                                                         toluole

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        6 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

       Positiv zu bewerten ist, dass keine Prio-2-Chemikalien nachgewiesen werden konnten, zudem
       kam es bei keinen Lederartikeln zu einer Grenzwertüberschreitung bei der Formaldehyd Über-
       prüfung. Bei allen geprüften Lederprodukten wurde jedoch eine Grenzwertüberschreitung von
       Chlorparaffinen und Dimethylformamid festgestellt. Weiterhin waren 75% der Lederartikel mit
       APEO belastet und bei zwei der Artikel wurden Schwermetalle (Blei) über dem Grenzwert gemes-
       sen.

4.5.   Auswertung Kunstleder
       Die Kunstlederartikel wurden auf 9 chemische Gruppen untersucht, wobei auch hier ein schlech-
       teres Ergebnis im Vergleich zu den Kunstfasern erhalten wurde.

                                  Untersuchungsergebnisse der Kunstlederartikel
                                         Anzahl geprüfter Artikel                                                                Artikel über Grenzwert

                 4

                 3

                 2

                 1

                 0
                     APEO

                                                                                                                                                                                                        Chrom(VI)
                            PFC

                                                                                                       Chlorphenole

                                                                                                                                                                          Weichmacher
                                  Flammschutz-

                                                 Azo-Farbstoffe

                                                                                        verbindungen

                                                                                                                      Chlorbenzole und -

                                                                                                                                           Formaldehyd

                                                                                                                                                         Chlorparaffine

                                                                                                                                                                                        Schwermetalle
                                                                  Allerg. / Krebserr.

                                                                                                                                                                                                                    Dimethylformamid
                                                                                         Organozinn-
                                     hemmer

                                                                      Farbstoffe

                                                                                                                            toluole

       Bei 3 von 4 Artikeln wurde APEO über dem Grenzwert festgestellt, zudem waren alle Proben mit
       Dimethylformamid belastet. Weiterhin wurden in 75% der untersuchten Artikel Organozinnver-
       bindungen gefunden.

5.     Zusammenfassung
       Die Ergebnisse haben gezeigt, dass es deutliche Unterschiede zwischen textilen Erzeugnissen
       und Ledererzeugnissen gibt. Die bisherigen Anstrengungen im Bereich Textil haben definitiv Wir-
       kung gezeigt, es konnten zwar bei jeweils einem Artikel APEO und PFC über dem Grenzwert fest-
       gestellt werden, aber ansonsten waren alle Artikel frei von Prio-1, -2 und -3 -Chemikalien. Äus-
       serst positive Ergebnisse wurden auch bei den Schwermetallen und Weichmachern erzielt, da hier
       nur ein einziger Kunstfaserartikel belastet war. Als problematischster Stoff im Bereich Textilien
       konnte eindeutig Formaldehyd identifiziert werden, wobei es sich hier um eine Prio-5-Chemikalie
       handelt, d.h. die Hersteller haben gemäss der Coop Negativliste noch Zeit bis Ende 2019 für eine
       Umstellung auf einen Alternativstoff.

       Bei den Lederartikeln wurden hingegen noch viele problematische Stoffe gefunden. Bei 6 von 8
       überprüften Lederartikeln wurde der Grenzwert für APEO überschritten. Dies ist jedoch keine di-
       rekte Verschlechterung gegenüber der letzten Kampagne, da damals Lederartikel eines anderen

                                                                                                                                                                                                                                       7 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

       Lieferanten überprüft wurden. Positiv aufgefallen ist, dass keine Prio-2-Chemikalien gefunden
       wurden. Bei den Prio-3-Chemikalien wurden in 75% der Kunstlederartikel Organozinnverbindun-
       gen über dem Grenzwert gefunden, dies muss nun sicher angegangen werden. Im Gegensatz zu
       den textilen Artikeln wurde bei den Lederartikeln kein Formaldehyd gefunden, dafür wurde hier
       als Problemsubstanz Dimethylformamid identifiziert. Bei allen Leder- und Kunstlederartikeln
       wurde eine Grenzwertüberschreitung für DMFa festgestellt. Dies lässt sich jedoch dadurch be-
       gründen, dass DMFa erst mit der Überarbeitung der MRSL im Januar 2017 aufgenommen wurde
       und es darf gemäss Prioritätenliste bis Ende 2017 in der Produktion eingesetzt werden. Eine wei-
       tere, problematische chemische Gruppe bei den Lederartikeln sind die kurzkettigen Chlorparaf-
       fine, hier wurden bei allen überprüften Lederartikeln eine Grenzwertüberschreitung festgestellt.
       Auch wenn diese zu den Gruppe- 4-Chemikalien gehören und noch bis Ende 2018 eingesetzt
       werden dürfen, besteht wie beim DMFa hier ebenso ein grosser Handlungsbedarf.

       Die folgende Tabelle zeigt den aktuellen Stand der in der Kampagne untersuchten chemischen
       Gruppen. Ein vollständig gefüllter Kreis bedeutet, dass keine Chemikalien über dem Grenzwert
       mehr gefunden wurden. Bei einem weissen Kreis waren noch alle Artikel belastet. D.h. je grösser
       die weisse Fläche des Kreises, desto mehr Handlungsbedarf besteht für Coop. Kurzfristig ist die
       nächste Aufgabe, die APEO-Überschreitungen bei den Lederartikeln anzugehen und mittelfristig
       die Überschreitungen bezüglich Organozinnverbindungen und Dimethylformamid. Langfristig be-
       steht im Bereich Textilien Handlungsbedarf bei dem problematischen Stoff Formaldehyd. Bei den
       Lederartikeln wird langfristig die Beseitigung der kurzkettigen Chlorparaffine angegangen. Selbst-
       verständlich werden zukünftig auch chemische Gruppen berücksichtigt werden, die bisher in Kam-
       pagnen nicht getestet wurden.

                                                                                               8 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

              Chemische Gruppe                     Textile Fasern     Lederprodukte
              Alkylphenolethoxylate (APEO)
              Per- und Polyfluorcarbone (PFC)
              Flammschutzhemmer
              Azo-Farbstoffe
              Allerg. / Krebserr. Farbstoffe
              Organozinnverbindungen
              Chlorphenole
              Chlorbenzole und –toluole
              Formaldehyd
              Chlorparaffine                             N/A
              Weichmacher
              Schwermetalle
              Chrom(VI)                                  N/A
              Dimethylformamid

6.     Massnahmen & Ausblick
       Alle Lieferanten, bei denen Grenzwertüberschreitungen der Prio 1 und2 Chemikalien festgestellt
       worden sind, wurden gezielt informiert und zur Stellungnahme und Ursachenforschung aufgefor-
       dert:

       1. Quellen der Kontamination eruieren, Einholen von Spezifikationen oder Zertifikaten der Formu-
       lierungen bei den jeweiligen Chemikalienherstellern.
       2. Analyse der eingesetzten chemischen Formulierungen.
       3. Wasser-, Abwasseranalytik des betroffenen Herstellungsbetriebes durchführen.

       Die einzige APEO-Überschreitung bei den textilen Artikeln wurde im Kragen eines Polo Shirts fest-
       gestellt. Die Ursachenforschung beim Polo Shirt hat ergeben, dass der Kragen und das Bodyfabric
       in unterschiedlichen Färbetrommeln gefärbt wurden. Vermutlich stammt das APEO im Kragen aus
       Rückständen von einem Reinigungsmittel, da dieser in einer kleinen Trommel gefärbt wurde. Wei-
       terhin wurden weitere Polo Shirts des gleichen Herstellers auf APEO untersucht, hier konnte al-
       lerdings kein APEO nachgewiesen werden. Unabhängig von diesen Ergebnissen wurde der Her-
       steller beauftragt, jegliche Kontaminationsquellen zu eliminieren. Das Ziel von Coop ist es, dass
       die Produzenten gesamtheitlich keine problematischen Chemikalien mehr einsetzen, dies gilt
       auch für die verwendeten Reinigungsmittel im Herstellungsprozess.

       Das Dimethylformamid in den Kunstlederartikeln konnte darauf zurückgeführt werden, dass
       DMFa in der Kunstlederproduktion häufig als Lösemittel eingesetzt wird. Als Resultat aus dem
       Analyseergebnis ist der Lieferant zurzeit am Abklären, ob in Zukunft die Produktion auf Po-
       lyurethan auf wässriger Basis umgestellt werden kann. Es gibt zwar noch einige Punkte bezüglich
       der Festigkeit des wässrigen PU' s zu klären, doch eine Umstellung der Herstellung würde die
       Kontaminationsquelle des DMFa beseitigen. Das Ziel ist es zudem, im gleichen Umstellungspro-
       zess auch die Stoffgruppen APEO und Organozinnverbindungen zu eliminieren.

       Bei Grenzwertüberschreitungen von Prio-3 – 5-Chemikalien oder sonstigen auffälligen Ergebnis-
       sen wurden die Lieferanten darauf aufmerksam gemacht, dass es Sinn macht, frühzeitig auf al-
       ternative Chemikalien umzustellen , um zukünftig die Richtlinie von Coop einzuhalten. Auch wenn

                                                                                              9 von 10
Report Detox-Kampagne 2016

       Coop hier noch Grenzwertüberschreitungen akzeptiert, müssen die Hersteller die Kontaminati-
       onsquelle ausfindig machen und Anstrengungen unternehmen, um diese durch Richtlinien kon-
       forme Chemikalien zu ersetzen.

       Anhand der Ergebnisse dieser Kampagne lässt sich zusammenfassen, dass Coop im Bereich der
       textilen Artikel auf gutem Wege ist, die hochgesteckten Ziele im Bereich der Chemikalien zu errei-
       chen. Bei den Lederartikeln sind noch einige Anstrengungen nötig, wobei eine Umstellung beim
       Kunstleder auf wässriges PU ein wichtiger Schritt in Richtung Reduktion schädlicher Chemikalien
       ist.

       Es bleibt jedoch abschliessend zu erwähnen, dass eine Produkt-Kampagne nur einen Anhalts-
       punkt über die in der Produktion eingesetzten Chemikalien liefert, da problematische Chemikalien
       zum Teil mit viel Wasser ausgewaschen werden können. Dadurch kann es durchaus sein, dass
       gewisse Chemikalien nicht mehr oder nur unterhalb des Grenzwertes nachgewiesen werden kön-
       nen, obwohl die Chemikalien eigentlich die MRSL-Grenzwerte nicht einhalten. Produkt-Kampag-
       nen sind somit für eine Standortbestimmung hilfreich, viel wichtiger sind jedoch präventive Mas-
       snahmen im Herstellungsprozess vor Ort. Deswegen setzt Coop den Fokus insbesondere auf
       Lieferantentrainings, zudem werden vermehrt Abwasseruntersuchungen und Umweltaudits direkt
       beim Hersteller durchgeführt.

                                                                                                 10 von
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