Deutscher bAV-Index 2018 - Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt - Willis Towers Watson
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Deutscher bAV-Index 2018 Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt Inhalt Das Wichtigste im Überblick – Executive Summary...........................................................................................................4 Studienziele und Design.......................................................................................................................................................................................5 Repräsentatives Abbild der deutschen bAV-Landschaft........................................................................................5 Gewichtete Stichprobe aus mittleren und großen Unternehmen...................................................................5 Allgemeine Strukturmerkmale betrieblicher Versorgungszusagen..................................................................6 Durchführungsweg: weiterhin Trend zur Ausfinanzierung.....................................................................................6 Beitragsorientierte Zusagen beherrschen den Markt................................................................................................ 7 Flexible Auszahlungsoptionen...............................................................................................................................................................8 Strukturmerkmale von beitragsorientierten Zusagen.......................................................................................................9 Eigenbeteiligung der Arbeitnehmer wird belohnt............................................................................................................9 Bemessungsgrundlage: Gute Planbarkeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer............................10 Überwiegend Split-Beitragssätze.................................................................................................................................................... 11 Zinsmodell: überwiegend kapitalmarktorientiert........................................................................................................... 12 Risikoleistungen gehören zum Standard................................................................................................................................14 Leistungen und Kosten der arbeitgeberfinanzierten bAV in Deutschland............................................. 15 Hochrechnung für Tarif- und außertarifliche Mitarbeiter sowie Führungskräfte....................... 15 Leistungsniveau: je größer das Unternehmen, desto höher die bAV-Leistung.............................16 Kosten der betrieblichen Altersvorsorge: Trend zur Angleichung............................................................. 17 Die bAV auf dem Prüfstand – mit einer maßgeschneiderten Benchmarkanalyse........................20 Fazit............................................................................................................................................................................................................................................ 21 Die Studienautoren................................................................................................................................................................................................. 22 Weitere Studien von Willis Towers Watson................................................................................................................................23 Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 3
Das Wichtigste im Überblick – Executive Summary Das Ziel der Studie ist es, ein repräsentatives Abbild Versorgungszusagen mit einem fest zugesagten Zins wer- der aktuellen arbeitgeberfinanzierten bAV-Landschaft in den aufgrund des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes zuneh- Deutschland zu schaffen. Hierfür wurden Versorgungs- mend von Plänen mit kapitalmarktorientierten Zinsmodellen werke von insgesamt 200 Unternehmen analysiert. Die abgelöst – diese reagieren flexibel auf die Zinsschwankun- Ergebnisse wurden mit Gewichtungsfaktoren nach den gen im Markt und bieten bei einer positiven Zinsentwick- Kriterien Branche, Umsatz in Deutschland und Anzahl lung die Chance auf eine attraktive Rendite. sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter in Deutsch- land der tatsächlichen Verteilung im deutschen Markt Die arbeitgeberfinanzierte bAV bietet in Deutschland nicht angepasst. nur im Alter eine zusätzliche Absicherung – die meisten bAV-Pläne sehen auch eine Absicherung bei Invalidität Die Tendenz zur Ausfinanzierung der bAV-Verpflichtungen und Leistungen an Hinterbliebene vor. Die Gestaltung der ist in Deutschland nach wie vor ungebrochen. Neben der Leistungen ist dabei sehr unterschiedlich. Unterstützungskasse ist die Direktzusage dabei jedoch nach wie vor der beliebteste Durchführungsweg für die Anhand von drei Musterpersonen (Tarif-Mitarbeiter, au- arbeitgeberfinanzierte bAV. ßertariflicher Mitarbeiter und Führungskraft) wurden die Altersleistung und die Kosten der arbeitgeberfinanzier- Die Rente ist in Deutschland die mit Abstand häufigste ten bAV-Werke berechnet. Dabei liegt die Altersleistung Auszahlungsart für bAV-Leistungen. Jedoch bieten die (ausgedrückt als Versorgungsgrad, das heißt erste Rente meisten Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, dividiert durch letztes Gehalt) über alle Personen hinweg beim Eintritt in den Ruhestand abhängig von der jeweili- im Median zwischen 4,4 Prozent und 4,8 Prozent der je- gen Lebenssituation flexibel zwischen mehreren Auszah- weiligen letzten Grundvergütung, wobei tendenziell gilt: je lungsarten zu wählen. größer das Unternehmen, desto höher die Altersleistung. Beitragsorientierte Versorgungswerke sind die vorherr- Die Kosten der bAV-Werke sind je nach Hierarchieebene schende Zusageart – leistungsorientierte Pläne werden sehr unterschiedlich: Aufgrund höherer durchschnittlicher zunehmend abgelöst und bei neu einzuführenden Zusagen Beiträge liegen die Kosten für eine Führungskraft mit einem in der Regel nicht mehr in Betracht gezogen. Aufgrund der Median von 7,2 Prozent der Grundvergütung in der Regel hohen Verbreitung beitragsorientierter Pläne wurden eini- weit über den Kosten für einen regulären Mitarbeiter (zum ge für diese Zusageart typische Strukturmerkmale näher Beispiel aus dem Bereich Tarif mit im Median 3,0 Prozent betrachtet. der Grundvergütung). Die bAV-Versorgungslandschaft wird dabei in Bezug auf das Kosten-Niveau immer homogener So werden bei beitragsorientierten Plänen die arbeitge- – die Kosten für neuere Zusagen liegen meist nahe des ber- und arbeitnehmerfinanzierten bAV-Modelle mit Vorlie- Markt-Medians. be analog gestaltet oder in einem System integriert. Dabei wird die Eigenbeteiligung der Arbeitnehmer häufig durch arbeitgeberfinanzierte Matching-Beiträge belohnt. Die Höhe der Arbeitgeberbeiträge orientiert sich meist an der (Grund-)Vergütung der Mitarbeiter, wobei zur Berech- nung des Beitrags in der Regel ein Split-Beitragssatz heran- gezogen wird, bei dem auf Vergütungsbestandteile oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze der deutschen Rentenversi- cherung höhere Beiträge entfallen. 4 willistowerswatson.de
Studienziele und Design Repräsentatives Abbild der deutschen (1) Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleis- bAV-Landschaft tungen Während das durch die gesetzliche Rentenversicherung (2) Verarbeitendes Gewerbe, aufgegliedert in folgende gewährte Versorgungsniveau aufgrund des demografischen acht Untergruppen Wandels und ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedin- gungen stetig sinkt, gewinnt die Rolle der betrieblichen Al- Nahrung, Genuss und alltäglicher Konsum tersvorsorge als zweite tragende Säule der Alterssicherung Chemische Erzeugnisse zunehmend an Bedeutung. Doch vor allem die unzureichen- Pharmazeutische Erzeugnisse de Verbreitung der betrieblichen Altersabsicherung zeugt von Defiziten im System und bietet Zündstoff für aktuelle Elektronische Erzeugnisse und Elektrische Ausrüstungen politische Debatten. Maschinenbau und Herstellung von Metallerzeugnissen Fahrzeugbau Das am 1. Januar 2018 in Kraft getretene Betriebsrenten- stärkungsgesetz (BRSG) soll Impulse für die Stärkung der Rohstoffverarbeitung und Warenherstellung (Mineralöl, zweiten Säule im Alterssicherungssystem setzen und zu Kunststoff, Keramik, Glas, Steine und Erden) einer freiwilligen Steigerung der bAV-Verbreitung führen. Herstellung, Installation und Reparatur sonstiger Waren Ein umfassendes Wissen über die aktuelle Praxis der deutschen bAV-Systeme ist daher unerlässlich – sowohl (3) Energie um mögliche Auswirkungen der durch das BRSG ange- (4) Information und Kommunikation zielten Maßnahmen für die betriebliche Alterssicherung abzuschätzen, als auch um neue bAV-Systeme im Markt Da kleinere Unternehmen für eine statistische Erhebung ver- etablieren zu können. gleichsweise schwer zugänglich sind, wurden ausschließlich Unternehmen ab einer Größe von mindestens 500 Mitarbei- Das Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, die aktuellen tern und einem Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro in arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Versorgungssysteme die Analyse einbezogen. Anschließend wurden die Ergeb- in Deutschland repräsentativ und umfassend abzubilden – nisse der 200 Unternehmen mithilfe von Gewichtungsfak- anhand ihrer Strukturmerkmale, Leistungen und Kosten. Um toren nach den Kriterien Branche, Umsatz in Deutschland die Veränderungen der bAV-Praxis in Deutschland nachzu- und Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter verfolgen, ist eine regelmäßige Wiederauflage der Studie in Deutschland der tatsächlichen Verteilung im deutschen in einem Zweijahresrhythmus mit einer vergleichbaren Markt angepasst. Stichprobe geplant. Zuerst werden die allgemeinen Strukturmerkmale der Gewichtete Stichprobe aus mittleren und Pensionspläne analysiert. Da beitragsorientierte Pensi- großen Unternehmen onspläne im deutschen bAV-Markt eine immer wichtigere Rolle spielen, werden spezifische Strukturmerkmale bei- Um den bAV-Markt in Deutschland abzubilden, wurden tragsorientierter Pensionspläne noch einmal gesondert Versorgungslandschaften aus 200 Unternehmen mit ins- betrachtet. Anschließend wird die Wertigkeit der einzel- gesamt 332 arbeitgeber- oder mischfinanzierten Versor- nen Pläne für die Mitarbeiter anhand von Musterkarrieren gungszusagen ausgewählt und analysiert. Alle Pläne sind bewertet (ausgedrückt als Versorgungsgrad, das heißt zum Zeitpunkt des Datenabzugs (30.11.2017) offen für neu erste Rente dividiert durch letztes Gehalt; dargestellt als eintretende Mitarbeiter. Geschlossene Zusagen, die von Prozentsatz) sowie die Kosten der Pläne anhand einer neueren Zusagen abgelöst wurden, sind nicht Gegenstand versicherungsmathematischen Prämie betrachtet (darge- der Studie. stellt als Prozentsatz des Grundgehalts). Um die Repräsentativität der Aussagen für die einzelnen Branchen sicherzustellen, wurden ausschließlich Unter- nehmen aus den vier Branchen mit der laut statistischem Bundesamt höchsten Verbreitung der bAV betrachtet: Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 5
Allgemeine Strukturmerkmale betrieblicher Versorgungszusagen Durchführungsweg: weiterhin Trend zur Die augenfällige Beliebtheit der beiden Durchführungswe- Ausfinanzierung ge für die arbeitgeberfinanzierte bAV beruht auf steuerli- chen und sozialabgaberechtlichen Vorteilen – im Gegen- Für 49 Prozent der mittleren und großen Unternehmen in satz zu den anderen drei Durchführungswegen sind hier Deutschland ist die Direktzusage der präferierte Weg für die gesamten arbeitgeberfinanzierten Versorgungsbeiträge die Durchführung ihrer aktuellen arbeitgeberfinanzierten unabhängig von ihrer Höhe steuer- und sozialabgabefrei. In bAV. Etwa ein Fünftel davon (insgesamt neun Prozent) kom- den Durchführungswegen Pensionskasse, Pensionsfonds biniert die Direktzusage mit anderen Durchführungswegen. und Direktversicherung müssen dagegen Sozialversiche- Durch ein intelligentes Plandesign können dabei die Freibe- rungsbeträge gezahlt werden, sobald die Gesamtbeiträge träge in der Sozialversicherung und steuerliche Förderung zur bAV (arbeitnehmer- und arbeitgeberfinanziert) eine optimal ausgenutzt und gleichzeitig die der bAV inhärenten jährliche Höhe von vier Prozent der Beitragsbemessungs- Risiken für das jeweilige Unternehmen gesenkt werden. grenze der gesetzlichen Rentenversicherung West (BBG2) übersteigen. Zusätzlich werden in den drei externen Durch- Auch in der Direktzusage zeigt sich dabei eine steigende führungswegen Steuern fällig – bis zum 31. Dezember 2017 Tendenz zu einer unternehmensexternen Kapitalanlage lag der Steuerfreibetrag bei vier Prozent der BBG zuzüglich – zum Beispiel durch Bildung eines Sondervermögens in eines jährlichen Aufstockungsbetrages von 1.800 Euro Form eines Contractual Trust Arrangements (CTA) oder und wurde durch das Inkrafttreten des Betriebsrenten- einer Rückdeckungsversicherung für die Pensionsverpflich- stärkungsgesetzes mit Wirkung ab dem 1. Januar 2018 tungen. Ebenfalls sehr beliebt ist die rückgedeckte Un- auf acht Prozent der BBG erhöht. Ob diese Erhöhung des terstützungskasse, die bereits von mehr als einem Drittel Steuerfreibetrages ohne eine sozialversicherungsrechtliche (36 Prozent) der betrachteten deutschen Unternehmen Flankierung die Attraktivität dieser externen Durchfüh- als Durchführungsweg verwendet wird. 1 rungswege steigern wird, bleibt abzuwarten. Über alle Branchen hinweg spielen die drei externen Abb. 1: Durchführungsweg Durchführungswege Pensionskasse, Pensionsfonds und Direktversicherung in der ausgewählten Stichprobe in 8% Deutschland derzeit eine eher untergeordnete Rolle bei 7% der Durchführung der arbeitgeberfinanzierten bAV (hier n Direktzusage in Summe 15 Prozent). Bei der Betrachtung der einzelnen 40 % n Direktzusage + UK/ Branchen können jedoch deutliche Abweichungen zu dem PK/PF/DV Gesamtbild beobachtet werden – so ist zum Beispiel die n Unterstützungskasse Direktversicherung im Bereich „Pharmazeutische Erzeug- n Pensionskasse nisse“ besonders hoch vertreten, während der Bereich 36 % „Elektronische Erzeugnisse und Elektrische Ausrüstungen“ n Direktversicherung die arbeitgeberfinanzierte bAV überwiegend über die Di- 9% rektzusage oder Unterstützungskasse abwickelt. 1. In der Branche „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ wird häufig der Versicherungsverein des Bankgewerbes (BVV) zur Durchführung der bAV genutzt – meist in Kombination mit einer Direktzusage. Für Unternehmen, die ihre bAV ausschließlich über den BVV abwickeln, wurde dieser unter dem Oberbegriff der Unterstützungs- kasse zusammengefasst. 2. Höhe der BBG in 2018: 78.000 Euro p.a. 6 willistowerswatson.de
Auch die Unternehmensgröße spielt bei der Wahl des Beitragsorientierte Zusagen beherrschen den Durchführungsweges eine Rolle. Insbesondere Kleinstun- Markt ternehmen, die in der vorliegenden Studie nicht betrach- tet werden, haben nach unserer Erfahrung eine höhere Der Trend zu beitragsorientierten Zusagen zeichnet sich Tendenz zu externen Durchführungswegen. Aufgrund bereits seit Jahrzehnten im deutschen bAV-Markt ab. eines kleineren Kollektivs sind sie eher darauf angewie- Über alle betrachteten Branchen hinweg haben bereits sen, mögliche bAV-Risiken auf externe Versorgungsträger 93 Prozent der Unternehmen für ihre neu eintretenden auszulagern. Mitarbeiter ein beitragsorientiertes bAV-System eingerich- tet, in das nicht selten auch bereits ehemals bestehende An die Durchführung der arbeitnehmerfinanzierten bAV leistungsorientierte Pläne überführt und integriert wurden. stellen sowohl die Unternehmen als auch der Gesetzge- ber häufig andere Anforderungen als an den arbeitge- Die noch bei sieben Prozent der Unternehmen bestehen- berfinanzierten Teil der bAV. Durch den in Deutschland den offenen leistungsorientierten Zusagen sind mit einem bestehenden Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung durchschnittlichen Alter von fast 18 Jahren deutlich älter als wird diese auch von Unternehmen angeboten, die keine die beitragsorientierten Pläne, welche ein durchschnittliches arbeitgeberfinanzierte bAV anbieten und in der vorlie- Alter von knapp neun Jahren aufweisen. Bei den betrachte- genden Studie nicht betrachtet werden. Daher können ten Unternehmen sind alle seit Anfang 2012 neu eingeführ- die hier getroffenen Aussagen nicht uneingeschränkt auf ten Zusagen beitragsorientiert. Entgeltumwandlungsregelungen übertragen werden. Der allgemeine Trend zur Umstellung auf beitragsorien- tierte Systeme ist je nach Branche mehr oder weniger weit fortgeschritten. So bieten bereits alle Unternehmen in den eher schnelllebigen Branchen wie „Information und Blick auf das Betriebsrentenstärkungs Kommunikation“ sowie „Nahrung, Genuss und alltäglicher gesetz (BRSG): Konsum“ ihren neu eintretenden Mitarbeitern ausschließ- Das BRSG sieht eine Anhebung der Steuerfreiheits- lich beitragsorientierte bAV-Systeme. Eher traditionell grenze für Beiträge in die Durchführungswege Direkt- ausgerichtete Branchen wie „Fahrzeugbau“ und „Maschi- versicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds vor: nenbau und Herstellung von Metallerzeugnissen“ halten dagegen eher an ihren langbewährten leistungsorientier- Ab dem 1. Januar 2018 wurde die Steuerfreiheit ten Plänen fest – bis zu einem Viertel der derzeit offenen für Beiträge in die Durchführungswege Direktver- Zusagen sind in diesen Branchen nach wie vor leistungs- sicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds auf orientiert. acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der deutschen Rentenversicherung (West) angehoben. Abb. 2: Zusageart Die Sozialversicherungsfreiheit bleibt unverändert bei vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der deutschen Rentenversicherung (West) bestehen. 7% In den Durchführungswegen Direktzusage und Unterstützungskasse besteht nach wie vor eine uneingeschränkte Steuer- und Sozialversiche- n eistungsorientierte L rungsfreiheit auf den gesamten arbeitgeberfi- Zusage nanzierten Beitrag. n Beitragsorientierte Zusage 93 % Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 7
Flexible Auszahlungsoptionen Wie auch bei den anderen Strukturmerkmalen gibt es bei der Auszahlungsform große branchenspezifische Unter- Flexibilität bleibt das aktuelle Leitwort im Hinblick auf die schiede. So bieten ausnahmslos alle betrachteten Unter- Auszahlungsoptionen in der bAV – immerhin 56 Prozent nehmen aus dem Bereich „Chemische Erzeugnisse“ ihren der Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern Mitarbeitern die Option auf eine lebenslange Rente an. beim Eintritt in den Ruhestand die Auswahl zwischen Ein- Die Branchen „Elektronische Erzeugnisse und Elektrische malkapital, Raten oder einer lebenslangen Rente bei der Ausrüstungen“ sowie „Information und Kommunikation“ Auszahlung der bAV-Leistungen an. Insbesondere in den sind Spitzenreiter in Punkto Flexibilität – hier sichern weit letzten zwei Jahren entwickelt sich der Trend zu einem über zwei Drittel der Unternehmen ihren Mitarbeitern eine Erfolgsmodell – 95 Prozent der seit 2016 eingeführten Auswahlmöglichkeit zwischen Kapital, Raten oder Rente Pläne sehen alle Auszahlungsformen vor und überlassen zu. In dem Bereich „Erbringung von Finanz- und Versiche- es meist den Mitarbeitern, die für ihre Lebenssituation am rungsdienstleistungen“ ist dagegen das Kapital als alleini- besten geeignete Auszahlungsform zu wählen. ge Auszahlungsform besonders weit verbreitet. Studien wie etwa der Global Benefits Attitudes Survey von Willis Towers Watson belegen, dass Mitarbeiter diese Abb. 3: Auszahlungsoptionen Flexibilität durchaus zu schätzen wissen – sie sehen die Wahlmöglichkeit darüber, wie die bAV im Alter ausgezahlt 5% wird, als das wertvollste flexible Element in der bAV an. Die Flexibilität trägt dazu bei, dass die bAV als bedarfsgerecht wahrgenommen wird. Dies wiederum stärkt die Bindungs- 39 % wirkung der bAV und fördert die generelle Attraktivität des n Rente Arbeitgebers. Für die Unternehmen ist die freie Wahlmög- n Kapital (Einmal/Rate) lichkeit jedoch nicht ausschließlich positiv zu bewerten – sie oder Rente führt zu einem erhöhten Administrationsaufwand und birgt n Kapital (Einmal/Rate) unter Umständen auch Risiken bei der Cash-Flow-Planung. 56 % Zwar gab es im letzten Jahrzehnt im Zuge der Risiko- minimierung in der bAV einen Trend zur Auszahlung der Leistungen in Form eines einmaligen Kapitalbetrages (heute bei 61 Prozent der Unternehmen als Auszahlungs- form vorhanden), doch die Popularität der Rente ist nach wie vor ungebrochen – bei insgesamt 95 Prozent der mittleren und großen Unternehmen in Deutschland ist die lebenslange Rente als Auszahlungsform vorhanden. Der Fürsorgegedanke der Unternehmen ihren Mitarbeitern ge- genüber mag einer der Gründe dafür sein. Mit Sicherheit trägt jedoch auch die Option einer externen Verrentung und der damit verbundenen Möglichkeit zur Auslagerung des Langlebigkeitsrisikos auf einen Versicherer zur hohen Verbreitung der Rente bei – so können die Arbeitgeber eine für sie risikolose Rente anbieten. 8 willistowerswatson.de
Strukturmerkmale von beitragsorientierten Zusagen Eigenbeteiligung der Arbeitnehmer wird Insgesamt eignen sich Matching-Modelle laut Studien nicht belohnt nur dazu, die Teilnahmequote an der Entgeltumwandlung zu erhöhen, sondern auch die Wertschätzung der gesamten Unternehmen in Deutschland sind gesetzlich dazu ver- bAV signifikant zu steigern. Eine gemischte arbeitgeber- und pflichtet, ihren Mitarbeitern eine Möglichkeit zur Entgeltum- arbeitnehmerfinanzierte bAV nehmen Mitarbeiter als deut- wandlung anzubieten. Um den Administrationsaufwand zu lich bedarfsgerechter wahr als ein rein arbeitgeberfinanzier- reduzieren, wird bei neu eingeführten Zusagen die Entgelt tes System, wie der Global Benefits Attitudes Survey von umwandlung in der Regel in das arbeitgeberfinanzierte Sys- Willis Towers Watson zeigt. tem integriert oder zumindest analog dazu gestaltet – dies ist bei 86 Prozent der betrachteten Unternehmen der Fall. Eine attraktive Gestaltung des Entgeltumwandlungsmodells allein reicht jedoch häufig nicht aus, um die Mitarbeiter Viele Unternehmen gehen sogar einen Schritt weiter – inzwi- zum Aktivwerden zu motivieren – trotz einer grundsätzlich schen ist es im deutschen bAV-Markt gängige Praxis, den vorhandenen Bereitschaft der Arbeitnehmer zur Entgeltum- Mitarbeiter durch sogenannte „Matching-Modelle“ zur Mitfi- wandlung bleiben die Beteiligungsquoten erfahrungsgemäß nanzierung seiner bAV zu motivieren. Darunter versteht man weit hinter den Erwartungen der Unternehmen zurück. Fragt Versorgungssysteme, bei denen die Höhe der jeweiligen man die Mitarbeiter, so geben auch diese mehrheitlich an, Arbeitgeberbeiträge ganz oder teilweise an die Eigenbetei- weniger für ihre Altersvorsorge zu tun, als sie es sich eigent- ligung des Mitarbeiters gekoppelt ist. Mit dem Inkrafttreten lich wünschen. Einen effektiven Lösungsansatz hierzu könn- des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) ab 1. Januar ten sogenannte Opting-out-Modelle zur Entgeltumwandlung 2018 wird ein rudimentäres Matching der Entgeltumwand- bieten, bei denen die Arbeitnehmer automatisch an einem lungsbeiträge sogar zur Pflicht – bei den Durchführungswe- Programm zur Entgeltumwandlung teilnehmen, wenn sie gen Pensionskasse, Pensionsfonds und Direktversicherung sich nicht explizit dagegen entscheiden. Einen Schritt in die- besteht nun die Pflicht zu einem Arbeitgeberzuschuss von se Richtung empfiehlt auch der Gesetzgeber in Deutschland 15 Prozent des Entgeltumwandlungsbeitrags, insoweit auf – mit dem Inkrafttreten des Betriebsrentenstärkungsgeset- diesen Sozialversicherungsbeiträge entfallen wären. zes ist eine gesetzliche Grundlage für Opting-out-Modelle auf tarifvertraglicher Basis gelegt. In 45 Prozent der Unternehmen ist die Eigenbeteiligung des Mitarbeiters eine grundlegende Voraussetzung für arbeit- geberfinanzierte Beiträge zur bAV. Wandelt der Mitarbeiter Abb. 4: Entgeltumwandlung und Matching kein Entgelt um, entfällt in solchen Systemen der gesamte Arbeitgeberbeitrag. Die Verantwortung für die betriebliche n S eparate Entgeltum- Altersvorsorge wird hier quasi im ersten Schritt auf den 14 % wandlungsregelung Mitarbeiter übertragen. n Integrierte Entgelt- 2% umwandlung ohne 39 % Matching Um zu vermeiden, dass der Mitarbeiter am Ende seiner Karriere aufgrund seiner Unentschlossenheit zur Entgelt n Integrierte Entgelt- umwandlung ganz leer ausgeht, bieten 39 Prozent der Un- umwandlung mit ternehmen ihren neu eintretenden Mitarbeitern ein etwas Matching: AN-Beitrag Voraussetzung für weniger radikal ausgestaltetes Matching-Modell an – ihre AG-Beitrag Versorgungssysteme sehen einen von der Eigenbeteiligung 45 % des Mitarbeiters unabhängigen Grundbeitrag vor. Dieser n Integrierte Entgelt- umwandlung mit wird durch einen Aufbaubeitrag aufgestockt, sofern der Matching: zusätzlicher Mitarbeiter sich zu einer Entgeltumwandlung entschließt. AG-Beitrag Die Höhe des Aufbaubeitrags orientiert sich dabei meist an dem Mitarbeiterbeitrag und liegt im Schnitt bei etwa 80 Prozent des Entgeltumwandlungsbetrages – in aller Regel mit einer Limitierung nach oben. Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 9
Eine weitere Möglichkeit, die Teilnahmequoten an der Ent Blick auf das Betriebsrentenstärkungs geltumwandlung zu erhöhen, bietet eine zielgruppenge- gesetz (BRSG): rechte, verständliche und leicht zugängliche Kommunika tion. Hierfür können die Unternehmen auf eine Vielzahl von Ein Arbeitgeberzuschuss zur Entgeltumwandlung ist Kommunikationsmitteln zurückgreifen – Broschüren und Pflicht: Prospekte gehören dabei zu den bewährten Klassikern. Zunehmend kommen jedoch auch modernere Medien wie Sozialversicherungsbeiträge, die der Arbeitgeber mobile Apps oder Projektionsrechner zur Hochrechnung durch die Entgeltumwandlung einspart, müssen von bAV-Leistungen zum Einsatz, die laut der Global Be- an den Arbeitnehmer weitergegeben werden. Die nefits Attitudes Survey von Willis Towers Watson großen Ersparnis entspricht etwa 15 Prozent des vom Anklang bei den Arbeitnehmern finden. Mitarbeiter geleisteten Beitrags (aus sozialversi- cherungspflichtigem Entgelt). Bemessungsgrundlage: Gute Planbarkeit für Von der Regelung ausgenommen sind Zusagen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer die über eine Unterstützungskasse oder in Form einer Direktzusage durchgeführt werden. Die Wahl der Bemessungsgrundlage erfolgt stets vor dem Hintergrund der allgemeinen Vergütungsphilosophie und Optionssysteme („Opting-out-Modelle“) können auf -struktur des Unternehmens. Werden klare Gehaltsgrup- tarifvertraglicher Basis eingeführt werden: pen definiert (zum Beispiel durch Tarifbindung), sind fest in Euro definierte Beiträge in Abhängigkeit von der Zuge- Bei jedem neu eintretenden Mitarbeiter wird auto- hörigkeit zu einer der Gruppen denkbar. Dies ermöglicht matisch ohne sein Zutun ein Entgeltumwandlungs- eine gute Planbarkeit, erfordert jedoch auch eine regelmä- betrag aus seinem Brutto-Einkommen einbehalten ßige Anpassung der Beitragshöhe, um inflationsbedingten und zum Aufbau einer Altersversorgungsleistung Entwertungen vorzubeugen. Nur etwa acht Prozent der genutzt. deutschen Unternehmen setzen diese Lösung um. Sehr Es besteht eine Widerspruchsmöglichkeit, der Mit- viel häufiger ist jedoch die Definition der Beiträge in direk- arbeiter muss in diesem Fall seinen Willen zum Wi- ter Abhängigkeit von den Bezügen der Mitarbeiter. derspruch in einer geeigneten Form und innerhalb vorgegebener Fristen äußern – tut er dies nicht, gilt Abb. 5: Bemessungsgrundlage sein Schweigen als Zustimmung. 14 % 8% Einige wenige Unternehmen in Deutschland haben auch ohne eine tarifvertragliche Grundlage bereits Möglichkeiten n Beitragsgruppen gefunden, ihre Entgeltumwandlungsregelung ähnlich einem n Grundvergütung Opting-out-Modell zu gestalten, zum Beispiel indem die n Gesamtvergütung Teilnahme an der Entgeltumwandlung bereits im Arbeits- (Grund + Variabel) vertrag geregelt wird. Auch bei solchen Lösungen haben die Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich innerhalb einer vorgeschriebenen Frist gegen die Entgeltumwandlung zu 78 % entscheiden – reichen sie keinen schriftlichen Widerspruch ein, so fließen automatisch Beiträge aus dem Brutto-Gehalt in ihre bAV. 10 willistowerswatson.de
Die mit Abstand am häufigsten genutzte Bemessungs- Abb. 6: Beitragsmodell grundlage für Beiträge im deutschen bAV-Markt ist die Grundvergütung beziehungsweise ein Vielfaches davon 8% (zum Beispiel 13 Monatsgrundgehälter) – dies wird in 19 % 78 Prozent der Versorgungssysteme umgesetzt. Die Orientierung an der Grundvergütung ermöglicht eine n inheitlicher E Beitragssatz vergleichsweise einfache Planbarkeit der Kosten und ist (in % Bezüge) in der Regel einfach zu administrieren. Besonders häufig wird die Grundvergütung in den Branchen „Chemische n Split-Beitragssatz (in % Bezüge) Erzeugnisse“ und „Pharmazeutische Erzeugnisse“ als Bemessungsgrundlage gewählt. n EUR-Beitrag 73 % Einige Unternehmen (14 Prozent) beziehen die variable Vergütung in die Berechnung der bAV-Beiträge mit ein. Insbesondere bei Gehaltsstrukturen mit einem hohen variablen Anteil kann dies zu Schwankungen in der Leis- Bei einem einheitlichen Beitragssatz wird ein Prozentsatz tungshöhe und in den jährlichen bAV-Kosten führen, was definiert, der auf das gesamte versorgungsfähige Einkom- die Administrierbarkeit und Planbarkeit der betreffenden men angewendet wird – dies findet bei 19 Prozent der Un- Pläne erschweren kann. Wenn die variable Vergütung ternehmen in Deutschland Anwendung. Was in der Berech- direkt an den Unternehmenserfolg geknüpft ist, sind die nung sehr einfach umzusetzen ist, birgt in der Praxis einige schwankenden Kosten jedoch durchaus gewollt – so fallen Tücken. So möchten zum Beispiel viele Unternehmen ihren die höchsten bAV-Kosten genau dann an, wenn auch das Führungskräften eine besonders attraktive bAV bieten – was entsprechende Budget hierfür beim Unternehmen vor- darin begründet ist, dass die Hochverdiener keine Altersleis- handen ist. In einigen Branchen ist die Gesamtvergütung tungen für Bezügeteile oberhalb der Beitragsbemessungs- als Bemessungsgrundlage sehr beliebt – so bezieht zum grenze der deutschen Rentenversicherung (BBG) vom Staat Beispiel etwa jedes zweite Unternehmen aus dem Bereich beziehen werden. Somit müssen sie verstärkt anderweitig „Energieversorgung“ auch variable Gehaltsbestandteile bei für ihr Rentenalter vorsorgen, um einen zu hohen Einkom- der Kalkulation der Arbeitgeberbeiträge zur bAV mit ein. mensabfall am Ende ihres Berufslebens zu vermeiden. Nach dieser Logik bekommen die Führungskräfte meist einen Überwiegend Split-Beitragssätze höheren einheitlichen Beitragssatz zugesprochen als die allgemeine Belegschaft, was je nach Betriebsklima trotz der Bei beitragsorientierten Versorgungszusagen wird im logischen, auf Sozialversicherungsbeiträgen beruhenden deutschen bAV-Markt die Höhe der Beiträge mehrheit- Begründung für die ungleichen Beitragssätze die Frage nach lich direkt an das Einkommen des jeweiligen Mitarbeiters einer „Zwei-Klassen-bAV“ aufwerfen kann. geknüpft und nach einer Beitragsformel als Prozentsatz versorgungsfähiger Bezüge ermittelt – über alle Branchen Eine elegante Alternative bietet eine Split-Beitragsformel, hinweg ist dies bei 92 Prozent der betrachteten Unterneh- die von 73 Prozent der Betriebe in ihren beitragsorientier- men der Fall. Für die Ausgestaltung der Beitragsformel ten Zusagen verwendet wird. Hierbei wird in aller Regel gibt es dabei im Wesentlichen zwei Varianten: den einheit ein höherer Beitragssatz auf Bezügebestandteile oberhalb lichen Beitragssatz und den Split-Beitragssatz. der BBG gewährt, der mit steigendem Gehalt zunehmend zum Tragen kommt. Dadurch wird zumindest teilweise der Nachteil für die Hochverdiener in der gesetzlichen Renten- versicherung ausgeglichen. Das Gesamtmodell kann wieder um als eine für alle Mitarbeiter einheitliche Versorgung im Unternehmen kommuniziert werden. Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 11
Abb. 7: Split-Beitragssätze (in % Bezüge) Zinsmodell: überwiegend kapitalmarktorientiert 14,0 % Der bAV-Markt in Deutschland wendet sich zunehmend 3. Quartil; 12,0 % von den ehemals vorherrschenden Festzins-Zusagen ab – 12,0 % dies ist mit Blick auf das derzeitige Niedrigzinsumfeld gut nachvollziehbar, welches bei Festzins-Zusagen zu steigen- Median; 10,0 % 10,0 % den Pensionsverpflichtungen führt. 8,0 % Die meisten bestehenden Rentenbaustein- und Kapi- talbausteinzusagen wurden in den vergangenen Jahren 6,0 % 1. Quartil; 6,5 % risikominimierend umgestaltet, indem die Faktoren zur 3. Quartil; 4,0 % Berechnung der Bausteine aktualisiert und von ehemals 4,0 % häufig bis zu sechs Prozent pro Jahr zumindest für neu Median; 3,0 % eintretende Mitarbeiter auf einen deutlich niedrigeren 2,0 % 1. Quartil; Zins abgesenkt wurden. Viele Unternehmen haben ihre 2,0 % Festzins-Zusagen sogar bereits ganz geschlossen und 0,0 % ihre arbeitgeberfinanzierte bAV auf ein kapitalmarktorien- Bis BBG Über BBG tiertes Modell umgestellt. Die Höhe der Beitragssätze ist je nach Unternehmen, Bran- Bei bAV-Neugestaltungen werden nur noch selten feste che und genereller Plangestaltung sehr unterschiedlich. Zinsgarantien vergeben – falls doch, liegt der garantierte Im Median liegt der Beitragssatz bei beitragsorientierten Festzins dabei bei durchschnittlich drei Prozent pro Jahr, Versorgungszusagen mit einer Split-Formel an der BBG wenn man ausschließlich die seit 2015 eingeführten Fest- für versorgungsfähige Bezügeteile unterhalb der BBG bei zins-Zusagen betrachtet. drei Prozent und steigt oberhalb der BBG auf im Median zehn Prozent. Die Höhe der Beitragssätze allein erlaubt je- Die meisten Unternehmen in Deutschland nutzen bereits doch keine Aussagen über die resultierende Leistungshöhe kapitalmarktorientierte Zinsmodelle, bei denen sich die und spiegelt auch nur ungenügend die Kosten einer Versor- Leistung in Abhängigkeit einer tatsächlichen oder fikti- gungsregelung wider. Um die Wertigkeit einer bAV-Rege- ven Kapitalanlage entwickelt. Die so gestalteten Zusagen lung beurteilen zu können, muss das Zusammenspiel aus können flexibel auf Zinsschwankungen im Markt reagieren Zinsmodell, Bemessungsgrundlage, Risikoleistungen und und bieten bei einer positiven Zinsentwicklung die Chan- ggf. sonstiger zur bAV im Unternehmen vorhandener Rege- ce auf eine attraktive Rendite. Bei versicherungsbasierten lungen betrachtet werden. Versorgungszusagen orientieren sich die Entwicklung der eingezahlten Beiträge und damit auch die Leistung an einer Insbesondere für neu einzuführende Versorgungszusagen (Rückdeckungs-)Versicherung. Hierbei wird meist eine lohnt sich auch hier ein genauerer Blick auf die Branchen- Garantieverzinsung in Höhe des Höchstrechnungszinses unterschiede und -spezifika. So ist ein Split-Beitragssatz im (derzeit 0,9 Prozent pro Jahr) zuzüglich Überschüssen des Bereich „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienst- Versorgungsträgers gewährt. Einige neuere Versicherungs- leistungen“ zwar gängige Praxis, der Split erfolgt oft jedoch tarife gewähren nur noch eine Garantie auf die Summe der nicht an der BBG sondern an der Zuwendungsbemessungs- Beiträge, was durch eine attraktivere Kapitalanlagemög- grenze des Versicherungsvereins des Bankgewerbes (BVV) 3. lichkeit zu höheren Leistungen im Rentenalter führen kann. In den Branchen „Maschinenbau“ und „Metallerzeugnisse Die durchschnittliche laufende Verzinsung liegt dabei im und Fahrzeugbau“ wiederum nutzt fast jedes zweite Unter- Jahr 2017 jedoch unter drei Prozent4, was aus Sicht einiger nehmen eine einheitliche Beitragsformel. Unternehmen die Attraktivität von versicherungsbasierten Versorgungszusagen aktuell einschränkt. 3. Zuwendungsbemessungsgrenze des BVV liegt 2018 bei 61.548 Euro p.a. 4. Quelle: ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH, Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien 2017. 12 willistowerswatson.de
Alternative kapitalmarktorientierte Zinsmodelle, in denen Wie bei anderen Strukturmerkmalen auch, gibt es beim Zins- sich die Beiträge analog zu einem tatsächlichen oder modell spürbare Unterschiede zwischen den Branchen. So fiktiven Sondervermögen entwickeln, können durch eine sind Festzinszusagen in den Bereichen „Chemische Erzeug- freiere Wahl der Kapitalanlage zu attraktiveren Renditen nisse“ und „Fahrzeugbau“ noch gängige Praxis. Fast zwei führen – diese Möglichkeit wird bereits von insgesamt Drittel der Unternehmen aus dem Bereich „pharmazeutische 21 Prozent der Unternehmen genutzt. Auch hier werden Erzeugnisse“ setzen dagegen auf versicherungsakzesso- vereinzelt Garantien von bis zu drei Prozent zuzüglich rische Zinsmodelle, während sich weit über ein Drittel der Überschüssen ausgesprochen – die überwiegende Mehr- Unternehmen aus dem Bereich „Information und Kommu- zahl der fondsbasierten Zusagen beschränkt sich jedoch nikation“ fondsbasierte Anlagen nutzt. auf eine Beitragsgarantie ohne darüber hinaus gehende Mindestverzinsung. Kann die Summe der Beiträge auf- grund einer negativen Kapitalentwicklung im Leistungsfall Abb. 8: Zinsmodell nicht gezahlt werden, ist der Arbeitgeber in Deutschland bisher gesetzlich dazu verpflichtet gewesen, dem Arbeit- 5% 21 % 8% nehmer gegenüber den fehlenden Betrag zu entrichten – dies gilt im Übrigen unabhängig vom Durchführungsweg. n entenbaustein R Diese so genannte Subsidiärhaftung des Arbeitgebers (Festzins) kommt jedoch in der Praxis nur sehr selten zum Tragen n Kapitalbaustein und wird in der Regel von den Unternehmen in Deutsch- (Festzins) land nicht als ein schwerwiegendes Problem empfunden, n Versicherungsbasiert zumal das Haftungsrisiko durch geeignete Anlagestrategi- n Fondsbasiert en weiter gesenkt werden kann. Das andauernde Niedrigzinsumfeld einerseits, und das 66 % Haftungsrisiko für die deutschen Unternehmen anderer- seits waren auch Gegenstand aktueller politischer Debat- ten. Mit dem Inkrafttreten des Betriebsrentenstärkungs- gesetzes (BRSG) ist in Deutschland auf tarifvertraglicher Blick auf das Betriebsrentenstärkungs Grundlage erstmals auch eine reine Beitragszusage ohne gesetz (BRSG): Beitragsgarantie und ohne Haftung des Arbeitgebers möglich. Das Ziel dabei ist ein alternatives, attraktives Eine reine Beitragszusage ist als eine neue Plange- Betriebsrentenkonzept im Niedrigzinsumfeld, das durch staltungsoption auf tarifvertraglicher Basis möglich: den Verzicht auf Garantien eine freiere Kapitalanlage und damit strukturell die Chance auf höhere Renditen ermög- Der Arbeitgeber zahlt Beiträge an eine gemeinsam licht. Die Haftung des Arbeitgebers entfällt – an seine vom Arbeitgeberverband und der Gewerkschaft Stelle tritt ein Sicherungsbeitrag, der tariflich vereinbart betriebene Versorgungseinrichtung (nur Pensions werden kann. fonds, Pensionskasse oder Direktversicherung) und hat keinerlei weitere Verpflichtung mehr Aufgrund der Notwendigkeit einer tarifvertraglichen Basis gegenüber dem Mitarbeiter (keine Subsidiärhaf- kann die Regelung nur einen Teil der Arbeitnehmer und tung / Einstandspflicht und kein PSV-Beitrag mehr). Unternehmen betreffen. In Unternehmen mit mehr als 1.000 Ein im Tarifvertrag geregelter Sicherungsbeitrag Beschäftigten unterliegen rund 82 Prozent der Mitarbeiter soll zwischen den Tarifparteien vereinbart werden. einer tariflichen Regelung, in kleineren Unternehmen mit 500 bis 999 Mitarbeitern sinkt der Anteil der Beschäftig- ten mit einer tariflichen Bindung auf 53 Prozent 5. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Tarifvertragsparteien die Mög- lichkeit der reinen Beitragszusage aufgreifen und sich das neue Modell in der Praxis etablieren kann und wird. 5. Quelle: Statistisches Bundesamt, Verdienste und Arbeitskosten – Tarifbindung in Deutschland 2014. Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 13
Risikoleistungen gehören zum Standard Einige Unternehmen koppeln im Rahmen einer Direktzu- sage die Risikoleistung von der Altersversorgung ab und Neben der Altersleistung bietet die bAV in Deutschland gewähren im Invaliditätsfall eine unabhängige Mindest- fast immer eine zusätzliche finanzielle Absicherung in Ri- oder Zusatzleistung – meist in Form eines Vielfachen des sikofällen. So sehen 99 Prozent der betrachteten Zusagen (Jahres-)Gehalts. im Todesfall Leistungen an Hinterbliebene vor. 97 Prozent der Pläne enthalten zusätzlich auch Regelungen für den Bei neueren Versorgungswerken greifen Unternehmen im Fall einer Berufsunfähigkeit oder Invalidität. Zuge der Risikominimierung der bAV auch bei der Absiche- rung der Invalidität zunehmend auf externe Versicherungs- Die konkrete Ausgestaltung der Risikoleistungen ist sehr lösungen zurück. So ist bei sieben Prozent der betrachte- vielseitig – wie auch die Bedeutung, die die einzelnen ten Zusagen eine Invaliditätsrente in Höhe der Altersrente Unternehmen der Risikoabsicherung beimessen. Einige im Versicherungstarif integriert. Weitere sieben Prozent Pläne haben einen klaren Fokus auf der Altersvorsorge der Unternehmen leisten zur Risikoabsicherung separate und sehen Risikoleistungen als nebensächlich an – teil- Risikobeiträge zu einer Versicherung. Diese Tendenz wird weise werden gar keine Risikoleistungen im Falle von durch die Entwicklung neuer Versicherungskonzepte im Invalidität ausgezahlt (gilt für drei Prozent der betrachte- Markt zusätzlich gefördert. ten Zusagen) oder die Auszahlung beschränkt sich auf den aufgelaufenen Stand bzw. bei versicherungsbasierten Die qualitative Ausgestaltung der Risikoleistungen erlaubt Plänen auf den Rückkaufswert der Versicherung (15 Pro- nur bedingt Aussagen über die daraus resultierende Leis- zent). Insbesondere bei beitragsorientierten Versorgungs- tungshöhe. Bei der Einführung und Gestaltung eines neuen werken führt dies am Anfang der Vertragslaufzeit zu sehr bAV-Plans lohnt sich daher stets auch ein genauerer Blick geringen, häufig als unzureichend empfundenen Leis- auf die quantitative Seite der Risikoabsicherung in vergleich- tungshöhen. baren Unternehmen. Möchte ein Unternehmen seinen Mitarbeitern im Falle von Invalidität eine spürbare Unterstützung bieten, sollte eine Abb. 9: Leistungen im Fall von Invalidität (hier für beitragsorien- zusätzliche Risikoleistung vorgesehen werden. Je nach tierte Zusagen) Gestaltung des jeweiligen Plans bietet sich eine Zurech- nung in der „Konto-Logik“ an. Eine Zinszurechnung bis 7% 3% n K eine Leistung bei zum Rentenalter findet bei acht Prozent der betrachteten Invalidität 7% 15 % Pläne Anwendung. Bei Baustein-Modellen ist diese in der n Nur aufgelaufener Regel durch Alters- oder Rentenfaktoren bereits durch Stand/Rückkaufswert 8% die Plangestaltung implizit gegeben. Bei akzessorischen Versicherung 8% Zinsmodellen findet manchmal eine Zinszurechnung in n Zurechnung von Zins Höhe des Garantiezinses statt. In Anbetracht des aktu- n Zurechnung von ellen Niedrigzinsumfelds ist diese Art der Zurechnung Dienstjahren und ggf. Zins jedoch nur bedingt dazu geeignet, um die Risikoleistung auf ein zuträgliches Niveau anzuheben. n Unabhängige Mindestleistung 52 % Die meisten Unternehmen in Deutschland (52 Prozent) se- n Versicherte Altersrente hen in ihren bAV-Versorgungswerken daher eine Mindest- beitrags- oder Dienstzeit vor, auf die die Leistung im Fall n Separater Risikobei- trag zur Versicherung von Invalidität aufgestockt wird: Bei beitragsorientierten Plänen werden in der Regel bis zu einem definierten Alter (im Mittelwert etwa bis Alter 60) oder bis zu einer Mindest- dienstzeit von im Schnitt zehn Jahren fiktive Beiträge in Höhe des zuletzt gewährten Beitrags oder Bausteins hin- zugerechnet. Bei leistungsorientierten Zusagen wird meist eine Zurechnung von Dienstjahren auf ein Alter zwischen 55 und 65 Jahren vorgenommen. 14 willistowerswatson.de
Leistungen und Kosten der arbeitgeber finanzierten bAV in Deutschland Hochrechnung für Tarif- und außertarifliche Bei Zusagen mit einem von dem Arbeitnehmerbeitrag Mitarbeiter sowie Führungskräfte abhängigen Matching-Beitrag wurde unterstellt, dass sich die Arbeitnehmer stets profit-maximierend verhalten, um die Um die Leistungen und Kosten der arbeitgeberfinanzierten höchstmöglichen Arbeitgeber-Beiträge zu erhalten. Bewer- betrieblichen Versorgungswerke vergleichbar zu machen, tet wurden jedoch ausschließlich die arbeitgeberfinanzier- wurden alle betrachteten Versorgungszusagen systema- ten bAV-Beiträge – Arbeitnehmer-Beiträge selbst fließen tisch erfasst und die daraus resultierenden Altersleistungen nicht in die Berechnungen ein. sowie die gesamten bAV-Kosten inklusive zugesagter Risi- koleistungen pro Unternehmen für insgesamt drei Muster- Um den Markt umfassend abzubilden wurden über alle Er- personen abgebildet. Dabei wurden für die Analyse jeweils gebnisse hinweg unter Berücksichtigung der Gewichtungs- alle wertmäßig relevanten Versorgungszusagen einbezogen, faktoren nach den Kriterien Branche, Umsatz in Deutschland die an die jeweilige Musterperson bei einem Eintritt in das und Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter in Unternehmen im Jahr 2017 erteilt worden wären. Falls für Deutschland ein Markt-Median sowie das erste Quartil und die jeweilige Musterperson pro Unternehmen mehrere Ver- das dritte Quartil gebildet. Damit soll das marktübliche Leis- sorgungszusagen relevant waren (zum Beispiel Basis- und tungs- und Kostenniveau der bAV in Deutschland verdeut- Aufbaukonto), so wurden die Leistungen hieraus entspre- licht werden. chend aufsummiert. Abb. 10: Verteilung der Ergebnisse 3. Quartil; die Ergebnisse für 75 Prozent der Unternehmen in Deutschland liegen darunter Median; die Ergebnisse für 50 Prozent der Unternehmen in Deutschland liegen darunter 1. Quartil; die Ergebnisse für 25 Prozent der Unternehmen in Deutschland liegen darunter Die Ergebnisse wurden für drei Musterpersonen aus unter- voneinander unterscheiden. Die nachfolgende Tabelle fasst schiedlichen Hierarchieebenen generiert, die sich im Ein- die für die Musterpersonen relevanten Parameter übersicht- trittsalter, Gehalt und durchschnittlicher Karriereentwicklung lich zusammen: Abb. 11: Musterpersonen Außertariflicher Hierarchieebene Tarif-Mitarbeiter (Tarif) Führungskraft (FK) Mitarbeiter (AT) Einstiegsalter 25 35 45 Einstiegsgehalt Grundgehalt 38.100 € 76.200 € 114.300 € Variable Bezüge 8,3 Prozent (13. Monatsgehalt) 15,0 Prozent 30,0 Prozent Gesamtvergütung 41.275 € 87.630 € 148.590 € Karriereentwicklung im 0,5 Prozent 1 Prozent 2 Prozent Durchschnitt pro Jahr Einkommenstrend als 2 Prozent Inflationsausgleich pro Jahr Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 15
Abb. 12: Gehaltsentwicklung der Musterpersonen (Grundgehalt in Euro) 300.000 250.000 200.000 150.000 FK 100.000 AT 50.000 Tarif Alter – 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 inkl. Karriereentwicklung inkl. Karriereentwicklung und Einkommenstrend Leistungsniveau: je größer das Unternehmen, rientierten Pläne eine Split-Beitragsformel verwendet, bei desto höher die bAV-Leistung der wesentlich höhere Beiträge auf Gehaltsbestandteile oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze der deutschen Aus Arbeitnehmersicht ist es entscheidend zu wissen, was Rentenversicherung (BBG) gezahlt werden. Durch die Kar- man von der arbeitgeberfinanzierten bAV am Ende seiner riereentwicklung profitiert die AT-Musterperson mit jedem Dienstzeit erwarten kann. Hierfür haben wir für jede vorlie- Jahr mehr von den höheren Beiträgen oberhalb der BBG. gende Versorgungszusage je Musterperson die Altersleis- tung im Alter 67 bestimmt und diese ins Verhältnis zum letz- Auch der Versorgungsgrad der Muster-Führungskraft liegt ten Einkommen (Grundgehalt) gesetzt. Der resultierende mit einem Median von 4,8 Prozent der Grundvergütung auf Versorgungsgrad zeigt demnach, welchen Ausgleich für das einem mit den beiden anderen Musterkarrieren vergleich- wegfallende Erwerbseinkommen die jeweilige bAV bietet. baren Niveau – und das bei einem Eintrittsalter von 45 und damit einer Dienstzeit von gerade einmal 22 Jahren. Hinzu Nach einer 42-jährigen Dienstzeit bekommt die Tarif-Muster- kommt, dass das letzte Gehalt der Führungskraft durch die person eine Altersleistung in Höhe von im Median 4,6 Pro- höhere Karriereentwicklung proportional stärker ansteigt zent des letzten Grundgehalts. Ein Versorgungsgrad zwi- als bei den beiden anderen Musterpersonen, was den schen 2,8 Prozent (1. Quartil) und 7,1 Prozent (3. Quartil) des erzielten Versorgungsgrad entsprechend weiter verringert. Grundgehaltes kann in Deutschland für den Muster-Tarifmit- Doch die Leistungen aus beitragsorientierten Plänen mit arbeiter als marktüblich angesehen werden. Insbesondere Split-Beitragssätzen und teilweise großzügigere (Zusatz-) bei Plänen mit einer vergleichsweise hohen garantierten Versorgungszusagen für die Führungskräfte im Vergleich Verzinsung profitieren die Mitarbeiter dabei von der langen zur allgemeinen Belegschaft wiegen diese Effekte fast Laufzeit der Versorgungszusage und erzielen durch Zinses- vollständig auf. Durch das hohe Eintrittsalter sind bei Füh- zinseffekte vergleichsweise hohe Versorgungsgrade. rungskräften (und teils auch AT-Mitarbeitern) häufig bereits Versorgungsanwartschaften von früheren Arbeitgebern Die Musterperson aus dem außertariflichen Bereich erhält oder aus früheren Positionen vorhanden – diese wurden in Deutschland durch die arbeitgeberfinanzierte bAV im Me- in der vorliegenden Analyse nicht mit berücksichtigt und dian eine Altersleistung von 4,4 Prozent des letzten Grund- würden das Versorgungsniveau zusätzlich erhöhen. gehalts. Zwar ist der Median auf einem mit der Tarif-Muster- person vergleichbaren Niveau, jedoch liegt der Berechnung Betrachtet man die Höhe der Altersleistung in Abhängigkeit eine um zehn Jahre kürzere Laufzeit zugrunde. Hinzu kommt von der Unternehmensgröße, so sind im Bereich Tarif nur eine höhere Gehaltsentwicklung, die das Verhältnis von unwesentliche Unterschiede erkennbar, wobei tendenziell der erzielten Altersleistung zum letzten Grundgehalt weiter gilt: je größer das Unternehmen, desto höher die arbeitge- absenkt. Diese zwei Effekte werden jedoch fast vollständig berfinanzierte Altersleistung. Für die Muster-Führungskraft aufgehoben, da die Mehrheit der betrachteten beitragso- 16 willistowerswatson.de
zeigt sich in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße ein Auch die Branche ist ein bestimmender Faktor dafür, welche deutliches Gefälle – bei Unternehmen mit über 10.000 Mit- Leistung ein Mitarbeiter im Ruhestand von seiner arbeitge- arbeitern ist seine erwartete Altersleistung in etwa doppelt berfinanzierten bAV erwarten kann. So ist zum Beispiel der so hoch wie in Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl von Median aus dem Bereich „Rohstoffverarbeitung und Waren- 500 bis 4.999 Mitarbeitern. herstellung (Mineralöl, Kunststoff, Keramik, Glas, Steine und Erden)“ mehr als doppelt so hoch verglichen mit Unterneh- men aus dem Bereich „Information und Kommunikation“. Abb. 13: Altersleistung als Versorgungsgrad in Prozent des letzten Grundgehalts nach Musterpersonen 8,0 % 3. Quartil; 7,1 % 7,0 % 6,0 % 3. Quartil; 5,5 % 3. Quartil; 5,1 % 5,0 % Median; Median; Median; 4,8 % 4,6 % 4,4 % 4,0 % 3,0 % 1. Quartil; 2,8 % 1. Quartil; 1. Quartil; 2,0 % 2,3 % 2,3 % 1,0 % 0,0 % Tarif-Mitarbeiter Außertariflicher Mitarbeiter (AT) Führungskraft (FK) Kosten der betrieblichen Altersvorsorge: Trend Die Höhe der bAV-Prämie ist je nach Musterperson sehr un- zur Angleichung terschiedlich – der Median variiert dabei zwischen 3,0 Pro- zent der Grundvergütung bei der Tarif-Musterperson bis hin Um die Kosten der bAV zu quantifizieren, wurde in der vor- zu 7,2 Prozent bei der Führungskraft. Die höheren bAV-Prä- liegenden Studie pro Versorgungszusage und Musterperson mien für die Muster-Führungskraft entstehen dabei zum eine versicherungsmathematische bAV-Prämie berechnet. einen durch die höheren Beiträge oberhalb der BBG bei Diese spiegelt den Betrag wieder, der unter Berücksichti- beitragsorientierten Plänen mit einer Split-Beitragsformel gung des derzeitigen Finanzumfelds benötigt wird, um die – im Eintrittsalter von 45 Jahren verdient diese bereits das Alters- und Risikoleistungen inklusive zugesagter (Zins-) 1,5-fache der zu dem Zeitpunkt gültigen BBG. Zum anderen Garantien im jeweiligen Pensionsplan zu finanzieren. Ver- bieten nicht wenige Unternehmen ihren Führungskräften einfacht kann die berechnete fiktive bAV-Prämie in etwa mit eine zusätzliche Versorgung on top zur allgemeingültigen dem Beitrag in ein beitragsorientiertes System verglichen bAV oder eine separate höherwertige Versorgungszusage, werden, bei dem sich die Beiträge jährlich mit dem zugrunde die der allgemeinen Belegschaft nicht gewährt wird. gelegten Rechnungszins verzinsen. Dabei wird der gesam- te Finanzierungszeitraum für die jeweilige Musterperson Da das Einkommen des AT-Mustermitarbeiters im Laufe betrachtet – vom Einstieg in die jeweilige Vertragsgruppe seiner Karriere zunehmend über die BBG ansteigt, profitiert bis zum Ruhestand im Alter 67. Bei extern durchgeführten auch er von den höheren Beiträgen oberhalb der BBG, wenn beitragsorientierten Zusagen, die keine (Zins-)Garantien auch in geringerem Maße als die Führungskraft. Das Gehalt oder zusätzliche (Risiko-)Leistungen aussprechen, wurde der Tarif-Musterperson liegt dagegen durchgehend unter- die bAV-Prämie dem tatsächlich geleisteten Beitrag gleich halb der BBG, wodurch hier lediglich die vergleichsweise gesetzt. Die bAV-Prämie wird im Folgenden als Prozentsatz niedrigen Beitragssätze gewährt werden und die Kosten der der Grundvergütung ausgedrückt. Zusage damit im Median deutlich unter denen der anderen beiden Musterpersonen bleiben. Deutscher bAV-Index 2018 – Status quo und Trends im deutschen bAV-Markt 17
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