Geschäftsklima - Region Hannover - Geschäftsklimastudie für die Region Hannover

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Geschäftsklima - Region Hannover - Geschäftsklimastudie für die Region Hannover
Geschäftsklima – Region Hannover
3. Geschäftsklimastudie für die Region Hannover

Ein Projekt der studentischen Unternehmensberatung Janus Consultants e.V.
in Kooperation mit der hannoverimpuls GmbH
Geschäftsklima - Region Hannover - Geschäftsklimastudie für die Region Hannover
Geschäftsklima – Region Hannover
3. Geschäftsklimastudie für die Region Hannover, Mai 2010

Ein Projekt der studentischen Unternehmensberatung Janus Consultants e. V. in
Kooperation mit der hannoverimpuls GmbH

Koordination hannoverimpuls GmbH:             Dr. Michael Klünder (Stabsleiter)
Projektleitung Janus Consultants e. V.:       Konstantin Krehl (Consultant)
Geschäftsklima - Region Hannover - Geschäftsklimastudie für die Region Hannover
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Inhaltsverzeichnis

Grußwort ..............................................................................................................................4

Vorwort ............................................................................................................................... 6

1     Executive Summary ..................................................................................................... 8

2     Allgemeine Angaben ................................................................................................... 11

3     Die Geschäftslage und -erwartung ............................................................................. 15

4     Die Investitionsentwicklung und -planung ................................................................ 19

5     Die Personalplanung................................................................................................... 21

6     Ausblick auf die wirtschaftliche Lage ........................................................................ 23

7     Geschäftsklima Spezial – Kreditversorgung als Engpass für den Aufschwung? ..... 24

8     Geschäftsklima Spezial – Wirtschaftsfonds .............................................................. 28

„Die Region Hannover muss den konsequenten Weg zu einer breit diversifizierten
Wirtschaftstruktur weitergehen“. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Javier Revilla Diez ......... 30
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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2-1: Branchenverteilung .............................................................................................. 12
Abbildung 2-2: Fokusbranchen der Region Hannover ................................................................. 13
Abbildung 2-3: Unternehmensgrößen .......................................................................................... 14
Abbildung 3-1: Entwicklung der Geschäftslage ............................................................................ 15
Abbildung 3-2: Gegenwärtige Geschäftslage ................................................................................ 16
Abbildung 3-3: Geschäftserwartungen ......................................................................................... 17
Abbildung 3-4: Wirtschaftswachstum und Geschäftsklima in Deutschland ................................ 18
Abbildung 4-1: Entwicklung der Investitionen ............................................................................. 19
Abbildung 4-2: Investitionsplanungen .........................................................................................20
Abbildung 5-1: Entwicklung der Mitarbeiteranzahl ..................................................................... 21
Abbildung 5-2: Zukünftige Entwicklung der Mitarbeiteranzahl .................................................. 21
Abbildung 6-1: Unternehmerisches Umfeld ................................................................................. 23
Abbildung 7-1: Kreditanträge ........................................................................................................ 24
Abbildung 7-2: Kreditvergabebereitschaft ................................................................................... 25
Abbildung 7-3: Kontokorrentrahmen ........................................................................................... 26
Abbildung 7-4: Notwendigkeit von Kreditaufnahmen ................................................................. 27
Abbildung 8-1: Gründe gegen Antragsstellung ............................................................................. 28
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Grußwort

                                  Prof. Dr. J.-Matthias Graf von der Schulenburg

                                  Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre und Direktor des Instituts für
                                  Versicherungsbetriebslehre an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universi-
                                  tät Hannover und der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie so-
                                  wie Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Versicherungswissen-
                                  schaften.

                                                                               Hannover, im Mai 2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

im nicht allzu fernen Bremen sagt man aus historischem Selbstbewusstsein „Dreimal ist Bremer
Recht“. In Hannover hätten wir auch allen Grund, stolz auf die Historie und den aktuellen Ver-
lauf zu blicken. Nicht nur die CeBIT, auch die Hannover Messe haben wieder einmal gezeigt,
was nach der überstandenen Krise in unserer Region möglich ist. Selbst der Ausbruch des islän-
dischen Eyjafjallajökull war kein Hemmnis, für Asche in den Kassen der Aussteller zu sorgen
und die Auftragsbücher zu füllen. Ich freue mich außerordentlich, an dieser Stelle Janus Consul-
tants e. V. zu ihrer dritten Veröffentlichung ihrer innovativen Geschäftsklimastudie gratulieren
zu dürfen.

Eine derartige Idee während der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte auf den
Weg zu bringen zeugt nicht nur von Mut, sondern auch von Fingerspitzengefühl. Im Auf-
schwung bzw. Boom ist das Wirtschaftsklima eindeutig – überall herrscht eitel Sonnenschein.
Aber sich wissenschaftlich mit den Themen Empirie und Wirtschaftspsychologie auseinander-
zusetzen, kann einen wirklichen Mehrwert liefern.

Nicht nur Deutschland im Allgemeinen, auch die Region Hannover im Speziellen hat gezeigt,
was viele Experten nicht für möglich gehalten haben: Wir sind gut durch die Krise gekommen
und können stolz darauf sein. Das Kurzarbeitergeld hat den Arbeitsmarkt entlastet, trotz des
harten Winters zog auch die wirtschaftliche Entwicklung wieder an, die allgemeine Grundstim-
mung von Verbrauchern und Herstellern ist positiv, Deutschland exportiert wieder kräftig und
partizipiert am weltweit anziehenden Konjunkturoptimismus. Natürlich ist die Geschäftslage
auch weiterhin nicht auf Vorkrisenniveau, aber die vor einem halben Jahr abgefragte Kompo-
nente der Geschäftserwartungen zur Wiederbelebung der Auftragslage haben sich als richtig
herauskristallisiert.
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Im zweiten Durchgang konnte die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt werden, so dass die Da-
tenbasis im November 2009 umso aussagefähiger geworden ist. Ziel muss es bleiben, sich dau-
erhaft hohe, aber erreichbare Ziele zu stecken und die hohe Beteiligung nach dem aktuellen
Rückgang erneut zu steigern. Bitte unterstützen Sie auch weiterhin dieses interessante Projekt.

Mit den besten Wünschen
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Vorwort

Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise – vom Kollaps amerikanischer Investmentbanken bis
zum befürchteten Staatsbankrot Griechenlands und massiven staatlichen Haushaltsdefiziten
weiterer europäischer Staaten – hat seit nunmehr knapp zwei Jahren Wirtschaft, Politik sowie
Medien intensiv beschäftigt. Vor dem Hintergrund der größten Weltwirtschaftskrise nach 1930
hat sich Janus Consultants e.V., die studentische Unternehmensberatung der Hochschulen
Hannovers, zum Beginn des Jahres 2009 das Ziel gesetzt, eine regelmäßige Studie zum Ge-
schäftsklima in der Region Hannover durchzuführen. Anliegen dieses langfristigen Vorhabens
ist es, die Geschäftslage und -erwartung der in der Region Hannover ansässigen Unternehmen
zu erheben und direkt mit dem bekannten nationalen ifo-Geschäftsklimaindex zu vergleichen.

Die erste Befragung wurde im Frühjahr 2009 durchgeführt und hat eine wertvolle Basis für die
Erstellung eines Geschäftsklimaindizes für die Region Hannover in den kommenden Jahren
geschaffen. Im Herbst 2009 folgte die zweite Unternehmensbefragung, in welcher die Zahl der
teilnehmenden Unternehmen nahezu verdoppelt werden konnte. Aufgrund der notwendigen
Datenzeitreihen, die für eine dynamische Trendaussage erforderlich sind, konnten die damali-
gen Ergebnisse noch nicht umfassend verglichen werden – ein Vorhaben, welchem sich die nun
veröffentlichte dritte Ausgabe der Geschäftsklimastudie für die Region Hannover erstmalig an-
nimmt.

Der deutschlandweite ifo-Geschäftsklimaindex kann regionale Gegebenheiten nicht in ausführ-
licher Weise widerspiegeln. Ziel der vorliegenden Geschäftsklimastudie ist es daher, Zahlen und
Fakten, insbesondere von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) der Region zu
erhalten, die Momentaufnahmen und Prognosen unter Berücksichtigung der regionalen Gege-
benheiten zulassen. Ob in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Aufschwungs- oder Wachstums-
phasen: Zugang zu fundiertem wie aktuellem Zahlenmaterial stellt eine bedeutsame Grundlage
für Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft dar. Bei der Auswertung und
Beurteilung ist daher auch stets im Auge zu behalten, dass zwar der Pool der Befragten von Stu-
die zu Studie identisch ist, jedoch die Teilnehmer an der Umfrage variieren können, was wiede-
rum unvermeidlich zu gewissen Unschärfen führen kann.

Die Geschäftsklimastudie stellt eine Win-win-Situation für alle Beteiligten dar. Nicht nur kön-
nen Unternehmen der Region ihre Einschätzungen und Voraussagen mit dem regionalen Ge-
schäftsklima abgleichen, sondern auch Janus Consultants e. V. profitiert durch ein erweitertes
Know-how im Bereich der Methoden und Analysen. Als studentische Unternehmensberatung,
zu deren Kundenstamm vor allem mittelständische Unternehmen aus der Region Hannover
gehören, freuen wir uns, diese Ergebnisse allen interessierten Unternehmen sowie der Öffent-
lichkeit frei zur Verfügung zu stellen.
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Unser Dank gilt abermals insbesondere der hannoverimpuls GmbH, die uns tatkräftig bei
der Konzipierung der Erhebung zur Seite stand und uns auch darüber hinaus unterstützte, so-
wie Herrn Prof. Dr. Javier Revilla Diez und Herrn Prof. Dr. J.-Matthias Graf von der
Schulenburg, die wir als Unterstützer unseres Vorhabens gewinnen konnten.

Im Rahmen ihrer Vereinstätigkeit bei Janus Consultants e.V. haben maßgeblich und ehrenamt-
lich

      Konstantin Krehl (Projektleitung)
      Norman Rudschuck (Fragebogenerstellung, Auswertung und Experteninterview)
      Jan-Philipp Kramer (Auswertung und Experteninterview)
      David Hohmann (Fragebogenerstellung und Auswertung)
      Bastian Modler (Fragebogenerstellung und Auswertung)
      Patrick Dennert (Fragebogenerstellung und Auswertung)
      Clemens Cremer (Fragebogenerstellung und Auswertung)
      Jan Böttcher (Fragebogenerstellung und Auswertung)
      Daniel Brandes (Online-Umfrage) &
      Marius Alexander (Layout)

bei der Konzeption, Durchführung und Auswertung der Geschäftsklimastudie im 1. Halbjahr
2010 mitgewirkt.

Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen Unternehmen für das Interesse und vor allem die Teil-
nahme an der Erhebung, durch die sie uns tatkräftig unterstützt haben.

Hannover, den 31.05.2010

    Dr. Michael Klünder                           Konstantin Krehl

    Stabsstelle Geschäftsführung                  Projektleiter
    hannoverimpuls GmbH                           Janus Consultants e.V.
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1       Executive Summary

„Der Aufschwung ist robust, daran ändert auch die Krise um Griechenland und Währungsuni-
on nichts“, wird Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, in
einer der jüngsten Ausgaben der Wirtschaftswoche zitiert – eine Aussage, die auch für die Re-
gion Hannover Gültigkeit hat?

Wie die dritte Geschäftsklimastudie der studentischen Unternehmensberatung Janus Con-
sultants e. V. zeigt, hat mit dem Frühling auch das aufkeimende Pflänzchen Wirtschaftsauf-
schwung in unserer Region Einzug gehalten. Der ohnehin schon geringe Beschäftigungsabbau
verlangsamte sich weiter, die Zuversicht für die anstehenden Aufgaben der kommenden Monate
wächst mit jedem neuen Auftrag in den Büchern. Der Region Hannover geht es augenscheinlich
gut: Die Hannover Scorpions sind Deutscher Eishockeymeister, Hannover 96 konnte dem Ab-
stiegsgespenst ein Schnippchen schlagen und Lena verzaubert nicht nur die Deutschen im All-
gemeinen und Hannover im Speziellen, sondern ganz Europa – herzlichen Glückwunsch!

Auf Basis einer Onlinebefragung, in Kooperation mit der hannoverimpuls GmbH, nahmen 262
Unternehmen aus der Region teil. Dabei gehören gut die Hälfte den zentralen Fokusbranchen
Automotive, Energiewirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnologien, Life Sciences,
Optische Technologien und Produktionstechnik an. Dies entspricht bedauerlicherweise einem
Rückgang der Teilnehmerzahl im Vergleich zur Befragung im November 2009. Mit gut 10 %
Rücklaufquote ist abermals Potenzial vorhanden, weitere Unternehmen für die kommenden
Umfragen zu begeistern. Neben der Ermittlung der Geschäftslage und -erwartung ermöglicht
aber auch die dritte Studie wichtige regionale Einblicke in die unternehmerischen Reaktionen
auf den bevorstehenden Wirtschaftsaufschwung in Deutschland, Europa und der Welt.

Folgende Übersicht fasst die zentralen Ergebnisse der dritten Geschäftsklimastudie für die
Region Hannover zusammen:

Geschäftslage & -erwartung: Die Geschäftslage wird sowohl aktuell als auch für die vergan-
genen sechs Monate von den befragten Unternehmen als „gut“ (28 %) bzw. „befriedigend“ (57
%) oder „eher günstiger“ (41 %) bzw. „etwa gleichbleibend“ (37 %) bewertet. Die Lage scheint
sich mehr als nur stabilisiert zu haben. Vier von fünf befragten Unternehmen blicken somit po-
sitiv auf die aktuelle Lage oder sind zumindest nicht negativ gestimmt. „Eher günstiger“ sehen
mittlerweile 43 % der Unternehmen ihre Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Mo-
nate. Aggregiert mit den konstanten Erwartungen (45 %) ergibt sich für die Pessimisten unter
den Unternehmen gerade einmal ein Anteil von 12 % – so wenig wie noch nie in der einjährigen
Historie der vorliegenden Geschäftsklimastudie von Janus Consultants e. V.
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Investitionsentwicklung & -planung: Die Investitionsplanung sowie auch die Entwicklung
der Investitionen der Unternehmen in der Region innerhalb der letzten Monate zeigen ebenfalls
keinen Einbruch – ganz im Gegenteil. Rund 24 % (zuvor: 23 %) der Unternehmen weisen „stei-
gende“, 42 % „gleichbleibend hohe“ Investitionen (zuvor: 40 %) innerhalb der letzten sechs Mo-
nate aus. Auch die Planungen für die kommenden Monate spiegeln dieses Bild wider: Bereits 28
% der Unternehmen geben an, ihre Investitionen steigern zu wollen, 38 % gehen von gleichblei-
bend hohen Investitionen aus. Die TOP3-Motive für Investitionen sind erneut Kapazitätserwei-
terungen, Ersatzbedarf und Produkt- bzw. Verfahrensinnovationen.

Personalplanung: Die Mitarbeiterzahlen der befragten Unternehmen erweisen sich abermals
sowohl rückblickend als auch perspektivisch als stabil. Bei äußerst erfreulichen 90 % der Befrag-
ten gab es in den vergangenen sechs Monaten keinen Arbeitsplatzabbau bzw. teils wurde sogar
die Personaldecke erhöht – nur bei den übrigen 10 % musste Personal reduziert werden. Die
Mitarbeiterzahlen werden sich gemäß Umfrage bei 92 % der Unternehmen in den kommenden
sechs Monaten voraussichtlich nicht verringern.

Geschäftsklima Spezial – Kreditversorgung und Wirtschaftsfonds: Erneut interes-
sierte uns in dieser Umfrage das aktuelle Kreditumfeld der kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU), da die Diskussionen um eine mögliche Kreditklemme nicht abreißen wollen und die
Bundesregierung mit dem Wirtschaftsfonds Deutschland sowie der Implementierung eines
Kreditmediatorenteams im Rahmen des Konjunkturpaketes II erste Gegenmaßnahmen ergriffen
hat. Rund 50 Unternehmen haben in der Studie angegeben, dass sie in den vergangenen Mona-
ten einen Kredit bei ihrer Hausbank beantragt haben. Die Hürden für eine Kreditvergabe schei-
nen im Vergleich zur Vorstudie gesunken zu sein, wenngleich viele Unternehmen das Umfeld
(Zinssatz, Sicherheitenstellung, Antragsdauer, Unterlagenumfang) immer noch als negativ ein-
stufen und circa 80 %– auch aus diesen Gründen – erst gar keinen Antrag gestellt haben. In
diesem Zuge wurde für die kurzfristige Liquiditätsplanung auch eine mögliche Kürzung des
Kontokorrentrahmens seitens der Hausbank abgefragt. Dieser ist bei 86 % konstant geblieben
und hat sich bei 9 % sogar erhöht. Wohl auch aus diesen sowie weitergehenden strategischen
Überlegungen heraus, haben nur 3 % der Studienteilnehmer überhaupt Mittel aus dem Wirt-
schaftsfonds Deutschland beantragt.

Im Experteninterview bestätigt Prof. Dr. Javier Revilla Diez erste Erholungstendenzen
nach der Finanz- und Wirtschaftskrise – allerdings gibt der Professor des Instituts für Wirt-
schafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover und Wissenschaftliche Leiter
des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW) auch zu bedenken, dass die
sich zuspitzende Haushaltslage diverser Mitgliedstaaten der Europäischen Union gepaart mit
den Ansteckungseffekten für die europäische Gemeinschaftswährung den wirtschaftlichen Auf-
schwung Deutschlands und der Region Hannover in den kommenden Monaten noch gefährden
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können. Für die Region Hannover sieht er weiterhin ein konsequentes Vorantreiben der Bran-
chendiversifizierung als zentrale Aufgabe, auch um die Abhängigkeit von wenigen Großunter-
nehmen und traditionellen Leitbranchen wie der Automobilindustrie zu reduzieren – gerade in
wirtschaftlichen Krisenzeiten. Entwicklungspotenziale bieten dabei laut Professor Revilla Diez
insbesondere die Bereiche Produktionstechnik und optische Technologien sowie die Umwelt-
technologien, Informations- und Kommunikationstechnologien oder die Gesundheitswirtschaft.
Auch die vielfältigen Forschungs- und Bildungseinrichtungen in der Region, wie z. B. die Leib-
niz Universität oder die Medizinische Hochschule, stellen dabei aus Sicht des Professors für
Wirtschaftsgeographie zentrale Standortvorteile dar. Für die Zukunft erachtet er dennoch eine
noch engere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung für notwen-
dig, um eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Region zu gewährleisten.

Diese Ergebnisse erlauben erneut interessante und aussagekräftige Einblicke in die konjunktu-
relle Situation der Unternehmen in unserer Region Hannover. Langfristig soll eine hohe Beteili-
gung sichergestellt werden, um die Erstellung eines regelmäßigen regionalen Geschäftsklimain-
dizes zu ermöglichen, der einen Vergleich mit dem bundesweiten ifo-Geschäftsklimaindex und
somit einen Vergleich der regionalen Wirtschaftssituation mit dem Bundestrend ermöglicht.
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2       Allgemeine Angaben

Zielsetzung

In Anlehnung an den ifo-Geschäftsklimaindex, dem national wie international hochangesehe-
nen Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands, hat Janus Consultants e.V.
in Kooperation mit der hannoverimpuls GmbH bereits zum dritten Mal das Geschäftsklima spe-
ziell für die Region Hannover ermittelt. Ziel dieses langfristigen Vorhabens ist es, die Geschäfts-
lage und Geschäftserwartungen der in unserer Region Hannover ansässigen Unternehmen zu
erheben und mit dem nationalen Geschäftsklima zu vergleichen.

Datenerhebung

Die Erhebung der Daten erfolgte auch bei der dritten Erstellung der Geschäftsklimastudie in der
Region Hannover durch eine Onlinebefragung. Die Befragten wurden per E-Mail zur Umfrage
eingeladen und erhielten jeweils zufällig generierte Zugangsschlüssel. Anonymität und Daten-
schutz wurden durch dieses Verfahren gewährleistet. Selbst den Mitgliedern des Projektteams
ist es zu keiner Zeit möglich gewesen, Antworten einzelnen Personen oder Unternehmen zuzu-
ordnen. Basis des Panels bildeten die Fokusbranchen der hannoverimpuls GmbH. Immerhin
262 Unternehmen aus der Region Hannover konnten so für die Befragung von Janus Consul-
tants e.V. motiviert werden.

Die Haupterhebung erfolgte von der 17. bis zur 19. Kalenderwoche. Zusätzlich gab es noch eine
Nachfassaktion innerhalb der 18. Kalenderwoche, in der die Unternehmen nochmals gebeten
wurden, an der Befragung teilzunehmen.

Fast 94 % der Fragebögen wurden direkt von Führungspersönlichkeiten der einzelnen Unter-
nehmen wie Geschäftsführern oder Geschäftsinhabern ausgefüllt, wodurch fundierte Kenntnis-
se über Entwicklung und Verlauf der jeweiligen Geschäftstätigkeiten vorausgesetzt werden kön-
nen.
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Branchenverteilung und Unternehmensgröße

Zur Brancheneinteilung der Unternehmen wurde bei dieser Befragung erstmalig die allgemein
gültige Wirtschaftszweigklassifikation (WZ) 2008 des statistischen Bundesamtes verwendet.
Dabei werden die Wirtschaftszweige auf erster Ebene in 17 Branchen unterteilt.

Die Abbildung 2-1 zeigt eine breite Verteilung der teilnehmenden Unternehmen aus der Region
Hannover. Schwerpunkte bilden, wie in den vorherigen Geschäftsklimastudien auch, Unter-
nehmen aus den Bereichen Information & Kommunikation sowie den Dienstleistungsbereichen.

       M: Fr eiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen                                                    22,2
                                          J: Infor mation und Kommunikation                                         14,8
                                S: Er br ingung von sonstigen Dienstleistungen                                   12,6
              N: Er br ingung von sonstigen wir tschaftlichen Dienstleistungen                            10,0
                                            Q: Gesundheits- und Sozialwesen                         6,5
                                                              F: Baugewer be                    5,7
                                                 C: Ver ar beitendes Gewer be                   5,2
                                        R: Kunst, Unter haltung und Er holung                   5,2
              K: Er br ingung von Finanz- und Ver sicher ungsdienstleistungen                 4,3
                                                 P: Er ziehung und Unter r icht           3,5
            G: Handel – Instandhaltung und Repar atur von Kr aftfahrzeugen              2,6
                                                        D: Ener giever sor gung     2,2
                                       L: Gr undstücks- und Wohnungswesen           1,7
                                                              I: Gastgewer be      1,3
                                                      H: Ver kehr und Lager ei    0,9
              O: Öffentliche Ver waltung, Ver teidigung - Sozialver sicherung     0,9
                          B: Ber gbau und Gewinnung von Steinen und Er den        0,4

                                                                          In Pr ozent

                                        Abbildung 2-1: Branchenverteilung (n=230)

Mit 22,2 % bilden die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister den
größten Teil unter den Befragten. Rund 15 Prozent der Unternehmen ordneten sich der Infor-
mations- und Kommunikationsbranche zu. Insgesamt 22,6 % der befragten Firmen gaben an,
sonstige (wirtschaftliche) Dienstleistungen zu erbringen. Zu fast gleichen Teilen nahmen Unter-
nehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Gesundheits- und Sozialwesens, des Baugewerbes,
sowie aus Kunst, Unterhaltung und Erholung an der Studie teil. 32 Befragte wussten sich keiner
Branche zuzuordnen.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                            Seite 13 von 35

Darüber hinaus wurden die Unternehmen gebeten, sich einer der sechs Fokusbranchen der
hannoverimpuls GmbH zuzuordnen (soweit möglich), welche in der Region für besonders nach-
haltiges Wachstum und großes Innovations- und Arbeitsplatzpotential stehen:
          Automotive
          Energiewirtschaft
          Informations- & Kommunikationstechnologie
          Life Sciences
          Optische Technologien
          Produktionstechnik

                                  2,5%
                             13,2%                       Informations- und
                                                         Kommunikationstechnologie
                                            42,1%        Life Sciences
                         13,2%
                                                         Automotive
                                                         Energiewirtschaft
                           13,2%
                                                         Produktionstechnik
                                   15,7%                 Optische Technologien

                          Abbildung 2-2: Fokusbranchen der Region Hannover (n=121)

Fast 50 % der befragten Unternehmen konnten sich einer der Fokusbranchen zuordnen: 42,1 %
dieser Unternehmen sind in der Informations- und Kommunikationstechnologie tätig, rund
16 % stammen aus den Life Sciences (vgl. Abbildung 2-2). Bis auf den Bereich der Optischen
Technologien, welcher mit 2,5 % erneut nur schwach repräsentiert ist, verteilen sich die übrigen
Unternehmen mit jeweils 13,2 % gleichmäßig auf die Fokusbranchen Automotive, Energiewirt-
schaft und Produktionstechnik.

Um Aussagen über die Unternehmensgrößenstruktur treffen zu können, wurden die Unterneh-
men nach ihren Mitarbeiterzahlen befragt und in Anlehnung an die Klassifikation der Europäi-
schen Union wie folgt unterteilt:

 Kleinstunternehmen: 1-9 Mitarbeiter
 Kleine Unternehmen: 10-49 Mitarbeiter
 Mittlere Unternehmen: 50-250 Mitarbeiter
 Größere u. Großunternehmen: >250 Mitarbeiter
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                           Seite 14 von 35

Kleinstunternehmen, also Unter-
                                                                          1-9 Mitarbeiter
nehmen mit weniger als 10 Mitar-              10,3%                       10-49 Mitarbeiter
                                                  4,6%                    50-250 Mitarbeiter
beitern, stellen mit 68,2 % weiter-
                                            16,9%                         >250 Mitarbeiter
hin    den     Großteil      der    teil-
                                                         68,2%
nehmenden        Unternehmen        dar.
Kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) mit 10 und mehr bzw. bis zu             Abbildung 2-3: Unternehmensgrößen (n=242)
250 Mitarbeitern beteiligten sich
aggregiert zu 27,2 % an der Studie. Großunternehmen mit mehr als 250 Angestellten sind mit
4,6 % vertreten. 20 Firmen machten keine Angaben zu ihrer Unternehmensgröße.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                             Seite 15 von 35

3       Die Geschäftslage und -erwartung

1. Wie hat sich die Geschäftslage Ihres Unternehmens in den letzten sechs Monaten im
   Vergleich zu den vorherigen sechs Monaten entwickelt?

Die Frage nach der Geschäftslage in
den vergangenen sechs Monaten im            In Prozent
                                            45
Vergleich zu den vorherigen sechs                             41                                             Mai 10
                                            40
Monaten zeigt, dass beinahe vier                                                  37
                                            35
von fünf der befragten Unterneh-
                                            30
men ihre Geschäftslage als „eher
                                            25
                                                                                                      22
günstiger“ oder „etwa gleichblei-           20

bend“ bewerten (vgl. Abbildung 3-           15

1). Im November 2009 haben nur              10

13 % mit einer „eher ungünstige-             5

ren“ Lage gerechnet, die Entwick-            0
                                                         eher günstiger   etwa gleichbleibend   eher ungünstiger

lung blieb demnach etwas hinter
                                                 Abbildung 3-1: Entwicklung der Geschäftslage (n=261)
den Erwartungen der der Unter-
nehmen zurück. Dennoch ist, im Vergleich zur letzten Erhebung des Geschäftsklimas im No-
vember 2009, der Anteil derer, die von einer günstigeren Geschäftslage berichteten von ehemals
31 % auf aktuell 41 % deutlich gestiegen.

Im direkten Vergleich der Geschäftslage in den Fokusbranchen der hannoverimpuls GmbH mit
den übrigen Wirtschaftsbereichen (im Folgenden als „Übrige“ bezeichnet) ergeben sich nur
marginale Unterschiede: 40 % der befragten Unternehmen aus den Fokusbranchen bewerten
die Entwicklung der Geschäftslage als „eher günstiger“ (Übrige: 42 %), 37 % als „etwa gleich-
bleibend“ (Übrige: 37 %) und 23 % als „eher ungünstiger“ (Übrige: 21 %).
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                                   Seite 16 von 35

2. Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Geschäftslage Ihres Unternehmens?

Die aktuelle Geschäftslage wird von
den befragten Unternehmen mehr-                      In Prozent                        +5
                                                      60                                      57
heitlich als „gut“ (28 %) oder „be-                   55
                                                                                                          Mai 09 (n=141)
                                                                                  52                      Nov 09 (n=381)
                                                                                        51
friedigend“ (57 %) angesehen. Beim                    50                                                  Mai 10 (n=256)

                                                      45             -8
Vergleich mit den Ergebnissen aus
                                                      40
                                                              36
dem November 2009 zeigt sich so-                      35
                                                      30             29    28
gar, dass die Geschäftslage im Sal-                                                                         +3
                                                      25
do1    von 9 auf 13 gestiegen ist. Mit                20
                                                                                                            20
                                                                                                                     15
Rückblick auf die Vorjahresergeb-                     15                                             12
                                                      10
nisse aus dem Mai 2009 fällt diese                     5

Entwicklung zwar              moderat      aus         0
                                                                     gut           befriedigend           schlecht
(Saldo von 24), dennoch kann die
                                                                   Abbildung 3-2: Gegenwärtige Geschäftslage
Gesamtentwicklung               der     Stim-
mungslage in der regionalen Wirtschaft als äußerst positives Signal für die kommenden Monate
gewertet werden.

Vergleicht man abermals die gegenwärtige Geschäftslage in den Fokusbranchen mit den übrigen
Wirtschaftsbereichen in der Region, ergibt sich folgendes Bild: 28 % der befragten Unterneh-
men aus den Fokusbranchen bewerten die gegenwärtige Geschäftslage als „gut“ (Übrige: 27 %),
56 % als „befriedigend“ (Übrige: 58 %) und 16 % als „schlecht“ (Übrige: 15 %). Auch hier ähneln
sich die Einschätzungen der Unternehmen sehr.

1   „gut“ in Prozent – „schlecht“ in Prozent (vergleiche hierzu das Vorgehen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung).
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                              Seite 17 von 35

3. Wie sehen Ihre Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate aus?

Ein gesunder Optimismus der Unternehmen in der Region Hannover lässt sich auch den Ge-
schäftserwartungen für die kom-
                                                                                  -3
menden sechs Monate ablesen:                In Prozent
                                            50                +9            49
                                                                                  47
nach dem Anstieg von 34 % im Mai                                                        45
                                                                                                     Mai 09 (n=141)
                                            45                       43                              Nov 09 (n=382)
2009 auf 40 % im November                   40
                                                               40                                    Mai 10 (n=261)

schätzt erneut eine größere Anzahl          35       34

der Unternehmen ihre Geschäfts-             30

                                            25                                                         -5
erwartungen als „eher günstiger“
                                            20                                                  18
ein (43 %) – ein stolzer Zuwachs            15                                                        13     12
von neun Prozentpunkten. Ledig-             10

lich 12 % der Unternehmen sehen              5

                                             0
ihre Situation in den kommenden                          eher günstiger   etwa gleichbleibend   eher ungünstiger

sechs Monaten als „eher ungünsti-
                                                              Abbildung 3-3: Geschäftserwartungen
ger“.

Der direkte Vergleich der Geschäftserwartungen in den Fokusbranchen mit den übrigen Wirt-
schaftsbereichen weist folgendes Bild auf: 40 % der befragten Unternehmen aus den Fokus-
branchen erwarten „eher günstigere“ (Übrige: 44 %), 50 % „etwa gleichbleibende“ (Übrige: 42
%) und 10 % „eher ungünstigere“ Geschäfte (Übrige: 14 %).

Geschäftsklima – Zwischenfazit

Die Entwicklung des Geschäftsklimas in der Region Hannover setzt den positiven Trend fort:
wie unsere Analysen zeigen, kompensieren die gestiegenen Geschäftserwartungen der befragten
Unternehmen den leichten Rückgang der gefühlten Geschäftslage deutlich und tragen insgesamt
zu einem besseren Geschäftsklima in der Region Hannover bei. Auch in den Fokusbranchen der
Region lässt sich eine positive Stimmungslage der Unternehmen feststellen: hier blicken die
Befragten überwiegend zuversichtlich in die Zukunft, lediglich 10 % gehen von einer eher un-
günstigen Geschäftslage für die kommenden Monate aus.

Im Kontext der bundesweiten Konjunktur- und Geschäftsklimaentwicklung lässt sich diese
Entwicklung sehr gut einordnen: das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität
München bewertet die derzeitige wirtschaftliche Erholung in Deutschland als robust.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                            Seite 18 von 35

Mit Blick auf die Entwicklung des ifo-Geschäftsklimaindizes für die gewerbliche Wirtschaft lässt
sich dies gut nachvollziehen: lag der Index im Mai 2009 noch bei 84,3 Punkten, hat er sich im
Mai 2010 auf 101,5 Punkte signifikant verbessert. Die Geschäftserwartungen stiegen im gleichen
Zeitraum sogar von 86,1 auf 103,7. Auch das Bruttoinlandsprodukt, welches im I. Quartal 2010
überraschend ein Plus von 0,2 % aufwies, spiegelt diesen leicht positiven Trend wider, wie Ab-
bildung 3-4 zeigt.

                         In Prozent                               In Punkten
                          1                                             105
                                                                               Geschäftsklima
                                                                               Wirtschaftswachstum
                          0                                             100

                         -1                                             95

                         -2                                             90

                         -3                                             85

                         -4                                             80
                                2009                     2010*

                       * 2.Quartal Prognose; Quellen: Ifo-Institut München,
                       Statistisches Bundesamt, Commerzbank

                     Abbildung 3-4: Wirtschaftswachstum und Geschäftsklima in Deutschland

Inwieweit sich die wachsende Vertrauenskrise rund um den Euro und die europäische Wäh-
rungsunion auf das künftige Verhalten der Marktteilnehmer auswirkt oder aber wie die unaus-
weichliche Konsolidierung der europäischen Staatshaushalte auf die Nachfrage nach deutschen
Produkten und Dienstleistungen wirkt, steht jedoch noch nicht fest – Risiken für den wirtschaft-
lichen Aufschwung Deutschlands und die Region Hannover nicht ausgeschlossen.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                        Seite 19 von 35

4       Die Investitionsentwicklung und -planung

1. Wie haben sich die Investitionen der letzten sechs Monate im Vergleich zu den vorheri-
   gen sechs Monaten entwickelt?

Insgesamt 67 % der befragten
Unternehmen gaben an, dass ihre             In Prozent
                                            45
                                                                          42                              Mai 10
Investitionen in den letzten sechs
                                            40
Monaten im Vergleich zu den vor-            35
herigen sechs Monaten entweder              30
                                                           25
gestiegen (25 %) oder gleichge-             25

blieben sind (42 %) – dies sind             20                                                       19

                                            15                                         14
vier Prozentpunkte mehr als in
                                            10
der zweiten Geschäftsklimastudie
                                             5
der Region Hannover im Novem-
                                             0
ber 2009. Gaben damals noch                              steigend   gleichbleibend   sinkend   wir haben keine
                                                                                                Investitionen
                                                                                                   getätigt
19 % der Unternehmen sinkende
Investitionsausgaben an, haben                     Abbildung 4-1: Entwicklung der Investitionen (n=254)

sich in der vorliegenden Studie bei nur 14 % der Unternehmen die Investitionen reduziert; ein
fühlbarer Rückgang um fünf Prozentpunkte.

Als TOP-3 Motive für Investitionen nannten die Unternehmen:

                                                                                                       94
    1    Kapazitätserweiterung
                                                                                                     (31%)

                                                                                                       81
    2    Benötigter Ersatzbedarf
                                                                                                     (27%)

                                                                                                       62
    3    Produkt- oder Verfahrensinnovation
                                                                                                     (20%)

 (Mehrfachnennungen möglich)

Wie in den vorausgegangenen Geschäftsklimastudien finden sich auch im vorliegenden Gutach-
ten Kapazitätserweiterungen, Ersatzbedarf und Produkt- oder Verfahrensinnovationen unter
den Hauptmotiven der Investitionstätigkeit.

Im Gesamtvergleich der Ergebnisse zur Investitionstätigkeit aus dem November 2009 zeigt sich,
dass die Unternehmen scheinbar weiterhin in einem gleichbleibenden hohen Maße investieren
(November 2009: 40 %) bzw. ihre Investitionen sogar noch leicht erhöhen (November 2009: 23
%). Mit Blick auf nationale Indikatoren lässt sich diese Entwicklung gut nachvollziehen, zogen
doch im März 2010 sowohl die Auftragseingänge um 5,0 % als auch die Industrieproduktion um
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                                      Seite 20 von 35

4,0 % gegenüber dem Vormonat an. Auch die Kapazitätsauslastung der deutschen Industrie
steigt voraussichtlich im II. Quartal 2010 um mehr als fünf Prozentpunkte gegenüber dem I.
Quartal auf knapp 80 % an. Im Vorjahresvergleich wäre dies ein Anstieg um mehr als 11 % (rela-
tive Differenz). Zwar lässt sich aus dieser Entwicklung keine spürbare Steigerung der Investiti-
onsbereitschaft der Unternehmen in der Region Hannover ablesen, dennoch scheint es zum
freundlichen Gesamtbild zu passen: das sich aufhellende Geschäftsklima wirkt sich anscheinend
positiv auf die Investitionstätigkeiten aus und weniger Unternehmen haben ihre Investitionen
reduziert.

2. Wie sehen die Investitionsplanungen Ihres Unternehmens für die kommenden sechs
   Monate aus?

Nach dem derzeitigen Planungs-
                                            In Prozent                        -5
stand der befragten Unternehmen             45                                44
                                                                         43
                                                                                                                  Mai 09 (n=141)
sehen nur 12 % für die kommenden            40                                      38                            Nov 09 (n=366)
                                                                                                                  Mai 10 (n=251)
sechs Monate geringere Investitio-          35             +2

nen vor. 38 % planen keine Verän-           30                      28                                               +11
                                                    26      26
                                                                                                 -7                         24
derung der Investitionstätigkeiten.         25

                                            20                                            19                          19
28 % der Unternehmen in der Re-
                                            15                                                                  13
gion Hannover werden ihre Investi-                                                               11      12
                                            10
tionen sogar noch ausweiten, ein
                                             5
leichter Zuwachs um zwei Prozent-
                                             0
                                                         steigend        gleichbleibend        sinkend        keine Investitionen
punkte gegenüber der ersten Befra-                                                                                  geplant

gung im Mai 2009. Der Anteil der                                 Abbildung 4-2: Investitionsplanungen

Unternehmen, die keine Investitionen planen, verdoppelte sich nahezu und stieg im gleichen
Zeitraum um elf Prozentpunkte an. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass nach dem derzeitigen
Planungsstand der Unternehmen für 2010 die Investitionen nur minimal – nämlich um knapp
2 % – ansteigen werden.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                               Seite 21 von 35

5       Die Personalplanung

1. Wie hat sich die Mitarbeiteranzahl Ihres Unternehmens rückblickend in den letzten
   sechs Monaten entwickelt?

Die Angaben der befragten Unter-
                                            In Prozent
nehmen zum Personalbestand blie-            70
                                                                                     66                          Mai 10
                                            65
ben im Vergleich zur letztmaligen           60
Befragung im November 2009 na-              55
                                            50
hezu gleich: bei 66 % der Unter-            45
                                            40
nehmen blieb die Mitarbeiteranzahl          35
unverändert (11/2009: 64 %), 24 %           30
                                            25                   24
erhöhten     ihren    Personalbestand       20
                                            15
sogar (11/2009: 24 %). Lediglich in         10
                                                                                                         10

10 % der Fälle wurden Stellen ab-            5
                                             0
gebaut – immerhin weniger als                                 gestiegen        gleich geblieben       gesunken

noch im November 2009, wo 12 %                    Abbildung 5-1: Entwicklung der Mitarbeiteranzahl (n=254)
der Unternehmen ihre Mitarbeiter-
zahl reduzierten.

2. Wie schätzen Sie die Entwicklung der Mitarbeiteranzahl Ihres Unternehmens ein?

Die Planungen der Mitarbeiterzahl
bei den befragten Unternehmen in            In Prozent                               +2

                                            70                                       67    67
der Region Hannover sendet aber-            65
                                                                               65                     Mai 09 (n=141)
                                                                                                      Nov 09 (n=302)
mals positive Signale: für die Zu-          60                                                        Mai 10 (n=251)
                                            55
kunft benötigen 25 % der Unter-             50
                                            45
nehmen eine ansteigende Anzahl              40
                                                                 -2
an Arbeitskräften, bei 67 % wird es         35
                                            30           27      26       25
zu keiner Veränderung im Perso-             25
                                            20
nalbestand kommen. Ihre Mitarbei-           15
                                                                                                        0

                                            10                                                    8              8
terzahl reduzieren wollen die be-                                                                        7
                                              5
fragten Unternehmen kaum noch:                0
                                                              steigend         gleichbleibend         sinkend
nur 8 % gaben an, dass ein Arbeits-
                                             Abbildung 5-2: Zukünftige Entwicklung der Mitarbeiteranzahl
platzabbau unumgänglich wäre.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                         Seite 22 von 35

Diese Entwicklung deckt sich mit dem bundesdeutschen Trend: früher als vielfach erwartet,
sehen die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsdiagnose
für das Frühjahr 2010 eine leichte Ausweitung des Personalbestands – ein weiterer Indikator
dafür, dass die Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft blicken. Eine positive Entwicklung in
der deutschen Wirtschaft sieht auch der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und
Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben: „Auf Kurzarbeit können viele Unternehmen wie-
der verzichten, andere wollen sogar neues Personal einstellen.“
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                        Seite 23 von 35

6        Ausblick auf die wirtschaftliche Lage

1. Wie schätzen Sie die Entwicklung des unternehmerischen Umfelds in den kommenden
   sechs Monaten ein?

                              In Prozent     positiv                    neutral              negativ

              Deutsche Wirtschaft                37                       48                     15    n=253

                   Weltwirtschaft           29                     44                       27         n=245

     Politische Rahmenbedingungen       6                  45                          49              n=246

    Steuer- und Abgabenbelastungen 2                  41                          57                   n=243

                          Kosten    2             40                              58                   n=247

                                    Abbildung 6-1: Unternehmerisches Umfeld

Die Abbildung 6-1 stellt die Einschätzung der Unternehmen bezüglich des über die Region Han-
nover hinausgehenden unternehmerischen Umfeldes dar. Am besten wird die Entwicklung der
deutschen Wirtschaft eingeschätzt: 37 % der befragten Unternehmen erwarten eine positive
Entwicklung. Die blendenden Zahlen, welche die deutsche Wirtschaft jüngst bei Industriepro-
duktion (4,0 % ggü. dem Vormonat), Auftragseingängen (5,0 % ggü. dem Vormonat) und Ex-
portwachstum (10,7 % ggü. dem Vormonat) vorlegte, finden auch in der Einschätzung der Un-
ternehmen hier in der Region Hannover ihren Ausdruck. Auch die Entwicklung der globalen
Konjunktur sehen die Unternehmen optimistisch und bewerten diese mit 29 % als positiv – die
wieder boomenden Schwellenländer und eine Exportelastizität2 in Höhe von 2,1, von welcher
die deutschen Unternehmen ganz besonderes profitieren, machen es möglich.

Die weiteren unternehmerischen Rahmenbedingungen bewerten die befragten Unternehmen
jedoch deutlich negativer als noch im November 2009: knapp 50 % der Unternehmen sehen die
politischen Rahmenbedingungen als negativ (11/2009: 27 %), aber auch die Steuer- und Abga-
benlast (57 %; 11/2009: 41 %) sowie die Kostenentwicklung (58 %; 11/2009: 47 %) werden als
nachteilig bewertet. Die völlige Abkehr der Bundesregierung von ihren Steuerentlastungsplänen
und die jüngsten Entwicklungen der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion könnten
einen Auslöser für diese Einschätzung darstellen.

2 Erläuterung: bei einer Exportelastizität von 2,1 und einem weltweiten Zuwachs des BIP um ein Prozent, erhöhen
sich die deutschen Ausfuhren um 2,1 Prozent.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                             Seite 24 von 35

7       Geschäftsklima Spezial — Kreditversorgung als Engpass
        für den Aufschwung?

1. Hat Ihr Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten einen Kredit beantragt?

Im Zuge der vielerorts kontrovers dis-
                                                                     keinen Kredit beantragt
kutierten Kreditklemme hat sich Janus                                Kredit beantragt
Consultants e. V. innerhalb der vorlie-
genden Studie erneut mit diesem The-                                21%
ma auseinandergesetzt. Durch die Neu-
regelung der Eigenkapitalhinterlegung
im Zuge von Basel II sind risikoreichere
                                                   79%
Transaktionen verstärkt mit Eigenmit-
teln zu hinterlegen. Zusätzlich erhält
jedes Unternehmen je nach bankinter-                Abbildung 7-1: Kreditanträge (n=243)

nem Ratingergebnis einen individuellen Zinssatz. Schmilzt nun die Eigenkapitaldecke der
Hausbank in schwierigen Zeiten wie diesen, in denen der Euro als Gemeinschaftswährung der-
zeit seiner schwersten Nagelprobe unterzogen wird, kann es möglicherweise zu unerwünschten,
sich selbst verstärkenden Effekten kommen. Manche Banken müssen derzeit für Investments in
angeschlagene europäische (Peripherie-)Staatsanleihen vermehrt Eigenkapital hinterlegen, was
wiederum zusätzliche Kredite an den Mittelstand zumindest erschweren oder gar verhindern
könnte.

Der Anteil der Befragten, die in den letzten sechs Monaten einen Kredit beantragt haben, be-
trägt allerdings nur 21 %. Somit kann ein gutes Fünftel der Befragten in besonderem Maße Stel-
lung zum Thema beziehen. Der größte Anteil der Unternehmen (79 %) verzichtete auf einen
Kreditantrag bei ihrer Hausbank, wie der Abbildung 7-1 zu entnehmen ist. Dies stellt jedoch
eine deutliche Steigerung gegenüber den Ergebnissen aus dem letzten Halbjahr dar, in welchem
57 % keinen Kredit beantragten.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                                               Seite 25 von 35

2. Wie beurteilen Sie derzeit die Bereitschaft Ihrer Hausbank, Ihrem Unternehmen Kredit zu
   gewähren?

Die Unternehmen, die einen Kredit beantragt haben, beurteilen die Bereitschaft, Kredite zu ge-
währen überwiegend positiv oder neutral. Dies gilt sowohl für die einzelnen Punkte, die abge-
fragt wurden, als auch für die Kreditvergabe insgesamt.

Abgesehen von der Antragsdauer hat eine negative Bewertung zwar für sich genommen die
höchste Ausprägung, aber vor allem im Vergleich zur Befragung um November 2009 ist eine
deutlich positive Tendenz festzustellen. Ausnahmslos ist der Prozentsatz positiver Bewertungen
gestiegen. Teilweise hat er sich mehr als verdoppelt (Antragsdauer) oder nahezu verdreifacht
(Unterlagenumfang). Die viel zitierte und gefürchtete Kreditklemme scheint die Studienteil-
nehmer derzeit deutlich weniger stark zu betreffen als noch vor einem halben Jahr.

Besonders hervorzuheben sind die Antragsdauer, diese wird von 38 % positiv bewertet, und der
Zinssatz, dem 32 % der Befragten überwiegend Gutes abgewinnen können. Hier scheint die
Niedrigzinspolitik der EZB entgegen einiger Befürchtungen auch bei den Unternehmen anzu-
kommen.

                                  positiv                        neutral                        negativ

         Antragsdauer (Nov)            17                            38                             45                        n=94

          Antragsdauer (Mai)                          38                             35                            27         n=48

               Zinssatz (Nov)               26                                  40                            34              n=124

               Zinssatz (Mai)                    32                             31                        37                  n=49

    Unterlagenumfang (Nov)       8                              47                                  45                        n=94

    Unterlagenumfang (Mai)                21                              38                             41                   n=47

  Sicherheitenstellung (Nov)     9                         26                             65                                  n=101

  Sicherheitenstellung (Mai)         14                          39                                 47                        n=49

             Insgesamt (Nov)           17                       28                             55                             n=106

             Insgesamt (Mai)                   29                          27                        44                       n=48

                          In Prozent

                                     Abbildung 7-2: Kreditvergabebereitschaft
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                      Seite 26 von 35

Die Sicherheitenstellung sehen derzeit jedoch noch viele Unternehmen kritisch. 47 % bewerten
diesen Punkt derzeit noch negativ, 39 % neutral und lediglich 14 % positiv. Insgesamt halten
knapp ein Drittel (29 %) die Bereitschaft, Kredit zu gewähren, für positiv, 27 % für neutral und
immer noch 44 % für negativ. Diese Werte für sich betrachtet lassen noch keine klaren Schlüsse
zu, aber im Vergleich zu den Einschätzungen aus dem November 2009 zeigt die Tendenz deut-
lich nach oben.

3. Wurde Ihr Kontokorrentrahmen in den letzten sechs Monaten seitens Ihrer Hausbank
   verändert?
                                                                           Veränderung
                                                                           keine Veränderung
Beim     Kontokorrentkredit         bzw.
                                            86%
-rahmen handelt es sich um einen
kurzfristigen Kredit in laufender                        14%
                                                               stark gekürzt         1,8
Rechnung auf dem Geschäftsgiro-
konto. Er dient als Überziehungsli-                           gering gekürzt                   3,7

nie für zwischenzeitliche Liquidi-
                                                              gering erhöht                           5,1
tätsengpässe und kann jederzeit
sowohl in Anspruch genommen als                                 stark erhöht                   3,7

auch getilgt werden. Von den insge-                                        0%                        5%

samt 217 Studienteilnehmern, die
                                                  Abbildung 7-3: Kontokorrentrahmen (n=217)
bei dieser Frage eine Angabe ge-
macht haben, gaben 86 % an, dass sich ihr Kontokorrentrahmen seitens ihrer Hausbank nicht
verändert hat. Nur bei rund 5,5 % wurde dieser gekürzt. Bei 8,8 % sogar erhöht.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                   Seite 27 von 35

4. Wie wichtig sind in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage neue Kredite für Ihr Unter-
   nehmen?

Zur besseren Einordnung der derzeitigen wirtschaftlichen Lage der Unternehmen wurden die
Unternehmen dahingehend befragt, wie stark sie derzeit auf Kredite angewiesen sind. Wie Ab-
bildung 7-4 zeigt, sehen die Unternehmen in der Region Hannover mehrheitlich keine Notwen-
dig für neue Kredite.

Auf    einer    5er-Skala     mit    den
Extremwerten „gar nicht wichtig“            In Prozent
                                            40
                                                                                                      Mai 10
(1) und „überlebensnotwendig“ (5),                       36
                                            35
erachten die Unternehmen mit                30
36 % neue Kredite für gar nicht             25
                                                                25

wichtig. Nur für 7 % sind neue Kre-         20                           19

dite in der derzeitigen wirtschaftli-       15
                                                                                    12
chen Lage überlebensnotwendig.              10                                                    8

8 % der Unternehmen machten                  5

keine Angaben. Daraus lässt sich             0
                                                    gar nicht                            überlebensnotwendig
                                                     wichtig
vorsichtig schließen, dass die Un-
ternehmen in der Region Hannover             Abbildung 7-4: Notwendigkeit von Kreditaufnahmen (n=238)
derzeit finanziell gut aufgestellt sind.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                                   Seite 28 von 35

8       Geschäftsklima Spezial — Wirtschaftsfonds

Zusätzlich zur Kreditversorgung in der Region Hannover wurde in der vorliegenden Studie die
Förderinitiative der Bundesregierung „Wirtschaftsfonds Deutschland“ betrachtet. Das auf den
Weg gebrachte Kredit- und Bürgschaftsprogramm als Teil des Konjunkturpaketes II zur Unter-
stützung von KMU mit Finanzierungsproblemen hat als Ziel, ausreichend Liquidität für Zu-
kunftsinvestitionen zu angemessenen Konditionen zur Verfügung zu stellen. Die Frage „Haben
Sie eine Kredit bzw. Bürgschaft des Wirtschaftsfonds Deutschland beantragt?“ hat jedoch nur
ein geringer Anteil der Befragten bejaht. So verzichteten rund 97 % der Studienteilnehmer kom-
plett auf die Beantragung von Mitteln aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland. Das vom Bun-
desministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) gezogene Fazit, die Unternehmen wür-
den die Mittel des Wirtschaftsfonds Deutschland rege nachfragen, können wir für unsere Region
aufgrund der Umfragedaten somit nicht bestätigen. Bis Ende April 2010 seien innerhalb der
Bundesrepublik insgesamt 13.797 Anträge mit einem Volumen von 12,34 Milliarden Euro bewil-
ligt worden.

Die sehr geringe hiesige Ausnut-
zung der vom Wirtschaftsfonds
zur Verfügung gestellten Res-
                                              kein Bedarf                                             73
sourcen wird von den Studien-
teilnehmern unterschiedlich be-
gründet,    wobei     Mehrfachnen-
                                               Unkenntnis             20
nungen möglich waren. So sehen
73 % der Teilnehmer keinen Be-
darf an den zur Verfügung gestell-          bürokratischer
                                                                    16
                                                 Aufwand
ten Hilfen. 20 % der Umfrageteil-
nehmer gab die eigene Unkennt-
                                                      In Prozent
nis über den Wirtschaftsfonds als
Grund für die bis dato nicht er-
                                                Abbildung 8-1: Gründe gegen Antragsstellung (n=227)
folgte Antragsstellung an. Zu-
mindest Letzteres kann durch eine Evaluierung des Wirtschaftsfonds Deutschland seitens des
BMWI unterstrichen werden. Als Handlungsergebnis stellte das Bundesministerium fest, die
Information über die Programme sowie die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kre-
ditinstituten sei verbesserungswürdig. Als weiteres Ergebnis der Evaluation wurde zum 01.
März 2010 ein sog. Kreditmediator seitens der Bundesregierung ernannt. Seine Aufgabe sei es,
für mehr Transparenz bei der Kreditvergabe zu sorgen und zwischen den Beteiligten zu vermit-
teln. Das Angebot richtet sich an Mittelständler mit einem Jahresumsatz von bis zu 500 Millio-
nen Euro. Aussagen über den bisherigen Erfolg sind nur schwer möglich, die neugeschaffene
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                       Seite 29 von 35

Institution muss sich erst noch beweisen. Der Jahresetat in Höhe von fünf Millionen Euro muss
sich erst noch von Kosten in Nutzen ummünzen. Weitere 16 % der Umfrageteilnehmer beschäf-
tigten sich aufgrund des als zu hoch empfundenen bürokratischen Aufwandes nicht weiter mit
der Beantragung.

Als Kommentare gaben diverse Studienteilnehmer zudem an, dass neben den zu teuren Kondi-
tionen sowohl Aussichtslosigkeit des Antrags als auch mangelnde Unterstützung der Hausbank
gegen einen Antrag sprachen.

Positiv hervorzuheben ist neben allen beschriebenen Hürden, Barrieren und Anlaufschwierig-
keiten, dass insgesamt 18 von 230 Studienteilnehmern die Hilfen des Wirtschaftsfonds nutzten
und hierzu fundierte Aussagen treffen konnten. Demzufolge wurden von den Befragten zumeist
kleine Kredite, Bürgschaften oder Projektfinanzierungen unter zwei Millionen Euro beantragt.
Diese werden vorrangig für Betriebsmittel und zur Sicherung der Beschäftigung aufgewendet.
Aus praktischer Erfahrung heraus beurteilen diese Studienteilnehmer den zum Beantragen
notwendigen Aufwand als tendenziell eher zu hoch. Diese Erkenntnisse sind dem BMWI eben-
falls bereits aus ihrer Evaluierung bekannt. Die Bundesregierung sehe Optimierungsbedarf hin-
sichtlich der Verfahrensdauer und des Verfahrensaufwandes. Es werde in Zusammenarbeit mit
den Bundesländern bereits nach Lösungen gesucht.
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                         Seite 30 von 35

„Die Region Hannover muss den konsequenten Weg zu einer
breit diversifizierten Wirtschaftstruktur weitergehen―

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Javier Revilla Diez
Professor für Wirtschaftsgeographie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
und wissenschaftlicher Leiter des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW)

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Revilla Diez,

vielen Dank, dass Sie nach den vorangegangenen freundlichen Grußworten nun auch für ein
Experteninterview zur Verfügung stehen. Am NIW, dem Niedersächsischen Institut für Wirt-
schaftsforschung, und dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Univer-
sität Hannover beschäftigen Sie sich tagein tagaus mit interessanten Fragestellungen zur re-
gionalen Wirtschaftsentwicklung.

Herr Professor Revilla Diez, der ifo-Geschäftsklimaindex stieg jüngst auf 98,1 Punkte und er-
reichte somit den höchsten Stand seit Juni 2008. Ifo-Chef Hans-Werner Sinn sieht auch in der
„Wirtschaft den Frühling als ausgebrochen“ – ist der Frühling ebenfalls in Hannover ange-
kommen?

Ja, es gibt Anzeichen der Erholung. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob die Krise tat-
sächlich schon überwunden ist. Es ist wie mit dem derzeitigen Wetter - es ist sehr wechselhaft
und schlecht prognostizierbar. Noch ist nicht absehbar, welche weiteren Konsequenzen aus den
finanziellen Schieflagen in Griechenland, Spanien und Portugal erwachsen. Weitere europäische
Staaten wie z. B. Italien oder Großbritannien stehen ebenfalls vor enormen Herausforderungen.
Da ein Großteil unserer Exporte mit Staaten innerhalb der EU erfolgt, ist unsere weitere Ent-
wicklung auch von der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Nachbarn abhängig.

Die Region Hannover ist vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Dennoch ist die regi-
onale Wirtschaftskraft auch hier durch geringe Kapazitätsauslastung, Kurzarbeit, Bonitäts-
probleme oder Insolvenzen belastet. Welche Chancen und Risiken sehen Sie daraus für den
Wachstumsprozess in der Region?

Während sich der Dienstleistungsbereich in den letzten Jahren immer mehr zum regionalen
Wachstumsmotor entwickelt hat, sehe ich mit großer Sorge auf die für die Region Hannover so
bedeutsame Automobilindustrie. Die Marke VW Nutzfahrzeuge mit dem Werk in Stöcken ist
3. Geschäftsklimastudie – Region Hannover                                           Seite 31 von 35

besonders hart von der Wirtschaftskrise betroffen. Als fokales Unternehmen innerhalb der Au-
tomobilindustrie beeinflusst das Wohlergehen Volkswagens auch zahlreiche weitere Unterneh-
men beispielsweise der Zulieferindustrie. Das Verarbeitende Gewerbe in der Region ist nach wie
vor sehr stark von der Automobilindustrie abhängig. Gerade bin ich von einer Exkursion mit
Studierenden nach Kiel zurückgekommen. Dort stellt der Niedergang der Werftenindustrie eine
sehr einschneidende Entwicklung für die Regionalwirtschaft dar. Kiel fällt es sehr schwer, neue
Industrien anzusiedeln und die Beschäftigungsverluste zu kompensieren. Aus diesem Grund
muss die Region Hannover den konsequenten Weg zu einer breit diversifizierten Wirtschaft-
struktur weitergehen. Sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten sehe ich in den Bereichen Produk-
tionstechnik und optische Technologien. Entwicklungspotenziale besitzen auch die Bereiche
Umwelttechnologien, Informations- und Kommunikationstechnologien und Gesundheitswirt-
schaft. Im Gegensatz zu vielen anderen Standorten in Deutschland kann Hannover von seiner
Ausstattung an Hochschulen wie z. B. die Leibniz Universität, die Medizinische Hochschule und
die Tierärztliche Hochschule profitieren, die in bestimmten Bereichen international herausra-
gen. Hier sind die Bemühungen zu stärken, die eine engere Zusammenarbeit zwischen Wissen-
schaft, Wirtschaft und Verwaltung versuchen, um eine zukunftsfähige Entwicklung in der Regi-
on Hannover zu sichern.

Die Natur spielte im bisherigen Jahresverlauf eine entscheidende Rolle für die Wirtschaftsak-
tivitäten. Erst der strenge Winter mit Schnee und Frost, dann die Sperrung des Luftraumes
aufgrund der Eruptionen des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull. Rächt sich Mutter Natur,
wenn wir nicht nachhaltiger wirtschaften?

Auch wenn ich kein Experte für Geologie bin, lassen sich extreme Naturereignisse wie Erdbeben
oder Vulkanausbrüche nur schlecht vorhersagen. Ich glaube auch nicht, dass diese Ereignisse
durch den Menschen beeinflussbar sind. Allerdings zeigt der von Ihnen genannte Ascheregen
des isländischen Vulkans, wie sehr wir von einem reibungslosen Ablauf der Transportkette ab-
hängen. Die zunehmende Globalisierung hat zur Folge, dass die Unternehmen ihre Produktion
weltweit aufspalten und Just-in-time Lieferungen benötigen. Dass Unternehmen wie z.B. BMW
die Produktion drosseln müssen, nur weil ein Vulkan in Island ausbricht, zeigt diese Anfälligkeit
sehr deutlich. Durch den Menschen ausgelöste Klimaveränderungen dagegen sind eine zuneh-
mende Gefahr. Die Zahl von anthropogen beeinflussten Ereignissen wie Sturmfluten, Über-
schwemmungen und Dürren nehmen zu. Der Ausstoß von Emissionen wie z.B. CO2 muss in der
Tat deutlich reduziert werden. Dabei handelt es sich um ein globales Anliegen, das aber, so zeigt
die letzte Klimakonferenz in Kopenhagen, ein Minenfeld unterschiedlichster Interessen dar-
stellt. Leider sind die Fortschritte auf globaler Ebene sehr gering. Die deutsche Wirtschaft kann
als Vorbild für innovative Umweltlösungen vorangehen, auch wenn nicht alle Staaten mitziehen.
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