Deutsches Maßnahmen-Programm aus Sicht der Landwirtschaft - BSH
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Deutsches Maßnahmen-Programm aus Sicht der Landwirtschaft Meeresumwelt-Symposium 31.5.-1.6.16 Hamburg Klaus-D.Blanck Dipl.Ing.agr., Landwirt und landw. Berater auf Fehmarn Vorsitzender Kreisbauernverband Ostholstein-Lübeck Vorsitzender Umweltausschuß Landesbauernverband SH
Maßnahmenvorschläge der MSRL betreffen den Bereich Landwirtschaft bei A) Beeinträchtigung durch anthropogene Eutrophierung B) Verschmutzung durch Schadstoffe C) Beeinträchtigung mariner Arten / Lebensräume/ Biodiversität •Eher indirekt über Eutrophierungseffekte
A) Beeinträchtigung durch anthropogene Eutrophierung Landwirtschaft N / P -Einträge aus der Landwirtschaft • vor allem aus diffusen Quellen • Sickerwasser vor allem durch Winterniederschläge N • Austrag über Drainagen und Grundwasser • (wetterabhängige) N-Verluste an die Atmosphäre N • Ammoniak-Freisetzung bei der Düngung, Denitrifikation • Oberflächliche Abschwemmung durch Erosion / Starkregenfälle P, (N) • Grünlandumbruch setzt rel. hohe N-Menge frei N • (Historische Belastung durch Freisetzung aus Sedimenten, vor allem bei P)
Maßnahmen gegen Eutrophierung NitratRL, WasserrahmenRL DüngeVO • Vermeidung von N-Verlusten über Sickerwasser, vor allem infolge von Winterniederschlägen • Starke Einschränkung der Herbst-Düngung • Verlagerung organischer Düngung vom Herbst ins Frühjahr = Lagerplatz ! • Transporte organischer Düngung aus intensiven Viehhaltungsregionen in viehschwache Ackerbauregionen • Probleme • Hoher (erst sehr langfristig produktiver) Investitionsbedarf Finanzielle Überforderung vieler bäuerlicher Betriebe = beschleunigter Strukturwandel zu Großbetrieben • Einsatz von Großtechnik Lohnunternehmen, Logistik
Maßnahmen gegen Eutrophierung NitratRL, WasserrahmenRL DüngeVO • Vermeidung von N-Verlusten an die Atmosphäre • Bodennahe Ausbringung von Gülle und Gärresten = deutlich geringere Ausgasung von Ammoniak • Optimierung der Düngerformen an Wetterbedingungen (Harnstoff /KAS) • Probleme • Bodennahe Ausbringung = Großtechnik, d.h. oft Kollision mit Bodenschutz und ländlicher Wegestruktur • Schwer lösbarer Kompromiß Wasser- / Boden- / Atmosphärenschutz
Technik für optimale Gülleausbringung
Trägerfahrzeug zur Gülleverschlauchung
Maßnahmen gegen Eutrophierung NitratRL, WasserrahmenRL DüngeVO • Vermeidung oberflächlicher Abschwemmung durch Erosion • Anlage von ständig bewachsenen Randstreifen an Gewässern • Umstellung von Pflug- auf Mulchsaat (= Glyphosat) • Grünlanderhaltungsgebot (Milchvieh auf schwierigen Standorten ??) • Erosionsgefährdungskataster CC-Auflagen • Probleme: • Verlust produktiver Fläche Einkommen ? • Randstreifen-Effekte auf Gewässergüte bei N eher marginal • Mulchsaat hängt an Glyphosat-Zulassung ! • Klimawandel bedeutet: Zunahme von Starkregenfällen
Maßnahmen gegen Eutrophierung NitratRL, WasserrahmenRL DüngeVO Die umstrittene neue Düngeverordnung setzt • Schärfere Sperrfristen (Herbst/Winter) für mineralische und organische Düngung, • hohe Anrechnung organischer Düngung (kaum umsetzbar) • Höchstmengen für N-Düngung je nach Kultur • max. jährliche 50 kg N- und 10 kg P-Bilanz-Überschüsse / ha • Probleme • Vielfach können Marktanforderungen bei Proteingehalten/optische Qualität in Hochertragsstandorten nicht mehr erfüllt werden. • Aus pflanzenbaulicher Sicht vielfach keine Optimaldüngung mehr möglich • Ausweg Öko-Landwirtschaft stößt auf nur geringe de-facto-Nachfrage • Enormer Bürokratiezuwachs, Fachkontrolle ?
B ) Verschmutzung durch Schadstoffe Landwirtschaft • Pflanzenschutzmittel • Punktquellen als bedeutendste Eintragspfade, befestigte Flächen mit Kanalanschluß • Diffuse Austräge über die Gewässersysteme, Sickerwassereintrag • Oberflächenerosion durch Starkregen • Direkter Eintrag / Abdrift: sehr gering Zulassungsauflagen, Spritztechnik, Beratung • Pharmazeutika / Reinigungsmittel / Industriechemikalien • Austräge über organische Dünger aus Tierhaltung • Schwierige Abgrenzung Tiermedizin / Humanmedizin Kläranlagen !! Forschungsbedarf
C) Beeinträchtigung mariner Arten / Lebensräume Biodiversität Landwirtschaft • Beeinträchtigung mariner Systeme vor allem über indirekte Auswirkungen von Eutrophierung • Sauerstoffmangel • Algenblüte • usw. • Frage: Sind die chemischen Qualitätsparameter (für Flüsse und Seen) evtl. so ambitioniert, dass die biologische Vielfalt in so reinem Wasser bereits leidet ?? • P-Mangel im Bodensee führt bereits zu Hungersymptomen bei Fischen
MeeresschutzRL greift im Sektor Landwirtschaft vor allem über die WasserrahmenRL Sehr unterschiedliche Ansätze in den Bundesländern • Administrativ (Behörden, von oben nach unten, kaum Praxiseinbindung) • Kooperativ (Einbindung von unten nach oben, Informationsfluß) Schleswig-Holstein: • Einbindung der Wasser- und Bodenverbände in Meß- und Maßnahmen- programme incl. Umsetzung Bearbeitungsgebietsverbände • „Allianz für den Gewässerschutz“: 7 Arbeitskreise aus Ministerium (Abt. Wasserwirtschaft + andere Fachabteilungen), Bauernverband, Landwirtschaftskammer, Beratung Vieh + Acker, Lohnunternehmen, Wasser- und Bodenverbände, NGOs gemeinsame Lösungssuche und -umsetzung
Zitat aus MSRL-Umsetzung: „Eine direkte Beteiligung der relevanten Stakeholder an der sozioökonomischen Bewertung ist vom Gesetz nicht vorgesehen“ Das ist ein fundamentaler Fehler, nur im direkten Austausch sind tragfähige Kompromisse und umsetzbare Ziele möglich
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