Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau

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Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Landwirtschaft Aktiv 2019

Landwirtschaft Aargau
Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Inhalt

                              Vorwort Regierungsrat Markus Dieth
                              Unser Aargau – miteinander mittendrin                            3

                              Editorial Abteilungsleiter Matthias Müller
                              Argumente statt Emotionen                                        4

                              LWAG Aarau                                                      5
                              Landwirtschaft im Aargau                                         5
                              Direktzahlungen und Beiträge 2018                                6
                              Kostbare Nährstoffe – Kreisläufe und Sackgassen                  9
                              Stand und Wirkung der Vernetzungsprojekte im Programm Labiola   11
                              Landwirtschaft im Spannungsfeld von
                              Raumentwicklung und Infrastruktursystemen                       13
                              Drainagen für die Zukunft                                       14
                              AP22+: Boden- und Pachtrecht im Wandel                          15
                              Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2018               17

                              LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg                       18
                              Kompetenz 4.0                                                   18
                              Mit Theorie und Praxis an die SwissSkills                       19
                              Zuoberst auf der Leiter sieht man weiter                        20
                              Tiefer Milchpreis versus Wirtschaftlichkeit                     21
                              Neue Entwicklungen beeinflussen die Agrarpolitik                22
                              Regionalprodukte steigern die Wertschöpfung                     23
                              Top informiert in die Saison                                    24
                              Ertragswerte richtig schätzen                                   25
                              Gepflegte Bäume braucht das Land!                               26
                              Aargauer Landwirtschaft wird digital                            28
                              Ein aussergewöhnlicher Jahrgang                                 29
                              Wasser – ein unentbehrlicher Produktionsfaktor                  30
                              Aargauer Bauer 2018                                             32

Landwirtschaft Aktiv 2019

Herausgeber                               Redaktionelle Verantwortung
Departement Finanzen und Ressourcen       Thomas Diriwächter
Landwirtschaft Aargau
                                          Gestaltung /Produktion
Matthias Müller, Abteilungsleiter
                                          wbf.n, Baden/Würenlingen
Tellistrasse 67, 5001 Aarau
landwirtschaft.aargau@ag.ch               Copyright
www.ag.ch / landwirtschaft                © 2019 Kanton Aargau
Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Unser Aargau –
                                 miteinander mittendrin

                                 Aktuell stellt der Bund die Weichen für die Zukunft der Land-
                                 und Ernährungswirtschaft in der Schweiz. Die nachhaltig produ-
                                 zierenden Landwirtinnen und Landwirte liegen mir am Herzen.
                                 Darum legten wir in unserer Vernehmlassungsantwort zur AP22+
                                 den Fokus auf eine umsetzbare, vollzugstaugliche und einfach
                                 administrierbare Agrarpolitik.

                                 Tue Gutes und sprich davon
                                 Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig und wird in Zukunft noch wichtiger
                                 werden. Als Landwirtschaftsdirektor und Regierungsrat ist es mir ein
                                 Anliegen, dass die Aargauer Land- und Ernährungswirtschaft für die
                                 Öffentlichkeit sichtbar ist. Gerade im aktuellen politischen Kontext
Landstatthalter
Dr. Markus Dieth                 sollen die Aargauerinnen und Aargauer mitbekommen, welche An-
Vorsteher Departement Finanzen   strengungen die Landwirtinnen und Landwirte unternehmen, um hier
und Ressourcen
                                 im Aargau gesunde und schmackhafte Lebensmittel zu produzieren.

                                 AP22+: Aargauer Meinung
                                 Die Debatte um die Agrarpolitik des Bundes ab 2022 (AP22+) ist in
                                 vollem Gange. Mir liegt die Weiterentwicklung der Agrarpolitik sehr
                                 am Herzen, weil mir das Wohl der Aargauer Bäuerinnen und Bauern
                                 wichtig ist. Anfang März nahm der Kanton Aargau Stellung zur AP22+.
                                 In unserer Vernehmlassungsantwort legten wir den Fokus auf eine
                                 umsetzbare, vollzugstaugliche und einfach administrierbare Agrar­
                                 politik. Der Staat soll sich auf die Schaffung von guten Rahmenbe­
                                 dingungen konzentrieren.

                                 Vision für die Land- und Ernährungswirtschaft im Aargau
                                 Die Land- und Ernährungswirtschaft des Kantons Aargau hat Zukunft.
                                 Dabei ist mir die konsequente Ausrichtung auf die Qualitätsstragie
                                 wichtig. Auch wünsche ich mir, dass die Regionalität und Vielfältigkeit
                                 des Kantons Aargau in den Aargauer Produkten noch besser zur Geltung
                                 kommen. Meine Vision für die Landwirtschaft im Aargau basiert auf
                                 drei Pfeilern: Unternehmerische Entfaltung der Betriebe, Erfolg auf den
                                 Märkten, Nutzen und Schützen der natürlichen Ressourcen.

                                 Unser Aargau – miteinander mittendrin
                                 Diese Vision können wir nur gemeinsam umsetzen. Ich werde mich
                                 mit meiner Abteilung Landwirtschaft Aargau und dem dazugehörigen
                                 Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg weiterhin tatkräftig für die
                                 Aargauer Landwirtschaft einsetzen. Helfen Sie mit, die Zukunft
                                 der Land- und Ernährungswirtschaft mitzugestalten und weiterzuent-
                                 wickeln. Es ist unser Aargau und wir sind miteinander mittendrin.

                                                                                 Landwirtschaft Aktiv 2019    3
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Argumente
                               statt Emotionen

                               Die Landwirtschaft bewegt die Gesellschaft. Nach der letztjährigen
                               Sommersaison der Extreme ist politisch das Seilziehen um die
                               Land- und Ernährungswirtschaft in vollem Gange.

                               Das Landwirtschaftsjahr 2018 war geprägt von einer ausserordentlichen
                               Trockenheit – eine Sommersaison der Extreme. Die Gemütslage der
                               Aargauer Landwirtinnen und Landwirte ist im Rückblick äusserst unter-
                               schiedlich. Im Obst- und Weinbau waren die Erträge deutlich besser wie
                               im vergangenen Jahr. Anders sieht es im Feldbau aus. Die Kulturen litten
                               aufgrund der Trockenheit früh unter einer schlechten Wasserversorgung.
                               Die Dürre wird vor allem auch in der Tierhaltung noch einige Zeit Spuren
                               hinterlassen. Weil das frische Futter knapp war und wenig Heu und Emd
Matthias Müller
Leiter Landwirtschaft Aargau   geerntet werden konnte, mussten Tierhaltungsbetriebe Futter zu- oder
(LWAG)                         Tiere verkaufen. Verhalten positiv, wenn auch immer noch auf viel zu
                               tiefem Niveau, dürfen die Preise auf dem Milchmarkt und der etwas
                               stärkere Eurokurs beurteilt werden. Die Summe der ausbezahlten Direkt-
                               zahlungen und Beiträge befindet sich mit rund 143 Millionen Franken auf
                               dem Vorjahresniveau.

                               Landwirtschaft interessiert
                               Nicht nur die Schlagzeilen rund um die neue Agrarpolitik des Bundes ab
                               2022 (AP22+) verdeutlichen, dass sich die Gesellschaft stark für die
                               Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz interessiert. Letztes Jahr
                               befassten sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit insgesamt
                               drei Agrarinitiativen. In Kürze folgen mindestens zwei weitere. Das ist eine
                               grosse Chance. Nutzen wir sie! Klären Sie Ihr Umfeld auf, wie Sie auf
                               Ihrem Bauernhof nachhaltig Lebensmittel von hoher Qualität und eine
                               tolle Landschaft produzieren.

                               Argumente statt Emotionen
                               • Die Wertschöpfung der Aargauer Land- und Ernährungswirtschaft be-
                                 trägt jährlich mehr als eine Milliarde Franken.
                               • Die Biodiversitätsfläche liegt, gemessen an der landwirtschaftlichen
                                 Nutzfläche, aktuell bei 16,7 % oder 10’055 Hektaren. Davon weisen 11,4 %
                                 respektive 6’878 Hektaren eine hohe Qualität aus.
                               • Die Anzahl der direktzahlungsberechtigten Biobetriebe nahm seit Anfang
                                 2017 um ganze 13,8 % auf heute 272 zu.
                               • 80 % aller Tierhalterinnen und Tierhalter halten ihre Nutztiere nach den
                                 Richtlinien der Tierwohlprogramme BTS (Besonders Tierfreundliche
                                 Stallhaltung) oder RAUS (Regelmässiger Auslauf im Freien).

                               Ich motiviere Sie, auf Ihrem Betrieb vorab mit solchen Argumenten zu
                               informieren und zu trumpfen. Die Konsumentinnen und Konsumenten
                               sind dafür offen und dankbar.

                                                                                  Landwirtschaft Aktiv 2019    4
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Landwirtschaft im Aargau

Ausgewählte Daten 2000, 2010, 2015 und 2017

                                                                                                                                          Trend
                                                                             2000            2010           2015            2017      seit 2000

 Landwirtschaftsbetriebe (Anzahl)  (1)                                      4’265           3’738          3’407           3’256               l
       davon direktzahlungsberechtigt                                        3’325          2’880           2’673          2’554               l
       davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe                            186             214            239            265               j
 Beschäftigte total (Personen)           (2)
                                                                           12’758         10’771           9’971           9’988               l
       davon Vollzeitbeschäftigte                                            5’722          4’334           3’971          4’027               l

 Landwirtschaftliche Nutzfläche (Hektaren)  (3)                            62’636         61’945          60’913          59’741               l
 Offenes Ackerland (Hektaren)                                              27’800         26’615          26’667          26’310               l
       Getreide                                                            17’900          15’033          14’414         13’935               l
       Silo- und Grünmais                                                    4’829          4’999           5’040          5’321               j
       Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben                                   2’100          1’926           2’004          1’949               j
       Ölsaaten und Eiweisserbsen                                            1’400          2’671           2’833          2’645               j
       Gemüse                                                                1’100          1’587           1’766          1’852               j
 Grünland (Hektaren)                                                       33’300         33’630          32’421          31’619               l
 Ökologische Ausgleichsflächen (Hektaren)  (4)                              7’452           7’567           9’477          9’921               j
 Obstanlagen (Hektaren)                                                       380             398             391            376               l
 Reben (Hektaren)          (5)
                                                                              380             345             390            391               k
 Hochstammobstbäume (Anzahl)                                             227’600         185’286        179’037         170’098                l

 Tierbestände (Anzahl)

       Rindvieh                                                            93’000          88’543         87’192          85’005               l
         davon Kühe                                                        37’700          35’198         33’988          32’758               l
       Pferde                                                               3’900           5’073           4’849          4’793               j
       Schafe                                                              19’300          23’076         18’799          17’885               j
       Ziegen                                                                  900          2’078           1’781          1’999               j
       Schweine                                                            87’700        102’725          98’825          93’980               j
       Mastpoulets                                                        231’700        452’552         481’251        506’915                j
       Lege- und Zuchthennen                                              215’800        302’691         377’305         391’815               j

Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS) und Landwirtschaft Aargau (LWAG)
(1)
       efinition Landwirtschaftsbetrieb: Betreibt Pflanzenbau oder Nutztierhaltung ganzjährig; mind. 1 Produktionsstätte; rechtlich, wirtschaftlich,
      D
      organisatorisch und finanziell selbstständig und unabhängig von anderen Betrieben; eigenes Betriebsergebnis; während ganzem Jahr ­bewirtschaftet;
      mind. 1 Bedingung erfüllt: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche oder 30 a Spezialkulturen oder 10 a in geschütztem Anbau oder 8 Mutterschweine oder
      80 Mastschweine oder 300 Stück Geflügel
(2)
      Personen, die dem Betrieb ungeachtet ihrer Leistungsfähigkeit für die Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehen
(3)
      Flächen in Hektaren, ab 2011 nach Parzellenstandort
(4)
      Inklusive Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum)
(5)
      Direktzahlungsberechtigte Rebflächen (Jahre 2000, 2010), Rebflächen total (Jahre 2015, 2017)

                                                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2019    5
Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Direktzahlungen und Beiträge 2018

Im Beitragsjahr 2018 wurden 142,99 Millionen                 Blick auf einzelne Beitragsarten
Franken Direktzahlungen und Beiträge an die                  Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheits­
Aargauer Landwirtinnen und Landwirte ausbe-                  beiträge
zahlt. Die Summe liegt 0,17 Millionen Franken                48 % der gesamten Direktzahlungen entfallen auf die
oder 0,1 % tiefer als im Vorjahr.                            Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheitsbei­
                                                             träge. Da bei Betriebsaufgaben die frei werdenden
                                                             ­Flächen mehrheitlich durch andere beitragsberech­
                                                              tigte Betriebe weiterbewirtschaftet werden, blieben
                                                              die flächenbezogenen Kulturlandschafts- und Versor-
                                                              gungssicherheitsbeiträge praktisch konstant. Auf-
                                                              grund der Zunahme der Fläche um 190 Hektaren ist
                                                              der Beitrag für offene Ackerflächen und Dauerkulturen
                                                              um Fr. 76’000.– oder 0,7 % gestiegen.

                                                             Biodiversitätsbeiträge
                                                             Das Total der ausbezahlten Biodiversitätsbeiträge der
                                                             Qualitätsstufen l und ll nahm im Berichtsjahr um 0,35
                                                             Millionen auf nun 20,86 Millionen Franken ab. Die
                                                             ­Abnahme um 1,6 % ist namentlich darauf zurückzu­
                                                              führen, dass die Beitragsansätze der Qualitätsstufe l
                                                              zugunsten der Qualitätsstufe ll gesenkt wurden.

                                                             Vernetzungsbeiträge
                                                             1’424 Betriebe erhielten Vernetzungsbeiträge in der
                                                             Höhe von 5,51 Millionen Franken. Die erneute Stei­
                                                             gerung beträgt 32 Betriebe und 0,28 Millionen Franken
                                                             (+5,4 %). Seit 2014 nahm die Beteiligung bei der Ver-
                                                             netzung um 33 % zu.

Neuer Ressourceneffizienzbeitrag ab 2018 für Reduktion von   Landschaftsqualitätsbeiträge
Pflanzenschutzmitteln im Zuckerrübenanbau.
                                                             Es beteiligten sich 1’551 Betriebe an den Landschafts-
Im Beitragsjahr 2018 wurden an 2’533 Landwirtschafts-        qualitätsprojekten. Infolge der vom Bund plafonierten
betriebe Direktzahlungen ausgerichtet. Dies entspricht       Beiträge auf 8,15 Millionen Franken blieb die Beitrags-
einer Abnahme von 21 Betrieben oder 0,8 % ­gegenüber         summe trotz Mehrbeteiligung praktisch konstant. Die
2017. Im Durchschnitt der drei Vorjahre ­betrug die          plafonierungsbedingte Kürzung der LQ-Beiträge be-
­Abnahme 1,5 %. Die Gesamtsumme der Direkt­zahlun­           trug 14,7 % (Vorjahr 13,5 %).
 gen und Beiträge betrug 142,99 Millionen Franken. Im
 Durchschnitt erhielt somit jeder beitragsberechtigte        Beiträge für biologische Landwirtschaft
 Betrieb Fr. 56’500.– oder Fr. 600.– mehr als im Vorjahr.    272 Betriebe (Vorjahr 265) wirtschafteten biologisch
                                                             und erhielten dafür Beiträge in der Höhe von 3,47 Mil-
Trotz der Stabilisierung der Beiträge in den letzten drei    lionen Franken (+ 10 %). Die Anzahl der direktzahlungs-
Jahren muss erwähnt werden, dass die Gesamtsumme             berechtigten Biobetriebe nahm seit Anfang 2017 um
2018 um 7,8 Millionen Franken oder 5,2 % tiefer liegt als    ganze 13,8 % zu. Die «Biofläche» steigerte sich um
vor Einführung der AP14-17 im Jahre 2014.                    weitere 389 auf nun 6’083 Hektaren.

                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2019    6
Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Beitrag für die extensive Produktion                      Kürzungen der Direktzahlungen und Einzelkultur-
Die Beiträge beziehungsweise Flächen mit extensiver       beiträge
Produktion bei Ackerkulturen, vorallem Getreide und       Die Kürzungen aufgrund von Mängeln lagen bei 0,376
Raps, nahmen um 3,6 % zu und lagen bei 3,11 Millio-       Millionen Franken (Vorjahr 0,276). Die Hauptgründe für
nen Franken respektive 7’765 Hektaren.                    Kürzungen waren: Tierschutz (166’900 Franken),
                                                          RAUS/BTS (31’100 Franken), ÖLN (20’000 Franken),
Tierwohlbeiträge BTS und RAUS                             Biodiversität/Vernetzung (32’100 Franken), Land-
Während die RAUS-Beiträge auf dem Vorjahresniveau         schaftsqualität (28’900 Franken), Extenso (12’300
stagnieren, nahmen die Beiträge für die besonders         Franken), GMF (43’300 Franken), Bio (700 Franken),
tierfreundliche Stallhaltung um 2,3 % zu und ­liegen      Ressourceneffizienzbeiträge (1’900 Franken) Gewäs-
nun bei knapp 6 Millionen Franken.                        serschutz 15’000 Franken, Allgemeines und Struktur-
                                                          daten (21’000 Franken).
Ressourceneffizienzbeiträge
Die Gesamtsumme aller fünf Arten von Ressourcenef-        Übrige Beitragsarten
fizienzbeiträgen nahm um 0,38 Millionen Franken oder      Die bisherigen, separaten Beiträge für Ackerbegleit­
17,9 % auf 2,53 Millionen zu. Die massive Steigerung      flora wurden 2018 in die Landschaftsqualitätsbeiträge
ist namentlich auch auf die im 2018 neu einge­führten     integriert.
Beiträge für die stickstoffreduzierte Phasenfütterung
bei Schweinen (Beteiligung von 87 Betrieben mit 4’758     2017 war das Startjahr des Ressourcenprojekts für eine
Grossvieheinheiten (GVE) und Reduktion von Pflanzen-      bienenfreundliche Landwirtschaft im Aargau. Es wur-
schutzmitteln im Obst- und Rebbau und Zuckerrüben-        den hohe «Initialbeiträge» wie zum Beispiel für Sand­
anbau (Beteiligung von 42 Betrieben mit 196 Hektaren)     haufen ausgerichtet. 2018 sanken die Beiträge in diesem
zurückzuführen.                                           Ressourcenprojekt von 0,71 auf 0,62 Millionen Franken.

Übergangsbeitrag
Die Höhe des Übergangsbeitrags wird vom Bund jähr-
lich mittels eines Faktors und aufgrund des Restkredits
für Direktzahlungen festgelegt. Je mehr Betriebe sich
an Direktzahlungsprogrammen beteiligen, desto kleiner
wird der Übergangsbeitrag. Im 2018 betrug der Faktor                          Ueli Frey
0,1918 (2017: 0,2116). Der Ende Jahr ausbezahlte Über-                        Direktzahlungen

gangsbeitrag an 2’293 Betriebe betrug noch 6,69 Mil-
lionen Franken. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte er
sich um 0,77 Millionen Franken oder 10,3 %.

Einzelkulturbeiträge
An 1’153 Betriebe (Vorjahr 1’132 Betriebe) wurden
Einzelkulturbeiträge in der Höhe von 4,38 Millionen
Franken ausgerichtet. Dies entspricht einer Steige-
rung um 2 %. Während die Fläche der «klassischen»
Ölfrüchte wie Raps um 244 Hektaren auf 2’590 Hek-
taren zunahm, sank die Fläche der Eiweissfrüchte
(zum Beispiel Eiweisserbsen) und Zucker­rüben um 57
Hektaren.

                                                                                           Landwirtschaft Aktiv 2019    7
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Direktzahlungen und Beiträge 2018
                                                                   Betrag 2017     Betrag 2018        Veränderung        Veränderung
                                                                          in Fr.          in Fr.   zum Vorjahr (Fr.)   zum Vorjahr (%)

Kulturlandschaftsbeiträge                                            7’984’038       7’924’890             –59’148                 –0,7
 Offenhaltungsbeitrag                                                1’953’467       1’954’196                +729                 +0,0
 Hangbeitrag                                                         4’830’184       4’775’789             –54’395                 –1,1
 Steillagenbeitrag                                                        5’432           5’159                –274                –5,0
 Hangbeitrag für Rebflächen                                            246’630         244’110               –2’520                –1,0
 Alpungsbeitrag                                                        948’324         945’636               –2’688                –0,3

Versorgungssicherheitsbeiträge                                      60’916’068     60’880’882              –35’186                 –0,1
 Basisbeitrag                                                       46’226’295      46’120’545            –105’750                 –0,2
 Produktionserschwernisbeitrag                                       4’198’553       4’193’037               –5’516                –0,1
 Beitrag für offene Ackerfläche und für Dauerkulturen               10’491’220      10’567’300             +76’080                 +0,7

Biodiversitätsbeiträge inklusive Labiola und Naturschutz            21’203’885     20’855’384             –348’501                 –1,6
Vernetzungsbeiträge                                                  5’228’500       5’512’775            +284’275                +5,4
Landschaftsqualitätsbeiträge                                         8’098’405       8’157’915             +59’510                 +0,7
Produktionssystembeiträge                                          24’803’623       25’387’713            +584’090                 +2,4
 Beitrag für biologische Landwirtschaft                              3’157’880        3’472’512           +314’632                +10,0
 Beitrag für extensive Produktion                                    2’999’344       3’106’140            +106’796                 +3,6
 Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion           3’463’329       3’495’095             +31’766                 +0,9
 Beitrag für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS)            5’851’633       5’986’303            +134’669                 +2,3
 Beitrag für regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS)                  9’331’437       9’327’663               –3’774                +0,0

Ressourceneffizienbeiträge                                           2’145’676       2’529’990            +384’315                +17,9
 Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren                    1’025’284       1’055’672             +30’389                 +3,0
 Beitrag für schonende Bodenbearbeitung                              1’054’496       1’139’164             +84’668                 +8,0
 Beitrag für den Einsatz von präzisen Applikationstechniken             65’897         108’188             +42’292               +64,2
 Beitrag für sticktstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen              0        166’540            +166’540              +100,0
 Beitrag für Reduktion von Pflanzenschutzmitteln                              0         60’426             +60’426              +100,0

Sömmerungsbeiträge                                                      83’693          79’932               –3’761                –4,5
Übergangsbeiträge                                                    7’457’080       6’691’495            –765’585                –10,3
Einzelkulturbeiträge                                                 4’292’151       4’376’141             +83’990                 +2,0
 Raps, Sonnenblumen, Ölkürbisse, Öllein, Mohn und Saflor             1’642’361       1’812’944            +170’583                +10,4
 Saatgut von Kartoffeln, Mais, Futtergräsern und -leguminosen           37’644          36’363               –1’281                –3,4
 Soja                                                                   89’560          89’350                 –210                –0,2
 Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen zu Futterzwecken               261’300         237’740             –23’560                 –9,0
 Zuckerrüben zur Zuckerherstellung                                   2’261’286       2’199’744              –61’542                –2,7

Zwischentotal Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge             142’213’118     142’397’116            +183’998                 +0,1
Kürzungen, Nachzahlungen, Rückforderungen Vorjahre                    –378’114        –621’976            –243’862               +64,5
 Kürzungen Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge                   –358’414        –375’578            +100’074               +36,3
 Nachzahlungen für Vorjahre                                            171’239          49’863            +121’376                –70,9
 Rückforderungen von Vorjahren                                         –99’232         –47’960              –51’272               –51,7
 Abzug EU-Direktzahlungen                                                   632           –646                  +14                +2,2
 Kürzung SAK-Begrenzung                                                –91’075        –114’493              +23’417              +25,7
 Kürzung Altersbeschränkung                                            –82’911        –133’162             +50’252               +60,6

Total Direktzahlungen und Beiträge                                 141’835’004     141’775’141             –59’864                +0,0
Kantonale Naturschutzbeiträge                                          424’562         455’459             +30’897                 +7,3
Beiträge Nitrat- und Phosphatprojekte                                  146’350         140’393               –5’957                –4,1
Beiträge Ackerbegleitflora                                              46’626                0            –46’626              –100,0
Beiträge Ressourcenprojekt Bienen                                      709’005         620’642             –88’362                –12,5

Total ausbezahlte Direktzahlungen und Beiträge                     142’736’985     142’991’635            –169’912                 –0,1

                                                                                                          Landwirtschaft Aktiv 2019    8
Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Kostbare Nährstoffe –
Kreisläufe und Sackgassen

Der Einsatz von Hof- und Recyclingdüngern hat                       vergorenen Produkten weisen flüssige Vergärungspro-
zum Ziel, die Nährstoffe in der Gülle, im Mist und                  dukte wie Gärgut oder Gärgülle veränderte Eigen-
in den Recyclingdüngern so effizient wie möglich                    schaften auf. Insbesondere der erhöhte Anteil an
zu nutzen. Geschlossene Nährstoffkreisläufe                         schnell pflanzenverfügbarem Stickstoff ist bei der
werden in Zukunft noch wichtiger, denn Nähr-                        Düngung unbedingt zu berücksichtigen.
stoffe sind endliche Ressourcen.
                                                                    Phosphor-Reserven sind endlich
                                                                    Einer der drei Hauptnährstoffe für das Pflanzenwachs-
                                                                    tum ist Phosphor. Schätzungen zu Folge ist mit einer
                                                                    Erschöpfung der Reserven aus dem Abbau von Roh-
                                                                    phosphat noch in diesem Jahrhundert zu rechnen.
                                                                    Über Hof- und Recyclingdünger wird der Phosphor zu
                                                                    einem grossen Teil wieder ins System zurückgeführt.
                                                                    Weiter wird intensiv am Phosphor-Recycling aus Ab-
                                                                    wasser, Klärschlamm oder Asche für einen minerali-
                                                                    schen Recyclingdünger gearbeitet. Ab 2026 soll der
                                                                    Phosphor zurückgewonnen und stofflich verwertet
                                                                    werden können. Somit wird aus dieser Sackgasse wie-
                                                                    der ein Kreislauf werden.
Emissionsminderndes Ausbringen von Gülle mit dem Schleppschlauch-
verfahren in einem Düngungsversuch von Weizen in Bünzen.
                                                                    Nährstoffflüsse
                                                                    Auf vielen Aargauer Landwirtschaftsbetrieben deckt
In einer Handvoll Boden befinden sich mehr Lebewe-                  der Nährstoffanfall über die betriebseigenen Hofdün-
sen als es Menschen auf der Erde gibt. Pflanzen ko-                 ger, wie in der Abbildung dargestellt, einen wesentli-
operieren mit Mikroorganismen. Diese schliessen für                 chen Teil des Nährstoffbedarfs der Kulturen. Daneben
die Pflanzen Nährstoffe auf. Bei einer intakten Boden­              haben aber auch 585 Betriebe im Jahr 2018 rund 401 t
struktur erreichen die Wurzeln der Pflanzen unter­                  Phosphor in Hofdüngern abgegeben. Davon gingen
irdisch ungeahnte Ausmasse. Daraus lässt sich fol-                  98 t an ausserkantonale Abnehmer. Weiter sind im Kan-
gern, dass wir nicht die Pflanzen, sondern den Boden                ton Aargau 29 gewerblich-industrielle Kompostier- und
düngen. Der Boden ernährt dann die Pflanzen.                        Vergäranlagen in Betrieb. Diese verarbeiten kompos-
                                                                    tier- und vergärbare Abfälle von 130 Gemeinden sowie
Hof- und Recyclingdünger vs. mineralische Dünger                    organische Abfälle aus öffentlichen Anlagen, Garten-
Der Einsatz von Hof- und Recyclingdüngern hat zum                   bau und Gewerbe. Von den jährlich anfallenden rund
Ziel, die Nährstoffe in der Gülle, im Mist und in den               275 t Phosphor aus Kompost, festem und flüssigem
Recyclingdüngern so effizient wie möglich zu nutzen.                Gärgut wurden 31 t an ausserkantonale Abnehmer ab-
Die eingesetzten Mengen richten sich nach dem Nähr-                 gegeben und 4 t als Dünger ausserhalb der Landwirt-
stoffbedarf der Kulturen und der Aufnahmefähigkeit                  schaft verwertet. Die fünf landwirtschaftlichen Anla-
der Böden. Im Gegensatz zu mineralischen Düngern                    gen vergären neben den auf dem Betrieb anfallenden
sind die Nährstoffe in den Hof- und Recyclingdüngern                Hofdüngern bis maximal 50 % Material nicht-landwirt-
zu einem grossen Teil organisch gebunden. Das be-                   schaftlicher Herkunft. Insgesamt flossen so rund 51 t
deutet, dass die Nährstoffe den Pflanzen nur teilweise              Phosphor zurück in die Landwirtschaft.
unmittelbar zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund,
und weil der Einsatz von Hof- und Recyclingdüngern                  Auf der Importseite sind im Jahr 2018 total 264  t Hof-
in wachsende Kulturen schwieriger ist als mit minera-               und Recyclingdünger aus den umliegenden Kantonen,
lischen Düngern, muss das Ausbringen von Hof- und                   davon 167 t (63 %) aus dem Kanton Luzern, auf Aargau-
Recyclingdüngern gut geplant werden. Gegenüber un-                  er Betriebe abgegeben worden.

                                                                                                   Landwirtschaft Aktiv 2019    9
Landwirtschaft Aktiv 2019 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Ausserkantonale
                                                                                                                         Zufuhr
    264        8%
                                                                                                                         Recyclingdünger
                                                                                                                         Tierhaltung
                                                                                                                         Bedarf
    240       7%                                                                                                         düngbare Fläche

    2546                                                                                 75 %

    3403

0             500            1’000            1’500         2’000             2’500            3’000           3’500
                                                        Phosphor (in t)
Phosphorbilanz Aargau 2018: Der mittlere Phosphorbedarf der rund 52’500 ha düngbaren Fläche beläuft sich auf 3’403 t. Dieser kann zu 90 %
aus der eigenen Tierhaltung, den Recyclingdüngern und der ausserkantonalen Zufuhr von Hof- und Recyclingdüngern gedeckt werden.

Alle Hofdüngerflüsse in der Schweiz müssen in HODU­                     im Talgebiet jedoch zu einem grösseren Umsatz der
FLU erfasst werden. Mit der Einführung dieser Appli-                    Nährstoffmenge führen, und folglich kann der Tierbe-
kation im Jahre 2014 wurde die damals seit 25 Jahren                    satz höher liegen als in der AP22+ vorgeschlagen.
erfolgreich geführte Aargauer Düngerbuchhaltung ab-                     Wichtig ist hierbei zu beachten, dass Gülle, Mist, Ver-
gelöst. Die schweizweit einheitliche Verwaltung der                     gärungsprodukte und Kompost ein unterschiedliches
Nährstoffflüsse aus Hof- und Recyclingdüngern ist für                   Umweltgefährdungspotenzial aufweisen. Unbestritten
eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft unab-                      bleibt die überproportionale Zunahme der Umwelt­
dingbar.                                                                belastung mit steigendem Hof- und Recyclingdünger­
                                                                        anfall pro Fläche. Mit guter täglicher Arbeit kann jede
Ausblick                                                                Landwirtin und jeder Landwirt eigenverantwortlich zu
Gemäss Bericht zur Vernehmlassung der Agrarpolitik                      einem positiven Eindruck der Landwirtschaft im
ab 2022 (AP22+) sind die Umweltziele Landwirtschaft                     Aargau beitragen.
in vielen Bereichen noch nicht erreicht. Daneben wer-
den die Trinkwasser-Initiative und Initiative für eine
Schweiz ohne synthetische Pestizide voraussichtlich
im Jahr 2020 zur Abstimmung kommen. Obwohl die
Aargauer Landwirtschaft bezüglich baulichem und
stofflichem Gewässerschutz ihre Hausaufgaben weit-
gehend gemacht hat, gibt es doch noch Verbesse-                                                 Stefan Gebert
rungspotenzial. In der AP22+ ist ein Massnahmenpa-                                              Ressourcenschutz

ket im Bereich Umwelt und natürliche Ressourcen
vorgesehen. So soll beispielsweise der maximale Hof-
düngereinsatz pro Fläche gesenkt werden. Eine dem
Standort angepasste Bewirtschaftungsintensität kann

                                                                                                              Landwirtschaft Aktiv 2019    10
Stand und Wirkung der
Vernetzungsprojekte im Programm Labiola

Die Hälfte der Aargauer Landwirtinnen und                            (vgl. Abbildung). Bei letzteren ist die Fortführung des
Landwirte beteiligen sich an einem Vernetzungs-                      Vernetzungsprojekts nach Ablauf der laufenden Peri-
projekt. Die Beteiligung der landwirtschaftlichen                    ode nicht sichergestellt.
Betriebe variiert allerdings sehr stark. Die 2018
lancierte Labiola-Erfolgskontrolle weist darauf                      Lancierung der Labiola-Erfolgskontrolle
hin, dass die Artenvielfalt mit dem Vernetzungs-                     Wie ist die Wirkung der Vernetzungsprojekte auf die
grad zunimmt.                                                        Biodiversität? Diese Frage ist angesichts der namhaften
                                                                     Finanzmittel des Kantons und der grossen Arbeitsleis-
                              8     10                               tungen der Landwirtinnen und Landwirte berechtigt.
                                                                     Während der 25-jährigen Programmlaufzeit wurde zwar
                                                                     punktuell untersucht, wie sich einzelne Fördermassnah-
                                                                     men auf die lokale Artenvielfalt auswirken. Eine Aus­
                                                                     sage zur Wirkung der Vernetzungsprojekte in gross­
                                                                     räumigen Landschaften lässt sich damit allerdings
         72                                                          nicht machen. Darum wurde 2018 die Labiola-Erfolgs-
                                                                     kontrolle lanciert. Sie baut auf das kantonale Biodiver-
                                                     86              sitäts-Monitoring (LANAG) auf, wobei Synergien opti-
                                                                     mal genutzt werden. Mit rund 70 Untersuchungsflächen
                                                                            2
                                                                     à 1 km soll die Entwicklung der Artenvielfalt im stark
                                                                     vernetzten gegenüber dem schwach vernetzten Kultur-
                                                                     land in einem 5-Jahresrhythmus nachgewiesen wer-
                                                                     den. Als «stark vernetzt» werden Gebiete mit einem
          sehr gut (> 25 %)              gut (10–25 %)
                                                                     sehr hohen Vertragsflächenanteil von mindestens 25 %
          ausreichend (5–10 %)           ungenügend (< 5 %)
                                                                     der LN verstanden. Als «schwach vernetzt» gelten sol-
Vernetzungsgrad der Gemeinden im Vernetzungs­perimeter: Als sehr     che mit einem sehr geringen Vertragsflächenanteil von
gut vernetzt gelten Gemeinden mit mehr als 25 % Vertragsfläche auf
der LN, als gut vernetzt 10–25 %, als ausreichend 5–10 % und als     max. 5 %. Die Artenvielfalt wird in Anlehnung an das
un­genügend vernetzt weniger als 5 % Vertragsfläche.                 Biodiversitäts-Monitoring Schweiz (BDM) mit Hilfe des
                                                                     Tagfalter- und Brutvogelvorkommens bestimmt. Damit
Mehr als 50 % der Vernetzungsprojekte mit guter                      wird der sogenannte Labiola-Indikator berechnet, der
bis sehr guter Vernetzung                                            einerseits den Unterschied zwischen stark und schwach
80 % der Gemeinden befinden sich komplett oder teil-                 vernetzten Gebieten und andererseits die Veränderung
weise im Vernetzungsperimeter, das heisst dort können                über die Zeit aufzeigen soll. Als Referenzwert von 100
Gesamtbetriebsverträge Biodiversität abgeschlossen                   Indexpunkten wurde das Artenvorkommen im Jahr
werden. Rund die Hälfte der Aargauer Landwirtschafts-                2017 der stark vernetzten Gebiete definiert.
betriebe beteiligen sich an einem Vernetzungsprojekt.
Insgesamt werden auf 6’400 Hektaren Biodiversitäts-                  Labiola-Indikator in stark vernetzten Gebieten
förderflächen spezifische Massnahmen (zum Beispiel                   ­höher als in schwach vernetzten
Anlage von Ast- und Steinhaufen) umgesetzt, welche                    Aus den bereits beurteilten 32 Untersuchungsflächen
auf die ökologischen Zielsetzungen der Vernetzungs-                   wurde ein erster provisorischer Labiola-Indikator berech-
projekte abgestimmt sind. Die Beteiligung der Land­                   net. 2018 liegt dieser mit 104 Indexpunkten in den stark
wirtinnen und Landwirte variiert allerdings sehr stark.               vernetzten Gebieten erfreulicherweise deutlich höher als
Der Vertragsflächenanteil auf der Landwirtschaftlichen                in den schwach vernetzten Gebieten mit 89 Indexpunk-
Nutzfläche (LN) reicht von 2 % bis 35 %. In 55 % der                  ten (vgl. Abbildung nächste Seite). Dieses Zwischen­
Gemeinden im Vernetzungsperimeter besteht eine                        ergebnis weist darauf hin, dass sich die Vernetzungs­
gute oder sehr gute Vernetzung, in 40 % eine ausrei-                  anstrengungen im Programm Labiola positiv auf die
chende und in 5 % eine unzureichende Vernetzung                       Erhaltung beziehungsweise Förderung der Arten­vielfalt

                                                                                                     Landwirtschaft Aktiv 2019    11
100

90

80

70

60

50
            stark vernetzt            schwach vernetzt
Labiola-Indikator. Indexwerte für stark vernetzte Gebiete
(= 25 % Vertragsfläche auf LN) und für schwach vernetzte Gebiete
(= 5 % Vertragsfläche).

im Kulturland auswirken. Eine gesicherte Aussage ist
allerdings erst 2022 möglich, wenn die Ersterhebung
auf allen Untersuchungsflächen abgeschlossen ist.
                                                                   Neuntöter (© Nicolas Martinez).

Mehr Tagfalter in stark vernetzten Gebieten
Auf den 1 km2 grossen Untersuchungsflächen wurden                  Bei den Vögeln wirkte sich hingegen der Vernetzungs-
 zwischen 17 und 50 verschiedene Tagfalterarten er­                grad nicht auf die Artenzahl aus. Obwohl die Artenzahl
hoben. Die artenreichste Untersuchungsfläche liegt in              zwischen den Untersuchungsflächen zwischen 29 und
­Zeihen und erreichte einen schweizweit rekordver­                 49 Arten stark variierte, wurde zwischen stark und
 dächtigen Wert. Sie beherbergt auch seltene, gefähr-              schwach vernetzten Gebieten mit jeweils durch-
 dete Arten wie den Roten Scheckenfalter (siehe Bild               schnittlich rund 40 Arten kein Unterschied festgestellt.
 unten). Mit durchschnittlich 41 Arten waren die stark             Allerdings wurden in einzelnen Untersuchungsflächen
 vernetzten Flächen deutlich artenreicher als die                  mit starker Vernetzung seltenere Arten (zum Beispiel
 schwach vernetzten Flächen mit 28 Arten. Die ersten               Neuntöter, siehe Bild oben) oder grösseres Vorkom-
 Resultate deuten damit darauf hin, dass das Tagfalter-            men von Arten (zum Beispiel Goldammer) festgestellt.
 vorkommen durch eine gute Vernetzung gefördert wird.              Diese Arten stellen höhere Ansprüche an die Ausge-
                                                                   staltung ihres Lebensraums. Dies weist darauf hin,
                                                                   dass sich mit einer guten Vernetzung zwar nicht die
                                                                   Artenzahl der Vögel steigern lässt, dafür aber seltene-
                                                                   re Arten gefördert werden. Sollten sich diese Hinwei-
                                                                   se in den weiterführenden Analysen erhärten, wäre
                                                                   dies als Erfolg der Vernetzungsanstrengungen im Pro-
                                                                   gramm Labiola zu werten.

                                                                                            Markus Peter
                                                                                            Labiola und GIS
Roter Scheckenfalter (© Matthias Plattner).

                                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2019    12
Landwirtschaft im Spannungsfeld von
Raumentwicklung und Infrastruktursystemen

Landwirtschaft Aargau prüft bei Raumplanungs-             mischer Sicht die Grundstückform, Grösse, Boden­
geschäften und Bauprojekten von Kanton und                qualität, Lage sowie Erschliessung des vom Vorhaben
Bund die Auswirkungen des Vorhabens auf die               betroffenen Grundstücks. Ziel ist es, möglichst grosse,
Landwirtschaft. Dabei stehen die Erhaltung                zusammenhängend zu bewirtschaftende Flächen zu
von möglichst grossen und fruchtbaren Kultur-             erhalten und für die Produktion in Pflanzenbau und
landflächen und die Abstimmung von Schutz­                Tierhaltung und somit für die Ernährung zu sichern.
anliegen auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft           Ferner zählen die Abstimmung von Schutzanliegen auf
im Zentrum.                                               die Bedürfnisse der Landwirtschaft, die Sicherung von
                                                          Betriebsstandorten sowie die Ausscheidung von Spe-
                                                          ziallandwirtschaftszonen für die bodenunabhängige
                                                          Produktion nach Massgabe der ­Zuständigkeit ebenfalls
                                                          zu den Prüfbelangen von Landwirtschaft Aargau.

                                                          Lösungen finden und Entwicklung mitgestalten
                                                          Die Sicherung des wertvollen Kulturlands für die
                                                          Aargauer Landwirtschaft als Grundlage für die
                                                          ­Nahrungsmittelproduktion zählt zu unseren zentralen
                                                           ­Aufgaben. Gleichzeitig gilt es die Ansprüche der
                                                            ­Gesellschaft nach den Vorgaben des Raumplanungs-
                                                             rechts bei der Lösungsfindung zu berücksichtigen.
                                                             Landwirtschaft Aargau wirkt zurzeit an mehreren
Landwirtschaft im Spannungsfeld von Raumentwicklung und      spannenden Planungen und Projekten von Kanton
Infrastruktursystemen.
                                                             und Bund mit Zeithorizont 2030, 2040 oder noch
                                                             ­später mit. Konzepte zu Mobilität, Erholung/Freizeit,
Nur aufeinander abgestimmte Massnahmen sorgen in              Landschaft oder Versorgung und Entsorgungen zeigen
der Raumplanung zum gewünschten Erfolg. Die Ziele             die Auswirkungen auf das Kulturland auf. Die Land-
sind vielschichtig: Gemäss Raumplanungsrecht sor-             wirtschaft steht im Spannungsfeld der zukünftigen
gen Bund, Kantone und Gemeinden dafür, dass der               Raumentwicklung und der dafür notwendigen Infra-
Boden haushälterisch genutzt und das Baugebiet von            struktursysteme. Landwirtschaft Aargau bringt die
Nichtbaugebiet getrennt wird. Sie schaffen mit ihren          landwirtschaftlichen Themen in diese Prozesse ein
Massnahmen aber auch räumliche Voraussetzungen                und wirkt bei der Lösungsfindung aktiv mit.
für die Wirtschaft und fördern das soziale, wirtschaft-
liche und kulturelle Leben in allen Landesteilen.
Schliesslich sollen die natürlichen Lebensgrundlagen
wie Boden, Luft, Wasser, Wald und Landschaft ge-
schützt und die Versorgungsbasis des Landes und die
Landesverteidigung gesichert werden.
                                                                              Max Stucki
Rolle von Landwirtschaft Aargau                                               Baugesuche und Raumplanung

Landwirtschaft Aargau wirkt im Rahmen der kantons­
internen Vernehmlassung bei Vorlagen der kommuna-
len und kantonalen Nutzungsplanung, des kantonalen
Richtplans sowie bei Bauprojekten von Kanton und
Bund mit. Von grosser Bedeutung sind die Auswirkun-
gen des Vorhabens auf das Landwirtschaftsgebiet und
die Fruchtfolgeflächen. Massgebend sind aus agrono-

                                                                                           Landwirtschaft Aktiv 2019    13
Drainagen für die Zukunft

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und in der                                                              Altersstruktur der Drainagen im Kanton Aargau
Zeit der Weltkriege wurden schweizweit grosse                                                   3’500
Gebiete von ursprünglichem Sumpfland mittels
                                                                                                3’000
Drainagen in Landwirtschafts- und Siedlungsland

                                                                       Drainierte Fläche (ha)
                                                                                                2’500
verwandelt. Sowohl durch die damit verbundene
Zunahme der landwirtschaftlichen Produktion                                                     2’000

als auch durch den Bau neuer Verkehrswege auf                                                   1’500
diesen Böden wurde die Bevölkerungsentwick-                                                     1’000
lung der vergangenen 100 Jahre erst möglich.                                                     500

                                                                                                   0
                                                                                                        120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10

                                                                                                                    Altersstruktur (Jahre)

                                                                        kontinuierlich ins kantonale Geoportal überführt.
                                                                        Oft wurden Drainagen im kleineren Rahmen auch von
                                                                        privater Hand erstellt. Hier sind meist keine Aufzeich-
                                                                        nungen verfügbar.

                                                                        Wie ist der Zustand der Drainagen?
                                                                        Die meisten Drainagen im Kanton Aargau haben ein
                                                                        gewisses Alter erreicht (vgl. Diagramm). Damit wird
Einbau von Drainagerohren unter Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN).    deren Erneuerung zum Thema. Erstaunlich ist, dass die
                                                                        teilweise über hundertjährigen Drainagen immer noch
Neben den ursprünglichen Sumpfgebieten wurden                           voll funktionsfähig sind. Dort wo oberirdisch vermehrt
Drainagen überall dort eingesetzt, wo Staunässe auf-                    Vernässungen auftreten, wird klar, dass die Drainagen
trat. Es ist nachgewiesen, dass Drainagen die land-                     ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Oft weiss
wirtschaftliche Produktivität substanziell erhöhen                      man aber gar nicht so genau, wie gut im Schuss die
und das Erosionsrisiko vermindern. Durch den verän-                     Drainagen noch sind. Deshalb soll zeitnah punktuell im
derten Wasserkreislauf haben Drainagen aber auch                        Rahmen von Unterhaltsmassnahmen an den Sammel-
einen Einfluss auf den Transport von Nährstoffen und                    rohren auch ein Blick auf die sogenannten Sauger ge-
Pflanzenschutzmitteln. Sie beeinflussen die physika-                    worfen werden. Dies sind die feinen Rohre unter den
lischen und chemischen Eigenschaften aller Böden.                       Grundstücken. Damit lässt sich die Dringlichkeit einer
Die Effekte auf organische Böden sind jedoch stärker,                   Sanierung abschätzen. Von den Fruchtfolge­flächen
da das organische Material unter drainierten Bedin-                     (FFF), unseren wertvollsten Böden für die Nahrungsmit-
gungen abgebaut wird und die Böden sich langsam                         telproduktion, ist im Aargau rund ein Viertel drainiert.
in Richtung mineralischer Böden verändern und stark                     Die FFF haben Priorität bezüglich Sanierung der Drai-
an Volumen verlieren.                                                   nagen zur langfristigen Erhaltung des Werts dieser Bö-
                                                                        den für die landwirtschaftliche Produktion.
Fehlende Unterlagen erschweren Inventar
Heute lässt sich der Bau von Drainagen früherer Jahre
aufgrund der Datenlage oft nur abschätzen und viel-
fach nicht mehr genau quantifizieren. Einzig dort, wo
im Rahmen einer Melioration Drainagen erstellt wur-
den, bestehen Pläne in alten Meliorationsunterlagen.
Für den Kanton Aargau wurden diese Pläne in den                                                                  Thomas Herren
letzten Jahren digital aufgearbeitet und werden nun                                                              Strukturverbesserungen

                                                                                                                             Landwirtschaft Aktiv 2019    14
AP22+: Boden- und Pachtrecht im Wandel

Das bäuerliche Bodenrecht und das landwirt-                             Keine landwirtschaftlichen Betriebe für Vereine
schaftliche Pachtrecht sollen im Rahmen der                             und Stiftungen
Agrarpolitik nach 2022 (AP22+) diverse Änderun-                         Der Regierungsrat unterstützt den Vorschlag, dass Ge-
gen erfahren. Der Bundesrat hat die Vorschläge                          sellschaften (Aktiengesellschaften/GmbH) landwirt-
dazu in die Vernehmlassung geschickt. Anfangs                           schaftliche Liegenschaften als Selbstbewirtschafter
März 2019 hat sich der Regierungsrat des Kantons                        kaufen können, wenn die überwiegende Trägerschaft
Aargau in einer Stellungnahme dazu geäussert.                           dahinter ausgewiesene Bewirtschafter sind. Damit soll
                                                                        die langjährige Rechtsprechung des Bundesgerichts ins
Rechtliche Erlasse unterliegen dem Wandel der Zeit.                     Gesetz übertragen werden. Mit der Ausdehnung auf
Bei Teilrevisionen stellt sich die Frage, wie weit                      Vereine und Stiftungen wird dieser Rahmen hingegen
Modernisierungen gehen sollen ohne die Grundpfeiler                     gesprengt. Daher ist der Regierungsrat des Kantons
eines Erlasses zu verändern.                                            Aargau der Meinung, dass diese beiden Rechtsformen
                                                                        weiterhin ausgeschlossen bleiben sollten.

                                                                        Die Familienhoheit soll gewahrt bleiben
                                                                        Mit der AP22+ soll Quereinsteigern mehr Möglichkei-
                                                                        ten beim Kauf eines Landwirtschaftsbetriebs eröffnet
                                                                        werden. In diesem Zusammenhang sollen deshalb
                                                                        zahlreiche Regelungen bei der Übernahme in der
                                                                        ­Familie (Vorkaufsrechte der Geschwister sowie Nich-
                                                                         ten und Neffen) eingeschränkt werden. Dies in der
                                                                         Hoffnung, dass auf diesem Weg mehr Höfe auf den
                                                                         Markt kommen. Dieser Eingriff in die Familienhoheit
                                                                         geht dem Aargauer Re­gierungsrat zu weit und wird
                                                                         deshalb abgelehnt. Es ist auch unwahrscheinlich, auf
                                                                         ­diesem Weg das eingangs erwähnte Ziel zu erreichen.
                                                                          Der Verkauf von landwirtschaftlichen Betrieben
                                                                          ­ausserhalb der Familie wird wohl auch in Zukunft eine
Auch in Zukunft spielt der Familienbetrieb eine zentrale Rolle in der      Exklusivität bleiben.
Agrarpolitik.

                                                                        Aktuelle Regelung über Kreditvergabe beibehalten
Vorgeschlagene Änderungen im bäuerlichen                                Für landwirtschaftliche Liegenschaften ist eine gesetz-
­Bodenrecht                                                             liche Beschränkung bei der Errichtung von Hypothe-
 Das bäuerliche Bodenrecht regelt das Eigentum an                       ken zu beachten. Mit der AP22+ sollen Finanzierungen
 landwirtschaftlichen Liegenschaften. Auch beim bäu-                    einfacher abgewickelt werden können. Aus diesem
 erlichen Bodenrecht ist unbestritten, dass dieser Er-                  Grund wird vorgeschlagen, dass die Landwirtin oder
 lass mit der Zeit Schritt halten muss. So müssen Lö-                   der Landwirt und die Geldgebenden alleine über eine
 sungen für komplexere Betriebsstrukturen bereit­-                      Kreditvergabe befinden können, wenn die Belastungs-
 gestellt werden. Zudem werden auch die Finanzierun-                    grenze überschritten wird. Dadurch wird das langjäh-
 gen immer anspruchsvoller. Nach wie vor bilden je-                     rige, bewährte und akzeptierte System faktisch auf­
 doch bäuerliche Familienbetriebe das Fundament der                     gegeben. Bereits heute sind Überschreitungen der
 Landwirtschaft in der Schweiz. An diesem Grundpfei-                    Belastungsgrenze zusammen in Absprache mit Land-
 ler soll nicht gerüttelt werden. Auch die Schutzmecha-                 wirtschaft Aargau möglich, wenn die Tragbarkeit
 nismen bezüglich Preis und Spekulation sollen auch in                  ­gegeben ist und die Rückzahlung innerhalb von 25
 der AP22+ unbedingt beibehalten werden.                                 Jahren erfolgt. Eine solche Änderung bringt keine Vor-

                                                                                                       Landwirtschaft Aktiv 2019    15
Das bäuerliche Bodenrecht und das landwirtschaftliche Pachtrecht sind für landwirtschaftliche Betriebe massgebend.

teile für die Landwirtschaft. Es ist zu befürchten, dass               wirtschaftliche Gewerbe abgeschlossen werden, weil
dadurch Mehraufwände und höhere Kosten entste-                         die Eigentümer so besser in der Lage sind, neben einer
hen. Deshalb soll das bestehende System unverändert                    Verzinsung auch Geld in den Liegenschaftsunterhalt
weitergeführt werden.                                                  zu investieren.

Vorgeschlagene Änderungen im                                           Fazit
­landwirtschaftlichen Pachtrecht                                       Viele der vorgeschlagenen Änderungen werden zu
 Im landwirtschaftlichen Pachtrecht soll die Pachter-                  ­einer Vereinfachung der Umsetzung der Bestimmun-
 streckung einheitlich drei Jahre betragen. Damit wird                  gen im Bereich des bäuerlichen Boden- und landwirt-
 ein zweckmässiger Spielraum für die Richterinnen und                   schaftlichen Pachtrechts führen. Da die Regelungen
 Richter (drei bis sechs Jahre) sowie der Pächterschutz                 des Eigentums an landwirtschaftlichen Liegen­schaften
 aufgegeben. Dies betrifft insbesondere ganze Betriebe                  ein zentraler Pfeiler der gesamten Agrarpolitik bilden,
 oder grosse Flächen. In den letzten Jahrzehnten hat                    müssen der Zweckgedanke und die bewährten Schutz-
 sich das Marktumfeld für Pachtzinsen weitgehend ver-                   mechanismen weiterhin zugunsten einer nachhal­tigen
 selbstständigt und in vielen Gebieten den zulässigen                   und wettbewerbsfähigen Landwirtschaft bei­behalten
 Rahmen zum Teil deutlich überschritten. Die Forde-                     werden.
 rung der Pachtzinsreduktion für Einzelgrundstücke um
 bis zu 30 % verkennt daher die Realität. Mit der zusätz-
 lich vorgeschlagenen Aufgabe des noch verbliebenen
 Kontrollmechanismus lässt sich dieser Vorschlag nicht
 umsetzen. Eine Anpassung des Pachtzinses bei den
 landwirtschaftlichen Gewerben, welche für den Wohn-
 raum eine marktübliche Miete vorsieht, führt sicher                                            Felix Peter
 dazu, dass wieder vermehrt Pachtverträge über land-                                            Bodenrecht / Pachtrecht

                                                                                                              Landwirtschaft Aktiv 2019    16
Am Puls des landwirtschaftlichen
­Bodenmarkts 2018

Landwirtschaft Aargau hat als kantonale Bewilli-                     kommende Pachtjahr von beiden Parteien verlangt
gungsbehörde im letzten Jahr 1’279 Boden- und                        werden. Mit der Übergangsregelung darf der neue
145 Pachtrechtsgesuche bearbeitet.                                   Pachtzins jedoch nur um 20 % pro Jahr gegenüber
                                                                     dem bisherigen Pachtzins angehoben werden. Der
Im Jahr 2018 wurden rund 340 ha landwirtschaftliche                  neue Pachtzins unterliegt der Bewilligungspflicht. Bei
Flächen und zehn landwirtschaftliche Gewerbe ausser-                 Grundstückpachtzinsen sieht die neue Rechtsgrund-
halb der Verwandtschaft veräussert.                                  lage eine Erhöhung von durchschnittlich Fr. 1.–/Are
                                                                     vor. Da aber die Pachtzinse vielerorts auch diesen Be-
Neue Anleitung für die Schätzung des                                 trag überschreiten, ist nur dort eine Anpassung mög-
­landwirtschaftlichen Ertragswerts                                   lich, wo gesetzeskonforme Pachtzinse vereinbart sind.
 Seit dem 1. April 2018 ist die neue Schätzungsan­
 leitung für die Bemessung des landwirtschaftlichen                  Zahlen aus dem Jahr 2018
 ­Ertragswerts in Kraft. Die bestehenden Ertragswert-                In der nachstehenden Tabelle sind die verschiedenen
  schätzungen von den Hofübergaben werden laufend                    Gesuche und Bewilligungsverfahren in den Bereichen
  aktualisiert und mit der neuen Schätzungsanleitung                 des bäuerlichen Boden- und des landwirtschaftlichen
  berechnet. Dies führt in der Regel zu höheren Ertrags­             Pachtrechts zusammengestellt.
  werten, aber auch zu höheren Belastungsgrenzen.
  Die Landwirtinnen und Landwirte profitieren von den
  erhöhten Werten im Bereich von Finanzierungen für
  Bauprojekte und ­Auf­stockungen von Hypotheken.

 Ebenfalls wurde das Pachtzinsreglement neu ausge-
staltet. Besonders im Bereich landwirtschaftliches                                         Daniela Meier
­Gewerbe können höhere Pachtzinsen jeweils auf das                                         Bodenrecht/Pachtrecht

 Bodenrecht                                                                                     2017                            2018

                                                                             Anzahl   LN ha    Preis*    Anzahl     LN ha      Preis*
 Geschäfte                                                                    1’331                       1’279
 Erworbene Grundstücke (landwirtschaftliche Grundstücke inklusive Gebäude)     210    318,81    37,18       270        340      35,58
 Erworbene Gewerbe                                                               11   166,56    23,08        10        173      14,91
 Entlassungen aus BGBB                                                          79                           79
 Zerstückelungen                                                                112                         112
 Pfandverträge genehmigt                                                       245                          249
 Belastungsgrenzen festgelegt                                                   37                           83

 Beschwerden                                                                     0                            0
*in Millionen Franken

 Pachtrecht                                                                                     2017                            2018
                                                                                               Anzahl                         Anzahl
 Geschäfte                                                                                       125                             145
 Bewilligte verkürzte Pachtdauer                                                                   76                             107
 Genehmigte Pachtzinse (landwirtschaftliche Gewerbe)                                               11                               6
 Bewilligte parzellenweise V
                           ­ erpachtung                                                            11                              12

 Beschwerden                                                                                        0                               0
Statistik Landwirtschaft Aargau: Auswertung Jahre 2017 und 2018

                                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2019    17
Kompetenz 4.0

Für die Landwirtschaft haben die drei zurück­                          tigungen und Exkursionen auf zukunftsträchtigen
liegenden Entwicklungszeitalter der Mecha­                             Betrieben bestens.
nisierung, der Elektrifizierung und der Auto­
matisierung starke Veränderungen gebracht.                             Agil
Genau das Gleiche ist vom Zeitalter der digi­                          Bestandteil der Kompetenz 4.0 ist auch eine pro­aktive
talen Vernetzung zu erwarten.                                          und initiative Mitgestaltung neuer Themen im Bereich
                                                                       der Land- und Hauswirtschaft. Aktivitäten im Bereich
                                                                       der Wertschöpfung, der Hofübergabe ausserhalb der
                                                                       Familie und der neuen Ertragswertschätzung sind
                                                                       Beispiele dafür. Aber auch bei der Botrytis- und der
                                                                       Erdmandelgrasbekämpfung sowie beim Projekt
                                                                       Pflanzenschutzoptimierung mit Precision-Farming
                                                                       PFLOPF geben sich unsere Fachspezialistinnen und
                                                                       Fachspezialisten sehr agil in neue Themen ein. Die
                                                                       gute Liebegger Positionierung bei verschiedenen
                                                                       neuen Themen hat sogar für Beachtung in Nachbar-
                                                                       ländern gesorgt, was wiederum die Effizienz im Netz-
                                                                       werk steigert und schliesslich den Bauernfamilien vor
                                                                       Ort einen Mehrwert bringt.

                                                                       Mobil
Trotz Digitalisierung stehen an der Liebegg die Menschen im Zentrum.   Immer mehr entwickeln sich die Bedürfnisse im
                                                                       Arbeits­alltag Richtung anwenderfreundlicher Soft-
Nebst den vielen politischen und gesellschaftlichen                    ware, anstelle von umfassenden Dokumentationen in
Diskussionen rund um Pflanzenschutzmittel und Kuh-                     Papierform. Diese Software ist dank mobilen Geräten
hörner waren sicher die Jahrhunderttrockenheit und                     heute praktisch überall und jederzeit verfügbar. Als
das 60-jährige Bestehen der Liebegg prägende Er­                       Beispiel für diese Entwicklung kann der neue E-Kata-
eignisse im Jahr 2018. Die Auslastung der Liebegg                      ster und Traubenpass im Weinbau genannt werden.
erreichte Höchstwerte, und die Aufgaben im Ver­
netzungszeitalter 4.0 werden zunehmend flexibel, agil                  Das Vernetzungszeitalter 4.0 hat begonnen und for-
und mobil.                                                             dert entsprechende flexible, agile und mobile Kom-
                                                                       petenzen. Im Zentrum dieser Kompetenzen steht aber
Flexibel                                                               nach wie vor der Mensch. Die Liebegger Mitarbeiten-
Viel Flexibilität forderte der Hitzesommer nicht nur                   den setzen alles daran, den neuen Ansprüchen mit
von den Bauernfamilien, sondern auch von den Lie-                      viel Menschenverstand und gesundem Augenmass
begger Fachspezialisten. Sie hatten zahlreiche kurz-                   zu begegnen. Wir freuen uns darauf, auch im 61. Be-
fristige Anfragen und Beratungen zu Bewässerungs-,                     stehensjahr mit viel Elan für die Aargauer Bauern­
Fütterungs- und Marktfragen zu bearbeiten. Mit den                     familien da zu sein!
neuen Kommunikationsmitteln wird die erwartete Re-
aktionszeit immer kürzer. Das ist aus Sicht der Rat­
suchenden absolut nachvollziehbar, die Ansprüche
an die Erreichbarkeit der Fachspezialisten werden
laufend erhöht. Flexibilität ist auch ein Thema in der
Unterrichtsgestaltung. Die statischen Lernziele sollen
                                                                                         Hansruedi Häfliger
laufend mit aktuellen Praxisbeispielen veranschau-                                       Direktor Landwirtschaftliches
licht werden. Dafür eignen sich Übungen, Besich­                                         Zentrum Liebegg

                                                                                                       Landwirtschaft Aktiv 2019    18
Mit Theorie und Praxis an die SwissSkills

Die Landwirtschaft kürte an den Schweizer                   baut ist. Neben der Anatomie werden der Melkvorgang
Berufsmeisterschaften SwissSkills in Bern die               und die verschiedenen Melksysteme an der Berufsfach-
besten Lehrabgänger. Bei verschiedenen Auf­                 schule unterrichtet. Auch die Milchqualität und die Ge-
gaben zeigten die Kandidatinnen und Kandidaten              halte werden diskutiert. Häufig werden Daten von Be-
ihr Können. Es wurde klar, dass die volle Punkt-            trieben in der Schule analysiert und besprochen.
zahl nur erreicht werden konnte, wenn sowohl die
theoretischen Grundlagen verstanden als auch                üK – Vermittlung von praktischen Fertigkeiten
die praktischen Arbeiten sauber ausgeführt waren.           Die überbetrieblichen Kurse (üK) dienen zur ersten prak-
                                                            tischen Vertiefung des Gelernten aus der Berufsfach-
                                                            schule. Am üK werden die Teile der Melkmaschine ge-
                                                            kennzeichnet und ihre Funktionen beim Melken und
                                                            Reinigen der Melkanlage besprochen. Der Melkvor-
                                                            gang mit der Saug- und Entlastungsphase ist ein zent-
                                                            rales Element am üK. Die Hygiene rund ums Melken
                                                            und die Sauberkeit der Kuh werden thematisiert und
                                                            konkrete Umsetzungsvorschläge auf den Betrieben dis-
                                                            kutiert. Dieses Wissen vertiefen die Lernenden unter
                                                            Anleitung der Berufsbildner auf den Lehrbetrieben. Die
                                                            besten Lernenden erarbeiten sich damit die Vorausset-
                                                            zungen für die Teilnahme an den SwissSkills.

                                                              Meine Meinung

                                                                                      «Eine nationale Berufsmeis-
                                                                                      terschaft kann nur mit guter
Kandidat David Hauri beim Melken an den SwissSkills 2018.                             schulischer Bildung und
                                                                                      guten praktischen Fertigkei-
Fremde Kühe vor einem grossen Publikum zu melken                                      ten erfolgreich absolviert
war für die Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger eine                                   werden. Die drei Lernorte,
Herausforderung. Sie mussten trotz ihrer Nervosität ru-                               Berufsfachschule, überbe-
                                                              Reto Spoerri
hig mit den Tieren umgehen und einen korrekten Melk­          Leiter Grundbildung     trieblicher Kurs und Lehrbe-
ablauf zeigen. Während des Melkvorgangs mussten die           Landwirtschaft­         trieb bieten dafür beste
                                                              liches Zentrum
Kandidaten Fragen zum Melken beantworten. Die zitt-           Liebegg
                                                                                      Voraussetzungen.»
rigen Hände durften beim Schalmtest nach dem Mel-
ken nicht dazu führen, dass die Milch aus der Schalm-
test-Schale lief. Nach dem Waschen des Melk­aggregats
war für den Kandidaten die Aufgabe beendet. Die Ex-
pertinnen und Experten kontrollierten die Milchqualität
und bewerteten die Kandidaten.

Schulische Grundlagen                                                               Rebekka Flury
Bereits im ersten Lehrjahr setzen sich die jungen Land-                             Tierhaltung

wirtinnen und Landwirte mit der Anatomie des Euters
und der Milchbildung auseinander. Als Grundlage für
das korrekte Melken und das Interpretieren des Schalm-
tests ist es wichtig zu verstehen, wie ein Euter aufge-

                                                                                                  Landwirtschaft Aktiv 2019    19
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