Dialog mit Ralph Winter - 777 View #3 - 777 Capital Partners

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Dialog mit Ralph Winter - 777 View #3 - 777 Capital Partners
777 View #3

Dialog mit Ralph Winter
Ralph, Du hast Dich in den vergangenen Jahren mit Deinem Family Office mehrheitlich auf
Investments in den USA fokussiert. Was hat dazu geführt, dass Du Dich wieder mehr in Europa und
der DACH-Region engagierst?

Europa mit seinen 740 Millionen Einwohnern ist und bleibt ein sehr interessanter
Investmentmarkt. Eine Kombination aus Investitionsobjekten in den USA und Europa führt
zu einer sehr ausgewogenen Diversifikation der verschiedenen Assetklassen. Man kauft
sich sozusagen seine eigene Versicherung gegen nicht-vorhersehbare Risiken innerhalb
der einzelnen Länder, beispielsweise bezüglich der unterschiedlichen Entwicklung der
Währungen. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der für die regionale Streuung spricht.
Während man in den USA sein Geld mit den Immobilien verdient, ist es in Europa aufgrund
der Nullzinspolitik der letzten Jahre die Finanzierungsstruktur. Ich kenne mittlerweile beide
Märkte sehr gut. Die Corona-Krise bringt eine ganze Reihe von Verwerfungen mit sich,
wobei wir versuchen, gerade davon zu profitieren. Die erfolgreiche Bewirtschaftung von
Immobilien steht wieder stärker im Vordergrund. In diesem Bereich hier haben wir sehr viel
Erfahrung.

In Anbetracht der aktuell komplexen Lage in Europa, wo siehst Du die besten Opportunitäten für 777
Capital im Markt?

 Wir konzentrieren uns darauf, Investitionschancen im Bereich von innovativen
Wohnobjekten und Handelsimmobilien mit Entwicklungspotenzial zu nutzen. Ich gehe
davon aus, dass sich aufgrund der aktuellen Lage ein begrenztes Zeitfenster für
leistungsgestörte und opportunistische Investitionsmöglichkeiten öffnet. Dies wiederum
führt zu einer Zurückhaltung der Banken bei der Immobilienfinanzierung, die ihr eigenes
Risiko zu minimieren suchen.

Was macht aus deiner Sicht 777 Capital so besonders?

Das Immobiliengeschäft ist von Natur aus sehr ineffizient. Es gibt ein hohes, allerdings
verstecktes Upside-Potenzial, allerdings sind ein gutes Netzwerk und viel Vertrauen
erforderlich, um interessante Transaktionen durchführen zu können. Ich kenne Thomas
Landschreiber und das Team seit mehr als 25 Jahren und wir wissen sehr genau was wir
uns anschauen und ob es profitabel ist.

Du hast bereits einige Unternehmen erfolgreich aufgebaut. Warum machst Du Dir nun noch einmal
die Mühe, wieder etwas komplett Neues machen?

Ich bin nun mal ein Vollblut-Unternehmer und fühle mich fit genug, diese und andere neue
Aufgaben anzugehen. In den USA habe ich eine sehr gute Basis mit Büros in Miami und
New York, Europa ist für mich eher ein Heimspiel. In Anbetracht der guten
Einkaufsmöglichkeiten, meiner Expertise im Markt sowie der Möglichkeit nochmal mit

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meinen Geschäftspartnern sehr erfolgreich zu sein, musste ich einfach „ja“ sagen. Ich
denke, jeder Unternehmer kann diesen Schritt nachvollziehen.

Ach ja, was hat es eigentlich mit dem Namensbestandteil «777» auf sich?

(schmunzelt) Das hat keinen akademischen Hintergrund… Wir haben uns zu dritt
Gedanken gemacht. 777 ist eine Glückszahl und bedeutet im erweiterten Sinne, «auf dem
Weg zu etwas positiven zu sein». Wir brauchten einen coolen und modernen Namen. Man
kann die Zahlenfolge «tripple-seven» aussprechen, und so haben wir uns kurzerhand
dafür entschieden.

777 Market Note
Von Zoltan Szelyes (Macro Real Estate AG)

    •   Die zweite Welle der COVID 19-Pandemie bringt wieder signifikante staatliche
        Einschränkungen mit sich. Drohende Insolvenzen werden dazu führen, dass wir
        bald Value-Add und opportunistische Deals zu attraktiven Einstiegsbewertungen
        sehen. Diese sind jedoch oft nur exklusiv über Off-market Sourcing zugänglich.
    •   Der Vintage-Effekt, der nach Rezessionen höhere IRRs impliziert, deutet darauf hin,
        dass 2021 ein gutes Jahr für Investitionen sein dürfte.
    •   Sektorenübergreifende Optimierungsstrategien sind erfolgsversprechende
        Anlagemöglichkeiten im aktuellen Umfeld. Auch die Umnutzung von Stadthotels
        in Co-Living-Angebote verspricht Potenzial.

Aktive Immobilienstrategien in der DACH-Region

Die über Jahr gesunkenen Core-Renditen führen dazu, dass sich immer mehr Investoren
«Value-Add» und opportunistischen Investments zuwenden. Durch ein aktives
Management können diese Strategien eine Überrendite gegenüber Anleihen und Core-
Investments erzielen. Hier kommt aber auch der so genannte «Vintage-Effekt» zum Tragen.
Ein Rückgang der Bewertungen und ein Aufkommen von Verkäufern in Schieflagen schafft
gerade während Rezessionsphasen interessante Einstiegmöglichkeiten. Das folgende
Chart zeigt die IRRs von aktiven Anlagestrategien nach dem «Closing»-Jahr von solchen
Vehikeln. Die Jahrgänge nach einer Rezession die höchsten IRRs realisiert. In Anbetracht
dessen, dass wir uns in der heftigsten globalen Rezession seit dem zweiten Weltkrieg
befinden, sind wir der Meinung, dass 2021 ein gutes Vintage-Jahr für aktive Strategien wird.

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Vintage-Effekt bei opportunistischen und «Value Add» Immobilienstrategien

Quelle: Macro Real Estate AG basierend auf Private Real Estate Datenbanken

Aktuell trügerisch stabile Situation…

Mit Ausnahme des Einzelhandels und Hotelimmobiliensektors war die Entwicklung in den
ersten zehn Monaten 2020 an den Miet- und Kapitalmärkten der DACH-Region von einer
verhältnismäßig hohe Stabilität gekennzeichnet. Die Leerstände von Wohn-, Logistik-, und
Büroflächen befinden sich weiterhin auf historischen Tiefstwerten. Nettoanfangsrenditen
wie Mietpreisniveaus haben sich seit Ende des letzten Jahres kaum bewegt. Dies scheint
ein Widerspruch zu der wirtschaftlichen Entwicklung zu sein. Regulatorische Hürden und
die unsichere COVID 19-Dynamik wirken gegenwärtig dämpfend auf Veränderungen und
Preisanpassungen.

Typischerweise trifft eine solche makroökonomische Situation die Immobilienmärkte mit
einer Verzögerung von neun bis zwölf Monaten. Aktuell wird dieser Verzögerung zudem
durch Kurzarbeit und stabilisierende Maßnahmen, wie z.B. die Verhinderung von
Insolvenzen, weiter akzentuiert. Aber die zweite Covid 19-Welle ist auch in der DACH-Region
höher als die erste und könnte zu einem «wirtschaftlichen «Double Dip» bringen». Wir
erwarten daher, dass sich der Leidensdruck verstärken wird.

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… verschoben ist nicht aufgehoben

In den USA haben wir bereits im dritten Quartal 2020 Deals mit Abschlägen von über zehn
Prozent auch außerhalb der Hotels- und Handelsimmobiliensektoren gesehen. Diese
negativen Effekte der Rezession werden auch in der DACH-Region ankommen. Vor allem
erwarten wir einen Anstieg der Insolvenzen von Unternehmen im Einzelhandel und der
Gastronomie.

Bei Büroimmobilien erwarten wir einen kumulierten Mietpreisrückgang zwischen acht und
zehn Prozent bis Ende 2021 und letztendlich niedrigere Transaktionspreise. Die Mieten für
Logistik- und Wohnflächen dürften sich aufgrund des Rückenwindes von strukturellen
Faktoren, wie Online-Konsum oder demographischen Veränderungen, weiter positiv
entwickeln. Dagegen erwarten wir stärkere Korrektur bei Hotelimmobilien. Wir wären nicht
überrascht, wenn hier Assets zu niedrigeren Bewertungen von 20 bis 30 Prozent den
Besitzer wechseln können

Off-Market-Deals und Outside-the-Box-Strategien

Jede strukturelle Anpassung hat ihren eigenen Charakter. Zurzeit beobachten wir eine
Situation, bei der gewisse Sektoren robust durch die Krise kommen dürften, während
andere ihre größte Herausforderung in der modernen Zeit durchlaufen. Wir empfehlen,
diese beiden gegenläufigen Tendenzen in der Anlagestrategie zu kombinieren, indem
Investoren gleichzeitig die Stärke des einen Sektors und die Schwäche eines anderen
zunutze machen.

 Die Opportunität ist dann am größten, wenn ein Verkäufer, der in Liquiditätsnöte gerät,
den potenziellen Käufer direkt ansprechen kann. Da Verkäufer solche Deals ohne großes
Aufsehen abwickeln möchte, ist der Zugang zu Off-Market-Deals entscheidend. Um von
einer solchen Situation zu profitieren ist ein Netzwerk zu Immobilienbesitzern und Zugang
zu Finanzierungen entscheidend. Es werden «Value-Add» Immobilienkenntnisse benötigt,
da solche Investments am Anfang höhere Kapitalmaßnahmen erfordern. Die Antizipation
von strukturellen Veränderungen, aktives Asset Management und outside-the-box-
Denken ist in dieser Situation match-entscheidend und der zentrale Erfolgsfaktor.

Erste Opportunitäten: Co-Living und Nahversorger

 City-Hotels sind durch den Wegfall von internationalen Touristen und Geschäftsreisen am
stärksten getroffen. Dagegen beobachten wir in der DACH-Region in den meisten Städten
Leerstandsquoten von unter einem Prozent. Da viele City-Hotels in attraktiven Wohnlagen
stehen, kann eine Konvertierung selektiv in Betracht gezogen werden. Co-Living-Konzepte
erfordern eine Infrastruktur, die der des Hospitality Sektors ähnelt, da nebst Wohnraum vor
allem Gemeinschaftsflächen erforderlich sind. Entsprechend bieten sich City-Hotels
selektiv für die Umnutzung in Co-Living an, was jedoch größere Kapitalmaßnahmen

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erfordert, denn die Gebäude müssen an die Bedürfnisse für mittelfristiges Wohnen
optimiert werden.

Trotz der angespannten Lage im Einzelhandel, sehen wir auch hier vereinzelte
Kaufgelegenheiten. Bedürfnisse und Budgets der Haushalte für Lebensmitteln haben
zugenommen. Handelsimmobilien mit einem starken «Food»-Anteil und / oder
insbesondere mit Nahversorgungscharakter zeigten oftmals sogar eine erhöhte Nachfrage.
Auch wenn Online-Bestellungen den Einzelhandel strukturell und signifikant verändern,
fallen Güter des täglichen Bedarfs bei den Deutschen nicht unter die Top-10 Warengruppen
im Onlinehandel1. Nahversorgungszentren werden auf mittlere Sicht eine interessante
Anlageklasse in Deutschland bleiben.

1) Bundesverband E-Commerce und Versandhandel, H1 2019

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