Die Augsburger Puppenkiste zu Gast im Stadtmuseum Bereich
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Die Augsburger Puppenkiste zu Gast im Stadtmuseum Bereich 1 Der Geschichtliche Überblick: Vom Gestern zum Heute Am 26. Februar 1948 erfüllt sich der vormalige Oberspielleiter der Theater der Stadt Augsburg einen langgehegten Traum: Mit Unterstützung seiner Frau Rose und seiner beiden Töchter eröffnet Walter Oehmichen die „Augsburger Puppenkiste“. Als erstes Stück wählt er die Geschichte vom „Gestiefelten Kater“, ein optimistisches Märchen, mit dem er den Menschen in der zerbombten Stadt wieder Mut zusprechen will. Ein Mitarbeiter der ersten Stunde ist Manfred Jenning. Der Prinzipal erkennt rasch die besonderen Fähigkeiten des jungen Schauspielers und setzt ihn als Sprecher, als Puppenspieler und schon bald auch als Autor und Regisseur ein. Er überläßt ihm die Fernseharbeit, die den überregionalen Ruhm des kleinen Theaters begründet. Mit der „Muminfamilie“ schafft Jenning den ersten Mehrteiler der Puppenkiste. In den weiteren Jahren wählt er die TV- Stoffe aus. Kinderbücher wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomo- tivführer“, „Der Löwe ist los“ oder „Urmel aus dem Eis“ werden unter seiner Bearbeitung zu Klassikern der Puppenkiste. 1972 übernimmt Hanns Joachim Marschall, Ehemann von Hannelore Marschall-Oehmichen und somit Schwiegersohn des Gründers, die Leitung des Theaters. Er setzt die Fernseharbeit fort. Und er setzt Akzente: Mit der „Kleinen Zauberflöte“ bringt er Mozart auf die Puppenbühne. Die Stadt Augsburg feiert das Ereignis als „kulturellen Höhepunkt“ im Rahmen der Aktivitäten zum 2000. Geburtstag. 1992 folgt der zweite Wechsel in der Theaterleitung. Klaus Marschall, Enkel des Gründers, widmet sich dem schwierigen Amt. Er knüpft neue Kontakte, und so entstehen der Kinofilm „Monty Spinnerratz“ und das Tourneetheater. Unterstützung erfährt er durch seinen Bruder Jürgen, der – neben dem Puppenschnitzen – den Schwerpunkt der künstlerischen Gestaltung bei der Ausstellung und vielen weiteren Aktivitäten übernimmt. Mittlerweile ist es beiden Brüdern – unterstützt durch die Museumsratten – gelungen, die Stadt Augsburg von der Notwendigkeit eines Puppenkisten-Museums zu überzeugen. Voraussichtlich wird dieses Museum im Frühjahr 2001 eröffnet; es wird dann die zahlreichen Facetten des regionalen bis internationalen Puppenspiels präsentieren.
Bereich 2 Vom Holzkopf zum Klassiker: Die Puppenentwicklung, besondere Puppen, Märchen und Ratten Wie entsteht eine Puppe? Indem man einen Holzklotz nimmt und alles wegschnitzt, was nicht zum Gesicht gehört – so ein alter Witz der Augsburger Puppenkiste. Doch einen Holzklotz trennen unzählige Schritte von einer fertigen Marionette: In vielen Arbeitsstunden verleiht die Schnitzerin Hannelore Marschall-Oehmichen einer Puppe Gesicht und Gestalt. Nach Fertigstellung des Kopfes fügt sie der Puppe die einzelnen Gliedmaßen hinzu. Wichtig ist dabei das Blei in den Fußsohlen, das der Marionette zu dem nötigen Gewicht und damit zu einem aufrechten Gang verhilft. Farbe gibt dem Gesicht seinen endgültigen Charakter. Auch Hände und Füße erhalten als sichtbare Gliedmaßen einen „Anstrich“. Dann geht es zur Schneiderin, die der Marionette ihr rollenspezifisches Kostüm anpaßt. Anschließend wird die Puppe „eingefädelt“: an Kopf, Armen und Beinen erhält sie die für ihren Bewegungsapparat notwendigen Fäden. Dabei kommt es besonders auf die richtige Justierung an, damit beim Spielen keine „Schieflage“ entsteht. Auf diese Art sind bereits mehr als 6.000 Puppen in Augsburg entstanden. Die meisten von ihnen hat Hannelore Marschall- Oehmichen entworfen, einige stammen noch aus der Hand ihres Vaters. Neben der Puppenentwicklung bilden einige der „Sonderpuppen“ einen zweiten Schwerpunkt des Raumes: Hier sind z.B. die Marionetten aus dem „Traumspiel“ zu sehen. Um die Charaktere des Dramas von August Strindberg besser zu kennzeichnen, entscheidet sich Walter Oehmichen für eine Modellierung und Kaschierung der Köpfe. Klassiker der Puppenkiste sind die Märchen, die seit mehr als 50 Jahren ganze Generationen von jungen Zuschauern begeistern: „Das tapfere Schneiderlein“, „Der Froschkönig“, „Die Schneekönigin“ und viele weitere Evergreens des Theaters werden als Zitat in einer gemeinsamen Kiste präsentiert. In den Anfangsjahren der Zusammenarbeit wurden viele dieser Geschichten auch im Fernsehen gezeigt. Es war die Zeit, als die ARD noch einen „Sendenotstand“ hatte und die Theateraufführungen der Augsburger Puppenkisteohne vorherige Aufzeichnung übertrug. „Peter und der Wolf“ gehören ebenso in diese Zeit wie „Die Heidehasen“. Eine weitere Besonderheit des Raumes sind „Die Museumsratten“: Rattenvater Friedrich Wilhelm und seine beiden Söhne Franz Josef und Karl Theodor gruppieren sich um ein wahres Prunkstück, das in das Jahrzehnt der Erstausstrahlung der Serie paßt: um das museumseigene Gogomobil, das die Ausstellung um ein sehr zeittypisches Element bereichert.
Bereich 3 Stars an Fäden: Jim Knopf, Urmel und Co. geben sich die Ehre 1953 beginnt die Zusammenarbeit der Puppenkiste mit dem Hessischen Rundfunk, die so viele unvergessliche Klassiker hervorbringt. In Hagen sind nahezu alle präsent: vom kleinen Jim Knopf, der eben mit dem Postboot ankommt, bis zu dem „jugendlichen Helden“, der seine eigene Lokomotive Molly stolz den Freunden Turtur und Nepomuk präsentiert. Natürlich hat er auch seinen Ziehvater Lukas, seine Adoptivmutter Frau Waas, den glücklosen Fotografen Herrn Ärmel und den vieltelefonierenden König Alfons den Viertelvorzwölften mitgebracht. Auch das Urmel hat seine Freunde dabei. In seinem Haus auf Titiwu erwarten Mama Wutz, Wawa, Tschusch und Ping die Besucher. Da dürfen natürlich auch Professor Habakuk Tibatong und König Pumpunell nicht fehlen. Wer mehr über das Urmel und die anderen Inselbewohner erfahren möchte, der kann seine Neugierde an einem Computer befriedigen, der sich speziell dieser Geschichte widmet – besonders geeignet als Erinnerung an die vielen Sprachfehler der Tiere. Einen Überblick über die lange Fernseh-Geschichte der Puppenkiste geben die weiteren „eingefrorenen Szenen“ und Installationen: Kalle Wirsch ist ebenso zu bewundern wie der sprechende Kater Mikesch, Bill Bo und seine Kumpane ebenso wie die Katze mit Hut und ihre Wohngemeinschaft. Erstmals werden im Rahmen der Ausstellung auch „Kunibert und Heiner“, zwei Helden aus den Einspielfilmen für das Sandmännchen, gezeigt. Im Mittelpunkt des Raumes steht eine Installation, die das besondere Verhältnis der Puppenkiste zum Wasser demonstriert. Die Piraten der Wilden 13 johlen bei zuckenden Blitzen und lautem Donner auf ihrem Boot das Lied: „13 Kerlen auf dem Totensarg soffen drei Tage, und der Schnaps war stark ...“ Auch der Seelefant singt seine „traurögen Löder“ von der alten Burschenherrlichkeit und vom Morgenrot. Und wie das mit dem Wasser all die Jahre funktionierte, auch das erfahren die Fans von Oehmichens Marionettentheater durch diese Installation, die in Hagen zum ersten Mal aufgebaut wird.
Bereich 4 Die Puppenkiste als Erwachsenentheater und das Puppenkisten-Kino Im vierten und letzten Raum der Ausstellung teilen sich die Interessen. Wer nach Verlassen der Brücke nach links abbiegt, erlebt eine neue, auch für eingefleischte Fans unbekannte Welt. Er gewinnt Einblicke in die Abendstücke der Puppenkiste, die überwiegend der theaterbegeisterte Gründer inszenierte. „Doctor Joannis Faustus“ ist einer der Klassiker der Bühne, der seit 1948 gespielt wird. Aus 20 verschiedenen Versionen des Puppenspieles vom Urfaust entwickelt Walter Oehmichen „seine“ Version. Bei der Figurenentwicklung und Herstellung unterstützt ihn der Maler Michael Schwarzmaier, dessen Phantasie auch die Totsünden und Höllengeister entspringen. Brecht in Augsburg – diesen Schritt wagt Walter Oehmichen erstmals mit der Aufführung der „Dreigroschenoper“, einer Mischung aus menschlichem Schauspiel und Marionettenspiel. Auch „Das Verhör des Lukullus“ ist eine Adaption eines Brecht-Dramas für die Puppenbühne. Friedrich Dürrenmatt schreibt sein Hörspiel „Der Prozeß um des Esels Schatten“ auf Wunsch von Walter Oehmichen für dessen kleines Theater um. Auch Goya wird dort zitiert: Durch das Spiel von „Liebe und der Tod“, dessen Figuren nach seinen Zeichnungen entstanden sind.
Begleitprogramm für Groß und Klein Auf geradem Wege erreichen die Fans der Stars an Fäden das Kino, in dem jeden Tag ein anderer TV-Klassiker präsentiert wird: ¾ Dienstags treiben „Bill Bo und seine Kumpane“ ihr Unwesen. ¾ Mittwochs lädt der „Kleine König Kalle Wirsch“ zu einem Besuch der Erdmännchen-Festung ein. ¾ Donnerstags heißt es „Der Löwe ist los“. ¾ Freitags „Kommt ein Löwe geflogen“ und bringt die Blechbüchsenarmee mit. ¾ Samstags freut sich das „Urmel aus dem Eis“ auf die Kinobesucher. ¾ Sonntags präsentieren „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ihre spannenden Abenteuer. Es werden jeweils zwei Folgen hintereinander gezeigt. Die Spielzeiten von Dienstag bis Sonntag 11.30 bis 12.30 Uhr Folge 1 und 2 der Serie 13.00 bis 14.00 Uhr Folge 3 und 4 der Serie 14.30 bis 15.30 Uhr Folge 1 und 2 der Serie 16.00 bis 17.00 Uhr Folge 3 und 4 der Serie Am Donnerstag ist das Museum länger geöffnet. Dann werden zusätzlich von 17.30 bis 19.30 die vier Folgen von „Gut gebrüllt Löwe“ präsentiert. Für den Besuch des Ausstellungskinos wird kein zusätzliches Eintrittsentgelt erhoben, der Eintritt zur Ausstellung umfaßt auch den Zugang zum Ausstellungskino.
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