Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg

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Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
Augsburger Zukunftspreis
2016
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
Stadt Augsburg
Deutschlands nachhaltigste
Großstadt 2013
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
Vorwort
Bürgerinnen und Bürger leisten in Initiativen,        erschien dieser jungen Generation im Hinblick
­Organisationen, Unternehmen und Bildungsein­         auf eine bessere Zukunft als besonders wichtig,
 richtungen vielfältige Beiträge für die zukunfts­    für welches Thema haben sie sich entschieden?
 fähige Entwicklung Augsburgs. Jedes Jahr bewirbt     Lesen Sie selbst.
 sich ein Teil dieser Akteure mit ganz unterschied­
 lichen Projekten um den Zukunftspreis der Stadt      Die Aufgabe einer nachhaltigen Entwicklung
 Augsburg. Dieses Engagement für Nachhaltige          ist riesengroß. Seit 20 Jahren arbeiten wir in
 Entwicklung würdigt die Stadt mit dem Augs­          Augsburg in einem gemeinsamen Prozess, der
 burger Zukunftspreis. Finanziell ermöglicht wird     „Lokalen Agenda 21 – für ein zukunftsfähiges
 dieser Preis durch die Stadtsparkasse Augsburg.      Augsburg“, daran. Und wir sind auf dem richtigen
                                                      Weg: Im Herbst 2015 hat die UN-Vollversamm­
Ausgewählt wurden die diesjährigen Preisträge­        lung mit 17 Sustainable Development Goals
rinnen und Preisträger wieder von einer unabhän­      (SDGs) weltweit gültige Nachhaltigkeitsziele
gigen Jury aus Mitgliedern des Stadtrats und des      beschlossen, als Teil einer „Agenda 2030 für
Nachhaltigkeitsbeirats, mit Blick darauf, welchen     nachhaltige Entwicklung“. Der Agenda-Gedan­
besonderen Beitrag diese Aktivitäten für die          ke – etwas zu tun und hierzu eine Tagesordnung
ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle      aufzustellen – lebt. Weltweit und in Augsburg.
Zukunftsfähigkeit Augsburgs leisten.
                                                      Danke an alle Akteurinnen und Akteure aus Zivil­
Erstmals wurde dieses Jahr ein zusätzlicher Preis     gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung,
von Schülerinnen und Schülern vergeben – die­         die sich hierfür einsetzen – und besonders an die
ses Jahr von einer 11. Klasse der städtischen         Macherinnen und Macher der hier vorgestellten
Berufsschule IV (Welserschule). Welches Projekt       Projekte!

Dr. Kurt Gribl                                        Reiner Erben
Oberbürgermeister                                     Referent für Umwelt, Nachhaltigkeit ­­
                                                      und Migration
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
sska.de   blog.sska.de

           Menschen verstehen
              Sicherheit geben
               Zukunft denken
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Teilnehmer
am Wettbewerb um den Augsburger Zukunftspreis,

nicht ohne Absicht habe ich meinem diesjährigen     auch den sorgsamen Umgang mit unserer natürli-
Beitrag im Zukunftspreis-Magazin die drei           chen Umwelt ein.
wichtigsten Werte der Sparkassen oben vorange-
stellt.                                             In diesem Jahr haben besonders viele Bewerbun-
                                                    gen diese Gedanken aufgegriffen und Initiativen
Diese Werte sind auch die Basis für ein gelunge-    vorgestellt, die ein soziales, förderndes und
nes und nachhaltiges Zusammenleben in einer         friedliches Miteinander in den Mittelpunkt stellen.
modernen Gesellschaft.
Es geht darum, Menschen unterschiedlichster         Einige Projekte fördert die Stadtsparkasse bereits
Herkunft, mit unterschiedlichen Talenten, mit und   selbst oder über ihre Stiftungen.
ohne Handicap, in unterschiedlichsten Lebenssi-     Und auch unsere langjährige Unterstützung des
tuationen zu verstehen und ihnen auf Augenhöhe      Zukunftspreises soll die Bedeutung dieses vielfälti-
zu begegnen. Gemeinsam mit ihnen zu arbeiten        gen Engagements der aktiven Bürgerinnen und
und etwas zu schaffen, das Sinn gibt und alle       Bürger für unsere Stadt Augsburg nochmals
stärkt.                                             unterstreichen.

Es geht darum, gemeinsam an einer besseren
                                                          Ihr Rolf Settelmeier
und sicheren Zukunft für alle zu arbeiten und mit

                                                     Stadtsparkasse
Freude und Energie lebenswerte Zukunftspers-
pektiven zu entwickeln. Das schließt natürlich
                                                      Augsburg
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
Haupt-Jury                                           Schülerinnen- und
                                                     Schüler-Jury
Die Jury besteht aus jeweils einem Vertreter der     Der 2016 zum ersten Mal durch eine Schülerinnen-
im Stadtrat vertretenen Fraktionen/Ausschussge­      und Schüler-Jury vergebene Sonderpreis wurde
meinschaften und ebenso vielen Vertretern aus        ausgewählt von folgenden Schülerinnen und
dem Nachhaltigkeitsbeirat. Eine Vertreterin aus      Schülern der Klasse 11 c (Industriekaufleute) der
dem Nach­haltigkeitsbeirat war bei der Jurysitzung   städtischen Berufsschule IV für kaufmännische
verhindert.                                          Berufe (Welserschule) im Schuljahr 2015/2016:

Bernhard Brockmann                                   Michelle Beck
Nachhaltigkeitsbeirat,
Umweltbeauftragter Evangelische Kirche               Melda Dalman

Claudia Eberle                                       Lisa Dietrich
Stadträtin, CSM-Fraktion
                                                     Daniel Eisenhofer
Josef Hummel
Stadtrat, CSU-Fraktion                               Luisa Gail

Thomas Lis                                           Julia Gschoßmann
Stadtrat, Fraktion Pro Augsburg
                                                     Albnor Keliki
Christian Pettinger
Stadtrat, Ausschussgemeinschaft Freie Wähler/        Gina Kohler
Die Linke/ÖDP/Polit-WG
                                                     Vanessa Kristen
Dr. Sebastian Seidel
Nachhaltigkeitsbeirat,                               Anna-Isabella Marx
Ständige Konferenz der Kulturschaffenden
                                                     Michelle Mayrhofer
Hellmut Steffens
Nachhaltigkeitsbeirat                                Bianca Pangerl

Hermann Stuhler                                      Sebastian Peltzer
Nachhaltigkeitsbeirat, Bündnis für Augsburg
                                                     Isabella Piltz
Gabriele Thoma
Stadträtin, SPD-Fraktion                             Melanie Regenold

Martina Wild                                         Kevin Ruf
Stadträtin, Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN
                                                     Blazej Rutkowski
Astrid Zimmermann
Nachhaltigkeitsbeirätin,                             Christina Schur
Werkstatt Solidarische Welt
                                                     Saskia Schuster
Vorsitz (ohne Stimmrecht):
Reiner Erben                                         Thomas Schuster
Stadt Augsburg, Referent für Umwelt,
­Nachhaltigkeit und Migration                        Nikola Schwegler

                                                     Julia Wolf

                                                     Betreuende Lehrkraft:
                                                     Albert Haug
                                                     Religionslehrer, Berufsschule IV
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
6   Augsburger Zukunftspreis 2016

              Teilnehmer
              Preisträgerprojekte
              (in alphabetischer Reihenfolge)

              Die Bunten – ein inklusives Orchester-                                   Kültürverein und Kulturcafé Neruda.................... 12
              projekt in Augsburg............................................... 8
                                                                                       VOLLDABEI – mobile Kulturwerkstatt................. 14
              Grow up! Interkultureller Garten
              Augsburg e. V...................................................... 10   Wohnzimmer im Schwabencenter...................... 16

              Sonderpreis der Schülerinnen- und Schüler-Jury
              füreinanderda..................................................... 20

              Teilnehmerprojekte
              (in alphabetischer Reihenfolge)

              (m)eating…(meating + eating).............................24              MaiL – Machs anders im Leben..........................34

              CVJM-Haus der Begegnung und der                                          meins.ist.deins.....................................................35
              Generationen in Augsburg Oberhausen............. 25
                                                                                       „Mensch im Unrecht – nicht wegsehen,
              Die Effizienzhaus Plus-Siedlung                                          sondern handeln“ und „Vielfalt zeigen –
              Friedberg-Hügelshart...........................................26        ­Umgang mit unterschiedlicher Herkunft“........... 36

              GemüseSelbstErnte Augsburg............................ 27                Nachhaltig und dauerhaft den
                                                                                       Augsburger Frieden machbar machen................ 37
              Globales Lernen...................................................28
                                                                                       Nachhaltigkeit hat Zukunft – nachhaltige
              „Junge Augsburger Symphoniker“.....................29                    Unternehmensführung der HWK Schwaben.......38

              GUTES VERSCHWENDEN –                                                     Schutzschilde...................................................... 39
              WASTING GOOD THINGS-PLANTING.................30
                                                                                       Stärkung des Wirtschaftsraums durch
              Inklusion, Integration und „leichte Sprache“                             „Talente für die Region“..................................... 40
              in der Schwangerenberatung.............................. 31
                                                                                       Ugandahilfe Towanika......................................... 41
              Internationale Kelleruni Herrenbach (I Ku)...........32
                                                                                       youfarm – die Jugendfarm
              Lebendiges Wasser für Kinder............................. 33             im Augsburger Westen....................................... 42
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Augsburger Zukunftspreis 2016   7

Preisträgerprojekte
(in alphabetischer Reihenfolge)
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
8   Augsburger Zukunftspreis 2016

              Preisträger

              Die Bunten – ein inklusives Orchester­
              projekt in Augsburg
              Die Bunten, das sind Musikerinnen und Musiker,        Das Konzept für dieses inklusive und generatio­
              die gemeinsam in einem Orchester spielen, das         nenübergreifende Orchester wurde von ­Angelika
              unter der Leitung der ausgebildeten Musikpäda­        Jekic entwickelt, damit auch Menschen mit
              gogin Angelika Jekic im September 2015 gegrün­        Beein­­trächtigung an einer musikalischen Bil­
              det wurde. Das Besondere an diesem Orchester          dung teilhaben und individuell gefördert werden
              ist, dass Kinder, Jugendliche, Erwachsene und         können. Durch das Musizieren wird das genaue
              Senioren sowohl mit als auch ohne Beeinträchti­       Hinhören unterstützt, körperliche Fähigkeiten, ins­-
              gung einmal wöchentlich zusammen musizieren.          besondere die Feinmotorik werden verbessert, die
                                                                    geistigen Fähigkeiten werden erhalten und geför­
              Hauptsächlich wird auf Tischharfen gespielt,          dert und vor allem werden die sozialen Kontakte
              einem Instrument, bei dem nicht das Notenlernen       ausgebaut. Dass Musik verbindet, wird an der
              im Vordergrund steht, sondern das problem­            Freude bei den Probenterminen sichtbar.
              lose Mitspielen nach einer Griffschrift. Zusätzlich
              werden noch Blockflöten, Gitarren und weitere         Ziel der regelmäßigen Probenarbeit ist die Erarbei­
              Instrumente eingesetzt. Die gemischte Besetzung       tung eines Repertoires für ein Konzertprogramm,
              ergibt einen optimalen Klang und zeigt die Vielfalt   denn Auftritte wirken sich motivierend auf die
              der Instrumente auf, die von Menschen mit Beein­      Orchesterarbeit aus und stärken das Selbstbe­
              trächtigung gespielt werden können.                   wusstsein der Musiker. Die Auftritte werden
                                                                    mit allergrößter Sorgfalt vorbereitet, sodass die
              Mithilfe eines geeigneten Notenmaterials kann auf     Musiker dann ihre Präsentation vor dem Publikum
              die unterschiedlichsten Fertigkeiten der Musiker      genießen können.
              eingegangen werden. Auch das Tempo der Ein­
              zelnen wird bei der Erstellung der verschiedenen
              Stimmen berücksichtigt, sodass jeder entspre­         Themen:
              chend seiner Fähigkeiten im Orchester mitspielen
              und auch mitsingen kann. Bei der Auswahl der          Musik, Generationen, Inklusion, Jugend, Senioren
              Stücke wird auf bekannte Melodien, Lieder zum
              Mitsingen und die Wünsche sowohl von älteren
              als auch von jugendlichen Mitspielern geachtet.       Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                    Europäisches Institut für Musik und Generation
                                                                    Angelika Jekic
                                                                    Proviantbachstraße 10, 86153 Augsburg
                                                                    Telefon 0821 8857659
                                                                    info@eumug.eu
                                                                    www.eumug.eu
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
Augsburger Zukunftspreis 2016   9

Laudatio von Gabriele Thoma, Stadträtin
Musikerinnen und Musiker mit und ohne Beein­         Das Projekt überzeugt auch, weil so etwas an
trächtigung und verschiedener Altersgruppen          Schulen fehlt. Hier werden Lehrkräfte beim
gemeinsam in einem Orchester. Mit Hilfe eines        Thema Inklusion und Musik alleine gelassen. Es
geeigneten Notenmaterials und unterschiedlichen      ist eine große Herausforderung, die von Angelika
Instrumenten können alle zusammen musizieren.        Jekic angenommen wird und die mit viel Engage­
Die Tischharfen zum Beispiel können mittels einer    ment und Hingabe die Musikerinnen und Musiker
speziellen Griffschrift völlig problemlos und ohne   zur Konzertreife führt und darüber hinaus andere
Vorkenntnisse gespielt werden.                       darin fortbildet.

Was für eine geniale Idee! Mit Begeisterung
und Ernsthaftigkeit schaffen die Beteiligten eine
besondere Atmosphäre und hinreißende Konzerte.
Augsburger Zukunftspreis 2016 - Stadt Augsburg
10   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Preisträger

               Grow Up!
               Interkultureller Garten Augsburg e. V.
               Der erste interkulturelle Garten Augsburgs wurde     Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturen mi­
               2009 von der gfi (Gesellschaft zur Förderung         schen sich mit generationenübergreifendem Wis­
               beruflicher und sozialer Integration) auf dem Ge­    sen, durch Workshops und Gemeinschaftsarbeit
               lände des Kulturparks West initiiert. Nach Ablauf    werden diese Kenntnisse geteilt und weitergege­
               der Projektförderung durch das BAMF (Bundes­         ben. Grow Up! hat sich in den mittlerweile sieben
               amt für Migration und Flüchtlinge) wurde die         Jahren seiner Existenz zu einem weithin wirksa­
               Trägerschaft 2012 vom neugegründeten Verein          men und wichtigen integrativen Teil Kriegshabers
               „Grow Up! Interkultureller Garten Augsburg e. V.“    entwickelt. Viele Menschen finden Stabilität und
               übernommen. Etwa 65 Familien und Einzelperso­        Ruhe, andere wiederum können Sozialkontakte
               nen, Menschen mit sicherem Aufenthaltsstatus         pflegen. Einige verbessern ihre Sprachkennt­
               und Geflüchtete, Reiche und Arme, Gesunde            nisse, andere bauen Vorurteile ab und manche
               und Kranke, Alte und Junge, Gartenneulinge und       benötigen die Bewegung an der frischen Luft als
               passionierte Gärtner gärtnern, feiern, reden und     Ausgleich zur stressigen Arbeitswelt. Gemeinsam
               lachen jetzt dort zusammen. 15 Nationen treffen      finden Feiern statt, bei denen köstliche internatio­
               aufeinander, organisieren sich und bilden eine       nale Spezialitäten verspeist werden.
               Gemeinschaft, die auf gegenseitiger Hilfe und
               Toleranz beruht.                                     Der Vereinsvorstand besteht aus sechs Personen,
                                                                    drei davon mit Migrationshintergrund. Bei der
               Grow Up! ist kein (Zier-)Garten im klassischen       Vergabe von freien Beeten wird auf Interkultura­
               Sinn. Die circa zwölf Quadratmeter großen            lität geachtet. Die Vorstandsarbeit bei Grow Up!
               Einzelparzellen werden mit Gemüse und Blumen         gab den Anstoß zur Gründung des Arbeitskreises
               biologisch bewirtschaftet und bilden zusammen        Urbane Gärten, einem Netzwerk öffentlicher Gar­
               mit dem umfangreichen Altbestand an Bäumen,          tenprojekte in Augsburg. Seit drei Jahren ist Grow
               den dort lebenden Wildtieren und einigen Bienen­     Up! für den AK Urbane Gärten Gastgeber eines
               völkern einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität   großen Frühlingsfestes mit vielen Informationen
               und zur Verbesserung des Mikroklimas in der          zu Garten und Natur, einem Gartenflohmarkt und
               Stadt. Der Verein sieht sich dabei als Vermittler    einer Pflanzenbörse.
               von Gartenkultur und den dazu gehörigen Kennt­
               nissen und Fähigkeiten und ist offen für Kunst       Urban Gardening ist mehr als nur ein Trend. Die
               und Kultur. Es vereinen sich dabei Strömungen        steigende Beliebtheit des Gärtnerns schlägt sich
               des traditionellen Gemüseanbaus mit Ideen des        in einer langen Warteliste für die Beete nieder.
               City-Gardenings und Guerilla Gardenings.             Da die Fläche zum Kulturpark West gehört, ist die
                                                                    Zukunft von Grow Up! leider nicht gesichert. Der
                                                                    Verein hofft, dass dem Garten, der eine so positi­
                                                                    ve Wirkung auf Mensch und Stadt entfaltet, den­
                                                                    noch eine langfristige Zukunft ermöglicht wird.

                                                                    Themen:

                                                                    Biodiversität, Garten, Kriegshaber, Integration,
                                                                    Interkultur, Natur

                                                                    Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                    Grow Up! Interkultureller Garten Augsburg e. V.
                                                                    Tine Klink
                                                                    Sommestraße 38/40 (hinter dem Reesetheater),
                                                                    86156 Augsburg (keine Postadresse!)
                                                                    Telefon 0821 20962292
                                                                    growup.augsburg@gmail.com
                                                                    www.growup-augsburg.de
                                                                    www.facebook.com/
                                                                    GrowUpInterkulturellerGartenAugsburg
Augsburger Zukunftspreis 2016   11

Laudatio von Martina Wild, Stadträtin
Urbanes Gärtnern erlebt seit einiger Zeit eine        chen Natur und Nahrung näher zu bringen, und
Renaissance. Weltweit wird in den Städten an          Feste im Sommer wie im Winter gefeiert. Hinzu
­allen möglichen und unmöglichen Orten gebud­         kommen Stadtteilaktivitäten, die Beteiligung im
 delt, werden auf Mauern und Grünstreifen Blu­        AK Urbane Gärten und die Unterstützung anderer
 men gepflanzt, auf Dächern und Brachen Karotten      Urban Gardening Projekte in Augsburg wie beim
 und Tomaten geerntet.                                Schwabencenter.

Auch in Augsburg kehren die Gärten verstärkt          Der interkulturelle Garten ist damit ein Ort, an
zurück in die Stadt. Neben die traditionelle Form     dem gesunde Lebensmittel angebaut, Natur wie­
des Kleingartens treten damit völlig neue Prägun­     der erfahrbar gemacht und die Vielfalt an Kultur­
gen wie Guerilla Gardening und mobiles Gärtnern,      pflanzen erhalten wird. Grow Up! ist zugleich aber
aber auch kollektiv betriebene gärtnerische Nut­      auch ein Ort, an dem die Verständigung zwischen
zungen wie Gemeinschaftsgärten werden ent­            Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nati­
deckt. Die Jury zeichnet den interkulturelle Garten   onen sowie die interkulturelle Begegnung und
Grow Up! beim Kulturpark West dafür aus, sich         Teilhabe gefördert wird. Dieses Engagement ist
seit 2009 für diese neue städtische Gartenkultur in   nachhaltig und kulturell wie sozial zukunftsfähig.
Augsburg einzusetzen.
                                                      Der interkulturelle Garten ist, wie der Kulturpark
Bei Grow Up! werden von Familien einzelne             West insgesamt, nicht dauerhaft gesichert. Die
Parzellen jeweils für sich beackert und gepflegt,     Jury wünscht sich, dass dieses interkulturelle Ur­
gemeinsam gärtnerische Projekte wie die Imke­         ban Gardening Projekt weiter besteht, und hofft,
rei und Streuobstwiese umgesetzt, mit Schulen         mit der Auszeichnung einen Grundstock für einen
zusammengearbeitet, um Kindern und Jugendli­          neuen Standort legen zu können.
12   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Preisträger

               Kültürverein und Kulturcafé Neruda
               Seit 2010 veranstaltet der Kültürverein jährlich die   Auch das Kulturcafé Neruda im Domviertel ist
               Kültürtage – ein vielgestaltiges Kulturprogramm        ein Ort, an dem man Menschen verschiedener
               mit Lesungen, Konzerten, Theateraufführungen,          Kulturen begegnet und an dem einen der Schatz
               Filmvorführungen, Kabarett, Improcomedy und            der Andersartigkeit und Vielfalt bereichert. Fikret
               Ausstellungen. Damit bietet der Kültürverein           Yakaboylu praktiziert dies dort das ganze Jahr
               Augsburg den Kulturschaffenden unserer vielkul­        über, er pflegt weltweite Kontakte, leistet aktive
               turellen Stadt, ob mit oder ohne Migrationshinter­     Flüchtlingsarbeit und schafft einen Begegnungs­
               grund, die Möglichkeit, zusammen auf der Bühne         ort für Augsburger und aus aller Welt nach Augs­
               zu stehen, um gemeinsam das Verbindende und            burg Gekommene.
               das Anderssein der Kulturen aufzuzeigen.

               Kulturelle Teilhabe wird dabei gelebt. Die Veran­      Themen:
               staltungen sind in der Regel kostenlos. Unabhän­
               gig von Bildung, Herkunft und sozialer Stellung        Domviertel, Eine Welt, Interkultur, ­Kreativität,
               wird jedem Zugang zu Kunst und Kultur ermög­           Kunst, Kultur, Musik
               licht. Die unterschiedlichen Kulturen und Lebens­
               stile finden in gegenseitigem Respekt zueinander,
               Vorurteile werden aus dem Weg geräumt.                 Projektträger und Ansprechpartner:

               Das Herz und die feste Basis des Kültürvereins ist     Kültürverein und Kulturcafé Neruda
               Fikret Yakaboylu mit seinem Kulturcafé Neruda,         Fikret Yakaboylu
               in dessen Hinterzimmer die Kültürtage erdacht          Alte Gasse 7, 86152 Augsburg
               wurden und inzwischen von 20 Aktiven organi­           info@kueltuertage-augsburg.de
               siert werden.                                          www.kueltuertageaugsburg.wordpress.com

               Die Kültürtage sind ein durch und durch inter­
               kulturelles Programm, das Kulturen nicht vonei­
               nander abgrenzt, sondern zeigt, dass diese sich
               gegenseitig beeinflussen, durchdringen und
               voneinander abhängen.
Augsburger Zukunftspreis 2016   13

Laudatio von Thomas Lis, Stadtrat
Immer noch und immer wieder ist das Thema            Mit dem Kulturcafé Neruda hat Fikret Yakaboylu
„Flüchtlinge“ das beherrschende Thema in             einen Ort der Begegnung für Augsburger und aus
unserer Gesellschaft. Es ist überall präsent und     aller Welt nach Augsburg Gekommene geschaf­
verändert rasant wie kein anderes unsere politi­     fen, an dem er allen den Zugang zu seiner Welt,
sche Landschaft. Und – was ich persönlich am         zu Kunst und Kultur ermöglicht. An dem er aber
schlimmsten empfinde – es treibt einen tiefen        auch seit einiger Zeit ganz aktive und praktische
Keil in diese Gesellschaft, zwischen politische      Flüchtlingsarbeit leistet. Man merkt schon beim
Wettstreiter, ja sogar zwischen Freunde und teils    ersten Besuch im Café, es fühlt sich an, wie ein
Familien. Das Klima ist teilweise sehr rau gewor­    gemütliches Wohnzimmer, wo man immer span­
den, bis hin zu Gewalttätigkeiten extremistischer    nende Menschen trifft.
Fanatiker gegenüber Andersdenkenden. Eine
bedenkliche und undemokratische Entwicklung,         Sehr geehrter Herr Yakaboylu, lieber Fikret, wie
der wir uns alle, egal wie wir denken, egal welche   die meisten sagen, ich habe einem Artikel aus
Position wir vertreten, entgegenstellen sollten.     dem Magazin „Migazin“ entnommen, was Sie
                                                     sich vom Stadtrat wünschen: KEIN Geld, aber An­
Aber in all dieser Aufregung gibt es mitten in       erkennung dessen, was Sie und Ihr Team leisten.
unserer Gesellschaft auch viele kleine spannende
Projekte, die eben ganz unaufgeregt die Integra­     Heute bekommen Sie dennoch beides. Die An­
tion der Menschen fördern, die jetzt oder auch       erkennung, dass Ihr Engagement weit über den
schon vor vielen Jahren zu uns gekommen sind.        Betrieb einer spannenden Kneipe hinausgeht, die
Projekte, die den Blick der lokalen Bevölkerung      bekommen Sie mit der Preisverleihung ja ganz
auf die auch vorhandenen spannenden und berei­       deutlich. Und eine kleine finanzielle Unterstützung
chernden Möglichkeiten richten wollen. Projekte,     ist sicherlich doch auch willkommen.
die damit das Zusammenleben in unserem Land,
in unserer Stadt ein Stück weit verbessern, oder     Und dabei könnte der Zeitpunkt der Ehrung ja
besser, menschlicher machen.                         auch kein besserer sein, stehen doch die ­­­­­­
                                                     7. Kültürtage direkt vor der Tür.
Ein wunderbares Beispiel hierfür ist das Schaffen
von Fikret Yakaboylu mit seinem Café Neruda,         Ich gratuliere Ihnen – und Ihrem engagierten
dem von ihm maßgeblich geprägten Kültürverein        Team – also sehr herzlich und wünsche gleich
und den vom Verein getragenen schon traditionel­     ganz viel Erfolg für die kommenden spannenden
len Kültürtagen. Für dieses Gesamtwerk wird er       Veranstaltungen.
mit dem Zukunftspreis 2016 der Stadt Augsburg
geehrt.
14   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Preisträger

               VOLLDABEI – mobile Kulturwerkstatt
               Die VOLLDABEI-Kulturwerkstatt wurde 2013 von             Eine besondere Aktivität war das VOLLDABEI
               Susanne und Holger Thoma als mobiler, offener,           Kunst-CAMP in der Asylunterkunft Calmberg­
               interkultureller Lern- und Arbeitsort mit Reparatur-     straße von Herbst 2015 bis Frühjahr 2016.
               und Kreativaktivitäten in Asylunterkünften oder          Nachbarn, Künstler und Asylbewerber kamen
               Jugend- und Stadtteilzentren gegründet. Vielfäl­         zusammen, um zumindest einem Teil des 150
               tige nachbarschaftliche Aktionen wie Möbel oder          Jahre alten Gebäudes einen neuen Anstrich zu
               Fahrräder reparieren, kochen, nähen, gärtnern,           verpassen, das 40 Jahre lang nur als Provisorium
               malen oder Radfahren lernen tragen seither zu            zur Unterbringung von Geflüchteten betrachtet
               einem Abbau von Integrationsbarrieren bei und            wurde. In 1450 Arbeitsstunden haben die rund ­
               fördern Offenheit, Toleranz und Akzeptanz gegen­         60 Beteiligten 1100 Quadratmeter Wände, Fuß­
               über Flüchtlingen. Die mobile Kulturwerkstatt ist        böden, Fenster und Türen instand gesetzt und die
               tageweise oder auch für einen längeren Zeitraum          langen Flure mit riesigen Wandbildern verziert.
               an verschiedenen Orten im Einsatz, wobei alle            Auch gemeinsames Kochen und Essen gehörte
               Materialien mit Fahrrädern und Anhängern trans­          zum Konzept, wobei das DHB Netzwerk Haushalt
               portiert werden. Immer wieder stellt die Initiative      tatkräftig unterstützt hat. Viele Augsburger wag­
               den Kontakt zwischen Asylsuchenden und der               ten sich erstmals in eine Asylunterkunft. Beson­
               sogenannten Mehrheitsgesellschaft her. Dabei             derer Gast war Bischof Konrad Zdarsa, der das
               orientiert sie sich vor allem an der Zukunftsleitlinie   überaus große Engagement lobte und beeindruckt
               „Vielfalt leben und die Kultur des Friedens und          davon war, wie viel mit wenigen Mitteln erreicht
               das Miteinander der Religionen weiter entwickeln.“       wurde.

                                                                        Nachbarn spendeten Werkzeug und Material,
                                                                        sodass viele Dinge einer neuen Verwendung
                                                                        zugeführt werden konnten. Weitere Sachspenden
                                                                        und auch finanzielle Unterstützung kamen von
                                                                        Firmen und der Stadt Augsburg.

                                                                        Den Abschluss des Kunst-CAMPs bildete eine
                                                                        Ausstellung mit den entstandenen Wandbildern,
                                                                        ergänzt mit Arbeiten von renommierten Künst­
                                                                        lern. Die Presse hat zunehmend positiv über die
                                                                        Bewohner und das Haus berichtet, das nun als
                                                                        „Buntes Haus“ und nicht mehr als armseliger Ort
                                                                        wahrgenommen wird.

                                                                        Themen:

                                                                        Asyl, Frieden, Integration, Interkultur, Kultur,
                                                                        Recycling, Reparieren

                                                                        Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                        VOLLDABEI – Initiative für Offenheit
                                                                        und Toleranz
                                                                        Susanne Thoma
                                                                        kontakt@volldabei.org
                                                                        www.volldabei.org
Augsburger Zukunftspreis 2016   15

Laudatio von Hermann Stuhler, Nachhaltigkeitsbeirat,
Bündnis für Augsburg
Die Inspektoren der Feuerwehr, die im Juni 2016       Sie besorgten sich Wandfarbe, Pinsel und Eimer,
im Augsburger Theater derart gravierende Mängel       um Farbe an die tristen Wände zu bringen, aber
erkannten, dass sie die sofortige Schließung          auch Spatel und Drahtbürsten, um zentimeterdi­
anordnen mussten, handelten vermutlich pflicht­       cke Dreckschichten von Fensterbrettern, Fußleis­
gemäß. Einen knappen Kilometer weiter südlich         ten und Heizkörpern abzukratzen, selbstverständ­
hätten sie mit größter Wahrscheinlichkeit ein         lich unter tätiger Mithilfe einiger Bewohner. Und
Gebäude vorfinden können, bei dessen Inspektion       siehe da, es dauerte nicht lange, und andere Be­
sie wohl ebenfalls hätten tätig werden können         wohner, diesmal aus den benachbarten Wohnhäu­
oder sogar müssen, um zumindest dringenden            sern, gesellten sich dem ungewohnten Tun bei,
feuerschutztechnischen Handlungsbedarf, wahr­         ohne viel Werbung und Aufforderung, sondern
scheinlich sogar eine sofortige Schließung auch       lediglich animiert durch das tätige Vorbild.
dieses Gebäudes anordnen zu müssen.
                                                      Susanne und Holger Thoma gründeten das Pro­
Was hat das nun mit dem Augsburger Zukunfts­          jekt VOLLDABEI und wollen es verstanden wissen
preis zu tun? Die hier zu belobigenden Preisträger    als „mobile Kunstwerkstatt“. Die großen Wand­
können aus dem Fenster ihres Wohnhauses,              bilder, von künstlerisch begabten Bewohnern der
einem schön renovierten Altbau im Antonsviertel,      GU gestaltet, inzwischen aber großenteils wieder
direkt beobachten, was sich in einem Gebäude in       entfernt beziehungsweise überstrichen, wurden
der Calmbergstraße abspielt. Die frühere Hinden­      als „Dokumente des Augenblicks“ einer größeren
burgkaserne, schon seit Jahrzehnten umgenutzt         Öffentlichkeit präsentiert in einer Ausstellung im
als sogenannte Gemeinschaftsunterkunft für            Kulturpark „abraxas“ und in einer beeindrucken­
Flüchtlinge und Asylanten, ist nicht nur äußerlich    den Broschüre.
ein städtebaulicher Schandfleck. Viel schlimmer
ist ein Zustand der sanitären und elektrischen        Mindestens genauso integrativ wirksam ist aber
Installationen im Inneren, der bei jeder deutschen    auch eine andere Idee unseres Preisträgerpaares.
Jugendherberge oder anderen Gemeinschaftsun­          Mit einem einfachen Werkzeugkasten und einem
terkunft zur sofortigen Schließung führen würde.      natürlichen technischen und handwerklichen
                                                      Geschick ist Holger Thoma mit Bewohnern der
Etwa 100 Männer, alle aus Gegenden dieser Welt,       GU-Calmbergstraße unterwegs, um eine „mobile
in denen ein menschenwürdiges Leben in unse­          Fahrradwerkstatt“ zu betreiben. Sie funktioniert
rem Sinne kaum möglich ist, müssen in dem eben        nach seinen Worten einfach und überall, kul­
beschriebenen Gebäude, also der GU-Calmberg­          tur- und sprachunabhängig und in jeder Hinsicht
straße, oft viele Monate ausharren, bis sie endlich   nachhaltig und für die Bewohner der GU sinnstif­
erfahren, wie es mit ihnen weiter gehen soll.         tend.

Das Ehepaar Susanne und Holger Thoma hatte            Susanne Thoma bietet Flüchtlingsfrauen Fahrrad­
seinen Lebensmittelpunkt aus Berlin nach Augs­        kurse an, nicht zuletzt auch, um diesen oft unter
burg verlegt, weil ihnen die Stadt so gut gefiel.     noch schwereren Bedingungen als die Männer
Schon in Berlin hatten sie sich als studierte         lebenden Frauen eine Option der Befreiung zu
Politologen sozial-praktisch engagiert und brach­     vermitteln. Wenn sie dann von einer erstmals Rad
ten dieses „Sozial-Gen“ natürlich auch mit nach       fahrenden Teilnehmerin zu hören bekommt, dies
Augsburg. Und so war es naheliegend, dass sie         sei ja „wie Schweben“, ist dies diese Art von An­
das, was sie da in ihrer unmittelbaren Nachbar­       erkennung, von der jeder freiwillige Helfer träumt.
schaft beobachten mussten, recht schnell aktiv
werden ließ.                                          Das Ehepaar Thoma zeigt mit den künstlerischen
                                                      und praktisch-handwerklichen Aktionen des
Exkurs: Wenn Goethe seinen Faust im Studier­          Projekts VOLLDABEI auf vorbildliche und exemp­
zimmer bei dessen Bibelübersetzungsversuch            larische Weise, wie persönliches Engagement in
zweifeln lässt, ob denn aller Anfang das „Wort“       Form von eigeninitiativ gestaltetem Handeln, oft
sein könne, oder etwa der „Sinn“ oder die „Kraft“,    auch unter Umgehung bürokratischer Hürden, für
sondern dass es, im Vers 1237, vielmehr hei­          andere als Modell und somit geradezu ansteckend
ßen müsse: „Am Anfang war die Tat“ (Ende des          wirken kann. Für die eigentlich Betroffenen sind
Exkurses), so kann das Verhalten unserer Preis­       sie aber in vielfacher Hinsicht hilfreich, lebensbe­
träger durchaus als die konkrete Umsetzung von        reichernd und wertvoll.
­Goethes Idee verstanden werden. Und sie schrit­
 ten schnell zur Tat.
16   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Preisträger

               Wohnzimmer im Schwabencenter
               Im Jahr 2014 haben sich mit der AWO und der          In gemeinschaftlicher Arbeit und mit tatkräftiger
               Initiative „Lebensraum Schwabencenter“ zufällig      Unterstützung von Anwohnern wurde der ehe­
               gleich zwei Akteure zur selben Zeit vorgenom­        malige Ladenraum eingerichtet und im April 2015
               men, auf die Lebensbedingungen und die Ent­          das erste Programmheft vorgestellt. Die meisten
               wicklung im Schwabencenter Einfluss zu nehmen.       der Veranstaltungen sind von Bewohnern für
               Denn die aus den 1970er Jahren stammende             Bewohner. Inzwischen haben sich einige Hand­
               Wohnanlage und die Umgebung des Schwaben­            arbeits-, Spiel-, Sing- und Gesprächsgruppen
               centers gelten nicht mehr als beste Adresse. ­       etabliert, dazu „Jung hilft Alt: Die Handy-Compu­
               Zu sehr hat der Betonbau im Laufe der Zeit an        ter-Hilfe“, der Elektro-Flüsterer repariert regelmä­
               Attraktivität verloren, eine Neugestaltung des       ßig elektrische Kleingeräte, diverse Beratungsan­
               ­­Areals wäre dringend angebracht. Es zeichnet       gebote der AWO und auch der Weiße Ring haben
               sich eine überwiegend heterogene soziale Struk­      Sprechstunden im Wohnzimmer. Außerdem steht
               tur ab und das Leben in den Hochhäusern trägt        ein offenes Bücherregal zur Verfügung. Es finden
               eher zu Anonymität und Einzelgängertum bei.          angeleitete Fahrradreparaturen, Sprachangebote
                                                                    für an Italienisch und Spanisch Interessierte sowie
               So zog die AWO mit dem Projekt Quartiersent­         Theateraufführungen und Ausstellungen statt.
               wicklung und der Fachberatung für Senioren ins
               Schwabencenter. Zuvor wurde von der Initiative       Ein großer Wunsch für die Zukunft ist ein Gemein­
               „Lebensraum Schwabencenter“ (agiert als Fach­        schaftsgarten auf dem Dach der Einkaufspassage.
               forum der Lokalen Agenda 21 und ist im Verein        Hier fanden eine erste Begehung, eine Anwohner­
               Transition Town Augsburg e. V. registriert) zusam­   befragung und demnächst erste Workshops statt.
               men mit Studierenden der Universität Augsburg
               eine Vision für eine nachhaltige Umwandlung          Frei nach dem Motto „Gemeinsam ist so viel bes­
               des Schwabencenters hin zu einem Beispiel für        ser als einsam“ sind Kontakte und Freundschaften
               lebendiges, urbanes Wohnen und Einkaufen ent­        entstanden und es wird weiter an Zukunftsvisio­
               wickelt. Die Ergebnisse hieraus, die von Prof. Dr.   nen für ein besseres urbanes Leben gearbeitet.
               Karin Thieme und Serge Middendorf entwickelt
               wurden, bildeten die Grundlage für eine Ausstel­
               lung im Schwabencenter, in der auch Besucher         Themen:
               ihre eigenen Vorstellungen in verschiedenen
               Beteiligungsformen einbringen konnten. In dem        Wohnen, Engagement, Generationen, ­Kreativität,
               von der Centerleitung als Gemeinschaftsraum und      Visionen
               Quartierstreffpunkt für Be- und Anwohner zur Ver­
               fügung gestellten Raum beschlossen nun beide
               Akteure, hier im Sinne synergetischer Prinzipien     Projektträger und Ansprechpartner:
               zu kooperieren – und so öffnete das „Wohnzim­
               mer im Schwabencenter“ seine Pforten.                AWO Augsburg
                                                                    Lisa Schuster und Angela Kemming
                                                                    Wilhelm-Hauff-Straße 28, 1. Etage
                                                                    86161 Augsburg
                                                                    Telefon 0821 56881-21/-22
                                                                    a.kemming@awo-augsburg.de oder
                                                                    i.schuster@sic-augsburg.de
                                                                    www.awo-augsburg.de

                                                                    Lebensraum Schwabencenter
                                                                    Sabine Pfister und Marion Wöhrl
                                                                    Wolframstraße 9, 86161 Augsburg
                                                                    Telefon 0173 3670372
                                                                    sabine.pfister@interquality.de
Augsburger Zukunftspreis 2016   17

Laudatio von Astrid Zimmermann, Nachhaltigkeitsbeirätin,
Werkstatt Solidarische Welt e. V.
„Gemeinsam ist so viel besser als einsam“ –        So entstand ein Quartierstreffpunkt, der der Ano­
unter diesem Motto hat das „Wohnzimmer im          nymität und Vereinsamung der Beton-Wohnblö­
Schwabencenter“ seine Tür geöffnet und lädt die    cke aus den 70er Jahren entgegenwirkt und die
BewohnerInnen in und um das Schwabencenter         Heterogenität der sozialen Struktur der Umge­
ein, an dem vielfältigen Angebot teilzunehmen      bung des Schwabencenters als Chance begreift.
und auch selbst aktiv mitzugestalten.
                                                   Das „Wohnzimmer im Schwabencenter“ ist ein
So entstand in gemeinschaftlicher Arbeit von An­   gelungenes Beispiel für lebendiges, urbanes
wohnern und Förderern aus einem leerstehenden      Wohnen durch aktives bürgerschaftliches Enga­
Ladenlokal ein lebendiges „Wohnzimmer“, das        gement. Die Initiatoren des „Wohnzimmers“
zum Vorbeischauen, Verweilen und Mitmachen         leisten hiermit einen wesentlichen Beitrag für eine
einlädt, das Kontakte und Freundschaften entste­   zukunftsfähige, da lebenswerte, Stadt.
hen lässt und das eine Vielzahl der unterschied­
lichsten Angebote bereit hält, meist von Bewoh­
nerInnen für BewohnerInnen.
18   Augsburger Zukunftspreis 2016
Augsburger Zukunftspreis 2016   19

Sonderpreis der Schülerinnen- und
­Schüler-Jury
20   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Sonderpreis der Schülerinnen- und Schüler-Jury

               füreinanderda
               Füreinanderda ist seit seiner Gründung im Jahr      Das Ziel von füreinanderda ist die Zusammenfüh­
               2011 bereits in den Jahren 2012 und 2013 zum        rung von Einelternfamilien und Ehrenamtlichen
               Bundessieger von startsocial e. V., unter der       unter besonderer Berücksichtigung der Wünsche
               Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela     aller Beteiligten. Die ehrenamtlich Tätigen werden
               Merkel, ernannt worden. Der Träger von fürein­      von füreinanderda unterstützt, die Alleinerzie­
               anderda ist Prisma e. V. Familien und Jugendhilfe   henden und ihre Kinder sollen durch die Betreuer
               Augsburg. Die Schirmherrin ist Frau Dr. Antje von   andere Werte und Vorstellungen erleben können.
               Dewitz von VAUDE.                                   Die Eltern lernen so, Visionen für sich und ihre
                                                                   Kinder zu entwickeln. Den Kindern soll während
               Füreinanderda führt lebenserfahrene Frauen der      der Betreuung ungeteilte Zuwendung zuteil wer­
               Generation 50 plus/minus, die sich ehrenamt­        den, was in ihrem Familienalltag oft nicht selbst­
               lich engagieren möchten, mit alleinerziehenden      verständlich ist.
               Müttern beziehungsweise Vätern zusammen.
               Diese werden dann stundenweise bei der Betreu­      Weitere wichtige Ziele sind die soziale Integration
               ung ihrer Kinder entlastet und unterstützt. Die     durch die Vernetzung der Alleinerziehenden unter­
               ehrenamtlich Tätigen werden von füreinanderda       einander sowohl digital als auch durch die zahlrei­
               durch regelmäßige Coachings und Treffen in ihre     chen Unternehmungen und die wirtschaftliche be­
               verantwortungsvolle Tätigkeit am Kind und in        ziehungsweise berufliche Integration mit Hilfe der
               die Begleitung der Mutter/des Vaters eingeführt.    Mentorinnen. Füreinanderda möchte aber auch
               Darüber hinaus werden gemeinsame Besuche            die gesellschaftliche Integration fördern. Deshalb
               von Ausstellungen, Weihnachtsmärkten und im         leben und vermitteln zum Beispiel arabische, tür­
               Thermalbad organisiert. Es finden Besichtigungen    kische, irakische und deutsche Alleinerziehende
               zum Beispiel des Planetariums und Wochenend­        ihre Kulturen untereinander und werden zu einem
               aufenthalte auf einer Hütte mit Wandern und         bunten Ganzen.
               Brotzeit statt.
                                                                   Füreinanderda finanziert sich fast ausschließlich
                                                                   über Spenden, weshalb auch die langjährige
                                                                   Zusammenarbeit mit Förderern gepflegt und ver­
                                                                   sucht wird, neue Unterstützer hinzuzugewinnen.

                                                                   Themen:

                                                                   Familie, Frauen, Kinder, Integration, Engagement

                                                                   Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                   füreinanderda c/o Prisma e. V.
                                                                   Silvia Malyevacz-Winderlich
                                                                   Humboldtstraße 14, 86167 Augsburg
                                                                   Telefon 0821 7293915
                                                                   info@fuereinanderda.de
                                                                   www.fuereinanderda.de
Augsburger Zukunftspreis 2016   21

Laudatio von Schülerinnen und Schülern der Klasse 11 c
(Industriekaufleute) der städtischen Berufsschule IV für kaufmännische
Berufe (Welserschule) im Schuljahr 2015/2016
Wir sehen und befürchten, dass unsere Gesell­           Dies alles kann nachhaltig zu einem sozialen Mit­
schaft immer mehr auseinanderdriftet in arm und         einander in der Gesellschaft beitragen, Brücken
reich, alt und jung, erfolgreich und am Rande ste­      bauen zwischen alt und jung, zwischen unter­
hend, in Gruppen verschiedenster Nationalitäten         schiedlichen Lebensentwürfen und kulturellen
und Kulturen. Dies zeigt sich in unterschiedlichen      Gegensätzen. Vor allem aber vermittelt es Aner­
und manchmal gegensätzlichen Lebensvorstel­             kennung, Zuwendung und Respekt.
lungen und Werten, die oft zu Konflikten führen.
Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind         Der von der Bundesregierung berufene „Rat für
Kinder, deren Eltern finanzielle Probleme haben,        Nachhaltige Entwicklung“ fasst die Idee des
und das wiederum betrifft vor allem einen großen        Nachhaltigkeitskonzepts so zusammen: „Wir
Teil der Alleinerziehenden. Von ihnen ist ein Drittel   müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein
arbeitslos und ein weiteres Drittel zählt zu den        intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches
Geringverdienern.                                       Gefüge hinterlassen.“

„Füreinanderda“ setzt hier an und möchte gerade         Das kann nur sinnvoll sein, wenn alle Menschen
Alleinerziehenden für sich und ihre Kinder Visi­        die Möglichkeit haben, daran teilzuhaben, zu die­
onen eröffnen: lebenserfahrene Frauen werden            sem Gefüge zu gehören, und wenn die Kinder, um
vorbereitet und gecoacht, um dann in ehrenamt­          deren Zukunft es geht, Wertschätzung erfahren
licher Tätigkeit Alleinerziehende, die keine Unter­     und so ihr eigenes und das Leben insgesamt als
stützung durch eine Familie haben und so zeitlich       etwas Wertvolles schätzen und schützen lernen!
und finanziell überfordert sind, bei der Betreuung
ihrer Kinder zu entlasten.                              Zu dieser kulturellen und sozialen Nachhaltigkeit
                                                        trägt die Arbeit von „füreinanderda“ bei, und dies
Durch gemeinsame Unternehmungen erfahren                wollen wir durch die Verleihung des Schülerprei­
Kinder volle Aufmerksamkeit und Zuwendung,              ses würdigen und auszeichnen!
was im Alltag oft nicht möglich ist! Über die
Betreuerinnen können durch die gemeinsam
verbrachte Zeit andere (nachhaltige) Werte und
Vorstellungen vermittelt werden! Alleinerziehen­
de aus unterschiedlichsten Kulturen können sich
durch gegenseitige Vernetzung kennenlernen und
voneinander lernen, sich helfen und so Vielfalt als
Bereicherung erfahren!
22   Augsburger Zukunftspreis 2016
Augsburger Zukunftspreis 2016   23

Teilnehmerprojekte
(in alphabetischer Reihenfolge)
24   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Teilnehmer

               (m)eating…(meating + eating)
               Der Schwerpunkt des kleinen Architekturbüros­­­­      Aus dem Austausch der leckeren Rezepte un­
               Projektbüro 678 liegt auf Sanierungen und In­         tereinander wurde die Idee geboren, aus der
               standsetzungen. Die Mitarbeiter erleben deshalb       Rezepte-Sammlung ein Buch zu erstellen. In dem
               sehr intensiv, wie Veränderungen an Gebäuden          vorliegenden Buch sind die Rezepte aus den
               auf die betroffenen Nutzer und auf die Umgebung       Jahren 2014 und 2015 enthalten, die alle im Büro
               positiv einwirken und weshalb sie ihren Beruf         678 gekocht und gegessen wurden. Neben den
               gerne ausüben.                                        Rezepten sind im Buch alle Projekte der letzten
                                                                     zehn Jahre und sämtliche Büroevents des Projekt­
               Jeden Dienstag findet im Büro 678 eine Teamsit­       büros 678 abgebildet.
               zung statt, bei der ein fachlicher Austausch statt­
               findet und über den Stand der jeweiligen Projekte     Dieses Buch gibt es nicht zu kaufen, es wurde
               berichtet wird. Das ist für jedes Unternehmen         ausschließlich an die Kunden und Geschäftspart­
               eine wichtige Säule seiner zukunftsorientierten       ner überreicht, sozusagen als Gegengeschenk für
               Entwicklung. Seit über vier Jahren kocht zu           zehn Jahre gute Zusammenarbeit. Das Lieblings­
               dieser Sitzung jeweils ein anderes Teammitglied       motto des Projektbüros 678 ist „Wir haben keinen
               in der büroeigenen Küche. Da alle aus verschie­       Stress, wir haben nur viel zu tun!“. Das Team
               denen Städten und Ländern kommen, können die          des Büros hofft, dass diese Art des Miteinanders
               Rezepte jeweils aus einer ursprünglichen Heimat       andere Unternehmen dazu animiert, mit ein wenig
               stammen. So stehen zum Beispiel schwäbische,          Bauchgefühl und einer kräftigen Prise Herz den
               türkische, russische oder italienische Gerichte       beruflichen Alltag freudiger und manchmal auch
               auf dem Speiseplan. Die wöchentliche Teamsit­         schmackhafter zu gestalten.
               zung wird so zu einem kulinarischen Genuss. Das
               stärkt das Team und das Berufsleben schmeckt im
               wahrsten Sinne des Wortes. Gekocht wird übri­         Themen:
               gens während der geregelten Arbeitszeit.
                                                                     Ernährung, Interkultur, unternehmerische Verant­
                                                                     wortung

                                                                     Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                     Team des Projektbüro 678
                                                                     Sevket Dalyanoglu
                                                                     Jagdweg 24, 86169 Augsburg
                                                                     Telefon 0821 4101755
                                                                     info@buero678.de
                                                                     www.buero678.de
Augsburger Zukunftspreis 2016   25

Teilnehmer

CVJM-Haus der Begegnung und der
­Generationen in Augsburg-Oberhausen
Der CVJM Augsburg e. V. (Christlicher Verein         Die derzeitigen Angebote werden von circa 40 eh­
Junger Menschen) baut im Augsburger Stadtteil        renamtlichen und zwei vollzeitlichen Mitarbeitern
Oberhausen ein „Haus der Begegnung und der           organisiert und durchgeführt. Sie gliedern sich in
Generationen“ um und auf. Bis zum November           kontinuierliche Gruppenangebote, Projekte & Frei­
2016 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen           zeiten und Bildungsinitiativen. Zusätzlich sollen
sein. Dann sollen dort die sozialen Angebote des     künftig eine Sprachschule, eine Erweiterung der
CVJM für Kinder, Jugendliche, Familien, Alleiner­    Hausaufgaben- und Nachmittagsbetreuung und
ziehende und ältere Menschen jeglicher Herkunft      eine Anlaufstelle für alleinerziehende Mütter und
und Konfession verstärkt und auf die Bedürfnisse     für Orientierung suchende junge Familien angebo­
des Stadtteils Augsburg-Oberhausen hin fokus­        ten werden.
siert und ausgedehnt werden.
                                                     Der CVJM möchte durch den Umbau des Hauses
Der CVJM engagiert sich seit seiner Gründung         in der Ulmer Straße das Viertel lebenswerter ge­
1911 für die Menschen in Augsburg unter seinem       stalten, indem auch Raum zum Feiern und Begeg­
Leitbild „Heimat für Heimatlose schaffen“. Da        nen – für alle Generationen – geschaffen wird.
Oberhausen mit 25 000 Einwohnern der Stadtteil
Augsburgs mit der höchsten Migrations- und
Jugenddichte ist, braucht es dort einen Ort, an      Themen:
welchem sich Menschen unterschiedlichster
Herkunft, unabhängig von ihrem Familienstatus        Oberhausen, Familie, Generationen, Integration,
begegnen können und an dem sich alle Generatio­      Kinder, Jugend
nen treffen, austauschen und voneinander lernen
können.
                                                     Projektträger und Ansprechpartner:
Wie am bisherigen Standort auch soll dann in
Oberhausen Kinder- und Jugendarbeit angebo­          CVJM Augsburg e. V.,
ten werden, wobei die Teilnahme nicht an eine        Thomas Pfeifer, David Rösel, Matthias Schlipf
Mitgliedschaft gebunden und kostenlos ist. Dies      Frauentorstraße 43, 86152 Augsburg
ermöglicht Kindern, die aus finanziell angespann­    Telefon 0821 519429
ten Familiensituationen kommen, eine qualifizierte   kontakt@cvjm-augsburg.de
Freizeitgestaltung und eine persönliche Förde­       www.cvjm-augsburg.de
rung. Der CVJM will auch dazu beitragen, dass
junge Menschen Verantwortung für ihr Leben und
als Gruppenleiter auch die Verantwortung für das
Leben anderer übernehmen.
26   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Teilnehmer

               Die Effizienzhaus Plus-Siedlung
               Friedberg-Hügelshart
               Vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger –
               zukunftssicher. ­unabhängig. wohngesund.
               Das Konzept „Effizienzhaus Plus“ (ein Haus, das      Steuerung ausschlaggebend. Alle Häuser sind
               mehr Energie produziert als es verbraucht) wurde     mit einer Photovoltaik-Anlage (PV) ausgestattet,
               im Rahmen der Forschungsinitiative „Zukunft          die den nötigen Strom erzeugt. Eine Luft/Was­
               Bau“ vom Bundesministerium für Verkehr, Bau          ser-Wärmepumpe mit Invertertechnologie sorgt
               und Stadtentwicklung in über 35 Gebäuden getes­      für die Wärmebereitstellung und Temperierung.
               tet und wissenschaftlich begleitet.                  Neben einer ansprechenden regionaltypischen
                                                                    Architektur wird bei den Häusern ein besonde­
               Die asset GmbH als Bauherr und die BayWa AG          res Augenmerk auf das Thema Wohngesundheit
               als ihr Kooperationspartner haben gemeinsam mit      gelegt: der Einsatz emissionsarmer Baustoffe
               ihren Netzwerkpartnern ein Konzept erarbeitet,       und deren richtige Verarbeitung schaffen für die
               nachdem das hohe Effizienzhaus Plus-Niveau           Bewohner ein gesundes Raumklima.
               auch für den Siedlungsbau geeignet ist und damit
               auf breiter Basis verfügbar gemacht werden           Das hauseigene Energiemonitoring steuert zum
               kann. Das erklärte Ziel ist es, die Effizienzhaus    einen alle Anlagenkomponenten und zum anderen
               Plus-Bauweise wirtschaftlich attraktiv zu machen     kann der Nutzer durch sein Verhalten den Autar­
               und damit die Energiewende im Bauwesen weiter        kiegrad selbst positiv beeinflussen. Damit ist eine
               voranzutreiben. Die Effizienzhaus Plus-Siedlung in   Optimierung des Eigenverbrauchs garantiert.
               Hügelshart zeigt weiter, dass sich eine hohe Ener­
               gieautarkie auch in der traditionellen Bauweise      Die Bauweise der Effizienzhäuser Plus in Hügels­
               realisieren lässt. So kann das heimische Hand­       hart ist zukunftsorientiert und zugleich wirt­
               werk eingebunden werden. Die Wertschöpfung           schaftlich. Die Mehrkosten, die aus den höheren
               bleibt in der Region und Innovationen werden         Anforderungen an Baustoffe und Anlagentechnik
               weitergegeben.                                       resultieren, werden durch die Energieeinsparung
                                                                    auf mittlere Sicht kompensiert.
               Der Bau der Siedlung begann im Frühjahr 2016 in
               Friedberg-Hügelshart. Neun Einfamilienhäuser         Übergeordnet ist das Projekt im Kontext der Ener­
               und vier Doppelhaushälften werden jeweils mehr       giewende und der Erreichung der Klimaschutzzie­
               Energie erzeugen, als deren Bewohner im Jahres­      le bis 2020 zu sehen.
               durchschnitt für den Alltag verbrauchen werden.
               Neben einem hochwärmedämmenden Ziegel­
               mauerwerk sind hierfür vor allem die innovativen     Themen:
               Energiespeichersysteme und eine intelligente
                                                                    Bauen, CO2-Einsparung, Dämmen, Energieeffizienz,
                                                                    Energiemanagement, erneuerbare Energien

                                                                    Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                    asset Grundbesitz- und Vermögensverwaltung
                                                                    GmbH
                                                                    Bernhard Jakob
                                                                    SBQ Graf-Bothmer-Straße 8, 86157 Augsburg
                                                                    Telefon 0821 22790-0
                                                                    jakob@asset-gmbh.net
                                                                    www.asset-gmbh.net
Augsburger Zukunftspreis 2016   27

Teilnehmer

GemüseSelbstErnte Augsburg
Die GemüseSelbstErnte (GSE) ist eine neue und         Die Vorteile der GSE liegen im Wert des frisch
innovative Form der Direktvermarktung. Ihr liegt      geernteten Gemüses, der vielfach über dem
ein Konzept zugrunde, bei dem eine ökologisch         Parzellenpreis liegt. Ebenso ist die Herkunft der
bewirtschaftete Fläche in Längsreihen/-beeten mit     qualitativ hochwertigen Lebensmittel nachvoll­
verschiedenen Gemüsearten bestellt und an­            ziehbar, was Eltern auch ihren Kindern zeigen, um
schließend quer in Parzellen unterteilt wird. Diese   sie für selbst erzeugte Lebensmittel zu begeistern.
werden dann von „Hobbygärtnern“ gegen eine            Zudem bietet die gemeinsame Gartenarbeit an der
feste Nutzungsgebühr eigenverantwortlich und          frischen Luft, bei der sich viele Beetgemeinschaf­
nach EG-Ökoverordnung gepflegt, abgeerntet und        ten gefunden haben, einen hohen Erholungswert.
auch nachgesät/bepflanzt. Der Betrieb übernimmt       Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass
im Vorfeld die Grundbodenbearbeitung, stellt          GSE-Projekte stetig wachsen und einen hohen Zu­
Wasser, Gartengeräte, aber auch Informationen         lauf verzeichnen, was unter anderem dazu führt,
zur Verfügung und berät während der Saison.           dass diese Flächen einer weiteren Urbanisierung
                                                      entgehen und dauerhaft naturnahe Erholungsräu­
Durch die Teilnahme an der GSE sollen natürliche      me bieten.
Lebensgrundlagen bewahrt und soziales, ökolo­
gisches und nachhaltiges Wirtschaften gefördert
werden. Genauso sollen Umweltbildung und              Themen:
Klimaschutz unterstützt und der Austausch zwi­
schen den Kulturen ermöglicht werden.                 Ernährung, Garten, Bärenkeller, Landwirtschaft

Seit 2003 wird von der Firma Gemüseanbau David
und Peter von Dohlen Biogemüse angebaut. Seit         Projektträger und Ansprechpartner:
dem Start der GSE 2012 auf einem von der Stadt
gepachteten Grundstück entsteht im Bärenkeller        Gemüsebau Peter von Dohlen
auf 50 Parzellen (je 60 Quadratmeter) jedes Jahr      David von Dohlen
ein bunter Gemüsegarten, der von bis zu 200 Teil­     Zwerchgasse 8, 86150 Augsburg
nehmern aus allen sozialen Schichten begeistert       Telefon 0163 9208986
bewirtschaftet wird. Die Motivation hierfür reicht    selbsternte@biogemuese-augsburg.de
von „nur mal ausprobieren“ über Alltagsausgleich      www.biogemuese-augsburg.de
bis hin zu den Themen Selbstversorgung und
gesunde Ernährung.

Der Betrieb informiert auf einem jährlichen Info­
abend über spezielle Aspekte des Gemüseanbaus,
bietet wöchentlich vor Ort praktische Hilfestellung
und Beratung an und stellt allen Nutzern auf sei­
ner Internetseite Informationen, Anleitungen und
Tipps zur Verfügung.
28   Augsburger Zukunftspreis 2016

               Teilnehmer

               Globales Lernen
               Die Werkstatt Solidarische Welt e. V. wurde 1980     Im Jahr 2014 nahm die Werkstatt am Programm
               gemeinsam mit dem Weltladen Augsburg gegrün­         „Globales Lernen vor Ort“ des Eine Welt Netzwer­
               det. Zu den zwei Schwerpunkten Bildungsarbeit        kes Bayern e. V. teil. Seit 2015 läuft das Programm
               und Praxis des Fairen Handels bietet der Verein      „Globales Lernen für Jugendliche“, das aus den
               ein Nord-Süd-Informationsarchiv, eine pädagogi­      Mitteln der Evangelischen Landeskirche finan­
               sche Materialstelle, eine themenbezogene Leihbü­     ziert wird. Die Werkstatt hat dazu unter anderem
               cherei und auch regelmäßige Veranstaltungen an.      Themen wie Fairer Handel, Kakao und Kinderar­
               Die Werkstatt Solidarische Welt e. V. ist eine der   beit, Bad Smartphone, Globalisierung im Kleider­
               ersten Eine-Welt-Stationen in Bayern.                schrank, Augsburg Global und Entwicklungsarbeit
                                                                    im Sahel konkret ausgeschrieben, erarbeitet und
               Die Angebote zum Globalen Lernen für Schulen         qualifizierten Referenten zugeordnet. So ist ein
               und Jugendgruppen waren und sind fester Be­          inhaltlich und methodisch hochwertiges Angebot
               standteil des Angebotes. Sie sollen den Blick und    entstanden.
               das Verständnis für die globalisierte Welt schär­
               fen, zur Auseinandersetzung mit dieser ermutigen     Es werden immer wieder auch kreative Methoden
               und zum Einsatz für eine gerechtere, solidarische­   eingesetzt, wie zum Beispiel im Februar 2016 ein
               re und zukunftsfähigere Welt aufrufen. So werden     „Speeddating Globales Lernen“, bei dem Lehr­
               fortlaufend Schulen und Bildungseinrichtungen,       kräfte die Workshopangebote und Referenten
               zu denen gute Kontakte aufgebaut wurden, mit         in Austauschgruppen persönlich kennenlernen
               einem Nord-Süd-Infobrief über schulrelevante         konnten. Wo immer möglich, werden kompetente
               Themen informiert. Des Weiteren können Führun­       Referenten, Produzentenvertreter des Fairen Han­
               gen im Weltladen, der Koloniale Stadtrundgang        dels und Vertreter von NGOs aus dem globalen
               sowie einzelne Unterrichtseinheiten zu Themen        Süden zu entsprechend organisierten Schulveran­
               des Globalen Lernens gebucht werden.                 staltungen eingeladen, zum Beispiel eine Frauen­
                                                                    rechtlerin und ein ehemaliger Kindersoldat. Dazu
                                                                    wird Informationsmaterial zur Verfügung gestellt
                                                                    und die kompetente Weiterarbeit der jeweiligen
                                                                    Klasse am Thema unterstützt.

                                                                    Die Angebote sind gut nachgefragt und sollen
                                                                    noch weiter ausgebaut, langfristig finanziert und
                                                                    inhaltlich fortentwickelt werden.

                                                                    Themen:

                                                                    Bildung, Eine Welt, Fairer Handel, Jugend, Schule

                                                                    Projektträger und Ansprechpartner:

                                                                    Werkstatt Solidarische Welt e. V.
                                                                    Sylvia Hank
                                                                    Weiße Gasse 3, 86150 Augsburg
                                                                    Telefon 0821 37261
                                                                    wsw@werkstatt-solidarische-welt.de
                                                                    www.werkstatt-solidarische-welt.de
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